April 2008 (PDF) - an.schläge
April 2008 (PDF) - an.schläge April 2008 (PDF) - an.schläge
an.schläge 04/2008 an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN april e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- thema 1968 flog die Tomate und die zweite Frauenbewegung nahm ihren Anfang kultur 2008 erscheinen die Memoiren von Lassie-Singer Christiane Rösinger
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- Seite 48: an.schläge Nr. 04/08, 22. Jahrgang
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 04/<strong>2008</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN april<br />
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-<br />
thema<br />
1968<br />
flog die Tomate und die zweite<br />
Frauenbewegung nahm ihren Anf<strong>an</strong>g<br />
kultur<br />
<strong>2008</strong><br />
erscheinen die Memoiren von<br />
Lassie-Singer Christi<strong>an</strong>e Rösinger
Ausschreibung des vierten<br />
Durchg<strong>an</strong>gs von<br />
Das Mentoring-Programm der Universität<br />
Wien startet in die nächste Runde!<br />
ist ein Programm zur Förderung von<br />
Nach wuchswissenschafterinnen durch renommierte<br />
Professorinnen und Professoren der Universität<br />
Wien.<br />
Dissert<strong>an</strong>tinnen, Postdoktor<strong>an</strong>dinnen und Habilit<strong>an</strong>dinnen<br />
der Universität Wien sind herzlich<br />
eingeladen, sich für die neue Programmperiode<br />
zu bewerben!<br />
Die Bewerbungsfrist für Mentees beginnt am<br />
7. <strong>April</strong> <strong>2008</strong> und endet am 5. Mai <strong>2008</strong>.<br />
Kontakt:<br />
Mag.ª Waltraud Schlögl<br />
Referat Frauenförderung und Gleichstellung<br />
T +43-1-4277-184 67<br />
mentoring.frauenfoerderung@univie.ac.at<br />
www.univie.ac/women/mentoring
auf.takt<br />
1968 allerorten. Auch in den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n. Es ist allerdings<br />
das feministische 68, auf das wir <strong>an</strong>lässlich<br />
des 40-Jahr-Jubiläums zurückblicken. Die rote Tomate<br />
ist der rote Faden, der nicht alleine die Texte<br />
des Themas durchzieht. Geworfen wurde das legendäre<br />
Stück Gemüse 1968 auf einer Konferenz<br />
des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes<br />
(SDS). Helke S<strong>an</strong>ders feministische Kritik war dort<br />
von den Genossen ignoriert worden, woraufhin<br />
Sigrid Rüger all ihren Mut zusammen und den<br />
SDS-Vorst<strong>an</strong>d ins Visier nahm. Im Interview erzählt<br />
S<strong>an</strong>der von den Vorbedingungen und Folgen<br />
des geschichtsträchtigen Wurfs (ab S. 16).<br />
Bärbel Mende-D<strong>an</strong>nebergs Text „Die Tomate<br />
flog noch vorbei“ ist ein sehr persönlicher Rückblick<br />
auf die eigene Politisierung (S. 20f).<br />
Ute Kätzel und Gisela Notz hingegen ziehen<br />
Bil<strong>an</strong>z:Was hat die zweite Frauenbewegung erreicht,<br />
was nicht (S. 23)? Auch Michèle Thoma ist<br />
Zeitzeugin und erinnert sich <strong>an</strong> süße Spontis und<br />
Siddhartas aus Floridsdorf (S. 44).<br />
Außerdem in dieser Ausgabe: Studiengebühren<br />
führen zu studentischer Prostitution (S.<br />
10f), einkommensabhängige Kindergeldmodelle<br />
zu mehr treusorgenden Vätern (S. 8f).<br />
In Tel Aviv haben es orientalische Jüdinnen<br />
auch unter Feministinnen nicht leicht (S. 14f),<br />
Frauen im Musikbusiness auch nicht, sagt Christi<strong>an</strong>e<br />
Rösinger (S. 32f). Frauenfilme aus China<br />
sind beim Internationalen Frauenfilmfestival zu<br />
sehen (ab S. 34), immer dreister werdende AbtreibungsgegnerInnen<br />
der „Generation Benni“ nicht<br />
alleine in Italien (S. 5).<br />
And we proudly present: die neue Kolumnistin<br />
des lesben.nests. Denice Fredriksson, die<br />
Sängerin von Bon<strong>an</strong>za Jellybe<strong>an</strong>, schreibt über ihr<br />
Coming Out und darüber, wie verdammt hart es<br />
sein k<strong>an</strong>n to „looktalkwalkactfuckthink like a<br />
dyke“ (S. 37).<br />
Eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
thema politik<br />
forum<br />
arbeit<br />
kultur<br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
the more catholic the ...<br />
Make love, not abortion – Neue Missionen der Pro-Life-HardlinerInnen<br />
eltern.geld<br />
Papa-Prämie<br />
Seit Einführung des Elterngeldes pausieren deutsche Väter öfter<br />
studium.sexarbeit<br />
Seminar und Striptease<br />
Geldnot durch Studiengebühren: Studierende prostituieren sich<br />
israel.feminismus<br />
Jüdinnen, die auch arabisch sind<br />
Das Autonome Frauenzentrum in Tel Aviv fordert das Patriarchat heraus<br />
<strong>an</strong>.sage<br />
1968? Und weiter?<br />
Trotz Nichtrebellion der Töchter – unübersehbare Auswirkungen<br />
19.68<br />
Nicht Frauen-, Gesellschaftspolitik!<br />
Helke S<strong>an</strong>ders Tomatenwurf-Rede und die zweite Frauenbewegung<br />
forum.wissenschaft<br />
Das Unterscheiden hinterfragen<br />
Nix ist fix – auch nicht in der Psychiatrie<br />
arbeits.recht<br />
Ein erster Schritt oder nur eine Mogelpackung?<br />
Auch freie DienstnehmerInnen sind nun arbeitslosenversichert<br />
christi<strong>an</strong>e.rösinger<br />
Ich hasse das Wort ‚Frauenb<strong>an</strong>d‘<br />
Die Lassie Singers- und Britta-Musikerin hat ihre Memoiren geschrieben<br />
film.china<br />
Out of Beijing<br />
Migrationsgeschichten jenseits von Zirkusklischees beim Frauenfilmfestival<br />
china.film<br />
„So stelle ich mir auch das Leben vor ...“<br />
Sinologin Katharina Schneider-Roos kennt Chinas Independent-Filmszene<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Liebe und <strong>an</strong>dere Tiere<br />
Kryptische D<strong>an</strong>cefloorgestalten und neue Disco-Sensationen<br />
<strong>an</strong>.lesen<br />
Madres<br />
Elsa Osorios Rom<strong>an</strong> über Henker und Heldinnen in Argentinien<br />
ge.sehen<br />
Geschmack der Kakerlake<br />
Barbarische Momente des Glücks in „Kraft einer Hölle“<br />
05<br />
08<br />
10<br />
14<br />
23<br />
16<br />
24<br />
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32<br />
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35<br />
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<strong>an</strong>. uns<br />
04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />
e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at, office@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />
www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Koordinierende Redakteurinnen:<br />
Saskya Rudigier,redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,T. 01/920 16 76<br />
Lea Susemichel, office@<strong>an</strong>schlaege.at, T.01/920 16 78<br />
Buchhaltung, Abos:<br />
Svenja Häfner, buchhaltung@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />
abo@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Termine, Tipps:<br />
Bettina Enzenhofer, termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at<br />
Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,<br />
Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Katharina Nagele/k<strong>an</strong>a, Petra<br />
Öllinger/PÖ, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, Eva Steinheimer/ESt,<br />
Bettina Surtm<strong>an</strong>n/besu, Lea Susemichel/les,<br />
Michèle Thoma, Jenny Unger/jung, Irmi Wutscher/trude<br />
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Sylvia Böhm/syb, Denice<br />
Fredriksson, Silke Graf, Beate Hammond, Gabi Horak/GaH,<br />
Kathrin Iv<strong>an</strong>csits/kaiv, Ute Kätzel, D<strong>an</strong>iela Koweindl, Rosaly<br />
Magg, Bärbel Mende-D<strong>an</strong>neberg, Gisela Notz, Nicole<br />
Rennhofer/nr, Elisabeth Rolzhauser, Elisabeth Schäfer,Vina<br />
Yun, Lena Zamzow/lz<br />
plus.minus: Lea Susemichel<br />
Cover: Kathrin Schwab<br />
Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Joh<strong>an</strong>nes Brunnbauer, Comite 68,<br />
Margit Dobronyl, Karin Eckert, Yigal Eillam, Frauencafé<br />
Wien, Bettina Frenzel, Claudia Heynen, Silent L<strong>an</strong>e,<br />
Lauren Lyons, Marc Mer, Helke S<strong>an</strong>der, Kathrin Schwab,<br />
Lea Susemichel, N<strong>an</strong>a Swiczinsky<br />
Layout: Lea Susemichel<br />
Homepage: Mirjam Bromundt, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Druck: Tiskarna Druck, Wien<br />
© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorsp<strong>an</strong>n und Zwischentitel von der<br />
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen.<br />
Kürzungen vorbehalten.<br />
ISSN 1993-3002<br />
In 80 Pickerln um die Welt: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> in Hu<strong>an</strong>chaco, Peru<br />
Foto: Karin Eckert<br />
Betrifft: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 03/08<br />
Sehr gelungen<br />
Liebe Frauen von den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n!<br />
Ich wollte schon längst einfach<br />
schreiben, dass ich das Magazin<br />
super finde – ich bin seit<br />
vielen Jahren Abonnentin – und<br />
das bei weitem nicht nur, weil ich<br />
Euer Projekt unterstützenswert<br />
finde, sondern und vor allem<br />
auch, weil ich einfach das Produkt<br />
sehr schätze!<br />
Ich freu mich schon immer<br />
drauf, wenn die Zeitschrift endlich<br />
im Postkastel ist – und so<br />
f<strong>an</strong>d ich z. B. diesmal den Schwerpunkt<br />
über das Thema „Altern“<br />
sehr super gelungen, auch betreffend<br />
der Illustrationen.<br />
Ich freue mich auf das nächste<br />
Heft und schicke viele feministische<br />
Grüße! Li Gerhalter<br />
Betrifft: Frauenpreis „Veronika“, <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 03/08<br />
Erratum<br />
Irrtümlicherweise berichteten<br />
wir <strong>an</strong>lässlich der Frauenpreisverleihung<br />
in der Bezirksvertretung<br />
Rudolfsheim-Fünfhaus, dass Frau<br />
Elisabeth Ettm<strong>an</strong>n auch in der<br />
„Beratung am Eck“ ehrenamtlich<br />
engagiert ist. Tatsächlich arbeitet<br />
sie dort jedoch als Sozialberaterin.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:
Saskya Rudigier<br />
the more catholic the ...<br />
„Ich glaube nicht, dass Abtreibung ein Recht ist.“<br />
Äußerungen von fundamentalen LebenschützerInnen,<br />
deren Heiligenschein im Namen Gottes erstrahlt,<br />
hört m<strong>an</strong> von der „Generation Benni“ jetzt<br />
wieder öfter. Den Frieden der „Abtreibungsgesellschaft“<br />
stören die religiösen F<strong>an</strong>atikerInnen bek<strong>an</strong>ntlich am<br />
liebsten vor deren „Tötungsstätten“. Durch „stilles, <strong>an</strong>dächtiges“<br />
Beten, gerne auch mal marathongebetsvigilmäßig 24<br />
Stunden l<strong>an</strong>g, und nicht ohne dabei Abbilder der abgetriebenen<br />
Frucht des Leibes umgehängt zu haben.<br />
M<strong>an</strong>chmal tigern sie auch, wie zum Beispiel beim „1.000<br />
Kreuze für das Leben“-Marsch zum Frauentag in Münster,<br />
eindrucksvoll durch die Bezirke, um der Gesellschaft klar zu<br />
machen, dass sie vom Aussterben bedroht ist – wenn „das<br />
Morden“ weitergeht. Kindsmord, urteilen Hum<strong>an</strong> Life International<br />
(HLI) & Co, passiert auch schon durch die Einnahme<br />
der Pille und durch die Anwendung <strong>an</strong>derer Verhütungsmethoden.<br />
Mittel und Verbreitung ihres weltweiten Kreuzzuges gegen<br />
den „Babycaust“ sind bemerkenswert. Pro-Life-Hardliner-<br />
Sprachrohr, Gloria TV, hat unter dem Motto „the more catholic<br />
the better“ eine katholische K<strong>an</strong>zel im Internet und Bischof<br />
Laun ist so was wie der „Schutzpatron“ des Redaktionsteams<br />
(Jugend für das Leben) rund um Don Reto Nay.<br />
ProChoiceViolence-Videos, die die Gläubigen als Beweis von<br />
linken „Missbrauchsversuchen“ hochladen können und das<br />
An-den-Pr<strong>an</strong>ger-Stellen von „Abtreibern“ stehen neben hetzerischen<br />
Reden von „Seelsorgern“ über die unmoralische<br />
Verkommenheit der Welt oder entsetzten Kommentaren zu<br />
progressiveren Forderungen wie jene von Schutzzonen vor<br />
„Kultur des Todes“-Kliniken.<br />
Bedrohlich dar<strong>an</strong> ist vor allem, dass die Politik in verstärktem<br />
Maße mit diesen Ansinnen infiltriert und die Fristenlösung<br />
wieder thematisiert wird – obwohl die Zahl der<br />
Abtreibungen in westlichen Ländern zurückgeht und immer<br />
dort am seltensten in Anspruch genommen werden muss,<br />
wo der rezeptfreie Zug<strong>an</strong>g zur „Pille d<strong>an</strong>ach“ erleichtert ist<br />
und Verhütungsmittel am wenigsten moralische Bedenken<br />
hervorrufen – und diese auch in einer leistbaren Form <strong>an</strong>geboten<br />
werden. Die Forderung nach einem weltweiten Moratorium<br />
gegen Abtreibungen hat in Italien durch Guili<strong>an</strong> Fer-<br />
rara einen, nicht nur von KatholikInnen, umjubelten Initiator.<br />
Der Fernsehmoderator und Chefredakteur des konservativen<br />
Blattes „Il Foglio“ will die Stimmen von WählerInnen für den<br />
„wichtigsten zivilen Kampf des 21.Jahrhunderts gewinnen“<br />
und k<strong>an</strong>didiert bei der vorgezogenen Parlamentswahl Mitte<br />
<strong>April</strong> mit einer „Liste für das Leben“.<br />
Berlusconis ehemaliger Pressesprecher wird den Einzug<br />
ins Parlament zwar nicht schaffen, die Unterstützung des Vatik<strong>an</strong>s<br />
ist ihm aber sicher und l<strong>an</strong>dauf und -ab ist er der Held<br />
der kathpress. Der Fall „Silv<strong>an</strong>a“, jener Frau, die in der 21.<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftswoche einen legalen Abbruch wegen<br />
Chromosomen<strong>an</strong>omalie durchführen ließ und von einem Angestellten<br />
der Klinik auf Verdacht des Missbrauchs der Fristenlösung<br />
denunziert wurde, zeigt g<strong>an</strong>z deutlich, wie und wo<br />
ProLife-AktivistInnen <strong>an</strong>setzen, um ihre Moral wirksam unters<br />
Volk zu bringen.<br />
Das italienische Vorbild sorgt jedenfalls für weitere Abtreibungsmoratoriumsappelle.<br />
Auch der deutsche Bundestag<br />
wird aufgefordert, Artikel 2 (2) des Grundgesetzes „Jeder hat<br />
das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“ mit dem<br />
Zusatz „von der Zeugung bis zum natürlichen Tod“ zu ergänzen.<br />
Auf abtreibungsmoratorium.de k<strong>an</strong>n darüber abgestimmt<br />
werden, in welcher Zeitung (derzeit liegt die FAZ g<strong>an</strong>z weit vorne)<br />
der Mahnbrief <strong>an</strong> Merkel abgedruckt werden sollte.<br />
Ferraras „Make love, not abortion“-Botschaft wird in<br />
Österreich zwar so nicht kommuniziert, aber bei den L<strong>an</strong>dtagswahlen<br />
in Niederösterreich trat die Partei Die Christen<br />
(mit 8.309 Stimmen fast gleichauf mit KPÖ und BZÖ) in eine<br />
ähnliche Bresche, um auf ihren Slog<strong>an</strong> „leben.werte.zukunft“<br />
aufmerksam zu machen. Ihr K<strong>an</strong>didat Nr. 5 war übrigens<br />
Dietmar Fischer, HLI-Österreich-Chef. Kein Wunder, dass bei<br />
Treffen der L<strong>an</strong>desorg<strong>an</strong>isationen der Film „Ungeborene wollen<br />
leben“ gezeigt wird, um Stimmen zur Einleitung ihres<br />
Kinder- und Familienvolksbegehren zu werben.<br />
Dreißig Jahre nach Einführung der Fristenlösung Frauen<br />
immer noch als Opfer zu stigmatisieren, für die m<strong>an</strong> das<br />
Denken übernehmen muss, während „ethische“ Alli<strong>an</strong>zen für<br />
das ungeborene Leben sprechen, beweist, dass aufgrund bevölkerungspolitischer<br />
Interessen ein Backslash auf Kosten<br />
der Frauen stattfindet, der nicht ignoriert werden sollte.<br />
Ob Kinder oder keine, bestimmen wir alleine. ❚<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05
österreich <strong>an</strong>.riss<br />
preis.verleihung<br />
MiA <strong>2008</strong><br />
„Ich würde nicht mehr sagen:<br />
Das darf nie und nimmer infrage<br />
kommen.“<br />
Sagt Bettina Stadlbauer von der SPÖ. Und<br />
meint damit eine mögliche Koaliton mit der<br />
FPÖ. Bei sozialpolitischen Fragen sei m<strong>an</strong><br />
näher bei der FPÖ als bei der ÖVP, sagt Stadlbauer<br />
jetzt stattdessen. Und ist mit dieser<br />
Einschätzung keineswegs allein. Neben der<br />
vormals als links geltenden SPÖlerin ist auch<br />
die steirische SPÖ „offen für Gespräche“.<br />
Bleibt zu hoffen, dass sich sozialdemokratische<br />
WählerInnen nicht nur über das Liebäugeln<br />
der deutschen SPD mit der Linkspartei<br />
maßlos aufregen können, sondern auch dieses<br />
Ansinnen unverzeihlich finden.<br />
06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
Foto: Joh<strong>an</strong>nes Brunnbauer<br />
Am 7. März wurde zum ersten Mal die „MiA“ – eine Auszeichnung für besondere<br />
Leistungen von Frauen mit internationalem Hintergrund in und<br />
für Österreich – verliehen. Laut der Initiatorin des Awards, Staatssekretärin<br />
Christine Marek, soll der Preis vor allem zwei Zwecke verfolgen:„Zum einen<br />
geht es darum, positive Beispiele von Frauen mit Migrationshintergrund,<br />
die in Österreich eine neue Heimat gefunden haben, zu präsentieren<br />
und damit die öffentliche Wahrnehmung zum Positiven zu verändern.<br />
Zum <strong>an</strong>deren können gerade diese hervorragenden Frauen <strong>an</strong>deren Frauen<br />
Mut machen, Schritte zur eigenen Entfaltung zu setzen.“ Die ersten<br />
Preisträgerinnen in fünf Kategorien sind Gabrielle Costig<strong>an</strong>, Leiterin für<br />
globale Prozessoptimierung bei der OMV aus Australien, Marialena Fern<strong>an</strong>des,<br />
Pi<strong>an</strong>istin aus Indien, Emese Dörfler-Antal, Eisschnellläuferin aus<br />
Rumänien, Shams Asadi, Raumpl<strong>an</strong>erin aus dem Ir<strong>an</strong> und Beatrice Achaleke<br />
aus Kamerun für ihr gesellschaftliches Engagement bei der „Schwarze<br />
Frauen Community“. Doch die Verleihung des Preises stieß auch auf Kritik.<br />
Die für die Kategorie Wissenschaft und Forschung selbst nominierte Araba<br />
Evelyn Johnston-Arthur war von ihrer Nennung zurückgetreten. Die Begründung<br />
dafür formulierte sie in einem offenen Brief:„Einzelne schwarze<br />
Frauen und Migr<strong>an</strong>tinnen für ihre Erfolge vor den Vorh<strong>an</strong>g zu bitten,<br />
macht nicht Mut, sondern inszeniert Anerkennung bei gleichzeitiger Aber-<br />
studie I<br />
Glücklicher Hausm<strong>an</strong>n<br />
kennung grundlegender Menschenrechte“ (Beispiel: Fremdenrechtsgesetze).<br />
Johnston Arthurs offener Brief wurde von zahlreichen NGOs, unter <strong>an</strong>derem<br />
„SOS Mitmensch“,„Peregrina“ und „Lefö“, unterstützt. Bei der Preisverleihung<br />
wurde Johnston-Arthurs Ablehnung der Nominierung als „persönliche<br />
Entscheidung“ bedauert. pix<br />
www.mia-award.at, offener Brief nachzulesen unter: www.afrik<strong>an</strong>et.info<br />
nieder.österreich<br />
Anarchistisches Sommercamp<br />
Von populärwissenschaftlich aufbereiteten<br />
Studien zu unserem (Geschlechts)Verhalten ist<br />
erfahrungsgemäß nichts Gutes zu erwarten.<br />
Mit erfreulichen Ausnahmen: Männer, die im<br />
Haushalt helfen, haben den besseren Sex, hat<br />
eine solche Studie nun ergeben. Männer werden<br />
für ihr Engagement solcherart aber nicht<br />
etwa belohnt. Frauen finden putzende Männer<br />
vielmehr einfach deutlich <strong>an</strong>ziehender<br />
und attraktiver und sind durch die Arbeitsteilung<br />
auch insgesamt viel glücklicher. Und<br />
Glücklichsein wiederum wirkt sich auch im<br />
Bett sehr positiv aus. +<br />
Zehn Tage l<strong>an</strong>g abseits von gesellschaftlichen Zwänge gemeinsam leben,<br />
diskutieren, essen, arbeiten, kuscheln: So stellen sich die Org<strong>an</strong>isatorInnen<br />
das dritte <strong>an</strong>archistische Sommercamp in Österreich vor. Im<br />
nördlichen Niederösterreich wurde ein Gelände org<strong>an</strong>isiert mit mehreren<br />
Wiesen, einem Bach, Feuerplätzen und viel Platz zum Schlafen im<br />
Freien. Ein paar Betten stehen auch zur Verfügung. Ein Programm gibt<br />
es nicht, sondern es sollen jene Diskussionen und Workshops stattfinden,<br />
die sich unter den TeilnehmerInnen ergeben. Es k<strong>an</strong>n natürlich nur<br />
eine „relative Herrschaftsfreiheit“ sein – dessen sind sich die Org<strong>an</strong>isatorInnen<br />
bewusst, deshalb sind alle TeilnehmerInnen aufgefordert, diskriminierende<br />
Verhaltensweisen sofort zu thematisieren und gegebenenfalls<br />
einzugreifen.<br />
Es wird ein eigenes Zelt für Frauen und Tr<strong>an</strong>sgender geben. TeilnehmerInnen<br />
mit Kindern sind auch sehr willkommen, für die Kleinsten ist<br />
viel Platz zum Austoben und auch für sie gibt es ein eigenes Kinderzelt.<br />
Die Kinder sind auch ein Hauptgrund, warum es ein hundefreies Camp<br />
ist – Erfahrungen aus letzten Camps hätten gezeigt, dass eine größere<br />
Anzahl von Hunden auf dem Gelände zu mühsam wird. Auf der Homepage<br />
können Workshop-Ideen jetzt schon deponiert werden, oder im<br />
Zuge der Anmeldung per E-Mail. GaH<br />
www.a-camps.net/AST, Anmeldung: info@a-camps.net, Kosten: kein Fixbetrag, ca. 8,- Euro würden die Kosten abdecken,<br />
gerne auch mehr.<br />
studie II<br />
Depressive Ehefrau<br />
Nächste Studie: Frauen erkr<strong>an</strong>ken doppelt so<br />
häufig <strong>an</strong> Depressionen wie Männer. Jede zehnte<br />
Frau ist zumindest einmal in ihrem Leben betroffen,<br />
als Grund wird weiterhin vor allem die<br />
Mehrfachbelastung von Frauen gen<strong>an</strong>nt. Der<br />
österreichische Bundesverb<strong>an</strong>d für Psychotherapie<br />
hat aus diesem Grund zum Internationalen<br />
Frauentag die Möglichkeit einer Psychotherapie<br />
auf Kr<strong>an</strong>kenschein gefordert.<br />
Aufschlussreiches, wenn auch wenig überraschendes<br />
Detail der Studie: Verheiratete Frauen<br />
erwischt es besonders oft. Deutlich häufiger als<br />
ihre Ehemänner. –
steiermark<br />
Ein Jahr Beratungsstelle Leibnitz<br />
Die erste Frauenberatungsstelle im ländlichen Raum in der Steiermark,<br />
die Beratungsstelle Leibnitz, feierte am Frauentag ihr einjähriges<br />
Bestehen. Die Einrichtung wurde am 8.März 2007 eröffnet und<br />
wird von Eva Surma und S<strong>an</strong>dra Jakomini geführt. Ziel der Beratungsstelle<br />
ist es, Frauen auf dem L<strong>an</strong>d bei ihren spezifischen Problemen zu<br />
helfen und Netzwerke zu bilden, denn „es ist ein Unterschied ob Frauen<br />
in der Stadt oder am L<strong>an</strong>d leben“, so der „Verein-Freiraum“ in einer<br />
Aussendung.<br />
Im Laufe des ersten Arbeitsjahres der Einrichtung kristallisierten<br />
sich große Gruppen von Frauen auf dem L<strong>an</strong>d heraus, die Beratung in<br />
Anspruch nahmen. So wenden sich etwa Frauen mit Kindern, Frauen, die<br />
von Gewalt betroffen sind, Mädchen und Frauen mit Behinderung aber<br />
auch Migr<strong>an</strong>tinnen <strong>an</strong> die Beratungsstelle Leibnitz. Als Grund für den<br />
großen Zuspruch sehen Surma und Jakomini vor allem den Umst<strong>an</strong>d,<br />
dass sie selber Frauen vom L<strong>an</strong>d sind und somit auch das Leben von<br />
Frauen am L<strong>an</strong>d leben. Im Jahr 2007 wurden 435 Mädchen und Frauen<br />
beraten. pix<br />
www.verein-freiraum.at<br />
lefö<br />
Kampagne für Rechte von SexarbeiterInnnen<br />
Der Verein LEFÖ möchte wieder mit einer bundesweiten Kampagne<br />
auf die (fehlenden) Rechte von SexarbeiterInnen aufmerksam machen:„SexarbeiterInnen<br />
haben Lust … auf ihre Rechte!“. Start war am<br />
8. März, dem Internationalen Frauentag, die Abschlussver<strong>an</strong>staltung<br />
findet dieses Mal nicht zum Internationalen Hurentag am 2. Juni statt,<br />
sondern erst am 27. Juni – damit auch und gerade während der Fußball-Europameisterschaft<br />
im Juni die Rechte von SexarbeiterInnen<br />
thematisiert werden.<br />
Das komplette Programm ist auf der Homepage zu finden. Im<br />
<strong>April</strong> finden beispielsweise in Graz FrauenStadtSpaziergänge zum<br />
Thema „Hexen, Huren, Straftäterinnen – Frauen und Justiz“ statt und<br />
in Wien ist die Kampagne mit einer Diskussion über den „Strich“ im<br />
Volkstheater zu Gast. Ebenfalls sehenswert: Der Dokumentarfilm<br />
„Frauen am Strich“ am 29. <strong>April</strong> in der Frauenhetz. GaH<br />
www.lustaufrechte.at<br />
reform<br />
Gender Budgeting in die Verfassung<br />
Die Reform des Haushaltrechts wurde beschlossen und Leitfäden<br />
und Arbeitshilfen <strong>an</strong> die damit befassten Beschäftigten verschickt:<br />
künftig sollen sich Bund, Länder und Gemeinden bei der Budgeterstellung<br />
<strong>an</strong> tatsächlicher Gleichstellung von Frauen und Männern<br />
orientieren. Das verkündete Frauenministerin Doris Bures in einer<br />
Aussendung Mitte März. Gender Budgeting soll 2009 auch in der<br />
Verfassung ver<strong>an</strong>kert werden. Und weil die Umsetzung nicht so<br />
schnell gehen wird, sollen laufend mehr und mehr Projekte realisiert<br />
werden, bis „im Endausbau im Jahr 2013 Gender Budgeting ein<br />
Grundsatz der Haushaltsführung ist“. GaH<br />
Die beiträge zur feministischen theorie und praxis waren die<br />
größte und älteste Zeitschrift der autonomen Frauenbewegung in<br />
der BRD. Nach 25 Jahren wurden sie nun offiziell eingestellt. 1<br />
Lena Zamzow sprach mit Gisela Notz, die von 1985-1997 Redakteurin<br />
der Zeitschrift war. 2<br />
Ausgedünnter Blätterwald<br />
<strong>an</strong>.riss österreich<br />
Welche Idee st<strong>an</strong>d am Anf<strong>an</strong>g hinter dem Zeitungsprojekt?<br />
Auf der Suche nach mehr theoretischer Klarheit in den Frauenbewegungen<br />
und aus der Erkenntnis heraus, dass Frauenzusammenschlüsse<br />
mehr erreichen können als einzelne Frauen, brachte der „Verein sozialwissenschaftliche<br />
Forschung und Praxis für Frauen“ 1978 die Zeitschrift<br />
beiträge zur feministischen theorie und praxis heraus. Die Redaktion<br />
wollte ein breites Diskussionsforum schaffen.<br />
Was haben die beiträge innerhalb der feministischen Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />
bewirkt?<br />
Die Hefte enthalten ein großes Spektrum <strong>an</strong> internationalen feministischen<br />
Erkenntnissen und Diskussionen. Die Themen sind vielfältig,<br />
sie umfassen alles, was Frauen in besonderer Weise betrifft, aus einer<br />
feministischen Sicht. Die beiträge griffen nicht nur aktuelle Themen<br />
auf, sondern initiierten auch Debatten.<br />
Gab es eine außeruniversitäre Wahrnehmung der beiträge?<br />
Im Laufe der Jahre haben sich die beiträge zu einem <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Forum<br />
und Arbeitsmittel entwickelt, das sowohl in den Frauenbewegungen<br />
als auch in der politischen Bildungsarbeit sowie <strong>an</strong> Universitäten<br />
vielfältig genutzt wurde. Professorinnen, Frauenbeauftragte,<br />
Politikerinnen und Gewerkschafterinnen gehörten zu den Leserinnen<br />
und Autorinnen. Kongresse, Tagungen und Vortragsabende gehen auf<br />
die Initiative der beiträge zurück.<br />
Sind die beiträge ihrem Anspruch der Verknüpfung von Theorie und<br />
Praxis gerecht geworden?<br />
Die Zeitschrift war ein wichtiges Medium zur Vernetzung von Frauenprojekten<br />
und ein politisches und theoretisches Diskussionsforum der<br />
autonomen Frauenbewegung. Sie versuchte, feministische Theorien<br />
<strong>an</strong> ihrer Praxisfähigkeit zu messen. Heute scheinen alle Theorien in einen<br />
gesellschaftlichen Konsens integrierbar. Gerade in Zeiten des Sozialabbaus<br />
und der Ausdifferenzierung der Gender Studies bis zur Beliebigkeit<br />
wären die beiträge wichtig. Leider wurde ihr Wirkungskreis<br />
in den letzten Jahren immer begrenzter. Sie hinterlassen dennoch eine<br />
Lücke im ausgedünnten feministischen Blätterwald.<br />
1 Der Verlag könne sich nicht mehr tragen, heißt es in einem Schreiben <strong>an</strong> die AbonnentInnen:„Die hohen Produktionskosten<br />
stehen nicht mehr im Verhältnis zu den Einnahmen.“ Die Auflage der Zeitschrift ist von 3.000 Exemplaren vor zehn<br />
Jahren auf 600 gesunken. Zudem sei es für das ehrenamtlich arbeitende Redaktionsteam „immer schwieriger geworden,<br />
Autorinnen zu gewinnen“.<br />
2 Die Frauen des aktuellen Redaktionsteams waren leider nicht erreichbar. www.beitraege-redaktion.de<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07
eltern geld<br />
Papa-Prämie<br />
Mehr Väter denn je zuvor machen in Deutschl<strong>an</strong>d eine Babypause – wenn es auch meist eine recht kurze Pause ist.<br />
Aber wohin d<strong>an</strong>ach mit dem Kind? Von Svenja Häfner<br />
08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
„Wünschen Sie sich Kinder?<br />
Wie sieht diesbezüglich ihre Lebenspl<strong>an</strong>ung<br />
aus? Wissen Sie<br />
schon, wie und w<strong>an</strong>n Sie eine<br />
mögliche Elternzeit 1 in Ihre berufliche<br />
Karriere integrieren möchten?“<br />
Dass diese Art von Fragen in einem Vorstellungsgespräch<br />
unzulässig sind, ist<br />
unter Frauen hinreichend bek<strong>an</strong>nt. Im<br />
Falle eines Falles darf daher laut Europäischem<br />
Gerichtshof sogar so diplomatisch<br />
wie möglich geschummelt<br />
werden.<br />
Vätergeld. Dass dasselbe auch für Männer<br />
gilt, wird in Deutschl<strong>an</strong>d seit der<br />
Einführung des Elterngeldes am 1. Jänner<br />
2007 (siehe Kasten) zum ersten Mal<br />
wirklich relev<strong>an</strong>t. Denn immer mehr<br />
Männer kommen als potentielle Berufsunterbrecher<br />
auf Grund von Kinderbetreuung<br />
in Frage, was einige ArbeitgeberInnen<br />
bereits erleben durften. Laut<br />
Statistischem Bundesamt Deutschl<strong>an</strong>d<br />
(Destatis) in Wiesbaden wurden 2007<br />
10,5 Prozent der bewilligten Anträge auf<br />
Elterngeld von Vätern gestellt. Das ist im<br />
Vergleich zum früheren Erziehungsgeld<br />
eine Verdreifachung der Väterbeteiligung<br />
– Tendenz steigend. Noch ist die<br />
Aufteilung der Betreuungsmonate zwischen<br />
Müttern und Vätern sehr unausgeglichen.<br />
87 Prozent der Mütter be<strong>an</strong>spruchen<br />
Elterngeld für zwölf, weniger<br />
als ein Prozent für zwei Monate. Demgegenüber<br />
nehmen mehr als die Hälfte<br />
der Väter (sechzig Prozent) eine „Babyzeit“<br />
von zwei Monaten, zw<strong>an</strong>zig Prozent<br />
zwischen drei und elf und nur jeder<br />
fünfte eine Auszeit von zwölf Monaten<br />
in Anspruch. Eine ähnliche Schieflage<br />
besteht hinsichtlich der Höhe der Geldleistung.<br />
So sind es gerade mal 1,8 Prozent<br />
Frauen, die einen Betrag von 1.800,-<br />
Euro und mehr erhalten. Im Gegensatz<br />
dazu können zwölf Prozent der Männer<br />
diesen Betrag für sich verbuchen. Über<br />
die Hälfte der Mütter hat einen Bezug<br />
zwischen dreihundert und tausend Euro.<br />
Bei den Männern hingegen ist es nur<br />
ein Drittel. Auch in der Bezugssp<strong>an</strong>ne<br />
zwischen tausend Euro und 1.800,- Euro<br />
sind die Männer zu einem Drittel vertreten,<br />
während gerade mal elf Prozent der<br />
Frauen diese Summe erhalten.<br />
Besser für Besserverdienende. Wer, wie l<strong>an</strong>ge<br />
und in welchem Zeitraum Elterngeld<br />
bezieht und Elternzeit in Anspruch<br />
nimmt, muss von den Müttern und Vätern<br />
bei Antragstellung des Elterngeldes<br />
und in Absprache mit den ArbeitgeberInnen<br />
festgelegt werden. Da k<strong>an</strong>n es<br />
schon mal vorkommen, dass der gewünschte<br />
Zeitraum für den Vater aus<br />
betrieblichen Gründen nicht bewilligt<br />
oder einem Lehrer vorgeschlagen wird,<br />
seine Vätermonate doch in den Sommerferien<br />
zu nehmen. Auch können berufsspezifische<br />
Unterschiede hinsichtlich<br />
der Freistellung festgestellt werden.<br />
So müssen MitarbeiterInnen in der frei-
en Wirtschaft noch eher mit Widerständen<br />
von Seiten der ChefInnenetage<br />
rechnen als z. B. in Sozialberufen.<br />
Wie die frischgebackenen Mütter<br />
und Väter diese elternbezogene Entgeltersatzleistung<br />
beurteilen, hängt über-<br />
wiegend von ihrer vorherigen Erwerbstätigkeit<br />
und von ihrem Einkommen ab.<br />
