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Messung psychischer Belastungen mit der Herzratenvaribialität

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<strong>Messung</strong> <strong>psychischer</strong><br />

<strong>Belastungen</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Herzratenvariabilität – ein<br />

Ausblick<br />

Prof. Dr. Irina Böckelmann 1 , Dr. Stefan Sam<strong>mit</strong>o 1,2<br />

1 Bereich Arbeitsmedizin <strong>der</strong> Otto-von-Guericke Universität Magdeburg<br />

2 Kommando Sanitätsdienst <strong>der</strong> Bundeswehr, Referat Wehrmedizinische Forschung<br />

9. Bundesweiter Betriebsärztetag, vom 23.02.13 bis 24.02.13 in Osnabrück


Glie<strong>der</strong>ung<br />

Einleitung<br />

Physiologische Grundlagen<br />

Herzratenvariabilität (HRV) und HRV-Analyse<br />

Einflussfaktoren auf HRV<br />

Anwendungsfeld: <strong>Messung</strong> <strong>psychischer</strong><br />

<strong>Belastungen</strong><br />

Qualitätssicherung von Studienergebnissen<br />

2


Glie<strong>der</strong>ung<br />

Einleitung<br />

Physiologische Grundlagen<br />

Herzratenvariabilität (HRV) und HRV-Analyse<br />

Einflussfaktoren auf HRV<br />

Anwendungsfeld: <strong>Messung</strong> <strong>psychischer</strong><br />

<strong>Belastungen</strong><br />

Qualitätssicherung von Studienergebnissen<br />

Einleitung<br />

3


Das Phänomen <strong>der</strong> Variabilität<br />

Die Variabilität ist in <strong>der</strong> belebten Natur das Normale, die<br />

Starrheit das Pathologische.<br />

Wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Rhythmus in <strong>der</strong> Natur.<br />

Auch <strong>der</strong> menschliche Organismus hat eine biologische<br />

Gesetzmäßigkeit.<br />

Anpassung <strong>der</strong> Regelsysteme des Körpers an äußerliche<br />

Gegebenheiten in <strong>der</strong> Umgebung des Menschen<br />

Steuerung durch eine Vielzahl von komplexen<br />

Regelkreisen.<br />

Das perfekte Zusammenspiel all dieser Regelkreise<br />

ermöglicht ein Leben im Gleichgewicht.<br />

Einleitung<br />

4


Das Phänomen <strong>der</strong> variablen<br />

Herzschlagfolge<br />

Metronom ≠ Herzschlag ≠ Uhrwerk<br />

24h-EKG-Aufnahme liegend in <strong>der</strong> Nachtsphase<br />

Einleitung<br />

5


Glie<strong>der</strong>ung<br />

Einleitung<br />

Physiologische Grundlagen<br />

Herzfrequenzvariabilität (HRV) und HRV-<br />

Analyse<br />

Einflussfaktoren auf HRV<br />

Anwendungsfeld: <strong>Messung</strong> <strong>psychischer</strong><br />

<strong>Belastungen</strong><br />

Qualitätssicherung von Studienergebnissen<br />

Physiologische Grundlagen<br />

6


Zweizügige Führung des autonomen /<br />

vegetativen NS<br />

Ruhe<br />

Propranolol<br />

Atropin<br />

Blockadeversuche (Eckoldt, 1975):<br />

Sympathikusblockade <strong>mit</strong>tels Propranolol<br />

Vagusblockade <strong>mit</strong>tels Atropin<br />

HR<br />

HR <br />

HR <br />

Physiologische Grundlagen<br />

7


Physiologische Grundlagen<br />

Zweizügige Führung des autonomen /<br />

vegetativen NS<br />

SA a<br />

[ms]<br />

50<br />

20<br />

10<br />

5<br />

2<br />

Ruhe<br />

DLG<br />

- Sympathikus +<br />

60 70 80 90 100 110 120 130 HR [min -1 ]<br />

8


Glie<strong>der</strong>ung<br />

Einleitung<br />

Physiologische Grundlagen<br />

Herzratenvariabilität (HRV) und HRV-Analyse<br />

Einflussfaktoren auf HRV<br />

Anwendungsfeld: <strong>Messung</strong> <strong>psychischer</strong><br />

<strong>Belastungen</strong><br />

Qualitätssicherung von Studienergebnissen<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

