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Quantenmechanik - TU Graz - Institut für Theoretische Physik ...

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<strong>Quantenmechanik</strong><br />

Sommersemester2007<br />

(SelectedChapters)<br />

H.G.EVERTZ<br />

W.VONDERLINDEN


Inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung 1<br />

Literatur 3<br />

1 WellenundTeilchen 7<br />

1.1 DasDoppelspaltexperimentmitklassischenTeilchen . . .. 8<br />

1.1.1 Kugeln ........................... 8<br />

1.1.2 Wasserwellen ....................... 9<br />

1.2 Licht . . .............................. 11<br />

1.3 Elektronen . . ........................... 12<br />

1.3.1 deBroglieWellenlänge. . ................ 14<br />

1.3.2 ExperimentzurBestimmungderTrajektorie ..... 16<br />

1.4 Folgerungen . ........................... 17<br />

2 ZuständeundMessungen 19<br />

2.1 Zustände .............................. 19<br />

2.2 Polarisationsexperimente . ................... 21<br />

2.2.1 Analysatoren ....................... 24<br />

2.3 AlgebraischeBeschreibung ................... 28<br />

2.3.1 VerallgemeinerungenundPostulate . ......... 32<br />

2.4 GemischteZustände:dieDichtematrix. ............ 36<br />

2.4.1 Dichtematrizen . . . ................... 36<br />

2.4.2 UnpolarisierterStrahl . . ................ 40<br />

2.4.3 ReineZuständemitmehrerenFreiheitsgraden:<br />

Produkträume....................... 41<br />

2.4.4 UnvollständigePräparation(unvollständigeMessung)<br />

undFortlassenunwichtigerFreiheitsgrade . ..... 44<br />

2.4.5 ReduzierteDichtematrix. ................ 45<br />

2.5 TeilchenmitSpin 1<br />

2 . ....................... 48<br />

2.5.1 DasStern-GerlachExperiment . ............ 48<br />

Teilchen............ 57<br />

2.5.2 Basisvektoren<strong>für</strong>Spin- 1<br />

2<br />

iii


INHALTSVERZEICHNIS<br />

2.5.3 Spin 1Operatoren<br />

. ................... 59<br />

2<br />

3 Zeitentwicklung 67<br />

3.1 Zeitentwicklungsoperator,Schrödingergleichung,<br />

undWellenfunktion. ....................... 67<br />

3.2 DerHamilton-Operator . . ................... 74<br />

3.2.1 StationärerFall:OperatorderGesamtenergie..... 74<br />

3.2.2 Korrespondenzprinzip:DerHamiltonoperator<strong>für</strong>einigewichtigeSysteme<br />

. . ................ 76<br />

3.3 ZeitabhängigkeitvonErwartungswerten . . ......... 78<br />

3.3.1 Erhaltungsgrößen. . ................... 78<br />

3.3.2 AllgemeinerFall . . ................... 79<br />

3.3.3 Beispiel:Spin-Präzession ................ 80<br />

3.4 Schrödinger-BildundHeisenberg-Bild. ............ 82<br />

3.4.1 Ehrenfest-Theorem:TeilchenimzeitunabhängigenPotential<br />

V (x) . ....................... 84<br />

4 Potentialprobleme 89<br />

4.1 Randbedingungen<strong>für</strong>dieWellenfunktion. . ......... 91<br />

4.1.1 Normierbarkeit,Spektrum . . . ............ 91<br />

4.1.2 Stetigkeit. . . ....................... 92<br />

4.2 KonstantesPotential ....................... 94<br />

4.3 GebundeneZuständeimPotentialtopf............. 95<br />

4.3.1 PotentialtopfmitunendlichhohenWänden. ..... 95<br />

4.3.2 PotentialtopfmitendlicherTiefe ............ 99<br />

4.4 EigenschaftenderEinteilchen-Wellenfunktion . . . .....104<br />

4.4.1 UntereSchranke<strong>für</strong>dieEnergieneinesPotentialproblems.<br />

...........................104<br />

4.4.2 GebundeneZuständein1dsindnichtentartet . . ..105<br />

4.4.3 ExistenzreellwertigerWellenfunktionenin1d . . ..107<br />

4.4.4 Paritätsoperator.ParitätderWellenfunktionenbei<br />

symmetrischenPotentialen . . . ............108<br />

4.4.5 Wahrscheinlichkeits-StromundKontinuitätsgleichung109<br />

4.5 FreieTeilchen ...........................112<br />

4.5.1 deBroglieWellenlänge. . ................114<br />

4.6 FreieTeilchen ...........................115<br />

4.6.1 deBroglieWellenlänge. . ................117<br />

4.7 UnabhängigeFreiheitsgrade:Produktansatz .........118<br />

4.7.1 Wellenpakete .......................120<br />

4.8 UnabhängigeFreiheitsgrade:Produktansatz .........120<br />

4.9 StreuunganeinerPotentialbarriere. . . ............122<br />

iv


INHALTSVERZEICHNIS<br />

4.9.1 AllgemeineLösung. ...................122<br />

4.9.2 HohePotential-Barriere(V0 > E > 0),Raster-Tunnel-<br />

Mikroskop. . .......................129<br />

4.9.3 NiedrigePotential-Barriere(E > V0 > 0)<br />

oderPotential-Mulde(E > 0 > V0)...........131<br />

4.9.4 Aufenthaltswahrscheinlichkeiten............133<br />

4.10 DerHarmonischeOszillator ...................136<br />

4.10.1 MethodevonDirac. ...................137<br />

4.10.2 EigenzuständeundErwartungswerte .........142<br />

4.10.3 GrundzustandinderOrtsdarstellung .........145<br />

4.10.4 AngeregteZuständeinderOrtsdarstellung. .....147<br />

4.10.5 DynamikdesharmonischenOszillators . . . .....150<br />

5 Näherungsverfahren 152<br />

5.1 Variationsansatz. . . .......................152<br />

5.2 ZeitunabhängigeStörungstheorie................155<br />

5.2.1 NichtentarteteStörungstheorie. ............156<br />

5.2.2 Störungstheorie<strong>für</strong>(fast)entarteteZustände .....163<br />

5.3 ZunumerischenVerfahren. ...................167<br />

v


Einleitung<br />

Die<strong>Quantenmechanik</strong>istvonzentralerBedeutung<strong>für</strong>unserVerständnisderNatur.SchoneinfacheExperimentezeigen,wiewirsehenwerden,<br />

dassdasklassischedeterministischeWeltbildmitseinenwohldefinierten<br />

EigenschaftenderMaterieinkorrektist.Amaugenscheinlichstentrittdies<br />

aufmikroskopischerSkalazutage,inderWeltderAtomeundElementarteilchen,diemannurmitHilfeder<strong>Quantenmechanik</strong>beschreibenkann.<br />

AbernatürlichistauchdiemakroskopischeWeltquantenmechanisch,was<br />

z.B.beiPhänomenenwiedemLaser,derLED,derSupraleitung,Ferromagnetismus,beiderKernspinresonanz(MRinderMedizin),oderauchbei<br />

großenObjektenwieNeutronensternenwichtigwird.<br />

EinerderzentralenPunkteder<strong>Quantenmechanik</strong>ist,dassnurAussagen<br />

überWahrscheinlichkeitengemachtwerdenkönnen,andersalsinderklassischendeterministischen<strong>Physik</strong>,indermandasVerhalteneinzelnerTeilchenmittelsderBewegungsgleichungenvorhersagenkann.DieentsprechendeBewegungsgleichunginder<strong>Quantenmechanik</strong>,dieSchrödingergleichung,beschreibtstatteinzelnerTeilchensogenannteWahrscheinlichkeitsamplituden.<br />

DieVorhersagender<strong>Quantenmechanik</strong>undihrerrelativistischenVerallgemeinerung,derQuantenfeldtheorie,habenbisherjederÜberprüfung<br />

standgehalten,inletzterZeitauchaufimmerpräzisereratomarerEbene,<br />

diezuvoroftnurGedankenexperimentenvorbehaltenwar.DieStruktur<br />

der<strong>Quantenmechanik</strong>machtihre„anschauliche”Interpretation(unddamiteinanschaulichesWeltbild!)zueinerschwierigen,aberauchextreminteressantenHerausforderung,derenFragenweiterhinGegenstandaktuellerForschungsind.IndenletztenJahrenhateseinestürmischeEntwicklunginderAnwendungderexperimentellimmerbesserbeherrschbaren<br />

fundamentalen<strong>Quantenmechanik</strong>gegeben,z.B.<strong>für</strong>dieQuanteninforma-<br />

1


Einleitung<br />

tionstheorie,mitzumTeilspektakulärenExperimenten(„Quantenteleportation”),diezentraldienicht-lokalenEigenschaftender<strong>Quantenmechanik</strong>nutzen.GrundlegendequantenmechanischePhänomenewerdenauch<br />

<strong>für</strong>speziellkonstruierteAnwendungenimmerinteressanter,wieetwadie<br />

QuantenkryptographieoderQuantencomputer.<br />

DiesezweistündigeVorlesungvermittelteineEinführungindie<strong>Quantenmechanik</strong>.WirwerdenzunächsteinigegrundlegendeExperimentebesprechenundsehen,dassihreResultateunszumVerlassenderklassischen<strong>Physik</strong>zwingen.SieführenauchzurStrukturder<strong>Quantenmechanik</strong>.AufdiesenGrundlagenaufbauendwerdenwirdieSchrödingergleichungbehandelnundmitihrerHilfequantenmechanischeProblemewie<br />

PotentialtöpfeunddenharmonischenOszillatorberechnen,sowohlexakt<br />

alsauchmitNäherungsverfahren.<br />

WegenderbegrenztenzurVerfügungstehendenZeitmüssenindieser<br />

VorlesungvieleAspekteunbeleuchtetbleiben.Eswirddaherempfohlen,<br />

auchLehrbücherzurErgänzungundVertiefungdesLehrstoffeszubenutzen,vondenenimFolgendeneinigeangegebenwerden.<br />

DiebenötigteundzumTeilungewohnteMathematikwirdimAnhangdiesesVorlesungsskriptsbesprochenundindenerstenWochenderÜbungen<br />

behandelt.FürdasVerständnisder<strong>Quantenmechanik</strong>undzumErlernen<br />

quantenmechanischerRechnungenistdasselbstständigeLösenderÜbungsaufgabenbesonderswichtig.<br />

ZumSchlussdieserEinleitungnocheinAusblickaufweitereVorlesungen:<br />

DieBehandlungder<strong>Quantenmechanik</strong>,hinsichtlichAnwendung,MethodenundInterpretation,wirdinderVorlesungFortgeschrittene<strong>Quantenmechanik</strong>fortgesetzt.DadieSchrödingergleichungdasVerhaltenvonEnsembleseinzelnerTeilchenbeschreibt,mussmandenFormalismus<strong>für</strong>die<br />

BehandlungvonSystemenvielerTeilchenerweitern.DieFortgeschrittene<br />

<strong>Quantenmechanik</strong>wirdeinekurzeEinführungindiesesogenannteZweiteQuantisierungvermitteln.AusführlicherwirddiesoentstehendenichtrelativistischeVielteilchenphysik,GrundlageaktuellerForschunginder<br />

Festkörperphysik,dannimerstenTeilderVorlesungQuantenundFelder<br />

behandelt.ImzweitenTeildieserVorlesungwirddieDirac-Gleichung,<br />

alsodierelativistischequantenmechanischeEinteilchengleichungbesprochenwerden.AlsSynthesevermitteltderdritteTeilschließlicheineEinführunginrelativistischeVielteilchentheorien,dieQuantenfeldtheorien.<br />

2


Literatur<br />

EsgibteinegroßeZahlvonBüchernüberdie<strong>Quantenmechanik</strong>,darunter<br />

auchvieleguteEinführungen.InderfolgendenAuswahlwerdenvorallemeinigeBüchererwähnt,dieimAufbauderVorlesungähnelnoderdie<br />

besondersgutzugänglichsind.<br />

ZugangwieinderVorlesung:<br />

H.MITTER,Quantentheorie,3.Auflage1994.<br />

Gutverständlich.DieVorlesungfolgtimerstenAbschnittzumTeil<br />

diesemBuch.ThemenauswahldesBuchssehrknapp.Vergriffen.Als<br />

Postskripterhältlichunterphysik.kfunigraz.ac.at/˜hem.<br />

R.SHANKAR,PrinciplesofQuantumMechanics,1994.<br />

MitMathematikteil.Rechtausführlich.Inder<strong>TU</strong>BLehrbuchsammlungverfügbar.<br />

J.L.BASDEVANT,J.DALIBARD,QuantumMechanics,2002.<br />

SorgfältigeDarstellung,diesowohlmathematischeGrundlagenund<br />

konzeptionelleFragenalsauchneueExperimenteundAnwendungenbehandelt.DieVorlesungfolgtzumTeildiesemBuch.<br />

J.J.SAKURAI,ModernQuantumMechanics,1994.<br />

EinedererstenDarstellungen,welchedie<strong>Quantenmechanik</strong>über<br />

grundlegendeExperimenteaufbaut.RelativhohesNiveau.Lehrbuchsammlung.<br />

R.P.FEYNMAN,R.B.LEIGHTON,M.SANDS,FeynmanVorlesungenüber<br />

<strong>Physik</strong>III:<strong>Quantenmechanik</strong>,1988.<br />

3


Literatur<br />

FeynmansunverwechselbarerStilmitsehrausführlichenErklärungen.Vorlesungvon1965.Vielleichtnichtsosystematischwieandere<br />