Vor allem gut Verdienende reagieren<br />
positiv auf den <strong>an</strong>gemessenen fin<strong>an</strong>ziellen<br />
Ausgleich während ihrer Babypause.<br />
Selbst ein zeitweiliger Ausstieg des<br />
M<strong>an</strong>nes, der immer noch überwiegend<br />
ein höheres Gehalt bezieht, k<strong>an</strong>n eine<br />
Familie fin<strong>an</strong>ziell verkraften. Somit wird<br />
den Männern ein wirklicher Anreiz geboten,<br />
für einen bestimmten Zeitraum<br />
die Kinderbetreuung zu übernehmen.<br />
Und gut verdienenden Frauen bleibt<br />
mit dem Elterngeld eine eigenständige<br />
Existenzsicherung erhalten.<br />
Nicht Erwerbstätige, wie z. B. Studierende<br />
oder Hausfrauen/Hausmänner<br />
und gering Verdienende müssen im<br />
Vergleich zum vorherigen Erziehungsgeld<br />
allerdings fin<strong>an</strong>zielle Einbußen<br />
hinnehmen. Da waren m<strong>an</strong>che Frauen<br />
froh, dass ihre Kinder noch vor dem<br />
Stichtag auf die Welt gekommen sind.<br />
Somit kommen sie zehn Monate länger<br />
in den Genuss von dreihundert Euro im<br />
Monat, da das alte Erziehungsgeld über<br />
24 Monate läuft.<br />
Betreuungsplätze & Berufswiedereinstieg. Wohin<br />
allerdings mit den Kleinen, wenn<br />
die Bezugsdauer des Elterngeldes abgelaufen<br />
ist und die Eltern, entweder aus<br />
fin<strong>an</strong>zieller Notwendigkeit – dies betrifft<br />
vor allem Alleinerziehende – oder<br />
weil es ihr persönlicher Wunsch ist, wieder<br />
in ihren Beruf zurückkehren müssen<br />
bzw. wollen? Denn Betreuungsplätze<br />
für unter Dreijährige sind vor allem in<br />
den alten Bundesländern rar. Zwar gibt<br />
es bereits Bemühungen in Richtung<br />
mehr Betreuungsplätze für die Kleinsten<br />
– so kam es laut pro familia Konst<strong>an</strong>z<br />
in einigen Kindergärten schon zu<br />
Umstrukturierungen und zu Gruppenerweiterungen<br />
in Kinderkrippen –, doch<br />
bis das Betreuungsnetz befriedigend<br />
ausgebaut ist, liegt die Vermutung nahe,<br />
dass die Ver<strong>an</strong>twortung der Kinderbetreuung<br />
wie bisher bei den Müttern<br />
liegen wird. Somit ist eine Verzögerung<br />
des beruflichen Wiedereinstiegs von<br />
10,5 Prozent der bewilligten Anträge auf Elterngeld<br />
werden von Vätern gestellt. Das ist im Vergleich zum<br />
früheren Erziehungsgeld eine Verdreifachung der<br />
Väterbeteiligung – Tendenz steigend.<br />
Frauen auch weiterhin vorprogrammiert.<br />
Hinsichtlich der Kinderbetreuung<br />
für unter Dreijährige weist Österreich<br />
ähnliche Defizite auf, obwohl auch hier<br />
in den Ausbau von Betreuungsplätzen<br />
investiert wird. Doch das ist laut Aussage<br />
von Sonja Dörfler, Soziologin und<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin am<br />
Österreichischen Institut für Familienforschung<br />
(ÖIF) – wenn der tatsächliche<br />
Bedarf der Eltern als Maßstab her<strong>an</strong>gezogen<br />
wird – bei weitem zu wenig.„Und<br />
ein wesentlicher Punkt ist, dass nicht<br />
nur mehr Plätze real geschaffen werden<br />
müssten, sondern es müsste auch mehr<br />
Geld dafür investiert werden, um die Kosten<br />
für Eltern zu senken.“<br />
Drei Modelle. Sechs Jahre nach Einführung<br />
des Kinderbetreuungsgeldes<br />
(KBG) kam es in Österreich am 1. Jänner<br />
<strong>2008</strong> endlich zu einer Novellierung. So<br />
können Anspruchsberechtigte mittlerweile<br />
zwischen drei Bezugsmodellen 2 ,<br />
Elterngeld<br />
die in Dauer und Höhe variieren,<br />
wählen. Die Wahl der Leistungsart k<strong>an</strong>n<br />
jedoch nur einmal getroffen werden<br />
und ist auch für den zweiten Elternteil<br />
bindend.<br />
Darüber hinaus wurde die Zuverdienstgrenze<br />
auf 16.200,- Euro ausgeweitet.<br />
Weitere Verbesserungsvor<strong>schläge</strong><br />
wurden allerdings nicht berücksichtigt.<br />
So steht Alleinerziehenden weiterhin<br />
nicht die volle Bezugsdauer zu, wie<br />
Familien mit zwei Elternteilen. Auch<br />
wurde z. B. die Einführung einer 24<br />
Stunden Zuverdienstgrenze, die laut Ingrid<br />
Moritz, Leiterin der Arbeiterkammer<br />
Wien Abteilung Frauen und Familie,<br />
Kinderbetreuungsgeld und Elternteilzeit<br />
gut mitein<strong>an</strong>der kombinieren<br />
würde, aus Gründen der Gleichheitswidrigkeit<br />
abgelehnt. Ein wesentliches<br />
M<strong>an</strong>ko, nämlich die unterschiedliche<br />
Länge zwischen Bezugsdauer und arbeitsrechtlicher<br />
Karenz – in der Verg<strong>an</strong>genheit<br />
oft genug Ursache dafür, dass<br />
Frauen auf ihren Arbeitsplatz verzichteten,<br />
wurde mit der Neuregelung nicht<br />
vollständig behoben.<br />
Und was können wir in Österreich<br />
von den Neuerungen des KBGs in Sachen<br />
mehr Väterbeteiligung bei der Kinderbetreuung<br />
erwarten? „Möglicherweise<br />
wird mit den Kurzmodellen ein<br />
bisschen was erreicht“, so Ingrid Moritz.<br />
„Die Erwartung ist, dass die Väterbeteiligung<br />
ein bisschen <strong>an</strong>steigen wird,<br />
aber dass das jetzt der Schub für die<br />
partnerschaftliche Teilung wird, diese<br />
Erwartung haben wir nicht.“ ❚<br />
Mit der Geburt eines Kindes ab dem 1.1.2007, 00.00 Uhr erhalten Mütter und<br />
Väter in Deutschl<strong>an</strong>d das so gen<strong>an</strong>nte Elterngeld. Es h<strong>an</strong>delt sich dabei um<br />
eine elternbezogene Entgeltersatzleistung. Es k<strong>an</strong>n von einem Elternteil bis<br />
zu zwölf Monate, bei Beteiligung des zweiten Elternteils (überwiegend der<br />
Vater) bis maximal 14 Monate in Anspruch genommen werden. Alleinerziehende<br />
haben einen Anspruch auf 14 Monate. Für die Berechnung der Höhe<br />
des Elterngeldes wird das Nettoeinkommen der AntragstellerInnen her<strong>an</strong>gezogen<br />
und nicht, wie beim Erziehungsgeld, die Einkommen beider Elternteile.<br />
Die Höhe des Elterngeldes beläuft sich auf 67 Prozent des Nettoeinkommens<br />
der letzten zwölf Monate, jedoch mindestens dreihundert Euro und<br />
höchstens 1.800,- Euro. Allerdings k<strong>an</strong>n dieser Höchstbetrag überschritten<br />
werden, wenn es im Falle von Geschwistern oder bei Mehrlingsgeburten zu<br />
einer fin<strong>an</strong>ziellen Aufstockung des Elterngeldes kommt. Bei einem Einkommen<br />
unter tausend Euro steigt der Prozentsatz um 0,1 Prozent für je zwei Euro,<br />
um die das Einkommen von tausend Euro unterschritten wird. Die Eltern<br />
können das Elterngeld gleichzeitig oder nachein<strong>an</strong>der in Anspruch nehmen<br />
und die 14 Monate beliebig unterein<strong>an</strong>der aufteilen.<br />
geld eltern<br />
1 Entspricht der in Österreich bestehenden<br />
Karenz und k<strong>an</strong>n von Müttern<br />
und Vätern, die in einem Arbeitsverhältnis<br />
stehen, bis zu drei Jahren<br />
in Anspruch genommen werden. In<br />
dieser Zeit besteht Kündigungsschutz.<br />
2 Bis zum 36. Lebensmonat des Kindes<br />
(davon sechs Monate der zweite<br />
Elternteil) mit einem Bezug von 436,-<br />
Euro pro Monat oder bis zum 24. Lebensmonat<br />
(davon vier Monate der<br />
zweite Elternteil) mit einem Bezug<br />
von 624,- Euro pro Monat oder bis<br />
zum 18. Lebensmonat (davon drei<br />
Monate der zweite Elternteil) mit einem<br />
Bezug von achthundert Euro pro<br />
Monat.<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09
studium sexarbeit<br />
Seminar und Striptease<br />
Immer mehr Studentinnen prostituieren sich, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. In Fr<strong>an</strong>kreich gibt es<br />
laut Schätzungen bis zu 40.000 studentische Prostituierte. Mit Einführung der Studiengebühren nimmt diese<br />
Entwicklung auch in <strong>an</strong>deren Ländern zu. Von Silke Pixner<br />
Links:<br />
www.sophie.or.at<br />
www.hydra-ev.org<br />
10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
„Mes chères études“ zu deutsch<br />
„Mein teures Studium“, lautet<br />
der Titel des Buches der 19jährigen<br />
Studentin Laura D.<br />
In diesem Erfahrungsbericht<br />
erzählt sie von ihrem ersten Jahr als<br />
Studentin <strong>an</strong> der Pariser Universität<br />
und der ständigen Geldnot, <strong>an</strong> der sie<br />
leidet, und die sie schließlich in die Prostitution<br />
führt. Lauras Buch hat eine<br />
große mediale Diskussion über studentische<br />
Prostitution weit über die Grenzen<br />
Fr<strong>an</strong>kreichs ausgelöst, denn nicht<br />
nur Paris ist ein teures Pflaster. So stieg<br />
laut Studien die Anzahl von Studentinnen,<br />
die sich prostituieren, vor allem in<br />
Engl<strong>an</strong>d und Polen drastisch. Laut der<br />
Studie „UK Students <strong>an</strong>d Sex Work“ der<br />
Kingston University ist die Zahl der sich<br />
prostituierenden Studentinnen in Großbrit<strong>an</strong>nien<br />
seit 2000 um fünfzig Prozent<br />
gestiegen. Dabei gaben zehn Prozent<br />
der Befragten <strong>an</strong>, studierende Bek<strong>an</strong>nte<br />
zu haben, die als Stripperinnen, Prostituierte<br />
oder Masseurinnen arbeiten.<br />
Internationales Problem. Aber sind solche<br />
Studien auch auf Deutschl<strong>an</strong>d oder<br />
Österreich umzulegen? „Wir sind weit<br />
von fr<strong>an</strong>zösischen oder englischen Verhältnissen<br />
entfernt“, sagte Stef<strong>an</strong> Grob<br />
vom deutschen Studentenwerk in Berlin<br />
dem „Unist<strong>an</strong>dard“. Das bedeutet<br />
freilich nicht, dass das Problem nicht<br />
existiert. „Aus meinem rein subjektiven<br />
Empfinden ist ein Anstieg der studentischen<br />
Prostitution zu verzeichnen. Die<br />
Thematik wird immer wichtiger“, so<br />
Marion Detlef von der ersten autonomen<br />
Hurenorg<strong>an</strong>isation in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
„Hydra“. In Berlin gebe es bordellartige<br />
Betriebe, die nur aus Akademikerinnen<br />
und Studentinnen bestehen, so Detlef.<br />
In Österreich sind Bordelle in dieser<br />
„Studierende tappen immer mehr in die Schuldenfalle. Studiengebühren,<br />
Wohnungsmieten, etc. sind neben dem irren Leistungsdruck auf den Universitäten<br />
nicht mehr tragbar. Ein gewöhnlicher Nebenjob reicht nicht mehr aus, um die<br />
monatlichen Kosten abzudecken.“<br />
Form nicht bek<strong>an</strong>nt, meint Cordula Höbart<br />
von der Org<strong>an</strong>isation „Sophie – BildungsRaum<br />
für Prostituierte“. Und gibt<br />
<strong>an</strong>gesichts der für Fr<strong>an</strong>kreich <strong>an</strong>genommenen<br />
Zahl von 40.000 studentischen<br />
Prostituierten außerdem zu bedenken:<br />
„Generell sind Schätzungen für den Bereich<br />
der Sexarbeit immer mit großer<br />
Vorsicht zu genießen. Beispielsweise liegen<br />
für Österreich noch nicht einmal<br />
die Gesamtzahlen der Frauen (und auch
Männern) vor, die als Prostitutierte/r registriert<br />
sind. Dazu kommt, dass das Anbieten<br />
von sexuellen Dienstleistungen<br />
mit einer massiven Stigmatisierung einhergeht.<br />
Außerdem ist da noch die unklare<br />
Rechtslage. M<strong>an</strong>che Bereiche der<br />
Prostitution finden daher abseits der öffentlichen<br />
Wahrnehmung statt.“<br />
Höbart verweist allerdings darauf:<br />
„dass es durchaus vorstellbar ist, dass<br />
die Sexindustrie mit ‚Studentinnen‘ gezielt<br />
Werbung macht“. Und tatsächlich:<br />
Durchkämmt m<strong>an</strong> die Sex<strong>an</strong>zeigen einer<br />
österreichischen Tageszeitung, lassen<br />
sich immerhin drei Annoncen finden,<br />
die mit „Studentinnen“ locken:<br />
„Leckere, süße Studentin mit perfekten<br />
Rundungen! Hausbesuche!“<br />
Konkrete Zahlen darüber, wie viele<br />
echte Studentinnen sich hinter solchen<br />
und ähnlichen Anzeigen verbergen, gibt<br />
es jedoch bisl<strong>an</strong>g nicht.<br />
Auf die Frage nach Statistiken in<br />
Österreich lässt das Bundeskriminalamt<br />
(BKA) verlauten:„Die Frauen müssen<br />
gemeldet sein wegen der gesundheitlichen<br />
Untersuchungen, aber ihre berufliche<br />
Tätigkeit interessiert uns nicht“, so<br />
Armin Halm, Pressesprecher des BKA.<br />
Genauere Schätzungen gibt es also<br />
auch in Österreich nicht, Interesse für<br />
dieses Problem allem Anschein nach<br />
ebenfalls nicht. Doch wie sieht es mit<br />
subjektiven Einschätzungen aus? Elke<br />
Larcher, Frauenreferentin der österreichischen<br />
HochschülerInnenschaft:<br />
„Auch wenn in Österreich noch keine<br />
Zahlen erhoben wurden, ist doch zu befürchten,<br />
dass es, mit steigendem Leistungsdruck,<br />
immer höheren monatlichen<br />
Kosten etc., nicht besser zugeht<br />
als in den europäischen Nachbarländern“.<br />
Denn die Gründe für Studentinnen,<br />
den Weg in die Prostitution zu<br />
wählen, unterscheiden sich nicht wesentlich.<br />
„Studierende tappen immer mehr<br />
in die Schuldenfalle. Studiengebühren,<br />
Wohnungsmieten, etc. sind neben dem<br />
irren Leistungsdruck auf den Universitäten<br />
nicht mehr tragbar. Ein gewöhnlicher<br />
Nebenjob, zum Beispiel als BabysitterIn,<br />
reicht nicht mehr aus, um die<br />
monatlichen Kosten abzudecken. Die<br />
Verschuldung der StudentInnen steigt<br />
immer weiter <strong>an</strong> und Gelegenheitsprostitution<br />
scheint da ein Ausweg für viele<br />
zu sein,“ nennt Larcher den Beweggrund<br />
vieler Frauen.<br />
Wege in die Prostitution. Tippt m<strong>an</strong> bei der<br />
Suchmaschine „Google“ die beiden Begriffe<br />
„Prostituierte Stellen<strong>an</strong>gebote“<br />
ein, so stößt m<strong>an</strong> ziemlich schnell auf<br />
einige einschlägige Stellen<strong>an</strong>gebote.<br />
Nicht selten sind dabei Nachsätze wie:<br />
„bevorzugt Studentinnen gesucht“<br />
oder „Der Job ist besonders für Studentinnen<br />
geeignet“, zu finden und nicht<br />
selten sind die Stellen extrem gut bezahlt.<br />
Während die Mehrzahl der Studierenden<br />
also mehr schlecht als recht<br />
versucht durch klassische StudentInnenjobs<br />
– McDonald und Co – über die<br />
Runden zu kommen, sehen m<strong>an</strong>che in<br />
der Prostitution die lukrativere und vor<br />
allem schnellere Lösung.<br />
Der Weg in die Prostitution erfolgt<br />
für Studentinnen meist über das Internet,<br />
denn die ersten Kontakte können<br />
hier diskret und <strong>an</strong>onym hergestellt<br />
werden. Die wenigsten Frauen stehen<br />
auf der Straße. Stattdessen wählen viele<br />
junge Frauen <strong>an</strong>dere Arten, ihren Körper<br />
feilzubieten: M<strong>an</strong>che verkaufen gebrauchte<br />
Unterhosen im Internet, <strong>an</strong>dere<br />
bieten Aktfotos oder Pornobilder oder<br />
strippen gegen Bezahlung vor einer<br />
Webcamera. Auch Escortservices sind<br />
für den Einstieg beliebt. Cordula Höbart<br />
ist der Ansicht:„Unsere Vermutung ist,<br />
dass Studentinnen am ehesten im Escortbereich<br />
tätig sind.“<br />
Dass die Studentinnen auch in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d meist nicht auf der Straße<br />
stehen, sondern in Bordellen oder <strong>an</strong>deren<br />
geschützteren Bereichen arbeiten,<br />
bestätigt Marion Detlev von Hydra.„Die<br />
Studentinnen sind außerdem besser für<br />
eine Einstiegsberatung erreichbar. Sie<br />
gehen bewusster mit der Situation um.“<br />
Was tun? Was k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> also tun, um zu<br />
verhindern, dass Studentinnen, die<br />
sich nicht aus freien Stücken für einen<br />
Nebenjob als Prostituierte entscheiden,<br />
aus fin<strong>an</strong>zieller Not in die Sexarbeit<br />
gezwungen werden? Larcher sieht<br />
den dringlichsten H<strong>an</strong>dlungsbedarf<br />
bei der Abschaffung der Studiengebühren<br />
und der Ausweitung fin<strong>an</strong>zieller<br />
Unterstützung: „Studierende müssen<br />
staatlich abgesichert sein. Studieren<br />
muss und soll als aufwändige Arbeit<br />
betrachtet werden und Barrieren<br />
wie Studiengebühren etc. müssen abgeschafft<br />
werden. Beihilfen für Wohnungen,<br />
Strom etc müssen dringend<br />
ausgebaut werden.“ ❚<br />
Beate Hammond<br />
Vergessene Opfer<br />
sexarbeit studium<br />
Im Gedenkjahr <strong>2008</strong> wird nicht nur gedacht, sondern auch vergessen.<br />
Zum Beispiel die Diskriminierungen und Verfolgungen,<br />
denen schwarze Menschen im Nationalsozialismus ausgesetzt<br />
waren. Denn die nationalsozialistische Rassenpolitik war auf<br />
Vernichtung alles „Fremdrassigen“ ausgerichtet. Dazu gehörten<br />
nicht nur Juden, Sinti und Roma, sondern auch Afrik<strong>an</strong>erInnen<br />
und schwarze ÖsterreicherInnnen.<br />
Wenn auch das genaue Ausmaß der Diskriminierungen noch<br />
nicht hinreichend erforscht ist, ist doch sicher, dass schwarze<br />
Menschen im Deutschen Reich vom Besuch höherer Schulen<br />
ausgeschlossen wurden. Es gibt Hinweise darauf, dass<br />
schwarze Kinder in Heime für „rassisch minderwertige Kinder“<br />
eingeliefert wurden. In den „Kinder-KZs“ Uckermark und Moringen<br />
ist die Existenz schwarzer InsassInnen ebenso dokumentiert<br />
wie in verschiedenen Konzentrationslagern im Deutschen<br />
Reich, auch in Mauthausen. War dies womöglich das<br />
Schicksal des jungen Burschen, der 1938 in der österreichischen<br />
Filmproduktion „Prinzessin Wildf<strong>an</strong>g“ <strong>an</strong> der Seite des Kinderstars<br />
Traudl Stark im perfekten Deutsch den „afrik<strong>an</strong>ischen“<br />
Spielgefährten der jungen Prinzessin Sissi spielte? Im Filmarchiv<br />
Austria weiß m<strong>an</strong> nicht einmal seinen Namen.<br />
Die Nürnberger Rassegesetze stigmatisierte schwarze Menschen<br />
als „Artfremde,“ die keine Ehen mit „Ariern“ eingehen<br />
durften und bei Zuwiderh<strong>an</strong>dlung Gefahr liefen, wegen „Rassensch<strong>an</strong>de“<br />
verfolgt zu werden. „Volksgenossen“ waren sie<br />
schon gar nicht: Fast alle schwarze Menschen verloren kurz<br />
nach der Machtübernahme ihre deutschen Pässe und damit<br />
nicht nur das Aufenthaltsrecht in Deutschl<strong>an</strong>d, sondern auch<br />
die Möglichkeit im Exil ein neues Leben zu beginnen.<br />
Abgesehen von einzelnen Autobiographien deutscher ZeitzeugInnen<br />
( u. a. H<strong>an</strong>s Massaquoi, Marie Nejar) ist wenig über das<br />
Schicksal dieser Menschen bek<strong>an</strong>nt. In Österreich kam bisher<br />
lediglich ein Zeitzeuge, Achmed K. aus Oberösterreich, in einem<br />
Sammelb<strong>an</strong>d Walter Sauers zu Wort. Je mehr Zeit vergeht,<br />
um so mehr besteht die Gefahr, dass dieses Kapitel der<br />
österreichischen Geschichte endgültig dem Vergessen <strong>an</strong>heim<br />
fällt.<br />
Hinweise auf das Schicksal schwarzer Menschen im Nationalsozialismus<br />
bitte <strong>an</strong>: zeitzeugen@a1.net<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11
international <strong>an</strong>.riss<br />
berlin<br />
Schokolade macht süchtig<br />
Die „Schoko“ ist Berlins größtes Frauen- und Lesbenzentrum. Sie bietet<br />
auf tausend Quadratmetern und sechs Etagen eine Mischung aus Sozial-<br />
und Rechtsberatung, Bildung, Sport- und Freizeit<strong>an</strong>geboten. Zweckbetriebe,<br />
die sich selbst fin<strong>an</strong>zieren und Sozialprojekte, die auf Zuschüsse<br />
<strong>an</strong>gewiesen sind, gar<strong>an</strong>tieren das vielfältige Angebot. 2004 wurde<br />
die Genossinnenschaft Schokofabrik eG. gegründet um die Häuser des<br />
Frauenzentrums zu kaufen, ausschließlich mit Frauenkapital. Die Miete<br />
wird über Spenden und Monatsbeiträge der Genossinnen fin<strong>an</strong>ziert.<br />
Unter den HausbesetzerInnen im Berliner Stadtteil Kreuzberg im Jahre<br />
1981 waren auch vierzig Frauen. Sie zogen in die leerstehende Schokoladenfabrik<br />
„Greiser und Dobritz“ in der Naunynstraße und gründeten das<br />
erste Frauenstadtteilzentrum. L<strong>an</strong>gsam wuchs die Initiative, die Aktivistinnen<br />
errichteten zwei Krisenwohnungen, ein türkisches Bad und ein<br />
Beratungszentrum. Frauen jeden Alters, unterschiedlicher Befähigungen,<br />
jeglicher Herkunft oder sexuellen Orientierung sind in der Schoko<br />
willkommen. Eine fördernde Mitfrauschaft ist ab 2,50 Euro im Monat<br />
möglich. Auch einmalige Spenden für <strong>an</strong>stehende Projekte werden <strong>an</strong>genommen.<br />
Gerade gibt es einen neuen Aufruf in Form der Aktion „100<br />
neue Genossinnen“. Denn seit Anf<strong>an</strong>g des Jahres läuft der Umbau des<br />
neuen Schokocafés und benötigt wird vor allem kräftige fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung.<br />
Mit einer Einlage von 500,- Euro ist frau dabei. Bis das neue<br />
Café fertig ist, k<strong>an</strong>n die Baustelle als open space von Interessierten für<br />
Diskussionen, Feste oder Ausstellungen genutzt werden besu<br />
www.schokofabrik.de<br />
12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
indien<br />
Pink G<strong>an</strong>g<br />
Der Kampf gegen Missstände ist das Anliegen der „Pink G<strong>an</strong>g“. Erfolgreichen<br />
Widerst<strong>an</strong>d gegen gewaltsame Unterdrückung zu org<strong>an</strong>isieren<br />
– das ist das Motto der Frauenselbsthilfegruppe im nordindischen<br />
Bundesstaat Uttar Pradesh.<br />
In pinkfarbenen Kutten treten die fast hundert Frauen der „Pink<br />
G<strong>an</strong>g“ bzw. „Gulabi G<strong>an</strong>g“ auf, um notfalls auch mit Gewalt gegen<br />
schlagende Ehemänner oder korrupte Staatsbeamte vorzugehen. Gegen<br />
die gesellschaftliche Ver<strong>an</strong>kerung von Diskriminierungen in einer<br />
der ärmsten Regionen Indiens wollte Gründerin Pal Devi aktiv werden.<br />
Wie viele <strong>an</strong>dere Frauen erlebte auch sie Gewalt in der eigenen Familie.<br />
„Niem<strong>an</strong>d kam uns zu Hilfe“ erklärt sie, und ist nun <strong>an</strong>getreten,<br />
dies zu ändern.<br />
Die G<strong>an</strong>g will als geschlossene und gemeinsam auftretende<br />
Gruppe gewalttätige Männer das Fürchten lehren und auch gegen die<br />
alltäglichen Übergriffe von Polizisten gegenüber Armen vorgehen. Mit<br />
Erfolg: Die „Gulabi G<strong>an</strong>g“ ist mittlerweile in 195 Ortschaften der Region<br />
für mehr Gerechtigkeit unterwegs, u.a. wurde auch schon eine Polizeistation<br />
gestürmt. Pal Devi möchte dennoch keinesfalls als gewaltbereite<br />
Feministin wahrgenommen werden. Ihr geht es um Respekt<br />
für Menschen, die durch die bestehenden patriarchalen Verhältnisse<br />
und durch ihr Armsein unterdrückt werden. „We’re a g<strong>an</strong>g for justice”<br />
sagt die Gründerin. lz<br />
israel<br />
Adoptionsrecht für Lesben/Schwule<br />
In Israel haben gleichgeschlechtliche Paare seit Februar <strong>2008</strong> das Recht<br />
Kinder zu adoptieren, selbst wenn keineR der beiden PartnerInnen mit<br />
dem Kind biologisch verw<strong>an</strong>dt ist. Die Entscheidung des Rechtsberaters<br />
der israelischen Regierung bedeutet einen historischen Durchbruch<br />
für die LesBiSchwule-Bewegung Israels. Während der von Sozialminister<br />
Itzhak Herzog (Avoda) initiierten Debatte war festgelegt worden,<br />
dass der Begriff „ben zug“ (Partner) im israelischen Adoptionsgesetz<br />
auch gleichgeschlechtliche PartnerInnen miteinbezieht. Alle<br />
rechtlichen Schr<strong>an</strong>ken für schwule oder lesbische Paare, einen gemeinsamen<br />
Antrag auf Adoption zu stellen, sind damit beseitigt. Die Abteilung<br />
für Kinderfürsorge des Sozialministeriums muss in Zukunft Anträge<br />
von Homosexuellen gegenüber Anträgen von heterosexuellen Paaren<br />
gleichr<strong>an</strong>gig beh<strong>an</strong>deln.<br />
Während Sozialminister Herzog die Entscheidung begrüßte, bezeichnete<br />
der Vorsitzende der orthodoxen Shas-Partei, Eli Jischai, diese<br />
als „schockierend und ekelerregend“.<br />
Der aktuelle Fall einer lesbischen Fr<strong>an</strong>zösin, die nach Ablehnung ihres<br />
Adoptions<strong>an</strong>suchens den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte<br />
<strong>an</strong>rief, der ihre Forderung nach Schmerzensgeld bestätigte, zeigt,<br />
dass auch in Europa die Mauer bröckelt. „Schließlich leben Tausende von<br />
Kindern auch in Österreich in Familien mit lesbischen Müttern oder<br />
schwulen Vätern,“ betonte Lunacek und sagte weiter:„Auch Österreich<br />
wird sich dem internationalen rechtlichen Trend nicht länger widersetzen<br />
können und die Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Paaren<br />
in diesem Bereich abschaffen müssen.“ besu<br />
www.politik.de/forum/makebbcode.php?t=198835
theologie<br />
Raus aus der Schl<strong>an</strong>gengrube<br />
„Schl<strong>an</strong>genbrut“, die älteste deutschsprachige Zeitschrift für feministische<br />
Theologie und Spiritualität, feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Die vierteljährlich<br />
erscheinende Zeitschrift wird in Bonn von feministischen<br />
Theologinnen aus verschiedenen religiösen Traditionen und gesellschaftlichen<br />
Kontexten produziert.<br />
Jedes Heft widmet sich einem Schwerpunkt, für die aktuelle Ausgabe<br />
hat sich das Team für das Thema „Feiern“ entschieden. Frau k<strong>an</strong>n sich<br />
darin z. B. über das medica mondiale-Palaver-Hütten-Projekt informie-<br />
maedchenm<strong>an</strong>nschaft.net<br />
<strong>an</strong>.riss international<br />
ren, mehr über islamische Festtraditionen erfahren oder von der Kunst<br />
der Kommunikation beim Feiern lesen.<br />
Der Titel „Schl<strong>an</strong>genbrut“ war 1983 bewusst provokativ und kämpferisch.<br />
Er sollte vor allem die Vieldeutigkeit der Frauengeschichte und<br />
des Frauenlebens widerspiegeln: weg von der Schl<strong>an</strong>ge als einem Symbol<br />
patriarchaler Sündenf<strong>an</strong>tasien, hin zu dem alten Symbol für Weisheit<br />
und Leben.<br />
Als Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis, zwischen feministischer<br />
Kritik und Glaube, versucht Schl<strong>an</strong>gengrube den Spagat zwischen<br />
auf den ersten Blick sich widersprechenden Ansprüchen zu vollziehen.<br />
Mit viel Enthusiasmus und Power bietet das <strong>an</strong>sprechend layoutierte<br />
Heft ein Forum für Diskussionen, Meinungen und Streit.„Schl<strong>an</strong>genbrut<br />
fühlt sich keiner Richtung der feministischen Theologie verpflichtet“, lässt<br />
sich der Website entnehmen. Deshalb scheuen sich die Redakteurinnen<br />
nicht vor dem Blick in <strong>an</strong>dere Bereiche – kulturelle und religiöse. Redakteurin<br />
Aurica Nutt betont:„Die Schl<strong>an</strong>genbrut bemüht sich ständig<br />
aufs Neue, sowohl alltägliche Erfahrungen als auch die neuesten wissenschaftlichen<br />
Entwicklungen ausgewogen aufzunehmen und darzustellen<br />
– und damit immer mehr darauf hinzuarbeiten, dass Theorie und Praxis<br />
keine Gegensätze mehr sind.“ In den letzten Jahren sind so unterschiedliche<br />
Themenfelder wie „Lateinamerik<strong>an</strong>ische Befreiungstheologie“,„Mediterr<strong>an</strong>e<br />
Theologie“,„Islam der Frauen“,„Bekenntiswechsel“,<br />
„Himmel“,„Krieg“,„Gender Studies“,„T<strong>an</strong>z“ und „Rituale“ aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln beleuchtet worden.<br />
Den interreligiösen Dialog zu fördern, haben sich die Frauen der<br />
Schl<strong>an</strong>genbrut als einen zentralen Arbeitsauftrag selbst verordnet. „Wir<br />
sind stolz auf unseren interreligiös besetzten Beirat und die vielen jüdischen<br />
und muslimischen Autorinnen, die g<strong>an</strong>z selbstverständlich für<br />
unsere feministisch-theologische Zeitschrift schreiben. Ich wünsche mir,<br />
dass wir diesen Kreis noch erweitern können, auch im Hinblick auf <strong>an</strong>dere<br />
Religionen“, erklärt Redakteurin Antje Röckem<strong>an</strong>n. besu<br />
www.schl<strong>an</strong>genbrut.de<br />
„Verliebt in den Feminismus“ sind die Blog-Betreiberinnen. Die drei<br />
Jungjournalistinnen aus München verwenden zwar kein Binnen-I,<br />
wollen aber zum Neuverh<strong>an</strong>deln feministischer Identitätspolitik <strong>an</strong>spornen.<br />
Feminismus und Spaß haben müssen sich nicht ausschließen,<br />
so ihre Meinung. Und: Der Postfeminismus ist eine hinterhältige<br />
Sau. Den Beweis <strong>an</strong>zutreten, dass Feminismus das Leben<br />
schöner macht, ist die erklärte Mission des Trios – auch ein Buch dazu<br />
wurde gerade von ihnen herausgeben. „Alphamädchen“, so der Titel,<br />
haben keine Sehnsucht nach 1950er Jahre Familienidylle, die wollen<br />
sich auch nicht auf den Errungenschaften der Vorgenerationen ausruhen.<br />
„Alphamädchen“ wie Meredith Haaf, Sus<strong>an</strong>ne Klingner und Barbara<br />
Streidl stellen fest: „Weil sich der neue Feminismus grundsätzlich<br />
gegen jedes Geschlechtervorurteil richtet, kämpft er automatisch<br />
für die Männer mit.“ Denn: der Kampf um Gleichberechtigung k<strong>an</strong>n<br />
nur mit vereinten Kräften erfolgreich sein. Und die Radio-Gastgeberin<br />
und Feministin Mrs. Pepstein spricht in einer zweiwöchentlichen Glosse<br />
über ihr Leben zwischen Em<strong>an</strong>zipation und Kindererziehung. sr<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13
Fotos: Jutta Sommerbauer israelfeminismus<br />
14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
Eine kleine Straße in Tel Aviv, in<br />
der Nähe des Zentralen Busbahnhofs.<br />
Eine Schaufensterpuppe<br />
dominiert die Auslage<br />
eines Geschäftslokals. Sie ist<br />
schwarz gekleidet und schwarz verschleiert<br />
und durch die erhöhte Position<br />
und die <strong>an</strong>klagend ausgestreckten Arme<br />
sieht sie etwas furchteinflößend aus.„Ist<br />
das da drüben das Autonome Frauenzentrum<br />
der Mizrahim, der orientalischen<br />
Jüdinnen?“, frage ich eine Gruppe<br />
afrik<strong>an</strong>ischer Flüchtlinge, die auf der <strong>an</strong>deren<br />
Straßenseite auf Schemeln vor einem<br />
Supermarkt in der Sonne sitzen.<br />
Breites Grinsen ist die Folge:„Trauen Sie<br />
sich nicht hinein? Brauchen Sie eine<br />
Eskorte?“<br />
Drinnen auf dem großen Plenum<br />
geht es heftig zu. In alter, wohl vertrauter,<br />
feministischer Tradition werden Vorwürfe<br />
vorgebracht. „Ihr bedenkt die Dynamik<br />
der Geschichte nicht! Ohne die<br />
ist die moment<strong>an</strong>e Konstruktion aber<br />
nicht zu verstehen!“, ruft eine ältere<br />
Frau mit kurzen weißen Haaren. D<strong>an</strong>n<br />
zählt sie eine Reihe von Punkten auf, die<br />
sie zur Analyse des aktuellen Problems<br />
wichtig fände. Eine Gruppe von Frauen,<br />
die auf dem Sofa sitzt, schüttelt einhellig<br />
die Köpfe. Weitere Argumente folgen.<br />
Es wird im großen Kreis unterschiedlichster<br />
Frauen eine feministische<br />
Konferenz für den Herbst vorbereitet.<br />
Eine Frau stillt ihr Baby, <strong>an</strong>dere<br />
kosten von den selbst gemachten<br />
Foto: Christi<strong>an</strong> Wild<br />
Jüdinnen, die auch arabisch sind<br />
Foto: Lauren Lyons<br />
Der enge Raum zwischen Eurozentrismus, Orientalismus und Islamophobie: Im Mizrahim-Frauenzentrum in Tel Aviv<br />
werden feministische Werte kämpferisch umgesetzt, die weder weiß noch westlich sind. Eine Reportage von<br />
Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n.<br />
Süßigkeiten, die auf dem Tisch stehen.<br />
Große Frauenporträts hängen in goldenen<br />
Rahmen <strong>an</strong> der W<strong>an</strong>d.<br />
Kommunikation gegen Konflikte. „Feminismus<br />
war damals für mich eine Offenbarung<br />
wie Amerika für Kolumbus. Ich<br />
überquerte den Rubikon, um niemals<br />
zurückzukehren. Feminismus bedeutete<br />
für mich, so wie für Archimedes in <strong>an</strong>derem<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g, einen Punkt zu<br />
haben, auf dem du stehen k<strong>an</strong>nst –<br />
d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>nst du die g<strong>an</strong>ze Welt aus den<br />
Angeln heben“, schwärmt die 68jährige<br />
Esther Eillam, deren Familie mütterlicherseits<br />
„nach Auschwitz ging“. Die<br />
kämpferische Esther gründete 1971 die<br />
erste feministische Gruppe in Tel Aviv.
