Eltern - Kita-Server Rheinland-Pfalz
Eltern - Kita-Server Rheinland-Pfalz
Eltern - Kita-Server Rheinland-Pfalz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Dr. Sabine Lang<br />
Marktforschung<br />
Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für<br />
Kindertagesstätten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Begleitstudie<br />
<strong>Eltern</strong>befragung<br />
Zusatzauswertung der <strong>Eltern</strong>-Kommentare<br />
08/2006<br />
durchgeführt von: im Auftrag vom:<br />
Dr. Sabine Lang Marktforschung Ministerium für Bildung, Frauen und<br />
Limburgstraße 14 • 67098 Bad Dürkheim Jugend des Landes<br />
Tel.: 06322/5059 • Fax: 06322/1645 <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Referat Kindertagesstätten<br />
Internet: www.lang-marktforschung.de Wallstr. 3<br />
e-Mail: sabine.lang@lang-marktforschung.de 55122 Mainz
Inhalt<br />
!. Zielsetzung 3<br />
1.1. Hintergrund 3<br />
1.2. Ziele 3<br />
1.3. Gesprächssituation 5<br />
2. Die BEE und ihre Umsetzung in den Kindertagesstätten 6<br />
3. Die "eigene" <strong>Kita</strong>: Wünsche, Lob und Kritik 7<br />
3.1. Organisation 8<br />
3.2. Gruppen 11<br />
3.3. Personal 13<br />
3.4. Zusammenarbeit 15<br />
4. Erziehungsziele, Hoffnungen, Wünsche und Befürchtungen 17<br />
4.1. Lernen 18<br />
4.2. Persönlichkeitsentwicklung 21<br />
4.3. Natur 23<br />
4.4. Traditionelle Werte 25<br />
4.5. Ausgleich von Defiziten und Integration 27<br />
4.6. Musisches 28<br />
5. Einzelnennungen/Sonstiges 30<br />
6. Unterschiede zwischen <strong>Eltern</strong>gruppen 34<br />
6.1. Anzahl der Kommentare 34<br />
6.2. Inhalt der Kommentare 35<br />
7. Fazit 37<br />
Literatur 39<br />
Anhang 40<br />
2<br />
Seite
1. Zielsetzung<br />
1.1. Hintergrund<br />
3<br />
Die Mitwirkung der <strong>Eltern</strong> an der Erarbeitung der BEE stellt nicht automatisch sicher, dass<br />
auch alle <strong>Eltern</strong>interessen und –wünsche in diese eingehen und Berücksichtigung finden.<br />
Die Akzeptanz durch die <strong>Eltern</strong> ist vermutlich eine Funktion des Ausmaßes in dem diese sich<br />
mit den BEE identifizieren und ihre eigenen Erziehungsvorstellungen in diesen wiederfinden<br />
können.<br />
An mehreren Stellen der <strong>Eltern</strong>befragung wurde sichtbar, dass verschiedene Gruppierungen<br />
der <strong>Eltern</strong> sich teilweise deutlich voneinander unterscheiden, was die empfundene Wichtigkeit<br />
der verschiedenen Inhalte der BEE betrifft.<br />
Diesen Unterschiedenen, denen ein teilweise grundlegend unterschiedliches Wertesystem,<br />
andere Erziehungsstile und –ziele und differierende Hoffnungen und Erwartungen in Bezug<br />
auf die Entwicklung des Nachwuchses zugrunde liegen, werden die Randverteilungen der<br />
Ergebnisse der überwiegend geschlossenen Fragen zu der BEE-Thematik nur teilweise gerecht.<br />
Als hilf- und aufschlussreicher dürften sich da schon eher die Antworten auf eine offen gestellte<br />
Zusatzfrage zu der Frage nach den Wichtigkeiten erweisen („Gibt es sonst noch etwas,<br />
das für Sie in diesem Zusammenhang sehr wichtig ist?“). Diese Frage wurde allerdings<br />
relativ häufig spontan mit „nein“ beantwortet. Dafür erhielten wir jedoch an anderen Stellen<br />
im Interview zusätzliche Informationen und Hinweise von den befragten Müttern und Vätern,<br />
die ein sehr aufschlussreiches und interessantes Bild von dem Alltag der <strong>Eltern</strong> mit ihren<br />
Kindern, ihre Hoffnungen, Wünsche, Erwartungen etc. zeichnen könnten.<br />
1.2. Ziele<br />
Dieses recht umfangreiche und eher unsystematische Material soll nun im Folgenden ausgewertet,<br />
analysiert und in einen Zusammenhang mit den anderen Ergebnissen der <strong>Eltern</strong>befragung<br />
gebracht werden, um so die Ergebnisse besser verstehen und interpretieren zu<br />
können. Auf diese Weise lässt sich ein noch detaillierteres und facettenreicheres Bild des<br />
Alltags von Kindern, Müttern und Vätern zeichnen, welches helfen könnte, die Erwartungen,
4<br />
Ansprüche und Bewertungen der <strong>Eltern</strong> in Bezug auf ihre Kindertagesstätte besser zu verstehen,<br />
was auch hilfreich bei einer Weiterentwicklung der BEE und einer fortschreitenden<br />
Implementierung dieser Empfehlungen in den Alltag der Kindertagesstätten sein dürfte.<br />
Insbesondere soll versucht werden, mit Hilfe der offenen Antworten der <strong>Eltern</strong> drei wichtige<br />
Fragen zu beantworten:<br />
Sind die BEE thematisch deckungsgleich mit den Erziehungszielen der <strong>Eltern</strong>, oder<br />
haben diese andere oder ergänzende Erziehungsvorstellungen?<br />
Inwieweit entspricht die "Philosophie" der <strong>Kita</strong> auch den Erwartungen und Einstellungen<br />
der <strong>Eltern</strong>?<br />
Welche Themenkreise sind für die <strong>Eltern</strong> so wichtig und zentral, dass sie diese noch<br />
einmal extra thematisieren?<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Themen der BEE und Themen der <strong>Eltern</strong><br />
Dabei soll auch aufgezeigt werden, ob und inwieweit sich bestimmte soziodemografische<br />
Gruppierungen diesbezüglich voneinander unterscheiden.
5<br />
Darüber hinaus sollen einzelne, komplexe Kommentare von <strong>Eltern</strong>seite wiedergegeben werden,<br />
die sich zwar in ihrer Detailliertheit nicht verallgemeinern lassen, jedoch wichtige und<br />
interessante Einblicke in den Erziehungsalltag und dessen Bewältigung gewähren.<br />
1.3. Die Gesprächssituation<br />
Dem eigentlichen Interview folgten nicht selten kürzere, und gelegentlich auch längere Gespräche<br />
mit den befragten Müttern und Vätern. Die Initiative zu diesen Gesprächen ging von<br />
den Befragten aus. Diese ergriffen dabei die Gelegenheit, etwas über den Alltag in "ihrer"<br />
Kindertagesstätte zu erzählen oder ihre Meinungen und Einstellungen zu den BEE noch<br />
einmal zu präzisieren. Die Interviewer, die die Gespräche mit den <strong>Eltern</strong> durchführten, waren<br />
angehalten, solche Kommentare auf einem gesonderten Blatt mit aufzunehmen.<br />
Von insgesamt 241 Müttern und Vätern erhielten wir solche zusätzlichen Kommentare. Nicht<br />
alle waren dabei besonders lang und ausführlich, manchmal handelte es sich lediglich um<br />
eine kurze Anmerkung wie z.B. "die Öffnungszeiten sind ungünstig" oder "Wir sind mit der<br />
<strong>Kita</strong> sehr zufrieden". In einigen Fällen wurden auch Bemerkungen zu mehreren verschiedenen<br />
Themen gemacht.<br />
Diese Kommentare lassen sich grob in drei Kategorien fassen: Es gab zum einen Anmerkungen<br />
zu den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen und deren Umsetzung in der <strong>Kita</strong>.<br />
Des Weiteren kommentierten manche Mütter und Väter die Situation in "ihrer" Kindertagesstätte<br />
und erzählten, was ihnen dort gut gefällt, was geändert werden sollte und welche Anforderungen<br />
sie selbst an die <strong>Kita</strong> haben. Schließlich gab es eine Vielzahl von ergänzenden<br />
Bemerkungen zu der aktuellen Erziehungssituation, in der die <strong>Eltern</strong> sich gerade befinden.<br />
Sie erzählten uns, was sie momentan bewegt, was ihnen Sorgen oder Probleme bereitet und<br />
was sie positiv an der Lebenssituation mit Kindern empfinden. Sie nannten uns ihre Erziehungsziele<br />
und legten uns ihre Hoffnungen und Wünsche bezüglich der Entwicklung ihrer<br />
Kinder dar. Solche Kommentare stellten die Mehrheit der Gesprächsergänzungen dar.
2. Die BEE und ihre Umsetzung in den Kindertagesstätten<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Ergänzende Kommentare zu den Interviews<br />
Kommentare zu den BEE<br />
und ihrer Umsetzung<br />
in der <strong>Kita</strong><br />
6<br />
Situation in der <strong>Kita</strong><br />
Interviews zu den BEE<br />
aktuelle Erziehungssituation<br />
der <strong>Eltern</strong>:<br />
Erziehungsziele,<br />
Hoffnungen,<br />
Befürchtungen,<br />
Wünsche<br />
rekt auf die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen bezogen war der kleinste Teil der zusätzlichen<br />
Anmerkungen der befragten Mütter und Väter. Insgesamt zehn Kommentare gab<br />
es zu diesem Themenkomplex.<br />
Die Mütter und Väter erwähnten in diesen Kommentaren zumeist, dass die Inhalte der BEE<br />
in "ihren" Kindertagesstätten bereits seit längerem praktiziert werden. Gleichzeit mit diesen<br />
Kommentaren wird den <strong>Kita</strong>s dabei auch fast immer ein Lob ausgesprochen. Diese <strong>Eltern</strong><br />
haben die BEE nicht als etwas grundsätzlich Neues und Anderes erfahren, für sie sind diese<br />
Empfehlungen lediglich eine Manifestation dessen, was in der <strong>Kita</strong> schon immer umgesetzt<br />
wurde.<br />
"Alles, was in den BEE gefordert wird war hier in diesem Kindergarten sowieso schon umgesetzt."<br />
"In unserem Kindergarten wurden diese Werte schon immer vermittelt."<br />
Aber es gibt z.B. auch den Wunsch nach konkreter Umsetzung der BEE:<br />
"Ich würde mir eine Beurteilung meines Kindes wünschen, so wie es auch in den BEE vorgesehen ist."<br />
Di
7<br />
Zwei Mal wird in den Gesprächen von den <strong>Eltern</strong> darauf hingewiesen, dass die Umsetzung<br />
der BEE in der <strong>Kita</strong> zwar versucht wird, dass dies jedoch recht schwierig sei, aufgrund der<br />
personellen Situation.<br />
"Man würde genügend Personal, genügend Geld benötigen, um dies alles leisten zu können, es ist<br />
den Erzieherinnen zeittechnisch nicht möglich, die BEE umzusetzen."<br />
Aus allen Kommentaren, sowohl den zustimmenden als auch denen, die die Umsetzung<br />
durch fehlende Ressourcen gefährdet sehen, spricht einmal eine intensive Auseinandersetzung<br />
mit den Empfehlungen, zum anderen eine hohe Solidarität und Identifikation mit der<br />
jeweiligen <strong>Kita</strong>, deren Situation im Alltag erkannt und deren Schwierigkeiten - personell wie<br />
finanziell - gesehen und respektiert werden.<br />
Natürlich ist bei der Evaluierung dieser Kommentare zu berücksichtigen, dass sie nur von<br />
einem sehr geringen Teil der befragten <strong>Eltern</strong> kommen. Andererseits sind sie durchaus bemerkenswert<br />
wenn man berücksichtigt dass es sich schließlich nicht um Antworten auf Interview-Fragen<br />
sondern um spontane Kommentare handelt, die von <strong>Eltern</strong>seite erfolgten weil<br />
es diesen ein Bedürfnis war, uns diese Eindrücke mitzuteilen. Es ist anzunehmen, dass sich<br />
- bei einer diesbezüglichen Frage - noch wesentlich mehr <strong>Eltern</strong> entsprechend positiv über<br />
"ihre" <strong>Kita</strong> geäußert hätten.<br />
3. Die "eigene" <strong>Kita</strong>: Wünsche, Lob und Kritik<br />
Nicht nur im Hinblick auf die Umsetzung der BEE erfolgt durch die <strong>Eltern</strong> immer wieder eine<br />
Beurteilung der besuchten Kindertagesstätte. Die Kommentare die sich direkt auf die Situation<br />
und den Alltag in der <strong>Kita</strong> bezogen, betrafen gleich mehrere Themenkreise. Sie sind zahlreicher<br />
(insgesamt 87 Kommentare) als die Bemerkungen zu den BEE.<br />
Ein solcher Themenkreis ist die Organisation in der <strong>Kita</strong>, also die Hol- und Bringzeiten, Aufnahme<br />
und Eingewöhnung, gemeinsame Mahlzeiten oder die Art der Betreuung und Beaufsichtigung<br />
der Kinder. Ein weiteres wichtiges Thema sind die Gruppen in der <strong>Kita</strong>, ihre Einteilung,<br />
ihre Größe, das Thema "offene Gruppen". Eine andere Kategorie von Bemerkungen<br />
kreist um die Personalsituation, um Kompetenz, Verfügbarkeit etc.. Des weiteren beziehen<br />
sich Kommentare auf die Themen "Kontakte" und "Kommunikation" auf den verschiedenen<br />
Ebenen der Zusammenarbeit von <strong>Eltern</strong>, <strong>Kita</strong> und Schule.
