Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...
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<strong>Plattformen</strong> <strong>digitaler</strong> <strong>Kriminalitätsverortung</strong><br />
Chancen und Risiken aus Sicht der Raumplanung<br />
wirklichkeitsgetreu, da kein Bezug zwischen den einzelnen Taten und den visualisierenden<br />
Symbolen hergestellt werden kann. Zum Beispiel kann nicht nachvollzogen werden, ob mehrfache<br />
Zuweisungen von einzelnen Taten zu verschiedenen Symbolen erfolgt sind und sich demnach die<br />
Einzugsgebiete der Symbole überschneiden. Außerdem könnten durch den Zuschnitt der Gebiete<br />
absichtlich oder unabsichtlich erhebliche Verzerrungen erzeugt werden.<br />
Bei der zuvor angesprochenen, von der Stadt San Francisco betriebenen Plattform werden die<br />
zugehörigen Gebiete zwar mit einem blauen Rahmen angezeigt, insofern dies gewünscht ist,<br />
allerdings bewahrheiten sich die zuvor angesprochenen Befürchtungen teilweise. Die folgende<br />
Abbildung 52 zeigt drei benachbarte Gebiete samt ihrer kriminalitätsbezogenen Symbole und der<br />
Einzugsgebiete der kriminellen Handlungen. Durch die Symbole und die durch sie vermittelte<br />
Anzahl krimineller Handlungen wird der Eindruck erweckt, dass im zentral gelegenen Gebiet die<br />
wenigsten kriminellen Handlungen erfolgen. Betrachtet man demgegenüber die Gebietszuschnitte,<br />
wird deutlich, dass dieses Gebiet, vor allem im Vergleich zum östlich gelegenen, viel kleiner ist. Die<br />
Kriminalität fällt dort, gemessen in Proportion zur Gebietsgröße also wesentlich geringer aus.<br />
Demgegenüber ist das Ausmaß an Kriminalität im westlichen Gebiet in Anbetracht der kleinen<br />
Größe enorm hoch einzuschätzen. Wenn man Flächen gleicher Größe vergleichen möchte, könnte<br />
man die beiden westlichen Gebiete sogar zusammenziehen, was zu einem Kriminalitätsverhältnis<br />
von 292 im westlichen Gebiet zu 101 im östlichen Gebiet führen würde (vgl. Abbildung 52). Auf<br />
diese Weise würde ein Gebiet als viel krimineller gelten, wohingegen das Kriminalitätsverhalten<br />
des anderen deutlich relativiert worden wäre. Es wird augenscheinlich, wie stark der<br />
Gebietszuschnitt die Ergebnisse und damit die Visualisierung der Graduated- Symbol- Maps<br />
beeinflussen kann. So lange nicht ersichtlich ist, dass die Gebietszuweisung zu Symbolen aufgrund<br />
„gerechter“ Methoden erfolgt, sind die Ergebnisse höchst strittig. Das eine solche Zuweisung<br />
sicherlich möglich ist, steht dabei nicht zur Diskussion, beispielsweise könnten Distrikte mit gleich<br />
hoher Bewohnerschaft gebildet werden. Wenn die betreffenden <strong>Plattformen</strong> ihre Darstellungen<br />
transparent und nachvollziehbar gestalten wollen, müssen sie Informationen über die Methoden<br />
bei der Gebietszuweisung demnach deutlich kundtun. Da dies zum jetzigen Zeitpunkt in der Regel<br />
noch nicht der Fall ist, sind die <strong>Plattformen</strong> angreifbar für Kritik und erscheinen in hohem Maße<br />
dazu geeignet Fehlinformationen an die Bevölkerung heranzutragen.<br />
Abbildung 52: Unterschiedlicher Gebietszuschnitt zur Ermittlung der Kriminalitätsbelastung bei Graduated- Symbol-<br />
Maps (Plattform: map: crime incidents San Francisco)<br />
Ein weiteres Problem wird folgend anhand der von der britischen Polizei betriebenen Plattform<br />
police.uk dargelegt. Wie bereits in Kapitel 2.2.3. verdeutlicht, verzichten <strong>Plattformen</strong> der<br />
Graduated- Symbol- Maps bei den Symbolen nämlich auf eine Differenzierung einzelner<br />
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