Siegfried Prokop • Die Berliner Mauer
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Vom Einsatzstab wurden Funk- und Telefonverbindungen<br />
zu allen Büros der Staatssicherheit und zu den Kasernen der<br />
Nationalen Volksarmee in allen Teilen der DDR geschaltet.<br />
Eine abhörsichere Direktleitung verband den Einsatzstab mit<br />
dem Hauptquartier des Chefs der Sowjettruppen, Marschall<br />
Konew. An alle Kommandeure der NVA, der Grenztruppen<br />
und der Betriebskampfgruppen erging Befehl, sich einsatzbereit<br />
zu halten.<br />
Zur gleichen Zeit badeten viele Westberliner bei herrlichem<br />
Sommerwetter im Wannsee. Politiker und Militärs im Westen<br />
bereiteten sich auf ein ruhiges Wochenende vor, denn die<br />
Geheimdienste hatten gemeldet: „Für das kommende Wochenende<br />
sind in Berlin keine besonderen Vorkommnisse zu erwarten.“<br />
Ernst Lemmer, der Minister für Gesamtdeutsche Fragen<br />
hielt eine der üblichen Reden an die „Brüder und Schwestern“,<br />
in denen er versicherte, dass „der freie Zugang von Ost- nach<br />
Westberlin erhalten bleibt“.<br />
Am 11. August 1961 tagte die Volkskammer der DDR, die in<br />
der damals üblichen Weise feststellte, dass der Frieden in Gefahr<br />
sei. Sie beauftragte den Ministerrat der DDR, Maßnahmen<br />
zur Sicherung des Friedens vorzubreiten und durchzuführen.<br />
Am folgenden Tag beschloss der Ministerrat der DDR, die<br />
offene Grenze zwischen dem „sozialistischen und kapitalistischen<br />
Europa“ unter zuverlässige Kontrolle zu nehmen. Am<br />
12. August gegen 16 Uhr unterzeichnete Walter Ulbricht, der<br />
Vorsitzende des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, die<br />
vom Einsatzstab vorbereiteten Befehle. Zu dieser Zeit standen<br />
die Motorisierten Schützenverbände der Nationalen Volksarmee<br />
bereits in den Bereitstellungsräumen.<br />
An diesem Tag hatte Ulbricht in seinem Landsitz am<br />
Döllnsee das Politbüro und die führenden Politiker der<br />
Blockparteien zu Gast. Das langjährige Mitglied des SED-<br />
Politbüros, Alfred Neumann, berichtete darüber: „Wir waren<br />
am Vorabend der Abriegelung zum Döllnsee eingeladen. Das<br />
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