8<br />
Im Folgenden wird auf alle vier Themenkomplexe näher eingegangen und die Ansichten,<br />
Meinungen, Wünsche und Erwartungen der <strong>Eltern</strong> werden detailliert dargestellt.<br />
3.1. Organisation<br />
Anmerkungen zu organisatorischen Fragen kamen in den Gesprächen mit den <strong>Eltern</strong> besonders<br />
häufig vor. Insbesondere gibt es teilweise Kritik an den Öffnungszeiten, welche als nicht<br />
ausreichend erlebt werden.<br />
"Öffnungszeiten sollten diskutiert werden."<br />
"Flexiblere Handhabung der Betreuung über Mittag."<br />
"Dass die Öffnungszeiten besser sind."<br />
"Weniger Ferien - Was sollen die berufstätigen oder alleinerziehenden Mütter und Väter dann machen?"<br />
"Besondere Betreuung der Schulkinder wäre sehr wichtig."<br />
"Die Arbeitszeiten am Nachmittag reichen nicht aus. Wie soll man es als Berufstätige schaffen wenn<br />
man halbtags arbeitet und auch noch die Fahrzeit dazu kommt, dann die Kinder rechtzeitig abzuholen.<br />
Es ist immer ein Wettlauf mit der Zeit und es darf keinen Stau oder Verzögerung geben. Manchmal<br />
muss man auch eine Arbeit abschließen und das dauert dann fünf Minuten länger. Dann ist man<br />
schon im Stress."<br />
"Bessere Betreuungszeiten."<br />
"Noch bessere Angebote für berufstätige <strong>Eltern</strong>."<br />
"Mittagsbetreuung wäre notwendig."<br />
"Es sollte auch Nachmittagsbetreuung geben."<br />
"Mehr Hausaufgabenbetreuung anbieten."<br />
Die dahinter stehende Problematik ist hinlänglich bekannt. Die Arbeitszeiten berufstätiger<br />
<strong>Eltern</strong> harmonieren oftmals nicht mit den Öffnungszeiten der Kindergärten. Teilweise verfügen<br />
die Einrichtungen nicht über einen Mittagsdienst. Insbesondere am Nachmittag, aber<br />
auch z.B. in den Schulferien, kann es so zu Engpässen kommen.<br />
Unmittelbar einsichtig ist auch der Wunsch nach einer intensiven Hausaufgabenbetreuung<br />
bei Hortkindern, da auch hier berufstätige <strong>Eltern</strong> oftmals nicht in der Lage sind, diese Funktion<br />
zufriedenstellend auszufüllen.<br />
Neben einer Erweiterung der Öffnungszeiten wird werden auch noch weitere Punkte von den<br />
<strong>Eltern</strong> thematisiert. Da ist zunächst das Thema "Essen in der <strong>Kita</strong>".<br />
"Das Mittagessen müsste flexibler sein, so dass die Kinder auch mal kurzfristig, ohne Voranmeldung,<br />
essen können wenn es notwendig wird."<br />
"Die Kinder sollten im Kindergarten ihr Mittagessen erhalten."<br />
"Die Kinder sollen vom Kindergarten warmes Mittagessen erhalten und nicht ihr eigenes mitbringen."<br />
"Nicht alle Kinder haben die Möglichkeit, zu Mittag zu essen. Es gibt nur eine bestimmte Anzahl von<br />
Plätzen."
9<br />
Diese Aussagen beziehen sich auf das Mittagessen. Aber auch das Frühstück ist im Fokus<br />
der Mütter und Väter. Dabei steht nicht die Betreuung und auch nicht das Angebot einer<br />
Mahlzeit im Vordergrund, sondern es geht mehr um den kommunikativen Aspekt des gemeinsamen<br />
Frühstückens, bzw. teilweise auch um den Aspekt der Heranführung an eine<br />
gesunde Ernährung.<br />
"Die Idee des gemeinsamen Frühstücks ist besonders praktisch."<br />
"Frühstücksbuffet jeden Tag zusammen mit <strong>Eltern</strong> und Kindern finde ich ideal."<br />
"Gemeinsames Frühstück fehlt."<br />
"Es gibt regelmäßig ein "gesundes Frühstück", wobei auch die <strong>Eltern</strong> mit eingebunden werden. So<br />
werden die Kinder einfach an eine natürliche und gesunde Ernährung und Lebensweise herangeführt<br />
und alle haben auch noch viel Spaß dabei."<br />
"Beim gemeinsamen Frühstück dürfen die Kinder auch mithelfen, was ich ganz wichtig finde."<br />
Insgesamt überwiegen beim Thema "gemeinsames Frühstück" die positiven Kommentare,<br />
während das Thema "Mittagessen" und Mittagsbetreuung" eher im Rahmen kritischer Bemerkungen<br />
steht.<br />
Eher selten findet ein weiterer Punkt bei den <strong>Eltern</strong> Erwähnung: die Aufsicht über die Kinder<br />
während ihrem Aufenthalt in der <strong>Kita</strong>.<br />
"Die Kinder sollten bei Spaziergängen ständig betreut werden."<br />
"Die Erzieher müssten während der Spaziergänge besser auf die Kinder aufpassen."<br />
"Es ist auch wichtig, dass die Erzieherinnen notieren, wann und von wem die Kinder abgeholt werden."<br />
Bei diesen Kommentaren geht es den <strong>Eltern</strong> um konkrete Gefahren, denen ihrer Meinung<br />
nach noch besser und sorgfältiger begegnet werden müsste. Offensichtlich beziehen sich die<br />
beiden ersten Aussagen, die im übrigen von <strong>Eltern</strong> aus derselben <strong>Kita</strong> stammen, auf einen<br />
konkreten Vorfall. Dies wurde von den <strong>Eltern</strong> angedeutet aber nicht ausgesprochen.<br />
Der Wunsch nach einer genauen Kontrolle darüber, wer die Kinder abholt, ist verständlich<br />
und dabei gleichzeitig erschreckend vor dem Hintergrund der immer wieder sich ereignenden<br />
Fälle, in denen Kinder - auf dem Schulweg oder auf dem Weg zum Spielen oder zu Freunden<br />
- in die Hände verbrecherischer Personen fallen.<br />
Ein letzter organisatorischer Punkt schließlich dreht sich um die Aufnahme der Kinder. Wann<br />
ist der richtige Zeitpunkt? Ist die Aufnahme Zweijähriger sinnvoll oder überfordert sie die aufnehmende<br />
Einrichtung? Wie wichtig ist die Eingewöhnungsphase? Zu allen diesen Aspekten<br />
äußerten sich die Befragten.
10<br />
Wichtig erscheint dies vor allem für die <strong>Eltern</strong>, deren Kind gerade erst in die <strong>Kita</strong> gekommen<br />
ist, insbesondere dann, wenn es sich um das erste oder einzige Kind handelt.<br />
"Der Start in den Kindergarten sollte mehr unterstützt werden."<br />
"Die Eingewöhnung ist sehr wichtig."<br />
Auch wenn sich in Bezug auf die Aufnahmekapazitäten in den letzten Jahren Vieles verbessert<br />
hat, gibt es doch noch vereinzelt Fälle von Wartezeiten. Es kann auch nicht jede Einrichtung<br />
die Aufnahme von Kindern unter drei Jahren leisten.<br />
"Die Wartezeiten für die Kindertagesstätten dürften nicht so lange sein. Mein Sohn konnte erst mit 4<br />
Jahren in die Kindertagesstätte gehen."<br />
"Sie nehmen keine Kinder unter 3 Jahren!"<br />
"Die Kinder sollten ab dem zweiten Lebensjahr gehen dürfen, mit drei ist zu spät."<br />
Der Wunsch nach einer frühzeitigen Aufnahme ist verständlich und wird auch politisch und<br />
unterstützt, birgt jedoch auch gewisse Schwierigkeiten, solange die Einrichtungen nicht ausreichend<br />
darauf vorbereitet bzw. darauf eingerichtet sind. Auch dieses Dilemma wird von den<br />
<strong>Eltern</strong> durchaus wahrgenommen.<br />
"Die KITA wird ins kalte Wasser gestoßen wenn jetzt 2-jährige in die Gruppen kommen, man bräuchte<br />
mehr Tipps und Unterstützung von oben, so sind Groß und Klein zusammen und es lässt sich kaum<br />
etwas Vernünftiges machen mit den Kindern."<br />
In dieser letzten Bemerkung wird auch deutlich, dass die <strong>Eltern</strong> durchaus in der Lage sind,<br />
die Konsequenzen einer umfassenden Umsetzung der BEE für ihre Institution abzuschätzen.<br />
So wie es sich auch bei den Institutionen selber gezeigt hat, lässt sich auch hier erkennen,<br />
dass professionelle Hilfe, Beratung und Unterstützung als ebenso notwendig wie positiv gesehen<br />
wird.<br />
Die Organisation der <strong>Kita</strong> ist ein Thema, welches die <strong>Eltern</strong> stark beschäftigt, wie schon allein<br />
aus der Menge der hierzu abgegebenen Kommentare ersichtlich wird.
Thema: Organisation<br />
Öffnungszeiten<br />
11<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
3.2. Gruppen<br />
Essensangebot<br />
Aufsicht Aufnahme und<br />
Eingewöhnung<br />
in die <strong>Kita</strong><br />
Betreuung und<br />
Unterstützung<br />
Frühstück und<br />
gesunde Ernährung<br />
Zu dem Themenkreis "Gruppen in der <strong>Kita</strong>" gibt es zum einen Aussagen, die sich für eine<br />
möglichst kleine (=kleinere) Gruppenstärke aussprechen, zum anderen betreffen die Aussagen<br />
die "offenen Gruppen", bei denen es den Kindern möglich ist, nach eigenem Ermessen<br />
zwischen den Gruppe zu wechseln.<br />
Alle, die sich zum Thema "Gruppengröße" äußern, plädieren dabei für kleinere Gruppen, in<br />
denen eine individuellere und gezieltere Förderung der Kinder möglich ist.<br />
"Dass man die Gruppen nicht so groß macht."<br />
"Die Kinder in kleinen Gruppen optimal fördern."<br />
"Die Gruppen könnten noch etwas kleiner sein."<br />
"Mehr Erzieherinnen in der Kindertagesstätte damit man kleinere Gruppen machen kann."<br />
"Kleingruppen müssen zusammengestellt werden."<br />
"Dass man die Kinder noch individueller in kleinen Gruppen fördert."<br />
"Dass die Gruppen nicht so groß werden."<br />
"Erzieher müssten mehr Zeit für die Kinder haben, und weniger Kinder in den Gruppen."<br />
"Kleinere Gruppen wären schöner bei uns kommen auf 25 Kinder nur 2 Erzieher."<br />
"Die Gruppen sind zu groß."<br />
"Eine Gruppe im Kindergarten wurde geschlossen. Nun sind 22-25 Kinder in einer Gruppe, das ist<br />
schade denn da lässt sich kaum noch etwas Vernünftiges mit den Kindern machen. Sie werden nur<br />
noch "betreut".
12<br />
Insgesamt 11 Personen sprechen dieses Thema an. Fast ebenso viele <strong>Eltern</strong> äußern sich zu<br />
dem Thema "offene Gruppen", wobei es hier - im Gegensatz zu dem Thema der Gruppengröße<br />
- durchaus sehr unterschiedliche Auffassungen gibt. Während sich manche Mütter und<br />
Väter lobend über die offenen Gruppen äußern, stehen andere diesen durchaus kritisch gegenüber.<br />
Sie sprechen sich teilweise sogar gegen altersgemischte Gruppen aus.<br />
Wir haben also einerseits Aussagen wie die folgende:<br />
"Die offenen Gruppen sind gut."<br />
Andererseits kritische Stimmen wie:<br />
"Die Einführung der offenen Gruppen ist sehr nachteilig für die Kinder, es gibt keine Regeln mehr."<br />
"Offene Gruppen, das gefällt mir nicht so, aber der Trend geht leider dahin."<br />
oder sogar:<br />
"Die Kinder sollten bei gemeinsamen Aktivitäten in Altersgruppen aufgeteilt werden."<br />
"Altersgemäße Trennung der Kinder."<br />
Eine Mutter schlägt als Kompromiss vor:<br />
"Mischung zwischen offenen und geschlossenen Gruppen."<br />
Die offenen Gruppen sind ein Thema, welches zahlreiche <strong>Eltern</strong> beschäftigt, und welches<br />
neben dem Thema "Gruppengröße" viel Aktualität beinhaltet. Einigkeit besteht dagegen bei<br />
der Frage nach der optimalen Gruppengröße: Je kleiner die Gruppen, desto besser werden<br />
sie bewertet und desto positiver wird ihr Einfluss auf die Kinder gesehen.