Bücher.Lehrbuchsammlung.<br />

J.S.TOWNSEND,AModernApproachtoQuantumMechanics,1992.<br />

ÄhnlichzuSakurai.NichtsohohesNiveau.Wortreich,abermanchmalschwerverständlich.EinigeRechnungenderVorlesungfolgen<br />

diesemBuch.<br />

L.E.BALLENTINE,QuantumMechanics:AModernDevelopment,1998.<br />

MitMathematikteil.EtwasmathematischformalerundanspruchsvolleralsdieübrigenBücher.DiskutiertauchInterpretationsfragen(z.T.inderVorlesungübernommen)undneuereExperimente.Relativausführlich.Lehrbuchsammlung.<br />

ZugangüberdieSchrödingergleichung:<br />

W.NOLTING,<strong>Quantenmechanik</strong>,2003.<br />

VieledurchgerechneteAufgaben.MitMathematikteil.Ausführlicher<br />

TeilzuExperimenten.<br />

T.FLIESSBACH,<strong>Quantenmechanik</strong>,2005.<br />

KlareundrechtknappeDarstellunginderArteinesVorlesungsskriptes.KurzerMathematikteil.EinführungwieindieserVorlesung.<br />

A.MESSIAH,<strong>Quantenmechanik</strong>I,II,1991.<br />

EinStandardwerk.AusführlicheErklärungen.Lehrbuchsammlung.<br />

E.MERZBACHER,QuantumMechanics,1998.<br />

Sehrausführlichundumfassend,mitdetailliertenRechnungen.Für<br />

eineEinführungeherzuumfangreich.<br />

C.COHEN-TANNOUDJI,B.DIU,F.LALOE,<strong>Quantenmechanik</strong>1,2,1999.<br />

Extremausführlich,abereherunübersichtlich.AlleRechnungenkomplett.Lehrbuchsammlung.<br />

4


ZurInterpretationder<strong>Quantenmechanik</strong>:<br />

Literatur<br />

AuchhiergibteszahlreicheWerke,vondeneneinigewenigeerwähntseien.<br />

E.SQUIRES,TheMysteryoftheQuantumWorld,1994.<br />

Elementarundaufdas„Messproblem”(KollapsderWellenfunktion)<br />

fokussiert.<br />

Y.AHARONOV,D.ROHRLICH,QuantumParadoxes,2004.<br />

ÜbersichtüberdieParadoxieninderInterpretationder<strong>Quantenmechanik</strong>.<br />

J.AUDRETSCH,VerschränkteSysteme,2005.<br />

EinführungindieQuanteninformationstheorie.Mathematikteil.KnappeBesprechungderGrundlagenderQM.Fokusaufnicht-klassische<br />

EigenschaftenalsGrundlagederQuanteninformationstheorie.<br />

Übungsbücher:<br />

S.FLÜGGE,RechenmethodenderQuantentheorieundPracticalQuantumMechanics.VielesystematischgegliederteundgelösteAufgaben.DiebeidenBüchersindzueinemgroßenTeilgleich.Lehrbuchsammlung.<br />

D.GRAU,ÜbungsaufgabenzurQuantentheorie.<br />

Wenigersystematisch.EinExemplarinderHauptbibliothek.<br />

5


6<br />

INHALTSVERZEICHNIS


Kapitel1<br />

WellenundTeilchen<br />

WiealleTheorienkannmanauchdie<strong>Quantenmechanik</strong>nichtherleiten,<br />

genausowenigwieetwadieNewtonschenGesetze.DieEntwicklungeinerTheorieerfolgtanhandexperimentellerBeobachtungen,oftineinemlangenProzessvonVersuchundIrrtum.DabeisindoftneueBegriffsbildungennötig.WenndieTheorienichtnurdiebisherigenBeobachtungen<br />

beschreibt,sonderneigeneAussagekrafthat,folgenausihrVorhersagen<br />

<strong>für</strong>weitereExperimente,dieüberprüfbarsind.WenndieseVorhersagen<br />

eintreffen,istdieTheorieinsoweitbestätigt,abernicht"bewiesen",denn<br />

eskönnteimmerandereExperimentegeben,dienichtrichtigvorhergesagtwerden.TrifftdagegenauchnureineVorhersagederTheorienicht<br />

ein,soistsiefalsifiziert.DieinvielenAspektenzunächstsehrmerkwürdige<br />

<strong>Quantenmechanik</strong>hatbisheralleexperimentellenÜberprüfungenbestens<br />

überstanden,imGegensatzzueinigenvorgeschlagenenAlternativen(z.B.<br />

mit„HiddenVariables”).<br />

WirfolgenindieserVorlesungnichtderhistorischenEntwicklungder<br />

<strong>Quantenmechanik</strong>mitihrenUmwegen,sondernbehandelneinigeSchlüsselexperimente,andenendasVersagenderklassischen<strong>Physik</strong>besonders<br />

klarwird,unddiezudenBegriffender<strong>Quantenmechanik</strong>führen.Dabei<br />

kann,imSinnedesobengesagten,die<strong>Quantenmechanik</strong>nicht„hergeleitet”,sondernnurplausibelgemachtwerden.<br />

DiedrastischsteBeobachtung,diezumVerlassendesklassischenWeltbildesführt,ist,dassalleMaterieundalleStrahlunggleichzeitigTeilchencharakterundWellencharakterhat.BesondersklarwirddiesimsogenanntenDoppelspaltexperiment.DabeilaufenTeilchenoderStrahlenaufeineWandmit<br />

zweiSpaltenzu.DahinterwerdensieaufeinemSchirmdetektiert.<br />

7


Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />

1.1 DasDoppelspaltexperimentmitklassischen<br />

Teilchen<br />

1.1.1 Kugeln<br />

Wiruntersuchen,welchesVerhaltenwirbeiKugelnerwarten,diedurch<br />

dieklassischeNewtonscheMechanikbeschriebenwerden.(Tatsächliche<br />

Kugelnverhaltensichnatürlichquantenmechanisch.DieEffektesindaber<br />

wegenihrerhohenMassenichterkennbar).<br />

Abbildung1.1:DoppelspaltexperimentmitKugeln. HbeschreibtdiebeobachtetenAuftreffhäufigkeiten.<br />

WirmacheneinGedankenexperimentmitdemAufbau,derinAbbildung<br />

(1.1)skizziertist.<br />

–EineQuelleschießtKugelnzufälligindenRaumwinkel ∆Ω.Anden<br />

SpaltenwerdendieKugelngestreut.<br />

–AufdemSchirmSwerdendieKugelnregistriert.DieKoordinateentlangdesSchirmsseix.AusderHäufigkeitdesAuftreffensvonKugelnineinemIntervall<br />

(x, x+∆x)ergibtsichdieWahrscheinlichkeit<br />

P(x)∆x,dasseineKugelindiesemIntervallankommt.<br />

–DieQuellewirdmitsogeringerIntensitätbetrieben,dassdieKugeln<br />

einzelnankommen.<br />

DasExperimentwirdnunaufverschiedeneWeisendurchgeführt:<br />

8


1)NurSpalt1istoffen:diesliefertdieVerteilung P1(x)<br />

2)NurSpalt2istoffen:diesliefertdieVerteilung P2(x)<br />

Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />

3)BeideSpaltesindoffen:diesliefert P12(x),nämlicheinfachdieSumme<br />

P12(x) = P1(x) + P2(x)dervorherigenVerteilungen.<br />

1.1.2 Wasserwellen<br />

WirwiederholendenVersuchmitWasserwellen.DieVersuchsanordnung<br />

istinAbbildung(1.2)dargestellt.<br />

Abbildung1.2: DoppelspaltexperimentmitWasserwellen.<br />

–DieQuelleerzeugtkreisförmigeWellen.<br />

–DieWandhatwiederzweiSpalte.<br />

–DerSchirmSseieinAbsorber,sodasskeineWellenreflektiertwerden.<br />

–Wirfinden,dassdieAuslenkungbeimSchirmmitderZeitoszilliert,<br />

miteinerortsabhängigenAmplitude.<br />

–DerDetektorDmessedieIntensität I = |Amplitude| 2 .<br />

9


Manbeobachtet:<br />

Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />

1.DieIntensität IkannallepositivenWerteannehmen(abhängigvon<br />

derQuelle).EstrittkeineQuantelungauf.<br />

2.WirlassennurSpalt1oder2offenundfinden:<br />

DieIntensitäten I1bzw. I2gleichendenentsprechendenHäufigkeitenbeimExperimentmitKugeln.<br />

3.WirlassenbeideSpalteoffen:<br />

I12(x)zeigteinInterferenzbild; I12 = I1 + I2.<br />

EshängtvomAbstand ∆derSpalteab.<br />

DieInterferenzzwischenbeiden(Teil)WellenistanmanchenStellen<br />

konstruktiv undananderendestruktiv.KonstruktiveInterferenztritt<br />

auf,wenn<br />

Abstand(DetektorzuSpalt1)-Abstand(DetektorzuSpalt2)=n·λ,<br />

wobei λdieWellenlängeist,und n ∈ N.<br />

4.MathematischeBeschreibung:<br />

Esistbequem,zurBeschreibungderzeitlichenOszillationdieFunktion<br />

e iωt = cosωt+i sinωtzuverwenden,vonderhiernurderRealteil<br />

benutztwird.<br />

DiemomentaneAuslenkungamOrtdesDetektorsDist<br />

A1 = Re (a1e iωt ) nurSpalt1offen<br />

A2 = Re (a2e iωt ) nurSpalt2offen<br />

A12 = Re (a1e iωt + a2e iωt ) beideSpalteoffen<br />

a1, a2 ∈ C<br />

DerBezugzudengemessenenIntensitätenist<br />

I1 = |a1e iωt | 2 = |a1| 2<br />

I2 = |a2e iωt | 2 = |a2| 2<br />

I12 = |a1e iωt + a2e iωt | 2 = |a1| 2 +|a2| 2 + 2|a1||a2| cos(δ) <br />

= I1 +I2 + 2|a1||a2| cos(δ) <br />

DerTermindereckigenKlammeristderInterferenzterm,dervonder<br />

Phasendifferenz δabhängt,diesichausdemGangunterschiedergibt.<br />

10<br />

.


1.2 Licht<br />

Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />

DieüblichesehrerfolgreicheBeschreibungvonLichtindermakroskopischenWeltistdieeinerWelle,mitelektrischenundmagnetischenFeldern.<br />

DiedurchExperimentenotwendiggewordeneteilchenartigeBeschreibung<br />

überPhotonenwareineRevolution.<br />

LichtbestehtausPhotonen<br />

VorderBesprechungdesDoppelspaltexperimentsseienkurzeinigefrühe<br />

Experimenteerwähnt,welchedieTeilchennaturvonLichtzeigen.<br />

•DieHohlraumstrahlung,alsodastemperaturabhängigeSpektrum<br />

einesschwarzenKörpers,lässtsichklassischnichtverstehen.Bei<br />

einerklassischenWellennaturdesLichtswürdedieIntensitätdes<br />

SpektrumszuhohenFrequenzenhindivergieren.DieEnergiedichtedeselektromagnetischenFeldeswäreunendlich!DieErklärung<br />

<strong>für</strong>dastatsächlichbeobachteteSpektrumfandPlanckimJahr1900<br />

(amselbenTag,andemerdiegenauenexperimentellenErgebnisse<br />

erfuhr!),indemerpostulierte,dassLichtnurinfestenEinheitender<br />

Energie E = hνabgestrahltwird.DiespäterPhotonengenannten<br />

„Quanten”gabenderQuantentheorieihrenNamen.DiesesPostulat<br />

wareine„Verzweiflungstat”PlancksundstießaufgrosseSkepsis.<br />

Einsteinnanntees„verrückt”.<br />

•BeimPhotoeffektschlägteinPhotonderFrequenz νauseinemMetalleinElektronheraus,dasmitderkinetischenEnergie<br />

hν − Φaustritt,wobei<br />

ΦeineAustrittsarbeitist.EsgibtdahereineSchwelle<br />

<strong>für</strong>dieFrequenzdesPhotons,unterhalbdererkeineElektronenaustreten.Klassischhättemanerwartet,dassbeijederPhotonfrequenzmitzunehmenderLichtintensitätmehrundmehrElektronen„losgeschüttelt”würden.StattdessenbestimmtdieIntensitätdesLichtesnurdieAnzahlderaustretendenElektronenundauchnichtihrekinetischeEnergie.MitderLichtquantenhypothesekonnteEinstein1905<br />

denPhotoeffekterklären.EswardieseArbeit,<strong>für</strong>dieer1921den<br />

Nobelpreiserhielt.<br />

•AuchderComptoneffekt,mitStreuungvonLichtanElektronen,lässt<br />

11


sichnurüberPhotonenerklären.<br />

Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />

•NochdirekterbemerktmandiePartikelstrukturvonLichtmitGeigerzählern,PhotomultipliernodermitCCDs(Digitalkameras!).InteressanterweisekannmansogarmitbloßemAugebeieinerschwach<br />

beleuchtetenWandfleckigeHelligkeitsschwankungenerkennen,die<br />

sichschnelländern.SieberuhenaufderSchwankungderAnzahl<br />

auftreffenderPhotonen,diemanabetwa10pro100msecwahrnehmenkann.<br />

LichthatWellennatur<br />

DieWellennaturdesLichteserkenntmanklaramDoppelspaltexperiment:<br />

AufbauundErgebnisbezüglichderIntensitätenverhaltensichgenauwie<br />

beimExperimentmitWasserwellen.InderMaxwelltheorieistdieIntensitätdesLichtsproportionalzumQuadratderAmplitudedeselektrischen<br />

