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CL 39 - Cthulhus Ruf

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Magazin für lovecraft'sche Literatur und Phantastik<br />

November 2011 – Nr. <strong>39</strong>


Titelbild<br />

Richard A. Lupoff – Discovery ot the Ghooric Zone<br />

von<br />

Johann Peterka<br />

Lektorat/Korrektorat<br />

Nina Horvath<br />

Impressum<br />

Zusammengestellt wird CTHULHU-LIBRIA von Eric Hantsch und erscheint einmal im Monat.<br />

Mit der Veröffentlichung wird kein kommerzielles Ziel verfolgt, der Download ist<br />

kostenlos und unverbindlich. Die Redaktion erwirtschaftet keinen Gewinn, sondern ist bestrebt,<br />

so umfassend wie möglich zu informieren. Alle Inhalte werden mit größter Sorgfalt erstellt,<br />

jedoch kann für Sekurität, Aktualität und Vollständigkeit keine Garantie übernommen werden.<br />

CTHULHU-LIBRIA ist nur für den privaten Gebrauch bestimmt. Eine kommerzielle Verwertung<br />

ist nicht gestattet! Die Redaktion nimmt zum Inhalt Dritter die Rechte dieser wahr. Inhalts -und<br />

Medienquellen sind, wenn nicht anders vermerkt, die der jeweils angegebenen Verlage. Beiträge,<br />

die von dritten Autoren erstellt werden, unterliegen deren Urheberrecht und dürfen nur mit deren<br />

Erlaubnis verwertet werden. Sollte es zu Urheberrechtsverletzungen kommen, wird um einen<br />

Hinweis bzw. um Kontaktaufnahme gebeten, um unnötige Kosten auf beiden Seiten zu<br />

vermeiden. Sollte sich Ihr Hinweis als gerechtfertigt erweisen, wird das Problem umgehend<br />

beseitigt. Die Redaktion weist darauf hin, dass in CTHULHU-LIBRIA keine verbotenen,<br />

sittenwidrigen, rechts- oder linksradikale wie auch pornographische Inhalte Eingang finden. Titel<br />

mit erotischem Inhalt können jedoch enthalten sein. Inhalte mit explizitem sexuellem Charakter<br />

sind rein fiktiv!<br />

Redaktion CTHULHU-LIBRIA V.i.S.d.P.:<br />

Eric Hantsch<br />

Bischofswerdaer Straße 273<br />

01844 Neustadt i. Sa.<br />

Erichantsch@yahoo.com<br />

CTHULHU-LIBRIA ist als PDF-Download über LITERRA.INFO und CTHULHUS RUF<br />

verfügbar, oder kann durch eine formlose E-Mail an Cthulhu-Libria-subscribe@yahoogroups.de<br />

abonniert werden. Um sein Abo wieder zu kündigen, genügt ebenfalls eine formlose E-Mail an<br />

Cthulhu-Libria-unsubscribe@yahoogroups.de. Natürlich kostenlos!


Das Team von A bis Z<br />

Alisha Bionda - Rezensentin<br />

Hantsch, Eric - „Herausgeber“<br />

Hilleberg, Florian - Rezensent<br />

Hofmann, Thomas - Rezensent<br />

Horvath, Nina - Lektorat, Rezensentin und guter Geist des Magazins<br />

Huber, Elmar - Rezensent<br />

Kentsch, Benjamin - Rezensent<br />

Peterka, Johann - Grafiker und Illustrator<br />

Schmolk, Dennis - Rezensent<br />

Stadelmann, Michaela - Redakteurin


Inhalt<br />

Fhtagn!<br />

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Galerie der Eitelkeit<br />

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News aus R'Lyeh<br />

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Update Lovecraft/Cthulhu-Liste<br />

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Cthulhu found?<br />

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Lovecraftsche Vorschau 11/12<br />

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Schlaflos!: Die dunkel-satirische Glosse von Michaela Stadelmann<br />

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Novitätenbericht des Monats<br />

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Weitere Neuerscheinungen<br />

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Con-Kalender<br />

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Kioskgeflüster<br />

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Pressemeldung zum Vincent Preis<br />

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Rezicenter<br />

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Verlagsvorschau 11/12<br />

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Vorschau Kioskgeflüster<br />

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Phantastisches Allerlei<br />

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Aus dem vergessenen Bücherregal<br />

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Imaginatio Lux<br />

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Verzeichnis der genannten Verlage (Verlinkt)<br />

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Disclaimer für Links


Hochverehrte Tiefenwesen, Liebe Mitshoggothen,<br />

die aktuelle Ausgabe <strong>CL</strong> präsentiert Ihnen auch diesen Monat wieder ein blasphemisches<br />

Programm. Neben den neusten Buchveröffentlichungen, finden sich im cthuloiden Rezensions-<br />

Teil Buchbesprechung von Elmar Huber, Dennis Schmolk und Benjamin Kentsch. Und für das<br />

Rezicenter haben sich Nina Horvath, Thomas Hofmann, Benjamin Kentsch und Eric Hantsch<br />

einige Titel zur Brust genommen.<br />

In „Phantastisches Allerlei“ plaudert der Verleger und Übersetzer Hannes Riffel aus dem<br />

Verlagsalltag, während im „Aus dem vergessenen Bücherregal“ phantastische Happen kredenzt<br />

werden.<br />

Der Schriftsteller Tobias Bachmann hat uns für „Imaginatio Lux“ eine Geschichte überlassen,<br />

die im wahrsten Sinne des Wortes durch die Zeit gegangen ist. VIELEN DANK, TOBIAS!<br />

Tentaklige Grüße sendet Euch<br />

Das <strong>CL</strong>-Team<br />

Galerie der Eitelkeit<br />

Per E­Mail von Markus K. Korb zu CTHULHU LIBRIA Nr. 38 (am 15.<br />

November 2011)<br />

Vielen Dank für die neue Ausgabe – wieder einmal konnte ich neue und interessante Einblicke<br />

gewinnen. Besonders gefreut hat mich der Blick über den Genre-Tellerrand hin zur Science<br />

Fiction (Penta Con Bericht) und auch das erhellende Interview mit dem scharfsinnigen Visionär<br />

Jörg Kleudgen. Gerne weiter so!


CHRONIK DES CTHULHU­MYTHOS I<br />

Mit diesem Titel veröffentlicht der Festa Verlag den ersten von zwei Bänden, die ausschließlich<br />

Lovecrafts Geschichten zum Cthulhu-Mythos enthalten. Diese Sammlung im Taschenbuchformat<br />

ist eine günstige Alternative zur Lovecraft-Gesamtausgabe und dürfe vor allem die Leser locken,<br />

die sich hauptsächlich mit den mythosbezogenen Texten auseinander setzten möchte.<br />

Autor: Howard Phillips Lovecraft<br />

Verlag: Festa Verlag<br />

Umfang: 512 Seiten<br />

ISBN: 9783865521446<br />

Preis: 13,95 Euro<br />

Zum Inhalt:<br />

Vorwort von Marco Frenschkowski<br />

Dagon<br />

Nyarlathotep<br />

Stadt ohne Namen<br />

Die Musik des Erich Zann<br />

Das Fest<br />

Der <strong>Ruf</strong> des Cthulhu<br />

Die Farbe aus dem All<br />

Geschichte des Necronomicons<br />

Der Fall Charles Dexter Ward<br />

Das Grauen von Dunwich<br />

Der Flüsterer im Dunkeln


Update Lovecraft/Cthulhu-Liste<br />

Aufgenommen wurde in KOSMISCHER SCHRECKEN:<br />

-Terra infernalis von Michel Bernanos, Waldgut Verlag, 144 Seiten<br />

Verschoben wurde von IN VORBEREITUNG nach<br />

-Die Weihnachtsbraut von Barbara Büchner, Voodoo Press, 200 Seiten<br />

Verschoben wurde von IN VORBEREITUNG nach<br />

DIVERSE LOVECRAFTIANA:<br />

CTHULOIDE PHANTASTIK:<br />

-Die Klabauterkatze von Anthologie (Hrsg. Backus, Bianchi und Hubmann), Verlag Torsten<br />

Low, 411 Seiten<br />

Cthulhu found?<br />

Lovecraftsche Vision der Zukunft<br />

Eine Buchbesprechung von Benjamin Kentsch<br />

Titel: Nathaniel<br />

Autor: Michael Siefener<br />

Verlag: Festa Verlag<br />

Umfang: 223 Seiten<br />

ISBN: 9783865520609<br />

Preis: Variiert, da nur noch antiquarisch erhältlich<br />

Ein kurzer Einblick:<br />

Irgendwann in ferner Zukunft: Nathaniel hat sich seit Jahren in<br />

einem Dasein als untergeordneter Behördenmitarbeiter eingerichtet.<br />

Doch dann taucht sein Jugendfreund Edward Derby auf, grausam<br />

entstellt und voller Furcht. Als er Nathaniel einen sonderbaren<br />

Gegenstand übergibt, mit der Bitte, diesen einer Frau mit Namen<br />

Asenath zu überbringen, wird er vor den Augen seines Freundes getötet. Nathaniel flüchtet und<br />

macht sich auf die Suche nach der geheimnisvollen Asenath. So beginnt eine Odyssee durch die<br />

monströse Stadt, auf der er einer Rebellengruppe begegnet, die gegen die schrecklichen<br />

Herrscher der neuen Welt kämpft – und Nathaniel erkennt, dass seine Existenz auf einer<br />

blasphemischen Lüge beruhte …


Bewertung:<br />

Nathaniel Peaslee wächst in einer Welt auf, die 1000 Jahre in der Zukunft spielt, nachdem die<br />

versunkene Stadt R´lyeh aus den Fluten des Ozeans aufgetaucht ist. Städte liegen in Schutt und<br />

Asche, die Natur holt sich ihren Lebensraum zurück und die Menschen leben in einer<br />

Gesellschaft, in der es so etwas wie Bildung und Geschichte nicht gibt. Die Existenz der<br />

Menschen dient allein dazu, das Rad einer Gesellschaft am Laufen zu halten, die durch Götter<br />

regiert wird. Wie alle anderen betet auch Nathaniel Guttu an, verehrt die Priester und fürchtet die<br />

Sucher. Als sein alter Freund Edward Derby ihm einen Gegenstand mit der Bitte diesen nur<br />

Asenath zu überreichen bringt, wird ihm nach und nach der Schleier vor seinen Augen<br />

weggezogen. Mehr und mehr beginnt Nathaniel die Welt zu erkennen wie sie wirklich ist. Mit<br />

Schrecken muss er feststellen, dass die Menschheit nur noch ein Zerrbild ihrer einstigen Existenz<br />

ist, dass Guttu gar nicht der liebende Gott ist wie die Priester, die selbst getäuscht werden,<br />

predigen.<br />

In der alptraumhaften Odyssee begegnet man nicht nur entmenschlichten Menschen, vom<br />

Wahnsinn zerfressene Wanderer am Rande der Gesellschaft, sondern natürlich auch dem immer<br />

beängstigender werdenden Cthulhu-Mythos. Neben dem sagenhaften R´lyeh, dem erwachenden<br />

Cthulhu, nehmen auch Nyarlathotep und das Necronomicon eine wichtige Rolle im<br />

Handlungsverlauf ein.<br />

Ein etwas stockender Beginn und vorhersehbare Wendungen schaden dem Roman kaum, denn<br />

problemlos kann das Bild dieser verstörend-bedrückenden Welt jeglichen gedanklichen<br />

Leerraum in Besitz nehmen und eine Welt hinein pflanzen, die jeglicher Wahrheit entbehrt, dem<br />

Menschen seine Menschlichkeit nimmt und immer groteskere Züge annimmt. Bevor die<br />

fischartigen Kreaturen auch unseren Verstand zu zerrütten vermögen, schließt sich die überaus<br />

geniale Rahmenhandlung, die den Roman auf virtuose Art abrundet und in einen ewigen<br />

Kreislauf des Schreckens der Alten Götter wirft.<br />

Fazit:<br />

„Nathaniel“ ist eine fantastische, visionäre Utopie, die den Leser in eine erschreckend bizarre<br />

Welt einer Gesellschaft schmeißt, die jede Individualität und Selbstentwicklung verloren hat.<br />

Siefeners Weltenentwurf zeigt eine Erde, die der Mensch selbst entwarf und gestaltete – und am<br />

Ende die Kontrolle über die eigene Fantasie verloren hat. Michael Siefener ist ein Werk<br />

gelungen, das aus den vielen von Lovecraft beeinflussten Ideen anstandslos heraus sticht.<br />

4,5 von 5 Punkten


Inhalt:<br />

Psychogramm einer verletzten Seele<br />

Eine Buchbesprechung von Elmar Huber<br />

Titel: Vom Flüstern der Mollusken<br />

Autor: Michael Knoke<br />

Verlag: Goblin Press<br />

Umfang: 92 Seiten<br />

ISBN. Keine vorhanden<br />

Preis: 12,00 Euro<br />

Ich bin davon überzeugt, dass SIE leibhaftig in das Leben der<br />

Menschen eingreifen, schon seit Jahrhunderten oder gar<br />

Jahrtausenden. SIE holen sich die Körper und Seelen der Menschen,<br />

wie SIE sich auch den alten Fischer geholt haben und nähren sich an<br />

ihrem Fleisch, während SIE die Seelen in ihren geheimnisvollen<br />

Städten bis in alle Ewigkeit am Grund der See gefangen halten.<br />

Zwei Jahre nachdem seine Frau Cecilia bei einem Autounfall das Leben verloren hat, begibt sich<br />

der namenlose Erzähler erneut in das einsame Haus in den Dünen, wo er einst den Urlaub mit ihr<br />

verbrachte. Im undurchdringlichen Nebel, der plötzlich vom Meer her aufzieht, scheint sich<br />

etwas zu bewegen, zu flüstern, zu locken. Er vermeint, im Dunst Cecilias Stimme zu hören, die<br />

vom Meer her an seine Ohren dringt. Die Dorfbewohner wissen von seltsamen Wesen zu<br />

berichten. Geschöpfe, die alle nur der Teil einer weit größeren Wesenheit sind: DIE MIT<br />

TAUSEND STIMMEN FLÜSTERE. Doch obschon er gewarnt ist, ist die Sehnsucht nach seiner<br />

verstorbenen Frau stark und die Verlockung, sie wieder zu sehen übermächtig. Sein Weg führt<br />

ihn zu einer unheiligen Siedlung, die einst – als Strafe für den Frevel ihrer Bewohner – im Meer<br />

versunken ist.<br />

Das Ding erinnert an eine Art Strunk oder Wurzel mit einem länglichen Fortsatz. Erst bei<br />

näherem Hinsehen erkenne ich die Saugnäpfe an dem Fortsatz, der zu seinem Ende hin immer<br />

dünner wird und in einer Art Hummerschere endet. Ich wende meine Aufmerksamkeit dem<br />

wurzelartigen Teil des Objekts zu und schaue in etwas, das ansatzweise an ein humanoides<br />

Gesicht erinnert.<br />

Meinung:<br />

Erneut haben wir einen einsamen Charakter vor uns, der einen schmerzlichen Verlust erlitten hat<br />

und damit empfänglich ist für die vage Aussicht, diesen Verlust ungeschehen zu machen. Wie<br />

schon Michael Knokes Protagonist aus IM WENDEKREIS DER ANGST, scheint die Figur sich<br />

ohne erhebliches eigenes Zutun durch ein unwirkliches Szenario zu bewegen. Die Aussicht auf<br />

ein erneut glückliches Leben wiegt dabei stärker als die ungewisse Bedrohlichkeit und<br />

offensichtliche Abnormität der Ereignisse.<br />

Geschickt kombiniert der Autor diesen psychologischen Aspekt mit einem atmosphärischen<br />

Gothic-Horror-Szenario, in dem sich unnatürlich dichter Nebel über die karge Küstenlandschaft<br />

legt. Vage Gestalten locken den Protagonisten in Richtung Meer. Sirenenhaft flüsternde<br />

Mollusken suchen nach einem empfänglichen Opfer.


Sicherlich zu abseitig und „unfertig“ für den Mainstreamleser erweist sich VOM FLÜSTERN<br />

DER MOLLUSKEN in bester Goblin Press-Tradition als stimmungsvoll-phantastisches<br />

Psychogramm einer verletzten Seele.<br />

Im Nachwort bekennt sich Herausgeber Jörg Kleudgen dazu, mit seiner Goblin Press bewusst<br />

sperrige Texte für eine treue Leserschaft zur Veröffentlichung zu bringen, die andernorts kaum<br />

eine Chance haben, veröffentlicht zu werden. „Perlen der Literatur, die eigentlich keine Literatur<br />

sind.“ Sicherlich ist auch VOM FLÜSTERN DER MOLLUSKEN nicht für den neugierigen<br />

Gelegenheitsleser gemacht. Dazu ist die Novelle zu traumhaft, zu ziellos und im wahrsten<br />

Wortsinne nebelverhangen. Ein lediglich sanftes Lektorat wurde von Uwe Voehl durchgeführt,<br />

dem es ein Anliegen war, die Ursprünglichkeit des Textes, „die vielen Zigarettenpausen und<br />

Endlosschleifen der Gedankengänge“ zu erhalten.<br />

Wie schon STELLA MARIS ist auch VOM FLÜSTERN DER MOLLUSKEN als englische<br />

Broschur inklusive Schutzumschlag in Handarbeit hergestellt. Das Covermotiv ist von Ferne<br />

gesehen sehr stimmungsvoll, weißt aber beim Näherkommen unpassende Pixelbildung auf.<br />

Auch zu finden unter LITERRA.INFO<br />

Von barbarischen Kreaturen<br />

Eine Buchbesprechung von Dennis Schmolk<br />

Titel: The Horror Stories of Robert E. Howard<br />

Autor: Robert E. Howard<br />

Verlag: Del Rey<br />

Umfang: 429 Seiten<br />

Sprache: Englisch<br />

ISBN: 9780345490209<br />

Preis: 13,00 Euro (Amazon-Preis)<br />

But deep in the seaweed-haunted halls in the green unlighted deep,/<br />

Inhuman kings await the day that shall break their chains of sleep.<br />

R.E. Howard, The Symbol<br />

Dieser bereits 2008 erschienene Band versammelt die bekanntesten<br />

Horror-Storys von Robert Ervin Howard, der zusammen mit und<br />

parallel zu Clark Ashton Smith, August Derleth und natürlich H. P. Lovecraft in den späten<br />

1920er und den 1930er Jahren (bis zu seinem Suizid 1936) für das Pulp-Magazin „Weird Tales“<br />

Geschichten, Rezensionen und Gedichte schrieb.<br />

Bekannter als für seine Horrorliteratur ist Howard sicherlich für seine Sword-and-Sorcery-Figur<br />

Conan, und auch in seinen Horror-Storys lässt sich dieser Einfluss nicht leugnen. Barbarische<br />

Kreaturen und schwertschwingende Protagonisten sind auch in den mythosbezogenen<br />

Geschichten häufig anzutreffen, etwa in den Erinnerungen (oder Visionen?) O'Donnels in „The<br />

Children of the Night“, einer der beiden Geschichten um das bekannte Mythosbuch „Von<br />

Unaussprechlichen Kulten“. Auch die andere Story um das fiktive Werk von Junzts, „The Black<br />

Stone“, findet sich in diesem Sammelband. Fans des „frühen“ Cthulhu-Mythos ist die Lektüre<br />

des englischsprachigen Originals sehr zu empfehlen.


Wenngleich nicht alle von Howards Beiträgen zum Mythos Eingang in „The Horror Stories“<br />

gefunden haben, so doch die meisten. Es sind u.a. sämtliche Kirowan-Storys versammelt,<br />

abgesehen von dem Fragment „Dagon Manor“, darüber hinaus zum Beispiel „The Cairn on the<br />

Headland“, „The Fire of Asshurbanipal“ und „The Thing on the Roof“.<br />

Howards Horror-Schöpfungen abseits des Mythos kommen natürlich auch zu ihrem Recht –<br />

etwa seine Werwolf-Geschichten, einige Gedichte (darunter das grandiose „Up, John Kane!“)<br />

und seine meiner Ansicht nach beste Geschichte, „Pigeons from Hell“. Ein Anhang mit<br />

Korrespondenzauszügen, Editionsnotizen und Errata zu den Storys rundet den Band ab.<br />

Im Fazit: Eine sehr unterhaltsame Lektüre, gerade, wenn man die Storys bislang nur in deutscher<br />

Übersetzung kannte. Auch wenn mir Howards Stil zu häufig in Richtung Sword-and-Sorcery<br />

abdriftet und ein wirklich tiefes Gefühl von „Cosmic Horror“ wesentlich seltener auftritt als bei<br />

Lovecraft – Howard ist ein Autor, den man öfter wieder lesen sollte.<br />

Ein eigenes Mysterium stellt übrigens die Angabe der Seitenzahl dar. Laut Amazon.de hat das<br />

Buch 560 Seiten, laut goodreads 400. Die mir vorliegende Ausgabe zählt 529 Seiten.<br />

Lovecraftsche Vorschau 11/12<br />

FESTA VERLAG<br />

Einzelveröffentlichung: Chronik des Cthulhu-Mythos II - H.P. Lovecraft, 464 Seiten, Dezember<br />

2011<br />

-Lovecrafts Bibliothek Band 26: Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis - Clark Ashton Smith, ca.<br />

380 Seiten, Ende 1. Quartal 2012<br />

-Lovecrafts Bibliothek Band 27: Tote erinnern sich - Robert Ervin Howard, ca. 352 Seiten, März<br />

2011<br />

-Lovecraft Bibliothek Band 28: Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos, Jeffrey Thomas, ca. 300<br />

Seiten, April 2012<br />

-Lovecraft Bibliothek Band 29: Die Heimsuchung - Whitley Strieber, ca. 400 Seiten, April 2012<br />

-Lovecrafts Bibliothek Band 30: Das Labyrinth des Maal Dweb - Clark Ashton Smith, ca. 380<br />

Seiten, ca. September 2012<br />

Lovecrafts Bibliothek 2631: Der schwarze Hund des Todes - Robert E. Howard, ca. 352 Seiten,<br />

4. Quartal 2012<br />

Sammleredition: Bis dass die Zeit den Tod besiegt - H.P. Lovecraft & Tim Curran, 220 Seiten,<br />

02. Dezember 2011<br />

GOBLIN PRESS<br />

-Der kataleptische Traum - Michael Knoke, ca. 100, Februar 2012<br />

-Nachtmahr Voodoo - Andreas Ackermann, Seitenanzahl noch unbekannt, Herbst 2012


NEMED HOUSE<br />

-Redmask 3 (Pulp Magazin) - Anthologie (Hrsg. Axel M. Gruner), Seitenanzahl noch unbekannt,<br />

In Vorbereitung 2012<br />

VOODOO PRESS<br />

-Horror Reihe: Innswich Horror - Edward Lee, ca. 200 Seiten, Mai 2012<br />

Schlaflos!: Die dunkle-satirische Glosse von Michaela Stadelmann<br />

2.: Llull und Lall. Bettina Unghulescu<br />

Es begab sich im finsteren Oktober anno 2011, dass ich mit meinen Liebsten die Frankfurter<br />

Buchmesse heimsuchte. Schließlich muss man up to date sein, komme was wolle. Mein Holder,<br />

auch als Besucher Feuer und Flamme, legt aufgrund meines romanischen Lerneifers eine Energie<br />

in Sachen Themenfindung an den Tag, dass selbst mir schwindelig wird, und hat die Übersetzung<br />

des Schnippels sehr aufmerksam verfolgt. Einzig mit dem Namen der rumänischen Version ist er<br />

nicht zufrieden.<br />

„Was ist denn aus dem 'ul' geworden?“, fragte er ein wenig enttäuscht, als ich ihm stolz den<br />

Strigoi präsentierte. Da ich nicht gleich verstand, holte er etwas weiter aus.<br />

„Kannst du dich an den unseligen Abend erinnern, als du mir auf der Bettkante die rumänische<br />

Grammatik nahebrachtest? Als du mir mit Verzweiflung im Blick erklärtest, dass sächliche<br />

Nomen in der bestimmten Einzahl ein 'ul', in der Mehrzahl hingegen ein 'ele' angehängt<br />

bekommen?“<br />

„Du meinst den Abend, als ich aufgeben wollte?“, vergewisserte ich mich. Er nickte grimmig.<br />

„Genau den. Es gelang mir erst, dich aufzuheitern, als ich dir den Schnippel ins Rumänische<br />

übersetzte.“ Mein Groschen fiel pfennigweise.<br />

„Ach. Bist du jetzt wohl beleidigt, weil es kein 'Schnippelul' geworden ist?“ Er zuckte mit den<br />

Schultern. „Es wäre eine nette Hommage an meine Bemühungen gewesen, dich vor einer<br />

mittelschweren Depression zu bewahren. Aber gut, gegen einen Strigoi komme ich natürlich<br />

nicht an.“ Natürlich hätte ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben können, aber Blut ist einfach<br />

dicker als Wasser, Strigoi bleibt Strigoi.<br />

Zurück nach Frankfurt. Ich merkte, dass mein Mann die Scharte irgendwie auswetzen wollte,<br />

und so dauerte es nicht lange, bis er mal den einen, mal den anderen Stand für einen Schnippel<br />

vorschlug. Besonders die spanische Standlandschaft erregte sein Interesse. Ich überlegte<br />

ernsthaft, warum ich nicht gleich alles aufzeichne, was er hier von sich gab, denn er hätte<br />

mühelos für die nächsten zwanzig Schlaflos-Schnippel gesorgt … Da prallte ich gegen ihn.<br />

Sein Vollbart rauschte vor Lachen, er rang nach Luft. Bebend deutete er auf ein Schild und<br />

fummelte nach einem Taschentuch. Ein wenig beunruhigt hob ich den Blick, als unsere Kurze in<br />

helles Kichern ausbrach.<br />

„Die Spanier kennen den Schnippel!“, kiekste sie und hielt sich die Seiten. Indigniert blickte ich<br />

mich um, doch wir fielen nicht mehr auf als der Ritter von der traurigen Gestalt auf seinem Pferd<br />

Rosinante.<br />

„Na und?“, meinte ich, um Lässigkeit bemüht. „Der hieß eben so. War ein spanischer<br />

Philosoph.“


„Aber er hieß Llull“, grinste mein Holder. „Gib's zu, du hast abgeschrieben.“<br />

„Habe ich nicht, ich bin doch nicht Gräfin Xerox“, verteidigte ich mich und zog ihn weiter. Mein<br />

Holder verdrehte den Hals und las langsam und viel zu laut: „IN-STI-TU-TO CER-VE-ZA“, was<br />

wiederum einer spanisch aussehenden Dame heftiges Stirnrunzeln entlockte. Viel zu deutlich rief<br />

sie uns nach: CERVANTES! Cerveza heißt Bier!“ Ihre Pupillen glichen rotierenden<br />

Windmühlenflügeln.<br />

Auch wenn man es nicht glauben mag, weder waren danach Riesen hinter uns her, noch wurden<br />

wir von einem kleinen dicken Bauern gedrängt, die Messe umgehend wegen Volksbeleidigung<br />

zu verlassen. Mein Holder verhielt sich in den folgenden Stunden nicht viel leiser, aber nach<br />

diesem Zwischenfall verwarf ich den Gedanken endgültig, etwas von ihm aufzuzeichnen. Mir<br />

war nicht nur sprichwörtlich alles Llull und Lall geworden …<br />

Die akustische Version gibt es HIER!<br />

Novitätenbericht des Monats<br />

DAS BLUTMEER, DIE TREPPE AUS GLAS<br />

Mit diesem neuen Titel wagt sich der Publizist und Schriftsteller Rolf Stolz ein weiteres Mal in<br />

phantastische Gefilde. Schon mit Das Haus auf der anderen Seite (ebenfalls Edition Bärenklau)<br />

hat der Autor eine kleine, atmosphärische Geschichte vorgelegt, die zu gefallen wusste.<br />

Autor: Rolf Stolz<br />

Verlag: Edition Bärenklau<br />

Umfang: 150 Seiten<br />

ISBN: <strong>39</strong>31164535<br />

Preis: 10,00 Euro<br />

Zum Inhalt:<br />

Ein wohl unerreichbares Ziel liegt vor drei Rittern und ihren<br />

Knappen, die sich im Spanien des Abenteurer- und<br />

Erobererzeitalters zu behaupten versuchen. Sie kämpfen und<br />

scheitern. Sie wachsen aneinander und sind doch jeder für sich,<br />

empfinden unsagbare Angst und handfeste Furcht, sie beweisen<br />

Mut und kapitulieren zu früh. Der, der alles wagt, kann auch alles verlieren. Doch derjenige, der<br />

nichts mehr wagt, hat längst verloren.


