15.07.2013 Aufrufe

Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...

Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...

Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

16 Grundlagen<br />

Neben diesen, bereits vom zweiten Sicherheitsbericht angedeuteten, komplexen Problemfeldern<br />

lassen sich jedoch weitere Komplikationen bei der Erfassung von Kriminalität ausmachen. Ein von<br />

Lüdtke angesprochenes Phänomen beschäftigt sich beispielsweise mit der Übererfassung von<br />

Delikten, aufgrund des sogenannten Straftatensplittings. Hierbei werden einzelne Handlungen in<br />

mehrere Straftaten zerteilt. Demnach würde bei einem Einbruchsdiebstahl auch der Tatbestand<br />

des Hausfriedensbruches erfüllt und somit statistisch erfasst. Da wie bereits dargelegt, die<br />

Ergebnisse des gerichtlichen Verfahrens, welches in diesem Falle beispielsweise in Deutschland im<br />

Sinne der Tateinheit gemäß §52 StGB nur das schwerwiegendste Delikt bestrafen würde, nicht in<br />

die polizeiliche Kriminalstatistik einfließen, verbleibt die zu hohe statistische Erfassung von zwei<br />

Straftaten in den Datensätzen (Luedtke 2008; S.201).<br />

Außerdem existieren Erfassungsprobleme die für die Polizeiarbeit von besonderer Bedeutung sind.<br />

Dabei können Schwierigkeiten bei der Erfassung selbst, als auch beim Umgang mit erfassten Daten<br />

ausgemacht werden. Wendet man sich zunächst den Problemen des Prozesses der Erfassung von<br />

Kriminalität zu, können allgemeine Problemfelder ausgemacht werden, die immer dann auftreten<br />

wenn große Datenmengen erfasst und verwaltet werden müssen. Bis in die neunziger Jahre hinein<br />

war der Arbeitsaufwand für die Datenerfassung und vor allem statistische Aufbereitung enorm<br />

hoch, was sich erst mit dem Aufkommen finanzierbarer Computersysteme änderte.<br />

Nichtsdestotrotz müssen fallspezifische Daten bis heute in die vorhandenen Datenbanksysteme<br />

eingepflegt werden. Auch was die geografische Verortung von Delikten betrifft, wurde eine<br />

Reduzierung des umfangreichen Arbeitsaufwandes erst im vergangenen Jahrzehnt durch<br />

technische Hilfsmittel wie GPS- Systeme möglich. Da die Polizei auf Grundlage von statistischen<br />

Daten kurzfristige Strategien entwickelt, um bestimmte Problemsituationen zu lösen, wird deutlich<br />

wie wichtig die Faktoren Arbeitsaufwand und -zeit im Rahmen der Erfassung sind. Denn wenn der<br />

Erfassungsprozess zu viel Zeit beansprucht, sind kurzfristige Analysen nicht mehr sinnvoll bzw.<br />

zielführend.<br />

Ein großer problembehafteter Themenkomplex wurde mit der Verortung von kriminellen<br />

Handlungen bereits zuvor angedeutet. Da aber gerade dieser Aspekt im Rahmen der vorliegenden<br />

Abhandlung eine zentrale Rolle spielt, sollen anschließend jene Probleme erörtert werden, die sich<br />

bei der statistischen Erfassung des geografischen Ortes einer Tat ergeben. In aller erster Linie<br />

werden Tatorte erfasst, was natürlich solche Orte kriminell erscheinen lässt, an denen sich nicht<br />

etwa besonders viele Kriminelle Personen aufhalten, sondern bei denen eine hohe Opferzahl<br />

vorliegt (Lüdtke 2008; S.201). So kann beispielsweise ein Stadtviertel sehr hohe kriminelle<br />

Belastung aufgrund von Einbruchskriminalität aufweisen und statistisch gesehen als<br />

„Problemviertel“ gelten, obwohl hier keinerlei gefährliche Handlungen im öffentlichen Raum zu<br />

befürchten sind. Dieses Beispiel verdeutlicht abermals, wie wichtig eine exakte Analyse der<br />

Kriminalitätsstatistiken ist, um drohende Fehlinterpretationen zu vermeiden. Wie einfach man<br />

einer fehlerhaften Einschätzung polizeilicher Statistiken unterliegen kann, zeigt auch Belina in<br />

seiner Bewertung verschiedener Kriminalitätskarten des „Zeit Magazins“, die auf den amtlichen<br />

Polizeistatistiken beruhen. In einer dieser Karten zeigt die „Zeit“ die Anzahl von Taten der<br />

Gemengelage „Straßenkriminalität“ in verschiedenen Städten Deutschlands und druckt anbei ein<br />

Bild ab, auf dem ein am Boden liegender Mensch von mehreren Tätern zusammengetreten wird.<br />

Die veröffentlichten Zahlen vermitteln den Eindruck, im Norden laufe man eher Gefahr Opfer eines<br />

solchen Übergriffes zu werden als im Süden, da die Zahlen dort zum Teil deutlich niedriger<br />

ausfallen. Allerdings wird hier ein vollkommen falsches Bild vermittelt, da keine nähere Erklärung

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!