Thema: Gruppe<br />
13<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
3.3. Personal<br />
kleinere Gruppen pro offene Gruppen<br />
kontra<br />
offene Gruppen<br />
Wiederum behandeln die Kommentare der <strong>Eltern</strong> verschiedene, unterschiedliche Aspekte<br />
des Themenkreises "Personal/Erzieherinnen." Besonders häufig ist der Wunsch nach mehr<br />
Personal, bzw. einem günstigeren Personalschlüssel zu hören. Hier treffen sich die Wünsche,<br />
die bereits im Themenkreis "Gruppengröße" angesprochen wurden. Insgesamt 15 Mal<br />
hörten die Interviewer diesen Wunsch nach einer Personalaufstockung.<br />
"Zu wenig Personal und Lernräume."<br />
"Mehr Erzieherinnen in der Kindertagesstätte damit man kleinere Gruppen machen kann."<br />
"Zu wenig Personal."<br />
"Mehr Betreuung, mehr Personal."<br />
"Es sollten mehr Erzieher arbeiten, d.h. die Gruppen sollten kleiner sein."<br />
Neben einer rein zahlenmäßigen Verbesserung wird teilweise auch der Wunsch nach einer<br />
besseren Schulung des Personals laut. Dabei ist der Tenor dieser Aussagen nicht etwa der,<br />
dass die Erzieherinnen ihre Arbeit nicht gut erfüllen würden. Es besteht vielmehr der<br />
Wunsch, der ja auch von Seiten der Erzieherinnen in der Befragung zu den BEE geäußert<br />
wurde, nach tiefergehenden pädagogischen Informationen, Hilfestellungen und Ratschlägen,<br />
also nach einer noch besseren professionellen Unterstützung im Arbeitsalltag. Auch die El-
14<br />
tern sehen und erkennen dabei teilweise die schwierige Situation, in der sich manche Einrichtungen<br />
befinden.<br />
"Bessere Schulung für das Personal."<br />
"Richtlinien für Erzieher, was Kinder in welchem Alter können müssen und bei was die Kinder unterstützt<br />
werden sollen."<br />
"Fortbildung der Erzieherinnen müsste weitaus umfangreicher möglich sein als das bislang der Fall ist.<br />
Ich habe oft mit den Erzieherinnen meines Sohnes darüber gesprochen. Der Wunsch und Wille, sich<br />
weiterzubilden und damit den Kindern in problematischen Situationen - also den Kindern mit Förderbedarf<br />
- zu helfen, der ist da, nur fehlt es den Erzieherinnen oftmals am aktuellen Wissen dazu."<br />
Ein weiterer Aspekt im Zusammenhang mit dem <strong>Kita</strong>-Personal wird zwar nur insgesamt drei<br />
Mal erwähnt, erscheint aber interessant und bedenkenswert. Es handelt sich dabei um den<br />
Wunsch nach "männlichen Erziehern".<br />
"Männliche Erzieher gewünscht, für die Erziehung von Jungen."<br />
"Ein männlicher Erzieher wäre toll, Jungs finden das toll, es ist eine andere Zusammenarbeit."<br />
"Es gab in unserer Einrichtung mal einen jungen Mann als Praktikanten, das war ganz toll für die Kinder.<br />
Sie lernten so ganz andere Sichtweisen kennen. Besonders die Jungen konnten sich mit dieser<br />
Person auf einer ganz anderen Ebene identifizieren und das war besonders toll weil die Jungs ja<br />
heutzutage auch in der Familie den Papa oftmals nur am Wochenende sehen." Die männliche Rolle<br />
fehlt als Vorbild im Alltag und kann so den Kindern nahe gebracht werden, was ich ganz wichtig finde."<br />
Schließlich gab es auch noch einen positiven Kommentar zu Erzieherinnen unterschiedlicher<br />
Nationalität:<br />
"Es gefällt mir die Betreuung der Kinder durch Erzieher verschiedener Nationalitäten (türkisch, russisch)."<br />
Der Wunsch nach mehr Personal geht konform mit dem Wunsch nach einer reduzierten<br />
Gruppengröße. Die positive Resonanz männlicher Erzieher, insbesondere für die Jungen,<br />
erscheint bedenkenswert.
Thema: Personal<br />
mehr Personal<br />
15<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
3.4. Zusammenarbeit<br />
männliche<br />
Erzieher<br />
besser geschultes<br />
Personal<br />
Zum Thema "Kommunikation <strong>Eltern</strong> - <strong>Kita</strong>" gibt es häufig ergänzende Kommentare. Die <strong>Eltern</strong><br />
betonen dabei vor allem die Wichtigkeit dieser Kontakte und der Zusammenarbeit.<br />
"Kontakte knüpfen zwischen <strong>Eltern</strong> und Erzieherinnen, das fördert die Eingewöhnung und das Wohlfühlen<br />
des Kindes in der <strong>Kita</strong>."<br />
"Austausch Kindergarten - <strong>Eltern</strong> ist ganz, ganz wichtig und sollte stets gepflegt werden. In unserer<br />
<strong>Kita</strong> ist das optimal der Fall."<br />
"Zusammenarbeit: <strong>Eltern</strong> - Kinder - KITA muss stimmen."<br />
"Zusammenarbeit zwischen Erzieherinnen und <strong>Eltern</strong> ist wichtig und darf nicht abreißen, der Rest geht<br />
dann ganz von alleine."<br />
Immer wieder äußern <strong>Eltern</strong> dabei den Wunsch nach noch intensiveren und engeren Kontakten<br />
zu "ihrer" <strong>Kita</strong>.<br />
"Bessere Zusammenarbeit zwischen <strong>Eltern</strong> und Erziehern."<br />
"Kontakt zwischen <strong>Eltern</strong> und Erzieherinnen mehr fördern."<br />
"Mehr Initiative zwischen Erzieherinnen und <strong>Eltern</strong>, sie sprechen nur sehr wenig miteinander, nur auf<br />
Anfrage."<br />
"Mit den <strong>Eltern</strong> abstimmen, z.B. wenn es um das Essen geht."<br />
"Einbeziehung der <strong>Eltern</strong> bei solchen Themen." [Gemeint sind die BEE-Themen]<br />
"Nicht nur betreuen; die <strong>Eltern</strong> nicht aus der Verantwortung nehmen."<br />
"Es sollten mehr Gespräche von den Erzieherinnen ausgehen."
16<br />
Dabei wird die <strong>Kita</strong> jedoch auch häufig von den <strong>Eltern</strong> gelobt, der Kontakt zwischen <strong>Kita</strong> und<br />
<strong>Eltern</strong> als sehr gut bezeichnet.<br />
"Die Zusammenarbeit ist sehr gut."<br />
"Der Kindergarten arbeitet jetzt schon vorbildlich mit den <strong>Eltern</strong> zusammen."<br />
"Die Zusammenarbeit war auch vor der Einführung der BEE sehr gut."<br />
Und das ist für die <strong>Eltern</strong> auch ganz besonders wichtig, wie aus weiteren Kommentaren hervorgeht:<br />
"Ein gutes Auskommen mit den Kindergärtnerinnen ist wichtig."<br />
"Zusammenarbeit <strong>Kita</strong> - <strong>Eltern</strong> ist das A und O. Ohne dies geht es nicht."<br />
"Kindergarten und <strong>Eltern</strong> müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, im Interesse der Kinder."<br />
"Das Kind soll sich in der <strong>Kita</strong> wohlfühlen, das ist für mich das allerwichtigste, und das ist bei unserer<br />
<strong>Kita</strong> auch der Fall. Mein Kind geht unheimlich gerne hin und das liegt zu einem ganz großen Teil an<br />
den Erzieherinnen. Ich finde überhaupt dass die konfessionell geführten Kindergärten ganz besonders<br />
engagiert sind und sich sehr intensiv für die Kinder einsetzen."<br />
Die <strong>Kita</strong> wird dabei gesehen als:<br />
" [...]Bindeglied zwischen Familie und Gesellschaft; hier fasst das Kind zum ersten Mal Vertrauen zu<br />
anderen Personen außer den <strong>Eltern</strong>."<br />
Auch die Kommunikation zwischen <strong>Eltern</strong>, <strong>Kita</strong> und Schule wird thematisiert.<br />
"Intensiver mit Lehrern abstimmen."<br />
In allen Bemerkungen und Kommentaren der <strong>Eltern</strong> wird immer wieder sichtbar, dass diese<br />
sich, bewusst oder unbewusst, mit den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen auseinandersetzen,<br />
wobei der Eindruck entsteht, dass diese vom Grundsatz her absolut bejaht und<br />
unterstützt werden, dass aber die <strong>Eltern</strong>, die täglich mit der <strong>Kita</strong>-Wirklichkeit konfrontiert sind,<br />
auch deutlich die Implikationen wahrnehmen, die sich aus den BEE ergeben.<br />
Für die <strong>Eltern</strong> sind die BEE somit nicht nur Empfehlungen auf dem Papier, sondern gelebte<br />
und umgesetzte Versuche der Optimierung von Kinderbetreuung, Erziehung und Unterweisung.
Thema: Zusammenarbeit<br />
<strong>Kita</strong><br />
Wichtigkeit der<br />
Kontakte<br />
17<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>Eltern</strong><br />
Intensivierung<br />
der Kontakte<br />
Schule<br />
Zufriedenheit mit den<br />
Kontakten<br />
4. Erziehungsziele, Hoffnungen, Wünsche und Befürchtungen<br />
Der größte Teil der ergänzenden Kommentare und Bemerkungen bezieht sich auf die eigenen<br />
Erziehungsziele und die damit verbundenen Wünsche der <strong>Eltern</strong> an die <strong>Kita</strong>s. Insgesamt<br />
166 Kommentare gibt es hierzu. Die dabei angesprochene Themenvielfalt ist recht groß.<br />
Teilweise werden dabei die in den BEE verankerten Themen aufgegriffen und diesen verstärkt<br />
Nachdruck verliehen, je nach den persönlichen Schwerpunkten. Teilweise gehen die<br />
Anmerkungen der <strong>Eltern</strong> aber auch über die BEE-Thematik hinaus bzw. weichen von dieser<br />
ab.
18<br />
Es lassen sich dabei die folgenden Themenfelder identifizieren:<br />
Lernen<br />
Persönlichkeitsentwicklung<br />
Natur<br />
Traditionelle Werte<br />
Ausgleich von Defiziten und Integration<br />
Musisches<br />
4.1. Lernen<br />
Viele Kommentare drehen sich um die Themen "Lernen", "Schulvorbereitung" und "Sprache".<br />
Dabei werden häufig die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen noch einmal bekräftigt.<br />
Interessant und wichtig dabei erscheint aber auch einfach die Tatsache, dass bestimmte<br />
Themen den <strong>Eltern</strong> so wichtig erscheinen, dass sie diese in einem offenen Gespräch im<br />
Nachgang des eigentlichen Interviews noch einmal aufgreifen.<br />
Teilweise wird seitens der <strong>Eltern</strong> eher allgemein eine Vorbereitung auf den Übergang in die<br />
Schule gewünscht. Dazu existieren manchmal auch ganz konkrete Vorstellungen und Vorschläge,<br />
wie z.B. eine Zusammenfassung und spezielle Förderung des letzten Kindergarten-<br />
Jahrganges oder das Erlernen spezieller Fertigkeiten wie Lesen und Schreiben bereits im<br />
Kindergarten.<br />
"Mehr Wertlegung auf Einzelarbeit zur Vorbereitung auf die Schule."<br />
"Noch mehr Schulvorbereitung für die Vorschulkinder."<br />
"Schnuppertag in der Schule für 5-Jährige."<br />
"Ganztagsförderung"<br />
"So grundlegende Dinge wie Ausdauer, Konzentration, als Vorbereitung auf die Schule."<br />
"Dass mein Kind mächtig gefordert wird."<br />
"Vorschulerziehung"<br />
"Kinder für die Grundschule vorbereiten."<br />
"Vorbereitung für die Grundschule."<br />
"Mehr Vorbereitung auf Schule."<br />
"Ein Jahr vor der Schule intensives Vorschultraining."<br />
"Schulvorbereitung besser und flächendeckend."<br />
"Vorschulprogramm"<br />
"Kinder fördern"<br />
"Den schulischen Übergang mehr fördern."<br />
"Schulvorbereitung noch verbessern."<br />
"Spielerisches Programm für Vorschulkinder, Buchstaben und Zahlen usw. als Vorbereitung auf die<br />
Schule."<br />
"Marburger Lernprogramm, Vorbereitung auf die Schule."<br />
"Öfter Vorschulprogramme"
19<br />
"Die Kinder müssten mehr Gedichte lernen um die Entwicklung des Gedächtnisses zu verbessern."<br />
"Die Kinder sollten besser auf die Schule vorbereitet werden, z.B. Lesen und Schreiben lernen."<br />
"Kinder noch mehr und noch stärker fördern."<br />
"Den letzten Jahrgang zusammenfassen und speziell fördern."<br />
"Mehr Bildungsangebote im Kindergarten."<br />
"Auch ein enger Kontakt zur örtlichen Bücherei wäre sinnvoll und sollte gepflegt werden."<br />
Insbesondere Wert gelegt wird im Zusammenhang mit der Schulvorbereitung, aber auch<br />
ganz allgemein, auf eine Entwicklung und Förderung der Sprache. Auch dieses Thema hat<br />
mehrere verschiedene Aspekte. Zum einen wünschen die <strong>Eltern</strong> sich eine Förderung der<br />
Muttersprache bzw. - bei Kindern mit Migrationshintergrund - der deutschen Sprache.<br />
"Die Sprache der Kinder."<br />
"Gesprochene Sprache: vorlesen, zuhören sollte mehr gemacht werden, mehr müsste die <strong>Kita</strong> nicht<br />
leisten."<br />
"Arbeit mit sprachbezogenem Material."<br />
"Der Wortschatz des Kindes sollte vergrößert werden."<br />
"Sprachförderung"<br />
"Würzburger Sprachprogramm durchführen."<br />
"Sprachförderung für Ausländer sollte wie in diesem Fall auch an allen anderen Kindergärten durchgeführt<br />
werden."<br />
Die Förderung der Sprache ist auch wichtig, um:<br />
"Sich verbal durchzusetzen, Themen auszudiskutieren."<br />
Auch das sollten die Kinder in der <strong>Kita</strong> lernen. Aber auch Gedächtnisschulung über die Sprache<br />
wird gewünscht:<br />
"Bei Veranstaltungen sollten die Kinder ihren Text auswendig können."<br />
Zu alledem gehört natürlich auch das gute Vorbild der Erzieherinnen dazu. Diese sollten - so<br />
ist es der Wunsch einiger <strong>Eltern</strong> - selbst dialektfrei sprechen und mit den Kindern kommunizieren.<br />
"Perfekt sprechende Erzieherinnen."<br />
"Dialektfreier Lernunterricht zur Sprachförderung."<br />
Zum anderen wird auch sehr deutlich der Wunsch nach dem Erlernen einer ersten Fremdsprache<br />
bereits im Kindergarten geäußert. Dabei wird der Zusatz "spielerisch" nicht immer<br />
gemacht. Ein Teil der <strong>Eltern</strong> verbindet mit der Vorstellung, eine Fremdsprache zu erlernen,<br />
eher einen schulischen denn einen spielerischen Lernprozess, was sich teilweise schon in<br />
den Formulierungen wie "Sprachunterricht", "Englischstunden" o.ä. ausdrückt.<br />
"Eine Fremdsprache spielerisch sprechen und einüben."<br />
"Sprachprojekt mehrmals die Woche und nicht nur einmal."<br />
"Englisch"<br />
"Sprachen näher bringen, Fremdsprache spielerisch erlernen."<br />
"Fremdsprache spielerisch nutzen, z.B. in Liederform."
