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WAn2P, Thema 8 - und Biotechnologie (KMUB)

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Prof. Dr. Harald Platen<br />

Praktikum Wasseranalytik 2<br />

<strong>Thema</strong> 8: Ionenselektive Elektroden<br />

1 Einleitung<br />

Seite 4 von 12<br />

1.1 Allgemeines zu Aufbau <strong>und</strong> Meßprinzip ionenselektiver Elektroden<br />

Gr<strong>und</strong>prinzip einer jeden ionenselektiven Elektrode ist die Potentiometrie. Zum Meßaufbau benötigt man<br />

zwei Elektroden, die ionenselektive Elektrode selbst <strong>und</strong> eine Referenzelektrode. Die beiden sind über ein<br />

Spannungsmeßgerät miteinander verb<strong>und</strong>en. Dabei bleibt das Potential der Referenzelektrode konstant<br />

während sich das Potential der ionenselektiven Elektrode mit der Aktivität der entsprechenden Ionen ändert.<br />

Daraus resultiert eine Spannungsänderung zwischen beiden Elektroden, die als Meßgröße zur Konzentrationsbestimmung<br />

herangezogen wird. Vom Meßaufbau her unterscheidet man Einstabmeßketten, bei denen<br />

Mess- <strong>und</strong> Referenzelektrode zu einer Baueinheit zusammengefaßt sind, <strong>und</strong> das Zweistabprinzip, bei dem<br />

beide Elektroden eigenständige Bauelemente sind. Die wohl bekannteste Ionenselektive Elektrode ist die<br />

pH-Elektrode.<br />

Als ionenselektive Bauelemente in entsprechenden Elektroden sind heutzutage Glasmembranen (z.B. bei<br />

der pH-Elektrode), Festkörpermembranen <strong>und</strong> PVC-Membranen mit einpolymerisiertem Ionenaustauscher<br />

gebräuchlich. Allgemeines zum Bau ionenselektiver Elektroden ist in [1, 2, 11] beschrieben. Nachfolgend<br />

sind Modelle dargestellt, die verständlich machen, wie es zu einem elektrischen Signal aufgr<strong>und</strong> einer Konzentrationsänderung<br />

in der Meßlösung kommt.<br />

1.2 Funktionsprinzip einer Festkörperelektrode (Beispiel Fluoridelektrode)<br />

Herzstück der Fluoridelektrode ist ein Lanthanfluorid-Einkristall. Lanthanfluorid ist ein schwerlöslicher Stoff<br />

mit einem Löslichkeitsprodukt von Lp ≈ 1 ⋅ 10 -29 mol 4 ⋅L -4 [6]. Dies bedeutet, dass die Substanz nicht absolut<br />

unlöslich in Wasser ist, sondern dass sich nach dem Eintauchen des Kristalls in Wasser oder eine wässrige<br />

Lösung ein Gleichgewicht einstellt, das von der bereits vorliegenden Aktivität eventuell vorhandener Fluoridionen<br />

abhängt. Dynamische Prozesse an der Einkristalloberfläche bewirken ein fortwährendes Ablösen <strong>und</strong><br />

Anlagern von Fluoridionen an die Kristalloberfläche: bei hohen Fluoridkonzentrationen in der Messlösung<br />

werden sich vermehrt Fluoridionen an entsprechende Bindeplätze des Lanthanfluoridkristalls anlagern, bei<br />

geringen Fluoridkonzentrationen hingegen werden sich Fluoridionen aus der Oberfläche des Lanthanfluoridkristalls<br />

herauslösen <strong>und</strong> in Lösung gehen. Entsprechend der geringen Löslichkeit des Lanthanfluorids handelt<br />

es sich hierbei natürlich nur um sehr geringe Mengen, die hier ausgetauscht werden (im nmol-Bereich<br />

oder noch geringer), was allerdings dennoch ausreicht, um ein messbares elektrochemisches Potential hervorzurufen.<br />

Dieses Potential kann mit empfindlichen, hochohmigen Spannungsmessgeräten bestimmt werden.<br />

Die Signalweiterleitung durch die angehefteten oder abgelösten Fluoridionen geschieht nun nicht dadurch,<br />

das einzelne Fluoridionen durch den LaF3-Kristall in Mikrosek<strong>und</strong>enschnelle hindurch diff<strong>und</strong>ieren. Die Diffusionsgeschwindigkeit<br />

durch einen Feststoff mit einem Diffusionskoeffzienten D in der Größenordnung von<br />

10 -14 cm 2 s -1 (vgl. [5], S. 341) <strong>und</strong> bei einer Dicke der LaF3-Kristallmembran von 0,01 cm errechnet sich entsprechend<br />

Gleichung 1 (abgeleitet aus Glchg. 27.3-6 auf S. 695 in [4]) zu etwa 160 Tagen!<br />

2<br />

x<br />

t = =<br />

2⋅D<br />

2⋅1⋅10<br />

( 0,01cm)<br />

−14<br />

cm<br />

= 5⋅10<br />

s ≈ 160 d<br />

Die Signalweiterleitung kann man sich eher vorstellen wie eine Kombination des Wanderns von Fluoridionen<br />

von Leerstelle zu Leerstelle im Gitter [14], hervorgerufen durch eine Impulsweiterleitung analog dem Billardspiel,<br />

bei dem die weiße Kugel auf einen Haufen Kugeln trifft <strong>und</strong> dabei die Kugeln am anderen Ende des<br />

Haufens weggeschossen werden (elastischer Stoß); die Kugeln dazwischen erfahren nur eine vergleichsweise<br />

geringe Ortsveränderung. Gleiches gilt für das Newton-Pendel (Abb. 1). Ähnlich kann man sich die<br />

Vorgänge am LaF3-Einkristall vorstellen: Heften sich auf einer Seite des Kristalls aufgr<strong>und</strong> es Konzentrationsüberschusses<br />

viele F - -Ionen an, kommt es durch Impulsübertragung zu einer schnellen Weiterleitung des<br />

Signals auf die andere Seite des dünnen Einkristalls, wobei die Wanderung individueller Fluoridionen ein<br />

vergleichsweise langsamer Prozess ist. Die im Kristallgitter vorhandenen Leerstellen, durch die die Fluoridionen<br />

von Leerstelle zu Leerstelle wandern, nennt man Schottky-Fehlstellen (weitere Details siehe [12]). Je<br />

mehr solcher Fehlstellen bei der Herstellung des LaF3-Einkristalls erzeugt werden, umso höher ist die Leitfähigkeit<br />

des Kristalls. Bei 20°C liegt sie im Bereich von 2⋅10 -6 S⋅cm -1 [14] <strong>und</strong> ist damit für Feststoffe sehr<br />

hoch. Verdünnte wässrige Lösungen wie z.B. Leitungswasser weisen spezifische elektrische Leitfähigkeiten<br />

C:\Users\HPlaten\01_Arbeitsbereich_HP\2000_Lehrveranstaltungen_aktuell\2040_WAnP2\2007-WS\HP2040-WAnP2-08-01-ISE-Aufl-06.doc<br />

© byProf. Dr. Harald Platen – FH Gießen-Friedberg – D-35390 Gießen Version/Ausdruck vom 06.11.07 22:19<br />

2<br />

2<br />

s<br />

−1<br />

9<br />

Glchg. 1

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