9


HRV<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

… ist ein Maß für die Variation des Zeitabstandes zwischen zwei R-<br />

Zacken (RR-Intervall)<br />

10


HRV<br />

… kennzeichnet die kurz-, <strong>mit</strong>tel- und langfristigen<br />

Schwankungen <strong>der</strong> Herzperiodendauer<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

… gilt als Marker <strong>der</strong> Funktionalität kardiovaskulärer<br />

Regelkreise und als eine Messgröße <strong>der</strong> neurovegetativen<br />

Aktivität und Funktion des Herzens<br />

… liefert Informationen über den Beanspruchungsgrad des<br />

HKS und zusätzlich über die Qualität <strong>der</strong> Herz-<br />

Kreislaufregulation<br />

…kann ein Gesamteindruck <strong>der</strong> Balance zwischen<br />

Leistungsbereitschaft (Sympathikus) und Regeneration<br />

(Parasympathikus) geben<br />

11


HRV als sympathovagale Balance<br />

Ruhe, Erholung<br />

trophotroper Zustand<br />

Einfluss des<br />

Parasympathikus<br />

Normale<br />

HRV<br />

Einfluss des<br />

Sympathikus<br />

Große HRV = größere Anpassungsfähigkeit auf sich<br />

än<strong>der</strong>nde Lebensbedingungen<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

Stress, Anspannung<br />

ergotroper Zustand<br />

12


Publications on HRV<br />

(% of medical publications in Medline)<br />

Wissenschaftliches Interesse an HRV<br />

0,12<br />

0,1<br />

0,08<br />

0,06<br />

0,04<br />

0,02<br />

0<br />

Medline<br />

1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000<br />

Year<br />

Moser (2005) Österr Forum Arbmed 1:12-17 Sam<strong>mit</strong>o (2011)<br />

Anzahl <strong>der</strong> Publikationen zur HRV<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

hrv+stress<br />

hrv<br />

13


Analysebereich<br />

Zeit-<br />

bereich<br />

Frequenzbereich <br />

Phasenbereich<br />

Variabilitäts-<br />

maß<br />

An<strong>der</strong>e<br />

Bezeichnung<br />

Mess-<br />

einheit<br />

Erklärung<br />

MeanRR AvgRR, RRMW [ms] Mittelwert aller RR-Intervalle im gewählten Zeitbereich;<br />

nur zu deskriptiven Zwecken von Interesse, da diese maßgeblich von<br />

<strong>der</strong> Herzschlagfrequenz (HSF) abhängig ist (hohe HSF niedriger<br />

MeanRR, niedrige HSF hoher MeanRR)<br />

SDNN RRSD, SD, SDRR [ms] Standardabweichung <strong>der</strong> RR-Intervalle im Messzeitbereich;<br />

ist ein frequenzunabhängiger Indikator für die Höhe <strong>der</strong><br />

Gesamtvariabilität<br />

(hohe SDNN hohe HRV,<br />

niedrige SDNN niedrige HRV)<br />

RMSSD R-MSSD, rMSSD, [ms] Root Mean Square of Successive Differences;<br />

Ist die Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes <strong>der</strong> Summe aller<br />

Differenzen sukzessiver RR-Intervalle;<br />

Parameter <strong>der</strong> Kurzzeitvariabilität;<br />

Zur Betrachtung des parasympathischen Einflusses<br />

pNN50 [%] Prozentsatz aufeinan<strong>der</strong>folgen<strong>der</strong> RR-Intervalle, die mehr als 50 ms<br />

voneinan<strong>der</strong> abweichen;<br />

ein hoher pNN50-Wert bedeutet hohe spontane Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Herzfrequenz<br />

