Bericht (pdf) - Fachbereich Kindertagesstätten - Zentrum Bildung
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„Der Personalmangel im <strong>Kindertagesstätten</strong>bereich ist jetzt schon hoch und es<br />
wird noch schlimmer“<br />
Mit der „Weisheit der Vielen“, das Personalmanagement der evangelischen <strong>Kindertagesstätten</strong><br />
optimieren. Unter diesem Motto stand ein Fachkongress zu dem das <strong>Zentrum</strong> <strong>Bildung</strong><br />
der EKHN Ende August eingeladen hatte. 150 Teilnehmende, Mitarbeitende und Träger-<br />
Vertreter von <strong>Kindertagesstätten</strong>, haben sich auf einen offenen Prozess eingelassen, der von<br />
Professor Dr. Olaf-Axel Burow moderiert wurde.<br />
Ausgangspunkt war die schwierige Personalsituation in den evangelischen <strong>Kindertagesstätten</strong>.<br />
Sabine Herrenbrück, Leiterin des <strong>Fachbereich</strong>s Kindertagestätten, fand deutliche<br />
Worte für das Problem: „Der Personalmangel im <strong>Kindertagesstätten</strong>bereich ist jetzt<br />
schon hoch und es wird noch schlimmer“, sagte sie in ihrem Eröffnungsvortrag. In Zeiten des<br />
Fachkräftemangels qualifizierte Mitarbeitende zu finden und zu halten, sei eine der großen<br />
Herausforderungen für die nächsten Jahre.<br />
Der Grund: Ein Viertel der 5.138 pädagogischen Fachkräfte in den <strong>Kindertagesstätten</strong> der<br />
EKHN sei über 50 Jahre alt. Mit einer Verrentungswelle wird in spätestens neun Jahren gerechnet<br />
dann müsse die EKHN 1.284 Stellen neu besetzen. Aber bereits jetzt seien viele<br />
Stellen unbesetzt. Es gebe einen akuten Mehrbedarf aufgrund des Krippenausbaus und der<br />
Ausweitung von Ganztagsplätzen. Auch die Elternzeitvertretungen seien ein Thema, bei einem<br />
Frauenanteil in Höhe von 97 %.<br />
„Wie gut sind wir als Arbeitgeber und wie attraktiv sind unsere Arbeitsplätze?<br />
„Der Personalmangel ist nicht überall in der EKHN gleich, es gibt große regionale Unterschiede“,<br />
erläuterte Sabine Herrenbrück „Es gibt ländliche Regionen, in denen sich immer<br />
noch über 30 Fachkräfte auf eine offene Stelle bewerben. Im Rhein-Main-Gebiet können wir<br />
dagegen viele Stellen nicht besetzen, weil keine geeigneten Fachkräfte gefunden werden.“ In<br />
den Städten, wie Frankfurt, Wiesbaden, Mainz und Darmstadt gebe es einen größeren Wettbewerb<br />
unter den Kita-Trägern und ein zu geringes Fachkräfteangebot für die Anzahl der<br />
offenen Stellen.<br />
Kirchliche Träger müssten sich überlegen, wie sie an qualifizierte Mitarbeitende kommen und<br />
wie sie ihr Personal halten können. „Wie gut sind wir als Arbeitgeber und wie attraktiv sind<br />
unsere Arbeitsplätze?“ Diese Frage dränge sich angesichts der angespannten Personalsituation<br />
auf, so Herrenbrück. Ehrenamtliche Kirchenvorstände hätten professionelle <strong>Bildung</strong>seinrichtungen<br />
zu verantworten. Es könne nicht sein, dass der <strong>Kindertagesstätten</strong>-<br />
Leitung die gesamte Personalverantwortung übertragen werde. „Wenn der Kirchenvorstand<br />
seine Rolle als Arbeitgeber nicht wahrnimmt bleiben Personalkonflikte unbearbeitet oder eskalieren,<br />
was das Personal belastet und die Arbeit beeinträchtigt.“ Kita-Teams könnten sich<br />
alleine nicht aus schwierigen Personalsituationen herausmanövrieren. Rollenklarheit, Positionierung<br />
und Leitungshandeln sei auf Seiten des Trägers unbedingt gefragt.<br />
Aber auch die Mitarbeitenden seien in der Verantwortung. Wer immer nur klage, über seine<br />
Arbeit, über die hohen Belastungen und die schlechten Rahmenbedingungen, beschädige<br />
sich selbst und das Image des Berufs. „Wer begibt sich schon freiwillig in ein Arbeitsfeld, das<br />
so schlecht geredet wird?“<br />
Umgekehrt weiß die <strong>Fachbereich</strong>sleiterin von Fällen zu berichten, wo Einrichtungen ihre<br />
Stellen besetzen konnten, weil sie in Fachkreisen und bei den Eltern einen guten Ruf hätten.<br />
„Engagement in Sachen Qualitätsentwicklung (QE) und ein professionelles Selbstbewusstsein<br />
zahlt sich eben aus“, sagte Herrenbrück.
