A PUBLISHING
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236<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
A <strong>PUBLISHING</strong><br />
1 Typografie<br />
Aufgabe der<br />
Typografie<br />
Typografie ist der gestalterische Teil eines übergeordneten Kommunikationsprozesses.<br />
Gute Typografie lädt ein zum Lesen, ist Orientierungshilfe, begeistert, weckt die Neugier und<br />
Aufmerksamkeit, sie senkt die Hemmschwelle, einen Text zu lesen, sie steuert den gesamten<br />
Leseprozess.<br />
Die Typografie unterliegt, wie alles Gestalterische, Trends und Stilrichtungen. Altbewährtes<br />
gemischt mit Neuem stellt oft einen guten Kontrast dar; und von Kontrasten lebt gute<br />
Typografie. Aber als Grundlage für gelungenes Design gelten nach wie vor Gestaltungsregeln, die<br />
nur durchbrochen und aufgehoben werden können, wenn man sie kennt.<br />
1.1 Die Schrift<br />
Gute Kenntnis über Schriften und den Umgang mit ihnen ist eine Grundvoraussetzung für<br />
gelungene Typografie. Denn auch die besten Designer bringen es nicht fertig, auf derselben Seite<br />
ein Dutzend Schriften so zu arrangieren, dass die Seite insgesamt noch einheitlich wirkt.<br />
1.1.1 Schriftentwicklung<br />
Bilderschrift<br />
Majuskel-<br />
Schrift<br />
Minuskel-<br />
Schrift<br />
Gebrochene<br />
Schriften<br />
Runde<br />
Schriften<br />
Vor ungefähr 8000 Jahren begann die Entwicklung unserer Schriften. Von<br />
der Bilderschrift der Ägypter bis zur Lautschrift der Griechen dauerte sie<br />
4000 Jahre. Vor etwa 3000 Jahren war die Entwicklung, jedem Laut ein<br />
Zeichen zuzuordnen, abgeschlossen.<br />
Die Römer entwickelten diese Schrift zur römischen Kapitalis. Dies ist eine<br />
Großbuchstabenschrift (Majuskelschrift), die wir heute noch als Versalbuchstaben<br />
verwenden.<br />
Im Laufe der Jahrhunderte entstanden vor allem in den Schreibstuben der<br />
Klöster neue Handschriftenformen, die sich allmählich zur Kleinbuchstabenschrift<br />
(Minuskelschrift) entwickelten. Die Karolingische Minuskel war die<br />
Vollendung der Kleinbuchstabenschrift.<br />
Die weitere Entwicklung brachte lediglich noch Formenwandlungen.<br />
Beeinflusst wurde das Schriftschaffen durch die verwendeten Schreibgeräte,<br />
aber besonders auch durch die Stilepochen (Bewusstseinsepochen)<br />
der Menschheit.<br />
Die Rotunda und die Textura sind solche spätmittelalterlichen<br />
Schriften. Besonders beliebt waren<br />
die gebrochenen Schriften im deutschsprachigen Raum.<br />
Dort entwickelte sich in der Renaissance-Zeit die<br />
Schwabacher und in der Barock-Zeit die Fraktur.<br />
Parallel dazu entwickeln sich die runden Schriften.<br />
Die Humanisten lehnten den Zeitgeist der Gotik und<br />
damit die gebrochenen Schriften ab und suchten in<br />
den alten Büchern nach Alternativen. Dort entdeckten<br />
sie die römische Kapitalis und die karolingische Minuskel,<br />
die sie für eine Schrift der Römer hielten. Da<br />
dies für die Humanisten die „alten Schriften“ waren,<br />
bezeichneten sie diese Schriften als „Antiqua-Schriften“.<br />
Auch diese runden Schriften erfuhren durch die<br />
verschiedenen Stilepochen Veränderungen.
Renaissance-<br />
Antiqua<br />
Schriftmerkmale<br />
Barock-<br />
Antiqua<br />
Schriftmerkmale<br />
Klassizistische<br />
Antiqua<br />
Schriftmerkmale<br />
Serifenbetonte<br />
Linear-<br />
Antiquaschriften<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
Die Renaissance-Antiqua ist eine typische<br />
Breitfederschrift. Der Ansatz der Serifen bei<br />
Buchstaben ist schräg. Die Achse der Rundungen<br />
ist nach links geneigt. Die Strichstärkenunterschiede<br />
sind gering. Diese Merkmale<br />
ergeben sich aus der schräg angesetzten Breitfeder<br />
beim Schreiben.<br />
Vertreter: Palatino, Garamond, TrumpMediäval<br />
Die Barock-Antiqua steht in ihrem Erscheinungsbild zwischen<br />
der weichen harmonischen Renaissance-Antiqua und der harten<br />
und exakten klassizistischen Antiqua. Die Übergänge zur Renaissance-Antiqua<br />
und zur klassizistischen Antiqua sind fließend.<br />
Die Serifen sind weniger ausgerundet und die Ansätze bei den<br />
Ober- und Mittellängen tendieren zur geraden (rechtwinkeligen)<br />
Stellung. Die Achse der Rundungen steht fast senkrecht.<br />
Vertreter: Times, Bookman, Baskerville<br />
Die klassizistische Antiqua entstand aus der<br />
Geisteshaltung der Aufklärung heraus. Technisch<br />
möglich wurden die feinen Elemente dieser Schrift<br />
durch den Stichel (Werkzeug bei der Kupferstichherstellung)<br />
als formbildendes Element.<br />
Typisches Merkmal ist der starke Kontrast zwischen<br />
feinen waagrechten und kräftigen senkrechten<br />
Teilen des Buchstabens. Die feinen<br />
Serifen sind im rechten Winkel zu den Grundstrichen<br />
angesetzt. Die Achse der Rundungen<br />
steht senkrecht.<br />
Vertreter: Didot-Antiqua, Bodoni (besonders kühl, rational) und Walbaum-Antiqua (weniger hart<br />
und konsequent).<br />
Ausgelöst durch die Industrialisierung im 19.<br />
Jh. entwickeln sich werbewirksame Schriften.<br />
Clarendon<br />
Hier sind die Serifen ebenfalls blockartig betont,<br />
aber leicht ausgerundet. Sie leitet sich auf<br />
Grund ihrer Proportionen von der klassizistischen<br />
Antiqua ab.<br />
Egyptienne<br />
Hier sind die Serifen blockartig betont, meist in<br />
der Stärke der Grundstriche, aber nicht ausgerundet.<br />
Sie besitzt einen ausgesprochen konstruierten<br />
Charakter.<br />
Italienne<br />
Hier sind die Serifen stärker als die Grundstriche.<br />
237<br />
Publishing
Serifenlose<br />
Linear-<br />
Antiqua<br />
Neue<br />
Schriften<br />
Serifenlose<br />
Linear-<br />
Antiqua mit<br />
Renaissance-<br />
Charakter<br />
Serifenlose<br />
Linear-<br />
Antiqua mit<br />
klassizistischem<br />
Charakter<br />
Serifenlose<br />
Linear-<br />
Antiqua mit<br />
konstruiertem<br />
Charakter<br />
Antiqua-<br />
Varianten<br />
Schreibschriften<br />
238<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
Auch die Groteskschriften entstanden zu Beginn des 19. Jh.<br />
für die Werbung. Bei dieser Schriftform wurden alle Ansätze<br />
und Serifen weggelassen. Dadurch sah diese Schrift für die<br />
damalige Zeit, die nur Serifenschriften gewohnt war, sehr<br />
wunderlich, „grotesk“ aus.<br />
Im Laufe der Zeit erkannte man in ihr eine formale Wiederholung<br />
alter römischer in Ton eingeritzter Inschriften aus<br />
dem 4. Jh. vor Christus. Damit stellt die Grotesk die Grundform<br />
aller lateinischen Schriftvarianten dar.<br />
Moderne Formen entstanden in den 20er-Jahren des 20. Jh. durch Eric Gill, Paul Renner oder<br />