LF B-Band [ms 2 ] Low Frequency Power, Leistungsdichtespektrum im Frequenzbereich<br />

von 0,04 bis 0,15 Hz;<br />

daran ist sowohl <strong>der</strong> Sympathikus als auch <strong>der</strong> Parasympathikus<br />

beteiligt, wobei <strong>der</strong> Anteil des Sympathikus überwiegt.<br />

HF C-Band, respiratorische<br />

Sinusarrhythmie,<br />

Atmungsband<br />

LF/HF Quotient aus LF und<br />

HF; LF/HF-Ratio<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

[ms 2 ] High Frequency Power, Leistungsdichtespektrum im Frequenzbereich<br />

von 0,15 bis 0,40 Hz;<br />

zeigt ausschließlich den parasympathischen Stimmungsanteil<br />

Quotient <strong>der</strong> sympatho-vagalen Balance; als Wert des<br />

Zusammenspiels von Parasympathikus (HF) und Sympathikus (LF)<br />

LF/HF ↑ = Sympathikus ↑<br />

LF/HF ↓ = Parasympathikus ↑<br />

SD1 SDQ, SDw, stdb [ms] Die Standardabweichung <strong>der</strong> Punktabstände zum Querdurchmesser<br />

quantifiziert die spontane (kurzzeitige) Variabilität.<br />

SD2 SDL, SD-längs, stda [ms] Die Standardabweichung <strong>der</strong> Punktabstände zum Längsdurchmesser<br />

beschreibt langfristige HRV-Än<strong>der</strong>ungen.