„Ich las über eine Women’s Lib-Gruppe,<br />
die die spätere Parlamentsabgeordnete<br />
Mascha Friedm<strong>an</strong> in Haifa gegründet<br />
hatte. Erste Themen betrafen den<br />
Kampf gegen das Patriarchat, besonders<br />
das Thema Abtreibung oder<br />
Gleichberechtigung vor dem Gesetz.<br />
Damals regelte das orthodoxe Gesetz<br />
viele persönliche Dinge wie Ehe, Scheidung,<br />
Geburtsregistrierung oder Begräbnis.<br />
Ab 1976 beg<strong>an</strong>nen wir mit den<br />
Schutzhäusern für geschlagene Frauen,<br />
d<strong>an</strong>n wurde ich Koordinatorin für das<br />
erste Rape Crise Center.“ Die fünffache<br />
Großmutter entschuldigt sich beinahe<br />
für ihren Ehegatten:„Ich bin Feministin<br />
und Anarchistin und immer noch mit<br />
dem gleichen M<strong>an</strong>n verheiratet …“<br />
Esther hat auch zum <strong>an</strong>dauernden Konflikt<br />
Israel/Palästina eine deutliche Meinung:„Frauen<br />
sind sozial eher auf Frieden<br />
eingestellt und auf Konfliktlösung<br />
durch Kommunikation. Im Konflikt Israel/Palästina<br />
wird viel männliche Begrifflichkeit<br />
in Richtung auf Krieg und<br />
Kampf hin verwendet. ‚Intifada’ (Anm.:<br />
wörtlich „Abschütteln“) ist z. B. ein<br />
männlicher Terminus – ich will diese Begriffe<br />
nicht.“<br />
Kampagne und Berufung. Von diesem Frauenzentrum<br />
in Tel Aviv ging schon im Zuge<br />
öffentlicher Kampagnen großer politischer<br />
Einfluss aus. Zwei hohe Politiker<br />
mussten wegen sexueller Belästigung<br />
die Konsequenzen ziehen. Esther erklärt:<br />
Israels Ex-Justizminister „Ramon<br />
küsste eine Soldatin einfach auf den<br />
Mund. Vor Gericht wurde er schuldig<br />
befunden, er wurde zu sechs Monaten<br />
sozialer Arbeit verurteilt, die er in einem<br />
Stall mit Pferden abzuleisten vorzog. Es<br />
gibt eine Mizrahim-Gruppe von Anwältinnen,<br />
die jetzt Berufung eingelegt<br />
und ein Ansuchen <strong>an</strong> den Obersten Gerichtshof<br />
gestellt hat.<br />
Die Geschichte mit Kazav und der<br />
Belästigung seiner Angestellten war<br />
nicht so zufriedenstellend, er musste<br />
bloß zwei Wochen früher in Pension gehen.<br />
Es gab einen H<strong>an</strong>del und viele<br />
NGOs gingen dagegen in Berufung. Der<br />
Oberste Gerichtshof wird nun entscheiden.<br />
Vorsitzende des Obersten Gerichtshofes<br />
ist eine Frau, die mit mir das erste<br />
Krisenzentrum gegen Vergewaltigung<br />
gründete und wir hoffen, dass sie loyal<br />
und ihrem Herzen treu geblieben ist ...“<br />
Das Zentrum org<strong>an</strong>isierte auch eine<br />
Koalition für eine Präsidentin, aber<br />
Simon Peres wurde eben von mächtigeren<br />
Gruppen unterstützt. In einem Frauen-Parlament<br />
wurden sechs Frauen als<br />
K<strong>an</strong>didatinnen präsentiert, die Künstlerin<br />
Shula Keshet hatte Esther vorge-<br />
schlagen. Shula, die während des Interviews<br />
neben uns auf einem Sofa thront,<br />
nickt hochzufrieden.<br />
Konferenzen und Bündnisse. 1984 wurde die<br />
Israelische Frauen-Lobby gegründet,<br />
1991 eine Gruppe mit Prostituierten gegen<br />
Frauenh<strong>an</strong>del. Die speziellen Angelegenheiten<br />
der Mizrahim, der Jüdinnen,<br />
deren Eltern aus arabischen Ländern,<br />
dem Ir<strong>an</strong>, Irak, Yemen und der Türkei<br />
stammten, liegen der aus<br />
Thessaloniki stammenden Esther besonders<br />
am Herzen. In Israel dominieren<br />
die Ashkenasi, Jüdinnen aus<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, Polen oder Russl<strong>an</strong>d. „In<br />
all diesen Jahren veränderte sich die<br />
Welt sehr stark, auf globale Weise. Jede<br />
versteht inzwischen mehr über Orientalismus,<br />
wozu die Forscherin Ella Schahed<br />
aus New York einiges beigetragen<br />
hat“, meint Esther.<br />
Bei den großen feministischen<br />
Konferenzen 1993 und 1994 nahmen<br />
Ashkenasi, Mizrahim und Palästinense-<br />
rinnen als gleich große Gruppen teil.<br />
Doch erst ab 1999, als die Mizrahim<br />
unübersehbar wurden und im Jahr<br />
2000, nachdem auf einer feministischen<br />
Konferenz die Entscheidung zur<br />
Unterstützung der Fabrikarbeiterinnen,<br />
unter denen es viele Mizrahim gibt, in<br />
„Feminismus bedeutete für mich, einen Punkt zu haben,<br />
auf dem du stehen k<strong>an</strong>nst – d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>nst du die g<strong>an</strong>ze<br />
Welt aus den Angeln heben.“<br />
Esther Eillam, Foto: Yigal Eillam<br />
der Peripherie gefallen war, wurden die<br />
Mizrahim akzeptiert. „Wir etablierten<br />
eine wirklich radikale Art des Denkens,<br />
was es bedeutet, eine Mizrahim zu<br />
sein. Vorher war es schwer mit den Ashkenasi.“<br />
Esther unterscheidet zwischen einem<br />
generellen und einem spezifischen<br />
Konzept des Feminismus. „Aber<br />
was ist das generelle Konzept? Es ist<br />
das weiße, westliche Konzept, dabei reden<br />
wir von universellen Werten. Und<br />
die Welt ist zu einem Großteil weder<br />
weiß noch westlich. Die Europäerinnen<br />
versuchen hegemonial zu sein. Aber eigentlich<br />
sind wir hegemonialer, weil<br />
wir mehr Leute sind, <strong>an</strong>tworte ich ihnen.<br />
Wir stellten alle Frauen auf die<br />
L<strong>an</strong>dkarte, die nicht weiß, nicht westlich<br />
sind. Wir arbeiten mit Frauen aus<br />
dem Kongo und Äthiopien zusammen.“<br />
Sie kritisiert auch die Männer:<br />
„Mizrahi Männer kämpfen ebenfalls<br />
für soziale Gerechtigkeit, aber sie kooperieren<br />
genauso wie palästinensische<br />
oder homosexuelle Männer mit<br />
dem Patriarchat, das, aus den Prinzipien<br />
heraus, auf denen es beruht, voller<br />
Hierarchien ist und Unterdrückung bedeutet.<br />
Die fordern das Patriarchat<br />
nicht heraus.“<br />
Esther formuliert auch Kritik am<br />
engen Raum zwischen Eurozentrismus,<br />
Orientalismus und zunehmender Islamophobie:„Die<br />
linken Ashkenasi Frauen<br />
sind mit einigen Mizrahim Frauen in<br />
den Dialog mit den Palästinenserinnen<br />
getreten, übernahmen aber die Leitung.<br />
Mir schien es so, als ob sie über<br />
unsere Köpfe hinweg mit den Palästinenserinnen<br />
sprechen würden. Inzwischen<br />
ist es besser geworden. Wir sind<br />
jüdische Frauen, die auch arabisch sind,<br />
das ist schwer für sie, das macht ihnen<br />
Angst.“ ❚<br />
feminismus israel<br />
In der Ausstellung „Overlapping Voices.<br />
Israeli <strong>an</strong>d Palestini<strong>an</strong> Artists“ ist<br />
von 15. Mai bis 26. Oktober in der<br />
Sammlung Essl als Teil der Videoinstallation<br />
„some stories“ des rites-institute<br />
ein Interview mit Esther Eillam<br />
zu sehen.<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15
19 68<br />
Filmstills aus Helke S<strong>an</strong>ders Film DER SUBJEKTIVE FAKTOR Deutschl<strong>an</strong>d 1980/1981, 16 mm, Farbe und s/w, 138 Minuten.<br />
Nicht Frauen-, Gesellschaftspolitik!<br />
Helke S<strong>an</strong>der über ihre Tomatenwurf-Rede als „Termin neben <strong>an</strong>deren“, paternalistisches Wohlwollen, weibliches<br />
Zurücklachen und hartnäckige Missverständnisse. Ein Interview von Lea Susemichel<br />
16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
„Genossen, wenn ihr zu dieser<br />
Diskussion, die inhaltlich geführt<br />
werden muß, nicht bereit<br />
seid, d<strong>an</strong>n müssen wir allerdings<br />
feststellen, daß der SDS<br />
nichts weiter ist als ein aufgeblasener<br />
konterrevolutionärer Hefeteig.“ Dies ist<br />
wohl der bek<strong>an</strong>nteste Satz der berühmten<br />
Rede von Helke S<strong>an</strong>der, gehalten<br />
1968 auf der 23. Delegiertenkonferenz<br />
des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes<br />
(SDS) in Fr<strong>an</strong>kfurt. Für den<br />
„Aktionsrat zur Befreiung der Frauen“<br />
sprach S<strong>an</strong>der dort und forderte eine<br />
feministische Neuausrichtung der SDS-<br />
Politik. Als die Genossen nach dieser Rede<br />
unbeirrt zur Tagesordnung überge-<br />
hen wollten, warf Sigrid Rüger die geschichtsträchtigen<br />
Tomaten auf den<br />
SDS-Vorst<strong>an</strong>d. Und die zweite Frauenbewegung<br />
nahm ihren Anf<strong>an</strong>g.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: In ihrem Film „Der subjektive<br />
Faktor“ beschreiben Sie die Entwicklung,<br />
die zur Gründung des „Aktionsrat<br />
zur Befreiung der Frau“ und damit zur<br />
zweiten Frauenbewegung geführt hat.<br />
Den stärksten Eindruck hat der Film bei<br />
mir durch seine Dokumentation der unglaublichen<br />
Ignor<strong>an</strong>z der „Genossen“<br />
hinterlassen. Anni, die Hauptfigur – der<br />
Sie ja stark autobiographische Züge verliehen<br />
haben – wird mit ihren feministischen<br />
Forderungen in einer Szene in die<br />
Küche geschickt, zu einer <strong>an</strong>deren Frau<br />
„die sich auch mit diesen Fragen beschäftigt<br />
…“ Ein sich durchziehendes Motiv<br />
ist außerdem das Lachen der Männer<br />
als Reaktion auf feministische Kritik, eine<br />
Reaktion, die schließlich im schenkelklopfenden<br />
Hohn des männlichen Auditoriums<br />
bei Ihrer berühmten Tomatenwurf-<br />
SDS-Rede in Fr<strong>an</strong>kfurt kulminierte.<br />
Waren die Typen wirklich dermaßen<br />
schlimm?<br />
Helke S<strong>an</strong>der: Nein, als „schlimm“<br />
wurden die jungen Männer nicht empfunden.<br />
Eigentlich eher sogar als hilfsbereit:<br />
Anni wurde ja nicht abgelehnt<br />
und herausgeschmissen (was eher zum<br />
St<strong>an</strong>dard gehörte), sondern zu einer <strong>an</strong>-
deren Frau in die Küche geschickt. Das<br />
war zwar <strong>an</strong>ders, als vorgestellt, aber<br />
„besser als nichts“.<br />
Auch das gewisse Lächeln über die<br />
Aktivitäten der Frauen war für damalige<br />
Verhältnisse eher paternalistisch wohlwollend.<br />
So in dem Sinn, sieh mal, die<br />
Kleine macht auch was selbstständig.<br />
Und das Gelächter folgte ja auf ein Argument,<br />
über das sich Anni selber nicht<br />
g<strong>an</strong>z im Klaren war:„Ich werde sagen,<br />
Frauen sind eine Klasse“. Das war nun<br />
allerdings für die Marx-geschulten SDS-<br />
Männer vollkommen unmöglich. Aber<br />
im SDS gab es, <strong>an</strong>ders lautenden<br />
Gerüchten zufolge, keine Frauen, die<br />
Kaffee kochten und Flugblätter tippten.<br />
Was heute in dem Film viel mehr auffällt<br />
als damals, das war das normale allgemeine<br />
Verhalten. Es dauerte eine gewisse<br />
Zeit, bevor auch die Frauen einfach<br />
selbstbewusst zurücklachen konnten.<br />
Würden Sie bitte noch mal die Geschichte<br />
vom „Schwänzeflugblatt“ erzählen<br />
…?<br />
Das war eine Aktion des seit einigen<br />
Wochen bestehenden Fr<strong>an</strong>kfurter<br />
Weiberrats und auf dem Weg des<br />
„Zurücklachens“ schon einen Schritt<br />
weiter. Ich war nicht dabei und k<strong>an</strong>n es<br />
nur vom Hörensagen schildern.<br />
„Befreit die sozialistischen Eminenzen<br />
von ihren bürgerlichen Schwänzen.“<br />
Mit Bildern eben dieser, verschiedenen<br />
Genossen namentlich zugeordneter<br />
Schwänze, die in der Karikatur wie Geweihtrophäen<br />
<strong>an</strong> die Wände genagelt<br />
waren. Das war auch insofern frech und<br />
neu, als es hier nicht nur um große Poli-<br />
tik ging, sondern die Liebhaberqualitäten<br />
der Wortführer von den Frauen kollektiv<br />
ins Visier genommen wurden.<br />
Das Flugblatt platzte in einen<br />
äußerst kontroversen „Strategie-<br />
Streit“ über die Zukunft des SDS, <strong>an</strong><br />
dem die Frauen auch teilgenommen<br />
hatten und war auch eine Reaktion<br />
darauf, was heute meist vergessen<br />
wird. Denn die in dem Flugblatt Gen<strong>an</strong>nten<br />
vertraten zum Teil sehr gegensätzliche<br />
Positionen.<br />
(Wenn ich es sehr vereinfacht ausdrücke,<br />
d<strong>an</strong>n könnte m<strong>an</strong> sagen, dass<br />
sich CDU-Rol<strong>an</strong>d Koch und SPD-Beck<br />
und viele <strong>an</strong>dere in den Haaren lagen<br />
und plötzlich unter einem neuen Gesichtspunkt<br />
durch das Flugblatt vereint<br />
wurden).<br />
Der Aktionsrat hat vor allem auf<br />
Frauen mit Kindern gesetzt, da „die Bereitschaft<br />
zur Solidarisierung und Politisierung“<br />
bei Müttern am größten sei,<br />
mein Ziel war es nie, eine Funktionärin der Frauenbewegung<br />
zu werden<br />
weil sie „den Druck am meisten spüren“,<br />
argumentieren Sie in dieser Rede. Hat<br />
sich das bewahrheitet, waren in der Folge<br />
also wirklich vor allem Mütter als Aktivistinnen<br />
zu gewinnen?<br />
Vom Beginn des Aktionsrats im J<strong>an</strong>uar<br />
1968 bis zu der „Tom<strong>an</strong>tenrede“ im<br />
September, die die vielen <strong>an</strong>deren Gruppen<br />
auslöste, st<strong>an</strong>d in Berlin die Kinderfrage<br />
im Vordergrund. Und zwar als Versuch,<br />
die Stellung der Frauen generell<br />
auch theoretisch zu klären. Wo profitie-<br />
19 68<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17
19 68<br />
18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
ren sie vom Patriarchat (ein neues<br />
Wort), wo und in welcher Weise werden<br />
sie unterdrückt. Das änderte sich durch<br />
den ungeheuren Zustrom nun viel jüngerer<br />
Frauen, vor allem Studentinnen,<br />
für die <strong>an</strong>dere Interessen Priorität hatten.<br />
Ein Problem war, dass ständig so<br />
viele neue Frauen dazu kamen und die<br />
ursprüngliche Konzentration auf eine<br />
Frage auch org<strong>an</strong>isatorisch nicht mehr<br />
durchzuhalten war. Das führte d<strong>an</strong>n ja<br />
auch zu vielen Gruppenbildungen und<br />
z. T. d<strong>an</strong>n später auch zu Spaltungen.<br />
Die wurden vordergründig erst wieder<br />
aufgehoben durch die Abtreibungskampagne<br />
von Alice Schwarzer, weil es da<br />
ein praktisches Projekt gab, auf das sich<br />
alle verständigen konnten und was die<br />
theoretischen Ausein<strong>an</strong>dersetzungen<br />
für eine gewisse Zeit in den Hintergrund<br />
drängte. Die Kampagne stützte<br />
sich <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs ja auf die schon bestehenden<br />
Gruppen, was sich auch in den bundesweiten<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen zeigte.<br />
Wie kam es zur Gründung der Kinderläden?<br />
Sie legen ja Wert auf die Unterscheidung<br />
zwischen den verschiedenen<br />
Gründungsmotivationen in Fr<strong>an</strong>kfurt<br />
und Berlin.<br />
Zur Entstehung der Kinderläden<br />
sind mehrere Versionen im Umlauf. Die<br />
einen sehen sie in Fr<strong>an</strong>kfurt, <strong>an</strong>dere in<br />
Berlin. Tatsächlich entst<strong>an</strong>d in beiden<br />
Städten nahezu gleichzeitig eine neue<br />
Form der Kindergärten, deren Initiatorinnen<br />
<strong>an</strong>fänglich nichts vonein<strong>an</strong>der<br />
wussten. Es lagen ihnen jedoch vollkommen<br />
unterschiedliche Konzepte<br />
zugrunde.<br />
In Fr<strong>an</strong>kfurt baute Monika Seifert<br />
1967 einen singulären Kindergarten auf,<br />
der für diese Gruppe modellhaft neue<br />
Erziehungsziele formulierte. Angesichts<br />
der Faschismuserfahrungen sollten die<br />
Kinder lernen, falschen Autoritäten zu<br />
widerstehen und innere Selbstständigkeit<br />
aufzubauen. Darum verst<strong>an</strong>d sich<br />
dieses Modell im psycho<strong>an</strong>alytischen<br />
Sinn als „<strong>an</strong>tiautoritär“ und es muss vor<br />
dem Hintergrund der damals üblichen<br />
öffentlichen Erziehung gesehen werden.<br />
Das Berliner Konzept vom J<strong>an</strong>uar<br />
1968 ging von der Situation der Frauen<br />
aus. Die Kinderläden waren zunächst<br />
als vorübergehende Selbsthilfe unter<br />
Frauen gedacht, um sich gegenseitig zu<br />
entlasten. Im zweiten Schritt wollten<br />
diese Frauen die öffentliche Erziehung<br />
in ihrem Sinne verändern. Parallel zu<br />
diesem Anliegen und aus ihm heraus<br />
entwickelte sich in Berlin der „Aktions-<br />
rat zur Befreiung der Frauen“ und der<br />
Beginn der neuen deutschen Frauenbewegung.<br />
Der Name Kinderladen entst<strong>an</strong>d in<br />
Berlin und bezog sich auf die damals<br />
vielen leer stehenden und billigen T<strong>an</strong>te-Emmaläden,<br />
die wegen der neuen<br />
Supermärkte aufgegeben und für die<br />
neuen Kindergärten genutzt wurden.<br />
Der Bedarf war riesig, das Berliner<br />
Modell der Selbsthilfe ungeheuer attraktiv<br />
und die Neugründungen so zahlreich<br />
– sie gingen bald in die Hunderte<br />
– dass schon nach einigen Monaten die<br />
wenigsten neu und d<strong>an</strong>n schon meist<br />
unabhängig vonein<strong>an</strong>der entstehenden<br />
Laden-Initiativen überhaupt noch irgendeine<br />
Ahnung von den damit verbundenen<br />
ursprünglichen Ideen hatten<br />
und unter einem Kinderladen in jeder<br />
Stadt eben hauptsächlich ein Kindergarten<br />
in Eigeninitiative verst<strong>an</strong>den<br />
wurde, in dem sich je nach Zusammensetzung<br />
der Mütter und Väter auch<br />
Ideen beider Konzepte wieder finden<br />
konnten.<br />
Sie beschreiben, dass die Männer mit<br />
dem „Zentralrat der Kinderläden“ die Sache<br />
gleich wieder <strong>an</strong> sich gerissen haben.<br />
Außerdem sei das Gegenteil des Gewünschten<br />
eingetreten: Die Frauen haben<br />
sich beim Aufbau der Kinderläden<br />
völlig verausgabt, statt sich mehr freie<br />
Zeit zu erkämpfen. Wie beurteilen Sie das<br />
heute:War es trotzdem wichtig, sich so<br />
auf den Bereich der Erziehung zu konzentrieren?<br />
Das Missverständnis besteht bis<br />
heute. Die Frauen im Aktionsrat haben<br />
sich nicht auf den Bereich Erziehung<br />
konzentriert, sondern versuchten herauszufinden,<br />
wie sie als Bürgerinnen,<br />
als Frauen, ihren gesellschaftlichen Status<br />
selber definieren können. Die Kinderläden<br />
waren gewissermaßen eine<br />
Voraussetzung, um sich selber die Plattform<br />
zu schaffen, die Zeit zu schaffen,<br />
über die eigene Lage nachzudenken.<br />
Frausein hieß damals zumindest automatisch<br />
noch, wie auch heute noch in<br />
den meisten Teilen der Welt: Frauen mit<br />
Kindern. Es ging also darum, die eigene<br />
Lage innerhalb auch der <strong>an</strong>deren Theo-<br />
Die Kinderläden waren gewissermassen eine Voraussetzung, um sich selber die Plattform<br />
zu schaffen, die Zeit zu schaffen, über die eigene Lage nachzudenken.<br />
rien zu positionieren. Daher gab es auch<br />
die heftigen Kämpfe um den Begriff des<br />
„Nebenwiderspruchs“, der eine alte Tradition<br />
in der sozialistischen Theorie hatte.<br />
Es ging also in erster Linie um eine<br />
neue Gesellschaftstheorie.<br />
Mit der Zeit – und durch die jünger<br />
werdende Frauenbewegung sowie die<br />
eher praktische Projektbezogenheit<br />
nach 71 – gerieten diese Ansprüche aber<br />
zunehmend ins Hintertreffen.<br />
In einem B<strong>an</strong>d von Ute Kätzel über<br />
die 68erinnen betonen Sie in Ihrem Beitrag<br />
immer wieder, dass Sie sich gar<br />
nicht als Opfer empfunden haben, sondern<br />
sich im Gegenteil eher über Ihre<br />
neu entdeckte Stärke gefreut haben.<br />
Und Sie schreiben, dass Ihnen dieses<br />
Opfer-Image im Nachhinein übergestülpt<br />
wurde.<br />
Mir persönlich wurde dieses Opfer-<br />
Image nicht übergestülpt. Ich habe nur<br />
auszudrücken versucht, dass es so viele<br />
Aktivitäten gab und es ein solches Erlebnis<br />
war, mit Frauen zusammen nicht<br />
nur „was zu machen“ sondern zusammen<br />
zu denken, dass viele neue Energien<br />
freisetzte. So eine gewisse Weinerlichkeit<br />
setzte später erst ein, wobei<br />
dies allerdings auch medial bedingt<br />
war. Das beschrieb sich einfach gut in<br />
der Presse.<br />
Im selben Beitrag schreiben Sie<br />
auch, dass die im Aktions- oder Weiberrat<br />
org<strong>an</strong>isierten Frauen zum Teil nicht mal<br />
wussten, dass es bereits eine Frauenbewegung<br />
gegeben hatte. Wie erklären Sie<br />
sich, dass es trotzdem zu dieser beispiellosen<br />
Solidarisierung und Aktivierung<br />
von Frauen kommen konnte?<br />
Vermutlich hatte sich der Druck<br />
l<strong>an</strong>gsam aufgestaut. Und jede fügte irgendein<br />
neues Detail hinzu, was aber<br />
alle eher beflügelte, weil es neue Horizonte<br />
eröffnete.
Eine g<strong>an</strong>z grundsätzliche Frage<br />
zum Verhältnis der 68er- und der Frauenbewegung:Wäre<br />
eine zweite Frauenbewegung<br />
ohne den SDS möglich<br />
gewesen?<br />
Der SDS bzw. die g<strong>an</strong>ze Studentenbewegung<br />
war insofern eine<br />
wichtige Voraussetzung – neben der<br />
Musik, der Literatur usw., was ja vorausging<br />
– weil die Leute spürten, dass<br />
dumpfe Verhältnisse abzuschütteln<br />
sind. Und die Frauen bezogen das<br />
eben auch auf sich.<br />
Sie kritisieren auch einiges: dass<br />
die Frauengruppen oft gerade auch der<br />
Entlastung von Männern dienten, die<br />
so von den Problemen der Frauen verschont<br />
blieben, zum Beispiel. Sie kritisieren<br />
den Kollektivged<strong>an</strong>ken, weil Sie<br />
sich nicht damit abfinden wollten,<br />
dass Ihre eigene Arbeit <strong>an</strong>onymisiert<br />
wurde. Und sie kritisieren nicht zuletzt<br />
die strikten Org<strong>an</strong>isationen vor allem<br />
in den K-Gruppen und die Suche nach<br />
„einfachen Lösungen“, <strong>an</strong> die Sie schon<br />
damals nicht geglaubt haben. Was<br />
wären Ihre Alternativen gewesen?<br />
Oder was waren diese Alternativen<br />
später?<br />
Na ja, als die K-Gruppen, die<br />
Esoterik und die RAF eine Rolle zu<br />
spielen beg<strong>an</strong>nen und als Reaktion<br />
auf diverse Forderungen in der 218-<br />
Kampagne, gründeten wir „Brot und<br />
Rosen“.<br />
Aber mein Ziel war es nie, eine<br />
Funktionärin der Frauenbewegung zu<br />
werden. Ich wollte in erster Linie meinen<br />
Beruf ausüben, was damals<br />
schwer genug war.<br />
War die Tomatenwurf-Rede für Sie<br />
selbst auch der feministische Meilenstein,<br />
als der er heute wahrgenommen<br />
wird? Oder waren spätere Ereignisse in<br />
feministischer Hinsicht für Sie vielleicht<br />
viel wichtiger?<br />
Für mich war das zunächst ein<br />
Termin neben <strong>an</strong>deren und auch ein<br />
misslungener Versuch, mich von zuviel<br />
Druck zu befreien. Wie schon in<br />
vielen <strong>an</strong>deren Veröffentlichungen<br />
gesagt: wir wollten theoretische Hilfe<br />
vom SDS (siehe Gesellschaftstheorien),<br />
bzw. mit dem SDS die Mängel der<br />
Das Schwänzeflugblatt des Fr<strong>an</strong>kfurter Weiberrats:<br />
„Befreit die sozialistischen Eminenzen von ihren<br />
bürgerlichen Schwänzen.“<br />
sozialistischen Theorien<br />
in Bezug auf die<br />
Frauen diskutieren und<br />
wollten gleichzeitig,<br />
dass sie sich unserer<br />
Praxis <strong>an</strong>schlossen.<br />
Das verst<strong>an</strong>d bloß keiner,<br />
was vor dem Hintergrund<br />
der „lachenden<br />
und schenkelklopfenden<br />
Männer“ vielleicht<br />
verständlich ist.<br />
Es war einfach unvorstellbar,<br />
dass Frauengruppen<br />
dem SDS sagen<br />
konnten, er solle<br />
der Politik vom Aktionsrat<br />
folgen. Der Aktionsrat<br />
wollte ja keine<br />
Frauenpolitik machen<br />
sondern Gesellschaftspolitik,<br />
in der Frauen alle<br />
Bereiche der Gesellschaft<br />
zumindest<br />
gleichberechtigt mitdefinieren.<br />
❚<br />
19 68<br />
Bei goodmovie ist die Edition der<br />
Filmemacher: Helke S<strong>an</strong>der erschienen.<br />
Neben „Der subjektive Faktor“<br />
enthält sie die Filme „BeFreier und Befreite“,„Brecht<br />
die Macht der M<strong>an</strong>ipulateure“,„Der<br />
Beginn aller Schrecken<br />
ist Liebe“,„Die allseitig reduzierte Persönlichkeit<br />
– Redupers“,„Mitten im<br />
Malestream – Richtungsstreits in der<br />
neuen Frauenbewegung“,„H<strong>an</strong>nelore<br />
Mabry“,„Muttertier – Muttermensch“,„Dorf“,„Aus<br />
Berichten der<br />
Wach- und Patrouillendienste Nr. 1“,<br />
„Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste<br />
Nr. 5“,„Aus Berichten der<br />
Wach- und Patrouillendienste Nr. 8“,<br />
„Subjektitüde“,„Silvo“,„Völlerei? –Füttern!“<br />
und „Eine Prämie für Irene“.<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19
Die Tomate flog noch vorbei<br />
Den Ostersonntagmorgen im <strong>April</strong> 1968 verbrachte ich noch in relativer politischer Unschuld. Aber die<br />
Selbstbezichtigungskampagne prominenter Frauen in der Illustrierten „Stern“ ging mir unter die Haut: „Ich<br />
habe abgetrieben!“ Von Bärbel Mende-D<strong>an</strong>neberg<br />
Bilder (von links nach rechts):<br />
Anti-Schah-Demonstration,<br />
2.Juni 1967<br />
Frauencafé Wien<br />
Eine der ersten von der AUF<br />
org<strong>an</strong>isierten Abtreibungsgroßdemonstrationen<br />
in Wien<br />
Protestaktion von Hamburger Studentinnen<br />
im Gerichtsverfahren gegen<br />
Ursula Seppel (zweite von rechts ),<br />
Hamburg 12.12.1968<br />
Angela Davis<br />
Weihnachten 1972: Frauendemonstration<br />
auf der Wiener Mariahilferstraße<br />
gegen den Abtreibungsparagraphen<br />
144§, Aktion der Künstlerin Erika Mis<br />
Frauendemo in Wien, ohne Datum<br />
1969 Frauendemo in Mexiko-Stadt ,<br />
Archivbild © Comite 68, D<strong>an</strong>k <strong>an</strong><br />
Heidrun Holzfeind<br />
Bilder teilweise entnommen aus:<br />
Bärbel D<strong>an</strong>neberg, Fritz Keller, Aly<br />
Machalicky, Julius Mende (Hg.): Die<br />
68er. Eine Generation und ihr Erbe,<br />
Wien 1998, Döcker Verlag.<br />
Ute Krätzel (Hg.): Die 68erinnen. Porträt<br />
einer rebellischen Frauengeneration,<br />
Berlin 2002, Rowohlt Verlag.<br />
20 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
Martin Luther King wurde in<br />
Memphis ermordet, das war<br />
weit weg; Rudi Dutschke wurde<br />
am Berliner Ku-Damm zusammengeschossen,<br />
das war<br />
nah, aber fremd für mich. Axel Springers<br />
Medienimperium geißelte die linken<br />
Chaoten, die ihre Ostermärsche<br />
gegen Wiederbewaffnung und atomare<br />
Aufrüstung abhielten. Und ich f<strong>an</strong>d<br />
das noch irgendwie in Ordnung. Helke<br />
S<strong>an</strong>der vom Aktionsrat zur Befreiung<br />
der Frauen verurteilte im September<br />
’68 auf der 23. Delegiertenkonferenz<br />
des SDS das männliche Machogehabe<br />
der Genossen, und als diese ihren<br />
Beitrag ignorierten, schmiss Sigrid Rüger<br />
die berühmte rote Tomate Richtung<br />
Podium. Dies wird als Geburtsstunde<br />
der Neuen Frauenbewegung<br />
markiert. Viele Frauen verließen enttäuscht<br />
den SDS und org<strong>an</strong>isierten<br />
Kinderläden und Frauengruppen. Die<br />
rote Tomate flog damals, in diesem<br />
Jahr der Mythen und der Möglichkeiten,<br />
noch <strong>an</strong> mir vorbei.<br />
Ich lebte damals im Westteil der<br />
geteilten Stadt. „Am bedrohlichsten<br />
erschienen mir die Demonstrationen.<br />
Ich, knappe 25, Hausfrau, vor der Geburt<br />
meiner Kinder Schneiderin in einer<br />
Fabrik, d<strong>an</strong>n (einzig erschwinglicher<br />
Bildungsaufstieg) Kr<strong>an</strong>kenschwester;<br />
mein M<strong>an</strong>n AEG-Monteur,<br />
also typische Arbeiterklasse. Da zogen<br />
sie nun mit ihren schwarzen und<br />
roten Fahnen vorbei und schrien ‚Ami<br />
go home’. Berlin bebte. Das war im<br />
US-besetzten Teil. Die Aufforderung<br />
<strong>an</strong> die GIs bezog sich nicht auf diese<br />
Stadt, sondern auf Vietnam, aber das<br />
kapierte ich erst später. Wie so vieles<br />
<strong>an</strong>dere Politische. Unglaubliche Wut,<br />
dass die mit ihren roten Fahnen sich<br />
getrauten, was ich nicht wagte: Aufbegehren<br />
und Ordnungen infrage<br />
stellen.<br />
So wie ich dachten damals viele.<br />
Doch d<strong>an</strong>n plötzlich Schubumkehr.<br />
Die Selbstbezichtigungskampagne<br />
von prominenten Frauen „Ich habe abgetrieben“<br />
in der Zeitschrift „Stern“ erreichte<br />
mich zielgenau und bewirkte<br />
bei mir eine sympathisierende Achtung<br />
vor dem Mut dieser Frauen. In<br />
den 1960er Jahren haben junge Frauen<br />
eine ungewollte Schw<strong>an</strong>gerschaft entweder<br />
ausgetragen, oder sie illegal beendet<br />
– mit all den bek<strong>an</strong>nten gesundheitlichen,<br />
fin<strong>an</strong>ziellen und strafrechtlichen<br />
Folgen. Ich war da keine Ausnahme,<br />
als ich ungewollt schw<strong>an</strong>ger<br />
wurde. Und es war auch nicht ungewöhnlich,<br />
dass Frauen in dieser Situation<br />
Hausfrauen wurden und vielleicht<br />
auch irgendwie froh waren, dem<br />
drückenden und karriereknappen Arbeitsleben<br />
auf diese Weise zu entkommen.<br />
Kinder-Küche-Herd war gesellschaftspolitischer<br />
Konsens.<br />
Das Aufbruchsklima der Protestbewegungen<br />
Ende der 1960er brach mit<br />
diesen Konventionen und Traditionen.<br />
Die braven Söhne ließen sich die Haare<br />
wachsen, hörten die Beatles und lasen<br />
Marx und Marcuse; die artigen Töchter<br />
verweigerten sich und ihre Dienste, lasen<br />
Simone de Beauvoir und forderten<br />
Die rote Tomate flog damals, in diesem Jahr der Mythen<br />
und der Möglichkeiten, noch <strong>an</strong> mir vorbei.<br />
gleiche Rechte. Es kam etwas ins Rollen,<br />
das die erstarrten, muffigen Strukturen<br />
der Nachkriegsjahre aufbrach.<br />
Meine Ehescheidung im Jahr 1968<br />
war ein Wagnis. Ein Aufbegehren gegen<br />
die Sprachlosigkeit und Enge meiner<br />
Hausfrauenwelt in einer jener<br />
halbfertigen, <strong>an</strong>onymen Satellitenstädte,<br />
die wie aus einem Legobaukasten<br />
<strong>an</strong> den Rändern Westberlins wuchsen.<br />
Kindergartenplätze für meine beiden<br />
Mädchen gab es keine, eine Wohnung<br />
auch nicht, und schon gar nicht Arbeit<br />
für mich, jedenfalls keine, die es erlaubte,<br />
kleine Kinder zu haben und keinen<br />
M<strong>an</strong>n. Da machte ich eine Kneipe auf.<br />
(...) Dieses Beisl entwickelte sich zu einem<br />
‚linken Treffpunkt’. Nach den De-
mos trafen sich dort die Leute, und ich<br />
begegnete das erste Mal in meinem Leben<br />
politischen Zusammenhängen, die<br />
ich auch begriff.<br />
Ich denke, die Verknüpfung von gesellschaftspolitischer<br />
Analyse und direkter<br />
Betroffenheit ist das Unterzündholz,<br />
das politische Bewegungen entfachen<br />
k<strong>an</strong>n, vor allem, wenn m<strong>an</strong> auch Menschen<br />
trifft, die einen stärken.„Als Alleinerziehende<br />
erfuhr ich viel Solidarität.<br />
Dass kleine Kinder in den Kinderläden<br />
verraten und verkauft würden, dieses<br />
Vorurteil war zäh. Die kollektive Kindererziehung<br />
war für mich zunächst eine<br />
bittere und erst später eine lustvolle<br />
Notwendigkeit. Das politische Tun wurde<br />
Teil meines Lebens. In Berlin baute ich<br />
ein selbstverwaltetes Jugendzentrum<br />
zur Wiedereingliederung von haftentlassenen<br />
Jugendlichen mit auf“ und engagierte<br />
mich in der Kinderladenbewegung.<br />
Es war eine Zeit der unglaubli-<br />
chen Kreativität und des Aufbruchs, ein<br />
Experimentierfeld jugendlicher Protestbewegungen.<br />
Die Nischen und Freiräume,<br />
die sich im Wirtschaftswunderl<strong>an</strong>d<br />
Deutschl<strong>an</strong>d auftaten, haben viele –<br />
und, wie die RAF, bis zur Gewalttätigkeit<br />
– für ihre Ideen zu nutzen versucht.<br />
Ich f<strong>an</strong>d in den diversen linken<br />
Strömungen dieser Zeit, letztendlich in<br />
der kommunistischen Partei SEW, die<br />
Kinder der Arbeiterklasse gehätschelt<br />
hat, politischen Unterschlupf. Das<br />
Ernstnehmen meiner Sprachlosigkeit<br />
machte mir Mut, meine Ged<strong>an</strong>ken zu<br />
artikulieren und nichts als gegeben hinzunehmen.<br />
Erste Artikel von mir wurden<br />
veröffentlicht.<br />
Vor allem über die jüngere deutsche<br />
Verg<strong>an</strong>genheit erfuhr ich erst in<br />
diesen Kreisen Genaueres. Wir fragten<br />
unsere Eltern, was sie denn während<br />
der Hitlerei gemacht hätten – habt ihr<br />
euch denn nicht gewehrt? Habt ihr<br />
denn nicht Widerst<strong>an</strong>d geleistet? Das<br />
Schweigen über die Nazizeit, mehr<br />
noch: die Rückkehr vieler alter Nazis in<br />
Amt und Würden war vielen meiner Generation<br />
Initialzündung, die bestehende<br />
Nachkriegsordnung mit ihren Konsumversprechen,<br />
ihrer sexuellen Verzopftheit<br />
und ihrer familiären Kleingartenmentalität<br />
infrage zu stellen.<br />
Es ist ein Mythos, dass die Proteste<br />
der 68er sich auf Studierende und die<br />
Unis beschränkt hätten. Diese Zeit war,<br />
zumindest in Westberlin, der Aufbruch<br />
einer neuen Jugendkultur, die ihren<br />
Ausdruck in Musik, bildender Kunst,<br />
Pädagogik, Konsumkritik, Film f<strong>an</strong>d –<br />
und letztendlich im Aufbegehren der<br />
Frauen in linken Zusammenhängen gegen<br />
patriarchale Verhaltensweisen, gegen<br />
männliche Geschichtsschreibung<br />
und deren Aneignung der Welt. Doch<br />
erst in Wien, wohin ich 1973 übersiedelte,<br />
f<strong>an</strong>d ich den „Draht“ zur Frauenbewegung.<br />
Das war d<strong>an</strong>n schließlich der<br />
Zeitpunkt, wo mich der Tomatenwurf –<br />
symbolisch – voll erreichte. Mit Lust<br />
denke ich <strong>an</strong> diverse Vorbereiten der<br />
Frauendemos zum 8. März in Hermi<br />
Hirschs Lokal zurück; <strong>an</strong> die Ausein<strong>an</strong>dersetzungen<br />
mit den katholischen<br />
Frauen um den Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch,<br />
zu dessen Legalisierung sich die<br />
