Wiener Gesundheits- und Sozialsurvey Vienna Health and Social ...
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II. SOZIALE RESSOURCEN/BELASTUNGEN Soziale Position<br />
2.2 Zugang zum gesellschaftlichen Wohlst<strong>and</strong> − Soziale Position/Stellung<br />
Die soziale Lage einer Person besteht wesentlich in ihrer<br />
Teilhabe am gesellschaftlichen Wohlst<strong>and</strong>. Zu diesem<br />
Wohlst<strong>and</strong> gehören heute als wichtigste soziale<br />
Ressourcen insbesondere das infrastrukturelle Angebot<br />
an beruflichen Ausbildungsmöglichkeiten, an Arbeitsplätzen<br />
sowie an Einkommen. Der Zugang zu diesen<br />
Ressourcen konnte in Studien als eine der bedeutendsten<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>determinanten nachgewiesen<br />
werden. Wir untersuchen daher in den nächsten Abschnitten<br />
ausführlich die Verteilung dieser sozialen<br />
Ressourcen in der Bevölkerung.<br />
2.2.1 Zugang zu Ausbildung<br />
Es wurde in sozialepidemiologischen Studien wiederholt<br />
nachgewiesen, dass die Ausbildung einer Person<br />
eine wesentliche Ressource sowohl für die Ges<strong>und</strong>heit<br />
als auch für ein ges<strong>und</strong>heitsförderliches Verhalten darstellt.<br />
Der Anteil an dieser Ressource, den eine soziale<br />
Schicht aufweist, ist folglich ein Teil des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>potenzials<br />
dieser Schicht.<br />
Es lag nicht innerhalb der Möglichkeiten dieses Surveys,<br />
eine genaue Bildungsstatistik der <strong>Wiener</strong> Bevölkerung<br />
zu erhalten. Die Ergebnisse dieses Kapitels weisen<br />
daher eine vergleichsweise nur geringe Differenziertheit<br />
<strong>und</strong> Genauigkeit auf <strong>und</strong> werden daher nur in<br />
den für die Ziele dieser Studie bedeutsamen Gr<strong>und</strong>zügen<br />
charakterisiert. Für eine exakte Statistik verweisen<br />
wir auf die ausführliche Literatur über Ausbildungsdaten<br />
der Statistik Austria.<br />
Das Ausbildungsniveau wurde in aufsteigender Reihenfolge<br />
in vier Gruppen eingeteilt: Zur ersten Gruppe<br />
„Pflichtschule“ gehören nur Personen mit der gesetzlichen<br />
Mindestschulbildung, zur zweiten Gruppe „Lehre“<br />
Personen mit Lehrabschluss, zur dritten Gruppe<br />
„mittlere Ausbildung“ gehören Abschlüsse von berufsbildenden<br />
mittleren <strong>und</strong> höheren Schulen, allgemeinbildenden<br />
höheren Schulen (Gymnasien) <strong>und</strong> Akade-<br />
WIENER GESUNDHEITS- UND SOZIALSURVEY<br />
mien (z. B. Sozialakademie), <strong>und</strong> zur vierten Gruppe<br />
gehören Personen mit Hochschul- oder Universitätsausbildung.<br />
Unsere Analysen zeigen als Gr<strong>und</strong>trend sowohl bei<br />
den Frauen als auch bei den Männern eine anteilsmäßige<br />
Zunahme der Personen mit höheren Ausbildungsabschlüssen<br />
(d. i. mittlere Ausbildung, Matura<br />
oder universitäre Ausbildung) mit Abnahme des<br />
Lebensalters (Tabelle 6). Darin spiegelt sich ein positiver<br />
Generationentrend wider: Die jüngere Generation<br />
erhält heute eine umfangreichere Ausbildung als frühere<br />
Generationen. Weiters ist der in den höheren Altersgruppen<br />
zu beobachtende gravierende Geschlechtsunterschied<br />
bei Personen, welche die Mindestausbildung<br />
(Pflichtschule) genossen haben, in der jüngeren<br />
Generation (Altersgruppe 25–44 Jahre) praktisch verschw<strong>und</strong>en.<br />
Zu beachten ist, dass in der Altersgruppe „16–24 Jahre“<br />
viele Personen ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen<br />
haben <strong>und</strong> infolgedessen den unteren Ausbildungsgruppen<br />
zugerechnet werden, auch wenn sie<br />
sich aktuell bereits in einem höheren Ausbildungssystem<br />
befinden.<br />
Der auffallend hohe Anteil an Personen mit Pflichtschulausbildung<br />
in den höheren Altersklassen, besonders<br />
unter den Frauen, legt die Hypothese nahe, dass<br />
eine frühe Benachteiligung bei der Ausbildung im höheren<br />
Lebensalter bisher nicht mehr aufgeholt werden<br />
kann. Es wäre zu klären, inwieweit Defizite in der Erwachsenenbildung<br />
<strong>und</strong> der berufsbegleitenden Weiterbildung<br />
dafür verantwortlich zu machen sind. Insbesondere<br />
scheinen die Möglichkeiten des Erwerbs einer<br />
Ausbildung auf Matura- oder Universitätsniveau<br />
für ältere ArbeitnehmerInnen einer erheblichen Verbesserung<br />
zu bedürfen, z. B. durch zielgruppenspezifische<br />
Angebote der Bildungseinrichtungen, verb<strong>und</strong>en<br />
mit bezahlten Freisemestern („sabbatical“) am Arbeitsplatz.<br />
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