HRV-Analyse im Zeitbereich<br />

Variabilitäts-<br />

maß<br />

MeanRR<br />

SDNN<br />

RMSSD<br />

pNN50<br />

LF<br />

HF<br />

LF/HF<br />

SD1<br />

SD2<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

Standardabweichung <strong>der</strong> RR-Intervalle<br />

(=SDNN)<br />

• dient als Streuungsmaß aller RR-<br />

Intervalle im Messzeitbereich<br />

• Indikator für die Höhe <strong>der</strong><br />

Gesamtvariabilität, spiegelt den<br />

autonomen Tonus insgesamt wi<strong>der</strong><br />

(hohe SDNN hohe HRV,<br />

niedrige SDNN niedrige HRV)<br />

• Einheit: [ms]<br />

• Weitere Bezeichnung: RRSD, SD,<br />

SDRR<br />

15


HRV-Analyse im Zeitbereich<br />

Variabilitäts-<br />

maß<br />

MeanRR<br />

SDNN<br />

RMSSD<br />

pNN50<br />

LF<br />

HF<br />

LF/HF<br />

SD1<br />

SD2<br />

Root Mean Square of Successive<br />

Differences<br />

(=rMSDD)<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

• ist die Quadratwurzel des quadratischen<br />

Mittelwertes <strong>der</strong> Summe aller<br />

Differenzen sukzessiver RR-Intervalle<br />

• Parameter <strong>der</strong> Kurzzeitvariabilität;<br />

• zur Betrachtung des parasympathischen<br />

Einflusses<br />

• Einheit: [ms]<br />

• Weitere Bezeichnung: r-MSSD, rMSSD<br />

16


HRV-Analyse im Zeitbereich<br />

Variabilitäts-<br />

maß<br />

MeanRR<br />

SDNN<br />

RMSSD<br />

pNN50<br />

LF<br />

HF<br />

LF/HF<br />

SD1<br />

SD2<br />

pNN50<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

• Prozentsatz aufeinan<strong>der</strong>folgen<strong>der</strong> RR-<br />

Intervalle, die mehr als 50 ms<br />

voneinan<strong>der</strong> abweichen<br />

• ein hoher pNN50-Wert bedeutet hohe<br />

spontane Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Herzrate<br />

• Einheit: [%]<br />

17


HRV-Analyse im Frequenzbereich<br />

Variabilitäts-<br />

maß<br />

MeanRR<br />

SDNN<br />

RMSSD<br />

pNN50<br />

LF<br />

HF<br />

LF/HF<br />

SD1<br />

SD2<br />

Low Frequency Power<br />

(=LF)<br />

• Leistungsdichtespektrum<br />

• bezieht sich auf den Frequenzbereich<br />

von 0,05 – 0,15 Hz,<br />

• daran ist sowohl <strong>der</strong> Sympathikus als<br />

auch <strong>der</strong> Parasympathikus beteiligt,<br />

wobei <strong>der</strong> Anteil des Sympathikus<br />

überwiegt. Bei Langzeit-Aufzeichnungen<br />

gibt dieser Bereich jedoch Information<br />

über die sympathische Aktivität.<br />

• Einheit: [ms 2 ]<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

Periodendauer 20 - 7 s<br />

3 bis 8,5 Schwingungen pro<br />

Minute<br />

18


HRV-Analyse im Frequenzbereich<br />

Variabilitäts-<br />

maß<br />

MeanRR<br />

SDNN<br />

RMSSD<br />

pNN50<br />

LF<br />

HF<br />

LF/HF<br />

SD1<br />

SD2<br />

High Frequency Power<br />

(=HF)<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

• Leistungsdichtespektrum<br />

• bezieht sich auf den Frequenzbereich<br />

von 0,15 – 0,40 Hz<br />

• zeigt ausschließlich den<br />

parasympathischen bestimmten<br />

Stimmungsanteil<br />

• Atmungsband<br />

• Einheit: [ms 2 ]<br />

Periodendauer 7 - 2,5 s<br />

8,5 bis 24 Schwingungen<br />

pro Minute<br />

19


HRV-Analyse im Frequenzbereich<br />

Variabilitäts-<br />

Maß<br />

MeanRR<br />

SDNN<br />

RMSSD<br />

pNN50<br />

LF<br />

HF<br />

LF/HF<br />

SD1<br />

SD2<br />

Quotient aus LF und HF<br />

(=LF/HF)<br />

• als Wert des Zusammenspiels von<br />

Parasympathikus (HF) und<br />

Sympathikus (LF)<br />

• sympatho-vagale Balance<br />

LF/HF ↑ = Sympathikus ↑<br />

LF/HF ↓ = Parasympathikus ↑<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

20


HRV-Analyse im Frequenzbereich<br />

Modelle <strong>der</strong> sympatho-vagalen Balance<br />

Quelle: Mück-Weymann 2003<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

21


HRV-Analyse im Phasenbereich<br />

Streudiagramm<br />

Quelle: Hottenrott 2001<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

Poincaré-Plot<br />

Lorenz-Plot<br />

Recurrence-Plot<br />

Scatter-Plot<br />

Return Map<br />

22


HRV-Analyse im Phasenbereich<br />

Variabilitäts-<br />

maß<br />

MeanRR<br />

SDNN<br />

RMSSD<br />

pNN50<br />

LF<br />

HF<br />

LF/HF<br />

SD1<br />

SD2<br />

SD1<br />

• Kurzzeitvariabilität<br />

• Einheit: [ms]<br />

Poincaré Plot (Streudiagramm)<br />

Quelle: Hottenrott 2001<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

23


HRV-Analyse im Phasenbereich<br />

Variabilitäts-<br />

maß<br />

MeanRR<br />

SDNN<br />

RMSSD<br />

pNN50<br />

LF<br />

HF<br />

LF/HF<br />

SD1<br />

SD2<br />

SD2<br />

• Langzeitvariabilität<br />

• Einheit: [ms]<br />

Poincaré Plot (Streudiagramm)<br />

Quelle: Hottenrott 2001<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

24


HRV-Analyse im Phasenbereich<br />

Kammerflimmern<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

Esperer, HD: Neue Methoden<br />

zur Detektion und Differenzierung<br />

von kardialen Arrhythmien.<br />

Habil.schrift, Otto-v.-Guericke-Univ.<br />

Magdeburg, Med. Fak., 2002<br />

Die Interpretation <strong>der</strong> Musterabweichung des Plots bleibt Kardiologen überlassen.<br />

25


Klinische Beispiele<br />

Patient HM:<br />

gehäufte SVES und VES z.T.<br />

in Couplet- u. Tripletform<br />

Patient KF:<br />

AV Block II °<br />

(Wenckebach)<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

Patient GT:<br />

VHF bis 14.30 Uhr,<br />

danach SR


HRV / HRV-Analyse<br />

Vor- und Nachteile <strong>der</strong> Phasenraumanalyse<br />

Vorteile:<br />

gute Visualisierung komplexer Vorgänge (anschauliche Grafik),<br />

keine strenge Voraussetzung <strong>der</strong> lückenlosen Zeitreihe,<br />

robust gegenüber Artefaktüberlagerung und Extrasystolen<br />

(gut geeignet bei Patienten <strong>mit</strong> hoher Prävalenz von VES u. SVES)<br />

