Siegfried Prokop • Die Berliner Mauer
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Nikita Chruschtschows Hoffnung auf einen Regierungswechsel<br />
in den USA war nicht aus der Luft gegriffen. Der neue Präsident<br />
der USA hieß John F. Kennedy. Obwohl er erklärte, dass sich<br />
an der Berlinpolitik im Vergleich zur Vorgängerregierung<br />
nichts ändern werde, garantierte er als erster US-Präsident nur<br />
noch „die Freiheit der Bevölkerung Westberlins“. Er bestand<br />
aber darauf, dass die Truppen der Westmächte in Westberlin<br />
stationiert bleiben.<br />
Am 28./29. März 1961 fand in Moskau die turnusgemäße<br />
Tagung des Politischen Beratenden Ausschusses des Warschauer<br />
Vertrages statt. Walter Ulbricht, der den Vorsitz innehatte,<br />
sprach sich für den Abschluss eines separaten Friedensvertrages<br />
mit der DDR aus, der es ermöglichen würde, „auch den<br />
Herd der Kriegspropaganda gegen die sozialistischen Länder<br />
in Westberlin“ zu beseitigen. Ulbricht drängte darauf, den<br />
„Besatzungsstatus für Westberlin“ aufzuheben. Noch sprach<br />
sich Ulbricht gegen schroffe Veränderungen aus, plädierte aber<br />
für verstärkte Grenzkontrollen. Konkrete Maßnahmen, wie<br />
die Massenflucht gestoppt werden sollte, standen noch nicht<br />
zur Diskussion. Das Kommuniqué der Tagung forderte den<br />
Abschluss eines Friedensvertrages und die Entschärfung des<br />
„Gefahrenherdes Westberlin“.<br />
2<br />
� Separatfrieden mit der DDR?<br />
<strong>Die</strong> NATO-Ratstagung vom 8.-10. Mai 1961 in Oslo wies im<br />
Kommuniqué die Androhung eines separaten Friedensvertrages<br />
zurück und bekräftigte die Entschlossenheit, „die Freiheit<br />
Westberlins und seiner Bevölkerung zu wahren“. <strong>Die</strong>se auf den<br />
ersten Blick unauffällige Formulierung wirkte laut Wilhelm G.<br />
Grewe wie eine „Hiobsbotschaft“, da nun die von Kennedy<br />
und Dean Rusk eingeführte terminologische Neuerung,<br />
„Westberlin“ statt „Berlin“ zu sagen, Eingang in ein NATO-