Kreisky-Regierung auf dem Villacher<br />
Parteitag 1972 auf Druck der Frauen gezwungen<br />
sah; <strong>an</strong> meine Arbeit als Redakteurin<br />
der „stimme der frau“, der ersten<br />
Frauenzeitschrift der 2. Republik,<br />
die vom Bund Demokratischer Frauen<br />
herausgegeben wurde und 1993 eingestellt<br />
wurde.<br />
Ich denke, das Jahr 1968 war ein<br />
Markstein für vielfältige Umbrüche.<br />
Zum einen wurde die Protestbewegung<br />
in den USA gegen den Vietnam-<br />
Krieg mit ihrer eindringlichen Forderung<br />
„Make love not war“ zum Symbol<br />
und Schlachtruf einer breiten Jugendbewegung,<br />
die auch in Österreich beispielsweise<br />
in der WUK-Besetzung und<br />
Arena-Bewegung Ausdruck f<strong>an</strong>d; zum<br />
<strong>an</strong>deren wurde durch die Neue Frauenbewegung<br />
mit ihrer Forderung „Das<br />
Private ist politisch“ der Vorh<strong>an</strong>g vor<br />
einer spießigen Familienidylle zurückgezogen<br />
und das Ausmaß <strong>an</strong> Gewalt<br />
und Unterdrückung sichtbar. Es entst<strong>an</strong>den<br />
Gruppen, Initiativen und Projekte,<br />
die sich dieser Thematik widmeten.<br />
Ein Resultat davon sind beispielsweise<br />
die Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen<br />
oder <strong>an</strong>dere, mittlerweile<br />
als „normal“ wahrgenommene frauenspezifische<br />
Angebote von Institutionen,<br />
um welche die Frauenbewegung<br />
heftige Kämpfe führte. Und nicht zu-<br />
letzt bewirkte die Kinderladenbewegung<br />
ein Infragestellen autoritärer Erziehungsmethoden<br />
in Familie und<br />
Schule.<br />
Dieser schwer erkämpfte, erweiterte<br />
Freiraum und die Stärkung der Zivilgesellschaft<br />
im Sinne von Gramsci geraten<br />
heute zunehmend unter rechtskonservativen<br />
Druck: die Fristenlösung wird<br />
infrage gestellt, Frauenprojekte werden<br />
fin<strong>an</strong>ziell ausgehungert und abgedreht,<br />
der freie Markt feiert seine Grenzenlosigkeit.<br />
Anscheinend haben Konsumverzicht,<br />
die Betonung des Lustprinzips<br />
und politischer Aktionismus der 68er<br />
auch dazu gedient, den Weg freizumachen<br />
für die Zurichtung einer neuen<br />
Generation von Konsumtrotteln, wie<br />
der kapitalistische Markt sie in seiner<br />
gnadenlosen Verwertungslogik<br />
braucht. ❚<br />
19 68<br />
Passagen des Textes stammen aus<br />
dem Vorwort „Rückblick ohne Zorn“<br />
in:„Die 68er. Eine Generation und ihr<br />
Erbe“, Hg. von Bärbel D<strong>an</strong>neberg, Fritz<br />
Keller, Aly Machalicky, Julius Mende,<br />
Döcker Verlag, 1998<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21
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Fotos: Lea Susemichel
1968. Und weiter?<br />
Die Errungenschaften von 1968 dürfen nicht bagatellisiert werden, sagt Gisela Notz. Ute Kätzel stimmt zu,<br />
will die Frage nach Erfolg oder Niederlage der 68er-Bewegung aber auf zwei verschiedenen Ebenen diskutieren.<br />
1968 ist zu einer Chiffre geworden für eine Revolte, die so viel in<br />
G<strong>an</strong>g gesetzt und so viel <strong>an</strong>gestoßen hat, dass sie auch 40 Jahre<br />
d<strong>an</strong>ach noch zum Buhm<strong>an</strong>n taugt. Auch in linken Kreisen ist die<br />
Unsitte verbreitet, die historischen Errungenschaften der „68er“<br />
zu leugnen oder zu bagatellisieren. Geradezu peinlich sind die<br />
Fremd- und Selbstbeschimpfungen m<strong>an</strong>cher Beteiligter, die das Engagement<br />
von „damals“ für die „Zerrüttung“ alles Möglichen ver<strong>an</strong>twortlich<br />
machen. Allerdings war die Entstehung der „Neuen Frauenbewegungen“<br />
bereits aus der Kritik der studentischen Bewegungen entst<strong>an</strong>den.<br />
Denn die Probleme die Frauen – die schließlich führend beteiligt waren<br />
– aufgrund ihrer geschlechtsspezifischen Arbeits- und Aufgabenverteilung<br />
hatten, spielten bei den „Helden der Bewegung“ praktisch keine<br />
Rolle. Das „Private ist politisch“ wurde zur Losung der Frauenbewegung.<br />
Damit wurde ein neues Verständnis des Politischen eingeklagt, das bis<br />
heute wirkt.<br />
Auch wenn die <strong>an</strong>gestrebte gewaltfreie, lebendige, vielfältige, demokratische<br />
Gesellschaft von Frauen und Männern, die sich als Ebenbürtige<br />
begegnen und <strong>an</strong>erkennen, auch für die am besten ausgebildete Frauengeneration,<br />
die es in der Geschichte je gab, nicht erreicht ist. Auch wenn<br />
die Töchter nicht zu rebellieren scheinen, k<strong>an</strong>n die Wirkung der Aktivitäten<br />
der Frauenbewegungen der 1970er Jahre auf Erziehungsweisen, Verhaltens-<br />
und Umg<strong>an</strong>gsformen sowie auf die Gesetzgebung nicht übersehen<br />
werden.<br />
Kinderläden hatten entscheidenden Einfluss auf die bestehende öffentliche<br />
und private Kinderbetreuung. Wohngemeinschafts- und Kommunebewegungen<br />
hatten starke gesellschaftliche Auswirkungen im<br />
Kampf um die Veränderung der Geschlechterrollen, für ebenbürtige Geschlechterverhältnisse<br />
und für die Aufhebung der geschlechterdiskriminierenden<br />
Arbeitsteilung in Beruf und Zusammenlebensformen. Frauenbewegungen<br />
haben viele eigene Einrichtungen geschaffen, die sich im<br />
Laufe der Jahre zunehmend professionalisiert haben und öffentliche Institutionen<br />
entscheidend beeinflusst haben. Ihre Aktionsformen und ihr<br />
Politikstil in Form von personenzentrierten, egalitären, offenen Gruppen<br />
und regionalen und internationalen Netzwerken förderte nicht nur die<br />
Kompetenzbildung innerhalb der eigenen Reihen, sondern beeinflusste<br />
die Mitte der 1970er Jahren entst<strong>an</strong>denen sozialen Bewegungen grundlegend.<br />
Frauenbewegungen haben nicht nur das Leben der in ihnen aktiven<br />
Frauen verändert. Sie haben auch auf die Beziehungen zwischen den<br />
Geschlechtern gewirkt, und auch m<strong>an</strong>che der beteiligten Männer machen<br />
sich verstärkt Ged<strong>an</strong>ken um ihre Rollen. ❚<br />
Gisela Notz, geboren 1942, ist Soziologin und wissenschaftliche Referentin der Friedrich-Ebert-Stiftung.<br />
„War die 68er-Frauenbewegung ein Erfolg oder eine Niederlage“?<br />
Wie soll ich diese Frage be<strong>an</strong>tworten?! Ich gehe spazieren,<br />
um einen klaren Kopf zu bekommen. „Subjektiv oder wissenschaftlich?“,<br />
frage ich mich und entscheide, dass darin kein Unterschied<br />
besteht. G<strong>an</strong>z in der Schule von Maria Mies, die uns<br />
Mut machte, damals, Mitte der siebziger Jahre, als wir bei 68er-Männern<br />
Soziologie studierten und im Frauenzentrum und in den Uni-Seminaren<br />
hartnäckig unseren Feminismus entwickelten. Maria Mies‘ „Methodische<br />
Postulate zur Frauenforschung – dargestellt am Bespiel der Gewalt“ von<br />
1978 schlugen in unseren Diskussionen ein wie eine Bombe. Zu unserer<br />
Subjektivität sollten wir uns bekennen, unserer Betroffenheit.<br />
Ich schlage vor, zwei Ebenen zu unterscheiden und mit zwei Schlagworten<br />
zu operieren: Erstens Frauenbefreiung. Zweitens Gleichberechtigung<br />
der Geschlechter.<br />
Auf der Ebene der Befreiung haben wir gewonnen! Niemals könnten<br />
wir (Wer sind wir? Auch die Frauen, die auf dem Dorf leben, zw<strong>an</strong>gsverheiratet<br />
oder beschnitten werden?) so leben, wie wir es tun, ohne die<br />
68erinnen und ihre Kämpfe gegen das Kleinbürgerliche, Spießige, Verheiratete,<br />
Doppelmoralische, Geschlechterdualistische, Männerorientierte.<br />
Die Frauenbewegung kämpfte diesen Kampf weiter und gew<strong>an</strong>n noch<br />
mehr Terrain hinzu. Das Private ist politisch. Offen lesbisch sein zu können<br />
zum Beispiel. Oder alleinerziehende Mutter (den Ausdruck gab‘s vorher<br />
gar nicht!). Und heute? Viele junge Frauen glauben ernsthaft, sie seien<br />
genau so frei wie die Männer. Sind sie nicht, darauf werden sie schon<br />
noch im Laufe ihres Lebens kommen. Aber viel freier als wir Nachkriegsgeborenen<br />
oder gar unsere Mütter.<br />
Wie steht es mit der zweiten Ebene, der Gleichberechtigung? Klare<br />
Niederlage, würde ich sagen! Und das wird so bleiben, wenn wir nicht<br />
überall kategorisch, nervtötend laut und mit dem Sings<strong>an</strong>g eines M<strong>an</strong>tras<br />
wiederholen,„wir fordern die Quote und zwar auf allen Ebenen!“ Ich<br />
rede jetzt nicht von jenen läppischen 30 Prozent, mit denen die Sozialdemokraten<br />
ihre Genossinnen befrieden, oder von den Quotenfrauen, wie<br />
sie uns die Konservativen sogar bis in die höchsten Staatsämter bescheren.<br />
Ich rede von fifty-fifty! Ich rede davon, alle Aufgaben zu teilen, 50<br />
Prozent für die Frauen, 50 Prozent für die Männer, und zwar die bezahlten<br />
Tätigkeiten ebenso wie die unbezahlten. Ohne diese radikale 50-Prozent-Quote<br />
wird es keine Gleichberechtigung geben. Niemals! So einfach<br />
ist das.<br />
Nur, wollen wir das überhaupt? Mir jedenfalls ist das zu wenig. Ich<br />
will immer noch eine <strong>an</strong>dere, gerechtere Gesellschaft. ❚<br />
Ute Kätzel, geboren 1955, war Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk und arbeitet nun freiberuflich als Journalistin in Berlin.<br />
Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23
wissenschaft forum<br />
Das Unterscheiden hinterfragen<br />
Über Kommunikation wird Bedeutung vermittelt, dies gilt für psychiatrische Diagnosen genauso wie für die<br />
Konstruktion von Geschlecht. Von Bettina Enzenhofer<br />
Bettina Enzenhofer studierte Publizistik-<br />
und Kommunikationswissenschaft<br />
in Wien und schloss ihr Studium<br />
im November 2007 ab. Titel ihrer<br />
Diplomarbeit: Psychiatrie als konstruierende<br />
Inst<strong>an</strong>z: Kommunikation –<br />
Diagnosen – Geschlecht.<br />
24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
Ein Publizistikstudium k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong>/frau auch abschließen, ohne<br />
eine Diplomarbeit zu schreiben,<br />
die irgendetwas mit Medien<br />
zu tun hat. Schließlich heißt<br />
es Publizistik- und Kommunikationswissenschaft,<br />
und über diesen (Um)Weg ist<br />
es auch möglich, Themen der Psychiatrie<br />
zum Inhalt zu machen.<br />
In meiner Diplomarbeit geht es um<br />
„die“ (sofern es das gibt) Psychiatrie aus<br />
einer konstruktivistischen Perspektive,<br />
verbunden mit einer Thematisierung<br />
von Kommunikation, Diagnosen und<br />
Geschlecht. Zentral war für mich, nichts<br />
einfach abzubilden, sondern die gen<strong>an</strong>nten<br />
Bereiche auf ihre Unterscheidungen<br />
hin zu hinterfragen:Wer bestimmt,<br />
was psychische Kr<strong>an</strong>kheit/Gesundheit<br />
ist? Wie/mit welchen Mitteln<br />
wird dies gemacht? Welchen Stellen-<br />
wert hat Kommunikation dabei? Und:<br />
Wie verhält es sich mit Geschlecht und<br />
Psychiatrie?<br />
Ohne Ordnung und (dichotome)<br />
Kategorisierungen (gesund/kr<strong>an</strong>k,<br />
M<strong>an</strong>n/Frau) scheint unser Leben zu<br />
komplex zu sein. Es ist nicht mein Anliegen,<br />
Ordnung schaffenden Mech<strong>an</strong>ismen<br />
<strong>an</strong> sich die Legitimität abzusprechen.<br />
Wesentlich scheint mir jedoch,<br />
sprachliche Reduktionen und zugrunde<br />
liegende Konstruktionen sichtbar zu<br />
machen.<br />
Wirklichkeit ist immer subjektiv,<br />
Modelle von Wirklichkeit werden aber<br />
(im Zuge der Sozialisation) zu kollektivem<br />
Wissen. Wiederholte H<strong>an</strong>dlungen<br />
verfestigen Modelle, machen Wissen zu<br />
etwas scheinbar Fixem, Unhinterfragbaren<br />
und verschleiern dabei, dass es<br />
sich stets um vergesellschaftetes Wis-<br />
sen h<strong>an</strong>delt. Dies trifft auf Normen von<br />
Kommunikation (z.B. Kommunikation<br />
muss verständlich sein), auf abweichende<br />
Phänomene („psychische Störungen“)<br />
und auf Geschlecht zu.<br />
Kommunikation. Auf mehreren Ebenen ist<br />
Kommunikation für die erwähnten Fragestellungen<br />
von Interesse: Über Kommunikation<br />
wird Bedeutung (und Bewertung)<br />
vermittelt, dies gilt für psychiatrische<br />
Diagnosen genauso wie für<br />
die Konstruktion von Geschlecht. Kommunikation<br />
ist außerdem innerhalb verschiedener<br />
Wissenschaftsdisziplinen<br />
für die Weitergabe von Wissen ver<strong>an</strong>twortlich.<br />
Zudem muss Kommunikation<br />
im Alltag bestimmten Regeln entsprechen:Wer<br />
für <strong>an</strong>dere nicht verständlich<br />
ist, ist „gestört“. Schließlich entscheidet<br />
sich in der Kommunikation zwischen
© id:dev identity development<br />
Arzt/Ärztin und PatientIn, welche Diagnose<br />
gestellt wird.<br />
Kr<strong>an</strong>kheit. Es gibt zwar Definitionen von<br />
Kr<strong>an</strong>kheit (bspw. von der WHO), diese<br />
sind aber zu hinterfragen. Was kr<strong>an</strong>k<br />
oder gesund ist, ist unter <strong>an</strong>derem vom<br />
Wissensst<strong>an</strong>d und Weltbild der Menschen<br />
abhängig, somit sind derartige<br />
Vorstellungen auch veränderlich. Symptome<br />
sind kontextgebunden und bedeutungsabhängig.<br />
Hier darf nicht vergessen<br />
werden, dass die Medizin Vorstellungen<br />
von Kr<strong>an</strong>kheit und Gesundheit<br />
braucht, um h<strong>an</strong>dlungsfähig sein<br />
zu können. Trotzdem birgt dies eine Gefahr:<br />
Kr<strong>an</strong>kheit – ursprünglich das Ergebnis<br />
einer Unterscheidung – k<strong>an</strong>n als<br />
etwas (ontologisch) Reales missverst<strong>an</strong>den<br />
werden: Konstruktivistisch argumentiert,<br />
existieren Phänomene erst<br />
d<strong>an</strong>n, wenn sie mit Bedeutung versehen<br />
werden – nicht aber vor der Bedeutungszuweisung.<br />
Psychiatrie. Die Psychiatrie behauptet,<br />
etwas über psychische Störungen zu<br />
wissen und vergibt Diagnosen, die auf<br />
einem bestimmten Klassifikationssystem<br />
(heute: ICD-10 1 bzw. DSM-IV 2 ) beruhen.<br />
Auf diese Weise wird Ordnung<br />
in einem Bereich (wieder)hergestellt,<br />
der <strong>an</strong>dernfalls nicht verstehbar ist. Jem<strong>an</strong>d,<br />
der/die sich abweichend (von einer<br />
konstruierten Norm) verhält, wird<br />
für sein/ihr Verhalten ver<strong>an</strong>twortlich<br />
gemacht: In der Kommunikation zweier<br />
Individuen wird Verhalten, das nicht<br />
verstehbar ist, nicht der Situation, sondern<br />
dem/der unverstehbar Agierenden<br />
zugeschrieben, ein soziales Problem<br />
wird zu einem individuellen. Das<br />
soziale System k<strong>an</strong>n in seinen Interaktions-<br />
und Kommunikationsregeln unverändert<br />
agieren und muss nicht <strong>an</strong>gezweifelt<br />
werden. Der/die als StörerIn<br />
gewertete soll sich beh<strong>an</strong>deln lassen,<br />
die Störung beseitigen. 3<br />
Diagnosen. Auch in einer Kritik <strong>an</strong> der<br />
Psychiatrie darf nicht unerwähnt bleiben,<br />
dass Diagnosen durchaus Sinn<br />
machen: Sie sind notwendig, wenn Ärz-<br />
te/Ärztinnen mitein<strong>an</strong>der kommunizieren<br />
wollen. Sie sind für das Gesundheitssystem<br />
wichtig. Und für die einzelne<br />
Person, die nicht weiß, wie sie ihr<br />
Empfinden einordnen soll, k<strong>an</strong>n die<br />
Kenntnis eines Namens hilfreich sein –<br />
dadurch, dass ihr Leiden einen Namen<br />
hat, ist es vorh<strong>an</strong>den, sie ist nicht „verrückt“,<br />
sondern hat eine Kr<strong>an</strong>kheit, die<br />
es „gibt“. Mit der Kenntnis der Diagnose<br />
k<strong>an</strong>n sie so ihr eigenes Sein für <strong>an</strong>dere<br />
auch mitteilbar und<br />
verstehbar(er) machen. Gleichzeitig<br />
können Diagnosen aber auch die einzelne<br />
Person stigmatisieren. Und: Auch<br />
eine Selbstreflexion dessen, was Diagnosen<br />
letztlich sind (historisch veränderliche<br />
Konstruktionen; erwähnt sei<br />
<strong>an</strong> dieser Stelle, dass erst mit Erscheinen<br />
des DSM-III 4 Homosexualität nicht<br />
mehr als psychiatrisch pathologisch<br />
galt), ist im medizinischen, psychiatrischen<br />
Diskurs notwendig.<br />
Was kr<strong>an</strong>k oder gesund ist, ist unter <strong>an</strong>derem<br />
vom Wissensst<strong>an</strong>d und Weltbild der Menschen<br />
abhängig, somit sind derartige Vorstellungen<br />
auch veränderlich.<br />
Gender-Medizin? Die Kategorie Gender ist<br />
(im Kontext der Gender-Medizin) auch<br />
von der Psychiatrie aufgegriffen worden.<br />
In diesem Rahmen sollen nun psychische<br />
Kr<strong>an</strong>kheiten geschlechtsbezogen<br />
<strong>an</strong>alysiert werden: Damit ist gemeint,<br />
dass sich Kr<strong>an</strong>kheiten in Häufigkeit,<br />
Zeitpunkt, Erscheinungsform etc.<br />
bei Männern und Frauen unterscheiden.<br />
Gender verliert in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
aber <strong>an</strong> begrifflicher Weite:<br />
So meint die Psychiatrie mit dem Gebrauch<br />
von Gender weibliche und<br />
männliche Rollenzuschreibungen. Gender-Medizin<br />
geht davon aus, dass es<br />
Männer und Frauen gibt, dass dies <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
der unterschiedlichen Biologie<br />
feststellbar ist, und dass bspw. einem<br />
weiblichen Sex ein weibliches Gender<br />
entspricht. Auf diesem Weg wird das<br />
zweigeschlechtliche System erneut reproduziert,<br />
statt hinterfragt zu werden.<br />
Sicherlich setzt sich Gender-Medizin<br />
auch nicht zum Ziel, eine queere Perspektive<br />
einzubringen, d. h. insofern ist<br />
meine Kritik abzuschwächen. Trotzdem<br />
finde ich es wichtig, dies immer <strong>an</strong>zumerken:<br />
Es ist lobenswert, dass Medizi-<br />
nerInnen erkennen, dass bspw. Medikamente<br />
in weiblichen und männlichen<br />
Körpern unterschiedlich wirken können,<br />
und dies auch vermehrt untersuchen.<br />
Aber es ist eine Gratw<strong>an</strong>derung,<br />
wenn dadurch wieder biologische Körper<br />
als fixe Dichotomie kommuniziert<br />
werden. Wie auch in <strong>an</strong>deren Bereichen<br />
scheint der Begriff Gender heute zu einem<br />
Synonym für Sex oder Frauen zu<br />
verkommen.<br />
Depression ist bspw. eine Kr<strong>an</strong>kheit,<br />
die laut Statistik Männer und<br />
Frauen in unterschiedlicher Häufigkeit<br />
betrifft, dies wird im Kontext der Gender-Medizin<br />
oft kommuniziert. Allerdings:Wenn<br />
in Studien zur Depressionsforschung<br />
weitere Faktoren, z.B. soziale<br />
Schicht, Ausbildung und gegenwärtiger<br />
Lebensstatus miteinbezogen<br />
werden, sind keine Geschlechtsunterschiede<br />
mehr vorh<strong>an</strong>den. 5<br />
In unserer Gesellschaft lässt sich<br />
ein „Doppelst<strong>an</strong>dard“ seelischer Gesundheit<br />
ablesen: Eine Frau „steht immer<br />
in dem Widerspruch, sich so zu<br />
verhalten, wie es gesellschaftlich erwünscht<br />
ist, aber nur dem M<strong>an</strong>n zugest<strong>an</strong>den<br />
wird, oder wie es ihr als Frau<br />
zugest<strong>an</strong>den wird, was aber gesellschaftlich<br />
unerwünscht ist. Diese Widersprüche<br />
sind den meisten Frauen<br />
nicht bewusst und viele kr<strong>an</strong>ken <strong>an</strong> ihnen.“<br />
6 Die Konsequenz für eine frauengerechte<br />
Diagnose wäre, dass kr<strong>an</strong>kmachende<br />
Lebensbedingungen im<br />
Mittelpunkt des Interesses stehen.<br />
Frauengesundheitsforschung ist<br />
notwendig und legitim, wenn sie darauf<br />
aufmerksam macht, dass Frauen in<br />
der medizinischen Forschung nicht<br />
präsent waren. Wirkliche Gender-Medizin<br />
müsste aber heißen, sich im medizinischen<br />
Diskurs mit der Konstruktion<br />
von Geschlecht zu beschäftigen. Außerdem<br />
ist es <strong>an</strong> der Zeit, <strong>an</strong> der Praxis <strong>an</strong>zusetzen<br />
und H<strong>an</strong>delnde zu befragen,<br />
ob und wie mit „Abweichungen“ <strong>an</strong>ders<br />
umgeg<strong>an</strong>gen werden könnte. Wie<br />
können im medizinischen Diskurs Symptome/Diagnosen<br />
oder Geschlecht <strong>an</strong>ders<br />
aufgefasst werden? Inwieweit<br />
sind sich H<strong>an</strong>delnde ihrer Konstruktionen<br />
bewusst? Es bleibt eine Herausforderung<br />
für das Gesundheitswesen, sozialwissenschaftliche<br />
Debatten zu diskutieren<br />
und zu integrieren, um in einer<br />
zunehmend komplexen Welt<br />
<strong>an</strong>schlussfähig und sinnstiftend agieren<br />
zu können. ❚<br />
forum wissenschaft<br />
1 ICD, engl.: International Classification<br />
of Diseases (Internationale statistische<br />
Klassifikation der Kr<strong>an</strong>kheiten<br />
und verw<strong>an</strong>dter Gesundheitsprobleme).<br />
10 bezeichnet die aktuelle Ausgabe<br />
(1992), davor galt ICD-9 etc.<br />
2 DSM: Diagnostic <strong>an</strong>d Statistical<br />
M<strong>an</strong>ual of Mental Disorders (Diagnostisches<br />
und Statistisches H<strong>an</strong>dbuch<br />
Psychischer Störungen), IV ist auch<br />
hier die aktuelle Ausgabe (1996)<br />
3 vgl. Simon, Fritz B. Die Kunst, nicht<br />
zu lernen und <strong>an</strong>dere Paradoxien in<br />
Psychotherapie, M<strong>an</strong>agement, Politik…<br />
Heidelberg: Carl-Auer-Systeme<br />
Verlag 1997.<br />
4 Diagnostisches und Statistisches<br />
H<strong>an</strong>dbuch Psychischer Störungen<br />
von 1980, DSM-III<br />
5 Ebner, Nina/Fischer, Gabriele:„Psychiatrie“<br />
in Rieder, Anita/Lohff, Brigitte<br />
(Hrsg.). Gender Medizin. Geschlechtsspezifische<br />
Aspekte für die<br />
klinische Praxis. Wien: Springer Verlag<br />
2004, 77-111.<br />
6 aus: Pahl, Elisabeth:„Wie kommen<br />
Frauen in die Psychiatrie?“ in Hoffm<strong>an</strong>n,<br />
Dagmar (Hrsg.). Frauen in der<br />
Psychiatrie oder wie männlich ist die<br />
Psychiatrie? Bonn: Psychiatrie-Verlag<br />
1991, 16-25.<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 25
<strong>an</strong>. zeigen<br />
suche<br />
Frauenportraits – Ausstellung<br />
Herbst 2010<br />
Die verlorene Geschichte der<br />
Frauen aufzuschreiben war das Ziel<br />
der Feministinnen der 2. Frauenbewegung<br />
der 70er. Jede von uns<br />
ist ein Teil dieser neuen Frauengeschichte,<br />
doch nur wenige wurden<br />
bisher sichtbar gemacht. Das<br />
„Ich bin nicht so wichtig“, möchte<br />
ich durch Sammlung von Fotos<br />
und einer kurzen Selbstbeschreibung<br />
aufheben und zu<br />
einer Ausstellung zusammenfügen.<br />
Die Ausstellung soll im Herbst<br />
2010 stattfinden. Ich sammle Fotos<br />
& Kurzbiographien von Frauen, die<br />
sich in der Zeit von 1945 bis heute,<br />
frauenpolitisch betätigten. Bitte<br />
schicken Sie mir/schickt mir<br />
Namen, Fotos und Kurzbiographien<br />
von Frauen die ihr in diesem Archiv<br />
finden wollt. Damit bist auch du<br />
gemeint, liebe Frau. Es zählt hier<br />
nicht nur das jahrel<strong>an</strong>ge<br />
Engagement, auch erst seit kurzem<br />
tätige junge Frauen sind Teil dieser<br />
Frauengeschichte.<br />
„Dein Foto, deine Kurzbio fehlen<br />
mir noch!“ Du wählst aus in welcher<br />
Phase deines Lebens du dich<br />
zeigst, bildlich und textlich. Das<br />
Foto soll dich möglichst allein zeigen<br />
und nicht zu klein sein. Die<br />
Kurzbio etwa eine bearbeitete A4<br />
Seite. (siehe Probebild). Nach<br />
Abbau der Ausstellung erhält die<br />
gesammelten Materialien das<br />
„Stichwort – Archiv der Frauenund<br />
Lesbenbewegung“, dort wird<br />
es für interessierte Frauen zur weiteren<br />
Bearbeitung zugängig sein.<br />
Fotos und Texte <strong>an</strong>: Elfie Resch, 1030<br />
Wien, Leonhardgasse 8-10/2/12,<br />
Mobil: 0676-9704961,<br />
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26 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
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sind sehr unkompliziert – keinerlei<br />
Probleme mit Fressen oder Kistl –<br />
und kastriert. Es sind Wohnungskatzen,<br />
die sich aber sicher schnell<br />
auch <strong>an</strong> ein Leben als Freigänger<br />
gewöhnen würden. Vergebe sie<br />
paarweise, jeweils ein Weibchen<br />
und ein Männchen. Die Jungs (7<br />
Jahre) sind sehr verschmust und<br />
zutraulich, die Mädels (6 Jahre)<br />
etwas dist<strong>an</strong>zierter, dafür umso<br />
verspielter. Ich hoffe, jem<strong>an</strong>den zu<br />
finden, der/die auch ausgewachsene<br />
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und der/die meinen Babies viel<br />
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konferenz<br />
Tr<strong>an</strong>sgender Council<br />
In Berlin findet zum zweiten Mal der „Tr<strong>an</strong>sgender Council“ statt.<br />
Durchgeführt wird er vom Steering Committee des Tr<strong>an</strong>sgender Europe<br />
(TGEU) sowie dem Tr<strong>an</strong>sgender Netzwerk Berlin (TGNB), Wigstöckel, TIA<br />
M. (a project of Tr<strong>an</strong>sculturalism, International Activism <strong>an</strong>d Migration)<br />
und Tr<strong>an</strong>sInterQueer (TrIQ). Das Programm der Ver<strong>an</strong>staltung umfasst<br />
Plenarsitzungen und Workshops. Außerdem werden die interess<strong>an</strong>ten<br />
Ergebnisse der ersten vergleichenden Studie über die Lebenssituation<br />
von Tr<strong>an</strong>s-Menschen in Europa präsentiert. Ausgeführt wurde die Studie<br />
2007 von ILGA, dem europäischen Regionalverb<strong>an</strong>d des internationalen<br />
Lesben- und Schwulenverb<strong>an</strong>des. Mehr als 2000 Tr<strong>an</strong>s-Menschen haben<br />
sich dar<strong>an</strong> beteiligt. Nach Diskussionen mit PolitikerInnen aus dem Europäischen<br />
Parlament, die ebenfalls einen Programmpunkt darstellen, bietet<br />
das Rahmenprogramm Ch<strong>an</strong>cen zum Networking: Und Berlins Tr<strong>an</strong>sgender-Szene<br />
hat mit Partys, Konzerten und Kunst einiges zu bieten. pix<br />
2.-4.5., 2nd Europe<strong>an</strong> Tr<strong>an</strong>sgender Council, 10825 Berlin, Rathaus Schöneberg, John-F.-Kennedy-Platz, http://tgeu.org/council<strong>2008</strong>/index.html<br />
frauen.armut<br />
Working poor und Prekarisierung<br />
„234.000 Frauen in Österreich sind von akuter Armut betroffen“, sagte<br />
Michaela Moser bei der diesjährigen Armutskonferenz. Sowohl <strong>an</strong> dieser<br />
Zahl als auch <strong>an</strong> der Situation dieser Frauen hat sich in den letzten<br />
Jahren wenig geändert. Die Gründe für Frauenarmut sind vielfältig (und<br />
nicht neu) – schlechtere Bildungsmöglichkeiten, erschwerter Zug<strong>an</strong>g<br />
zum Arbeitsmarkt, unzureichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten etc.<br />
Hinzu kommt das beunruhigend wachsende Phänomen der „working<br />
poor“, Menschen, die trotz Arbeit in Armut leben. Sozial- und arbeitsrechtlich<br />
abgesicherte Vollzeitstellen werden weniger, Prekarisierung<br />
nimmt zu. Auch davon sind Frauen besonders betroffen. „Vierzig Prozent<br />
der berufstätigen Frauen sind teilzeitbeschäftigt, siebzig Prozent der geringfügig<br />
Beschäftigten sind weiblich“, so Maria Rettenbacher von<br />
ACUS:„Wenn es so weitergeht, brauchen Frauen noch Jahrhunderte bis<br />
zu einer wirklichen Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen.“ Traurige<br />
Bil<strong>an</strong>z der Konferenz: Armut ist weiterhin weiblich. kaiv<br />
www.armutskonferenz.at, Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie (ACUS), ww.acus.at<br />
solidarität<br />
Gemeinsam sind wir stark!<br />
<strong>an</strong>.riss arbeit.wissenschaft<br />
„Welche Kraft entsteht, wenn Menschen zusammen gehen? Für welche<br />
Ziele lohnt es sich, sich zu solidarisieren und mit welchen solidarischen<br />
Zusammenschlüssen bauen wir eine <strong>an</strong>dere Zukunft?“ Diese und noch<br />
mehr Fragen stellt Eva Geber. Doch sie fragt nicht nur, sondern sie gibt<br />
auch Antworten, bringt Beispiele, und nennt Erfahrungen und Kämpfe<br />
aus der politischen Praxis. Sie beschreibt, was Frauen und Männer gemeinsam<br />
und getrennt erreicht haben und woher Menschen die Kraft<br />
für ihr Engagement nehmen. All das tut sie nicht alleine, sondern im<br />
Rahmen der Frühlingsakademie <strong>2008</strong> der Grünen Bildungswerkstatt<br />
Wien zum Thema „EineR für alle – alle für eineN. Wozu Solidarität?“. Impulsreferate,<br />
Arbeitsgruppen, Zeitreisen von der Fr<strong>an</strong>zösischen Revolution<br />
bis zum Gegenwartsfeminismus. Wer also wissen will, warum Feminismus<br />
und Solidarität ein<strong>an</strong>der brauchen (und so einiges mehr) – einfach<br />
bei der Grünen Bildungswerkstatt <strong>an</strong>melden. kaiv<br />
25.-27.4, Frühlingsakademie <strong>2008</strong>, 25. <strong>April</strong>: Kolpinghaus Alsergrund, 1090 Wien, Liechtensteinstr. 100, 26. und 27. <strong>April</strong>: VHS<br />
Favoriten, 1100 Wien, Arthaberplatz 18, Anmeldung: info@gbw-wien.at, Kosten: 10,- Euro, www.gbw-wien.at<br />
israel.palästina<br />
Perspektiven jenseits von Krieg und Krise<br />
– so der Titel einer Konferenz, die sich zum Ziel setzt, feministische Perspektiven<br />
und Potentiale zur Konfliktlösung in Israel und den besetzten<br />
palästinensischen Gebieten zu entwickeln. Dabei soll vor allem die Relev<strong>an</strong>z<br />
der UN-Resolution 1325 kritisch hinterfragt werden. Zur Diskussion<br />
stehen im Besonderen die Auswirkungen der Geberpolitiken auf zivilgesellschaftliche<br />
Frauenorg<strong>an</strong>isationen. Referieren werden Sara Roy (Harvard<br />
University), Ghada Hashem Talhami (Lake Forest College Chicago),<br />
Siham Bargouthi (Association of Women’s Action in Palestine), R<strong>an</strong>da<br />
Siniora (PICCR) und Gila Svirsky (Women in Black Israel). be<br />
17.-18.4., Albert Schweitzer Haus, 1090 Wien, Schwarzsp<strong>an</strong>ierstraße 13, Anmeldung: seewald@vidc.org, T. 01/713 35 94-75<br />
arbeit<br />
Wirklichkeit widerspiegeln<br />
Von den 626 GeschäftsführerInnen der österreichischen Top-200-Unternehmen<br />
sind nur 29 weiblich, besagt eine Studie der Wiener Arbeiterkammer<br />
(AK). Österreichweit gibt es sogar nur ein Unternehmen mit einer<br />
rein weiblichen Geschäftsführung. Die Studienautorin Ruth Naderer<br />
macht darauf aufmerksam, dass heute aber mehr als die Hälfte der Jusoder<br />
WirtschaftsabsolventInnen Frauen sind, und fordert:„Auch in<br />
Österreichs Wirtschaft sollte sich endlich die demografische Wirklichkeit<br />
widerspiegeln“. Die AK sieht diesbezüglich die schrittweise Einführung<br />
von Quoten als zielführend. Auch bei UniversitätsrätInnen waren<br />
Frauen immer noch in der Minderheit. In der kommenden Funktionsperiode<br />
gibt es nun eine geschlechtergerechte Besetzung. Frauenministerin<br />
Doris Bures freut dies zwar, genug ist ihr das aber noch nicht:<br />
Sie fordert eine Änderung im Universitätsgesetz dahingehend, dass die<br />
Hälfte der von den Senaten nominierten UniversitätsrätInnen Frauen<br />
sein müssen. Keine Rätin, dafür aber die erste Frau, die <strong>an</strong> der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität Innsbruck eine Professur erhält,<br />
ist seit 1. März Anna Gamper. Immerhin irgendetwas Positives. be<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27
arbeits recht<br />
Ein erster Schritt<br />
Freie DienstnehmerInnen haben seit 1. Jänner <strong>2008</strong> in Österreich mehr Rechte durch<br />
besseren rechtlichen Schutz. Elisabeth Rolzhauser vom ÖGB nennt Änderungen,<br />
offene Forderungen und Fallen beim Vertragsabschluss.<br />
Die Flexpower-Beratung des ÖGB<br />
bietet (auch für Nicht-Mitglieder der<br />
Gewerkschaften) einmalige Erstberatung<br />
<strong>an</strong>. Terminvereinbarung unter:<br />
Tel. 01/53 444-404, flexpower@oegb.at.<br />
Informationen bietet auch die Broschüre<br />
„Bist du A-Typisch“ der ÖGB-<br />
Frauen und des ÖGB-Beratungszentrums,<br />
ebenfalls im Beratungszentrum<br />
<strong>an</strong>zufordern oder downloaden unter:<br />
www.oegb.at/flexpower.<br />
28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
Die freien Dienstverträge und<br />
Werkverträge werden ständig<br />
mehr. Rund 70.000 freie DienstnehmerInnen<br />
und fast 40.000<br />
WerkvertragnehmerInnen/Neue<br />
Selbstständige gibt es in Österreich.<br />
Diese Beschäftigten sind konfrontiert<br />
mit Flexibilität, hohen Anforderungen,<br />
vielen Verpflichtungen, dafür sind die<br />
Rechte und Gegenleistungen häufig<br />
sehr gering. Menschen in diesen beiden<br />
Beschäftigungsformen sind jedenfalls<br />
„atypisch Beschäftigte“ und sehr häufig<br />
auch mit prekären Lebenssituationen<br />
konfrontiert: geringe oder stark wechselnde<br />
Einkommen, nicht kontinuierliche<br />
Beschäftigungszeiten und oft hohe<br />
Risiken.<br />
Der Frauen<strong>an</strong>teil liegt bei den freien<br />
Dienstverträgen bei rund 60 Prozent,<br />
bei Werkverträgen – also den so gen<strong>an</strong>nten<br />
Neuen Selbstständigen – bei<br />
rund 40 Prozent.<br />
Für freie DienstnehmerInnen wurden<br />
l<strong>an</strong>gjährige Forderungen der Gewerkschaftsbewegung<br />
teilweise umgesetzt.<br />
Seit 1. Jänner <strong>2008</strong> haben sie<br />
mehr Rechte durch besseren sozialrechtlichen<br />
Schutz. Viele Forderungen<br />
bleiben aber noch offen – hier ist insbesondere<br />
der arbeitsrechtliche Schutz<br />
(wie z. B. Mindestentlohnung, Urlaubs<strong>an</strong>spruch,<br />
Urlaubs- und Weihnachtsgeld,<br />
Kr<strong>an</strong>kenentgeltfortzahlung, etc.)<br />
zu erwähnen.<br />
Die freien DienstnehmerInnen werden<br />
sozialversicherungsrechtlich den Angestellten<br />
gleichgestellt, das heißt im Detail:<br />
❚ Freie DienstnehmerInnen sind arbeits-<br />
losenversichert, wenn das Einkommen<br />