Feldes I ∼ E 2 ,alsovonderselbenStrukturwiebeidenWasserwellen,nur<br />

dassjetztdaselektrischeunddasmagnetischeFelddieRollederAmplitudespielen.<br />

GanzandersalsbeiWasserwellenistaberdasAuftreffendesLichtesauf<br />

denSchirm:diePhotonentreffeneinzelnauf,jeweilsmitderEnergie hν,<br />

underzeugentrotzdemeinInterferenzbild,wenn2Spaltegeöffnetsind!<br />

DerAuftreffpunkteineseinzelnenPhotonslässtsichdabeinichtvorhersagen,sondernnurdiezugehörigeWahrscheinlichkeitsverteilung!<br />

1.3 Elektronen<br />

NochetwasdeutlicherwirddieProblematikvonTeilchen-undWellennaturimFallvonMaterie,wieElektronenoderAtomen.Die„Teilchennatur”isthiersehrklar.ZumBeispielkannman<strong>für</strong>eineinzelnesElektron<br />

LadungundMassebestimmen.<br />

InterferenzvonElektronen<br />

DasVerhaltenamDoppelspaltzeigtaberwiederWellennatur(sieheAbbildung1.3)!ExperimentelleBeobachtungen:<br />

12


Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />

Abbildung1.3: DoppelspaltexperimentmitElektronen.<br />

1.DieElektronenkommen(wieklassischeTeilchen)alsEinheitenam<br />

Detektoran.<br />

2.InAbhängigkeitvomOrtdesDetektorsvariiertdieZählrate.<br />

3.GemessenwirdeineHäufigkeitsverteilung,d.h.dieAuftreffwahrscheinlichkeit.<br />

4.ÖffnetmannurSpalt1odernurSpalt2,sotritteineHäufigkeitsverteilungwiebeiKugeln(oderbeiWellenmitnur1offenenSpalt)<br />

auf.<br />

5.ÖffnetmandagegenbeideSpalte,sobeobachtetmaneinInterferenzmuster,alsowiedereineWahrscheinlichkeitsverteilung<br />

P12 =<br />

P1 + P2.InsbesonderesinktdurchdasÖffnendes2.SpaltesanmanchenStellensogardieAuftreffwahrscheinlichkeitaufNull.<br />

DasselbeVerhaltenhatmanauchmitNeutronen,AtomenundsogarFulleren-<br />

Molekülenbeobachtet!DieMathematikzurkorrektenBeschreibungdes<br />

ExperimentsistinihrerStruktursehreinfach.Wirkönnen,wiebeiWellen,<br />

komplexwertigeAmplituden,sogenannte„Wahrscheinlichkeitsamplituden”<br />

ϕ1und ϕ2definieren,ausdenenwirdieIntensität(=Auftreffwahrscheinlichkeit)<br />

alsBetragsquadraterhalten<br />

P1 = |ϕ1| 2<br />

P2 = |ϕ2| 2<br />

P1,2 = |ϕ1 + ϕ2| 2<br />

13


Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />

DiesistanalogzuWellen.BeiklassischenWellensinddiekomplexenZahleneinmathematischerTrickzurVereinfachung,vondenennurderRealteilverwendetwird.Quantenmechanischstelltsichheraus,dass<strong>für</strong>dieWahrscheinlichkeitsamplitudekomplexeZahlenverwendetwerdenmüssen.<br />

MankanndieBahneineseinzelnenElektronsnichtvorhersagen,sondern<br />

nurdieWahrscheinlichkeitsverteilungeinesganzenEnsemblesvonElektronen!<br />

1.3.1 deBroglieWellenlänge<br />

DierelevanteLängenskala<strong>für</strong>freiequantenmechanischeTeilchen,sowohl<br />

PhotonenalsauchElektronen(!),istdie<br />

DE-BROGLIE-WELLENLÄNGE<br />

λ = 2π<br />

k<br />

= h<br />

p<br />

(1.1)<br />

FürnichtrelativistischeElektronenistderImpulsdurch p 2 /2m = Ekingegeben,allgemeindurch<br />

p = mv/ 1 − v 2 /c 2 = E 2 ges − m2 .AuchPhotonenbesitzeneinenimExperimentmessbarenImpulsderGröße<br />

p = k =<br />

2π<br />

λ .<br />

DieseLängenskala λerscheintsowohlimDoppelspaltexperiment,alsauch<br />

z.B.beiderStreuungvonTeilchenmitImpuls paneinemKristall.Man<br />

erhältdorteinInterferenzbild(Davisson-Germer-Experiment),undzwar<br />

<strong>für</strong>ElektronenmitImpuls pdasselbewie<strong>für</strong>PhotonenmitdemselbenImpuls!<br />

WiewirinKap.??sehenwerden,werdenfreieElektronenquantenmechanischdurcheineWarscheinlichkeitsamplitudeinderFormeinerebenen<br />

Welle e ipx beschrieben.<br />

14


Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />

QuantenmechanischeEffektewerdenunterhalbeinerLängenskaladerGrößenordnungderde-Broglie-Wellenlängeλwichtig.SiebeträgtzumBeispielbei<br />

Protonen: λ ≃<br />

Elektronen: λ ≃<br />

Photonen: λ ≃<br />

0.28 ◦<br />

A<br />

Ekin/eV<br />

12 ◦<br />

A<br />

Ekin/eV<br />

380 ◦<br />

A<br />

Ekin/eV<br />

(1.2)<br />

ZufreienPhotonenwiezufreienMaterieteilchengehörtaucheine,zuerst<br />

ebenfallsvondeBrogliepostulierte,charakteristischeFrequenz νmit<br />

MehrdazuimKapitel.<br />

Ekin = hν = ω . (1.3)<br />

EineanderefundamentaleLängeistdieCompton-Wellenlänge<br />

λ C = h<br />

. (1.4)<br />

mc<br />

SiehängtnichtvomImpulsab.Sieistgleichderde-BroglieWellenlängeeinesmassivenTeilchensmitImpuls<br />

p = mc.Andersgesagt:EinPhotonmit<br />

derWellenlänge λC hatdieselbeEnergiewieeinruhendesTeilchender<br />

Masse m.FüreinElektronbeträgtdieCompton-Wellenlänge 0.024 ◦<br />

A.DieseWellenlängeistbeiderCompton-Streuungundinderrelativistischen<br />

Quantenfeldtheorierelevant.<br />

15


Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />

1.3.2 ExperimentzurBestimmungderTrajektorie<br />

DadieElektronenimDoppelspaltexperimenteinzelnamDetektoreintreffen,kannmanvermuten,dassjedesElektronnurentwederdurchSpalt1oderdurchSpalt2geht.WirwiederholendaherdasDoppelspaltexperimentmitzweigeöffnetenSpalten.GleichzeitigzumSignal,daswiram<br />

Schirmmessen,wollenwirversuchenfestzustellen,durchwelchenSpalt<br />

dasElektrongeht.ZudiesemZweckplatzierenwirhinterdemDoppel-<br />

Abbildung1.4:ExperimentzurBestimmungderTrajektorie.<br />

spalteineLichtquelle,wieinAbbildung1.4.WenneinElektrondurch<br />

einenderSpaltefliegt,entstehtdurchStreuungvonPhotonenamElektron<br />

imzugehörigenDetektoreinLichtblitz.Mankannalsoausdemjeweiligen<br />

Lichtblitzfolgern,durchwelchenSpaltdasElektrongeflogenist.<br />

WennmandasExperimentdurchführt,beobachtetman,dassesmitjedemaufdemSchirmnachgewiesenenElektronnureinenLichtblitzgibt,entwedervonSpalt1odervonSpalt2.WennwirallerdingsdieortsaufgelösteAuftreffrateanalysieren,findenwirnun<br />

P12 ≃ P1 + P2<br />

,<br />

wobei P1, P2dieWahrscheinlichkeitendesEinfachspalt-Experimentessind;<br />

d.h.dieInterferenzistdurchEinschaltenderLichtquelle(fast)verschwunden!SchaltenwirdasLichtwiederaus,istdieInterferenzwiederda.<br />

OffensichtlichhatdieElektron-Licht-WechselwirkungdieElektronendrastischgestört!<br />

16


Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />

Mankönntedarandenken,dieLichtintensitätzureduzieren.Dabeizeigt<br />

sichjedoch,dassnunnichtmehrgleichzeitigzujedemDetektorsignal<br />

einLichtblitzauftritt.Diesliegtdaran,dasszuwenigePhotonenausder<br />

Lichtquelleaustreten.WennwirdieFälleuntersuchen,beideneneinLichtblitzaufgetretenist,erhaltenwirnachwievorkeineInterferenz.UmgekehrtzeigtdieAuftreffratederjenigenElektronen,beiderenDurchgang<br />

keinLichtblitzregistriertwurde,wiedereinInterferenzbild.<br />

EsgibtabernocheineandereMöglichkeit,denEinflussderPhotonenauf<br />

dieElektronenzureduzieren.DasElektronwirdinunseremVersuchdetektiert,indemzumindest1PhotonamElektrongestreutwird,wodurch<br />

gleichzeitigdieBahndesElektronsgestörtwird.DieImpulsänderungdes<br />

ElektronshängtvomImpulsdesPhotonsab.ZwischendemImpuls pund<br />

derWellenlänge λbestehtdieBeziehung p = h/λ.UmdenImpulsdes<br />

PhotonsundsomitdenImpulsübertragaufdasElektronzureduzieren,<br />

mussdieWellenlängedesLichtesvergrößertwerden.Wennwirdastun,<br />

beobachtenwir,dassoberhalbeinercharakteristischenWellenlängedas<br />

Interferenzbildwiederauftaucht.DiecharakteristischeWellenlängeentsprichtdemAbstandderSpalte,istalsogeradesogroß,dasswirnunnicht<br />

mehrgenausagenkönnen,durchwelchenSpaltdasElektrongegangenist<br />

!<br />

1.4 Folgerungen<br />

DiebeschriebenenExperimentelegeneineReihevonSchlussfolgerungen<br />

nahe.DieallgemeineGültigkeitdieserFolgerungenzeigtsichdurchdie<br />

dargestelltenundvieleandereExperimenteundderentheoretischeBeschreibung.<br />

DieTeilchenkommenimDoppelspaltexperimentanscheinendanzufälligenOrtenan.Tatsächlichzeigtessich,dassderAuftrefforteineseinzelnen<br />

Teilchensnichtvorhergesagtwerdenkann.Allgemeingilt<br />

17


Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />

•DeterministischeAussagenüberdasVerhalteneinzelnerTeilchensind<br />

inderRegelnichtmöglich.BerechnenkannmannurWahrscheinlichkeiten<strong>für</strong>einEnsemblevongleichartigpräpariertenTeilchen.Diese<br />

Wahrscheinlichkeitensindwohldeterminiert.<br />

•ElektronenundPhotonenkommeneinzelnalsTeilchenan.IhreAuftreff-WahrscheinlichkeitistwiedieIntensitätvonWellenverteilt.<br />

•DieWahrscheinlichkeit,dasseinExperimenteinenbestimmtenAusgangnimmt,istdurchdasBetragsquadrateinerkomplexenZahl<br />

ϕ,<br />

der„Wahrscheinlichkeitsamplitude”gegeben.<br />

P = |ϕ| 2<br />

(1.5)<br />

•WenneinEreignisaufverschiedenenWegen ierreichtwerdenkann,<br />

sinddieWahrscheinlichkeitsamplituden<strong>für</strong>dieEinzelereignisseaufzusummieren<br />

(wiedieAmplitudenbeiWellen)<br />

ϕ =<br />

m<br />

i=1<br />

ϕi<br />

HierdurchtrittInterferenzauf.<br />

(1.6)<br />

Beimakroskopischer<strong>Physik</strong>sindInterferenztermeinderRegelsowinzig,<br />

dasssienichtmehrbeobachtbarsind.Dadurchwirddiemakroskopische<br />

<strong>Physik</strong>„klassisch”.<br />

Wellen-undTeilcheneigenschaftenwerdeninder<strong>Quantenmechanik</strong>mit<br />

Hilfeder„Wahrscheinlichkeitsamplitude”beschrieben.Elektronenund<br />

PhotonensindwederklassischeTeilchennochklassischeWellen.<br />

18


Kapitel2<br />

ZuständeundMessungen<br />

JedephysikalischeTheorieenthältphysikalischeKonzepte,einenmathematischenApparatundeinenSatzvonKorrespondenzregeln,derdieKonzeptemitdermathematischenBeschreibungverbindet.DieseKorrespondenzensindoftso„offensichtlich”,dassmannichtweiterdarübernachdenkt,wiezumBeispielbeiderBeschreibungdesOrteseinesTeilchens<br />

durchreelleZahlen.DermathematischeApparatder<strong>Quantenmechanik</strong><br />

unddiezugehörigenKorrespondenzregelnsindwenigerintuitivundbedürfensorgfältigerÜberlegungen.<br />

