Siegfried Prokop • Die Berliner Mauer
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für Position die Einstellung des S-Bahnverkehrs in Richtung<br />
Westberlin notierte. Er erinnerte sich an Mobilisierungspläne<br />
für den Fall einer Besetzung Westberlins durch östliche<br />
Organe. Bald kamen neue Meldungen über Panzerspäh- und<br />
Militärlastwagen in großer Zahl, die jedoch auf Ostberliner<br />
Gebiet verharrten. Beck überlegte, was er tun sollte. Der<br />
Alarmplan zur Verteidigung Westberlins war in einem dicken<br />
Kuvert im Panzerschrank. <strong>Die</strong>ser ging von einem Angriff auf<br />
Westberlin aus. <strong>Die</strong> Truppen in Ostberlin drangen jedoch<br />
nicht auf Westberliner Territorium vor. Beck löste deshalb nur<br />
den internen Alarm für die 13 000 Mann starke Westberliner<br />
Polizei aus. Der Auftrag an die Polizei lautete, die „Zonen“-<br />
und „Sektorengrenze“ verstärkt zu sichern. Schwerpunkte waren<br />
das Brandenburger Tor und der Potsdamer Platz.<br />
Im Sender RIAS 3 lief die beliebte Nachtsendung „Mit Musik<br />
und guter Laune“. Gegen 3.25 Uhr erhielt der Nachtredakteur<br />
eine Eilmeldung der Nachrichtenagentur „United Press<br />
International“ (UPI). Er unterbrach den Schlager „Bimm,<br />
Bamm, Bummerang“ und verlas die Nachricht: „Starke<br />
Verbände der kommunistischen Volkspolizei haben in der Nacht<br />
zum Sonntag die Sektorengrenze zwischen Ost- und Westberlin<br />
abgeriegelt.“ Um 3.53 Uhr folgte die Meldung der „Deutschen<br />
Presseagentur“ (dpa): „Vopo spannt Stacheldraht.“<br />
In Washington landeten die Meldungen aus Berlin zuerst<br />
auf dem Tisch der zuständigen „Berlin Task Force“, die<br />
im Außenministerium einquartiert war. Der Stellvertretende<br />
Außenminister und Chef des Berlin-Stabes, Foy Kohler, hatte<br />
<strong>Die</strong>nst. Er sah keinen Anlass zu großer Aktivität. Rückblickend<br />
erklärte er: „Wir waren einerseits zwar sehr überrascht von den<br />
Ereignissen, denn unsere Nachrichtendienste wie der CIA<br />
hatten nichts Derartiges erwartet, aber andererseits spielte<br />
sich ja alles im sowjetischen Sektor ab. <strong>Die</strong> Grenze zu den<br />
Westsektoren wurde um keinen Zentimeter überschritten,<br />
3 Abkürzung für „Radio in the American Sector“<br />
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