April 2008 (PDF) - an.schläge

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an.schläge 04/2008 an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN april e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- thema 1968 flog die Tomate und die zweite Frauenbewegung nahm ihren Anfang kultur 2008 erscheinen die Memoiren von Lassie-Singer Christiane Rösinger

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 04/<strong>2008</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN april<br />

e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-<br />

thema<br />

1968<br />

flog die Tomate und die zweite<br />

Frauenbewegung nahm ihren Anf<strong>an</strong>g<br />

kultur<br />

<strong>2008</strong><br />

erscheinen die Memoiren von<br />

Lassie-Singer Christi<strong>an</strong>e Rösinger


Ausschreibung des vierten<br />

Durchg<strong>an</strong>gs von<br />

Das Mentoring-Programm der Universität<br />

Wien startet in die nächste Runde!<br />

ist ein Programm zur Förderung von<br />

Nach wuchswissenschafterinnen durch renommierte<br />

Professorinnen und Professoren der Universität<br />

Wien.<br />

Dissert<strong>an</strong>tinnen, Postdoktor<strong>an</strong>dinnen und Habilit<strong>an</strong>dinnen<br />

der Universität Wien sind herzlich<br />

eingeladen, sich für die neue Programmperiode<br />

zu bewerben!<br />

Die Bewerbungsfrist für Mentees beginnt am<br />

7. <strong>April</strong> <strong>2008</strong> und endet am 5. Mai <strong>2008</strong>.<br />

Kontakt:<br />

Mag.ª Waltraud Schlögl<br />

Referat Frauenförderung und Gleichstellung<br />

T +43-1-4277-184 67<br />

mentoring.frauenfoerderung@univie.ac.at<br />

www.univie.ac/women/mentoring


auf.takt<br />

1968 allerorten. Auch in den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n. Es ist allerdings<br />

das feministische 68, auf das wir <strong>an</strong>lässlich<br />

des 40-Jahr-Jubiläums zurückblicken. Die rote Tomate<br />

ist der rote Faden, der nicht alleine die Texte<br />

des Themas durchzieht. Geworfen wurde das legendäre<br />

Stück Gemüse 1968 auf einer Konferenz<br />

des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes<br />

(SDS). Helke S<strong>an</strong>ders feministische Kritik war dort<br />

von den Genossen ignoriert worden, woraufhin<br />

Sigrid Rüger all ihren Mut zusammen und den<br />

SDS-Vorst<strong>an</strong>d ins Visier nahm. Im Interview erzählt<br />

S<strong>an</strong>der von den Vorbedingungen und Folgen<br />

des geschichtsträchtigen Wurfs (ab S. 16).<br />

Bärbel Mende-D<strong>an</strong>nebergs Text „Die Tomate<br />

flog noch vorbei“ ist ein sehr persönlicher Rückblick<br />

auf die eigene Politisierung (S. 20f).<br />

Ute Kätzel und Gisela Notz hingegen ziehen<br />

Bil<strong>an</strong>z:Was hat die zweite Frauenbewegung erreicht,<br />

was nicht (S. 23)? Auch Michèle Thoma ist<br />

Zeitzeugin und erinnert sich <strong>an</strong> süße Spontis und<br />

Siddhartas aus Floridsdorf (S. 44).<br />

Außerdem in dieser Ausgabe: Studiengebühren<br />

führen zu studentischer Prostitution (S.<br />

10f), einkommensabhängige Kindergeldmodelle<br />

zu mehr treusorgenden Vätern (S. 8f).<br />

In Tel Aviv haben es orientalische Jüdinnen<br />

auch unter Feministinnen nicht leicht (S. 14f),<br />

Frauen im Musikbusiness auch nicht, sagt Christi<strong>an</strong>e<br />

Rösinger (S. 32f). Frauenfilme aus China<br />

sind beim Internationalen Frauenfilmfestival zu<br />

sehen (ab S. 34), immer dreister werdende AbtreibungsgegnerInnen<br />

der „Generation Benni“ nicht<br />

alleine in Italien (S. 5).<br />

And we proudly present: die neue Kolumnistin<br />

des lesben.nests. Denice Fredriksson, die<br />

Sängerin von Bon<strong>an</strong>za Jellybe<strong>an</strong>, schreibt über ihr<br />

Coming Out und darüber, wie verdammt hart es<br />

sein k<strong>an</strong>n to „looktalkwalkactfuckthink like a<br />

dyke“ (S. 37).<br />

Eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

thema politik<br />

forum<br />

arbeit<br />

kultur<br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

the more catholic the ...<br />

Make love, not abortion – Neue Missionen der Pro-Life-HardlinerInnen<br />

eltern.geld<br />

Papa-Prämie<br />

Seit Einführung des Elterngeldes pausieren deutsche Väter öfter<br />

studium.sexarbeit<br />

Seminar und Striptease<br />

Geldnot durch Studiengebühren: Studierende prostituieren sich<br />

israel.feminismus<br />

Jüdinnen, die auch arabisch sind<br />

Das Autonome Frauenzentrum in Tel Aviv fordert das Patriarchat heraus<br />

<strong>an</strong>.sage<br />

1968? Und weiter?<br />

Trotz Nichtrebellion der Töchter – unübersehbare Auswirkungen<br />

19.68<br />

Nicht Frauen-, Gesellschaftspolitik!<br />

Helke S<strong>an</strong>ders Tomatenwurf-Rede und die zweite Frauenbewegung<br />

forum.wissenschaft<br />

Das Unterscheiden hinterfragen<br />

Nix ist fix – auch nicht in der Psychiatrie<br />

arbeits.recht<br />

Ein erster Schritt oder nur eine Mogelpackung?<br />

Auch freie DienstnehmerInnen sind nun arbeitslosenversichert<br />

christi<strong>an</strong>e.rösinger<br />

Ich hasse das Wort ‚Frauenb<strong>an</strong>d‘<br />

Die Lassie Singers- und Britta-Musikerin hat ihre Memoiren geschrieben<br />

film.china<br />

Out of Beijing<br />

Migrationsgeschichten jenseits von Zirkusklischees beim Frauenfilmfestival<br />

china.film<br />

„So stelle ich mir auch das Leben vor ...“<br />

Sinologin Katharina Schneider-Roos kennt Chinas Independent-Filmszene<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Liebe und <strong>an</strong>dere Tiere<br />

Kryptische D<strong>an</strong>cefloorgestalten und neue Disco-Sensationen<br />

<strong>an</strong>.lesen<br />

Madres<br />

Elsa Osorios Rom<strong>an</strong> über Henker und Heldinnen in Argentinien<br />

ge.sehen<br />

Geschmack der Kakerlake<br />

Barbarische Momente des Glücks in „Kraft einer Hölle“<br />

05<br />

08<br />

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<strong>an</strong>. uns<br />

04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />

e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at, office@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Koordinierende Redakteurinnen:<br />

Saskya Rudigier,redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,T. 01/920 16 76<br />

Lea Susemichel, office@<strong>an</strong>schlaege.at, T.01/920 16 78<br />

Buchhaltung, Abos:<br />

Svenja Häfner, buchhaltung@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

abo@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Termine, Tipps:<br />

Bettina Enzenhofer, termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at<br />

Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,<br />

Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Katharina Nagele/k<strong>an</strong>a, Petra<br />

Öllinger/PÖ, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, Eva Steinheimer/ESt,<br />

Bettina Surtm<strong>an</strong>n/besu, Lea Susemichel/les,<br />

Michèle Thoma, Jenny Unger/jung, Irmi Wutscher/trude<br />

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Sylvia Böhm/syb, Denice<br />

Fredriksson, Silke Graf, Beate Hammond, Gabi Horak/GaH,<br />

Kathrin Iv<strong>an</strong>csits/kaiv, Ute Kätzel, D<strong>an</strong>iela Koweindl, Rosaly<br />

Magg, Bärbel Mende-D<strong>an</strong>neberg, Gisela Notz, Nicole<br />

Rennhofer/nr, Elisabeth Rolzhauser, Elisabeth Schäfer,Vina<br />

Yun, Lena Zamzow/lz<br />

plus.minus: Lea Susemichel<br />

Cover: Kathrin Schwab<br />

Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Joh<strong>an</strong>nes Brunnbauer, Comite 68,<br />

Margit Dobronyl, Karin Eckert, Yigal Eillam, Frauencafé<br />

Wien, Bettina Frenzel, Claudia Heynen, Silent L<strong>an</strong>e,<br />

Lauren Lyons, Marc Mer, Helke S<strong>an</strong>der, Kathrin Schwab,<br />

Lea Susemichel, N<strong>an</strong>a Swiczinsky<br />

Layout: Lea Susemichel<br />

Homepage: Mirjam Bromundt, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Druck: Tiskarna Druck, Wien<br />

© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorsp<strong>an</strong>n und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen.<br />

Kürzungen vorbehalten.<br />

ISSN 1993-3002<br />

In 80 Pickerln um die Welt: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> in Hu<strong>an</strong>chaco, Peru<br />

Foto: Karin Eckert<br />

Betrifft: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 03/08<br />

Sehr gelungen<br />

Liebe Frauen von den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n!<br />

Ich wollte schon längst einfach<br />

schreiben, dass ich das Magazin<br />

super finde – ich bin seit<br />

vielen Jahren Abonnentin – und<br />

das bei weitem nicht nur, weil ich<br />

Euer Projekt unterstützenswert<br />

finde, sondern und vor allem<br />

auch, weil ich einfach das Produkt<br />

sehr schätze!<br />

Ich freu mich schon immer<br />

drauf, wenn die Zeitschrift endlich<br />

im Postkastel ist – und so<br />

f<strong>an</strong>d ich z. B. diesmal den Schwerpunkt<br />

über das Thema „Altern“<br />

sehr super gelungen, auch betreffend<br />

der Illustrationen.<br />

Ich freue mich auf das nächste<br />

Heft und schicke viele feministische<br />

Grüße! Li Gerhalter<br />

Betrifft: Frauenpreis „Veronika“, <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 03/08<br />

Erratum<br />

Irrtümlicherweise berichteten<br />

wir <strong>an</strong>lässlich der Frauenpreisverleihung<br />

in der Bezirksvertretung<br />

Rudolfsheim-Fünfhaus, dass Frau<br />

Elisabeth Ettm<strong>an</strong>n auch in der<br />

„Beratung am Eck“ ehrenamtlich<br />

engagiert ist. Tatsächlich arbeitet<br />

sie dort jedoch als Sozialberaterin.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:


Saskya Rudigier<br />

the more catholic the ...<br />

„Ich glaube nicht, dass Abtreibung ein Recht ist.“<br />

Äußerungen von fundamentalen LebenschützerInnen,<br />

deren Heiligenschein im Namen Gottes erstrahlt,<br />

hört m<strong>an</strong> von der „Generation Benni“ jetzt<br />

wieder öfter. Den Frieden der „Abtreibungsgesellschaft“<br />

stören die religiösen F<strong>an</strong>atikerInnen bek<strong>an</strong>ntlich am<br />

liebsten vor deren „Tötungsstätten“. Durch „stilles, <strong>an</strong>dächtiges“<br />

Beten, gerne auch mal marathongebetsvigilmäßig 24<br />

Stunden l<strong>an</strong>g, und nicht ohne dabei Abbilder der abgetriebenen<br />

Frucht des Leibes umgehängt zu haben.<br />

M<strong>an</strong>chmal tigern sie auch, wie zum Beispiel beim „1.000<br />

Kreuze für das Leben“-Marsch zum Frauentag in Münster,<br />

eindrucksvoll durch die Bezirke, um der Gesellschaft klar zu<br />

machen, dass sie vom Aussterben bedroht ist – wenn „das<br />

Morden“ weitergeht. Kindsmord, urteilen Hum<strong>an</strong> Life International<br />

(HLI) & Co, passiert auch schon durch die Einnahme<br />

der Pille und durch die Anwendung <strong>an</strong>derer Verhütungsmethoden.<br />

Mittel und Verbreitung ihres weltweiten Kreuzzuges gegen<br />

den „Babycaust“ sind bemerkenswert. Pro-Life-Hardliner-<br />

Sprachrohr, Gloria TV, hat unter dem Motto „the more catholic<br />

the better“ eine katholische K<strong>an</strong>zel im Internet und Bischof<br />

Laun ist so was wie der „Schutzpatron“ des Redaktionsteams<br />

(Jugend für das Leben) rund um Don Reto Nay.<br />

ProChoiceViolence-Videos, die die Gläubigen als Beweis von<br />

linken „Missbrauchsversuchen“ hochladen können und das<br />

An-den-Pr<strong>an</strong>ger-Stellen von „Abtreibern“ stehen neben hetzerischen<br />

Reden von „Seelsorgern“ über die unmoralische<br />

Verkommenheit der Welt oder entsetzten Kommentaren zu<br />

progressiveren Forderungen wie jene von Schutzzonen vor<br />

„Kultur des Todes“-Kliniken.<br />

Bedrohlich dar<strong>an</strong> ist vor allem, dass die Politik in verstärktem<br />

Maße mit diesen Ansinnen infiltriert und die Fristenlösung<br />

wieder thematisiert wird – obwohl die Zahl der<br />

Abtreibungen in westlichen Ländern zurückgeht und immer<br />

dort am seltensten in Anspruch genommen werden muss,<br />

wo der rezeptfreie Zug<strong>an</strong>g zur „Pille d<strong>an</strong>ach“ erleichtert ist<br />

und Verhütungsmittel am wenigsten moralische Bedenken<br />

hervorrufen – und diese auch in einer leistbaren Form <strong>an</strong>geboten<br />

werden. Die Forderung nach einem weltweiten Moratorium<br />

gegen Abtreibungen hat in Italien durch Guili<strong>an</strong> Fer-<br />

rara einen, nicht nur von KatholikInnen, umjubelten Initiator.<br />

Der Fernsehmoderator und Chefredakteur des konservativen<br />

Blattes „Il Foglio“ will die Stimmen von WählerInnen für den<br />

„wichtigsten zivilen Kampf des 21.Jahrhunderts gewinnen“<br />

und k<strong>an</strong>didiert bei der vorgezogenen Parlamentswahl Mitte<br />

<strong>April</strong> mit einer „Liste für das Leben“.<br />

Berlusconis ehemaliger Pressesprecher wird den Einzug<br />

ins Parlament zwar nicht schaffen, die Unterstützung des Vatik<strong>an</strong>s<br />

ist ihm aber sicher und l<strong>an</strong>dauf und -ab ist er der Held<br />

der kathpress. Der Fall „Silv<strong>an</strong>a“, jener Frau, die in der 21.<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftswoche einen legalen Abbruch wegen<br />

Chromosomen<strong>an</strong>omalie durchführen ließ und von einem Angestellten<br />

der Klinik auf Verdacht des Missbrauchs der Fristenlösung<br />

denunziert wurde, zeigt g<strong>an</strong>z deutlich, wie und wo<br />

ProLife-AktivistInnen <strong>an</strong>setzen, um ihre Moral wirksam unters<br />

Volk zu bringen.<br />

Das italienische Vorbild sorgt jedenfalls für weitere Abtreibungsmoratoriumsappelle.<br />

Auch der deutsche Bundestag<br />

wird aufgefordert, Artikel 2 (2) des Grundgesetzes „Jeder hat<br />

das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“ mit dem<br />

Zusatz „von der Zeugung bis zum natürlichen Tod“ zu ergänzen.<br />

Auf abtreibungsmoratorium.de k<strong>an</strong>n darüber abgestimmt<br />

werden, in welcher Zeitung (derzeit liegt die FAZ g<strong>an</strong>z weit vorne)<br />

der Mahnbrief <strong>an</strong> Merkel abgedruckt werden sollte.<br />

Ferraras „Make love, not abortion“-Botschaft wird in<br />

Österreich zwar so nicht kommuniziert, aber bei den L<strong>an</strong>dtagswahlen<br />

in Niederösterreich trat die Partei Die Christen<br />

(mit 8.309 Stimmen fast gleichauf mit KPÖ und BZÖ) in eine<br />

ähnliche Bresche, um auf ihren Slog<strong>an</strong> „leben.werte.zukunft“<br />

aufmerksam zu machen. Ihr K<strong>an</strong>didat Nr. 5 war übrigens<br />

Dietmar Fischer, HLI-Österreich-Chef. Kein Wunder, dass bei<br />

Treffen der L<strong>an</strong>desorg<strong>an</strong>isationen der Film „Ungeborene wollen<br />

leben“ gezeigt wird, um Stimmen zur Einleitung ihres<br />

Kinder- und Familienvolksbegehren zu werben.<br />

Dreißig Jahre nach Einführung der Fristenlösung Frauen<br />

immer noch als Opfer zu stigmatisieren, für die m<strong>an</strong> das<br />

Denken übernehmen muss, während „ethische“ Alli<strong>an</strong>zen für<br />

das ungeborene Leben sprechen, beweist, dass aufgrund bevölkerungspolitischer<br />

Interessen ein Backslash auf Kosten<br />

der Frauen stattfindet, der nicht ignoriert werden sollte.<br />

Ob Kinder oder keine, bestimmen wir alleine. ❚<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05


österreich <strong>an</strong>.riss<br />

preis.verleihung<br />

MiA <strong>2008</strong><br />

„Ich würde nicht mehr sagen:<br />

Das darf nie und nimmer infrage<br />

kommen.“<br />

Sagt Bettina Stadlbauer von der SPÖ. Und<br />

meint damit eine mögliche Koaliton mit der<br />

FPÖ. Bei sozialpolitischen Fragen sei m<strong>an</strong><br />

näher bei der FPÖ als bei der ÖVP, sagt Stadlbauer<br />

jetzt stattdessen. Und ist mit dieser<br />

Einschätzung keineswegs allein. Neben der<br />

vormals als links geltenden SPÖlerin ist auch<br />

die steirische SPÖ „offen für Gespräche“.<br />

Bleibt zu hoffen, dass sich sozialdemokratische<br />

WählerInnen nicht nur über das Liebäugeln<br />

der deutschen SPD mit der Linkspartei<br />

maßlos aufregen können, sondern auch dieses<br />

Ansinnen unverzeihlich finden.<br />

06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

Foto: Joh<strong>an</strong>nes Brunnbauer<br />

Am 7. März wurde zum ersten Mal die „MiA“ – eine Auszeichnung für besondere<br />

Leistungen von Frauen mit internationalem Hintergrund in und<br />

für Österreich – verliehen. Laut der Initiatorin des Awards, Staatssekretärin<br />

Christine Marek, soll der Preis vor allem zwei Zwecke verfolgen:„Zum einen<br />

geht es darum, positive Beispiele von Frauen mit Migrationshintergrund,<br />

die in Österreich eine neue Heimat gefunden haben, zu präsentieren<br />

und damit die öffentliche Wahrnehmung zum Positiven zu verändern.<br />

Zum <strong>an</strong>deren können gerade diese hervorragenden Frauen <strong>an</strong>deren Frauen<br />

Mut machen, Schritte zur eigenen Entfaltung zu setzen.“ Die ersten<br />

Preisträgerinnen in fünf Kategorien sind Gabrielle Costig<strong>an</strong>, Leiterin für<br />

globale Prozessoptimierung bei der OMV aus Australien, Marialena Fern<strong>an</strong>des,<br />

Pi<strong>an</strong>istin aus Indien, Emese Dörfler-Antal, Eisschnellläuferin aus<br />

Rumänien, Shams Asadi, Raumpl<strong>an</strong>erin aus dem Ir<strong>an</strong> und Beatrice Achaleke<br />

aus Kamerun für ihr gesellschaftliches Engagement bei der „Schwarze<br />

Frauen Community“. Doch die Verleihung des Preises stieß auch auf Kritik.<br />

Die für die Kategorie Wissenschaft und Forschung selbst nominierte Araba<br />

Evelyn Johnston-Arthur war von ihrer Nennung zurückgetreten. Die Begründung<br />

dafür formulierte sie in einem offenen Brief:„Einzelne schwarze<br />

Frauen und Migr<strong>an</strong>tinnen für ihre Erfolge vor den Vorh<strong>an</strong>g zu bitten,<br />

macht nicht Mut, sondern inszeniert Anerkennung bei gleichzeitiger Aber-<br />

studie I<br />

Glücklicher Hausm<strong>an</strong>n<br />

kennung grundlegender Menschenrechte“ (Beispiel: Fremdenrechtsgesetze).<br />

Johnston Arthurs offener Brief wurde von zahlreichen NGOs, unter <strong>an</strong>derem<br />

„SOS Mitmensch“,„Peregrina“ und „Lefö“, unterstützt. Bei der Preisverleihung<br />

wurde Johnston-Arthurs Ablehnung der Nominierung als „persönliche<br />

Entscheidung“ bedauert. pix<br />

www.mia-award.at, offener Brief nachzulesen unter: www.afrik<strong>an</strong>et.info<br />

nieder.österreich<br />

Anarchistisches Sommercamp<br />

Von populärwissenschaftlich aufbereiteten<br />

Studien zu unserem (Geschlechts)Verhalten ist<br />

erfahrungsgemäß nichts Gutes zu erwarten.<br />

Mit erfreulichen Ausnahmen: Männer, die im<br />

Haushalt helfen, haben den besseren Sex, hat<br />

eine solche Studie nun ergeben. Männer werden<br />

für ihr Engagement solcherart aber nicht<br />

etwa belohnt. Frauen finden putzende Männer<br />

vielmehr einfach deutlich <strong>an</strong>ziehender<br />

und attraktiver und sind durch die Arbeitsteilung<br />

auch insgesamt viel glücklicher. Und<br />

Glücklichsein wiederum wirkt sich auch im<br />

Bett sehr positiv aus. +<br />

Zehn Tage l<strong>an</strong>g abseits von gesellschaftlichen Zwänge gemeinsam leben,<br />

diskutieren, essen, arbeiten, kuscheln: So stellen sich die Org<strong>an</strong>isatorInnen<br />

das dritte <strong>an</strong>archistische Sommercamp in Österreich vor. Im<br />

nördlichen Niederösterreich wurde ein Gelände org<strong>an</strong>isiert mit mehreren<br />

Wiesen, einem Bach, Feuerplätzen und viel Platz zum Schlafen im<br />

Freien. Ein paar Betten stehen auch zur Verfügung. Ein Programm gibt<br />

es nicht, sondern es sollen jene Diskussionen und Workshops stattfinden,<br />

die sich unter den TeilnehmerInnen ergeben. Es k<strong>an</strong>n natürlich nur<br />

eine „relative Herrschaftsfreiheit“ sein – dessen sind sich die Org<strong>an</strong>isatorInnen<br />

bewusst, deshalb sind alle TeilnehmerInnen aufgefordert, diskriminierende<br />

Verhaltensweisen sofort zu thematisieren und gegebenenfalls<br />

einzugreifen.<br />

Es wird ein eigenes Zelt für Frauen und Tr<strong>an</strong>sgender geben. TeilnehmerInnen<br />

mit Kindern sind auch sehr willkommen, für die Kleinsten ist<br />

viel Platz zum Austoben und auch für sie gibt es ein eigenes Kinderzelt.<br />

Die Kinder sind auch ein Hauptgrund, warum es ein hundefreies Camp<br />

ist – Erfahrungen aus letzten Camps hätten gezeigt, dass eine größere<br />

Anzahl von Hunden auf dem Gelände zu mühsam wird. Auf der Homepage<br />

können Workshop-Ideen jetzt schon deponiert werden, oder im<br />

Zuge der Anmeldung per E-Mail. GaH<br />

www.a-camps.net/AST, Anmeldung: info@a-camps.net, Kosten: kein Fixbetrag, ca. 8,- Euro würden die Kosten abdecken,<br />

gerne auch mehr.<br />

studie II<br />

Depressive Ehefrau<br />

Nächste Studie: Frauen erkr<strong>an</strong>ken doppelt so<br />

häufig <strong>an</strong> Depressionen wie Männer. Jede zehnte<br />

Frau ist zumindest einmal in ihrem Leben betroffen,<br />

als Grund wird weiterhin vor allem die<br />

Mehrfachbelastung von Frauen gen<strong>an</strong>nt. Der<br />

österreichische Bundesverb<strong>an</strong>d für Psychotherapie<br />

hat aus diesem Grund zum Internationalen<br />

Frauentag die Möglichkeit einer Psychotherapie<br />

auf Kr<strong>an</strong>kenschein gefordert.<br />

Aufschlussreiches, wenn auch wenig überraschendes<br />

Detail der Studie: Verheiratete Frauen<br />

erwischt es besonders oft. Deutlich häufiger als<br />

ihre Ehemänner. –


steiermark<br />

Ein Jahr Beratungsstelle Leibnitz<br />

Die erste Frauenberatungsstelle im ländlichen Raum in der Steiermark,<br />

die Beratungsstelle Leibnitz, feierte am Frauentag ihr einjähriges<br />

Bestehen. Die Einrichtung wurde am 8.März 2007 eröffnet und<br />

wird von Eva Surma und S<strong>an</strong>dra Jakomini geführt. Ziel der Beratungsstelle<br />

ist es, Frauen auf dem L<strong>an</strong>d bei ihren spezifischen Problemen zu<br />

helfen und Netzwerke zu bilden, denn „es ist ein Unterschied ob Frauen<br />

in der Stadt oder am L<strong>an</strong>d leben“, so der „Verein-Freiraum“ in einer<br />

Aussendung.<br />

Im Laufe des ersten Arbeitsjahres der Einrichtung kristallisierten<br />

sich große Gruppen von Frauen auf dem L<strong>an</strong>d heraus, die Beratung in<br />

Anspruch nahmen. So wenden sich etwa Frauen mit Kindern, Frauen, die<br />

von Gewalt betroffen sind, Mädchen und Frauen mit Behinderung aber<br />

auch Migr<strong>an</strong>tinnen <strong>an</strong> die Beratungsstelle Leibnitz. Als Grund für den<br />

großen Zuspruch sehen Surma und Jakomini vor allem den Umst<strong>an</strong>d,<br />

dass sie selber Frauen vom L<strong>an</strong>d sind und somit auch das Leben von<br />

Frauen am L<strong>an</strong>d leben. Im Jahr 2007 wurden 435 Mädchen und Frauen<br />

beraten. pix<br />

www.verein-freiraum.at<br />

lefö<br />

Kampagne für Rechte von SexarbeiterInnnen<br />

Der Verein LEFÖ möchte wieder mit einer bundesweiten Kampagne<br />

auf die (fehlenden) Rechte von SexarbeiterInnen aufmerksam machen:„SexarbeiterInnen<br />

haben Lust … auf ihre Rechte!“. Start war am<br />

8. März, dem Internationalen Frauentag, die Abschlussver<strong>an</strong>staltung<br />

findet dieses Mal nicht zum Internationalen Hurentag am 2. Juni statt,<br />

sondern erst am 27. Juni – damit auch und gerade während der Fußball-Europameisterschaft<br />

im Juni die Rechte von SexarbeiterInnen<br />

thematisiert werden.<br />

Das komplette Programm ist auf der Homepage zu finden. Im<br />

<strong>April</strong> finden beispielsweise in Graz FrauenStadtSpaziergänge zum<br />

Thema „Hexen, Huren, Straftäterinnen – Frauen und Justiz“ statt und<br />

in Wien ist die Kampagne mit einer Diskussion über den „Strich“ im<br />

Volkstheater zu Gast. Ebenfalls sehenswert: Der Dokumentarfilm<br />

„Frauen am Strich“ am 29. <strong>April</strong> in der Frauenhetz. GaH<br />

www.lustaufrechte.at<br />

reform<br />

Gender Budgeting in die Verfassung<br />

Die Reform des Haushaltrechts wurde beschlossen und Leitfäden<br />

und Arbeitshilfen <strong>an</strong> die damit befassten Beschäftigten verschickt:<br />

künftig sollen sich Bund, Länder und Gemeinden bei der Budgeterstellung<br />

<strong>an</strong> tatsächlicher Gleichstellung von Frauen und Männern<br />

orientieren. Das verkündete Frauenministerin Doris Bures in einer<br />

Aussendung Mitte März. Gender Budgeting soll 2009 auch in der<br />

Verfassung ver<strong>an</strong>kert werden. Und weil die Umsetzung nicht so<br />

schnell gehen wird, sollen laufend mehr und mehr Projekte realisiert<br />

werden, bis „im Endausbau im Jahr 2013 Gender Budgeting ein<br />

Grundsatz der Haushaltsführung ist“. GaH<br />

Die beiträge zur feministischen theorie und praxis waren die<br />

größte und älteste Zeitschrift der autonomen Frauenbewegung in<br />

der BRD. Nach 25 Jahren wurden sie nun offiziell eingestellt. 1<br />

Lena Zamzow sprach mit Gisela Notz, die von 1985-1997 Redakteurin<br />

der Zeitschrift war. 2<br />

Ausgedünnter Blätterwald<br />

<strong>an</strong>.riss österreich<br />

Welche Idee st<strong>an</strong>d am Anf<strong>an</strong>g hinter dem Zeitungsprojekt?<br />

Auf der Suche nach mehr theoretischer Klarheit in den Frauenbewegungen<br />

und aus der Erkenntnis heraus, dass Frauenzusammenschlüsse<br />

mehr erreichen können als einzelne Frauen, brachte der „Verein sozialwissenschaftliche<br />

Forschung und Praxis für Frauen“ 1978 die Zeitschrift<br />

beiträge zur feministischen theorie und praxis heraus. Die Redaktion<br />

wollte ein breites Diskussionsforum schaffen.<br />

Was haben die beiträge innerhalb der feministischen Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

bewirkt?<br />

Die Hefte enthalten ein großes Spektrum <strong>an</strong> internationalen feministischen<br />

Erkenntnissen und Diskussionen. Die Themen sind vielfältig,<br />

sie umfassen alles, was Frauen in besonderer Weise betrifft, aus einer<br />

feministischen Sicht. Die beiträge griffen nicht nur aktuelle Themen<br />

auf, sondern initiierten auch Debatten.<br />

Gab es eine außeruniversitäre Wahrnehmung der beiträge?<br />

Im Laufe der Jahre haben sich die beiträge zu einem <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Forum<br />

und Arbeitsmittel entwickelt, das sowohl in den Frauenbewegungen<br />

als auch in der politischen Bildungsarbeit sowie <strong>an</strong> Universitäten<br />

vielfältig genutzt wurde. Professorinnen, Frauenbeauftragte,<br />

Politikerinnen und Gewerkschafterinnen gehörten zu den Leserinnen<br />

und Autorinnen. Kongresse, Tagungen und Vortragsabende gehen auf<br />

die Initiative der beiträge zurück.<br />

Sind die beiträge ihrem Anspruch der Verknüpfung von Theorie und<br />

Praxis gerecht geworden?<br />

Die Zeitschrift war ein wichtiges Medium zur Vernetzung von Frauenprojekten<br />

und ein politisches und theoretisches Diskussionsforum der<br />

autonomen Frauenbewegung. Sie versuchte, feministische Theorien<br />

<strong>an</strong> ihrer Praxisfähigkeit zu messen. Heute scheinen alle Theorien in einen<br />

gesellschaftlichen Konsens integrierbar. Gerade in Zeiten des Sozialabbaus<br />

und der Ausdifferenzierung der Gender Studies bis zur Beliebigkeit<br />

wären die beiträge wichtig. Leider wurde ihr Wirkungskreis<br />

in den letzten Jahren immer begrenzter. Sie hinterlassen dennoch eine<br />

Lücke im ausgedünnten feministischen Blätterwald.<br />

1 Der Verlag könne sich nicht mehr tragen, heißt es in einem Schreiben <strong>an</strong> die AbonnentInnen:„Die hohen Produktionskosten<br />

stehen nicht mehr im Verhältnis zu den Einnahmen.“ Die Auflage der Zeitschrift ist von 3.000 Exemplaren vor zehn<br />

Jahren auf 600 gesunken. Zudem sei es für das ehrenamtlich arbeitende Redaktionsteam „immer schwieriger geworden,<br />

Autorinnen zu gewinnen“.<br />

2 Die Frauen des aktuellen Redaktionsteams waren leider nicht erreichbar. www.beitraege-redaktion.de<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07


eltern geld<br />

Papa-Prämie<br />

Mehr Väter denn je zuvor machen in Deutschl<strong>an</strong>d eine Babypause – wenn es auch meist eine recht kurze Pause ist.<br />

Aber wohin d<strong>an</strong>ach mit dem Kind? Von Svenja Häfner<br />

08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

„Wünschen Sie sich Kinder?<br />

Wie sieht diesbezüglich ihre Lebenspl<strong>an</strong>ung<br />

aus? Wissen Sie<br />

schon, wie und w<strong>an</strong>n Sie eine<br />

mögliche Elternzeit 1 in Ihre berufliche<br />

Karriere integrieren möchten?“<br />

Dass diese Art von Fragen in einem Vorstellungsgespräch<br />

unzulässig sind, ist<br />

unter Frauen hinreichend bek<strong>an</strong>nt. Im<br />

Falle eines Falles darf daher laut Europäischem<br />

Gerichtshof sogar so diplomatisch<br />

wie möglich geschummelt<br />

werden.<br />

Vätergeld. Dass dasselbe auch für Männer<br />

gilt, wird in Deutschl<strong>an</strong>d seit der<br />

Einführung des Elterngeldes am 1. Jänner<br />

2007 (siehe Kasten) zum ersten Mal<br />

wirklich relev<strong>an</strong>t. Denn immer mehr<br />

Männer kommen als potentielle Berufsunterbrecher<br />

auf Grund von Kinderbetreuung<br />

in Frage, was einige ArbeitgeberInnen<br />

bereits erleben durften. Laut<br />

Statistischem Bundesamt Deutschl<strong>an</strong>d<br />

(Destatis) in Wiesbaden wurden 2007<br />

10,5 Prozent der bewilligten Anträge auf<br />

Elterngeld von Vätern gestellt. Das ist im<br />

Vergleich zum früheren Erziehungsgeld<br />

eine Verdreifachung der Väterbeteiligung<br />

– Tendenz steigend. Noch ist die<br />

Aufteilung der Betreuungsmonate zwischen<br />

Müttern und Vätern sehr unausgeglichen.<br />

87 Prozent der Mütter be<strong>an</strong>spruchen<br />

Elterngeld für zwölf, weniger<br />

als ein Prozent für zwei Monate. Demgegenüber<br />

nehmen mehr als die Hälfte<br />

der Väter (sechzig Prozent) eine „Babyzeit“<br />

von zwei Monaten, zw<strong>an</strong>zig Prozent<br />

zwischen drei und elf und nur jeder<br />

fünfte eine Auszeit von zwölf Monaten<br />

in Anspruch. Eine ähnliche Schieflage<br />

besteht hinsichtlich der Höhe der Geldleistung.<br />

So sind es gerade mal 1,8 Prozent<br />

Frauen, die einen Betrag von 1.800,-<br />

Euro und mehr erhalten. Im Gegensatz<br />

dazu können zwölf Prozent der Männer<br />

diesen Betrag für sich verbuchen. Über<br />

die Hälfte der Mütter hat einen Bezug<br />

zwischen dreihundert und tausend Euro.<br />

Bei den Männern hingegen ist es nur<br />

ein Drittel. Auch in der Bezugssp<strong>an</strong>ne<br />

zwischen tausend Euro und 1.800,- Euro<br />

sind die Männer zu einem Drittel vertreten,<br />

während gerade mal elf Prozent der<br />

Frauen diese Summe erhalten.<br />

Besser für Besserverdienende. Wer, wie l<strong>an</strong>ge<br />

und in welchem Zeitraum Elterngeld<br />

bezieht und Elternzeit in Anspruch<br />

nimmt, muss von den Müttern und Vätern<br />

bei Antragstellung des Elterngeldes<br />

und in Absprache mit den ArbeitgeberInnen<br />

festgelegt werden. Da k<strong>an</strong>n es<br />

schon mal vorkommen, dass der gewünschte<br />

Zeitraum für den Vater aus<br />

betrieblichen Gründen nicht bewilligt<br />

oder einem Lehrer vorgeschlagen wird,<br />

seine Vätermonate doch in den Sommerferien<br />

zu nehmen. Auch können berufsspezifische<br />

Unterschiede hinsichtlich<br />

der Freistellung festgestellt werden.<br />

So müssen MitarbeiterInnen in der frei-


en Wirtschaft noch eher mit Widerständen<br />

von Seiten der ChefInnenetage<br />

rechnen als z. B. in Sozialberufen.<br />

Wie die frischgebackenen Mütter<br />

und Väter diese elternbezogene Entgeltersatzleistung<br />

beurteilen, hängt über-<br />

wiegend von ihrer vorherigen Erwerbstätigkeit<br />

und von ihrem Einkommen ab.<br />

Vor allem gut Verdienende reagieren<br />

positiv auf den <strong>an</strong>gemessenen fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Ausgleich während ihrer Babypause.<br />

Selbst ein zeitweiliger Ausstieg des<br />

M<strong>an</strong>nes, der immer noch überwiegend<br />

ein höheres Gehalt bezieht, k<strong>an</strong>n eine<br />

Familie fin<strong>an</strong>ziell verkraften. Somit wird<br />

den Männern ein wirklicher Anreiz geboten,<br />

für einen bestimmten Zeitraum<br />

die Kinderbetreuung zu übernehmen.<br />

Und gut verdienenden Frauen bleibt<br />

mit dem Elterngeld eine eigenständige<br />

Existenzsicherung erhalten.<br />

Nicht Erwerbstätige, wie z. B. Studierende<br />

oder Hausfrauen/Hausmänner<br />

und gering Verdienende müssen im<br />

Vergleich zum vorherigen Erziehungsgeld<br />

allerdings fin<strong>an</strong>zielle Einbußen<br />

hinnehmen. Da waren m<strong>an</strong>che Frauen<br />

froh, dass ihre Kinder noch vor dem<br />

Stichtag auf die Welt gekommen sind.<br />

Somit kommen sie zehn Monate länger<br />

in den Genuss von dreihundert Euro im<br />

Monat, da das alte Erziehungsgeld über<br />

24 Monate läuft.<br />

Betreuungsplätze & Berufswiedereinstieg. Wohin<br />

allerdings mit den Kleinen, wenn<br />

die Bezugsdauer des Elterngeldes abgelaufen<br />

ist und die Eltern, entweder aus<br />

fin<strong>an</strong>zieller Notwendigkeit – dies betrifft<br />

vor allem Alleinerziehende – oder<br />

weil es ihr persönlicher Wunsch ist, wieder<br />

in ihren Beruf zurückkehren müssen<br />

bzw. wollen? Denn Betreuungsplätze<br />

für unter Dreijährige sind vor allem in<br />

den alten Bundesländern rar. Zwar gibt<br />

es bereits Bemühungen in Richtung<br />

mehr Betreuungsplätze für die Kleinsten<br />

– so kam es laut pro familia Konst<strong>an</strong>z<br />

in einigen Kindergärten schon zu<br />

Umstrukturierungen und zu Gruppenerweiterungen<br />

in Kinderkrippen –, doch<br />

bis das Betreuungsnetz befriedigend<br />

ausgebaut ist, liegt die Vermutung nahe,<br />

dass die Ver<strong>an</strong>twortung der Kinderbetreuung<br />

wie bisher bei den Müttern<br />

liegen wird. Somit ist eine Verzögerung<br />

des beruflichen Wiedereinstiegs von<br />

10,5 Prozent der bewilligten Anträge auf Elterngeld<br />

werden von Vätern gestellt. Das ist im Vergleich zum<br />

früheren Erziehungsgeld eine Verdreifachung der<br />

Väterbeteiligung – Tendenz steigend.<br />

Frauen auch weiterhin vorprogrammiert.<br />

Hinsichtlich der Kinderbetreuung<br />

für unter Dreijährige weist Österreich<br />

ähnliche Defizite auf, obwohl auch hier<br />

in den Ausbau von Betreuungsplätzen<br />

investiert wird. Doch das ist laut Aussage<br />

von Sonja Dörfler, Soziologin und<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin am<br />