2.1 Zustände<br />

Wirhabenschonerfahren,dassbeiMessungenbeliebigerGrößen(„Observablen”)nurWahrscheinlichkeiten<strong>für</strong>dieErgebnisseangegebenwerdenkönnen.DieseWahrscheinlichkeitenhängen<strong>für</strong>einezumessendephysikalischeGröße(etwadenAuftrefforteinesElektronsaufeinemSchirm)<br />

vonderPräparationdergemessenenObjekteab.DerAuftrefforteines<br />

Elektronsistabernichtdeterministischbestimmt.ZweigleichartigpräparierteElektronenwerdenimallgemeinenanverschiedenenOrtenauftreffen.DieWahrscheinlichkeiten<strong>für</strong>dieverschiedenenAuftreffortesinddagegenwohldeterminiert.EsmachtdaherSinn,dieElektronendurchsolcheWahrscheinlichkeitenzucharakterisieren,oderäquivalentdurchdie<br />

Präparation:<br />

19


ZUSTAND<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

EnsemblevonTeilchen,diegleichartigpräpariertsind.<br />

Äquivalent:DurchdiegleichartigePräparationsinddieWahrscheinlichkeitsverteilungenallerObservablenbestimmt.<br />

DerZustandsbegriffisteinesdermeistdiskutiertenKonzepteder<strong>Quantenmechanik</strong>.EsgibtdabeivorallemunterschiedlicheZugängezurBetrachtungeinzelnerTeilchen,diehiernurganzkurzangesprochenwerden<br />

können.<br />

1.IndertraditionellenKopenhagenerInterpretationder<strong>Quantenmechanik</strong>wirdauchvomZustandoderderWellenfunktioneineseinzelnenTeilchensgesprochen.EinsolcherZustandmussmehrereMessergebnisse(z.B.Auftrefforte)erlauben.WenneinesdieserMessergebnissetatsächlicheingetretenist(dasElektronistaneinembestimmtenOrtgemessenworden)dannsprichtmanindiesemZugangvoneinem„KollapsderWellenfunktion”:nachderMessungistderOrtdeseinzelnenTeilchenseindeutigbekannt.SeineWellenfunktion(seinZustand)hatsichalsoplötzlichgeändert.Diesführt<br />

zuInterpretationsschwierigkeiten.<br />

2.DieseSchwierigkeitenverringertman,wennmandaraufverzichtet,<br />

vondemZustandeineseinzelnenTeilchenszusprechen,sondern<br />

nurunendlichgroßeEnsemblesgleichartigpräparierterTeilchenbetrachtet.Hier<strong>für</strong>sindWahrscheinlichkeitsverteilungen<strong>für</strong>alleMessungenwohldefiniert.DaseinzelneMessergebnisändertnichtsan<br />

diesenVerteilungen.(WennmanaberTeilchenmiteinem bestimmtenMessergebnisnachderMessungselektiert,dannistdasEnsemblesolcherTeilchenneupräpariertundimallgemeinenandersalszuvor.)DieseSichtweisewirdz.B.imBuchvonBallentineausführlichdiskutiert.<br />

WirwerdenindieserVorlesungsolcheInterpretationsfragenweitgehend<br />

zurückstellenundunsaufdietatsächlichenAussagenderQuantenmecha-<br />

20


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

nik<strong>für</strong>denAusgangvonExperimentenkonzentrieren.Hierüberherrscht<br />

EinigkeitundÜbereinstimmungmitdenexperimentellenErgebnissen.<br />

Abkürzend(undweildieserSprachgebrauchsehrüblichist)werdenwir<br />

auchgelegentlichvomeinem„TeilchenimZustand...”sprechen.Damit<br />

sollaberimmerdasentsprechendeEnsemblegemeintsein.<br />

WirbehandelnindieserVorlesungdie<strong>Quantenmechanik</strong>vonEnsembles<br />

einzelnerTeilchen,dienichtmiteinanderwechselwirken.EinStrahlvon<br />

Teilchensollz.B.soverdünntsein,dassdieeinzelnenTeilchennichtsvoneinandermerken.DieUmgebung,wiez.B.magnetischeFelderoderdas<br />

Coulomb-PotentialeinesAtomkerns,betrachtenwiralsfestvorgegeben,<br />

ohneRückwirkungderquantenmechanischbehandeltenTeilchenaufdieseUmgebung.DieBerücksichtigungdieserRückwirkungbedarfderVielteilchen-<strong>Quantenmechanik</strong>,welcheinspäterenVorlesungenbehandeltwerdenwird.<br />

Inder<strong>Quantenmechanik</strong>benötigtmanauchsogenanntegemischteZustände.DiesesindausTeilenaufgebaut,dieperDefinitionunterscheidbarsindundnichtmiteinanderinterferierenkönnen,sodasssichdiezugehörigenWahrscheinlichkeiten(stattderWahrscheinlichkeitsamplituden)<br />

addieren.SiewerdenzumBeispielbenötigt,umunpolarisierteEnsembles<br />

vonTeilchenzubeschreiben,oderdenZustand,dernacheinersogenanntenunvollständigenMessungentsteht.GemischteZuständewerdenübersogenannteDichtematrizenbeschrieben.DieWahrscheinlichkeitsverteilungenallerObservableningemischtenZuständensindwohldefiniert.Wir<br />

werdensiespäterdiskutieren.ImFolgendenbehandelnwirvorerstnur<br />

dienichtgemischten,sogenanntenreinenZustände.Siebestehenaus<br />

Teilchen,diebezüglicheinermaximalmöglichenAnzahlvonEigenschaften(wieEnergie,Spin,...)präpariertwurden.IhregenaueUnterscheidungvondengemischtenZuständenwerdenwirzusammenmitderDichtematrixbesprechen.<br />

2.2 Polarisationsexperimente<br />

WirwerdennuneinigeeinfacheExperimentemitpolarisiertemLichtdiskutieren.DieswirdunsanschließendzurmathematischenBeschreibung<br />

der<strong>Quantenmechanik</strong>führen.<br />

21


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

Wirhabenschongesehen,dassLichtausPhotonenbesteht,dieeinzeln<br />

beieinemDetektoreintreffen.WirwerdendieExperimentedahermittelsPhotonenbeschreibenmüssen.DieExperimentekannmanbeihohen<br />

LichtintensitätenauchalleimWellenbildverstehen,d.h.mitelektrischen<br />

undmagnetischenFeldern.BeigeringenIntensitäten(unddeswegenauch<br />

imallgemeinenFall)machtdieBeschreibungüberFelderwegenderTeilchennaturdesLichtesaberkeinenSinn.TatsächlichsiehtmaninderrelativistischenQuantenfeldtheorie,dassein„elektrischesFeld”eineseinzelnenPhotonskeinvernünftigesKonzeptist.WaswirausdenExperimentenlernenwerden,giltauchanderswo,woeskeineentsprechende<br />

klassischesBeschreibungdurchFeldergibt.Polarisationsexperimentemit<br />

Photonensindgünstig,weilsiebesonderseinfachstrukturiertsind,weil<br />

sienahezuidealdurchführbarsind,undweildiePhotonenuntereinander<br />

sogutwienichtwechselwirken.<br />

WirbetrachtenimFolgendeneinenzunächstunpolarisiertenStrahlvon<br />

PhotonenmitIntensität I0,dersichinz-Richtungbewegt.EristdurchdieseRichtungundseineFrequenz(alsodieEnergiedereinzelnenPhotonen)<br />

charakterisiert.<br />

z<br />

00000000<br />

11111111<br />

00000000<br />

11111111<br />

00000000<br />

11111111 00000 11111<br />

00000000<br />

11111111<br />

0000 1111 000 111 00000 11111<br />

00000000<br />

11111111<br />

0000 1111 000 111 00000 11111<br />

00000000<br />

11111111<br />

0000 1111 00000 11111<br />

00000000<br />

11111111 00000 11111<br />

00000000<br />

11111111 00000 11111<br />

00000000<br />

11111111<br />

00000000<br />

11111111<br />

00000000<br />

11111111<br />

00000000<br />

11111111<br />

00000000<br />

11111111<br />

00000000<br />

11111111<br />

00000000<br />

11111111<br />

I I 1<br />

2<br />

θ<br />

θ<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

y<br />

0000 1111<br />

0000 1111 0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

Abbildung2.1: EinLichtstrahlfälltvonrechtsaufzweizueinanderumden<br />

Winkel θgedrehtelinearePolarisatoren.<br />

WirschickenihndurcheinPolarisationsfilterin y-Richtungundstellenso<br />

einenlinearpolarisiertenStrahlderIntensität I1her.Diesenschickenwir<br />

durcheinzweitesPolarisationsfilter,dasumeinenWinkel θgegendaserste<br />

Filterverdrehtist.WirmessendieIntensitätundfinden<br />

I2 = I1 cos 2 θ .<br />

InsbesonderepassiertderStrahldenzweitenPolarisatorungeschwächt,<br />

wenndiesersowiederersteausgerichtetist,undwirdvollständigabsorbiert,wennderWinkel<br />

90 0 beträgt.<br />

22<br />

I 0


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

ImRahmenderklassischenElektrodynamikistdasVerhaltenleichterklärbar:Einein<br />

z-RichtunglaufendeebeneelektromagnetischeWelleerhält<br />

durchdenerstenPolarisatoreinePolarisationin y-Richtung.Derzweite<br />

PolarisatorlässtnurdenAnteildesLichtesdurch,dessenelektrischesFeld<br />

parallelzurneuenPolarisationsrichtungist,alsodieProjektionvon Eaufdie<br />

neueRichtung,mitGröße | E| cosθ.DiedazusenkrechteKomponentewird<br />

absorbiert.DieIntensitätistproportionalzumQuadratderAmplitudedes<br />

elektrischenFeldes E 2 ,d.h.zu cos 2 θ.HinterdemzweitenPolarisatorzeigt<br />

daselektrischeFelddanninRichtung θ.<br />

WennwirdieExistenzvonPhotonenberücksichtigen,sehenwir,dasswir<br />

mitdemerstenPolarisatoreinEnsemblevonTeilchenhergestellthaben,<br />

dasin y-Richtungpolarisiertist.DiesePolarisationkönnenwirmitdem<br />

zweitenPolarisatormessen:<br />

DasEnsembleistgenaudannineinemZustandmitPolarisation θ,wennesden<br />

PolarisatorinRichtung θungeschwächtpassiert.<br />

Wirbenötigen<strong>für</strong>dieseCharakterisierungnichtdasKonzepteineselektrischenFeldes.<br />

ÜberdiePolarisationeineseinzelnengemessenenPhotonserhaltenwirbei<br />

derMessungkeineInformation,denneskannauseinembeliebigen,relativzummessendenPolarisatorgedrehtenEnsemblestammen(mitAusnahmeeinerzumPolarisatorgenausenkrechtenPolarisation).<br />

WenndiebeidenPolarisatorengegeneinandergedrehtsind,könnteman<br />

vermuten,dassdieIntensitätdadurchverringertwird,dassdiePhotonen<br />

vielleicht„gespalten”werden,undnureinTeiljedesPhotonsdurchden<br />

zweitenPolarisatorgeht.Diesistnichtso,denndiePhotonenhinterdem2.<br />

PolarisatorhabendieselbeFrequenz(unddamitdieselbeEnergie)wiedavor.EineAbnahmederIntensitätbedeutetdaherdieAbnahmederAnzahl<br />

derPhotonen:SiepassierenmitderWahrscheinlichkeit cos 2 θdenzweiten<br />

Polarisator.<br />

Wirhabengesehen,dassdasEnsemblederPhotonenhinterdemersten<br />

PolarisatordiePolarisation yhat.HinterdemzweitenPolarisatorhaben<br />

diePhotonenabereineneuePolarisationsrichtung θ!Dieswissenwir<br />

schonausdemWellenbild.WirkönntenesmitHilfeeinesdrittenPolarisationsfiltersverifizieren.<br />

DieMessungderPolarisationmitdemzweiten<br />

PolarisatorverändertselberdenZustandderPhotonen!<br />

23


2.2.1 Analysatoren<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

WirerweiternjetztunserenMessapparat,indemwirstatteineseinfachen<br />

PolarisatorseinendoppeltbrechendenKristall(z.B.Kalkspat)verwenden.<br />

Dieseristanisotrop.ErhatverschiedeneBrechungsindizes<strong>für</strong>horizontale<br />

und<strong>für</strong>vertikalePolarisation.ErspaltetdeneinlaufendenLichtstrahlin<br />

zweiStrahlenauf,diesenkrechtzueinanderlinearpolarisiertsind.(Den<br />

dabeizwischendenStrahlenauftretendenPhasenunterschiedkannman<br />

wiederaufheben).SchematischisterinAbb.2.2undsymbolischinAbb.<br />

2.3dargestellt.DerLichtstrahlläuftvonrechtsein.ErwirdinzweiStrahlenmitPolarisationin<br />

x-bzw. y-Richtungaufgespalten.<br />

x<br />

y<br />

Abbildung2.2: SchematischerStrahlengangineinemdoppeltbrechendenKristall.<br />

x<br />

y<br />

Abbildung2.3: SymbolischeDarstellungeinesPolarisationsanalysators.<br />

WirschaltenzweidieserKristallehintereinander,wieinAbb.2.4gezeigt.<br />

DerersteKristallstellteinenin x-RichtungpolarisiertenStrahlderInten-<br />

I2<br />

I3<br />

x<br />

y<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

I1<br />

Abbildung2.4:ZweihintereinandergeschaltetePolarisationsanalysatoren.<br />

24<br />

x<br />

y<br />

I0


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

sität I1her.Diesenschickenwirindenzweiten,gegenüberdemersten<br />

gedrehtenKristall,derinRichtung x ′ und y ′ polarisiert.DerWinkelzwischen<br />

xund x ′ betrage θ.(Deniny-RichtungpolarisiertenStrahldesersten<br />

Kristallsblockierenwir.)WirfindendieIntensitäten<br />

I2 = I1 cos 2 θ und I3 = I1 sin 2 θ .<br />

ZusammenhabendiebeidenauslaufendenStrahlendieIntensität<br />

I1 cos 2 θ + I1 sin 2 θ = I1:EsgehenimAnalysatorkeinePhotonenverloren!<br />

1 MitWahrscheinlichkeit cos 2 θgelangendiePhotonenindeneinen<br />

Ausgangsstrahlundmit sin 2 θindenanderen.<br />

WirerkennenauchleichteineReihegrundlegenderEigenschaftenquantenmechanischerMessungen,dieallgemeingelten:<br />