Nachteil:<br />

nur das Gesamtschwingungsverhalten wird erkannt, keine<br />

Differenzierung <strong>der</strong> einzelnen Schwingungsgeneratoren möglich<br />

27


Weitere Methoden /neuere Entwicklungen<br />

Zero-Crossing-Verfahren<br />

zirkuläre und nichtzirkuläre Autokorrelationsfunktionen<br />

modulierte autoregressive Verfahren<br />

Wavelet-Transformation (auch für nicht stationäre Signale und<br />

kurzer Analysedauer)<br />

Trigonometrische Regressive Spektralanalyse (TRS)<br />

Cluster-Spektralanalyse<br />

Lyapunov-Exponent<br />

Cholmogorov-Entropie<br />

fraktale Dimensionen und<br />

weitere mo<strong>der</strong>ne Verfahren <strong>der</strong> Chaosforschung<br />

HRV / HRV-Analyse<br />

28


Glie<strong>der</strong>ung<br />

Einleitung<br />

Physiologische Grundlagen<br />

Herzratenvariabilität (HRV) und HRV-Analyse<br />

Einflussfaktoren auf HRV<br />

Anwendungsfeld: <strong>Messung</strong> <strong>psychischer</strong><br />

<strong>Belastungen</strong><br />

Qualitätssicherung von Studienergebnissen<br />

Einflussfaktoren<br />

29


Einflussfaktoren auf die HRV<br />

(mod. nach Hottenrott 2007)<br />

Einflussfaktoren<br />

30


Wichtig<br />

Confoun<strong>der</strong>ausschaltung Confoun<strong>der</strong>einbeziehung<br />

HRV-Daten<br />

Filter (Confoun<strong>der</strong>)<br />

Wertung<br />

Confoun<strong>der</strong><br />

HRV-Daten<br />

Keine HRV-Analyse<br />

ohne ausreichende Confoun<strong>der</strong>einbeziehung bzw.<br />

Berücksichtigung !!!<br />

Einflussfaktoren<br />

31<br />

Wertung


Glie<strong>der</strong>ung<br />

Einleitung<br />

Physiologische Grundlagen<br />

Herzraten (HRV) und HRV-Analyse<br />

Einflussfaktoren auf HRV<br />

Anwendungsfeld: <strong>Messung</strong> <strong>psychischer</strong><br />

<strong>Belastungen</strong><br />

Qualitätssicherung von Studienergebnissen<br />

Anwendung<br />

32


Die HRV<br />

als Indikator für psychophysische Zustände des<br />

Organismus (Mück-Weymann 2004)<br />

als Indikator für Einschränkungen organismischer<br />

Adaptations- und Anpassungsfähigkeit für<br />

biopsychosoziale Fragestellungen (Mück-Weymann 2004)<br />

als Indikator <strong>der</strong> psychischen Beanspruchung (Kalsbeek &<br />

Ettema 1963, Luczak & Laurig 1973, Mul<strong>der</strong> G 1980, Egelund 1982, 1985, Aasman et<br />

al. 1987, Böckelmann et al. 2003, Pfister et al. 2006)<br />

als Beanspruchungsindikator an Arbeitsplätzen (z.B. bei<br />

Einführung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien,<br />

HMD-Nutzer, Komfort) (Roggentin 2010)<br />

Anwendung<br />

33


HRV beim kardiochirurgischen Eingriff<br />

Group A: LF/HF-Ratio des erfahrenden Herzchirurgen bei <strong>der</strong> Arbeit<br />

Group B: LF/HF-Ratio des erfahrenden Herzchirurgen bei <strong>der</strong> Supervision eines unerfahrenen<br />

