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Riskante Arbeitswelt im Spiegel der Supervision

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Rolf Haubl (Hg.), <strong>Riskante</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>im</strong> <strong>Spiegel</strong> <strong>der</strong> <strong>Supervision</strong><br />

<strong>Riskante</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>im</strong> <strong>Spiegel</strong> <strong>der</strong> <strong>Supervision</strong> 13<br />

tendenziell untergeordnet wird. Diese Vorgehensweise zeigt sich zum Einen an <strong>der</strong><br />

Orientierung, kurzfristig und kostengünstig Ziele zu erreichen, anstatt eine prozesshafte<br />

Betreuung des jeweiligen Klientels zu priorisieren. Als Folge dieser Orientierung<br />

werden zunehmend standardisierte und scheinbar kostengünstige Maßnahmen zur<br />

Erreichung von <strong>im</strong> Vorfeld klar definierten Zielstellungen eingesetzt. Die zu verwendenden<br />

Maßnahmen ergeben sich bspw. aus <strong>der</strong> Auswertung von Dokumentationen,<br />

die <strong>im</strong> Rahmen des Qualitätsmanagements angefertigt werden. Zusätzlich ergibt sich<br />

allein aus <strong>der</strong> quantitativen Zunahme <strong>der</strong> Arbeitsaufgaben ein zeitliches Problem. Der<br />

zeitliche Mehraufwand ermöglicht <strong>im</strong>mer weniger die Aufrechterhaltung <strong>der</strong> professionellen<br />

Bearbeitung eines Sachverhalts nach bisher gültigen Standards. Zeitliche Zwänge<br />

und die Orientierung an kurzfristig erreichbaren Zielen findet auch <strong>im</strong> Profit-Bereich<br />

eine weite Verbreitung. Allerdings sind die Beschäftigten einer erhöhten Geschwindigkeit<br />

ausgesetzt, was professionelles Arbeiten deutlich erschweren kann. Dies zeigt sich<br />

bspw. an einer permanenten Unsicherheit während <strong>der</strong> Arbeit. So ist es nahezu unmöglich,<br />

kontinuierlich an einem Projekt arbeiten zu können, da sich prinzipiell je<strong>der</strong>zeit<br />

die Rahmenbedingungen (Finanzierung, Kundenwünsche etc.) än<strong>der</strong>n können. Neben<br />

<strong>der</strong> Unsicherheit wird es aufgrund <strong>der</strong> Breite <strong>der</strong> Aufgabengebiete und <strong>der</strong> parallelen<br />

Bearbeitung mehrerer Projekte schwieriger, eine Aufgabe tiefer gehend zu bearbeiten.<br />

Vielmehr sind ein breites oberflächliches Wissen sowie ein oberflächliches Bearbeiten<br />

mehrerer Sachverhalte zur gleichen Zeit erfor<strong>der</strong>lich. Während <strong>im</strong> Non-Profit-Bereich<br />

die Unterordnung <strong>der</strong> fachlichen Standards unter eine ökonomische Zielstellung und<br />

als Konsequenz dieser Unterordnung ein Absenken <strong>der</strong> professionellen Standards erfolgt,<br />

sind hohe Geschwindigkeit und Breite <strong>der</strong> Aufgabengebiete ein entscheidendes Kriterium<br />

für ein Absenken professioneller Standards <strong>im</strong> Profit-Bereich.<br />

Das Handeln <strong>der</strong> Beschäftigten in Organisationen ist durch einen Aushandlungsprozess<br />

zwischen den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Organisation, den Anfor<strong>der</strong>ungen des Klientels<br />

bzw. <strong>der</strong> Kunden und den eigenen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Arbeit geprägt. Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Organisationen sind dabei als Rahmenbedingungen anzusehen, die das<br />

Handeln <strong>der</strong> Mitarbeiter begrenzen. Diese müssen demnach ihr eigenes Handeln sowie<br />

ggf. die Ansprüche des Klientels den gegebenen Rahmenbedingungen anpassen. Ein<br />

häufiges Ergebnis dieses Prozesses ist ein Absenken <strong>der</strong> Ansprüche an die Arbeit, um<br />

die eigene Handlungs- und Arbeitsfähigkeit zu erhalten und die organisatorischen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen zu können. Das Handeln <strong>der</strong> Beschäftigten unterliegt zunehmend<br />

externen Einflüssen und Entscheidungen, die den eigenen Vorstellungen wi<strong>der</strong>sprechen<br />

können. Dennoch verlieren eigene Ziele und Wertvorstellungen nicht an<br />

Bedeutung, son<strong>der</strong>n sind aufgrund hoher Personalfluktuationen, geringer Verweildauern<br />

in den Organisationen, Strukturverän<strong>der</strong>ungen und Verantwortungszuwächsen<br />

weiterhin hoch bedeutsam. Hohe Personalfluktuation, größere Organisationseinheiten<br />

und (interorganisationale) projektförmige Arbeit, die zunehmend Organisationsgrenzen<br />

aufweicht und die Beschäftigten gleichzeitig mehreren beruflichen Kontexten zuordnet,<br />

erschweren das Aufkommen kollektiver Werte. Daher steht tendenziell die Verfolgung<br />

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen<br />

ISBN Print: 978-3-525-40333-4 — ISBN E-Book: 978-3-647-40333-5

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