1.JedesineinenAnalysatoreinlaufendePhotonverlässtdenAnalysatorentwederdurchdeneinenoderdenanderenAusgangskanal,<br />

niedurchbeide.JedeeinzelneMessungderPolarisationdurchden<br />

Analysatorergibtdeswegenimmernureinender hierzweimöglichenEinzelmesswerte,entsprechenddenbeidenKanälendesAnalysators,nieeineKombinationderbeiden.Diesgiltunabhängig<br />

vomZustanddeseinlaufendenStrahls.Wirwerdensehen,dasseine<br />

analogeCharakterisierungvonEinzelmesswerten<strong>für</strong>jedeMessung<br />

gilt!<br />

2.DagegenenthältderMittelwertderMessungenInformationüber<br />

denuntersuchtenZustand.Quantifiziertmanz.B.inobigemExperimentdiePolarisationsrichtung<br />

x ′ durchden„Messwert1”und y ′<br />

durchden„Messwert-1”,soistseinErwartungswertdort<br />

<br />

Messwerte<br />

<br />

<br />

Messwert ×Häufigkeit<br />

→ cos 2 θ − sin 2 θ<br />

undkann,abhängigvomWinkel θ,beliebigeWertezwischen-1und<br />

+1annehmen.<br />

3.DieMessung(alsoderAnalysator)ändertdenZustandderPhotonen,dennhinterdemerstenKristallsindallePhotonenin<br />

x-Richtung<br />

polarisiert,hinterdemzweitenKristallin x ′ bzw. y ′ -Richtung.Dies<br />

könnenwirverifizieren,indemwirlinkseinendrittenAnalysator<br />

25


I4<br />

I5<br />

x<br />

y<br />

I2<br />

x<br />

y<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

Abbildung2.5:DerMessapparatändertdenZustand.<br />

mitunveränderterRichtunghinzufügen(Abb.2.5).Wirfinden<br />

I1<br />

I4 = I2 und I5 = 0 :<br />

HinterdemerstenAnalysatorhabendiePhotonendiePolarisation<br />

x,aberhinterdemzweitenAnalysatordiePolarisation x ′ .DieMessungistselbereineneuePräparation.<br />

Wirsehenauch,dasswirdenganzenPhotonenstrahlinzweiStrahlenaufteilenkönnen,welchejeweilsgenaudiezueinandersenkrechtenPolarisationsrichtungen<br />

xund yhaben.DiesklassifiziertdiePolarisationvollständig,indemSinnedasseinin<br />

x-RichtungpolarisierterStrahlkeinenAnteil<br />

von y-Polarisationenthält.(cosθ = 0).ZusätzlicheRichtungenbenötigen<br />

wirbeiPhotonendeswegennicht. 2 GenausokönnenwiraberdiePhotonenindiePolarisationsrichtungen<br />

x ′ und y ′ auftrennen.Offenbarstellen<br />

dieRichtungen x, yund x ′ , y ′ jeweilssoetwaswieeineBasisdar.Wirwerdendiesetwasspäterweiterdiskutieren.<br />

WirkönnendenAnalysatorauchumgekehrtverwenden,sodassdiebeidengetrenntenStrahlenwiederzueinemStrahlzusammengefügtwerden.(DazumussmanindeneinenKanaleinlaufzeitverzögerndesStück<br />

Plastikeinfügen,umdenLaufzeitunterschiedauszugleichen,bzw.inder<br />

BeschreibungalsWellen,umdiePhasenbeziehungderEinzelstrahlenwiederherzustellen)DieKombinationeinesAnalysatorsmiteinemgleichartigenumgekehrtenAnalysatornennenwireinenAnalysatorkreis(Abb.2.6).<br />

WirverwendeneinesolcheAnordnungineinemweiterenVersuch(Abb.<br />

2.7),denwirinmehrerenVariantendurchführen.RechtsläufteinStrahl<br />

1 ImexperimentellnahezuerreichbarenidealisiertenFall.<br />

2 ObwohldiePhotonenSpin1besitzen,gibteswegenihrerMasselosigkeitnurzwei<br />

Polarisationsrichtungen<br />

26<br />

x<br />

y<br />

I 0


x<br />

01<br />

01<br />

y<br />

01<br />

01<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

Abbildung2.6:Analysatorkreis:AnalysatorundumgekehrterAnalysator.<br />

I7<br />

I8<br />

x<br />

y<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

00 11<br />

00 11 I2<br />

x x x<br />

I6<br />

y<br />

Abbildung2.7:ExperimentmiteinemAnalysatorkreis.<br />

mitPolarisation xein.HinterdemerstenPolarisatorgibtesdanneinen<br />

StrahlmitPolarisation x ′ undIntensität I2 = I1 cos 2 θ,sowieeinenStrahl<br />

mitPolarisation y ′ undIntensität I3 = I1 sin 2 θ.Zunächstblockierenwir<br />

denStrahl y ′ .DannhatderStrahlbei I6weiterhindiePolarisation x ′ und<br />

dieIntensität I2.ErtrifftaufdenletztenAnalysator,derihnwiederin xund<br />

y-Richtungpolarisiert,mitdemerwartetenErgebnis I7 = I6 cos 2 θ =<br />

I1 cos 4 θ.AnalogverläuftdasExperiment,wennder x ′ -Strahlblockiert<br />

wird.<br />

WennwirnunvordemumgekehrtenAnalysatorbeideStrahlenfreigeben,<br />

würdenwir<strong>für</strong>klassischeTeilchenerwarten,dasssichdiebeidenebenermitteltenIntensitäteneinfachaddieren.Stattdessenfindenwirkomplette<br />

Auslöschungbei I8!:<br />

I7 = I1 und I8 = 0 !<br />

DerStrahlhinterdemumgedrehtenAnalysatoristnunoffenbarwiederin<br />

dieursprüngliche x-Richtungpolarisiert.ErhatalleInformationüberdie<br />

vorhergehendePolarisationin x ′ -Richtungund y ′ -Richtung„vergessen”!<br />

InderTeilchenbeschreibungistdieshöchstüberraschend.<br />

Inder(<strong>für</strong>Photonennichtzutreffenden!)BeschreibungüberFelderistdiesesErgebnisabererwartet:DerVektordeszunächstinx-RichtungpolarisiertenelektrischenFeldeswirdvomerstenAnalysatorinKomponenten<br />

parallelzu x ′ und y ′ aufgespalten.DiesewerdenvomumgekehrtenAnalysatorwiederzusammengefügt,sodasswiedereinVektorin<br />

x-Richtung<br />

entsteht.FürdiekorrektequantenmechanischeBeschreibungbenötigen<br />

y<br />

27<br />

01<br />

01<br />

I3<br />

y<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

I1<br />

x


wireinenFormalismus,derdiesebenfallsleistenkann.<br />

2.3 AlgebraischeBeschreibung<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

WirbeschreibennundieErgebnissedergeschildertenExperimentealgebraisch.MathematischeDefinitionenundErläuterungenwerdenimAnhanggegeben.WirbetrachtenvorerstnurdiePolarisationderPhotonen-<br />

Ensembles.AusbreitungsrichtungundFrequenzsindfestvorgegebenund<br />

ändernsichnicht.SiewerdendeshalbimFolgendennichtweiterspezifiziert.<br />

Wirhabengesehen,dasssichdiePhotonenbeimAnalysatorvollständig<br />

aufeinevonnurzweiPolarisationsrichtungenwie xund yverteilen,oder<br />

beigedrehtemAnalysator x ′ und y ′ .MankanndenPhotonenstrahlspezifizieren,indemmandieStärkedesBeitragsbeiderRichtungenangibt.DiesentsprichtderAngabevonKoordinaten<strong>für</strong>einenVektorraum.Tatsächlichkorrespondieren(reine)ZuständezuVektoren|ψ〉ineinerspeziellenKlassevonVektorräumen,denHilberträumen.FürdiePolarisationvonPhotonenhatdieserVektorraumlediglichdieDimension2.DiezugehörigenBasisvektorenstehen<strong>für</strong>diePolarisationsrichtungen,z.B.sollbeider<br />

DiskussionderPhotonpolarisationennun<br />

|x〉 , |y〉<br />

dieBasisvektorensein,dielinearePolarisationin xbzw. y-Richtungbeschreiben.DieBasisvektorensollenorthonormiertsein:<br />

〈x|y〉 = 0 , 〈x|x〉 = 〈y|y〉 = 1 . (2.1)<br />

Wiewirsehenwerden,entsprichtdiesdenExperimenten,diezeigen,dass<br />

zweihintereinandergeschaltetePolarisatoreningleicherRichtungdieIntensitätnichtändern,undinzueinandersenkrechterRichtungIntensität<br />

Nullergeben.<br />

EinallgemeinerVektorindiesemVektorraumistdann<br />

|ψ〉 = cx |x〉 + cy |y〉 (2.2)<br />

mitimallgemeinenkomplexenKoeffizienten cx, cy.DieserVektorwird<br />

ebenfallsals„Zustand”bezeichnet.<br />

28


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

WiekannmaneinenApparatwiez.B.einenPolarisator,Analysator,oder<br />

anderenMessapparatalgebraischbeschreiben?EinApparatwirktauf<br />

einenZustandundverändertihnimallgemeinen.DiesentsprichtalgebraischeinemOperator,deraufeinenZustandsvektorwirktundwieder<br />

einenZustandsvektorerzeugt.<br />

BesonderseinfachderFalldesPolarisators.EinPolarisator(Polarisationsfilter)in<br />

x-Richtungerzeugt,sozeigtdasExperiment,einEnsemblevon<br />

in x-RichtungpolarisiertenTeilchen,d.h.einenZustandproportionalzu<br />

|x〉.AußerdemänderterdieIntensitäteinesschonzuvorsopolarisierten<br />

Ensemblesnicht.DergeeigneteOperatoristderProjektionsoperator:<br />

ˆPx = |x〉〈x| . (2.3)<br />

InderTatist ˆ Px |x〉 = |x〉, ˆ Px |y〉 = 0, und ˆ Px |ψ〉 ∼ |x〉<strong>für</strong>jedenVektor<br />

|ψ〉.<br />

Mankannauch ˆ PxaufeinenVektorineinerbeliebigenanderenRichtung<br />

anwenden.DiesbeschreibtdieAnwendungdesPolarisators<strong>für</strong>die x-<br />

Richtungaufeinenz.B.in x ′ -RichtungpolarisiertenStrahl.Manerhält<br />

ˆPx |x ′ 〉 = |x〉 〈x|x ′ 〉<br />

<br />

Zahl<br />

AusdemKoeffizienten 〈x|x ′ 〉mussoffenbardieIntensitätdesentstehendenStrahlsherauszulesensein,alsodieWahrscheinlichkeit<br />

W(x|x ′ )(„Wahrscheinlichkeit,<br />

xzuerhalten,wenn x ′ gegebenist)dassdiePhotonendes<br />

in x ′ -RichtungpolarisiertenStrahlsnachherin x-Richtungpolarisiertsind.<br />

WirhabenschonbeimDoppelspaltexperimentgesehen,dasssolcheWahrscheinlichkeitendieGestalteinesBetragsquadrats<br />

|ϕ| 2 einerWahrscheinlichkeitsamplitudehabenmüssen.DiekorrekteIdentifikationist<br />

.<br />

W(x|x ′ ) = |〈x|x ′ 〉| 2 . (2.4)<br />

(Postulat!)DiesistdieWahrscheinlichkeit,beiVorliegendesZustands |x ′ 〉<br />

ineinerMessungdenZustand |x〉zufinden,durchProjektionmitHilfedes<br />

PolarisatorsoderAnalysators.Sieliegtzwischen0und1.AusderStruktur<br />

vonGl.(2.4)folgtdieSymmetrie W(A|B) = W(B|A),wasauchallgemein<br />

gilt.<br />

Wirwissenschon,dassdieseWahrscheinlichkeit W(x|x ′ ) = cos 2 θist.ZumindestbisaufeinenPhasenfaktor<br />

e iδ desBetrags1giltdaher<strong>für</strong>die<br />

29


Wahrscheinlichkeitsamplitude<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

