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Modul "Zusammenarbeit mit Eltern in der Kindertagespflege"

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In <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> spielen sie jedoch e<strong>in</strong>e eher kle<strong>in</strong>ere Rolle, da die Väter <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel die außerfamiliale Betreuung immer noch als e<strong>in</strong>en von Frauen geprägten und bestimmten<br />

Lebensbereich sehen. <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> heißt deshalb nicht selten <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong><br />

Müttern. Väter s<strong>in</strong>d meist die „Randfiguren“, die beim Br<strong>in</strong>gen und Abholen e<strong>in</strong>e Über<strong>mit</strong>tlerfunktion<br />

von Nachrichten übernehmen. Dies ist angesichts des Interesses vieler Väter am Wohlergehen ihrer<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e verpasste Chance für die <strong>Zusammenarbeit</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus wird so den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

vorgelebt, dass es nur die Mütter und Tagesmütter s<strong>in</strong>d, die den Betreuungsbereich besetzen.<br />

Die außerfamiliale K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung „väterfreundlich“ zu gestalten ist beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

ke<strong>in</strong> leichtes Unterfangen, da die private Atmosphäre <strong>der</strong> Tagespflegestelle e<strong>in</strong> zusätzliches<br />

Hemmnis darstellen kann. Den Vater mal spontan beim Abholen des K<strong>in</strong>des auf e<strong>in</strong>en Kaffee<br />

e<strong>in</strong>zuladen, um über den Tag und die beson<strong>der</strong>en Vorkommnisse <strong>mit</strong> dem K<strong>in</strong>d zu berichten, ist<br />

längst nicht so selbstverständlich wie e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung an die Mutter. Für Väter <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

kann aufgrund ihrer kulturell geprägten Geschlechterkonzepte solch e<strong>in</strong> Angebot sogar sehr<br />

befremdlich und grenzüberschreitend wirken.<br />

Dennoch gibt es e<strong>in</strong>e Reihe von Möglichkeiten für die Tagespflegeperson, die Väter <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>zubeziehen<br />

und ihre gleichberechtigte Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung zu för<strong>der</strong>n (im Folgenden vgl. Textor<br />

2005, S. 94ff).<br />

● Vom ersten Kontakt an und im Informations- und Aufnahmegespräch ver<strong>mit</strong>telt die Tagespflegeperson<br />

die Botschaft, dass Väter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle willkommen s<strong>in</strong>d und von<br />

ihnen Präsenz gewünscht und erwartet wird.<br />

● Zu den Gesprächen vor und während des Tagespflegeverhältnisses werden beide <strong>Eltern</strong>teile<br />

e<strong>in</strong>geladen. Für die Tagespflegeperson heißt das, e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> anzubieten, an dem<br />

beide kommen können.<br />

● Die Sicht des Vaters auf se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung zu den k<strong>in</strong>dlichen Verhaltensweisen<br />

usw. helfen so auch <strong>der</strong> Tagespflegeperson, das K<strong>in</strong>d besser zu verstehen. Der Vater<br />

kann <strong>in</strong> den Gesprächen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Tagespflegeperson sensibler für se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d werden, wenn<br />

er mehr über se<strong>in</strong>e Stärken, Eigenschaften, Bedürfnisse und Entwicklungsschritte erfährt.<br />

● Bei <strong>der</strong> Anmeldung sollten immer auch die Namen, Anschriften und Telefonnummern geschiedener,<br />

getrenntleben<strong>der</strong> Väter sowie die <strong>der</strong> Stiefväter erfasst werden, wenn sie die<br />

(soziale) Vaterrolle ausüben. Dann können sie auch <strong>mit</strong> zu Gesprächen e<strong>in</strong>geladen und <strong>in</strong>formiert<br />

werden. Beson<strong>der</strong>e Sorgerechtsproblematiken gilt es <strong>in</strong>dividuell zu berücksichtigen,<br />

ggfs. ist dabei die Fachberatung e<strong>in</strong>zuschalten.<br />

● Das <strong>Eltern</strong>handbuch o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e schriftliche Informationen und Schriftstücke richten sich<br />

an beide <strong>Eltern</strong>teile gleichermaßen: also nicht „Liebe <strong>Eltern</strong>“, son<strong>der</strong>n „Liebe Mütter, liebe<br />

Väter“.<br />

● Wenn e<strong>in</strong> Vater se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d br<strong>in</strong>gt o<strong>der</strong> abholt sollte die Gelegenheit genutzt werden, um aktiv<br />

auf ihn zuzugehen und über se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zu sprechen. So können auch evtl. vorhandene<br />

Ängste bei den Vätern, nicht kompetent zu se<strong>in</strong>, abgebaut werden.<br />

● Schön ist es, wenn es geme<strong>in</strong>same Aktivitäten <strong>mit</strong> den Müttern und den Vätern gibt. Dafür<br />

bietet sich e<strong>in</strong> Fest o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Ausflug an. Die Aktivitäten werden so geplant, dass alle daran<br />

teilnehmen können. Der Vorteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege ist, dass man es nicht <strong>mit</strong> so vielen<br />

Müttern und Väter zu tun hat und deshalb leichter e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> für alle zu f<strong>in</strong>den ist.<br />

Wenn sich daraus ergibt, dass sich die Väter auch e<strong>in</strong>mal untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verabreden – ob<br />

<strong>mit</strong> o<strong>der</strong> ohne K<strong>in</strong><strong>der</strong> – ist dies umso besser.<br />

Da e<strong>in</strong>e Tagespflegeperson selbst <strong>mit</strong> engagierten und offenen Vätern meistens nicht länger als<br />

zwei Jahre <strong>in</strong> Kontakt ist, weil dann das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten wechselt, muss <strong>in</strong> diesem kurzen,<br />

für die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung jedoch so wichtigen Zeitraum <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong><br />

den Vätern aktiv und kont<strong>in</strong>uierlich gestaltet werden.<br />

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