Jacob Erbar. Vertreter: Akzidenz-Grotesk, Helvetica, Univers, Futura, Erbar-Grotesk, Gill usw.<br />
Die neuen Schriften können ihrem Charakter nach entweder der Renaissance-Antiqua und der<br />
klassizistischen Antiqua zugeordnet werden, oder sie weisen einen konstruierten Duktus<br />
(Strichführung) auf. Das Wissen um die Zuordnungen der Schriften ist eine Grundvoraussetzung,<br />
um sie miteinander mischen zu können, da sich nur Schriften miteinander vertragen, die den<br />
gleichen Ursprung aufweisen.<br />
Die Anlehnung an die Buchstabenfiguren und die Proportion<br />
(Verhältnis Versalhöhe zu Mittellänge) der Renaissance-Antiqua<br />
wird an den Buchstaben H g e deutlich.<br />
Vertreter: Gill<br />
Die Anlehnung an die Achsenstellung und die<br />
Proportion der klassizistischen Antiqua wird<br />
an den Buchstaben H und e deutlich.<br />
Vertreter: Helvetica<br />
Paul Renner entwarf die Schrift 1924. Diese<br />
Schriften sind aus dem Zeitgeist des Konstruktivismus<br />
und Funktionalismus zu erklären.<br />
Einfache geometrische Formen liegen der<br />
Buchstabengestalt zugrunde. Typisch ist der<br />
Schnurzugduktus. Sie weist nur minimale geometrische<br />
Strichstärkenunterschiede auf, die<br />
optisch wieder gleich stark wirken (sieht aus<br />
wie eine gelegte Schnur).<br />
Vertreter: Futura<br />
Eine ganze Reihe moderner Schriften lässt sich nicht den historischen Formen zuordnen. Sie<br />
stehen für neue Experimente im 20. Jh. Zu ihnen zählen die Breitfeder-Antiqua (Post-Antiqua),<br />
die Codex, die Optima, die Souvenir Clearface oder Copperplate, die Peignot oder Arnold Böcklin.<br />
Typisches Merkmal der Schreibschriften ist, dass die Buchstaben aneinander anschließen und<br />
somit den Eindruck von „Geschriebenem“ vermitteln sollen. Sie werden hauptsächlich für Werbeund<br />
Privatdrucksorten eingesetzt, auch als Überschriften in Zeitschriften oder als belebende<br />
Akzente auf einer Druckseite.
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
1.1.2 Schriftklassifizierung nach DIN 16518<br />
1.1.3 Schriftschnitte<br />
Einteilung<br />
der Schrift<br />
Strichstärke<br />
Schriftbreite<br />
Geviert<br />
Schriftlage<br />
Venezianische Renaissance-Antiqua<br />
Trump Mediäval<br />
Französische Renaissance-Antiqua<br />
Garamond<br />
Barock-Antiqua<br />
Times<br />
Klassizistische Antiqua<br />
Bodoni<br />
Serifenbetonte Linear-Antiqua<br />
Glypha<br />
Serifenlose Linear-Antiqua<br />
Helvetica<br />
Antiqua-Varianten<br />
Optima<br />
Schreibschriften<br />
Chancery<br />
Handschriftliche Antiqua<br />
University Roman<br />
Gebrochene Schriften<br />
Fraktur<br />
Wie bei jeder Charakterisierung können bei der Einteilung der Schriften Wesenszüge wie kräftig,<br />
bewegt, schmal, leicht, rundlich usw. verwendet werden. So lassen sich Schriften generell<br />
einteilen nach Strichstärke, Breite und Lage. Alle Schnitte einer Schrift (die Schriften wurden<br />
früher in Metall „geschnitten“) bezeichnet man als Schriftfamilie.<br />
Die Grundlage jeder Schrift bildet der „normale Schnitt“, der bei großen<br />
Textmengen verwendet wird, weil er optimal lesbar ist. Bei einigen Schriften<br />
wird er als Book, Regular oder Roman bezeichnet. Weitere Bezeichnungen<br />
für die unterschiedlichen Strichstärken: Fein, Thin, Light, Mager, Leicht,<br />
Ultralight, Normal, Buch, Medium, Halbfett, Demi, Heavy, Bold, Fett, Black,<br />
Poster usw.<br />
Die Bezeichnung der Schriftbreite geht ebenfalls vom Normalschnitt aus.<br />
Als Normalschnitt bezeichnet man eine Schrift, deren „n“ (einschließlich Vorund<br />
Nachbreite) etwa die Breite eines Halbgeviertes misst (Geviert ist ein<br />
Quadrat in der Kegelgröße). Bei manchen Schriften wird noch zusätzlich<br />
zwischen Eng, Ultra, Condensed, Schmal, Normal, Breit, Extended, Compressed<br />
unterschieden.<br />
Unter Schriftlage werden Schnitte wie Normal (Regular) und Kursiv (Italic,<br />
Oblique) gemeint. Sie dienen als Auszeichnungsschriften. Der Ausdruck<br />
„Oblique“ weist auf einen schräggestellten serifenlosen Schnitt hin, während<br />
(echte) kursive Schnitte als Italic bezeichnet werden.<br />
239<br />
Publishing
Fontqualität<br />
1.1.4 Schriftzeichen<br />
Dickte<br />
Vor - und<br />
Nachbreite<br />
Duktus<br />
240<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
Die Bezeichnungen variieren von Land zu Land. In den USA entspricht etwa die Bezeichnung<br />
„Bold“ dem Deutschen „Halbfett“.<br />
Bei den Schriften gibt es unterschiedliche Fontqualitäten. Das liegt daran, dass Originalschriften<br />
längst verstorbener Schriftschöpfer in neuen Auflagen digitalisiert werden. Um die Urheberrechtsprobleme<br />
zu umgehen, werden die Schnitte der Nachbildungen etwas verändert und umbenannt.<br />
Daher haben wir heute eine Unzahl<br />
von „unvollständigen“ Fonts (Schnitten),<br />
die zudem wesentlich schlechter<br />
geschnitten und zugerichtet sind<br />
als die Originale.<br />
ÜBUNG<br />
Bezeichnen Sie folgende Buchstaben aus der Schriftfamilie Arial nach ihrem Schriftschnitt:<br />
Vor 550 Jahren revolutionierte Johannes Gutenberg die damalige Medienlandschaft. Heute<br />
stehen wir vor einer ähnlichen Situation. Computer und WWW verändern wieder einmal die Welt.<br />
Die heutigen Schriftsysteme sind nach demselben Prinzip aufgebaut wie bei Gutenberg. Sogar<br />
seine Bezeichnungen (wie Dickte, Punzen, Ligaturen usw.) finden sich wieder im elektronischen<br />
Publishing.<br />
Heute stehen die Buchstaben in einem<br />
unsichtbaren, vom Schrifthersteller vorgegebenen<br />
Feld (Dickte). Dieses Feld wird in<br />
Einheiten unterteilt, die dazu dienen, den<br />
Buchstaben genau zu platzieren und die<br />
Abstände zwischen den einzelnen Buchstaben<br />
zu definieren.<br />
Die einzelnen Zeichen haben unterschiedliche<br />
Dicktenwerte.<br />
Neben den sichtbaren Buchstabenformen<br />
spielen auch die „nicht sichtbaren Räume“<br />
zwischen den einzelnen Zeichen eine wichtige<br />
Rolle für die Lesbarkeit. Den Weißraum,<br />
der den Abstand zwischen den Buchstaben<br />
festlegt, bezeichnet man als „Fleisch“<br />
(Vor- und Nachbreite). Der geschlossene<br />
Innenteil eines Buchstabens wird als Punze<br />
bezeichnet. Duktus wird die Strichstärke<br />
des Buchstaben genannt. Bei unserem<br />
Beispiel (A) ist der rechte Schenkel stärker<br />
als der linke. Das Bild des Buchstaben<br />
besitzt also einen unterschiedlich starken<br />
Duktus. Diese besondere Charakteristik entscheidet<br />
über den Einsatz von Linien und<br />
beeinflusst ebenfalls das Kombinieren von<br />
Schriften.