DER FALSCHE SPIEGEL<br />

Nun ist der Fortsetzungs-Band von LABYRINTH DER SPIELGE erschienen, in der es um einen<br />

Zukunftsvision geht, die aktueller den je scheint.<br />

ihm alles abverlangt.<br />

Autor. Sergej Lukianenko<br />

Verlag: Heyne Verlag<br />

Umfang: 576 Seiten<br />

ISBN: 9783453533721<br />

Preis: 14,99 Euro<br />

Zum Inhalt:<br />

War das Internet für die Menschen bisher ein Ort, der ihnen Freiheit<br />

und unendliche Möglichkeiten bot, so hat sich diese Bild urplötzlich<br />

gewandelt. Das Netz ist zum Gefängnis geworden aus deren „Tiefe“<br />

nur wenige Menschen jemals wieder entkommen können. Leonid<br />

gehört zu den Glücklichen, doch als sein ehemaliger Partner<br />

ermordet wird, muss er sich auf ein tödliches Spiel einlassen, das<br />

DER FLUCH DES COLORADO RIVER<br />

In dieser Themen-Anthologie beschäftigen sich die Autoren mit den Unheimlichkeiten des<br />

wilden Westens. Der Leser kann sich also sicher sein, dass in den Geschichten dieses Bandes,<br />

nicht nur Revolverkugeln durch die Luft fliegen werden.<br />

Autor: Anthologie (Hrsg. Stefan Cernohuby und Wolfgang<br />

Schroeder)<br />

Verlag: Verlag Torsten Low<br />

Umfang: 312 Seiten<br />

ISBN: 978<strong>39</strong>40036117<br />

Preis: 13,90 Euro (12,90 Euro bis zum 29.11.2011)<br />

Inhalt:<br />

Als Angus McGlenn einen ersten Spatenstich in den trockenen<br />

Boden eines Berghangs setzt, ahnt er nicht, dass er die Geschichte<br />

des amerikanischen Westens für immer verändern wird. Auf der<br />

Suche nach Gold entdeckt er ein natürliches, im Fels verborgenes<br />

Wasserbassin. Schon seit Jahrhunderten ist dieser heilige See der Ute-Indianer das Gefängnis<br />

böser Geister. Doch davon ahnt der Goldschürfer nichts, als er das Wasser ins Freie leitet. Durch<br />

das Rinnsal entfliehen die einstigen Gefangenen in die Fluten des Colorado River ...<br />

Stefan Cernohuby: Der Fluch des Colorado River<br />

Alfred Wallon: Kutsche nach Grand Junction<br />

Chris Schlicht: Kokopelli<br />

Sabrina Železný: Chili con Sangre<br />

Vincent Voss: Tränensteine oder die Geschichte von Jack Headshot


Marcel Klocke: Die Schuld der Anderen<br />

Susanne Haberland: Das Greenhorn von Harte’s Pocket<br />

Alina Schad: Leuchtturm im Canyon<br />

Bettina Ferbus: Der Ipinuk<br />

Christian Endres: Tot oder lebendig<br />

Lucas Edel: Kimama<br />

André Wiesler: Schwefel<br />

Navina Kleemann: Sibylls Vermächtnis<br />

Dirk Radtke: Silberregen<br />

Claudia Cernohuby: Gutgemeinte Ratschläge<br />

Bernd Teuber: Heilige Erde<br />

Heike Pauckner: Douglas Creek<br />

Wolfgang Schroeder: Pokere nie mit Dämonen<br />

Andreas Gruber: Schießerei am O K Corral<br />

DIE ENTDECKUNG DER NACHTSEITE<br />

… gilt unter Fans des Autors wohl als das heiß ersehnteste Werk. Ursprünglich sollte es 2004 in<br />

der GOBLIN PRESS erscheinen, was dann jedoch, durch deren zeitweilige Schließung nicht<br />

mehr realisiert werden konnte. Der Titel liegt nun im Verlag Lindenstruth als Glanzbroschur und<br />

schöne - auf 111 Exemplare limitierte – Leinen-Ausgabe vor. 10 Illustrationen von Thomas<br />

Hofmann schmücken den Band.<br />

Autor: Michael Siefener<br />

Verlag: Lindenstruth Verlag<br />

Umfang: 307 Seiten<br />

ISBN: 978<strong>39</strong>34273627 Taschenbuch/ 978<strong>39</strong>34273726 Leinen-<br />

Ausgabe<br />

Preis: 18,00 Euro Taschenbuch/ 34,00 Euro Leinen-Ausgabe<br />

Inhalt:<br />

Georg, ein unscheinbarer Antiquar, wohnt mit seiner Frau in der<br />

großen Stadt. Er führt ein Leben wie das von tausend anderen.<br />

Aber warum betrachtet ihn ein Penner als seinen Bruder? Woher<br />

kommen die sinnlosen Wutanfälle, die nächtlichen Alpträume? Die<br />

Nachtseite hat ihn als Opfer auserkoren, und sein Abstieg in die Hölle beginnt. Michael Siefener<br />

entwirft eine apokalyptische Vision vom Zerfall eines Individuums und dessen vergeblichen<br />

Versuchen, seine Existenz zu retten.


NANOTECH UND ANDERE UTOPISCHE WELTEN<br />

P.Machinery legt diesen Monat zwei Titel vor, in denen es zum einen recht kriminell zugeht und<br />

zum anderen eines der wohl klassischsten Motive der SF zu einer Sammlung kürzerer Texte<br />

verarbeitet wurde: Wie könnte die Menschheit in ferner Zukunft aussehen?<br />

Titel: Nanobots. Gefährliche Teilchen<br />

Autor: Veronika A. Ganger<br />

Umfang: 264 Seiten<br />

ISBN: 978<strong>39</strong>42533225<br />

Preis: 14,90 Euro<br />

Zum Inhalt:<br />

Die Wiener Privatdetektivin Stella Marini hat alle Hände voll zu<br />

tun, landet doch auf ihren Tisch ein unaufgeklärter Mordfall und die<br />

Suche nach einem vermissten Ehemann. Beide Vermissten waren<br />

Wissenschaftler und verkehrten in den gleichen Kreisen, doch<br />

woran arbeiteten beide?<br />

In Frankfurt, wohin die Ermittlungen Stella und ihren Partner Barry<br />

Denton verschlagen haben, treffen sie auf Barrys Schwester, die Journalistin Sam Evers, die<br />

einem gefährlichen Experiment der US-Army an Soldaten in Afghanistan auf der Spur ist.<br />

Besteht die Möglichkeit, dass beide Fälle zusammenhängen? Die Jagd nach der Wahrheit führt<br />

von Wien über Ramstein bis nach Washington.<br />

Titel: Utopia Terrana<br />

Autor: C.J. Knittel<br />

Umfang: 104 Seiten<br />

ISBN: 978<strong>39</strong>42533232<br />

Preis: 6,90 Euro<br />

Inhalt:<br />

Die Welt dreht sich unaufhörlich und die Zeit schreitet unentwegt<br />

voran. Was uns die Zukunft bringt, bleibt einzig und allein unserer<br />

Fantasie überlassen.<br />

Dieses Buch wagt einen solchen Blick in die Zukunft der<br />

Menschheit und zeigt in vier spannenden Utopien, was uns eines<br />

Tages erwarten könnte.


Leseprobe zu Utopia Terrana<br />

Der Letzte seiner Art<br />

1<br />

Frühzeitig hatten die Sensoren das Raumschiff zum Stehen veranlasst. Die inneren Planeten des<br />

Sonnensystems waren verschwunden. An ihrer statt befand sich ein Schwarzes Loch, welches<br />

unaufhörlich Materie von der Sonne absaugte und die äußeren Planeten zu sich zog.<br />

Auf der Kommandobrücke der Tulien war die Aufregung groß. Man versuchte herauszufinden,<br />

was geschehen war.<br />

»Laut der Datenbank besuchte zuletzt vor einundfünfzig Standardjahren ein Schiff der<br />

Gemeinschaft die Erdlinge. Damals existierte die Erde noch«, sagte einer der Offiziere und<br />

stützte sich mit seinen dünnen Ärmchen auf die Computerkonsole.<br />

Kommandant Felfin saß in seinem Sessel und lauschte den Ausführungen hinter sich. Er starrte<br />

auf den Monitor an seinem Computer und kratzte seinen großen grünen Kopf.<br />

»Singularitäten entstehen nicht einfach so. Untersuchen Sie die Quantensignatur.«<br />

Die anderen Offiziere sahen gespannt zu ihrem<br />

Kollegen herüber.<br />

»Die Signatur ist gleichförmig. Der Computer klassifiziert die Singularität als unnatürlich.«<br />

Der Kommandant schmunzelte.<br />

»Also haben sie sich selbst vernichtet. Und ich habe eine Wette gewonnen. Intelligenz ist doch<br />

Glückssache!«<br />

Felfin stand von seinem Sessel auf und richtete das Wort an seine Offizieren. Er verschränkte die<br />

Arme hinter dem Rücken.<br />

»Ihr seid zu jung, um die Menschen gekannt zu haben. Ich befinde mich jedoch nicht zum ersten<br />

Mal in diesem System. Viele Wissenschaftler vermuteten schon vor Jahren, dass sich die<br />

Erdlinge irgendwann selbst vernichten würden, denn sie waren unvernünftig und kurzsichtig.<br />

Und da dies ein Forschungsschiff ist, ist es unsere Aufgabe herauszufinden, was hier geschah.<br />

Gornag, Sie analysieren die Signatur und berechnen, wie alt die Singularität ist. Außerdem<br />

brauche ich eine Liste aller Ereignisse, die zu dieser Zeit auf der Erde stattfanden und für eine<br />

Katastrophe solchen Ausmaßes verantwortlich sein könnten.«<br />

Der Kommandant befand sich in seiner Kabine und saß im Sessel. Er schaute durch das Fenster<br />

ins All. Die Sonne war als heller Stern zu sehen, der alle anderen in den Hintergrund stellte.<br />

Scheinbar direkt vor dem Fenster, zog der Planet Jupiter seine Bahn.<br />

Es klopfte an der Tür. Nachdem er ihn hereingebeten hatte, betrat Gornag die Kabine. In seinen<br />

Händen hielt er eine Computertafel.<br />

»Kommandant, ich bin mit meiner Analyse fertig.«<br />

Felfin stand auf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.<br />

»Berichten Sie.«<br />

»Die Singularität ist neunundvierzig Jahre alt. Nach Erdzeitrechnung fällt ihre Entstehung in das<br />

Jahr 2010.«<br />

Der Kommandant sah nachdenklich auf den Boden.<br />

»2010. Und was fand zu dieser Zeit auf der Erde statt?«<br />

»Nun, das in diesem Zusammenhang einzig relevante Ereignis war ein Experiment in einem<br />

Teilchenbeschleuniger, mit dem die Entstehung des Universums erforscht wurde. Obwohl es<br />

Stimmen gab, die diese Katastrophe vorhersagten, fand das Experiment statt.«<br />

»Wir sehen, was daraus wurde. Die Frage ist nur, was wir jetzt unternehmen.«<br />

»Der Rat betrachtete die Erdlinge als zukünftiges Mitglied der Gemeinschaft. Die gängige


Meinung war, dass sie irgendwann vernünftig werden würden. Die Erdlinge waren jung, wie<br />

Kinder.«<br />

»Kinder, die mit Feuer spielen«, ergänzte Felfin.<br />

»Ich finde, sie verdienen eine Chance, ihre Fehler wiedergutzumachen. Der Rat würde mir<br />

zustimmen.«<br />

Der Kommandant sah seinem Offizier in die Augen.<br />

»Ich sehe das nicht so. Leider befinden wir zu weit draußen, um mit dem Rat Kontakt<br />

aufzunehmen. Wir müssen selbst entscheiden, was wir tun. Wir warten ab, wie sich die Dinge<br />

entwickeln. Treffen sie die nötigen Vorbereitungen für einen Zeitsprung in das Jahr 2010.«<br />

Kommandant Felfin saß in seinem Sessel und betrachtete den Monitor. Er zeigte die Erde. Blau<br />

und von Wolken verhangen. Unversehrt und nichts ahnend.<br />

»Entfernung?«, fragte er.<br />

»Zwei Einheiten«, antwortete einer der Offiziere.<br />

Und dann geschah es. Ein schwarzer Fleck entstand und breitete sich mit rasender<br />

Geschwindigkeit über den Planeten aus, bis dieser verschwunden war. Beklemmendes<br />

Schweigen verbreitete sich.<br />

»Haben Sie den Ort?«<br />

»Ja, eine Stadt namens Genf. Dort fing es an.«<br />

Felfin nickte.<br />

»Also gut, bringen Sie uns zurück. Eine Erdenstunde vor das Ereignis.« Er wandte sich in<br />

seinem Sessel um. »Gornag, Sie übernehmen diese Mission. Bringen Sie mir einen dieser<br />

sogenannten Wissenschaftler. Ich will sehen, wie lernfähig die Erdlinge tatsächlich sind.«<br />

2<br />

Gornag trug einen Tarnanzug, der es ihm ermöglichte, sich frei unter den Erdlingen zu bewegen,<br />

ohne gesehen oder von ihren Geräte entdeckt zu werden. Zügig ging er durch die Tunnel der<br />

unterirdischen Anlage. Bis zum Eintritt der Katastrophe verblieben nur wenige Augenblicke. Er<br />

folgte den Schildern zum Kontrollraum, denn er war mehrerer Sprachen der Erdlinge mächtig.<br />

Plötzlich wurde Alarm ausgelöstund eine Vibration durchfuhr die Anlage. Aufgebracht rannten<br />

die Menschen umher, wie Tiere auf der Flucht vor einem Feuer. In Panik stießen sie sich zu<br />

Boden oder versperrten einander den Weg. Ein Mann in einem weißen Kittel fiel und die anderen<br />

überrannten ihn. Gornag presste sich an die Wand neben ihm und ließ die Erdlinge passieren. Sie<br />

waren doppelt so groß wie er. Mit der Hand berührte er die Schulter des Mannes, der am Boden<br />

lag.<br />

»Hier Gornag, ich hab’ ihn«, sagte er in das Mikrofon seines Helms.<br />

Augenblicklich verschwanden sie und fanden sich auf der Kommandobrücke wieder. Die<br />

Offiziere umstellten den Mann und richteten ihre Waffen auf ihn. Gornag nahm seinen Helm ab.<br />

Der Erdenmann kam langsam zu sich und sah erschrocken in die Gesichter der Tulien. Bevor<br />

jemand etwas sagte, zeigte Felfin mit dem Finger auf den Monitor. Unwillkürlich sah der Mann<br />

hinüber und wurde Zeuge, wie sein Planet im Nichts verschwand.<br />

»Ihre Welt wurde zerstört. Es gibt jedoch eine Möglichkeit, sie zu retten.«<br />

Der Mann stand auf und sah durch die Reihe.<br />

»Das ist ein Scherz, oder? Da steckt Jean-Claude hinter, nicht wahr?«<br />

»Wer ist dieser Jean-Claude?«, fragte Gornag.<br />

»Unser Klassenclown.«<br />

»Bedaure, aber das hier ist real«, sagte Felfin mit ernstem Ton. »Ihr habt eure Welt vernichtet.<br />

Sagen Sie uns Ihren Namen.«<br />

Der Mann ging auf Felfin zu und berührte zaghaft sein Gesicht. Seine grüne Haut war zart und


fühlte sich echt an.<br />

»Mark. Ich heiße Mark. Und wer seid ihr?«<br />

»Wir sind die Tulien. Ich bin der Kommandant dieses Schiffes. Mein Name ist Felfin.«<br />

Der Mann taumelte zurück und drehte sich um. Er sah auf den Monitor, der das Schwarze Loch<br />

zeigte. Er spürte, wie seine Knie weich wurden, und sackte zusammen.<br />

»Das kann doch nicht wahr sein. Sie sind alle tot?<br />

Meine Familie?«<br />

Mit einem Fingerzeig deutete Felfin zweien seiner Offiziere, den Erdenmann auf die<br />

Krankenstation zu bringen. Sie stützten ihn und brachten ihn von der Kommandobrücke. Es<br />

würde einige Zeit dauern, bis er den ersten Schock überwunden hatte und sich klar machen<br />

konnte, was um ihn herum geschah.<br />

3<br />

Man hatte Mark eine Kabine gegeben und er erholte sich von den Strapazen seiner Rettung. Er<br />

lag auf dem Sofa und sah apathisch an die Decke. Er regte sich keinen Millimeter. Es war der<br />

Abend desselben Tages. Ein Summen erklang von der Tür her und Mark setzte sich erschrocken<br />

auf.<br />

»Herein.«<br />

Es war Felfin. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen trat er ein.<br />

»Wie geht es Ihnen?«<br />

»Ich würde sagen, den Umständen entsprechend. Die Vorstellung, dass alles, was ich je gekannt<br />

habe nicht mehr existiert, übersteigt meinen Verstand. Ich will nicht wahr haben, dass alle tot<br />

sind.«<br />

»Das glaube ich gern.«<br />

»Ich denke auch die ganze Zeit über das nach, was Sie gesagt haben. Sie sagten, es gäbe eine<br />

Möglichkeit, alle zu retten. Wie haben Sie das gemeint.«<br />

»So wie ich es sagte. Diese Möglichkeit besteht, denn wir besitzen die Fähigkeit, durch die Zeit<br />

zu reisen. Wir haben genau das getan, um hier herzukommen.«<br />

Mark dachte einen Augenblick nach.<br />

»Also könntet ihr zurückreisen und die Katastrophe verhindern.«<br />

»Richtig. Wir wollten herausfinden, was hier geschehen ist. In Anbetracht dessen, was aus den<br />

Menschen einmal werden könnte, stellt sich allerdings die Frage, ob eine Rettung der Erde<br />

sinnvoll ist.«<br />

Mark senkte die Brauen und sah ihn fragend an.<br />

»Was meinen Sie damit? Was könnte denn aus den Menschen werden?«<br />

»Die reinste Seuche! Ich werde es Ihnen zeigen, da mit Sie verstehen, was ich meine. Ich will<br />

ehrlich zu Ihnen sein, Mark. Wenn es nach mir ginge, bliebe die Menschheit ausgelöscht oder<br />

würde so bald wie möglich aussterben. Andere meinen jedoch, dass die Menschen das Potenzial<br />

zu großen Veränderungen besitzen. Zu großer Selbstentwicklung. Das ist das Problem, wenn<br />

man in die Zukunft sieht, es ist immer nur eine mögliche Zukunft.«<br />

»Und welche Rolle spiele ich dabei?«<br />

»Sie sind ein Repräsentant und im Augenblick, der letzte Ihrer Art. Von Ihrem Verhalten werde<br />

ich die Zukunft der Menschen abhängig machen.«<br />

»Das heißt also, Sie übertragen mir die Verantwortung für das Überleben meiner gesamten Art?«<br />

»Immerhin waren Sie an dem Experiment beteiligt, dass die Erde vernichtete.«<br />

Mark sah auf den Boden.<br />

»Ja, das stimmt leider. Ich frage mich die ganze Zeit, was schiefgelaufen ist. Es hätte nichts<br />

passieren dürfen.«<br />

»Was passiert ist, werden Sie irgendwann herausfinden, falls wir die Menschen retten.<br />

Momentan sollten andere Dinge wichtiger für Sie sein.«


»Und was muss ich tun, damit Sie die Menschheit retten, obwohl Sie das nicht wollen?«<br />

»Mich überzeugen. Im Moment leiden Sie noch unter den Auswirkungen des Schocks. Ich<br />

schlage vor, dass Sie Ihre Gefasstheit nutzen, um die Sache in Angriff zu nehmen. Wenn Sie das<br />

Hier und Jetzt realisieren, werden Sie nicht mehr imstande dazu sein. Die Trauer wird Sie<br />

übermannen. Kommen Sie auf die Kommandobrücke und seien Sie nur Sie selbst. Den<br />

Rest erledigt das Schicksal.«<br />

Felfin verschwand. Mark fühlte sich, als stecke er mitten in einem Traum, aus dem er nicht<br />

aufwachte. Doch es war real und man legte die Zukunft der Menschheit in seine winzigen<br />

Hände. Verrückt!<br />

Mark saß neben Felfin auf der Kommandobrücke. Die Tulien erforschten seit Jahrhunderten die<br />

Linien der Zeit und besaßen die Koordinaten für viele möglichen Zukünfte von zahllosen Orten.<br />

Nach wie vor befanden sie sich im Sonnensystem, doch in einer anderen Realität.<br />

»Wie ich bereits sagte, sind alle Ereignisse, die wir Ihnen zeigen Möglichkeiten. All das kann<br />

geschehen, oder auch nicht. Die Zeit ist kein starres System. Sie ist subjektiv und fließend. Sie<br />

geht nicht von A über B nach C. A existiert unendlich oft. Man könnte Jahrtausende damit<br />

verbringen, die Zeitlinien zu kartografieren und fände doch niemals die Letzte.«<br />

»Also ist die Gegenwart auch nur eine Möglichkeit«, entgegnete Mark.<br />

»Korrekt. Deshalb können wir sie verändern.«<br />

»Wenn es so viele Möglichkeiten gibt und ihr zwischen ihnen reist, woher wisst ihr dann, welche<br />

die echte ist.«<br />

»Wir kennen die entsprechenden Koordinaten. Aber die meisten Individuen haben nicht die<br />

Möglichkeit durch die Zeit zu reisen. So wie ihr Erdlinge. Deshalb ist immer die Zeitlinie die<br />

richtige, in der man sich befindet. Wir könnten Sie auf einer anderen Erde in einer anderen<br />

Zeitlinie absetzen, aber Sie würden die Unterschiede möglicherweise bemerken.«<br />

Auf dem Monitor erschien die Erde. Sie sah unscheinbar aus. Unverändert und ließ nicht<br />

erahnen, welches Leid ihre Bewohner durchmachten.<br />

»Es ist das Jahr 2065. Seit mittlerweile sechs Jahren herrscht der Dritte Weltkrieg. Die Menschen<br />

kämpfen um die letzten Ölreserven des Planeten. Und das Trinkwasser geht ihnen auch zur<br />

Neige. Und das auf einer Welt, deren Oberfläche zu siebzig Prozent von Wasser bedeckt ist.«<br />

Felfin sah zu Mark herüber. Dieser wusste, dass er sich seiner ersten Prüfung gegenübersah. Er<br />

schüttelte mit dem Kopf.<br />

»Es stimmt, die Menschen sind gewaltbereit, aber das liegt in ihrer Natur. Gab es in eurer<br />

Geschichte keine Kriege?«<br />

»Doch, die gab es. Aber wir ließen die Gewalt vor Jahrhunderten hinter uns.«<br />

»Na also«, bemerkte Mark. »Früher oder später werden auch wir die Gewalt hinter uns lassen.<br />

Ein halbes Jahrhundert ist zu wenig, um etwas über die Entwicklung eines Volkes sagen zu<br />

können. Was wir dort sehen, sagt nichts aus. Schon zu meiner Zeit gab es verstärkt Bemühungen,<br />

den Frieden auf der Erde zu bewahren. Das ist im Jahr 2065 sicher nicht anders.«<br />

»Und was ist mit dem Raubbau an der Natur? Dem Klimawandel?«<br />

»Der Klimawandel ist ein natürlicher Prozess, wie ihn das Klima auf der Erde ständig<br />

durchmacht. Zweifellos beeinflussen es die Menschen, aber ich bin sicher, dass sie auch das in<br />

den Griff bekommen werden. Auch hier gibt es Bemühungen.«<br />

Felfin hob den Zeigefinger und gab neue Koordinaten in den Computer an seinem Sessel ein.<br />

»Seien Sie sich nicht so sicher!«<br />

Das Bild auf dem Monitor verschwand und das Schiff begann zu vibrieren. Sie bewegten sich<br />

weiter durch die Zeit. Schließlich erschien die Erde wieder auf dem Bildschirm. Doch ihr<br />

Erscheinungsbild hatte sich verändert.<br />

»Sie haben es nicht in den Griff bekommen«, sagte Felfin mit einem Klang von<br />

Selbstbestätigung. »Wir sehen das Jahr 2278. Die globale Erwärmung hatte den Beginn einer<br />

