Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...

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60 Thesen erhoffter und befürchteter Wirkungen problembehaftet dabei eine adäquate sowie nutzerorientierte Darstellung sein kann, ist auch Kapitel 3.2. zu entnehmen, welches die mit den Systemen verbundenen Bedenken untersucht und hinsichtlich ihres Risikopotenziales einschätzt. Tabelle 2: Übersicht über die drei Hauptbestandteile polizeilicher Kriminalitätsanalyse Ziel Untersuchungs- gegenstand Rolle des Crimemapping Taktisch Strategisch Administrativ Aufdecken von Mustern krimineller Handlungen zur gezielten Steuerung von Polizisten im Einsatz und zur Aufklärung konkreter Delikte Kurzfristiges Kriminalitätsverhalten Mittel zur Aufdeckung räumlicher Zusammenhänge von Straftaten Ergebnisdarstellung für Polizisten im Einsatz und für Einsatzleitung Aufdecken von Mustern krimineller Handlungen zur Entwicklung langfristig angelegter Lösungsstrategien Langfristiges Kriminalitätsverhalten Mittel zur Aufdeckung räumlicher Zusammenhänge von Straftaten Ergebnisdarstellung für polizeiliche Entscheidungsträger langfristiger Polizeistrategien Gezielte Information von Nutzergruppe hinsichtlich krimineller Entwicklungen Nutzergruppe der zu erstellenden Daten Ergebnisdarstellung für politische Entscheidungsträger und gesamte Öffentlichkeit Ein gesonderter Bestandteil der Kriminalitätsanalyse beschäftigt sich ebenfalls mit administrativen Aspekten der Polizeiarbeit. Bei der sogenannten „Police Operational Analysis“ oder auch „Operations Analysis“ versucht die Polizei die Effektivität der eigenen Arbeit zu überprüfen. Typische Indikatoren für die Analyse dieses Sachverhaltes sind unter anderem: • Benötigte Zeit zum Erreichen des Einsatzortes nach Eingang eines Notrufes – gibt Auskunft über ausreichende Anzahl an Personal und Radien polizeilicher Einsatzzentralen • Anzahl der Überstunden der beschäftigten Polizisten – ermöglicht Einschätzung bezüglich der Unter- oder Überbesetzung einzelner Polizeidienststellen Dass auch hier der Kartierung eine wichtige Rolle zukommt, ist angesichts der Abhängigkeit des erstgenannten Indikators von räumlicher und verkehrlicher Ausstattung offensichtlich. Dennoch wird diese Art der Kriminalitätsanalyse separat betrachtet und nicht der administrativen Kriminalitätsanalyse zugerechnet, da es nicht darum geht Kriminalität zu bekämpfen oder zu verhindern, sondern lediglich der Effektivität der Polizeiarbeit Beachtung geschenkt wird. Weitere Anwendungsmöglichkeiten von Crime- Maps im Rahmen der analytischen Polizeiarbeit, die ebenso wenig den Hauptrichtungen zugerechnet werden, sind die „Intelligence Analysis“ und „Criminal Investigative Analysis“. Bei Ersterer geht es darum, kriminelle Netzwerke wie zum Beispiel Ringe von Autoschiebern oder Hehlern zu identifizieren, um sie anschließend effektiv bekämpfen zu können. Hierbei wird also in der Regel organisierter Kriminalität begegnet, indem Verdächtige mit Taten und Tatorten verknüpft werden, was unter anderem mithilfe von Kartierungen geschieht. Bei der zweiten genannten Anwendung geht es um die konkrete Täterfindung im Bereich der Kriminalität gegen Personen wie Vergewaltigung oder Mord. Dabei werden tatspezifische Charakteristika analysiert um ein Profil des Täters zu erstellen. Das

Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung Chancen und Risiken aus Sicht der Raumplanung kartografische „geographic profiling“ wird dabei als spezifisches Teilgebiet genutzt, um entweder zukünftige Tatorte oder gar den Wohnort eines Täters zu ermitteln (Boba Santos 2011; S.62-63). Auffällig ist, dass diese Formen der Anwendung sehr spezifische Delikttypen Untersuchen und damit kaum für die Darstellung frei zugänglicher Crime- Maps zu gebrauchen sind. Bei beiden Arten werden außerdem Informationen einbezogen, welche nicht direkt etwas mit Kriminalität zu tun haben. So kann beispielsweise das Reise- und Aufenthaltsverhalten von Personen in diese Untersuchungen einbezogen werden, um herauszufinden, ob sie für bestimmte Delikte als Täter in Frage kommen oder ob sie sich als Teil der organisierten Kriminalität an der Tatausführung beteiligen. Dass Informationen über Tatverdächtige nicht an die Bevölkerung weitergegeben werden, ist in vielerlei Hinsicht nachvollziehbar (Datenschutz, Unschuldsannahme bis zum Beweis der Schuld, Polizeitaktische Nachteile). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Crime- Mapping die Polizeiarbeit in zweierlei Hinsicht bereichert. Zum einen kommt der Kartierung von Kriminalität eine entscheidende Rolle im Rahmen der Kriminalitätsanalyse zu und zum anderen ist sie das zentrale Werkzeug bei der Darstellung der ermittelten Ergebnisse für verschiedene Nutzergruppen. Crime- Mapping ist also sowohl Mittel der Polizeiarbeit als auch Kommunikationsinstrument. Die in der vorliegenden Arbeit untersuchten interaktiven online Crime- Mapping- Systeme können demzufolge als Kommunikationsinstrument der administrativen Kriminalitätsanalyse eingeordnet werden. Abbildung 41: Kernelemente Kapitel 3.1.1. – Erhoffte polizeiinterner Wirkungen (1) Polizeiintern werden interaktive Crime- Mapping- Plattformen bereits seit vielen Jahren umfangreich eingesetzt. (2) Sie sind dabei Bestandteil aller polizeilichen Schritte der Kriminalitätsanalyse, wobei es sich um die folgenden handelt: a. Tactical crime analysis – Taktische Kriminalitätsanalyse b. Strategic crime analysis – Strategische Kriminalitätsanalyse c. Administrative crime analysis – Administrative Kriminalitäsanalyse (3) Die Kriminalitätskartierung wird hierbei analytisch zum Aufzeigen von räumlichen Mustern kriminellen Verhaltens und deskriptiv zur Darstellung dieser Muster eingesetzt (4) Die hier untersuchten, frei im Internet zugänglichen Crime- Mapping- Plattformen sind in diesem Sinne als Kommunikationsinstrument der administrativen Kriminalitätsanalyse zu betrachten. 3.1.2. Erhoffte Wirkungen der Polizei Den Einstieg in die mit den interaktiven Crime- Mapping- Systemen verbundenen Hoffnungen sollen nun die von der Polizei verfolgten Zielsetzungen bilden, da sie als der eigentliche Grund für ihre Einführung verstanden werden können. Denn wenn sich die Polizei keinerlei Effekte von den Systemen versprechen würde, wäre die Einführung der Systeme im englischsprachigen Raum sicherlich nicht oder zumindest nur in begrenztem Maß erfolgt. Nichtsdestotrotz muss natürlich 61

60 Thesen erhoffter und befürchteter Wirkungen<br />

problembehaftet dabei eine adäquate sowie nutzerorientierte Darstellung sein kann, ist auch<br />

Kapitel 3.2. zu entnehmen, welches die mit den Systemen verbundenen Bedenken untersucht und<br />

hinsichtlich ihres Risikopotenziales einschätzt.<br />

Tabelle 2: Übersicht über die drei Hauptbestandteile polizeilicher Kriminalitätsanalyse<br />