Schriftbild<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
ÜBUNG<br />
• Setzen Sie mit Ihrem Computer folgende Buchstaben aus der Arial und der Times:<br />
A, H, b, g, m und o. Schriftgröße: 48 Punkt<br />
• Zeichnen Sie folgende Begriffe ein: Punze, Dickte, Vor- und Nachbreite, Ober-, Mittel- und Unterlänge,<br />
Kegelgröße, Versalhöhe, Anstrich, Serifen, Auslaufpunkt, Schriftlinie.<br />
1.1.5 Schriftgrad<br />
Der Schriftgrad ist die Größe einer Schrift. Sie entspricht etwa der Ausdehnung von der Oberbis<br />
zur Unterlänge.<br />
Während die Kegelgröße (Schriftgrad) bei unterschiedlichen<br />
Schriften identisch ist, trifft dies für das darauf befindliche<br />
Schriftbild nicht zu. Dies ist auch im DTP so.<br />
Eine 22-Punkt-Garamond hat eine geringere Abbildungsgröße<br />
als eine 22-Punkt-Helvetica.<br />
Um zu verhindern, dass die Schriftzeichen aneinander stoßen, wenn zwei Zeilen kompress (dh<br />
ohne zusätzlichen Zeilenabstand) gesetzt werden, befindet sich auf der Bleiletter oberhalb und<br />
unterhalb des Schriftbildes ein kleiner nicht druckender Freiraum. Das zum Abdruck kommende<br />
Schriftbild ist daher kleiner als seine Letter. Da dieser Weißraum von der Schriftgröße abhängig<br />
ist, ist sie eigentlich nicht exakt messbar. Dieses Manko hat das DTP übernommen – das<br />
Messproblem ebenso. Eine exakte Schriftgrößenermittlung ist also nur über das Ausdrucken<br />
und Vergleichen der Schriftgröße möglich.<br />
1.1.5.1 Messen der Schrifthöhe über das Zeilenmaß<br />
Schriftgrößenermittlung<br />
Gemessen wird die Schrift mit einem geeigneten Typenmaß. Zum Messen eignen sich vor allem<br />
Großbuchstaben, die eine Senkrechte aufweisen, wie H, B, K usw. Der Buchstabe muss nämlich<br />
genau in eines der Felder passen. Die Versalgrößenskala nennt dabei in der ersten Zeile die<br />
Kegelgröße in DTP-Punkten oder Didot-Punkten und in der zweiten Zeile die dazugehörende<br />
Versalhöhe in Millimetern.<br />
Auch DTP-Programme gehen bei der Schriftgrößenangabe<br />
von der Kegelgröße aus. Folgende Regeln können die Ermittlung<br />
der Schriftgröße vereinfachen, wenn kein Typomaß<br />
vorhanden ist: Man ermittelt die Versalhöhe einer Schrift in<br />
mm und multipliziert sie mit 4. Das Ergebnis entspricht etwa<br />
der Kegelgröße der Schrift in DTP-Punkt.<br />
1.1.5.2 Einsatz der Schriftgrößen<br />
Bei der Überlegung, wie groß ein Text gesetzt werden soll, spielen drei Gesichtspunkte eine Rolle:<br />
– Aus welcher Entfernung wird der Text gelesen,<br />
– wie viel Zeit beansprucht das Lesen des Textes,<br />
– welche optische Wirkung will ich mit der Schrift erzielen?<br />
241<br />
Publishing
Konsultationsgröße<br />
Lesegröße<br />
Schaugröße<br />
242<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
Der Leseabstand bei einer normalen Lektüre (wie Zeitung oder Buch)<br />
beträgt in der Regel 25 bis 30 cm. Ein Text, der aus der Ferne gelesen<br />
werden soll, muss also so groß gesetzt werden, dass die durch den Abstand<br />
entstehende Verkleinerung der Schrift wieder etwa der Schriftgröße entspricht,<br />
die wir bei 30 cm Abstand gut lesen können.<br />
Für Overheadfolien empfiehlt es sich, wegen des größeren Leseabstandes<br />
eine Grundschriftgröße von 14 bis 16 Punkt einzusetzen.<br />
Geht man von der Lesezeit aus und kombiniert diese mit dem Leseabstand,<br />
kann man die Schriftgrößen in drei Gruppen gliedern: Nämlich in<br />
Konsultationsgröße, Lesegröße und Schaugröße.<br />
Die Konsultationsgröße (konsultieren heißt befragen) ist für jene Texte<br />
gedacht, die nur kurz angeschaut werden, wie in Lexika, in Fußnoten, Marginalien,<br />
Rubriktiteln, im Anhang usw. Diese Texte werden nur kurz nachgeschlagen<br />
und beanspruchen wenig Zeit (Schriftgrößen von 6 bis 8 pt).<br />
Unter Lesegrößen fallen jene Schriftgrade, die man für umfangreiche Texte verwendet. Sie<br />
sollen ein bequemes Erfassen ermöglichen. Früher nannte man diese Schriftgrade „Brotschriften“,<br />
da sie dem Drucker das tägliche Brot verdienten (8 bis 12 Punkt).<br />
Die Schaugrößen sind für Texte gedacht, die auffallen und auf eine gewisse Entfernung zu lesen<br />
sein sollen: Buchumschläge, Titel von Magazinen, Plakaten und dergleichen (Schriftgrade von 14<br />
Punkt aufwärts). Diese unterschiedlichen Schriftgrade gliedern einen Text und machen ihn<br />
dadurch erst optimal lesbar. Dabei sollte man nicht zu viele unterschiedliche Schriftgrößen<br />
verwenden.<br />
Eine weitere Möglichkeit, auf viele Schriftgrade zu verzichten, besteht im Verwenden von<br />
Auszeichnungen wie Versalien, Kapitälchen, kursiven und fetten Schnitten.<br />
1.1.5.3 Schriftgrößen als Gestaltungsmittel<br />
Schriftgrößen sind nicht nur Ordnungsinstrument<br />
entsprechend den inhaltlichen<br />
Vorgaben, sondern sie sind zugleich<br />
ein ausdrucksvolles Gestaltungsmittel.<br />
Schriftgrößengefälle in solchen Kontrasten<br />
können einer Seite Spannung und Dramatik<br />
verleihen – sie können aber auch die<br />
Lesbarkeit verschlechtern, wenn diese Typografie<br />
Selbstzweck wird. Experimentierfreudigkeit<br />
ist hier angesagt, um durch<br />
Erfahrung einen goldenen Mittelweg zwischen<br />
Lesbarkeit und Ausdrucksmittel zu<br />
finden.<br />
Ausdrucksstarke Typografie finden wir<br />
hauptsächlich bei Theaterplakaten, Typografie-<br />
und Lifestyle-Zeitschriften. Hier soll<br />
ja gerade diese Experimentierfreudigkeit<br />
als Lebensstil auch visuell transportiert<br />
werden.