Eiszeit zur Folge, welche die gesamte Nordhalbkugel unter einer kilometerdicken Eisschicht


egrub. Es herrscht wieder Krieg, oder sagen wir besser, noch immer. Die Erdlinge kämpfen um<br />

die südlichen Gebiete, in denen es warm ist. Sie ließen weder die Gewalt noch die Zerstörung<br />

der Erde hinter sich.«<br />

Mark zeigte auf den Monitor und zuckte mit den Schultern.<br />

»Das sind doch alles nur Möglichkeiten! Mögliche Zukünfte. Das haben Sie selbst gesagt. Nur<br />

weil wir es hier sehen, heißt das nicht, dass es eintrifft.«<br />

»Wenn wir über Möglichkeiten sprechen, sprechen wir auch über Wahrscheinlichkeiten«,<br />

entgegnete Felfin. »Ich sah, auf meinen Reisen, so viele Varianten der menschlichen Zukunft,<br />

dass ich sagen kann: Keine davon hat mir gefallen!«<br />

Wieder gab er Koordinaten in seinen Computer ein. Sekunden später erschien ein weiteres Bild<br />

der Erde auf dem Monitor.<br />

»Ein alternatives Jahr 2065. Die Erde nach einem Atomkrieg. Der halbe Planet ist verseucht und<br />

die Menschen leben wie im Mittelalter.«<br />

Mark versank in seinem Sessel und verschränkte die Arme vor der Brust.<br />

»Ich habe den Eindruck, Sie wollen uns gar keine Chance geben.«<br />

Felfin näherte sich ihm und sah ihn mit großen Augen an.<br />

»Auch das ist vollkommen richtig! Wenn es nach mir ginge, wären die Menschen längst<br />

vernichtet. Zu eurem Glück geht es aber nicht nach mir. Die Gemeinschaft setzt Hoffnung in<br />

euch, genau wie Sie.«<br />

»Woher kommt Ihr Hass auf die Menschen?«, fragte Mark.<br />

»Ich habe viel von eurer Zukunft gesehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr euch zum Guten<br />

wandelt, ist verschwindend gering. Ihr seid es nicht wert, dass man euch rettet. Je länger ihr<br />

existiert, desto mehr Leid bringt ihr über das Universum.«<br />

Mark zögerte und sah wütend geradeaus.<br />

»Das kann ich nicht glauben!«<br />

Wieder gab Felfin Koordinaten ein. Wieder vibrierte das Schiff, doch auf dem Monitor erschien<br />

nicht die Erde. Die Leere des Alls war zu sehen und immer wieder blitzten Lichtpunkte auf.<br />

Viele winzig anmutende Raumschiffe waren zu erkennen.<br />

»Das Jahr 3489. Wir befinden uns achtzigtausend Lichtjahre von der Erde entfernt. Wir können<br />

nicht näher heran, da sie uns entdecken würden. Die Menschen haben in dieser Zeit fünf<br />

Zivilisationen unterworfen. Die Übrigen drei verbündeten sich und begannen einen<br />

Vernichtungsschlag gegen sie. Darunter auch die Tulien. Doch sie scheitern. In zwei Jahren<br />

werden die Menschen die gesamte Galaxie erobert haben. Und meine Heimatwelt wird<br />

vernichtet sein.«<br />

Mark schüttelte mit dem Kopf.<br />

»Wir wissen nicht, ob es so kommen wird. Es sind nur Möglichkeiten. Wollen Sie für den<br />

Untergang eines Volkes verantwortlich sein, nur aufgrund einer möglichen Entwicklung? Ich<br />

kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Rat dem zustimmen würde.«<br />

»Verantwortlich sind Sie und Ihr Team in dieser sogenannten wissenschaftlichen Anlage«, gab<br />

Felfin zu bedenken. »Wie wollen Sie mir garantieren, dass die Menschen der Zukunft den<br />

richtigen Weg einschlagen?«<br />

»Das kann ich nicht, aber ich vertraue darauf. Und eine Kultur, die so hoch entwickelt,<br />

intelligent und vernünftig ist wie die Tulien, tut das sicherlich auch. Sie, Felfin, sollten sich nicht<br />

von Ihren persönlichen Empfindungen beeinflussen lassen.«<br />

Felfin begann zu kichern.<br />

»Ich bewundere Ihre ... Menschenkenntnis. Wir haben Ihnen tatsächlich etwas vorenthalten.<br />

Natürlich entdeckten wir auch andere Zukünfte. Und genau darin besteht das Problem.«<br />

Ein weiteres Mal reisten sie durch die Zeit und zurück zur Erde. Wieder sah sie wunderschön<br />

aus. Grün und blau, als sei nie etwas geschehen.<br />

»Was denken Sie, in welchem Jahr wir uns befinden?«, fragte Felfin.<br />

Mark stand auf und betrachtete den Monitor eingehender. Er sah winzige Städte und riesige


Wälder.<br />

Dann drehte er sich zu Felfin und sah ihn fragend an.<br />

»Befinden wir uns noch in der Zukunft?«<br />

Dieser nickt und grinste dabei.<br />

»Nicht allzu weit würde ich sagen. Vielleicht das Jahr 2011?«<br />

Felfin stand auf und ging zu ihm.<br />

»Irrtum! Das ist ebenfalls das Jahr 3489. Die Menschen haben in den vergangenen tausend<br />

Jahren gelernt, im Einklang mit ihrer Natur zu leben. Und sie wurden ein wichtiges Mitglied in<br />

der Gemeinschaft der Völker.«<br />

Mark lächelte.<br />

»Das ist doch großartig!«<br />

»Ja, schon. Das Problem ist die Wahrscheinlichkeit, mit der sich die Menschen derart entwickeln<br />

werden. Wir berechneten, dass sich die Erdlinge mit einer Wahrscheinlichkeit von achtundvierzig<br />

Prozent in einem aus unserer Sicht positiven Sinne entwickeln werden. Mit anderen Worten, die<br />

Chancen sind ausgeglichen, mit einer geringen negativen Tendenz.«<br />

Mark schwieg. Er sah Felfin ausdruckslos an.<br />

»Ihr hättet einen Politiker oder einen Anwalt entführen sollen. Tod wäre ich besser dran. Ich<br />

weiß nun mal nicht, was passieren wird. Selbst ihr wisst es nicht. Was kann ich noch tun? Warum<br />

helft ihr uns nicht einfach, besser zu werden? Ein hoch entwickeltes Volk wie ihr, könnte ein<br />

primitives Volk wie uns, das so großes Potenzial besitzt nach seinem Vorbild formen. An eurer<br />

Seite könnten wir wachsen.«<br />

Felfin setzte sich.<br />

»Und irgendwann würdet ihr uns in den Rücken fallen oder eure Unabhängigkeit verlangen.«<br />

»Das kann doch niemand wissen! Vielleicht wärt ihr es, die uns in den Rücken fallen. Das sind<br />

doch alles nur Spekulationen. Das ist nicht genug, um eine so weitreichende Entscheidung zu<br />

treffen.«<br />

Felfin nickte und faltete die Hände. Nachdenklich saß er da.<br />

»Ich stimme Ihnen in diesem Punkt zu. Wir werden dorthin zurückkehren, wo wir unsere Reise<br />

begannen. Ich werde mich mit meinen Offizieren beraten und eine Entscheidung fällen. Sie<br />

können in Ihre Kabine zurückkehren. Ich werde zu Ihnen kommen, wenn wir uns entschieden<br />

haben.«<br />

Mark nickte und verließ die Kommandobrücke. Er war froh, es hinter sich zu haben, auch wenn<br />

er nicht wusste, wie die Sache ausgehen würde. Als er seine Kabine betrat, sah er aus dem<br />

Fenster das Schwarze Loch.<br />

4<br />

Mark lag wieder auf dem Sofa, als es an der Tür summte. Rasch stand er auf. Felfin trat ein und<br />

blieb drei Meter vor ihm stehen.<br />

»Wir haben eine Entscheidung getroffen. Einen Kompromiss. Er berücksichtigt sowohl euer<br />

Potenzial für die Zukunft wie auch den Umstand, dass ihr euch bereits ausgelöscht habt. Wir<br />

mischen uns sehr ungern in die Belange anderer Kulturen ein und wir sind auch keine Götter.<br />

Deshalb geben wir die Verantwortung über den Fortbestand eurer Welt ab. Zurück an denjenigen,<br />

der sie von Anfang an hätte haben sollen. An Sie.«<br />

Mark betrachtete ihn ungläubig.<br />

»An mich? Was soll das heißen?«<br />

»Das Schicksal verurteilte eure Welt zur Vernichtung. Sie und Ihr Team vollstreckten dieses<br />

Urteil. In meiner Welt gibt es eine Jahrhunderte alte Diskussion darüber, ob wir das Recht<br />

besitzen, den Lauf der Dinge zu beeinflussen oder nicht. Ich selbst bin im Hinblick auf diese<br />

Frage unentschlossen.«<br />

»Ich verstehe nicht. Was bedeutet das? Was wird aus mir?«


»Betrachten Sie Ihre Erlebnisse bei uns, als eine Art Erleuchtung, eine Vision, eine Eingebung.<br />

Sie erhalten von uns die Möglichkeit, den Lauf der Dinge zu verändern. Aber sollten Sie<br />

scheitern, sterben Sie gemeinsam mit dem Rest Ihrer Welt.«<br />

»Soll das heißen, Sie schicken mich zurück?«, fragte Mark überwältigt und machte einen Schritt<br />

auf ihn zu.<br />

»Sie bekommen eine Stunde Zeit, sich einen Plan auszudenken. Dann schicken wir Sie zurück.<br />

Fünf Minuten vor das Ereignis. Sie haben eine geringe Chance, die Katastrophe zu verhindern.<br />

Aber es wird die Letzte sein. Es war mir ein Vergnügen, Mark, Sie kennengelernt zu haben.<br />

Leben Sie wohl.«<br />

Felfin drehte sich herum und ging. Mark sank kraftlos auf das Sofa. Er wusste, wie man die<br />

Anlagen abschaltete, das Experiment stoppte, doch autorisiert war er dazu nicht. Er würde sich<br />

jemandem anvertrauen müssen. Das Schicksal der Welt lastete auf seinen Schultern. Es war ein<br />

merkwürdiges Gefühl. Unfassbar und surreal. Mark kam sich vor, wie eine Laborratte.<br />

Als sich Mark orientierte, erkannte er, dass er an jener Stelle stand, an der ihn seine Kollegen<br />

totgetreten hätten. Wenige Meter vom Kontrollraum entfernt. Die Uhr lief. Schnellen Schrittes<br />

ging er los. Durch ein kleines Fenster sah er in den Kontrollraum hinein. Seine Kollegen saßen<br />

da und sahen gebannt auf die Monitore. Mark wusste, dass es nichts bringen würde<br />

hineinzustürmen und Chaos zu verbreiten. Er verfolgte einen anderen Plan. Er rannte durch die<br />

Korridore bis zum Aufzug. Mit diesem fuhr er ins Erdgeschoss, wo sich das Büro des<br />

Projektleiters befand. Während er lief, stieß er immer wieder mit Kollegen zusammen, die er<br />

unsanft beiseite drängte.<br />

Schließlich erreichte er das Büro. Ohne anzuklopfen, stieß er die Tür auf. Er stand unmittelbar<br />

vor dem Schreibtisch. Ein älterer Mann in weißem Kittel sah ihn erschrocken an.<br />

»Mark? Was ist denn los? Wieso bist du nicht unten?«, fragte er verwirrt.<br />

»Stopp das Experiment! <strong>Ruf</strong> im Kontrollraum an, sie müssen den Versuch abbrechen!«<br />

»Bist du verrückt geworden? Was ist denn nur los?«<br />

Der Mann stand auf und stützte sich auf den Tisch.<br />

»Harry, bitte vertrau mir! Etwas Schreckliches wird passieren. Wir dürfen das Experiment nicht<br />

durchführen.«<br />

»Hast du eine Ahnung, was nötig war, um dieses Experiment überhaupt durchführen zu können?<br />

Ich kann die Sache nicht einfach abblasen. Vielleicht könnte ich es, wenn du mir etwas mehr<br />

sagen würdest.«<br />

»Die Anlage wurde sabotiert!«, rief Mark panisch.<br />

»Es ist ein Terroranschlag! Alles wird in die Luft fliegen, sobald das Experiment läuft!«<br />

Der Mann zögerte. Dann griff er träge zum Telefon.<br />

»Wenn das ein Scherz ist, bist du deinen Job los!«<br />

»Damit könnte ich leben.«<br />

Harry drückte eine Taste und nahm den Hörer ans Ohr. Es dauerte einige Sekunden, bis er<br />

jemanden erreichte.<br />

»Hier ist Harry, wartet noch mit dem Experiment... Ja, du hast richtig gehört, ihr sollt warten ...<br />

Was soll das heißen, es geht nicht mehr? Ihr habt bereits angefangen?«<br />

Er ließ den Hörer langsam sinken und legte auf.<br />

»Das Experiment läuft. Wir können es nicht mehr beenden.«<br />

Mark spürte eine Vibration unter seinen Füßen, die sich zu einem schwachen Beben steigerte.<br />

Sein Herz begann zu rasen.<br />

»Gott steh uns bei. Was haben wir getan?«<br />

Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Er besaß keine Empfindungen mehr. Als er sich besann,<br />

stand er auf der Kommandobrücke des Tulien-Schiffes. Auf dem Monitor sah er die Erde im<br />

Nichts verschwinden.<br />

»Nein!«, schrie er und wandte sich an Felfin.


»Schickt mich zurück! Ich versuche es noch einmal!«<br />

»Die Zeit ist kein Spielzeug, ihr hattet eure Chance.«<br />

Wären Sie in den Kontrollraum gegangen, hätten Sie sich selbst gegenübergestanden. Aus Angst<br />

hätten Ihre Leute das Experiment ausgesetzt. Auch ein simpler Feueralarm hätte ausgereicht. Es<br />

war die falsche Entscheidung.«<br />

Mark lag zu Felfins Füßen und weinte.<br />

»Aber keine Sorge, Sie werden leben. Wir nehmen Sie mit zu unserer Heimatwelt. Wenn Sie es<br />

wollen, können Sie vor dem Rat einen formellen Protest einlegen. Sollte der Rat dem nicht<br />

nachkommen, werden Sie eine Erinnerung an die Menschheit sein und ein Beispiel dafür, wie<br />

man es nicht macht. Außerdem verliere ich nur ungern eine Wette.«<br />

SAG ONKEL<br />

Mit Sag Onkel liegt nun die dritte Veröffentlichung von Greg Gifune im deutsche Sprachraum<br />

vor. Das der US-Amerikaner ein begnadeter Autor der düsteren und brutalen Art ist, dürfte sich<br />

schon lange herumgesprochen haben. Wer mehr über Gifune erfahren möchte, sollte sich diese<br />

Interview zu Gemüte führen.<br />

Autor: Greg F. Gifune<br />

Verlag: Festa Verlag<br />

Umfang: 220 Seiten<br />

ISBN: 9783865521248<br />

Preis: 13,95 Euro<br />

Zum Inhalt:<br />

Onkel war ein guter Mensch. Immer hat er Andy und Angela vor<br />

dem Übel dieser Welt beschützt. Onkel half den Kindern. Onkel<br />

wusste immer, was zu tun war.<br />

Als die beiden jedoch älter werden, ist es für sie eine schmerzvolle<br />

Erfahrung, verstehen zu müssen, dass Onkel selbst böse sein musste,<br />

um das Böse zum bekämpfen …


GESPENSTERGESCHICHTEN<br />

Obzwar Edith Whartons Beiträge zur dunklen Phantastik recht übersichtliche Ausmaße haben,<br />

muss die Autorin zu den „Grand Dame“ des Genre gerechnet werden. Ihre<br />

Gespenstergeschichten sind intelligent erzählt, vermeiden das Klischee und vermögen den Leser<br />

von der ersten Seite an zu packen. Jeden begeisterten Leser des Klassisch-Unheimlichen wird<br />

diese Sammlung auf das Höchste erfreuen!<br />

Granatapfelkerne<br />

Der Spiegel<br />

Autor: Edith Wharton<br />

Verlag: Suhrkamp Verlag<br />

Umfang: 310 Seiten<br />

ISBN: 978-3-458-35776-6<br />

Preis: 7,00 €<br />

Zum Inhalt:<br />

Die Glocke der Kammerzofe<br />

Die Augen<br />

Danach<br />

Kerfol<br />

Der Triumph der Nacht<br />

Miss Mary Pask<br />

Behext<br />

Mr. Jones


Pickmans Model by Johann Peterka


Weitere Neuerscheinungen<br />

DIE CHRONIKEN VON GOR 7: DIE SKALVIN<br />

Autor: John Norman<br />

Verlag: Basilisk Verlag<br />

Umfang: 408 Seiten<br />

ISBN: 978<strong>39</strong>35706520<br />

Preis: 15,90 Euro<br />

Zum Inhalt:<br />

Die schöne, eigenwillige und verwöhnte Elinor Brinton findet sich<br />

nach einer missglückten Flucht auf der grausamen Gegenerde wieder.<br />

Nun muss sie sich den brutalen Gesetzten der Gesellschaft von Gor<br />

unterwerfen und ihren Stolz aufgeben. Als Vergnügungssklavin wird<br />

sie im berüchtigten Feldlager des Sklavenhändlers Targo gehalten.<br />

Um jeden Preis will Elinor aus dieser Hölle entfliehen, doch dann<br />

wird sie an einen neuen Herrn verkauft …<br />

GHOSTHUNTERS 1: UNHEIL AUS DER TIEFE<br />

Autor: Simon R. Green<br />

Verlag: Lübbe Verlagsgruppe<br />

Umfang: 287 Seiten<br />

ISBN: 9783404206575<br />

Preis: 8,99 Euro<br />

Inhalt:<br />

Diese Agenten sind die Besten der Besten. J.C. Chance: scharfsinnig,<br />

mutig und beinahe unerträglich arrogant. Melody Chambers:<br />

Wissenschaftsexpertin und Technikfreak, zuständig für die Waffen<br />

gegen das Übernatürliche. Happy Jack Palmer: drogensüchtiger<br />

Telepath, den man lieber nicht in seinem Kopf haben möchte.<br />

Gemeinsam kämpfen sie gegen das Paranormale. Ihr aktueller Auftrag lautet: Die<br />

Geistererscheinungen in der Londoner U-Bahn untersuchen und eliminieren. Was sie nicht<br />

wissen: Sie selbst sollen in dieser Nacht ebenfalls eliminiert werden …


STADT DER TOTEN<br />

Autor: Brian Keene<br />

Verlag: Heyne Verlag<br />

Umfang: 464 Seiten<br />

ISBN: 9783453528116<br />

Preis: 8,99 Euro<br />

Inhalt:<br />

New York nach der Apokalypse: Ein kleines Häufchen Überlebender<br />

hat sich unter der Führung des ehemaligen Milliardärs Darren<br />

Ramsey in einem Wolkenkratzer verschanzt und versucht<br />

verzweifelt, sich den Auswirkungen der Katastrophe<br />

entgegenzustemmen. Doch in den Straßen der Stadt rüsten<br />

seelenlose Kreaturen zur letzten Schlacht – Wesen, die nur ein Ziel<br />

kennen: die Vernichtung der Menschheit!<br />

AUCHTUNG!: Folgeband von Auferstehung (erschienen 11. April 2011)<br />

WENN DER POSTMANN ZWEI MAL KLINGELT<br />

Autor: James M. Cain<br />

Verlag: Festa Verlag<br />

Umfang: 176 Seiten<br />

ISBN: 9783865521385<br />

Preis: 9,95 Euro<br />

Zum Inhalt:<br />

Das Ehepaar Nick und Cora führen an irgendeiner staubigen Straße<br />

in Kalifornien eine kleine Raststätte. Als der abgebrannte Rumtreiber<br />

Frank auftaucht, bietet Nick ihm einen Aushilfsjob an.<br />

Nicks attraktive Ehefrau beachtet Frank zunächst kaum, doch bald<br />

beginnen beide ein Verhältnis miteinander; und sie fassen den<br />

Beschluss, den ahnungslosen Nick umzubringen. Der erste Versuch<br />

misslingt, doch so schnell geben die beiden nicht auf …


Con-Kalender 2012<br />

MÄRZ 2012<br />

-Leipziger Buchmesse: 15.03.2012 bis 18.03.2012 (http://www.leipziger-buchmesse.de)<br />

APRIL 2012<br />

-EuroCon: 26.04.2012 bis 29.04.2012 (http://zagreb-eurocon2012.com)<br />

-MarburgCon: 28.04.2012 (http://www.marburg-con.de)<br />

MAI 2012<br />

-HomBuch: 12.05.2012 (http://www.homburger-buchmesse.de)<br />

JUNI 2012<br />

-ElsterCon: 22.06.2012 bis 24.06.2012 (http://www.fksfl.de)<br />

JULI 2012<br />

-LomnitzCon: 13.07.2012 bis 15.07.2012 (http://www.urania-dresden.de/SFClub.html)<br />

MAI 2012<br />

-ColoniaCon: 26.05.2012 bis 27.05.2012 (http://www.coloniacon.eu)<br />

OKTOBER 2012<br />

-BuchmesseCon: 13. Oktober 2011 (http://www.buchmessecon.info)


ARCANA Nr. 15<br />

Die Zeit ist reif für eine weitere Ausgabe des Phantastik-Magazins ARCANA. Auch dieses Mal<br />

erwartet den Leser wieder eine Mischung aus Artikeln, Geschichten und Rezensionen.<br />

Uwe Voehl<br />

Rezensionen<br />

Autor: Anthologie (Hrsg. Robert N. Bloch und Gerhard G.<br />

Lindenstruth)<br />

Verlag: Verlag Lindenstruth<br />

Umfang: 72 Seiten<br />

ISSN: 1610-7373<br />

Preis: 4,00 Euro<br />

Inhalt:<br />

Kioskgeflüster<br />

Das Verschwinden des Michael Siefener. Ein Bericht von Ulrich<br />

Spiegel<br />

Die Maske. Eine Novelle von Richard Marsh<br />

Das deutsche Horror-Forum.com - eine digitale Kaminplauderei von


Neben dem Deutschen Phantastik Preis, dem Kurd-Laßwitz-Preis und dem Marburg Award<br />

gibt es auch den Vincent Preis, der seit 2007 für Werke der Unheimlichen Phantastik und Horror<br />

vergeben wird. Veranstaltet wird dieser Award von Michael Schmidt und Elmar Huber.<br />

Ziel des Vincent Preis ist die Förderung deutschsprachiger Werke des Genres Horror und<br />

Unheimliche Phantastik. Dazu werden auch relevante News; Interviews sowie Leseproben auf<br />

http://vincent-preis.blogspot.com/ veröffentlicht. Der Vincent Preis startete 2007 und wurde<br />

2010 zum 4. Mal durchgeführt. Der Vincent Preis ist ein Publikumspreis. Wahlberechtigt sind<br />

alle Mitglieder der Foren www.horror-forum.com , www.hoergruselspiele.de und eine<br />

ausgewählte Jury aus Autoren, Grafikern, Verlegern und Journalisten. Wer sich berufen fühlt,<br />

dem Vincent Preis seine Expertise zur Verfügung zu stellen, kann einfach bei uns nachfragen.<br />

Von uns kontaktierte Personen sind natürlich ebenfalls stimmberechtigt.<br />

Vincent Preis 2011<br />

2012 wird zum fünften Mal der Vincent Preis durchgeführt. Ziel des Vincent Preis ist die<br />

Förderung deutschsprachiger Werke des Genre Horror und Unheimliche Phantastik.<br />

Nominierungsberechtigt sind alle Werke mit deutschsprachiger Originalausgabe des Genres<br />

Horror und Unheimliche Phantastik. Mystery, Psycho-Thriller und artverwandte Varianten der<br />

düsteren Phantastik sind ebenfalls nominierungsberechtigt.<br />

Die vollständigen Regeln finden sich hier:<br />

http://vincent-preis.blogspot.com/2010/09/regeln-des-vincent-preis.html<br />

Stimmabgabe an vincent@defms.de per Email oder per PN des Horror-Forums. Die Vorrunde<br />

läuft bis zum 31.1.2012.<br />

Die Übersicht, was im Jahr 2011 erschienen ist, findet sich in der Liste Horror 2011<br />

Hier das Formular zur Wahl des Vincent Preis 2011:<br />

1.Bester deutschsprachiger Roman<br />

1. Platz= 3Pkt.<br />

2. Platz= 2Pkt.<br />

3. Platz= 1Pkt.<br />

2. Bestes internationales Literaturwerk<br />

1. Platz= 3Pkt.<br />

2. Platz= 2Pkt.<br />

3. Platz= 1Pkt.<br />

3. Beste deutschsprachige Kurzgeschichte<br />

1. Platz= 3Pkt.<br />

2. Platz= 2Pkt.<br />

Pressemeldung zum Vincent Preis


3. Platz= 1Pkt.<br />

4. Beste Grafik aus dem deutschsprachigem Raum<br />

1. Platz= 3Pkt.<br />

2. Platz= 2Pkt.<br />

3. Platz= 1Pkt.<br />

5. Beste deutschsprachige Anthologie/Kurzgeschichtensammlung/Magazin<br />

1. Platz= 3Pkt.<br />

2. Platz= 2Pkt.<br />

3. Platz= 1Pkt.<br />

6. Bestes deutschsprachiges Hörspiel/Hörbuch<br />

1. Platz= 3Pkt.<br />

2. Platz= 2Pkt.<br />

3. Platz= 1Pkt.<br />

7. Sonderpreis<br />

1. Platz= 3Pkt.<br />

2. Platz= 2Pkt.<br />

3. Platz= 1Pkt.<br />

Die Ergebnisse des Vincent Preis 2010 für die besten Werke im Genre Horror und<br />

Unheimliche Phantastik<br />

Bester deutschsprachiger Roman<br />

Harald A. Weissen - Begegnung mit Skinner (Sieben Verlag)<br />

Bestes internationales Literaturwerk<br />

Jack Ketchum - Die Schwestern (Atlantis)<br />

Beste deutschsprachige Kurzgeschichte<br />

Arthur Gordon Wolf - Die Dunwich-Pforte (Dunwich, Basilisk Verlag)<br />

Beste Grafik aus dem deutschsprachigem Raum<br />

Mark Freier: Das Haus am Waldrand (Blitz)<br />

Beste deutschsprachige Anthologie/Kurzgeschichtensammlung/Magazin<br />

Michael Schmidt - Zwielicht 2, Eloy Edictions (Anthologie)<br />

Bestes Hörbuch/Hörspiel<br />

H.P. Lovecraft - Gruselkabinett 44+45 - Berge des Wahnsinns (Titania Media)<br />

