Siegfried Prokop • Die Berliner Mauer
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Das DDR-Außenministerium ließ wiederholt durch einen<br />
Sprecher erklären, die DDR habe mit dem Zustrom von<br />
Asylanten nichts zu tun. <strong>Die</strong>s sei „ein Problem, das Berlin<br />
(West) lösen muss, und zwar diejenigen, die dort aus bekannten<br />
Gründen zu bestimmen haben“. Damit wurde offenkundig<br />
auf die westlichen Alliierten angespielt. Bundeskanzler<br />
Kohl zeigte sich in einem Interview am 27. Juli deutlich verärgert<br />
über die Art und Weise, wie die DDR das Asylproblem<br />
behandelte. Er nannte es einen rasch abzustellenden „unerträglichen<br />
Zustand“, dass Wirtschaftsasylanten über Ostberlin<br />
in den Westteil der Stadt kämen. <strong>Die</strong> DDR, die dies zulasse,<br />
müsse sich „alles andere als freundliche Akte“ vorhalten lassen.<br />
Der Kanzler äußerte sich zurückhaltend auf die Frage, ob es an<br />
den Sektorenübergängen in Berlin zu einer Kontrolle durch die<br />
Alliierten kommen solle. Es gelte sehr genau zu prüfen, „welche<br />
Konsequenzen das hat“, betonte Kohl. Der Vorsitzende<br />
der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Theo Waigel, warf<br />
der DDR und der Sowjetunion vor, sie wollten mit dem<br />
Asylantenstrom Druck ausüben, „um den Status von Berlin zu<br />
verändern“. Waigel regte als Druckmittel gegen die DDR an,<br />
die zwischen der Bundesrepublik und der DDR bestehenden<br />
Verträge infrage zu stellen.<br />
Am 29. Juli meldete die amtliche Ostberliner Nachrichtenagentur<br />
ADN unter der Überschrift „Querschläge gegen gute<br />
Nachbarschaft“, Politiker in der Bundesrepublik hätten in der<br />
Asylfrage „eine groß angelegte und zügellose Kampagne gegen<br />
die DDR entfacht, um von Problemen abzulenken, deren<br />
Lösung einzig und allein ihre Angelegenheit ist“. Sie gäben<br />
der Konfrontation Vorrang vor der Entwicklung normaler<br />
Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten. „Es<br />
fällt schwer, dabei an Zufälle oder persönliche Irritationen von<br />
Politikern zu glauben“, hieß es weiter. <strong>Die</strong> DDR gestatte entsprechend<br />
dem Völkerrecht (Konvention von Barcelona vom<br />
20. April 1921) den Transit durch ihr Hoheitsgebiet. Es werde<br />
niemandem gelingen, die DDR von diesen Grundsätzen ab-<br />
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