1.1.6 Laufweite (Buchstabenabstand)<br />
Schriftwirkung<br />
Punzenweite<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
ÜBUNG<br />
Ermitteln Sie bei folgenden Schriften die Schriftgröße. Geben Sie die ermittelte Größe (DTP-Punkt Kegelgröße)<br />
in den Computer ein. Kontrollieren Sie den Ausdruck mit der Vorlage in Ihrem Schulbuch.<br />
Das ist eine Probe für die Schriftgrößenermittlung (Times)<br />
Das ist eine Probe für die Schriftgrößenermittlung (Arial)<br />
Die moderne Satzherstellung mit Personal Computer hat uns eine Flut von Schriften beschert.<br />
Sie alle werden auf eine durchschnittliche Größe digitalisiert, nämlich auf 12 Punkt. Das<br />
menschliche Auge reagiert nun auf Schriften in unterschiedlicher Größe und Konsistenz anders.<br />
Eine feine schwarze Schrift wird durch das Papierweiß überstrahlt, und umgekehrt wirkt eine<br />
negativ weiße Schrift auf schwarzem Grund heller. Weiß überstrahlt Schwarz. Auch in der Größe<br />
werden Schriften unterschiedlich wahrgenommen. Je kleiner die<br />
Schrift, desto größer muss die Laufweite gehalten werden. Sonst<br />
besteht die Gefahr, dass die Buchstabenteile zusammenlaufen,<br />
was besonders den Druck von Schriften betrifft. Umgekehrt<br />
müssen größere Schriften eher enger gehalten werden, sonst<br />
fallen sie auseinander. Hier muss aber auch der Leseabstand<br />
miteingerechnet werden. So wirken große Schriften in einiger<br />
Entfernung wieder klein – und hier passt dann die etwas größere<br />
Laufweite auch bei Verwendung von großen Schriftgraden; dies<br />
gilt besonders bei Ausstellungstafeln.<br />
Buchstabenabstände (Laufweite) sind für den Leseprozess genauso wichtig wie die zeichnende<br />
Schrift. Sie bilden mit der Schrift, dem Zeilenabstand und dem Wortabstand einen<br />
einheitlichen Grauwert und vertragen daher keine allzu großen Experimente.<br />
Bei der Wahl einer geeigneten Laufweite orientieren sich die Hersteller von Schriften an der<br />
Punzenweite (Punze = Buchstabeninnenraum) der betreffenden Schrift. So hat jede Schrift eine<br />
andere individuelle Laufweite. Die Veränderung der Buchstabenzwischenräume nennt man auch<br />
„Sperren“ (+), „Unterschneiden“ (–), englisch: „kerning“.<br />
243<br />
Publishing
1.1.6.2 Behandlung von Großbuchstaben<br />
244<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
„Oh Du Großer, der von seinem Vater gesehen wird, Hüter des<br />
Buches des Thot. Siehe, ich komme als Geist, als Seele, als Mächtige,<br />
versehen mit den Schriften des Thot. Bring mir, eile oh Aker,<br />
der du im Sumpf bist, bring mir den Wassernapf, die Palette, das<br />
Schreibzeug des Thot und die Geheimnisse, die darin sind.“<br />
Texte aus dem 94. Kapitel des ägyptischen Totenbuches, den No.<br />
„Oh Du Großer, der von seinem Vater gesehen wird, Hüter<br />
des Buches des Thot. Siehe, ich komme als Geist, als Seele,<br />
als Mächtige, versehen mit den Schriften des Thot. Bring mir,<br />
eile oh Aker, der du im Sumpf bist, bring mir den Wassernapf,<br />
die Palette, das Schreibzeug des Thot und die Geheimnisse,<br />
die darin sind.“ Texte aus dem 94. Kapitel des ägyptischen<br />
„Oh Du Großer, der von seinem Vater gesehen wird, Hüter<br />
des Buches des Thot. Siehe, ich komme als Geist, als<br />
Seele, als Mächtige, versehen mit den Schriften des Thot.<br />
Bring mir, eile oh Aker, der du im Sumpf bist, bring mir den<br />
Wassernapf, die Palette, das Schreibzeug des Thot und die<br />
Geheimnisse, die darin sind.“ Texte aus dem 94. Kapitel<br />
1.1.6.1 Individuelle Buchstabenabstände<br />
(Unterschneiden, Sperren und Ausgleichen von Buchstaben)<br />
Normalerweise besitzt jede Schrift eigene<br />
Unterschneidungstabellen. In diesen Tabellen<br />
wird festgelegt, bei welchen Buchstabenkombinationen<br />
der Abstand verringert (unterschnitten)<br />
oder vergrößert (gesperrt) werden<br />
muss. Beispiele: WA, LT, VA, Yi, Te, We,<br />
Ay usw.<br />
In den Großbuchstaben der Antiquaschriften<br />
lebt noch ein Hauch der Ästhetik der römischen<br />
Monumentalschrift. Sie benötigt viel<br />
Raum, um zu wirken, um lesbar zu sein. Zu<br />
eng gesetzte Versalien sind daher auch schlecht<br />
lesbar. Versalbuchstaben gehören aus diesem<br />
Grund leicht gesperrt und die Abstände sollten<br />
individuell ausgeglichen werden.<br />
10 Punkt Futura Book.<br />
Laufweite mit – 6 Einheiten unterschnitten;<br />
die Schrift wirkt viel zu eng.<br />
Die Laufweite wirkt mit – 2 Einheiten unterschnitten;<br />
bei dieser Schriftgröße immer noch<br />
zu eng.<br />
Die Laufweite ist mit 1 Einheit gesperrt. Dies<br />
stellt ungefähr das Optimum der Leserlichkeit<br />
dar.<br />
Extreme Veränderungen in der Laufweite können, wenn sie überlegt angewendet werden, zu<br />
spannenden Effekten bei Drucksorten führen. Es können dabei interessante Flächenkontraste<br />
zwischen den unterschiedlich gestalteten Textblöcken auftreten. Dabei wirken gesperrte Schriften<br />
prickelnd, leicht und perlend, wobei unterschnittene Schriftzüge (besonders wirksam bei<br />
fetten Schnitten) einen kräftigen Kontrast dazu bilden.
