Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...
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88 Thesen erhoffter und befürchteter Wirkungen<br />
außerdem falsche Rückschlüsse bezüglich bestimmter Wechselwirkungen aufgrund von<br />
Scheinkorrelationen verursachen.<br />
Werden zum Beispiel alle Delikte in Zusammenhang mit der Bevölkerungsdichte dargestellt und<br />
mehrere kaum belebte Orte erscheinen als Hot Spots kriminellen Verhaltens, wäre dies für einen<br />
unerfahrenen Nutzer sicherlich ein seltsamer Zusammenhang, welcher ihn entweder an den Daten<br />
zweifeln lassen oder dazu veranlassen würde, eine eigene Theorie zu diesem Sachstand<br />
aufzustellen. Von Seiten eines Experten wären dahingegen weitergehende Analysen zu erwarten,<br />
mit Hilfe derer er das angesprochene Phänomen erklären könnte. Bündelt sich beispielsweise die<br />
Kaufkraft in einem dieser kriminellen Zentren und ist dort vor allem die Zahl der Taschendiebstähle<br />
hoch, so kann der Sachverhalt dadurch erklärt werden, dass es sich wohl um eine stark<br />
frequentierte Einkaufpassage handelt, die gerade für Taschendiebe eine hohe Opferzahl verspricht.<br />
Zusammenfassend kann im Bezug zur anfänglich aufgestellten These festgehalten werden, dass die<br />
Crime- Mapping- <strong>Plattformen</strong> unabhängig von der gewählten Visualisierungsform<br />
Fehlinterpretationen bei den Nutzern hervorrufen können, die sich nicht wirklich vermeiden lassen.<br />
Die Gründe hierfür sind darin zu sehen, dass weder die Erfassung der Kriminalität, noch die<br />
Visualisierung Fehler ausschließen können. Vielmehr scheinen durch bestimmte<br />
Darstellungsformen gewisse Fehlinterpretationen sogar gefördert bzw. initiiert zu werden.<br />
Außerdem werden hierdurch zahlreiche negative Wirkungen begünstigt, die in den folgenden<br />
Kapiteln dargelegt werden.<br />
Abbildung 56: Kernelemente Kapitel 3.2.1. – Fehlinterpretationen<br />
(1) Fehlinterpretationen der <strong>Plattformen</strong> durch ihre Nutzer schränken mögliche<br />
positive Wirkungen ein und ziehen zahlreiche negative Konsequenzen nach<br />
sich.<br />
(2) Ursachen für die Fehlinterpretationen lassen sich, neben dem fehlenden<br />
Fachwissen der Nutzer, auf den Ebenen der Datenerfassung bzw. –grundlage<br />
und der Datenvisualisierung ausmachen.<br />
(3) Die Datenerfassung kann aufgrund folgender Faktoren Verständnisprobleme<br />
verursachen:<br />
a. Probleme bei der polizeilichen Erfassung und statistischen Erhebung<br />
b. Nutzergenerierter <strong>Plattformen</strong> sind von der Aufzeigebereitschaft<br />
abhängig und ihre Daten können nur mangelhaft überprüft werden.<br />
c. Eine klare Kennzeichnung aller zugrunde liegenden Daten, samt der<br />
damit verbundenen Probleme, ist derzeit nicht Standard und muss mit<br />
Nachdruck gefordert werden.<br />
(4) Die Datenaufbereitung ist für das Kriminalitätsverständnis von zentraler<br />
Bedeutung und birgt folgende Potenziale für Fehlinterpretationen:<br />
a. Zu kleine oder inadäquate Symbolwahl bei Symbol- Maps<br />
b. Mangelhafte Nachvollziehbarkeit und fehlende Deliktspezifizierung bei<br />
Graduated Symbol- Maps<br />
c. Nicht nachvollziehbare Tatgewichtung bei Heat- Maps<br />
(5) Die Crime- Mapping- <strong>Plattformen</strong> müssen einen Mittelweg aus<br />
Nachvollziehbarkeit, Verständlichkeit und Informationstiefe finden.