Österreichischen Institut für Familienforschung<br />

(ÖIF) – wenn der tatsächliche<br />

Bedarf der Eltern als Maßstab her<strong>an</strong>gezogen<br />

wird – bei weitem zu wenig.„Und<br />

ein wesentlicher Punkt ist, dass nicht<br />

nur mehr Plätze real geschaffen werden<br />

müssten, sondern es müsste auch mehr<br />

Geld dafür investiert werden, um die Kosten<br />

für Eltern zu senken.“<br />

Drei Modelle. Sechs Jahre nach Einführung<br />

des Kinderbetreuungsgeldes<br />

(KBG) kam es in Österreich am 1. Jänner<br />

<strong>2008</strong> endlich zu einer Novellierung. So<br />

können Anspruchsberechtigte mittlerweile<br />

zwischen drei Bezugsmodellen 2 ,<br />

Elterngeld<br />

die in Dauer und Höhe variieren,<br />

wählen. Die Wahl der Leistungsart k<strong>an</strong>n<br />

jedoch nur einmal getroffen werden<br />

und ist auch für den zweiten Elternteil<br />

bindend.<br />

Darüber hinaus wurde die Zuverdienstgrenze<br />

auf 16.200,- Euro ausgeweitet.<br />

Weitere Verbesserungsvor<strong>schläge</strong><br />

wurden allerdings nicht berücksichtigt.<br />

So steht Alleinerziehenden weiterhin<br />

nicht die volle Bezugsdauer zu, wie<br />

Familien mit zwei Elternteilen. Auch<br />

wurde z. B. die Einführung einer 24<br />

Stunden Zuverdienstgrenze, die laut Ingrid<br />

Moritz, Leiterin der Arbeiterkammer<br />

Wien Abteilung Frauen und Familie,<br />

Kinderbetreuungsgeld und Elternteilzeit<br />

gut mitein<strong>an</strong>der kombinieren<br />

würde, aus Gründen der Gleichheitswidrigkeit<br />

abgelehnt. Ein wesentliches<br />

M<strong>an</strong>ko, nämlich die unterschiedliche<br />

Länge zwischen Bezugsdauer und arbeitsrechtlicher<br />

Karenz – in der Verg<strong>an</strong>genheit<br />

oft genug Ursache dafür, dass<br />

Frauen auf ihren Arbeitsplatz verzichteten,<br />

wurde mit der Neuregelung nicht<br />

vollständig behoben.<br />

Und was können wir in Österreich<br />

von den Neuerungen des KBGs in Sachen<br />

mehr Väterbeteiligung bei der Kinderbetreuung<br />

erwarten? „Möglicherweise<br />

wird mit den Kurzmodellen ein<br />

bisschen was erreicht“, so Ingrid Moritz.<br />

„Die Erwartung ist, dass die Väterbeteiligung<br />

ein bisschen <strong>an</strong>steigen wird,<br />

aber dass das jetzt der Schub für die<br />

partnerschaftliche Teilung wird, diese<br />

Erwartung haben wir nicht.“ ❚<br />

Mit der Geburt eines Kindes ab dem 1.1.2007, 00.00 Uhr erhalten Mütter und<br />

Väter in Deutschl<strong>an</strong>d das so gen<strong>an</strong>nte Elterngeld. Es h<strong>an</strong>delt sich dabei um<br />

eine elternbezogene Entgeltersatzleistung. Es k<strong>an</strong>n von einem Elternteil bis<br />

zu zwölf Monate, bei Beteiligung des zweiten Elternteils (überwiegend der<br />

Vater) bis maximal 14 Monate in Anspruch genommen werden. Alleinerziehende<br />

haben einen Anspruch auf 14 Monate. Für die Berechnung der Höhe<br />

des Elterngeldes wird das Nettoeinkommen der AntragstellerInnen her<strong>an</strong>gezogen<br />

und nicht, wie beim Erziehungsgeld, die Einkommen beider Elternteile.<br />

Die Höhe des Elterngeldes beläuft sich auf 67 Prozent des Nettoeinkommens<br />

der letzten zwölf Monate, jedoch mindestens dreihundert Euro und<br />

höchstens 1.800,- Euro. Allerdings k<strong>an</strong>n dieser Höchstbetrag überschritten<br />

werden, wenn es im Falle von Geschwistern oder bei Mehrlingsgeburten zu<br />

einer fin<strong>an</strong>ziellen Aufstockung des Elterngeldes kommt. Bei einem Einkommen<br />

unter tausend Euro steigt der Prozentsatz um 0,1 Prozent für je zwei Euro,<br />

um die das Einkommen von tausend Euro unterschritten wird. Die Eltern<br />

können das Elterngeld gleichzeitig oder nachein<strong>an</strong>der in Anspruch nehmen<br />

und die 14 Monate beliebig unterein<strong>an</strong>der aufteilen.<br />

geld eltern<br />

1 Entspricht der in Österreich bestehenden<br />

Karenz und k<strong>an</strong>n von Müttern<br />

und Vätern, die in einem Arbeitsverhältnis<br />

stehen, bis zu drei Jahren<br />

in Anspruch genommen werden. In<br />

dieser Zeit besteht Kündigungsschutz.<br />

2 Bis zum 36. Lebensmonat des Kindes<br />

(davon sechs Monate der zweite<br />

Elternteil) mit einem Bezug von 436,-<br />

Euro pro Monat oder bis zum 24. Lebensmonat<br />

(davon vier Monate der<br />

zweite Elternteil) mit einem Bezug<br />

von 624,- Euro pro Monat oder bis<br />

zum 18. Lebensmonat (davon drei<br />

Monate der zweite Elternteil) mit einem<br />

Bezug von achthundert Euro pro<br />

Monat.<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09


studium sexarbeit<br />

Seminar und Striptease<br />

Immer mehr Studentinnen prostituieren sich, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. In Fr<strong>an</strong>kreich gibt es<br />

laut Schätzungen bis zu 40.000 studentische Prostituierte. Mit Einführung der Studiengebühren nimmt diese<br />

Entwicklung auch in <strong>an</strong>deren Ländern zu. Von Silke Pixner<br />

Links:<br />

www.sophie.or.at<br />

www.hydra-ev.org<br />

10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

„Mes chères études“ zu deutsch<br />

„Mein teures Studium“, lautet<br />

der Titel des Buches der 19jährigen<br />

Studentin Laura D.<br />

In diesem Erfahrungsbericht<br />

erzählt sie von ihrem ersten Jahr als<br />

Studentin <strong>an</strong> der Pariser Universität<br />

und der ständigen Geldnot, <strong>an</strong> der sie<br />

leidet, und die sie schließlich in die Prostitution<br />

führt. Lauras Buch hat eine<br />

große mediale Diskussion über studentische<br />

Prostitution weit über die Grenzen<br />

Fr<strong>an</strong>kreichs ausgelöst, denn nicht<br />

nur Paris ist ein teures Pflaster. So stieg<br />

laut Studien die Anzahl von Studentinnen,<br />

die sich prostituieren, vor allem in<br />

Engl<strong>an</strong>d und Polen drastisch. Laut der<br />

Studie „UK Students <strong>an</strong>d Sex Work“ der<br />

Kingston University ist die Zahl der sich<br />

prostituierenden Studentinnen in Großbrit<strong>an</strong>nien<br />

seit 2000 um fünfzig Prozent<br />

gestiegen. Dabei gaben zehn Prozent<br />

der Befragten <strong>an</strong>, studierende Bek<strong>an</strong>nte<br />

zu haben, die als Stripperinnen, Prostituierte<br />

oder Masseurinnen arbeiten.<br />

Internationales Problem. Aber sind solche<br />

Studien auch auf Deutschl<strong>an</strong>d oder<br />

Österreich umzulegen? „Wir sind weit<br />

von fr<strong>an</strong>zösischen oder englischen Verhältnissen<br />

entfernt“, sagte Stef<strong>an</strong> Grob<br />

vom deutschen Studentenwerk in Berlin<br />

dem „Unist<strong>an</strong>dard“. Das bedeutet<br />

freilich nicht, dass das Problem nicht<br />

existiert. „Aus meinem rein subjektiven<br />

Empfinden ist ein Anstieg der studentischen<br />

Prostitution zu verzeichnen. Die<br />

Thematik wird immer wichtiger“, so<br />

Marion Detlef von der ersten autonomen<br />

Hurenorg<strong>an</strong>isation in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

„Hydra“. In Berlin gebe es bordellartige<br />

Betriebe, die nur aus Akademikerinnen<br />

und Studentinnen bestehen, so Detlef.<br />

In Österreich sind Bordelle in dieser<br />

„Studierende tappen immer mehr in die Schuldenfalle. Studiengebühren,<br />

Wohnungsmieten, etc. sind neben dem irren Leistungsdruck auf den Universitäten<br />

nicht mehr tragbar. Ein gewöhnlicher Nebenjob reicht nicht mehr aus, um die<br />

monatlichen Kosten abzudecken.“<br />

Form nicht bek<strong>an</strong>nt, meint Cordula Höbart<br />

von der Org<strong>an</strong>isation „Sophie – BildungsRaum<br />

für Prostituierte“. Und gibt<br />

<strong>an</strong>gesichts der für Fr<strong>an</strong>kreich <strong>an</strong>genommenen<br />

Zahl von 40.000 studentischen<br />

Prostituierten außerdem zu bedenken:<br />

„Generell sind Schätzungen für den Bereich<br />

der Sexarbeit immer mit großer<br />

Vorsicht zu genießen. Beispielsweise liegen<br />

für Österreich noch nicht einmal<br />

die Gesamtzahlen der Frauen (und auch


Männern) vor, die als Prostitutierte/r registriert<br />

sind. Dazu kommt, dass das Anbieten<br />

von sexuellen Dienstleistungen<br />

mit einer massiven Stigmatisierung einhergeht.<br />

Außerdem ist da noch die unklare<br />

Rechtslage. M<strong>an</strong>che Bereiche der<br />

Prostitution finden daher abseits der öffentlichen<br />

Wahrnehmung statt.“<br />

Höbart verweist allerdings darauf:<br />

„dass es durchaus vorstellbar ist, dass<br />

die Sexindustrie mit ‚Studentinnen‘ gezielt<br />

Werbung macht“. Und tatsächlich:<br />

Durchkämmt m<strong>an</strong> die Sex<strong>an</strong>zeigen einer<br />

österreichischen Tageszeitung, lassen<br />

sich immerhin drei Annoncen finden,<br />

die mit „Studentinnen“ locken:<br />

„Leckere, süße Studentin mit perfekten<br />

Rundungen! Hausbesuche!“<br />

Konkrete Zahlen darüber, wie viele<br />

echte Studentinnen sich hinter solchen<br />

und ähnlichen Anzeigen verbergen, gibt<br />

es jedoch bisl<strong>an</strong>g nicht.<br />

Auf die Frage nach Statistiken in<br />

Österreich lässt das Bundeskriminalamt<br />

(BKA) verlauten:„Die Frauen müssen<br />

gemeldet sein wegen der gesundheitlichen<br />

Untersuchungen, aber ihre berufliche<br />

Tätigkeit interessiert uns nicht“, so<br />

Armin Halm, Pressesprecher des BKA.<br />

Genauere Schätzungen gibt es also<br />

auch in Österreich nicht, Interesse für<br />

dieses Problem allem Anschein nach<br />

ebenfalls nicht. Doch wie sieht es mit<br />

subjektiven Einschätzungen aus? Elke<br />

Larcher, Frauenreferentin der österreichischen<br />

HochschülerInnenschaft:<br />

„Auch wenn in Österreich noch keine<br />

Zahlen erhoben wurden, ist doch zu befürchten,<br />

dass es, mit steigendem Leistungsdruck,<br />

immer höheren monatlichen<br />

Kosten etc., nicht besser zugeht<br />

als in den europäischen Nachbarländern“.<br />

Denn die Gründe für Studentinnen,<br />

den Weg in die Prostitution zu<br />

wählen, unterscheiden sich nicht wesentlich.<br />

„Studierende tappen immer mehr<br />

in die Schuldenfalle. Studiengebühren,<br />

Wohnungsmieten, etc. sind neben dem<br />

irren Leistungsdruck auf den Universitäten<br />

nicht mehr tragbar. Ein gewöhnlicher<br />

Nebenjob, zum Beispiel als BabysitterIn,<br />

reicht nicht mehr aus, um die<br />

monatlichen Kosten abzudecken. Die<br />

Verschuldung der StudentInnen steigt<br />

immer weiter <strong>an</strong> und Gelegenheitsprostitution<br />

scheint da ein Ausweg für viele<br />

zu sein,“ nennt Larcher den Beweggrund<br />

vieler Frauen.<br />

Wege in die Prostitution. Tippt m<strong>an</strong> bei der<br />

Suchmaschine „Google“ die beiden Begriffe<br />

„Prostituierte Stellen<strong>an</strong>gebote“<br />

ein, so stößt m<strong>an</strong> ziemlich schnell auf<br />

einige einschlägige Stellen<strong>an</strong>gebote.<br />

Nicht selten sind dabei Nachsätze wie:<br />

„bevorzugt Studentinnen gesucht“<br />

oder „Der Job ist besonders für Studentinnen<br />

geeignet“, zu finden und nicht<br />

selten sind die Stellen extrem gut bezahlt.<br />

Während die Mehrzahl der Studierenden<br />

also mehr schlecht als recht<br />

versucht durch klassische StudentInnenjobs<br />

– McDonald und Co – über die<br />

Runden zu kommen, sehen m<strong>an</strong>che in<br />

der Prostitution die lukrativere und vor<br />

allem schnellere Lösung.<br />

Der Weg in die Prostitution erfolgt<br />

für Studentinnen meist über das Internet,<br />

denn die ersten Kontakte können<br />

hier diskret und <strong>an</strong>onym hergestellt<br />

werden. Die wenigsten Frauen stehen<br />

auf der Straße. Stattdessen wählen viele<br />

junge Frauen <strong>an</strong>dere Arten, ihren Körper<br />

feilzubieten: M<strong>an</strong>che verkaufen gebrauchte<br />

Unterhosen im Internet, <strong>an</strong>dere<br />

bieten Aktfotos oder Pornobilder oder<br />

strippen gegen Bezahlung vor einer<br />

Webcamera. Auch Escortservices sind<br />

für den Einstieg beliebt. Cordula Höbart<br />

ist der Ansicht:„Unsere Vermutung ist,<br />

dass Studentinnen am ehesten im Escortbereich<br />

tätig sind.“<br />

Dass die Studentinnen auch in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d meist nicht auf der Straße<br />

stehen, sondern in Bordellen oder <strong>an</strong>deren<br />

geschützteren Bereichen arbeiten,<br />

bestätigt Marion Detlev von Hydra.„Die<br />

Studentinnen sind außerdem besser für<br />

eine Einstiegsberatung erreichbar. Sie<br />

gehen bewusster mit der Situation um.“<br />

Was tun? Was k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> also tun, um zu<br />

verhindern, dass Studentinnen, die<br />

sich nicht aus freien Stücken für einen<br />

Nebenjob als Prostituierte entscheiden,<br />

aus fin<strong>an</strong>zieller Not in die Sexarbeit<br />

gezwungen werden? Larcher sieht<br />

den dringlichsten H<strong>an</strong>dlungsbedarf<br />

bei der Abschaffung der Studiengebühren<br />

und der Ausweitung fin<strong>an</strong>zieller<br />

Unterstützung: „Studierende müssen<br />

staatlich abgesichert sein. Studieren<br />

muss und soll als aufwändige Arbeit<br />

betrachtet werden und Barrieren<br />

wie Studiengebühren etc. müssen abgeschafft<br />

werden. Beihilfen für Wohnungen,<br />

Strom etc müssen dringend<br />

ausgebaut werden.“ ❚<br />

Beate Hammond<br />

Vergessene Opfer<br />

sexarbeit studium<br />

Im Gedenkjahr <strong>2008</strong> wird nicht nur gedacht, sondern auch vergessen.<br />

Zum Beispiel die Diskriminierungen und Verfolgungen,<br />

denen schwarze Menschen im Nationalsozialismus ausgesetzt<br />

waren. Denn die nationalsozialistische Rassenpolitik war auf<br />

Vernichtung alles „Fremdrassigen“ ausgerichtet. Dazu gehörten<br />

nicht nur Juden, Sinti und Roma, sondern auch Afrik<strong>an</strong>erInnen<br />

und schwarze ÖsterreicherInnnen.<br />

Wenn auch das genaue Ausmaß der Diskriminierungen noch<br />

nicht hinreichend erforscht ist, ist doch sicher, dass schwarze<br />

Menschen im Deutschen Reich vom Besuch höherer Schulen<br />

ausgeschlossen wurden. Es gibt Hinweise darauf, dass<br />

schwarze Kinder in Heime für „rassisch minderwertige Kinder“<br />

eingeliefert wurden. In den „Kinder-KZs“ Uckermark und Moringen<br />

ist die Existenz schwarzer InsassInnen ebenso dokumentiert<br />

wie in verschiedenen Konzentrationslagern im Deutschen<br />

Reich, auch in Mauthausen. War dies womöglich das<br />

Schicksal des jungen Burschen, der 1938 in der österreichischen<br />

Filmproduktion „Prinzessin Wildf<strong>an</strong>g“ <strong>an</strong> der Seite des Kinderstars<br />

Traudl Stark im perfekten Deutsch den „afrik<strong>an</strong>ischen“<br />

Spielgefährten der jungen Prinzessin Sissi spielte? Im Filmarchiv<br />

Austria weiß m<strong>an</strong> nicht einmal seinen Namen.<br />

Die Nürnberger Rassegesetze stigmatisierte schwarze Menschen<br />

als „Artfremde,“ die keine Ehen mit „Ariern“ eingehen<br />

durften und bei Zuwiderh<strong>an</strong>dlung Gefahr liefen, wegen „Rassensch<strong>an</strong>de“<br />

verfolgt zu werden. „Volksgenossen“ waren sie<br />

schon gar nicht: Fast alle schwarze Menschen verloren kurz<br />

nach der Machtübernahme ihre deutschen Pässe und damit<br />

nicht nur das Aufenthaltsrecht in Deutschl<strong>an</strong>d, sondern auch<br />

die Möglichkeit im Exil ein neues Leben zu beginnen.<br />

Abgesehen von einzelnen Autobiographien deutscher ZeitzeugInnen<br />

( u. a. H<strong>an</strong>s Massaquoi, Marie Nejar) ist wenig über das<br />

Schicksal dieser Menschen bek<strong>an</strong>nt. In Österreich kam bisher<br />

lediglich ein Zeitzeuge, Achmed K. aus Oberösterreich, in einem<br />

Sammelb<strong>an</strong>d Walter Sauers zu Wort. Je mehr Zeit vergeht,<br />

um so mehr besteht die Gefahr, dass dieses Kapitel der<br />

österreichischen Geschichte endgültig dem Vergessen <strong>an</strong>heim<br />

fällt.<br />

Hinweise auf das Schicksal schwarzer Menschen im Nationalsozialismus<br />

bitte <strong>an</strong>: zeitzeugen@a1.net<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11


international <strong>an</strong>.riss<br />

berlin<br />

Schokolade macht süchtig<br />

Die „Schoko“ ist Berlins größtes Frauen- und Lesbenzentrum. Sie bietet<br />

auf tausend Quadratmetern und sechs Etagen eine Mischung aus Sozial-<br />

und Rechtsberatung, Bildung, Sport- und Freizeit<strong>an</strong>geboten. Zweckbetriebe,<br />

die sich selbst fin<strong>an</strong>zieren und Sozialprojekte, die auf Zuschüsse<br />

<strong>an</strong>gewiesen sind, gar<strong>an</strong>tieren das vielfältige Angebot. 2004 wurde<br />

die Genossinnenschaft Schokofabrik eG. gegründet um die Häuser des<br />

Frauenzentrums zu kaufen, ausschließlich mit Frauenkapital. Die Miete<br />

wird über Spenden und Monatsbeiträge der Genossinnen fin<strong>an</strong>ziert.<br />

Unter den HausbesetzerInnen im Berliner Stadtteil Kreuzberg im Jahre<br />

1981 waren auch vierzig Frauen. Sie zogen in die leerstehende Schokoladenfabrik<br />

„Greiser und Dobritz“ in der Naunynstraße und gründeten das<br />

erste Frauenstadtteilzentrum. L<strong>an</strong>gsam wuchs die Initiative, die Aktivistinnen<br />

errichteten zwei Krisenwohnungen, ein türkisches Bad und ein<br />

Beratungszentrum. Frauen jeden Alters, unterschiedlicher Befähigungen,<br />

jeglicher Herkunft oder sexuellen Orientierung sind in der Schoko<br />

willkommen. Eine fördernde Mitfrauschaft ist ab 2,50 Euro im Monat<br />

möglich. Auch einmalige Spenden für <strong>an</strong>stehende Projekte werden <strong>an</strong>genommen.<br />

Gerade gibt es einen neuen Aufruf in Form der Aktion „100<br />

neue Genossinnen“. Denn seit Anf<strong>an</strong>g des Jahres läuft der Umbau des<br />

neuen Schokocafés und benötigt wird vor allem kräftige fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung.<br />

Mit einer Einlage von 500,- Euro ist frau dabei. Bis das neue<br />

Café fertig ist, k<strong>an</strong>n die Baustelle als open space von Interessierten für<br />

Diskussionen, Feste oder Ausstellungen genutzt werden besu<br />

www.schokofabrik.de<br />

12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

indien<br />

Pink G<strong>an</strong>g<br />

Der Kampf gegen Missstände ist das Anliegen der „Pink G<strong>an</strong>g“. Erfolgreichen<br />

Widerst<strong>an</strong>d gegen gewaltsame Unterdrückung zu org<strong>an</strong>isieren<br />

– das ist das Motto der Frauenselbsthilfegruppe im nordindischen<br />

Bundesstaat Uttar Pradesh.<br />

In pinkfarbenen Kutten treten die fast hundert Frauen der „Pink<br />

G<strong>an</strong>g“ bzw. „Gulabi G<strong>an</strong>g“ auf, um notfalls auch mit Gewalt gegen<br />

schlagende Ehemänner oder korrupte Staatsbeamte vorzugehen. Gegen<br />

die gesellschaftliche Ver<strong>an</strong>kerung von Diskriminierungen in einer<br />

der ärmsten Regionen Indiens wollte Gründerin Pal Devi aktiv werden.<br />

Wie viele <strong>an</strong>dere Frauen erlebte auch sie Gewalt in der eigenen Familie.<br />

„Niem<strong>an</strong>d kam uns zu Hilfe“ erklärt sie, und ist nun <strong>an</strong>getreten,<br />

dies zu ändern.<br />

Die G<strong>an</strong>g will als geschlossene und gemeinsam auftretende<br />

Gruppe gewalttätige Männer das Fürchten lehren und auch gegen die<br />

alltäglichen Übergriffe von Polizisten gegenüber Armen vorgehen. Mit<br />

Erfolg: Die „Gulabi G<strong>an</strong>g“ ist mittlerweile in 195 Ortschaften der Region<br />

für mehr Gerechtigkeit unterwegs, u.a. wurde auch schon eine Polizeistation<br />

gestürmt. Pal Devi möchte dennoch keinesfalls als gewaltbereite<br />

Feministin wahrgenommen werden. Ihr geht es um Respekt<br />

für Menschen, die durch die bestehenden patriarchalen Verhältnisse<br />

und durch ihr Armsein unterdrückt werden. „We’re a g<strong>an</strong>g for justice”<br />

sagt die Gründerin. lz<br />

israel<br />

Adoptionsrecht für Lesben/Schwule<br />

In Israel haben gleichgeschlechtliche Paare seit Februar <strong>2008</strong> das Recht<br />

Kinder zu adoptieren, selbst wenn keineR der beiden PartnerInnen mit<br />

dem Kind biologisch verw<strong>an</strong>dt ist. Die Entscheidung des Rechtsberaters<br />

der israelischen Regierung bedeutet einen historischen Durchbruch<br />

für die LesBiSchwule-Bewegung Israels. Während der von Sozialminister<br />

Itzhak Herzog (Avoda) initiierten Debatte war festgelegt worden,<br />

dass der Begriff „ben zug“ (Partner) im israelischen Adoptionsgesetz<br />

auch gleichgeschlechtliche PartnerInnen miteinbezieht. Alle<br />

rechtlichen Schr<strong>an</strong>ken für schwule oder lesbische Paare, einen gemeinsamen<br />

Antrag auf Adoption zu stellen, sind damit beseitigt. Die Abteilung<br />

für Kinderfürsorge des Sozialministeriums muss in Zukunft Anträge<br />

von Homosexuellen gegenüber Anträgen von heterosexuellen Paaren<br />

gleichr<strong>an</strong>gig beh<strong>an</strong>deln.<br />

Während Sozialminister Herzog die Entscheidung begrüßte, bezeichnete<br />

der Vorsitzende der orthodoxen Shas-Partei, Eli Jischai, diese<br />

als „schockierend und ekelerregend“.<br />

Der aktuelle Fall einer lesbischen Fr<strong>an</strong>zösin, die nach Ablehnung ihres<br />

Adoptions<strong>an</strong>suchens den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte<br />

<strong>an</strong>rief, der ihre Forderung nach Schmerzensgeld bestätigte, zeigt,<br />

dass auch in Europa die Mauer bröckelt. „Schließlich leben Tausende von<br />

Kindern auch in Österreich in Familien mit lesbischen Müttern oder<br />

schwulen Vätern,“ betonte Lunacek und sagte weiter:„Auch Österreich<br />

wird sich dem internationalen rechtlichen Trend nicht länger widersetzen<br />

können und die Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Paaren<br />

in diesem Bereich abschaffen müssen.“ besu<br />

www.politik.de/forum/makebbcode.php?t=198835


theologie<br />

Raus aus der Schl<strong>an</strong>gengrube<br />

„Schl<strong>an</strong>genbrut“, die älteste deutschsprachige Zeitschrift für feministische<br />

Theologie und Spiritualität, feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Die vierteljährlich<br />

erscheinende Zeitschrift wird in Bonn von feministischen<br />

Theologinnen aus verschiedenen religiösen Traditionen und gesellschaftlichen<br />

Kontexten produziert.<br />

Jedes Heft widmet sich einem Schwerpunkt, für die aktuelle Ausgabe<br />

hat sich das Team für das Thema „Feiern“ entschieden. Frau k<strong>an</strong>n sich<br />

darin z. B. über das medica mondiale-Palaver-Hütten-Projekt informie-<br />

maedchenm<strong>an</strong>nschaft.net<br />

<strong>an</strong>.riss international<br />

ren, mehr über islamische Festtraditionen erfahren oder von der Kunst<br />

der Kommunikation beim Feiern lesen.<br />

Der Titel „Schl<strong>an</strong>genbrut“ war 1983 bewusst provokativ und kämpferisch.<br />

Er sollte vor allem die Vieldeutigkeit der Frauengeschichte und<br />

des Frauenlebens widerspiegeln: weg von der Schl<strong>an</strong>ge als einem Symbol<br />

patriarchaler Sündenf<strong>an</strong>tasien, hin zu dem alten Symbol für Weisheit<br />

und Leben.<br />

Als Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis, zwischen feministischer<br />

Kritik und Glaube, versucht Schl<strong>an</strong>gengrube den Spagat zwischen<br />

auf den ersten Blick sich widersprechenden Ansprüchen zu vollziehen.<br />

Mit viel Enthusiasmus und Power bietet das <strong>an</strong>sprechend layoutierte<br />

Heft ein Forum für Diskussionen, Meinungen und Streit.„Schl<strong>an</strong>genbrut<br />

fühlt sich keiner Richtung der feministischen Theologie verpflichtet“, lässt<br />

sich der Website entnehmen. Deshalb scheuen sich die Redakteurinnen<br />

nicht vor dem Blick in <strong>an</strong>dere Bereiche – kulturelle und religiöse. Redakteurin<br />

Aurica Nutt betont:„Die Schl<strong>an</strong>genbrut bemüht sich ständig<br />

aufs Neue, sowohl alltägliche Erfahrungen als auch die neuesten wissenschaftlichen<br />

Entwicklungen ausgewogen aufzunehmen und darzustellen<br />

– und damit immer mehr darauf hinzuarbeiten, dass Theorie und Praxis<br />

keine Gegensätze mehr sind.“ In den letzten Jahren sind so unterschiedliche<br />

Themenfelder wie „Lateinamerik<strong>an</strong>ische Befreiungstheologie“,„Mediterr<strong>an</strong>e<br />

Theologie“,„Islam der Frauen“,„Bekenntiswechsel“,<br />

„Himmel“,„Krieg“,„Gender Studies“,„T<strong>an</strong>z“ und „Rituale“ aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln beleuchtet worden.<br />

Den interreligiösen Dialog zu fördern, haben sich die Frauen der<br />

Schl<strong>an</strong>genbrut als einen zentralen Arbeitsauftrag selbst verordnet. „Wir<br />

sind stolz auf unseren interreligiös besetzten Beirat und die vielen jüdischen<br />

und muslimischen Autorinnen, die g<strong>an</strong>z selbstverständlich für<br />

unsere feministisch-theologische Zeitschrift schreiben. Ich wünsche mir,<br />

dass wir diesen Kreis noch erweitern können, auch im Hinblick auf <strong>an</strong>dere<br />

Religionen“, erklärt Redakteurin Antje Röckem<strong>an</strong>n. besu<br />

www.schl<strong>an</strong>genbrut.de<br />

„Verliebt in den Feminismus“ sind die Blog-Betreiberinnen. Die drei<br />

Jungjournalistinnen aus München verwenden zwar kein Binnen-I,<br />

wollen aber zum Neuverh<strong>an</strong>deln feministischer Identitätspolitik <strong>an</strong>spornen.<br />

Feminismus und Spaß haben müssen sich nicht ausschließen,<br />

so ihre Meinung. Und: Der Postfeminismus ist eine hinterhältige<br />

Sau. Den Beweis <strong>an</strong>zutreten, dass Feminismus das Leben<br />

schöner macht, ist die erklärte Mission des Trios – auch ein Buch dazu<br />

wurde gerade von ihnen herausgeben. „Alphamädchen“, so der Titel,<br />

haben keine Sehnsucht nach 1950er Jahre Familienidylle, die wollen<br />

sich auch nicht auf den Errungenschaften der Vorgenerationen ausruhen.<br />

„Alphamädchen“ wie Meredith Haaf, Sus<strong>an</strong>ne Klingner und Barbara<br />

Streidl stellen fest: „Weil sich der neue Feminismus grundsätzlich<br />

gegen jedes Geschlechtervorurteil richtet, kämpft er automatisch<br />

für die Männer mit.“ Denn: der Kampf um Gleichberechtigung k<strong>an</strong>n<br />

nur mit vereinten Kräften erfolgreich sein. Und die Radio-Gastgeberin<br />

und Feministin Mrs. Pepstein spricht in einer zweiwöchentlichen Glosse<br />

über ihr Leben zwischen Em<strong>an</strong>zipation und Kindererziehung. sr<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13


Fotos: Jutta Sommerbauer israelfeminismus<br />

14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

Eine kleine Straße in Tel Aviv, in<br />

der Nähe des Zentralen Busbahnhofs.<br />

Eine Schaufensterpuppe<br />

dominiert die Auslage<br />

eines Geschäftslokals. Sie ist<br />

schwarz gekleidet und schwarz verschleiert<br />

und durch die erhöhte Position<br />

und die <strong>an</strong>klagend ausgestreckten Arme<br />

sieht sie etwas furchteinflößend aus.„Ist<br />

das da drüben das Autonome Frauenzentrum<br />

der Mizrahim, der orientalischen<br />

Jüdinnen?“, frage ich eine Gruppe<br />

afrik<strong>an</strong>ischer Flüchtlinge, die auf der <strong>an</strong>deren<br />

Straßenseite auf Schemeln vor einem<br />

Supermarkt in der Sonne sitzen.<br />

Breites Grinsen ist die Folge:„Trauen Sie<br />

sich nicht hinein? Brauchen Sie eine<br />

Eskorte?“<br />

Drinnen auf dem großen Plenum<br />

geht es heftig zu. In alter, wohl vertrauter,<br />

feministischer Tradition werden Vorwürfe<br />

vorgebracht. „Ihr bedenkt die Dynamik<br />

der Geschichte nicht! Ohne die<br />

ist die moment<strong>an</strong>e Konstruktion aber<br />

nicht zu verstehen!“, ruft eine ältere<br />

Frau mit kurzen weißen Haaren. D<strong>an</strong>n<br />

zählt sie eine Reihe von Punkten auf, die<br />

sie zur Analyse des aktuellen Problems<br />

wichtig fände. Eine Gruppe von Frauen,<br />

die auf dem Sofa sitzt, schüttelt einhellig<br />

die Köpfe. Weitere Argumente folgen.<br />

Es wird im großen Kreis unterschiedlichster<br />

Frauen eine feministische<br />

Konferenz für den Herbst vorbereitet.<br />

Eine Frau stillt ihr Baby, <strong>an</strong>dere<br />

kosten von den selbst gemachten<br />

Foto: Christi<strong>an</strong> Wild<br />

Jüdinnen, die auch arabisch sind<br />

Foto: Lauren Lyons<br />

Der enge Raum zwischen Eurozentrismus, Orientalismus und Islamophobie: Im Mizrahim-Frauenzentrum in Tel Aviv<br />

werden feministische Werte kämpferisch umgesetzt, die weder weiß noch westlich sind. Eine Reportage von<br />

Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n.<br />

Süßigkeiten, die auf dem Tisch stehen.<br />

Große Frauenporträts hängen in goldenen<br />

Rahmen <strong>an</strong> der W<strong>an</strong>d.<br />

Kommunikation gegen Konflikte. „Feminismus<br />

war damals für mich eine Offenbarung<br />

wie Amerika für Kolumbus. Ich<br />

überquerte den Rubikon, um niemals<br />

zurückzukehren. Feminismus bedeutete<br />

für mich, so wie für Archimedes in <strong>an</strong>derem<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g, einen Punkt zu<br />

haben, auf dem du stehen k<strong>an</strong>nst –<br />

d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>nst du die g<strong>an</strong>ze Welt aus den<br />

Angeln heben“, schwärmt die 68jährige<br />

Esther Eillam, deren Familie mütterlicherseits<br />

„nach Auschwitz ging“. Die<br />

kämpferische Esther gründete 1971 die<br />

erste feministische Gruppe in Tel Aviv.