〈x|x ′ 〉 = cos θ , (2.5)<br />

wobei θderWinkelzwischendenRichtungen xund x ′ ist.DenPhasenfaktorkannmanhierzu1wählen.(Dasistnichtgenerellmöglich,wiewirbei<br />

derallgemeinenDiskussionvonBasistransformationensehenwerden.)<br />

DieBeschreibungeinesAnalysatorsistetwaskomplexer,dennerpräpariertPhotonen-EnsemblesanzweiunterscheidbarenAusgängen.DieEnsemblesunterscheidensichinderPolarisationundimAusgangskanal,der<br />

deshalbimZustandsvektorebenfallsspezifiziertwerdenmuss.Anjedem<br />

dieserAusgängeentsprichtdieWirkungeinemPolarisator.Wirkönnen<br />

denAnalysatorinAbb.2.3daheralgebraischalseinenOperator<br />

 = |x,1.Kanal〉〈x| + |y,2.Kanal〉〈y| (2.6)<br />

beschreiben.Angewandtz.B.aufeinenZustandmitPolarisationin x-Richtung<br />

stelltereinenZustandmitgleicherPolarisationim1.Ausgangskanalher.<br />

IneinemZustandsvektorwie |x, 1.Kanal〉 istjetztsowohldiePolarisationsrichtung<br />

e = x, y alsauchderKanal k = 1, 2 spezifiziert.Der<br />

zueinemsolchenKet-Vektor |e, k〉korrespondierendeBra-Vektor 〈e, k|ist<br />

eineAbbildungmitderEigenschaft<br />

〈e, k| |e ′ , k ′ 〉 = 〈e, k|e ′ , k ′ 〉 = δee ′ δkk ′ . (2.7)<br />

EinumgekehrterAnalysatorwieinAbb.2.6entsprichteinemOperator<br />

ÂU = |x ′ 〉〈x ′ ,1.Kanal| + |y ′ 〉〈y ′ ,2.Kanal| (2.8)<br />

BeimAnalysatorkreisinAbb.2.6werdendiebeidenauf x ′ bzw. y ′ projiziertenStrahlenwiederzueinemeinzelnenStrahlzusammengeführt.DiePhotonenkönnendabeiaufzweiverschiedenenWegenzumAusganggelangen.WirhattenimvorigenKapitelgesehen,dassmandanndie<br />

Wahrscheinlichkeitsamplitudenaddierenmuss.DieformaleBeschreibung<br />

erhaltenwir,indemwirdenAnalysatorausGl.(2.6)unddenumgekehrtenAnalysatorausGl.(2.8)hintereinanderschalten.AuseinemVektor<br />

|ψ〉<br />

wird ÂU Â |ψ〉.DerOperatorist,mitdenPolarisationsrichtungen x′ , y ′ aus<br />

Abb.2.6:<br />

ÂU Â = ( |x′ 〉〈x ′ ,1.Kanal| + |y ′ 〉〈y ′ ,2.Kanal| ) ×<br />

( |x ′ ,1.Kanal〉〈x ′ | + |y ′ ,2.Kanal〉〈y ′ | )<br />

30<br />

= |x ′ 〉〈x ′ | + |y ′ 〉〈y ′ | = ˆ1 .


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

Hierhabenwirbenutzt,dass |x ′ 〉〈x ′ ,1.Kanal| |x ′ ,1.Kanal〉〈x ′ | = |x ′ 〉〈x ′ |.<br />

Wirsehen:derAnalysatorkreisentsprichtdemEinheitsoperator!IndieserFormulierungistdasErgebnisdesExperimentsinAbb.2.7einleuchtend:dereinlaufende<br />

x-polarisierteStrahlwirddurchdenAnalysatorkreis<br />

unverändertweitergegeben,bleibtdaherin x-Richtungpolarisiert.Dieses<br />

ErgebnisunterscheidetsichvondembeiklassischenTeilchen,dennesentstehtdurchdieAdditionderWahrscheinlichkeitsamplituden.<br />

WennwirzweiProjektionsoperatorenzuverschiedenenRichtungenhintereinanderschalten,z.B.PolarisationsfilteroderAnalysatorenzuverschiedenenRichtungen,erhaltenwireinenOperator,derkeinProjektionsoperatormehrist:<br />

ˆPx ′ ˆ Px = |x ′ 〉〈x ′ | |x〉〈x| = |x ′ 〉 〈x ′ |x〉<br />

<br />

Zahl<br />

〈x| = 〈x ′ |x〉<br />

<br />

Zahl<br />

|x ′ 〉〈x|<br />

<br />

Operator<br />

Erprojiziertzunächstaufdie |x〉-Richtung,erzeugtabereinenVektor<br />

inRichtung |x ′ 〉.SchonohnedenFaktor 〈x ′ |x〉istdieserOperator<br />

bei x = x ′ nichtidempotent:<br />

|x ′ 〉〈x| |x ′ 〉〈x| = 〈x|x ′ 〉<br />

<br />

=1<br />

|x ′ 〉〈x| .<br />

OffensichtlichistinGl.(2.9)dieReihenfolgederProjektionenwichtig:<br />

ˆPx ′ Px<br />

ˆ = ˆ Px ˆ Px ′ .<br />

(2.9)<br />

ImeinenFallwirdeinVektorinRichtung |x〉erzeugt,imanderenFallein<br />

VektorinRichtung |x ′ 〉.Diebeiden<br />

Projektionsoperatorenkommutierennicht!(außerwenn x = x ′ ).<br />

31


2.3.1 VerallgemeinerungenundPostulate<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

BeiSystemenmitmehrunabhängigendiskretenEinstellmöglichkeiten,z.B.<br />

AtomenmithöheremSpin,lässtsichdiebisherigeDiskussionleichtverallgemeinern.<br />

3 Wirbetrachtenweiterhin„reineZustände”.<br />

EinAnalysatorhatdann N Ausgangskanäle,wieinAbb.2.8skizziert.<br />

WenndieeinlaufendenTeilchen<strong>für</strong>jedenbeliebigeneinlaufendenZu-<br />

Abbildung2.8:AnalysatormitNAusgängen.<br />

standwiederalleinjeweilsgenaueinenderAusgangskanälegelangen,<br />

alsokeineIntensitätverlorengeht,nenntmandie NZuständevollständig.<br />

DerzugehörigeHilbertraumistdann N-dimensional,mitorthonormalen<br />

Basisvektoren |ej〉, j = 1 . . .N,diezudenZuständenandenAusgängen<br />

desAnalysatorskorrespondieren.EinallgemeinerVektorist<br />

|ψ〉 = <br />

ci |ei〉 (2.10)<br />

i<br />

mitkomplexenKoeffizienten ci.AuseinemAnalysatorundseinerUmkehrungkannmanwiedereinenEinheitsoperatorbauen,mathematisch<br />

ausgedrücktdurchdieSumme<br />

ˆ1 =<br />

N<br />

|ei〉〈ei| . (2.11)<br />

i=1<br />

Dieskorrespondiertdazu,dasskeinesdereinlaufendenTeilchenverlorengeht.<br />

BlockiertmanalleAusgangskanäleeinesAnalysatorsbisaufdenKanal j,<br />

soerhältmaneinenPolarisator,mathematischdenProjektionsoperator<br />

ˆPj = |ej〉〈ej| .<br />

3 MathematischschwierigerwirddiesbeiSystemen,diedurchkontinuierlicheMessgrößenwiezumBeispieleinenOrtbeschriebenwerdenmüssen.Dieswerdenwirspäter<br />

diskutieren.<br />

32


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

DaseinlaufendeEnsembleistgenaudannimZustand j,wenndieauslaufendeIntensitäthinterdiesemProjektorgleichdereinlaufendenIntensität<br />

ist.<br />

WirassoziierennunzumKanal jdesAnalysatorseinenMesswert aj<strong>für</strong><br />

diedurchdenAnalysatorgemesseneGröße,z.B.einenDrehimpuls.Die<br />

Messwerte ajseienallevoneinanderverschieden.JedeEinzelmessungergibtgenaueinenderWerte<br />

aj,nieeineMischung,dajedeseinlaufende<br />

TeilchendurchnureinenKanalauslaufenkann.<br />

DieWahrscheinlichkeit,beieinembeliebigeneinlaufendenZustanddenMesswert<br />

ajzuerhalten,istperPostulat(s.Gl.(2.4))<br />

WAHRSCHEINLICHKEITFÜREINMESSERGEBNIS ajIMZUSTAND |ψ〉<br />

W(aj|ψ) = |〈ej|ψ〉| 2<br />

(2.12)<br />

AusdenWahrscheinlichkeitenbeiderMessungmiteinemAnalysatorerhaltenwirauchdenErwartungswertderEinzelmesswerte:<br />

Erwartungswert = <br />

Messwerte<br />

→ <br />

j<br />

Messwert ×Häufigkeit<br />

aj |〈ej|ψ〉| 2 = <br />

= <br />

〈ψ| aj |ej〉〈ej|<br />

<br />

j<br />

Â<br />

j<br />

|ψ〉 = 〈ψ|<br />

aj 〈ψ|ej〉 〈ej|ψ〉<br />

 |ψ〉<br />

DervorletzteAusdruckist(beireellen aj)dieSpektraldarstellungeines<br />

hermiteschenOperators(s.Anhang)!ErhängtoffenbarmitdergemessenenphysikalischenGrößezusammen.<br />

33


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

Wirhabenschongesehen,dassjedeMessunginderformalenBeschreibungeinemOperatorentspricht,deraufeinenZustandwirktundeinen<br />

neuenZustandergibt.<br />

InderTatzeigtsichallgemeindieGültigkeitdesfolgendenPostulats:<br />

Jedephysikalische„Observable”(Energie,Ort,Drehimpuls,...)korrespondiertformalzueinemhermiteschenOperator<br />

 = <br />

j<br />

aj |aj〉〈aj|<br />

mitreellenEigenwerten ajundEigenvektoren |aj〉.<br />

DieMessungderObservablenentsprichtderAnwendungeinesAnalysatorsmitAusgangskanälen<strong>für</strong>dieZustände|aj〉.JedeEinzelmessungkorrespondiertzueinerProjektion<br />

|aj〉〈aj|aufeinenderEigenzuständedes<br />

Operators(entsprechendeinemKanaldesAnalysators,durchdendasgemesseneTeilchenaustritt)undliefertdenMesswertaj.NurdieEigenwertedesOperatorskommenalsEinzelmesswertevor!DerobigeOperator<br />

enthältdieProjektionaufdiezurObservablengehörigenBasiszustände<br />

(z.B. |x〉, |y〉beiderPolarisation),zusammenmitderInformationüberdie<br />

zugehörigenMesswerte.<br />

WirfassendiebisherigenErkenntnisseundPostulatenocheinmalzusammen.<br />

34


POS<strong>TU</strong>LATE<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

•JedephysikalischeObservablekorrespondiertzueinemhermiteschen<br />

Operator Â.Erhat(ineinemendlichenoderabzählbarunendlichen<br />

Hilbertraum)dieSpektraldarstellung<br />

 = <br />

j<br />

aj |aj〉〈aj| . (2.13)<br />

•JedeEinzelmessungderObservablenergibteinenderEigenwerte aj<br />

alsErgebnis.IhreGesamtheitnenntmandasSpektrumdesOperators.<br />

•DasEnsemblederTeilchenmitMessergebnis ajistnachderMessungimzugehörigenEigenzustand<br />

|aj〉desMessoperators.<br />

•DieWahrscheinlichkeit,denEigenzustand |aj〉zuerhalten,istbei<br />

einemEnsembleimursprünglichenreinenZustand |ψ〉<br />

W = |〈aj|ψ〉| 2<br />

(2.14)<br />

WennderEigenwert ajnichtentartetist,dannistdiesauchdieWahrscheinlichkeit<strong>für</strong>denMesswert<br />

aj,ansonstenistdieSummevon W<br />

überdieentartetenEigenvektorenzubilden.<br />

•DerErwartungswertderMessungenderObservablenineinemreinen<br />

Zustand |ψ〉ergibtsichdarauszu<br />

〈 Â〉 = 〈ψ| Â |ψ〉 . (2.15)<br />

DerZustandsvektor |ψ〉selberistnichtbeobachtbar,sondernnurEinzel-<br />

Messergebnisse,ihreWahrscheinlichkeitenundihreMittelwerte.Ausden<br />

obigenGleichungensehenwir,dassdiesephysikalischenWertesichnicht<br />

ändern,wennman |ψ〉miteinemPhasenfaktor e iα multipliziert.DerZustandsvektoreinesGesamtsystemsistdahernurbisaufeinePhasebestimmt.<br />

Manbeachteaber:beiTeilsystemen,diemiteinanderinterferierenkönnen,<br />

istdierelativePhasewichtig,dennsiebeeinflusstdieInterferenz.<br />

35


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

2.4 GemischteZustände:dieDichtematrix<br />

WieinKap.2.1schonkurzangesprochenwurde,istesoftnötig,auch<br />

GemischeausreinenZuständenzuverwenden,dienichtmiteinanderinterferieren.DannaddierensichdiezugehörigenWahrscheinlichkeiten,statt<br />

derWahrscheinlichkeitsamplituden.Diesisteinerseitsbequem,wenndie<br />

tatsächlicheInterferenzderTeilzuständevernachlässigbarkleinist,etwa,<br />

weilsieweitvoneinanderentfernteTeilsystemebeschreiben.<br />

GemischteZuständesindaberandererseitsnötig,wiewirsehenwerden,<br />

umdenZustandnacheiner„unvollständigen”Messungzubeschreiben,<br />

dienichtallemessbarenEigenschaftendesSystemsfestgelegthat.Hierunterfälltz.B.einunpolarisierterStrahl,odereinSystembeieinerendlichenTemperatur,d.h.imKontaktmiteinemäußerenWärmebad,dessenquantenmechanischerZustandunbestimmtist.<br />