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
ÜBUNG<br />
Gleichen Sie folgende Wörter aus: Blumenvase, Typografie, Layout. Verwenden Sie dabei verschiedene<br />
Schriften (Garamond, AvantGarde, Arial, Times).<br />
Beim Ausgleichen der Buchstabenabstände ermitteln Sie zuerst den gewünschten größten Buchstabenabstand.<br />
Dann gehen Sie in Dreierschritten vor, indem Sie immer drei Buchstaben zueinander von links<br />
ausgehend ausgleichen. Am Schluss betrachten Sie Ihr Blatt aus einigem Abstand und kneifen dabei die<br />
Augen etwas zu. Lassen Sie so die optischen Abstände wirken. Korrigieren Sie gegebenenfalls nach.<br />
Besprechen Sie die Ergebnisse mit Ihrem Lehrer/Ihrer Lehrerin.<br />
1.1.7 Wortzwischenraum<br />
Als optimaler Wortzwischenraum gilt nach alter Setzerregel: 1/3 eines Geviertes, die Dickte des<br />
kleinen „t“ oder die Punzenweite des kleinen „n“. Die Punzenweite des kleinen „n“ verändert sich<br />
je nach Schriftgröße und Schriftschnitt und ist so ein optimaler Maßstab zur Ermittlung des<br />
Wortabstandes. Der Wortzwischenraum sollte aber immer in Zusammenhang mit der<br />
Laufweite und dem Zeilenabstand ermittelt werden. Bei einer größeren Laufweite vergrößern<br />
sich automatisch der Zeilenabstand und der Wortabstand. Wie wir am folgenden Beispiel<br />
sehen, ist die Punzenweite einer mageren Schrift größer als die einer fetten Schrift. Entsprechend<br />
können die Laufweite und der Wortabstand eines mageren und breiten Schnittes größer sein als<br />
die eines fetten und schmalen Schriftschnittes.<br />
Auch die Schriftgröße wirkt sich wie bei der Laufweite auf den Wortabstand aus. Kleine Grade werden<br />
mit einem Halbgeviert gesetzt. Bei größeren Graden verringert sich kontinuierlich der Wortabstand.<br />
245<br />
Publishing
Wortabstand<br />
ausgleichen<br />
1.1.8 Zeilenabstand<br />
Satzbreite<br />
und Zeilenabstand<br />
Kompresser<br />
Satz<br />
Durchschuss<br />
246<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
Textelemente, die für das Erscheinungsbild der Drucksorte wichtig sind, wie Schlagzeilen,<br />
Überschriften, Textelemente auf Briefbögen, Visitenkarten usw., sollten immer optisch ausgeglichen<br />
werden. Dies kann natürlich nur bei Drucksorten mit wenigen Zeilen Text erfolgen wie<br />
eben bei Magazintiteln oder Plakaten. Bei 40 oder mehr Zeilen sieht das natürlich schon wieder<br />
ganz anders aus. Die untere Zeile wirkt hier durch die ausgeglichenen Abstände harmonischer.<br />
ÜBUNG<br />
• Stellen Sie von folgendem Satz den idealen Zeichen- und Wortabstand ein. Gleichen Sie kritische<br />
Buchstaben- und Wortabstände aus.<br />
• Schriftgröße: 24 Punkt, Schriften: Times, Arial, AvantGarde normal und bold.<br />
• Achten Sie dabei auf alle Details wie optische Linienabstände, Abstände der Punkte usw.<br />
Der Zeilenabstand ist die Distanz zwischen untereinander stehenden Schriftzeilen, gemessen<br />
von Schriftlinie zu Schriftlinie. Er ist für die Lesbarkeit und den Leseanreiz eines Textes<br />
ebenso entscheidend wie der Schrifttyp, die Schriftgröße und die Zeilenlänge.<br />
Jede Schrift benötigt individuelle Zeilenabstände, so dass die in DTP-Programmen anzutreffende<br />
Vorgabe „Automatischer Zeilenabstand“ kein idealer Wert ist. Es gelten die gleichen Regeln<br />
wie bei der Festlegung von Buchstaben- und Wortzwischenraum. So sollte eine breite oder leichte<br />
Schrift einen größeren Zeilenabstand aufweisen als eine schmale oder fette Schrift.<br />
Ein weiterer Faktor zur Bestimmung des Zeilenabstandes<br />
ist die Satzbreite. Je länger die Zeile, desto größer der<br />
Zeilenabstand. Auf jeden Fall sollen der Buchstabenabstand,<br />
der Wortabstand und der Zeilenabstand eine gleichmäßige<br />
Graufläche ergeben. Man kann bei der Beurteilung<br />
die Augen leicht zusammenkneifen und den Lesetext wie<br />
unscharf betrachten. Aus diesem Blickwinkel<br />
fallen etwaige Löcher bei Wortabständen<br />
oder eine Bandstruktur (bei zu großem<br />
Zeilenabstand) deutlich auf. Die Bezeichnung<br />
„kompress“ bedeutet, dass die Zeilen<br />
ohne zusätzlichen Zwischenraum gesetzt<br />
werden. Eine 9-Punkt-Schrift hat also einen<br />
Zeilenabstand von 9 Punkt. Kompresser<br />
Satz ist meist zu eng und über längere Zeit<br />
schwer lesbar. Außerdem ist zu beachten,<br />
dass der Wortabstand nicht größer ist als<br />
der Zeilenzwischenraum.<br />
Zusätzlich eingefügter Zeilenzwischenraum<br />
wird häufig mit dem Bleisatz-Terminus<br />
„Durchschuss“ bezeichnet. Im Buchsatz sollte<br />
der Durchschuss nicht kräftiger als die<br />
Mittellänge der Grundschrift sein. Im Versalsatz<br />
ist der ideale Durchschuss identisch<br />
mit der Versalhöhe.