„Ich las über eine Women’s Lib-Gruppe,<br />

die die spätere Parlamentsabgeordnete<br />

Mascha Friedm<strong>an</strong> in Haifa gegründet<br />

hatte. Erste Themen betrafen den<br />

Kampf gegen das Patriarchat, besonders<br />

das Thema Abtreibung oder<br />

Gleichberechtigung vor dem Gesetz.<br />

Damals regelte das orthodoxe Gesetz<br />

viele persönliche Dinge wie Ehe, Scheidung,<br />

Geburtsregistrierung oder Begräbnis.<br />

Ab 1976 beg<strong>an</strong>nen wir mit den<br />

Schutzhäusern für geschlagene Frauen,<br />

d<strong>an</strong>n wurde ich Koordinatorin für das<br />

erste Rape Crise Center.“ Die fünffache<br />

Großmutter entschuldigt sich beinahe<br />

für ihren Ehegatten:„Ich bin Feministin<br />

und Anarchistin und immer noch mit<br />

dem gleichen M<strong>an</strong>n verheiratet …“<br />

Esther hat auch zum <strong>an</strong>dauernden Konflikt<br />

Israel/Palästina eine deutliche Meinung:„Frauen<br />

sind sozial eher auf Frieden<br />

eingestellt und auf Konfliktlösung<br />

durch Kommunikation. Im Konflikt Israel/Palästina<br />

wird viel männliche Begrifflichkeit<br />

in Richtung auf Krieg und<br />

Kampf hin verwendet. ‚Intifada’ (Anm.:<br />

wörtlich „Abschütteln“) ist z. B. ein<br />

männlicher Terminus – ich will diese Begriffe<br />

nicht.“<br />

Kampagne und Berufung. Von diesem Frauenzentrum<br />

in Tel Aviv ging schon im Zuge<br />

öffentlicher Kampagnen großer politischer<br />

Einfluss aus. Zwei hohe Politiker<br />

mussten wegen sexueller Belästigung<br />

die Konsequenzen ziehen. Esther erklärt:<br />

Israels Ex-Justizminister „Ramon<br />

küsste eine Soldatin einfach auf den<br />

Mund. Vor Gericht wurde er schuldig<br />

befunden, er wurde zu sechs Monaten<br />

sozialer Arbeit verurteilt, die er in einem<br />

Stall mit Pferden abzuleisten vorzog. Es<br />

gibt eine Mizrahim-Gruppe von Anwältinnen,<br />

die jetzt Berufung eingelegt<br />

und ein Ansuchen <strong>an</strong> den Obersten Gerichtshof<br />

gestellt hat.<br />

Die Geschichte mit Kazav und der<br />

Belästigung seiner Angestellten war<br />

nicht so zufriedenstellend, er musste<br />

bloß zwei Wochen früher in Pension gehen.<br />

Es gab einen H<strong>an</strong>del und viele<br />

NGOs gingen dagegen in Berufung. Der<br />

Oberste Gerichtshof wird nun entscheiden.<br />

Vorsitzende des Obersten Gerichtshofes<br />

ist eine Frau, die mit mir das erste<br />

Krisenzentrum gegen Vergewaltigung<br />

gründete und wir hoffen, dass sie loyal<br />

und ihrem Herzen treu geblieben ist ...“<br />

Das Zentrum org<strong>an</strong>isierte auch eine<br />

Koalition für eine Präsidentin, aber<br />

Simon Peres wurde eben von mächtigeren<br />

Gruppen unterstützt. In einem Frauen-Parlament<br />

wurden sechs Frauen als<br />

K<strong>an</strong>didatinnen präsentiert, die Künstlerin<br />

Shula Keshet hatte Esther vorge-<br />

schlagen. Shula, die während des Interviews<br />

neben uns auf einem Sofa thront,<br />

nickt hochzufrieden.<br />

Konferenzen und Bündnisse. 1984 wurde die<br />

Israelische Frauen-Lobby gegründet,<br />

1991 eine Gruppe mit Prostituierten gegen<br />

Frauenh<strong>an</strong>del. Die speziellen Angelegenheiten<br />

der Mizrahim, der Jüdinnen,<br />

deren Eltern aus arabischen Ländern,<br />

dem Ir<strong>an</strong>, Irak, Yemen und der Türkei<br />

stammten, liegen der aus<br />

Thessaloniki stammenden Esther besonders<br />

am Herzen. In Israel dominieren<br />

die Ashkenasi, Jüdinnen aus<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Polen oder Russl<strong>an</strong>d. „In<br />

all diesen Jahren veränderte sich die<br />

Welt sehr stark, auf globale Weise. Jede<br />

versteht inzwischen mehr über Orientalismus,<br />

wozu die Forscherin Ella Schahed<br />

aus New York einiges beigetragen<br />

hat“, meint Esther.<br />

Bei den großen feministischen<br />

Konferenzen 1993 und 1994 nahmen<br />

Ashkenasi, Mizrahim und Palästinense-<br />

rinnen als gleich große Gruppen teil.<br />

Doch erst ab 1999, als die Mizrahim<br />

unübersehbar wurden und im Jahr<br />

2000, nachdem auf einer feministischen<br />

Konferenz die Entscheidung zur<br />

Unterstützung der Fabrikarbeiterinnen,<br />

unter denen es viele Mizrahim gibt, in<br />

„Feminismus bedeutete für mich, einen Punkt zu haben,<br />

auf dem du stehen k<strong>an</strong>nst – d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>nst du die g<strong>an</strong>ze<br />

Welt aus den Angeln heben.“<br />

Esther Eillam, Foto: Yigal Eillam<br />

der Peripherie gefallen war, wurden die<br />

Mizrahim akzeptiert. „Wir etablierten<br />

eine wirklich radikale Art des Denkens,<br />

was es bedeutet, eine Mizrahim zu<br />

sein. Vorher war es schwer mit den Ashkenasi.“<br />

Esther unterscheidet zwischen einem<br />

generellen und einem spezifischen<br />

Konzept des Feminismus. „Aber<br />

was ist das generelle Konzept? Es ist<br />

das weiße, westliche Konzept, dabei reden<br />

wir von universellen Werten. Und<br />

die Welt ist zu einem Großteil weder<br />

weiß noch westlich. Die Europäerinnen<br />

versuchen hegemonial zu sein. Aber eigentlich<br />

sind wir hegemonialer, weil<br />

wir mehr Leute sind, <strong>an</strong>tworte ich ihnen.<br />

Wir stellten alle Frauen auf die<br />

L<strong>an</strong>dkarte, die nicht weiß, nicht westlich<br />

sind. Wir arbeiten mit Frauen aus<br />

dem Kongo und Äthiopien zusammen.“<br />

Sie kritisiert auch die Männer:<br />

„Mizrahi Männer kämpfen ebenfalls<br />

für soziale Gerechtigkeit, aber sie kooperieren<br />

genauso wie palästinensische<br />

oder homosexuelle Männer mit<br />

dem Patriarchat, das, aus den Prinzipien<br />

heraus, auf denen es beruht, voller<br />

Hierarchien ist und Unterdrückung bedeutet.<br />

Die fordern das Patriarchat<br />

nicht heraus.“<br />

Esther formuliert auch Kritik am<br />

engen Raum zwischen Eurozentrismus,<br />

Orientalismus und zunehmender Islamophobie:„Die<br />

linken Ashkenasi Frauen<br />

sind mit einigen Mizrahim Frauen in<br />

den Dialog mit den Palästinenserinnen<br />

getreten, übernahmen aber die Leitung.<br />

Mir schien es so, als ob sie über<br />

unsere Köpfe hinweg mit den Palästinenserinnen<br />

sprechen würden. Inzwischen<br />

ist es besser geworden. Wir sind<br />

jüdische Frauen, die auch arabisch sind,<br />

das ist schwer für sie, das macht ihnen<br />

Angst.“ ❚<br />

feminismus israel<br />

In der Ausstellung „Overlapping Voices.<br />

Israeli <strong>an</strong>d Palestini<strong>an</strong> Artists“ ist<br />

von 15. Mai bis 26. Oktober in der<br />

Sammlung Essl als Teil der Videoinstallation<br />

„some stories“ des rites-institute<br />

ein Interview mit Esther Eillam<br />

zu sehen.<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15


19 68<br />

Filmstills aus Helke S<strong>an</strong>ders Film DER SUBJEKTIVE FAKTOR Deutschl<strong>an</strong>d 1980/1981, 16 mm, Farbe und s/w, 138 Minuten.<br />

Nicht Frauen-, Gesellschaftspolitik!<br />

Helke S<strong>an</strong>der über ihre Tomatenwurf-Rede als „Termin neben <strong>an</strong>deren“, paternalistisches Wohlwollen, weibliches<br />

Zurücklachen und hartnäckige Missverständnisse. Ein Interview von Lea Susemichel<br />

16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

„Genossen, wenn ihr zu dieser<br />

Diskussion, die inhaltlich geführt<br />

werden muß, nicht bereit<br />

seid, d<strong>an</strong>n müssen wir allerdings<br />

feststellen, daß der SDS<br />

nichts weiter ist als ein aufgeblasener<br />

konterrevolutionärer Hefeteig.“ Dies ist<br />

wohl der bek<strong>an</strong>nteste Satz der berühmten<br />

Rede von Helke S<strong>an</strong>der, gehalten<br />

1968 auf der 23. Delegiertenkonferenz<br />

des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes<br />

(SDS) in Fr<strong>an</strong>kfurt. Für den<br />

„Aktionsrat zur Befreiung der Frauen“<br />

sprach S<strong>an</strong>der dort und forderte eine<br />

feministische Neuausrichtung der SDS-<br />

Politik. Als die Genossen nach dieser Rede<br />

unbeirrt zur Tagesordnung überge-<br />

hen wollten, warf Sigrid Rüger die geschichtsträchtigen<br />

Tomaten auf den<br />

SDS-Vorst<strong>an</strong>d. Und die zweite Frauenbewegung<br />

nahm ihren Anf<strong>an</strong>g.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: In ihrem Film „Der subjektive<br />

Faktor“ beschreiben Sie die Entwicklung,<br />

die zur Gründung des „Aktionsrat<br />

zur Befreiung der Frau“ und damit zur<br />

zweiten Frauenbewegung geführt hat.<br />

Den stärksten Eindruck hat der Film bei<br />

mir durch seine Dokumentation der unglaublichen<br />

Ignor<strong>an</strong>z der „Genossen“<br />

hinterlassen. Anni, die Hauptfigur – der<br />

Sie ja stark autobiographische Züge verliehen<br />

haben – wird mit ihren feministischen<br />

Forderungen in einer Szene in die<br />

Küche geschickt, zu einer <strong>an</strong>deren Frau<br />

„die sich auch mit diesen Fragen beschäftigt<br />

…“ Ein sich durchziehendes Motiv<br />

ist außerdem das Lachen der Männer<br />

als Reaktion auf feministische Kritik, eine<br />

Reaktion, die schließlich im schenkelklopfenden<br />

Hohn des männlichen Auditoriums<br />

bei Ihrer berühmten Tomatenwurf-<br />

SDS-Rede in Fr<strong>an</strong>kfurt kulminierte.<br />

Waren die Typen wirklich dermaßen<br />

schlimm?<br />

Helke S<strong>an</strong>der: Nein, als „schlimm“<br />

wurden die jungen Männer nicht empfunden.<br />

Eigentlich eher sogar als hilfsbereit:<br />

Anni wurde ja nicht abgelehnt<br />

und herausgeschmissen (was eher zum<br />

St<strong>an</strong>dard gehörte), sondern zu einer <strong>an</strong>-


deren Frau in die Küche geschickt. Das<br />

war zwar <strong>an</strong>ders, als vorgestellt, aber<br />

„besser als nichts“.<br />

Auch das gewisse Lächeln über die<br />

Aktivitäten der Frauen war für damalige<br />

Verhältnisse eher paternalistisch wohlwollend.<br />

So in dem Sinn, sieh mal, die<br />

Kleine macht auch was selbstständig.<br />

Und das Gelächter folgte ja auf ein Argument,<br />

über das sich Anni selber nicht<br />

g<strong>an</strong>z im Klaren war:„Ich werde sagen,<br />

Frauen sind eine Klasse“. Das war nun<br />

allerdings für die Marx-geschulten SDS-<br />

Männer vollkommen unmöglich. Aber<br />

im SDS gab es, <strong>an</strong>ders lautenden<br />

Gerüchten zufolge, keine Frauen, die<br />

Kaffee kochten und Flugblätter tippten.<br />

Was heute in dem Film viel mehr auffällt<br />

als damals, das war das normale allgemeine<br />

Verhalten. Es dauerte eine gewisse<br />

Zeit, bevor auch die Frauen einfach<br />

selbstbewusst zurücklachen konnten.<br />

Würden Sie bitte noch mal die Geschichte<br />

vom „Schwänzeflugblatt“ erzählen<br />

…?<br />

Das war eine Aktion des seit einigen<br />

Wochen bestehenden Fr<strong>an</strong>kfurter<br />

Weiberrats und auf dem Weg des<br />

„Zurücklachens“ schon einen Schritt<br />

weiter. Ich war nicht dabei und k<strong>an</strong>n es<br />

nur vom Hörensagen schildern.<br />

„Befreit die sozialistischen Eminenzen<br />

von ihren bürgerlichen Schwänzen.“<br />

Mit Bildern eben dieser, verschiedenen<br />

Genossen namentlich zugeordneter<br />

Schwänze, die in der Karikatur wie Geweihtrophäen<br />

<strong>an</strong> die Wände genagelt<br />

waren. Das war auch insofern frech und<br />

neu, als es hier nicht nur um große Poli-<br />

tik ging, sondern die Liebhaberqualitäten<br />

der Wortführer von den Frauen kollektiv<br />

ins Visier genommen wurden.<br />

Das Flugblatt platzte in einen<br />

äußerst kontroversen „Strategie-<br />

Streit“ über die Zukunft des SDS, <strong>an</strong><br />

dem die Frauen auch teilgenommen<br />

hatten und war auch eine Reaktion<br />

darauf, was heute meist vergessen<br />

wird. Denn die in dem Flugblatt Gen<strong>an</strong>nten<br />

vertraten zum Teil sehr gegensätzliche<br />

Positionen.<br />

(Wenn ich es sehr vereinfacht ausdrücke,<br />

d<strong>an</strong>n könnte m<strong>an</strong> sagen, dass<br />

sich CDU-Rol<strong>an</strong>d Koch und SPD-Beck<br />

und viele <strong>an</strong>dere in den Haaren lagen<br />

und plötzlich unter einem neuen Gesichtspunkt<br />

durch das Flugblatt vereint<br />

wurden).<br />

Der Aktionsrat hat vor allem auf<br />

Frauen mit Kindern gesetzt, da „die Bereitschaft<br />

zur Solidarisierung und Politisierung“<br />

bei Müttern am größten sei,<br />

mein Ziel war es nie, eine Funktionärin der Frauenbewegung<br />

zu werden<br />

weil sie „den Druck am meisten spüren“,<br />

argumentieren Sie in dieser Rede. Hat<br />

sich das bewahrheitet, waren in der Folge<br />

also wirklich vor allem Mütter als Aktivistinnen<br />

zu gewinnen?<br />

Vom Beginn des Aktionsrats im J<strong>an</strong>uar<br />

1968 bis zu der „Tom<strong>an</strong>tenrede“ im<br />

September, die die vielen <strong>an</strong>deren Gruppen<br />

auslöste, st<strong>an</strong>d in Berlin die Kinderfrage<br />

im Vordergrund. Und zwar als Versuch,<br />

die Stellung der Frauen generell<br />

auch theoretisch zu klären. Wo profitie-<br />

19 68<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17


19 68<br />

18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

ren sie vom Patriarchat (ein neues<br />

Wort), wo und in welcher Weise werden<br />

sie unterdrückt. Das änderte sich durch<br />

den ungeheuren Zustrom nun viel jüngerer<br />

Frauen, vor allem Studentinnen,<br />

für die <strong>an</strong>dere Interessen Priorität hatten.<br />

Ein Problem war, dass ständig so<br />

viele neue Frauen dazu kamen und die<br />

ursprüngliche Konzentration auf eine<br />

Frage auch org<strong>an</strong>isatorisch nicht mehr<br />

durchzuhalten war. Das führte d<strong>an</strong>n ja<br />

auch zu vielen Gruppenbildungen und<br />

z. T. d<strong>an</strong>n später auch zu Spaltungen.<br />

Die wurden vordergründig erst wieder<br />

aufgehoben durch die Abtreibungskampagne<br />

von Alice Schwarzer, weil es da<br />

ein praktisches Projekt gab, auf das sich<br />

alle verständigen konnten und was die<br />

theoretischen Ausein<strong>an</strong>dersetzungen<br />

für eine gewisse Zeit in den Hintergrund<br />

drängte. Die Kampagne stützte<br />

sich <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs ja auf die schon bestehenden<br />

Gruppen, was sich auch in den bundesweiten<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen zeigte.<br />

Wie kam es zur Gründung der Kinderläden?<br />

Sie legen ja Wert auf die Unterscheidung<br />

zwischen den verschiedenen<br />

Gründungsmotivationen in Fr<strong>an</strong>kfurt<br />

und Berlin.<br />

Zur Entstehung der Kinderläden<br />

sind mehrere Versionen im Umlauf. Die<br />

einen sehen sie in Fr<strong>an</strong>kfurt, <strong>an</strong>dere in<br />

Berlin. Tatsächlich entst<strong>an</strong>d in beiden<br />

Städten nahezu gleichzeitig eine neue<br />

Form der Kindergärten, deren Initiatorinnen<br />

<strong>an</strong>fänglich nichts vonein<strong>an</strong>der<br />

wussten. Es lagen ihnen jedoch vollkommen<br />

unterschiedliche Konzepte<br />

zugrunde.<br />

In Fr<strong>an</strong>kfurt baute Monika Seifert<br />

1967 einen singulären Kindergarten auf,<br />

der für diese Gruppe modellhaft neue<br />

Erziehungsziele formulierte. Angesichts<br />

der Faschismuserfahrungen sollten die<br />

Kinder lernen, falschen Autoritäten zu<br />

widerstehen und innere Selbstständigkeit<br />

aufzubauen. Darum verst<strong>an</strong>d sich<br />

dieses Modell im psycho<strong>an</strong>alytischen<br />

Sinn als „<strong>an</strong>tiautoritär“ und es muss vor<br />

dem Hintergrund der damals üblichen<br />

öffentlichen Erziehung gesehen werden.<br />

Das Berliner Konzept vom J<strong>an</strong>uar<br />

1968 ging von der Situation der Frauen<br />

aus. Die Kinderläden waren zunächst<br />

als vorübergehende Selbsthilfe unter<br />

Frauen gedacht, um sich gegenseitig zu<br />

entlasten. Im zweiten Schritt wollten<br />

diese Frauen die öffentliche Erziehung<br />

in ihrem Sinne verändern. Parallel zu<br />

diesem Anliegen und aus ihm heraus<br />

entwickelte sich in Berlin der „Aktions-<br />

rat zur Befreiung der Frauen“ und der<br />

Beginn der neuen deutschen Frauenbewegung.<br />

Der Name Kinderladen entst<strong>an</strong>d in<br />

Berlin und bezog sich auf die damals<br />

vielen leer stehenden und billigen T<strong>an</strong>te-Emmaläden,<br />

die wegen der neuen<br />

Supermärkte aufgegeben und für die<br />

neuen Kindergärten genutzt wurden.<br />

Der Bedarf war riesig, das Berliner<br />

Modell der Selbsthilfe ungeheuer attraktiv<br />

und die Neugründungen so zahlreich<br />

– sie gingen bald in die Hunderte<br />

– dass schon nach einigen Monaten die<br />

wenigsten neu und d<strong>an</strong>n schon meist<br />

unabhängig vonein<strong>an</strong>der entstehenden<br />

Laden-Initiativen überhaupt noch irgendeine<br />

Ahnung von den damit verbundenen<br />

ursprünglichen Ideen hatten<br />

und unter einem Kinderladen in jeder<br />

Stadt eben hauptsächlich ein Kindergarten<br />

in Eigeninitiative verst<strong>an</strong>den<br />

wurde, in dem sich je nach Zusammensetzung<br />

der Mütter und Väter auch<br />

Ideen beider Konzepte wieder finden<br />

konnten.<br />

Sie beschreiben, dass die Männer mit<br />

dem „Zentralrat der Kinderläden“ die Sache<br />

gleich wieder <strong>an</strong> sich gerissen haben.<br />

Außerdem sei das Gegenteil des Gewünschten<br />

eingetreten: Die Frauen haben<br />

sich beim Aufbau der Kinderläden<br />

völlig verausgabt, statt sich mehr freie<br />

Zeit zu erkämpfen. Wie beurteilen Sie das<br />

heute:War es trotzdem wichtig, sich so<br />

auf den Bereich der Erziehung zu konzentrieren?<br />

Das Missverständnis besteht bis<br />

heute. Die Frauen im Aktionsrat haben<br />

sich nicht auf den Bereich Erziehung<br />

konzentriert, sondern versuchten herauszufinden,<br />

wie sie als Bürgerinnen,<br />

als Frauen, ihren gesellschaftlichen Status<br />

selber definieren können. Die Kinderläden<br />

waren gewissermaßen eine<br />

Voraussetzung, um sich selber die Plattform<br />

zu schaffen, die Zeit zu schaffen,<br />

über die eigene Lage nachzudenken.<br />

Frausein hieß damals zumindest automatisch<br />

noch, wie auch heute noch in<br />

den meisten Teilen der Welt: Frauen mit<br />

Kindern. Es ging also darum, die eigene<br />

Lage innerhalb auch der <strong>an</strong>deren Theo-<br />

Die Kinderläden waren gewissermassen eine Voraussetzung, um sich selber die Plattform<br />

zu schaffen, die Zeit zu schaffen, über die eigene Lage nachzudenken.<br />

rien zu positionieren. Daher gab es auch<br />

die heftigen Kämpfe um den Begriff des<br />

„Nebenwiderspruchs“, der eine alte Tradition<br />

in der sozialistischen Theorie hatte.<br />

Es ging also in erster Linie um eine<br />

neue Gesellschaftstheorie.<br />

Mit der Zeit – und durch die jünger<br />

werdende Frauenbewegung sowie die<br />

eher praktische Projektbezogenheit<br />

nach 71 – gerieten diese Ansprüche aber<br />

zunehmend ins Hintertreffen.<br />

In einem B<strong>an</strong>d von Ute Kätzel über<br />

die 68erinnen betonen Sie in Ihrem Beitrag<br />

immer wieder, dass Sie sich gar<br />

nicht als Opfer empfunden haben, sondern<br />

sich im Gegenteil eher über Ihre<br />

neu entdeckte Stärke gefreut haben.<br />

Und Sie schreiben, dass Ihnen dieses<br />

Opfer-Image im Nachhinein übergestülpt<br />

wurde.<br />

Mir persönlich wurde dieses Opfer-<br />

Image nicht übergestülpt. Ich habe nur<br />

auszudrücken versucht, dass es so viele<br />

Aktivitäten gab und es ein solches Erlebnis<br />

war, mit Frauen zusammen nicht<br />

nur „was zu machen“ sondern zusammen<br />

zu denken, dass viele neue Energien<br />

freisetzte. So eine gewisse Weinerlichkeit<br />

setzte später erst ein, wobei<br />

dies allerdings auch medial bedingt<br />

war. Das beschrieb sich einfach gut in<br />

der Presse.<br />

Im selben Beitrag schreiben Sie<br />

auch, dass die im Aktions- oder Weiberrat<br />

org<strong>an</strong>isierten Frauen zum Teil nicht mal<br />

wussten, dass es bereits eine Frauenbewegung<br />

gegeben hatte. Wie erklären Sie<br />

sich, dass es trotzdem zu dieser beispiellosen<br />

Solidarisierung und Aktivierung<br />

von Frauen kommen konnte?<br />

Vermutlich hatte sich der Druck<br />

l<strong>an</strong>gsam aufgestaut. Und jede fügte irgendein<br />

neues Detail hinzu, was aber<br />

alle eher beflügelte, weil es neue Horizonte<br />

eröffnete.


Eine g<strong>an</strong>z grundsätzliche Frage<br />

zum Verhältnis der 68er- und der Frauenbewegung:Wäre<br />

eine zweite Frauenbewegung<br />

ohne den SDS möglich<br />

gewesen?<br />

Der SDS bzw. die g<strong>an</strong>ze Studentenbewegung<br />

war insofern eine<br />

wichtige Voraussetzung – neben der<br />

Musik, der Literatur usw., was ja vorausging<br />

– weil die Leute spürten, dass<br />

dumpfe Verhältnisse abzuschütteln<br />

sind. Und die Frauen bezogen das<br />

eben auch auf sich.<br />

Sie kritisieren auch einiges: dass<br />

die Frauengruppen oft gerade auch der<br />

Entlastung von Männern dienten, die<br />

so von den Problemen der Frauen verschont<br />

blieben, zum Beispiel. Sie kritisieren<br />

den Kollektivged<strong>an</strong>ken, weil Sie<br />

sich nicht damit abfinden wollten,<br />

dass Ihre eigene Arbeit <strong>an</strong>onymisiert<br />

wurde. Und sie kritisieren nicht zuletzt<br />

die strikten Org<strong>an</strong>isationen vor allem<br />

in den K-Gruppen und die Suche nach<br />

„einfachen Lösungen“, <strong>an</strong> die Sie schon<br />

damals nicht geglaubt haben. Was<br />

wären Ihre Alternativen gewesen?<br />

Oder was waren diese Alternativen<br />

später?<br />

Na ja, als die K-Gruppen, die<br />

Esoterik und die RAF eine Rolle zu<br />

spielen beg<strong>an</strong>nen und als Reaktion<br />

auf diverse Forderungen in der 218-<br />

Kampagne, gründeten wir „Brot und<br />

Rosen“.<br />

Aber mein Ziel war es nie, eine<br />

Funktionärin der Frauenbewegung zu<br />

werden. Ich wollte in erster Linie meinen<br />

Beruf ausüben, was damals<br />

schwer genug war.<br />

War die Tomatenwurf-Rede für Sie<br />

selbst auch der feministische Meilenstein,<br />

als der er heute wahrgenommen<br />

wird? Oder waren spätere Ereignisse in<br />

feministischer Hinsicht für Sie vielleicht<br />

viel wichtiger?<br />

Für mich war das zunächst ein<br />

Termin neben <strong>an</strong>deren und auch ein<br />

misslungener Versuch, mich von zuviel<br />

Druck zu befreien. Wie schon in<br />

vielen <strong>an</strong>deren Veröffentlichungen<br />

gesagt: wir wollten theoretische Hilfe<br />

vom SDS (siehe Gesellschaftstheorien),<br />

bzw. mit dem SDS die Mängel der<br />

Das Schwänzeflugblatt des Fr<strong>an</strong>kfurter Weiberrats:<br />

„Befreit die sozialistischen Eminenzen von ihren<br />

bürgerlichen Schwänzen.“<br />

sozialistischen Theorien<br />

in Bezug auf die<br />

Frauen diskutieren und<br />

wollten gleichzeitig,<br />

dass sie sich unserer<br />

Praxis <strong>an</strong>schlossen.<br />

Das verst<strong>an</strong>d bloß keiner,<br />

was vor dem Hintergrund<br />

der „lachenden<br />

und schenkelklopfenden<br />

Männer“ vielleicht<br />

verständlich ist.<br />

Es war einfach unvorstellbar,<br />

dass Frauengruppen<br />

dem SDS sagen<br />

konnten, er solle<br />

der Politik vom Aktionsrat<br />

folgen. Der Aktionsrat<br />

wollte ja keine<br />

Frauenpolitik machen<br />

sondern Gesellschaftspolitik,<br />

in der Frauen alle<br />

Bereiche der Gesellschaft<br />

zumindest<br />

gleichberechtigt mitdefinieren.<br />

❚<br />

19 68<br />

Bei goodmovie ist die Edition der<br />

Filmemacher: Helke S<strong>an</strong>der erschienen.<br />

Neben „Der subjektive Faktor“<br />

enthält sie die Filme „BeFreier und Befreite“,„Brecht<br />

die Macht der M<strong>an</strong>ipulateure“,„Der<br />

Beginn aller Schrecken<br />

ist Liebe“,„Die allseitig reduzierte Persönlichkeit<br />

– Redupers“,„Mitten im<br />

Malestream – Richtungsstreits in der<br />

neuen Frauenbewegung“,„H<strong>an</strong>nelore<br />

Mabry“,„Muttertier – Muttermensch“,„Dorf“,„Aus<br />

Berichten der<br />

Wach- und Patrouillendienste Nr. 1“,<br />

„Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste<br />

Nr. 5“,„Aus Berichten der<br />

Wach- und Patrouillendienste Nr. 8“,<br />

„Subjektitüde“,„Silvo“,„Völlerei? –Füttern!“<br />

und „Eine Prämie für Irene“.<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19


Die Tomate flog noch vorbei<br />

Den Ostersonntagmorgen im <strong>April</strong> 1968 verbrachte ich noch in relativer politischer Unschuld. Aber die<br />

Selbstbezichtigungskampagne prominenter Frauen in der Illustrierten „Stern“ ging mir unter die Haut: „Ich<br />

habe abgetrieben!“ Von Bärbel Mende-D<strong>an</strong>neberg<br />

Bilder (von links nach rechts):<br />

Anti-Schah-Demonstration,<br />

2.Juni 1967<br />

Frauencafé Wien<br />

Eine der ersten von der AUF<br />

org<strong>an</strong>isierten Abtreibungsgroßdemonstrationen<br />

in Wien<br />

Protestaktion von Hamburger Studentinnen<br />

im Gerichtsverfahren gegen<br />

Ursula Seppel (zweite von rechts ),<br />

Hamburg 12.12.1968<br />

Angela Davis<br />

Weihnachten 1972: Frauendemonstration<br />

auf der Wiener Mariahilferstraße<br />

gegen den Abtreibungsparagraphen<br />

144§, Aktion der Künstlerin Erika Mis<br />

Frauendemo in Wien, ohne Datum<br />

1969 Frauendemo in Mexiko-Stadt ,<br />

Archivbild © Comite 68, D<strong>an</strong>k <strong>an</strong><br />

Heidrun Holzfeind<br />

Bilder teilweise entnommen aus:<br />

Bärbel D<strong>an</strong>neberg, Fritz Keller, Aly<br />

Machalicky, Julius Mende (Hg.): Die<br />

68er. Eine Generation und ihr Erbe,<br />

Wien 1998, Döcker Verlag.<br />

Ute Krätzel (Hg.): Die 68erinnen. Porträt<br />

einer rebellischen Frauengeneration,<br />

Berlin 2002, Rowohlt Verlag.<br />

20 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

Martin Luther King wurde in<br />

Memphis ermordet, das war<br />

weit weg; Rudi Dutschke wurde<br />

am Berliner Ku-Damm zusammengeschossen,<br />

das war<br />

nah, aber fremd für mich. Axel Springers<br />

Medienimperium geißelte die linken<br />

Chaoten, die ihre Ostermärsche<br />

gegen Wiederbewaffnung und atomare<br />

Aufrüstung abhielten. Und ich f<strong>an</strong>d<br />

das noch irgendwie in Ordnung. Helke<br />

S<strong>an</strong>der vom Aktionsrat zur Befreiung<br />

der Frauen verurteilte im September<br />

’68 auf der 23. Delegiertenkonferenz<br />

des SDS das männliche Machogehabe<br />

der Genossen, und als diese ihren<br />

Beitrag ignorierten, schmiss Sigrid Rüger<br />

die berühmte rote Tomate Richtung<br />

Podium. Dies wird als Geburtsstunde<br />

der Neuen Frauenbewegung<br />

markiert. Viele Frauen verließen enttäuscht<br />

den SDS und org<strong>an</strong>isierten<br />

Kinderläden und Frauengruppen. Die<br />

rote Tomate flog damals, in diesem<br />

Jahr der Mythen und der Möglichkeiten,<br />

noch <strong>an</strong> mir vorbei.<br />

Ich lebte damals im Westteil der<br />

geteilten Stadt. „Am bedrohlichsten<br />

erschienen mir die Demonstrationen.<br />

Ich, knappe 25, Hausfrau, vor der Geburt<br />

meiner Kinder Schneiderin in einer<br />

Fabrik, d<strong>an</strong>n (einzig erschwinglicher<br />

Bildungsaufstieg) Kr<strong>an</strong>kenschwester;<br />

mein M<strong>an</strong>n AEG-Monteur,<br />

also typische Arbeiterklasse. Da zogen<br />

sie nun mit ihren schwarzen und<br />

roten Fahnen vorbei und schrien ‚Ami<br />

go home’. Berlin bebte. Das war im<br />

US-besetzten Teil. Die Aufforderung<br />

<strong>an</strong> die GIs bezog sich nicht auf diese<br />

Stadt, sondern auf Vietnam, aber das<br />

kapierte ich erst später. Wie so vieles<br />

<strong>an</strong>dere Politische. Unglaubliche Wut,<br />

dass die mit ihren roten Fahnen sich<br />

getrauten, was ich nicht wagte: Aufbegehren<br />

und Ordnungen infrage<br />

stellen.<br />

So wie ich dachten damals viele.<br />

Doch d<strong>an</strong>n plötzlich Schubumkehr.<br />

Die Selbstbezichtigungskampagne<br />

von prominenten Frauen „Ich habe abgetrieben“<br />

in der Zeitschrift „Stern“ erreichte<br />

mich zielgenau und bewirkte<br />

bei mir eine sympathisierende Achtung<br />

vor dem Mut dieser Frauen. In<br />

den 1960er Jahren haben junge Frauen<br />

eine ungewollte Schw<strong>an</strong>gerschaft entweder<br />

ausgetragen, oder sie illegal beendet<br />

– mit all den bek<strong>an</strong>nten gesundheitlichen,<br />

fin<strong>an</strong>ziellen und strafrechtlichen<br />

Folgen. Ich war da keine Ausnahme,<br />

als ich ungewollt schw<strong>an</strong>ger<br />

wurde. Und es war auch nicht ungewöhnlich,<br />

dass Frauen in dieser Situation<br />

Hausfrauen wurden und vielleicht<br />

auch irgendwie froh waren, dem<br />

drückenden und karriereknappen Arbeitsleben<br />

auf diese Weise zu entkommen.<br />

Kinder-Küche-Herd war gesellschaftspolitischer<br />

Konsens.<br />

Das Aufbruchsklima der Protestbewegungen<br />

Ende der 1960er brach mit<br />

diesen Konventionen und Traditionen.<br />

Die braven Söhne ließen sich die Haare<br />

wachsen, hörten die Beatles und lasen<br />

Marx und Marcuse; die artigen Töchter<br />

verweigerten sich und ihre Dienste, lasen<br />

Simone de Beauvoir und forderten<br />

Die rote Tomate flog damals, in diesem Jahr der Mythen<br />

und der Möglichkeiten, noch <strong>an</strong> mir vorbei.<br />

gleiche Rechte. Es kam etwas ins Rollen,<br />

das die erstarrten, muffigen Strukturen<br />

der Nachkriegsjahre aufbrach.<br />

Meine Ehescheidung im Jahr 1968<br />

war ein Wagnis. Ein Aufbegehren gegen<br />

die Sprachlosigkeit und Enge meiner<br />

Hausfrauenwelt in einer jener<br />

halbfertigen, <strong>an</strong>onymen Satellitenstädte,<br />

die wie aus einem Legobaukasten<br />

<strong>an</strong> den Rändern Westberlins wuchsen.<br />

Kindergartenplätze für meine beiden<br />

Mädchen gab es keine, eine Wohnung<br />

auch nicht, und schon gar nicht Arbeit<br />

für mich, jedenfalls keine, die es erlaubte,<br />

kleine Kinder zu haben und keinen<br />

M<strong>an</strong>n. Da machte ich eine Kneipe auf.<br />

(...) Dieses Beisl entwickelte sich zu einem<br />

‚linken Treffpunkt’. Nach den De-


mos trafen sich dort die Leute, und ich<br />

begegnete das erste Mal in meinem Leben<br />

politischen Zusammenhängen, die<br />

ich auch begriff.<br />

Ich denke, die Verknüpfung von gesellschaftspolitischer<br />

Analyse und direkter<br />

Betroffenheit ist das Unterzündholz,<br />

das politische Bewegungen entfachen<br />

k<strong>an</strong>n, vor allem, wenn m<strong>an</strong> auch Menschen<br />

trifft, die einen stärken.„Als Alleinerziehende<br />

erfuhr ich viel Solidarität.<br />

Dass kleine Kinder in den Kinderläden<br />

verraten und verkauft würden, dieses<br />

Vorurteil war zäh. Die kollektive Kindererziehung<br />

war für mich zunächst eine<br />

bittere und erst später eine lustvolle<br />

Notwendigkeit. Das politische Tun wurde<br />

Teil meines Lebens. In Berlin baute ich<br />

ein selbstverwaltetes Jugendzentrum<br />

zur Wiedereingliederung von haftentlassenen<br />

Jugendlichen mit auf“ und engagierte<br />

mich in der Kinderladenbewegung.<br />

Es war eine Zeit der unglaubli-<br />

chen Kreativität und des Aufbruchs, ein<br />

Experimentierfeld jugendlicher Protestbewegungen.<br />

Die Nischen und Freiräume,<br />

die sich im Wirtschaftswunderl<strong>an</strong>d<br />

Deutschl<strong>an</strong>d auftaten, haben viele –<br />

und, wie die RAF, bis zur Gewalttätigkeit<br />

– für ihre Ideen zu nutzen versucht.<br />

Ich f<strong>an</strong>d in den diversen linken<br />

Strömungen dieser Zeit, letztendlich in<br />

der kommunistischen Partei SEW, die<br />

Kinder der Arbeiterklasse gehätschelt<br />

hat, politischen Unterschlupf. Das<br />

Ernstnehmen meiner Sprachlosigkeit<br />

machte mir Mut, meine Ged<strong>an</strong>ken zu<br />

artikulieren und nichts als gegeben hinzunehmen.<br />

Erste Artikel von mir wurden<br />

veröffentlicht.<br />

Vor allem über die jüngere deutsche<br />

Verg<strong>an</strong>genheit erfuhr ich erst in<br />

diesen Kreisen Genaueres. Wir fragten<br />

unsere Eltern, was sie denn während<br />

der Hitlerei gemacht hätten – habt ihr<br />

euch denn nicht gewehrt? Habt ihr<br />

denn nicht Widerst<strong>an</strong>d geleistet? Das<br />

Schweigen über die Nazizeit, mehr<br />

noch: die Rückkehr vieler alter Nazis in<br />

Amt und Würden war vielen meiner Generation<br />

Initialzündung, die bestehende<br />

Nachkriegsordnung mit ihren Konsumversprechen,<br />

ihrer sexuellen Verzopftheit<br />

und ihrer familiären Kleingartenmentalität<br />

infrage zu stellen.<br />

Es ist ein Mythos, dass die Proteste<br />

der 68er sich auf Studierende und die<br />

Unis beschränkt hätten. Diese Zeit war,<br />

zumindest in Westberlin, der Aufbruch<br />

einer neuen Jugendkultur, die ihren<br />

Ausdruck in Musik, bildender Kunst,<br />

Pädagogik, Konsumkritik, Film f<strong>an</strong>d –<br />

und letztendlich im Aufbegehren der<br />

Frauen in linken Zusammenhängen gegen<br />

patriarchale Verhaltensweisen, gegen<br />

männliche Geschichtsschreibung<br />

und deren Aneignung der Welt. Doch<br />

erst in Wien, wohin ich 1973 übersiedelte,<br />

f<strong>an</strong>d ich den „Draht“ zur Frauenbewegung.<br />

Das war d<strong>an</strong>n schließlich der<br />

Zeitpunkt, wo mich der Tomatenwurf –<br />

symbolisch – voll erreichte. Mit Lust<br />

denke ich <strong>an</strong> diverse Vorbereiten der<br />

Frauendemos zum 8. März in Hermi<br />

Hirschs Lokal zurück; <strong>an</strong> die Ausein<strong>an</strong>dersetzungen<br />

mit den katholischen<br />

Frauen um den Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch,<br />

zu dessen Legalisierung sich die<br />

Kreisky-Regierung auf dem Villacher<br />

Parteitag 1972 auf Druck der Frauen gezwungen<br />

sah; <strong>an</strong> meine Arbeit als Redakteurin<br />

der „stimme der frau“, der ersten<br />

Frauenzeitschrift der 2. Republik,<br />

die vom Bund Demokratischer Frauen<br />

herausgegeben wurde und 1993 eingestellt<br />

wurde.<br />

Ich denke, das Jahr 1968 war ein<br />

Markstein für vielfältige Umbrüche.<br />

Zum einen wurde die Protestbewegung<br />

in den USA gegen den Vietnam-<br />

Krieg mit ihrer eindringlichen Forderung<br />

„Make love not war“ zum Symbol<br />

und Schlachtruf einer breiten Jugendbewegung,<br />

die auch in Österreich beispielsweise<br />

in der WUK-Besetzung und<br />

Arena-Bewegung Ausdruck f<strong>an</strong>d; zum<br />

<strong>an</strong>deren wurde durch die Neue Frauenbewegung<br />

mit ihrer Forderung „Das<br />

Private ist politisch“ der Vorh<strong>an</strong>g vor<br />

einer spießigen Familienidylle zurückgezogen<br />

und das Ausmaß <strong>an</strong> Gewalt<br />

und Unterdrückung sichtbar. Es entst<strong>an</strong>den<br />

Gruppen, Initiativen und Projekte,<br />

die sich dieser Thematik widmeten.<br />

Ein Resultat davon sind beispielsweise<br />

die Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen<br />

oder <strong>an</strong>dere, mittlerweile<br />

als „normal“ wahrgenommene frauenspezifische<br />

Angebote von Institutionen,<br />

um welche die Frauenbewegung<br />

heftige Kämpfe führte. Und nicht zu-<br />

letzt bewirkte die Kinderladenbewegung<br />

ein Infragestellen autoritärer Erziehungsmethoden<br />

in Familie und<br />

Schule.<br />

Dieser schwer erkämpfte, erweiterte<br />

Freiraum und die Stärkung der Zivilgesellschaft<br />

im Sinne von Gramsci geraten<br />

heute zunehmend unter rechtskonservativen<br />

Druck: die Fristenlösung wird<br />

infrage gestellt, Frauenprojekte werden<br />

fin<strong>an</strong>ziell ausgehungert und abgedreht,<br />

der freie Markt feiert seine Grenzenlosigkeit.<br />

Anscheinend haben Konsumverzicht,<br />

die Betonung des Lustprinzips<br />

und politischer Aktionismus der 68er<br />

auch dazu gedient, den Weg freizumachen<br />

für die Zurichtung einer neuen<br />

Generation von Konsumtrotteln, wie<br />

der kapitalistische Markt sie in seiner<br />

gnadenlosen Verwertungslogik<br />

braucht. ❚<br />

19 68<br />

Passagen des Textes stammen aus<br />

dem Vorwort „Rückblick ohne Zorn“<br />

in:„Die 68er. Eine Generation und ihr<br />

Erbe“, Hg. von Bärbel D<strong>an</strong>neberg, Fritz<br />

Keller, Aly Machalicky, Julius Mende,<br />

Döcker Verlag, 1998<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21


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Fotos: Lea Susemichel


1968. Und weiter?<br />

Die Errungenschaften von 1968 dürfen nicht bagatellisiert werden, sagt Gisela Notz. Ute Kätzel stimmt zu,<br />

will die Frage nach Erfolg oder Niederlage der 68er-Bewegung aber auf zwei verschiedenen Ebenen diskutieren.<br />

