Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...
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<strong>Plattformen</strong> <strong>digitaler</strong> <strong>Kriminalitätsverortung</strong><br />
Chancen und Risiken aus Sicht der Raumplanung<br />
Aus Sicht der <strong>Plattformen</strong> können in diesem Zusammenhang zwei zentrale Faktoren ausgemacht<br />
werden, die Missdeutungen von Kriminalität hervorrufen können:<br />
(1) Fehlerhafte Erfassung von Daten und damit verbundene fehlerhafte Datengrundlage.<br />
(2) Mangelhafte Datenaufbereitung bzw. –präsentation.<br />
Betrachtet man in diesem Zusammenhang zunächst die fehlerhafte Erfassung von kriminellen<br />
Handlungen (1), gilt es einerseits auf die bereits in Kapitel 2.1.3. dargelegte Problemhaftigkeit<br />
polizeilicher Erfassung von Kriminalität hinzuweisen und andererseits auch die nutzergenerierten<br />
Systeme hinsichtlich dieses Aspektes zu untersuchen.<br />
Im angeführten Kapitel 2.1.3. wird polizeilich erfassten Statistiken und daraus hergestellten Karten,<br />
unter anderem aufgrund des großen Dunkelfeldes unbekannter Kriminalität, Problemen der<br />
Verortung krimineller Handlungen sowie ihrer Abhängigkeit von Anzeigeverhalten sowie<br />
polizeilicher Praxis, abgesprochen, ein wirklichkeitsgetreues Bild der Kriminalität abzubilden. Dabei<br />
werden auch zahlreiche Beispiele dargelegt, die bei einer kartografischen Darstellung auf einer<br />
Crime- Mapping- Plattform zu Fehlinterpretationen führen können. Es sei erneut auf das angeblich<br />
in Deutschland feststellbare sogenannte Nord- Süd- Gefälle der Kriminalität hingewiesen, welches<br />
sich eigentlich aus unterschiedlichen Polizeipraxen ergibt. Eine kartografische Darstellung aller<br />
Delikte in Deutschland würde dementsprechend eine höhere Kriminalität für den Norden<br />
feststellen, obwohl dies hinsichtlich der tatsächlich erfolgten kriminellen Handlungen eigentlich<br />
nicht der Realität entspräche. Auch die Bundesministerien des Innern und der Justiz teilen in ihren<br />
Ausführungen des „Zweiten periodischen Sicherheitsberichts“ die Auffassung der unrealistischen<br />
Abbildung der Kriminalität durch Polizeistatistiken.<br />
Ein weiteres Problem offenbart sich bei detaillierter Betrachtung der auf den vorhandenen<br />
<strong>Plattformen</strong> abgebildeten Delikte. Denn in der Regel werden nicht alle erfassten Delikte<br />
verzeichnet, sondern diverse Einzelvorfälle ausgelassen. Zum Beispiel führt die Plattform<br />
crimereports.com in einem recht versteckt liegenden Teil der Webpage an, dass viele<br />
kooperierende Polizeidienststellen bestimmte Delikttypen aufgrund des Opferschutzes nicht<br />
veröffentlichen wollen und außerdem „manche“ (wörtlich „some“) noch laufende Fälle aufgrund<br />
polizeitaktischer Gründe nicht aufgeführt werden 4 . Die Karten büßen auf diese Weise noch stärker<br />
an Realitätsnähe ein. Wenn beispielsweise die Dienstelle Berlin- Wedding beschließt, alle Fälle<br />
„sexueller Übergriffe“ zu veröffentlichen und die Dienststelle Berlin- Tempelhof entscheidet sich<br />
dagegen, würde eine Plattform logischerweise ein völlig unterschiedliches Bild der Kriminalität in<br />
beiden Bezirken zeichnen, was ihre Vergleichbarkeit innerhalb eines Crime- Mapping- Systems<br />
deutlich einschränken würde.<br />
Auch Systeme die nutzergenerierte Datensätze publik machen, lassen problematische Wirkungen<br />
hinsichtlich der Datenerfassung befürchten, die sich teilweise mit denen von <strong>Plattformen</strong>, die auf<br />
polizeiliche Datensätze zurückgreifen, vergleichen lassen. So erfolgt die Delikterfassung bei<br />
nutzergenerierten Systemen, ähnlich der Anzeigebereitschaft bei Polizeidaten, in Abhängigkeit von<br />
einer Art Aufzeigebereitschaft der Nutzer. Diese Bereitschaft ist vor allem bezüglich weniger<br />
schwerer Straftaten durch eine viel geringere Hemmschwelle gekennzeichnet. Beispielsweise<br />
erscheint es den meisten Bürgern unnötig, kleinere Verunreinigungen öffentlicher Anlagen der<br />
4 vgl. hierzu https://www.crimereports.com/faq/US/mapping_errors<br />
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