Siegfried Prokop • Die Berliner Mauer
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angemessen unterzubringen. In Turnhallen und in Zelten<br />
auf Sportplätzen seien bereits Notquartiere geschaffen worden.<br />
Nach dem für das gesamte Bundesgebiet geltenden Verteilungsschlüssel<br />
müsse Berlin nur 2,7 Prozent der Asylbewerber<br />
aufnehmen. Derzeit kämen aber über Ostberlin mehr als<br />
60 Prozent der Asylbewerber in Westberlin an. <strong>Die</strong> Verteilung<br />
der Asylanten auf die einzelnen Bundesländer dauert etwa<br />
vier bis sechs Wochen, das Anerkennungsverfahren mindestens<br />
ein Jahr und die Überprüfung durch den gerichtlichen<br />
Instanzenweg nochmals zwei bis vier Jahre. Der <strong>Berliner</strong><br />
Senat fordert als erste Konsequenz eine Beschleunigung des<br />
Anerkennungsverfahrens und eine schnellere Verteilung auf<br />
das Bundesgebiet. Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Jochen<br />
Vogel meinte, die Bundesregierung müsse gegenüber der DDR<br />
auf hoher Ebene deutlich machen, dass die gegenwärtige Praxis<br />
das deutsch-deutsche Einvernehmen belaste. Der DDR ginge<br />
es nicht um humanitäre Hilfe. Sonst würde sie die Betroffenen<br />
selbst im Land behalten. Es gehe ihr vielmehr offenbar darum,<br />
„uns mit Hilfe unserer eigenen Grundsätze ad absurdum<br />
zu führen“. <strong>Die</strong> Westmächte sollten überlegen, ob sie „ohne<br />
jede Präjudizierung des völkerrechtlichen Charakters der<br />
Sektorengrenze in Berlin Kontrollen praktizieren sollten, die<br />
diesen Missbrauch verhindern“. <strong>Die</strong> DDR würde „rasch nachdenklich<br />
werden“, wenn einmal 200 bis 300 der Asylbewerber<br />
innerhalb von ein bis zwei Tagen in Ostberlin blieben und dort<br />
dann das gleiche Problem entstünde, das sich jetzt im Westen<br />
ergebe. Solche Kontrollen auf Anordnung der Alliierten habe<br />
es ja schon in anderen Fällen gegeben. Für Kontrollen an der<br />
Sektorengrenze von West- nach Ostberlin sprachen sich auch<br />
einige CSU-Politiker aus. Gegner dieser Regelung wiesen darauf<br />
hin, dass nach ihrer Ansicht die DDR dann ihr Ziel erreicht<br />
hätte, dass in diesem Falle aus der durch den Vier-Mächte-<br />
Status festgelegten Demarkationslinie zwischen beiden Teilen<br />
der Stadt eine „Staatsgrenze“ werden würde.<br />
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