Homogenes Gleichgewicht
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<strong>Homogenes</strong> <strong>Gleichgewicht</strong><br />
Abstract<br />
The change of enthalpy, entropy and free enthalpy (GIBBS energy) during the<br />
isomerisation of a rhodamine laser dye are determined from the temperature dependence<br />
of the equilibrium constant in different solvents. The concentrations are measured by<br />
means of a photometer.<br />
1 Theoretische Grundlagen<br />
Im <strong>Gleichgewicht</strong> einer chemischen Reaktion ist die freie Reaktionsenthalpie (GIBBS-<br />
Energie) ∆G = 0. Dann besteht der folgende Zusammenhang zwischen der <strong>Gleichgewicht</strong>skonstanten<br />
K und der molaren freien Standardreaktionsenthalpie ∆G°:<br />
∆G°=−RTln K<br />
R: univ. Gaskonst., T: absolute Temperatur (1)<br />
Gleichzeitig gilt für ∆G° die GIBBS-HELMHOLTZ-Gleichung, die die Entropieänderungen<br />
des Systems ∆S° und die der Umgebung ∆H°/T unter Standardbedingungen<br />
bilanziert:<br />
∆G°= ∆H°− T∆S° (2)<br />
Als Standardzustand wählt man den der reinen Stoffe bei einem Druck von<br />
p° = 1 bar = 105 Pa bei beliebigen Temperaturen (ergibt ∆G°). Zur Tabellierung der<br />
Daten wählt man die Normalbedingungen, d.h. den Zustand der reinen Stoffe bei<br />
Druck p = 100 kPa (Standardzustand) und einer Temperatur von T = 25 °C= 298,15 K<br />
o<br />
(ergibt ∆G298). Da die Reaktionsenthalpie ∆H° bei konstantem Druck (im einfachsten Fall durch ein<br />
offenes Gefäß zu realisieren) gerade der ausgetauschten Wärmemenge entspricht,<br />
werden Reaktionen, bei denen<br />
• ∆H° < 0 ist, als exotherme Reaktionen bezeichnet. Dabei wird Wärme an die<br />
Umgebung abgegeben.<br />
Im Fall<br />
• ∆H° > 0 wird die Reaktion als endotherm bezeichnet. Dabei wird Wärme aus der<br />
Umgebung aufgenommen.<br />
31
32 Thermodynamik<br />
Bei exothermen Reaktionen verschiebt sich bei einer Temperaturerhöhung das <strong>Gleichgewicht</strong><br />
zu den Edukten. Bei einer endothermen Reaktion ist das Gegenteil der Fall.<br />
Reaktionen, bei denen die freie Standardreaktionsenthalpie (GIBBS-Energie)<br />
• ∆G° < 0 ist, werden als exergonische Reaktionen bezeichnet: ∆G° kann als Nutzarbeit<br />
entnommen werden, z.B. in Form der Spannung einer elektrochemischen<br />
Zelle. Die Reaktion verläuft dabei spontan zu den Produkten.<br />
Dagegen wird im Fall<br />
• ∆G° > 0 die Reaktion als endergonisch bezeichnet: Das <strong>Gleichgewicht</strong> liegt auf der<br />
Seite der Edukte. ∆G° muss als Nutzarbeit am System verrichtet werden, damit die<br />
Reaktion zu den Produkten ablaufen kann.<br />
Im zweiten Hauptsatz sind diese Aussagen mit Hilfe der Entropieänderung des Weltalls<br />
formuliert. Die Betrachtung der GIBBS-Energie ∆G ist gleichwertig, jedoch einfacher<br />
durchzuführen, da nur Systemgrößen eingehen.<br />
Setzt man Gleichung (1) in Gleichung (2) ein, so ergibt sich folgende Beschreibung der<br />
Temperaturabhängigkeit der <strong>Gleichgewicht</strong>skontanten:<br />
∆H° 1 ∆S°<br />
ln K =− + . (3)<br />
R T R<br />
Wenn ∆H° und ∆S° in dem untersuchten Temperaturbereich konstant sind, ist der Graph<br />
dieser Funktion bei logarithmischer Auftragung der <strong>Gleichgewicht</strong>skonstanten gegen<br />
die reziproke absolute Temperatur eine Gerade. Aus deren Steigung und Achsenabschnitt<br />
können dann die Reaktionsenthalpie ∆H° und -entropie ∆S° ermittelt werden.<br />
Die Herleitung einer allgemeingültigen Beziehung für die Abhängigkeit der <strong>Gleichgewicht</strong>skonstanten<br />
von der Temperatur, bei der keine Voraussetzungen über die<br />
Temperaturabhängigkeit von ∆H° und ∆S° gemacht werden, ergibt die VAN'T HOFFsche<br />
Gleichung (siehe Versuchsbeschreibung „Heterogenes <strong>Gleichgewicht</strong>“).<br />
Bei diesem Versuch sollen ∆H°, ∆G° und ∆S° einer Isomerisierung photometrisch<br />
untersucht und bestimmt werden. Dazu wird der Laserfarbstoff Rhodamin-B-chlorid<br />
benutzt, der zur Xanthen-Reihe von Farbstoffen gehört. In Lösung liegt dieser Farbstoff<br />
in zwei unterschiedlichen Strukturen vor: einerseits als ein farbloses Lacton L und<br />
andererseits als ein farbiges Zwitterion Z ± (siehe Abb. 1).