Sonderpreis<br />

Frank Festa für verlegerische Tätigkeiten


Das Ergebnis:<br />

http://vincent-preis.blogspot.com/2011/0…preis-2010.html<br />

Die bisherigen Preisträger:<br />

http://vincent-preis.blogspot.com/2010/0…en-vincent.html<br />

Gesellschaftskritik glamourös Verpackt<br />

Eine Buchbesprechung von Benjamin Kentsch<br />

Titel: Der Trip<br />

Autor: Jeremy C. Shipp<br />

Verlag: Voodoo Press<br />

Umfang: 177 Seiten<br />

ISBN: 978<strong>39</strong>02802118<br />

Preis: 12,95 Euro<br />

Ein kurzer Einblick:<br />

Schluss mit dem langweilen Dasein eines Blaublüters! Zeit für DEN<br />

TRIP – eine einjährige Odyssee, gesponsert von den freundlichen<br />

Konzernen der Nachbarschaft. Doch die große weite Welt bekommt<br />

Bernard Johnson nicht zu sehen. Dafür wird er ein Entführungsopfer<br />

und die Schlüsselfigur eines geheimen Drogenkriegs. Und vermisst<br />

dabei nicht ein einziges Mal seinen ganz eigenen „American Dream“.<br />

Bewertung:<br />

Rezicenter<br />

Eine wirre Handlung, unausgegorene Figuren, die gerne Namen und Eigenschaften ändern, ein<br />

schwer zugänglicher Stil – und dennoch ist „Der Trip“ für den Wonderworld Award for Best<br />

Bizarro Fiction nominiert. Kann das sein? Es kann sein! Vergleichbar ist Shipps Werk vielleicht<br />

noch mit Nick Mamatas' „Abwärts. Move Underground“ (Edition Phantasia), wobei beide Werke<br />

allerdings vollkommen andere Themen behandeln. Sprachlich mag Shipp Mamatas nicht<br />

hinterherhinken, in der Ausführung und Gestaltung des Romans liegen allerdings Welten. Wo<br />

Mamatas beeindrucken kann, enttäuscht Shipp grenzenlos.<br />

Trotz dieser herben Kritik, beweist Jeremy C. Shipp aber eines: Thematisch kann er seine<br />

Geschichte glamourös verpacken. Selten habe ich einen so gesellschaftskritischen Roman<br />

gelesen, der der Menschheit keineswegs ihr Verfehlen plakativ vor Augen führt, sondern das<br />

Anliegen zwischen den Zeilen trägt und doch direkt hinausposaunt. Macht und Korruption<br />

prägen das Bild der reichen Staaten. Nicht nur du und ich können gekauft werden, sondern jeder.<br />

Vertuschung und Verschleierung liegen an der Tagesordnung. Jeremy C. Shipp zeichnet ein<br />

dreckiges, verräterisches und käufliches Bild einer Welt, für die man sich schämen muss.<br />

Insbesondere dann, wenn man Bürger der reichen Staaten ist. Lassen wir uns nicht mehr blenden,<br />

entdecken wir die Wahrheiten unserer Regierungen, die Wahrheiten, die still unter den Tisch


gekehrt werden, wenn wir nicht hingucken!<br />

Über die gravierend stilistischen Schwächen kann die grandiose Ausarbeitung des Themas<br />

allerdings nicht hinwegtäuschen. Mir widerstrebt es fast, die Stilistik schlecht zu nennen, denn<br />

ich glaube, dass die Stilistik gerade bei diesem Roman ein sehr subjektiver Eindruck ist. Mit<br />

Shipps Stil kann ich wenig anfangen, andere lassen ihn vielleicht vergolden. Bevor mein<br />

Eindruck also für bare Münze genommen wird, bitte ich darum, sich selbst ein Bild zu machen.<br />

Fazit:<br />

Subjektiv stilistisch schwach kann das Gegengewicht, das gesellschaftskritische Thema, auf<br />

ganzer Linie punkten. Schwer lesbar bleibt „Der Trip“ dennoch und fällt damit in die Kategorie:<br />

durchgefallen. Nominiert wurde der Roman dennoch für den Wonderworld Award for Best<br />

Bizarro Fiction – Für mich fragwürdig; doch entscheidet selbst.<br />

2 von 5 Punkten<br />

Auch zu finden unter Legimus.de<br />

Die Unterwelt lässt grüßen<br />

Eine Buchbesprechung von Thomas Hofmann<br />

Titel: Styx – Fluss der Toten<br />

Autor: Anthologie (Hrsg. Steffen Janssen)<br />

Verlag: Luzifer Verlag<br />

Umfang: 368 Seiten<br />

ISBN: 978<strong>39</strong>43408003<br />

Preis: 13,95 Euro<br />

Im Horror-Forum lief gerade eine Diskussion über den Sinn und<br />

Unsinn von noch mehr Anthologien. Wobei vorrangig die<br />

Anthologien von „Nachwuchsautoren“ unter Beschuss standen.<br />

Es fällt nämlich auf: Seit einigen Jahren erscheint eine schiere<br />

Unmenge an „Nachwuchs-Anthologien“, das Bücher-Machen ist so<br />

einfach wie nie; warum also nicht?<br />

Sicher muss man differenzieren: Da gibt es die Sammlungen versierter Herausgeber in<br />

mittlerweile szene- und genrebestimmenden (nicht mehr so) Klein-Verlagen, es gibt durchaus<br />

begrüßenswerte Ergebnisse von Ausschreibungen zu einem bestimmten Thema, meist von<br />

anerkannten Plattformen und Phantastik-Clubs ausgerufen, und leider gibt es auch eher<br />

zweifelhafte Sammlungen, wo man als Leser vielleicht mehr redaktionelle Auswahl gewünscht<br />

hätte und von denen man schnell den Eindruck gewinnt, dass es gar nicht so gut ist, dass das<br />

Bücher-Machen jetzt so einfach ist.<br />

Tja, wie kann man da noch durchsehen?<br />

Für mich hat das Phänomen noch einen Aspekt: Da ein „richtiges“ Buch eine ganz andere<br />

Erwartungshaltung beim Leser erzeugt, als noch die Fanzines vor 10 Jahren, kann man leicht<br />

enttäuscht und abgeschreckt werden. Auch wenn die Fanzines nicht billig waren, so musste man<br />

nicht gleich 15 € löhnen, um dann doch festzustellen, dass die Storys eben keinen<br />

„professionellen“ Ansprüchen gerecht werden.<br />

Ich will nicht mit langen Vorreden langweilen. Was hat das alles mit dem hier vorliegenden Buch<br />

zu tun?


Erst einmal kann man dem Herausgeber nur gratulieren und alles Gute für die Zukunft<br />

wünschen. Ein neuer Verlag ist geboren! Nun darf er sich auf dem verlegerischen Schlachtfeld<br />

behaupten. Inzwischen gibt es ja auch einige – auch namhafte – Verlage (die ich nicht missen<br />

möchte). Es dürfte auch hier nicht einfacher werden, den Ansprüchen zu genügen: Wir sind<br />

einfach verwöhnt, auch wenn die Horror- und Phantastikfans sicher immer noch neidisch über<br />

den Ozean nach Westen blicken. –Was mich betrifft: Ich kann gar nicht so viel lesen, wie das auf<br />

Deutsch gedruckt wird.<br />

Also habe ich es gerne mit dem ersten Erzählungsband des neuen Luzifer-Verlages versucht.<br />

Einen tollen äußerlichen Eindruck macht er schon mal! Alle Achtung! Er hat einen<br />

stimmungsvollen Einband, liegt gut in der Hand, ist solide verarbeitet, hat auch ein paar<br />

Illustrationen. Am Ende des Buches findet man biografische Notizen, leider aber nicht zu allen<br />

Beteiligten, einige Zeichner fehlten, auch wenn es die Rubrik-Überschrift verspricht.<br />

Soll ich nun den Band in eine der von mir selbst skizzierten Rubriken einordnen? Ach, möchte<br />

ich nicht. Unterm Strich bin ich allerdings nicht hundertprozentig zufrieden.<br />

Einige Beiträge sind – für meine Begriffe – „fannische“ Erzählungen; nicht mehr und nicht<br />

weniger. Es ist schön, neue Namen, damit neue Eindrücke zu gewinnen. Doch einigen<br />

Erzählungen fehlt die Reife.<br />

Eine einfache Sache fiel mir auf: Es gibt in einigen Erzählungen Sätze ohne Verben. Sind die am<br />

aussterben? Ich habe es schon verstanden: das soll Rasanz hinein bringen, soll schlagzeilenartig<br />

wirken. Mir ist das zu offensichtlich reißerisch.<br />

Es gab aber durchaus richtige kleine Perlen. Ein paar Notizen zu einigen Storys (hey, ohne<br />

Verb!): Als ich „Verhasster Fluss, verhasstes Land“ von Karl Plepelits las, dachte ich zunächst,<br />

das wäre so etwas wie ein Vorwort. Der Text mutet zunächst wie ein Essay an, in dem über das<br />

Thema allgemein etwas gesagt wird, über die mythologischen Hintergründe. Dann kam der Plot<br />

dazu, Figuren, es wurde eine Geschichte. Die Platzierung ist aber richtig, denn man wird sehr<br />

schön in das Thema „Unterwelt, Styx, Fährmann, Reich der Toten, und wie man da wieder raus<br />

kommt“, eingeführt. Es handelt sich um eine moderne Orpheus-Variation, verfasst von einem<br />

Opern-Fan.<br />

In „Hinter den Masken“ von Bernd Teuber trifft ein Mauerblümchen auf einen geheimnisvollen,<br />

etwas verruchten Edelmann im Venedig des Karnevals.<br />

Das ist so eine Story, die ich eher in einem Fanzine vermuten würde: Einfacher Plot, einfacher<br />

Stil.<br />

„Das Loch“ von Steve Kußlin greift kryptozoologische Elemente auf. Nun ja, auch da bin ich<br />

„verwöhnt“: „Der Schlund“ von C. Hagen ist da einfach besser und auch plausibler, um mal eine<br />

Beispiel zu bemühen. Typisch für solche Erstlingswerke ist sicher auch, dass die Handlung nach<br />

Amerika verlegt werden muss. Warum eigentlich? Vielleicht weil die literarischen Vorbilder des<br />

Autors aus den USA kommen? Das Ganze liest sich dann auch wie nach einem Skript zu einem<br />

(nicht erstklassigen) amerikanischen Streifen. Besonders übel fand ich die „Kinologik“, wonach<br />

was Fremdes erst mal abgeknallt werden muss. (Wobei ich nicht glaube, dass Amerikaner<br />

generell so denken!) Aber die Figur des schrulligen Alten (Tee-Schnorrer) fand ich toll!<br />

„Der Fährmann, der Tote und der Obolus“ von Marius Kuhle war für mich eines der Highlights<br />

des Bandes! Richtig gut! Tolle Idee, sehr gut ausgeführt.<br />

Tote müssen ja den Fährmann bezahlen, wenn sie über den Fluss wollen. Doch was tun, wenn<br />

einem die Münze geklaut wird oder man sie verliert? Das Ganze wird modern erzählt, auch<br />

darüber, wie ein Fährmann in seinem Beruf beginnt und man erfährt, was passiert, wenn man den<br />

Fluss selbst überqueren möchte, schwimmend. ..<br />

Achim Amme legt das Thema in „Kafkas Geburtstag“ recht frei aus. OK; ist eine willkommene<br />

Abwechslung! Es geht im Grunde um Verwirrungen und Verirrungen am Set zu einem Film.<br />

Auch „Der dunkle Fluss“ von Dennis Huber hat einen tollen Stil, quasi sehr literarisch. Einfach<br />

großartig für einen Neuling! Erzählt wird über die Begegnung zweier Schriftsteller, von denen


einer eine besondere Reise hinter sich brachte.<br />

Die traumhafte Zwischenwelt und schwarze Romantik in „Über den Styx“ von Sebastian Gaidus<br />

gefiel mir auch sehr gut.<br />

„Kassandra“ von Elisa Wächtershäuser geht in die Klassik hinein. Hat mir auch recht gut<br />

gefallen. Eindrucksvoll erzählt sie von der Wahrsagerin, die ihre Gabe vom Gott Apoll bekam,<br />

und die auch ein Fluch ist.<br />

Einige Storys sind sehr kurz und gehören meiner Meinung nach auch in Fanzines. Interessant ist,<br />

dass das Motiv der unheilbaren Krankheit mehrmals auftaucht. Ich denke, hier hätte der<br />

redaktionelle Rotstift auch ansetzen müssen, denn solche Redundanz langweilt schnell.<br />

Die Illustrationen boten übrigens große Abwechslung, dafür gebührt dem Verleger (und natürlich<br />

den Grafikern) großes Lob!<br />

Brutaler Zombie­Roman mit Sprechfehler<br />

Eine Buchbesprechung von Florian Hilleberg<br />

Titel: Im Reich der Siqqusim<br />

Autor: Brian Keene<br />

Verlag: Otherworld Verlag<br />

Umfang: 512 Seiten<br />

ISBN: 978<strong>39</strong>50218510<br />

Preis: variiert, da nur noch antiquarisch erhältlich<br />

Auferstehung<br />

Ein militärisches Experiment endet in einer globalen Katastrophe.<br />

Ein Riss in den Dimensionen entsteht und etwas kommt herüber und<br />

erweckt die Toten zu einem neuen, unheiligen Leben. Der<br />

Wissenschaftler Baker ist der letzte Überlebende im Testgelände Havenbrook. Auch sein Kollege<br />

und Freund Dr. Timothy Powell wird zum Untoten, der einen unbändigen Hunger nach<br />

menschlichem Fleisch entwickelt. Entgegen der landläufigen Meinung, basierend auf<br />

einschlägigen Filmen, können die Zombies sprechen. Doch es ist nicht der ursprüngliche<br />

Charakter, der aus den seelenlosen Körpern spricht, sondern etwas unsagbar Böses. Baker<br />

ergreift die Flucht aus Havenbrook, in der Hoffnung einen Platz zu finden, der sicher ist und<br />

noch nicht von Zombies überrannt wurde.<br />

Der Bauarbeiter Jim hat sich in einem Luftschutzbunker verbarrikadiert, während seine<br />

hochschwangere Frau Carrie draußen als Zombie umherwandert und unablässig Eingang fordert.<br />

Bevor Jim die Hoffnung ganz aufgibt, erhält er einen Anruf seines Sohnes aus erster Ehe, Danny,<br />

der in New Jersey lebt. Er habe sich mit seiner kranken Mutter auf dem Dachboden<br />

eingeschlossen, während sein Stiefvater als Zombie durchs Haus läuft. Diese Nachricht gibt Jim<br />

neuen Mut und er wagt einen Ausbruchsversuch. Auf seiner langen Reise nach New Jersey<br />

macht er die Bekanntschaft des älteren Pfarrers Martin, der ihn auf seiner Odyssee durch das von<br />

Zombies verseuchte Land begleitet. Doch die Untoten sind nicht die einzige Gefahr.<br />

Paramilitärische Gruppierungen, die das Gesetz in die eigenen Hände genommen haben,<br />

Plünderer und Kannibalen machen die Gegend zunehmend unsicherer.<br />

Das muss auch Frankie feststellen, eine ehemalige Fixerin, die vor ihrem Dealer und seinen


Schlägern auf der Flucht ist, und sich in einem Zoo versteckt hat, der von Zombie-Tieren nur so<br />

wimmelt. Doch Frankie ist zäh und kennt das Gesetz der Straße. Auf ihrer Flucht gerät sie an<br />

eine Einheit der Nationalgarde, geführt von dem wahnsinnigen Colonel Schow, der die Gunst der<br />

Stunde genutzt und sich zum uneingeschränkten Herrscher über Leben und Tod gemacht hat. Als<br />

schließlich auch Baker in seiner Hände fällt, kennt seine Machtgier keine Grenzen. Er befiehlt<br />

die Umsiedlung der gesamten Kolonie, bestehend aus Soldaten und unterdrückten Zivilisten.<br />

Sein Ziel: Das militärische Testgelände Havenbrook. Der Ursprung der seuchenhaften<br />

Auferstehung …<br />

Stadt der Toten<br />

Jim Thurmond ist es gelungen gemeinsam mit der Prostituierten Frankie und dem Prediger<br />

Martin nach New Jersey zu fahren, um dort Danny, Jims Sohn zu retten. Doch es dauert nicht<br />

lange, da wimmelt es vor dem Haus von Jims Ex-Frau und Dannys Mutter von Zombies. In<br />

wirklich allerletzter Sekunde gelingt es den Gefährten mit Hilfe von Dannys Nachbarn Don De<br />

Santos der blutgierigen Horde zu entkommen. Zusammen schlagen sie sich bis New York durch,<br />

wo sie von einer Patrouille Überlebender, die mit einem Hubschrauber unterwegs ist, aufgelesen<br />

werden. Die Patrouille gehört zu einem befestigten Wolkenkratzer, dem Ramsey Tower, der<br />

angeblich unzerstörbar und uneinnehmbar ist. Sein Besitzer und Erbauer, der Milliardär Darren<br />

Ramsey, will dort so viele Überlebende wie möglich unterbringen, damit die menschliche Rasse<br />

nicht ausstirbt. Doch angesichts des allgegenwärtigen Grauens verliert er die Kontrolle, und<br />

gefährdet durch seinen Messias-Komplex das Leben der Anwesenden. Und diese Schwäche nutzt<br />

Ob, der dämonische Anführer der Zombies, gnadenlos aus. Er weiß, dass sich im Ramsey-Tower<br />

die letzten Menschen von New York verschanzt haben. Fällt diese letzte Bastion der Menschheit,<br />

können die Zombies über Gottes Schöpfung triumphieren. Und die Zahl der Untoten ist schier<br />

unendlich, und darüber hinaus gut bewaffnet ...<br />

Meinung:<br />

Brian Keene ist einer der produktivsten und bemerkenswertesten amerikanischen Horror-<br />

Autoren. Das gilt vor allem für das zur Zeit beliebteste Subgenre, seit es Vampire gibt: Zombies.<br />

Losgetreten von George A. Romeros „Night of the living Dead“ begeistern die<br />

menschenfressenden Untoten ein Millionenpublikum (ob dies Anlass zur Beunruhigung gibt,<br />

kann an dieser Stelle nicht ausreichend beantwortet werden). Dass das Zombiephänomen auch in<br />

der Literatur bestens funktioniert hat Brian Keene bereits in „Totes Meer“ hinlänglich bewiesen.<br />

Sein minimalistischer und fast schon voyeuristischer Stil ist wie geschaffen, um die<br />

Schreckensszenarien einer postapokalyptischen, von Untoten bevölkerten Welt zu<br />

dokumentieren. Und dabei gelingt es Keene immer wieder dem scheinbar eingeschränkten<br />

Thema neue Facetten zu verleihen. In „Auferstehung“ beweist der Schriftsteller Mut und bricht<br />

eherne Gesetze des Genres, die gerade für Zombie-Puristen starken Tobak darstellen dürften. Die<br />

Überlebenden bekommen es nicht nur mit menschlichen lebenden Leichen zu tun, sondern auch<br />

mit mannigfaltigen Zombie-Tieren. Dieser Umstand allein dürfte seit den RESIDENT EVIL-<br />

Filmen indes kaum noch jemanden überraschen oder gar stören. Doch ein sprechender Zombie<br />

galt bislang als absolutes Sakrileg. Umso mehr gebührt Brian Keene die höchste Anerkennung,<br />

dass er diesen Umstand glaubhaft und spannend umzusetzen versteht. Die übersinnliche<br />

Komponente tritt bald in den Hintergrund und die düstere, beklemmende Atmosphäre nimmt den<br />

Leser gefangen. Dabei wird die Aufmerksamkeit gleich auf drei, später sogar vier<br />

Handlungsstränge gelenkt. Jim, als Prototyp des aufopferungsvollen Vaters, verkörpert den<br />

amerikanischen Gutmenschen, der mit all seinen Stärken und Schwächen wohl zur<br />

Identifikationsfigur Nummer eins für den (männlichen) Leser avanciert. Doch auch mit der<br />

toughen Frankie leidet man mit und bewundert ihren Mut, während man zugleich abgestoßen ist


von den Dingen, die sie zu tun gezwungen ist, um zu überleben. Würde das Buch verfilmt<br />

werden, wäre Morgan Freeman sicherlich die beste Besetzung für Pfarrer Martin, der Jim nicht<br />

nur ein treuer Gefährte, sondern auch Beichtvater und seelische Stütze ist. Der Wissenschaftler<br />

Baker hingegen steht für die Reue, die man empfinden mag, wenn man mit seinen Fehlern<br />

konfrontiert wird, die man in bester Absicht begangen hat. Aufopferungsvoll kümmert er sich um<br />

den minderbegabten Wurm, der wie durch ein Wunder überlebt hat. Im späteren<br />

Handlungsverlauf treffen die Protagonisten auf die Einheit von Colonel Schow, einem Sadisten,<br />

wie er im Buche steht und dem Soldaten Skip, der die Gräuel seiner Kameraden verurteilt, aber<br />

sich außerstande sieht, dem Terror-Regime ein Ende zu bereiten. Gerade hier zeigt Keene auf<br />

erschreckend plastische Art und Weise, dass Menschen selbst ihre ärgsten Dämonen sind und in<br />

Sachen Grausamkeit den lebenden Toten in Nichts nachstehen. Hier greift der Schriftsteller die<br />

Botschaft auf, die George A. Romero bereits in seinen Filmen immer wieder verkündete.<br />

Während die Zombies ihre Gräueltaten stoisch, ohne sichtbare Regung und von einem<br />

animalischen Instinkt getrieben begehen, morden und foltern die Menschen bewusst aus Gier<br />

und Sadismus. Die Story des vorliegenden Buches wird zudem so rasant und dramatisch<br />

geschildert, dass selbst kleinere Fehler im Lektorat nicht weiter ins Gewicht fallen. Es klingt<br />

einfach unelegant, wenn Dialoge genickt oder gelächelt werden.<br />

Auch im zweiten Teil des Romans, „Stadt der Toten“, lebt die Geschichte von seiner<br />

außergewöhnlichen Brutalität und Zeit zum Verschnaufen haben Leser und Protagonisten eher<br />

weniger. Das führt dazu, dass viele neu hinzugekommene Figuren oberflächlich und blass<br />

wirken. Frankie, Jim und Martin indes, sowie Danny und Don De Santos, wachsen dem Leser<br />

schnell ans Herz, so dass man mit den Überlebenden bis zur letzten Seite mitfiebern kann.<br />

Gelungen ist Keene auch die Figur des Obdachlosen Lauspelz, der mit seinem Kater Gott den<br />

Überlebenden einen Ausweg zeigt, als schon alles verloren scheint. Sehr skurril, teilweise schon<br />

satirisch angehaucht, sind die Szenen in denen der Siqqusim ob den Angriff auf den Ramsey-<br />

Tower organisiert, vor allem als der Anführer der Zombies genüsslich menschliche Augäpfel aus<br />

einem Popcorn-Eimer mampft. Keenes Schreibstil ist einfach, schnörkellos und sehr<br />

minimalistisch. Dem Autor geht es um plakative Ekel- und Schockeffekte, als um literarischen<br />

Anspruch. Das Ende des Romans wird die Leser sicherlich spalten und ist wirklich nicht leicht<br />

zu verdauen.<br />

Nichtsdestotrotz liefert der Autor mit „Das Reich der Siqqusim“ einen der eindringlichsten,<br />

schockierendsten und brutalsten Zombie-Romane ab, trotz ihres „Sprechfehlers“.<br />

Aufmachung:<br />

Die edel gestaltete Hardcover-Ausgabe des Otherworld-Verlags kommt auf hochwertigem Papier<br />

mit Lesebändchen daher. Anne Stokes schuf ein treffendes Covermotiv für den Schutzumschlag,<br />

auf dem die Zombies auf die Militärkolonne zutorkeln. Im Hintergrund ist der Ramsey-Tower zu<br />

sehen, der im zweiten Teil zum Schauplatz des Geschehens wird. Zwei äußerst gelungene,<br />

ganzseitige Innenillustrationen des Künstlers Jan Balaz lassen das Herz eines jeden bibliophilen<br />

Zombie-Fanatikers höher schlagen.<br />

Fazit:<br />

Ein Zombie-Schocker der Superlative. Horror, Action und Ekel satt. Ein schonungsloses und<br />

brutales Lesevergnügen mit originellen Ideen, sowie glaubwürdigen und sympathischen<br />

Protagonisten.<br />

Auch zu finden unter LITERRA.INFO


Blutiger Nebel<br />

Eine Buchbesprechung von Eric Hantsch<br />

Titel: Schattenkrieger<br />

Autor: Brian Morland<br />

Verlag: Otherworld Verlag<br />

Umfang: 464 Seiten<br />

ISBN: 9783800095179<br />

Preis: 19,95 Euro<br />

Der Zweite Weltkrieg mutet nur noch wie ein leiser Schall aus<br />

dumpfer Vergangenheit an, doch den hoch dekorierten Veteran Jack<br />

Chambers plagen schreckliche Alpträume aus dieser Zeit. Für ihn ist<br />

die Schlacht im Hürtgenwald (eines der verlustreichsten Gefechte für<br />

die US Army im Zweiten Weltkrieg) glimpflich verlaufen, sein<br />

Männer jedoch, fanden den Tod und ihre Leichen wurden im<br />

Feindesland begraben – zusammen mit einen dunklen Geheimnis,<br />

das nun seine Seele zu ersticken droht. Um diese schwere Last endlich von sich werfen zu<br />

können, schickt Jack seinen Enkel Sean nach Deutschland, versehen mit zwei wichtigen<br />

Utensilien (ein Tagebuch und eine Karte), an seinen guten Bekannten General Briggs. Schon im<br />

Flugzeug begegnet Sean Rabbi Goldstein, der als Kapplan und Sanitäter an der Seite seines<br />

Großvaters gekämpft hat und nun versucht, Sean davon abzuhalten, das Tagebuch den General<br />

zu übergeben. Der jüdische Geistliche scheitert jedoch. Kurz nachdem die Dokumente ihre<br />

Bestimmung gefunden haben, wird in einer schnellen Aktion der verlassene Friedhof, auf dem<br />

für Jack Chamber der Krieg ein jähes Ende fand, nach den Leichen seiner Kameraden durchsucht<br />

und in ihre Heimat überführt. Sean vertieft sich während dieser Zeit in das Tagebuch seines<br />

Großvaters, dass Briggs ihm zur Lektüre überlassen hat; und schnell muss der junge Mann<br />

erfahren, dass Krieg nicht nur mit Waffengewalt bestritten werden kann.<br />

Drüber geschaut:<br />

Hauptschauplatz des Geschehens ist die Auseinandersetzung im Hürtgenwald, die zwischen den<br />