20<br />
"Fremdsprachen lernen."<br />
"Fremdsprachen beginnen."<br />
"Fremdsprachenkenntnisse vermitteln."<br />
"Früher mit Fremdsprachen, z.B. Englisch, beginnen."<br />
"Sprachunterricht könnte mehr sein."<br />
"Fremdsprachen, vor allem Englisch."<br />
"Die Kinder sollten Englisch lernen."<br />
"Englischstunden, zusätzlich, kostenpflichtig, einmal in der Woche."<br />
Auch wenn sich die Mehrzahl der Kommentare zum Themenblock "Lernen" und "Schulvorbereitung"<br />
auf den Bereich "Sprache(n)-Lernen" bezieht so gibt es doch auch noch andere<br />
Themen die den <strong>Eltern</strong> wichtig erscheinen. Der Bereich "Naturwissenschaft und Technik" ist<br />
ein solches Thema.<br />
"Mathematik könnte mehr sein."<br />
"Zahlenraum 1-10, Mengenerfassung"<br />
"Mehr Technik vermitteln."<br />
"Mehr Mathestunden"<br />
Aber nicht nur konkrete Fertigkeiten sollten die Kinder in der <strong>Kita</strong> nach Meinung der <strong>Eltern</strong><br />
lernen. Ein eher abstraktes "Lernziel" sind feste Regeln. Es ist den <strong>Eltern</strong> wichtig, dass<br />
(auch) in der <strong>Kita</strong> Regeln für den Alltag und für das Zusammenleben aufgestellt und eingehalten<br />
werden.<br />
Auch dieser spezielle Wunsch entspricht den "Bildungs- und Erziehungsempfehlungen" und<br />
stellt darüber hinaus in der Sozialisation einen Wert dar der immer stärker "verloren geht"<br />
und von den <strong>Eltern</strong> selbst teilweise nicht mehr ausreichend vermittelt wird, bzw. vermittelt<br />
werden kann.<br />
"Feste Regeln"<br />
"Regeln in der Gruppe"<br />
"Nach Regeln leben, z.B. gemeinsam Frühstücken."<br />
"Mehr Regeln lernen."<br />
"Den Kindern klare Grenzen setzen."
Thema: Lernen<br />
21<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Lernen Schulvorbereitung Sprachförderung<br />
Erlernen von<br />
Fremdsprachen<br />
4.2. Persönlichkeitsentwicklung<br />
Regeln<br />
sprachliches<br />
Vorbild durch<br />
Erzieher<br />
Naturwissenschaft<br />
und Technik<br />
Unter dem Punkt "Persönlichkeitsentwicklung" wurden Aussagen zusammengefasst die sich<br />
auf die Entwicklung von Selbstständigkeit, Verantwortung und sozialen Kompetenzen beziehen,<br />
aber auch auf das individuelle, kindgerechte Eingehen auf die Kinder in der <strong>Kita</strong>. Diese<br />
Themen korrespondieren offensichtlich mit den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen. Sie<br />
werden hier aber noch einmal ausdrücklich von den <strong>Eltern</strong> selbst - in deren eigenen Worten -<br />
betont und hervorgehoben.<br />
"Selbstständigkeit soll gefördert werden und das Spielen der Kinder miteinander und alleine".<br />
"Sich gut entfalten können."<br />
"Spielen; freie Selbstentfaltung."<br />
"Den Kindern Möglichkeiten zum Spielen geben und zur Selbstbestimmung."<br />
"Kind in seiner Persönlichkeit fördern."<br />
"Individuelle Entwicklung zur Eigenverantwortung."<br />
Die Forderung nach einer so intensiven Förderung von Selbständigkeit und Selbstentfaltung<br />
ist eine sehr anspruchsvolle Erwartung an die <strong>Kita</strong>. Dass die <strong>Eltern</strong> solche Erwartungen hegen<br />
ist aber gleichzeitig auch ein Vertrauensbeweis an "ihre" <strong>Kita</strong>. Offensichtlich wird es der<br />
<strong>Kita</strong>, bzw. den Erzieherinnen zugetraut, diese Werte kompetent vermitteln zu können.
22<br />
Gleiches gilt auch für einen weiteren Erziehungsaspekt, die Entwicklung sozialer Kompetenz:<br />
"Menschenverständnis fördern."<br />
"Sozialverhalten"<br />
"Förderung der sozialen Kompetenzen und Konfliktlösungsfähigkeit."<br />
"Dass die Kinder zusammen spielen und lernen."<br />
"Lernen, mit Konflikten umzugehen und ihre Gefühle ausdrücken zu können."<br />
"Respektvoller Umgang miteinander."<br />
"Mehr soziales Lernen, wichtiger als inhaltliches Lernen."<br />
"Sozialverhalten erkennen und stärken."<br />
"Zu viel Theorie, mehr soziales Engagement."<br />
"Sozialverhalten, Gemeinschaft"<br />
"Offene Freundlichkeit, Menschlichkeit sollte gelebt werden."<br />
Auch hier drückt sich in den Äußerungen sowohl eine anspruchsvolle Erwartung als auch ein<br />
großes Maß an Vertrauen aus welches den <strong>Kita</strong>s entgegengebracht wird.<br />
Weiterhin ist es den <strong>Eltern</strong> auch ganz besonders wichtig dass in der <strong>Kita</strong> ausreichend auf die<br />
Kinder eingegangen wird und dass diese eine ganz individuelle Förderung, je nach ihren<br />
besonderen Fähigkeiten erfahren.<br />
"Auf kleinere Kinder mehr eingehen, mehr helfen."<br />
"Die Kinder sollen Vertrauen zu ihren Erziehern haben."<br />
"Dass man jedes Kind so nimmt wie es ist."<br />
"Mehr auf die persönlichen Fähigkeiten eingehen, Individualität fördern."<br />
"Das Kind soll nach seinen Stärken gefördert werden."<br />
"Die Kinder in kleinen Gruppen optimal fördern."<br />
"Dass man die Kinder noch individueller in kleinen Gruppen fördert."<br />
"Individuelle Wertschätzung"<br />
"Mehr mit den jüngeren Kindern unternehmen."<br />
"Individueller auf jedes Kind eingehen."<br />
"Die großen Kinder werden nicht genügend beachtet."<br />
"Mehr auf einzelne Kinder eingehen."<br />
"Das individuelle Eingehen auf jedes Kind."<br />
"Dass die Kinder eine besondere Beziehung zu den Erzieherinnen haben."<br />
"Mehr Zeit für jedes einzelne Kind."<br />
"Kinder müssten persönlicher betreut werden."<br />
"Individuelle Förderung jedes Kindes."<br />
"Wertschätzung und Akzeptanz gegenüber jedem Kind."<br />
Auch wenn sich alle diese Wünsche nicht vollständig im Alltag realisieren lassen, so zeigen<br />
sie doch auch wieder wichtige Erziehungsziele und Erwartungen der <strong>Eltern</strong> auf, die zudem<br />
auch wieder zu den BEE korrespondieren.<br />
Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Thema "Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit"<br />
stehen Äußerungen die sich auf den Wunsch nach einem stärker spielerischen Umgang mit<br />
den Kindern beziehen. Spielen und die Entwicklung und Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit<br />
sind schließlich eng miteinander verknüpft.
23<br />
"Noch mehr spielerische Dinge."<br />
"Spielen und freie Selbstentfaltung"<br />
"Den Kindern Möglichkeiten zum Spielen geben und zur Selbstbestimmung."<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
4.3. Natur<br />
Thema: Persönlichkeitsentwicklung<br />
Selbstständigkeit<br />
individuelles<br />
Eingehen auf<br />
die Kinder<br />
Verantwortung<br />
spielerischer<br />
Umgang<br />
soziale<br />
Kompetenz<br />
Es gib noch ein weiteres Thema, welches von den <strong>Eltern</strong> relativ häufig angesprochen wurde.<br />
Es ist der Themenkomplex "Natur", der ebenfalls in den BEE vorkommt, von den <strong>Eltern</strong> aber<br />
oftmals noch mit besonderem Nachdruck erwähnt wird.<br />
Der sorgsame und überlegte Umgang mit der Natur und eine natürliche, bzw. naturnahe Lebensweise<br />
ist den <strong>Eltern</strong> einerseits sehr wichtig, andererseits erkennen sie in diesem Bereich<br />
teilweise eigene Defizite und weisen auf diese hin wenn sie von beengten Wohnverhältnissen<br />
und zugebauter Umwelt sprechen. Hier soll die <strong>Kita</strong> offensichtlich einen Ausgleich<br />
schaffen, etwas leisten was die <strong>Eltern</strong> nicht oder nicht im gewünschten Umfang selbst zu<br />
erbringen in der Lage sind.
24<br />
"Natur respektieren und Wertschätzung gegenüber der Natur."<br />
"Gesundheitliche Förderungen dürften mehr sein wie Zahnarzt, erste Hilfe-Möglichkeiten, Außenspielmöglichkeiten<br />
wären zu erfragen."<br />
"Mehr Natur und evtl. Waldkindergarten."<br />
"Besonders wichtig ist der Umgang und das Lernen in und mit der Natur."<br />
"Mehr Naturprojekte."<br />
"Weniger Intellektuelles, es ist alles sehr verkopft, mehr Erfahrungen draußen im Wald, es wird wenig<br />
selbst erfahren/gemacht."<br />
"Einen Wald- und Wiesentag, wo z.B. mit dem Mikroskop im Freien gearbeitet wird."<br />
"Ein Garten im Kindergarten wäre wichtig; künstlerisch mehr Förderung."<br />
"Mehr Wert legen auf "zu Fuß gehen", im Hinblick auf die Umweltschonung, viele Kinder werden mit<br />
dem Auto gebracht, obwohl wir fast alle einen sehr kurzen Weg haben."<br />
"Mehr Wandertage in der Natur."<br />
"Der Kindergarten soll auch besondere Aktivitäten anbieten wie z.B. Waldwochen."<br />
Im Zusammenhang mit dem Thema "Natur" und "natürliche Lebensweise" stehen auch die<br />
Themen "Sport" und "Gesundheit", die ebenfalls in den Gesprächen mit den <strong>Eltern</strong> Erwähnung<br />
finden. Anders als bei dem Thema "Natur" geht es beim Sport nicht so sehr darum,<br />
einen Ausgleich für fehlende eigene Fördermöglichkeiten zu schaffen. Die Wünsche nach<br />
einem verstärkten Angebot an sportlichen Aktivitäten gehen vielmehr häufig von <strong>Eltern</strong> aus,<br />
die selbst mit ihren Kindern solche Aktivitäten betreiben und sich darüber hinaus auch noch<br />
weitere und ergänzende Möglichkeiten in der <strong>Kita</strong> wünschen. Diese <strong>Eltern</strong> haben Kinder, die<br />
sportlich interessiert und sportbegeistert sind und ein großes Verlangen nach Bewegung und<br />
sportlicher Betätigung haben (vgl. hierzu auch Hasenberg/Zinnecker 1998).<br />
"Noch mehr Sport."<br />
"Mehr körperliche Betätigung, mehr Ausdauer beim Spielen."<br />
"Sport müsste mehr gefördert werden."<br />
"Mehr Sport, Sportveranstaltungen"<br />
"Außenspielmöglichkeiten müssten noch verbessert werden."<br />
"Gesundheitliche Förderungen dürften mehr sein wie Zahnarzt, erste Hilfe-Möglichkeiten"<br />
"Mehr auf die Gesundheit achten."
Thema: Natur<br />
Natur<br />
nahebringen<br />
Sport<br />
25<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
4.4. Traditionelle Werte<br />
gesunde<br />
Lebensweise<br />
Auch der Themenbereich "Religion" von einigen Befragten noch einmal extra angesprochen.<br />
"Der religiöse Aspekt fehlt."<br />
"Kinder sollen an den Glauben herangeführt werden."<br />
"Die Kinder sollen auch im richtigen Glauben erzogen werden."<br />
"Den Glauben näher bringen und religiöse bzw. christliche Werte vermitteln."<br />
Während die bisher besprochenen Themenkomplexe sich auch in den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen<br />
wiederfinden, gibt es ein Bündel von Bemerkungen, die dies nicht tun.<br />
Es handelt sich um Kommentare der <strong>Eltern</strong>, in denen diese eine stärkere Vermittlung traditioneller<br />
Werte reklamieren, wie "gutes Benehmen", "Respekt" oder "Ehrlichkeit".<br />
Eine nicht unerhebliche Anzahl von Müttern und Vätern hat zu diesem Themenkomplex Stellung<br />
genommen und sich dafür ausgesprochen, dass ihren Kindern in den <strong>Kita</strong>s verstärkt<br />
auch solche Werte vermittelt werden sollten.
