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Siegfried Prokop • Die Berliner Mauer

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Stufe des Staatseigentums, was bedeutete, dass es zu keiner<br />

realen Vergesellschaftung der Produktionsmittel kam und die<br />

Entfremdung weiter wirkte. <strong>Die</strong> 1958 proklamierte sozialistische<br />

Demokratie („Arbeite mit, plane mit, regiere mit!“) hatte<br />

keine rechte Entfaltungschance. Eine sich verselbständigende<br />

Bürokratie bediente sich der Zentralisierung und des bürokratischen<br />

Zentralismus. Der autoritäre Sozialismus verfügte gegenüber<br />

seinen Bürgern nur über eine geringe Bindekraft. In<br />

den Westen gingen auch viele Bürger der DDR, die sich an sozialistischen<br />

Idealen orientierten. 1956 erklärte der Künstler René<br />

Graetz vor Funktionären des ZK der SED im Zusammenhang<br />

mit dem Phänomen, dass eine große Zahl links eingestellter<br />

Kunststudenten der DDR in den Westen ging: „Zwei Drittel<br />

der Schüler im Westen kommen vom Osten. Das ist eine<br />

Katastrophe. Das ist ein Ergebnis unserer Politik. Unsere Schüler<br />

wissen überhaupt nichts über moderne Kunst. Sie haben hierüber<br />

nur gelernt: Das ist Unterstützung des Imperialismus, das<br />

ist reaktionär usw. – <strong>Die</strong> Zeit von 1900 bis heute ist für diese<br />

ganze Generation ein vollkommen unbekanntes Blatt. Lenin<br />

sagte einmal: Man muss von allen lernen.“<br />

Solche Meinungsäußerungen, die den Anstoß zu Veränderungen<br />

hätten geben können, wurden als „Unklarheiten“ abgetan.<br />

Wie sollte es aber bei dem herrschenden Dogmatismus<br />

des SED-Apparates zu einer „spontanen Identifikation jedes<br />

einzelnen Individuums mit dem gesellschaftlichen Ganzen“<br />

kommen?<br />

� „Operation Chinese Wall“<br />

1958 erhielt der amerikanische Geheimdienst Kenntnis von<br />

einem Plan der DDR-Führung, der mit dem Code „Operation<br />

Chinese Wall“ versehen wurde. Der britische Historiker Norman<br />

Gelb berichtete in seinem Buch „The Berlin Wall“, dass<br />

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