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Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...

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<strong>Plattformen</strong> <strong>digitaler</strong> <strong>Kriminalitätsverortung</strong><br />

Chancen und Risiken aus Sicht der Raumplanung<br />

3.2.2. Manipulationsmöglichkeiten<br />

Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie mit Hilfe von Crime- Mapping-<br />

<strong>Plattformen</strong> Manipulationen der Wahrnehmung von Kriminalität erfolgen können. Dabei muss<br />

zunächst auf die starke Überschneidung zu dem zuvor genannten Sachverhalt fehlerhafter<br />

Interpretation von Kriminalitätskarten hingewiesen werden. Denn Manipulationen der<br />

dargestellten Daten sind nur dann realisierbar, wenn die Wahrnehmungen der Nutzer gezielt<br />

fehlgeleitet werden können. Da die Anfälligkeit der Systeme für Fehlinterpretationen bereits belegt<br />

wurde, kann folgende These aufgestellt werden, die im weiteren Verlauf des Kapitels auf ihre<br />

Gültigkeit hin überprüft wird:<br />

Mit Hilfe der <strong>Plattformen</strong> kann die Wahrnehmung der Nutzer bezüglich der räumlichen Verteilung<br />

und des Ausmaßes von Kriminalität manipuliert werden.<br />

Grundsätzlich ist die Kriminalitätswahrnehmung der Nutzer von den Datengrundgrundlagen, den<br />

gewählten Visualisierungstypen und den individuellen Interpretationsfähigkeiten abhängig. Genau<br />

an diesen drei Punkten können auch Manipulationen ansetzen, um Einschätzungen hinsichtlich der<br />

Verteilung und der Größenordnung von Kriminalität zu verfälschen. Entsprechend der obigen<br />

Reihenfolge des Aufbaus der wahrnehmungsbildenden Informationen, handelt es sich also um die<br />

folgenden drei Ansatzpunkte:<br />

(1) Manipulationen der Datengrundlagen von <strong>Plattformen</strong>, wodurch wiederum<br />

Visualisierungen und Interpretationen fehlgeleitet werden<br />

(2) Manipulationen durch die Art der Visualisierung der <strong>Plattformen</strong>, auf Grundlage sachlich<br />

korrekter Daten. Auch hierdurch wird die Wahrnehmung der Nutzer manipuliert<br />

(3) Erzeugung manipulativer Analysen und Darstellungen mit Hilfe der <strong>Plattformen</strong>, die direkt<br />

bei der Nutzerwahrnehmung ansetzen<br />

Beginnt man nun auf der untersten Ebene mit der Manipulation der Datengrundlagen (1), stellt<br />

sich zu allererst die Frage, wie die Datensätze überhaupt manipuliert werden können. Zwar wurde<br />

auf die besondere Anfälligkeit nutzergenerierter Datensätze aufgrund problembehafteter<br />

Überprüfbarkeit der Daten in Kapitel 3.2.1. hingewiesen, allerdings kann eine Beeinflussung<br />

polizeilicher Datensätze eigentlich nur durch absichtlich ausgeübte Delikte oder erhöhte<br />

Deliktmeldung erfolgen. Der hierzu erforderliche Aufwand und das mögliche Entdeckungsrisiko<br />

drängen demnach die Frage in den Vordergrund, zu welchem Zweck bestimmte Personen<br />

überhaupt eine solche Manipulation anstreben. Im Folgenden sollen zwei hypothetische Beispiele<br />

mögliche Gründe und Vorgehensweisen skizzieren.<br />

Das erste Beispiel bezieht sich auf eine private Sicherheitsfirma, die ihre Dienste gern in einem<br />

innerstädtischen Quartier anbieten möchte, allerdings kaum Kundschaft findet. Daraufhin<br />

veranlasst sie die eigenen Mitarbeiter, die im entsprechenden Quartier wohnen, verstärkt auf<br />

Delikte zu achten und diese auch polizeilich zu melden. Die hierdurch steigenden gemeldeten<br />

Deliktzahlen, die auf den <strong>Plattformen</strong> ersichtlich werden, dienen der Firma dann als Grundlage für<br />

die eigenen Werbestrategien. Außerdem können solche Sicherheitsfirmen allein durch ihre Präsenz<br />

in Form von Sicherheitspersonal und Kameras eine höhere Aufzeigerate von Delikten verursachen,<br />

wodurch ebenfalls die Notwendigkeit der eigenen Existenz durch die <strong>Plattformen</strong> belegt werden<br />

würde.<br />

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