26<br />
"Lernen ordentlich am Tisch zu essen - Tischkultur."<br />
"Höflichkeit"<br />
"Gute Manieren beibringen."<br />
"Kinder sollen erzogen werden."<br />
"Respekt im Umgang mit älteren Menschen, das fehlt zunehmend."<br />
"Die Kinder mehr erziehen."<br />
"Höflichkeit und gutes Benehmen."<br />
"Erziehung zur Offenheit und Ehrlichkeit."<br />
Insgesamt gab es noch mehrere weitere Nennungen rund um den Themenkreis "Respekt"<br />
bzw. "Achtung", teilweise in Verbindung mit Präzisierungen, etwa "Achtung vor älteren Menschen",<br />
respektvoller Umgang mit alten und behinderten Menschen", "Respekt gegenüber<br />
den <strong>Eltern</strong>".<br />
Des weiteren wir häufig "gutes Benehmen" eingefordert, bzw. die Hinführung zu einem solchen<br />
guten Benehmen durch die <strong>Kita</strong>.<br />
Das Erziehungsziel "Ehrlichkeit" wird ebenfalls relativ häufig thematisiert. Etwas seltener<br />
erwartet man von der <strong>Kita</strong> dagegen die Vermittlung von "Gehorsam".<br />
Ein weiterer Aspekt, der nicht unbedingt in unser Kategorienschema passt, sich jedoch am<br />
ehesten zu den "traditionellen Werten" zuordnen lässt, ist das Thema "Hygiene", welches<br />
von einigen Müttern angesprochen wird.<br />
"Hygiene und Toilette, Händewaschen<br />
"Hygiene mehr fördern<br />
"Sauberkeit und Hygiene (vorgelebt + gelernt)<br />
"Hygiene im Kindergarten: Die Kinder müssen selbst von Hand abspülen, Viren und Bakterien werden<br />
übertragen, das Kind ist oft krank."
Thema: Traditionelle Werte<br />
Respekt,<br />
Achtung<br />
Ehrlichkeit<br />
27<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
4.5. Ausgleich von Defiziten und Integration<br />
Gehorsam<br />
gutes Benehmen<br />
Hygiene<br />
Im Gegensatz zu der Forderung nach solchen eher "traditionellen" Werten stehen zahlreiche<br />
Bemerkungen zum Thema "Integration" und "Ausgleich von Defiziten".<br />
"Spezielle Förderungen bei Defiziten."<br />
"Defizite erkennen und <strong>Eltern</strong> informieren."<br />
"Auf Defizite der Kinder eingehen - Förderungsmöglichkeiten aufzeigen."<br />
"Bei jedem Kind die Schwachpunkte berücksichtigen und daran arbeiten."<br />
"Rücksicht auf "besondere" Kinder wie z.B. Hyperaktive."<br />
"Besondere Förderung von auffälligen Kindern."<br />
"Information über Defizite in der Entwicklung und Hilfe."<br />
"Wie problematische Kinder aufgefangen werden, auffällige Kinder betreut werden, oder Kinder aus<br />
sozial schwachen Familien."<br />
"Problemkinder sollten mehr und ganz individuell gefördert werden."<br />
"Förderung bei bereits bestehenden Schwächen um Frustration vom Kind zu vermeiden, z.B. Feinmotorik<br />
fördern."<br />
"Defizitkinder müssen noch mehr gefördert werden, nicht nur sprachlich."<br />
"Integration von Kindern mit Schwächen."
28<br />
Auch zum Thema "Integration" werden Kommentare abgegeben.<br />
"Alle Kinder in der Gruppe integriert."<br />
"Türkische Familien sollten anerkannt werden."<br />
"Respektieren anderer Kulturen."<br />
"Die Integration der Kinder."<br />
"Sprachförderung für Ausländer sollte wie in diesem Fall auch an allen anderen Kindergärten durchgeführt<br />
werden."<br />
In diesem Zusammenhang fallen gelegentlich auch Bemerkungen zum Thema "Toleranz",<br />
welche ebenfalls als wichtiges Erziehungsziel erkannt wird.<br />
"Toleranz ausüben."<br />
"Die Kinder zu Verständnis und Toleranz erziehen."<br />
"Zu Toleranz erziehen."<br />
"Toleranz vermitteln gegenüber anderen Kulturen und Auffassungen."<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Thema: Ausgleich von Defiziten und Integration<br />
4.6. Musisches<br />
Ausgleich von<br />
Defiziten<br />
Toleranz<br />
Integration<br />
von Migranten<br />
Integration von<br />
Problemkindern<br />
Den weiter oben beschriebenen Wünschen nach sportlichen Aktivitäten auf der einen Seite<br />
steht ein weiterer Wunsch der <strong>Eltern</strong> nach einer Verstärkung des musischen Bereiches gegenüber.
29<br />
Während sich einige wenige Bemerkungen auf die kreative und künstlerische Förderung der<br />
Kinder im allgemeinen beziehen:<br />
"Künstlerisch mehr Förderung."<br />
"Mehr Tanz und Kreativität."<br />
"Im Kreativbereich etwas mehr machen."<br />
"Theaterstücke mit eigenem Kulissenbild, alles von den Kindern selbst gemacht."<br />
gibt es deutlich zahlreichere Kommentare die insbesondere den Wunsch nach musikalischer<br />
Förderung und Früherziehung zum Ausdruck bringen.<br />
"Mehr musikalische Arbeit."<br />
"Kindgerechte Musik"<br />
"Mehr musikalische Förderung."<br />
"Mehr Musik, die Kinder sollen an die Musik herangeführt werden, hören, singen, auch ein Instrument<br />
spielen."<br />
"Musik muss mehr gefördert werden."<br />
"Mehr Musik, im Alltag singen."<br />
"Mehr Konzerte, mehr Auftritte der Kinder."<br />
Der Frage, inwieweit solche unterschiedlichen Wünsche und Erwartungen auch mit unterschiedlichem<br />
familiären Hintergrund bzw. mit speziellen Interessen und Eigenschaften des<br />
jeweiligen Kindes zusammenhängen soll später noch nachgegangen werden, soweit dies im<br />
Rahmen der erhobenen Daten möglich ist (vgl. hierzu auch Zinnecker, 1098).
Thema: Musisches<br />
Musikalische<br />
Früherziehung<br />
30<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />
des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
5. Einzelnennungen/Sonstiges<br />
Kreative<br />
Tätigkeiten<br />
Es gibt schließlich noch einige andere Kommentare, die sich nicht in das hier aufgestellte<br />
Kategorienschema einordnen lassen, sowie Gespräche, die über reine Anmerkungen zu einem<br />
einzelnen Thema hinausgehen. Auch diese Äußerungen sollen hier dargestellt und gewürdigt<br />
werden.<br />
Manche <strong>Eltern</strong> gaben Anregungen zu ganz speziellen Aktivitäten bzw. Fertigkeiten, die als<br />
Anregung für die <strong>Kita</strong> verstanden werden sollten.<br />
"Z.B. Kinderparlament"<br />
"Innerhalb der KITA mehr Aktivitäten, Spiele, Aktionen zu bestimmten Themen."<br />
"Andere Themen, einfache Bastelarbeiten, mehr Sachthemen."<br />
"Sie sollen Hausarbeit lernen, z.B. Kochen."<br />
"Schuhebinden sollte gelernt werden."<br />
"Es werden zu wenig Aktivitäten gemacht wie Turnen, Tanzen, Singen, Basteln."
31<br />
Andere Kommentare beschäftigen sich mit ganz speziellen und individuellen Einzelproblemen.<br />
"Der Pfarrer ist nicht so engagiert im Kindergarten. Der Pfarrer der vorher da war hat sich viel mehr<br />
eingebracht und sich für den Kindergarten engagiert. Da wurde auch vom Träger noch viel mehr für<br />
den Kindergarten getan und der Pfarrer hat sich selbst gekümmert."<br />
"Momentan ist der Kindergarten verdammt teuer. Wenn man zwei Kinder hat ist es auch mit Ermäßigung<br />
sehr viel. Es sollte nicht am Geld scheitern dass man seinen Kindern ermöglicht einen Kindergarten<br />
zu besuchen."<br />
"Ein ganz großes Problem ist die Gewalttätigkeit unter den Kindern. Es sind keine dramatischen Vorfälle<br />
aber das Klima ist einfach rauh und unerfreulich. Viele Kinder schlagen immer gleich zu wenn<br />
ihnen etwas nicht passt. Die Erzieherinnen können kaum etwas dagegen tun. Man sieht auch dass die<br />
Kinder vielfach gegen die <strong>Eltern</strong> losgehen. Wenn ihnen irgendetwas nicht passt dann schlagen sie<br />
gleich nach der Mutter oder treten sogar mit den Füßen. Viele Mütter nehmen das dann auch noch hin<br />
ohne irgendwie zu reagieren und dem Kind klar zu machen dass das so nicht geht. Und es gibt auch<br />
Kinder, die in der Gruppe richtig aggressiv werden. Wir hatten schon den Fall dass ein Kind Stühle<br />
durch die Gegend wirft bzw. damit auf andere Kinder losgeht."<br />
"Es müssten mehr Medien eingebracht werden, in den Kindergartenalltag."<br />
Bisher wurde versucht, die Bemerkungen und Kommentare der <strong>Eltern</strong> in Kategorien einzuteilen<br />
und die Ergebnisse entsprechend darzustellen. Auch längere und ausführlichere Kommentare<br />
wurden so bearbeitet und teilweise auseinandergezogen, um sie an verschiedenen<br />
Stellen einzubringen. Es gibt jedoch auch einige Gesprächsinhalte die zu vielfältig und dabei<br />
zu komplex sind um sie so in diesen Bericht einzuarbeiten. Sie werden im Folgenden in ganzer<br />
Länge widergegeben, wobei es sich teils um wörtliche und teils auch nur um sinngemäße<br />
Mitschriften der Formulierungen der <strong>Eltern</strong> handelt.<br />
Kommentar "Kummerkasten"<br />
"Auf meine Initiative wurde ein Kummerkasten eingerichtet. Die Kritikpunkte der <strong>Eltern</strong> waren<br />
vor allem: zu wenig Sport im Freien, Fremdsprachen und Musik. In letzter Zeit hat sich die Lage<br />
etwas verbessert. Allgemein ist es jedoch leider so, dass von den <strong>Eltern</strong> selbst viel zu wenig Initiative<br />
ausgeht. Man hat das Gefühl sie sind froh wenn die Kinder im Kindergarten versorgt und untergebracht<br />
sind dass sie sich um nichts mehr kümmern müssen. Das liegt nicht an der Berufstätigkeit. Die<br />
berufstätigen Mütter sind teilweise noch engagierter, holen z.B. auch die Kinder immer pünktlich ab<br />
während die nicht berufstätigen Mütter öfter mal unpünktlich sind. Das bestätigen mir auch die Erzieherinnen.<br />
Die verspäten sich weil sie einkaufen waren oder Tennis spielen oder beim Frisör. Die Berufstätigen<br />
sind disziplinierter. Allgemein ist das Interesse an der Arbeit des Kindergartens nicht so<br />
groß. Das ist schade und es liegt nicht an den Erzieherinnen. Diese geben sich wirklich viel Mühe, mit<br />
den Kindern und auch damit, ein Verhältnis zu den <strong>Eltern</strong> aufzubauen."<br />
Dieser Bericht einer Mutter bestätigt noch einmal die Wichtigkeit von Sport, Musik und Sprachenlernen.<br />
Er macht darüber hinaus deutlich, dass es um Engagement auf beiden Seiten<br />
geht. Nicht nur die Erzieherinnen, auch die <strong>Eltern</strong> müssen sich informieren, engagieren für<br />
ihre Kinder und aktiv Veränderungen mit gestalten. Ein solches Engagement scheint dabei<br />
offensichtlich nicht abhängig zu sein von beruflichen oder anderen zeitlichen Verpflichtungen.