über der Geringfügigkeitsgrenze liegt,<br />
das sind 349,01 Euro im Monat.<br />
❚ Sie haben Anspruch auf Kr<strong>an</strong>kengeld<br />
ab dem vierten Tag.<br />
❚ Es besteht Anspruch auf ein einkommensabhängiges<br />
Wochengeld im Falle<br />
der Mutterschaft.<br />
❚ Im Falle der Insolvenz des Auftraggebers<br />
sind die offenen Ansprüche durch<br />
den Insolvenzausfallsgeldfonds gesichert.<br />
❚ Freie DienstnehmerInnen sind in die<br />
MitarbeiterInnenvorsorge/betriebliche<br />
Vorsorgekasse („Abfertigung Neu“) einzubeziehen.<br />
❚ Freie DienstnehmerInnen müssen<br />
ebenfalls vor Beginn der Arbeitsleistung<br />
Freie DienstnehmerInnen sind arbeitslosenversichert,<br />
wenn dass Einkommen über der Geringfügigkeitsgrenze<br />
liegt<br />
bei der Gebietskr<strong>an</strong>kenkasse <strong>an</strong>gemeldet<br />
werden.<br />
❚ Die Arbeiterkammer ist als gesetzliche<br />
Interessensvertretung nunmehr auch<br />
für die freien DienstnehmerInnen zuständig<br />
❚ Die Sozialabgaben betragen daher für<br />
die freien DienstnehmerInnen 17,62 Prozent,<br />
für die AuftraggeberInnen 22,81<br />
Prozent.<br />
Bei den WerkvertragsnehmerInnen/Neuen<br />
Selbstständigen wird es mit<br />
1. Jänner 2009 Änderungen im Bereich<br />
der Arbeitslosenversicherung geben. Es<br />
wird die Möglichkeit einer freiwilligen<br />
Arbeitslosenversicherung geben. Ein erster<br />
Schritt – aber nicht mehr.<br />
Welche negativen Beratungserfahrungen<br />
hat der ÖGB seit Bek<strong>an</strong>ntwerden<br />
der gepl<strong>an</strong>ten Änderungen gemacht?<br />
AuftraggeberInnen teilen den<br />
freien DienstnehmerInnen mit, dass es<br />
eine gesetzliche Änderung gäbe und sie<br />
daher den Vertrag in einen Werkvertrag<br />
umändern müssten. Einige AuftraggeberInnen<br />
fordern überhaupt gleich einen<br />
Gewerbeschein, ohne diesen erhält<br />
M<strong>an</strong>n/Frau den Job gar nicht.<br />
Unternehmungen, die viele freie<br />
DienstnehmerInnen haben, die einfache<br />
Tätigkeiten ausführen, steigen um<br />
und bieten nur mehr geringfügige Beschäftigungsverhältnisse<br />
<strong>an</strong>. Das heißt,<br />
sie teilen die vorh<strong>an</strong>dene Arbeit auf<br />
noch mehr Menschen auf. Dies führt<br />
dazu, dass viele sich mehrere Beschäftigungen<br />
suchen müssen, um ein Einkommen<br />
für das Auskommen zu erhalten.<br />
Andere Auftraggeber teilen den<br />
freien DienstnehmerInnen mit, dass<br />
aufgrund der geänderten Sozialversicherungsbeiträge<br />
eine Änderung des<br />
freien Dienstvertrages erfolgen muss:<br />
Das Einkommen/Honorar wird um diese<br />
Beträge gekürzt. Auftraggeber wälzen<br />
nunmehr verstärkt die Suche nach<br />
einer geeigneten Vertretung auf die<br />
einzelnen freien DienstnehmerInnen<br />
bzw. WerkvertragnehmerInnen ab.<br />
Wie bereits erwähnt, gilt das Arbeitsrecht<br />
– und damit auch bestimmte<br />
Schutzbestimmungen – nicht. Daher<br />
gelten alle Vertragsbestimmungen, die<br />
vereinbart werden, außer sie sind sittenwidrig.<br />
Die Verträge werden immer länger,<br />
die Vertragsklauseln immer schärfer.<br />
Daher unser Tipp: Lesen Sie den Vertrag<br />
genau durch oder lassen Sie sich den<br />
Vertrag überprüfen. Wichtig ist, dass Sie<br />
die Vertragsklauseln und deren Auswirkungen<br />
auch verstehen. Dennoch ist es<br />
wichtig, einen schriftlichen Vertrag zu<br />
bekommen, damit die Vereinbarungen<br />
auch festgehalten und überprüfbar<br />
sind. Rechtlich gesehen ist es egal, welchen<br />
Titel der Vertrag trägt, es kommt<br />
darauf <strong>an</strong>, wie die ausgeübte Tätigkeit in<br />
der Praxis wirklich erbracht wird! ❚
Mogelpackung<br />
Die Novelle des Arbeitslosenversicherungsgesetzes enthält rigorose<br />
Disziplinierungsinstrumente sowie Verschärfungen der Zumutbarkeitsregeln,<br />
sagt D<strong>an</strong>iela Koweindl von der IG Bildende Kunst.<br />
Juhu, Arbeitslosenversicherung<br />
auch für freie DienstnehmerInnen!<br />
Und ab 2009 auch für<br />
Selbstständige! Welch ein Erfolg<br />
… – so gaukeln es uns die<br />
GesetzesmacherInnen vor, um kräftig<br />
vom großen Brocken der zum Jahresende<br />
2007 beschlossenen Novelle des Arbeitslosenversicherungsgesetzes<br />
(AlVG)<br />
abzulenken: Neue rigorose Ausschlussund<br />
Disziplinierungsinstrumente, um<br />
Erwerbsarbeitslose aus der Arbeitslosenstatistik<br />
und aus dem Geldbezug zu<br />
drängen sowie radikale Verschärfungen<br />
bei Zumutbarkeit von „Vermittlungsvor<strong>schläge</strong>n“.<br />
Was der Verwaltungsgerichtshof<br />
in den letzten Jahren als<br />
nicht-gesetzeskonforme AMS-Praxen<br />
aufgezeigt hat, wird durch das neue<br />
AlVG nun legitimiert. Mit einem Schlag<br />
sind erfolgreiche Kämpfe von Erwerbsarbeitslosen<br />
gegen unzumutbare Vorgehensweisen<br />
ausgehebelt.<br />
Beschwerden <strong>an</strong> den Verwaltungsgerichtshof<br />
bei Bezugssperren aufgrund<br />
der Verweigerung von als sinnlos<br />
erachteten Kursen waren bisl<strong>an</strong>g durchaus<br />
Erfolg versprechend, weil die von<br />
den AMS-MitarbeiterInnen <strong>an</strong>geführten<br />
Gründe tatsächlich kaum jemals vor<br />
dem Höchstgericht St<strong>an</strong>d gehalten haben.<br />
Darauf reagiert die AlVG-Novelle<br />
mit der Aufhebung der Begründungspflicht.<br />
AMS-MitarbeiterInnen müssen<br />
bei der Zuweisung zu „Maßnahmen zur<br />
Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt“<br />
nur mehr d<strong>an</strong>n Gründe <strong>an</strong>geben,<br />
soweit diese nicht „als bek<strong>an</strong>nt <strong>an</strong>genommen<br />
werden können“.<br />
Als Beschäftigung gilt in Zukunft<br />
auch ein Arbeitsverhältnis bei einem<br />
sozialökonomischen Betrieb oder bei einem<br />
gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt,<br />
und sei es ein befristeter Tr<strong>an</strong>sitarbeitsplatz.<br />
Verweigerung hat ebenfalls<br />
eine Bezugssperre zur Folge.<br />
Erhöht wurde die Arbeitszeit, die<br />
Arbeitssuchende zur Verfügung stehen<br />
müssen: Von 16 auf 20 Wochenstunden,<br />
ausgenommen bei Betreuungspflichten<br />
für behinderte Kinder oder Kinder bis<br />
zehn Jahren. Die lapidare Begründung<br />
des Gesetzgebers: 90 Prozent der vom<br />
AMS <strong>an</strong>gebotenen Arbeitsplätze seien<br />
ohnehin mehr als Halbtagsstellen mit<br />
20 Wochenstunden. Dass aber auch<br />
Kinder über zehn Jahren noch nicht sich<br />
selbst überlassen werden können, ist im<br />
Jugendschutzgesetz nachzulesen.<br />
Welche Konsequenzen Unvereinbarkeit<br />
von Erwerbsarbeit und Kinderbetreuungspflichten<br />
aufgrund m<strong>an</strong>-<br />
gelnder und/oder den Arbeitszeiten<br />
nicht entsprechenden Betreuungsplätzen<br />
haben k<strong>an</strong>n, weiß auch AMS<strong>an</strong>d<br />
aus der Frauenberatungspraxis zu berichten:<br />
„(…) alleinerziehende Notst<strong>an</strong>dshilfebezieherinnen,<br />
die unter<br />
Druck vom AMS eine Arbeit <strong>an</strong>nehmen,<br />
[sind] des öfteren mit Anzeigen<br />
ihrer rachsüchtigen Ex-Ehemänner<br />
konfrontiert.“ Aufsichtspflicht vernachlässigt!<br />
Umgekehrt bleibt es dem AMS<br />
weiterhin vorbehalten, Arbeitssuchenden<br />
ungeachtet individueller fin<strong>an</strong>zieller<br />
Erfordernisse Teilzeitjobs aufzudrängen.<br />
Auch die stolz verkündete Errungenschaft,<br />
freie DienstnehmerInnen in<br />
die Arbeitslosenversicherung einzubinden,<br />
hat schon beim Versicherungsbeitritt<br />
ihre Tücken. Bereits im Newsletter<br />
vom Jänner <strong>2008</strong> teilte work@flex mit,<br />
dass sich Meldungen mehren, „dass es<br />
bei einigen Freien DienstnehmerInnen<br />
zu Honorarkürzungen von Seiten der<br />
Arbeitgeber gekommen ist.“ Dass<br />
DienstgeberInnen versuchen werden,<br />
die Kosten für die nun verpflichtenden<br />
Beiträge zu Arbeitslosenversicherungen<br />
auf die DienstnehmerInnen abzuwälzen,<br />
war allerdings unschwer vorherzusehen.<br />
Und die Arbeitslosenversicherung<br />
für Selbständige? Ignoriert die Erwerbsrealität<br />
vieler prekär Beschäftigter, die<br />
gleichzeitig oder rasch wechselnd in<br />
unterschiedlichen Beschäftigungsformen<br />
tätig sind. Wer zwei oder mehrere<br />
Jobs ausübt, um fin<strong>an</strong>ziell über die Run-<br />
Mit einem Schlag sind erfolgreiche Kämpfe von<br />
Erwerbsarbeitslosen gegen unzumutbare Vorgehensweisen<br />
ausgehebelt.<br />
den zu kommen, muss beim Verlust einer<br />
Einnahmequelle auch die <strong>an</strong>deren<br />
Tätigkeiten aufgeben, um Arbeitslosengeld<br />
beziehen zu können.<br />
Überhaupt ist die Definition von<br />
Arbeitslosigkeit bei Selbständigen unbrauchbar.<br />
So soll etwa vier Wochen<br />
l<strong>an</strong>g vom Bezug ausgeschlossen, wer<br />
die Erwerbstätigkeit „in Folge eigenen<br />
Verschuldens oder freiwillig beendet“.<br />
Bleibt die Frage: Wer ist schuld, wenn<br />
die Webdesignerin einen erwarteten<br />
Auftrag nicht erhält? Wenn das Förder<strong>an</strong>suchen<br />
einer Künstlerin negativ be<strong>an</strong>twortet<br />
wird? Ausnahmen vom Ausschluss<br />
sind lediglich bei drohender<br />
Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit<br />
vorgesehen. Die Arbeitslosenversicherung<br />
für Selbständige ist freiwillig,<br />
erfordert aber hellseherische Fähigkeiten:<br />
Die Entscheidung dafür oder dagegen<br />
ist nämlich acht Jahre l<strong>an</strong>g verbindlich.<br />
❚<br />
recht arbeit<br />
Weitere Informationen:<br />
AMS<strong>an</strong>d<br />
www.ams<strong>an</strong>d.net<br />
Autonome AMS<strong>an</strong>d Frauen<br />
www.ams<strong>an</strong>dstr<strong>an</strong>d.com<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29
Marc Mer, Picture (1989), in: MAT R IX. Geschlechter|Verhältnisse|Re visionen, Museum auf Abruf<br />
kultur <strong>an</strong>.riss<br />
kunst<br />
Ausstellungen<br />
Feminismus hat in gewissen Nischen des gegenwärtigen Ausstellungsbetriebs<br />
Konjunktur. In den meisten Museen sind Arbeiten von Frauen<br />
allerdings weiterhin bestenfalls gut gemeinte Einsprengsel, um der<br />
Quote zu genügen. Die Ausstellung „die Lagebesprechung“ macht diese<br />
m<strong>an</strong>gelnde Rezeption weiblichen Kunstschaffens zum Thema und will<br />
„Die Lage besprechen. Die Lage der Künstlerin.“<br />
Es ist nicht nur die schlechtere ökonomischen Situation von Künstlerinnen,<br />
die den Kunstraum Lakeside dazu bewog, sich in seinem Frühjahrsprogramm<br />
dem Themenkomplex „Wirtschaft und Geschlecht“ zu<br />
widmen. Geschlechterverhältnisse in der IT-Br<strong>an</strong>che werden dabei<br />
ebenso präsentiert wie gelungene Beispiele wirtschaftlicher Selbstermächtigungsstrategien<br />
von Frauen, etwa das von einer Sexarbeiterinnen-Initiative<br />
produzierte Modelabel „Daslu“ (vgl.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 2/08).<br />
Identitäten, Normen, Rollen, Ideologien, Machtverhältnisse, Begehren<br />
und Sexualität … Die Ausstellung MATRIX. Geschlechter|Verhältnisse|Revisionen<br />
im Musa zeigt künstlerische Arbeiten, die sich in unterschiedlichster<br />
Art und Weise mit der Kategorie Geschlecht ausein<strong>an</strong>dersetzen. Geschlechterkonstruktionen<br />
werden dabei <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d ihrer Repräsentationen<br />
und Inszenierungen <strong>an</strong>alysiert und auch die Geschlechterdifferenz des<br />
Kunstfeldes selbst ist Gegenst<strong>an</strong>d der künstlerischen Untersuchung. Rund<br />
40 KünstlerInnen sind vertreten, darüber hinaus gibt es ein umf<strong>an</strong>greiches<br />
Begleitprogramm mit Vorträgen, Führungen und Screenings.<br />
Im Wiener WUK geht „Have the cake <strong>an</strong>d eat it, too. Institutionskritik<br />
als instituierende Praxis“ der Frage nach, was von einer Kritik <strong>an</strong> Institutionen<br />
wie Museum, Klinik und Universität übrigbleibt, nachdem sie<br />
selbst Teil des (kunsthistorischen) K<strong>an</strong>ons geworden ist. Künstlerische<br />
und aktivistische Praxen, die ins Museum drängen, den musealen Rahmen<br />
gleichzeitig aber gesellschaftspolitisch sprengen wollen, werden<br />
hier diskutiert.<br />
Eva und Adele verstehen sich selbst als Kunstwerk, persönliche Angaben<br />
beschränken sich auf die Bek<strong>an</strong>ntgabe ihre Körpermaße und<br />
30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
ihren Leitspruch:„Wherever we are is Museum“. Ab 15. 3 ist das Werk des<br />
Künstlerinnenpaares aus Deutschl<strong>an</strong>d im Linzer Lentos-Museum zu sehen.<br />
Für die Ausstellung haben Eva und Adele eine umfassende Präsentation<br />
ihres Werkes konzipiert. Neben einer Großskulptur werden Bildtafeln,<br />
Gemälde, Zeichnungen und die zentrale Werkgruppe „Tr<strong>an</strong>sformer-<br />
Performer“ ausgestellt. Außerdem das „Goldene M<strong>an</strong>ifest“: Slog<strong>an</strong>s wie<br />
„Over the boundaries of gender“ oder „Coming out of the future“, sind<br />
als blattvergoldete Tafeln gestaltet. Parallel zur Ausstellung im Lentos<br />
zeigt das Museum der Moderne Rupertinum Salzburg die Ausstellung<br />
„Eva & Adele Rosa. Frühe Fotografie und Video.“ les, syb<br />
Die Lagebesprechung: bis 3.4. im esc, 8020 Graz, Jakoministrasse 16, www.bildende-kuenstlerinnen.at<br />
Wirtschaft und Geschlecht, Kunstraum Lakeside, 9020 Klagenfurt,Lakeside B02, www-lakeside-kunstraum.at<br />
MATRIX. Geschlechter|Verhältnisse|Revisionen, Museum auf Abruf, 1010 Wien, Felberstraße 6-9, www.musa.at<br />
Have the cake <strong>an</strong>d eat ist, too. Bis 19.4., Kunsthalle Exnergasse, 1090 Wien, Währingerstraße 59, www.kunsthalle.wuk.at<br />
Eva & Adele. Rot. Neue Malerei und Zeichnung. Bis 1.6., Lentos Kunstmuseum, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1,<br />
www.lentos.at<br />
literatur.festival<br />
Telling Stories<br />
Unter dem Motto „From the Page to the Stage“ k<strong>an</strong>n englischsprachige<br />
Literatur im Rahmen des diesjährigen Vienna Lit Festivals erlebt werden.<br />
Zum zweiten Mal in Wien über die Bühne gehend, bietet das Festival<br />
Raum für Lesungen, Perform<strong>an</strong>ces und Diskussionen von und mit internationalen<br />
und österreichischen AutorInnen, deren Gemeinsamkeit im<br />
außergewöhnlichen Umg<strong>an</strong>g mit ihrer „Literatursprache“ Englisch besteht.<br />
Die schottisch-nigeri<strong>an</strong>ische Schriftstellerin Jackie Kay (bek<strong>an</strong>nt<br />
durch ihr tolles Buch „The Trompet“) wird ihre neuen Lyrikbände präsentieren.<br />
Die vielseitige britische Spoken-Word-Künstlerin Rommi Smith<br />
vereint in ihren Perform<strong>an</strong>ces gesellschaftskritische, poetische Sprachkunst<br />
mit Musik. Zu den geladenen österreichischen VertreterInnen der<br />
englischsprachigen Literatur zählen Walter Hölbling und Gabriele Pötscher<br />
aus Graz, die gemeinsam einen Lyrikb<strong>an</strong>d verfasst haben, sowie<br />
die Vereinigung englischsprachiger DichterInnen „Labyrinth“ in Wien.<br />
Weitere Schwerpunkte des Festivals sind die literarische Gattung des<br />
„Storytelling“ und Literaturvermittlung für Kinder und Jugendliche. Diskutiert<br />
wird <strong>an</strong>lässlich des „Book of Mohammed“ der in Wien lebenden<br />
indischen Journalistin Mehru Jaffer unter <strong>an</strong>derem über „Muslimische<br />
Frauen in Österreich“. Einige der beim Festival vortragenden LiteratInnen<br />
und KünstlerInnen werden zusätzlich Workshops im Literaturhaus<br />
Wien abhalten. nr<br />
Vienna Lit Festival <strong>2008</strong>, 17.-20.4, Ratpack Vienna, 1080 Wien, Flori<strong>an</strong>igasse 56, www.viennalit.at<br />
theat er<br />
Prinzessin im 33. Stock<br />
Es war einmal eine Prinzessin mit goldenem Haar, die saß in ihrem hohen<br />
Turm und wartete auf ihren Ritter. Ähnlich, aber nicht g<strong>an</strong>z so rom<strong>an</strong>tisch,<br />
geht es im Theaterstück „Y<strong>an</strong>n und Beatrix“ der k<strong>an</strong>adischen<br />
Autorin Carole Frèchette zu, das im <strong>April</strong> im TAG Premiere hat. Die Prinzessin<br />
heißt Beatrix, sitzt in ihrer Wohnung im 33. Stockwerk eines<br />
Hochhauses und wartet auf einen M<strong>an</strong>n, der sie aus ihrer Einsamkeit<br />
befreit. Sie hat noch nie geliebt, weder ihre Eltern noch ihre Katze und<br />
auch keinen ihrer bisherigen Liebhaber. In der g<strong>an</strong>zen Stadt plakatiert<br />
sie den Aush<strong>an</strong>g „Junge Erbin sucht einen M<strong>an</strong>n, der imst<strong>an</strong>de wäre, sie
zu interessieren, zu rühren und zu verführen. In dieser Reihenfolge.<br />
Hohe Belohnung.“<br />
Y<strong>an</strong>n klopft <strong>an</strong> ihre Tür und will sich den drei Anforderungen stellen.<br />
Er ist ein Prämienjäger, von Liebe hat auch er keine Ahnung. „Y<strong>an</strong>n<br />
und Beatrix“ ist ein Märchen für Erwachsene, ein verrücktes Kammerspiel<br />
über ein versuchtes Mitein<strong>an</strong>der. syb<br />
5.4 -13.5., TAG-Theater <strong>an</strong> der Gumpendorfer Straße, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 67, www.dasTAG.at<br />
lese.reise<br />
„Feuchtgebiete“-Tour<br />
„So l<strong>an</strong>ge ich denken k<strong>an</strong>n, habe ich Hämorrhoiden.“ Mit diesem Satz<br />
beginnt Charlotte Roches Rom<strong>an</strong> „Feuchtgebiete“, in dem sie ohne Tabu<br />
Hygienehass, sexuelle Experimente und ähnliches mehr beschreibt.<br />
In ihr Werk ließ Roche eigene Ph<strong>an</strong>tasien und Ged<strong>an</strong>ken einfließen,<br />
laut ihren Angaben sind höchstens dreißig Prozent des Stoffs<br />
erfunden, der Rest beruht auf Tatsachen. Ihr Hass gegen Parfums und<br />
Deos kommt darin ebenso zum Ausdruck wie ihre Abneigung gegen<br />
den gängigen frischgewaschenen Frauentyp. Weibliche Scham im<br />
Umg<strong>an</strong>g mit der eigenen, auch „dreckigen“ Sexualität will die Autorin<br />
mit ihrem literarischen Debut nehmen.<br />
Charlotte Roche, die sich kürzlich als überzeugte Feministin geoutet<br />
hat, ist seit Februar mit ihrem Buch auf Tour durch Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
Die Lesereise endet am 2.5. in Darmstadt und macht vorher in zahlreichen<br />
deutschen Städten Station. syb<br />
Alle Termine unter: www.charlotteroche.de<br />
Michèle Thoma<br />
Eigentlich wollte ich nur Turnschuhe kaufen …<br />
<strong>an</strong>.riss kultur<br />
Also Ed Hardy. Unbedingt. Die haben die Schnürsenkel vergessen. Sage<br />
ich.<br />
Ich bin peinlich. Megapeinlich. Das ist doch extra. 99,- für extra mit ohne.<br />
Das ist ja gerade das Coole. Sagt er.<br />
Die mit der Blume, sage ich. Blume auf Schwarz. Das ist Emo, sagt der<br />
15-jährige Riese <strong>an</strong> meiner Seite. Aha. Emo. Das ist so schwul, sagt der<br />
15-jährige Riese. Schwul geht nicht.<br />
Blume nicht. Blume mit Totenkopf nicht. Das ist ja Emo gothic! Sagt er.<br />
Löwenkopf. Löwenkopf geht.<br />
Nemo, sagt die 25-jährige Schwester beim Auspacken der Turnschuhe.<br />
Nicht Nemo, protestiert der 15-jährige Riese, Emo! Nemo ist ein Walt-<br />
Disney-Kuschelgoldfisch! Die 25-jährige ist so was von out.<br />
Emo, der 19-jährige Bruder vermittelt zwischen den Generationen,<br />
kommt von Emotional. Das sind die totenblassen Heulsusen mit einer<br />
fetten schwarzen Strähne im Gesicht, die Einäugigen. Bei Emos k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> nicht zwischen Mädchen und Burschen unterscheiden. Das Wichtigste:<br />
Emos müssen immer traurig sein.<br />
Aha. Weltschmerz. Spätrom<strong>an</strong>tik. Ein bisschen Kulturgeschichte beim<br />
Auspacken der Turnschuhe.<br />
Emos, doziert der 19-jährige, sind die verweichlichten Sprösslinge allein<br />
erziehender Mütter.<br />
Die Spätfolgen der Alt-Achtundsechtzigerinnen.<br />
Er schaut mich erbarmungslos <strong>an</strong>.<br />
Aber dein Bruder ist ja gar nicht Emo, sage ich.<br />
Nicht einmal gothic. Nicht einmal gruftig emotional.<br />
Er ist ja Löwenkopf.<br />
Mein Bruder gehört einer verwirrten Generation <strong>an</strong>, die sich durch<br />
Br<strong>an</strong>dings zeichnen lässt. Br<strong>an</strong>dings für alle Kasten. Z.B. Neonkapperln.<br />
Neonkasperln?<br />
In den Achtzigern fuhren die Deix-HeldInnen neonbunt Radl, Ski, Auto,<br />
serviere ich noch eine kulturhistorische Beilage aus einer grellen Verg<strong>an</strong>genheit.<br />
Erst Neonkapperln von Ed Hardy, doziert der Neunzehnjährige. D<strong>an</strong>n<br />
Neonkapperln populär auch bei den bildungs- und einkommensfernen<br />
Schichten.<br />
Wenn du das falsche Neonkapperl trägst, kriegst du eins auf die Mütze.<br />
A ja, sagt der 15-jährige Riese. Ich brauche unbedingt ein Neonkapperl.<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31
christi<strong>an</strong>e rösinger<br />
Ich hasse das Wort ‚Frauenb<strong>an</strong>d‘<br />
Die Lassie Singers- und Britta-Frontfrau hat ihren ersten Rom<strong>an</strong> veröffentlicht. Im Interview verrät sie Irmi Wutscher,<br />
wieso jeder Depp inzwischen ein Buch geschrieben haben muss, erzählt von blöden jungen Typen, die dumme Texte<br />
singen, und erklärt, wieso es im Musikbusiness für Frauen heute nicht <strong>an</strong>ders ist als vor fünfzehn Jahren.<br />
Christi<strong>an</strong>e Rösinger war Musikerin<br />
der B<strong>an</strong>d Lassie Singers und ist heute<br />
noch bei der B<strong>an</strong>d Britta. Sie lebt in<br />
Berlin und ist neben ihrem Musikerinnendasein<br />
Kolumnistin und Schriftstellerin.<br />
Ihre Memoiren sind soeben<br />
unter dem Titel „Das schöne Leben“<br />
im Fischer-Verlag erschienen.<br />
www.flittchen.de<br />
Am 17.4. gibt es im Wiener WUK eine<br />
Lesung von Christi<strong>an</strong>e Rösinger<br />
mit Multimedia-Show. ww.wuk.at<br />
32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
Wir treffen Christi<strong>an</strong>e Rösinger<br />
in einem Wiener Designhotel in<br />
der Innenstadt, wo sie der ORF<br />
einquartiert hat. G<strong>an</strong>z offensichtlich<br />
ist das Ambiente auch<br />
für die Musikerin ungewohnt. Wir beschließen<br />
aber einfach so zu tun, als<br />
wäre das g<strong>an</strong>z normal. Also: Christi<strong>an</strong>e<br />
Rösinger geht in schicken Designhotels<br />
auf Lesetour und wir machen dort superprofessionelle<br />
Interviews mit ihr.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Bist du Feministin? K<strong>an</strong>nst<br />
du mit dem Begriff Feminismus etwas<br />
<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen?<br />
Christi<strong>an</strong>e Rösinger: Nicht im eigentlichen<br />
Sinn. In Deutschl<strong>an</strong>d gab es<br />
diese Anti-Paragraph-218-Demos, wo es<br />
sich politisiert hat. Später mit der B<strong>an</strong>d<br />
habe ich d<strong>an</strong>n gedacht: Nee, Feminismus,<br />
das ist nix. Das ist uncool, das<br />
braucht m<strong>an</strong> auch nicht, m<strong>an</strong> macht<br />
sowieso, was m<strong>an</strong> will. Und erst im Lauf<br />
der Zeit fällt es einem in so einer rückständigen<br />
Br<strong>an</strong>che wie der Musikbr<strong>an</strong>che<br />
auf, wie das alles funktioniert. Sodass<br />
ich eigentlich jetzt denke, dass sich<br />
jede Frau ab einem gewissen Alter und<br />
einer gewissen Intelligenz eigentlich als<br />
Feministin bezeichnen müsste. M<strong>an</strong><br />
denkt immer, m<strong>an</strong> müsste sich so abgrenzen.<br />
Ich bin Feministin, aber ich bin<br />
nicht mit Alice Schwarzer einverst<strong>an</strong>den.<br />
Ich bin nicht dies, aber ich bin auch<br />
nicht jenes. Das macht es ein bisschen<br />
schwierig.<br />
Was sagst du zur Autorität der „Emma“<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d?<br />
Ich bin total hin- und hergerissen.<br />
Irgendwie denke ich, Alice Schwarzer<br />
hat trotz allem viel Pionierarbeit geleistet.<br />
Aber dass sie dafür war, dass Ange-<br />
Foto: Claudia Heynen<br />
la Merkel K<strong>an</strong>zlerin wird und für die<br />
Bildzeitung Werbung macht, ist eigentlich<br />
unverzeihlich.<br />
Aber es ist schwierig, m<strong>an</strong> darf die<br />
wenigen Figuren, die m<strong>an</strong> hat, nicht so<br />
arg demontieren. Das ist immer so eine<br />
Selbstzerfleischung, die es bei den Linken<br />
und bei den Feministinnen gibt.<br />
Und im konservativen Lager halten sie<br />
zusammen und beweisen Stärke. M<strong>an</strong><br />
k<strong>an</strong>n sie ja auch kritisieren. Aber wie<br />
m<strong>an</strong> bei der DDR sagt: Es war nicht alles<br />
schlecht!<br />
Was ist das Feministischste, was du<br />
je get<strong>an</strong> hast?<br />
Ich habe mal so einen Sampler<br />
rausgebracht der hieß „Stolz und Vorurteil“<br />
und gedacht, m<strong>an</strong> könnte damit<br />
etwas gegen diese Übermacht von<br />
Jungsb<strong>an</strong>ds tun. Ich habe da lauter Bek<strong>an</strong>nte<br />
und Freundinnen auf diesem
Sampler versammelt und ein paar Interviews<br />
dazu gegeben, um die Öffentlichkeit<br />
dafür zu interessieren. Das war<br />
schon sehr feministisch. Aber inzwischen<br />
bin ich da fast ein bisschen desillusioniert,<br />
aber nur in dem Sinne,<br />
dass das jetzt einfach auch jüngere<br />
Frauen machen müssen. Ich habe<br />
gekämpft, damit Frauen in B<strong>an</strong>ds sind.<br />
Jetzt müssen einfach die Jüngeren r<strong>an</strong>.<br />
Ich habe immer versucht, mit Freundinnen-Verbänden<br />
und mit Frauenb<strong>an</strong>ds<br />
etwas zu machen. Aber ich weiß<br />
nicht, ob das per se schon feministisch<br />
ist. Das ist ja auch egoistisch, weil es<br />
Spaß macht.<br />
Deine B<strong>an</strong>ds – Lassie Singers und<br />
Britta – werden ja immer so in die Frauenb<strong>an</strong>d-Ecke<br />
geschoben. Bist du damit<br />
zufrieden oder war das nicht beabsichtigt?<br />
Das ist so lustig, weil bei den Lassie<br />
Singers ja immer ein Schlagzeuger und<br />
ein Gitarrist dabei waren. Das führte<br />
d<strong>an</strong>n zu so komischen Begriffsfindungen<br />
wie „Gemischte Mädchen-B<strong>an</strong>d“,<br />
also Dinge, die es gar nicht gibt. Bei Britta<br />
waren wir ursprünglich vier Frauen,<br />
jetzt spielen wir mit wechselnder Besetzung,<br />
auch mit Männern. Und es ist<br />
immer noch für die Presse und für ein<br />
breites Publikum seltsam, wenn m<strong>an</strong> so<br />
eine gemischtgeschlechtliche B<strong>an</strong>d hat.<br />
Also zum Beispiel drei Frauen und zwei<br />
Männer. Das ist d<strong>an</strong>n eine Frauenb<strong>an</strong>d.<br />
Weil m<strong>an</strong> es einfach nicht akzeptieren<br />
k<strong>an</strong>n, dass es da wie im normalen Leben<br />
Männer und Frauen gibt. Und ich hasse<br />
den Ausdruck, denn ich finde, wenn<br />
m<strong>an</strong> sagt „Frauenb<strong>an</strong>d“, d<strong>an</strong>n sind ja alle<br />
B<strong>an</strong>ds zwischen Tokio Hotel und Tocotronic<br />
und Grönemeyer „Männerb<strong>an</strong>ds“.<br />
Das ist so eine komische Begriffsfindung,<br />
die sagt, eine B<strong>an</strong>d, in der<br />
mehr als eine Frau ist, das k<strong>an</strong>n’s gar<br />
nicht geben. Und wenn, d<strong>an</strong>n ist es halt<br />
so ein komisches Sonderding. Und<br />
wenn Frauenb<strong>an</strong>d, d<strong>an</strong>n denkt m<strong>an</strong>,<br />
das sind eh so nette süße Girls, die Sixties-T<strong>an</strong>zmusik<br />
machen, oder so was,<br />
was Peaches macht. Aber so eine g<strong>an</strong>z<br />
normale B<strong>an</strong>d mit Frauen, von denen es<br />
hunderte gibt, die Songs darüber machen,<br />
wie sie die Welt sehen, das ist immer<br />
noch ein Unding.<br />
Gab’s für euch Vorbilder? Gerade bei<br />
Frauenb<strong>an</strong>ds?<br />
Als ich so achtzehn war, war ja Patti<br />
Smith gerade berühmt. Aber das sind<br />
immer diese Einzelgestalten. Eigentlich<br />
hat sich das so ein bisschen ergeben.<br />
M<strong>an</strong> sagt ja nicht: Ich will eine B<strong>an</strong>d<br />
und zwar eine nur mit Frauen. Das habe<br />
ich gar nicht gedacht, sondern meine<br />
beste Freundin damals, Almut, und ich,<br />
wir haben halt beide gerne gesungen.<br />
Das Schlimme ist, dass das vor fünfzehn<br />
Jahren genauso war wie jetzt. Da<br />
hat sich überhaupt nix geändert. Wir<br />
waren als Lassie Singers immer die Einzigen.<br />
Da wird m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n hofiert. Auf<br />
der einen Seite gefällt einem das natürlich.<br />
Aber mit der Zeit denkt m<strong>an</strong>: Sag<br />
mal, sind da keine <strong>an</strong>deren? Du spielst<br />
auf Festivals, nur Männer auf der Bühne,<br />
die einzige Frau, die da ist, ist natürlich<br />
hinterm Tresen.<br />
Ich finde halt dieses Gemischte<br />
g<strong>an</strong>z gut. Ich habe überhaupt nix dagegen,<br />
dass Männer jetzt mitfahren, aber<br />
nicht mehr als ein Drittel in der Besetzung.<br />
Du hast gerade ein Buch mit dem Titel<br />
„Das schöne Leben“ veröffentlicht. Wie<br />
bist du darauf gekommen, deine Memoiren<br />
zu schreiben?<br />
Ich habe immer schon so aus Spaß<br />
gesagt: Ich schreibe mal meine Memoiren.<br />
Und d<strong>an</strong>n kam die Popliteraturzeit,<br />
wo jeder Depp ein Buch geschrieben<br />
hat. Und da war schon so ein bisschen<br />
eine Goldgräberstimmung, in der m<strong>an</strong><br />
öfters als Musikerin <strong>an</strong>gerufen wurde,<br />
ob m<strong>an</strong> nicht auch was hat. Aber damals<br />
hatte ich noch nichts fertig und ich<br />
habe auch nicht richtig den Anf<strong>an</strong>g gefunden.<br />
Ich habe mich aber nicht mehr<br />
weiter darum gekümmert, weil ich<br />
dachte, ich habe nicht genug Material<br />
und das ist ja nicht gut genug und so.<br />
D<strong>an</strong>n hat aber eine Frau, die beim<br />
Verlag arbeitet, mich bei einem Britta-<br />
Konzert <strong>an</strong>gesprochen und hat d<strong>an</strong>n<br />
den Kontakt zum Lektor hergestellt. Der<br />
hat gesagt, es gefällt ihm gut, aber es<br />
passt nicht in den Verlag. Fünf Jahre<br />
später hat er sich aus heiterem Himmel<br />
wieder gemeldet. Ich glaube, indirekt<br />
habe ich das Leuten wie Heinz Strunk<br />
und Rocko Schamoni zu verd<strong>an</strong>ken, weil<br />
die ja auch eine Art Musikerbiografie<br />
geschrieben haben. Und das läuft g<strong>an</strong>z<br />
gut und da denkt m<strong>an</strong> sich:Wieso nicht<br />
das Gleiche mal von einer Frau?<br />
Und d<strong>an</strong>n auch die Sache mit der<br />
B<strong>an</strong>d: M<strong>an</strong> ist ja sehr beliebt, aber leben<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> davon überhaupt nicht. Auch<br />
dieses auf Tour gehen, das zahlt sich<br />
nicht aus. Und von daher war es ehrlich<br />
gesagt auch so ein ökonomischer Ged<strong>an</strong>ke.<br />
Ich mache ein Buch, damit gehe<br />
ich auf Tour und vielleicht k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> da<br />
ein bisschen Geld damit verdienen.<br />
Mehr als mit der B<strong>an</strong>d.<br />
Am 17.4. bist ja im WUK zu Gast, was<br />
wird die Leute da erwarten?<br />
„Jede Frau ab einem gewissen Alter und einer<br />
gewissen Intelligenz müsste sich eigentlich als<br />
Feministin bezeichnen.“<br />
Es gibt eine Multimediashow. Wobei<br />
das eine ironische Übertreibung ist<br />
und von WUK-Seite wirkt das jetzt so<br />
arg offiziell … Also: Ich lese, ich singe<br />
auch ein paar Lieder – auch ein neues –<br />
und es gibt Bilder und ein Video. Das ist<br />
für mich ein großes Ding, weil so vorlesen<br />
und singen und erzählen, das<br />
macht mir kein Problem. Aber alles was<br />
mit Bildern und Technik und Beamern<br />
zu tun hat ... Andreas Spechtl von der<br />
B<strong>an</strong>d „Ja, P<strong>an</strong>ik!“ begleitet mich. Er<br />
spielt Gitarre, muss die Show fahren<br />
und Bücher verkaufen. Der muss alles<br />
machen.<br />
Wie kam es zu der Kooperation?<br />
Wir waren mit „Ja, P<strong>an</strong>ik!“ auf Tour<br />
und ich dachte mir schon: Die g<strong>an</strong>ze<br />
Zeit spielen da jetzt so junge Typen mit<br />
… Ich habe wirklich auch einen natürlichen<br />
Ekel vor diesen Indie-Boys. Da gibt<br />
es in Deutschl<strong>an</strong>d, vor allem in Hamburg,<br />
g<strong>an</strong>z viele blöde junge Typen, die<br />
dumme Texte singen. Und d<strong>an</strong>n waren<br />
die auch ziemlich verschlossen und<br />
morbide, wie der Wiener gerne ist. Irgendwie<br />
haben wir uns d<strong>an</strong>n aber <strong>an</strong>gefreundet.<br />
Im Laufe der Tour war das<br />
d<strong>an</strong>n so nett mit denen, trotz dieses Altersunterschieds,<br />
und ich mag auch die<br />
Texte sehr gerne.<br />
Und weil ich jetzt etwas mit dem<br />
Buch mache, hatte ich auch Lust auf so<br />
einen Bruch – also nicht einen Bruch<br />
mit der B<strong>an</strong>d, die B<strong>an</strong>d besteht weiterhin<br />
– aber ich wollte auch mal mit jem<strong>an</strong>d<br />
<strong>an</strong>derem etwas machen. ❚<br />
rösinger christi<strong>an</strong>e<br />
3.4., 21.00:<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv<br />
Christi<strong>an</strong>e Rösinger ist auch<br />
ausführlich im <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv Interview<br />
zu sehen.<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33
film china<br />
Out of Beijing<br />
Der ras<strong>an</strong>te W<strong>an</strong>del und der Aufbruch in die Städte sind immer wiederkehrende Themen der aktuellen Filme aus<br />
