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Vorklärungen

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tig vorgebracht worden. Dies ist der eigentliche Kern dessen, was wir als globale<br />

Krise wahrnehmen. Wir verwenden dabei den Begriff „Krise“ nicht in einem<br />

journalistischen, marktschreierischen, sondern vielmehr in einem analytischen<br />

Sinn, der später noch genau definiert werden wird.<br />

Es wird immer wieder bestritten, dass die Menschheit sich katastrophalen<br />

Zuständen nähere. 30 Auch heute wieder wird argumentiert, dies alles sei gar<br />

nicht so schlimm, weil es der Menschheit noch immer gelungen sei, Auswege<br />

aus verfahrenen Situationen zu finden. Ein großer Teil der öffentlichen Debatte<br />

in den politischen Arenen, den Stellungnahmen von Wirtschaftsverbänden, den<br />

Medien wird geführt unter dem Tenor, mit technologischer Innovation und<br />

unbeirrtem Festhalten am Ziel des wirtschaftlichen Wachstums sei das schon<br />

zu meistern. Wir werden Argumente dafür vortragen, dass damit gerade die<br />

Mechanismen angerufen werden, die in die Krise geführt haben, dass es sich<br />

also um einen fatalen Irrweg handelt. Wie immer dem sei, muss verantwortliches<br />

Handeln vom schlimmstmöglichen Fall ausgehen und ihn zu verhindern suchen<br />

(“precautionary principle”).<br />

1.3.2 Zukunftsfähige Entwicklung<br />

Die Leitfrage unserer Analyse lautet: Wie können wir späteren Generationen<br />

eine Welt hinterlassen, die zumindest gleich viel an Lebenschancen zur Verfügung<br />

hält, wie wir selbst vorgefunden haben? Wir müssen, mit anderen Worten, herausfinden,<br />

ob und unter welchen Bedingungen langfristig stabile Zukünfte möglich<br />

sein könnten. Dafür hat sich in der internationalen Diskussion der Begriff<br />

“Sustainable Development” durchgesetzt, ins Deutsche oft unvollkommen<br />

übersetzt als tragfähige, dauerhafte, nachhaltige, zukunftsfähige Entwicklung:<br />

„Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart<br />

befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse<br />

nicht befriedigen können“. 31<br />

Diese Definition des Brundtland-Berichtes (so genannt nach der Vorsitzenden<br />

der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, der damaligen norwegischen<br />

Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland) nennt zwei Probleme,<br />

die zu lösen sind: (1) nicht alle Menschen haben gegenwärtig die Chance, ihre<br />

Bedürfnisse zu befriedigen – wir brauchen also intragenerative Gerechtigkeit;<br />

(2) wir dürfen unsere heutigen Probleme nicht auf Kosten künftiger Generationen,<br />

also etwa durch Umweltzerstörung oder Schulden, lösen, brauchen daher<br />

also auch intergenerative Gerechtigkeit.<br />

Dem Begriff Nachhaltige Entwicklung begegnet man derzeit oft und in sehr<br />

unterschiedlichen Zusammenhängen. Er ist geradezu modisch abgewertet und<br />

taucht selbst in den widersinnigsten Verbindungen auf, vor allem, seit große<br />

Unternehmen ihn für ihre Werbung nutzen. Was ist Sustainability – was bedeutet<br />

Zukunftsfähigkeit? Zukunftsfähigkeit ist ein Prozess, in dem die menschliche<br />

Gesellschaft die Harmonie mit ihrer nichtmenschlichen Umwelt wieder<br />

findet. Die Richtung und die Spielräume für die Entwicklung der menschlichen<br />

30 – z.B. Lomborg, 2002, siehe auch die Rezension von Hamm 2005<br />

31 – WCED, 1987, 46<br />

glob_prob.indb 41 22.02.2006 16:39:48 Uhr<br />

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