Kommentar "Unterschiedliche Qualität"<br />
32<br />
"Ich bin sehr zufrieden mit der <strong>Kita</strong>, nachdem die beiden älteren in einem anderen Kindergarten<br />
waren, der hatte die Note "6" verdient. Meine Tochter fühlt sich pudelwohl und wir <strong>Eltern</strong><br />
sind auch sehr glücklich. Das ist ganz wichtig dass die Kinder sich wohlfühlen in der <strong>Kita</strong>, das habe ich<br />
selbst erlebt, zwei Mal, wenn die Kinder nur ungern gehen. Sie sollen ja nicht nur "aufbewahrt" werden<br />
sondern den Kindergarten selbst auch als Bereicherung erfahren und ein Verhältnis zu den Erzieherinnen<br />
aufbauen. Das sind ja sozusagen die ersten Menschen zu denen sie eine Beziehung aufbauen,<br />
außerhalb der Familie, deshalb ist das so ungemein wichtig. Schlimm ist der Personalmangel, aber da<br />
können die Erzieherinnen nichts dafür, die haben trotzdem die Note "1" verdient."<br />
Es geht hier nicht in erster Linie um unterschiedliche Qualität sondern darum, dass <strong>Kita</strong> und<br />
Kinder zueinander "passen". Immer wieder haben die <strong>Eltern</strong> uns bestätigt, dass dieselbe <strong>Kita</strong><br />
von einem Kind sehr gern besucht wird während ein Geschwisterkind nur ungern hingeht.<br />
Das liegt, so wissen diese Mütter und Väter, nicht an der <strong>Kita</strong> sondern an der Veranlagung<br />
der Kinder. Unabhängig davon, ob ein Kind nun generell gern oder wenig gern geht ist es<br />
wichtig dass es sich in der Einrichtung wohl fühlt. Dass dies überwiegend der Fall ist haben<br />
die Befragungsergebnisse eindrucksvoll gezeigt.<br />
Kommentare "Spielzeug in der <strong>Kita</strong>"<br />
"Nutzung von Spielsachen wird zu wenig gefördert. Von daher wäre es auch zu überlegen ob<br />
nicht ein spielzeugfreier Kindergarten sinnvoll wäre. Von solchen Versuchen habe ich schon<br />
gehört. Die Kinder fangen dann wieder an, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und<br />
verzetteln sich nicht mit tausend Spielsachen, die im Grunde genommen die Phantasie<br />
ersticken weil sie viel zu stark vorgefertigt sind und keinen Raum lassen für eigene Ideen."<br />
Ein spielzeugfreier Kindergarten erscheint durchaus nachdenkenswert. Es muss auch nicht<br />
unbedingt eine grundsätzliche Einrichtung sein. Vielleicht lassen sich spielzeugfreie Tage<br />
oder Wochen arrangieren. Die Kinder haben so die Chance, neue und eigene Möglichkeiten<br />
auszuprobieren wenn die Sinnesüberreizung mit vielen vorgefertigten Spielsachen, die oft<br />
nur wenig Raum für die eigene Kreativität lassen, einmal wegfällt. Sicherlich gibt es jedoch<br />
bereits in den Einrichtungen genügend entsprechende Ideen und Versuche.<br />
Kommentar "Offene Gruppen"<br />
"Offene Gruppen sind einerseits gut, andererseits habe ich auch gewisse Vorbehalte. Die Kinder gehen<br />
nämlich nur in die Gruppen wo Aktivitäten angeboten werden die den Kindern gut liegen, Schwächen<br />
wie z.B. nicht malen wollen oder können werden dadurch nicht angegangen. Die Kinder sollten<br />
sich nicht so durchmogeln können. Sie müssen lernen dass sie manche Dinge einfach machen müssen,<br />
ohne Diskussion, weil es wichtig ist und weil ja auch später immer wieder etwas verlangt wird von<br />
ihnen. Man kann nicht immer nur den Weg des geringsten Widerstandes wählen, da ist später Schulversagen<br />
und auch im späteren Leben vorprogrammiert."
33<br />
Hier geht es nicht um eine generelle Ablehnung offener Gruppen sondern um eine differenzierte<br />
Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen. Auch in diesem Kommentar kommt<br />
zum Ausdruck, welche Gedanken und Überlegungen der <strong>Eltern</strong> den <strong>Kita</strong>-Alltag ihrer Kinder<br />
begleiten. Die angesprochene Problematik sollte auf jeden Fall in der Einrichtung mit den<br />
<strong>Eltern</strong> diskutiert werden, was hier aber vermutlich bereits stattgefunden hat.<br />
Kommentar "Gegenwärtige Situation"<br />
"Die soziale Bildung müsste heute viel mehr gefördert werden - Egoismus steht heute zu oft im Vordergrund.<br />
Die Kinder haben ein Recht auf Disziplin - die fehlt den meisten Kindern heute. Sie haben<br />
ein Recht darauf, Frust zu haben - es kann keiner mit 30 zu Mama rennen. Sie haben das Recht auf<br />
Spielen, individuell etwas zu machen. Man muss ihnen immer wieder Herausforderungen bieten - viele<br />
Kinder sind unterfordert. Aber auch die Erzieher müssen gefordert werden. Kooperation zwischen <strong>Kita</strong><br />
- Schule - <strong>Eltern</strong> ist wichtig damit Effektivität erreicht werden kann. Das ist derzeit unmöglich weil zwei<br />
verschiedene Ministerien dafür zuständig sind. Teils können die Empfehlungen, die im Grundsatz gut<br />
und richtig sind, gar nicht umgesetzt werden wegen Personalmangel. Es wäre auch wünschenswert<br />
wenn es sich nicht um Empfehlungen sondern um Vorschriften handeln würde. So bleibt alles zu unverbindlich.<br />
Das haben sich Leute ausgedacht die von der Basis keine Ahnung haben. Ich empfehle<br />
Ihnen mal, im Internet: "Eine Generationengeschichte" zu lesen."<br />
Anmerkung: Diese - zweiteilige - Geschichte ist im Anhang abgedruckt, mit einem eigenen,<br />
dritten Kommentar versehen.<br />
Hier beschreibt eine Mutter in wenigen Sätzen das in der sozialwissenschaftlichen Literatur<br />
als "Kinderkindheit" bekannte Phänomen. Kinder leben allzu oft in Schonräumen, ohne Herausforderung,<br />
ohne mit dem was sie tun für andere wichtig zu sein. Sie weist, wie auch zahlreiche<br />
andere <strong>Eltern</strong>, auf die Wichtigkeit der Kooperation zwischen <strong>Kita</strong> und <strong>Eltern</strong>haus hin.<br />
Sie erkennt schließlich die Schwierigkeiten, die mit der Umsetzung der BEE verbunden sind<br />
und wünscht sich - wie auch zahlreiche andere <strong>Eltern</strong> bei der Befragung zum Ausdruck<br />
brachten - eine größere Verbindlichkeit dieser Empfehlungen, zum Wohle der Kinder.<br />
Kommentar "Recht auf Bildung und Schulvorbereitung"<br />
"Bessere Vorbereitung auf die Schule, die Kinder können schon in der <strong>Kita</strong> Schreiben und Lesen lernen.<br />
Die Kinder haben ein Recht auf Bildung und darauf, bei Defiziten gefördert zu werden, denn das<br />
Eine hängt mit dem Anderen zusammen. Ich würde mir ein breites Lern- bzw. Förderangebot durch<br />
die Bildungsstätten wünschen welches bereits im Kindergarten anfängt. <strong>Kita</strong> und Schule sollen zusammenarbeiten,<br />
zum Wohl der Kinder. Ich habe drei Kinder, die beiden älteren (Zwillingsmädchen)<br />
kamen schon mit fünf Jahren in die Schule und das war ganz toll. Sie haben enorm viel gelernt in diesem<br />
ersten Jahr und unglaublich profitiert. In dem Alter ist man ja noch so aufnahmefähig. Der Kindergarten<br />
hat das toll unterstützt und fördert die Kinder vorbildlich. Aber es ist schlecht dass die BEE<br />
leider nur Empfehlungen sind und keine Vorschrift. Sie sind leider nicht verpflichtend aber das wäre so<br />
wichtig um allen Kindern eine solche optimale Förderung zu ermöglichen. Jetzt versuche ich, auch<br />
meinen jüngeren Sohn so früh einzuschulen aber da gibt es bürokratische Hürden was ganz schlimm<br />
ist. Dem Kind wird praktisch Bildung vorenthalten. Er könnte gerade jetzt so viel lernen und ist so<br />
wissbegierig und aufnahmefähig. Es ist traurig mit ansehen zu müssen wie die Bürokratie uns da Steine<br />
in den Weg legt."
34<br />
Dies ist sozusagen die "Essenz" aus einem einstündigen Gespräch, spätabends, mit einer<br />
berufstätigen Mutter die in wenigen Wochen ihr viertes Kind erwartete. Diese Mutter war äußerst<br />
engagiert, hatte sich selbst aktiv für die Befragung gemeldet nachdem sie davon in der<br />
<strong>Kita</strong> gehört hatte. Sie präsentierte sich äußerst klug und warmherzig, dabei sehr engagiert<br />
für ihre Kinder und verständnisvoll, sowohl gegenüber den Kindern als auch gegenüber der<br />
<strong>Kita</strong>, die sie bewusst für ihre Kinder ausgesucht hatte und dafür einen weiten Fahrweg in<br />
Kauf nahm.<br />
6. Unterschiede zwischen <strong>Eltern</strong>gruppen<br />
Es ist anzunehmen dass nicht alle <strong>Eltern</strong> gleich viele Kommentare abgegeben haben und<br />
dass sich der Inhalt dieser Kommentare zudem unterscheidet. Gibt es z.B. mehr Kommentare<br />
von Müttern oder von Vätern, wünschen sich <strong>Eltern</strong> mit Migrationshintergrund häufiger<br />
Integrationsbemühungen der <strong>Kita</strong>, haben Alleinerziehende andere Themen, die für sie wichtig<br />
sind? Im Folgenden soll nach solchen Unterschieden gefahndet werden.<br />
6.1. Anzahl der Kommentare<br />
Ältere Mütter und Väter (älter als 40 Jahre) kommentieren etwas häufiger als jüngere. Väter<br />
machen etwas häufiger ergänzende Aussagen als Mütter, was vielleicht zunächst überrascht.<br />
Man muss dabei aber bedenken dass i.d.R. die Mütter sich an der Befragung beteiligt<br />
haben. Wenn Väter sich für das Interview zur Verfügung stellten so kann man davon ausgehen,<br />
dass es sich dabei um besonders engagierte Personen gehandelt hat.<br />
Deutlich ist ein Unterschied in der Menge der zusätzlichen Kommentare festzustellen zwischen<br />
Personen mit unterschiedlichem Bildungsgrad. Ein höherer Schulabschluss geht mit<br />
mehr auffallend mehr Zusatzkommentaren einher.<br />
Starke Unterschiede zeigen sich auch im Antwortverhalten von deutschen, türkischen und<br />
russischen Müttern und Vätern. Während die türkischen <strong>Eltern</strong> nur sehr selten über das reine<br />
Interview hinaus Kommentare abgeben kommt dies bei den russischen <strong>Eltern</strong> besonders<br />
häufig vor.
35<br />
Darüber hinaus unterscheidet sich die reine Anzahl von Bemerkungen und Kommentaren<br />
kaum zwischen verschiedenen sozio-demografischen Gruppen.<br />
6.2. Inhalt der Kommentare<br />
Das Geschlecht des Kindes hat keinen Einfluss auf die Inhalte der elterlichen Kommentare.<br />
Gleiches gilt für das Alter des Kindes. Auch hier lassen sich keine Unterschiede feststellen.<br />
Ebenso beeinflusst das Alter der <strong>Eltern</strong> nicht die Themen, zu denen sie sich ergänzend zum<br />
Interview äußern.<br />
Bei den Kommentaren zum Thema "Organisation der <strong>Kita</strong>" zeigen sich jedoch Unterschiede<br />
wenn man die Anzahl der in der Familie lebenden Kinder berücksichtigt. Interessanterweise<br />
sind es die <strong>Eltern</strong> mit nur einem Kind, die häufiger als andere Kommentare zur Organisation<br />
abgeben und hier insbesondere zu den Öffnungszeiten.<br />
Wenn der Vater oder die Mutter alleinerziehend ist werden ebenfalls mehr Kommentare zur<br />
Organisation in der <strong>Kita</strong> abgegeben. Hier ist der Unterschied zwischen den Gruppen (<strong>Eltern</strong><br />
erziehen gemeinsam - Mutter/Vater ist alleinerziehend) noch deutlicher. Kommentare zur<br />
Organisation erfolgen drei Mal häufiger seitens der Alleinerziehenden.<br />
Nicht ganz so deutlich aber immer noch signifikant fällt der Unterschied schließlich aus zwischen<br />
nicht bzw. halbtags berufstätigen Müttern und solchen Müttern, die ganztags berufstätig<br />
sind. Letztere äußern sich häufiger zu Organisationsfragen der <strong>Kita</strong>.<br />
<strong>Eltern</strong> mit höherem Schulabschluss geben nicht nur, wie bereits erwähnt, insgesamt mehr<br />
Kommentare ab, ihre Äußerungen haben auch andere Schwerpunkte. Sie thematisieren<br />
deutlich häufiger als <strong>Eltern</strong> mit niedrigem oder mittlerem Bildungsabschluss die Themen<br />
"Persönlichkeitsentwicklung des Kindes" sowie "Schulvorbereitung und Lernen". Die in der<br />
Literatur häufig vertretene These von der "Vererbung" von Bildung scheint sich auch hier zu<br />
bestätigen, wobei es stets gilt, die relativ kleinen Fallzahlen zu berücksichtigen auf die diese<br />
Auswertung sich bezieht.<br />
Auch von Vätern und Müttern werden unterschiedliche Themen aufgegriffen. Mütter sprechen<br />
häufiger über Schulvorbereitung und Lernen, während Väter sich in ihren Kommentaren<br />
eher mit der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder auseinander setzen und zudem das<br />
Thema "Organisation" häufiger aufgreifen.