China. Junge Filmemacherinnen erzählen vor diesem Hintergrund meist die Geschichten der „kleinen Leute“ –<br />
vornehmlich die von Frauen. Eine Vorschau aufs Internationale Frauenfilmfestival von Rosaly Magg.<br />
Internationales Frauenfilmfestival<br />
Dortmund/Köln:<br />
Das Internationale Frauenfilmfestival<br />
präsentiert vom 23. bis 27.<br />
<strong>April</strong> rund hundert Filme in verschiedenen<br />
Sektionen.<br />
Im Focus China stehen die sozialen,<br />
politischen und wirtschaftlichen<br />
Veränderungen der letzten Jahre im<br />
Vordergrund. Die Kuratorinnen<br />
wollen einen Überblick über das<br />
Filmschaffen chinesischer Regisseurinnen<br />
geben. Neben einigen historischen<br />
Filmen liegt der Schwerpunkt<br />
auf Arbeiten der letzten Dekade.<br />
Zahlreiche Regisseurinnen aus China<br />
werden in Köln zu Gast sein und mit<br />
dem Publikum diskutieren. Fl<strong>an</strong>kiert<br />
wird das Filmprogramm von Vorträgen,<br />
Workshops und Werkstattgesprächen.<br />
Infos & Programm:<br />
www.frauenfilmfestival.eu<br />
34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
Die unabhängige Filmszene<br />
Chinas entwickelt sich in den<br />
letzten Jahren fast so schnell<br />
wie die städtischen L<strong>an</strong>dschaften.<br />
Durch Filme wie „Suzhou<br />
River“ von You Le (2000) oder „Tuyas<br />
Hochzeit“ von Qu<strong>an</strong><strong>an</strong>g W<strong>an</strong>g (2006),<br />
die vor allem auf internationalen Filmfestivals<br />
erfolgreich waren, aber in China<br />
nicht öffentlich gezeigt werden durften,<br />
hat sich das Selbstbewusstsein einer<br />
g<strong>an</strong>zen Generation von FilmemacherInnen<br />
stark verändert.<br />
Das verbindende Thema der Underground-FilmemacherInnen<br />
ist die Isolation<br />
und die Vereinsamung in der Großstadt,<br />
der Fokus liegt dabei auf Familienstrukturen,<br />
Generationskonflikten,<br />
politischen Veränderungen nach 1989<br />
und Geschlechterverhältnissen. Nobodies<br />
werden zu HeldInnen, die sozial<br />
Schwachen bekommen eine Stimme.<br />
Vermehrt stehen auch Frauen als Protagonistinnen<br />
im Zentrum. Für diese The-<br />
menwahl müssen sich die jungen FilmemacherInnen<br />
von offizieller Seite<br />
viel Kritik <strong>an</strong>hören: Sie würden nur für<br />
den westlichen Markt drehen und die<br />
schlechten Seiten Chinas hervorheben.<br />
Doch die FilmemacherInnen würden ihre<br />
unkonventionelle Sicht auf die Gesellschaft<br />
liebend gerne einem chinesischen<br />
Publikum zugänglich machen,<br />
wenn die Zensur es zuließe.<br />
So auch die in Europa bek<strong>an</strong>nte Regisseurin<br />
Li Yu. Sie arbeitete früher für<br />
die staatliche Filmindustrie, doch ihre<br />
Konflikte mit der chinesischen Zensur<br />
führten sie in die Unabhängigkeit. Die<br />
Verstümmelung ihrer Filme durch Szenenstreichungen<br />
war für sie untragbar:<br />
„Ich repariere nicht mein Haus, sondern<br />
ich mache Kunst“. D<strong>an</strong>ach drehte sie<br />
vor allem Dokumentarfilme. Ihr Spielfilmdebüt<br />
„Fish <strong>an</strong>d Eleph<strong>an</strong>t“ (2001)<br />
war der erste lesbische Film in China,<br />
der g<strong>an</strong>z offen die Konflikte einer Chinesin<br />
thematisiert, die verheiratet wer-<br />
Filmstill: Lost in Beijing<br />
den soll, aber mit einer Frau zusammenleben<br />
will. Auch wenn dieser Film<br />
noch etwas spröde und sperrig wirkte,<br />
war er ein Meilenstein der chinesischen<br />
unabhängigen Filmszene.<br />
Gespür für Bilder. In „Lost in Beijing“<br />
(2006) vertraut Li Yu nun g<strong>an</strong>z auf ihr<br />
Gespür für Bilder, in denen sie ein einfühlsames<br />
Gemälde der Hauptstadt<br />
zwischen Armut, Hochgl<strong>an</strong>zfassaden,<br />
Prostitution und den verzweifelten<br />
Träumen der Unterschicht von einem<br />
besseren Leben in der Stadt zeichnet.<br />
Im Mittelpunkt steht die junge Ping<br />
Guo, die in einem Massagesalon arbeitet,<br />
in dem körperliche Übergriffe <strong>an</strong> der Tagesordnung<br />
sind. Nach einer Vergewaltigung<br />
durch ihren Chef ist die sexuelle<br />
Gewalt entfesselt. Ping wird zur Hure stilisiert<br />
– sowohl von ihrem Ehem<strong>an</strong>n als<br />
auch vom Vergewaltiger. Die beiden<br />
Männer verh<strong>an</strong>deln über die materielle<br />
Kompensation der Vergewaltigung. Es
geht ihnen<br />
dabei aber<br />
vor allem<br />
um männliche<br />
Komplizenschaft und die Aufrechterhaltung<br />
der patriarchalen Ordnung. Der<br />
Frauenh<strong>an</strong>del der besonderen Art führt<br />
dazu, dass alle ProtagonistInnen in die<br />
Isolation gedrängt und von einer tiefen<br />
Verzweiflung ergriffen werden. Li Yus<br />
kleines Meisterwerk ist leider auch der<br />
chinesischen Zensur zum Opfer gefallen,<br />
<strong>an</strong>geblich, weil herausgeschnittene pornographische<br />
Szenen für die Werbung<br />
benutzt worden seien.<br />
Die <strong>an</strong>dere Seite der Boomtown Peking<br />
steht im Zentrum des neuen Films<br />
von Ning Ying –der Gr<strong>an</strong>de Dame des<br />
chinesischen Kinos. In „Perpetual Motion“<br />
versammeln sich vier Vertreterinnen<br />
der Upper Class mittleren Alters <strong>an</strong><br />
einem Neujahrstag, um eine Rechnung<br />
mitein<strong>an</strong>der zu begleichen. Sie reden<br />
g<strong>an</strong>z ungeniert über ihre sexuelle Aktivität<br />
im Alter, über die Menopause und<br />
ihre Kindheitsängste. G<strong>an</strong>z der Logik eines<br />
absurden Theaterstücks folgend,<br />
kommen l<strong>an</strong>g gehütete Geheimnisse<br />
<strong>an</strong>s Licht, und die wahren Identitäten<br />
hinter den maskenhaft geschminkten<br />
Gesichtern werden unfreiwillig enthüllt.<br />
Jenseits des Zirkusklischees. Die aktuellen<br />
chinesischen Dokumentarfilme widmen<br />
sich Themen fernab der Megacity<br />
Beijing. „Circus School“ von Guo Jing ist<br />
ein emotionales Porträt einer Schule für<br />
junge ArtistInnen in Sh<strong>an</strong>ghai. Es erzählt<br />
von der enormen Anstrengung, die<br />
eine Zirkusausbildung mit sich bringt,<br />
von extremen körperlichen Schmerzen,<br />
Tränen, psychischen Zusammenbrüchen<br />
und der Last des täglichen Drills.<br />
Der erste Teil der Dokumentation<br />
folgt dem Trainingsablauf zweier Gruppen<br />
– den TrapezkünstlerInnen und den<br />
H<strong>an</strong>dst<strong>an</strong>dakrobatInnen, die für einen<br />
Wettbewerb trainieren. Die Szenen des<br />
Scheiterns werden bis zur Schmerzgrenze<br />
wiederholt, keine Kommentare<br />
aus dem Off stören die authentische<br />
Darstellung des Trainingsalltags. Ab<br />
und <strong>an</strong> verharrt die Kamera auf den<br />
schweißüberströmten, <strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nten<br />
Gesichtern der elf bis zwölfjährigen<br />
Kinder, die von ihren AusbilderInnen kritisiert<br />
und schik<strong>an</strong>iert werden. Nach<br />
und nach geben einzelne Kinder kurz<br />
vor dem Wettbewerb auf, LehrerInnen<br />
brechen unter dem Erfolgsdruck zusammen,<br />
die H<strong>an</strong>dst<strong>an</strong>dakrobatik-<br />
Gruppe wird vom Wettbewerb zurückgezogen.<br />
Nur die Trapezgruppe tritt <strong>an</strong><br />
und gewinnt den Wettbewerb.<br />
Der zweite Teil von „Circus School“<br />
widmet sich den unterschiedlichsten<br />
Formen der Sabotage. Einzelne Kinder<br />
üben sich in offenem und verdecktem<br />
Widerst<strong>an</strong>d, während einer der Lehrer<br />
sich aufgrund der zahlreichen Gebrechen,<br />
die ihm das harte Training in<br />
Kindheitstagen bescherte, einer Operation<br />
unterziehen muss. Guo Jing ist es<br />
gelungen, eine Dokumentation fernab<br />
von Zirkusklischees zu drehen, die sich<br />
g<strong>an</strong>z auf ihre ProtagonistInnen verlässt<br />
und Widerstände sowie Disson<strong>an</strong>zen<br />
sichtbar macht, ohne eindeutige<br />
Schuldzuschreibungen vorzunehmen.<br />
Geschichten der Migration. Widerstände<br />
sind auch das Thema des Dokumentarfilms<br />
„Bingai“ über Vertreibungen im<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Drei-Schluchten-Staudammprojekt<br />
am Y<strong>an</strong>gtse. Die<br />
Regisseurin Feng Y<strong>an</strong> folgt einer von<br />
Zw<strong>an</strong>gsumsiedlung betroffenen Familie<br />
in der Provinz Hubei über einen Zeitraum<br />
von sechs Jahren. 1996 werden in<br />
dem Dorf Guilin die ersten 310 von insgesamt<br />
800 DorfbewohnerInnen umgesiedelt.<br />
Die Familie von Zh<strong>an</strong>g Bingai<br />
soll eine der ersten sein, die umziehen<br />
muss, doch sie wehrt sich erfolgreich<br />
und k<strong>an</strong>n vorerst bleiben. Doch 2002 ist<br />
es soweit, dass auch sie ihr Haus aufgeben<br />
müssen. Sie gelten mittlerweile als<br />
Migr<strong>an</strong>tInnen, deren Rechte denen der<br />
<strong>an</strong>deren DorfbewohnerInnen untergeordnet<br />
sind.<br />
Feng Y<strong>an</strong> gelingt es, einen vielschichtigen<br />
Blick auf das Alltägliche zu werfen.<br />
Auch wenn es meistens um die bevorstehende<br />
Umsiedlung und den dadurch<br />
verbundenen Verlust der Identität sowie<br />
der materiellen Basis geht, erzählt<br />
Zh<strong>an</strong>g Bingai vor allem ihre eigene Geschichte:<br />
die ersten Ehejahre, die Bedeutung<br />
der extrem harten körperlichen Arbeit<br />
und die Angst vor der Entwurzelung.<br />
Emotional und eindringlich begleitet<br />
die Regisseurin eine der vielen<br />
Migrationsgeschichten, die der chinesische<br />
Film heute zu erzählen hat. ❚<br />
china film<br />
„So stelle ich mir auch das Leben vor …“<br />
Die Sinologin Katharina Schneider-Roos im<br />
Gespräch mit Rosaly Magg über Chinas<br />
unabhängige Filmszene.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Wie sind die Arbeitsbedingungen für Frauen<br />
als Filmschaffende in China? Wie hoch ist der Anteil<br />
von Frauen in der Filmproduktion? Und welche<br />
Aufgaben übernehmen sie vor allem?<br />
Katharina Schneider-Roos: Leider gibt es zu diesem<br />
Thema kaum Studien. Doch offensichtlich ist, dass es einen<br />
minimalen Anteil <strong>an</strong> Regisseurinnen in China gibt.<br />
Beim Fernsehen und in den Filmproduktionen sind überwiegend<br />
Männer am Hebel. Es gibt allerdings auch einige<br />
Frauen in wichtigen Führungspositionen, bei der Intend<strong>an</strong>z<br />
und in der Redaktion. Meistens arbeiten Frauen aber<br />
im Assistenzbereich oder bei der Filmgeschäftsführung –<br />
soweit es so etwas überhaupt gibt, denn meistens haben<br />
sie nur einen Pappkarton mit Geld drin. Und wenn das alle<br />
ist, muss der Film entweder fertig sein oder alle werden<br />
nach Hause geschickt.<br />
Gibt es in einem solchen Umfeld überhaupt explizit<br />
„feministische“ Filme?<br />
Die marxistisch-feministische Filmprofessorin Dai<br />
Jinhua meinte kürzlich in einem Interview, es gäbe nur einen<br />
einzigen feministischen Film in China:„Wom<strong>an</strong> Hum<strong>an</strong><br />
Demon“ von Hu<strong>an</strong>g Shuqin aus dem Jahr 1987. Der<br />
Film stellt eine Protagonistin inmitten einer stark hierarchisierten<br />
Gesellschaft ins Zentrum, die sich nur als<br />
Schauspielerin auf der Bühne artikulieren k<strong>an</strong>n. Der Film<br />
basiert auf einer wahren Geschichte. Die Schauspielerin<br />
spielt ihr eigenes Leben. Als sie ein kleines Mädchen war,<br />
schlüpfte sie in die Jungenrolle, um in einer traditionellen<br />
Operntruppe zu überleben. Als Erwachsene wurde sie zur<br />
Ehe gezwungen und f<strong>an</strong>d nie ihren Platz in der männlich<br />
dominierten Gesellschaft Chinas. Diesen Film werden wir<br />
als historisches Beispiel im Focus China zeigen.<br />
Ein <strong>an</strong>derer historischer Film, den wir zeigen werden,<br />
konzentriert sich darauf, dass das Thema Em<strong>an</strong>zipation in<br />
China vollkommen der Revolution untergeordnet war.<br />
Chinesinnen hatten sich l<strong>an</strong>ge gewehrt, als „feministisch“<br />
bezeichnet zu werden. Eine der ersten Filmemacherinnen<br />
war bei der Volksbefreiungsarmee im <strong>an</strong>geschlossenen<br />
Filmstudio tätig und drehte vor allem Kriegsfilme,<br />
die nichts mit Frauenthemen zu tun hatten. Mein<br />
Lieblingsfilm von ihr ist jedoch ein Film über die L<strong>an</strong>dreform,<br />
mit einer sehr starken Frau im Mittelpunkt – die<br />
Übermutter schlechthin.<br />
Von den aktuellen Filmen ist wohl „Lost in Beijing“<br />
der frauenpolitischste. Die starke Fokussierung auf die<br />
Protagonistin und die Darstellung der gesellschaftlichen<br />
Verhältnisse sind sehr radikal. Zuerst sollte der Film in die<br />
chinesischen Kinos kommen, doch Anf<strong>an</strong>g J<strong>an</strong>uar fiel er<br />
der Zensur aufgrund der expliziten Sexszenen, die durch<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35
film china<br />
Katharina Schneider-Roos lebt seit<br />
zehn Jahren überwiegend in China. Sie<br />
gab <strong>an</strong> der Universität von Beijing Seminare<br />
zu Literatur und Film in Österreich<br />
und org<strong>an</strong>isiert Festivals mit<br />
österreichischen Experimental- und<br />
chinesischen Untergrund-FilmemacherInnen.<br />
Zusammen mit Solveig<br />
Klaßen drehte sie 2003 „My Camera<br />
Doesn´t Lie“, den ersten in China gedrehten,<br />
professionellen Dokumentarfilm<br />
über die unabhängige Filmszene.<br />
Sie ist eine von drei Kuratorinnen für<br />
den Focus China des Internationalen<br />
Frauenfilmfestivals.<br />
36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
Raubkopien im Internet verbreitet wurden,<br />
zum Opfer. Gerade diese Szenen einer<br />
Vergewaltigung und der materiellen<br />
Ausbeutung einer Frau vom L<strong>an</strong>d<br />
sind aber sehr realistisch. Durch die auf<br />
dem L<strong>an</strong>d noch sehr traditionell patriarchalische<br />
Gesellschaftsordnung, die<br />
Frauen nach der Heirat der Familie des<br />
M<strong>an</strong>nes zuordnet und<br />
sie durch den Umzug<br />
<strong>an</strong> den Wohnort des<br />
M<strong>an</strong>nes ihres ursprünglichenBeziehungsnetzes<br />
beraubt,<br />
geraten Frauen in sehr<br />
starke psychische und<br />
materielle Abhängigkeit.<br />
Diese können sie<br />
m<strong>an</strong>chmal nur durch<br />
Selbstmord lösen, wie<br />
die hohen Selbstmordraten<br />
von chinesischen<br />
Frauen auf dem<br />
L<strong>an</strong>d zeigen.<br />
Die Zensur soll sich<br />
in den letzten Jahren<br />
etwas gelockert haben.<br />
Wie stark ist sie heute?<br />
Alle unterliegen<br />
theoretisch der Zensur,<br />
auch wenn sie vor<br />
etwa vier Jahren<br />
gelockert wurde. Es<br />
gab ein Treffen zwischen<br />
Zensurbehörde<br />
und unabhängigen FilmemacherInnen<br />
<strong>an</strong>lässlich<br />
des hundertjährigen Jubiläums<br />
des chinesischen<br />
Films. Der Zensurbehörde wurde es zunehmend<br />
peinlich, dass bei internationalen<br />
Filmfestivals immer unabhängig<br />
produzierte Filme gew<strong>an</strong>nen. Das sind<br />
Filme, die sich der Zensur entziehen oder<br />
sogar im Untergrund produziert wurden.<br />
Früher hat sich die Zensurbehörde<br />
meistens viel Zeit gelassen, wenn ein<br />
Drehbuch eingereicht wurde. Falls sie es<br />
d<strong>an</strong>n schlussendlich bewilligte, sollten<br />
in der Regel bis zu fünfzig Stellen im<br />
Film umgearbeitet werden. Die FilmemacherInnen<br />
hatten zu diesem Zeitpunkt<br />
jedoch meist schon eine Filmcrew<br />
und mussten aus Kostengründen<br />
mit der Produktion beginnen. Viele hat<br />
das dazu getrieben, einfach mit dem<br />
Dreh <strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen. Das ist die eine Art,<br />
wie m<strong>an</strong> unabhängige/r FilmemacherIn<br />
in China wird.<br />
Die <strong>an</strong>dere Art ist: M<strong>an</strong> weiß schon<br />
im Vorfeld, das gewählte Thema kommt<br />
bei der Zensurbehörde nicht gut <strong>an</strong>,<br />
und macht es am besten gleich <strong>an</strong> ihr<br />
vorbei.<br />
Die Lockerung vor zwei Jahren hat<br />
bewirkt, dass m<strong>an</strong> nicht mehr ein<br />
g<strong>an</strong>zes Drehbuch einreichen muss, son-<br />
„Lost in Beijing“ von Li Yu ist ein kleines<br />
Meisterwerk.<br />
dern eine ein- bis zweiseitige Synopsis.<br />
Der Vorteil dar<strong>an</strong> ist, dass m<strong>an</strong> sich<br />
nicht von vornherein in die Illegalität<br />
begibt. Außerdem wurde erlaubt, dass<br />
m<strong>an</strong> nicht mehr nur in Beijing, sondern<br />
auch in <strong>an</strong>deren Städten Exposés einreichen<br />
k<strong>an</strong>n. Wie m<strong>an</strong> bei Li Yus „Lost in<br />
Beijing“ sieht, ist die Zensur aber bei der<br />
Endfassung so streng wie eh und je. Die<br />
Strafe ist nicht nur, dass ein Film nicht<br />
gezeigt werden darf. Hinzu kommt, dass<br />
Produktionsfirma und RegisseurInnen<br />
für zwei Jahre geb<strong>an</strong>nt werden. Somit<br />
ist die Lockerung in der Anf<strong>an</strong>gsphase<br />
des Films auch eine Methode, die unabhängigen<br />
RegisseurInnen <strong>an</strong> den Staat<br />
zu binden, um sie besser kontrollieren<br />
zu können.<br />
Viele unabhängige FilmemacherInnen<br />
leben heute von einer Mischung:<br />
Sie drehen offizielle Filme mit Anspruch,<br />
ab und <strong>an</strong> auch Werbefilme<br />
oder wirken <strong>an</strong> staatlichen Produktionen<br />
mit. Es gibt viele Überlappungen.<br />
M<strong>an</strong> entscheidet sich bewusst dafür,<br />
unabhängige/r FilmemacherIn zu sein.<br />
Sie haben zusammen mit Solveig<br />
Klassen „My Camera Doesn´t Lie“ über<br />
die chinesische Underground-<br />
und Gay-Filmszene<br />
gedreht, die vorbei <strong>an</strong> Zensur<br />
und Drehgenehmigung<br />
ihre Filme produzieren.<br />
Welche Schwierigkeiten<br />
hatten Sie beim Dreh?<br />
Keine, weil unsere Partner<br />
selbst unabhängig waren<br />
und wir unter den gleichen<br />
Bedingungen produziert<br />
haben. Die Interviews<br />
haben immer in abgeschlossenen<br />
Räumen<br />
stattgefunden. Schwierig<br />
war es nur ein einziges<br />
Mal, als wir eine Location<br />
gesichtet haben. Da kam<br />
gleich das Nachbarschaftskomitee<br />
und hat<br />
uns befragt. Wir sind<br />
d<strong>an</strong>n sofort verschwunden.<br />
Ich glaube nicht, dass<br />
uns wirklich etwas passiert<br />
wäre, es ist einfach<br />
nur un<strong>an</strong>genehm, so unter<br />
die Lupe genommen<br />
zu werden.<br />
Der Film lief in Europa ab 2003<br />
erfolgreich auf Festivals. Haben<br />
Sie den Film auch den Beteiligten<br />
in China gezeigt?<br />
Ich habe ihn aufgrund der Bitte einer<br />
der Interviewpartnerinnen nicht in<br />
China gezeigt. Wir haben nur eine private<br />
Aufführung in der Wohnung mit<br />
den RegisseurInnen org<strong>an</strong>isiert. Die Reaktionen<br />
waren grundsätzlich positiv.<br />
Es gab kleinere Kritikpunkte, die aber<br />
mehr mit der Wirkung der FilmemacherInnen<br />
vor der Kamera zu tun hatten<br />
als mit dem Film <strong>an</strong> sich. Der Film<br />
gilt als historisches Dokument, da sich<br />
die Szene schon kurz d<strong>an</strong>ach völlig verändert<br />
hat. Viele der Interviewten waren<br />
d<strong>an</strong>ach nämlich nicht mehr unabhängig<br />
tätig.<br />
In dem Film geht es auch um das Tabuthema<br />
Homosexualität und Geschlechteridentitäten.<br />
Wie aktiv ist die<br />
Gay-Film-Szene in China?
Während der Dreharbeiten gab es<br />
eine regelrechte Gay-Film-Welle. Das erste<br />
Gay-Film-Festival f<strong>an</strong>d statt und der<br />
erste lesbische Film wurde gedreht. Das<br />
Festival lief g<strong>an</strong>z gut, erst beim Abschlussfilm<br />
wurde es gestoppt. Das<br />
zweite Festival ein Jahr später konnte<br />
d<strong>an</strong>n nur noch in Bars und Wohnungen<br />
stattfinden, da es gleich zu Beginn geschlossen<br />
wurde. Das dritte Festival<br />
f<strong>an</strong>d Ende 2007 statt, org<strong>an</strong>isiert von einem<br />
Filmfond für unabhängigen Film<br />
in China. Ich bin sehr froh, dass es mit<br />
dem Lixi<strong>an</strong>ting Filmfond endlich eine<br />
Plattform für unabhängigen Film gibt.<br />
Fin<strong>an</strong>ziert wird das G<strong>an</strong>ze durch Spenden<br />
von reichen Künstlern und Malern,<br />
die in den letzten Jahren internationale<br />
Erfolge feierten. Und nun wollen diese<br />
etwas davon <strong>an</strong> die junge Filmszene<br />
weitergeben.<br />
Wie sieht der chinesische Mainstream-Filmgeschmack<br />
aus?<br />
Mainstream ist zum einen g<strong>an</strong>z<br />
klar Hollywood, wenn auch in beschränkter<br />
Form, da nur etwa fünfzig<br />
ausländische Filme pro Jahr zugelassen<br />
werden. Der Rest wird – überspitzt formuliert<br />
– von drei chinesischen Filmemachern<br />
beherrscht, die Kommerz produzieren<br />
wie Kung Fu-Filme oder Komödien.<br />
Der wahre Mainstream ist in China<br />
jedoch der Propag<strong>an</strong>dafilm, der<br />
produziert wird, um nach außen hin zu<br />
repräsentieren, aber kaum gesehen wird.<br />
In den letzten Jahren kam es jedoch<br />
vermehrt zu Entwicklungen, wie wir sie<br />
weltweit beobachten. Die starke Präsenz<br />
ausländischer Investoren vor allem<br />
aus Hongkong, Jap<strong>an</strong> und den USA ist<br />
auch in China spürbar. Unabhängige Filme<br />
werden von europäischen und<br />
kore<strong>an</strong>ischen Fonds gefördert. In offiziellen<br />
Produktionen darf es aber nur eine<br />
ausländische Beteiligung von weniger<br />
als fünfzig Prozent geben.<br />
Welche neuen chinesischen Filme<br />
und Filmemacherinnen zählen für Sie<br />
moment<strong>an</strong> zu den sp<strong>an</strong>nendsten?<br />
„Lost in Beijing“ von Li Yu ist ein<br />
kleines Meisterwerk. Der Film war 2007<br />
auf der Berlinale zu sehen. Er schildert<br />
die Erfahrungen eines Pärchens, das<br />
vom L<strong>an</strong>d in die Großstadt kommt, und<br />
dessen aussichtslosen Kampf gegen die<br />
städtischen Strukturen. Ein <strong>an</strong>derer<br />
Film, der mir am Herzen liegt, ist Ning<br />
Yings „Perpetual Motion“ – ein Kammerspiel,<br />
in dem sie vier ihrer Freundin-<br />
nen porträtiert, die alle um die fünfzig<br />
und Teil der neureichen Elite Beijings<br />
sind. In dem Film geht es vor allem um<br />
ihre Traurigkeit und Einsamkeit <strong>an</strong> einem<br />
chinesischen Neujahrsabend.<br />
Liu Jiayin, die Caligari-Filmpreisträgerin<br />
2005, ist noch relativ unbek<strong>an</strong>nt<br />
in China. Ihr Debütfilm „Oxhide (Niu Pi)“<br />
entst<strong>an</strong>d vor drei Jahren, damals war sie<br />
Studentin <strong>an</strong> der Beijing Film Academy.<br />
Jetzt ist sie dort Assistentin und recht<br />
<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Der Film ist mit den einfachsten<br />
Mitteln hergestellt: Eine Digitalkamera,<br />
zwei Mikrofone, die sie sich geliehen<br />
hatte, ein gutes, ein schlechtes, daher<br />
die Unterschiede im Ton. Es gibt keine<br />
SchauspielerInnen, genauer gesagt:<br />
Es spielen Liu Jiayin selbst und ihre Eltern<br />
(und die Katze). Eltern und Tochter<br />
spielen sich selbst in der eigenen, vierzig<br />
Quadratmeter großen Wohnung, die<br />
für keine Einstellung verlassen wird.<br />
Große Kunst wird „Oxhide“ durch<br />
die Form, in der die Regisseurin diese<br />
nahe liegende Idee umsetzt. Der Film<br />
besteht aus 23 Einstellungen, die mit<br />
unbewegter Kamera gedreht sind. So<br />
radikal wie umwerfend sind die Ausschnitte<br />
in Szene gesetzt. Nie erhält<br />
m<strong>an</strong> einen Überblick über die Wohnung,<br />
nie bekommt m<strong>an</strong> eine der Personen<br />
g<strong>an</strong>z in den Blick. „Oxhide“ ist<br />
ein Film, dessen Intelligenz in der Art<br />
liegt, in der das Gezeigte und das<br />
Nicht-Gezeigte zugleich im Spiel sind.<br />
Der Film vermeidet die platte Abbildung,<br />
indem er mit großer Bewusstheit<br />
und atemberaubender Entschlossenheit<br />
den Raum der Familie für die Kamera<br />
arr<strong>an</strong>giert.<br />
Das Spezifische am aktuellen chinesischen<br />
Frauenfilm ist vielleicht, dass<br />
unterschiedlichste Frauengruppen herausgegriffen<br />
und porträtiert werden.<br />
Das Thema Frau in den verschiedenen<br />
sozialen Schichten und Konstellationen<br />
mit starkem Bezug auf die großen Umwälzungen<br />
in China steht im Vordergrund.<br />
Diese Filme reflektieren die chinesische<br />
Realität, in der gleichzeitig alles<br />
zusammenbricht und alles wieder<br />
neu aufgebaut wird – im wörtlichen<br />
Sinne. Wenn m<strong>an</strong> moment<strong>an</strong> durch<br />
Beijing läuft, sieht m<strong>an</strong> entweder verfallene<br />
Häuser oder hochmoderne<br />
Glasfassaden. So stelle ich mir auch<br />
das Leben im Kopf der Menschen vor:<br />
So viele Dinge zerbrechen und wachsen<br />
wieder. ❚<br />
Denice<br />
LookTalkWalkActFuckThink like a dyke<br />
china film<br />
When I came out (as a dyke) a little more th<strong>an</strong> ten years ago,<br />
the bigotry I faced from „the scene“ was unfuckingbelievable. I<br />
of course didn’t see this at that point. I was just eager to belong.<br />
To fit in. To BE A Leeezzbi<strong>an</strong>. I went to the only gayclub in<br />
town (we are still in Sweden here) every.bloody.weekend. So I<br />
could meet people. Who supposedly were; just.like.me. Leeezzbi<strong>an</strong>s.<br />
I, who always had music as number one „save me<br />
from sinking“-device, found myself twitching around on the<br />
d<strong>an</strong>cefloor to cheap eurodisco <strong>an</strong>d eurovision song contest<br />
hits. We were all family. BUT, with a little help from my friends,<br />
I had a const<strong>an</strong>t bad concious, because; *I had slept with a lot<br />
of penises. *I had not „known“ since I was a child. (In fact, I had<br />
no fucking idea until I was like 20.) *I could not relate in <strong>an</strong>y<br />
way to indigogirlsmelissa<strong>an</strong>niefuckinglennox. I me<strong>an</strong>; you get<br />
the picture here. I was a lousy lesbi<strong>an</strong>. They did kindly offer me<br />
to be bisexual. I, as kindly, declined. (Bisexuals have no rules to<br />
follow. In the end they are all straight <strong>an</strong>yways. As we all<br />
know. Blablablabla...) I just w<strong>an</strong>ted to be a screaming dyke for<br />
fucks sake. So. I started to h<strong>an</strong>g out with the „political dykes“<br />
instead. We are talking hardcore radicals here. Penetrational<br />
sex <strong>an</strong>d tampons are not feminist. Not born with a cunt =<br />
enemy. (Born with a cunt <strong>an</strong>d not w<strong>an</strong>ting it = traitor!) It was<br />
so crazy that my aggression <strong>an</strong>d hatred almost ate up my<br />
feminism. There were only the true lesbi<strong>an</strong> feminists. (The one<br />
comes with the other: True lesbi<strong>an</strong> must be feminist/true<br />
feminist must be lesbi<strong>an</strong>.) Here I got my music <strong>an</strong>d my politics<br />
(yeah, well, kind of) back, but denied myself the small things<br />
that I actually did like. A lot. LookTalkWalkActFuckThink like a<br />
dyke, ok?! Three or four years ago I had my best coming out (so<br />
far). I c<strong>an</strong> call myself whateverthefuck I w<strong>an</strong>t. Femme. THE<br />
Femme. Kickass feminist. Dyke. Queer. I c<strong>an</strong> fuck who I w<strong>an</strong>t.<br />
How I w<strong>an</strong>t. I c<strong>an</strong> hit sexist bastards in the head with my high<br />
heels. (<strong>an</strong>d YES, I c<strong>an</strong> run away from rapists in my 10 inch heels<br />
just watch my foot work on the d<strong>an</strong>cefloor). It is NOT other<br />
people’s business telling me who/what I am. When I qualify<br />
for what. Where I c<strong>an</strong> go looking like what. Who I c<strong>an</strong> BE,<br />
sleeping with whom.<br />
I’m not stupid. I know identities <strong>an</strong>d labels <strong>an</strong>d the „rules“<br />
that come with them provide security, sense of belonging, <strong>an</strong>d<br />
I am NOT on a queer crusade here, w<strong>an</strong>ting to bash <strong>an</strong>y radicals.<br />
I learned a lot from that experience. I just wish that somebody<br />
would have told me ten years ago that I’m allowed to<br />
do my own labelling myself. That’s my job, not yours. Ok?<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37
Liebe und <strong>an</strong>dere Tiere<br />
Auf den D<strong>an</strong>cefloors treffen Silke Graf und Vina Yun auf kryptische Gestalten.<br />
Hercules <strong>an</strong>d Love Affair<br />
Thao Nguyen:We Brave Bee Stings<br />
And All<br />
Xiu Xiu:Women As Lovers<br />
Paperbird: Cryptozoology<br />
Links:<br />
www.myspace.com/hercules<strong>an</strong>dloveaffair<br />
www.thaomusic.com<br />
www.xiuxiu.org<br />
www.paperbirdmusic.com<br />
www.myspace.com/s<strong>an</strong>togold<br />
38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
Die neue Disco-Sensation<br />
kommt aus New York City und<br />
trägt den unwiderstehlichen<br />
Namen Hercules <strong>an</strong>d Love Affair.<br />
Ein von House-/Disco-DJ<br />
Andrew Butler initiiertes Projekt, das<br />
neben Kim Ann Foxm<strong>an</strong>n, die zusammen<br />
mit Butler das „D<strong>an</strong>ceHomosD<strong>an</strong>ce“-DJ-Kollektiv<br />
bildet und für Hercules<br />
die Vocals beisteuert, Antony Hegarty<br />
von „Antony <strong>an</strong>d the Johnsons“ und<br />
Sängerin Nomi (die u. a. mit „CocoRosie“<br />
und Debbie Harry zusammenarbeitete)<br />
umfasst. Mit ihrer Debütsingle „Classique<br />
#2“ erregten sie bereits im Vorjahr<br />
in der Clubszene Aufmerksamkeit. Doch<br />
erst das soeben erschienene, selbstbetitelte<br />
Debütalbum (veröffentlicht auf<br />
DFA/EMI) – mit dem ersten Single-Release<br />
„Blind“ als Zugpferd – beförderte<br />
das queere Quartett mit H<strong>an</strong>g zu camper,<br />
in Pastellfarben getauchter Neo-Antik-Ästhetik<br />
schlagartig ins Rampenlicht<br />
sämtlicher Musikgazetten. Hercules<br />
<strong>an</strong>d Love Affair berufen sich ebenso auf<br />
klassische 1970er-Jahre-Discoproduktionen<br />
in der Tradition von Salsoul oder Arthur<br />
Russell wie auf den frühen Chicago-House-Stil<br />
à la Steve „Silk“ Hurley<br />
oder Mr. Fingers. Mit ihren umf<strong>an</strong>greichen<br />
Zitaten aus der D<strong>an</strong>ce-Music-Geschichte<br />
verleihen Hercules <strong>an</strong>d Love Affair<br />
dem Disco-Spirit von einst ein restauriertes<br />
Gew<strong>an</strong>d und ungeahnten<br />
neuen Gl<strong>an</strong>z.<br />
Auch das Label Kill Rock Stars k<strong>an</strong>n<br />
sich über kreative Neuzugänge freuen:<br />
Zusammen mit ihrer Backing-B<strong>an</strong>d „The<br />
Get Down Stay Down“ setzt die 23-jährige<br />
Thao Nguyen aus Virginia einen akustischen<br />
Brass-Folk-Pop-Wirbel frei, dessen<br />
gewitztem Charme nur schwerlich<br />
zu entkommen ist. Die Songs auf ihrem<br />
Debütalbum We Brave Bee Stings And<br />
All (Kill Rock Stars/Trost) lassen sich als<br />
„happy sad“ charakterisieren: weniger<br />
verkorkst als eine Ch<strong>an</strong> Marshall oder<br />
Scout Niblett, in deren musikalische<br />
Nähe Thao des öfteren gerückt wird,<br />
dafür ungleich luftiger und schwelgerischer,<br />
ohne im Storytelling den geschärften<br />
Blick für Details zu verlieren.<br />
Mit ihrem ersten Release sollte es Thao<br />
Nguyen vergönnt sein, als Singer-Songwriterin<br />
merkbare Spuren zu hinterlassen<br />
– auf dem Weg zu „health, life <strong>an</strong>d<br />
fire“, wie es bei ihr so schön heißt.<br />
Bevor Xiu Xiu beim diesjährigen<br />
Donaufestival in Krems am 1. Mai auftreten,<br />
stellen sie ihr neues Album<br />
Women As Lovers (Kill Rock Stars/Trost)<br />
mit ihrer Labelkollegin Thao auf einer<br />
gemeinsamen US-Tour vor. Der Albumtitel<br />
bezieht sich auf die Übersetzung<br />
von Elfriede Jelineks „Die Liebhaberinnen“.<br />
Wie Jelinek sparen Xiu Xiu nicht<br />
mit harten Realitäten und deftigen Bildern,<br />
benennen in ironisch-bitterem<br />
Ton die dunklen Aspekte menschlicher<br />
Existenz. Und das in einer reduzierten,<br />
dichten Sprache, die ihresgleichen<br />
sucht. „Gu<strong>an</strong>t<strong>an</strong>amo C<strong>an</strong>to“ zerlegt Terrorismusbekämpfung,„White<br />
Nerd“<br />
entblößt Konstruktionen von Nerd-<br />
Coolness, und das wunderschöne Cover<br />
von „Under Pressure“ befreit den<br />
Queen-/David-Bowie-Klassiker von allem<br />
Staub und lässt Textfragmente wie<br />
„Why c<strong>an</strong>’t we give love that one more<br />
ch<strong>an</strong>ce“ noch einmal verzweifelt scharf<br />
aufblitzen.<br />
Bereits ihr zweites Home-Recording-Album<br />
präsentierte Paperbird dieser<br />
Tage im Wiener Rhiz: Auf „Peninsula“<br />
folgt Cryptozoology (Seayou/Trost), das<br />
im eigenen Schlafzimmer entst<strong>an</strong>den<br />
ist. Anna Kohlweis, die junge Songwriterin<br />
mit dem kurzen Rotschopf, lebt in<br />
Wien und bewegt sich im lustigen Haufen<br />
rund um die Labels Seayou und<br />
Fettkakao, auf denen auch „Go Die Big<br />
City!“ und „A Thous<strong>an</strong>d Fuegos“, bei denen<br />
sie auch mitgespielt hat, veröffentlichen.<br />
Ihr eigenes Ding klingt ruhiger,<br />
konzentrierter, ist meist getragen von<br />
Freundin Gitarre und umspielt von allerlei<br />
Pling-Pling-Glockenspiel, Flöte, Geklopfe<br />