Open-Space<br />
Um das Wissen der Vielen zu vernetzen wurde mit der „Open Space Methode“ ein offenes<br />
und prozessorientiertes Verfahren für den Fachkongress gewählt. Professor Dr. Olaf-Axel<br />
Burow und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Christoph Pluempe von der Universität Kassel<br />
moderierten das „kreative Feld“. Nach Harrison Owen, dem Erfinder des „Open Space“, gehe<br />
es darum, Raum zu schaffen, damit die Gruppe ihr Potential entfalten könne. Die Methode<br />
setze auf die Fähigkeit zur Selbstorganisation und vertraue auf die Kräfte und Ressourcen<br />
der Vielen, erklärte Burow.<br />
Themen und Ergebnisse<br />
Nachdem die Stärken und Schwächen sowie die Chancen und Risiken analysiert waren<br />
wurde der Marktplatz der Themen eröffnet. „Eine gute Verbindung zwischen Kindertagesstätte<br />
und Gemeinde und eine bessere Kommunikation zwischen Kita, Träger und Kommune<br />
kristallisierten sich als Schlüsselthemen zur Optimierung der Personalsituation heraus“, fasst<br />
Inge Wetter, Fachberaterin für <strong>Kindertagesstätten</strong>, die Diskussionsergebnisse zusammen.<br />
„Und immer auf der Basis der gegenseitigen Wertschätzung des jeweiligen Gegenübers.“<br />
Vor Ort gebraucht würden Einarbeitungskonzepte für neue Mitarbeitende, klare Entscheidungswege<br />
und Leitungsverantwortung. Auf Landeskirchenebene müsste über neue Trägerstrukturen<br />
und über Angebote zur Stärkung der Kompetenzen auf Seiten der ehrenamtlichen<br />
Kita-Träger nachgedacht werden. Aber auch die Öffnung von <strong>Kindertagesstätten</strong> für andere<br />
Berufsgruppen und die Frage, wie man mit über 50 noch mit Freude und Kraft arbeiten kann,<br />
stehe auf der Themenliste des <strong>Fachbereich</strong>s. Außerdem brauche es andere Anstellungsformen,<br />
um einen flexiblen Einsatz von Integrationskräften in den Kitas zu gewährleisten. „Wir<br />
denken da an feste Stellen auf Dekanatsebene“, so Wetter.<br />
Der Fachkongress fand am Samstag, den 27. August in der Evangelischen Hochschule<br />
Darmstadt statt. Er wurde mit der Verleihung des evangelischen Gütesiegels durch Kirchenpräsident<br />
Dr. Volker Jung eröffnet. „Der Schlüssel für die Qualität in evangelischen <strong>Kindertagesstätten</strong><br />
ist die Professionalität des Personals“, sagte Jung in seiner Begrüßung. Die Qualität<br />
einer evangelischen Kindertagesstätte werde wesentlich durch das christliche Miteinander,<br />
wechselseitige Anerkennung der Mitarbeitenden und die konstruktive Zusammenarbeit<br />
bestimmt.<br />
Elke Heldmann-Kiesel