Optischer<br />
und numerischerZeilenabstand<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
Grundsätzlich wird zwischen dem „numerischen“ und dem „optischen“ Zeilenabstand unterschieden.<br />
Der „optische Zeilenabstand“ wird von der Schriftlinie zur Mittellänge der nächsten<br />
Zeile gemessen. Mit diesem Abstand ist der optisch wahrnehmbare Zeilenzwischenraum<br />
gemeint. Dieser hängt von der Proportion der Schrift ab; ob sie hohe Mittellängen aufweist oder<br />
nicht. Der numerische Zeilenabstand wird von Schriftlinie zu Schriftlinie mit dem Zeilenmaß<br />
oder Zentimeter ermittelt.<br />
Helvetica<br />
Eine Regel besagt, dass der optische Zeilenabstand<br />
ungefähr der Mittellänge einer Schrift<br />
entsprechen soll. Dieser Wert ist aber ein relativer<br />
Wert, da er von den Proportionen einer<br />
Schrift abhängig ist. Eine Regel besagt, dass<br />
der optische Zeilenabstand ungefähr der Mittellänge<br />
einer Schrift entsprechen soll. Dieser Wert<br />
ist aber ein relativer Wert, da er von den Proportionen<br />
einer Schrift abhängig ist.<br />
Futura<br />
Eine Regel besagt, dass der optische Zeilenabstand<br />
ungefähr der Mittellänge einer Schrift entsprechen<br />
soll. Dieser Wert ist aber ein relativer Wert, da er<br />
von den Proportionen einer Schrift abhängig ist.<br />
Eine Regel besagt, dass der optische Zeilenabstand<br />
ungefähr der Mittellänge einer Schrift entsprechen<br />
soll. Dieser Wert ist aber ein relativer<br />
Wert, da er von den Proportionen einer Schrift<br />
abhängig ist.<br />
1.1.8.1 Zeilenabstand und Spaltenbreite<br />
Beide Schriften weisen die gleiche Größe (9/11)<br />
und den gleichen numerischen Zeilenabstand<br />
auf. Der optische Zeilenabstand wirkt aber bei<br />
beiden Schriften unterschiedlich. Der Grund<br />
ist, dass die Mittellänge der Helvetica größer ist<br />
als die der Futura. Das hat weiterhin zur Folge,<br />
dass die Helvetica bei gleichem Schriftgrad<br />
größer wirkt als die Futura.<br />
9 auf 11 Punkt bedeutet: 9 Punkt Kegelgröße,<br />
11 Punkt Zeilenabstand<br />
Bei langen Zeilen fällt es dem Leser leichter, die anschließende Zeile zu finden, wenn der<br />
Zeilenabstand vergrößert wird. Kürzere Zeilen hingegen können enger gesetzt werden.<br />
Im nebenstehenden Beispiel wurde ein kompresser Satz gewählt. Bedingt<br />
durch das schmale Satzformat entstehen hier beim Blocksatz bereits<br />
störende große Wortabstände. Bei schmalen Satzformaten ist der linksbündige<br />
Flattersatz die bessere Wahl.<br />
247<br />
Publishing
1.1.9 Zeilenlänge<br />
Leseschritte<br />
Lesbarkeit<br />
248<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
1.1.8.2 Individueller Zeilenausgleich<br />
Gerade bei Akzidenzdrucksorten (Visitenkarten, Briefpapier usw.) sollte man um ein geschlossenes<br />
und schönes Satzbild bemüht sein. Das gilt zB beim Satz von Adressen, Telefonnummern<br />
usw.<br />
4040 Linz-Urfahr<br />
Ferihumerstraße 14<br />
Tel. (0732) 44 29 78<br />
4040 Linz-Urfahr<br />
Ferihumerstraße 14<br />
Tel. (0732) 44 29 78<br />
ÜBUNG<br />
Futura 14/15 Punkt<br />
Der zweite Zeilenzwischenraum wirkt optisch<br />
enger, weil die dritte Zeile nur aus Oberlängen<br />
besteht (Ziffern).<br />
Deshalb wurde der untere Zeilenabstand auf 17<br />
Punkt erhöht.<br />
• Setzen Sie den oben angeführten Text in folgenden Schriftarten: Times und Arial.<br />
• Versuchen Sie zu den einzelnen Textblöcken den idealen optischen Zeilenabstand zu ermitteln.<br />
Beachten Sie, dass auch die Buchstaben- und Wortabstände korrekt eingestellt sind. Beim Beurteilen<br />
des Zeilenabstandes kneifen Sie die Augen etwas zusammen. Es entsteht dadurch eine Grauwirkung<br />
des Textblockes. Achten Sie nun darauf, dass die Zeilen keine Bandwirkung ergeben.<br />
Bei der Bestimmung der Länge einer Zeile spielen Schriftgröße und Textmenge eine wichtige<br />
Rolle. Denn nur bei umfangreichen Texten ist die Zeilenlänge wichtig für die Lesbarkeit. Pro<br />
Leseschritt werden ca. 8 bis 10 Zeichen erfasst. Dieser Wert gilt gleichermaßen für 6-pt- wie für<br />
12-pt-Schriften. Ungefähr auf 6 bis 7 Leseschritte baut sich eine optimale Zeilenlänge auf. Das<br />
heißt, dass ungefähr bis zu 65 Zeichen eine Zeile füllen. Diese Werte gelten besonders für Bücher,<br />
da dort die Lesbarkeit wegen der langen Lesezeiten besonders wichtig ist. Bei Alltagspublikationen<br />
mit mehrspaltigem Text kann von ca. 35 bis 45 Anschlägen pro Zeile ausgegangen werden. Eine<br />
zweite Möglichkeit, die optimale Zeilenlänge zu ermitteln, ist die Anzahl der Wörter in einer<br />
Zeile. Hier sollen etwa sieben bis neun Wortabstände vorhanden sein. Diese garantieren, dass<br />
beim Erweitern oder Verringern der Abstände im Blocksatz keine zu kleinen oder zu großen<br />
Räume entstehen.<br />
60 bis 70 Zeichen pro Zeile stellen die obere Grenze in einer Kolumne dar. Breitere Textspalten<br />
ermüden beim Lesen und erfordern höhere Zeilenabstände. Diese Texte sollten in mehreren<br />
Spalten zu 40 bis 45 Anschlägen gesetzt werden.
1.1.10 Auszeichnungen<br />
Versalien<br />
Kapitälchen<br />
Unterstreichen<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
Auszeichnungen im Text werden überwiegend zum Hervorheben wichtiger Textteile verwendet.<br />
Die üblichste Auszeichnung im Grundtext ist kursiv (italic), weil die Grauwirkung des Satzes nicht<br />
zerstört wird. Anders der halbfette Schnitt (bold). Diese Auszeichnung ist dann angebracht,<br />
wenn Textstellen sofort auffallen sollen.<br />
Die häufigsten Auszeichnungsarten:<br />
kursiv unterstreichen<br />
spationieren Kapitälchen<br />
andere Schrift fetter Schnitt<br />
Wir unterscheiden zwischen einer harmonischen Auszeichnung durch kursive Schnitte und<br />
einer kontrastreichen Auszeichnung durch halbfette Schriften.<br />
Versalbuchstaben sind sehr schwer lesbar und sie ergeben durch die fehlenden Mittellängen mit<br />
anderen Groß- und Kleinbuchstaben ein sehr unruhiges Satzbild. Ein Trick wäre, die Versalien<br />
um ein bis zwei Punkt zu verkleinern, dies ergibt wieder ein geschlosseneres Satzbild.<br />
Kapitälchen sind Großbuchstaben in der Höhe von Kleinbuchstaben und ergeben eine bessere Auszeichnungsart<br />
als Versalbuchstaben. Sie gleichen sich in ihrem Grauwert den Kleinbuchstaben an.<br />