6. Oktober 1944 bis 10. Februar 1945 tobte. Mit seiner Kompanie ist Jack Chamber in dieser<br />

„grünen Hölle“ stationiert. Bei dem Versuch, die feindlichen Linien zu durchbrechen, werden er<br />

und seine Männer wieder und wieder zurückgeschlagen. Der anhaltenden Regen, die ständig<br />

nebelverhangene Umgebung und das unwegsame Terrain setzten den Soldaten zu. Überall lauert<br />

versteckt der Feind, dem die Umgebung bestens bekannt ist und diesen Vorteil nach Kräften<br />

auszunutzen weiß. Auf den Seiten der US Army gibt es bereits viele Verluste und der Kampf<br />

wird mehr mit dem Mut der Verzweiflung bestritten.<br />

An dieser Stelle gelingt es Brian Moreland vortrefflich, den Schrecken des Krieges authentisch<br />

zu vermitteln. Detailliert schildert er den Feldalltag mit seinen kleinen und großen<br />

Grausamkeiten, ohne dabei in Trivialitäten abzugleiten. Fast ist es den Leser möglich, die<br />

unaufhörlichen Salven des Munitionsfeuer zu hören und den Korditgeruch – vermischt mit dem<br />

Brodem des Blutes – in der Nase brennen zu fühlen. Einzige die Wetterbeschreibungen nehmen<br />

im Lauf der Handlung unglaubwürdige Formen an, das es Tagelang nur zu regnen scheint,<br />

dauernd Nebel die Sicht verschleiert und auch Blitz und Donner nicht gegeizt wird.<br />

Um seine Männer so schnell, wie nur möglich aus diesem Irrenhaus – erbaut aus dichten


Bäumen, Gewalt und Angst – herauszubringen, geht er einen Deal mit der Sondereinheit X-2 des<br />

OSS (Office of Strategic Services; von 1942-1945 Geheimdienst der USA) ein. Diese<br />

Spezialkämpfer haben den Auftrag die Operation „Eisensarg“ zu verhindern, die den Nazis den<br />

entscheidenden Vorteil in diesen Krieg verschaffen soll. Als die Soldaten die feindlichen Linien<br />

überwunden haben, werden sie von der Gegenseite heftig unter Beschuss genommen. Und<br />

obzwar die Spezialeinheit nicht wehrlos ist, gelingt es ihnen nicht, den Gegner unschädlich zu<br />

machen. Fast mag es scheinen, als wären die Truppen der Nazis unverwundbar. Schließlich<br />

gelingt es den Soldaten – sichtlich dezimiert – in einer Kirch, die eigentliches Ziel der Operation<br />

war, Unterschlupf zu finden. Doch gerade, als sich alle etwas sicherer fühlen, bricht der<br />

eigentliche Wahnsinn los.<br />

Wurde die Handlung bisher vor allem durch den Kampf gegen die Wehrmacht der Nazis<br />

bestimmt und das wiederkehrende Auftauchten schattenhafter, unsterblicher Krieger, die die<br />

Situation der Protagonist mehr und mehr aussichtslos erscheinen lassen, dominiert, gewinnen die<br />

Mystery-Elemente des Roman nun spürbar an Bedeutung. Und plötzlich findet sich der Leser,<br />

zusammen mit den Charakteren, gefangen zwischen der jüdischen Geheimlehre Kabbala und<br />

heidnischer Magie, durch die es den Nazis gelungen ist, unbezwingbare Krieger aus Lehm zur<br />

formen. Die Sage um den Prager Golem lässt grüßen - wenn auch nur verhalten.<br />

Stetig beginnt sich nun die Handlung von „Schattenkrieger“ zu einem Roman zu entwickeln, in<br />

dem zwei Geheimgesellschaften versuchen, sich den Rang abzulaufen. Verbunden mit dem<br />

übertriebenen Einsatz dieser okkulten Elemente erhält der – bis dahin – recht gelungene Roman<br />

einen herben Dämpfer – zu übertrieben und künstlich ist die Wirkung. Das Gut-Böse-Schema<br />

tritt den Leser nunmehr auch sehr offensiv ins Bewusstsein, was ein müdes Abwinken zur Folge<br />

haben dürfte. Trotzdem vermag es Moreland die Protagonist lebendig zu charakterisieren, wobei<br />

einzig die Figur des Pierce Fallon, der zur X-2 Einheit gehört und sich später als Verbündeter der<br />

Nazis erweist, zum blanken Klischee verkommt. Der Einbruch des Übernatürlichen fällt oftmals<br />

nicht sehr atmosphärisch aus, sonder wirkt aufgesetzt, was sich durchaus störend auf die Lektüre<br />

auswirken kann, dafür reizt der Roman die Phantasie des Lesers vor allem mit den Schilderungen<br />

des Kriegsgeschehen, die sehr einnehmenden beschrieben sind.<br />

Fazit:<br />

„Schattenkrieger“ ist ein temporeicher Roman, der mit viel Action und Splatter aufwartet. Würde<br />

zum Ende hin die Handlung nicht so plakativ durch die Einführung des okkulten Ingrediens<br />

korrumpiert, Brian Morelands Werk könnte als rundum gelungen bezeichnet werden.<br />

Auch zu finden unter LITERRA.INFO


Skurriles aus der Phantastik­Gruft<br />

Eine Buchbesprechung von Benjamin Kentsch<br />

Titel: Raumanzüge und Räuberpistolen<br />

Autor: Jasper Nicolaisen, Jakob Schmidt und Simon Weinert<br />

Verlag: Shayol Verlag<br />

Umfang: 124 Seiten<br />

ISBN: 978<strong>39</strong>26126948<br />

Preis: 10,00 Euro<br />

Ein kurzer Einblick:<br />

Seit 2009 tritt die Lesebühne Schlotzen & Kloben – das sind Jasper<br />

Nicolaisen, Jakob Schmidt und Simon Weinert – an jedem ersten<br />

Donnerstag des Monats in der tristeza in Berlin auf. Der vorliegende<br />

Band enthält ihre besten Geschichten, in denen es unter anderem um<br />

bährenohrige Prinzessinnen, Metabolismus-Invertiten von Torus-5<br />

und den Tod, der ohne seinen Stachel ganz deprimiert wird, geht. Texte, die so lange im<br />

Genretopf geschmort haben, bis etwas daraus geworden ist, das so im Rezept garantiert nicht<br />

vorgesehen war.<br />

Bewertung:<br />

Jasper Nicolaisen, Jacob Schmidt und Simon Weinert sind das Lesebühnen-Trio Schlotzen &<br />

Kloben. Dass die Geschichten mehr gehört denn gelesen werden, merkt man den Texten sehr<br />

schnell an. Ein echtes Manko ist das jedoch nicht. Denn Genrekonventionen werden<br />

geflissentlich über Bord und kreative, ungewöhnliche Ideen durcheinander geworfen; sehr zur<br />

Freude des Dirigenten, der mit Arbeit förmlich überhäuft wird. Irgendwie muss schließlich ein<br />

lesbarer Text herauskommen, der sich nicht wie ein Wust aus Zufallsideen lesen lässt. Schlotzen<br />

& Kloben sind ein äußerst fähiger Dirigent, sodass auch der Leser seine helle Freude an den<br />

Texten hat. Sofern er mit den unterschiedlichsten Stilen und Genrevermischungen zurecht<br />

kommt.<br />

„PUSSY-PRINZ PASST! KEINE RETTUNG DER PRINZESSIN IN SICHT!“, kritzelten die<br />

Reporter auf ihre Blöcke. (S. 19)<br />

Jasper Nicolaisens „Die Prinzessin mit den Bährenohren“ möchte Märchen und Satire<br />

zugleich sein. Flappsig vorgetragen, erzählt die Story von Identitätsstörungen, Diskriminierung<br />

und der Macht der Boulevardpresse. Skurril, humorvoll, ein wenig gruselig und ein bitterböses,<br />

romantisches Ende – reicht doch, oder?<br />

Jacob Schmidts „Mr. Swift“ ist einfacherer, aber nachdenklicherer Natur, lässt aber auch nicht<br />

das Außergewöhnliche vermissen. Vordergründig eine Abenteuergeschichte auf hoher See,<br />

erzählt die Story von der Ausbeutung der Natur und dem Leben im Einklang mit genau dieser.<br />

Einfach und effektiv.<br />

Nicht einmal der Mossad hat von der Urananreicherungsanlage in meinem Verlies Wind<br />

bekommen, ein Quäntchen Stolz lässt den Eiszapfen meines Gemüts an den Rändern tauen. (S.<br />

49)


Simon Weinerts „Mein einziger Freund“ lässt eine geradlinige Story missen, kreist stattdessen<br />

lieber um das ewige Alleinsein, der Schwierigkeit von wirklich guten Freundschaften und dem<br />

Weg an das Ziel eben dieser. Satirisch tödlich und mit einer Pointe versehen, zeigt sich auch<br />

diese Geschichte in bester Gewandung mit dem Vorzeigeschild: Kleines, aber feines Kunstwerk.<br />

Jasper Nicolaisens „Warum das verwunschene Juwel von Zagghot noch immer darauf<br />

wartet, geraubt zu werden“ kehrt der Ausgangssituation ignorant den Rücken, um sich<br />

schlussendlich umso vehementer in den Vordergrund zu rücken. Ausgang, Folgerung und<br />

Konsequenz spielen sich perfekt die Klinke einander in die Hände.<br />

Jacob Schmidts „Die Gruft der Urgeluffen“ ist eine SciFi-Geschichte über die<br />

Oberflächlichkeit des Menschen (Ich liebe dich, weil du Geld hast – Ich liebe dich, weil du mir<br />

Geld beschaffst) und der Nahrungsknappheit im Weltraum.<br />

„wach auf, o tod!“<br />

„was?“ da hat er die augen aufgeschlagen, geblinzelt, schnief, gleich wieder das taschentuch<br />

gezückt. (S. 82)<br />

Simon Weinerts „stachel“ verausgabt sich künstlerisch in Wort und Bild. Der Tod, schniefend<br />

auf der Suche nach seinem stachel, ist ein parodistisches Zerrbild seines eigentlichen Charakters.<br />

„stachel“: Amüsant groteske Verniedlichung einer oft gefürchteten Persönlichkeit.<br />

„Vertrau mir einfach. Wir müssen um unser Leben wichsen.“ (S. 97)<br />

Jasper Nicolaisens „Hausaufgaben“ ist eine verdrehte Harry-Potter-Umkrempelung auf der<br />

Suche nach dem Dolch von Wilhelmina Wuffelcoat in den tiefen Kerkern des Internats – bloß<br />

auf homoerotisch getrimmt.<br />

Jacob Schmidts „Die drei Gaben des Waldes“ spielt mit der Idee des Schneeballeffekts: Du<br />

rettest mich – ich töte dich. Ich schaffe mir eine Leibgarde zum Schutz meiner Person an – die<br />

Leibgarde …<br />

Simon Weinerts „Ein Sieg“ ist eine gesellschaftskritische Parabel auf das Ungleichgewicht<br />

unseres Globus, mischt zugleich psychologische Krisenmomente eines Vaterproblems unter und<br />

der Protagonist jagt seiner geraubten karierten Socke hinterher, um letztendlich den<br />

Unterdrückten und Erniedrigten einen sportlichen Frieden zu bescheren.<br />

Wie sagt man so schön? Friede, Freude, Eierkuchen!<br />

Fazit:<br />

„Raumanzüge und Räuberpistolen“ ist keine große Literatur. Aber große Literatur ist für eine<br />

Lesebühne auch zu schwer. Stattdessen warten die drei Herren Jasper Nicolaisen, Jacob Schmidt<br />

und Simon Weinert mit knackig erfrischend spaßigen Geschichten auf, die sprachlich ohne<br />

großen Aufwand zünden. Gut, dass keiner der Autoren sich selbst oder seine Geschichten ernst<br />

nimmt.<br />

4 von 5 Punkten<br />

Auch zu finden unter Legimus.de


Dreißig Jahre Leben mit dem Weltuntergang<br />

Eine Buchbesprechung von Nina Horvath<br />

Titel: Spin<br />

Autor: Robert Charles Wilson<br />

Verlag: Heyne Verlag<br />

Umfang: 557 Seiten<br />

ISBN: 978-3453522008<br />

Preis: 8,95 Euro<br />

Klappentext:<br />

Der junge Tyler Dupree sitzt eines Abends mit seinen Freunden auf<br />

dem Dach – als plötzlich die Sterne verschwinden. Ein riesiger<br />

Energieschirm scheint sich um die Erde gelegt zu haben. Wie ist so<br />

etwas möglich? Wer ist dafür verantwortlich? Und was wird damit<br />

bezweckt? Während die Erde in Hysterie versinkt, beginnt für Tyler<br />

das Abenteuer seines Lebens ...<br />

Drüber geschaut:<br />

Was laut Klappentext wie ein relativ einfach gestricktes Abenteuer eines Jugendbuches klingt, ist<br />

in Wahrheit eine Erzählung, die das halbe Leben eines Menschen abdeckt.<br />

Die Hauptperson Tyler ist zu Beginn der Handlung ein Jugendlicher und lebt mit seiner Mutter in<br />

einem kleinen Bungalow auf dem Anwesen der Familie Lawton, bei denen sie als Haushälterin<br />

arbeitet. Tyler ist mit den nur wenig älteren Kindern der Familie, Diane und Jason, befreundet<br />

und die Jugendlichen beobachten auch gemeinsam während eines Festes im Garten das<br />

plötzliche Verschwinden der Sterne. Wie sich später herausstellen sollte, liegt nun ein<br />

Energieschirm über der Erde und später wird dieses Ereignis dann als Spin bezeichnet, was auch<br />

den Titel hinlänglich erklären dürfte.<br />

Weit weniger klar ist den Wissenschaftlern, wie es dazu kommen konnte und obwohl die ganze<br />

Welt beunruhigt ist, geht das Leben nun mal weiter.<br />

Jason arbeitet nach seinem Studium mit seinem Vater, einem reichen Industriellen zusammen,<br />

wie es dieser von Anfang an geplant hatte. Sie forschen auch unter anderem an den Ursachen des<br />

Spins. Tyler studiert unterdessen Medizin und wird Arzt, während Diane, die immer im Schatten<br />

ihres Bruders gestanden hatte, zunächst ganz von der Bildfläche verschwindet und man später<br />

erfährt, dass sie in die Fänge einer Weltuntergangssekte geraten ist. Tyler, der seit Teenagertagen<br />

zwar heimlich, aber sicherlich von anderen nicht völlig unbemerkt in sie verliebt ist, hat dennoch<br />

sporadischen Kontakt mit ihr.<br />

Doch was genau ist der Spin nun wirklich? - Inzwischen ist man schlauer geworden. Die Erde ist<br />

in einem Energieschirm gefangen. Das wäre so weit zwar beunruhigend, verheerend ist jedoch<br />

die Tatsache, dass die Zeit außerhalb dieses Schirms viel schneller vergeht als innerhalb.<br />

Während im Weltall Millionen Jahre vergehen, soll auf der Erde nach nur 50 Jahren Schluss sein,<br />

da das All unweigerlich auf die Zeit der Supernova zusteuert.<br />

Währenddessen arbeitet Jason, inzwischen Wissenschaftler, fieberhaft daran, etwas gegen den<br />

drohenden Weltuntergang zu unternehmen. So wird unablässig daran gearbeitet, ein<br />

funktionierendes Ökosystem auf dem Mars aufzubauen, eine Entwicklung, die außerhalb des


Energieschirms auch unglaublich schnell voranschreitet ...<br />

Mein Fazit:<br />

Es ist sehr schwer, alles, was Spin zu bieten hat, auch nur annähernd in einer Rezension<br />

zusammenzufassen. Ich lese prinzipiell sehr viel, aber das ist tatsächlich das erste Buch, das mir<br />

untergekommen ist, dessen Handlung sich über dreißig Jahre erstreckt, und ohne größere<br />

Zeitsprünge (abgesehen von wenigen Jugendjahren) auskommt und dennoch auf jeder einzelnen<br />

Seite spannend zu lesen ist!<br />

Das liegt einerseits an der geschickten Erzähltechnik, die durchaus auch mit Rückblenden<br />

arbeitet, aber vor allem am ungeheuren Ideenreichtum, den Robert Charles Wilson in nur einen<br />

Roman verpackt. Viele dieser Fassetten wären an und für sich schon allein tragfähig genug als<br />

Grundidee für eigene Bücher und dennoch verliert sich der Autor nicht in Szenen und<br />

Nebenhandlungen, die die Handlung nicht zumindest etwas vorantreiben. Die Charaktere sind<br />

sicherlich Extreme, zeigen aber sehr deutlich die Möglichkeiten der Menschheit, den drohenden<br />

Weltuntergang zu begegnen und dass diese Schicksale über so viele Jahre konsequent verfolgt<br />

wurden und man eine Entwicklung der wichtigsten Personen verfolgen kann, macht das Ganze<br />

nur umso eindringlicher. Der drohende Weltuntergang und die interessante Situation, Jahrzehnte<br />

lang mit diesem Damoklesschwert leben zu müssen, in die dadurch trotz allem Alltag einkehren<br />

muss, kam äußert glaubwürdig bei mir an.<br />

Verlagsvorschau 11/12<br />

ACHILLA PRESSE<br />

-Das abenteuerliche Dasein - Alexander Moritz Frey, Seitenanzahl noch unbekannt, In<br />

Vorbereitung für 2012<br />

ATLANTIS VERLAG<br />

-Allgemeine Reihe: Eingesperrt - Brian Keene, ca. 100 Seiten, Dezember 2011<br />

-Allgemeine Reihe: Trinity - Kevin J. Anderson, ca. 290 Seiten, Dezember 2011<br />

-Allgemeine Reihe: Lasst die Toten ruhen - Anthologie (Hrsg. Oliver Kotowski), ca. 350 Seiten,<br />

Winter 2011/2012<br />

-Allgemeine Reihe: Die Fahrt der Leviathan - Oliver Henkel, ca. 220 Seiten, Winter 2011/2012<br />

-Allgemeine Reihe: Niemand - Nicole Rensmann, ca. 320 Seiten, Winter 2011/2012<br />

-Allgemeine Reihe: Kaiserkrieger: Der Aufstand - Dirk van den Boom, ca. 220 Seiten, Winter<br />

2011/2012<br />

-Allgemeine Reihe: Der Ruul Konflikt 3: In dunkelster Stunde - Stefan Burban, ca. 280 Seiten,<br />

2012<br />

-Allgemeine Reihe: Sherlock Holmes und die Legende von Tarzan - Philip José Farmer,<br />

Seitenanzahl noch unbekannt, 2012<br />

-Allgemeine Reihe: Kalte Spur - Martin Kay, Seitenanzahl noch unbekannt, 2012<br />

-Edition Atlantis: Eingesperrt - Brian Keene, ca. 100 Seiten, Dezember 2011<br />

-Edition Atlantis: Trinity - Kevin J. Anderson, ca. 290 Seiten, Dezember 2011<br />

-Edition Atlantis: Gallaghers Krieg - Achim Hiltrop, ca. 440 Seiten, Winter 2011/2012<br />

-Edition Atlantis: Die Fahrt der Leviathan - Oliver Henkel, ca. 220 Seiten, Winter 2011/2012


-Edition Atlantis: Niemand - Nicole Rensmann, ca. 320 Seiten, Winter 2011/2012<br />

-Edition Atlantis: Kaiserkrieger: Der Aufstand - Dirk van den Boom, ca. 220 Seiten, Winter<br />

2011/2012<br />

-Edition Atlantis: Der Ruul Konflikt 3: In dunkelster Stunde - Stefan Burban, ca. 280 Seiten,<br />

2012<br />

-Edition Atlantis: Sherlock Holmes und die Legende von Tarzan - Philip José Farmer,<br />

Seitenanzahl noch unbekannt, 2012<br />

-Edition Atlantis: Kalte Spur - Martin Kay, Seitenanzahl noch unbekannt, 2012<br />

BASILISK VERLAG<br />

-Der Primus - Patrick J. Grieser, Seitenanzahl noch unbekannt, 2011<br />

BLITZ VERLAG<br />

-HC Sherlock Holmes neue Fälle Band 06: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine - Ralph E.<br />

Vaughan, 224 Seiten, April 2012<br />

-Paperback Thriller Band 2: Die Kinder der Schattenstadt - Frank W. Haubold, 320 Seiten,<br />

Dezember 2011<br />

-Papberback Thriller Band 4: Endstation - Alfred Wallon, 288 Seiten, März 2012<br />

EDITION PHANTASIA<br />

-Phantasia Paperback Horror 3011: Schatten des Baumes - Piers Anthony, ca. 400 Seiten,<br />

Anfang 2012<br />

-Phantasia Paperback SF 1014: Dreimal Proxima Centauri und zurück - Myra Cakan, ca.<br />

190 Seiten, Ende November/Anfang Dezember 2011<br />

-Sammlerausgaben: Sweeney Todd – Der dämonische Barbier der Fleet Street - James<br />

Malcolm Rymer, ca. 450 Seiten, Ende November/Anfang Dezember 2011<br />

-Sammlerausgabe: 16 Bohnen - Harry Stephen Keeler, 320 Seiten, März 2012<br />

ELOY EDICTIONS<br />

-Dhormenghruul - Malte Schulz-Sembten, ca. 220 Seiten, 2012<br />

-Zwielicht 3 - Anthologie (Hrsg. Michael Schmidt), Seitenanzahl noch unbekannt, 2012<br />

FABYLON VERLAG<br />

-Ars Litterae Band 7: Der Engelseher - Laura Flöter, 196 Seiten, Januar 2012<br />

-Ars Litterae Band 8: Gedenkband für Andrä Martyna - Anthologie (Hrsg. Alisha Bionda),<br />

200 Seiten, August 2012<br />

-Ars Litterae Band 9: Der Baum - Oliver Kern, 200 Seiten, September 2012<br />

-Meisterdetektive 1: Sherlock Holmes - Mysteriöse Fälle - Anthologie (Hrsg. Alisha Bionda),<br />

200 Seiten, April 2012<br />

-Meisterdetektive 2: Sherlock Holmes taucht ab - Tobias Bachmann und Sören Prescher, 200<br />

Seiten, September 2012


-Meisterdetektive3: Sherlock Holmes - Klassische Novellen - Anthologie (Hrsg. Alisha Bionda),<br />

200 Seiten, November 2012<br />

-Steampunk 1: Steampunk I - Anthologie (Hrsg. Alisha Bionda), 200 Seiten, Juni 2012<br />

-Steampunk 2: Steampunk II (Erotics) - Anthologie (Hrsg. Alisha Bionda, 200 Seiten, Juni<br />

2012<br />

-Steampunk 3: Argentum Noctis - Guido Krain, 200 Seiten, Dezember 2012<br />

FESTA VERLAG<br />

-Carlton Mellick: Der Baby-Jesus-Anal-Plug - Carlton Mellick III, ca. 220 Seiten, 1. Quartal<br />

2012<br />

-Horror TB 1532: Kannibalen - Anthologie (Hrsg. Frank Festa), ca. 380 Seiten, 12. Dezember<br />

2012<br />

-Horror TB 1536: Wolfen - Whitley Strieber, 336 Seiten, 12 Dezember 2012<br />

-Horror TB 1537: Zerfleischt - Tim Curran, ca. 360 Seiten, Ende Februar 2012<br />

-Horror TB 1538: Red Sky - Nate Southard, ca. 224 Seiten, März 2012<br />

-Horror TB 15<strong>39</strong>: Verkommen - Bryan Smith, ca. 340 Seiten, Ende März 2012<br />

-Horror TB 1541: Seelenfresser - Bryan Smith, ca. 340 Seiten, April 2012<br />

-Horror TB 1542: Haus der bösen Lust - Edward Lee, ca. 352 Seiten, Mai 2012<br />

-Horror TB 1543: Die Sünder - Brett McBean, ca. 380 Seiten, Ende Juli 2012<br />

-Horror TB 1544: Bighead - Edward Lee, ca. 336 Seiten, August 2012<br />

-Horror-Tb 1545: Verseucht - Tim Curran, 380 Seiten, August 2012<br />

-Horror TB 1547: Creekers - Edward Lee, ca. 336 Seiten, Oktober 2012<br />

-Horror TB 1549: Flesh Gothic - Edward Lee, ca. 420 Seiten, Dezember 2012<br />

-Necroscope HC Band 8: Blutfürsten - Brian Lumley, 680 Seiten, 16. Dezember 2011<br />

-Necroscope HC Band 9: Werwolfsjagd - Brian Lumley, 650 Seiten, 16. Dezember 2011<br />

-Necroscope HC Band 12: Entweiht - Brian Lumley, ca. 700 Seiten, ca. November 2012<br />

-Psychothriller 5: Todesgeil - Bryan Smith, ca. 352 Seiten, Ende März 2012<br />

-Psychothriller 6: Das Motel - Brett McBean, ca. 336 Seiten, März 2012<br />

GOLKONDA VERLAG<br />

-Paperback: Triaden - Poppy Z. Brite und Christa Faust, ca. 180 Seiten, Ende<br />

November/Anfang Dezember 2011<br />

-Paperback: Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes - Ted Chiang, ca. 200 Seiten, Dezember 2011<br />

-Paperback: Purpur & Schwarz – K. J. Parker, ca. 128 Seiten, Ende Dezember 2011/ Anfang<br />

2012<br />

-Paperback: Der Spieler - Paolo Bacigalupi, Seitenanzahl noch unbekannt, In Vorbereitung<br />

2012<br />

-Paperback: Captain Future 1: Der Weltraumkaiser - Edmond Hamilton, Seitenanzahl noch<br />

unbekannt, Frühjahr 2012<br />

-Paperback: Captain Future 2: Erde in Gefahr - Edmond Hamilton, Seitenanzahl noch unbekannt,<br />

Herbst 2012<br />

Sammlerausgaben: Hiobs Spiel 3: Verlierer - Tobias O. Meißner, ca. 400 Seiten, Herbst 2012


HEYNE VERLAG<br />

-Fortunas Flug - Victoria Schlederer, 500 Seiten, 9. Januar 2012<br />

-Boneshaker - Cherie Priest, 470 Seiten, 13. Februar 2012<br />

-Okkult - Peter Straub, 480 Seiten, 12. März 2012<br />

-Die Differenzmaschine - William Gibson und Bruce Sterling, 500 Seiten, 12. März 2012<br />

LINDENSTRUTH VERLAG<br />

-Warum sie das Licht verlöscht - Auguste Groner, ca. 160 Seiten, Winter 2011/2012<br />