<strong>Homogenes</strong> <strong>Gleichgewicht</strong> 33<br />
Abb. 1: <strong>Gleichgewicht</strong>sstrukturen von Rhodamin B.<br />
Zwitterionen haben stark polare Strukturen, bei denen im Molekül gleichzeitig ein<br />
Kation und ein Anion vorliegt. Absorptionsspektren von Rhodamin B sind in Abb. 2<br />
dargestellt. Für die Extinktion E gilt nach dem LAMBERT-BEERschen Gesetz:<br />
E = ε ⋅c⋅d (4)<br />
Dabei ist d die optische Schichtdicke (die Küvette hat eine Schichtdicke von d = 1 cm) c<br />
die Konzentration des Farbstoffs (c = 8·10 -6 mol/l) und ε der molare Absorptionskoeffizient.<br />
Für die reine Z-Form ist ε = 13·10 6 l mol -1 m -1 .<br />
Extinktion<br />
N<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
2 Aufgabenstellung<br />
0<br />
O<br />
O<br />
O<br />
N<br />
L Z ±<br />
Ethanol<br />
Butanol<br />
400 450 500 550 600 650 700<br />
Wellenlänge / nm<br />
2-Propanol<br />
Abb. 2: Absorptionsspektrum von Rhodamin B<br />
in verschiedenen Lösemitteln bei Raumtemperatur<br />
O N+<br />
Bestimmen Sie die charakteristischen thermodynamischen Größen ∆G°, ∆H° und ∆S°<br />
bei 298 K für das <strong>Gleichgewicht</strong> zwischen der Lacton- und der Zwitterionen-Struktur<br />
des Farbstoffes Rhodamin B in zwei verschiedenen Lösungsmitteln.<br />
N<br />
O<br />
O −
34 Thermodynamik<br />
3 Versuchsdurchführung<br />
Es werden Lösungen von Rhodamin B in Ethanol, 2-Propanol und 1-Butanol<br />
untersucht. Es werden ca. 3 ml der ausstehenden 8·10 -6 -molaren Rhodamin-B-Lösung in<br />
eine Küvette gefüllt. Eine zweite Küvette wird mit dem reinen Lösungsmittel gefüllt.<br />
WICHTIG Beachten Sie bitte bei diesem Versuch, dass das Rhodamin-B ein<br />
Farbstoff ist, der nicht nur die Haut, sondern auch Materialien anfärbt.<br />
Es ist darüberhinaus gesundheitsschädlich. Beachten Sie die im Labor<br />
ausgelegten Sicherheitshinweise. Verwenden Sie Handschuhe beim<br />
Abfüllen der Lösungen. Verschütten Sie nichts im Spektrometer. Zur<br />
Entsorgung steht ein eigenes Abfallgefäß am Platz.<br />
Der Aufbau des Einstrahlphotometers ist schematisch in Abb. 3 dargestellt<br />
Messgröße ist die Transmission T (engl. transmission), da sich die lineare Transmission<br />
am Spektrometer genauer ablesen lässt als die logarithmische Extinktion):<br />
I<br />
T =<br />
I<br />
0 (5)<br />
1 − T ist die Absorption (engl. absorption). Daraus lässt sich die dekadische Extinktion<br />
E (engl. absorbance) berechnen:<br />
E =−lg T<br />
(6)<br />
Lichtquelle<br />
Filter<br />
I0 I<br />
Küvette<br />
Anzeige<br />
Detektor<br />
Abb. 3: Schematischer Aufbau des Einstrahlphotometers. Der Filter lässt nur Licht im<br />
Wellenlängenbereich um 544 nm durch.