Beim Unterstreichen wichtiger Textpassagen sollte immer darauf geachtet werden, dass die<br />
Unterlängen einer Schrift nicht durchgestrichen werden.<br />
Eine Bereicherung kann auch das Auszeichnen von Texten nach unkonventionellen und selbst<br />
erfundenen Methoden sein.<br />
249<br />
Publishing
1.1.11 Die Linie als Gestaltungsmittel<br />
Aufgabe<br />
von Linien<br />
Liniencharakter<br />
Linienstärke<br />
Führungslinien<br />
250<br />
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
Diese Form der kreativen Auszeichnung ist in der heutigen Zeit sehr beliebt geworden. Sie erzielt<br />
die erwünschte Wirkung allerdings nur bei sparsamer und überlegter Verwendung.<br />
ÜBUNG<br />
Versuchen Sie folgenden Text mit Mitteln der Schrift hervorzuheben. Ordnen Sie den Text in<br />
Gedichtform an. Wenden Sie bei diesem Text auch außergewöhnliche Auszeichnungsmethoden an.<br />
Schenke groß oder klein, aber immer gediegen. Wenn die Bedachten die Gaben wiegen, sei<br />
dein Gewissen rein. Schenke herzlich und frei. Schenke dabei, was in dir wohnt an Meinung,<br />
Geschmack und Humor, so dass die eigene Freude zuvor dich reichlich belohnt. Schenke<br />
mit Geist ohne List. Sei eingedenk, dass dein Geschenk du selber bist.<br />
Joachim Ringelnatz<br />
Linien können für viele Zwecke in der<br />
Typografie eingesetzt werden. Sie haben<br />
innerhalb einer Drucksache entweder<br />
trennenden, ordnenden, verbindenden<br />
oder – als Gestaltungsmittel angewandt<br />
– schmückenden Charakter.<br />
Trennenden Charakter haben beispielsweise<br />
Spaltenlinien oder Trennungslinien<br />
bei Fußnoten. Verbindenden, zusammenhaltenden und hinweisenden Charakter haben<br />
Linien bei Rubriktiteln. Ordnenden Charakter weisen Linien bei Tabellen auf.<br />
Linien haben also meist eine dienende Funktion und dürfen deshalb nicht so stark in den<br />
Vordergrund treten. Da Linien meist mit Schriften zusammen auftreten, orientieren sie sich am<br />
Duktus (Strichstärke) einer Schrift. Als Vergleichsmaßstab dient dabei die Strichstärke des<br />
Grundtextes; die Liniendicke darf auf keinen Fall fetter, muss eher eine Spur feiner erscheinen<br />
als der Stamm des Grundtextes (Abstriche von h, d, b usw.). Bei den meisten Grundschriften,<br />
vergleichbar mit einer 10-Punkt-Times, ist die 1-Punkt-Linie zu dick und fällt überbetont auf.<br />
Anders verhält es sich, wenn Sie einen bewussten Kontrast zur Schrift suchen. In diesem Fall ist<br />
ein deutlicher Unterschied zur Grundschrift zu wählen. Wenn Linien zu stark erscheinen, kann<br />
eine Aufhellung durch Aufrasterung (zB 80 %) oder eine Farbe Abhilfe schaffen.<br />
Führungslinien sollen sich eher an den feineren<br />
Strichelementen des Grundtextes orientieren,<br />
da sie ausschließlich dienenden<br />
Charakter haben.<br />
Linien können vor allem bei Kleinanzeigen,<br />
auch bei Briefen, Einladungen usw. auf<br />
lebendige Art die Darstellung untermalen.<br />
Linien führen zum Text, stützen den Text<br />
und bilden in verschiedenen Stärken einen<br />
Kontrast zum Text.
1 Typografie<br />
1.1 Die Schrift<br />
1.1.12 Satzarten<br />
Wie schon in Band 1 behandelt, unterscheiden wir zwischen Blocksatz und Flattersatz. Der<br />
Flattersatz unterteilt sich wieder in links- und rechtsbündigen Satz und in den Mittelachsensatz.<br />
Landläufig glaubt man, dass der linksbündige Flattersatz mehr Platz benötigt als der Blocksatz.<br />
Nachstehendes Beispiel soll Ihnen zeigen, dass beide Satzarten ungefähr gleichen Platzbedarf<br />
haben. Flattersatz benötigt kaum mehr Platz als Blocksatz.<br />
Konturen- oder Figurensatz<br />
Es gibt zwei unterschiedliche Möglichkeiten, Satz in Form zu bringen. Entweder befindet sich der<br />
Text in einer Form (Kreis) oder er umfließt an einer oder an beiden Seiten ein Objekt.<br />
251<br />
Publishing
1.2 Gestaltungsgrundsätze<br />
1.2.1 Schriftmischen<br />
Schriftfamilien<br />
Schriftduktus<br />
Schriftcharakter<br />
252<br />
1 Typografie und Layout<br />
1.2 Gestaltungsgrundsätze<br />
Wenn wir Schriften innerhalb einer Schriftenfamilie verwenden, bezeichnet man das mit<br />
Auszeichnen. Von Schriftmischen spricht man erst, wenn man Schriften verschiedener Familien<br />
untereinander mischt, wie zB die Times mit der Arial.<br />
Schrift kommt vom Schreiben. Und tatsächlich wurden die meisten Schriften vorher geschrieben,<br />
bevor sie in eine Druckschrift umgewandelt wurden. Schreiben wir aber Schrift, dann wird sie je<br />
nach Art der Feder oder des Schreibgerätes ein unterschiedliches Aussehen bekommen. Eine<br />
Breitfeder hinterlässt andere Strichstärkenunterschiede als eine Redisfeder oder eine Spitzfeder.<br />
Diesen unterschiedlichen Strichverlauf bezeichnet man als Duktus. Stellen Sie sich die Schrift als<br />
Skelett vor, den Duktus als die Umkleidung des Skeletts. Der Duktus der Schrift ist nur ein Aspekt<br />
ihrer Wirkung. Der andere ist ihre Haltung. Sie kann steif oder bewegt, grob oder fein, rund oder<br />
gebrochen wirken. Den Duktus sehen wir, die Haltung, den Charakter einer Schrift spüren wir.<br />
Beim Schriftmischen besteht die Kunst darin, den Duktus einer Schrift zu erkennen. Denn im
Regeln<br />
Schrift als<br />
Grafik<br />
1 Typografie und Layout<br />
1.2 Gestaltungsgrundsätze<br />
Duktus müssen die eingesetzten Schriften identisch sein, da das Auge auf feine Strichstärkenunterschiede<br />
stark reagiert. So lassen sich Schriften gleicher Stilepoche oder wenn sie vom<br />
gleichen Schriftkünstler stammen meist problemlos mischen. Auch sollte man bei der Schriftrichtung<br />
aufpassen. Kursive Schnitte und Schreibschriften weisen meist einen unterschiedlichen<br />
Winkel auf. Sie sind dadurch schlecht mischbar. So ist der Duktus der Schrift das harmonisierende<br />
Element beim Schriftmischen. Kontrastieren sollen sie durch ihre Haltung. So kann man eine<br />
seriöse und klassische Bodoni am besten mit einer beschwingten Schreibschrift mischen –<br />
vorausgesetzt, sie harmonieren im Duktus.<br />
Werden jedoch zwei Schriften in unterschiedlichen Farben oder Größen gemischt, sodass eine<br />
Schrift fast zur Grafik wird, kann man diese Regeln vergessen, da das Auge den unterschiedlichen<br />
Farbton und den Größenunterschied stärker bewertet.<br />
Regeln zum Schriftmischen<br />
– Harmonie im Duktus – Kontrast im Charakter<br />