Chirurgen<br />

[Song et al. 2009]<br />

Anwendung<br />

34


HRV beim intraoperativen Stress<br />

Anwendung<br />

35


Stressanalyse und Stressbewältigung über HRV-<br />

Biofeedback-Methoden<br />

Analyse <strong>der</strong> Schlafstörungen<br />

Anwendung<br />

36


Grad <strong>der</strong> Entspannung o<strong>der</strong> Anspannung<br />

Streudiagramme eines Erwachsenen bei<br />

entspanntem Zustand<br />

Anwendung<br />

Streudiagramme eines Erwachsenen bei<br />

gestresstem Zustand


Objektivierung von Entspannungseffekten <strong>mit</strong> Hilfe<br />

<strong>der</strong> HRV<br />

Anwendung<br />

Streudiagramme einer Marathonsiegerin<br />

beim Marathon-Lauf 2 Tage danach eine Woche danach<br />

38


Stress als Risikofaktor für KHK<br />

Chronischer Stress<br />

chronische (Über-)Aktivierung<br />

des sympathischen<br />

Nervensystem<br />

Kardiale Erkrankung<br />

Anwendung<br />

39


Glie<strong>der</strong>ung<br />

Einleitung<br />

Physiologische Grundlagen<br />

Herzraten (HRV) und HRV-Analyse<br />

Einflussfaktoren auf HRV<br />

Anwendungsfeld: <strong>Messung</strong> <strong>psychischer</strong><br />

<strong>Belastungen</strong><br />

Qualitätssicherung von Studienergebnissen<br />

Qualitätssicherung<br />

40


<strong>Messung</strong> <strong>der</strong> HRV<br />

Voraussetzungen:<br />

Nichtinvasivität (Oberflächenelektroden!)<br />

Robustheit (insbeson<strong>der</strong>e bei Felduntersuchungen)<br />

Rückwirkungsfreiheit (klein, wenig störend, das<br />

Verfahren darf das Messergebnis selbst nicht<br />

beeinflussen)<br />

[Frauendorf H et al. 2005, Leitlinie DGAUM, Pfister et al. 2007]<br />

Qualitätssicherung<br />

41


Störungen<br />

[mod. nach Sam<strong>mit</strong>o 2008]<br />

Qualitätssicherung<br />

42


Qualitätssicherung<br />

43


Qualitätssicherung<br />

von Studienergebnissen (I)<br />

Immer vorher ein Ruhe-EKG schreiben (Psychologen,<br />

Arbeitswissenschaftler missachten dies des Öfteren)<br />

Wahl des Transformationsalgorithmus (AR, FFT)<br />

Anwendungsvoraussetzung <strong>der</strong> verwendeten<br />

frequenzanalytischen Verfahren, Gewährleistung <strong>der</strong><br />

Stationarität <strong>der</strong> RR-Zeitreihe bei Spektralanalyse<br />

Kriterien <strong>der</strong> Parametergewinnung (Ordnung des<br />

Qualitätssicherung<br />

autoregressiven Modells, Definition <strong>der</strong> Frequenzbän<strong>der</strong>)<br />

44


Qualitätssicherung<br />

von Studienergebnissen (II)<br />

gewählte Messdauer (Länge <strong>der</strong> Analysesequenz) bzw. die<br />

zugrunde gelegte Datenmenge für die Auswertung (min. 5<br />

min.)<br />

Elimination von Artefakten, die bei körperlicher Tätigkeit im<br />

Vergleich zur Ruhemessung vermehrt auftreten<br />

Art <strong>der</strong> Datenvorbereitung und -filterung<br />

Qualitätssicherung<br />

45


Qualitätssicherung<br />

von Studienergebnissen (III)<br />

Resampling<br />

(Wahl <strong>der</strong> Abtastfrequenz: 1000 Hz = millisekundengenau)<br />

Fensterung<br />

Die Interpretation <strong>der</strong> HRV sollte man bei <strong>der</strong> Software-<br />

automatisierten Auswertung auf <strong>der</strong> Grundlage von<br />

mehreren Parameter vornehmen.<br />

Qualitätssicherung<br />

46


Vergleichbarkeit von HRV-Ergebnissen<br />

Um die <strong>Messung</strong>en an verschiedenen Personen, o<strong>der</strong><br />