36<br />
Besonders deutliche Unterschiede zeigen sich wiederum zwischen deutschen <strong>Eltern</strong> und<br />
<strong>Eltern</strong> mit unterschiedlichem Migrationshintergrund. Die türkischen Mütter zeigen sich besonders<br />
zurückhaltend und geben nur sehr selten zusätzliche Kommentare ab. Diese beziehen<br />
sich schwerpunktmäßig auf die Themen Schulvorbereitung und Kommunikation in der<br />
<strong>Kita</strong>.<br />
Das Thema "Lernen und Schulvorbereitung" spielt insbesondere bei den Kommentaren der<br />
Mütter mit russischem Migrationshintergrund eine sehr bedeutende Rolle. Noch häufiger finden<br />
sich hier jedoch Kommentare zum Thema "Organisation der <strong>Kita</strong>". Besonders auffallend<br />
ist bei diesen Müttern jedoch die Auseinandersetzung mit traditionellen Werten. Der Wunsch<br />
nach der Vermittlung von Gehorsam, Respekt und gutem Benehmen kommt in dieser <strong>Eltern</strong>gruppe<br />
sehr häufig zum Ausdruck.<br />
Deutsche Mütter und Väter sprechen deutlich seltener über dieses Thema. Von türkischen<br />
<strong>Eltern</strong> wird die Vermittlung traditioneller Werte überhaupt nicht angesprochen. Mann könnte<br />
die Vermutung hegen, dass türkische <strong>Eltern</strong> diese Aufgabe nicht der deutschen <strong>Kita</strong> übertragen<br />
wollen.<br />
Die Themen "Ausgleich von Defiziten" und "Integration" werden dagegen fast ausschließlich<br />
von deutschen <strong>Eltern</strong> angesprochen.
7. Fazit<br />
37<br />
Im Gegensatz zu der Auswertung der standardisierten, geschlossenen Fragen der <strong>Eltern</strong>befragung<br />
geht es bei der Betrachtung der offenen Zusatzkommentare nicht in erster Linie um<br />
die Aufdeckung systematischer Ergebnisse sondern vielmehr um ein Stimmungsbild.<br />
Dabei ist es keineswegs ein Wiederspruch, wenn auch dieses Stimmungsbild durchaus Systematiken<br />
und Schwerpunkte aufweist. An vielen Stellen erschienen uns die Antworten wie<br />
Puzzleteile, die - aneinandergesetzt - ein vollständiges, klares und sinnvolles Bild von einem<br />
Ganzen ergeben. Dieses "Ganze" ist die Lebenswirklichkeit der Mütter und Väter, in der diese<br />
leben und arbeiten, eine Familie gründen, versorgen und zusammenhalten und darin Kinder<br />
versorgen, betreuen und anleiten. Dies alles tun sie nicht für sich allein sondern im Kontext<br />
mit ihrer Umwelt, zu der die Kindertagesstätten ebenso gehören wie die privaten Netzwerke,<br />
die Arbeitsbedingungen, die Anforderungen von Berufswelt, Schule und Gesellschaft.<br />
Diese Lebenswirklichkeit der <strong>Eltern</strong> ist - bei allen individuellen Unterschieden - von der selben<br />
gesellschaftlichen Wirklichkeit geprägt, so dass es nicht allzu sehr verwundert wenn wir<br />
auf solche Muster und Systematiken stoßen wie das in der vorliegenden Auswertung der Fall<br />
war.<br />
Die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen behandeln Themen, die sich für die <strong>Eltern</strong> in<br />
ihrer Wichtigkeit unterscheiden. Dies kommt weniger in den standardisierten Antworten zum<br />
Ausdruck (hier wurden alle Themen als mehr oder weniger wichtig identifiziert), dafür umso<br />
deutlicher in den offenen Kommentaren. Hier zeigt sich, dass es insbesondere die Themen<br />
"Lernen und Sprache", "Persönlichkeitsentwicklung", "Natur", "Defizite und Integration" sowie<br />
"Musik" sind, welche die <strong>Eltern</strong> beschäftigen. Es wurde in diesen Kommentaren jedoch auch<br />
deutlich, dass es über diese Themen, die ja auch in den BEE "vorkommen", noch weitere<br />
Themen gibt, die den <strong>Eltern</strong> am Herzen liegen. Ein solches Thema ist das, was wir hier als<br />
"traditionelle Werte" bezeichnet haben. Für die <strong>Eltern</strong> gehört zu einer gelungenen Sozialisation<br />
auch das Erlernen von Achtung und Respekt, von gutem Benehmen und von Gehorsam.<br />
Über diese Themen, die direkt auf die Kinder und ihre Entwicklung bezogen sind, hinaus<br />
setzen sich die <strong>Eltern</strong> auch mit den Rahmenbedingungen der <strong>Kita</strong> auseinander. Sie machen<br />
sich Gedanken über deren Erziehungsauftrag, die Organisation und die dort arbeitenden<br />
Menschen und wünschen sich einen möglichst engen und reibungslosen Kontakt zu den<br />
Einrichtungen, sowie professionelle Begleitung und Unterstützung für die <strong>Kita</strong>s einerseits und<br />
für sich selbst durch das <strong>Kita</strong>-Personal andererseits.
38<br />
Für die <strong>Kita</strong>s bedeutet dies ein wichtiges und nützliches Potenzial an Unterstützung und Engagement<br />
das es wert ist, ernst genommen und auch in Anspruch genommen zu werden<br />
(vgl. hierzu auch BMFSFJ, 1998). Zusammenarbeit von <strong>Eltern</strong> und <strong>Kita</strong> bedeutet für viele<br />
<strong>Eltern</strong> mehr als nur regelmäßige <strong>Eltern</strong>abende. Die <strong>Eltern</strong> machen sich Gedanken über die<br />
bestmöglichen Entwicklungsbedingungen für ihren Nachwuchs. Sie ziehen damit an einem<br />
Strang mit den Tagesstätten. Nicht alle, aber viele <strong>Eltern</strong> sind in diesem Zusammenhang<br />
bereit, gemeinsam mit der <strong>Kita</strong> über diese Aufgabe, und darüber wie sie am besten zu erfüllen<br />
ist, nachzudenken. Dieses Potenzial sollte stets mit bedacht und berücksichtigt werden!<br />
Die Auswertung der Kommentare lässt insgesamt ein großes Engagement der befragten<br />
<strong>Eltern</strong> sichtbar werden, welches im übrigen schon vor Jahren im ersten (west-) deutschen<br />
Kindersurvey nachgewiesen wurde und sich hier ungebrochen fortsetzt (Lang 1985). Sie<br />
setzen sich für ihre Kinder ein und setzen sich mit den Empfehlungen auseinander, sowohl<br />
was deren Inhalte als auch was deren Umsetzung betrifft.<br />
Bereits in der standardisierten Auswertung der <strong>Eltern</strong>befragung kam die positive Beurteilung<br />
der BEE und der in ihnen enthaltenen Wertvorstellungen durch die meisten <strong>Eltern</strong> zum Ausdruck.<br />
Die offenen Zusatzkommentare unterstreichen noch einmal diese Bewertung, zeigen<br />
aber gleichzeitig auch verstärkt auf, welche Problematik aus Sicht der <strong>Eltern</strong>, mit der Umsetzung<br />
der BEE teilweise verbunden ist.<br />
Dass es sich bei den BEE "nur" um Empfehlungen und nicht um Richtlinien handelt, wird<br />
teilweise beklagt, da Empfehlungen für die <strong>Eltern</strong> oftmals zu wenig Verbindlichkeit aufweisen.<br />
So wie schon bei der Auswertung der geschlossenen Fragen zeigten sich auch bei der Analyse<br />
der offenen Nennungen einige Unterschiede zwischen verschiedenen soziodemografischen<br />
Gruppen. <strong>Eltern</strong> mit unterschiedlichem soziodemografischen Hintergrund<br />
kommentieren teilweise auch andere Sachverhalte und tun dies auch teilweise in unterschiedlichem<br />
Ausmaß. Auch darin lassen sich zumeist Muster erkennen, etwa wenn Alleinerziehende<br />
sich gehäuft zur Organisation der <strong>Kita</strong> äußern, Mütter sich stärker mit Fragen der<br />
Schulvorbereitung auseinandersetzen oder <strong>Eltern</strong> mit höherem Bildungsabschluss das Thema<br />
"Lernen" in den Vordergrund stellen.<br />
Insgesamt ging es bei dieser Auswertung jedoch weniger um das Aufzeigen solcher Systematiken<br />
sondern vielmehr um die Darstellung der Vielfalt der Antworten und Kommentare, in<br />
denen sich die Vielfalt der Lebensbedingungen der Familien deutlich spiegelt.
Literatur<br />
39<br />
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), 1998: Kinder<br />
und ihre Kindheit in Deutschland. Schriftenreihe Band 154. Stuttgart/Berlin/Köln<br />
Hasenberg, R./Zinnecker, R., 1998: Sportive Kindheiten. In: Zinnecker, J./Silbereisen, R.,<br />
1998: Kindheit in Deutschland. Weinheim/München<br />
Hentig, H.v., 1975: Vorwort in: Ariès, P.: Geschichte der Kindheit. München<br />
Hentig, H.v., 1984: Das allmähliche Verschwinden der Wirklichkeit. München<br />
Hentig, H.v., 1988: Werte und Erziehung. Neue Sammlung, 3, 323-342<br />
Lang, S., 1985: Lebensbedingungen und Lebensqualität von Kindern. Frankfurt/New<br />
York<br />
Zinnecker, J./Silbereisen, R., 1998: Kindheit in Deutschland. Weinheim/München
Anhang<br />
40<br />
Eine Generationengeschichte<br />
Wenn du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nicht mit dir zu tun ... Verschwinde! Kinder von<br />
heute werden in Watte gepackt ...<br />
Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben,<br />
daß wir so lange überleben konnten! Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne<br />
Airbags. Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voller Blei und Cadmium. Die<br />
Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit<br />
Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen. Auf dem<br />
Fahrrad trugen wir nie einen Helm. Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen.<br />
Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, daß<br />
wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar. Wir verließen morgens<br />
das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mußten erst zu Hause sein, wenn<br />
die Straßenlaternen angingen. Niemand wußte, wo wir waren, und wir hatten nicht mal ein Handy<br />
dabei!<br />
Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne, und niemand wurde deswegen verklagt. Es<br />
waren eben Unfälle. Niemand hatte schuld, außer wir selbst. Keiner fragte nach "Aufsichtspflicht".<br />
Kannst du dich noch an "Unfälle" erinnern? Wir kämpften und schlugen einander manchmal bunt und<br />
blau. Damit mußten wir leben, denn es interessierte den Erwachsenen nicht.<br />
Wir aßen Kekse, Brot mit Butter dick, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken<br />
mit unseren Freunden aus der Flasche und niemand starb an den Folgen. Wir hatten nicht: Playstation,<br />
Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround-Sound, eigene<br />
Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms. Wir hatten Freunde. Wir gingen einfach raus und trafen<br />
sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten<br />
wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitiger<br />
<strong>Eltern</strong>. Keiner brachte uns und keiner holt uns ... Wie war das nur möglich?<br />
Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die<br />
Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter, und<br />
mit den Stöcken stachen wir nicht besonders viele Augen aus. Beim Straßenfußball durfte nur mitma-
chen, wer gut war. Wer nicht gut war, mußte lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche<br />
41<br />
Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen.<br />
Das führte nicht zu emotionalen <strong>Eltern</strong>abenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung.<br />
Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von<br />
uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, daß die <strong>Eltern</strong> ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen.<br />
Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! So was!<br />
Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft<br />
hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Mißerfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wußten wir<br />
umzugehen. Und du gehörst auch dazu.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
aus dem Internet, Autor unbekannt, auch abgedruckt im Stern 1/2004<br />
Noch eine Generationsgeschichte?<br />
Wenn du nach 1980 geboren wurdest, ist dieser Text an dich gerichtet. Vielleicht öffnet er dir die Augen<br />
und beantwortet Fragen, deine Kindheit betreffend.<br />
Wenn du als Kind in den 80er oder 90 Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir<br />
zu den Menschen werden konnten, die wir heute sind! Als Kinder saßen wir fest in den Sitz geschnallt<br />
und von der Angst gepeinigt, dass uns jederzeit ein Airbag den Kopf von den Schultern reißen könnte<br />
in den Hightech-Autos unserer <strong>Eltern</strong>. Unsere Bettchen waren aus Metallgestellen oder Naturholz<br />
ohne Farbe. Der Gesundheit zu Liebe! Unserer Neugier wurden klare Grenzen gesetzt, indem alles,<br />
was auch nur gefährlich roch, mit kompliziertesten Verschlüssen versehen wurde, mit denen sogar<br />
unsere lieben <strong>Eltern</strong> Schwierigkeiten hatten. Alles wurde weggeschlossen oder hochgestellt – Waschmittel,<br />
Bleiche, Medikamente, Kosmetik.... Alle Türen und Schubladen waren in unserer Kindheit<br />
abgepolstert, was uns in unserem späteren Leben oft zu blauen Fingerkuppen verhalf.<br />
Das Gefühl der Freiheit, wenn der Wind beim Fahrradfahren durch unsere fliegenden Haare pfeift,<br />
wurde uns dank beengendem Helm, den uns unsere besorgten <strong>Eltern</strong> aufzwangen, nie bewusst. Wir<br />
durften unseren Durst nie mit frischem klaren Wasser aus dem Wasserhahn stillen. Der Gesundheit zu<br />
Liebe! Unsere <strong>Eltern</strong> kauften uns kleine Bobby-Cars mit allem Pipapo und verboten uns den Hügel
42<br />
mit unseren selbstgebauten Mobilen runter zu brausen. Zu gefährlich! Wir hatten kaum die Gelegen-<br />
heit aus eigenen Fehlern zu lernen, denn unsere <strong>Eltern</strong> belehrten uns vorsichtshalber schon über alle<br />
Risiken im Voraus. Morgens wurden wir wohl behütet zur Schule gebracht und bekamen auch Abends<br />
klare Zeitvorgaben. Jeder musste zu jedem Zeitpunkt wissen, wo wir uns gerade mit wem aufhalten.<br />
Und das Handy musste immer dabei sein. Vorsichtshalber!<br />
Unsere Haut wurde eingecremt, wir bekamen ekelhafte Zusatztabletten fürs bessere Wachstum unsrer<br />
Knochen und mussten jahrelang zum Kieferorthopäden und mit fester Spange rumlaufen und wegen<br />
jedem Bisschen wurde geklagt. Immer hatte der andere Schuld. Nie das eigene Kind. Unsere <strong>Eltern</strong><br />
suchten in Gesetzen nach Verletzung der Aufsichtspflicht und schalteten Anwälte ein. Sie nutzten die<br />
kleinen Unfälle ihrer Kinder für alberne Machtgerangel vor dem Gericht. Oder kannst du dich noch an<br />
Unfälle erinnern, wegen denen kein Aufstand geprobt wurde? Bei unserem Kräftemessen und unseren<br />
Keilereien sahen wir uns vor, damit unsere <strong>Eltern</strong> keinen neuen Zündstoff für eine weitere Sightseeing-Tour<br />
durch die Gerichtshallen fanden. Damit mussten wir leben, denn so waren die Erwachsenen<br />
nun mal.<br />
Unsere <strong>Eltern</strong> fuhren mit uns zu McDonalds, Nordsee, Burger King, Pizza Hut und wir wurden dicker<br />
und dicker. Warum nur? Da durch Speichel viele, viele Krankheiten übertragen werden können, wurde<br />
uns beigebracht, dass wir immer aus unserem eigenen Glas trinken sollen. Der Gesundheit zu Liebe!<br />
Wir hatten Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, mehr als 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video,<br />
Surround-Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms. All das wurde einzig und<br />
allein durch unsere lieben <strong>Eltern</strong> möglich. Dafür wurde es immer komplizierter sich mit Freunden zu<br />
treffen. Man konnte nicht einfach so vorbei gehen ohne vorher anzurufen. Wenn man einfach so ins<br />
Haus kam, wurden die <strong>Eltern</strong> gleich hysterisch, da wir ihre Privatsphäre mit unseren Kinderfüßchen<br />
traten. Und wenn, dann brachten uns unsere <strong>Eltern</strong> und holten uns zu einem, von ihnen festgelegten,<br />
Zeitpunkt wieder ab. Vorsichtshalber!<br />
Wenn wir im Garten spielten, wurden wir behütet. Wie dumme Gänse. Unsere Piratenspiele mit Holzschwertern<br />
oder Stöcken waren zu gefährlich. Wir hätten uns die Augen ausstechen können. Würmer,<br />
Käfer, Spinnen wurden uns schon im Kleinkindalter als „Igitt-Igitt“ oder „Bä-Bä“ vorgestellt. Falls<br />
wir mal Fußball spielten, schrieben uns unsere <strong>Eltern</strong> immer vor, dass wir jeden mitmachen lassen<br />
sollen. Und wir sollten auch denen, die überhaupt nichts drauf hatten, den Ball zuspielen. Wer nicht<br />
beachtet wurde, musste nur zu den Erwachsenen gehen und schon brach eine Sturmflut von Moralpredigten<br />
auf die anderen Kinder los. Es gab Kinder, die schon in der Grundschule Probleme hatten und<br />
trotzdem verbannten ihre <strong>Eltern</strong> sie aufs Gymnasium, damit später mal was aus ihnen werde. Und<br />
kaum bleibt mal jemand sitzen, wird sofort ein emotionaler <strong>Eltern</strong>abend organisiert.
