18.07.2013 Aufrufe

Modul "Zusammenarbeit mit Eltern in der Kindertagespflege"

Modul "Zusammenarbeit mit Eltern in der Kindertagespflege"

Modul "Zusammenarbeit mit Eltern in der Kindertagespflege"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Input: <strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d unterschiedlich<br />

A) <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Deutschland ist e<strong>in</strong> kulturell und sozial buntes Land. Das verwun<strong>der</strong>t nicht, bedenkt man, dass bereits,<br />

so die Angaben des Statistischen Bundesamtes, knapp e<strong>in</strong> Fünftel <strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland lebenden<br />

Menschen e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben. Bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter sechs Jahren hat bereits<br />

mehr als jedes dritte K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Dabei gibt es sehr große Unterschiede zwischen<br />

Großstädten und eher ländlichen Gebieten. In westdeutschen Großstädten haben schon<br />

mehr als die Hälfte <strong>der</strong> unter Sechsjährigen e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, auf dem Land s<strong>in</strong>d es<br />

entsprechend weniger (vgl. Peucker u.a. 2010, S. 207).<br />

Die Menschen <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

s<strong>in</strong>d dabei ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche zusammengehörende<br />

und unterschiedslose<br />

Gruppe, son<strong>der</strong>n zeichnen sich<br />

durch e<strong>in</strong>e große Heterogenität aus. Es<br />

kann die Schweizer<strong>in</strong> se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong><br />

Deutschland lebt, die Marokkaner<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> dritten Generation, es kann die<br />

Türk<strong>in</strong> se<strong>in</strong>, die erst vor kurzem nach<br />

Deutschland gezogen ist, es können<br />

traumatisierte Flüchtl<strong>in</strong>ge, deutsche<br />

Aussiedler o<strong>der</strong> die akademische Familie<br />

aus Afghanistan se<strong>in</strong>. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

aus diesen Familien besuchen Krippen,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Tagespflegestellen.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> unter dreijährigen K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die von e<strong>in</strong>er<br />

Tagespflegeperson betreut werden, ist<br />

zurzeit jedoch nicht sehr hoch. Von den<br />

<strong>in</strong>sgesamt 71.821 9 unter Dreijährigen <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege s<strong>in</strong>d es 8.546 K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

die m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>teil ausländischer<br />

Herkunft haben; das entspricht<br />

ca. 12 Prozent. So überschaubar<br />

<strong>der</strong> Anteil von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespfle-<br />

Interkulturelle Kompetenz umschreibt e<strong>in</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />

zum sensiblen und gleichberechtigten Umgang<br />

<strong>mit</strong> Menschen an<strong>der</strong>er Kulturen. Dazu gehören<br />

zum e<strong>in</strong>en kognitive Kompetenzen wie Wissen um eigenkulturelle<br />

Prägung, Kenntnisse sozialer Aspekte<br />

von Migration und kulturspezifische H<strong>in</strong>tergründe.<br />

Interkulturelle Kompetenz umfasst zum an<strong>der</strong>en<br />

Handlungskompetenzen wie Kommunikation, Dialog<br />

und Interaktion sowie personale Kompetenzen wie Offenheit,<br />

Empathie, Vorurteilsfreiheit und Echtheit. Frühere<br />

Erfahrungen werden frei von Vorurteilen <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>bezogen<br />

und erweitert, die Bereitschaft zum Dazulernen<br />

ist ausgeprägt.<br />

Die Fähigkeit zum beidseitig zufriedenstellenden<br />

Umgang <strong>mit</strong> Menschen aus an<strong>der</strong>en Kulturen kann<br />

schon <strong>in</strong> jungen Jahren vorhanden se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> auch<br />

entwickelt und geför<strong>der</strong>t werden. Dies wird als <strong>in</strong>terkulturelles<br />

Lernen bezeichnet. Die Basis für erfolgreiche<br />

<strong>in</strong>terkulturelle Kommunikation ist emotionale<br />

Kompetenz und <strong>in</strong>terkulturelle Sensibilität.<br />

(vgl. Deutscher Vere<strong>in</strong> 2007, S. 497)<br />

ge <strong>der</strong>zeit auch se<strong>in</strong> mag, so ist doch zu vermuten, dass auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege <strong>der</strong> Anteil<br />

weiter steigen wird. Die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> Familien aus an<strong>der</strong>en Herkunftslän<strong>der</strong>n sowie <strong>der</strong><br />

Umgang <strong>mit</strong> verschiedenen Formen von Diversität ist deshalb e<strong>in</strong>e fachliche Anfor<strong>der</strong>ung, <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

sich grundsätzlich alle Tagespflegepersonen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen sollten, um im Kontext <strong>der</strong> Bildung<br />

und Erziehung die optimale För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Potentiale aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu erreichen.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund geht es dabei um <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Kompetenzen, die über die gegenwärtige Tätigkeit h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>en grundlegenden Aspekt <strong>der</strong> professionellen<br />

Haltung <strong>der</strong> Tagespflegeperson bilden. Die Vielfalt <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> ist so<strong>mit</strong> auch e<strong>in</strong> Ausgangspunkt<br />

für eigene Lern- und Bildungsprozesse <strong>der</strong> Tagespflegeperson.<br />

Es ist die Aufgabe <strong>der</strong> Tagespflegeperson, alle <strong>Eltern</strong> als Erziehungspartner <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>zubeziehen und<br />

nicht darauf zu warten, dass die <strong>Eltern</strong> auf sie zukommen und Interesse an <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit<br />

äußern. Alle <strong>Eltern</strong> müssen beachtet werden; unabhängig von ihrer Herkunft, ihren Überzeugungen<br />

und E<strong>in</strong>stellungen. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Unterschiedlichkeit als gleichwertig wahrzunehmen und<br />

Hierarchien von „besser“ o<strong>der</strong> „schlechter“, „weniger“ o<strong>der</strong> „mehr“ wert werden <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Kulturen<br />

und <strong>der</strong> menschlichen Sichtweisen nicht gerecht.<br />

9 Alle Daten des Statistischen Bundesamtes, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfestatistik, Berechnungen <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong> Arbeitsstel-<br />

le K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfestatistik, 2010.<br />

30

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!