15.07.2013 Aufrufe

Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...

Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...

Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

64 Thesen erhoffter und befürchteter Wirkungen<br />

Diese Einschätzung erfolgt indessen unter dem Vorbehalt, dass etwaige positive Auswirkungen nur<br />

dann zutage treten können, insofern das auf den <strong>Plattformen</strong> veröffentlichte Kartenmaterial die<br />

Kriminalität sach- und fachgerecht abbildet. Denn wenn beispielsweise eine mangelhafte<br />

Visualisierung der kriminellen Handlungen Fehlinterpretationen auslöst, so ist zu vermuten, dass<br />

sich gegenläufige Effekte zeigen werden (z.B. häufige Nachfragen oder Beschwerdeanrufe). Daher<br />

können diese Hoffnungen nur dann auch als Chancen verstanden werden, wenn die in Kapitel 3.2.<br />

dargestellten Bedenken beachtet und vermieden werden.<br />

Die zweite von der Polizei erhoffte Wirkung der interaktiven online Crime- Mapping- Systeme<br />

bezieht sich auf die Vertrauensbildung der Bevölkerung gegenüber der Polizeiarbeit (2).<br />

Diesbezüglich bieten die Erkenntnisse der bereits angeführten Abhandlung von Spencer Chainey<br />

und Lisa Tompson „Engagement, Empowerment and Transparency: Publishing Crime Statistics<br />

using Online Crime Mapping“ einen detaillierten Einblick in die Entwicklung des Vertrauens der<br />

Bevölkerung in Kriminalstatistiken in Großbritannien und die sich daraus ergebenden erhofften<br />

Wirkungen der online Crime-Mapping - <strong>Plattformen</strong>.<br />

So wird hier dargelegt, dass vor der Einführung der nationalen Crime- Mapping- Plattform<br />

police.uk, verschiedene Studien mangelndes Vertrauen der Bevölkerung gegenüber polizeilicher<br />

Kriminalstatistiken feststellten. Die Gründe hierfür sind durchaus vielfältig und sind nicht<br />

ausnahmslos der Polizei zuzurechnen. Grundsätzlich liegt die Einschätzung vor, dass die Statistiken<br />

nicht hundertprozentig nachvollziehbar waren und ein Großteil der Bevölkerung ihr<br />

Zustandekommen nicht einschätzen konnte (vgl. hierzu auch Kapitel 2.1.3.). Darüber hinaus wird<br />

auch die Verbreitung der Informationen durch die einbezogenen Studien sehr deutlich hinterfragt.<br />

Denn die Kriminalitätsstatistiken wurden nicht so aufbereitet und verfügbar gemacht, als dass sich<br />

ein breiter Teil der Öffentlichkeit dafür interessiert bzw. darauf Zugriff gehabt hätte. Als Folge<br />

gelangten natürlich vor allem jene Informationen aus den Statistiken an die Öffentlichkeit, die<br />

durch andere Personen herausgefiltert wurden. Chainey und Tompson formulieren dies mit den<br />

Worten, dass Journalisten und Politiker genau die „Rosinen“ – also Zahlen und Grafiken – aus den<br />

Statistiken „herauspickten“, die ihre Argumente am besten stützten (Chainey & Tompson 2012;<br />

S.3). Wie bereits in Kapitel 2.1.3. dargelegt, lassen dieselben Zahlen allerdings äußerst<br />

unterschiedliche Interpretationsansätze zu, was auch in Großbritannien für ausreichend<br />

Diskussionsstoff sorgte. Letztendlich kamen die von der Polizei veröffentlichten Statistiken, die<br />

rückläufigen Zahlen der Kriminalitätsbelastung belegen konnten, nicht gegen die wenigen von<br />

Medien angeheizten zumeist höchst konfliktiven Informationen an, was zu einer Fehleinschätzung<br />

der Bevölkerung bezüglich der wahren kriminellen Belastung führen musste.<br />

Angesichts dieser Sachlage scheint die Skepsis der Bevölkerung gegenüber polizeilichen Statistiken<br />

durchaus nachvollziehbar. Genau dieser Argwohn soll aber mit den interaktiven frei verfügbaren<br />

<strong>Plattformen</strong> behoben werden, da die Bevölkerung auf diesem Weg befähigt wird, sich selbst ein<br />

Bild von der tatschlichen Kriminalität zu machen und nicht mehr auf die Berichterstattung dritter<br />

angewiesen ist. Außerdem kann auch die Nachvollziehbarkeit der Datensätze für die Bevölkerung<br />

erhöht werden, da jedes Delikt nicht nur abstrakt als Zahl in einer Statistik auftaucht, sondern<br />

räumlich zuordenbar gekennzeichnet ist. Hieraus erhofft sich die britische Polizei nicht nur ein<br />

erhöhtes Vertrauen gegenüber den polizeilichen Statistiken, sondern gar gegenüber der<br />

Polizeiarbeit im Allgemeinen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!