43<br />
Unsere Taten hatten meist für uns unüberschaubare Folgen. Und keiner konnte ihren Verlauf vorher<br />
sagen. Wenn jemand gegen das Gesetz verstoßen hatte, war klar, dass das Gesetz nichts taugte. Immer<br />
war jemand anders Schuld. Und unsere <strong>Eltern</strong> waren immer die Ersten, die über die Polizei und den<br />
Staat herzogen! So was!<br />
Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfinder mit Risikobereitschaft<br />
als <strong>Eltern</strong> abbekommen. Sie hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Wie sollen wir<br />
unsportlichen, verfetteten, einsiedlerischen, verzogenen Menschen nur mit so etwas umgehen?<br />
Egal, wir haben ja unsere <strong>Eltern</strong>!<br />
(Na Herzlichen Glückwunsch!)<br />
aus dem Internet, Autor: Christian Krüger<br />
Und eine Antwort:<br />
Und wenn Du noch früher auf die Welt gekommen bist? So in den 20er, 30er-Jahren des<br />
vorigen Jahrhunderts? Wie muss es dieser Generation gut gegangen sein, ohne Fernsehen,<br />
Computer, Handy und Co.!<br />
Und auch in Autos wurden die Menschen dieser Jahrgänge in ihrer Kindheit nicht herumgefahren,<br />
weder mit noch ohne Airbags. Sie mussten zu Fuß gehen, denn auch Fahrräder besaßen<br />
die meisten nicht - zu teuer. Zu Fuß zur Schule und zu Fuß zur Arbeit. Die Fabrik war<br />
manchmal zehn und mehr Kilometer entfernt und die Arbeitszeiten - na ja, die 40-Stunden-<br />
Woche kam wohl erst viel später. War das besser? Diese Generation hat es nicht anders<br />
gekannt.<br />
Diese Generation hat die Wäsche im Kessel "gekocht" - ja, der Ausdruck "Kochwäsche" war<br />
damals wörtlich gemeint. Aber zum Kochen, ob Wäsche oder Essen, musste erst das Wasser<br />
vom Brunnen oder der Pumpe geholt werden, machnmal über viele Etagen, und der<br />
Herd musste mit Holz und Kohlen befeuert werden. Keine leichte Aufgabe. Und schmutzig<br />
wurde man dabei und hat den Kohlenstaub eingeatmet. Um ein Mittagessen auf den Tisch
44<br />
zu bringen musste man schon morgens anfangen mit dem Kochen. TK-Kost und Konserven<br />
gab es nicht. Dafür war das Essen gesünder als heute. Denke ich wenigstens. Die Kartoffeln<br />
waren von so guter Qualität dass sie im Keller bis zum kommenden Frühjahr überlebten.<br />
Zum Bügeln der gekochten Wäsche wurde das Bügel-"eisen" - auch dieser Begriff ist durchaus<br />
wörtlich zu nehmen - auf dem Ofen erhitzt. Das Eisen war schwer, die Temperatur nicht<br />
zu regeln.<br />
Ja, und die Schule: Die Herbstferien waren dazu da, den <strong>Eltern</strong> auf dem Bauernhof bei der<br />
Kartoffelernte zu helfen. Im Winter konnten die ärmeren Kinder nicht in die Schule gehen<br />
weil sie keine Schuhe besaßen, aber viele mussten ja ohnehin bereits früh arbeiten und Geld<br />
für die Familie verdienen. So war das nichts mit der Schule. War vielleicht auch gut so, die<br />
Klassen waren ohnehin so groß wie es heute unvorstellbar wäre. Oder was würde ein Lehrer<br />
heute mit 60 Kindern anfangen? Zumal er seine Schüler heute nicht mehr schlagen darf,<br />
nicht mit dem Rohrstock und nicht mit der Hand. Dafür hatte er das Vergnügen, alle Jahrgänge<br />
gemeinsam unterrichten zu dürfen, zumindest in der Grundschule, die damals noch<br />
den Namen "Volksschule" trug.<br />
Viele Kinder erkrankten an Rachitis, weil in die dunklen Hinterhöfe auch im Sommer kaum<br />
Sonnenlicht drang und weil man Vitamin D, wenn überhaupt, nur über "Lebertran" zu sich<br />
nahm. (Wer erinnert sich noch an diese "Leckerei"???). Krankheiten wie Kinderlähmung oder<br />
Hirnhautentzündung waren gefürchtet, denn von Antibiotika wusste man noch nichts.<br />
Dafür wurden, zwecks Kommunikation, noch Briefe geschrieben - falls man dafür die Zeit<br />
fand, und abends in der Stube Märchen und Geschichten erzählt, während die Frauen sich<br />
die Finger wund strickten um etwas Zubrot zu verdienen und die Männer sich den Staub der<br />
Tagesarbeit mit kaltem Wasser abwuschen. Das soll ja sehr gesundheitsfördernd sein.<br />
Und hatten es die Kinder geschafft, das Jugendalter zu erreichen, dann wurde diese Generation<br />
als Kanonenfutter für den 2. Weltkrieg rekrutiert. Wie haben sie das nur überlebt? (Haben<br />
sie es denn?)<br />
Die Entwicklungen unserer Tage sehe ich mit ebensolcher Sorge wie der Verfasser der Generationengeschichte.<br />
Als 50er-Jahre-Kind, aufgewachsen in Ruinen in denen wir herrlich<br />
spielen konnten (war natürlich auch damals streng verboten, wurde aber eher lasch kontrolliert),<br />
vermisse ich diese Freiheit ebenso sehr wie ich die Entwicklung zur Spaß-, Konsumund<br />
Fernsehgesellschaft mit Skepsis betrachte. Und auch mit der besten Absicht, meine drei<br />
Söhne "natürlich" aufwachsen zu lassen, bin ich damit immer wieder an Grenzen gestoßen.
45<br />
In vieler Hinsicht können wir die Zeit nicht zurückdrehen. Das mag in manchen Fällen auch<br />
gut sein (siehe oben). Ich jedenfalls wollte nicht ohne Elektrizität, ohne Telefon, ohne fließend<br />
warmes Wasser und Zentralheizung, ohne Auto und ohne die zahlreichen praktischen<br />
Haushaltshelfer - vom TK-Gemüse bis zur Waschmaschine - leben, da bin ich ganz ehrlich.<br />
Und auch auf mein Handy möchte ich nicht verzichten und ich finde es ehrlich gut, dass mir<br />
dieses Teil erlaubt, mit meinen Kindern auch in schwierigen Situationen zu kommunizieren<br />
(nicht, sie ständig zu kontrollieren).<br />
Auf der anderen Seite liegt es aber auch viel an uns selbst, was wir aus den Segnungen/dem<br />
Fluch der modernen Zeiten machen.<br />
Ich m u s s nicht meine Kinder mit McDonalds-Produkten füttern (jedenfalls nicht täglich),<br />
ich m u s s nicht den Fernseher von früh bis spät laufen lassen,<br />
ich m u s s nicht die Freunde meiner Kinder aus dem Haus verbannen, auch wenn ich vielleicht<br />
etwas mehr putzen muss wenn im Herbst und Winter nicht nur die eigenen sondern<br />
noch jede Menge Gastkinder mit ihren dreckigen Stiefeln durchs Haus flitzen<br />
ich m u s s auch nicht jeden Lehrer verklagen der mein Kind mal etwas härter anfasst weil<br />
es notwendig ist.<br />
Ich m u s s auch meine Kinder nicht mit dem Auto zur Schule fahren und die Kinder m ü s s<br />
e n nicht ins Ballet, zum Musikunterricht, zum Tennis und in den Reitverein. Sie spielen<br />
ohnehin lieber im eigenen Garten wenn sie das denn dürfen, oder auf dem Rasen im Park,<br />
aber das ist ja meistens nicht gestattet. Ich muss mit ihnen an Geburtstagen auch nicht in<br />
den Freizeitpark fahren, es genügt zumeist wenn man ein paar Spielkameraden einlädt und<br />
die "alten" Spiele aus unserer eigenen Kindheit sind inzwischen so unbekannt, dass Topfschlagen<br />
oder die Reise nach Jerusalem wieder richtig Spaß machen können. Nintendo und<br />
x-Box kaufen die Kinder sich nicht selbst, und auch der Fernseher übersteigt in der Regel<br />
das Budget auch von Kindern die mit richtig viel Taschengeld bedacht werden.<br />
Ich bin nicht blauäugig, ich weiß dass vieles nicht mehr von uns <strong>Eltern</strong> zu steuern ist. Die<br />
Videospiele, die wir verbieten, werden bei Freunden gespielt, die verbotenen Filme in der<br />
Schule diskutiert. Es geht auch nicht um Verbote oder weltfremde Rückentwicklungen ins<br />
vorige Jahrhundert, sondern um das Vorleben eines vernünftigen Umganges mit den Medien,<br />
die gar nicht mehr so "neu" sind, um die Auseinandersetzung mit dem Nachwuchs, das<br />
Erklären, warum wir die Dinge so und nicht anders sehen, und schließlich um die Bereitstellung<br />
der Möglichkeiten, dass die Kinder so spielen und sich beschäftigen können, wie wir es<br />
für gut und richtig halten. Dabei reicht es nicht, über die "schlechten Zeiten" zu jammern, wir<br />
sind uns doch eigentlich alle einig - also ändern wir was! Aber ich merke plötzlich, das kostet<br />
Zeit und Energie, die wir - selbst in den Alltag des 21. Jahrhunderts eingebunden - oft genug
46<br />
nicht zu haben glauben. Wir sollten sie uns trotzdem nehmen. Ich bin ganz sicher, dass es<br />
sich auszahlt. Wir werden nicht die ganze Welt ändern aber vielleicht ein ganz kleines Stückchen<br />
davon. Vor allen Dingen werden wir aber unseren Kindern damit etwas Wichtiges mit<br />
auf den Lebensweg geben: Die Gewissheit, dass wir uns für sie und ihren Lebensweg interessieren,<br />
nicht nur unter dem Aspekt einer möglichst guten (=hohen) Schulbildung, und<br />
dass wir ihnen zumindest ein kleines Stückchen Kindheit ermöglichen, so wie wir selbst sie<br />
hatten: mit Seifenkisten, Butter dick und Straßenfußball, ohne Rechtsanwalt, dafür mit Verantwortung<br />
und vernünftigen Grenzen, denn das ist es wohl, was der heutigen Kindergeneration<br />
am meisten fehlt.<br />
Autor: Dr. Sabine Lang