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Riskante Arbeitswelt im Spiegel der Supervision

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Rolf Haubl (Hg.), <strong>Riskante</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>im</strong> <strong>Spiegel</strong> <strong>der</strong> <strong>Supervision</strong><br />

<strong>Riskante</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>im</strong> <strong>Spiegel</strong> <strong>der</strong> <strong>Supervision</strong> 25<br />

Schlussfolgerungen<br />

Durch die Wahrnehmung <strong>der</strong> Supervisor/innen werden die einleitend erwähnten<br />

Verän<strong>der</strong>ungsprozesse von Leistung bestätigt. Leistung kann zu einer Belastung werden,<br />

das haben die Ergebnisse eindrucksvoll gezeigt. Korrelationen zwischen „psychophysische<br />

Belastungen“ und „atypischen Beschäftigungsverhältnissen“ (r=.40) o<strong>der</strong> „hohem<br />

Leistungsdruck“ (0.29) belegen, dass die Wechselwirkungen von objektiven und subjektiven<br />

Faktoren best<strong>im</strong>mt werden. Um einer Resignation zu entgehen, verwun<strong>der</strong>t<br />

es auf diesem Hintergrund nicht, wenn beobachtet wird, dass Bereitschaft zun<strong>im</strong>mt,<br />

Medikamente – z. B. Antidepressiva und Psychost<strong>im</strong>ulanzien – als Enhancer zu gebrauchen,<br />

um weiterhin dem Leistungsanspruch Stand halten zu können.<br />

Sichtbar wurde auch, dass ein starkes Bedürfnis <strong>der</strong> Beschäftigten nach Anerkennung<br />

besteht, das auf einen bestehenden Mangel von Wertschätzung verweist. Die ausschließliche<br />

Orientierung am Erfolg übergeht die Anerkennung von Leistungsfähigkeit und<br />

Leistungsbereitschaft. Dieser Aspekt kann durch die Ergebnisse gestützt werden, dass<br />

es <strong>im</strong> Arbeitsalltag an Anerkennung fehlt o<strong>der</strong> vorsichtiger formuliert: dass die faktische<br />

Anerkennung hinter <strong>der</strong> erwarteten Anerkennung zurückbleibt. Die Supervisor/innen<br />

berichten von einer positiven Auswirkung auf das Arbeitskl<strong>im</strong>a, wenn Beschäftigte<br />

angemessen anerkannt werden (r=.35). Nach ihren Aussagen nehmen Erkrankungen<br />

aufgrund hoher Arbeitsintensität und belasten<strong>der</strong> Arbeitsorganisation bei bestehen<strong>der</strong><br />

Anerkennung ab (r=-.22), zugleich wird eine Zunahme <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit festgestellt<br />

(r=.34). Man darf vermuten, dass bei vorhandener Anerkennung Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />

als positive Herausfor<strong>der</strong>ung interpretiert werden können.<br />

Folglich können die Faktoren Leistungsgerechtigkeit und Anerkennung als Grundbausteine<br />

für ein positives Betriebskl<strong>im</strong>a bezeichnet werden, durch die eine offene<br />

Kommunikation und ein kollegialer Umgang geför<strong>der</strong>t wird.<br />

Auch wenn Leistungsdruck vorhanden ist, hängt alles davon ab, wie ihn die Beschäftigten<br />

aufnehmen und mit ihm umgehen. Der festgestellte Mangel an Leistungsgerechtigkeit<br />

und Anerkennung führt dazu, dass Leistungsdruck überwiegend als nicht<br />

erträglich empfunden wird. Das bedeutet, Leistungsdruck wird erst mit fehlen<strong>der</strong><br />

Anerkennung und fehlen<strong>der</strong> Leistungsgerechtigkeit zu einer subjektiven Belastung.<br />

Überfor<strong>der</strong>ung, mangelnde Arbeitsplatzsicherheit und hohe Arbeitsintensität verstärken<br />

sich wechselseitig. Die bereits erwähnten gesundheitlichen Auswirkungen unterstreichen<br />

die Risiken, die den Marktradikalismus begleiten.<br />

Ausblick<br />

Eine nachhaltige Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen beginnt mit <strong>der</strong> Erkenntnis<br />

<strong>der</strong> Ursachen, die zu einer subjektiven Belastung führen. Es können Belastungsprofile<br />

in <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> erstellt und von den Supervisor/innen für ihre <strong>Supervision</strong>spraxis<br />

genutzt werden. Leistungsdruck und atypische Beschäftigungsverhältnisse sind Bedingungen,<br />

die von interessierter Seite erzeugt und stabilisiert werden. Sie zu verän<strong>der</strong>n,<br />

braucht nicht nur einen langen Atem, son<strong>der</strong>n auch politische Macht.<br />

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen<br />

ISBN Print: 978-3-525-40333-4 — ISBN E-Book: 978-3-647-40333-5

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