<strong>Homogenes</strong> <strong>Gleichgewicht</strong> 35<br />
Bei der Messung geht man folgendermaßen vor:<br />
• Vor der Messung wird bei geschlossenem Strahlengang der Nullpunkt der Skala<br />
eingestellt.<br />
• Bringen Sie die Küvette mit dem reinen Lösungsmittel in den Strahlengang und<br />
stellen die Anzeige auf 100% Transmission (rechter Anschlag bei offenem Strahlengang)<br />
ein.<br />
• Stellen Sie die Probenküvette in den Strahlengang und warten Sie die <strong>Gleichgewicht</strong>seinstellung<br />
ab. Nun können Sie direkt den Wert der Transmission ablesen.<br />
• Mit Hilfe des Thermostaten werden die Küvetten temperiert. Damit ein besserer<br />
Temperaturausgleich in der Lösung erfolgt, wird diese mit einem Minimagnetrührer<br />
gerührt.<br />
• Die Temperatur wird mit einem Thermoelement im Deckel der Küvette gemessen.<br />
Dadurch wird auch das Verdunsten des Lösungsmittels verringert.<br />
• Führen Sie Messungen im Temperaturbereich von Raumtemperatur bis ca. 50 °C<br />
alle 2-3 K für jedes Lösungsmittel durch, so dass Sie jeweils ca. zwölf Messwerte<br />
erhalten.<br />
• Wiederholen Sie die Messreihe mit dem anderen Satz Küvetten, die mit einem zweiten<br />
Lösungsmittel gefüllt sind.<br />
4 Versuchsauswertung<br />
Den relativen Anteil von Rhodamin B, der in der Z-Form vorliegt, berechnet man nach<br />
folgender Gleichung:<br />
[ Z]<br />
[ Z+L ] [ ] =<br />
ET ( ) ⋅ ρ(<br />
25 ° C)<br />
. (7)<br />
E( 100%)<br />
⋅ ρ(<br />
T)<br />
Hierbei entspricht ρ der Dichte des Lösungsmittels (s. Tab. 1). Zwischenwerte für die<br />
Dichte können in kleinen Bereichen linear oder über den gesamten tabellierten Bereich<br />
hinweg durch ein Polynom interpoliert werden. E(100%) entspricht der Extinktion einer<br />
Lösung reiner Z-Form, die mittels des LAMBERT-BEERschen Gesetz berechnet wird.<br />
E(T) ist die bei der Temperatur T gemessene Extinktion.
36 Thermodynamik<br />
Aus den gemessenen Daten lässt sich dann die <strong>Gleichgewicht</strong>skonstante K als Funktion<br />
der Temperatur und daraus ggf. gemäß Gl. 3 bzw. 1 die thermodynamischen Werte<br />
∆H°, ∆S° und ∆G° bei 298 K bestimmen.<br />
Diskutieren Sie die gemessenen Daten und mögliche Fehler (quantitiativ anhand der<br />
Streuung der Messpunkte um die jeweilige Ausgleichsgerade) sowie die Größe und die<br />
Vorzeichen von ∆G°, ∆H° und ∆S°.<br />
Literatur<br />
T / °C<br />
Tabelle 1: Dichte von Ethanol, 2-Propanol und Butanol [2]<br />
ρ / g⋅cm -3<br />
Ethanol 2-Propanol 1-Butanol<br />
0 0,8062 0,8016 0,8242<br />
10 0,7979 0,7936 0,8170<br />
20 0,78937 0,78545 0,8097<br />
25 0,78509 0,78126 0,8060<br />
30 0,7808 0,7770 0,8022<br />
40 0,7721 0,7683 0,7946<br />
50 0,7636 0,7593 0,7867<br />
60 0,7550 0,7499 0,7786<br />
70 0,7459 0,7402 0,7703<br />
[1] D. A. Hinckley und P. G. Seybold: Thermodynamics of the Rhodamine B Lactone-<br />
Zwitterion Equilibrium. J. Chem. Educ. 64 (4) 362-364 (1987)<br />
[2] R. C. Wilhoit und B. J. Zwolinski: Physical and Thermodynamic Properties of<br />
Aliphatic Alcohols. J. Phys. Chem. Ref. Data Vol. 2 Suppl. 1 (1973)<br />
[3] D. A. Hinckley und P. G. Seybold: A spectroscopic/thermodynamic study of the<br />
rhodamine B lactone/zwitterion equilibrium. Spectrochimica Acta 44A (10) 1053-<br />
1059 (1988)<br />
[4] D. A. Hinckley und P. G. Seybold: Solvatochromism and thermochromism of<br />
rhodamine solutions. Spectrochimica Acta 42A (6) 747-754 (1986)