Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...
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<strong>Plattformen</strong> <strong>digitaler</strong> <strong>Kriminalitätsverortung</strong><br />
Chancen und Risiken aus Sicht der Raumplanung<br />
Bis auf zwei Ausnahmen gehen mit allen erhofften Wirkungen äußerst problematisch<br />
einzuschätzende negative Wirkungen einher. Teilweise müssen bei einzelnen Hoffnungen sogar<br />
mehrere konträre Auswirkungen eingestanden werden (vgl. Anlage A 1).<br />
Bereits in Kapitel 3.1.3. wurde eine Wirkungskette dargestellt, die gewisser Maßen dem Idealbild<br />
des Nutzens der Crime- Mapping- Systeme aus planerischer Sicht entsprach. An dieser Stelle soll<br />
deshalb nun ein Fallbeispiel abgebildet werden, welches die zu befürchtenden Wirkungen samt<br />
ihrer Relationen und Konsequenzen darstellt.<br />
Den Ausgangspunkt dieses Beispiels bildet ein städtischer Raum, der in Crime- Mapping-<br />
<strong>Plattformen</strong> durch steigende Deliktzahlen gekennzeichnet wird. Hieraus entstehen zunächst bei<br />
Ortsfremden Ängste, die dazu führen, dass sie den Raum meiden. Zwar haben die Anwohner zu<br />
diesem Zeitpunkt noch keine erhöhte Furcht, da sie die wirkliche Situation durch die räumliche<br />
Nähe besser einschätzen können, allerdings führt die zunehmende Meidung ortsfremder Personen<br />
dazu, dass der Raum für Kriminelle interessanter wird, wodurch das Kriminalitätsniveau weiter<br />
ansteigt. Aufgrund dieses Prozesses fürchten sich nach und nach auch die Anwohner, die sich<br />
regelmäßig mit Hilfe der <strong>Plattformen</strong> über das kriminelle Ausmaß informieren. Dies führt, wie auch<br />
schon in Kapitel 3.2.5. angedeutet, zu einem zunehmenden Rückzug und Wegzug der Bevölkerung.<br />
Es muss außerdem damit gerechnet werden, dass auch die Zuzugszahlen stark zurückgehen<br />
werden. Auf diese Weise werden Immobilienmarkt und Einzelhandel im betreffenden Gebiet stark<br />
geschwächt. Die abnehmenden Bevölkerungszahlen und damit verbundenen Leerstände werden<br />
Mietpreise sinken lassen und den Zuzug einkommensschwächerer Klientel antreiben. Infolge<br />
dessen ist mit Einnahmeeinbußen für Immobilienbesitzer und Einzelhändler zu rechnen, was<br />
fehlende Investitionsbereitschaft und Schließungen zur Folge hätte. Das Quartier wird bereits zu<br />
diesem Zeitpunkt mit baulichem Verfall, mangelnder Attraktivität und sinkendem<br />
bewohnerschaftlichem Engagement zu kämpfen haben.<br />
Das nun deutlich überdurchschnittliche Kriminalitätsniveau führt außerdem dazu, dass<br />
Plattformnutzer gegenüber dem Quartier und seinen Bewohnern kriminelle Vorurteile bzw.<br />
Stigmata entwickeln. Die Betroffenen werden darüber hinaus noch von Versicherungen und<br />
Banken benachteiligt, weil diese anhand der <strong>Plattformen</strong> höhere Beitragsätze festsetzen bzw. die<br />
Kreditvergabe verweigern. Die Investitionsmöglichkeiten sinken dadurch noch weiter, was den<br />
baulichen Verfall weiter beschleunigt. Daraufhin von der Polizei ergriffene Maßnahmen, wie z.B.<br />
die Benachrichtigung der Bewohner bestimmter Räume über bestimmte kurzfristige Trends und<br />
Lösungsansätze, werden von Kriminellen genutzt und sie weichen auf nicht so stark im Fokus<br />
stehende Teilräume des Quartiers aus, wodurch auch diese Teile des Gebiets in den geschilderten<br />
negativen Wirkungskreislauf eingesogen werden.<br />
Dieses sehr pessimistisch gezeichnete Bild ist zwar nicht als zwingende Ereignisabfolge zu<br />
verstehen, da es unter anderem die positiven Wirkungsmöglichkeiten der <strong>Plattformen</strong> nicht in die<br />
Betrachtungen einschließt, aber es soll dazu dienen, die möglichen komplexen sich verstärkenden<br />
Zusammenhänge negativer Auswirkungen zu erkennen. Die Risiken, die erwartet werden müssen,<br />
wenn sich die Befürchtungen bewahrheiten, sind demnach äußerst schwerwiegend und können<br />
sogar die Kriminalität steigern. In diesem Sinne können die mit <strong>Plattformen</strong> verbundenen<br />
Hoffnungen natürlich nur dann als Chancen begriffen werden, wenn eine Vermeidung der Risiken<br />
gelingt.<br />
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