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Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...

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94 Thesen erhoffter und befürchteter Wirkungen<br />

schützen können. Es ist davon auszugehen, dass sich Opfer, insofern sie es wollen, eigenständig um<br />

Maßnahmen zur Risikominderung zukünftiger Übergriffe informieren, sobald sie die betreffende<br />

Tat verarbeitet haben. Sicherlich ist es nicht wünschenswert, dass Opfer noch während des<br />

Verarbeitungsprozesses mit werbenden Telefonanrufen oder flächendeckenden Flugblättern<br />

belästigt werden. Diesem Aspekt kommt auch im Zusammenhang mit dem Opferschutz eine<br />

gewisse Rolle zu, der ausführlich im Rahmen der Datenschutzproblematik in Kapitel 3.2.6.<br />

behandelt wird.<br />

Eine zweite, sich stark negativ auswirkende, privatwirtschaftliche Nutzung der Crime- Mapping-<br />

Systeme wird im sogenannten Redlining gesehen. Dabei handelt es sich um eine von vielen<br />

Dienstleistungs- und Versicherungsunternehmen verfolgte Praxis, Räume und Städte in Zonen<br />

einzuteilen, anhand derer unterschiedliche Leistungen oder Beitragssätze festgemacht werden<br />

(Klawitter 2010, S.41; Wartell & McEwen 2001, S.18). So weisen Paynich und Hill darauf hin, dass<br />

Versicherungsunternehmen in besonders kriminellen Gegenden höhere Beiträge fordern oder<br />

Banken die Kreditvergabe verweigern (Paynich & Hill 2010; S.244). Wenn allerdings die Bewohner<br />

von Gebieten hoher krimineller Belastung auf diesem Weg zusätzlich finanziell belastet und<br />

diskriminiert werden, ist dies weder gerecht noch wünschenswert. Allein die Tatsache, dass die<br />

Gebietszuschnitte dazu führen können, dass zwei gegenüberliegende Straßenseiten unterschiedlich<br />

hohe Versicherungsbeiträge zahlen müssen, da die trennende Straße die Gebietsgrenze darstellt,<br />

macht die Abwegigkeit solcher Regelungen deutlich. Dass den Unternehmen, die solche<br />

Handlungsweisen anwenden, mit den interaktiven online Crime- Mapping- <strong>Plattformen</strong> allerdings<br />

ein perfektes Werkzeug an die Hand gegeben wird, um genau diese Art von Gebietszuweisungen<br />

vorzunehmen, ist angesichts der veröffentlichten Informationen selbstverständlich.<br />

Wie bereits angesprochen, kann die Veröffentlichung von Deliktzahlen auf den <strong>Plattformen</strong> auch<br />

negative Auswirkungen auf den Immobilienmarkt stark betroffener Gebiete haben. Dabei ist diese<br />

Entwicklung nicht auf die Einflussnahme von Immobilienunternehmen zurückzuführen, sondern<br />

liegt eher in der negativen Beeinflussung von Zuwanderern und der bestehenden Anwohnerschaft<br />

begründet. Große Teile der Plattformnutzer wollen sich nämlich hauptsächlich über das eigene<br />

Wohnquartier oder mögliche neue Wohnstandorte informieren. Wenn die <strong>Plattformen</strong> also hohe<br />

Kriminalitätsraten für einen Raum offenlegen, werden die Nutzer dazu tendieren nicht in das<br />

Gebiet zu ziehen bzw. davon wegzuziehen. Die dadurch entstehenden Leerstandszahlen werden<br />

nicht nur die Mietpreise in den betreffenden Gebieten sinken lassen, sondern auf Dauer auch den<br />

Wert der Immobilien negativ beeinflussen. Außerdem wird auch die Investitionsbereitschaft der<br />

Hausbesitzer sinken, wenn die Gebäude, aufgrund niedrigerer Mieterzahlen, weniger Rendite<br />

abwerfen. Folglich wird auch der bauliche Zustand nach einer gewissen Zeit deutlich an Qualität<br />

einbüßen, was wiederum problematische Auswirkungen auf die Miet- und Immobilienpreise haben<br />

dürfte. Dementsprechend sollten Immobilienunternehmen die <strong>Plattformen</strong> im Sinne des in Kapitel<br />

3.1.3. dargestellten Monitorings von Kriminalität nutzen und steigende Deliktzahlen im Quartier als<br />

Anlass nehmen, gemeinsam mit lokalen Akteuren Strategien zur Kriminalitätsprävention zu<br />

entwickeln.<br />

Es wird ersichtlich, dass die Darstellungen der Crime- Mapping- <strong>Plattformen</strong> einerseits negative<br />

Konsequenzen für Unternehmen haben können und andererseits durch privatwirtschaftliche<br />

Nutzung der Systeme negative Auswirkungen für städtische Räume und seine Bewohner erwartet<br />

werden müssen! In diesem Sinne muss die aufgestellte These leider bestätigt werden.

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