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Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...

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92 Thesen erhoffter und befürchteter Wirkungen<br />

Als letzter möglicher Ansatzpunkt für Manipulationen der Wahrnehmung durch Crime- Mapping-<br />

<strong>Plattformen</strong> werden anschließend manipulative Analysen und Darstellungen (3) behandelt, die<br />

mit den <strong>Plattformen</strong> erzeugt werden können. Zwar handelt es sich hierbei nicht um direkte<br />

Wahrnehmungsbeeinflussungen der <strong>Plattformen</strong> an sich, aber dennoch werden sie erst durch die<br />

von den Systemen angebotenen Möglichkeiten der Kartenerzeugung und -Analyse realisierbar. Das<br />

Hauptproblem ist dabei darin zu sehen, dass Nutzer die von den <strong>Plattformen</strong> verfügbar gemachten<br />

Daten häufig so individuell darstellen und ausgeben können, dass vor allem die von ihnen<br />

erwünschten Aussagen unterstrichen werden. In Bezug auf die von Chainey und Tompson<br />

angeführte „Rosinenpickerei“ bei der Auswahl von Kriminalitätsstatistiken durch Politiker und<br />

Medienvertreter muss also angemerkt werden, dass die Crime- Mapping- <strong>Plattformen</strong> keineswegs<br />

eine große Verbesserung darstellen. Die folgende Abbildung verdeutlicht diesen Sachverhalt erneut<br />

am Beispiel der Heat- Map der Stadt London (vgl. Abbildung 58). Beide Karten zeigen denselben<br />

Kartenausschnitt auf der gleichen Plattform und erzeugen dennoch ein völlig unterschiedliches Bild<br />

der Kriminalität.<br />

Abbildung 58: Beispiel divergenter bzw. manipulativer Ausgabemöglichkeiten<br />

Vor allem hinsichtlich der Kombination der Kriminalitätskartierungen mit anderweitigen<br />

Informationen, können anhand von Präsentationen von Scheinkorrelationen die Wahrnehmungen<br />

der Nutzer fehlerhaft beeinflusst werden. Wenn beispielsweise eine kombinierte Darstellung<br />

krimineller Vorfälle mit der ethnischen Zusammensetzung von Räumen erfolgt, könnte das<br />

Ergebnis für rassistische Zwecke missbraucht werden, insofern es Zusammenhänge zwischen<br />

hohen Ausländerzahlen und hoher Kriminalität darstellt. Dass „höhere“ Deliktzahlen von<br />

Ausländern allerdings auf ganz andere Faktoren zurückzuführen sind und eigentlich nichts mit ihrer<br />

Ethnie zu tun haben, bliebe im Falle böswilliger Absichten außer Acht.<br />

Zusammenfassend muss festgehalten werden, dass die Nutzer durch die aufgeführten<br />

Manipulationsmöglichkeiten absichtlich fehlerhaft über Kriminalität informiert werden können,<br />

was wiederum zahlreiche Folgewirkungen wie beispielsweise die Stigmatisierung von Räumen und<br />

seiner Bewohner oder das unnötige Schüren von Ängsten mit sich bringen würde. Über das<br />

tatsächliche Ausmaß der Manipulationen können zwar derzeit keine Aussagen gemacht werden,<br />

aber die Vielfalt aufgezeigter Möglichkeiten sollte demonstrieren, wie anfällig Plattformnutzer für<br />

absichtlich verbreitete Fehlinformationen – also Manipulationen – sind.

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