– Schriften gleicher Stilrichtungen können gemischt<br />
werden (gleicher Duktus).<br />
– Schreibschriften und kursive Schnitte vertragen<br />
sich nicht (unterschiedliche Schräglage).<br />
– Beim Schriftmischen muss auf die Ähnlichkeit<br />
der Proportion einer Schrift geachtet werden<br />
(Verhältnis: Oberlängen zu den Mittellängen).<br />
– Beim Mischen von Serifenschriften mit serifenlosen<br />
muss eine Harmonie bei den verwendeten<br />
Strichelementen der Schriften gegeben sein.<br />
Arial und Bodoni-Antiqua, Grund grau, Schrift schwarz. Die Arial light<br />
entspricht im Duktus den feinen Strichelementen der Bodoni. Die<br />
Anführungszeichen vor Bilder stehen minimal über, sodass die<br />
senkrechte Satzkante gewahrt bleibt. Die Linie passt zur Schrift.<br />
1.2.2 Die Anmutung (Haltung, Charakter) der Schrift<br />
Wirkung<br />
von Schrift<br />
Schrift transportiert nicht nur den Inhalt des Textes, sondern auch gleichzeitig verschlüsselte,<br />
emotionale Botschaften, die in der Gestalt der Typen selbst enthalten sind.<br />
Schriften machen Marken populär. Denken Sie nur an den Schriftzug von Coca-Cola oder an die<br />
Berthold-Bodoni von IBM.<br />
Wer von uns hat noch nicht beim Anblick des Coca-Cola-Schriftzuges ein Verlangen nach etwas<br />
„Perlendem“, „Erfrischendem“ bekommen?<br />
Insofern wirkt Typografie direkt auf das Unterbewusstsein des Betrachters.<br />
Das Unterbewusstsein des Betrachters weiß ganz genau, welche Schriftformen es als männlich<br />
empfindet, welche Handschrift Individualität, Wildheit oder Zärtlichkeit signalisiert.<br />
Ein erfahrener Typograf weiß das auch. Er geht aber bewusst damit um. Er gestaltet Gefühle,<br />
Emotionen und verschafft seiner Botschaft mit der „Geheimwaffe“ Schrift einen sicheren Zugang<br />
und einen unverwechselbaren Platz im Unterbewusstsein des Betrachters.<br />
Geschickte Schriftenwahl steigert die Wirkung einer Werbebotschaft. Aber wie wirken die<br />
Schriften nun tatsächlich? Hilfreich dabei ist, ein Polaritätsprofil für eine Schrift zu entwickeln.<br />
Durch gezielt eingesetzte Gegensatzpaare lässt sich die Haltung unserer Schriften am besten<br />
analysieren.<br />
253<br />
Publishing
254<br />
1 Typografie und Layout<br />
1.2 Gestaltungsgrundsätze<br />
ÜBUNG<br />
Bitte beurteilen Sie die oben stehende Schrift auf die folgenden Eigenschaften. Kreuzen Sie bitte auf der<br />
Skala an, wie sehr diese Schrift die angegebene Eigenschaft Ihrer Meinung nach hat.<br />
ÜBUNG<br />
• Beschreiben Sie die nachstehenden Schriften hinsichtlich ihres Duktus und ihres Charakters.<br />
• Stellen Sie von ihnen ein Polaritätsprofil her. Versuchen Sie weitere Gegensatzpaare zu finden, wie<br />
sparsam – verschwenderisch oder lebendig – ruhig.<br />
• Entwerfen Sie für eine Klassenparty ein werbewirksames Informationsblatt. Suchen Sie für diesen<br />
Zweck eine werbewirksame Headline aus. Die Grundschrift passen Sie diesem Schriftzug an.<br />
Gestalten Sie dieses Blatt im A4-Format.<br />
Du tanzt gerne – hörst begeistert Top Music – plauderst über Freizeit, Hobby und Schule –<br />
willst einfach ausspannen – das alles kannst du bei unserer Klassenparty am 25. Juni ab<br />
17:00 Uhr im Café „Young boys and girls“, Hofgasse 35, A 5020 Salzburg.
1 Typografie und Layout<br />
1.2 Gestaltungsgrundsätze<br />
1.2.3 Text anordnen<br />
Versuchen Sie dem Auge zu folgen, das ein leeres Blatt Papier betrachtet. Als erstes tastet es die<br />
Kontur des Blattes ab, verharrt vielleicht eine Sekunde länger bei den Eckpunkten. Es findet dann<br />
schnell den Mittelpunkt, indem es die beiden Diagonalen miteinander verbindet. Das schöpferische<br />
Auge schafft auf dem Blatt imaginäre Linien und Strukturen. Und genau diese Linien und<br />
Strukturen können wir als ordnendes Instrumentarium für die Anordnung unserer Text- und<br />
Bildblöcke verwenden. Damit helfen Sie dem Auge beim Lese- und Erkennungsprozess.<br />
Es muss auch eine Harmonie zwischen Weißraum und bedruckter Fläche entstehen. Zu viele<br />
Objekte stören einander, und wie auch beim Menschen brauchen die einzelnen Elemente Raum,<br />
um sich entfalten zu können.<br />
Weitere Faustregeln, um Fehler zu vermeiden:<br />
Winkelbildung vermeiden. Die obere Zeile kippt. Viele optische Winkel verhindern eine klare<br />
Struktur.<br />
Am linken Rand bildet ein allein stehender Textblock<br />
keine Proportionen – er fällt hinaus.<br />
Bei zu weiten Gliederungen geht der Zusammenhalt<br />
verloren.<br />
Hier entsteht Spannung –<br />
hier teilt sich das Blatt etwa in 3:2.<br />
Platzieren Sie einen Text nie irgendwo zufällig<br />
„fast“ mitten aufs Papier.<br />
255<br />
Publishing
Gestaltungshilfe<br />
Kontraste<br />
Ziel der<br />
Gestaltung<br />
256<br />
1 Typografie und Layout<br />
1.2 Gestaltungsgrundsätze<br />
Zu lange einspaltige Textblöcke bringen wenig<br />
Gestaltungsfreiheit.<br />
Mehr Spalten bringen mehr Bewegungsfreiheit.<br />
Teilen Sie Ihr Blatt Papier in verschiedene Proportionen auf. Das Auge sucht gerade nach diesen<br />
Anhalten. Ordnen Sie Ihren Text nach „Blickfängen“ – Ihr Auge dankt es Ihnen. Versuchen Sie<br />
diese imaginären Linien zu ergründen und bewusst als Gestaltungs- und Positionshilfen zu<br />
verwenden.<br />
Erzeugen Sie Kontraste. Von<br />
den Kontrasten leben wir, und<br />
je deutlicher sie gesetzt werden,<br />
desto eindeutiger ist die<br />
Gestaltung.<br />
Groß – klein,<br />
horizontal – vertikal,<br />
schmal – breit,<br />
dick – dünn,<br />
gerade – schräg,<br />
positv – negativ,<br />
rund – eckig.<br />
Erzeugen Sie Spannung. Experimentieren Sie. Wer einförmig<br />
seinen Text platziert, langweilt. Überladen Sie<br />
Ihre Typografie nicht. Nehmen Sie sich die exklusiven<br />
Schaufenster zum Vorbild: Einzelne kostbare Stücke<br />
werden hier präsentiert, sorgfältig dekoriert mit passenden<br />
Accessoires. Das nennt man auf „Blickfang“<br />
gehen. Ein Titel darf schon einmal abfallen und angeschnitten<br />
werden (dh über den Papierrand hinausgehen),<br />
Weißräume dürfen wirken. Erzeugen Sie Spannung<br />
– der Leser wird es Ihnen danken.<br />
ÜBUNG<br />
Bei nebenstehenden Beispielen wurden verschiedene Kontraste<br />
eingesetzt. Schreiben Sie sie auf und besprechen Sie<br />
sie mit Ihren Kollegen und mit Ihrem Lehrer.