und befreundeten Chören, wie<br />
auf dem schönen Track „Matchstick<br />
M<strong>an</strong>“. Da singen sie „So I dig caves in<br />
every mountain in search of your soul<br />
<strong>an</strong>d then, when I´ve found you with my<br />
fingers all stiff <strong>an</strong>d cold I’m gonna kiss<br />
you on the forehead <strong>an</strong>d do all I c<strong>an</strong> to<br />
bury you deeper this time to look for<br />
you all over again.” Gesungen ein Ohrwurmsatz,<br />
tatsächlich. Sehr zärtlich<br />
treffen hier L<strong>an</strong>dschaften auf Tiere auf<br />
Menschen auf Gefühle und spiegeln<br />
sich inein<strong>an</strong>der zur gegenseitigen kryptischen<br />
Innen<strong>an</strong>sicht.<br />
Etwas mehr „outgoing“ ist hingegen<br />
S<strong>an</strong>togold alias S<strong>an</strong>ti White, die<br />
MySpace-Entdeckung des jungen Jahres.<br />
Der neue Hype aus Brooklyn ist<br />
schon jetzt, obwohl das Album noch auf<br />
sich warten lässt, von allen großen Namen<br />
des Global-Party-Beat-Mash-Up<br />
umgeben, um Leuten wie M.I.A., Diplo,<br />
Switch, Sp<strong>an</strong>k Rock usw. mal eine<br />
Schublade aufzudrücken. Hier geht alles:<br />
Dub, Indie, Postpunk, Baile-Funk –<br />
you name it. In Songs gegossen, die<br />
auch den Kopf mitt<strong>an</strong>zen lassen. Demnächst<br />
gar<strong>an</strong>tiert auf dem D<strong>an</strong>cefloor<br />
ihres Vertrauens. ❚
Madres<br />
Henker, Heldinnen und die Suche nach einer geraubten Herkunft in der argentinischen<br />
Miltärdiktatur. Eine Rezension von Lea Susemichel<br />
Das Buch beginnt wie ein Krimi:<br />
Entführung, Gef<strong>an</strong>gennahme,<br />
Sympathie und Solidarisierung<br />
zwischen der Gef<strong>an</strong>genen<br />
und ihrer Wärterin. Gemeinsame<br />
Fluchtpläne, Ausbruch, zwei Schüsse<br />
… Die Kugeln töten eine argentinische<br />
Widerst<strong>an</strong>dskämpferin im Beisein<br />
ihres Säuglings. Das Baby wird der Tochter<br />
eines hohen Militärs übergeben, die<br />
ihren leiblichen Sohn bei der Geburt<br />
verloren hatte. „Mein Name ist Luz“ erzählt<br />
die Geschichte dieses geraubten<br />
Kindes. Und sie erzählt kein Einzelschicksal:<br />
Der Name Luz steht für zahllose<br />
Neugeborene von Oppositionellen,<br />
die während der argentinischen Militärdiktatur<br />
von 1976-1983 kinderlosen Junta-Angehörigen<br />
übergeben wurden,<br />
nachdem m<strong>an</strong> ihre Eltern ermordet<br />
oder ins Exil getrieben hatte.<br />
Unter General Jorge Rafael Videla<br />
ließ das Terrorregime in Argentinien etwa<br />
30.000 Menschen verschwinden.<br />
RegimegegnerInnen wurden auf unvorstellbar<br />
grausame Weise gefoltert und<br />
umgebracht. Tausender KommunistInnen,<br />
Montoneros und <strong>an</strong>derer AktivistInnen<br />
linker Org<strong>an</strong>isationen entledigte<br />
m<strong>an</strong> sich, indem sie einfach über dem<br />
offenen Meer aus Flugzeugen geworfen<br />
wurden. Schw<strong>an</strong>gere ließ m<strong>an</strong> bis zur<br />
Geburt am Leben, sofern es Verwendung<br />
für das Ungeborene gab.<br />
Bereits ab 1977 protestierten die<br />
„Madres de Plaza de Mayo“, die Mütter<br />
und Großmütter von Verschwundenen,<br />
vor dem Regierungsgebäude in Buenos<br />
Aires gegen diesen Staatsterror. Auch<br />
sie wurden mit Gewalt vertrieben, verhaftet,<br />
drei ihrer Mitstreiterinnen ermordet.<br />
Dennoch verhinderte der besondere<br />
Status, den die Mutter in Argentinien<br />
genießt, eine vollständige<br />
Zerschlagung ihres Protests. Bis zum<br />
heutigen Tag demonstrieren die Frauen<br />
mit den zum Symbol des Widerst<strong>an</strong>ds<br />
av<strong>an</strong>cierten weißen Kopftüchern, auf<br />
die zum Teil die Namen der Vermissten<br />
und der Zeitpunkt ihres Verschwindens<br />
gestickt sind, <strong>an</strong> jedem Donnerstag auf<br />
dem Plaza de Mayo. Denn die Amnestiegesetze,<br />
die auch nach der Diktatur die<br />
Verbrechen weitgehend ungesühnt und<br />
die Verbrecher ungeschoren in Amt und<br />
Würden ließ, wurde erst vom 2003 <strong>an</strong><br />
die Macht gel<strong>an</strong>gten Präsidenten Néstor<br />
Kirchner zurückgenommen.<br />
Die Schriftstellerin Elsa Osorio, die<br />
heute selbst in Madrid lebt, lässt die<br />
Spurensuche ihrer Figur in Sp<strong>an</strong>ien enden<br />
– und den Rom<strong>an</strong> beginnen. Luz,<br />
mittlerweile selbst junge Mutter, findet<br />
dort nach jahrel<strong>an</strong>gen Recherchen<br />
ihren leiblichen Vater und erzählt ihm<br />
rückblickend ihre Geschichte.<br />
Das Buch, das den Literaturpreis<br />
von Amnesty International erhielt, wurde<br />
in 16 Sprachen übersetzt und erst in<br />
Europa veröffentlicht, bevor es in Argentinien<br />
einen Verlag f<strong>an</strong>d. Bei Suhrkamp<br />
ist es nun erstmals als Taschenbuch erschienen.<br />
Darin gelingt der Drehbuchautorin<br />
Osorio durch kunstvollen Wech-<br />
sel der Erzählperspektive sowohl eine<br />
mitreißende Dramaturgie als auch eine<br />
differenzierte Darstellung möglichen<br />
Lebens und Verhaltens in der Diktatur.<br />
Nahezu alle ihrer Figuren zeichnen sich<br />
zu Beginn durch politisches Desinteresse<br />
und feigen Opportunismus aus.<br />
Während Luz’ Adoptivmutter jedoch bis<br />
zuletzt jede Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit<br />
den Verbrechen und ihrer Beteiligung<br />
dar<strong>an</strong> verweigert, wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>an</strong>derer<br />
ProtagonistInnen auch die allmähliche<br />
Entwicklung von Unrechtsbewusstsein<br />
glaubhaft nachgezeichnet. Und es sind<br />
neben einem väterlichen Alltagshelden<br />
vor allem Frauen, deren unterschiedliche<br />
Widerst<strong>an</strong>dsformen gewürdigt<br />
werden. Miriam, die Fluchthelferin von<br />
Luz’ ermordeter Mutter, entscheidet<br />
sich aus emotionaler Betroffenheit, von<br />
der Kollaborateurin zur Kämpferin zu<br />
werden. Eine T<strong>an</strong>te agitiert aus politischer<br />
Überzeugung im Rahmen der familiären<br />
Möglichkeiten. Und zuletzt<br />
sind es die Madres de Plaza de Mayo, die<br />
Luz bei der Suche nach ihrer Herkunft<br />
zur Seite stehen.<br />
Die Figuren, ihre Beziehungen und<br />
Motive sind relativ schnörkellos, die<br />
Sprache des Rom<strong>an</strong>s ist es auch. Kein<br />
Grund zur Kritik, sondern wohl viel eher<br />
die Voraussetzung dafür, dass dieses<br />
Buch zum Bestseller werden konnte.<br />
Und damit Verbrechen breit öffentlich,<br />
deren Schrecken auch 25 Jahre d<strong>an</strong>ach<br />
längst nicht ausreichend zur Sprache<br />
gebracht wurden. ❚<br />
Elsa Osorio: Mein Name ist Luz.<br />
Suhrkamp Verlag 2007, 9,90 Euro (D)<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39
lese zeichen<br />
40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
Wohnen mit<br />
Geschlecht<br />
Auch bei Fragen, die unser<br />
Wohnen, unser Leben<br />
und die Architektur, die<br />
es umgeben, betreffen,<br />
ist die Kategorie Gender<br />
von Bel<strong>an</strong>g. „Gender<br />
housing“ wird diese gendersensible Betrachtungsweise<br />
gen<strong>an</strong>nt. Als Ergebnis eines internationalen<br />
Symposiums zum Thema, das 2006 in<br />
Linz stattgefunden hat, ist nun ein Sammelb<strong>an</strong>d<br />
erschienen.<br />
Drei Ebenen umfasst das Konzept gender<br />
housing: Erstens werden geschlechterspezifische<br />
Rahmenbedingungen <strong>an</strong>alysiert, zweitens geschlechterspezifische<br />
Hierarchisierungen geklärt,<br />
verbunden mit – drittens – einer gleichberechtigten<br />
Mitwirkung weiblicher Arbeiterinnen – Pl<strong>an</strong>erinnen,<br />
Architektinnen etc. Mit der Idee des gender<br />
housing sollen tradierte Geschlechterbilder<br />
aufgebrochen werden, außerdem sollen Frauen<br />
und Männer gleichberechtigten Zug<strong>an</strong>g zu öffentlichen<br />
und privaten Räumen erhalten. Dies impliziert<br />
ein Sp<strong>an</strong>nungsverhältnis zwischen Theorie<br />
und Praxis, das sich auch im Buch wiederfindet:<br />
Theoretische Überlegungen, historische Dimensionen<br />
und praktische Umsetzungen werden begleitet<br />
von künstlerischen Arbeiten.<br />
Und auch innerhalb des Konzepts gibt es<br />
Kritik:Wird bspw. auf der einen Seite argumentiert,<br />
dass die Küche architektonisch als zentraler<br />
Raum <strong>an</strong>gelegt werden soll, um weibliche, unbezahlte<br />
Reproduktionsarbeit sichtbar zu machen,<br />
lautet das Gegenargument, dass auf diese Weise<br />
erst recht wieder Rollenzuschreibungen tradiert<br />
werden. Auch ist es förderlich, die Vermeidung<br />
von „Angsträumen“ nicht als frauengerecht zu<br />
kommunizieren, sondern als „alltagsgerecht“.<br />
Fragen dieser Art sind im Diskurs um Gender<br />
Mainstreaming bek<strong>an</strong>nt, für gender housing<br />
aber ebenso diskussionswürdig.<br />
Bettina Enzenhofer<br />
Christina Altenstraßer, Gabriella Hauch, Herm<strong>an</strong>n Kepplinger (Hrsg.): gender<br />
housing. geschlechtergerechtes bauen, wohnen, leben.<br />
StudienVerlag 2007, 39,90 Euro<br />
Hilde über Hilde<br />
Hilde heißt Eva. Hilde<br />
beschreibt Eva, die von<br />
Evas Leben erzählt. Hilde<br />
nennt es Autobiografie<br />
und beweist damit den<br />
Mut einer Heldin. „Das<br />
Vaterhaus“ ist das erste<br />
Buch der bek<strong>an</strong>nten<br />
feministischen Autorin Hilde Schmölzer (geboren<br />
1937), in dem sie ihre eigene Geschichte<br />
in den Mittelpunkt stellt. Barbara Neuwirth<br />
schreibt treffend in ihrem Nachwort: „Es<br />
scheint, als hätte Schmölzer l<strong>an</strong>ge den <strong>an</strong>deren<br />
Frauen Raum schaffen müssen durch ihre<br />
Publikationen, ehe sie den Mut gew<strong>an</strong>n, über<br />
sich zu sprechen.“ Schmölzers „autobiografische<br />
Erzählung“ kommt g<strong>an</strong>z ohne Kapitel,<br />
ohne ordnungsgebende Struktur aus. Die Erzählung<br />
ist aus einem Guss – von Evas Geburt<br />
und den ersten Schritten im Vaterhaus bis<br />
zum Tod der Mutter. L<strong>an</strong>geweile kommt dabei<br />
nie auf, im Gegenteil: Die Jahre sprudeln aus<br />
der Erzählerin, fast atemlos folgt die Leserin<br />
diesem Leben. Zum ersten Mal seit Jahren habe<br />
ich mal wieder meine U-Bahn-Station verpasst.<br />
Hilde Schmölzer verliert sich nicht in Detailerzählungen,<br />
sondern macht Strukturen sichtbar.<br />
So ist ihr im Nachhinein klar:„Der g<strong>an</strong>ze<br />
Mensch ist für die Frau nicht vorgesehen.“ Nicht<br />
für Evas Mutter, die in der kurzen Zeit der Abwesenheit<br />
des Vaters während des Zweiten Weltkriegs<br />
ihre Leidenschaft für Philosophie entdeckt,<br />
nur um wenige Jahre später wieder in die<br />
Abhängigkeit eines M<strong>an</strong>nes zurückzukehren.<br />
„Die Ordnung im Vaterhaus ist gewährleistet,<br />
sol<strong>an</strong>ge die Mutter kein eigenes Leben hat, sol<strong>an</strong>ge<br />
sie nur schön ist und erwartungsvoll und<br />
das Leben des Vaters teilt. … Der Vater ordnet<br />
das Leben der Frauen im Vaterhaus, wie es richtig<br />
ist. Seine Ordnung darf nicht <strong>an</strong>gezweifelt<br />
werden.“ Und auch für Evas Leben ist nichts <strong>an</strong>deres<br />
vorgesehen, umso größer wiegt ihr Verrat,<br />
als sie sich trotzdem für ein eigenes Leben entscheidet.<br />
Sie will sich nicht aufgeben für einen<br />
Ehem<strong>an</strong>n, sie macht die Fotoschule, studiert <strong>an</strong><br />
der Uni Wien, arbeitet als Journalistin und gibt<br />
den Beruf auch als junge Mutter nicht auf. Aber<br />
frei ist sie deshalb noch l<strong>an</strong>ge nicht!<br />
Hilde Schmölzers – mitunter gnadenlos<br />
selbstkritische – Ehrlichkeit ist erstaunlich. Und<br />
doch ist ihre autobiografische Erzählung eine<br />
„Geschichte, die eine Geschichte vieler Frauen<br />
ist.“ Die l<strong>an</strong>g ersehnte Befreiung im Zuge der<br />
zweiten Frauenbewegung ab den 1970er Jahren<br />
geht l<strong>an</strong>gsam vor sich. Endlich k<strong>an</strong>n sich Eva mit<br />
<strong>an</strong>deren Alleinerzieherinnen, mit <strong>an</strong>deren Frauen,<br />
die sich weigern ihr Leben für einen M<strong>an</strong>n aufzugeben,<br />
austauschen. Und sie bewundert die jüngeren<br />
Frauen: Sie sind „selbstbewusster, unabhängiger,<br />
freier als jene ihrer Generation“.<br />
Schmölzer kreiert ein „Sittenbild österreichischer<br />
Geschichte des 20. Jahrhunderts“ schreibt Neuwirth.„Möge<br />
im neuen Jahrhundert eine Gesellschaft<br />
entstehen, in der den Frauen diese Probleme<br />
endlich erspart bleiben!“.<br />
Gabi Horak<br />
Hilde Schmölzer: Das Vaterhaus. Eine autobiografische Erzählung.<br />
Kitab 2007, 18,- Euro<br />
girls like us<br />
Zufällig bin ich am Frauentag<br />
in Amsterdam in<br />
eine Magazinpräsentation<br />
geraten, das betreffende<br />
Heft habe ich<br />
selbstverständlich sofort<br />
importiert: Ausgabe<br />
Nummer Sieben des vierteljährlich<br />
erscheinenden lesbischen Magazins<br />
GLU – girls like us.<br />
Auffäligstes Merkmal des Magazins ist wohl<br />
seine Ästhetik. Denn es ist laut seinen Gründerinnen<br />
immerhin entst<strong>an</strong>den, um der gegenwärtigen<br />
Blümchensex-Repräsentation lesbischer<br />
Kultur etwas entgegenzusetzen, das witzig, ironisch<br />
und subversiv zugleich ist. So gibt es also<br />
neben klassischen Interviews und Features sehr<br />
schicke Grafikseiten. Im Mittelteil sind unter<br />
dem Namen „Gallery“ einige Bildstrecken zu finden.<br />
Der erste Teil des Heftes ist Interviews mit<br />
queeren Heroinen gewidmet, die alle in sehr per
sönlichem und direktem Stil gehalten sind. Insgesamt<br />
etwas New-York-lastig genügt das Magazin<br />
dennoch seinem Anspruch der queeren,<br />
subversiven Sexiness vollauf. Goed zo!<br />
Irmi Wutscher, siehe: www.glumagazine.com<br />
Mit Sympathie,<br />
ohne Verklärung<br />
Jutta Ditfurth, Politikerin<br />
und Publizistin, hat eine<br />
in sechs Jahren umfassend<br />
recherchierte Biographie<br />
über eine der politischsten<br />
und radikalsten<br />
Frauen unserer Zeit geschrieben – über Ulrike<br />
Meinhof.<br />
Gleichzeitig gibt dieses Buch auch Auskunft<br />
über ein Nachkriegsdeutschl<strong>an</strong>d, <strong>an</strong> dessen<br />
Schalthebeln der Macht noch viele von braunem<br />
Ged<strong>an</strong>kengut vernebelte Hirne eifrig damit<br />
beschäftigt waren, nicht allzu viel Demokratie<br />
zuzulassen und ihre eigene NS-Verg<strong>an</strong>genheit<br />
unter schmeichelnden Mänteln der Geschichtsbeschönigung<br />
zu verstecken. Jutta Ditfurth<br />
räumt mit vielen Mythen und Legenden auf. Auch<br />
mit denen, die unter <strong>an</strong>derem von Stef<strong>an</strong> Aust in<br />
seinem immer noch als das Schlüsselwerk zum<br />
Verständnis der RAF geltenden „Baader-Meinhof-<br />
Komplex“ verbreitet wurden, und auch vierzig<br />
Jahre nach 68 immer noch als Basis für jede Dokumentation<br />
über dieses Thema herhalten.<br />
Zum ersten Mal zeigt sich bei Ditfurth<br />
auch das Elternhaus der Meinhof nicht als<br />
christlich motiviertes Bildungsbürgerheim mit<br />
deutlicher Dist<strong>an</strong>zierung zum Naziregime. Der<br />
Vater war als Museumsdirektor in Jena maßgeblich<br />
<strong>an</strong> der Säuberungsaktion der „entarteten<br />
Kunst“ beteiligt. Auch die Ziehmutter Renate<br />
Riemeck, die als NSDAP-Miglied den Widerst<strong>an</strong>d<br />
gegen die Nazis gründlich versäumt hatte, wird<br />
vom Sockel der engagierten Anti-Atom-Aktivistin<br />
und DFU-Politikerin geholt und zeigt sich als<br />
despotische und ihre eigene Schuld leugnende<br />
herrschsüchtige Übermutter, deren Einfluss sich<br />
Meinhof zu entziehen versucht.<br />
M<strong>an</strong> merkt Ditfurth ihre interessierte Sympathie<br />
für Ulrike Meinhof durchaus <strong>an</strong>. Für eine<br />
Frau deren Empathie, Kampfgeist, Intellekt und<br />
letztendlich auch zutiefst moralische Vorstellung<br />
einer menschenwürdigen Gesellschaft<br />
auch und trotz allem Respekt gezollt werden<br />
muss. Jutta Ditfurths Buch hilft uns, Ulrike<br />
Meinhof ohne Verklärung als eine Frau zu sehen,<br />
die <strong>an</strong> ihren eigenen Ansprüchen <strong>an</strong> eine<br />
jedes Leben achtende Gesellschaft tragisch ge-<br />
scheitert ist. Wären die politischen Verhältnisse<br />
jedoch <strong>an</strong>dere gewesen, liegt die Annahme nahe,<br />
Meinhofs Abrutschen in die Gewalt wäre<br />
nicht zust<strong>an</strong>de gekommen. „Mit allem was sie<br />
war, so unverständlich es auch gewesen ist, hat<br />
sie uns gemeint!“ (Gustav Heinem<strong>an</strong>n).<br />
Gabriele Susemichel<br />
Jutta Ditfurth: Ulrike Meinhof – Eine Biographie.<br />
Ullstein 2007, 22,90 Euro<br />
Fundament<br />
Geschlecht<br />
Die Autorinnen des Buches<br />
„Die halbierte Em<strong>an</strong>zipation“<br />
widmen sich<br />
dem Zusammenh<strong>an</strong>g von<br />
Religion, Geschlecht, Politik<br />
und Fundamentalismus<br />
in verschiedenen kulturellen Kontexten. Die<br />
elf wissenschaftlichen Aufsätze umfassen eine<br />
Sp<strong>an</strong>nbreite von protest<strong>an</strong>tischem Fundamentalismus<br />
auf dem amerik<strong>an</strong>ischen Kontinent, über<br />
eine eigene Kor<strong>an</strong>-Interpretation muslimischer<br />
Frauen, palästinensischen Selbstmordattentäterinnen<br />
bis hin zu Ansätzen von jüdischem Fundamentalismus.<br />
Anh<strong>an</strong>d unterschiedlicher Kulturen<br />
untersuchen die Autorinnen, wie Religion<br />
als gesellschaftliche und staatliche Basis funktioniert<br />
und welche geschlechtsspezifischen Auswirkungen<br />
daraus resultieren.<br />
Zum Einstieg macht sich Ulrike Wagner-Rau<br />
auf die „Suche nach einem Fundament“ in der<br />
modernen Gesellschaft und berücksichtigt protest<strong>an</strong>tischen<br />
und katholischen Fundamentalismus<br />
ebenso wie Islamismus und Judentum. Fundamentalismus<br />
wird dabei als Lebensform begriffen,<br />
die die eigene Religion als un<strong>an</strong>fechtbar<br />
und einzige herausstellt.<br />
Besonders interess<strong>an</strong>t wird es schließlich,<br />
wenn sich Gritt/Klinkhammer mit muslimischen<br />
Frauen ausein<strong>an</strong>dersetzen, die sich als<br />
Form der Selbstermächtigung in so gen<strong>an</strong>nten<br />
Schwesterngruppen zusammenfinden, den Kor<strong>an</strong><br />
lesen und zu einer <strong>an</strong>deren Interpretation,<br />
als sie in westlichen Kulturen üblich ist, kommen.<br />
Die Hysterie christlich-abendländischer<br />
Gesellschaften gegenüber „dem Islam“ macht<br />
sich oft <strong>an</strong> den patriarchalen Geschlechterverhältnissen<br />
fest, die auf „unterentwickelte“ islamische<br />
Gesellschaften projiziert wird, um sich<br />
nicht mit patriarchalen Verhältnissen in der eigenen<br />
Gesellschaft ausein<strong>an</strong>dersetzen zu müssen.<br />
Fundamentalismus ist jedoch kein islamisches<br />
Phänomen, sondern es taucht in allen<br />
Religionsgemeinschaften auf, konstatiert Rabeya<br />
Müller. Ulrike Prokop erörtert in ihrem Beitrag<br />
den Versuch,„Rechtsradikalismus als politischen<br />
Fundamentalismus“ zu fassen.<br />
Das Buch ist in seiner Vielfältigkeit und<br />
der Tiefe seiner kritischen Perspektiven sehr<br />
gut zu lesen und gibt einen Überblick zum<br />
Thema Fundamentalismus und Geschlecht<br />
aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen.<br />
Lena Zamzow<br />
Elisabeth Rohr/ Ulrike Wagner-Rau/ Mechthild M. J<strong>an</strong>sen (Hg.):<br />
Die halbierte Em<strong>an</strong>zipation? Fundamentalismus und Geschlecht.<br />
Ulrike Helmer Verlag 2007, 19,90 Euro.<br />
Ethnologinnen<br />
In der Fachgeschichte<br />
tauchen sie kaum auf.<br />
Die Rede ist höchstens<br />
mal von ihren berühmten<br />
Kolleginnen aus dem<br />
englischsprachigen<br />
Raum, wie Ruth Benedict<br />
oder Margarete Mead.<br />
Oder es wird jovial vom wichtigen Beitrag gesprochen,<br />
den Ehefrauen zur wissenschaftlichen<br />
Arbeit ihres Gatten leisteten. Gemeint sind damit<br />
meist unterstützende Tätigkeiten, wie das<br />
Tippen h<strong>an</strong>dschriftlicher M<strong>an</strong>uskripte, das<br />
Schreiben von Briefen u.s.w.; lästige Arbeiten, die<br />
ihre forschenden Ehemännern gerne delegierten.<br />
Weniger bek<strong>an</strong>nt ist allerdings die Vielfältigkeit<br />
eigenständiger Forschungs- und Sammeltätigkeit<br />
von Frauen in der Ethnologie und<br />
Ethnographie. Nur wenige haben den Bek<strong>an</strong>ntheitsgrad<br />
einer Ida Pfeiffer, die Wienerin war eine<br />
der berühmtesten reisenden Frauen überhaupt.<br />
Dieses H<strong>an</strong>dbuch würdigt all diese Beiträge<br />
ethnologischer Arbeit von Frauen im deutschsprachigen<br />
Raum. Ihre Lebensgeschichten zeichnen<br />
auch ein Bild der Stellung der Frauen innerhalb<br />
des Faches, der Wissenschaft und auch der<br />
Gesellschaft allgemein. Reisende Frauen waren<br />
außergewöhnlich und stießen häufig auf Kritik.<br />
Und dass Forscherinnen kaum jemals Anerkennung<br />
ihrer Arbeit in Form von Anstellungen <strong>an</strong><br />
wissenschaftlichen Instituten bekamen und<br />
schon die Ausbildung durch ein reguläres Studium<br />
die Ausnahme war – nun, die Geschichte<br />
kennen wir.<br />
Burgi Pirolt<br />
Bettina Beer: Frauen in der deutschsprachigen Ethnologie. Ein H<strong>an</strong>dbuch.<br />
Böhlau Verlag, 2007, 41,10 Euro (Ö)<br />
lese zeichen<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41
ge. sehen<br />
Geschmack der Kakerlake<br />
Barbarische Momente des Glücks: Michèle Thoma hat sich das Theaterstück „Die Kraft einer Hölle“ <strong>an</strong>gesehen.<br />
42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
„Nahe dem wilden Herzen“.<br />
„Von Traum zu Traum“. „Der<br />
Apfel im Dunkeln“. „Die Passion<br />
nach G.H.“ „Eine Lehre oder<br />
das Buch der Lust“. „Die Nachahmung<br />
der Rose“. „Die Sternstunde.“<br />
All das sind Titel der Bücher von Clarice<br />
Lispector. Eine geheime, rätselhafte<br />
Schönheit geht von ihnen aus. Die geheime,<br />
rätselhafte Schönheit ihrer Texte.<br />
Das Herz klopft beim Lesen der Sätze.<br />
Von Satz zu Satz.<br />
Von Satz zu Satz über Abgründe. In<br />
den Abgrund hinein. „Ich will den Stoff,<br />
aus dem die Dinge gemacht sind. Die<br />
Menschheit erschöpft sich darin, sich<br />
zu vermenschlichen, als wäre es eine<br />
Notwendigkeit. Und diese falsche Vermenschlichung<br />
verhindert den Menschen<br />
und verhindert auch seine<br />
Menschlichkeit. Es gibt etwas, das umfassender<br />
ist, dumpfer, tiefer, weniger<br />
gut, weniger verwerflich, weniger schön,<br />
obwohl auch dieses etwas Gefahr läuft,<br />
sich in unseren groben Händen in ‚Reinheit’<br />
zu verw<strong>an</strong>deln, in unsere Hände,<br />
die grob und voller Worte sind.“<br />
Es passiert nichts, aber das total. Ich<br />
verstehe alles, und d<strong>an</strong>n nichts mehr.<br />
Das k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nicht mehr verstehen. Da<br />
gibt es kein Verständnis mehr. Da verliert<br />
m<strong>an</strong> den Verst<strong>an</strong>d und gewinnt<br />
den Geschmack der Kakerlake. Den barbarischen<br />
Moment des Glücks. Die magische<br />
Einheit. Die Liebe also. Claire Lispector<br />
geht weit, so weit, zu weit,„jen-<br />
seits des Sagbaren“, sich fragend,„ob es<br />
noch eine <strong>an</strong>dere Welt in derselben Welt<br />
gibt, die m<strong>an</strong>chmal durchscheint und<br />
m<strong>an</strong>chmal nicht.“ Laut der fr<strong>an</strong>zösischen<br />
Philosophin Hélène Cixous „…<br />
schreibt Rilke 24 Gedichte über die Rose.<br />
Aber Clarice Lispector lässt uns das stille<br />
Atmen einer Rose erleben.“<br />
Den Geschmack der Kakerlake lässt<br />
uns das Kosmos Theater erleben. Abscheu,<br />
Ekel, Grauen, Hinwendung, Hinschauen.<br />
Anschauung. Kommunion.<br />
Der Horror-Trip einer Hausfrau wird<br />
in der Eigenproduktion „Kraft einer Hölle“<br />
– Perform<strong>an</strong>ce für Tänzerin und<br />
Schauspielerin – unter der Regie von<br />
Evelyn Fuchs sparsam und eindringlich<br />
inszeniert. Der von A. Hutter für die<br />
Bühne bearbeitete Text stammt aus<br />
dem <strong>an</strong> die Passionsgeschichte <strong>an</strong>gelehnten<br />
Rom<strong>an</strong> „Die Passion nach G.H.,“<br />
der als einer der verstörendsten der<br />
Weltliteratur bezeichnet wird.<br />
Auf der Bühne die Vorderfront eines<br />
Kastens, unter der sich ein Wesen<br />
hervor windet. In einem Trikot aus<br />
fahlfarbenem Fleisch. Das Sich-Gegenüberstehen<br />
der beiden Geschöpfe.<br />
Der Butoh-Todest<strong>an</strong>z der halb zerquetschten<br />
Kakerlake, aus der die eigene<br />
Subst<strong>an</strong>z sich quält. Natascha Wöss<br />
t<strong>an</strong>zt die Kakerlake. Ihr Innenleben. Ihre<br />
Seele. Alex<strong>an</strong>dra Sommerfeld verkörpert<br />
und spricht den Text – <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs vor<br />
Video-Projektion der von ihr dargestellten<br />
Figur – in atemloser Sp<strong>an</strong>nung.<br />
Fotos:Bettina Frenzel<br />
Eine Begegnung mit einer Autorin,<br />
die berühmt, aber unbek<strong>an</strong>nt ist. Einer<br />
Frau, auf Fotos von scheuer Schönheit,<br />
verrätselt <strong>an</strong>ziehend wie ihre Texte und<br />
genau so unnahbar. Clarice Lispector,<br />
geboren 1920 als Tochter jüdischer Eltern<br />
in der Ukraine, in Brasilien aufgewachsen,<br />
Lehrerin, Journalistin, wird<br />
nach ihrer Rückkehr aus Europa und<br />
den U.S.A., wohin sie ihren im diplomatischen<br />
Dienst stehenden M<strong>an</strong>n begleitete,<br />
zur berühmtesten Schriftstellerin<br />
Brasiliens, wo sie 1977 stirbt. Sie wird<br />
mit Kafka, Woolf, den Expressionisten<br />
verglichen, als Mystikerin bezeichnet.<br />
Im <strong>an</strong>gelsächsischen Raum v. a. im Kontext<br />
mit der feministischen Gesellschaftskritik<br />
von Virginia Woolf gesehen.<br />
Die deutschsprachige Rezeption<br />
geht auf die Ausein<strong>an</strong>dersetzung fr<strong>an</strong>zösischer<br />
PhilosophInnen und AutorInnen<br />
mit ihrem Werk zurück, v.a. auf die<br />
Dichter-Philosophin und Sprachkritikerin<br />
Hélène Cixous und ihrem Blick auf<br />
die „écriture féminine“( „weibliche<br />
Schrift“), die in ihrem subversiven<br />
Kampf die Sprache in den Mittelpunkt<br />
ihrer Kritik stellt und die Konventionen<br />
im Denken der männlichen, abendländischen<br />
Kultur <strong>an</strong>greift.<br />
Eine Gefährtin, schreibt Cixous, eine<br />
zeitgenössische Frau, eine, die den<br />
Raum des Weiblichen, der des Männlichen<br />
fähig sei, besetzt.<br />
Schön, ihr im Kosmos begegnet zu<br />
sein. ❚
musik.t<strong>an</strong>z<br />
5.4., Wien<br />
Le Gr<strong>an</strong>d Bal de Diversité. Die Ballnacht<br />
der Vielfalt verbindet Menschen<br />
unterschiedlicher Herkunft und<br />
Religion, mit Behinderung oder ohne,<br />
Frauen und Männer, hetero- und<br />
homosexuell, alt und jung<br />
Jugendstiltheater am Steinhof, 1140 Wien,<br />
Baumgartner Höhe 1, Einlass: 19.30,<br />
Eröffnung: 21.00 Uhr, Vorverkauf<br />
35,-/27,- Euro, Abendkasse 43,-/35,- Euro<br />
11.4., 20.00, Salzburg<br />
Rebekka Bakken – Unplugged<br />
ARGE Kultur, 5020 Salzburg, Josef-Preis-<br />
Allee 16, T. 0662/84 87 84,<br />
office@argekultur.at, www.argekultur.at,<br />
19,-/22,-/25,- Euro<br />
22.-24.4., 20.30, Wien<br />
Schüttelsprach mit Saitenhieb. Collage<br />
aus Kl<strong>an</strong>g, Wort und Stimme.<br />
Mit: Linde Prelog, Edda Breit, Melissa<br />
Colem<strong>an</strong>, Margarethe Deppe, Gudula<br />
Urb<strong>an</strong><br />
KosmosTheater, 1070 Wien,<br />
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,<br />
office@kosmostheater.at,<br />
www.kosmostheater.at,<br />
Kosten: 16,-/13,- Euro<br />
25.-26.4., 28.-30.4., 20.00, Wien<br />
Doris Uhlich: Spitze. Eine Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />
mit dem klassischen T<strong>an</strong>z,<br />
seinen Menschen, seinen Hierarchien,<br />
seiner Illusionswelt, seinen Körperbildern,<br />
seinem Publikum<br />
brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5,<br />
T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at,<br />
www.brut-wien.at, 13,-/7,- Euro<br />
2.5., 00.45, Krems<br />
The Go! Team.<br />
donaufestival, Messegelände, Halle 1,<br />
3500 Krems, Utzstr. 12, Kosten: siehe<br />
www.donaufestival.at<br />
film<br />
bis 6.4., Wien<br />
Kino wider die Tabus – die filmische<br />
Darstellung der „sexuellen Befreiung“<br />
1963-1976<br />
Filmmuseum, Infos und Filmliste unter:<br />
www.filmmuseum.at, T. 01/533 70 54,<br />
office@filmmuseum.at<br />
23.-27.4., Köln<br />
Internationales Frauenfilmfestival.<br />
Länderschwerpunkt China<br />
Spielorte: Filmforum NRW im Museum<br />
Ludwig, Metropolis Kino, Filmpalette, Köln,<br />
info@frauenfilmfestival.eu,<br />
www.frauenfilmfestival.eu<br />
theater.kabarett<br />
15.4., 20.30, Wien<br />
Ladies Night. Mit: Eva D., Sus<strong>an</strong>ne<br />
Draxler, Christina Förster, Silvia Hagler,<br />
Nicole D. Käser, T<strong>an</strong>ja Simma, Ingeborg<br />
Schwab, Gerti Tröbinger, Christa<br />
Urb<strong>an</strong>ek u.v.a.<br />
KosmosTheater, 1070 Wien,<br />
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,<br />
office@kosmostheater.at,<br />
www.kosmostheater.at,<br />
Kosten: 13,-/11,- Euro<br />
16.4., 18.4., 19.00, Wien<br />
Pfleiderer/Steinbuch/Becker:<br />
R. – Destillat. Text: Gerhild Steinbuch,<br />
Inszenierung: Julie Pfleiderer und<br />
Philipp Becker. Mit: Eva Bay, Angelika<br />
Krautzberger u.a.<br />
brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5,<br />
T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at,<br />
www.brut-wien.at<br />
Filmstill „Lezzieflick“ © N<strong>an</strong>a Swiczinsky<br />
diagonale<br />
18.4., 21.00, 19.4., 20.00, Wien<br />
Fräulein Wunder AG: (I c<strong>an</strong>’t get no)<br />
Satisfaction. Von und mit Fräulein<br />
Wunder AG: Anne Bonfert, Mel<strong>an</strong>ie<br />
Hinz, Verena Lobert, V<strong>an</strong>essa Lutz,<br />
Malte Pfeiffer, Carmen Waack<br />
brut im Konzerthaus, 1030 Wien,<br />
Lothringerstraße 20, T. 01/587 05 04,<br />
tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at<br />
24.-27.4., 15.-18.5., 20.00, Wien<br />
Regina Hofer:„Afrika“. Wenn Regina<br />
Hofer den Arztkoffer gegen den Kabarettkoffer<br />
tauscht, bleibt sie trotzdem<br />
der Untersuchung der menschlichen<br />
Schwächen treu und legt „Hiesige und<br />
Dasige“ beherzt auf die Couch<br />
Spektakel, 1050 Wien, Hamburgerstraße 14,<br />
T. 01/587 06 53, office@spektakel.at,<br />
www.spektakel.biz, Kosten: 15,-/12,- Euro<br />
19.4., 20.00, Wien<br />
Ein Lob den dummen Frauen! Theater-<br />
Nachwuchs-Wettbewerb. Vier Projekt<br />
von vier Frauen sind in der Endrunde<br />
Theater Drachengasse, 1010 Wien,<br />
Drachengasse 2, T. 01/512 13 54,<br />
theater@drachengasse.at,<br />
www.drachengasse.at<br />
seminar.workshop<br />
2.-4.5., Berlin<br />
2nd Tr<strong>an</strong>sgender Council. Make hum<strong>an</strong><br />
rights work<br />
Berlin, www.tgeu.org/council<strong>2008</strong>,<br />
council<strong>2008</strong>@tgeu.org, Kosten: 70,- Euro<br />
24.4., 19.00, Graz<br />
Keine Lust,was nun, keine Lust, was<br />
tun? Referentin: Eva Fellner-Rzehak.<br />
Workshop mit Gebärdendolmetscherin<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. T. 0316/83 79 98,<br />
Kosten: 8,- Euro<br />
24.4., 19.00, 25.4., 9.30-21.00, Wien<br />
Tagung: Ein weiblicher „Prager Kreis“?<br />
Gesellschaftlich und literarisch engagierte<br />
jüdische Frauen in Prag zu Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
Tschechisches Zentrum, 1010 Wien,<br />
Herrengasse 17, www.univie.ac.at/iwk<br />
vortrag.diskussion<br />
7.4., 16.00, Graz<br />
Die Klitoris, die schöne Unbek<strong>an</strong>nte.<br />
Ringvorlesung der Medizinischen Universität<br />
Graz: Gender Medicine – Geschlechterforschung<br />
in der Medizin.<br />
Vortrag von Kerstin Pirker<br />
HS D im Hörsaalzentrum der medizinischen<br />
Universität, 8036 Graz, Auenbruggerplatz 15,<br />
kostenlos<br />
9.4., 19-20.30, Salzburg<br />
Der „kleine“ Unterschied und seine<br />
Folgen: Was ist eigentlich Frauengesundheit?<br />
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020<br />
Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/44 22 55,<br />
office@fgz-isis.at, www.frauengesundheitszentrum-isis.at,<br />
kostenlos<br />
21.4., 18.30, Wien<br />
Mari<strong>an</strong>ne Baumgartner:„Der Feueratem,<br />
der das werdende Unternehmen<br />
beseelte ...“ Vortrag im Rahmen von:<br />
Frauennetzwerke in Wissenschaft und<br />
Kunst. Utopie und Wirklichkeit<br />
Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090<br />
Wien, Berggasse 17/1, T. 01/317 43 42,<br />
iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk<br />
22.4., 20.00, Wien<br />
Gini Müller:„Possen des Performativen.<br />
Theater, Aktivismus und queere<br />
Politiken“. Anschl. Podiumsdiskussion<br />
mit Monika Meister, Tina Leisch, Gerald<br />
Raunig, Haiko Pfost<br />
brut im Künstlerhaus (Foyer), 1010 Wien,<br />
Karlsplatz 5, www.brut-wien.at, Eintritt frei<br />
23.4., 22.30, Wien<br />
streitBAR @ Geschichten aus dem Wiener<br />
Wald. Die Nachtseiten der Sexarbeit<br />
Diskussion über den „Strich“: Klischee<br />
und Wirklichkeit<br />
