Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...
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10 Grundlagen<br />
starkem Maße von den medialen Berichterstattungen abhängen (Bundesministerium des Innern &<br />
Bundesministerium der Justiz 2006; S.513-517), steigen die Anforderungen an städtische<br />
Sicherheitsstrategien. So wird dieser Sachverhalt auch von dem an der TU Berlin beschäftigten<br />
Stadt- und Regionalplaner Jan Abt in einem Beitrag der Fachzeitschrift PLANERIN mit den Worten<br />
„der Schutz vor Kriminalität ist nicht gleichbedeutend mit dem Schutz vor der Furcht vor<br />
Kriminalität“ zusammengefasst. Für ihn ist die Minimierung von Kriminalitätsfurcht „eine Aufgabe<br />
der Stadtplanung“, da sie das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung beeinflussen könne (Abt 2007).<br />
Welche Folgen Kriminalitätsfurcht für städtische Räume und seine Bewohner haben kann, wird<br />
außerdem ausführlich in Kapitel 3.2.4. dargestellt.<br />
Der Urbanist Holger Floeting und die Sozialwissenschaftlerin Antje Seidel- Schulze stellen in ihrem<br />
Beitrag zur Tagung REAL CORP 2012 dahingehend die Akteure urbaner Sicherheit dar. Ihre<br />
Ausführungen machen deutlich, dass sich bis zum jetzigen Zeitpunkt zu Sicherheitsfragen keine<br />
einheitlichen Strategien im deutschsprachigen Raum entwickelt haben. Zwar käme dem Thema<br />
Sicherheit in nahezu allen planerischen Dokumenten ein „gewisse Bedeutung“ zu, aber spezielle<br />
Konzepte zum Thema seien eher die Seltenheit. Häufig seien Aussagen mit Sicherheitsbezug in<br />
integrierten Stadtentwicklungskonzepten vorzufinden und konkrete Konzepte wären zumeist auf<br />
kleinräumige Ansätze ausgelegt, was ein Blick auf die Handlungsräume der in Deutschland recht<br />
verbreiteten kriminalpräventiven Räte belegt. Vor allem wird aber deutlich, dass Kooperationen<br />
mit anderen öffentlichen Einrichtungen und Partnern zur Kriminalitätsbekämpfung beitragen<br />
sollen. So geben mehr als 90% der befragten Stadtplanungsämter und Ordnungsämter an, im<br />
Themenfeld Sicherheit mit der Polizei und dem zuständigen Jugendamt zu kooperieren. Allerdings<br />
scheint im Rahmen dieser Kooperationen keine gemeinsame strukturierte Strategieentwicklung zu<br />
erfolgen, sondern es handelt sich eher um eine unterstützende Beratungsfunktion von Seiten der<br />
jeweiligen Planungsämter (Floeting & Seidel- Schulze 2012). An dieser Schnittstelle setzt auch Jan<br />
Abt mit seiner Forderung an, dass „kommunale Planung Kriminalität und die Furcht vor ihr … als<br />
fachübergreifendes Problemfeld des lokalen Raums“ verstehen muss und nicht als bloßes<br />
Spezialthema der Polizei (Abt 2007, S.7).<br />
Erste Ansätze die das Thema Sicherheit in fachübergreifende Konzeptionen einbinden, werden in<br />
verschiedenen deutschen Städten erprobt. So wurde das Thema Sicherheit in Baden- Württemberg<br />
beispielsweise in Konzeptionen zu Projekten der Sozialen Stadt integriert (Steffen 2007; S.16). Ein<br />
anderes Beispiel liefert die Stadt Hannover, die zur Neuplanung des Stadtviertels Hannover- Linden<br />
eine Sicherheitsanalyse mit ausführlichen Präventionsvorschlägen erarbeiten ließ. Hierzu wurde ein<br />
fachübergreifendes Team gebildet, welches die Analyse und spätere Umsetzung betreute (Pfeiffer<br />
2007, S.18-19).Diese beiden Ansätze verdeutlichen allerdings die zuvor bereits angesprochene<br />
recht lokal ausgerichtete Strategieentwicklung, die vor allem dann zum Einsatz kommt, wenn es<br />
sich um bereits bekannte Problemgebiete handelt.<br />
Eine etwas großräumigere Ausrichtung wurde durch den kriminalpräventiven Rat Düsseldorfs<br />
angestoßen. Hier wurde im Jahr 2001 der Grundsatzbeschluss getroffen, dass für alle<br />
Stadtplanungsprozesse zwingend kriminalpräventive Erkenntnisse einbezogen werden müssen. Die<br />
Kriminalpolizei soll dabei in Kooperations- und Beratungsfunktion zur Seite stehen und vor allem in<br />
umfangreichem Maß Informationen zur Verfügung stellen. Die Informationen und Beiträge sollen<br />
dann bei Auswahlverfahren städtebaulicher Wettbewerbe, innerhalb der Planungsphasen und<br />
beim Belegungsmanagement einfließen (Leonhardt 2007). Inwiefern die kriminalpräventiven