Siegfried Prokop • Die Berliner Mauer
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<strong>Die</strong> SPD brachte sodann im Bundestag den Entwurf für<br />
ein Notaufnahmegesetz (mit Ausnahme von Kriminellen ohne<br />
Rückführungsklausel) ein, gegen das jedoch der Bundesrat<br />
sein Veto einlegte. Ein Vermittlungsausschuss zwischen<br />
Bundestag und Bundesrat legte daraufhin am 21. Juni 1950<br />
eine Neufassung vor. Während nach der vom Bundestag gewählten<br />
Fassung Personen, die wegen drohender Gefahr für<br />
Leib und Leben, für die persönliche Freiheit oder aus anderen<br />
zwingenden Gründen die DDR verlassen mussten, die<br />
Aufenthaltsgenehmigung erteilt werden durfte, musste sie jetzt<br />
bei Erfüllung dieser Bedingungen erteilt werden.<br />
14<br />
� <strong>Die</strong> Sogwirkung des Wirtschaftswunders<br />
Mit dem Einsetzen des ökonomischen Aufschwungs („Wirtschaftswunder“)<br />
in der ersten Hälfte der 50er Jahre änderte<br />
sich die Lage grundsätzlich. Flüchtlinge aus der DDR waren<br />
für die Bundesrepublik keine Last mehr. Ihre Bedeutung als<br />
Wirtschaftsfaktor für die Bundesrepublik lag auf der Hand.<br />
Entgegen den sowjetischen Wunschvorstellungen, wonach der<br />
Kapitalismus nach dem 2. Weltkrieg zur Entfaltung der Produktivkräfte<br />
nicht mehr fähig sei, begann in den entwickelten kapitalistischen<br />
Ländern das „golden age“ (Eric Hobsbawn) mit<br />
einer wahren Explosion der Produktivkräfte. Angesichts der<br />
Herausforderung durch den Sozialismus profitierte von dieser<br />
Entwicklung die überwiegende Mehrheit der Bürger. In der<br />
Bundesrepublik verdreifachte sich das Realeinkommen der<br />
Arbeiter in der kurzen Zeit der Ära Adenauer. <strong>Die</strong> Sogwirkung,<br />
die von diesem Aufschwung des Lebensstandards in der<br />
Bundesrepublik auf Bürger der DDR ausging, war enorm. <strong>Die</strong><br />
Zahl der Flüchtlinge nahm zu.