GemischteZuständesinddieallgemeinstenquantenmechanischenZustände.ReineZuständeergebensichalsSpezialfall.UmgemischteZustände<br />

zubeschreiben,müssenwirdasPostulatGl.(2.14)(unddamitauch(2.15))<br />

verallgemeinern.<br />

2.4.1 Dichtematrizen<br />

WirbetrachtenzunächstnocheinmaleinenreinenZustand |ψ〉.DieimvorigenKapitelbesprocheneWahrscheinlichkeit(2.14),beieinerMessung<br />

<br />

deshermiteschenOperators  = i ai |ai〉〈ai|indiesemreinenZustand<br />

einenEndzustand |ai〉zuerhalten,unddamiteinenMesswert ai,kann<br />

manumschreiben:<br />

W(ai) = |〈ai|ψ〉| 2 = 〈ai |ψ〉〈ψ| ai〉 . (2.16)<br />

<br />

MankanndieseWahrscheinlichkeitalsomitHilfeeinesOperators<br />

ˆρψ = |ψ〉〈ψ|ausdrücken.<br />

IneinemgemischtenZustandsollensichdieseWahrscheinlichkeiten<strong>für</strong><br />

diebeitragendenreinenZuständeaddieren,stattderWahrscheinlichkeitsamplituden.DasgeeignetObjektzurBeschreibungsolchergemischterZuständeisteineLinearkombinationvonOperatorenwie<br />

ˆρψ,nämlichder<br />

36<br />

ˆρψ


ˆρ = <br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

DERSTATISTISCHEOPERATOR=DICHTEMATRIX<br />

ν<br />

λν |ϕν〉〈ϕν| mit <br />

λν = 1 . (2.17)<br />

Hierbeisind |ϕν〉normierteVektoren,diei.a.nichtorthogonalzuseinbrauchen,und<br />

λν ∈ [0, 1]sindGewichte<strong>für</strong>diebeitragendenreinenZustände<br />

|ϕν〉.DieserOperatorwirdauchZustandsoperatoroderDichteoperatoroder<br />

GemischterZustandgenannt,EristperKonstruktionhermitesch.DerstatistischeOperator<br />

ˆρenthältdiegesamteWahrscheinlichkeitsinformation<br />

einesQuantensystems.<br />

FüreinSystem,dasimZustand ˆρpräpariertwurde,postuliertmannun<br />

stattGl.(2.14)beieinerMessungdesOperators Âdie<br />

WAHRSCHEINLICHKEITFÜRDENMESSWERT ajIMZUSTAND ˆρ<br />

ν<br />

W(aj) = 〈aj| ˆρ |aj〉 ≡ <br />

λν |〈ai|ϕν〉| 2 . (2.18)<br />

Rechnungzum2.Teil: 〈aj|ˆρ|aj〉 = 〈aj| <br />

ν λν |ϕν〉〈ϕν| |aj〉 =<br />

<br />

ν λν 〈aj| |ϕν〉〈ϕν| |aj〉 = <br />

ν λν |〈aj|ϕν〉| 2 . Diesistwiegewünschtdie<br />

SummederWahrscheinlichkeiten<strong>für</strong>diebeitragendenreinenZustände<br />

|ϕν〉,mitGewichten λν.<br />

WenndieVektoren |ϕν〉orthogonalsind,dannistGl.(2.17)dieSpektraldarstellungderDichtematrix(=DarstellungmittelsEigenvektoren)unddie<br />

λνsinddanndieWahrscheinlichkeiten,denZustand |ϕν〉beiUntersuchung<br />

desgemischtenZustands ˆρzufinden.<br />

37<br />

ν


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

AusGl.(2.18)ergibtsichmit tr |ϕ〉〈ϕ| = 〈ϕ|Â|ϕ〉 (Gl.(??))derErwartungswertdesOperators<br />

ÂimZustand ˆρ :<br />

〈 Â〉 = <br />

j<br />

= tr ˆρ <br />

aj W(aj) = <br />

j<br />

aj |aj〉〈aj|<br />

<br />

= Â<br />

j<br />

aj 〈aj| ˆρ |aj〉 = <br />

aj tr ˆρ |aj〉〈aj〉<br />

= tr ˆρ Â .<br />

DasErgebniskönnenwirmittelsGl.(2.17)umschreiben:<br />

<br />

tr ˆρ Â = tr<br />

ν<br />

λν |ϕν〉〈ϕν|<br />

= <br />

λν 〈ϕν| Â |ϕν〉 .<br />

ν<br />

<br />

 = λν tr |ϕν〉〈ϕν| Â<br />

ERWAR<strong>TU</strong>NGSWERTEINESOPERATORS ÂIMZUSTAND ˆρ<br />

〈 Â〉 = tr<br />

<br />

ˆρ Â<br />

<br />

ν<br />

= <br />

λν 〈ϕν| Â |ϕν〉 . (2.19)<br />

DieseBeziehungistaufgrundderInvarianzderSpurunabhängigvonder<br />

gewähltenBasis.<br />

DerFall  = ˆ1ergibtmit 〈ˆ1〉 = 1:<br />

ReineZustände<br />

ν<br />

tr ˆρ = 1 . (2.20)<br />

ReineZuständesindeinSpezialfall.DerstatistischeOperator<strong>für</strong>einen<br />

reinenZustand |ψ〉hatdieFormvon ˆρψinGl.(2.16),<br />

ˆρ = |ψ〉〈ψ| , (2.21)<br />

ohneLinearkombination.DerErwartungswerteinerObservablen Ageht<br />

dannwiederindieeinfacheForm<br />

über.<br />

〈 Â〉 = 〈ψ|Â|ψ〉 (2.22)<br />

38<br />

j


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

DerZustandsvektor |ψ〉zueinemreinenZustandistnurbisaufeinePhase<br />

bestimmt.DiesePhasehebtsichinGl.(2.21)heraus,sodassderstatistische<br />

Operator ˆρzueinemreinenZustandeindeutigbestimmtist.<br />

Umzuentscheiden,obeingegebenerDichteoperator ˆρeinreinerZustand<br />

ist,gibtesmehrereMöglichkeiten.EineeindeutigeCharakterisierungist<br />

dieForm(2.21).(Dagegenkanneinnicht-reinerZustandnuralsLinearkombinationvonmehrerenTermenderForm(2.21)geschriebenwerden.)<br />

EineweiterenotwendigeundhinreichendeCharakterisierungeinesreinenZustandesistdieBedingung<br />

ˆρ 2 = ˆρ . (2.23)<br />

Sieistnotwendig,daGl.(2.21)dasunmittelbarverlangt.Dasssiehinreichendist,kannmanüberdieSpektraldarstellungvon<br />

ˆρzeigen.<br />

Ebenfallsnotwendigundhinreichendistdie(aufdenerstenBlickschwächere)Bedingung<br />

tr ˆρ 2 = 1 . (2.24)<br />

NichteindeutigkeitderDarstellungnicht-reinerZustände<br />

JedeLinearkombination<br />

ˆρ = <br />

j<br />

cj ˆρj<br />

vonzweiodermehrstatistischenOperatoren ˆρjbildetwiedereinenstatistischenOperator,wenn<br />

0 ≤ cj ≤ 1und <br />

j cj = 1.EinsolcherOperator<br />

wirdkonvexeKombinationderMenge { ˆρj}genannt.<br />

JederstatistischeOperatoristnachDefinitionGl.(2.17)einekonvexeKombinationvoneinzelnenstatistischenOperatoren<br />

|ϕν〉〈ϕν|.<br />

DieZerlegungdesstatistischenOperatorsinreineZuständeistnichteindeutig,denni.a.isteinekonvexeZerlegungnichteindeutig!<br />

Beispiel:WirbetrachtendenstatistischenOperator<br />

ˆρ = c |ψ〉〈ψ| + (1 − c) |ψ ′ 〉〈ψ ′ | ,<br />

mit 0 < c < 1undzweibeliebigen,orthonormalenVektoren |ψ〉und |ψ ′ 〉.<br />

39


WirdefinierenzweineueZustände<br />

|ϕ〉 = √ c |ψ〉 + √ 1 − c |ψ ′ 〉<br />

|ϕ ′ 〉 = √ c |ψ〉 − √ 1 − c |ψ ′ 〉 .<br />

Mankann ˆρauchmitdiesenZuständenschreiben:<br />

ˆρ = 1<br />

2<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

|ϕ〉〈ϕ| + 1<br />

2 |ϕ′ 〉〈ϕ ′ | .<br />

EinallgemeinerZustandkannzwaralsstatistischesGemischreinerZuständebetrachtetwerden.JedochistdieserBegriffistetwasirreführend,weildieZerlegunginreineZuständenichteindeutigist.DieNichteindeutigkeitderDarstellungvonˆρalskonvexeKombinationhataberkeinephysikalischeAuswirkung:AlleWahrscheinlichkeitsverteilungensinddurch<br />

denstatistischenOperator ˆρeindeutigbestimmt.<br />

2.4.2 UnpolarisierterStrahl<br />

WiekannmaneinenunpolarisiertenStrahlbeschreiben?DiesisteinEnsemblevonTeilchen,dessenPolarisationnichtfestgelegt(präpariert,„gemessen”)wordenist.BeieinerMessungderPolarisationandiesemEnsemblemussmanmitgleicherWahrscheinlichkeit<br />

|x〉wie |y〉finden,bezüglichjederbeliebigenBasis<br />

|x〉, |y〉.<br />

Esliegtzunächstnahe,dieBeschreibungmiteinemreinenZustandwie<br />

|ψ〉 = 1 √ 2 ( |x〉 + |y〉 )<br />

zuversuchen.DieseLinearkombinationbeschreibtaberkeinenunpolarisiertenStrahl,sonderneinenpolarisiertenStrahlmiteineranderenRichtung,hierum45Gradgegenüber<br />

|x〉gedreht.<br />

UmunsereÜberlegungenzuquantifizieren,definierenwir(nur<strong>für</strong>diesenAbschnitt)einenOperator<br />

ˆ R,derdieRichtungderPolarisationeines<br />

Photon-Ensemblesmisst,z.B.mit<br />

ˆR |ϕ〉 := cos(2ϕ) |ϕ〉 ,<br />

wobei ϕdieWinkelkoordinateeinesEinheitsvektorsinderEbeneseinsoll<br />

und |ϕ〉derzugehörigeBasisvektor.Dannist<br />

ˆR |x〉 = 1 |x〉 , ˆ R |y〉 = −1 |y〉<br />

40


WirsucheneinenZustandmit 〈 ˆ R〉 = 0.<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

DiegeeigneteBeschreibungdieserSituationistdergemischteZustand<br />

ˆρ = 1 1<br />

|x〉〈x| + |y〉〈y| . (2.25)<br />

2 2<br />

PerKonstruktionbeschreibtereineKombinationvonreinenZuständen<br />

mitPolarisationinx-bzw.y-Richtung,diemitgleicherWahrscheinlichkeit<br />

1<br />

2 auftreten.DerErwartungswert 〈 ˆ R〉derRichtungindiesemZustand<br />

ergibtsichmit tr |α〉〈α| Â = 〈α|Â|α〉(Gl.(??))tatsächlichzu<br />

〈 ˆ R〉 = tr ˆρ ˆ R = tr<br />

wiegewünscht.<br />

<br />

1<br />

2 |x〉〈x| ˆ R + 1<br />

2 |y〉〈y| ˆ <br />

R<br />

= 1<br />

2 〈x| ˆ R|x〉<br />

<br />

1<br />

+ 1<br />

2 〈y| ˆ R|y〉<br />

<br />

−1<br />

= 0 ,<br />

InGl.(2.25)erkenntman,dassderDichteoperator ˆρ<strong>für</strong>dasunpolarisierte<br />

Ensembleeinfachder(passendnormierte)Einheitsoperatorist!Daherkann<br />

manihnauchinjederanderenBasisschreiben:<br />

ˆρ = 1<br />

2 ˆ1 = 1<br />

2 |x′ 〉〈x ′ | + 1<br />

2 |y′ 〉〈y ′ | . (2.26)<br />

DiePolarisationindiesemgemischtenZustandistalsoauchbezüglichjederanderenBasisNull.DiesistaucheinweiteresBeispielda<strong>für</strong>,dassdie<br />