LUEBBE VERLAGSGRUPPE<br />

-Blut und Rüben - Uwe Voehl, 416 Seiten, Januar 2012<br />

-Die Räder der Welt - Jay Lake, ca. 448 Seiten, April 2012<br />

LUZIFER VERLAG<br />

-Terra Preta – Schwarze Erde - Anthologie (Hrsg. Steffen Janssen), Seitenanzahl noch<br />

unbekannt, Ende 2011<br />

-Exodus – Das Ende der Welt - Anthologie (Hrsg. Steffen Janssen), Seitenanzahl noch<br />

unbekannt, In Vorbereitung 2012<br />

-Graues Land - Michael Dissieux, 276 Seiten, Dezember 2012<br />

-172,3 - Vincent Voss, Seitenanzahl noch unbekannt, Frühjahr 2012<br />

-Kaltgeschminkt - Rona Walter, Seitenanzahl noch unbekannt, Frühjahr 2012<br />

-Der Tod kann mich nicht mehr überraschen – Heike Vullriede, Seitenanzahl noch<br />

unbekannt, Sommer 2012<br />

P.MACHINERY<br />

-Dark Wor(l)ds Band 4: Space Travels - Margret Schwekendiek, 200 Seiten, Ende<br />

November/Anfang Dezember 2011<br />

-Dark Wor(l)ds Band 3: Heimweh eines Cyborgs - Anthologie (Hrsg. Alisha Bionda), 200 Seiten,<br />

April 2012<br />

-Dark Wor(l)ds Band 5: iHarlow - K. Peter Walter, Seitenanzahl unbekannt, Dezember 2012<br />

-Düstere Pfade - Anthologie (Hrsg. Alisha Bionda), Seitenanzahl noch unbekannt, September<br />

2012<br />

PIPER VERLAG<br />

-Intrusion - Will Elliott, 320 Seiten, Januar 2012<br />

SHAYOL VERLAG<br />

-Sonky Suizid - Gero Reimann, 254 Seiten, November/Dezember 2011


SUHRKAMP VERLAG<br />

-Tote Mädchen - Richard Calder, 230 Seiten, 6. Februar 2012<br />

VERLAG 28 EICHEN<br />

-Das Grauen - Sir Arthur Conan Doyle, Seitenanzahl noch unbekannt, In Vorbereitung<br />

-Der Silberspiegel - Sir Arthur Conan Doyle, Seitenanzahl noch unbekannt, In Vorbereitung<br />

VERLAG NICOLE SCHMENK<br />

-Der Basilikumdrache - Anthologie (Hrsg. Bartholomäus Figatowski), 112 Seiten,<br />

Dezember 2012<br />

VOODOO PRESS<br />

-Bizzaro Fiction: Die eingelegte Apocalypse der Pfannkucheninseln - Cameron Pierce, ca. 100<br />

Seiten, Winter 2011/2012<br />

-Bizarro Fiction: Shatnerquake - Jeff Burk, ca. 100 Seiten, Sommer 2012<br />

-Bizarro Fiction: Schafe und Wölfe - Jeremy C. Shipp, ca. 160 Seiten, 2012<br />

-Bizarro Fiction: Für eine Handvoll Füße - Joradan Krall, ca. 200 Seiten, In Vorbereitung<br />

2012<br />

-Bizarro Fiction: Island of the Super People - Kevin Shamel, ca. 200 Seiten, In<br />

Vorbereitung 2012<br />

-Fantasy: Lichtschuss ins Schwarze - Amaxis, ca. 240 Seiten, In Vorbereitung 2012<br />

-Fantasy: Helden aus der Tonne - Frank Schweizer, ca. 180 Seiten, In Vorbereitung 2012<br />

-Horror Reihe: Vogelmanns Schatten - Steven Saville, ca. 280 Seiten, In Vorbereitung 2012<br />

-Horror Reihe: Die Treppe im See - Ronald Malfi, ca. 280 Seiten, Mitte 2012<br />

-Horror Reihe: Fangboys Abenteuer - Jeff Strand, ca. 180 Seiten, In Vorbereitung 2012<br />

-Horror-Reihe: Passenger - Ronald Malfi, Seitenanzahl noch unbekannt, In Vorbereitung 2012<br />

-Horror Reihe: Isabel Burning - Donna Lynch, ca. 180 Seiten, In Vorbereitung 2012<br />

-Horror Reihe: Die weißen Männer - Arthur Gordon Wolf, ca. 100 Seiten, In Vorbereitung<br />

2012<br />

-Horror Reihe: Komm in die Dunkelheit - Daniel I. Russell, ca. 130 Seiten, In Planung<br />

-Horror Reihe: Master of the Moors - Kealan Patrick Burke, ca. 200 Seiten, In Planung<br />

-Horror Reihe: Benjamins Parasit - Jeff Strand, ca. 200 Seiten, In Planung<br />

-Science Fiction: Das andere Ende - John Shirley, ca. 200 Seiten, Winter 2011<br />

-Scream Band 4: Chocolat Rouge - Oliver Kern, 200 bis 300 Seiten, März 2012<br />

-Scream Band 5: Es war einmal... - Harald A. Weissen, 200 Seiten, Oktober 2012<br />

-Scream Band 6: Die Knochenkirche - Anthologie (Hrsg. Alisha Bionda), 300 Seiten, Oktober<br />

2012<br />

-Scream Band 7: Es war einmal... - Harald A. Weissen, 200 Seiten, Oktober 2012<br />

Zombism: Drop Dead Gorgeous - Wayne Simmons, ca. 240 Seiten, In Vorbereitung 2012<br />

Zombism: Doll Parts – Wayne Simmons, ca. 200 Seiten, In Planung


WALDGUT VERLAG<br />

-Pandämonium - Kosta Akrivos, ca. 400 Seiten, In Vorbereitung für 2012<br />

WORTKUSS VERLAG<br />

-PragMagisch - Anthologie (Hrsg. Teresa Ginsberg und Sina Schneider), Seitenanzahl noch<br />

unbekannt, In Vorbereitung 2011<br />

-Fundstücke des Grauens - Anthologie, Seitenanzahl noch unbekannt, 20. Juni 2012<br />

WURDACK VERLAG<br />

-Willkommen auf Aurora - Heidrun Jänchen, Seitenanzahl noch unbekannt, Januar 2012<br />

-Zorn - Steven Gerlach, Seitenanzahl noch unbekannt, März 2012<br />

-Die letzten Tage der Ewigkeit - Michael K. Iwoleit, Seitenanzahl noch unbekannt, In<br />

Planung 2012/2013<br />

-Whitby Vampyrrhic - Simon Clark, Seitenanzahl noch unbekannt, In Planung 2012/2013<br />

-Das Luftschiff des Dr. Nikola - Michael Böhnhardt, Seitenanzahl noch unbekannt, In Planung<br />

2012/2013<br />

-Vilm 3: Das Dickicht - Karsten Kruschel, Seitenanzahl noch unbekannt, In Planung 2012/2013<br />

-Maschinenkinder - Frank Hebben, Seitenanzahl noch unbekannt, In Planung 2012/2013<br />

-PERLAMITH: Das Gefecht - D.W. Schmitt, Seitenanzahl noch unbekannt, In Planung<br />

2012/2013<br />

-Die Erde und die Außerirdischen - Peter Dehmel (Hrsg.), Seitenanzahl noch unbekannt, In<br />

Planung 2012/2013<br />

-Pandaimonion IX - Novellensammlung, Seitenanzahl noch unbekannt, In Planung 2012/2013<br />

-Pandaimonion X - Novellensammlung, Seitenanzahl noch unbekannt, In Planung 2012/2013<br />

ZAUBERMOND VERLAG<br />

-Die Teufelsanbeter – Anthologie (Hrsg. Uwe Voehl), 448 Seiten, Dezember 2011


Fungi from Yuggoth by Johann Peterka


Phantastisches Allerlei<br />

„Mensch, SF kann ja auch richtige Literatur sein!“<br />

Ein Interview mit dem Verleger und Übersetzer Hannes Riffel<br />

<strong>CL</strong>: Hallo Hannes, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für dieses Interview nimmst. Es ist ja kein<br />

Geheimnis, dass Du Mitinhaber der auf Phantastik spezialisierten Otherland-Buchhandlung bist,<br />

aber auch als Übersetzer und Lektor arbeitest. Nun bist Du, seit mehr als einem Jahr, auch<br />

Verleger von Golkonda. Was hat Dich dazu bewogen, neben Deinen vielen Tätigkeiten noch<br />

einen eigenen Verlag zu gründen?<br />

Hannes Riffel: Den Anstoß dazu gab eine Reihe von Projekten, die bereits für den Shayol-<br />

Verlag in Planung waren. Da ich dort allerdings keine Möglichkeit mehr sah, sie angemessen<br />

umzusetzen, habe ich beschlossen, mich auch in dieser Hinsicht auf eigene Füße zu stellen. Zu<br />

diesen Projekten zählten bereits im Vorfeld der Verlagsgründung zwei Romane von Joe. R.<br />

Lansdale, die beiden Captain-Future-Storybände von Edmond Hamilton und ein Thriller von<br />

Poppy Z. Brite & Christa Faust. Diese Bücher sind inzwischen alle erschienen bzw. angekündigt.<br />

Zentrales Projekt war jedoch von Anfang an die Strugatzki-Ausgabe, über die ich schon länger<br />

mit dem Heyne-Lektor Sascha Mamczak gesprochen hatte. Hier war mein persönliches Interesse<br />

ausschlaggebend, diese tolle Edition nicht „nur“ im Taschenbuch zu besitzen, sondern als schöne<br />

gebundene Ausgabe. Und bisher gibt der Erfolg mir recht – die Lederausgabe ist vollständig<br />

subskribiert, und auch das Interesse an der Leinen-Ausgabe nimmt fortwährend zu.<br />

<strong>CL</strong>: Wieso „Golkonda Verlag“? Wie kamst Du auf den Namen?<br />

Hannes Riffel: Historisch ist „Golkonda“ der Name einer indischen Stadt (bzw. eines Sultanats),<br />

die im 16. bis 18. Jahrhundert unserer Zeitrechnung für ihre wunderschönen Diamanten berühmt<br />

war – eine schöne Metapher für tolle, „geschliffene“ Bücher, wie ich finde. Konkret bezieht sich<br />

der Verlagsname natürlich auf den Erstling der Brüder Strugatzki, der in deutscher Übersetzung<br />

„Atomvulkan Golkonda“ heißt (und im Frühjahr als schöne Klappenbroschur-Ausgabe bei uns<br />

neu erscheinen wird).<br />

<strong>CL</strong>: Gibt es ein festes Team, das hinter dem Verlag steht, oder bist Du allein Herr Golkonda?<br />

Hannes Riffel: Für diese Frage bin ich Dir sehr dankbar, denn obwohl ich Golkonda durchaus<br />

als „mein“ Unternehmen betrachte, existiert der Verlag natürlich nur dank der Unterstützung<br />

einer Reihe von äußerst fähigen Leuten, zuerst natürlich meines alten Shayol-Kumpels Hardy<br />

Kettlitz, der lange Jahre das SF-Magazin „Alien Contact“ herausgegeben hat und bei Shayol<br />

noch immer die Monographien-Reihe „SF-Personality“ betreut bzw. zum größten Teil selbst<br />

verfasst. Hardy ist für Typographie und Satz zuständig und spricht mit mir auch über alle<br />

anderen Belange des Verlages, vor allem über die Programmgestaltung. Er ist selbst in einem<br />

großen Verlag tätig und verfügt über eine Menge Erfahrung, auf die ich keinesfalls verzichten<br />

möchte.<br />

Von Anfang an dabei ist auch unsere Gestalterin Ben [benswerk.de], der wir all die schönen<br />

Umschläge verdanken und die, gemeinsam mit Hardy, auch den Innenteil erarbeitet, der sich


ebenfalls durch ein aufwändiges Design auszeichnet. Ben ist ein wirklicher Glücksfall – sie<br />

kommt nicht aus der Buchbranche und geht somit deutlich unvoreingenommener ans Werk als<br />

mancher alter Hase. Andererseits liebt sie Bücher, und das merkt man ihren Sachen, finde ich,<br />

auch an. Bisher war das Feedback zur Gestaltung unserer Bücher fast ausschließlich euphorisch,<br />

und das haben wir ganz eindeutig Ben zu verdanken.<br />

Zum erweiterten Team gehören dann noch eine Reihe von Freunden vor allem aus meinem<br />

Übersetzerumfeld, nicht zuletzt Jakob Schmidt, der mich mit Ideen und tatkräftig als Übersetzer<br />

unterstützt. KollegInnen wie Frauke Lengermann, Jasper Nicolaisen und Dorothea Kallfass<br />

sorgen dafür, dass sich auch die Qualität der Übersetzungen sehen lassen kann. Wobei da<br />

natürlich auch ein Stamm fitter Redakteure wichtig ist – zwar lektoriere und korrigiere ich alle<br />

Bücher selbst, aber ohne zum Beispiel Andy Hahnemann, Birgit Herden oder Ilona Pritzens wäre<br />

das Ergebnis nicht halb so überzeugend.<br />

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich zum kommenden Jahreswechsel einen Kompagnon<br />

an Bord nehmen werde, der den Verlag finanziell unterstützen und maßgeblich zur<br />

Programmgestaltung beitragen wird – eine wirklich tolle Sache. Genaueres möchte ich da jedoch<br />

erst öffentlich machen, wenn alles in trockenen Tüchern ist ...<br />

<strong>CL</strong>: Welches Rüstzeug sollte man als Verleger unbedingt mitbringen?<br />

Hannes Riffel: Erfahrung in der Branche natürlich und die Bereitschaft, einige Jahre Arbeit in<br />

das Projekt zu stecken, ohne gleich zu erwarten, das große Geld zu verdienen. Konkret heißt das<br />

bei mir, dass ich mir vorgenommen habe, fünf Jahre Zeit und Geld in Golkonda zu investieren,<br />

bis der Verlag sich selbst trägt. Wobei ich noch nicht davon rede, dass ich und meine engeren<br />

Mitstreiter dann für unsere Arbeit bezahlt werden, nur die Kosten (Lizenzen, Druck, bescheidene<br />

Übersetzerhonorare) sollten gedeckt sein.<br />

Wie schon vorhin erwähnt, habe ich das Glück, dass mich ein Freund, der zum Jahreswechsel 50<br />

Prozentder Firma übernehmen wird, finanziell unterstützt, sonst müsste ich deutlich kleinere<br />

Brötchen backen. Aber auch so halte ich den Ball möglichst flach: Bei den Story-Bänden von<br />

Marusek, Chiang und Bacigalupi zum Beispiel, den wohl ambitioniertesten Projekten des<br />

Verlags, bin ich bei 500 verkauften Exemplaren erst einmal völlig zufrieden.<br />

Toll war und ist natürlich, dass ich in meiner Zeit bei Argument, Klett-Cotta und Shayol viele<br />

Verbindungen geknüpft habe, und meine laufende Arbeit als Übersetzer für Heyne, Klett-Cotta,<br />

Suhrkamp und andere sorgt natürlich auch dafür, dass ich mit vielen Kollegen rede,<br />

Möglichkeiten auslote und auch Zuspruch und Unterstützung erhalte. Aber ich führe mir immer<br />

wieder vor Augen, dass Golkonda, so professionell ich das auch aufzuziehen versuche, erst<br />

einmal ein Hobby ist, sonst erstickt der Verlag unter den Ansprüchen, die ich an ihn stelle.<br />

<strong>CL</strong>: Welchen Vorteil hat ein (noch) Kleinverlag wie Golkonda gegenüber den großen, etablierten<br />

Verlagen?<br />

Hannes Riffel: Möglicherweise bin ich etwas flexibler als die Großen, aber das kann Einbildung<br />

sein – bei Random House geht es manchmal auch ganz schnell, wenn's sein muss.<br />

Wahrscheinlich gibt es bei Golkonda ein paar Sachzwänge weniger, aber dafür sind meine<br />

Möglichkeiten natürlich auch sehr beschränkt. Jedenfalls mache ich nur Dinge, die mich wirklich<br />

faszinieren und die mir Spaß machen. Aber das ist eben der Unterschied zwischen einem Job und<br />

einem Hobby.


<strong>CL</strong>: Welche Voraussetzungen muss ein Buch mitbringen, damit Du sagst: „Ja, den Titel möchte<br />

ich unbedingt publizieren!“?<br />

Hannes Riffel: Hm, keine leichte Frage. Meine Programmentscheidungen sind natürlich alle<br />

sehr subjektiv, auch wenn ich sie mit einigen Leuten bespreche, um möglichst nicht völlig<br />

danebenzulangen. Der Schwerpunkt des Verlages liegt auf internationaler Phantastik, wobei ich<br />

auch eine Neigung zum Krimi habe, was sich vor allem dann bei Golkonda niederschlägt, wenn<br />

sich Autoren innerhalb verschiedener Genres bewegen (wie z. B. Joe R. Lansdale und Poppy Z.<br />

Brite).<br />

Ich werde versuchen, das Programm einmal nach drei Kategorien strukturiert zu beschreiben, die<br />

auch der Gestaltung unserer Internetseite entsprechen: Einmal sind da schöne Sammlerausgaben<br />

wie die Strugatzki-Edition und die Erstausgaben des „Ewigen Stundenbuchs“ von Hal Duncan –<br />

aufwändig produzierte Bücher, die Kennerherzen höher schlagen lassen. Wobei mir in beiden<br />

Fällen wichtig ist, dass es von diesen Werken auch Taschenbuchausgaben (bei Heyne eben) gibt,<br />

denn Leser mit schmalerem Geldbeutel sollen ja nicht ausgeschlossen werden.<br />

Die zweite Kategorie sind Erstübersetzungen entweder bereits einigermaßen arrivierter Autoren<br />

(wieder nenne ich Joe R. Lansdale sowie Poppy Z. Brite & Christa Faust) oder von Stars der USamerikanischen<br />

Szene, die hierzulande noch nicht angekommen oder relativ neu sind<br />

(Namen wie David Mausek, Ted Chiang und Paolo Bacigalupi sprechen hier wohl für sich).<br />

Deutschsprachige Autoren sind bei Golkonda eher die Ausnahme, und zwar nicht, weil ich diese<br />

nicht zu schätzen wüsste, sondern weil andere Verlage (Shayol, Wurdack, Atlantis) hier bereits<br />

umfassend tätig sind. Mit Tobias O. Meißner und Frank Böhmert haben wir allerdings zwei<br />

deutsche Autoren im Programm, die ich über die Maßen schätze und von denen wir hoffentlich<br />

noch mehr werden bringen dürfen.<br />

Eine dritte Sparte des Programms, ist erst angedacht bzw. durch unsere beiden Captain-Future-<br />

Bände vertreten – die sogenannte „Welt der Abenteuer“. Ich hege eine große Vorliebe für<br />

Klassiker des Pulp und für moderne Storys und Romane, die in diesem Geiste geschrieben, dabei<br />

aber auch eigenständig und mitreißend sind. Gerade haben wir den Vertrag für einen<br />

Sammelband mit „Hellboy“-Geschichten (!) unterzeichnet, und das Ehepaar Steinmüller entwirft<br />

für Golkonda zur Zeit das Konzept für eine Science-Fiction-Serie der anderen Art, die von<br />

verschiedenen Autoren verfasst werden soll. Dazu aber erst mehr, wenn alles spruchreif ist.<br />

<strong>CL</strong>: Verweilen wir kurz bei Deiner Vorliebe für Pulps. Zwischen den 30er und 50er Jahren des<br />

letzten Jahrhunderts war dieses Format in Amerika ja sehr populär, ist aber teilweise bis heute als<br />

Schundliteratur verschrien. Welche Antwort würdest Du auf diese Behauptung geben, und was<br />

fasziniert Dich an solchen Storys?<br />

Hannes Riffel: Die Pulps und ihre heutigen Entsprechungen sind für mich ein Ausgleich für<br />

anspruchsvollere Sachen, die ich gerne lese und verlege. Ich mag einfach handwerklich gut<br />

gemachte Abenteuergeschichten, wie sie zum Beispiel Edmond Hamilton so wunderbar<br />

geschrieben hat. Wer die Storys in unseren beiden Captain-Future-Bänden kennt, wird<br />

feststellen, dass dort auf rund 40 Seiten ein Ideenfeuerwerk abgebrannt wird, das heutige SF-<br />

Autoren auf ein paar Hundert, wenn nicht auf ein paar Tausend Seiten breittreten würden. Daher<br />

auch meine Begeisterung für die Kurzgeschichte oder die etwas längere Novelle.<br />

Der Vorwurf der Schundliteratur interessiert mich längst nicht mehr. Ich finde es lediglich<br />

schade, dass viele Leute so manches tolle Buch nicht zur Hand nehmen, weil sie gegenüber dem


Genre, dem es – tatsächlich oder scheinbar – angehört, Vorurteile hegen. Autoren wie Marusek<br />

und Chiang können meines Erachtens mit allen großen zeitgenössischen Autoren mithalten, die<br />

in den Feuilletons abgefeiert werden. Aber auch das ändert sich ja glücklicherweise. Die<br />

Literaturkritik ist mitunter etwas offener gegenüber Genre-Literatur geworden, und ich hoffe,<br />

dass davon auch die SF profitieren wird.<br />

<strong>CL</strong>: Auf der Homepage von Golkonda ist zu lesen, dass die große Strugatzki-Ausgabe das<br />

„Herz“ des Verlages ist; und auch die beiden Bände des "Ewigen Stundenbuchs" von Hal<br />

Duncan gibt es als schöne Ganzleinen-Bände. Was ist das Besondere an diesen Autoren und<br />

ihren Werken, dass Du ihnen solche Liebhaber-Ausgaben widmest?<br />

Hannes Riffel: Bei Hal Duncan ist es die stilistische Vielseitigkeit, das unglaubliche sprachliche<br />

Talent und die politische Konsequenz, die mich beeindrucken. Außerdem habe ich auf die<br />

Übersetzung dieser beiden Bände bestimmt ein Jahr meines Lebens aufgewendet, und da ist es<br />

schon schön, sie in einem etwas dauerhafteren Gewand zu sehen als lediglich in Form eines<br />

Taschenbuchs. „Vellum“ und „Signum“ sind meines Erachtens Klassiker, die auch in fünfzig<br />

Jahre noch gelesen werden.<br />

Am Klassiker-Status der Strugatzkis gibt es nun wirklich keinen Zweifel – sie sind so etwas wie<br />

die Säulenheiligen der russischen phantastischen Literatur. Auch ihr Werk ist von<br />

überwältigender Vielseitigkeit. Und als ich den ersten Band gelesen habe, dachte ich mal wieder:<br />

„Mensch, SF kann ja auch richtige Literatur sein!“ Wobei ich nichts gegen eine gute<br />

Abenteuergeschichte habe, aber manchmal – zugegebenermaßen meistens – möchte ich doch<br />

etwas lesen, was stilistisch ein wenig anspruchsvoller und von größerer gedanklicher Tiefe ist.<br />

Und in dieser Hinsicht sind die Strugatzkis kaum zu übertreffen.<br />

Für mich ist die Strugatzki-Edition eine Gelegenheit, das Werk dieser beiden Großmeister in<br />

einem Umfang kennenzulernen, wie es mir bisher nicht möglich war. Dabei kommt es mir als<br />

Verleger darauf an, eine Ausgabe zu schaffen, die dem zeitlosen Aspekt dieser Autoren gerecht<br />

wird. Dazu gehört auch, dass wir, über die Heyne-Vorlage hinaus, weitere Bände bringen werden<br />

– den ersten Supplement-Band werde ich im Herbst ankündigen.<br />

<strong>CL</strong>: Wie bist Du eigentlich zur phantastischen Literatur gekommen? Gab es ein spezielles Werk,<br />

das Dich auf diese Schiene geführt hat?<br />

Hannes Riffel: Tja, anfangs waren es tatsächlich die Perry-Rhodan-Hefte meines Vaters, die<br />

mich begeisterten. Als kleiner Kerl hatte ich, neben den üblichen Kinder- und Jugendbüchern,<br />

Jules Verne und Mark Brandis verschlungen, und nun stieß ich auf die großartige Zukunftsvision<br />

von William Voltz – beeindruckend. Allerdings merkte ich auch bald, dass es auch intelligenter,<br />

vielschichtiger und vor allem konziser geht, und in meiner Gymnasialzeit habe ich mich dann<br />

durch Berge klassischer Science Fiction gefressen, von Asimov und Heinlein bis Sturgeon und<br />

Delany.<br />

Während der Ausbildung, des Zivildienstes und des Studiums – Zustände, die sich bei mir rasch<br />

abwechselten – habe ich dann haufenweise Klassiker gelesen, vor allem englische Literatur, aber<br />

auch die großen Deutschen, Franzosen, Russen. Trotzdem bin ich immer wieder zur Phantastik<br />

zurückgekehrt, habe nachgeholt, was die „Hobbit Presse“ an gehobener Fantasy zu bieten hatte.<br />

Für Tolkien konnte ich mich da allerdings nie so richtig begeistern, umso mehr für Peake, was<br />

bis heute meine Vorlieben beeinflusst, die ja eher bei China Miéville, Jeff VanderMeer und Hal<br />

Duncan liegen als bei epischer Fantasy.