auch zu verschiedenen Zeiten vergleichen zu können,<br />

müssen die Einflussfaktoren berücksichtigt werden.<br />

Vergleichende HRV-Untersuchungen immer zur<br />

gleichen Tageszeit !<br />

Qualitätssicherung<br />

47


Vergleichbarkeit von HRV-Ergebnissen<br />

Vergleiche von HRV-Parametern sind nur bei<br />

zeitgleicher Analysedauer durchzuführen!<br />

HRV aus long term Aufzeichnungen über 24h nicht <strong>mit</strong><br />

short term Aufzeichnung von z. B. 5 Minuten<br />

vergleichen!<br />

Erst dann sind diese Vergleiche aussagekräftig!<br />

Qualitätssicherung<br />

48


Kritik<br />

[ Nickel P, Eilers K, Seehase L, Nachreiner F (2002) Zur Reliabilität,<br />

Validität, Sensitivität und Diagnostizität von Herzfrequenz- und<br />

Herzfrequenzvariabilitätsmaßen als Indikatoren <strong>psychischer</strong> Beanspruchung.<br />

Z Arb Wiss 56:22-36]<br />

berechtigt, wenn nicht beachtet wird:<br />

• HRV-Maße streuen stark inter- und intraindividuell<br />

• ungenügende Confoun<strong>der</strong>beachtung bzw. -berücksichtigung<br />

• keine ausreichende Probandenzahl für Arbeitsplatzbewertung<br />

Qualitätssicherung<br />

Der rückwirkungsarmen, nichtinvasiven Methodik und <strong>der</strong> relativ<br />

einfachen Datenerfassung (EKG und nachfolgende Verarbeitung)<br />

steht eine relativ schwierige Interpretation gegenüber!<br />

49


HRV Leit-/Richtlinien<br />

„Task Force of the European<br />

Society of Cardiology“<br />

and<br />

„The North American Society of Pacing and<br />

Electrophysiology“<br />

Analyse <strong>der</strong> HRV im Zeitbereich (für 24h-<strong>Messung</strong>)<br />

Leitlinie <strong>der</strong> DGAUM „Herzrhythmusanalyse in <strong>der</strong><br />

Arbeitsmedizin“<br />

Einheit Normwert (Mw ±<br />

StAbw)<br />

SDNN ms 141 ± 39<br />

SDANN ms 127 ± 35<br />

RMSSD ms 27 ± 12<br />

HRV triangular<br />

index<br />

37 ± 15<br />

Analyse <strong>der</strong> HRV im Frequenzbereich (für 5-min-<strong>Messung</strong>)<br />

Total power ms² 3466 ± 1018<br />

LF ms² 1170 ± 416<br />

HF ms² 975 ± 20<br />

LF/HF ratio 1,5 – 2,0<br />

European Heart Journal (1996) 17, 354–381<br />

Qualitätssicherung<br />

50


Abschließende Bemerkungen<br />

Die HRV-Analyse ist ein etabliertes Verfahren (Kardiologie,<br />

Diabetologie, Endokrinologie, Neurologie, Intensivmedizin,<br />

Arbeitsphysiologie, Sportmedizin, Geburtsmedizin,<br />

Pharmakologie).<br />

Vor unkritischer Anwendung und unzureichen<strong>der</strong><br />

Einarbeitung muss gewarnt werden.<br />

Das Nutzen dieses Verfahrens zeigt neue Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> frühen Diagnostik / Risikoeinschätzung<br />

kardiovaskulärer Erkrankungen sowie lässt die<br />

Rückschlüsse auf die psychische Belastung ziehen.<br />

Die Zeit ist reif für eine breite Anwendung<br />

<strong>der</strong> HRV-Analyse in <strong>der</strong><br />

(praktischen) Arbeits-/Betriebsmedizin!<br />

Qualitätssicherung<br />

51


IAM<br />

Vielen Dank für Ihre<br />

Aufmerksamkeit!<br />

Kontakt<br />

Tel.: 0391-67 15056<br />

Fax: 0391-67-15083<br />

Email: irina.boeckelmann@med.ovgu.de

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