1968 ist zu einer Chiffre geworden für eine Revolte, die so viel in<br />

G<strong>an</strong>g gesetzt und so viel <strong>an</strong>gestoßen hat, dass sie auch 40 Jahre<br />

d<strong>an</strong>ach noch zum Buhm<strong>an</strong>n taugt. Auch in linken Kreisen ist die<br />

Unsitte verbreitet, die historischen Errungenschaften der „68er“<br />

zu leugnen oder zu bagatellisieren. Geradezu peinlich sind die<br />

Fremd- und Selbstbeschimpfungen m<strong>an</strong>cher Beteiligter, die das Engagement<br />

von „damals“ für die „Zerrüttung“ alles Möglichen ver<strong>an</strong>twortlich<br />

machen. Allerdings war die Entstehung der „Neuen Frauenbewegungen“<br />

bereits aus der Kritik der studentischen Bewegungen entst<strong>an</strong>den.<br />

Denn die Probleme die Frauen – die schließlich führend beteiligt waren<br />

– aufgrund ihrer geschlechtsspezifischen Arbeits- und Aufgabenverteilung<br />

hatten, spielten bei den „Helden der Bewegung“ praktisch keine<br />

Rolle. Das „Private ist politisch“ wurde zur Losung der Frauenbewegung.<br />

Damit wurde ein neues Verständnis des Politischen eingeklagt, das bis<br />

heute wirkt.<br />

Auch wenn die <strong>an</strong>gestrebte gewaltfreie, lebendige, vielfältige, demokratische<br />

Gesellschaft von Frauen und Männern, die sich als Ebenbürtige<br />

begegnen und <strong>an</strong>erkennen, auch für die am besten ausgebildete Frauengeneration,<br />

die es in der Geschichte je gab, nicht erreicht ist. Auch wenn<br />

die Töchter nicht zu rebellieren scheinen, k<strong>an</strong>n die Wirkung der Aktivitäten<br />

der Frauenbewegungen der 1970er Jahre auf Erziehungsweisen, Verhaltens-<br />

und Umg<strong>an</strong>gsformen sowie auf die Gesetzgebung nicht übersehen<br />

werden.<br />

Kinderläden hatten entscheidenden Einfluss auf die bestehende öffentliche<br />

und private Kinderbetreuung. Wohngemeinschafts- und Kommunebewegungen<br />

hatten starke gesellschaftliche Auswirkungen im<br />

Kampf um die Veränderung der Geschlechterrollen, für ebenbürtige Geschlechterverhältnisse<br />

und für die Aufhebung der geschlechterdiskriminierenden<br />

Arbeitsteilung in Beruf und Zusammenlebensformen. Frauenbewegungen<br />

haben viele eigene Einrichtungen geschaffen, die sich im<br />

Laufe der Jahre zunehmend professionalisiert haben und öffentliche Institutionen<br />

entscheidend beeinflusst haben. Ihre Aktionsformen und ihr<br />

Politikstil in Form von personenzentrierten, egalitären, offenen Gruppen<br />

und regionalen und internationalen Netzwerken förderte nicht nur die<br />

Kompetenzbildung innerhalb der eigenen Reihen, sondern beeinflusste<br />

die Mitte der 1970er Jahren entst<strong>an</strong>denen sozialen Bewegungen grundlegend.<br />

Frauenbewegungen haben nicht nur das Leben der in ihnen aktiven<br />

Frauen verändert. Sie haben auch auf die Beziehungen zwischen den<br />

Geschlechtern gewirkt, und auch m<strong>an</strong>che der beteiligten Männer machen<br />

sich verstärkt Ged<strong>an</strong>ken um ihre Rollen. ❚<br />

Gisela Notz, geboren 1942, ist Soziologin und wissenschaftliche Referentin der Friedrich-Ebert-Stiftung.<br />

„War die 68er-Frauenbewegung ein Erfolg oder eine Niederlage“?<br />

Wie soll ich diese Frage be<strong>an</strong>tworten?! Ich gehe spazieren,<br />

um einen klaren Kopf zu bekommen. „Subjektiv oder wissenschaftlich?“,<br />

frage ich mich und entscheide, dass darin kein Unterschied<br />

besteht. G<strong>an</strong>z in der Schule von Maria Mies, die uns<br />

Mut machte, damals, Mitte der siebziger Jahre, als wir bei 68er-Männern<br />

Soziologie studierten und im Frauenzentrum und in den Uni-Seminaren<br />

hartnäckig unseren Feminismus entwickelten. Maria Mies‘ „Methodische<br />

Postulate zur Frauenforschung – dargestellt am Bespiel der Gewalt“ von<br />

1978 schlugen in unseren Diskussionen ein wie eine Bombe. Zu unserer<br />

Subjektivität sollten wir uns bekennen, unserer Betroffenheit.<br />

Ich schlage vor, zwei Ebenen zu unterscheiden und mit zwei Schlagworten<br />

zu operieren: Erstens Frauenbefreiung. Zweitens Gleichberechtigung<br />

der Geschlechter.<br />

Auf der Ebene der Befreiung haben wir gewonnen! Niemals könnten<br />

wir (Wer sind wir? Auch die Frauen, die auf dem Dorf leben, zw<strong>an</strong>gsverheiratet<br />

oder beschnitten werden?) so leben, wie wir es tun, ohne die<br />

68erinnen und ihre Kämpfe gegen das Kleinbürgerliche, Spießige, Verheiratete,<br />

Doppelmoralische, Geschlechterdualistische, Männerorientierte.<br />

Die Frauenbewegung kämpfte diesen Kampf weiter und gew<strong>an</strong>n noch<br />

mehr Terrain hinzu. Das Private ist politisch. Offen lesbisch sein zu können<br />

zum Beispiel. Oder alleinerziehende Mutter (den Ausdruck gab‘s vorher<br />

gar nicht!). Und heute? Viele junge Frauen glauben ernsthaft, sie seien<br />

genau so frei wie die Männer. Sind sie nicht, darauf werden sie schon<br />

noch im Laufe ihres Lebens kommen. Aber viel freier als wir Nachkriegsgeborenen<br />

oder gar unsere Mütter.<br />

Wie steht es mit der zweiten Ebene, der Gleichberechtigung? Klare<br />

Niederlage, würde ich sagen! Und das wird so bleiben, wenn wir nicht<br />

überall kategorisch, nervtötend laut und mit dem Sings<strong>an</strong>g eines M<strong>an</strong>tras<br />

wiederholen,„wir fordern die Quote und zwar auf allen Ebenen!“ Ich<br />

rede jetzt nicht von jenen läppischen 30 Prozent, mit denen die Sozialdemokraten<br />

ihre Genossinnen befrieden, oder von den Quotenfrauen, wie<br />

sie uns die Konservativen sogar bis in die höchsten Staatsämter bescheren.<br />

Ich rede von fifty-fifty! Ich rede davon, alle Aufgaben zu teilen, 50<br />

Prozent für die Frauen, 50 Prozent für die Männer, und zwar die bezahlten<br />

Tätigkeiten ebenso wie die unbezahlten. Ohne diese radikale 50-Prozent-Quote<br />

wird es keine Gleichberechtigung geben. Niemals! So einfach<br />

ist das.<br />

Nur, wollen wir das überhaupt? Mir jedenfalls ist das zu wenig. Ich<br />

will immer noch eine <strong>an</strong>dere, gerechtere Gesellschaft. ❚<br />

Ute Kätzel, geboren 1955, war Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk und arbeitet nun freiberuflich als Journalistin in Berlin.<br />

Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23


wissenschaft forum<br />

Das Unterscheiden hinterfragen<br />

Über Kommunikation wird Bedeutung vermittelt, dies gilt für psychiatrische Diagnosen genauso wie für die<br />

Konstruktion von Geschlecht. Von Bettina Enzenhofer<br />

Bettina Enzenhofer studierte Publizistik-<br />

und Kommunikationswissenschaft<br />

in Wien und schloss ihr Studium<br />

im November 2007 ab. Titel ihrer<br />

Diplomarbeit: Psychiatrie als konstruierende<br />

Inst<strong>an</strong>z: Kommunikation –<br />

Diagnosen – Geschlecht.<br />

24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

Ein Publizistikstudium k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong>/frau auch abschließen, ohne<br />

eine Diplomarbeit zu schreiben,<br />

die irgendetwas mit Medien<br />

zu tun hat. Schließlich heißt<br />

es Publizistik- und Kommunikationswissenschaft,<br />

und über diesen (Um)Weg ist<br />

es auch möglich, Themen der Psychiatrie<br />

zum Inhalt zu machen.<br />

In meiner Diplomarbeit geht es um<br />

„die“ (sofern es das gibt) Psychiatrie aus<br />

einer konstruktivistischen Perspektive,<br />

verbunden mit einer Thematisierung<br />

von Kommunikation, Diagnosen und<br />

Geschlecht. Zentral war für mich, nichts<br />

einfach abzubilden, sondern die gen<strong>an</strong>nten<br />

Bereiche auf ihre Unterscheidungen<br />

hin zu hinterfragen:Wer bestimmt,<br />

was psychische Kr<strong>an</strong>kheit/Gesundheit<br />

ist? Wie/mit welchen Mitteln<br />

wird dies gemacht? Welchen Stellen-<br />

wert hat Kommunikation dabei? Und:<br />

Wie verhält es sich mit Geschlecht und<br />

Psychiatrie?<br />

Ohne Ordnung und (dichotome)<br />

Kategorisierungen (gesund/kr<strong>an</strong>k,<br />

M<strong>an</strong>n/Frau) scheint unser Leben zu<br />

komplex zu sein. Es ist nicht mein Anliegen,<br />

Ordnung schaffenden Mech<strong>an</strong>ismen<br />

<strong>an</strong> sich die Legitimität abzusprechen.<br />

Wesentlich scheint mir jedoch,<br />

sprachliche Reduktionen und zugrunde<br />

liegende Konstruktionen sichtbar zu<br />

machen.<br />

Wirklichkeit ist immer subjektiv,<br />

Modelle von Wirklichkeit werden aber<br />

(im Zuge der Sozialisation) zu kollektivem<br />

Wissen. Wiederholte H<strong>an</strong>dlungen<br />

verfestigen Modelle, machen Wissen zu<br />

etwas scheinbar Fixem, Unhinterfragbaren<br />

und verschleiern dabei, dass es<br />

sich stets um vergesellschaftetes Wis-<br />

sen h<strong>an</strong>delt. Dies trifft auf Normen von<br />

Kommunikation (z.B. Kommunikation<br />

muss verständlich sein), auf abweichende<br />

Phänomene („psychische Störungen“)<br />

und auf Geschlecht zu.<br />

Kommunikation. Auf mehreren Ebenen ist<br />

Kommunikation für die erwähnten Fragestellungen<br />

von Interesse: Über Kommunikation<br />

wird Bedeutung (und Bewertung)<br />

vermittelt, dies gilt für psychiatrische<br />

Diagnosen genauso wie für<br />

die Konstruktion von Geschlecht. Kommunikation<br />

ist außerdem innerhalb verschiedener<br />

Wissenschaftsdisziplinen<br />

für die Weitergabe von Wissen ver<strong>an</strong>twortlich.<br />

Zudem muss Kommunikation<br />

im Alltag bestimmten Regeln entsprechen:Wer<br />

für <strong>an</strong>dere nicht verständlich<br />

ist, ist „gestört“. Schließlich entscheidet<br />

sich in der Kommunikation zwischen


© id:dev identity development<br />

Arzt/Ärztin und PatientIn, welche Diagnose<br />

gestellt wird.<br />

Kr<strong>an</strong>kheit. Es gibt zwar Definitionen von<br />

Kr<strong>an</strong>kheit (bspw. von der WHO), diese<br />

sind aber zu hinterfragen. Was kr<strong>an</strong>k<br />

oder gesund ist, ist unter <strong>an</strong>derem vom<br />

Wissensst<strong>an</strong>d und Weltbild der Menschen<br />

abhängig, somit sind derartige<br />

Vorstellungen auch veränderlich. Symptome<br />

sind kontextgebunden und bedeutungsabhängig.<br />

Hier darf nicht vergessen<br />

werden, dass die Medizin Vorstellungen<br />

von Kr<strong>an</strong>kheit und Gesundheit<br />

braucht, um h<strong>an</strong>dlungsfähig sein<br />

zu können. Trotzdem birgt dies eine Gefahr:<br />

Kr<strong>an</strong>kheit – ursprünglich das Ergebnis<br />

einer Unterscheidung – k<strong>an</strong>n als<br />

etwas (ontologisch) Reales missverst<strong>an</strong>den<br />

werden: Konstruktivistisch argumentiert,<br />

existieren Phänomene erst<br />

d<strong>an</strong>n, wenn sie mit Bedeutung versehen<br />

werden – nicht aber vor der Bedeutungszuweisung.<br />

Psychiatrie. Die Psychiatrie behauptet,<br />

etwas über psychische Störungen zu<br />

wissen und vergibt Diagnosen, die auf<br />

einem bestimmten Klassifikationssystem<br />

(heute: ICD-10 1 bzw. DSM-IV 2 ) beruhen.<br />

Auf diese Weise wird Ordnung<br />

in einem Bereich (wieder)hergestellt,<br />

der <strong>an</strong>dernfalls nicht verstehbar ist. Jem<strong>an</strong>d,<br />

der/die sich abweichend (von einer<br />

konstruierten Norm) verhält, wird<br />

für sein/ihr Verhalten ver<strong>an</strong>twortlich<br />

gemacht: In der Kommunikation zweier<br />

Individuen wird Verhalten, das nicht<br />

verstehbar ist, nicht der Situation, sondern<br />

dem/der unverstehbar Agierenden<br />

zugeschrieben, ein soziales Problem<br />

wird zu einem individuellen. Das<br />

soziale System k<strong>an</strong>n in seinen Interaktions-<br />

und Kommunikationsregeln unverändert<br />

agieren und muss nicht <strong>an</strong>gezweifelt<br />

werden. Der/die als StörerIn<br />

gewertete soll sich beh<strong>an</strong>deln lassen,<br />

die Störung beseitigen. 3<br />

Diagnosen. Auch in einer Kritik <strong>an</strong> der<br />

Psychiatrie darf nicht unerwähnt bleiben,<br />

dass Diagnosen durchaus Sinn<br />

machen: Sie sind notwendig, wenn Ärz-<br />

te/Ärztinnen mitein<strong>an</strong>der kommunizieren<br />

wollen. Sie sind für das Gesundheitssystem<br />

wichtig. Und für die einzelne<br />

Person, die nicht weiß, wie sie ihr<br />

Empfinden einordnen soll, k<strong>an</strong>n die<br />

Kenntnis eines Namens hilfreich sein –<br />

dadurch, dass ihr Leiden einen Namen<br />

hat, ist es vorh<strong>an</strong>den, sie ist nicht „verrückt“,<br />

sondern hat eine Kr<strong>an</strong>kheit, die<br />

es „gibt“. Mit der Kenntnis der Diagnose<br />

k<strong>an</strong>n sie so ihr eigenes Sein für <strong>an</strong>dere<br />

auch mitteilbar und<br />

verstehbar(er) machen. Gleichzeitig<br />

können Diagnosen aber auch die einzelne<br />

Person stigmatisieren. Und: Auch<br />

eine Selbstreflexion dessen, was Diagnosen<br />

letztlich sind (historisch veränderliche<br />

Konstruktionen; erwähnt sei<br />

<strong>an</strong> dieser Stelle, dass erst mit Erscheinen<br />

des DSM-III 4 Homosexualität nicht<br />

mehr als psychiatrisch pathologisch<br />

galt), ist im medizinischen, psychiatrischen<br />

Diskurs notwendig.<br />

Was kr<strong>an</strong>k oder gesund ist, ist unter <strong>an</strong>derem<br />

vom Wissensst<strong>an</strong>d und Weltbild der Menschen<br />

abhängig, somit sind derartige Vorstellungen<br />

auch veränderlich.<br />

Gender-Medizin? Die Kategorie Gender ist<br />

(im Kontext der Gender-Medizin) auch<br />

von der Psychiatrie aufgegriffen worden.<br />

In diesem Rahmen sollen nun psychische<br />

Kr<strong>an</strong>kheiten geschlechtsbezogen<br />

<strong>an</strong>alysiert werden: Damit ist gemeint,<br />

dass sich Kr<strong>an</strong>kheiten in Häufigkeit,<br />

Zeitpunkt, Erscheinungsform etc.<br />

bei Männern und Frauen unterscheiden.<br />

Gender verliert in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

aber <strong>an</strong> begrifflicher Weite:<br />

So meint die Psychiatrie mit dem Gebrauch<br />

von Gender weibliche und<br />

männliche Rollenzuschreibungen. Gender-Medizin<br />

geht davon aus, dass es<br />

Männer und Frauen gibt, dass dies <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

der unterschiedlichen Biologie<br />

feststellbar ist, und dass bspw. einem<br />

weiblichen Sex ein weibliches Gender<br />

entspricht. Auf diesem Weg wird das<br />

zweigeschlechtliche System erneut reproduziert,<br />

statt hinterfragt zu werden.<br />

Sicherlich setzt sich Gender-Medizin<br />

auch nicht zum Ziel, eine queere Perspektive<br />

einzubringen, d. h. insofern ist<br />

meine Kritik abzuschwächen. Trotzdem<br />

finde ich es wichtig, dies immer <strong>an</strong>zumerken:<br />

Es ist lobenswert, dass Medizi-<br />

nerInnen erkennen, dass bspw. Medikamente<br />

in weiblichen und männlichen<br />

Körpern unterschiedlich wirken können,<br />

und dies auch vermehrt untersuchen.<br />

Aber es ist eine Gratw<strong>an</strong>derung,<br />

wenn dadurch wieder biologische Körper<br />

als fixe Dichotomie kommuniziert<br />

werden. Wie auch in <strong>an</strong>deren Bereichen<br />

scheint der Begriff Gender heute zu einem<br />

Synonym für Sex oder Frauen zu<br />

verkommen.<br />

Depression ist bspw. eine Kr<strong>an</strong>kheit,<br />

die laut Statistik Männer und<br />

Frauen in unterschiedlicher Häufigkeit<br />

betrifft, dies wird im Kontext der Gender-Medizin<br />

oft kommuniziert. Allerdings:Wenn<br />

in Studien zur Depressionsforschung<br />

weitere Faktoren, z.B. soziale<br />

Schicht, Ausbildung und gegenwärtiger<br />

Lebensstatus miteinbezogen<br />

werden, sind keine Geschlechtsunterschiede<br />

mehr vorh<strong>an</strong>den. 5<br />

In unserer Gesellschaft lässt sich<br />

ein „Doppelst<strong>an</strong>dard“ seelischer Gesundheit<br />

ablesen: Eine Frau „steht immer<br />

in dem Widerspruch, sich so zu<br />

verhalten, wie es gesellschaftlich erwünscht<br />

ist, aber nur dem M<strong>an</strong>n zugest<strong>an</strong>den<br />

wird, oder wie es ihr als Frau<br />

zugest<strong>an</strong>den wird, was aber gesellschaftlich<br />

unerwünscht ist. Diese Widersprüche<br />

sind den meisten Frauen<br />

nicht bewusst und viele kr<strong>an</strong>ken <strong>an</strong> ihnen.“<br />

6 Die Konsequenz für eine frauengerechte<br />

Diagnose wäre, dass kr<strong>an</strong>kmachende<br />

Lebensbedingungen im<br />

Mittelpunkt des Interesses stehen.<br />

Frauengesundheitsforschung ist<br />

notwendig und legitim, wenn sie darauf<br />

aufmerksam macht, dass Frauen in<br />

der medizinischen Forschung nicht<br />

präsent waren. Wirkliche Gender-Medizin<br />

müsste aber heißen, sich im medizinischen<br />

Diskurs mit der Konstruktion<br />

von Geschlecht zu beschäftigen. Außerdem<br />

ist es <strong>an</strong> der Zeit, <strong>an</strong> der Praxis <strong>an</strong>zusetzen<br />

und H<strong>an</strong>delnde zu befragen,<br />

ob und wie mit „Abweichungen“ <strong>an</strong>ders<br />

umgeg<strong>an</strong>gen werden könnte. Wie<br />

können im medizinischen Diskurs Symptome/Diagnosen<br />

oder Geschlecht <strong>an</strong>ders<br />

aufgefasst werden? Inwieweit<br />

sind sich H<strong>an</strong>delnde ihrer Konstruktionen<br />

bewusst? Es bleibt eine Herausforderung<br />

für das Gesundheitswesen, sozialwissenschaftliche<br />

Debatten zu diskutieren<br />

und zu integrieren, um in einer<br />

zunehmend komplexen Welt<br />

<strong>an</strong>schlussfähig und sinnstiftend agieren<br />

zu können. ❚<br />

forum wissenschaft<br />

1 ICD, engl.: International Classification<br />

of Diseases (Internationale statistische<br />

Klassifikation der Kr<strong>an</strong>kheiten<br />

und verw<strong>an</strong>dter Gesundheitsprobleme).<br />

10 bezeichnet die aktuelle Ausgabe<br />

(1992), davor galt ICD-9 etc.<br />

2 DSM: Diagnostic <strong>an</strong>d Statistical<br />

M<strong>an</strong>ual of Mental Disorders (Diagnostisches<br />

und Statistisches H<strong>an</strong>dbuch<br />

Psychischer Störungen), IV ist auch<br />

hier die aktuelle Ausgabe (1996)<br />

3 vgl. Simon, Fritz B. Die Kunst, nicht<br />

zu lernen und <strong>an</strong>dere Paradoxien in<br />

Psychotherapie, M<strong>an</strong>agement, Politik…<br />

Heidelberg: Carl-Auer-Systeme<br />

Verlag 1997.<br />

4 Diagnostisches und Statistisches<br />

H<strong>an</strong>dbuch Psychischer Störungen<br />

von 1980, DSM-III<br />

5 Ebner, Nina/Fischer, Gabriele:„Psychiatrie“<br />

in Rieder, Anita/Lohff, Brigitte<br />

(Hrsg.). Gender Medizin. Geschlechtsspezifische<br />

Aspekte für die<br />

klinische Praxis. Wien: Springer Verlag<br />

2004, 77-111.<br />

6 aus: Pahl, Elisabeth:„Wie kommen<br />

Frauen in die Psychiatrie?“ in Hoffm<strong>an</strong>n,<br />

Dagmar (Hrsg.). Frauen in der<br />

Psychiatrie oder wie männlich ist die<br />

Psychiatrie? Bonn: Psychiatrie-Verlag<br />

1991, 16-25.<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 25


<strong>an</strong>. zeigen<br />

suche<br />

Frauenportraits – Ausstellung<br />

Herbst 2010<br />

Die verlorene Geschichte der<br />

Frauen aufzuschreiben war das Ziel<br />

der Feministinnen der 2. Frauenbewegung<br />

der 70er. Jede von uns<br />

ist ein Teil dieser neuen Frauengeschichte,<br />

doch nur wenige wurden<br />

bisher sichtbar gemacht. Das<br />

„Ich bin nicht so wichtig“, möchte<br />

ich durch Sammlung von Fotos<br />

und einer kurzen Selbstbeschreibung<br />

aufheben und zu<br />

einer Ausstellung zusammenfügen.<br />

Die Ausstellung soll im Herbst<br />

2010 stattfinden. Ich sammle Fotos<br />

& Kurzbiographien von Frauen, die<br />

sich in der Zeit von 1945 bis heute,<br />

frauenpolitisch betätigten. Bitte<br />

schicken Sie mir/schickt mir<br />

Namen, Fotos und Kurzbiographien<br />

von Frauen die ihr in diesem Archiv<br />

finden wollt. Damit bist auch du<br />

gemeint, liebe Frau. Es zählt hier<br />

nicht nur das jahrel<strong>an</strong>ge<br />

Engagement, auch erst seit kurzem<br />

tätige junge Frauen sind Teil dieser<br />

Frauengeschichte.<br />

„Dein Foto, deine Kurzbio fehlen<br />

mir noch!“ Du wählst aus in welcher<br />

Phase deines Lebens du dich<br />

zeigst, bildlich und textlich. Das<br />

Foto soll dich möglichst allein zeigen<br />

und nicht zu klein sein. Die<br />

Kurzbio etwa eine bearbeitete A4<br />

Seite. (siehe Probebild). Nach<br />

Abbau der Ausstellung erhält die<br />

gesammelten Materialien das<br />

„Stichwort – Archiv der Frauenund<br />

Lesbenbewegung“, dort wird<br />

es für interessierte Frauen zur weiteren<br />

Bearbeitung zugängig sein.<br />

Fotos und Texte <strong>an</strong>: Elfie Resch, 1030<br />

Wien, Leonhardgasse 8-10/2/12,<br />

Mobil: 0676-9704961,<br />

elfie.resch@chello.at<br />

Die Frauenhetz sucht<br />

Akademikerinnen-Trainee für<br />

Ver<strong>an</strong>staltungsbetreuung.<br />

T.01/715 98 88, office@frauenhetz.at<br />

Kostenlose Klein<strong>an</strong>zeigen bitte senden <strong>an</strong>:<br />

redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at oder per Post:<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>, Untere Weißgerberstr. 41, A-1030 Wien<br />

26 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

Praktik<strong>an</strong>tinnen und Trainee<br />

gesucht!<br />

Die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> suchen Praktik<strong>an</strong>tinnen<br />

und eine Trainee (AMS-<br />

Arbeitstraining)<br />

redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

2 Katzenpärchen zu vergeben<br />

Ich breche meine Zelte in Wien ab<br />

und suche daher neue Papis/<br />

Mamis für meine Katzen. Alle vier<br />

(3 schwarze, eine schwarz-weisse)<br />

sind sehr unkompliziert – keinerlei<br />

Probleme mit Fressen oder Kistl –<br />

und kastriert. Es sind Wohnungskatzen,<br />

die sich aber sicher schnell<br />

auch <strong>an</strong> ein Leben als Freigänger<br />

gewöhnen würden. Vergebe sie<br />

paarweise, jeweils ein Weibchen<br />

und ein Männchen. Die Jungs (7<br />

Jahre) sind sehr verschmust und<br />

zutraulich, die Mädels (6 Jahre)<br />

etwas dist<strong>an</strong>zierter, dafür umso<br />

verspielter. Ich hoffe, jem<strong>an</strong>den zu<br />

finden, der/die auch ausgewachsene<br />

Katzen herzallerliebst findet,<br />

und der/die meinen Babies viel<br />

Liebe schenkt. Nähere<br />

Informationen und Fotos unter<br />

nonkonform13@yahoo.de (Karin)<br />

Spaß/Bewegung/Freizeit.<br />

Badmintonspielerinnen im Raum<br />

Oberndorf/Salzburg dringend<br />

gesucht, gespielt wird 1x pro<br />

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Sommercamp 08<br />

Alle, die bei der Vorbereitung des<br />

<strong>an</strong>archistischen Sommercamps 08<br />

im nördlichen Niederösterreich<br />

mitmachen wollen, melden sich<br />

bitte unter acamp@lnxnt.org<br />

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selbstständige Frauen:<br />

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konferenz<br />

Tr<strong>an</strong>sgender Council<br />

In Berlin findet zum zweiten Mal der „Tr<strong>an</strong>sgender Council“ statt.<br />

Durchgeführt wird er vom Steering Committee des Tr<strong>an</strong>sgender Europe<br />

(TGEU) sowie dem Tr<strong>an</strong>sgender Netzwerk Berlin (TGNB), Wigstöckel, TIA<br />

M. (a project of Tr<strong>an</strong>sculturalism, International Activism <strong>an</strong>d Migration)<br />

und Tr<strong>an</strong>sInterQueer (TrIQ). Das Programm der Ver<strong>an</strong>staltung umfasst<br />

Plenarsitzungen und Workshops. Außerdem werden die interess<strong>an</strong>ten<br />

Ergebnisse der ersten vergleichenden Studie über die Lebenssituation<br />

von Tr<strong>an</strong>s-Menschen in Europa präsentiert. Ausgeführt wurde die Studie<br />

2007 von ILGA, dem europäischen Regionalverb<strong>an</strong>d des internationalen<br />

Lesben- und Schwulenverb<strong>an</strong>des. Mehr als 2000 Tr<strong>an</strong>s-Menschen haben<br />

sich dar<strong>an</strong> beteiligt. Nach Diskussionen mit PolitikerInnen aus dem Europäischen<br />

Parlament, die ebenfalls einen Programmpunkt darstellen, bietet<br />

das Rahmenprogramm Ch<strong>an</strong>cen zum Networking: Und Berlins Tr<strong>an</strong>sgender-Szene<br />

hat mit Partys, Konzerten und Kunst einiges zu bieten. pix<br />

2.-4.5., 2nd Europe<strong>an</strong> Tr<strong>an</strong>sgender Council, 10825 Berlin, Rathaus Schöneberg, John-F.-Kennedy-Platz, http://tgeu.org/council<strong>2008</strong>/index.html<br />

frauen.armut<br />

Working poor und Prekarisierung<br />

„234.000 Frauen in Österreich sind von akuter Armut betroffen“, sagte<br />

Michaela Moser bei der diesjährigen Armutskonferenz. Sowohl <strong>an</strong> dieser<br />

Zahl als auch <strong>an</strong> der Situation dieser Frauen hat sich in den letzten<br />

Jahren wenig geändert. Die Gründe für Frauenarmut sind vielfältig (und<br />

nicht neu) – schlechtere Bildungsmöglichkeiten, erschwerter Zug<strong>an</strong>g<br />

zum Arbeitsmarkt, unzureichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten etc.<br />

Hinzu kommt das beunruhigend wachsende Phänomen der „working<br />

poor“, Menschen, die trotz Arbeit in Armut leben. Sozial- und arbeitsrechtlich<br />

abgesicherte Vollzeitstellen werden weniger, Prekarisierung<br />

nimmt zu. Auch davon sind Frauen besonders betroffen. „Vierzig Prozent<br />

der berufstätigen Frauen sind teilzeitbeschäftigt, siebzig Prozent der geringfügig<br />

Beschäftigten sind weiblich“, so Maria Rettenbacher von<br />

ACUS:„Wenn es so weitergeht, brauchen Frauen noch Jahrhunderte bis<br />

zu einer wirklichen Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen.“ Traurige<br />

Bil<strong>an</strong>z der Konferenz: Armut ist weiterhin weiblich. kaiv<br />

www.armutskonferenz.at, Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie (ACUS), ww.acus.at<br />

solidarität<br />

Gemeinsam sind wir stark!<br />

<strong>an</strong>.riss arbeit.wissenschaft<br />

„Welche Kraft entsteht, wenn Menschen zusammen gehen? Für welche<br />

Ziele lohnt es sich, sich zu solidarisieren und mit welchen solidarischen<br />

Zusammenschlüssen bauen wir eine <strong>an</strong>dere Zukunft?“ Diese und noch<br />

mehr Fragen stellt Eva Geber. Doch sie fragt nicht nur, sondern sie gibt<br />

auch Antworten, bringt Beispiele, und nennt Erfahrungen und Kämpfe<br />

aus der politischen Praxis. Sie beschreibt, was Frauen und Männer gemeinsam<br />

und getrennt erreicht haben und woher Menschen die Kraft<br />

für ihr Engagement nehmen. All das tut sie nicht alleine, sondern im<br />

Rahmen der Frühlingsakademie <strong>2008</strong> der Grünen Bildungswerkstatt<br />

Wien zum Thema „EineR für alle – alle für eineN. Wozu Solidarität?“. Impulsreferate,<br />

Arbeitsgruppen, Zeitreisen von der Fr<strong>an</strong>zösischen Revolution<br />

bis zum Gegenwartsfeminismus. Wer also wissen will, warum Feminismus<br />

und Solidarität ein<strong>an</strong>der brauchen (und so einiges mehr) – einfach<br />

bei der Grünen Bildungswerkstatt <strong>an</strong>melden. kaiv<br />

25.-27.4, Frühlingsakademie <strong>2008</strong>, 25. <strong>April</strong>: Kolpinghaus Alsergrund, 1090 Wien, Liechtensteinstr. 100, 26. und 27. <strong>April</strong>: VHS<br />

Favoriten, 1100 Wien, Arthaberplatz 18, Anmeldung: info@gbw-wien.at, Kosten: 10,- Euro, www.gbw-wien.at<br />

israel.palästina<br />

Perspektiven jenseits von Krieg und Krise<br />

– so der Titel einer Konferenz, die sich zum Ziel setzt, feministische Perspektiven<br />

und Potentiale zur Konfliktlösung in Israel und den besetzten<br />

palästinensischen Gebieten zu entwickeln. Dabei soll vor allem die Relev<strong>an</strong>z<br />

der UN-Resolution 1325 kritisch hinterfragt werden. Zur Diskussion<br />

stehen im Besonderen die Auswirkungen der Geberpolitiken auf zivilgesellschaftliche<br />

Frauenorg<strong>an</strong>isationen. Referieren werden Sara Roy (Harvard<br />

University), Ghada Hashem Talhami (Lake Forest College Chicago),<br />

Siham Bargouthi (Association of Women’s Action in Palestine), R<strong>an</strong>da<br />