<strong>CL</strong>: Wenn man, wie Du, die Literatur zum Beruf gemacht hat, ist es dann noch möglich, ein<br />

Buch genüsslich zu lesen, ohne dass sich der Verlegerinstinkt einschaltet?<br />

Hannes Riffel: Auf jeden Fall! Klar, viel zu oft frage ich mich: „Wäre das nichts für<br />

Golkonda?“, anstatt mich erst mal um die Dinge zu kümmern, die sowieso anstehen. Aber ich<br />

lese eben auch phasenweise Sachen aus Gebieten, die rein gar nichts mit dem Verlag zu tun<br />

haben – derzeit zum Beispiel zwei Bücher über die französische Philosophie des 18.<br />

Jahrhunderts, was mich wiederum sehr neugierig auf die theoretischen Schriften von Voltaire,<br />

Rousseau, Diderot und viele andere macht ... Außerdem sind die Mittel von Golkonda<br />

grundsätzlich begrenzt, weshalb ich mich jetzt besser dem Lektorat des Romans „Triaden“ von<br />

Poppy Z. Brite & Christa Faust zuwende, damit der auch pünktlich im Oktober erscheinen kann.<br />

<strong>CL</strong>: Wird es noch weitere Bücher (z.B. „Escape from Hell!“, das bisher nur in englischer<br />

Sprache vorliegt) von Hal Duncan bei Golkonda geben?<br />

Hannes Riffel: Im Moment plane ich das nicht. Am ehesten könnte ich mir noch eine Story-<br />

Sammlung vorstellen – es gibt eine Reihe wirklich toller Erzählungen von Hal Duncan. Aber der<br />

Mann ist teuflisch schwer zu übersetzen, dass überlege ich mir also zweimal.<br />

Wenn ich ehrlich bin, steht unsere Planung auf absehbare Zeit bereits weitgehend fest. Chiang<br />

und Bacigalupi habe ich ja bereits erwähnt, und mit einem Kurzroman von K.J. Parker<br />

unternehmen wird einen Ausflug in die »Hard Fantasy«. Dann geht die Strugatzki-Ausgabe<br />

weiter, und im Frühjahr zur Leipziger Buchmesse, auf der wir mit einem Stand vertreten sein<br />

werden, soll ein erster Delany-Band erscheinen (ein Projekt, das uns – hoffentlich – auf Jahre<br />

hinaus beschäftigen wird), ein weiterer Lansdale, der erste Captain-Future-Roman in<br />

Neuübersetzung, und schließlich der Roman, der dem Verlag seinen Namen gibt: „Atomvulkan<br />

Golkonda“ von den Strugatzkis in einer definitiven Ausgabe. Du siehst also, wir haben viel vor,<br />

und das will alles auch ordentlich übersetzt, lektoriert und gestaltet sein.<br />

<strong>CL</strong>: Wir danken Dir für dieses umfangreiche und höchst informative Interview. Dir und Deinem<br />

Verlag weiterhin alles Gute!<br />

Auch zu finden unter LITERRA.INFO


Kurze Storys deftig serviert<br />

Eine Buchbesprechung von Eric Hantsch<br />

Mit dem Namen Harald Braem (geboren 1944) verbindet sich einen Autor, der in vielen Genre<br />

zu Hause ist. Er war Herausgeber zahlreicher SF-Anthologien und verfasste selbst SF-<br />

Geschichten, aber auch Fantasy- und historische Romane. Der recht schmale Band „Das Hotel<br />

zum schwarzen Prinzen“ von ihm fiel mir vor kurzer Zeit und im wahrsten Sinnes des Wortes auf<br />

den Kopf, als ich mich anschickte, in meinem Bücherzimmer ein wenig Ordnung zu schaffen.<br />

Für diese schmerzhafte Begegnung möchte ich mich nun mit dieser Buchbesprechung gebührend<br />

revanchieren.<br />

Titel: Das Hotel zum schwarzen Prinzen<br />

Autor: Harald Braem<br />

Verlag: Piper Verlag<br />

Umfang: 132 Seiten<br />

ISBN: 3492121292<br />

Preis: variiert, da nur noch antiquarisch erhältlich<br />

Zum Inhalt:<br />

Die unsichtbare Kugel<br />

Frank Webster und Mr. Silverstone hassen sich leidenschaftlich. Wie<br />

jeden Sonntagmorgen, und das seit 13 Jahren, sitzt Frank Webster in<br />

dem Kirschbaum seine Gartens und zielt mit dem Gewehr auf Mr. Silverstone, der auf seiner<br />

Veranda die Zeitung liest. Und wie jeden Sonntagmorgen seit 13 Jahren erschießt Frank den<br />

Verhassten, der sich nach verübtem Attentat zurück in sein Haus begibt. Auch diese Mal sitzt der<br />

der Schuss, doch anstatt wieder die vier Wände aufzusuchen, bricht Mr. Silverstone tot<br />

zusammen.<br />

Der Eidechsenmann<br />

Um den Trubel der Großstadt zu entgehen, ist John Mortimer auf eine kleine Insel gezogen, wo<br />

die Leute nur Spanisch sprechen und er in der Einsamkeit gut leben kann. Tag für Tag arbeitet er<br />

an seinen Garten. Nur manchmal geht er ins nahe gelegene Dorf, um sich Saatgut und Schnaps<br />

zu kaufen. Dabei muss er immer an dem Haus eines alten Mannes vorbei, der ihn jedes Mal<br />

reglos beobachtet, als sei er ein Reptil.<br />

Es ist mitten im Sommer und John gräbt in der Erde. Ohne Absicht schlägt er dabei einer<br />

Eidechse den Schwanz ab. Das Tier verendet kurz darauf. Von einen bedrohlichen Gefühl<br />

geleitet läuft er hinunter ins Dorf, wobei ein furchtbarer Schrei aus dem Haus des Alten dringt,<br />

als er daran vorbeieilt.<br />

Die erste Begegnung<br />

Aus dem vergessenen Bücherregal<br />

Wesen vom Sirius sind auf dem Weg, um die Menschheit zu erforschen. Über Frankfurt fliegend,<br />

lesen sie einen Musiker auf, der gerade von einem Auftritt auf den Weg nach Hause ist. Als sie


die Starre über dem Forschungsobjekt lösen, um ihn besser befragen zu können, muss dieser sich<br />

übergeben, da er vorher zu viel getrunken hat. So haben sich die Außerirdischen ihre Begegnung<br />

mit den Menschen nicht vorgestellt.<br />

Die Traumreise<br />

Felix hat eine Traumreise gewonnen und begibt sich nun mit den anderen Reisenden in das<br />

Abteil des Zuges, der sie befördern soll. Doch nicht lange und aus der Traumreise wird eine<br />

Alptraumreise.<br />

Der Zeitnehmer<br />

Plötzlich taucht in der Firma ein seltsamer Mann auf, der die Belegschaft seinen Verhalten<br />

verunsichert. Überall, ob beim Essen in der Kantine, bei der Arbeit oder gar auf der Toilette,<br />

steht er und misst die Zeit. Zuerst ärgert man sich, wird sogar Handgreiflich gegenüber dem<br />

komischen Kauz, dann ignoriert man ihn einfach. Und so schnell er aufgetaucht ist, ist er auch<br />

wieder verschwunden. Eines hat er jedoch stillschweigend mitgenommen: Die Zeit!<br />

Spendet Blut für Transsilvanien!<br />

Im Karpaten-Kurier ist es groß zu lesen: Die königlich-vampirsche Familie fordert zu<br />

Blutspende ihrer Untertanen auf. Als echte Transsilvanier wollen sich das nur die Wenigsten<br />

zweimal sagen lassen. Im Schloss angekommen, hoffen sie, auch recht schnell in den Genuss der<br />

Unsterblichkeit zu gelangen. Doch der Weg dorthin ist beschwerlich und vor allem teuer.<br />

Das Experiment<br />

Immer und immer wieder kommt Thomas in den verfallenen Zoo, wo er stundenlang auf einen<br />

kleine Insel starrt, wo zerrupfte Wasservögel hocken. Dort will er leben. Eines Tage bekommt er<br />

die Möglichkeit, diese Traum zu verwirklichen und die Zoodirektion nimmt die Gelegenheit<br />

wahr, das Ansinnen von Thomas medienwirksam zu verkaufen. Nach einiger Zeit lässt das<br />

Interesse jedoch nach und in einer kühlen Nacht fasst Thomas einen Plan, der der ganzen<br />

verfallen Stadt den Untergang beschert.<br />

Karneval<br />

In der Stadt tobt der der Karneval und das Paar macht sich auf zum Funkhaus, wo die größte<br />

Party der ganzen Gegend stattfindet. Nachdem die beiden ausgelassen gefeiert haben, wollen sie<br />

den Weg nach Haus antreten, doch ein Zwerg reißt der Frau die Maske von vom Gesicht, und<br />

schrickt zurück, da er in das Gesicht eines Wesens von Alpha Centauri blickt.<br />

Der Wettermacher<br />

Welches Phänomen steckt wohl hinter der Ohnmacht hunderter Kinder, die über verschiedene<br />

Städte in England verteilt, ohne sichtbaren Grund plötzlich das Bewusstsein verlieren. Ist es die<br />

Wirkung von Gift in der Luft, Radiowellen oder, oder … Prince Gipsy Lee Petelengro scheint es<br />

zu wissen und kann dieses Wissen auch belegen.<br />

Die gelben Kugeln<br />

Der Diplomat van der Kneteren und Professor McMahon sind mit einen Raumschiff auf den


Unterwegs, neues Leben und gleichzeitig lukrative Handelsbeziehungen mit diesen zu finden.<br />

Auf einen Planeten begegnen sie schließlich deren kugelförmigen Bewohnern, doch der Versuch,<br />

mit ihnen zu kommunizieren schlägt fehl. Bis van der Kneteren einen Wutanfall bekommt.<br />

Durst<br />

Über die Welt ist die Apokalypse hereingebrochen. Eine Gruppe von Männern macht sich auf die<br />

Suche nach einer Wasserquelle. Auf einer Insel, so hat man ihnen berichtet, soll es das kühle<br />

Nass in reichen Mengen geben. Doch dort angekommen finden sich nur ein halbverrücktes<br />

Mädchen und ein dünnes Rinnsal.<br />

Der Riss durch die Wirklichkeit<br />

Die Kunst der Illusion ist groß in Mode. Lee Rossini und Joseph Branksy zwei Meister dieses<br />

Fachs mit weiten <strong>Ruf</strong>. Doch sie haben einen Feind, der ihre Geschick für billige Scharlatanerie<br />

hält: Mark Gollum! Und bald schon hat dieser unangenehme Geselle eine Mittel gefunden, sich<br />

der verhassten Illusionisten zu entledigen.<br />

After Dark<br />

Von seinem Bekannten Janosch bekommt der Protagonist ein Angebot, das unter die Gürtellinie<br />

geht. In einem Edelrestaurant, das im Besitz einer Vereinigung steht, der auch Janosch angehört,<br />

wollen sie ihre gemeinschaftliche Arbeit feiern. Mitten beim Essen werden sie vom Chefkoch<br />

persönlich in die Küche gebeten und erleben eine höllische Überraschung.<br />

Nur ein Roboter<br />

Ein Fabrikroboter greift einen der Arbeiter an, der die Maschinen verachtet. Der schwer verletzte<br />

Mann stirbt kurz nach diesem Angriff, während man bei dem Roboter einen Defekt vermutet.<br />

Doch anstatt ihn zu reparieren, wird er durch eine Überspannung hingerichtet.<br />

Insel ohne Enten<br />

Ein Ehepaar macht Urlaub auf einer der Nordseeinseln. Ihr ältlicher Vermieter geleitet sie eines<br />

Tages zu einer Konstruktion, mit der in früher Zeit Enten gejagt wurden, was deren baldiges<br />

Aussterben auf der Insel auslöste. Doch nur schwer kann sich der Alte das Weidmannshandwerk<br />

abgewöhnen, schließlich kann man auch andere Lebewesen jagen.<br />

Zombie<br />

Melanie und Moniqu machen Urlaub in südlichen Gefilden und haben sich ein kleines,<br />

verträumtes Haus mit Garten gemietet. An einen unbestimmten Tag ist Melanie in der nahen<br />

Stadt. Moniqu verbringt derweil die Zeit auf der Veranda und musiziert. Derweil tritt eine alte<br />

Frau an sie heran und sie beginnen ein Gespräch, doch mit dem ergrauten Weiblein stimmt etwas<br />

nicht.<br />

Das goldene Ei<br />

Über dem Hühnerstall kündigt sich großes an: Das goldene Ei soll erscheinen! Und als das<br />

Wunder geschieht, weiß man ihm die recht Ehre zu erweisen.


Wer zweimal stirbt ...<br />

In Miss Cuttinghams Nachbarschaft geschehen zwei Morde innerhalb kürzester Zeit. Doch die<br />

Polizei findet keinen Leichen, weshalb sie die alte Dame für verrückt erklären. Wenige Tage<br />

darauf wird im Haus nebenan eingebrochen, doch Miss Cuttingham denkt nicht daran die Polizei<br />

zu rufen, sondern lehnt sich aus dem Fenster, einen Likör in der Hand und schaut den<br />

verbrecherischen Schauspiel zu.<br />

Das Hotel zum schwarzen Prinzen<br />

Drei Freunde verbringen die Nacht im Hotel de Prince noir. Als es Schlafenszeit ist,<br />

durchdringen beängstigen Schrei die Flure. Um sich abzulenken, erzählen sie sich<br />

Gespenstergeschichten. Erschreckender noch als Spukgeschichten sind jedoch die Ereignisse, die<br />

noch folgen werden.<br />

Blut<br />

Sylvia und ihr Gefährte sind auf Reise in den Bergen, wo sie bald an in eine tote Stadt gelangen.<br />

Ein seltsame Wirkung übt diese Ortschaft auf sie aus und bald schon befällt sie der Durst nach<br />

einem ganz besonderen Saft …<br />

Voodoo<br />

Sheela ist mit ihren Mann höchst unzufrieden. Zwar gestatte es seine Position als Diplomat, ihr<br />

ein angenehmes Leben zu bereiten, doch im Grunde verabscheut sie ihren Mann aufs äußerste.<br />

Da die Arbeit ihres Mannes sie nach Brasilia geführt hat, kommt ihr eine besondere Idee, wie sie<br />

sich ihm entledigen kann.<br />

Die Nacht der verzauberten Katzen<br />

Eine Reisegesellschaft langt nach langer Fahr und in verregneter Nacht an einer Herberge an.<br />

Begrüßt werden sie dort von fünf Katzen und einem Hund. Des Nachts wird einem der<br />

Reisenden offenbart, was es mit dem Ring an seinem Finger auf sich hat. Mit diesem Nippes sei<br />

es möglich, durch die Zeit zu reisen.<br />

Drüber geschaut:<br />

Ein schwarz-satirische Geschichte ist „Die unsichtbare Kugel“, in der viel Augenzwinkern<br />

steckt. Zwar enthält sie keine phantastische Motive, gibt dafür jedoch Einblicke in einen<br />

Menschen, dem der liebstes Erzfeind abhanden gekommen ist. Der geneigte Leser dürfte sich<br />

kaum ein Lächeln verkneifen können.<br />

„Der Zeitnehmer“ dürfte als Parabel der modernen Zeit verstanden werden. Sie ist in<br />

sarkastischem Ton verfasst, allein die zu geringe Länge des Textes lässt nicht die recht Stimmung<br />

aufkommen.<br />

In „Der Eidechsenmann“ wird der Tod eines solchen Reptils mit den offensichtlichen Qualen<br />

eines unheimlichen Mannes in Verbindung gesetzt. Befremdung ist die Wirkung der Geschichte,<br />

verbunden mit vagen Unbehagen.<br />

„Die erste Begegnung“ kann man gut und gern als Gesellschaftskritik verstehen, in der der<br />

Humor überwiegt und vergnüglich zu lesen ist.<br />

Der schöne Schein kann trügen, das scheint die Botschaft von „Die Traumreise“ zu sein. Zwar


weiß dieser Beitrag durch seine dunkel-phantastischen Bilder zu gefallen, der Abschluss<br />

allerdings ist einfach zu platt angelegt.<br />

„Spendet Blut für Transsilvanien!“ könnte für den Spruch „Undank ist der Welten Lohn“ stehen.<br />

Zumal immer die von den Früchten der anderen profitieren, die schon genug haben. Höchst<br />

lesenswert hat der Autor den Inhalt dieser Weisheit verpackt.<br />

Auch „Das Experiment“ scheint eine Reflexion auf die vorherrschend Gesellschaft zu sein, die<br />

ihren eigenen Untergang selbst vorbereitet. Dementsprechend gibt es kein Happy End. Die<br />

Geschichte dürfte noch lange im Leser nachhallen.<br />

„Nichts ist so wie es scheint“ scheint „Karneval“ sagen zu wollen. Dieser Beitrag wirkt etwas<br />

blass und wenig interessant.<br />

Für das viele Unglück, das den Menschen ereilt, ist dieser meist selbst verantwortlich. Dazu<br />

tragen auch schlechte Gedanken und Empfindungen bei. In „Der Wettermacher“ nimmt dieser<br />

Sachverhalt reale Formen an und liest sich, trotz des belehrenden Untertons, anregend.<br />

„Die gelben Kugeln“ ist eine witzige Erzählung über viele Worte und das richtige Mittel zur<br />

leichten Verdauung. Ein höchst amüsante Geschichte, mit Lachpotenzial.<br />

Eine bitter Geschichte ist „Durst“, die auf dem Thema Endzeit basiert. Wiederum ist der Text zu<br />

kurz geraten, dem Leser bleibt trotzdem ein herber Nachgeschmack im Munde haften.<br />

Recht wirkungsvoll kommen die phantastischen Elemente in „Der Riss durch die Wirklichkeit“<br />

wieder, wobei der Autor einen zu hastigen Ton anschlägt.<br />

Hinter der Geschichte verbirgt sich ein recht hintergründiger Humor, der auf den ersten Blick<br />

nicht sofort erkennbar, jedoch recht amüsant ist.<br />

Kurz und böse ist „Nur ein Roboter“. Allerdings auch wenig ansprechen und im Leser nur wenig<br />

nachhallend.<br />

„Insel ohne Enten“ sorgt ist mit ihren schwarzen Humor für einen kleinen Schmunzler gut,<br />

obwohl der aufmerksame Leser schon frühzeitig erkennt, in welche Richtung es geht.<br />

Unter den zweiundzwanzig Geschichten dieses Bandes, ist „Zombie“ die einzige klassische<br />

Gespenstergeschichte. Zwar tut sich hier keine neue Facette dieser Literaturart auf, der Text<br />

unterhält jedoch solide.<br />

Obwohl „Das goldene Ei“ mehr einem längeren Witz, als Geschichte ähnelt, ist doch für einen<br />

Lacher gut.<br />

Ein Schelm, wer nach der Lektüre von „Wer zweimal Stirbt ...“ nicht böses denkt; ein Text mit<br />

maliziösen Beigeschmack.<br />

„Das Hotel zum schwarzen Prinzen“ ist eine höchst skurrile Geschichte, mit Grusel- und<br />

Überraschungspotential<br />

Vampirisch geht es in „Blut“ zu. Dem Autor gelingt es vortrefflich die geheimnisvolle<br />

Umgebung, in der die Erzählung spielt, zu beschreiben und die delphische Atmosphäre auch auf<br />

den Leser zu übertragen.<br />

„Voodoo“ ist eine recht vorhersehbare Geschichte, ohne viel Raffinesse.<br />

In „Die Nacht der verzauberten Katzen“ dürfte es wohl um das Thema der Selbstfindung gehen<br />

und wie es möglich ist, mit seinem Glück auch andere glücklich zu machen. Eine höchst<br />

märchenhafte Geschichte, die sich ebenso liest.<br />

Der Band „Das Hotel zum schwarzen Prinzen“ wartet mit vielen skurrilen, amüsanten und<br />

unheimlichen Geschichten auf. Die meisten Texte können durchaus überzeugen, sei es durch<br />

bösen Humor oder die Schilderung des Phantastischen auf besondere Art. Mit 132 Seiten ist der<br />

Titel nicht besonders umfangreich und die zweiundzwanzig Texte manchmal ein wenig zu knapp<br />

gehalten, was sich abträglich auf die atmosphärische Entwicklung auswirkt. Lesenswert ist diese<br />

Kurzgeschichtensammlung von Harald Braem jedoch allemal!


Fazit:<br />

Das Buch biete Lesestoffe als kleine, feine Häppchen für Zwischendurch. Ein großes<br />

literarisches Kunstwerk sollte man nicht erwarten, dafür jeden Menge schwarz-humoriges<br />

Vergnügen, das leider etwas zu kurz geraten ist.<br />

Imaginatio Lux<br />

Viele Geschichten werden von der Zeit überholt und geraten in Vergessenheit. Die Story von<br />

Tobias Bachmann Das Medaillon aus der Zeit ist diesem Prozess erfreulicherweise entronnen,<br />

ja, hat sogar eine Metamorphose durchgemacht, um 2007 in den Episoden-Roman Das Arkahm-<br />

Sanatorium (Atlantis Verlag) welchen er zusammen mit Markus K. Korb verfasste, wieder auf zu<br />

erstehen. Ursprünglich erschien der Text 1998 in der Lovecraft-Anthologie Arkham und andere<br />

Orte des Grauens, herausgeben von Jörg Kleudgen in seiner GOBLIN PRESS. Dieser Band ist,<br />

wie viele GP-Titel, längst vergriffen. CTHULHU LIBRIA hat von Tobias Bachmann die<br />

freundliche Erlaubnis erhalten, den Text, so wie er das erste Mal vor 13 Jahren veröffentlicht<br />

wurde, hier wiedergeben zu dürfen, was dem geneigten Leser, der bisher ausschließlich die<br />

Version aus Das Arkham-Sanatorium kannte, die Möglichkeit bietet, eine Geschichte zu<br />

entdecken, die einen Kern, jedoch zwei höchst facettenreiche Gesichter besitzt.<br />

Titel: Das Arkham-Sanatorium Titel: Arkham und andere Orte des Grauens<br />

Autor: Markus K. Korb und Tobias Bachmann Autor: Anthologie (Hrsg. Jörg Kleudgen)<br />

Verlag: Atlantis Verlag Verlag: Goblin Press<br />

Umfang: 214 Seiten Umfang: 164 Seiten<br />

ISBN: 978<strong>39</strong>36742787 ISBN: Nicht vorhanden<br />

Preis: 12,90 Euro Preis: 8,00 Euro


Das Medaillon aus der Zeit<br />

von Tobias Bachmann<br />

Bei dem Begriff „Archäologie“ denkt man für gewöhnlich als erstes an staubige Ausgrabungen<br />

in alten, orientalischen Ruinen oder das Wühlen nach vorzeitlichen Fossilien im Gestein<br />

gewordenen Schlamm der Urzeitmeere.<br />

Meist arbeiten mehrere Archäologen im Team an derselben Sache, und die Ausgrabungsgebiete<br />

bestehen am Ende nur noch aus Löchern, Gruben herumliegenden Steinen und schmutzigem<br />

Werkzeug ... ein Knochen hier, eine Schale da ... gelegentlich findet man ein altes<br />

Schmuckstücke und hofft, damit für seine Bemühungen angemessen belohnt oder ausgezeichnet<br />

zu werden.<br />

Allzu oft entspricht dieser grobe Abriss des Berufsbild eines Archäologen leider der Realität,<br />

doch bei Reed Benson war das nur eingeschränkt der Fall.<br />

Er war Archäologen aus Leidenschaft.<br />

Schon als er eines Tages als Kind durch Zufall beim Spielen im Sand ein prähistorisches<br />

Werkzeug entdeckt hatte – er konnte beim besten Willen nicht mehr sagen, wie tief er gegraben<br />

hatte, aber es musste verdammt tief gewesen sein – hatte sein Berufswunsch festgestanden. Nach<br />

einer entsprechenden Ausbildung war der Brite stets an den aufregendsten Ausgrabungsstätten<br />

der Erde zu finden gewesen.<br />

Reed Benson hatte das besondere Glück, dass er – egal, wo er grub – immer etwas fand, das von<br />

geschichtlicher Bedeutung war. Er hatte eine regelrechte Spürnase für Dinge, die sich unter der<br />

Erde befanden, und wenn er zu graben begann, dauerte es nicht lange, bis er etwas aus der Tiefe<br />

hervorholte.<br />

Die besondere Leidenschaft für seinen Beruf wurde auch dadurch charakterisiert, dass er, wenn<br />

er von der Ausgrabungsfirma, für die er gewöhnlich arbeitete, beurlaubt wurde, beziehungsweise<br />

nicht gerade auf eigene Faust eine Expedition leitete, auch in seiner Freizeit nach alten<br />

Schmuckstücken grub, welche er sammelte und katalogisierte, was bedeutete, dass er über jedes<br />

Fundstück alles niederschrieb, was er in Erfahrung bringen konnte. Aus diesem Grund war er<br />

Stammgast in gleich drei herausragenden Bibliotheken mit archäologischer und geologischer<br />

Literatur, in denen er regelmäßig in den entlegensten Regalen nach alten Katalogen suchte, um<br />

etwas über seine Privatfunde herauszubekommen.<br />

So auch an dem Tag, an dem diese Geschichte ihren Lauf nahm, – es war bereits der dritte Tag<br />

seiner Recherche – und Benson einen Bibliothekar um Hilfe ersuchte.<br />

„Es handelt sich diesmal um ein altes Medaillon, vermutlich aus vorchristlicher Zeit. Mir<br />

unbekannte Schriftzeichen und Ornamente wurden auf einer Seite eingraviert. Auf der anderen<br />

Seite ist ein eingenartiges Muster zu sehen, welches ich in derartiger Anordnung noch nie<br />

entdeckt habe. Und ... nehmen auch Sie den eigentümlichen Geruch wahr, den es verströmt? Er<br />

erinnert mich an die Substanzen, die bei einer heiligen Messe verbrannt werden. Ich habe nicht<br />

ausmachen können, woher der Geruch stammt. Das Medaillon ist womöglich hohl, aber ich habe<br />

keine Gussnaht oder Falz entdeckt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es mehr als ein<br />

Schmuckstück ist, einst kultischen Zweck diente. Ich bräuchte also einige Bände über Schmuck,<br />

Verzierungen und Schrifttypen aus dieser Zeit, sowie weitere Bücher über Medaillons, ihre<br />

Bedeutung und vielleicht alte Herstellungsverfahren.“<br />

„Nun gut“, meinte Robert Herwick, der Bibliothekar, den Benson schon seit Jahren kannte, und<br />

wandte sich einen grauen Kasten zu, der sich hinter der Ausleihtheke befand. „Dann wollen wir<br />

doch mal sehen, was wir diesbezüglich finden können.“<br />

Er tippte etwas in den Computer – dies war die erste Bibliothek, welche bereits 1980 den Einsatz<br />

eines solchen Gerätes bewerkstelligt hatte – und nachdem er die in Frage kommenden Werke<br />

gefunden hatte, führte er Benson in ein Zimmer, welches ausschließlich die ältesten Folianten


eherbergte. Es roch nach Moder, Staub und uralten Wissen, und als er den Archäologen verließ,<br />

war der schon vollkommen in seinem Element versunken.<br />

Reed Benson verbrachte die nächsten Tage von frühmorgens bis spätabends in diesem Zimmer<br />

und studierte bestimmt über dreißig der alten Bände bis ins Detail, bevor er müde aufgab.<br />

Für gewöhnlich enthielten wenigstens ein bis zwei der von Herwick ausgewählten Bücher etwas,<br />

das dem Archäologen dienlich war, doch diesmal schien es, als habe er einen Fund gemacht, der<br />

nirgendwo auch nur ansatzweise vermerkt oder registriert war, einen Fund, den die ältesten<br />

Kataloge der Welt nicht kannten, und der keiner menschlichen Kultur zuzuordnen war. Er hatte<br />

keine Ahnung, wie das Schmuckstück zwischen die keltischen Ringwallanlangen wesentlich<br />

jüngeren Alters gelangt war.<br />

Enttäuscht, aber sich dessen bewusst, dass dieses Medaillon weitaus wertvoller sein musste als<br />

anfänglich gedacht, machte er sich wieder auf den Heimweg.<br />

Sollte es denn möglich sein, dass das Medaillon noch älter war als er angenommen hatte?<br />

Vielleicht hatten es die Kelten selbst geraubt oder gefunden?<br />

Es war ausgesprochen gut erhalten, was eventuell an der eigenartigen Metalllegierung lag, die<br />

Reed nie zuvor gesehen hatte. Seltsamerweise hatte es auch nicht tief unter der Erdoberfläche<br />

gelegen, im Gegenteil: es schien eher so, als sei es erst vor kurzem vergraben worden.<br />

Doch auch die neueren Bücher hatte Reed Benson durchgesehen. Ohne Erfolg!<br />

Er wollte das Medaillon zu einer Vielzahl weiterer Fundstücke in seinen Tresor legen, in der<br />

Hoffnung, eines Tages möge sich das Rätsel von selbst lösen, doch dann zögerte er. Schließlich<br />

legte er es um den Hals. Schwer, aber eine angenehme Wärme verbreitend, ruhte es auf seiner<br />

Brust.<br />

Er gewöhnte sich an das Gewicht sehr rasch und wandte sich wieder den Vorbereitungen einer in<br />

Kürze anstehenden Reise zu, die ihn nach Australien führen würde, wo er wichtige<br />

Ausgrabungen unterstützen sollte.<br />

Der Ausgrabungsort lag nur wenige Meilen von Pilbarra entfernt.<br />

Der ausschlaggebenden Grund für die Expedition waren die monolithischen Felsbrocken, die<br />

dort gefunden worden waren. Die Blöcke, ungelenk behauen, wiesen eine ungefähre Größe von<br />

drei mal zwei Fuß auf und waren bereits soweit verwittert, dass man die Anzeichen ihrer<br />

Bearbeitung nur noch erahnen konnte.<br />

Das Alter dieses Werkes einer unbekannten Kultur war erschreckend: die Blöcke bestanden zum<br />

überwiegenden Teil aus Sandstein und Granit, doch einige wenige schienen aus einer<br />

merkwürdigen Art Zement oder Beton gegossen zu sein.<br />

Die Spuren von Erosion durch Wasser waren unverkennbar, und so wurde vermutet, das dieser<br />

Teil des Kontinents einst versunken und erst nach langer Zeit wieder aufgetaucht war. Dies<br />

jedoch erst nach der Epoche, in der die seltsamen Steine behauen und wahrscheinlich zu<br />

Bauzwecken verwendet worden waren. Vermutlich hatte das Versinken des Landes auch das<br />

Ende der alten Kultur besiegelt.<br />

Die Zeitspanne war unvorstellbar; die Experten sprachen von Hunderttausenden von Jahren,<br />

doch genauere Zahlen würden erst umfangreiche Untersuchen wie die Radio-Karbon-Methode<br />

liefern können.<br />

Der Fundort lag südwestlich von Wartburtons Expeditionsroute von 1873 und hunderte Meilen<br />

südöstlich von Joanna Spring. Der De Grey-River floss in unmittelbarer Nähe vorbei. Die genaue<br />

Angabe der Lage auf der Landkarte befand sich an einem Punkt von 22° 3' 14“ südlicher Breite<br />

und 125° 0' <strong>39</strong>“ östlicher Länge.<br />

Das Klima – das wusste Reed Benson – würde ihm schwer zu schaffen machen. Tropische Hitze<br />

vertrug er nur schlecht, und die Arbeit in der Wüste würde ohnehin beschwerlich sein.<br />

Doch Beruf war Beruf, und Pflicht war Pflicht, und so machte sich der Archäologe per Flugzeug<br />

auf den Weg zur anderen Seite der Erdkugel.