Ziel<br />

Untersuchungs-<br />

gegenstand<br />

Rolle des<br />

Crimemapping<br />

Taktisch Strategisch Administrativ<br />

Aufdecken von Mustern<br />

krimineller Handlungen zur<br />

gezielten Steuerung von<br />

Polizisten im Einsatz und zur<br />

Aufklärung konkreter Delikte<br />

Kurzfristiges<br />

Kriminalitätsverhalten<br />

Mittel zur Aufdeckung<br />

räumlicher Zusammenhänge<br />

von Straftaten<br />

Ergebnisdarstellung für<br />

Polizisten im Einsatz und für<br />

Einsatzleitung<br />

Aufdecken von Mustern<br />

krimineller Handlungen zur<br />

Entwicklung langfristig<br />

angelegter<br />

Lösungsstrategien<br />

Langfristiges<br />

Kriminalitätsverhalten<br />

Mittel zur Aufdeckung<br />

räumlicher<br />

Zusammenhänge von<br />

Straftaten<br />

Ergebnisdarstellung für<br />

polizeiliche<br />

Entscheidungsträger<br />

langfristiger<br />

Polizeistrategien<br />

Gezielte Information<br />

von Nutzergruppe<br />

hinsichtlich<br />

krimineller<br />

Entwicklungen<br />

Nutzergruppe der zu<br />

erstellenden Daten<br />

Ergebnisdarstellung<br />

für politische<br />

Entscheidungsträger<br />

und gesamte<br />

Öffentlichkeit<br />

Ein gesonderter Bestandteil der Kriminalitätsanalyse beschäftigt sich ebenfalls mit administrativen<br />

Aspekten der Polizeiarbeit. Bei der sogenannten „Police Operational Analysis“ oder auch<br />

„Operations Analysis“ versucht die Polizei die Effektivität der eigenen Arbeit zu überprüfen.<br />

Typische Indikatoren für die Analyse dieses Sachverhaltes sind unter anderem:<br />

• Benötigte Zeit zum Erreichen des Einsatzortes nach Eingang eines Notrufes – gibt<br />

Auskunft über ausreichende Anzahl an Personal und Radien polizeilicher<br />

Einsatzzentralen<br />

• Anzahl der Überstunden der beschäftigten Polizisten – ermöglicht Einschätzung<br />

bezüglich der Unter- oder Überbesetzung einzelner Polizeidienststellen<br />

Dass auch hier der Kartierung eine wichtige Rolle zukommt, ist angesichts der Abhängigkeit des<br />

erstgenannten Indikators von räumlicher und verkehrlicher Ausstattung offensichtlich. Dennoch<br />

wird diese Art der Kriminalitätsanalyse separat betrachtet und nicht der administrativen<br />

Kriminalitätsanalyse zugerechnet, da es nicht darum geht Kriminalität zu bekämpfen oder zu<br />

verhindern, sondern lediglich der Effektivität der Polizeiarbeit Beachtung geschenkt wird.<br />

Weitere Anwendungsmöglichkeiten von Crime- Maps im Rahmen der analytischen Polizeiarbeit, die<br />

ebenso wenig den Hauptrichtungen zugerechnet werden, sind die „Intelligence Analysis“ und<br />

„Criminal Investigative Analysis“. Bei Ersterer geht es darum, kriminelle Netzwerke wie zum<br />

Beispiel Ringe von Autoschiebern oder Hehlern zu identifizieren, um sie anschließend effektiv<br />

bekämpfen zu können. Hierbei wird also in der Regel organisierter Kriminalität begegnet, indem<br />

Verdächtige mit Taten und Tatorten verknüpft werden, was unter anderem mithilfe von<br />

Kartierungen geschieht. Bei der zweiten genannten Anwendung geht es um die konkrete<br />

Täterfindung im Bereich der Kriminalität gegen Personen wie Vergewaltigung oder Mord. Dabei<br />

werden tatspezifische Charakteristika analysiert um ein Profil des Täters zu erstellen. Das

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