Siniora (PICCR) und Gila Svirsky (Women in Black Israel). be<br />

17.-18.4., Albert Schweitzer Haus, 1090 Wien, Schwarzsp<strong>an</strong>ierstraße 13, Anmeldung: seewald@vidc.org, T. 01/713 35 94-75<br />

arbeit<br />

Wirklichkeit widerspiegeln<br />

Von den 626 GeschäftsführerInnen der österreichischen Top-200-Unternehmen<br />

sind nur 29 weiblich, besagt eine Studie der Wiener Arbeiterkammer<br />

(AK). Österreichweit gibt es sogar nur ein Unternehmen mit einer<br />

rein weiblichen Geschäftsführung. Die Studienautorin Ruth Naderer<br />

macht darauf aufmerksam, dass heute aber mehr als die Hälfte der Jusoder<br />

WirtschaftsabsolventInnen Frauen sind, und fordert:„Auch in<br />

Österreichs Wirtschaft sollte sich endlich die demografische Wirklichkeit<br />

widerspiegeln“. Die AK sieht diesbezüglich die schrittweise Einführung<br />

von Quoten als zielführend. Auch bei UniversitätsrätInnen waren<br />

Frauen immer noch in der Minderheit. In der kommenden Funktionsperiode<br />

gibt es nun eine geschlechtergerechte Besetzung. Frauenministerin<br />

Doris Bures freut dies zwar, genug ist ihr das aber noch nicht:<br />

Sie fordert eine Änderung im Universitätsgesetz dahingehend, dass die<br />

Hälfte der von den Senaten nominierten UniversitätsrätInnen Frauen<br />

sein müssen. Keine Rätin, dafür aber die erste Frau, die <strong>an</strong> der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät der Universität Innsbruck eine Professur erhält,<br />

ist seit 1. März Anna Gamper. Immerhin irgendetwas Positives. be<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27


arbeits recht<br />

Ein erster Schritt<br />

Freie DienstnehmerInnen haben seit 1. Jänner <strong>2008</strong> in Österreich mehr Rechte durch<br />

besseren rechtlichen Schutz. Elisabeth Rolzhauser vom ÖGB nennt Änderungen,<br />

offene Forderungen und Fallen beim Vertragsabschluss.<br />

Die Flexpower-Beratung des ÖGB<br />

bietet (auch für Nicht-Mitglieder der<br />

Gewerkschaften) einmalige Erstberatung<br />

<strong>an</strong>. Terminvereinbarung unter:<br />

Tel. 01/53 444-404, flexpower@oegb.at.<br />

Informationen bietet auch die Broschüre<br />

„Bist du A-Typisch“ der ÖGB-<br />

Frauen und des ÖGB-Beratungszentrums,<br />

ebenfalls im Beratungszentrum<br />

<strong>an</strong>zufordern oder downloaden unter:<br />

www.oegb.at/flexpower.<br />

28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

Die freien Dienstverträge und<br />

Werkverträge werden ständig<br />

mehr. Rund 70.000 freie DienstnehmerInnen<br />

und fast 40.000<br />

WerkvertragnehmerInnen/Neue<br />

Selbstständige gibt es in Österreich.<br />

Diese Beschäftigten sind konfrontiert<br />

mit Flexibilität, hohen Anforderungen,<br />

vielen Verpflichtungen, dafür sind die<br />

Rechte und Gegenleistungen häufig<br />

sehr gering. Menschen in diesen beiden<br />

Beschäftigungsformen sind jedenfalls<br />

„atypisch Beschäftigte“ und sehr häufig<br />

auch mit prekären Lebenssituationen<br />

konfrontiert: geringe oder stark wechselnde<br />

Einkommen, nicht kontinuierliche<br />

Beschäftigungszeiten und oft hohe<br />

Risiken.<br />

Der Frauen<strong>an</strong>teil liegt bei den freien<br />

Dienstverträgen bei rund 60 Prozent,<br />

bei Werkverträgen – also den so gen<strong>an</strong>nten<br />

Neuen Selbstständigen – bei<br />

rund 40 Prozent.<br />

Für freie DienstnehmerInnen wurden<br />

l<strong>an</strong>gjährige Forderungen der Gewerkschaftsbewegung<br />

teilweise umgesetzt.<br />

Seit 1. Jänner <strong>2008</strong> haben sie<br />

mehr Rechte durch besseren sozialrechtlichen<br />

Schutz. Viele Forderungen<br />

bleiben aber noch offen – hier ist insbesondere<br />

der arbeitsrechtliche Schutz<br />

(wie z. B. Mindestentlohnung, Urlaubs<strong>an</strong>spruch,<br />

Urlaubs- und Weihnachtsgeld,<br />

Kr<strong>an</strong>kenentgeltfortzahlung, etc.)<br />

zu erwähnen.<br />

Die freien DienstnehmerInnen werden<br />

sozialversicherungsrechtlich den Angestellten<br />

gleichgestellt, das heißt im Detail:<br />

❚ Freie DienstnehmerInnen sind arbeits-<br />

losenversichert, wenn das Einkommen<br />

über der Geringfügigkeitsgrenze liegt,<br />

das sind 349,01 Euro im Monat.<br />

❚ Sie haben Anspruch auf Kr<strong>an</strong>kengeld<br />

ab dem vierten Tag.<br />

❚ Es besteht Anspruch auf ein einkommensabhängiges<br />

Wochengeld im Falle<br />

der Mutterschaft.<br />

❚ Im Falle der Insolvenz des Auftraggebers<br />

sind die offenen Ansprüche durch<br />

den Insolvenzausfallsgeldfonds gesichert.<br />

❚ Freie DienstnehmerInnen sind in die<br />

MitarbeiterInnenvorsorge/betriebliche<br />

Vorsorgekasse („Abfertigung Neu“) einzubeziehen.<br />

❚ Freie DienstnehmerInnen müssen<br />

ebenfalls vor Beginn der Arbeitsleistung<br />

Freie DienstnehmerInnen sind arbeitslosenversichert,<br />

wenn dass Einkommen über der Geringfügigkeitsgrenze<br />

liegt<br />

bei der Gebietskr<strong>an</strong>kenkasse <strong>an</strong>gemeldet<br />

werden.<br />

❚ Die Arbeiterkammer ist als gesetzliche<br />

Interessensvertretung nunmehr auch<br />

für die freien DienstnehmerInnen zuständig<br />

❚ Die Sozialabgaben betragen daher für<br />

die freien DienstnehmerInnen 17,62 Prozent,<br />

für die AuftraggeberInnen 22,81<br />

Prozent.<br />

Bei den WerkvertragsnehmerInnen/Neuen<br />

Selbstständigen wird es mit<br />

1. Jänner 2009 Änderungen im Bereich<br />

der Arbeitslosenversicherung geben. Es<br />

wird die Möglichkeit einer freiwilligen<br />

Arbeitslosenversicherung geben. Ein erster<br />

Schritt – aber nicht mehr.<br />

Welche negativen Beratungserfahrungen<br />

hat der ÖGB seit Bek<strong>an</strong>ntwerden<br />

der gepl<strong>an</strong>ten Änderungen gemacht?<br />

AuftraggeberInnen teilen den<br />

freien DienstnehmerInnen mit, dass es<br />

eine gesetzliche Änderung gäbe und sie<br />

daher den Vertrag in einen Werkvertrag<br />

umändern müssten. Einige AuftraggeberInnen<br />

fordern überhaupt gleich einen<br />

Gewerbeschein, ohne diesen erhält<br />

M<strong>an</strong>n/Frau den Job gar nicht.<br />

Unternehmungen, die viele freie<br />

DienstnehmerInnen haben, die einfache<br />

Tätigkeiten ausführen, steigen um<br />

und bieten nur mehr geringfügige Beschäftigungsverhältnisse<br />

<strong>an</strong>. Das heißt,<br />

sie teilen die vorh<strong>an</strong>dene Arbeit auf<br />

noch mehr Menschen auf. Dies führt<br />

dazu, dass viele sich mehrere Beschäftigungen<br />

suchen müssen, um ein Einkommen<br />

für das Auskommen zu erhalten.<br />

Andere Auftraggeber teilen den<br />

freien DienstnehmerInnen mit, dass<br />

aufgrund der geänderten Sozialversicherungsbeiträge<br />

eine Änderung des<br />

freien Dienstvertrages erfolgen muss:<br />

Das Einkommen/Honorar wird um diese<br />

Beträge gekürzt. Auftraggeber wälzen<br />

nunmehr verstärkt die Suche nach<br />

einer geeigneten Vertretung auf die<br />

einzelnen freien DienstnehmerInnen<br />

bzw. WerkvertragnehmerInnen ab.<br />

Wie bereits erwähnt, gilt das Arbeitsrecht<br />

– und damit auch bestimmte<br />

Schutzbestimmungen – nicht. Daher<br />

gelten alle Vertragsbestimmungen, die<br />

vereinbart werden, außer sie sind sittenwidrig.<br />

Die Verträge werden immer länger,<br />

die Vertragsklauseln immer schärfer.<br />

Daher unser Tipp: Lesen Sie den Vertrag<br />

genau durch oder lassen Sie sich den<br />

Vertrag überprüfen. Wichtig ist, dass Sie<br />

die Vertragsklauseln und deren Auswirkungen<br />

auch verstehen. Dennoch ist es<br />

wichtig, einen schriftlichen Vertrag zu<br />

bekommen, damit die Vereinbarungen<br />

auch festgehalten und überprüfbar<br />

sind. Rechtlich gesehen ist es egal, welchen<br />

Titel der Vertrag trägt, es kommt<br />

darauf <strong>an</strong>, wie die ausgeübte Tätigkeit in<br />

der Praxis wirklich erbracht wird! ❚


Mogelpackung<br />

Die Novelle des Arbeitslosenversicherungsgesetzes enthält rigorose<br />

Disziplinierungsinstrumente sowie Verschärfungen der Zumutbarkeitsregeln,<br />

sagt D<strong>an</strong>iela Koweindl von der IG Bildende Kunst.<br />

Juhu, Arbeitslosenversicherung<br />

auch für freie DienstnehmerInnen!<br />

Und ab 2009 auch für<br />

Selbstständige! Welch ein Erfolg<br />

… – so gaukeln es uns die<br />

GesetzesmacherInnen vor, um kräftig<br />

vom großen Brocken der zum Jahresende<br />

2007 beschlossenen Novelle des Arbeitslosenversicherungsgesetzes<br />

(AlVG)<br />

abzulenken: Neue rigorose Ausschlussund<br />

Disziplinierungsinstrumente, um<br />

Erwerbsarbeitslose aus der Arbeitslosenstatistik<br />

und aus dem Geldbezug zu<br />

drängen sowie radikale Verschärfungen<br />

bei Zumutbarkeit von „Vermittlungsvor<strong>schläge</strong>n“.<br />

Was der Verwaltungsgerichtshof<br />

in den letzten Jahren als<br />

nicht-gesetzeskonforme AMS-Praxen<br />

aufgezeigt hat, wird durch das neue<br />

AlVG nun legitimiert. Mit einem Schlag<br />

sind erfolgreiche Kämpfe von Erwerbsarbeitslosen<br />

gegen unzumutbare Vorgehensweisen<br />

ausgehebelt.<br />

Beschwerden <strong>an</strong> den Verwaltungsgerichtshof<br />

bei Bezugssperren aufgrund<br />

der Verweigerung von als sinnlos<br />

erachteten Kursen waren bisl<strong>an</strong>g durchaus<br />

Erfolg versprechend, weil die von<br />

den AMS-MitarbeiterInnen <strong>an</strong>geführten<br />

Gründe tatsächlich kaum jemals vor<br />

dem Höchstgericht St<strong>an</strong>d gehalten haben.<br />

Darauf reagiert die AlVG-Novelle<br />

mit der Aufhebung der Begründungspflicht.<br />

AMS-MitarbeiterInnen müssen<br />

bei der Zuweisung zu „Maßnahmen zur<br />

Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt“<br />

nur mehr d<strong>an</strong>n Gründe <strong>an</strong>geben,<br />

soweit diese nicht „als bek<strong>an</strong>nt <strong>an</strong>genommen<br />

werden können“.<br />

Als Beschäftigung gilt in Zukunft<br />

auch ein Arbeitsverhältnis bei einem<br />

sozialökonomischen Betrieb oder bei einem<br />

gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt,<br />

und sei es ein befristeter Tr<strong>an</strong>sitarbeitsplatz.<br />

Verweigerung hat ebenfalls<br />

eine Bezugssperre zur Folge.<br />

Erhöht wurde die Arbeitszeit, die<br />

Arbeitssuchende zur Verfügung stehen<br />

müssen: Von 16 auf 20 Wochenstunden,<br />

ausgenommen bei Betreuungspflichten<br />

für behinderte Kinder oder Kinder bis<br />

zehn Jahren. Die lapidare Begründung<br />

des Gesetzgebers: 90 Prozent der vom<br />

AMS <strong>an</strong>gebotenen Arbeitsplätze seien<br />

ohnehin mehr als Halbtagsstellen mit<br />

20 Wochenstunden. Dass aber auch<br />

Kinder über zehn Jahren noch nicht sich<br />

selbst überlassen werden können, ist im<br />

Jugendschutzgesetz nachzulesen.<br />

Welche Konsequenzen Unvereinbarkeit<br />

von Erwerbsarbeit und Kinderbetreuungspflichten<br />

aufgrund m<strong>an</strong>-<br />

gelnder und/oder den Arbeitszeiten<br />

nicht entsprechenden Betreuungsplätzen<br />

haben k<strong>an</strong>n, weiß auch AMS<strong>an</strong>d<br />

aus der Frauenberatungspraxis zu berichten:<br />

„(…) alleinerziehende Notst<strong>an</strong>dshilfebezieherinnen,<br />

die unter<br />

Druck vom AMS eine Arbeit <strong>an</strong>nehmen,<br />

[sind] des öfteren mit Anzeigen<br />

ihrer rachsüchtigen Ex-Ehemänner<br />

konfrontiert.“ Aufsichtspflicht vernachlässigt!<br />

Umgekehrt bleibt es dem AMS<br />

weiterhin vorbehalten, Arbeitssuchenden<br />

ungeachtet individueller fin<strong>an</strong>zieller<br />

Erfordernisse Teilzeitjobs aufzudrängen.<br />

Auch die stolz verkündete Errungenschaft,<br />

freie DienstnehmerInnen in<br />

die Arbeitslosenversicherung einzubinden,<br />

hat schon beim Versicherungsbeitritt<br />

ihre Tücken. Bereits im Newsletter<br />

vom Jänner <strong>2008</strong> teilte work@flex mit,<br />

dass sich Meldungen mehren, „dass es<br />

bei einigen Freien DienstnehmerInnen<br />

zu Honorarkürzungen von Seiten der<br />

Arbeitgeber gekommen ist.“ Dass<br />

DienstgeberInnen versuchen werden,<br />

die Kosten für die nun verpflichtenden<br />

Beiträge zu Arbeitslosenversicherungen<br />

auf die DienstnehmerInnen abzuwälzen,<br />

war allerdings unschwer vorherzusehen.<br />

Und die Arbeitslosenversicherung<br />

für Selbständige? Ignoriert die Erwerbsrealität<br />

vieler prekär Beschäftigter, die<br />

gleichzeitig oder rasch wechselnd in<br />

unterschiedlichen Beschäftigungsformen<br />

tätig sind. Wer zwei oder mehrere<br />

Jobs ausübt, um fin<strong>an</strong>ziell über die Run-<br />

Mit einem Schlag sind erfolgreiche Kämpfe von<br />

Erwerbsarbeitslosen gegen unzumutbare Vorgehensweisen<br />

ausgehebelt.<br />

den zu kommen, muss beim Verlust einer<br />

Einnahmequelle auch die <strong>an</strong>deren<br />

Tätigkeiten aufgeben, um Arbeitslosengeld<br />

beziehen zu können.<br />

Überhaupt ist die Definition von<br />

Arbeitslosigkeit bei Selbständigen unbrauchbar.<br />

So soll etwa vier Wochen<br />

l<strong>an</strong>g vom Bezug ausgeschlossen, wer<br />

die Erwerbstätigkeit „in Folge eigenen<br />

Verschuldens oder freiwillig beendet“.<br />

Bleibt die Frage: Wer ist schuld, wenn<br />

die Webdesignerin einen erwarteten<br />

Auftrag nicht erhält? Wenn das Förder<strong>an</strong>suchen<br />

einer Künstlerin negativ be<strong>an</strong>twortet<br />

wird? Ausnahmen vom Ausschluss<br />

sind lediglich bei drohender<br />

Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit<br />

vorgesehen. Die Arbeitslosenversicherung<br />

für Selbständige ist freiwillig,<br />

erfordert aber hellseherische Fähigkeiten:<br />

Die Entscheidung dafür oder dagegen<br />

ist nämlich acht Jahre l<strong>an</strong>g verbindlich.<br />

❚<br />

recht arbeit<br />

Weitere Informationen:<br />

AMS<strong>an</strong>d<br />

www.ams<strong>an</strong>d.net<br />

Autonome AMS<strong>an</strong>d Frauen<br />

www.ams<strong>an</strong>dstr<strong>an</strong>d.com<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29


Marc Mer, Picture (1989), in: MAT R IX. Geschlechter|Verhältnisse|Re visionen, Museum auf Abruf<br />

kultur <strong>an</strong>.riss<br />

kunst<br />

Ausstellungen<br />

Feminismus hat in gewissen Nischen des gegenwärtigen Ausstellungsbetriebs<br />

Konjunktur. In den meisten Museen sind Arbeiten von Frauen<br />

allerdings weiterhin bestenfalls gut gemeinte Einsprengsel, um der<br />

Quote zu genügen. Die Ausstellung „die Lagebesprechung“ macht diese<br />

m<strong>an</strong>gelnde Rezeption weiblichen Kunstschaffens zum Thema und will<br />

„Die Lage besprechen. Die Lage der Künstlerin.“<br />

Es ist nicht nur die schlechtere ökonomischen Situation von Künstlerinnen,<br />

die den Kunstraum Lakeside dazu bewog, sich in seinem Frühjahrsprogramm<br />

dem Themenkomplex „Wirtschaft und Geschlecht“ zu<br />

widmen. Geschlechterverhältnisse in der IT-Br<strong>an</strong>che werden dabei<br />

ebenso präsentiert wie gelungene Beispiele wirtschaftlicher Selbstermächtigungsstrategien<br />

von Frauen, etwa das von einer Sexarbeiterinnen-Initiative<br />

produzierte Modelabel „Daslu“ (vgl.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 2/08).<br />

Identitäten, Normen, Rollen, Ideologien, Machtverhältnisse, Begehren<br />

und Sexualität … Die Ausstellung MATRIX. Geschlechter|Verhältnisse|Revisionen<br />

im Musa zeigt künstlerische Arbeiten, die sich in unterschiedlichster<br />

Art und Weise mit der Kategorie Geschlecht ausein<strong>an</strong>dersetzen. Geschlechterkonstruktionen<br />

werden dabei <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d ihrer Repräsentationen<br />

und Inszenierungen <strong>an</strong>alysiert und auch die Geschlechterdifferenz des<br />

Kunstfeldes selbst ist Gegenst<strong>an</strong>d der künstlerischen Untersuchung. Rund<br />

40 KünstlerInnen sind vertreten, darüber hinaus gibt es ein umf<strong>an</strong>greiches<br />

Begleitprogramm mit Vorträgen, Führungen und Screenings.<br />

Im Wiener WUK geht „Have the cake <strong>an</strong>d eat it, too. Institutionskritik<br />

als instituierende Praxis“ der Frage nach, was von einer Kritik <strong>an</strong> Institutionen<br />

wie Museum, Klinik und Universität übrigbleibt, nachdem sie<br />

selbst Teil des (kunsthistorischen) K<strong>an</strong>ons geworden ist. Künstlerische<br />

und aktivistische Praxen, die ins Museum drängen, den musealen Rahmen<br />

gleichzeitig aber gesellschaftspolitisch sprengen wollen, werden<br />

hier diskutiert.<br />

Eva und Adele verstehen sich selbst als Kunstwerk, persönliche Angaben<br />

beschränken sich auf die Bek<strong>an</strong>ntgabe ihre Körpermaße und<br />

30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

ihren Leitspruch:„Wherever we are is Museum“. Ab 15. 3 ist das Werk des<br />

Künstlerinnenpaares aus Deutschl<strong>an</strong>d im Linzer Lentos-Museum zu sehen.<br />

Für die Ausstellung haben Eva und Adele eine umfassende Präsentation<br />

ihres Werkes konzipiert. Neben einer Großskulptur werden Bildtafeln,<br />

Gemälde, Zeichnungen und die zentrale Werkgruppe „Tr<strong>an</strong>sformer-<br />

Performer“ ausgestellt. Außerdem das „Goldene M<strong>an</strong>ifest“: Slog<strong>an</strong>s wie<br />

„Over the boundaries of gender“ oder „Coming out of the future“, sind<br />

als blattvergoldete Tafeln gestaltet. Parallel zur Ausstellung im Lentos<br />

zeigt das Museum der Moderne Rupertinum Salzburg die Ausstellung<br />

„Eva & Adele Rosa. Frühe Fotografie und Video.“ les, syb<br />

Die Lagebesprechung: bis 3.4. im esc, 8020 Graz, Jakoministrasse 16, www.bildende-kuenstlerinnen.at<br />

Wirtschaft und Geschlecht, Kunstraum Lakeside, 9020 Klagenfurt,Lakeside B02, www-lakeside-kunstraum.at<br />

MATRIX. Geschlechter|Verhältnisse|Revisionen, Museum auf Abruf, 1010 Wien, Felberstraße 6-9, www.musa.at<br />

Have the cake <strong>an</strong>d eat ist, too. Bis 19.4., Kunsthalle Exnergasse, 1090 Wien, Währingerstraße 59, www.kunsthalle.wuk.at<br />

Eva & Adele. Rot. Neue Malerei und Zeichnung. Bis 1.6., Lentos Kunstmuseum, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1,<br />

www.lentos.at<br />

literatur.festival<br />

Telling Stories<br />

Unter dem Motto „From the Page to the Stage“ k<strong>an</strong>n englischsprachige<br />

Literatur im Rahmen des diesjährigen Vienna Lit Festivals erlebt werden.<br />

Zum zweiten Mal in Wien über die Bühne gehend, bietet das Festival<br />

Raum für Lesungen, Perform<strong>an</strong>ces und Diskussionen von und mit internationalen<br />

und österreichischen AutorInnen, deren Gemeinsamkeit im<br />

außergewöhnlichen Umg<strong>an</strong>g mit ihrer „Literatursprache“ Englisch besteht.<br />

Die schottisch-nigeri<strong>an</strong>ische Schriftstellerin Jackie Kay (bek<strong>an</strong>nt<br />

durch ihr tolles Buch „The Trompet“) wird ihre neuen Lyrikbände präsentieren.<br />

Die vielseitige britische Spoken-Word-Künstlerin Rommi Smith<br />

vereint in ihren Perform<strong>an</strong>ces gesellschaftskritische, poetische Sprachkunst<br />

mit Musik. Zu den geladenen österreichischen VertreterInnen der<br />

englischsprachigen Literatur zählen Walter Hölbling und Gabriele Pötscher<br />

aus Graz, die gemeinsam einen Lyrikb<strong>an</strong>d verfasst haben, sowie<br />

die Vereinigung englischsprachiger DichterInnen „Labyrinth“ in Wien.<br />

Weitere Schwerpunkte des Festivals sind die literarische Gattung des<br />

„Storytelling“ und Literaturvermittlung für Kinder und Jugendliche. Diskutiert<br />

wird <strong>an</strong>lässlich des „Book of Mohammed“ der in Wien lebenden<br />

indischen Journalistin Mehru Jaffer unter <strong>an</strong>derem über „Muslimische<br />

Frauen in Österreich“. Einige der beim Festival vortragenden LiteratInnen<br />

und KünstlerInnen werden zusätzlich Workshops im Literaturhaus<br />

Wien abhalten. nr<br />

Vienna Lit Festival <strong>2008</strong>, 17.-20.4, Ratpack Vienna, 1080 Wien, Flori<strong>an</strong>igasse 56, www.viennalit.at<br />

theat er<br />

Prinzessin im 33. Stock<br />

Es war einmal eine Prinzessin mit goldenem Haar, die saß in ihrem hohen<br />

Turm und wartete auf ihren Ritter. Ähnlich, aber nicht g<strong>an</strong>z so rom<strong>an</strong>tisch,<br />

geht es im Theaterstück „Y<strong>an</strong>n und Beatrix“ der k<strong>an</strong>adischen<br />

Autorin Carole Frèchette zu, das im <strong>April</strong> im TAG Premiere hat. Die Prinzessin<br />

heißt Beatrix, sitzt in ihrer Wohnung im 33. Stockwerk eines<br />

Hochhauses und wartet auf einen M<strong>an</strong>n, der sie aus ihrer Einsamkeit<br />

befreit. Sie hat noch nie geliebt, weder ihre Eltern noch ihre Katze und<br />

auch keinen ihrer bisherigen Liebhaber. In der g<strong>an</strong>zen Stadt plakatiert<br />

sie den Aush<strong>an</strong>g „Junge Erbin sucht einen M<strong>an</strong>n, der imst<strong>an</strong>de wäre, sie


zu interessieren, zu rühren und zu verführen. In dieser Reihenfolge.<br />

Hohe Belohnung.“<br />

Y<strong>an</strong>n klopft <strong>an</strong> ihre Tür und will sich den drei Anforderungen stellen.<br />

Er ist ein Prämienjäger, von Liebe hat auch er keine Ahnung. „Y<strong>an</strong>n<br />

und Beatrix“ ist ein Märchen für Erwachsene, ein verrücktes Kammerspiel<br />

über ein versuchtes Mitein<strong>an</strong>der. syb<br />

5.4 -13.5., TAG-Theater <strong>an</strong> der Gumpendorfer Straße, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 67, www.dasTAG.at<br />

lese.reise<br />

„Feuchtgebiete“-Tour<br />

„So l<strong>an</strong>ge ich denken k<strong>an</strong>n, habe ich Hämorrhoiden.“ Mit diesem Satz<br />

beginnt Charlotte Roches Rom<strong>an</strong> „Feuchtgebiete“, in dem sie ohne Tabu<br />

Hygienehass, sexuelle Experimente und ähnliches mehr beschreibt.<br />

In ihr Werk ließ Roche eigene Ph<strong>an</strong>tasien und Ged<strong>an</strong>ken einfließen,<br />

laut ihren Angaben sind höchstens dreißig Prozent des Stoffs<br />

erfunden, der Rest beruht auf Tatsachen. Ihr Hass gegen Parfums und<br />

Deos kommt darin ebenso zum Ausdruck wie ihre Abneigung gegen<br />

den gängigen frischgewaschenen Frauentyp. Weibliche Scham im<br />

Umg<strong>an</strong>g mit der eigenen, auch „dreckigen“ Sexualität will die Autorin<br />

mit ihrem literarischen Debut nehmen.<br />

Charlotte Roche, die sich kürzlich als überzeugte Feministin geoutet<br />

hat, ist seit Februar mit ihrem Buch auf Tour durch Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Die Lesereise endet am 2.5. in Darmstadt und macht vorher in zahlreichen<br />

deutschen Städten Station. syb<br />

Alle Termine unter: www.charlotteroche.de<br />

Michèle Thoma<br />

Eigentlich wollte ich nur Turnschuhe kaufen …<br />

<strong>an</strong>.riss kultur<br />

Also Ed Hardy. Unbedingt. Die haben die Schnürsenkel vergessen. Sage<br />

ich.<br />

Ich bin peinlich. Megapeinlich. Das ist doch extra. 99,- für extra mit ohne.<br />

Das ist ja gerade das Coole. Sagt er.<br />

Die mit der Blume, sage ich. Blume auf Schwarz. Das ist Emo, sagt der<br />

15-jährige Riese <strong>an</strong> meiner Seite. Aha. Emo. Das ist so schwul, sagt der<br />

15-jährige Riese. Schwul geht nicht.<br />

Blume nicht. Blume mit Totenkopf nicht. Das ist ja Emo gothic! Sagt er.<br />

Löwenkopf. Löwenkopf geht.<br />

Nemo, sagt die 25-jährige Schwester beim Auspacken der Turnschuhe.<br />

Nicht Nemo, protestiert der 15-jährige Riese, Emo! Nemo ist ein Walt-<br />

Disney-Kuschelgoldfisch! Die 25-jährige ist so was von out.<br />

Emo, der 19-jährige Bruder vermittelt zwischen den Generationen,<br />

kommt von Emotional. Das sind die totenblassen Heulsusen mit einer<br />

fetten schwarzen Strähne im Gesicht, die Einäugigen. Bei Emos k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> nicht zwischen Mädchen und Burschen unterscheiden. Das Wichtigste:<br />

Emos müssen immer traurig sein.<br />

Aha. Weltschmerz. Spätrom<strong>an</strong>tik. Ein bisschen Kulturgeschichte beim<br />

Auspacken der Turnschuhe.<br />

Emos, doziert der 19-jährige, sind die verweichlichten Sprösslinge allein<br />

erziehender Mütter.<br />

Die Spätfolgen der Alt-Achtundsechtzigerinnen.<br />

Er schaut mich erbarmungslos <strong>an</strong>.<br />

Aber dein Bruder ist ja gar nicht Emo, sage ich.<br />

Nicht einmal gothic. Nicht einmal gruftig emotional.<br />

Er ist ja Löwenkopf.<br />

Mein Bruder gehört einer verwirrten Generation <strong>an</strong>, die sich durch<br />

Br<strong>an</strong>dings zeichnen lässt. Br<strong>an</strong>dings für alle Kasten. Z.B. Neonkapperln.<br />

Neonkasperln?<br />

In den Achtzigern fuhren die Deix-HeldInnen neonbunt Radl, Ski, Auto,<br />

serviere ich noch eine kulturhistorische Beilage aus einer grellen Verg<strong>an</strong>genheit.<br />

Erst Neonkapperln von Ed Hardy, doziert der Neunzehnjährige. D<strong>an</strong>n<br />

Neonkapperln populär auch bei den bildungs- und einkommensfernen<br />

Schichten.<br />

Wenn du das falsche Neonkapperl trägst, kriegst du eins auf die Mütze.<br />

A ja, sagt der 15-jährige Riese. Ich brauche unbedingt ein Neonkapperl.<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31


christi<strong>an</strong>e rösinger<br />

Ich hasse das Wort ‚Frauenb<strong>an</strong>d‘<br />

Die Lassie Singers- und Britta-Frontfrau hat ihren ersten Rom<strong>an</strong> veröffentlicht. Im Interview verrät sie Irmi Wutscher,<br />

wieso jeder Depp inzwischen ein Buch geschrieben haben muss, erzählt von blöden jungen Typen, die dumme Texte<br />

singen, und erklärt, wieso es im Musikbusiness für Frauen heute nicht <strong>an</strong>ders ist als vor fünfzehn Jahren.<br />

Christi<strong>an</strong>e Rösinger war Musikerin<br />

der B<strong>an</strong>d Lassie Singers und ist heute<br />

noch bei der B<strong>an</strong>d Britta. Sie lebt in<br />

Berlin und ist neben ihrem Musikerinnendasein<br />

Kolumnistin und Schriftstellerin.<br />

Ihre Memoiren sind soeben<br />

unter dem Titel „Das schöne Leben“<br />

im Fischer-Verlag erschienen.<br />

www.flittchen.de<br />

Am 17.4. gibt es im Wiener WUK eine<br />

Lesung von Christi<strong>an</strong>e Rösinger<br />

mit Multimedia-Show. ww.wuk.at<br />

32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

Wir treffen Christi<strong>an</strong>e Rösinger<br />

in einem Wiener Designhotel in<br />

der Innenstadt, wo sie der ORF<br />

einquartiert hat. G<strong>an</strong>z offensichtlich<br />

ist das Ambiente auch<br />

für die Musikerin ungewohnt. Wir beschließen<br />

aber einfach so zu tun, als<br />

wäre das g<strong>an</strong>z normal. Also: Christi<strong>an</strong>e<br />

Rösinger geht in schicken Designhotels<br />

auf Lesetour und wir machen dort superprofessionelle<br />

Interviews mit ihr.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Bist du Feministin? K<strong>an</strong>nst<br />

du mit dem Begriff Feminismus etwas<br />

<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen?<br />

Christi<strong>an</strong>e Rösinger: Nicht im eigentlichen<br />

Sinn. In Deutschl<strong>an</strong>d gab es<br />

diese Anti-Paragraph-218-Demos, wo es<br />

sich politisiert hat. Später mit der B<strong>an</strong>d<br />

habe ich d<strong>an</strong>n gedacht: Nee, Feminismus,<br />

das ist nix. Das ist uncool, das<br />

braucht m<strong>an</strong> auch nicht, m<strong>an</strong> macht<br />

sowieso, was m<strong>an</strong> will. Und erst im Lauf<br />

der Zeit fällt es einem in so einer rückständigen<br />

Br<strong>an</strong>che wie der Musikbr<strong>an</strong>che<br />

auf, wie das alles funktioniert. Sodass<br />

ich eigentlich jetzt denke, dass sich<br />

jede Frau ab einem gewissen Alter und<br />

einer gewissen Intelligenz eigentlich als<br />

Feministin bezeichnen müsste. M<strong>an</strong><br />

denkt immer, m<strong>an</strong> müsste sich so abgrenzen.<br />

Ich bin Feministin, aber ich bin<br />

nicht mit Alice Schwarzer einverst<strong>an</strong>den.<br />

Ich bin nicht dies, aber ich bin auch<br />

nicht jenes. Das macht es ein bisschen<br />

schwierig.<br />

Was sagst du zur Autorität der „Emma“<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d?<br />

Ich bin total hin- und hergerissen.<br />

Irgendwie denke ich, Alice Schwarzer<br />

hat trotz allem viel Pionierarbeit geleistet.<br />

Aber dass sie dafür war, dass Ange-<br />

Foto: Claudia Heynen<br />

la Merkel K<strong>an</strong>zlerin wird und für die<br />

Bildzeitung Werbung macht, ist eigentlich<br />

unverzeihlich.<br />

Aber es ist schwierig, m<strong>an</strong> darf die<br />

wenigen Figuren, die m<strong>an</strong> hat, nicht so<br />

arg demontieren. Das ist immer so eine<br />

Selbstzerfleischung, die es bei den Linken<br />

und bei den Feministinnen gibt.<br />

Und im konservativen Lager halten sie<br />

zusammen und beweisen Stärke. M<strong>an</strong><br />

k<strong>an</strong>n sie ja auch kritisieren. Aber wie<br />

m<strong>an</strong> bei der DDR sagt: Es war nicht alles<br />

schlecht!<br />

Was ist das Feministischste, was du<br />

je get<strong>an</strong> hast?<br />

Ich habe mal so einen Sampler<br />

rausgebracht der hieß „Stolz und Vorurteil“<br />

und gedacht, m<strong>an</strong> könnte damit<br />

etwas gegen diese Übermacht von<br />

Jungsb<strong>an</strong>ds tun. Ich habe da lauter Bek<strong>an</strong>nte<br />

und Freundinnen auf diesem


Sampler versammelt und ein paar Interviews<br />

dazu gegeben, um die Öffentlichkeit<br />

dafür zu interessieren. Das war<br />

schon sehr feministisch. Aber inzwischen<br />

bin ich da fast ein bisschen desillusioniert,<br />

aber nur in dem Sinne,<br />

dass das jetzt einfach auch jüngere<br />

Frauen machen müssen. Ich habe<br />

gekämpft, damit Frauen in B<strong>an</strong>ds sind.<br />

Jetzt müssen einfach die Jüngeren r<strong>an</strong>.<br />

Ich habe immer versucht, mit Freundinnen-Verbänden<br />

und mit Frauenb<strong>an</strong>ds<br />

etwas zu machen. Aber ich weiß<br />

nicht, ob das per se schon feministisch<br />

ist. Das ist ja auch egoistisch, weil es<br />

Spaß macht.<br />

Deine B<strong>an</strong>ds – Lassie Singers und<br />

Britta – werden ja immer so in die Frauenb<strong>an</strong>d-Ecke<br />

geschoben. Bist du damit<br />

zufrieden oder war das nicht beabsichtigt?<br />

Das ist so lustig, weil bei den Lassie<br />

Singers ja immer ein Schlagzeuger und<br />

ein Gitarrist dabei waren. Das führte<br />

d<strong>an</strong>n zu so komischen Begriffsfindungen<br />

wie „Gemischte Mädchen-B<strong>an</strong>d“,<br />

also Dinge, die es gar nicht gibt. Bei Britta<br />

waren wir ursprünglich vier Frauen,<br />

jetzt spielen wir mit wechselnder Besetzung,<br />

auch mit Männern. Und es ist<br />

immer noch für die Presse und für ein<br />

breites Publikum seltsam, wenn m<strong>an</strong> so<br />

eine gemischtgeschlechtliche B<strong>an</strong>d hat.<br />

Also zum Beispiel drei Frauen und zwei<br />

Männer. Das ist d<strong>an</strong>n eine Frauenb<strong>an</strong>d.<br />

Weil m<strong>an</strong> es einfach nicht akzeptieren<br />

k<strong>an</strong>n, dass es da wie im normalen Leben<br />

Männer und Frauen gibt. Und ich hasse<br />

den Ausdruck, denn ich finde, wenn<br />

m<strong>an</strong> sagt „Frauenb<strong>an</strong>d“, d<strong>an</strong>n sind ja alle<br />

B<strong>an</strong>ds zwischen Tokio Hotel und Tocotronic<br />

und Grönemeyer „Männerb<strong>an</strong>ds“.<br />

Das ist so eine komische Begriffsfindung,<br />

die sagt, eine B<strong>an</strong>d, in der<br />

mehr als eine Frau ist, das k<strong>an</strong>n’s gar<br />

nicht geben. Und wenn, d<strong>an</strong>n ist es halt<br />

so ein komisches Sonderding. Und<br />

wenn Frauenb<strong>an</strong>d, d<strong>an</strong>n denkt m<strong>an</strong>,<br />

das sind eh so nette süße Girls, die Sixties-T<strong>an</strong>zmusik<br />

machen, oder so was,<br />

was Peaches macht. Aber so eine g<strong>an</strong>z<br />

normale B<strong>an</strong>d mit Frauen, von denen es<br />

hunderte gibt, die Songs darüber machen,<br />

wie sie die Welt sehen, das ist immer<br />

noch ein Unding.<br />

Gab’s für euch Vorbilder? Gerade bei<br />

Frauenb<strong>an</strong>ds?<br />

Als ich so achtzehn war, war ja Patti<br />

Smith gerade berühmt. Aber das sind<br />

immer diese Einzelgestalten. Eigentlich<br />

hat sich das so ein bisschen ergeben.<br />

M<strong>an</strong> sagt ja nicht: Ich will eine B<strong>an</strong>d<br />

und zwar eine nur mit Frauen. Das habe<br />

ich gar nicht gedacht, sondern meine<br />

beste Freundin damals, Almut, und ich,<br />

wir haben halt beide gerne gesungen.<br />

Das Schlimme ist, dass das vor fünfzehn<br />

Jahren genauso war wie jetzt. Da<br />

hat sich überhaupt nix geändert. Wir<br />

waren als Lassie Singers immer die Einzigen.<br />

Da wird m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n hofiert. Auf<br />

der einen Seite gefällt einem das natürlich.<br />

Aber mit der Zeit denkt m<strong>an</strong>: Sag<br />

mal, sind da keine <strong>an</strong>deren? Du spielst<br />

auf Festivals, nur Männer auf der Bühne,<br />

die einzige Frau, die da ist, ist natürlich<br />

hinterm Tresen.<br />

Ich finde halt dieses Gemischte<br />

g<strong>an</strong>z gut. Ich habe überhaupt nix dagegen,<br />

dass Männer jetzt mitfahren, aber<br />

nicht mehr als ein Drittel in der Besetzung.<br />

Du hast gerade ein Buch mit dem Titel<br />

„Das schöne Leben“ veröffentlicht. Wie<br />

bist du darauf gekommen, deine Memoiren<br />

zu schreiben?<br />

Ich habe immer schon so aus Spaß<br />

gesagt: Ich schreibe mal meine Memoiren.<br />

Und d<strong>an</strong>n kam die Popliteraturzeit,<br />

wo jeder Depp ein Buch geschrieben<br />

hat. Und da war schon so ein bisschen<br />

eine Goldgräberstimmung, in der m<strong>an</strong><br />

öfters als Musikerin <strong>an</strong>gerufen wurde,<br />

ob m<strong>an</strong> nicht auch was hat. Aber damals<br />

hatte ich noch nichts fertig und ich<br />

habe auch nicht richtig den Anf<strong>an</strong>g gefunden.<br />

Ich habe mich aber nicht mehr<br />

weiter darum gekümmert, weil ich<br />

dachte, ich habe nicht genug Material<br />

und das ist ja nicht gut genug und so.<br />

D<strong>an</strong>n hat aber eine Frau, die beim<br />

Verlag arbeitet, mich bei einem Britta-<br />

Konzert <strong>an</strong>gesprochen und hat d<strong>an</strong>n<br />

den Kontakt zum Lektor hergestellt. Der<br />

hat gesagt, es gefällt ihm gut, aber es<br />

passt nicht in den Verlag. Fünf Jahre<br />

später hat er sich aus heiterem Himmel<br />

wieder gemeldet. Ich glaube, indirekt<br />

habe ich das Leuten wie Heinz Strunk<br />

und Rocko Schamoni zu verd<strong>an</strong>ken, weil<br />

die ja auch eine Art Musikerbiografie<br />

geschrieben haben. Und das läuft g<strong>an</strong>z<br />

gut und da denkt m<strong>an</strong> sich:Wieso nicht<br />

das Gleiche mal von einer Frau?<br />

Und d<strong>an</strong>n auch die Sache mit der<br />

B<strong>an</strong>d: M<strong>an</strong> ist ja sehr beliebt, aber leben<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> davon überhaupt nicht. Auch<br />

dieses auf Tour gehen, das zahlt sich<br />

nicht aus. Und von daher war es ehrlich<br />

gesagt auch so ein ökonomischer Ged<strong>an</strong>ke.<br />

Ich mache ein Buch, damit gehe<br />

ich auf Tour und vielleicht k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> da<br />

ein bisschen Geld damit verdienen.<br />

Mehr als mit der B<strong>an</strong>d.<br />

Am 17.4. bist ja im WUK zu Gast, was<br />

wird die Leute da erwarten?<br />

„Jede Frau ab einem gewissen Alter und einer<br />

gewissen Intelligenz müsste sich eigentlich als<br />

Feministin bezeichnen.“<br />

Es gibt eine Multimediashow. Wobei<br />

das eine ironische Übertreibung ist<br />

und von WUK-Seite wirkt das jetzt so<br />

arg offiziell … Also: Ich lese, ich singe<br />

auch ein paar Lieder – auch ein neues –<br />

und es gibt Bilder und ein Video. Das ist<br />

für mich ein großes Ding, weil so vorlesen<br />

und singen und erzählen, das<br />

macht mir kein Problem. Aber alles was<br />

mit Bildern und Technik und Beamern<br />

zu tun hat ... Andreas Spechtl von der<br />

B<strong>an</strong>d „Ja, P<strong>an</strong>ik!“ begleitet mich. Er<br />

spielt Gitarre, muss die Show fahren<br />

und Bücher verkaufen. Der muss alles<br />

machen.<br />

Wie kam es zu der Kooperation?<br />

Wir waren mit „Ja, P<strong>an</strong>ik!“ auf Tour<br />

und ich dachte mir schon: Die g<strong>an</strong>ze<br />

Zeit spielen da jetzt so junge Typen mit<br />

… Ich habe wirklich auch einen natürlichen<br />

Ekel vor diesen Indie-Boys. Da gibt<br />

es in Deutschl<strong>an</strong>d, vor allem in Hamburg,<br />

g<strong>an</strong>z viele blöde junge Typen, die<br />

dumme Texte singen. Und d<strong>an</strong>n waren<br />

die auch ziemlich verschlossen und<br />

morbide, wie der Wiener gerne ist. Irgendwie<br />

haben wir uns d<strong>an</strong>n aber <strong>an</strong>gefreundet.<br />

Im Laufe der Tour war das<br />

d<strong>an</strong>n so nett mit denen, trotz dieses Altersunterschieds,<br />

und ich mag auch die<br />

Texte sehr gerne.<br />

Und weil ich jetzt etwas mit dem<br />

Buch mache, hatte ich auch Lust auf so<br />

einen Bruch – also nicht einen Bruch<br />

mit der B<strong>an</strong>d, die B<strong>an</strong>d besteht weiterhin<br />

– aber ich wollte auch mal mit jem<strong>an</strong>d<br />

<strong>an</strong>derem etwas machen. ❚<br />

rösinger christi<strong>an</strong>e<br />

3.4., 21.00:<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv<br />

Christi<strong>an</strong>e Rösinger ist auch<br />

ausführlich im <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv Interview<br />

zu sehen.<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33


film china<br />

Out of Beijing<br />

Der ras<strong>an</strong>te W<strong>an</strong>del und der Aufbruch in die Städte sind immer wiederkehrende Themen der aktuellen Filme aus<br />