Rote Bar im Volkstheater, 1070 Wien,<br />
Neustiftgasse 1, info@volkstheater.at,<br />
www.volkstheater.at<br />
ausstellung<br />
bis 1.6., Linz<br />
EVA & ADELE. Rot – Neue Malerei und<br />
Zeichnung<br />
Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-<br />
Koref-Promenade 1, T. 0732/70 70-36 00,<br />
www.lentos.at, Kosten: 6,50/4,50 Euro,<br />
tgl. 10-18.00, Do 10-21.00<br />
bis 28.6., Wien<br />
Stilleführung. Fotoausstellung von<br />
Bettina Frenzel<br />
KosmosTheater, 1070 Wien,<br />
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,<br />
<strong>an</strong>. künden<br />
Anf<strong>an</strong>g <strong>April</strong> findet in Graz das Festival des österreichischen Films statt. Diesmal als Schwerpunkte: Afrika, ex-jugoslawische<br />
Nachbarstaaten, Migration, Leben in der Fremde oder Fremd-Sein im eigenen L<strong>an</strong>d. Die Personale<br />
widmet sich heuer dem Werk von Jasmila Zb<strong>an</strong>ic (Grbavica). Außerdem gibt’s die Doku „Let’s do it! – The Making<br />
of a Queer Porn” (Si.Si. Klocker) sowie die Premiere von N<strong>an</strong>a Swiczinskys „Lezzieflick“.<br />
Festivalzentrum Kunsthaus Graz, 8010 Graz, Lendkai 1<br />
Kinos: UCI Kinowelt Annenhof, Schubertkino, Augartenkino kiz, Geidorf Kunstkino, Filmzentrum im Rechbauerkino,<br />
www.diagonale.at<br />
Foto: Karin Lernbeiss, w w w.azumimura.com<br />
www.kosmostheater.at, Geöffnet <strong>an</strong><br />
Spieltagen, Eintritt frei<br />
bis 13.4.<strong>2008</strong><br />
Bilder einer Ausstellung. Catrin Bolt<br />
inszeniert eine Ausstellung in verschiedenen<br />
Akten<br />
Salzburger Kunstverein, Künstlerhaus,<br />
5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3,<br />
T.0662/84 22 940, office@salzburgerkunstverein.at,<br />
Di-So 12-19.00, Eintritt frei<br />
bis 13.4.<strong>2008</strong><br />
Maria Hahnenkamp. Die Künstlerin<br />
präsentiert eine Rauminstallation mit<br />
einer Fülle von Bildern, sowie gesungenen,<br />
gesprochenen und projizierten<br />
Texten<br />
Salzburger Kunstverein, Künstlerhaus,<br />
5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3,<br />
T.0662/84 22 940, office@salzburgerkunstverein.at,<br />
Di-So 12-19.00, Eintritt frei<br />
bis 30.4., Hittisau<br />
Die Schönheit der Welt einf<strong>an</strong>gen ...<br />
Lala Aufsberg<br />
Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501,<br />
T. 05513/62 09 30,<br />
kontakt@frauenmuseum.com,<br />
www.frauenmuseum.com,<br />
Öffnungszeiten: Do 18-20.00, Fr, Sa 15-17.00,<br />
So 14-18.00, Kosten: 3,- Euro<br />
bis 5.4., Wien<br />
Andrea Geyer: The past never ch<strong>an</strong>ges<br />
Galerie Hohenlohe, 1010 Wien,<br />
Bäckerstraße 3, T. 01/512 97 20,<br />
galerie@galeriehohenlohe.at,<br />
www.galeriehohenlohe.at<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43
<strong>an</strong>. künden<br />
bis 7.6., Wien<br />
MATRIX. Geschlechter| Verhältnisse|<br />
Revisionen. Die Ausstellung zeigt<br />
künstlerische Arbeiten aus der Sammlung<br />
der Stadt Wien, die das breite<br />
Themenfeld Gender in vielfältiger<br />
Weise reflektieren<br />
Museum auf Abruf, 1010 Wien,<br />
Felderstraße 6-8, www.musa.at, Di-Fr<br />
11-18.00, Do 11-20.00, Sa 11-16.00, So, Mo,<br />
Feiertage geschlossen, Eintritt frei<br />
bis 18.4., Wien<br />
Anna Schreger: Therapiet<strong>an</strong>kstelle<br />
Museum auf Abruf, 1010 Wien,<br />
Felderstraße 6-8, artothek@musa.at,<br />
www.musa.at, Di-Fr 11-18.00, Do 11-20,<br />
Sa 11-16.00, So, Feiertage geschlossen<br />
bis 19.4., Wien<br />
HAVE THE CAKE AND EAT IT, TOO.<br />
Institutionskritik als instituierende<br />
Praxis. Mit Arbeiten von Bini<br />
Adamczak,Anna Sigmond Gudmundsdottir,<br />
Marit Paasche, Nuria Vila u.a.<br />
Kunsthalle Exnergasse / WUK, 1090 Wien,<br />
Währinger Str. 59, T. 01/401 21-41, kunsthalle.exnergasse@wuk.at,<br />
http://kunsthalle.wuk.at<br />
bis 19.5., Wien<br />
The white City of Tel Aviv – Tel Aviv’s<br />
Modern Movement. Die israelische<br />
Stadt verfügt über ein eizgartiges Ensemble<br />
von Häusern im Stil des „Neuen<br />
Bauens.“<br />
Az W, 1070 Wien, Museumsplatz 1,<br />
T. 01/522 31 15, office@azm.at, www.azw.at,<br />
Mo-So 10-19.00, Eintritt frei<br />
bis 22.6., Wien<br />
Leben! Juden in Wien nach 1945. Fotografiert<br />
von Margit Dobronyi, eine Installation<br />
von Ruth Beckerm<strong>an</strong>n<br />
Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Palais<br />
Eskeles, Dorotheergasse 11, T. 01/535 04 31,<br />
info@jmw.at, www.jmw.at,<br />
So-Fr 10-18.00, 6,50/4,- Euro<br />
bis 30.5., Gmunden<br />
Sylvia Oppelt „Erwachen“<br />
Gesundheitszentrum Casa „Lacus Felix“,<br />
4810 Gmunden, Annastraße 7,<br />
Mo-Fr 9-12.00, und 15-18.30<br />
19.4.-8.6., Innsbruck<br />
Voice & Void. Die Gruppenausstellung<br />
widmet sich der Darstellung der<br />
Michèle Thoma<br />
menschlichen Stimme – und der Abwesenheit<br />
der Stimme – in der bildenden<br />
Kunst. Mit Werken von VALIE EX-<br />
PORT, Rachel Berwick, Anna Gaskell<br />
u.a.<br />
Galerie des L<strong>an</strong>des Tirol, 6020 Innsbruck,<br />
Maria-Theresien-Str. 45, T. 0512/508-31 71,<br />
taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at,<br />
Di-So 11-18.00, Do 11-20.00,<br />
Kosten: 3,-/1,50 Euro, So Eintritt frei<br />
bis 18.5.<strong>2008</strong>, Wien<br />
Die Korngolds. Klischee, Kritik und<br />
Komposition<br />
Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien,<br />
Dorotheergasse 11, T. 01/535 04 31,<br />
info@iwm.at, www.iwm.at, Kosten: 6,50/<br />
4,- Euro, So-Do 10-16.00, Fr 10-14.00<br />
lesung<br />
8.4., 19.00, Wien<br />
Barbara Frischmuth liest aus ihrem<br />
neu erschienenen Buch „Vergiss<br />
Ägypten“<br />
Alte Schmiede Literarisches Quartier, 1010<br />
Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46,<br />
www.alte-schmiede.at, Eintritt frei<br />
16.4., 19.00, Wien<br />
Friederike Mayröcker liest aus ihrer<br />
neu erschienenen Prosaarbeit „Paloma“<br />
Alte Schmiede Literarisches Quartier, 1010<br />
Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46,<br />
www.alte-schmiede.at, Eintritt frei<br />
17.4., 20.00, Wien<br />
Criminale <strong>2008</strong>: Die Mörderischen<br />
Schwestern. Ladies’ Crime Night. Mit:<br />
Ulla Lessm<strong>an</strong>n, Sabine Deitmer, Gisa<br />
Klönne, Sabine Naber u.v.a.<br />
KosmosTheater, 1070 Wien,<br />
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at,www.kosmostheater.at,<br />
www.criminale.at, www.das-syndikat.com,www.moerderischeschwestern.eu,<br />
Kosten: 10,-/8,- Euro<br />
17.-20.4., Wien<br />
Vienna Lit Festival <strong>2008</strong>. Internationales<br />
Festival für englischsprachige Literatur.<br />
Lesungen, Perform<strong>an</strong>ces, Diskussionen,<br />
Workshops. Mit Rommi<br />
Smith, Jackie Kay, Mehru Jaffer u.a.<br />
Ratpack Vienna, 1080 Wien, Flori<strong>an</strong>igasse<br />
56, office@viennalit.at, www.viennalit.at<br />
25.4., 20.30, Wien<br />
Die Vorkämpferin: Anita Augspurg. Eine<br />
Text-Collage von und mit Jovita<br />
Dermota<br />
KosmosTheater, 1070 Wien,<br />
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at,www.kosmostheater.at,<br />
Eintritt frei<br />
26.4., 20.30, Wien<br />
Gabriele Münter – Wassily K<strong>an</strong>dinsky:<br />
Die Farben der Liebe. Eine Collage von<br />
Jovita Dermota<br />
KosmosTheater, 1070 Wien,<br />
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at,www.kosmostheater.at,<br />
Eintritt frei<br />
1 selbstverteidigung<br />
26.4., 14-19.00, 27.4., 10-15.00, Graz<br />
Selbst bewusst Sein – Selbst-<br />
Behauptung – Selbst-Verteidigung.<br />
Grundkurs für Frauen.<br />
Mit Andrea Hochegger<br />
SBZ Geidorf, 8010 Graz, Leechgasse 30,<br />
T. 0316/71 60 22-8, office@frauenservice.org,<br />
Kosten: 98,-/65,- Euro, Anmeldung bis 16.4.<br />
1<br />
Montag<br />
HILFE, ICH BIN EINE<br />
ZEITZEUGIN!<br />
Diskuthek im Frauencafé<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />
www.frauenzentrum.at,<br />
jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00<br />
Frauencafé<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />
www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00<br />
„Dykes on bikes“ Stammtisch.<br />
Der Motorradclub für Lesben<br />
7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19,<br />
dykes.on.bikes@gmx.at,<br />
www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo<br />
K-Gruppe gähn. Verliebt in Maoisten, Leninisten, Trotzkisten. Maoistin,<br />
Leninistin, Trotzkistin. In frisch gestürmten Frauenhäusern in fröhlichen<br />
Feuchtgebieten frischfröhlich herumspekulieren. Ausstaffiert mit einem<br />
magischen Spekulum. Gutgenährten Hausfrauen vor Einkaufszentren<br />
Frohbotschaften aus China aufdrängen. Vor Fabrikstoren im Schneegestöber<br />
dem unwilligen Proletariat die Erlösung verkünden. Statt in Prada<br />
in Parka. Die Spontis sind die Süßesten. Betteln in Südfr<strong>an</strong>kreich. Barfuß<br />
durch Marokko – oder wenigstens die Kärntnerstraße runter. Kuckucks-<br />
44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
fixtermin<br />
Encounter-Gruppe für Lesben und<br />
Frauen, die sich da nicht so sicher sind<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at,<br />
jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,<br />
Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro<br />
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />
Lambda<br />
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/<br />
Raimundpassage 2, office@RKLambda.at,<br />
www.rklambda.at, jeden 1. Mo<br />
„Zwischen den Welten“ –<br />
Mamazonen. Erfahrungsaustausch<br />
für lesbische [Co]Mütter<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00,<br />
Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro<br />
First love. Sexualberatung für<br />
Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />
Rudolfstiftung, Schw<strong>an</strong>geren Ambul<strong>an</strong>z,<br />
3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00<br />
Dienstag<br />
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />
abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />
Welser Runde – Lesben-, Bi- und<br />
Schwulen-Treff<br />
Cafe – Music Pub Urstein, 4600 Wels,<br />
Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00<br />
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für<br />
Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020<br />
Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich<br />
jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263,<br />
shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung<br />
erforderlich, kostenlos,<br />
www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer<br />
_Maedchen_un.747.0.html<br />
Babykino. Ein Film aus dem aktuellen<br />
Angebot, bei dem Kleinstkinder in<br />
den Kinosaal mitgenommen werden<br />
können<br />
Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71,<br />
www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />
jeden 2. Di ab 11.00<br />
Frauenplenum der Grünen<br />
Alternativen Jugend<br />
Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at,<br />
jeden letzten Di um 18:30<br />
Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />
aller Altersgruppen<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />
Info: T. 01/545 43 93<br />
ViennaMix. Verein von und für<br />
les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender<br />
Migr<strong>an</strong>tInnen in Wien<br />
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,<br />
jeden 2. Di ab 20.00<br />
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />
sehr lieben“<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />
T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />
jeden Di 19.30-21.00<br />
Mittwoch<br />
Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden<br />
Mittwoch, 17.00, Innenministerium<br />
Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse<br />
7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at<br />
Frauencafé<br />
Jugendzentrum Agathon,<br />
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />
jeden 1. Mi ab 19.30<br />
Frauencafè<br />
Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020<br />
Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />
www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00<br />
Tr<strong>an</strong>sgender-Treff<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab<br />
20.00<br />
Deutsch Konversation<br />
Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778,<br />
jeden Mi von 14-18.00<br />
Vereinscafé Anchorage.<br />
Das Café der erfüllbaren Wünsche:<br />
Offen für alle Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />
Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839,<br />
info@frauenlesbenzentrum.at,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi<br />
und Fr ab 20.30<br />
Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Gewalterfahrungen.<br />
Leitung: Bettina Reinisch<br />
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7<br />
Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin<br />
Lesben-Fußballgruppe<br />
Aufschlag-BALLerinas<br />
nest. Gottesacker. Stationen auf dem Weg zur finalen Erleuchtung. Ex<br />
und Amen, Examen best<strong>an</strong>den! Out of the boots, back to the roots. Roggen<br />
<strong>an</strong>pfl<strong>an</strong>zen. Roggen schroten. Mutterkorn in der einzigen zuträglichen<br />
Vari<strong>an</strong>te zu sich nehmen. Schaf scheren. Spinnen. Melken, Molke,<br />
Säugen. Mit den <strong>an</strong>deren Klüften die Mondin <strong>an</strong>t<strong>an</strong>zen und sich fortpfl<strong>an</strong>zen.<br />
Sich Frau Mutter Erde hingeben. Dem Patriarchen den Bart kraulen.<br />
Den Legenden aus dem Gelobten L<strong>an</strong>d des Heiligen Kuhdungs lauschen,<br />
abends beim Herdfeuer. Von den s<strong>an</strong>ftäugigen, vierbeinigen Mutter-Göttinnen<br />
der L<strong>an</strong>dstraßen. Von tollen praktischen achtarmigen Shiva-Groopies.<br />
Von flammenden Witwen. Siddharta aus Floridsdorf was there!<br />
68 wird, gähn, 40. Wir werden gähn … Zeit, uns Zeitzeuginnen gebührend<br />
zu ehren! Zeit, unsere V_-Erfahrungen zu würdigen! Nicht nur<br />
den nackten Popsch aus AAO und der Kommune I. Nicht nur die Geliebte<br />
des Räuberhauptm<strong>an</strong>ns. Nicht nur den erleuchteten Schatten neben dem<br />
geilen Guru. Nicht nur die Schlauchdirndln, die geschlauchten Girlies aus<br />
dem Wienmuseum. Doch … huch … jetzt sind wir <strong>an</strong> allem SCHULD. Den<br />
Eisenh<strong>an</strong>s haben wir entm<strong>an</strong>nt. Böse Mädchen fahren mit dem Auto<br />
überall hin und vergrößern das Ozonloch. LOST BOYS und geile Greisinnen<br />
all over. Das kapitalistische Raubtier haben wir los gelassen. Überall<br />
Kochsendungen.<br />
Zum 80-er d<strong>an</strong>n vielleicht endlich PEACE!
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30<br />
Lesbengruppe<br />
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />
jeden Mi ab 19.00<br />
Offene Frauengruppe<br />
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />
T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,<br />
Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00<br />
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />
Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,<br />
18-20.00, T. 01/587 67 50<br />
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />
www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00<br />
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für<br />
lesbische und bisexuelle Frauen.<br />
Leiterin: Christine Swarowsky<br />
Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg.<br />
15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at,<br />
www.courage-beratung.at, 14tägig,<br />
Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,-<br />
Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich<br />
Donnerstag<br />
HelpChat „Halt der Gewalt“<br />
Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet<br />
<strong>an</strong>onyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00<br />
Feministische Gespräche. Gemütliche<br />
Diskussionsrunde für Feministinnen<br />
FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6,<br />
T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im<br />
Monat, 19.00<br />
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />
Restaur<strong>an</strong>t „Zur Brücke“, 4840<br />
Vöcklabruck, Vorstadt 8,<br />
www.hosilinz.at/gruppen/hosi_<br />
regenbogenstammtisch.html, jeden Do,<br />
20.00<br />
Lesbenabend<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00<br />
Salon de Femme<br />
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00<br />
Offener Abend<br />
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />
jeden Do 20.30<br />
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eing<strong>an</strong>g<br />
Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-<br />
24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>küdigung<br />
FZ-Plenum<br />
FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6,<br />
T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30<br />
Mahnwache und Speakerscorner<br />
Treffpunkt vor dem K<strong>an</strong>zleramt zwischen<br />
20 u. 20.15, jeden Do<br />
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,<br />
Lesben, Mädchen!<br />
Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung<br />
erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:<br />
http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,<br />
Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30<br />
Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />
Süchtige<br />
7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00<br />
Treffen der „Jungen Herzen“<br />
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />
jeden Do ab 19.00<br />
Freitag<br />
1. Linzer Lesbenstammtisch<br />
Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,<br />
www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00<br />
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben,<br />
Schwule u. TG-Personen Treffen<br />
Grünes Haus, 4040 Linz, L<strong>an</strong>dgutstraße 17,<br />
Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00<br />
Juden und Jüdinnen in Wien nach 1945<br />
Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />
Bi Stammtisch<br />
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,<br />
SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr<br />
Welser Frauen-Stammtisch –<br />
gemütlicher Frauentreffpunkt<br />
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,<br />
jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00<br />
Frauencafé der Rosa-Lila-<br />
P<strong>an</strong>therinnen – der Abend für<br />
Lesben und Freundinnen<br />
Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,<br />
Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />
T. 0316/366 601, Fr 19-23.00<br />
Vereinscafé Anchorage.<br />
Das Café der erfüllbaren Wünsche.<br />
Offen für alle Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />
T. 0512/580 839,<br />
info@frauenlesbenzentrum.at,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at,<br />
jeden Mi und Fr ab 20.30<br />
Barbetrieb mit Musik, Billiard,<br />
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />
Von und für Frauen/Lesben<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eing<strong>an</strong>g<br />
Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr<br />
19-24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>kündigung<br />
g.spot for queers to check in &<br />
freak out<br />
Subzero, 7., Siebensterng. 27,<br />
jeden 1. Fr ab 22.00<br />
Offenes Treffen feministischer<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />
jeden 1. Fr<br />
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />
www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi und Fr ab 21.00<br />
First love. Sexualberatung für<br />
Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambul<strong>an</strong>z, 22.,<br />
L<strong>an</strong>gobardenstr. 122<br />
Queerul<strong>an</strong>tinnen – die neue Unigruppe.<br />
Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen,<br />
Feizeitphilosophinnen u. <strong>an</strong>dere<br />
blümer<strong>an</strong>te Identitäten<br />
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,<br />
Kontakt: queerul<strong>an</strong>tinnen@gmx.at<br />
Samstag<br />
Frauenstammtisch – Treffen für<br />
Lesben, bisexuelle und tr<strong>an</strong>sgender<br />
Frauen und Freundinnen<br />
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />
Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />
www.stammtischkrems.info<br />
/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00<br />
Mostviertel Andersrum.<br />
Lesbisch/schwules Treffen<br />
Infos: mostviertel_<strong>an</strong>dersrum@hotmail.com,<br />
T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa<br />
Orl<strong>an</strong>do-Party<br />
6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00<br />
Sonntag<br />
HOSI Sonntagsbrunch<br />
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4,<br />
Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00<br />
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />
interessierte Frauen<br />
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />
T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at,<br />
jeden 1. So ab 10.30<br />
Sonntagscafé für Frauen mit und ohne<br />
Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten<br />
und letzten Sonntag im Monat<br />
FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6<br />
Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/402 87 54<br />
Frauenbadefreuden<br />
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />
www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.:<br />
sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214,<br />
jeden 3. So 16-20.00<br />
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />
Provokation, feministische Literatur,<br />
veg<strong>an</strong>es Buffet<br />
E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />
Nach Vereinbarung<br />
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird<br />
alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />
für Lesben und Schwule<br />
aus.weg, D-80469 München,<br />
Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de<br />
Frauenberatung<br />
Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />
Psychologische, juristische und<br />
arbeitsmarktpolitische Beratung<br />
sowie Sozialberatung für Frauen<br />
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210<br />
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626<br />
70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />
T. 02682/661 24<br />
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.<br />
Auch muttersprachliche Beratung<br />
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,<br />
T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00,<br />
Di 17-19.00<br />
Maiz – Autonomes Integrationszentrum<br />
von & für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,<br />
maiz@servus.at, www.servus.at/maiz,<br />
Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00<br />
Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />
zu Verhütung und Essstörungen<br />
ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48,<br />
T. 0662/442 255, kostenlos<br />
<strong>an</strong>. künden<br />
Die Ausstellung widmet sich dem fotografischen Werk von Margit Dobronyi. Dobronyi hielt Feste, Hochzeiten, offizielle<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen – das Leben der jüdischen Gesellschaft nach dem zweiten Weltkrieg fest. Ruth Beckerm<strong>an</strong>n<br />
stellt 3500 Fotos aus, die als Installation durch Filmausschnitte <strong>an</strong>imiert und durch Video-Erzählungen verdichtet<br />
werden.<br />
bis 22.6., Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Dorotheergasse 11, T. 01/535 04 31, www.jmw.at<br />
Foto: DevonSproule.com<br />
Hotline Essstörungen des<br />
Frauengesundheitszentrums Graz<br />
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo<br />
u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00<br />
Patchwork-Familien-Service.<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Jo<strong>an</strong>neumring<br />
3,T. 0664/231 14 99, Anmeldung<br />
erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro<br />
Verhütungsberatung für Mädchen<br />
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />
Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />
abz.get ready. Die Beratungsstelle für<br />
junge schw<strong>an</strong>gere Frauen und junge<br />
Frauen mit Kind<br />
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,<br />
T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />
www.abzaustria.at,<br />
Terminvereinbarung erforderlich!<br />
Beratung, Kurse, Information für<br />
geistig oder mehrfach behinderte<br />
Frauen und ihre Angehörigen<br />
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />
T. 01/714 39 39<br />
Bright Future für Frauen und Mädchen.<br />
1. Beratungsstelle für FGM<br />
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,<br />
9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr<br />
9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />
Coming Out Gruppe<br />
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150,<br />
www.villa.at/lilatip/modules/news,<br />
Anmeldungen: Mi 17-20.00<br />
Einzelberatung für Frauen in<br />
Krisensituationen<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!<br />
april <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45<br />
Auf dem Weg in die Hochzeitsreise: Miriam Lieder (Ungar-Klein) am Schwechater Flughafen, 1971;<br />
Foto: Margit Dobronyi, Jüdisches Museum Wien.
Bunny Rabbit, Foto: Silent L<strong>an</strong>e<br />
<strong>an</strong>. künden<br />
donaufestival<br />
Das heurige Programm des Donaufestivals hat einiges<br />
für Queers <strong>an</strong>d friends zu bieten. Besonders dicht<br />
ist das Angebot am 25.4.: Da gibt’s eine Riot-Grrl-Perform<strong>an</strong>ce<br />
von Ann Liv Young, die Uraufführung von<br />
Gustavs neuer Platte (gemeinsam mit der Trachtenkapelle<br />
Dürnstein), Weltschmerz von Scott Matthew,<br />
heftig-fröhlichen Sound von The Hidden Cameras,<br />
lesbischen HipHop vom mysteriösen Duo Bunny Rabbit<br />
und <strong>an</strong>schließend die FMQueer Party mit Queers<br />
of the Stonage!!!! Und The Go! Team holen ihr Konzert<br />
vom letzten Jahr am 2.5. nach. Wow!<br />
donaufestival, 24.4.-3.5., 3500 Krems, Infos:<br />
www.donaufestival.at<br />
Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />
Frauenärztin. Mit Gabriele<br />
Knappitsch<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5771<br />
Medizinische Sprechstunde für<br />
Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-57 71<br />
Progressive Muskelentsp<strong>an</strong>nung.<br />
Mit Petra Öllinger<br />
6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,<br />
petra.oellinger@web.de,<br />
www.petra-oellinger.at<br />
radio.fixtermin<br />
Mo 18.00-19.00<br />
Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />
Frauensendung<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),<br />
jeden 1. Mo<br />
Di 13.00-14.00<br />
Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on air.<br />
Weibliche Realitäten in den Ländern<br />
des „Südens“<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />
46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> april <strong>2008</strong><br />
Mi 18.00-18.30<br />
Frauenzimmer. Die Plattform für<br />
frauenspezifische Information<br />
Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz<br />
Mi 18.00-19.00<br />
Or<strong>an</strong>gina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung<br />
für die g<strong>an</strong>ze Frau<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />
Do 18.00-19.00<br />
HOSI Lesbenradio<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Do<br />
Fr 19.00-20.00<br />
Space FEM FM Frauenradio<br />
Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,<br />
jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Radio UFF. Sendung des Unabhängigen<br />
FrauenForums<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Fr<br />
Sa 13.00-14.00<br />
Rainbow City-Radio für Lesben und<br />
Schwule<br />
Livestream: www.radiorainbowcity.de<br />
t<strong>an</strong>z.fest<br />
12.4., 21.00, Wien<br />
Klub Kohelet. Kindergeburtstag: live:<br />
Gameboymusicclub<br />
Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, Eintritt frei<br />
17.4.-17.5., Wien<br />
Balk<strong>an</strong> Fever Festival <strong>2008</strong>. Mit: Romengo,<br />
Irina Karamarkovic & L.A. Big<br />
B<strong>an</strong>d u.v.m.<br />
verschiedene Spielorte, Wien, Programm:<br />
www.balk<strong>an</strong>fever.at<br />
25.4., 01:00, Krems<br />
FMqueer Party mit Queers of the<br />
Stoneage (Czesch/Hölzl/Piper)<br />
donaufestival, Messegelände, Halle 2,<br />
3500 Krems, Utzstr. 12, www.fmqueer.at<br />
30.4., 19.00, Salzburg<br />
Grünes Frauenfest <strong>2008</strong> ... sich entwerfen<br />
können ... Eine Simone de Beauvoir<br />
Nacht. Theaterstück mit Anita<br />
Zieher. Im Anschluss: Das Grüne Frauenfest<br />
in der Walpurgisnacht<br />
ARGE Kultur, 5020 Salzburg, Josef-Preis-<br />
Allee 16, T. 0662/848784, office@argekultur.at,<br />
www.argekultur.at, Eintritt frei<br />
2.5., 21.00, Wien<br />
quote: Der Club gegen Schieflagen.<br />
quote vs. malmoe: Kampf der Chöre<br />
Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, Eintritt frei<br />
diverses<br />
19.4., 17-18.30, Graz<br />
FrauenStadtSpazierg<strong>an</strong>g:„Hexen, Huren,<br />
Straftäterinnen – Frauen und Justiz“.<br />
Mit Linda Tossold und Eva Taxacher<br />
Treffpunkt: Hauptplatz, Rathaus, 8020<br />
Graz, kostenlos<br />
20.4., 16-20.00, Wien<br />
Frauenbadefreuden. Sauna, Whirlpool,<br />
Schwimmbecken, Schönheitselixiere<br />
und kleine Erfrischungen<br />
Badehaus Sargfabrik, 1140 Wien,<br />
Goldschlagstraße 169, Anmeldung unter T.<br />
01/98898-214 oder sonja.c@gmx.at,<br />
Kosten: 15,50 Euro<br />
24.4., Wien<br />
Töchtertag<br />
Mit Ver<strong>an</strong>staltungen für junge Mädchen<br />
in allen Bundesländern<br />
www.toechtertag.at<br />
12.-13.4., 10.00, Wien<br />
Eingreifen gegen Rassismus, Anmeldung:<br />
Überweisung der Kursgebühren<br />
bis 30.3.<br />
FZ, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6<br />
Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/408 50 57, Kosten:<br />
je nach Einkommen, Anmeldung erforderlich,<br />
nur für Frauen!<br />
29.4., 10.00, Wien<br />
WEN DO – Schnupperkurs für<br />
Mädchen. Anmeldung: Überweisung<br />
der Kursgebühren bis 15.3.<br />
FZ, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6<br />
Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/408 50 57, Kosten:<br />
je nach Einkommen, Anmeldung erforderlich,<br />
nur für Frauen!<br />
Redaktionsschluss<br />
Termine 5/08: 10.04.<strong>2008</strong><br />
termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im Mai<br />
international<br />
Jap<strong>an</strong><br />
Feminismus, Queer People, soziale Bewegungen …<br />
international II<br />
New York<br />
Do It Yourself heißt nicht selber kochen<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibt’s u. a. in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />
ÖGB Buchverlag<br />
Kuppitsch<br />
Morawa<br />
Winter<br />
Frick International<br />
Lhotzkys Literaturbuffet<br />
Buchh. Polycollege<br />
Südwind<br />
Kunsthalle Shop<br />
Prachner<br />
Riedl<br />
Facultas am Campus<br />
Kuppitsch am Campus<br />
Löwenherz<br />
Südwind<br />
Infoladen Treibs<strong>an</strong>d<br />
Kulturver. Waschaecht<br />
Wagnersche Buchh.<br />
Amazone-Zentrum<br />
Bertha – Bücher & Produkte<br />
Hacek-Bücherei<br />
KBuch<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
T V<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1020<br />
1050<br />
1070<br />
1070<br />
1070<br />
1080<br />
1090<br />
1090<br />
1090<br />
1090<br />
4040<br />
4600<br />
6020<br />
6900<br />
8020<br />
9020<br />
9020<br />
03.04.,<br />
21.00<br />
AUF OKTO<br />
WEBSTREAM:<br />
WWW.OKTO.TV<br />
und auch in vielen deutschen Städten:<br />
www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Rathausstr. 21<br />
Schottengasse 4<br />
Wollzeile 11<br />
L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />
Schulerstr. 1-3<br />
Taborstr. 28<br />
Reinprechtsdorferstr. 38<br />
Mariahilferstr. 8<br />
Museumsquartier<br />
Museumsquartier<br />
Alser Str. 39<br />
Altes AKH, Alser Str. 4<br />
Altes AKH, Alser Str. 4<br />
Berggasse 8<br />
Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />
Rudolfstr. 17<br />
Dragonerstr.22<br />
Museumstr. 4<br />
Kirchstr. 39<br />
Siebenundvierzigerg. 27<br />
Paulitschgasse 5/7<br />
Universitätsstr. 90
frauenakademie<br />
der Katholischen<br />
Sozialakademie Österreichs<br />
Geld und Leben.<br />
Wirtschaftskompetenz<br />
entwickeln<br />
LEHRGANG 06_<strong>2008</strong> – 05_2010<br />
Feministische Ethik –<br />
Feministische Ökonomie<br />
Gestaltungs- und<br />
Führungskompetenz von Frauen<br />
Innovationsprojekte<br />
Nähere Informationen: www.ksoe.at, office@ksoe.at oder 01-310 51 59
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 04/08, 22. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M