Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...
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<strong>Plattformen</strong> <strong>digitaler</strong> <strong>Kriminalitätsverortung</strong><br />
Chancen und Risiken aus Sicht der Raumplanung<br />
Abbildung 63: Beispiel fehlerhafter, Stigmatisierungen fördernder Darstellung (Plattform: police.uk)<br />
Doch welche Folgen gehen mit Stigmatisierungen von Räumen und seinen Bewohnern einher?<br />
Diesbezüglich muss zunächst auf die, bereits im Kapitel 3.2.4. dargelegten Folgen, in Bezug zur<br />
Kriminalitätsfurcht, hingewiesen werden. Denn mit der Stigmatisierung eines Raumes als kriminell,<br />
wird auch die Angst ihm gegenüber steigen. Es muss also ebenfalls von einer starken Meidung der<br />
„kriminellen“ Gebiete ausgegangen werden, die bis hin zu Kriminalitätssteigerungen im Sinne von<br />
selbsterfüllenden Prophezeiungen führen kann.<br />
Außerdem kann der angesprochene Prozess dazu führen, dass die als „kriminell“ geltenden<br />
Bewohner der betroffenen Quartiere ausgegrenzt werden (Müller 2011, S. 428- 431). Dabei wird<br />
unter Umständen bereits der Wohnort als Ausschlusskriterium für gesellschaftliche Teilhabe der<br />
Bewohner ausreichen, da sie ihm und seinem Stigma zu- bzw. untergeordnet werden (Belina<br />
2010b; S.122-132). Als Folge hiervon werden sich diese Bevölkerungsteile noch stärker<br />
zurückziehen und segregieren. Entsprechend des Theorems des Etikettierungsansatzes und der<br />
Anomietheorie könnte dieser Mangel an gesellschaftlicher Partizipation und steter Stigmatisierung<br />
dazu führen, dass die entsprechenden Gruppen nach gewisser Zeit, tatsächlich zu kriminellen<br />
Handlungen greifen werden, um einerseits dem ihnen zugewiesenen Bild zu entsprechen und<br />
andererseits die Ziele zu verwirklichen, die auf legalem Wege nicht mehr zu erreichen sind.<br />
Eine weitere Verstärkung der Problemlage erfolgt, sobald gewisse Bevölkerungsgruppen und<br />
Räume tatsächlich als kriminell etikettiert werden. Denn dann werden sie von Polizei und<br />
Außenstehenden noch viel stärker auf Abweichungen hin überprüft, was natürlich auch dazu führt,<br />
dass Delikte mit viel höherer Wahrscheinlichkeit aufgedeckt werden, als wenn eine „normale“<br />
zyklische Überprüfung stattfindet (Belina 2011b, S.93-94). Hierdurch wird das Stigma künstlich<br />
weiter verstärkt.<br />
Die <strong>Plattformen</strong> können also tatsächlich Stigmatisierungen von Räumen und ihren Bewohnern<br />
forcieren, ganz egal ob es sich dabei tatsächlich um kriminelle Räume handelt oder nicht.<br />
Rückwirkend betrachtet, erzeugen die Stigmatisierungen dabei eine Erhöhung der Deliktzahlen, da<br />
sich manche Bewohner einerseits dazu gezwungen sehen könnten, tatsächlich Delikte ausüben zu<br />
müssen und andererseits eine erhöhte Überwachung höhere Aufzeigeraten verursachen würde.<br />
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