China. Junge Filmemacherinnen erzählen vor diesem Hintergrund meist die Geschichten der „kleinen Leute“ –<br />

vornehmlich die von Frauen. Eine Vorschau aufs Internationale Frauenfilmfestival von Rosaly Magg.<br />

Internationales Frauenfilmfestival<br />

Dortmund/Köln:<br />

Das Internationale Frauenfilmfestival<br />

präsentiert vom 23. bis 27.<br />

<strong>April</strong> rund hundert Filme in verschiedenen<br />

Sektionen.<br />

Im Focus China stehen die sozialen,<br />

politischen und wirtschaftlichen<br />

Veränderungen der letzten Jahre im<br />

Vordergrund. Die Kuratorinnen<br />

wollen einen Überblick über das<br />

Filmschaffen chinesischer Regisseurinnen<br />

geben. Neben einigen historischen<br />

Filmen liegt der Schwerpunkt<br />

auf Arbeiten der letzten Dekade.<br />

Zahlreiche Regisseurinnen aus China<br />

werden in Köln zu Gast sein und mit<br />

dem Publikum diskutieren. Fl<strong>an</strong>kiert<br />

wird das Filmprogramm von Vorträgen,<br />

Workshops und Werkstattgesprächen.<br />

Infos & Programm:<br />

www.frauenfilmfestival.eu<br />

34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

Die unabhängige Filmszene<br />

Chinas entwickelt sich in den<br />

letzten Jahren fast so schnell<br />

wie die städtischen L<strong>an</strong>dschaften.<br />

Durch Filme wie „Suzhou<br />

River“ von You Le (2000) oder „Tuyas<br />

Hochzeit“ von Qu<strong>an</strong><strong>an</strong>g W<strong>an</strong>g (2006),<br />

die vor allem auf internationalen Filmfestivals<br />

erfolgreich waren, aber in China<br />

nicht öffentlich gezeigt werden durften,<br />

hat sich das Selbstbewusstsein einer<br />

g<strong>an</strong>zen Generation von FilmemacherInnen<br />

stark verändert.<br />

Das verbindende Thema der Underground-FilmemacherInnen<br />

ist die Isolation<br />

und die Vereinsamung in der Großstadt,<br />

der Fokus liegt dabei auf Familienstrukturen,<br />

Generationskonflikten,<br />

politischen Veränderungen nach 1989<br />

und Geschlechterverhältnissen. Nobodies<br />

werden zu HeldInnen, die sozial<br />

Schwachen bekommen eine Stimme.<br />

Vermehrt stehen auch Frauen als Protagonistinnen<br />

im Zentrum. Für diese The-<br />

menwahl müssen sich die jungen FilmemacherInnen<br />

von offizieller Seite<br />

viel Kritik <strong>an</strong>hören: Sie würden nur für<br />

den westlichen Markt drehen und die<br />

schlechten Seiten Chinas hervorheben.<br />

Doch die FilmemacherInnen würden ihre<br />

unkonventionelle Sicht auf die Gesellschaft<br />

liebend gerne einem chinesischen<br />

Publikum zugänglich machen,<br />

wenn die Zensur es zuließe.<br />

So auch die in Europa bek<strong>an</strong>nte Regisseurin<br />

Li Yu. Sie arbeitete früher für<br />

die staatliche Filmindustrie, doch ihre<br />

Konflikte mit der chinesischen Zensur<br />

führten sie in die Unabhängigkeit. Die<br />

Verstümmelung ihrer Filme durch Szenenstreichungen<br />

war für sie untragbar:<br />

„Ich repariere nicht mein Haus, sondern<br />

ich mache Kunst“. D<strong>an</strong>ach drehte sie<br />

vor allem Dokumentarfilme. Ihr Spielfilmdebüt<br />

„Fish <strong>an</strong>d Eleph<strong>an</strong>t“ (2001)<br />

war der erste lesbische Film in China,<br />

der g<strong>an</strong>z offen die Konflikte einer Chinesin<br />

thematisiert, die verheiratet wer-<br />

Filmstill: Lost in Beijing<br />

den soll, aber mit einer Frau zusammenleben<br />

will. Auch wenn dieser Film<br />

noch etwas spröde und sperrig wirkte,<br />

war er ein Meilenstein der chinesischen<br />

unabhängigen Filmszene.<br />

Gespür für Bilder. In „Lost in Beijing“<br />

(2006) vertraut Li Yu nun g<strong>an</strong>z auf ihr<br />

Gespür für Bilder, in denen sie ein einfühlsames<br />

Gemälde der Hauptstadt<br />

zwischen Armut, Hochgl<strong>an</strong>zfassaden,<br />

Prostitution und den verzweifelten<br />

Träumen der Unterschicht von einem<br />

besseren Leben in der Stadt zeichnet.<br />

Im Mittelpunkt steht die junge Ping<br />

Guo, die in einem Massagesalon arbeitet,<br />

in dem körperliche Übergriffe <strong>an</strong> der Tagesordnung<br />

sind. Nach einer Vergewaltigung<br />

durch ihren Chef ist die sexuelle<br />

Gewalt entfesselt. Ping wird zur Hure stilisiert<br />

– sowohl von ihrem Ehem<strong>an</strong>n als<br />

auch vom Vergewaltiger. Die beiden<br />

Männer verh<strong>an</strong>deln über die materielle<br />

Kompensation der Vergewaltigung. Es


geht ihnen<br />

dabei aber<br />

vor allem<br />

um männliche<br />

Komplizenschaft und die Aufrechterhaltung<br />

der patriarchalen Ordnung. Der<br />

Frauenh<strong>an</strong>del der besonderen Art führt<br />

dazu, dass alle ProtagonistInnen in die<br />

Isolation gedrängt und von einer tiefen<br />

Verzweiflung ergriffen werden. Li Yus<br />

kleines Meisterwerk ist leider auch der<br />

chinesischen Zensur zum Opfer gefallen,<br />

<strong>an</strong>geblich, weil herausgeschnittene pornographische<br />

Szenen für die Werbung<br />

benutzt worden seien.<br />

Die <strong>an</strong>dere Seite der Boomtown Peking<br />

steht im Zentrum des neuen Films<br />

von Ning Ying –der Gr<strong>an</strong>de Dame des<br />

chinesischen Kinos. In „Perpetual Motion“<br />

versammeln sich vier Vertreterinnen<br />

der Upper Class mittleren Alters <strong>an</strong><br />

einem Neujahrstag, um eine Rechnung<br />

mitein<strong>an</strong>der zu begleichen. Sie reden<br />

g<strong>an</strong>z ungeniert über ihre sexuelle Aktivität<br />

im Alter, über die Menopause und<br />

ihre Kindheitsängste. G<strong>an</strong>z der Logik eines<br />

absurden Theaterstücks folgend,<br />

kommen l<strong>an</strong>g gehütete Geheimnisse<br />

<strong>an</strong>s Licht, und die wahren Identitäten<br />

hinter den maskenhaft geschminkten<br />

Gesichtern werden unfreiwillig enthüllt.<br />

Jenseits des Zirkusklischees. Die aktuellen<br />

chinesischen Dokumentarfilme widmen<br />

sich Themen fernab der Megacity<br />

Beijing. „Circus School“ von Guo Jing ist<br />

ein emotionales Porträt einer Schule für<br />

junge ArtistInnen in Sh<strong>an</strong>ghai. Es erzählt<br />

von der enormen Anstrengung, die<br />

eine Zirkusausbildung mit sich bringt,<br />

von extremen körperlichen Schmerzen,<br />

Tränen, psychischen Zusammenbrüchen<br />

und der Last des täglichen Drills.<br />

Der erste Teil der Dokumentation<br />

folgt dem Trainingsablauf zweier Gruppen<br />

– den TrapezkünstlerInnen und den<br />

H<strong>an</strong>dst<strong>an</strong>dakrobatInnen, die für einen<br />

Wettbewerb trainieren. Die Szenen des<br />

Scheiterns werden bis zur Schmerzgrenze<br />

wiederholt, keine Kommentare<br />

aus dem Off stören die authentische<br />

Darstellung des Trainingsalltags. Ab<br />

und <strong>an</strong> verharrt die Kamera auf den<br />

schweißüberströmten, <strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nten<br />

Gesichtern der elf bis zwölfjährigen<br />

Kinder, die von ihren AusbilderInnen kritisiert<br />

und schik<strong>an</strong>iert werden. Nach<br />

und nach geben einzelne Kinder kurz<br />

vor dem Wettbewerb auf, LehrerInnen<br />

brechen unter dem Erfolgsdruck zusammen,<br />

die H<strong>an</strong>dst<strong>an</strong>dakrobatik-<br />

Gruppe wird vom Wettbewerb zurückgezogen.<br />

Nur die Trapezgruppe tritt <strong>an</strong><br />

und gewinnt den Wettbewerb.<br />

Der zweite Teil von „Circus School“<br />

widmet sich den unterschiedlichsten<br />

Formen der Sabotage. Einzelne Kinder<br />

üben sich in offenem und verdecktem<br />

Widerst<strong>an</strong>d, während einer der Lehrer<br />

sich aufgrund der zahlreichen Gebrechen,<br />

die ihm das harte Training in<br />

Kindheitstagen bescherte, einer Operation<br />

unterziehen muss. Guo Jing ist es<br />

gelungen, eine Dokumentation fernab<br />

von Zirkusklischees zu drehen, die sich<br />

g<strong>an</strong>z auf ihre ProtagonistInnen verlässt<br />

und Widerstände sowie Disson<strong>an</strong>zen<br />

sichtbar macht, ohne eindeutige<br />

Schuldzuschreibungen vorzunehmen.<br />

Geschichten der Migration. Widerstände<br />

sind auch das Thema des Dokumentarfilms<br />

„Bingai“ über Vertreibungen im<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Drei-Schluchten-Staudammprojekt<br />

am Y<strong>an</strong>gtse. Die<br />

Regisseurin Feng Y<strong>an</strong> folgt einer von<br />

Zw<strong>an</strong>gsumsiedlung betroffenen Familie<br />

in der Provinz Hubei über einen Zeitraum<br />

von sechs Jahren. 1996 werden in<br />

dem Dorf Guilin die ersten 310 von insgesamt<br />

800 DorfbewohnerInnen umgesiedelt.<br />

Die Familie von Zh<strong>an</strong>g Bingai<br />

soll eine der ersten sein, die umziehen<br />

muss, doch sie wehrt sich erfolgreich<br />

und k<strong>an</strong>n vorerst bleiben. Doch 2002 ist<br />

es soweit, dass auch sie ihr Haus aufgeben<br />

müssen. Sie gelten mittlerweile als<br />

Migr<strong>an</strong>tInnen, deren Rechte denen der<br />

<strong>an</strong>deren DorfbewohnerInnen untergeordnet<br />

sind.<br />

Feng Y<strong>an</strong> gelingt es, einen vielschichtigen<br />

Blick auf das Alltägliche zu werfen.<br />

Auch wenn es meistens um die bevorstehende<br />

Umsiedlung und den dadurch<br />

verbundenen Verlust der Identität sowie<br />

der materiellen Basis geht, erzählt<br />

Zh<strong>an</strong>g Bingai vor allem ihre eigene Geschichte:<br />

die ersten Ehejahre, die Bedeutung<br />

der extrem harten körperlichen Arbeit<br />

und die Angst vor der Entwurzelung.<br />

Emotional und eindringlich begleitet<br />

die Regisseurin eine der vielen<br />

Migrationsgeschichten, die der chinesische<br />

Film heute zu erzählen hat. ❚<br />

china film<br />

„So stelle ich mir auch das Leben vor …“<br />

Die Sinologin Katharina Schneider-Roos im<br />

Gespräch mit Rosaly Magg über Chinas<br />

unabhängige Filmszene.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Wie sind die Arbeitsbedingungen für Frauen<br />

als Filmschaffende in China? Wie hoch ist der Anteil<br />

von Frauen in der Filmproduktion? Und welche<br />

Aufgaben übernehmen sie vor allem?<br />

Katharina Schneider-Roos: Leider gibt es zu diesem<br />

Thema kaum Studien. Doch offensichtlich ist, dass es einen<br />

minimalen Anteil <strong>an</strong> Regisseurinnen in China gibt.<br />

Beim Fernsehen und in den Filmproduktionen sind überwiegend<br />

Männer am Hebel. Es gibt allerdings auch einige<br />

Frauen in wichtigen Führungspositionen, bei der Intend<strong>an</strong>z<br />

und in der Redaktion. Meistens arbeiten Frauen aber<br />

im Assistenzbereich oder bei der Filmgeschäftsführung –<br />

soweit es so etwas überhaupt gibt, denn meistens haben<br />

sie nur einen Pappkarton mit Geld drin. Und wenn das alle<br />

ist, muss der Film entweder fertig sein oder alle werden<br />

nach Hause geschickt.<br />

Gibt es in einem solchen Umfeld überhaupt explizit<br />

„feministische“ Filme?<br />

Die marxistisch-feministische Filmprofessorin Dai<br />

Jinhua meinte kürzlich in einem Interview, es gäbe nur einen<br />

einzigen feministischen Film in China:„Wom<strong>an</strong> Hum<strong>an</strong><br />

Demon“ von Hu<strong>an</strong>g Shuqin aus dem Jahr 1987. Der<br />

Film stellt eine Protagonistin inmitten einer stark hierarchisierten<br />

Gesellschaft ins Zentrum, die sich nur als<br />

Schauspielerin auf der Bühne artikulieren k<strong>an</strong>n. Der Film<br />

basiert auf einer wahren Geschichte. Die Schauspielerin<br />

spielt ihr eigenes Leben. Als sie ein kleines Mädchen war,<br />

schlüpfte sie in die Jungenrolle, um in einer traditionellen<br />

Operntruppe zu überleben. Als Erwachsene wurde sie zur<br />

Ehe gezwungen und f<strong>an</strong>d nie ihren Platz in der männlich<br />

dominierten Gesellschaft Chinas. Diesen Film werden wir<br />

als historisches Beispiel im Focus China zeigen.<br />

Ein <strong>an</strong>derer historischer Film, den wir zeigen werden,<br />

konzentriert sich darauf, dass das Thema Em<strong>an</strong>zipation in<br />

China vollkommen der Revolution untergeordnet war.<br />

Chinesinnen hatten sich l<strong>an</strong>ge gewehrt, als „feministisch“<br />

bezeichnet zu werden. Eine der ersten Filmemacherinnen<br />

war bei der Volksbefreiungsarmee im <strong>an</strong>geschlossenen<br />

Filmstudio tätig und drehte vor allem Kriegsfilme,<br />

die nichts mit Frauenthemen zu tun hatten. Mein<br />

Lieblingsfilm von ihr ist jedoch ein Film über die L<strong>an</strong>dreform,<br />

mit einer sehr starken Frau im Mittelpunkt – die<br />

Übermutter schlechthin.<br />

Von den aktuellen Filmen ist wohl „Lost in Beijing“<br />

der frauenpolitischste. Die starke Fokussierung auf die<br />

Protagonistin und die Darstellung der gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse sind sehr radikal. Zuerst sollte der Film in die<br />

chinesischen Kinos kommen, doch Anf<strong>an</strong>g J<strong>an</strong>uar fiel er<br />

der Zensur aufgrund der expliziten Sexszenen, die durch<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35


film china<br />

Katharina Schneider-Roos lebt seit<br />

zehn Jahren überwiegend in China. Sie<br />

gab <strong>an</strong> der Universität von Beijing Seminare<br />

zu Literatur und Film in Österreich<br />

und org<strong>an</strong>isiert Festivals mit<br />

österreichischen Experimental- und<br />

chinesischen Untergrund-FilmemacherInnen.<br />

Zusammen mit Solveig<br />

Klaßen drehte sie 2003 „My Camera<br />

Doesn´t Lie“, den ersten in China gedrehten,<br />

professionellen Dokumentarfilm<br />

über die unabhängige Filmszene.<br />

Sie ist eine von drei Kuratorinnen für<br />

den Focus China des Internationalen<br />

Frauenfilmfestivals.<br />

36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

Raubkopien im Internet verbreitet wurden,<br />

zum Opfer. Gerade diese Szenen einer<br />

Vergewaltigung und der materiellen<br />

Ausbeutung einer Frau vom L<strong>an</strong>d<br />

sind aber sehr realistisch. Durch die auf<br />

dem L<strong>an</strong>d noch sehr traditionell patriarchalische<br />

Gesellschaftsordnung, die<br />

Frauen nach der Heirat der Familie des<br />

M<strong>an</strong>nes zuordnet und<br />

sie durch den Umzug<br />

<strong>an</strong> den Wohnort des<br />

M<strong>an</strong>nes ihres ursprünglichenBeziehungsnetzes<br />

beraubt,<br />

geraten Frauen in sehr<br />

starke psychische und<br />

materielle Abhängigkeit.<br />

Diese können sie<br />

m<strong>an</strong>chmal nur durch<br />

Selbstmord lösen, wie<br />

die hohen Selbstmordraten<br />

von chinesischen<br />

Frauen auf dem<br />

L<strong>an</strong>d zeigen.<br />

Die Zensur soll sich<br />

in den letzten Jahren<br />

etwas gelockert haben.<br />

Wie stark ist sie heute?<br />

Alle unterliegen<br />

theoretisch der Zensur,<br />

auch wenn sie vor<br />

etwa vier Jahren<br />

gelockert wurde. Es<br />

gab ein Treffen zwischen<br />

Zensurbehörde<br />

und unabhängigen FilmemacherInnen<br />

<strong>an</strong>lässlich<br />

des hundertjährigen Jubiläums<br />

des chinesischen<br />

Films. Der Zensurbehörde wurde es zunehmend<br />

peinlich, dass bei internationalen<br />

Filmfestivals immer unabhängig<br />

produzierte Filme gew<strong>an</strong>nen. Das sind<br />

Filme, die sich der Zensur entziehen oder<br />

sogar im Untergrund produziert wurden.<br />

Früher hat sich die Zensurbehörde<br />

meistens viel Zeit gelassen, wenn ein<br />

Drehbuch eingereicht wurde. Falls sie es<br />

d<strong>an</strong>n schlussendlich bewilligte, sollten<br />

in der Regel bis zu fünfzig Stellen im<br />

Film umgearbeitet werden. Die FilmemacherInnen<br />

hatten zu diesem Zeitpunkt<br />

jedoch meist schon eine Filmcrew<br />

und mussten aus Kostengründen<br />

mit der Produktion beginnen. Viele hat<br />

das dazu getrieben, einfach mit dem<br />

Dreh <strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen. Das ist die eine Art,<br />

wie m<strong>an</strong> unabhängige/r FilmemacherIn<br />

in China wird.<br />

Die <strong>an</strong>dere Art ist: M<strong>an</strong> weiß schon<br />

im Vorfeld, das gewählte Thema kommt<br />

bei der Zensurbehörde nicht gut <strong>an</strong>,<br />

und macht es am besten gleich <strong>an</strong> ihr<br />

vorbei.<br />

Die Lockerung vor zwei Jahren hat<br />

bewirkt, dass m<strong>an</strong> nicht mehr ein<br />

g<strong>an</strong>zes Drehbuch einreichen muss, son-<br />

„Lost in Beijing“ von Li Yu ist ein kleines<br />

Meisterwerk.<br />

dern eine ein- bis zweiseitige Synopsis.<br />

Der Vorteil dar<strong>an</strong> ist, dass m<strong>an</strong> sich<br />

nicht von vornherein in die Illegalität<br />

begibt. Außerdem wurde erlaubt, dass<br />

m<strong>an</strong> nicht mehr nur in Beijing, sondern<br />

auch in <strong>an</strong>deren Städten Exposés einreichen<br />

k<strong>an</strong>n. Wie m<strong>an</strong> bei Li Yus „Lost in<br />

Beijing“ sieht, ist die Zensur aber bei der<br />

Endfassung so streng wie eh und je. Die<br />

Strafe ist nicht nur, dass ein Film nicht<br />

gezeigt werden darf. Hinzu kommt, dass<br />

Produktionsfirma und RegisseurInnen<br />

für zwei Jahre geb<strong>an</strong>nt werden. Somit<br />

ist die Lockerung in der Anf<strong>an</strong>gsphase<br />

des Films auch eine Methode, die unabhängigen<br />

RegisseurInnen <strong>an</strong> den Staat<br />

zu binden, um sie besser kontrollieren<br />

zu können.<br />

Viele unabhängige FilmemacherInnen<br />

leben heute von einer Mischung:<br />

Sie drehen offizielle Filme mit Anspruch,<br />

ab und <strong>an</strong> auch Werbefilme<br />

oder wirken <strong>an</strong> staatlichen Produktionen<br />

mit. Es gibt viele Überlappungen.<br />

M<strong>an</strong> entscheidet sich bewusst dafür,<br />

unabhängige/r FilmemacherIn zu sein.<br />

Sie haben zusammen mit Solveig<br />

Klassen „My Camera Doesn´t Lie“ über<br />

die chinesische Underground-<br />

und Gay-Filmszene<br />

gedreht, die vorbei <strong>an</strong> Zensur<br />

und Drehgenehmigung<br />

ihre Filme produzieren.<br />

Welche Schwierigkeiten<br />

hatten Sie beim Dreh?<br />

Keine, weil unsere Partner<br />

selbst unabhängig waren<br />

und wir unter den gleichen<br />

Bedingungen produziert<br />

haben. Die Interviews<br />

haben immer in abgeschlossenen<br />

Räumen<br />

stattgefunden. Schwierig<br />

war es nur ein einziges<br />

Mal, als wir eine Location<br />

gesichtet haben. Da kam<br />

gleich das Nachbarschaftskomitee<br />

und hat<br />

uns befragt. Wir sind<br />

d<strong>an</strong>n sofort verschwunden.<br />

Ich glaube nicht, dass<br />

uns wirklich etwas passiert<br />

wäre, es ist einfach<br />

nur un<strong>an</strong>genehm, so unter<br />

die Lupe genommen<br />

zu werden.<br />

Der Film lief in Europa ab 2003<br />

erfolgreich auf Festivals. Haben<br />

Sie den Film auch den Beteiligten<br />

in China gezeigt?<br />

Ich habe ihn aufgrund der Bitte einer<br />

der Interviewpartnerinnen nicht in<br />

China gezeigt. Wir haben nur eine private<br />

Aufführung in der Wohnung mit<br />

den RegisseurInnen org<strong>an</strong>isiert. Die Reaktionen<br />

waren grundsätzlich positiv.<br />

Es gab kleinere Kritikpunkte, die aber<br />

mehr mit der Wirkung der FilmemacherInnen<br />

vor der Kamera zu tun hatten<br />

als mit dem Film <strong>an</strong> sich. Der Film<br />

gilt als historisches Dokument, da sich<br />

die Szene schon kurz d<strong>an</strong>ach völlig verändert<br />

hat. Viele der Interviewten waren<br />

d<strong>an</strong>ach nämlich nicht mehr unabhängig<br />

tätig.<br />

In dem Film geht es auch um das Tabuthema<br />

Homosexualität und Geschlechteridentitäten.<br />

Wie aktiv ist die<br />

Gay-Film-Szene in China?


Während der Dreharbeiten gab es<br />

eine regelrechte Gay-Film-Welle. Das erste<br />

Gay-Film-Festival f<strong>an</strong>d statt und der<br />

erste lesbische Film wurde gedreht. Das<br />

Festival lief g<strong>an</strong>z gut, erst beim Abschlussfilm<br />

wurde es gestoppt. Das<br />

zweite Festival ein Jahr später konnte<br />

d<strong>an</strong>n nur noch in Bars und Wohnungen<br />

stattfinden, da es gleich zu Beginn geschlossen<br />

wurde. Das dritte Festival<br />

f<strong>an</strong>d Ende 2007 statt, org<strong>an</strong>isiert von einem<br />

Filmfond für unabhängigen Film<br />

in China. Ich bin sehr froh, dass es mit<br />

dem Lixi<strong>an</strong>ting Filmfond endlich eine<br />

Plattform für unabhängigen Film gibt.<br />

Fin<strong>an</strong>ziert wird das G<strong>an</strong>ze durch Spenden<br />

von reichen Künstlern und Malern,<br />

die in den letzten Jahren internationale<br />

Erfolge feierten. Und nun wollen diese<br />

etwas davon <strong>an</strong> die junge Filmszene<br />

weitergeben.<br />

Wie sieht der chinesische Mainstream-Filmgeschmack<br />

aus?<br />

Mainstream ist zum einen g<strong>an</strong>z<br />

klar Hollywood, wenn auch in beschränkter<br />

Form, da nur etwa fünfzig<br />

ausländische Filme pro Jahr zugelassen<br />

werden. Der Rest wird – überspitzt formuliert<br />

– von drei chinesischen Filmemachern<br />

beherrscht, die Kommerz produzieren<br />

wie Kung Fu-Filme oder Komödien.<br />

Der wahre Mainstream ist in China<br />

jedoch der Propag<strong>an</strong>dafilm, der<br />

produziert wird, um nach außen hin zu<br />

repräsentieren, aber kaum gesehen wird.<br />

In den letzten Jahren kam es jedoch<br />

vermehrt zu Entwicklungen, wie wir sie<br />

weltweit beobachten. Die starke Präsenz<br />

ausländischer Investoren vor allem<br />

aus Hongkong, Jap<strong>an</strong> und den USA ist<br />

auch in China spürbar. Unabhängige Filme<br />

werden von europäischen und<br />

kore<strong>an</strong>ischen Fonds gefördert. In offiziellen<br />

Produktionen darf es aber nur eine<br />

ausländische Beteiligung von weniger<br />

als fünfzig Prozent geben.<br />

Welche neuen chinesischen Filme<br />

und Filmemacherinnen zählen für Sie<br />

moment<strong>an</strong> zu den sp<strong>an</strong>nendsten?<br />

„Lost in Beijing“ von Li Yu ist ein<br />

kleines Meisterwerk. Der Film war 2007<br />

auf der Berlinale zu sehen. Er schildert<br />

die Erfahrungen eines Pärchens, das<br />

vom L<strong>an</strong>d in die Großstadt kommt, und<br />

dessen aussichtslosen Kampf gegen die<br />

städtischen Strukturen. Ein <strong>an</strong>derer<br />

Film, der mir am Herzen liegt, ist Ning<br />

Yings „Perpetual Motion“ – ein Kammerspiel,<br />

in dem sie vier ihrer Freundin-<br />

nen porträtiert, die alle um die fünfzig<br />

und Teil der neureichen Elite Beijings<br />

sind. In dem Film geht es vor allem um<br />

ihre Traurigkeit und Einsamkeit <strong>an</strong> einem<br />

chinesischen Neujahrsabend.<br />

Liu Jiayin, die Caligari-Filmpreisträgerin<br />

2005, ist noch relativ unbek<strong>an</strong>nt<br />

in China. Ihr Debütfilm „Oxhide (Niu Pi)“<br />

entst<strong>an</strong>d vor drei Jahren, damals war sie<br />

Studentin <strong>an</strong> der Beijing Film Academy.<br />

Jetzt ist sie dort Assistentin und recht<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Der Film ist mit den einfachsten<br />

Mitteln hergestellt: Eine Digitalkamera,<br />

zwei Mikrofone, die sie sich geliehen<br />

hatte, ein gutes, ein schlechtes, daher<br />

die Unterschiede im Ton. Es gibt keine<br />

SchauspielerInnen, genauer gesagt:<br />

Es spielen Liu Jiayin selbst und ihre Eltern<br />

(und die Katze). Eltern und Tochter<br />

spielen sich selbst in der eigenen, vierzig<br />

Quadratmeter großen Wohnung, die<br />

für keine Einstellung verlassen wird.<br />

Große Kunst wird „Oxhide“ durch<br />

die Form, in der die Regisseurin diese<br />

nahe liegende Idee umsetzt. Der Film<br />

besteht aus 23 Einstellungen, die mit<br />

unbewegter Kamera gedreht sind. So<br />

radikal wie umwerfend sind die Ausschnitte<br />

in Szene gesetzt. Nie erhält<br />

m<strong>an</strong> einen Überblick über die Wohnung,<br />

nie bekommt m<strong>an</strong> eine der Personen<br />

g<strong>an</strong>z in den Blick. „Oxhide“ ist<br />

ein Film, dessen Intelligenz in der Art<br />

liegt, in der das Gezeigte und das<br />

Nicht-Gezeigte zugleich im Spiel sind.<br />

Der Film vermeidet die platte Abbildung,<br />

indem er mit großer Bewusstheit<br />

und atemberaubender Entschlossenheit<br />

den Raum der Familie für die Kamera<br />

arr<strong>an</strong>giert.<br />

Das Spezifische am aktuellen chinesischen<br />

Frauenfilm ist vielleicht, dass<br />

unterschiedlichste Frauengruppen herausgegriffen<br />

und porträtiert werden.<br />

Das Thema Frau in den verschiedenen<br />

sozialen Schichten und Konstellationen<br />

mit starkem Bezug auf die großen Umwälzungen<br />

in China steht im Vordergrund.<br />

Diese Filme reflektieren die chinesische<br />

Realität, in der gleichzeitig alles<br />

zusammenbricht und alles wieder<br />

neu aufgebaut wird – im wörtlichen<br />

Sinne. Wenn m<strong>an</strong> moment<strong>an</strong> durch<br />

Beijing läuft, sieht m<strong>an</strong> entweder verfallene<br />

Häuser oder hochmoderne<br />

Glasfassaden. So stelle ich mir auch<br />

das Leben im Kopf der Menschen vor:<br />

So viele Dinge zerbrechen und wachsen<br />

wieder. ❚<br />

Denice<br />

LookTalkWalkActFuckThink like a dyke<br />

china film<br />

When I came out (as a dyke) a little more th<strong>an</strong> ten years ago,<br />

the bigotry I faced from „the scene“ was unfuckingbelievable. I<br />

of course didn’t see this at that point. I was just eager to belong.<br />

To fit in. To BE A Leeezzbi<strong>an</strong>. I went to the only gayclub in<br />

town (we are still in Sweden here) every.bloody.weekend. So I<br />

could meet people. Who supposedly were; just.like.me. Leeezzbi<strong>an</strong>s.<br />

I, who always had music as number one „save me<br />

from sinking“-device, found myself twitching around on the<br />

d<strong>an</strong>cefloor to cheap eurodisco <strong>an</strong>d eurovision song contest<br />

hits. We were all family. BUT, with a little help from my friends,<br />

I had a const<strong>an</strong>t bad concious, because; *I had slept with a lot<br />

of penises. *I had not „known“ since I was a child. (In fact, I had<br />

no fucking idea until I was like 20.) *I could not relate in <strong>an</strong>y<br />

way to indigogirlsmelissa<strong>an</strong>niefuckinglennox. I me<strong>an</strong>; you get<br />

the picture here. I was a lousy lesbi<strong>an</strong>. They did kindly offer me<br />

to be bisexual. I, as kindly, declined. (Bisexuals have no rules to<br />

follow. In the end they are all straight <strong>an</strong>yways. As we all<br />

know. Blablablabla...) I just w<strong>an</strong>ted to be a screaming dyke for<br />

fucks sake. So. I started to h<strong>an</strong>g out with the „political dykes“<br />

instead. We are talking hardcore radicals here. Penetrational<br />

sex <strong>an</strong>d tampons are not feminist. Not born with a cunt =<br />

enemy. (Born with a cunt <strong>an</strong>d not w<strong>an</strong>ting it = traitor!) It was<br />

so crazy that my aggression <strong>an</strong>d hatred almost ate up my<br />

feminism. There were only the true lesbi<strong>an</strong> feminists. (The one<br />

comes with the other: True lesbi<strong>an</strong> must be feminist/true<br />

feminist must be lesbi<strong>an</strong>.) Here I got my music <strong>an</strong>d my politics<br />

(yeah, well, kind of) back, but denied myself the small things<br />

that I actually did like. A lot. LookTalkWalkActFuckThink like a<br />

dyke, ok?! Three or four years ago I had my best coming out (so<br />

far). I c<strong>an</strong> call myself whateverthefuck I w<strong>an</strong>t. Femme. THE<br />

Femme. Kickass feminist. Dyke. Queer. I c<strong>an</strong> fuck who I w<strong>an</strong>t.<br />

How I w<strong>an</strong>t. I c<strong>an</strong> hit sexist bastards in the head with my high<br />

heels. (<strong>an</strong>d YES, I c<strong>an</strong> run away from rapists in my 10 inch heels<br />

just watch my foot work on the d<strong>an</strong>cefloor). It is NOT other<br />

people’s business telling me who/what I am. When I qualify<br />

for what. Where I c<strong>an</strong> go looking like what. Who I c<strong>an</strong> BE,<br />

sleeping with whom.<br />

I’m not stupid. I know identities <strong>an</strong>d labels <strong>an</strong>d the „rules“<br />

that come with them provide security, sense of belonging, <strong>an</strong>d<br />

I am NOT on a queer crusade here, w<strong>an</strong>ting to bash <strong>an</strong>y radicals.<br />

I learned a lot from that experience. I just wish that somebody<br />

would have told me ten years ago that I’m allowed to<br />

do my own labelling myself. That’s my job, not yours. Ok?<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37


Liebe und <strong>an</strong>dere Tiere<br />

Auf den D<strong>an</strong>cefloors treffen Silke Graf und Vina Yun auf kryptische Gestalten.<br />

