Plattformen digitaler Kriminalitätsverortung - cpe - Universität ...
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82 Thesen erhoffter und befürchteter Wirkungen<br />
erneuter Blick auf das von Belinas angeführte Beispiel der „Straßenkriminalität“ verdeutlichen<br />
(vgl. Kap.2.1.3.). In der Karte des „Zeit- Magazins“ werden dabei verschiedene Delikttypen zum<br />
Begriff der Straßenkriminalität zusammengefasst und samt einer recht brutalen Abbildung eines<br />
gewalttätigen Übergriffes abgedruckt. Hierdurch werden ganz unterschiedliche Delikttypen in eine<br />
einzige Kategorie abstrahiert, egal ob es sich um minderschwere oder höchst brutale Vorfälle<br />
handelt. Die Karte vermittelt dementsprechend ein fehlerhaftes Bild der erfassten Delikte. Der<br />
Betrachter muss hieraus den Schluss ziehen, dass sich in bestimmten Räumen viele Fälle sehr<br />
gefährlicher „Straßenkriminalität“ ereignen. Dass die Zahlen aber auch minderschwere Vorfälle,<br />
wie etwa Fahrraddiebstähle beinhalten, wird durch den hohen Abstraktionsgrad nicht deutlich. So<br />
ergäbe eine differenzierte Darstellung der Straßenkriminalität in gewalttätige Übergriffe und<br />
einfache Diebstähle vielleicht ein gänzlich anderes Bild. Eine zu starke Differenzierung könnte<br />
andererseits wieder die Lesbarkeit der Karte deutlich einschränken.<br />
Mit exakt dieser Problemlage müssen sich auch die Crime- Mapping- <strong>Plattformen</strong><br />
auseinandersetzen, da sie Kategorien von Delikttypen bilden müssen, um ein gewisses Maß an<br />
Verständlichkeit der Karten zu gewährleisten. Als Beispiel hierfür kann die häufig gewählte<br />
Deliktgruppe der „Assaults“ herhalten. Der Begriff steht stellvertretend für alle Arten von<br />
Körperverletzungen, was eine Ohrfeige genauso einschließt wie einen Angriff mit einer tödlichen<br />
Waffe. Einige <strong>Plattformen</strong> visualisieren nichtsdestotrotz alle „Assaults“ abstrakt zu einer Kategorie<br />
zusammengefasst, wohingegen andere eine Differenzierung hinsichtlich „Aggravated Assaults“ also<br />
schwerer Körperverletzungen und minderschwerer vornehmen. Aber auch im zweitgenannten Fall<br />
ist nicht genau klar, welche Übergriffe in welche Kategorie überführt werden. Letztendlich ist diese<br />
Zuweisung abermals von der jeweiligen polizeilichen Praxis abhängig, wobei wiederum auf die<br />
tendenziell feststellbare polizeiliche Überbewertungstendenz hingewiesen werden muss (vgl. Kap.<br />
2.1.3.).<br />
Demnach können die <strong>Plattformen</strong> Kriminalität nicht fehlerfrei abbilden. Vielmehr müssen die<br />
Betreiber einen sachgerechten und verständlichen Kompromiss aus Lesbarkeit und Abstraktion bei<br />
der Wahl der zu visualisierenden Delikttypen und der Form ihrer Visualisierung finden.<br />
Diesbezüglich können, wie bereits in Kapitel 2.2.3. dargestellt, grundsätzlich drei verschiedene<br />
Visualisierungstypen ausgemacht werden, die von Plattformbetreibern zur Darstellung der<br />
Informationen gewählt werden:<br />
(a) Symbol- Maps<br />
(b) Graduated- Symbol- Maps<br />
(c) Heat- Maps<br />
Im Folgenden werden diese drei Formen hinsichtlich ihrer jeweiligen möglichen negativen<br />
Auswirkungen auf das Verständnis krimineller Sachverhalte der Nutzer näher untersucht. Daraufhin<br />
werden mögliche Konsequenzen von Systemen überprüft, die verschiedene Visualisierungstypen<br />
kombinieren bzw. die grafische Überlagerung zusätzlicher Informationen ermöglichen.<br />
Zu den Symbol- Maps (a) wurde im angesprochenen Kapitel bereits angemerkt, dass durch die<br />
Darstellung aller Delikte mit je einem entsprechenden Symbol, Karten entstehen, die für den<br />
Nutzer durchaus nachvollziehbar sind. Allerdings zeigen sich deutliche Schwächen bei der<br />
Visualisierung größerer räumlicher Teilbereiche. Die unüberschaubare Menge an Symbolen, vor