Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...
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<strong>Plattformen</strong> <strong>digitaler</strong> <strong>Kriminalitätsverortung</strong><br />
Chancen und Risiken aus Sicht der Raumplanung<br />
Dennoch unterscheiden sich die in dieser Arbeit untersuchten, im Internet frei zugänglichen<br />
Kriminalitätskarten vor allem im Hinblick auf ihre Ziel- bzw. Nutzergruppe von dem bisher<br />
besprochenen Kartenmaterial. Bei den frühen Crime- Maps handelte es sich zum einen um<br />
theoretische Abhandlungen mit einem relativ kleinen wissenschaftlichen Adressatenkreis und zum<br />
anderen um polizeiinternes Kartenmaterial. Zwar wurde letztgenanntes gegebenenfalls auch<br />
außenstehenden Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt, insofern ihre Rolle eine enge<br />
Zusammenarbeit mit dem Polizeiapparat erforderte und sie ein gewisses themenbezogenes<br />
Vorwissen besaßen, dennoch kann diese Verfügbarmachung nicht mit den öffentlichen Online-<br />
Systemen verglichen werden, die heutzutage der gesamten Bevölkerung den Zugriff auf<br />
umfangreiche Kriminalitätsstatistiken sowie –karten ermöglichen.<br />
Als entscheidender Zwischenschritt hin zu interaktiven Crime- Maps kann die Polizeistrategie des in<br />
den Vereinigten Staaten entwickelten Community Policing betrachtet werden. Diese<br />
Vorgehensweise sieht eine stärkere Zusammenarbeit der Polizei mit der lokalen Bevölkerung vor.<br />
Erreicht werden soll dies vornehmlich durch eine Dezentralisierung der polizeilichen<br />
Organisationsstrukturen. Polizeieinheiten die für kleinere städtische Teilbereiche zuständig sind,<br />
könnten so besser auf die Probleme der Bevölkerung vor Ort eingehen und gemeinschaftliche<br />
Lösungsstrategien entwickeln. Dabei ist es notwendig einen steten Informationsaustausch<br />
zwischen Anwohnern und lokaler Polizei zu etablieren. Um diese Interaktion von Bevölkerung und<br />
Polizei jedoch nicht lediglich auf Bürgertreffen zu beschränken, wurden von Seiten der Polizei<br />
verschiedene <strong>Plattformen</strong> entwickelt, welche die lokalen Akteure über die erfassten kriminellen<br />
Handlungen mit Hilfe von Statistiken und Karten informieren sollten. Damit können sich die<br />
Beteiligten in Versammlungen auf die Entwicklung gemeinschaftlicher Lösungsansätze<br />
konzentrieren, da die nötigen Basisinformationen zu kriminellen Handlungen bereits im Vorfeld<br />
kommuniziert worden sind (Vogt 2001; S.17-19). Wurden die Informationen in der Anfangsphase<br />
des Community Policings noch per Datenträger an die beteiligten Akteure weitergeleitet, so führte<br />
die Entwicklung des Internets zum Aufbau von Online- <strong>Plattformen</strong> über die berechtigte Personen<br />
entweder vorgefertigte Informationen abrufen oder gar eigene Analysen auf Grundlage von<br />
erfassten Taten erstellen konnten. Eines der ersten Systeme dieser Art trug den Namen ICAM<br />
(Information Collection for Automated Mapping) und wurde von der Polizei von Chicago bereits im<br />
Jahre 1993 eingeführt (ebenda; S.17-26).<br />
Der hier eingeschlagene Weg wird durch die anschließend diskutierten interaktiven Crime-<br />
Mapping- Systeme noch einen Schritt weiter begangen. So machen in den Vereinigten Staaten<br />
(crimemapping.com oder raidsonline.com) und auch in England (police.uk) eine Vielzahl von<br />
<strong>Plattformen</strong> Deliktinformationen für jeden Interessierten frei zugänglich. Die Polizei erhofft sich auf<br />
Grundlage dieser Veröffentlichungsstrategie allerdings nicht nur eine verbesserte Information der<br />
Kooperationspartner. Idealerweise soll die Bevölkerung hierdurch befähigt werden, selbstständig<br />
kriminellen Handlungen vorzubeugen, indem sie entweder eigenständig Lösungsstrategien<br />
entwickelt, wie zum Beispiel durch die Schaffung von Nachbarschaftswachen, oder potenzielle<br />
Risikosituationen vermeidet (Boba Santos 2009; S.40-41).<br />
Die Polizei verfolgt durch die uneingeschränkte Veröffentlichung eine Vielzahl weiterer Interessen,<br />
was auch den Ausführungen des Kapitels 3.1. entnommen werden kann, welches den potenziellen<br />
Nutzen bzw. sich ergebende Chancen von interaktiven Crime- Maps beleuchtet. Allerdings können<br />
die Entwicklungen nicht gänzlich positiv bewertet werden. Die plötzliche freie Verfügbarkeit von<br />
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