Hercules <strong>an</strong>d Love Affair<br />

Thao Nguyen:We Brave Bee Stings<br />

And All<br />

Xiu Xiu:Women As Lovers<br />

Paperbird: Cryptozoology<br />

Links:<br />

www.myspace.com/hercules<strong>an</strong>dloveaffair<br />

www.thaomusic.com<br />

www.xiuxiu.org<br />

www.paperbirdmusic.com<br />

www.myspace.com/s<strong>an</strong>togold<br />

38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

Die neue Disco-Sensation<br />

kommt aus New York City und<br />

trägt den unwiderstehlichen<br />

Namen Hercules <strong>an</strong>d Love Affair.<br />

Ein von House-/Disco-DJ<br />

Andrew Butler initiiertes Projekt, das<br />

neben Kim Ann Foxm<strong>an</strong>n, die zusammen<br />

mit Butler das „D<strong>an</strong>ceHomosD<strong>an</strong>ce“-DJ-Kollektiv<br />

bildet und für Hercules<br />

die Vocals beisteuert, Antony Hegarty<br />

von „Antony <strong>an</strong>d the Johnsons“ und<br />

Sängerin Nomi (die u. a. mit „CocoRosie“<br />

und Debbie Harry zusammenarbeitete)<br />

umfasst. Mit ihrer Debütsingle „Classique<br />

#2“ erregten sie bereits im Vorjahr<br />

in der Clubszene Aufmerksamkeit. Doch<br />

erst das soeben erschienene, selbstbetitelte<br />

Debütalbum (veröffentlicht auf<br />

DFA/EMI) – mit dem ersten Single-Release<br />

„Blind“ als Zugpferd – beförderte<br />

das queere Quartett mit H<strong>an</strong>g zu camper,<br />

in Pastellfarben getauchter Neo-Antik-Ästhetik<br />

schlagartig ins Rampenlicht<br />

sämtlicher Musikgazetten. Hercules<br />

<strong>an</strong>d Love Affair berufen sich ebenso auf<br />

klassische 1970er-Jahre-Discoproduktionen<br />

in der Tradition von Salsoul oder Arthur<br />

Russell wie auf den frühen Chicago-House-Stil<br />

à la Steve „Silk“ Hurley<br />

oder Mr. Fingers. Mit ihren umf<strong>an</strong>greichen<br />

Zitaten aus der D<strong>an</strong>ce-Music-Geschichte<br />

verleihen Hercules <strong>an</strong>d Love Affair<br />

dem Disco-Spirit von einst ein restauriertes<br />

Gew<strong>an</strong>d und ungeahnten<br />

neuen Gl<strong>an</strong>z.<br />

Auch das Label Kill Rock Stars k<strong>an</strong>n<br />

sich über kreative Neuzugänge freuen:<br />

Zusammen mit ihrer Backing-B<strong>an</strong>d „The<br />

Get Down Stay Down“ setzt die 23-jährige<br />

Thao Nguyen aus Virginia einen akustischen<br />

Brass-Folk-Pop-Wirbel frei, dessen<br />

gewitztem Charme nur schwerlich<br />

zu entkommen ist. Die Songs auf ihrem<br />

Debütalbum We Brave Bee Stings And<br />

All (Kill Rock Stars/Trost) lassen sich als<br />

„happy sad“ charakterisieren: weniger<br />

verkorkst als eine Ch<strong>an</strong> Marshall oder<br />

Scout Niblett, in deren musikalische<br />

Nähe Thao des öfteren gerückt wird,<br />

dafür ungleich luftiger und schwelgerischer,<br />

ohne im Storytelling den geschärften<br />

Blick für Details zu verlieren.<br />

Mit ihrem ersten Release sollte es Thao<br />

Nguyen vergönnt sein, als Singer-Songwriterin<br />

merkbare Spuren zu hinterlassen<br />

– auf dem Weg zu „health, life <strong>an</strong>d<br />

fire“, wie es bei ihr so schön heißt.<br />

Bevor Xiu Xiu beim diesjährigen<br />

Donaufestival in Krems am 1. Mai auftreten,<br />

stellen sie ihr neues Album<br />

Women As Lovers (Kill Rock Stars/Trost)<br />

mit ihrer Labelkollegin Thao auf einer<br />

gemeinsamen US-Tour vor. Der Albumtitel<br />

bezieht sich auf die Übersetzung<br />

von Elfriede Jelineks „Die Liebhaberinnen“.<br />

Wie Jelinek sparen Xiu Xiu nicht<br />

mit harten Realitäten und deftigen Bildern,<br />

benennen in ironisch-bitterem<br />

Ton die dunklen Aspekte menschlicher<br />

Existenz. Und das in einer reduzierten,<br />

dichten Sprache, die ihresgleichen<br />

sucht. „Gu<strong>an</strong>t<strong>an</strong>amo C<strong>an</strong>to“ zerlegt Terrorismusbekämpfung,„White<br />

Nerd“<br />

entblößt Konstruktionen von Nerd-<br />

Coolness, und das wunderschöne Cover<br />

von „Under Pressure“ befreit den<br />

Queen-/David-Bowie-Klassiker von allem<br />

Staub und lässt Textfragmente wie<br />

„Why c<strong>an</strong>’t we give love that one more<br />

ch<strong>an</strong>ce“ noch einmal verzweifelt scharf<br />

aufblitzen.<br />

Bereits ihr zweites Home-Recording-Album<br />

präsentierte Paperbird dieser<br />

Tage im Wiener Rhiz: Auf „Peninsula“<br />

folgt Cryptozoology (Seayou/Trost), das<br />

im eigenen Schlafzimmer entst<strong>an</strong>den<br />

ist. Anna Kohlweis, die junge Songwriterin<br />

mit dem kurzen Rotschopf, lebt in<br />

Wien und bewegt sich im lustigen Haufen<br />

rund um die Labels Seayou und<br />

Fettkakao, auf denen auch „Go Die Big<br />

City!“ und „A Thous<strong>an</strong>d Fuegos“, bei denen<br />

sie auch mitgespielt hat, veröffentlichen.<br />

Ihr eigenes Ding klingt ruhiger,<br />

konzentrierter, ist meist getragen von<br />

Freundin Gitarre und umspielt von allerlei<br />

Pling-Pling-Glockenspiel, Flöte, Geklopfe<br />

und befreundeten Chören, wie<br />

auf dem schönen Track „Matchstick<br />

M<strong>an</strong>“. Da singen sie „So I dig caves in<br />

every mountain in search of your soul<br />

<strong>an</strong>d then, when I´ve found you with my<br />

fingers all stiff <strong>an</strong>d cold I’m gonna kiss<br />

you on the forehead <strong>an</strong>d do all I c<strong>an</strong> to<br />

bury you deeper this time to look for<br />

you all over again.” Gesungen ein Ohrwurmsatz,<br />

tatsächlich. Sehr zärtlich<br />

treffen hier L<strong>an</strong>dschaften auf Tiere auf<br />

Menschen auf Gefühle und spiegeln<br />

sich inein<strong>an</strong>der zur gegenseitigen kryptischen<br />

Innen<strong>an</strong>sicht.<br />

Etwas mehr „outgoing“ ist hingegen<br />

S<strong>an</strong>togold alias S<strong>an</strong>ti White, die<br />

MySpace-Entdeckung des jungen Jahres.<br />

Der neue Hype aus Brooklyn ist<br />

schon jetzt, obwohl das Album noch auf<br />

sich warten lässt, von allen großen Namen<br />

des Global-Party-Beat-Mash-Up<br />

umgeben, um Leuten wie M.I.A., Diplo,<br />

Switch, Sp<strong>an</strong>k Rock usw. mal eine<br />

Schublade aufzudrücken. Hier geht alles:<br />

Dub, Indie, Postpunk, Baile-Funk –<br />

you name it. In Songs gegossen, die<br />

auch den Kopf mitt<strong>an</strong>zen lassen. Demnächst<br />

gar<strong>an</strong>tiert auf dem D<strong>an</strong>cefloor<br />

ihres Vertrauens. ❚


Madres<br />

Henker, Heldinnen und die Suche nach einer geraubten Herkunft in der argentinischen<br />

Miltärdiktatur. Eine Rezension von Lea Susemichel<br />

Das Buch beginnt wie ein Krimi:<br />

Entführung, Gef<strong>an</strong>gennahme,<br />

Sympathie und Solidarisierung<br />

zwischen der Gef<strong>an</strong>genen<br />

und ihrer Wärterin. Gemeinsame<br />

Fluchtpläne, Ausbruch, zwei Schüsse<br />

… Die Kugeln töten eine argentinische<br />

Widerst<strong>an</strong>dskämpferin im Beisein<br />

ihres Säuglings. Das Baby wird der Tochter<br />

eines hohen Militärs übergeben, die<br />

ihren leiblichen Sohn bei der Geburt<br />

verloren hatte. „Mein Name ist Luz“ erzählt<br />

die Geschichte dieses geraubten<br />

Kindes. Und sie erzählt kein Einzelschicksal:<br />

Der Name Luz steht für zahllose<br />

Neugeborene von Oppositionellen,<br />

die während der argentinischen Militärdiktatur<br />

von 1976-1983 kinderlosen Junta-Angehörigen<br />

übergeben wurden,<br />

nachdem m<strong>an</strong> ihre Eltern ermordet<br />

oder ins Exil getrieben hatte.<br />

Unter General Jorge Rafael Videla<br />

ließ das Terrorregime in Argentinien etwa<br />

30.000 Menschen verschwinden.<br />

RegimegegnerInnen wurden auf unvorstellbar<br />

grausame Weise gefoltert und<br />

umgebracht. Tausender KommunistInnen,<br />

Montoneros und <strong>an</strong>derer AktivistInnen<br />

linker Org<strong>an</strong>isationen entledigte<br />

m<strong>an</strong> sich, indem sie einfach über dem<br />

offenen Meer aus Flugzeugen geworfen<br />

wurden. Schw<strong>an</strong>gere ließ m<strong>an</strong> bis zur<br />

Geburt am Leben, sofern es Verwendung<br />

für das Ungeborene gab.<br />

Bereits ab 1977 protestierten die<br />

„Madres de Plaza de Mayo“, die Mütter<br />

und Großmütter von Verschwundenen,<br />

vor dem Regierungsgebäude in Buenos<br />

Aires gegen diesen Staatsterror. Auch<br />

sie wurden mit Gewalt vertrieben, verhaftet,<br />

drei ihrer Mitstreiterinnen ermordet.<br />

Dennoch verhinderte der besondere<br />

Status, den die Mutter in Argentinien<br />

genießt, eine vollständige<br />

Zerschlagung ihres Protests. Bis zum<br />

heutigen Tag demonstrieren die Frauen<br />

mit den zum Symbol des Widerst<strong>an</strong>ds<br />

av<strong>an</strong>cierten weißen Kopftüchern, auf<br />

die zum Teil die Namen der Vermissten<br />

und der Zeitpunkt ihres Verschwindens<br />

gestickt sind, <strong>an</strong> jedem Donnerstag auf<br />

dem Plaza de Mayo. Denn die Amnestiegesetze,<br />

die auch nach der Diktatur die<br />

Verbrechen weitgehend ungesühnt und<br />

die Verbrecher ungeschoren in Amt und<br />

Würden ließ, wurde erst vom 2003 <strong>an</strong><br />

die Macht gel<strong>an</strong>gten Präsidenten Néstor<br />

Kirchner zurückgenommen.<br />

Die Schriftstellerin Elsa Osorio, die<br />

heute selbst in Madrid lebt, lässt die<br />

Spurensuche ihrer Figur in Sp<strong>an</strong>ien enden<br />

– und den Rom<strong>an</strong> beginnen. Luz,<br />

mittlerweile selbst junge Mutter, findet<br />

dort nach jahrel<strong>an</strong>gen Recherchen<br />

ihren leiblichen Vater und erzählt ihm<br />

rückblickend ihre Geschichte.<br />

Das Buch, das den Literaturpreis<br />

von Amnesty International erhielt, wurde<br />

in 16 Sprachen übersetzt und erst in<br />

Europa veröffentlicht, bevor es in Argentinien<br />

einen Verlag f<strong>an</strong>d. Bei Suhrkamp<br />

ist es nun erstmals als Taschenbuch erschienen.<br />

Darin gelingt der Drehbuchautorin<br />

Osorio durch kunstvollen Wech-<br />

sel der Erzählperspektive sowohl eine<br />

mitreißende Dramaturgie als auch eine<br />

differenzierte Darstellung möglichen<br />

Lebens und Verhaltens in der Diktatur.<br />

Nahezu alle ihrer Figuren zeichnen sich<br />

zu Beginn durch politisches Desinteresse<br />

und feigen Opportunismus aus.<br />

Während Luz’ Adoptivmutter jedoch bis<br />

zuletzt jede Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit<br />

den Verbrechen und ihrer Beteiligung<br />

dar<strong>an</strong> verweigert, wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>an</strong>derer<br />

ProtagonistInnen auch die allmähliche<br />

Entwicklung von Unrechtsbewusstsein<br />

glaubhaft nachgezeichnet. Und es sind<br />

neben einem väterlichen Alltagshelden<br />

vor allem Frauen, deren unterschiedliche<br />

Widerst<strong>an</strong>dsformen gewürdigt<br />

werden. Miriam, die Fluchthelferin von<br />

Luz’ ermordeter Mutter, entscheidet<br />

sich aus emotionaler Betroffenheit, von<br />

der Kollaborateurin zur Kämpferin zu<br />

werden. Eine T<strong>an</strong>te agitiert aus politischer<br />

Überzeugung im Rahmen der familiären<br />

Möglichkeiten. Und zuletzt<br />

sind es die Madres de Plaza de Mayo, die<br />

Luz bei der Suche nach ihrer Herkunft<br />

zur Seite stehen.<br />

Die Figuren, ihre Beziehungen und<br />

Motive sind relativ schnörkellos, die<br />

Sprache des Rom<strong>an</strong>s ist es auch. Kein<br />

Grund zur Kritik, sondern wohl viel eher<br />

die Voraussetzung dafür, dass dieses<br />

Buch zum Bestseller werden konnte.<br />

Und damit Verbrechen breit öffentlich,<br />

deren Schrecken auch 25 Jahre d<strong>an</strong>ach<br />

längst nicht ausreichend zur Sprache<br />

gebracht wurden. ❚<br />

Elsa Osorio: Mein Name ist Luz.<br />

Suhrkamp Verlag 2007, 9,90 Euro (D)<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39


lese zeichen<br />

40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

Wohnen mit<br />

Geschlecht<br />

Auch bei Fragen, die unser<br />

Wohnen, unser Leben<br />

und die Architektur, die<br />

es umgeben, betreffen,<br />

ist die Kategorie Gender<br />

von Bel<strong>an</strong>g. „Gender<br />

housing“ wird diese gendersensible Betrachtungsweise<br />

gen<strong>an</strong>nt. Als Ergebnis eines internationalen<br />

Symposiums zum Thema, das 2006 in<br />

Linz stattgefunden hat, ist nun ein Sammelb<strong>an</strong>d<br />

erschienen.<br />

Drei Ebenen umfasst das Konzept gender<br />

housing: Erstens werden geschlechterspezifische<br />

Rahmenbedingungen <strong>an</strong>alysiert, zweitens geschlechterspezifische<br />

Hierarchisierungen geklärt,<br />

verbunden mit – drittens – einer gleichberechtigten<br />

Mitwirkung weiblicher Arbeiterinnen – Pl<strong>an</strong>erinnen,<br />

Architektinnen etc. Mit der Idee des gender<br />

housing sollen tradierte Geschlechterbilder<br />

aufgebrochen werden, außerdem sollen Frauen<br />

und Männer gleichberechtigten Zug<strong>an</strong>g zu öffentlichen<br />

und privaten Räumen erhalten. Dies impliziert<br />

ein Sp<strong>an</strong>nungsverhältnis zwischen Theorie<br />

und Praxis, das sich auch im Buch wiederfindet:<br />

Theoretische Überlegungen, historische Dimensionen<br />

und praktische Umsetzungen werden begleitet<br />

von künstlerischen Arbeiten.<br />

Und auch innerhalb des Konzepts gibt es<br />

Kritik:Wird bspw. auf der einen Seite argumentiert,<br />

dass die Küche architektonisch als zentraler<br />

Raum <strong>an</strong>gelegt werden soll, um weibliche, unbezahlte<br />

Reproduktionsarbeit sichtbar zu machen,<br />

lautet das Gegenargument, dass auf diese Weise<br />

erst recht wieder Rollenzuschreibungen tradiert<br />

werden. Auch ist es förderlich, die Vermeidung<br />

von „Angsträumen“ nicht als frauengerecht zu<br />

kommunizieren, sondern als „alltagsgerecht“.<br />

Fragen dieser Art sind im Diskurs um Gender<br />

Mainstreaming bek<strong>an</strong>nt, für gender housing<br />

aber ebenso diskussionswürdig.<br />

Bettina Enzenhofer<br />

Christina Altenstraßer, Gabriella Hauch, Herm<strong>an</strong>n Kepplinger (Hrsg.): gender<br />

housing. geschlechtergerechtes bauen, wohnen, leben.<br />

StudienVerlag 2007, 39,90 Euro<br />

Hilde über Hilde<br />

Hilde heißt Eva. Hilde<br />

beschreibt Eva, die von<br />

Evas Leben erzählt. Hilde<br />

nennt es Autobiografie<br />

und beweist damit den<br />

Mut einer Heldin. „Das<br />

Vaterhaus“ ist das erste<br />

Buch der bek<strong>an</strong>nten<br />

feministischen Autorin Hilde Schmölzer (geboren<br />

1937), in dem sie ihre eigene Geschichte<br />

in den Mittelpunkt stellt. Barbara Neuwirth<br />

schreibt treffend in ihrem Nachwort: „Es<br />

scheint, als hätte Schmölzer l<strong>an</strong>ge den <strong>an</strong>deren<br />

Frauen Raum schaffen müssen durch ihre<br />

Publikationen, ehe sie den Mut gew<strong>an</strong>n, über<br />

sich zu sprechen.“ Schmölzers „autobiografische<br />

Erzählung“ kommt g<strong>an</strong>z ohne Kapitel,<br />

ohne ordnungsgebende Struktur aus. Die Erzählung<br />

ist aus einem Guss – von Evas Geburt<br />

und den ersten Schritten im Vaterhaus bis<br />

zum Tod der Mutter. L<strong>an</strong>geweile kommt dabei<br />

nie auf, im Gegenteil: Die Jahre sprudeln aus<br />

der Erzählerin, fast atemlos folgt die Leserin<br />

diesem Leben. Zum ersten Mal seit Jahren habe<br />

ich mal wieder meine U-Bahn-Station verpasst.<br />

Hilde Schmölzer verliert sich nicht in Detailerzählungen,<br />

sondern macht Strukturen sichtbar.<br />

So ist ihr im Nachhinein klar:„Der g<strong>an</strong>ze<br />

Mensch ist für die Frau nicht vorgesehen.“ Nicht<br />

für Evas Mutter, die in der kurzen Zeit der Abwesenheit<br />

des Vaters während des Zweiten Weltkriegs<br />

ihre Leidenschaft für Philosophie entdeckt,<br />

nur um wenige Jahre später wieder in die<br />

Abhängigkeit eines M<strong>an</strong>nes zurückzukehren.<br />

„Die Ordnung im Vaterhaus ist gewährleistet,<br />

sol<strong>an</strong>ge die Mutter kein eigenes Leben hat, sol<strong>an</strong>ge<br />

sie nur schön ist und erwartungsvoll und<br />

das Leben des Vaters teilt. … Der Vater ordnet<br />

das Leben der Frauen im Vaterhaus, wie es richtig<br />

ist. Seine Ordnung darf nicht <strong>an</strong>gezweifelt<br />

werden.“ Und auch für Evas Leben ist nichts <strong>an</strong>deres<br />

vorgesehen, umso größer wiegt ihr Verrat,<br />

als sie sich trotzdem für ein eigenes Leben entscheidet.<br />

Sie will sich nicht aufgeben für einen<br />

Ehem<strong>an</strong>n, sie macht die Fotoschule, studiert <strong>an</strong><br />

der Uni Wien, arbeitet als Journalistin und gibt<br />

den Beruf auch als junge Mutter nicht auf. Aber<br />

frei ist sie deshalb noch l<strong>an</strong>ge nicht!<br />

Hilde Schmölzers – mitunter gnadenlos<br />

selbstkritische – Ehrlichkeit ist erstaunlich. Und<br />

doch ist ihre autobiografische Erzählung eine<br />

„Geschichte, die eine Geschichte vieler Frauen<br />

ist.“ Die l<strong>an</strong>g ersehnte Befreiung im Zuge der<br />

zweiten Frauenbewegung ab den 1970er Jahren<br />

geht l<strong>an</strong>gsam vor sich. Endlich k<strong>an</strong>n sich Eva mit<br />

<strong>an</strong>deren Alleinerzieherinnen, mit <strong>an</strong>deren Frauen,<br />

die sich weigern ihr Leben für einen M<strong>an</strong>n aufzugeben,<br />

austauschen. Und sie bewundert die jüngeren<br />

Frauen: Sie sind „selbstbewusster, unabhängiger,<br />

freier als jene ihrer Generation“.<br />

Schmölzer kreiert ein „Sittenbild österreichischer<br />

Geschichte des 20. Jahrhunderts“ schreibt Neuwirth.„Möge<br />

im neuen Jahrhundert eine Gesellschaft<br />

entstehen, in der den Frauen diese Probleme<br />

endlich erspart bleiben!“.<br />

Gabi Horak<br />

Hilde Schmölzer: Das Vaterhaus. Eine autobiografische Erzählung.<br />

Kitab 2007, 18,- Euro<br />

girls like us<br />

Zufällig bin ich am Frauentag<br />

in Amsterdam in<br />

eine Magazinpräsentation<br />

geraten, das betreffende<br />

Heft habe ich<br />

selbstverständlich sofort<br />

importiert: Ausgabe<br />

Nummer Sieben des vierteljährlich<br />

erscheinenden lesbischen Magazins<br />

GLU – girls like us.<br />

Auffäligstes Merkmal des Magazins ist wohl<br />

seine Ästhetik. Denn es ist laut seinen Gründerinnen<br />

immerhin entst<strong>an</strong>den, um der gegenwärtigen<br />

Blümchensex-Repräsentation lesbischer<br />

Kultur etwas entgegenzusetzen, das witzig, ironisch<br />

und subversiv zugleich ist. So gibt es also<br />

neben klassischen Interviews und Features sehr<br />

schicke Grafikseiten. Im Mittelteil sind unter<br />

dem Namen „Gallery“ einige Bildstrecken zu finden.<br />

Der erste Teil des Heftes ist Interviews mit<br />

queeren Heroinen gewidmet, die alle in sehr per


sönlichem und direktem Stil gehalten sind. Insgesamt<br />

etwas New-York-lastig genügt das Magazin<br />

dennoch seinem Anspruch der queeren,<br />

subversiven Sexiness vollauf. Goed zo!<br />

Irmi Wutscher, siehe: www.glumagazine.com<br />

Mit Sympathie,<br />

ohne Verklärung<br />

Jutta Ditfurth, Politikerin<br />

und Publizistin, hat eine<br />

in sechs Jahren umfassend<br />

recherchierte Biographie<br />

über eine der politischsten<br />

und radikalsten<br />

Frauen unserer Zeit geschrieben – über Ulrike<br />

Meinhof.<br />

Gleichzeitig gibt dieses Buch auch Auskunft<br />

über ein Nachkriegsdeutschl<strong>an</strong>d, <strong>an</strong> dessen<br />

Schalthebeln der Macht noch viele von braunem<br />

Ged<strong>an</strong>kengut vernebelte Hirne eifrig damit<br />

beschäftigt waren, nicht allzu viel Demokratie<br />

zuzulassen und ihre eigene NS-Verg<strong>an</strong>genheit<br />

unter schmeichelnden Mänteln der Geschichtsbeschönigung<br />

zu verstecken. Jutta Ditfurth<br />

räumt mit vielen Mythen und Legenden auf. Auch<br />

mit denen, die unter <strong>an</strong>derem von Stef<strong>an</strong> Aust in<br />

seinem immer noch als das Schlüsselwerk zum<br />

Verständnis der RAF geltenden „Baader-Meinhof-<br />

Komplex“ verbreitet wurden, und auch vierzig<br />

Jahre nach 68 immer noch als Basis für jede Dokumentation<br />

über dieses Thema herhalten.<br />

Zum ersten Mal zeigt sich bei Ditfurth<br />

auch das Elternhaus der Meinhof nicht als<br />

christlich motiviertes Bildungsbürgerheim mit<br />

deutlicher Dist<strong>an</strong>zierung zum Naziregime. Der<br />

Vater war als Museumsdirektor in Jena maßgeblich<br />

<strong>an</strong> der Säuberungsaktion der „entarteten<br />

Kunst“ beteiligt. Auch die Ziehmutter Renate<br />

Riemeck, die als NSDAP-Miglied den Widerst<strong>an</strong>d<br />

gegen die Nazis gründlich versäumt hatte, wird<br />

vom Sockel der engagierten Anti-Atom-Aktivistin<br />

und DFU-Politikerin geholt und zeigt sich als<br />

despotische und ihre eigene Schuld leugnende<br />

herrschsüchtige Übermutter, deren Einfluss sich<br />

Meinhof zu entziehen versucht.<br />

M<strong>an</strong> merkt Ditfurth ihre interessierte Sympathie<br />

für Ulrike Meinhof durchaus <strong>an</strong>. Für eine<br />

Frau deren Empathie, Kampfgeist, Intellekt und<br />

letztendlich auch zutiefst moralische Vorstellung<br />

einer menschenwürdigen Gesellschaft<br />

auch und trotz allem Respekt gezollt werden<br />

muss. Jutta Ditfurths Buch hilft uns, Ulrike<br />

Meinhof ohne Verklärung als eine Frau zu sehen,<br />

die <strong>an</strong> ihren eigenen Ansprüchen <strong>an</strong> eine<br />

jedes Leben achtende Gesellschaft tragisch ge-<br />

scheitert ist. Wären die politischen Verhältnisse<br />

jedoch <strong>an</strong>dere gewesen, liegt die Annahme nahe,<br />

Meinhofs Abrutschen in die Gewalt wäre<br />

nicht zust<strong>an</strong>de gekommen. „Mit allem was sie<br />

war, so unverständlich es auch gewesen ist, hat<br />

sie uns gemeint!“ (Gustav Heinem<strong>an</strong>n).<br />

Gabriele Susemichel<br />

Jutta Ditfurth: Ulrike Meinhof – Eine Biographie.<br />

Ullstein 2007, 22,90 Euro<br />

Fundament<br />

Geschlecht<br />

Die Autorinnen des Buches<br />

„Die halbierte Em<strong>an</strong>zipation“<br />

widmen sich<br />

dem Zusammenh<strong>an</strong>g von<br />

Religion, Geschlecht, Politik<br />

und Fundamentalismus<br />

in verschiedenen kulturellen Kontexten. Die<br />

elf wissenschaftlichen Aufsätze umfassen eine<br />

Sp<strong>an</strong>nbreite von protest<strong>an</strong>tischem Fundamentalismus<br />

auf dem amerik<strong>an</strong>ischen Kontinent, über<br />

eine eigene Kor<strong>an</strong>-Interpretation muslimischer<br />

Frauen, palästinensischen Selbstmordattentäterinnen<br />

bis hin zu Ansätzen von jüdischem Fundamentalismus.<br />

Anh<strong>an</strong>d unterschiedlicher Kulturen<br />

untersuchen die Autorinnen, wie Religion<br />

als gesellschaftliche und staatliche Basis funktioniert<br />

und welche geschlechtsspezifischen Auswirkungen<br />

daraus resultieren.<br />

Zum Einstieg macht sich Ulrike Wagner-Rau<br />

auf die „Suche nach einem Fundament“ in der<br />

modernen Gesellschaft und berücksichtigt protest<strong>an</strong>tischen<br />

und katholischen Fundamentalismus<br />

ebenso wie Islamismus und Judentum. Fundamentalismus<br />

wird dabei als Lebensform begriffen,<br />

die die eigene Religion als un<strong>an</strong>fechtbar<br />

und einzige herausstellt.<br />

Besonders interess<strong>an</strong>t wird es schließlich,<br />

wenn sich Gritt/Klinkhammer mit muslimischen<br />

Frauen ausein<strong>an</strong>dersetzen, die sich als<br />

Form der Selbstermächtigung in so gen<strong>an</strong>nten<br />

Schwesterngruppen zusammenfinden, den Kor<strong>an</strong><br />

lesen und zu einer <strong>an</strong>deren Interpretation,<br />

als sie in westlichen Kulturen üblich ist, kommen.<br />

Die Hysterie christlich-abendländischer<br />

Gesellschaften gegenüber „dem Islam“ macht<br />

sich oft <strong>an</strong> den patriarchalen Geschlechterverhältnissen<br />

fest, die auf „unterentwickelte“ islamische<br />

Gesellschaften projiziert wird, um sich<br />

nicht mit patriarchalen Verhältnissen in der eigenen<br />

Gesellschaft ausein<strong>an</strong>dersetzen zu müssen.<br />

Fundamentalismus ist jedoch kein islamisches<br />

Phänomen, sondern es taucht in allen<br />

Religionsgemeinschaften auf, konstatiert Rabeya<br />

Müller. Ulrike Prokop erörtert in ihrem Beitrag<br />

den Versuch,„Rechtsradikalismus als politischen<br />

Fundamentalismus“ zu fassen.<br />

Das Buch ist in seiner Vielfältigkeit und<br />

der Tiefe seiner kritischen Perspektiven sehr<br />

gut zu lesen und gibt einen Überblick zum<br />

Thema Fundamentalismus und Geschlecht<br />

aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen.<br />

Lena Zamzow<br />

Elisabeth Rohr/ Ulrike Wagner-Rau/ Mechthild M. J<strong>an</strong>sen (Hg.):<br />

Die halbierte Em<strong>an</strong>zipation? Fundamentalismus und Geschlecht.<br />

Ulrike Helmer Verlag 2007, 19,90 Euro.<br />

Ethnologinnen<br />

In der Fachgeschichte<br />

tauchen sie kaum auf.<br />

Die Rede ist höchstens<br />

mal von ihren berühmten<br />

Kolleginnen aus dem<br />

englischsprachigen<br />

Raum, wie Ruth Benedict<br />

oder Margarete Mead.<br />

Oder es wird jovial vom wichtigen Beitrag gesprochen,<br />

den Ehefrauen zur wissenschaftlichen<br />

Arbeit ihres Gatten leisteten. Gemeint sind damit<br />

meist unterstützende Tätigkeiten, wie das<br />

Tippen h<strong>an</strong>dschriftlicher M<strong>an</strong>uskripte, das<br />

Schreiben von Briefen u.s.w.; lästige Arbeiten, die<br />

ihre forschenden Ehemännern gerne delegierten.<br />

Weniger bek<strong>an</strong>nt ist allerdings die Vielfältigkeit<br />

eigenständiger Forschungs- und Sammeltätigkeit<br />

von Frauen in der Ethnologie und<br />

Ethnographie. Nur wenige haben den Bek<strong>an</strong>ntheitsgrad<br />

einer Ida Pfeiffer, die Wienerin war eine<br />

der berühmtesten reisenden Frauen überhaupt.<br />

Dieses H<strong>an</strong>dbuch würdigt all diese Beiträge<br />

ethnologischer Arbeit von Frauen im deutschsprachigen<br />

Raum. Ihre Lebensgeschichten zeichnen<br />

auch ein Bild der Stellung der Frauen innerhalb<br />

des Faches, der Wissenschaft und auch der<br />

Gesellschaft allgemein. Reisende Frauen waren<br />

außergewöhnlich und stießen häufig auf Kritik.<br />

Und dass Forscherinnen kaum jemals Anerkennung<br />

ihrer Arbeit in Form von Anstellungen <strong>an</strong><br />

wissenschaftlichen Instituten bekamen und<br />

schon die Ausbildung durch ein reguläres Studium<br />

die Ausnahme war – nun, die Geschichte<br />

kennen wir.<br />

Burgi Pirolt<br />

Bettina Beer: Frauen in der deutschsprachigen Ethnologie. Ein H<strong>an</strong>dbuch.<br />

Böhlau Verlag, 2007, 41,10 Euro (Ö)<br />

lese zeichen<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41


ge. sehen<br />

Geschmack der Kakerlake<br />

Barbarische Momente des Glücks: Michèle Thoma hat sich das Theaterstück „Die Kraft einer Hölle“ <strong>an</strong>gesehen.<br />

42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

„Nahe dem wilden Herzen“.<br />

„Von Traum zu Traum“. „Der<br />

Apfel im Dunkeln“. „Die Passion<br />

nach G.H.“ „Eine Lehre oder<br />

das Buch der Lust“. „Die Nachahmung<br />

der Rose“. „Die Sternstunde.“<br />

All das sind Titel der Bücher von Clarice<br />

Lispector. Eine geheime, rätselhafte<br />

Schönheit geht von ihnen aus. Die geheime,<br />

rätselhafte Schönheit ihrer Texte.<br />

Das Herz klopft beim Lesen der Sätze.<br />

Von Satz zu Satz.<br />

Von Satz zu Satz über Abgründe. In<br />

den Abgrund hinein. „Ich will den Stoff,<br />

aus dem die Dinge gemacht sind. Die<br />

Menschheit erschöpft sich darin, sich<br />

zu vermenschlichen, als wäre es eine<br />

Notwendigkeit. Und diese falsche Vermenschlichung<br />

verhindert den Menschen<br />

und verhindert auch seine<br />

Menschlichkeit. Es gibt etwas, das umfassender<br />

ist, dumpfer, tiefer, weniger<br />

gut, weniger verwerflich, weniger schön,<br />

obwohl auch dieses etwas Gefahr läuft,<br />

sich in unseren groben Händen in ‚Reinheit’<br />

zu verw<strong>an</strong>deln, in unsere Hände,<br />

die grob und voller Worte sind.“<br />

Es passiert nichts, aber das total. Ich<br />

verstehe alles, und d<strong>an</strong>n nichts mehr.<br />

Das k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nicht mehr verstehen. Da<br />

gibt es kein Verständnis mehr. Da verliert<br />

m<strong>an</strong> den Verst<strong>an</strong>d und gewinnt<br />

den Geschmack der Kakerlake. Den barbarischen<br />

Moment des Glücks. Die magische<br />

Einheit. Die Liebe also. Claire Lispector<br />

geht weit, so weit, zu weit,„jen-<br />

seits des Sagbaren“, sich fragend,„ob es<br />

noch eine <strong>an</strong>dere Welt in derselben Welt<br />

gibt, die m<strong>an</strong>chmal durchscheint und<br />

m<strong>an</strong>chmal nicht.“ Laut der fr<strong>an</strong>zösischen<br />

Philosophin Hélène Cixous „…<br />

schreibt Rilke 24 Gedichte über die Rose.<br />

Aber Clarice Lispector lässt uns das stille<br />

Atmen einer Rose erleben.“<br />

Den Geschmack der Kakerlake lässt<br />

uns das Kosmos Theater erleben. Abscheu,<br />

Ekel, Grauen, Hinwendung, Hinschauen.<br />

Anschauung. Kommunion.<br />

Der Horror-Trip einer Hausfrau wird<br />

in der Eigenproduktion „Kraft einer Hölle“<br />

– Perform<strong>an</strong>ce für Tänzerin und<br />

Schauspielerin – unter der Regie von<br />

Evelyn Fuchs sparsam und eindringlich<br />

inszeniert. Der von A. Hutter für die<br />

Bühne bearbeitete Text stammt aus<br />

dem <strong>an</strong> die Passionsgeschichte <strong>an</strong>gelehnten<br />

Rom<strong>an</strong> „Die Passion nach G.H.,“<br />

der als einer der verstörendsten der<br />

Weltliteratur bezeichnet wird.<br />

Auf der Bühne die Vorderfront eines<br />

Kastens, unter der sich ein Wesen<br />

hervor windet. In einem Trikot aus<br />

fahlfarbenem Fleisch. Das Sich-Gegenüberstehen<br />

der beiden Geschöpfe.<br />

Der Butoh-Todest<strong>an</strong>z der halb zerquetschten<br />

Kakerlake, aus der die eigene<br />

Subst<strong>an</strong>z sich quält. Natascha Wöss<br />

t<strong>an</strong>zt die Kakerlake. Ihr Innenleben. Ihre<br />

Seele. Alex<strong>an</strong>dra Sommerfeld verkörpert<br />

und spricht den Text – <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs vor<br />

Video-Projektion der von ihr dargestellten<br />

Figur – in atemloser Sp<strong>an</strong>nung.<br />

Fotos:Bettina Frenzel<br />

Eine Begegnung mit einer Autorin,<br />

die berühmt, aber unbek<strong>an</strong>nt ist. Einer<br />

Frau, auf Fotos von scheuer Schönheit,<br />

verrätselt <strong>an</strong>ziehend wie ihre Texte und<br />

genau so unnahbar. Clarice Lispector,<br />

geboren 1920 als Tochter jüdischer Eltern<br />

in der Ukraine, in Brasilien aufgewachsen,<br />

Lehrerin, Journalistin, wird<br />

nach ihrer Rückkehr aus Europa und<br />

den U.S.A., wohin sie ihren im diplomatischen<br />

Dienst stehenden M<strong>an</strong>n begleitete,<br />

zur berühmtesten Schriftstellerin<br />

Brasiliens, wo sie 1977 stirbt. Sie wird<br />

mit Kafka, Woolf, den Expressionisten<br />

verglichen, als Mystikerin bezeichnet.<br />

Im <strong>an</strong>gelsächsischen Raum v. a. im Kontext<br />

mit der feministischen Gesellschaftskritik<br />

von Virginia Woolf gesehen.<br />

Die deutschsprachige Rezeption<br />

geht auf die Ausein<strong>an</strong>dersetzung fr<strong>an</strong>zösischer<br />

