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Siegfried Prokop • Die Berliner Mauer

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Helmstedt erreicht. Sowjetische Kontrolleure registrierten<br />

gewohnheitsgemäß jeden einzelnen Soldaten. Das dauerte einige<br />

Zeit. <strong>Die</strong> Ergebnisse der Registrierung stimmten jedoch<br />

nicht mit den Transportlisten überein. Der 1 500. Mann fehlte.<br />

Oberst Glover Jones, der Kommandeur der Einheit, ließ<br />

alle Soldaten antreten und tippte jedem Soldaten auf die Brust<br />

und ließ ihn die fortlaufende Zahl rufen. Am Ende fehlte der<br />

1 500. Mann immer noch. Erst nachdem Militärpolizisten<br />

die Fahrzeuge durchsucht hatten, konnte das Rätsel gelöst<br />

werden. Der fehlende GI schlief hinter einer schrankgroßen<br />

Munitionskiste. <strong>Die</strong> Kolonne konnte dann ungehindert die<br />

Autobahn passieren. Gegen Mittag kam sie in Westberlin an.<br />

Am 21. September begannen in New York Erkundungsgespräche<br />

der Außenminister der beiden Supermächte, Dean<br />

Rusk und Andrej Gromyko. Adenauer, der zu keinem politischen<br />

Neuansatz mehr fand, reagierte misstrauisch und intensivierte<br />

seine Kontakte mit Charles de Gaulle. <strong>Die</strong>se westdeutschfranzösische<br />

Annäherung gipfelte schließlich im Januar 1963<br />

im deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. Über seinen<br />

Besuch im Dezember 1961 in Paris schrieb Adenauer in seinen<br />

Erinnerungen: „Ich beschwor de Gaulle eindringlich, sich nicht<br />

nur beobachtend gegenüber den schwebenden Fragen, insbesondere<br />

der Berlin-Frage, zu verhalten. Meine Befürchtung<br />

sei, dass bei einem Ausbleiben von Verhandlungen die Lage<br />

im nächsten Jahr nur noch schlechter sein werde. <strong>Die</strong> Russen<br />

seien militärisch und taktisch im Vorteil, und Kennedy habe<br />

gesagt, dass das amerikanische Volk sich erst an den Gedanken<br />

eines möglichen großen Krieges gewöhnen müsse.“<br />

Über sein Treffen mit de Gaulle im Februar 1962 in Baden<br />

-Baden schrieb Adenauer: „Wenn ich das Fazit aus den ersten<br />

zwölf Monaten der neuen amerikanischen Administration<br />

zöge, dann müsste ich feststellen, dass der Erfolg zweifellos<br />

auf Seiten des Kommunismus liege. Um ganz korrekt zu sein,<br />

müsste ich jedoch hinzufügen, dass mir die amerikanische außenpolitische<br />

Tendenz schon seit dem Ausscheiden von John<br />

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