* * *<br />

„Im Jahre 1934 startet mein Vater von Amerika aus zusammen mit einem gewissen Dr. Boyle<br />

und Robert McKenzie eine Expedition in dieses Gebiet“, berichtete Wingate Peaslee. „Die<br />

finanzielle Unterstützung erfolgte durch die Miskatonic-Universität. Vielleicht erinnern sich<br />

einige von ihnen daran. Dass sie bereits 1930 eine Expedition in die Antarktis förderte. Doch hier<br />

wurden die Ausgrabungen eines Tages urplötzlich abgebrochen. Ferdinand C. Ashley von der<br />

anthropologischen Fakultät wollte zwar unbedingt weiter forschen, doch die Universität stoppte<br />

die finanziellen Mittel auf Drängen meines Vaters. Dabei hatten die Männer innerhalb eines<br />

Monats etwa 1250 Blöcke aus dem Sand herausgegraben, die meisten davon mit seltsamen<br />

Schriftzügen oder Verzierungen versehen. Die Ausgrabungen waren immer ergiebiger geworden,<br />

bis zu jenem Tag, als mein Vater in furchtbaren Zustand aus der Wüste kam. Er unternahm des<br />

öfteren ausgiebige nächtliche Spaziergänge und kehrte oft erst am nächsten Morgen zurück. So<br />

war es auch in der Nacht vom 17. auf den 18. Juli, als ca. 3:30 Uhr ein furchtbarer Sturm<br />

aufkam, er uns alle aufweckte und drei unserer Zelt umriss. Während die Männer sich um den<br />

Wiederaufbau kümmerten, fiel mir die Abwesenheit meines Vaters auf. Doch wir machten kein<br />

großes Aufheben darum – er würde wohl unterwegs einen Unterstand gefunden haben.<br />

Schließlich, es musste schon 5 Uhr oder später gewesen sein, stolperte mein Vater ohne Hut,<br />

zerlumpt, mit zerkratzten, blutverschmierten Gesicht und ohne Taschenlampe ins Lager.<br />

Professor Dyer sah ihn und rief sofort Dr. Boyle.<br />

Als ich, durch den Lärm geweckt, hinzukam , hatten sie beiden in schon zu Versorgung auf ein<br />

Feldbett gebettet. Ich erinnere mich noch genau an die Szenerie, obwohl ich damals erst sechs<br />

Jahre alt war und Vater nur deshalb begleitete, weil Mutter bei meiner Geburt gestorben war und<br />

es sonst niemanden gab, der sich um mich gekümmert hätte.<br />

Mein Vater erzählte uns, dass er unglaublich müde geworden sei und sich einfach in den Sand<br />

zum Schlafen hingestreckt habe. Er habe schlimme Alpträume gehabt und sei durch den Sturm in<br />

panischer Angst Richtung Lager gerannt, wobei er im Dunkeln immer wieder über Steinblöcke<br />

gestolpert sei. Er befahl Boyle und McKenzie, auf keinen Fall in nordöstlicher Richtung weiter<br />

zu graben. Sie machten sich jedoch in den folgenden Tagen nichts aus seiner scheinbar aus der<br />

Verwirrung resultierenden Argumenten und gruben wie in den Tagen zuvor weiter. Mein Vater<br />

aber benahm sich zunehmend merkwürdiger: Er beteiligte sich nicht länger an den<br />

Ausgrabungen und beschloss schließlich mit mir nach Hause zurückzukehren. Einen Monat<br />

später rief die Universität die Expedition zurück.<br />

Doch mir war das, was herausgefunden worden war, nicht aus dem Kopf gegangen. Ich ergriff<br />

denselben Beruf wie zuvor mein Vater. Jahrelang forschte ich auf eigene Faust, und als er starb<br />

und ich seinen gesamten Besitz erbte, las ich voller Aufregung in seinen Aufzeichnungen. Ich<br />

fand Traumgeschichten, von angeblich vergessen Welten, die einander an Eigenart übertrafen<br />

und zum Teil von fremdartigen Wesen bewohnt waren. Und schließlich fiel mir die Ähnlichkeit<br />

einiger Bauten in seinen Beschreibungen und Skizzen dieser Traumwelten mit den<br />

Scheinblöcken auf. Das Wissen um diese Zufälle ließ mir keine Ruhe. Ich gründete ein<br />

Konsortium zur Finanzierung weiterer Forschungen, und heute, nach nunmehr 66 Jahren, ist es<br />

uns endlich gelungen, die Ausgrabungen wieder aufzunehmen. Ich hoffe, wir werden das finden,<br />

was meinen Vater zur Abreise bewegte. Morgen geht es los, ich wünsche uns allen viel Erfolg!“<br />

So endete die ungewöhnlich lange Ansprache des ansonsten sehr schweigsamen und<br />

nachdenklichen Wingate Peaslee, der nicht nur Leiter und Organisator, sonder größtenteils auch<br />

finanzieller Träger der Expedition war.<br />

Mit weitaus moderneren Gerätschaften, als zu den Zeiten, in denen Peaslees Vater noch gelebt<br />

hatte, kam der Forschertrupp äußerst schnell voran, und Reed Benson zählte am Ende des dritten<br />

Arbeitstages bereits 700 Blöcke, die ausgegraben und erfasst waren.


Die Männer beendeten die Arbeit meist um 19°° Uhr, aßen gemeinsam zu Abend, saßen dann in<br />

kleineren Gruppen beisammen und tranken das kalte Bier, das eigens aus Amerika eingeflogen<br />

worden war.<br />

Benson unterhielt sich während dieser Zusammenkünfte oft mit dem alten Peaslee. Gemeinsam<br />

diskutierten sie über ihre unterschiedlichen Erlebnisse und Erfahrungen.<br />

Peaslee kam immer wieder auf seinen Vater, den berühmten Professor, zu sprechen, und er<br />

erzählte aufgeregt von diversen Fundorten, an denen sie gemeinsam, auch nach der<br />

abgebrochenen Expedition von 1934 die faszinierendsten Dinge zu Tage befördert hatten. Doch<br />

nie hatte ein Geheimnis die Rätselhaftigkeit der Funde in Australien erreicht.<br />

Benson interessierte sich vor allem für die Geschehnisse von vor 66 Jahren. Wingate Peaslee<br />

berichtete ihm, dass sein Vater einen ausgiebigen Bericht über die Expedition verfasst habe, doch<br />

leider sie dieser unter nicht geklärten Umständen abhanden gekommen. Er selbst habe ihn nie zu<br />

Gesicht bekommen. Höchstwahrscheinlich hätten sich darin jedoch Erkenntnisse befunden, die<br />

in irgendeiner Weise mit dieser Ausgrabungsstätte und dem plötzlichen Abbruch der Expedition<br />

zu tun hätten.<br />

Scheinbar war er jedoch selbst nicht so ganz überzeugt von dieser Geschichte. Er meinte, es<br />

müsse einen plausiblen Grund für den einstigen Abbruch der Ausgrabung geben. Er habe sich<br />

einst bemüht, nähere Informationen von der Miskatonic-Universität direkt zu erhalten und sei<br />

aus diesem Grund sogar ins verschlafenen Neuengland gereist, doch dort sei man zu keiner<br />

Auskunft bereit gewesen.<br />

Bereits um 22°° Uhr gingen die Arbeiter für gewöhnlich schlafen, um am nächsten Tag mit<br />

frischer Kraft weitergraben zu können.<br />

* * *<br />

Die Sonne stand hoch am Himmel, als Reed Benson in die von schweren Gerät frisch<br />

ausgehobenen Grube hinabsprang, um dort mit einer kleineren Schaufel die Feinarbeiten zu<br />

erledigen. Nach einer halben Stunde – die anderen machten gerade Mittagspause, doch er hatte<br />

das Gefühl, kurz vor einer wichtigen Entdeckung zu stehen – gab der Sand unter ihm<br />

überraschend nach. Benson versank im Bodenlosen. Doch das war unmöglich! Treibsand kam in<br />

diesem Teil des Landes nicht vor.<br />

Der Archäologe behielt den einen klaren Kopf. Er wusste, dass die Erde unter ihrem<br />

Ausgrabungsort stellenweise hohl war, das hatten verschiedene Messungen ergeben. Haltlos fiel<br />

er durch eine Art Schacht oder Röhre, hinab in eine unterirdische Kammer, wo er seinen Sturz<br />

geschickt abfing.<br />

Als er sich hustend aufrichtete und nach oben sah, stellte er verwundert fest, dass sich das Loch<br />

über ihm wieder geschlossen hatte. Kein Licht drang von dort in die Höhle, in der er sich nun<br />

befand. Er nahm seine Taschenlampe und knipste sie an.<br />

Als die Lampe ein staubgebrochenes Zwielicht schuf, wollte Reed Benson seinen Augen nicht<br />

trauen. Eine aufwendige Konstruktion von verzweigten Gerüsten und eine eingenartige<br />

Deckenplatte schützten die Höhle vor dem Einstürzen. Staunend leuchtete Benson das Gewölbe<br />

aus, folgte dem Strahl seiner Taschenlampe, und mit jedem seiner Schritte schlug sein Herz<br />

höher.<br />

Es war erstaunlich, wie weitläufig sich diese unerforschten Areal unter der Erde ausdehnte.<br />

Er kam in einen weiteren Saal und fand seinen bislang unbeirrten Glauben an den Fortschritt der<br />

Wissenschaft und die Zukunft der menschlichen Rasse zutiefst erschüttert. Hier reihten sich<br />

Hunderte von Metern lange Regale, in denen in endloser Folge aneinandergereihte metallisch<br />

glänzende Kisten lagerten. Sie waren durch eine ihm nicht bekannte Verschlussvorrichtung<br />

gesichert.<br />

Er startete mehrere erfolglose Versuche, eine der Kisten zu öffnen, die – anders als die anderen –<br />

inmitten des Raumes stand, dann klemmte er sie sich kurzerhand unter den Arm, machte kehrt


und begann mit der Suche nach einem Ausgang. Allein konnte er hier nur wenig erreichen.<br />

Das Loch, durch das er hereingerutscht war, war zu hoch gelegen, als dass er es hätte erreichen<br />

können, und so musste er über mehrere Geröllhalden klettern, durch röhrenähnliche Schächte<br />

kriechen und über gewaltige Stützplattformen irren, bis er nach einigen Stunden eine winzige<br />

Öffnung entdeckte.<br />

Er begann, die großen Steinbrocken am Rand mit der Hand zur Seite zu schieben, was nicht<br />

gerade leicht fiel, denn immer wieder bröckelte Steinschutt nach, und so dauerte es Stunden, bis<br />

Benson endlich mühselig durch die Öffnung kriechen konnte, den Kasten voran, die<br />

Taschenlampe zwischen den Zähnen.<br />

Er erleichtert, nach so vielen Stunden wieder unverbrauchte, frische Luft atmen zu können, doch<br />

entsetzt stellte er fest, dass bereits tiefe Nacht war und er sich unterirdisch meilenweit vom Lager<br />

entfernt hatte.<br />

Erschöpft sank er auf dem nackten Wüstengrund nieder und fiel in einen tiefen Schlaf.<br />

Reed Benson erwachte unter schrecklichen Schmerzen. Jemand rüttelte ihn unsanft an der<br />

Schulter. Noch nie hatte er so ungemütlich geschlafen, was war bloß … plötzlich erinnerte er<br />

sich, was geschehen war!<br />

Wieder wurde er angestoßen. Fremdartige Worte drangen an seine Ohren, fremd und doch<br />

vertraut. Er schlug die Augen auf und erkannte einen der eingeborene Männer, die unter seinem<br />

Kommando arbeiteten. Der Mann, sehr besorgt um das Wohl Bensons, half dem Briten auf die<br />

Beine und brachte ihn zu einen Jeep, mit dem sie beiden Männer zum Lager fuhren.<br />

Dort erfuhr der Ausgräber, dass nach seinem Verschwinden die Arbeiten abgebrochen worden<br />

seien, um eine aufwendige Suche zu starten. Peaslee zeigte sich besorgt aber auch verärgert über<br />

den unnötigen Schrecken, den Benson der Mannschaft eingejagt hatte.<br />

Der konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die eigenartige Kiste hatte er, in seinen<br />

Staubmantel gehüllt, fest an sich gedrückt. Er versteckte sie sofort in seiner Unterkunft, als er<br />

erklärt hatte, was ihm widerfahren war.<br />

Ohne recht zu wissen warum, erzählte er seinen Kollegen nichts von dem unterirdischen<br />

Labyrinth. Er wollte zumindest warten, bis er die Kiste geöffnet und deren Inhalt durchsucht<br />

hatte, was aber, das war ihm klar, im Lager nicht unbeobachtet geschehen konnte. Statt dessen<br />

erfand er eine haarsträubende Geschichte … ihm sei schlecht geworden und er habe lediglich<br />

einen ausgiebigen Spaziergang unternommen. Dabei habe er sich verirrt und immer weiter vom<br />

Lager entfernt.<br />

Er sei froh, dass alles so glimpflich ausgegangen sei, doch er wolle eine Woche Sonderurlaub<br />

beantragen. Dieser wurde ihm von Wingate Peaslee, dem der Schrecken, nicht zuletzt wegen der<br />

Analogie zu den Ereignissen, die ein Menschenleben zuvor stattgefunden hatten, tief in den<br />

Knochen saß, ohne Zögern gewährt.<br />

* * *<br />

Als Benson nach langem und turbulenten Flug nach Hause kam, war er froh darüber, aus der<br />

staubigen Wüste am Rand der Welt entkommen zu sein.<br />

Er schleuderte die Koffer in den Flur, dann ging er unverzüglich in den Keller, wählte Werkzeug<br />

aus und öffnete gewaltsam die Kiste.<br />

Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn irrsinnig auflachen.<br />

Der Inhalt der Kiste bestand lediglich aus Büchern. Zugegeben – sie waren sehr gut erhalten.<br />

Wie war das möglich? Waren die Bücher erst vor kurzem an diesen geheimnisvollen Ort gelangt?<br />

Benson schlug voller Enttäuschung eines nach dem anderen auf. Viele waren mit seltsamen<br />

Schriftzeichen gefüllt, die selbst den Archäologe, der eine linguistische Grundausbildung<br />

genossen hatte, nicht vertraut waren und für ihn keinen Sinn ergaben.<br />

Doch zwei der seltsamen Werke waren überraschenderweise äußerst aufschlussreich. Bei dem


einen handelte es sich um den verschollenen Bericht des alten Professor Peaslee, der<br />

erschreckende Aussagen beinhaltete. Es war ein Rätsel, wie dieser in die Wüste gekommen war.<br />

Hatte der Forscher doch noch eine weitere Reise nach Australien vorgenommen?<br />

Benson wurde leichenblass. Ihm war äußerst unwohl zumute, als er diesen Bericht las. Der<br />

kündete von Peaslees Entdeckung einer intelligenten Rasse, die lange vor dem Menschen die<br />

Erde beherrscht hatte. Einer Rasse, die sich in Raum und Zeit bewegen konnte, und die es sich<br />

zur Aufgabe gemacht hatte, die Geschichte der Erde und die anderer bewohnter Planeten<br />

festzuhalten. Das Erschreckendste aber war: diese Geschichte reichte bis weit hinter die<br />

Vernichtung der menschlichen Rasse … und noch weiter.<br />

Peaslee hatte geahnt, dass niemand seine Entdeckungen Glauben schenken würde und hatte<br />

daraus Konsequenzen für sein eigenes Leben gezogen.<br />

Das zweite Buch war in einer fremden Schrift verfasst, doch bildete es die Ornamente eben jenes<br />

Medaillons an Bensons Brust ab. Auf einer Seite war sogar das selbe Medaillon abgebildet. Er<br />

verglich es mit seinem Originalstück und stellte aufgeregt fest, dass Abbildung und Original<br />

absolut identisch waren.<br />

Wenige Seiten später die nächste Überraschung: Professor Peaslee hatte das Buch auszugsweise<br />

übersetzt, drunter auch die Inschrift des Medaillons.<br />

Die Worte erinnerten Benson an eine biblische Prophezeiung, doch weder konnte er sie<br />

einordnen, noch ergab sie für ihn einen Sinn.<br />

„Und die Toten werden sich erheben, wenn sie den Weihrauch riechen.“<br />

Als er das Buch noch einmal grob überflog, fiel ihm auf, dass sich der gesamte Inhalt<br />

ausschließlich um das Medaillon drehte.<br />

Er betrachtete und studierte diese Millimeter für Millimeter und schloss es dann fest in seiner<br />

rechten Hand ein. Versonnen sprach er den Satz laut und deutlich vor sich her. Er konnte sich<br />

keinen Reim darauf mach. Immer und immer wieder: „Und die Toten werden sich erheben …<br />

und die Toten werden sich erheben!“<br />

Irgendwann schlug der das Buch zu, legte das Medaillon achtlos daneben und ging zu Bett. Er<br />

schlief so tief, dass er nicht merkte, wie das Medaillon zu leuchten begann, ein grelles Licht von<br />

sich gab und das gesamte Zimmer erhellte.<br />

* * *<br />

Der alte Peaslee glaubte seinen Augen nicht, als er das unterirdische Labyrinth unter der Wüste<br />

entdeckte.<br />

Er bedauerte, dass Reed Benson nicht dabei sein konnte, als sie in das weitverbreitete<br />

Höhlensystem eindrangen. Sie entdeckten unsagbare Schätze, eigenartige Bücher mit noch<br />

eigenartigeren Schriftzügen und Abbildungen, welche zu deuten keiner von Ihnen fähig war.<br />

Über mehrere Stockwerke erstreckten sich die Gänge, Räume und Behausungen der Vorzeit.<br />

Niemand konnte sich erklären, aus welcher Zeitepoche sie stammten. Nur über eines waren sich<br />

alle einig: sie mussten älter sein, als die Menschheit selbst. Aber war es überhaupt vorstellbar,<br />

dass eine intelligente Rasse vor dem Menschen existiert hatte und ausgestorben war?<br />

Wenn ja, dann lag der Beweis unter ihren Füßen. Sie liefen in einer fremden, äonenalten Welt<br />

umher und staunten über das, was ihre vermeintlichen Vorgänger erschaffen hatten. Peaslee<br />

musste ständig an die verschollenen Notizen seines Vaters denken. Wenn er sie nur gekannt<br />

hätte! Der alte Mann musste genau diese unterirdischen Hallen entdeckt haben, aber warum hatte<br />

er nicht weiter geforscht, warum nicht seine Kollegen herbeigerufen?<br />

Schließlich entdeckten die Männer die Falltüren. Sie hatten die ganze Zeit geglaubt, sich bereits<br />

auf der untersten Ebene des Labyrinths zu befinden, doch nun schien es, als hätten sie sich


getäuscht gehabt. Tiefer, immer tiefer breitete sich die Flut von Gängen, Treppen und Kanälen in<br />

der Imagination Wingate Peaslees aus, vielleicht gar bis zum Mittelpunkt der Erde.<br />

Doch als sich die Arbeiter anschicken wollten, die Falltüren zu öffnen, hoben diese sich von<br />

selbst und kalte, phosphoreszierende Lichtschleier erleuchteten die Gewölbe.<br />

Das, was dann zum Vorschein kam, war schlimmer als die schlimmsten Dinge, die Menschen<br />

sich vorstellen konnten.<br />

Peaslee wurde ihr erstes Opfer. Die zwanzig Arbeiter, die mit ihm in die Hölle eingedrungen<br />

waren, rannten um ihr Leben, doch mit jedem ihrer Schritte schrumpfte die Hoffnung auf<br />

Rettung. Sie stießen immer wieder auf weitere Falltüren, die sich genau wie die erste selbsttätig<br />

öffnete. Das in Urzeiten errichtete Labyrinth erlebte, wie in den Gängen eine Panik im Kampf<br />

ums nackte Überleben ausbrach.<br />

Am ehesten hatten die mi chitinüberzogenen Panzern und zuckenden, schnappenden Mandibeln<br />

und Maxillen bewehrten Wesen Ähnlichkeit mit Käfern. Sie schienen von überallher zu<br />

kommen, starben auch unter dem Gewehrfeuer der Verteidiger nicht, und ihre eigentümlichen,<br />

knirschenden Geräusche vermischten sich mit den letzten Schreien und Hilferufen der verwirrten<br />

Arbeiter. Sie selbst waren unheimlich still … wie tot.<br />

Es dauerte nicht lange, da herrschte wieder Ruhe und die Wesen suchten sich durch die Gänge<br />

des Labyrinths einen Ausgang, um ihre Freiheit dauerhaft zu machen.<br />

Im Forschungscamp nahe des Ausgrabungsortes brach Panik aus. Jeder, der konnte, ergriff die<br />

Fluch. Aus den Höhlen unter der Wüste krochen sie schrecklichen Wesen, die die Menschheit<br />

jemals erblickt hatte. Sie zerfleischten jeden, der so mutig war, sich ihnen entgegen zu stellen,<br />

doch sie taten dies nicht, um sich zu ernähren, sondern aus einer unbegreiflichen Zerstörungswut<br />

heraus. Die Käferwesen zeigten kein Erbarmen.<br />

Als Reed Benson am nächsten Tag erwachte und während es Frühstücks in der Zeitung den<br />

Bericht über das große Forschungsunglück in Australien las, schien sein Herz still zu stehen.<br />

Mein Gott, er hatte verdammtes Glück gehabt, dass er nicht mehr dort gewesen war.<br />

In der Zeitung stand zwar, dass die Arme sich in diesen Stunden einen erbitterten Kampf mit den<br />

Wesen lieferte, doch Benson wusste, dass die Menschheit keine Chance hatte, diese Schlacht zu<br />

gewinnen. Niemand würde dem Unglück entrinnen, die Menschheit konnte nur hoffen als<br />

Sklaven zu überleben.<br />

Reed Benson wusste, dass es kein Entrinnen gab, denn er war der einzige lebende Mensch, der<br />

etwas über jene Wesen in Erfahrung gebracht hatte. Die Insektoiden aufhalten zu wollen, war<br />

von vornherein zum Scheitern verurteilt. In seinem Inneren breitete sich eine schreckliche<br />

Gewissheit aus. Sein Magen krampfte sich ruckartig zusammen, als er sich bewusst wurde, dass<br />

er an allem Schuld war.<br />

Er konnte nicht erklären, wie es geschehen war, dass die Elemente durch Personen – einen<br />

Auserwählten? – zusammengekommen waren. Einen Moment lang stellte er die Theorie auf, das<br />

Medaillon sei, einer uralten Weissagung folgend, über den halben Globus … nein, er dachte<br />

diesen Satz nicht zu Ende. Für ihn stand nur fest: der Spruch und das Medaillon in seiner<br />

geschlossen Hand hatten bewirkt, dass sich die Falltüren geöffnet hatten, aber das war nur einer<br />

von vielen notwendigen Auslösern in der Kette gewesen.<br />

Das Medaillon war der Schlüssel gewesen, und hätte er es nicht gefunden gehabt, so wären<br />

wahrscheinlich jene Vorkommnisse in Australien nie geschehen.<br />

Doch es hatte ja bereits alles geschrieben gestanden …


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