PhilosophInnen und AutorInnen<br />

mit ihrem Werk zurück, v.a. auf die<br />

Dichter-Philosophin und Sprachkritikerin<br />

Hélène Cixous und ihrem Blick auf<br />

die „écriture féminine“( „weibliche<br />

Schrift“), die in ihrem subversiven<br />

Kampf die Sprache in den Mittelpunkt<br />

ihrer Kritik stellt und die Konventionen<br />

im Denken der männlichen, abendländischen<br />

Kultur <strong>an</strong>greift.<br />

Eine Gefährtin, schreibt Cixous, eine<br />

zeitgenössische Frau, eine, die den<br />

Raum des Weiblichen, der des Männlichen<br />

fähig sei, besetzt.<br />

Schön, ihr im Kosmos begegnet zu<br />

sein. ❚


musik.t<strong>an</strong>z<br />

5.4., Wien<br />

Le Gr<strong>an</strong>d Bal de Diversité. Die Ballnacht<br />

der Vielfalt verbindet Menschen<br />

unterschiedlicher Herkunft und<br />

Religion, mit Behinderung oder ohne,<br />

Frauen und Männer, hetero- und<br />

homosexuell, alt und jung<br />

Jugendstiltheater am Steinhof, 1140 Wien,<br />

Baumgartner Höhe 1, Einlass: 19.30,<br />

Eröffnung: 21.00 Uhr, Vorverkauf<br />

35,-/27,- Euro, Abendkasse 43,-/35,- Euro<br />

11.4., 20.00, Salzburg<br />

Rebekka Bakken – Unplugged<br />

ARGE Kultur, 5020 Salzburg, Josef-Preis-<br />

Allee 16, T. 0662/84 87 84,<br />

office@argekultur.at, www.argekultur.at,<br />

19,-/22,-/25,- Euro<br />

22.-24.4., 20.30, Wien<br />

Schüttelsprach mit Saitenhieb. Collage<br />

aus Kl<strong>an</strong>g, Wort und Stimme.<br />

Mit: Linde Prelog, Edda Breit, Melissa<br />

Colem<strong>an</strong>, Margarethe Deppe, Gudula<br />

Urb<strong>an</strong><br />

KosmosTheater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,<br />

office@kosmostheater.at,<br />

www.kosmostheater.at,<br />

Kosten: 16,-/13,- Euro<br />

25.-26.4., 28.-30.4., 20.00, Wien<br />

Doris Uhlich: Spitze. Eine Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

mit dem klassischen T<strong>an</strong>z,<br />

seinen Menschen, seinen Hierarchien,<br />

seiner Illusionswelt, seinen Körperbildern,<br />

seinem Publikum<br />

brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5,<br />

T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at,<br />

www.brut-wien.at, 13,-/7,- Euro<br />

2.5., 00.45, Krems<br />

The Go! Team.<br />

donaufestival, Messegelände, Halle 1,<br />

3500 Krems, Utzstr. 12, Kosten: siehe<br />

www.donaufestival.at<br />

film<br />

bis 6.4., Wien<br />

Kino wider die Tabus – die filmische<br />

Darstellung der „sexuellen Befreiung“<br />

1963-1976<br />

Filmmuseum, Infos und Filmliste unter:<br />

www.filmmuseum.at, T. 01/533 70 54,<br />

office@filmmuseum.at<br />

23.-27.4., Köln<br />

Internationales Frauenfilmfestival.<br />

Länderschwerpunkt China<br />

Spielorte: Filmforum NRW im Museum<br />

Ludwig, Metropolis Kino, Filmpalette, Köln,<br />

info@frauenfilmfestival.eu,<br />

www.frauenfilmfestival.eu<br />

theater.kabarett<br />

15.4., 20.30, Wien<br />

Ladies Night. Mit: Eva D., Sus<strong>an</strong>ne<br />

Draxler, Christina Förster, Silvia Hagler,<br />

Nicole D. Käser, T<strong>an</strong>ja Simma, Ingeborg<br />

Schwab, Gerti Tröbinger, Christa<br />

Urb<strong>an</strong>ek u.v.a.<br />

KosmosTheater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,<br />

office@kosmostheater.at,<br />

www.kosmostheater.at,<br />

Kosten: 13,-/11,- Euro<br />

16.4., 18.4., 19.00, Wien<br />

Pfleiderer/Steinbuch/Becker:<br />

R. – Destillat. Text: Gerhild Steinbuch,<br />

Inszenierung: Julie Pfleiderer und<br />

Philipp Becker. Mit: Eva Bay, Angelika<br />

Krautzberger u.a.<br />

brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5,<br />

T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at,<br />

www.brut-wien.at<br />

Filmstill „Lezzieflick“ © N<strong>an</strong>a Swiczinsky<br />

diagonale<br />

18.4., 21.00, 19.4., 20.00, Wien<br />

Fräulein Wunder AG: (I c<strong>an</strong>’t get no)<br />

Satisfaction. Von und mit Fräulein<br />

Wunder AG: Anne Bonfert, Mel<strong>an</strong>ie<br />

Hinz, Verena Lobert, V<strong>an</strong>essa Lutz,<br />

Malte Pfeiffer, Carmen Waack<br />

brut im Konzerthaus, 1030 Wien,<br />

Lothringerstraße 20, T. 01/587 05 04,<br />

tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at<br />

24.-27.4., 15.-18.5., 20.00, Wien<br />

Regina Hofer:„Afrika“. Wenn Regina<br />

Hofer den Arztkoffer gegen den Kabarettkoffer<br />

tauscht, bleibt sie trotzdem<br />

der Untersuchung der menschlichen<br />

Schwächen treu und legt „Hiesige und<br />

Dasige“ beherzt auf die Couch<br />

Spektakel, 1050 Wien, Hamburgerstraße 14,<br />

T. 01/587 06 53, office@spektakel.at,<br />

www.spektakel.biz, Kosten: 15,-/12,- Euro<br />

19.4., 20.00, Wien<br />

Ein Lob den dummen Frauen! Theater-<br />

Nachwuchs-Wettbewerb. Vier Projekt<br />

von vier Frauen sind in der Endrunde<br />

Theater Drachengasse, 1010 Wien,<br />

Drachengasse 2, T. 01/512 13 54,<br />

theater@drachengasse.at,<br />

www.drachengasse.at<br />

seminar.workshop<br />

2.-4.5., Berlin<br />

2nd Tr<strong>an</strong>sgender Council. Make hum<strong>an</strong><br />

rights work<br />

Berlin, www.tgeu.org/council<strong>2008</strong>,<br />

council<strong>2008</strong>@tgeu.org, Kosten: 70,- Euro<br />

24.4., 19.00, Graz<br />

Keine Lust,was nun, keine Lust, was<br />

tun? Referentin: Eva Fellner-Rzehak.<br />

Workshop mit Gebärdendolmetscherin<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. T. 0316/83 79 98,<br />

Kosten: 8,- Euro<br />

24.4., 19.00, 25.4., 9.30-21.00, Wien<br />

Tagung: Ein weiblicher „Prager Kreis“?<br />

Gesellschaftlich und literarisch engagierte<br />

jüdische Frauen in Prag zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

Tschechisches Zentrum, 1010 Wien,<br />

Herrengasse 17, www.univie.ac.at/iwk<br />

vortrag.diskussion<br />

7.4., 16.00, Graz<br />

Die Klitoris, die schöne Unbek<strong>an</strong>nte.<br />

Ringvorlesung der Medizinischen Universität<br />

Graz: Gender Medicine – Geschlechterforschung<br />

in der Medizin.<br />

Vortrag von Kerstin Pirker<br />

HS D im Hörsaalzentrum der medizinischen<br />

Universität, 8036 Graz, Auenbruggerplatz 15,<br />

kostenlos<br />

9.4., 19-20.30, Salzburg<br />

Der „kleine“ Unterschied und seine<br />

Folgen: Was ist eigentlich Frauengesundheit?<br />

Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020<br />

Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/44 22 55,<br />

office@fgz-isis.at, www.frauengesundheitszentrum-isis.at,<br />

kostenlos<br />

21.4., 18.30, Wien<br />

Mari<strong>an</strong>ne Baumgartner:„Der Feueratem,<br />

der das werdende Unternehmen<br />

beseelte ...“ Vortrag im Rahmen von:<br />

Frauennetzwerke in Wissenschaft und<br />

Kunst. Utopie und Wirklichkeit<br />

Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090<br />

Wien, Berggasse 17/1, T. 01/317 43 42,<br />

iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk<br />

22.4., 20.00, Wien<br />

Gini Müller:„Possen des Performativen.<br />

Theater, Aktivismus und queere<br />

Politiken“. Anschl. Podiumsdiskussion<br />

mit Monika Meister, Tina Leisch, Gerald<br />

Raunig, Haiko Pfost<br />

brut im Künstlerhaus (Foyer), 1010 Wien,<br />

Karlsplatz 5, www.brut-wien.at, Eintritt frei<br />

23.4., 22.30, Wien<br />

streitBAR @ Geschichten aus dem Wiener<br />

Wald. Die Nachtseiten der Sexarbeit<br />

Diskussion über den „Strich“: Klischee<br />

und Wirklichkeit<br />

Rote Bar im Volkstheater, 1070 Wien,<br />

Neustiftgasse 1, info@volkstheater.at,<br />

www.volkstheater.at<br />

ausstellung<br />

bis 1.6., Linz<br />

EVA & ADELE. Rot – Neue Malerei und<br />

Zeichnung<br />

Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-<br />

Koref-Promenade 1, T. 0732/70 70-36 00,<br />

www.lentos.at, Kosten: 6,50/4,50 Euro,<br />

tgl. 10-18.00, Do 10-21.00<br />

bis 28.6., Wien<br />

Stilleführung. Fotoausstellung von<br />

Bettina Frenzel<br />

KosmosTheater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,<br />

<strong>an</strong>. künden<br />

Anf<strong>an</strong>g <strong>April</strong> findet in Graz das Festival des österreichischen Films statt. Diesmal als Schwerpunkte: Afrika, ex-jugoslawische<br />

Nachbarstaaten, Migration, Leben in der Fremde oder Fremd-Sein im eigenen L<strong>an</strong>d. Die Personale<br />

widmet sich heuer dem Werk von Jasmila Zb<strong>an</strong>ic (Grbavica). Außerdem gibt’s die Doku „Let’s do it! – The Making<br />

of a Queer Porn” (Si.Si. Klocker) sowie die Premiere von N<strong>an</strong>a Swiczinskys „Lezzieflick“.<br />

Festivalzentrum Kunsthaus Graz, 8010 Graz, Lendkai 1<br />

Kinos: UCI Kinowelt Annenhof, Schubertkino, Augartenkino kiz, Geidorf Kunstkino, Filmzentrum im Rechbauerkino,<br />

www.diagonale.at<br />

Foto: Karin Lernbeiss, w w w.azumimura.com<br />

www.kosmostheater.at, Geöffnet <strong>an</strong><br />

Spieltagen, Eintritt frei<br />

bis 13.4.<strong>2008</strong><br />

Bilder einer Ausstellung. Catrin Bolt<br />

inszeniert eine Ausstellung in verschiedenen<br />

Akten<br />

Salzburger Kunstverein, Künstlerhaus,<br />

5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3,<br />

T.0662/84 22 940, office@salzburgerkunstverein.at,<br />

Di-So 12-19.00, Eintritt frei<br />

bis 13.4.<strong>2008</strong><br />

Maria Hahnenkamp. Die Künstlerin<br />

präsentiert eine Rauminstallation mit<br />

einer Fülle von Bildern, sowie gesungenen,<br />

gesprochenen und projizierten<br />

Texten<br />

Salzburger Kunstverein, Künstlerhaus,<br />

5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3,<br />

T.0662/84 22 940, office@salzburgerkunstverein.at,<br />

Di-So 12-19.00, Eintritt frei<br />

bis 30.4., Hittisau<br />

Die Schönheit der Welt einf<strong>an</strong>gen ...<br />

Lala Aufsberg<br />

Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501,<br />

T. 05513/62 09 30,<br />

kontakt@frauenmuseum.com,<br />

www.frauenmuseum.com,<br />

Öffnungszeiten: Do 18-20.00, Fr, Sa 15-17.00,<br />

So 14-18.00, Kosten: 3,- Euro<br />

bis 5.4., Wien<br />

Andrea Geyer: The past never ch<strong>an</strong>ges<br />

Galerie Hohenlohe, 1010 Wien,<br />

Bäckerstraße 3, T. 01/512 97 20,<br />

galerie@galeriehohenlohe.at,<br />

www.galeriehohenlohe.at<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43


<strong>an</strong>. künden<br />

bis 7.6., Wien<br />

MATRIX. Geschlechter| Verhältnisse|<br />

Revisionen. Die Ausstellung zeigt<br />

künstlerische Arbeiten aus der Sammlung<br />

der Stadt Wien, die das breite<br />

Themenfeld Gender in vielfältiger<br />

Weise reflektieren<br />

Museum auf Abruf, 1010 Wien,<br />

Felderstraße 6-8, www.musa.at, Di-Fr<br />

11-18.00, Do 11-20.00, Sa 11-16.00, So, Mo,<br />

Feiertage geschlossen, Eintritt frei<br />

bis 18.4., Wien<br />

Anna Schreger: Therapiet<strong>an</strong>kstelle<br />

Museum auf Abruf, 1010 Wien,<br />

Felderstraße 6-8, artothek@musa.at,<br />

www.musa.at, Di-Fr 11-18.00, Do 11-20,<br />

Sa 11-16.00, So, Feiertage geschlossen<br />

bis 19.4., Wien<br />

HAVE THE CAKE AND EAT IT, TOO.<br />

Institutionskritik als instituierende<br />

Praxis. Mit Arbeiten von Bini<br />

Adamczak,Anna Sigmond Gudmundsdottir,<br />

Marit Paasche, Nuria Vila u.a.<br />

Kunsthalle Exnergasse / WUK, 1090 Wien,<br />

Währinger Str. 59, T. 01/401 21-41, kunsthalle.exnergasse@wuk.at,<br />

http://kunsthalle.wuk.at<br />

bis 19.5., Wien<br />

The white City of Tel Aviv – Tel Aviv’s<br />

Modern Movement. Die israelische<br />

Stadt verfügt über ein eizgartiges Ensemble<br />

von Häusern im Stil des „Neuen<br />

Bauens.“<br />

Az W, 1070 Wien, Museumsplatz 1,<br />

T. 01/522 31 15, office@azm.at, www.azw.at,<br />

Mo-So 10-19.00, Eintritt frei<br />

bis 22.6., Wien<br />

Leben! Juden in Wien nach 1945. Fotografiert<br />

von Margit Dobronyi, eine Installation<br />

von Ruth Beckerm<strong>an</strong>n<br />

Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Palais<br />

Eskeles, Dorotheergasse 11, T. 01/535 04 31,<br />

info@jmw.at, www.jmw.at,<br />

So-Fr 10-18.00, 6,50/4,- Euro<br />

bis 30.5., Gmunden<br />

Sylvia Oppelt „Erwachen“<br />

Gesundheitszentrum Casa „Lacus Felix“,<br />

4810 Gmunden, Annastraße 7,<br />

Mo-Fr 9-12.00, und 15-18.30<br />

19.4.-8.6., Innsbruck<br />

Voice & Void. Die Gruppenausstellung<br />

widmet sich der Darstellung der<br />

Michèle Thoma<br />

menschlichen Stimme – und der Abwesenheit<br />

der Stimme – in der bildenden<br />

Kunst. Mit Werken von VALIE EX-<br />

PORT, Rachel Berwick, Anna Gaskell<br />

u.a.<br />

Galerie des L<strong>an</strong>des Tirol, 6020 Innsbruck,<br />

Maria-Theresien-Str. 45, T. 0512/508-31 71,<br />

taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at,<br />

Di-So 11-18.00, Do 11-20.00,<br />

Kosten: 3,-/1,50 Euro, So Eintritt frei<br />

bis 18.5.<strong>2008</strong>, Wien<br />

Die Korngolds. Klischee, Kritik und<br />

Komposition<br />

Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien,<br />

Dorotheergasse 11, T. 01/535 04 31,<br />

info@iwm.at, www.iwm.at, Kosten: 6,50/<br />

4,- Euro, So-Do 10-16.00, Fr 10-14.00<br />

lesung<br />

8.4., 19.00, Wien<br />

Barbara Frischmuth liest aus ihrem<br />

neu erschienenen Buch „Vergiss<br />

Ägypten“<br />

Alte Schmiede Literarisches Quartier, 1010<br />

Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46,<br />

www.alte-schmiede.at, Eintritt frei<br />

16.4., 19.00, Wien<br />

Friederike Mayröcker liest aus ihrer<br />

neu erschienenen Prosaarbeit „Paloma“<br />

Alte Schmiede Literarisches Quartier, 1010<br />

Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46,<br />

www.alte-schmiede.at, Eintritt frei<br />

17.4., 20.00, Wien<br />

Criminale <strong>2008</strong>: Die Mörderischen<br />

Schwestern. Ladies’ Crime Night. Mit:<br />

Ulla Lessm<strong>an</strong>n, Sabine Deitmer, Gisa<br />

Klönne, Sabine Naber u.v.a.<br />

KosmosTheater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at,www.kosmostheater.at,<br />

www.criminale.at, www.das-syndikat.com,www.moerderischeschwestern.eu,<br />

Kosten: 10,-/8,- Euro<br />

17.-20.4., Wien<br />

Vienna Lit Festival <strong>2008</strong>. Internationales<br />

Festival für englischsprachige Literatur.<br />

Lesungen, Perform<strong>an</strong>ces, Diskussionen,<br />

Workshops. Mit Rommi<br />

Smith, Jackie Kay, Mehru Jaffer u.a.<br />

Ratpack Vienna, 1080 Wien, Flori<strong>an</strong>igasse<br />

56, office@viennalit.at, www.viennalit.at<br />

25.4., 20.30, Wien<br />

Die Vorkämpferin: Anita Augspurg. Eine<br />

Text-Collage von und mit Jovita<br />

Dermota<br />

KosmosTheater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at,www.kosmostheater.at,<br />

Eintritt frei<br />

26.4., 20.30, Wien<br />

Gabriele Münter – Wassily K<strong>an</strong>dinsky:<br />

Die Farben der Liebe. Eine Collage von<br />

Jovita Dermota<br />

KosmosTheater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at,www.kosmostheater.at,<br />

Eintritt frei<br />

1 selbstverteidigung<br />

26.4., 14-19.00, 27.4., 10-15.00, Graz<br />

Selbst bewusst Sein – Selbst-<br />

Behauptung – Selbst-Verteidigung.<br />

Grundkurs für Frauen.<br />

Mit Andrea Hochegger<br />

SBZ Geidorf, 8010 Graz, Leechgasse 30,<br />

T. 0316/71 60 22-8, office@frauenservice.org,<br />

Kosten: 98,-/65,- Euro, Anmeldung bis 16.4.<br />

1<br />

Montag<br />

HILFE, ICH BIN EINE<br />

ZEITZEUGIN!<br />

Diskuthek im Frauencafé<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />

www.frauenzentrum.at,<br />

jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00<br />

Frauencafé<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />

www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00<br />

„Dykes on bikes“ Stammtisch.<br />

Der Motorradclub für Lesben<br />

7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19,<br />

dykes.on.bikes@gmx.at,<br />

www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo<br />

K-Gruppe gähn. Verliebt in Maoisten, Leninisten, Trotzkisten. Maoistin,<br />

Leninistin, Trotzkistin. In frisch gestürmten Frauenhäusern in fröhlichen<br />

Feuchtgebieten frischfröhlich herumspekulieren. Ausstaffiert mit einem<br />

magischen Spekulum. Gutgenährten Hausfrauen vor Einkaufszentren<br />

Frohbotschaften aus China aufdrängen. Vor Fabrikstoren im Schneegestöber<br />

dem unwilligen Proletariat die Erlösung verkünden. Statt in Prada<br />

in Parka. Die Spontis sind die Süßesten. Betteln in Südfr<strong>an</strong>kreich. Barfuß<br />

durch Marokko – oder wenigstens die Kärntnerstraße runter. Kuckucks-<br />

44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

fixtermin<br />

Encounter-Gruppe für Lesben und<br />

Frauen, die sich da nicht so sicher sind<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at,<br />

jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,<br />

Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro<br />

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />

Lambda<br />

X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/<br />

Raimundpassage 2, office@RKLambda.at,<br />

www.rklambda.at, jeden 1. Mo<br />

„Zwischen den Welten“ –<br />

Mamazonen. Erfahrungsaustausch<br />

für lesbische [Co]Mütter<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00,<br />

Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro<br />

First love. Sexualberatung für<br />

Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />

Rudolfstiftung, Schw<strong>an</strong>geren Ambul<strong>an</strong>z,<br />

3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00<br />

Dienstag<br />

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />

abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />

Welser Runde – Lesben-, Bi- und<br />

Schwulen-Treff<br />

Cafe – Music Pub Urstein, 4600 Wels,<br />

Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00<br />

Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für<br />

Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />

Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020<br />

Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich<br />

jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263,<br />

shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung<br />

erforderlich, kostenlos,<br />

www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer<br />

_Maedchen_un.747.0.html<br />

Babykino. Ein Film aus dem aktuellen<br />

Angebot, bei dem Kleinstkinder in<br />

den Kinosaal mitgenommen werden<br />

können<br />

Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71,<br />

www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />

jeden 2. Di ab 11.00<br />

Frauenplenum der Grünen<br />

Alternativen Jugend<br />

Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at,<br />

jeden letzten Di um 18:30<br />

Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />

aller Altersgruppen<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />

Info: T. 01/545 43 93<br />

ViennaMix. Verein von und für<br />

les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender<br />

Migr<strong>an</strong>tInnen in Wien<br />

Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,<br />

jeden 2. Di ab 20.00<br />

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />

sehr lieben“<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />

T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />

jeden Di 19.30-21.00<br />

Mittwoch<br />

Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden<br />

Mittwoch, 17.00, Innenministerium<br />

Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse<br />

7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at<br />

Frauencafé<br />

Jugendzentrum Agathon,<br />

3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />

Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />

jeden 1. Mi ab 19.30<br />

Frauencafè<br />

Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020<br />

Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />

www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00<br />

Tr<strong>an</strong>sgender-Treff<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab<br />

20.00<br />

Deutsch Konversation<br />

Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778,<br />

jeden Mi von 14-18.00<br />

Vereinscafé Anchorage.<br />

Das Café der erfüllbaren Wünsche:<br />

Offen für alle Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />

Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839,<br />

info@frauenlesbenzentrum.at,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi<br />

und Fr ab 20.30<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Gewalterfahrungen.<br />

Leitung: Bettina Reinisch<br />

Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />

Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />

www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7<br />

Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin<br />

Lesben-Fußballgruppe<br />

Aufschlag-BALLerinas<br />

nest. Gottesacker. Stationen auf dem Weg zur finalen Erleuchtung. Ex<br />

und Amen, Examen best<strong>an</strong>den! Out of the boots, back to the roots. Roggen<br />

<strong>an</strong>pfl<strong>an</strong>zen. Roggen schroten. Mutterkorn in der einzigen zuträglichen<br />

Vari<strong>an</strong>te zu sich nehmen. Schaf scheren. Spinnen. Melken, Molke,<br />

Säugen. Mit den <strong>an</strong>deren Klüften die Mondin <strong>an</strong>t<strong>an</strong>zen und sich fortpfl<strong>an</strong>zen.<br />

Sich Frau Mutter Erde hingeben. Dem Patriarchen den Bart kraulen.<br />

Den Legenden aus dem Gelobten L<strong>an</strong>d des Heiligen Kuhdungs lauschen,<br />

abends beim Herdfeuer. Von den s<strong>an</strong>ftäugigen, vierbeinigen Mutter-Göttinnen<br />

der L<strong>an</strong>dstraßen. Von tollen praktischen achtarmigen Shiva-Groopies.<br />

Von flammenden Witwen. Siddharta aus Floridsdorf was there!<br />

68 wird, gähn, 40. Wir werden gähn … Zeit, uns Zeitzeuginnen gebührend<br />

zu ehren! Zeit, unsere V_-Erfahrungen zu würdigen! Nicht nur<br />

den nackten Popsch aus AAO und der Kommune I. Nicht nur die Geliebte<br />

des Räuberhauptm<strong>an</strong>ns. Nicht nur den erleuchteten Schatten neben dem<br />

geilen Guru. Nicht nur die Schlauchdirndln, die geschlauchten Girlies aus<br />

dem Wienmuseum. Doch … huch … jetzt sind wir <strong>an</strong> allem SCHULD. Den<br />

Eisenh<strong>an</strong>s haben wir entm<strong>an</strong>nt. Böse Mädchen fahren mit dem Auto<br />

überall hin und vergrößern das Ozonloch. LOST BOYS und geile Greisinnen<br />

all over. Das kapitalistische Raubtier haben wir los gelassen. Überall<br />

Kochsendungen.<br />

Zum 80-er d<strong>an</strong>n vielleicht endlich PEACE!


PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />

Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30<br />

Lesbengruppe<br />

HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />

T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />

jeden Mi ab 19.00<br />

Offene Frauengruppe<br />

Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />

T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,<br />

Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00<br />

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />

Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />

Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,<br />

18-20.00, T. 01/587 67 50<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />

www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00<br />

Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für<br />

lesbische und bisexuelle Frauen.<br />

Leiterin: Christine Swarowsky<br />

Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg.<br />

15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at,<br />

www.courage-beratung.at, 14tägig,<br />

Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,-<br />

Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich<br />

Donnerstag<br />

HelpChat „Halt der Gewalt“<br />

Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet<br />

<strong>an</strong>onyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00<br />

Feministische Gespräche. Gemütliche<br />

Diskussionsrunde für Feministinnen<br />

FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6,<br />

T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im<br />

Monat, 19.00<br />

Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />

Restaur<strong>an</strong>t „Zur Brücke“, 4840<br />

Vöcklabruck, Vorstadt 8,<br />

www.hosilinz.at/gruppen/hosi_<br />

regenbogenstammtisch.html, jeden Do,<br />

20.00<br />

Lesbenabend<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00<br />

Salon de Femme<br />

2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00<br />

Offener Abend<br />

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />

www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />

jeden Do 20.30<br />

Barbetrieb von und für Frauen/Lesben<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eing<strong>an</strong>g<br />

Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-<br />

24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>küdigung<br />

FZ-Plenum<br />

FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6,<br />

T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30<br />

Mahnwache und Speakerscorner<br />

Treffpunkt vor dem K<strong>an</strong>zleramt zwischen<br />

20 u. 20.15, jeden Do<br />

Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,<br />

Lesben, Mädchen!<br />

Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung<br />

erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:<br />

http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,<br />

Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30<br />

Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />

Süchtige<br />

7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00<br />

Treffen der „Jungen Herzen“<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />

jeden Do ab 19.00<br />

Freitag<br />

1. Linzer Lesbenstammtisch<br />

Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,<br />

www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00<br />

Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben,<br />

Schwule u. TG-Personen Treffen<br />

Grünes Haus, 4040 Linz, L<strong>an</strong>dgutstraße 17,<br />

Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00<br />

Juden und Jüdinnen in Wien nach 1945<br />

Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />

Bi Stammtisch<br />

Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,<br />

SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr<br />

Welser Frauen-Stammtisch –<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,<br />

jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-<br />

P<strong>an</strong>therinnen – der Abend für<br />

Lesben und Freundinnen<br />

Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,<br />

Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />

T. 0316/366 601, Fr 19-23.00<br />

Vereinscafé Anchorage.<br />

Das Café der erfüllbaren Wünsche.<br />

Offen für alle Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />

T. 0512/580 839,<br />

info@frauenlesbenzentrum.at,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at,<br />

jeden Mi und Fr ab 20.30<br />

Barbetrieb mit Musik, Billiard,<br />

Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />

Von und für Frauen/Lesben<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eing<strong>an</strong>g<br />

Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr<br />

19-24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>kündigung<br />

g.spot for queers to check in &<br />

freak out<br />

Subzero, 7., Siebensterng. 27,<br />

jeden 1. Fr ab 22.00<br />

Offenes Treffen feministischer<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />

jeden 1. Fr<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />

www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi und Fr ab 21.00<br />

First love. Sexualberatung für<br />

Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />

Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambul<strong>an</strong>z, 22.,<br />

L<strong>an</strong>gobardenstr. 122<br />

Queerul<strong>an</strong>tinnen – die neue Unigruppe.<br />

Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen,<br />

Feizeitphilosophinnen u. <strong>an</strong>dere<br />

blümer<strong>an</strong>te Identitäten<br />

Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,<br />

Kontakt: queerul<strong>an</strong>tinnen@gmx.at<br />

Samstag<br />

Frauenstammtisch – Treffen für<br />

Lesben, bisexuelle und tr<strong>an</strong>sgender<br />

Frauen und Freundinnen<br />

Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />

Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />

www.stammtischkrems.info<br />

/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00<br />

Mostviertel Andersrum.<br />

Lesbisch/schwules Treffen<br />

Infos: mostviertel_<strong>an</strong>dersrum@hotmail.com,<br />

T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa<br />

Orl<strong>an</strong>do-Party<br />

6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00<br />

Sonntag<br />

HOSI Sonntagsbrunch<br />

Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4,<br />

Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00<br />

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />

interessierte Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />

T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at,<br />

jeden 1. So ab 10.30<br />

Sonntagscafé für Frauen mit und ohne<br />

Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten<br />

und letzten Sonntag im Monat<br />

FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6<br />

Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/402 87 54<br />

Frauenbadefreuden<br />

Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />

www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.:<br />

sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214,<br />

jeden 3. So 16-20.00<br />

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />

Provokation, feministische Literatur,<br />

veg<strong>an</strong>es Buffet<br />

E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />

Nach Vereinbarung<br />

Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird<br />

alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />

für Lesben und Schwule<br />

aus.weg, D-80469 München,<br />

Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de<br />

Frauenberatung<br />

Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />

7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />

7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />

Psychologische, juristische und<br />

arbeitsmarktpolitische Beratung<br />

sowie Sozialberatung für Frauen<br />

Die Tür – Frauenservicestelle, 7210<br />

Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626<br />

70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />

T. 02682/661 24<br />

Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.<br />

Auch muttersprachliche Beratung<br />

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,<br />

T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00,<br />

Di 17-19.00<br />

Maiz – Autonomes Integrationszentrum<br />

von & für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,<br />

maiz@servus.at, www.servus.at/maiz,<br />

Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00<br />

Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />

zu Verhütung und Essstörungen<br />

ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48,<br />

T. 0662/442 255, kostenlos<br />

<strong>an</strong>. künden<br />

Die Ausstellung widmet sich dem fotografischen Werk von Margit Dobronyi. Dobronyi hielt Feste, Hochzeiten, offizielle<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen – das Leben der jüdischen Gesellschaft nach dem zweiten Weltkrieg fest. Ruth Beckerm<strong>an</strong>n<br />

stellt 3500 Fotos aus, die als Installation durch Filmausschnitte <strong>an</strong>imiert und durch Video-Erzählungen verdichtet<br />

werden.<br />

bis 22.6., Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Dorotheergasse 11, T. 01/535 04 31, www.jmw.at<br />

Foto: DevonSproule.com<br />

Hotline Essstörungen des<br />

Frauengesundheitszentrums Graz<br />

Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo<br />

u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00<br />

Patchwork-Familien-Service.<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Jo<strong>an</strong>neumring<br />

3,T. 0664/231 14 99, Anmeldung<br />

erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro<br />

Verhütungsberatung für Mädchen<br />

und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />

Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />

abz.get ready. Die Beratungsstelle für<br />

junge schw<strong>an</strong>gere Frauen und junge<br />

Frauen mit Kind<br />

abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,<br />

T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />

www.abzaustria.at,<br />

Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Beratung, Kurse, Information für<br />

geistig oder mehrfach behinderte<br />

Frauen und ihre Angehörigen<br />

Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />

T. 01/714 39 39<br />

Bright Future für Frauen und Mädchen.<br />

1. Beratungsstelle für FGM<br />

Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,<br />

9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr<br />

9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Coming Out Gruppe<br />

Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150,<br />

www.villa.at/lilatip/modules/news,<br />

Anmeldungen: Mi 17-20.00<br />

Einzelberatung für Frauen in<br />

Krisensituationen<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!<br />

april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45<br />

Auf dem Weg in die Hochzeitsreise: Miriam Lieder (Ungar-Klein) am Schwechater Flughafen, 1971;<br />

Foto: Margit Dobronyi, Jüdisches Museum Wien.


Bunny Rabbit, Foto: Silent L<strong>an</strong>e<br />

<strong>an</strong>. künden<br />

donaufestival<br />

Das heurige Programm des Donaufestivals hat einiges<br />

für Queers <strong>an</strong>d friends zu bieten. Besonders dicht<br />

ist das Angebot am 25.4.: Da gibt’s eine Riot-Grrl-Perform<strong>an</strong>ce<br />

von Ann Liv Young, die Uraufführung von<br />

Gustavs neuer Platte (gemeinsam mit der Trachtenkapelle<br />

Dürnstein), Weltschmerz von Scott Matthew,<br />

heftig-fröhlichen Sound von The Hidden Cameras,<br />

lesbischen HipHop vom mysteriösen Duo Bunny Rabbit<br />

und <strong>an</strong>schließend die FMQueer Party mit Queers<br />

of the Stonage!!!! Und The Go! Team holen ihr Konzert<br />

vom letzten Jahr am 2.5. nach. Wow!<br />

donaufestival, 24.4.-3.5., 3500 Krems, Infos:<br />

www.donaufestival.at<br />

Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />

Frauenärztin. Mit Gabriele<br />

Knappitsch<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771<br />

Medizinische Sprechstunde für<br />

Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 71<br />

Progressive Muskelentsp<strong>an</strong>nung.<br />

Mit Petra Öllinger<br />

6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,<br />

petra.oellinger@web.de,<br />

www.petra-oellinger.at<br />

radio.fixtermin<br />

Mo 18.00-19.00<br />

Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />

Frauensendung<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),<br />

jeden 1. Mo<br />

Di 13.00-14.00<br />

Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on air.<br />

Weibliche Realitäten in den Ländern<br />

des „Südens“<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />

46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />

Mi 18.00-18.30<br />

Frauenzimmer. Die Plattform für<br />

frauenspezifische Information<br />

Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz<br />

Mi 18.00-19.00<br />

Or<strong>an</strong>gina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung<br />

für die g<strong>an</strong>ze Frau<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />

Do 18.00-19.00<br />

HOSI Lesbenradio<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Do<br />

Fr 19.00-20.00<br />

Space FEM FM Frauenradio<br />

Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,<br />

jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Radio UFF. Sendung des Unabhängigen<br />

FrauenForums<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Fr<br />

Sa 13.00-14.00<br />

Rainbow City-Radio für Lesben und<br />

Schwule<br />

Livestream: www.radiorainbowcity.de<br />

t<strong>an</strong>z.fest<br />

12.4., 21.00, Wien<br />

Klub Kohelet. Kindergeburtstag: live:<br />

Gameboymusicclub<br />

Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, Eintritt frei<br />

17.4.-17.5., Wien<br />

Balk<strong>an</strong> Fever Festival <strong>2008</strong>. Mit: Romengo,<br />

Irina Karamarkovic & L.A. Big<br />

B<strong>an</strong>d u.v.m.<br />

verschiedene Spielorte, Wien, Programm:<br />

www.balk<strong>an</strong>fever.at<br />

25.4., 01:00, Krems<br />

FMqueer Party mit Queers of the<br />

Stoneage (Czesch/Hölzl/Piper)<br />

donaufestival, Messegelände, Halle 2,<br />

3500 Krems, Utzstr. 12, www.fmqueer.at<br />

30.4., 19.00, Salzburg<br />

Grünes Frauenfest <strong>2008</strong> ... sich entwerfen<br />

können ... Eine Simone de Beauvoir<br />

Nacht. Theaterstück mit Anita<br />

Zieher. Im Anschluss: Das Grüne Frauenfest<br />

in der Walpurgisnacht<br />

ARGE Kultur, 5020 Salzburg, Josef-Preis-<br />

Allee 16, T. 0662/848784, office@argekultur.at,<br />

www.argekultur.at, Eintritt frei<br />

2.5., 21.00, Wien<br />

quote: Der Club gegen Schieflagen.<br />

quote vs. malmoe: Kampf der Chöre<br />

Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, Eintritt frei<br />

diverses<br />

19.4., 17-18.30, Graz<br />

FrauenStadtSpazierg<strong>an</strong>g:„Hexen, Huren,<br />

Straftäterinnen – Frauen und Justiz“.<br />

Mit Linda Tossold und Eva Taxacher<br />

Treffpunkt: Hauptplatz, Rathaus, 8020<br />

Graz, kostenlos<br />

20.4., 16-20.00, Wien<br />

Frauenbadefreuden. Sauna, Whirlpool,<br />

Schwimmbecken, Schönheitselixiere<br />

und kleine Erfrischungen<br />

Badehaus Sargfabrik, 1140 Wien,<br />

Goldschlagstraße 169, Anmeldung unter T.<br />

01/98898-214 oder sonja.c@gmx.at,<br />

Kosten: 15,50 Euro<br />

24.4., Wien<br />

Töchtertag<br />

Mit Ver<strong>an</strong>staltungen für junge Mädchen<br />

in allen Bundesländern<br />

www.toechtertag.at<br />

12.-13.4., 10.00, Wien<br />

Eingreifen gegen Rassismus, Anmeldung:<br />

Überweisung der Kursgebühren<br />

bis 30.3.<br />

FZ, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6<br />

Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/408 50 57, Kosten:<br />

je nach Einkommen, Anmeldung erforderlich,<br />

nur für Frauen!<br />

29.4., 10.00, Wien<br />

WEN DO – Schnupperkurs für<br />

Mädchen. Anmeldung: Überweisung<br />

der Kursgebühren bis 15.3.<br />

FZ, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6<br />

Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/408 50 57, Kosten:<br />

je nach Einkommen, Anmeldung erforderlich,<br />

nur für Frauen!<br />

Redaktionsschluss<br />

Termine 5/08: 10.04.<strong>2008</strong><br />

termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im Mai<br />

international<br />

Jap<strong>an</strong><br />

Feminismus, Queer People, soziale Bewegungen …<br />

international II<br />

New York<br />

Do It Yourself heißt nicht selber kochen<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibt’s u. a. in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />

ÖGB Buchverlag<br />

Kuppitsch<br />

Morawa<br />

Winter<br />

Frick International<br />

Lhotzkys Literaturbuffet<br />

Buchh. Polycollege<br />

Südwind<br />

Kunsthalle Shop<br />

Prachner<br />

Riedl<br />

Facultas am Campus<br />

Kuppitsch am Campus<br />

Löwenherz<br />

Südwind<br />

Infoladen Treibs<strong>an</strong>d<br />

Kulturver. Waschaecht<br />

Wagnersche Buchh.<br />

Amazone-Zentrum<br />

Bertha – Bücher & Produkte<br />

Hacek-Bücherei<br />

KBuch<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

T V<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1020<br />

1050<br />

1070<br />

1070<br />

1070<br />

1080<br />

1090<br />

1090<br />

1090<br />

1090<br />

4040<br />

4600<br />

6020<br />

6900<br />

8020<br />

9020<br />

9020<br />

03.04.,<br />

21.00<br />

AUF OKTO<br />

WEBSTREAM:<br />

WWW.OKTO.TV<br />

und auch in vielen deutschen Städten:<br />

www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Rathausstr. 21<br />

Schottengasse 4<br />

Wollzeile 11<br />

L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />

Schulerstr. 1-3<br />

Taborstr. 28<br />

Reinprechtsdorferstr. 38<br />

Mariahilferstr. 8<br />

Museumsquartier<br />

Museumsquartier<br />

Alser Str. 39<br />

Altes AKH, Alser Str. 4<br />

Altes AKH, Alser Str. 4<br />

Berggasse 8<br />

Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />

Rudolfstr. 17<br />

Dragonerstr.22<br />

Museumstr. 4<br />

Kirchstr. 39<br />

Siebenundvierzigerg. 27<br />

Paulitschgasse 5/7<br />

Universitätsstr. 90


frauenakademie<br />

der Katholischen<br />

Sozialakademie Österreichs<br />

Geld und Leben.<br />

Wirtschaftskompetenz<br />

entwickeln<br />

LEHRGANG 06_<strong>2008</strong> – 05_2010<br />

Feministische Ethik –<br />

Feministische Ökonomie<br />

Gestaltungs- und<br />

Führungskompetenz von Frauen<br />

Innovationsprojekte<br />

Nähere Informationen: www.ksoe.at, office@ksoe.at oder 01-310 51 59


<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 04/08, 22. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

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