Darstellungvon ˆρnichteindeutigist.<br />

2.4.3 ReineZuständemitmehrerenFreiheitsgraden:<br />

Produkträume<br />

<strong>Physik</strong>alischeSystemebesitzeninderRegelvieleFreiheitsgrade.EineinfachesBeispielistdasDoppelspaltexperiment,z.B.mitPhotonen.HierhabenwirbishernurdenOrtdesDurchgangsbeschrieben,nämlichSpalt1<br />

oder2,aberdiePolarisationderPhotonenignoriert.<br />

WirbeschreibennocheinmalnurdenOrt:Hier<strong>für</strong>gibtesdiezweimöglichenMessergebnisse(„Quantenzahlen”)Spalt1undSpalt2.ZudenMessergebnissengehörenBasisvektoren,<br />

|s1〉und |s2〉.Quantenmechanischsind<br />

41


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

auchLinearkombinationendieserBasiszuständemöglich.EinreinerZustand,derdenOrtdesDurchgangsbeschreibt,istdaher<br />

|O〉 = c1 |s1〉 + c2 |s2〉 . (2.27)<br />

DieserZustandistElementeinesVektorraums VO.BeieinerBlendemit NO<br />

SpaltenhättedieserVektorraumdieDimension NO.<br />

Wirwissen,dassdiePhotonenauchdenFreiheitsgradderPolarisation<br />

besitzen,mit(z.B.)denBasisvektoren |ex〉und |ey〉.EinreinerZustand,<br />

dernurdiePolarisationeinesPhotonensemblesbeschreibt,ist<br />

|ϕ〉 = ax |ex〉 + ay |ey〉 . (2.28)<br />

DieserZustandistElementeinesVektorraums Vϕ,mitDimension Nϕ = 2.<br />

EinevollständigereBeschreibungdesquantenmechanischenSystemssolltebeideFreiheitsgradeumfassen.DazubeschreibtmandieFreiheitsgrade<br />

weiterhinunabhängigvoneinander.FormalbildetmaneinProdukt,das<br />

sogenannteTensorprodukt(keinSkalarproduktundauchkeinäußeresProdukt),welcheskommutativseinsoll:<br />

|ϕ, O〉 := |ϕ〉 ⊗ |O〉 ≡ |O〉 ⊗ |ϕ〉 ≡ |ϕ〉 |O〉 . (2.29)<br />

Dassolleinfachbedeuten:DasPhotonensemblebefindetsichbezüglich<br />

derPolarisationimZustand |ϕ〉undbezüglichdesOrtesimZustand |O〉.<br />

EinesolcheBeschreibunghabenwirschoneinmalbeimAnalysatorbenutzt.DerVektor<br />

|ϕ, O〉beschreibteinen reinenZustandmitdenFreiheitsgradenPolarisationundOrt.<br />

EristElementdesProduktraums Vϕ ⊗ VOmitDimension Nϕ·NO.DieBasisvektorendesProduktraumssinddieVektoren<br />

|ei, sj〉.DasSkalarprodukt<br />

isteinfachdasProduktderEinzel-Skalarprodukte:<br />

Dannsind<br />

〈ϕ, O|ϕ ′ , O ′<br />

〉 := 〈ϕ|ϕ ′ 〉 〈O|O ′<br />

〉 . (2.30)<br />

|ei, sj〉〈ei, sj|<br />

ProjektionsoperatorenimProduktraum,undderEinheitsoperatorimProduktraumlässtsichalsSummeüberdieseProjektionsoperatorenschreiben:<br />

<br />

|ei, sj〉〈ei, sj| = ˆ1. (2.31)<br />

i<br />

j<br />

42


i<br />

j<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

JederZustandimProduktraumkanndamitnachdenBasisvektorenentwickeltwerden:<br />

ˆ1<br />

<br />

<br />

|ϕ, O〉 = |ei, sj〉〈ei, sj| ϕ, O〉 = <br />

|ei, sj〉 〈ei|ϕ〉 〈sj|O〉 .<br />

<br />

DenProduktraumformuliertmangenausoimFallvonvielenTeilräumen.<br />

EinOperator,derüberseineWirkungineinemderTeilräumedefiniertist,<br />

wirktauchweiterhinnurindiesemTeilraum,z.B.ist<br />

mitMatrixelementen<br />

i<br />

ˆR |ϕ, O〉 = ˆ R |ϕ〉 ⊗ |O〉 , (2.32)<br />

〈ei, sk| ˆ R|ej, sl〉 = 〈ei| ˆ R|ej〉 〈sk|sl〉<br />

<br />

EinOperator,dernuraufdenOrtwirkt,wäre<br />

Ô |ϕ, O〉 = |ϕ〉 ⊗<br />

j<br />

δkl<br />

ϕi<br />

Oj<br />

. (2.33)<br />

Ô |O〉 . (2.34)<br />

EskönnenimallgemeinenFallauchOperatorenauftreten,dieinbeiden<br />

Teilräumewirken,undz.B.OrtundPolarisationverknüpfen.DerallgemeinsteOperatorhatdieGestalt<br />

<br />

iji ′ j ′<br />

SolcheOperatorenerzeugenz.B.Zuständewie<br />

aiji ′ j ′ |i′ , j ′ 〉〈i, j| . (2.35)<br />

1<br />

√ 2 ( |ex, 1〉 + |ey, 2〉 ) , (2.36)<br />

wiesieunsschonbeidenPolarisationsexperimentenbegegnetsind.IndiesemZustandsindPolarisationundOrtkorreliert(verschränkt).MehrzuverschränktenZuständen,insbesonderebeiSystemenmitmehrerenTeilchen,findetmaninderVorlesungzurFortgeschrittenen<strong>Quantenmechanik</strong>undinBüchernzurQuanteninformationstheorie.<br />

43


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

2.4.4 UnvollständigePräparation(unvollständigeMessung)<br />

undFortlassenunwichtigerFreiheitsgrade<br />

EinquantenmechanischesSystem(Atomstrahl,Festkörper,...)hattypischerweisevieleFreiheitsgrade(Orte,Polarisationen,Energieniveaus,...).Eine<br />

typischePräparationwirdnureinigedieserFreiheitsgradefestlegen(z.B.<br />

denOrtbeimDurchgangdurcheinenDoppelspalt),andereabernicht(z.B.<br />

diePolarisationdesStrahlsdurchdenDoppelspalt).<br />

Beispiel:EinStrahl,derdurchSpalt1gegangenundnichtpolarisiertist.<br />

DieBasiszustände<strong>für</strong>diesesSystemsind |ei, sj〉.WennsowohlderSpalt<br />

1gemessenwäre,alsauchdiePolarisation(z.B.als |ex〉),dannwäreder<br />

ZustanddesSystemsderreineZustand |ex, s1〉,oderäquivalentdieDichtematrix<br />

|ex, s1〉〈ex, s1| .<br />

UmdieunpolarisierteSituationzubeschreiben,müssenwirwieinAbschnitt2.4.2überdiePolarisationsrichtungensummieren.DerunpolarisierteStrahldurchSpalt1istdahereingemischterZustandmitderDichtematrix<br />

mit Nϕ = 2.<br />

ˆρ = 1<br />

Nϕ<br />

<br />

FortlassenunwichtigerFreiheitsgrade<br />

i<br />

|ei, s1〉〈ei, s1| , (2.37)<br />

WirbeschreibenjetztetwasallgemeinerdieSituation,dassderStrahldurch<br />

Spalt1gegangenist,abereinebeliebigePolarisationhat(z.B.auchunpolarisiert).InderDichtematrixsummierenwirdazuüberdiePolarisationsrichtungenmitGewichten<br />

λνund <br />

ν λν = 1.DerStrahldurchSpalt1ist<br />

danndergemischteZustand<br />

ˆρ = <br />

ν<br />

λν |eν, s1〉〈eν, s1| . (2.38)<br />

WennwirindiesemZustanddenOrtmessen,spieltdiePolarisationkeine<br />

Rolle,weildieMatrixelementeinsolcheüberdenOrtundüberdiePola-<br />

44


isationfaktorisieren:<br />

〈 Ô〉 = tr ˆρ Ô = <br />

= <br />

ν<br />

λν<br />

<br />

=1<br />

ν<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

λν 〈eν, 1| Ô |eν, 1〉<br />

〈eν|eν〉 〈1| Ô |1〉 = 〈1| Ô |1〉 . (2.39)<br />

<br />

=1<br />

GenausospieltbeiMessungderPolarisationderOrtkeineRolle:<br />

〈 ˆ R〉 = tr ˆρ ˆ R = <br />

λν 〈eν, 1| ˆ R |eν, 1〉<br />

= <br />

ν<br />

ν<br />

λν 〈eν| ˆ R |eν〉 〈1|1〉<br />

<br />

=1<br />

. (2.40)<br />

Daherkönnenwir,wennwirnuranderBeschreibungdesOrtesinteressiertsind,diePolarisationganzignorieren,undumgekehrt.<br />

2.4.5 ReduzierteDichtematrix<br />

WirbetrachtennundenallgemeinenFallmitvielenFreiheitsgraden.Zum<br />

eigentlichbetrachteten„System”sollendieFreiheitsgrade(Quantenzahlen)<br />

s1, s2, . . .gehören,undzueiner„Umgebung”dieFreiheitsgrade u1, u2, . . ..<br />

UmdieGleichungenbesserlesbarzumachen,schreibenwirkurz s<strong>für</strong><br />

s1, s2, . . .und u<strong>für</strong> u1, u2, . . ..DerallgemeinsteZustandentsprichteiner<br />

Dichtematrix<br />

ˆρ = <br />

λus |u, s〉〈u, s| . (2.41)<br />

u<br />

s<br />

WirbetrachtennunOperatoren Â,dienuraufdas„System”wirken.Dann<br />

kannmanihrenErwartungswertvereinfachen.Wirschreiben tr u<strong>für</strong>die<br />

45


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

SpurimRaumderFreiheitsgrade u,undentsprechend tr sbzw. tr us.<br />

〈 Â〉 = tr ˆρ Â = <br />

= <br />

us<br />

= <br />

s<br />

= tr s<br />

us<br />

λus tr us<br />

<br />

λus 〈us| Â |us〉 =<br />

<br />

u<br />

λus<br />

<br />

=: e λs<br />

λs |s〉〈s|<br />

<br />

=: ê ρ<br />

〈s| Â|s〉<br />

<br />

Â<br />

<br />

|us〉〈us| Â<br />

<br />

us<br />

= tr s ˆρ Â<br />

λus 〈s| Â |s〉 〈u|u〉<br />

<br />

=1<br />

Wirsehen: 〈 Â〉kannwieeinErwartungswerteinesisolierten„Systems”<br />

geschriebenwerden,miteinerSpurnurüberdieFreiheitsgradedesSystems,abermitder<br />

ˆρ = <br />

s<br />

REDUZIERTENDICHTEMATRIX<br />

λs |s〉〈s| , mit (2.42)<br />

λs = <br />

u<br />

λus , (2.43)<br />

inderenGewichte λsderEinflussder„Umgebung”eingeht.<br />

Beispiel:EinSystemseiinKontaktmiteinemäußeren„Wärmebad”beieinerfestenTemperatur<br />

T.OftkannmandieDetailsderWechselwirkungen<br />

mitdemBadvernachlässigen,bisaufdenEffektderTemperatur,dieda<strong>für</strong><br />

sorgt,dassdieZuständedesSystemsabhängigvonihrerEnergie Eimit<br />

demBoltzmanngewicht<br />

gewichtetwerden.<br />

λi ∝ exp(− Ei<br />

) (2.44)<br />

kBT<br />

46


UnabhängigeSysteme<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

DieSituation,dassdas“System”unddie“Umgebung”völligunabhängig<br />

sind,wirddurchGewichte λusbeschrieben,dieinAnteiledesSystemsund<br />

derUmgebungfaktorisieren:<br />

Dannistauch<br />

Mankannsiegetrenntnormieren:<br />

.<br />

AusGl.(2.43)wird<br />

λs = λs<br />

λus = λu λs .<br />

ˆρ = ˆρu ˆρs .<br />

tr uˆρu = tr sˆρs = 1<br />

<br />

u<br />

λu<br />

<br />

=1<br />

= λs . (2.45)<br />

DieUmgebunghatdannkeinenEinflussmehraufdieErwartungswerte<br />

imSystemundkannvölligfortgelassenwerden.<br />

47


2.5 TeilchenmitSpin 1<br />

2<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

EsgibtzweiKlassenvonelementarenTeilchen,diesichinihremintrinsischenDrehimpuls,demsogenannten„Spin”(s.u.)unterscheiden.EinkurzerAusflug:<br />

Bosonen,insbesonderedasPhoton,habeneinenSpin,dereinganzzahligesVielfachesderEinheit<br />

ist.BeimPhotonistderSpingenau .IneinemQuantenzustandkönnensichbeliebigvieleelementareBosonenbefinden.BosonensindTeilchen,dieWechselwirkungvermitteln(imSinnederQuantenfeldtheorie).BeiPhotonenistdiesdieelektromagnetischeWechselwirkungzwischengeladenenTeilchen.WeitereelementareBosonenmitSpin<br />

sinddieVermittlerderstarkenWechselwirkung(Gluonen)<br />

undderelektroschwachenWechselwirkung(Z-undW-Bosonen).DasGravitonbesitztSpin<br />

2.<br />

ElementareFermionen,insbesondereElektronen,habendenSpin S = /2.<br />

FürdieseTeilchengiltdasPauli-Prinzip:InjedemQuantenzustandkann<br />

sichnurhöchstenseinesvonmehrerengleichartigen(d.h.ununterscheidbaren)Fermionenbefinden.FermionensinddieBausteinederMaterie.WeitereelementareFermionensindQuarks,Neutrinos,undschwerereVariantendesElektrons(MyonundTau-Lepton).<br />

AlleanderenTeilchensindausdenelementarenBosonenundFermionen<br />

zusammengesetzt,wiez.B.ProtonenoderAtome.DiezusammengesetztenTeilchenkönnenauchhöhereSpinsbesitzen,wiez.B.<br />

S = 3<br />

2.Wenn dieserSpinhalbzahligist,sinddiezusammengesetztenTeilchenFermionen,<strong>für</strong>diedasPauli-Prinzipgilt.BeiganzzahligemSpinnenntmanauch<br />

diezusammengesetztenTeilchen„Bosonen”.<br />

2.5.1 DasStern-GerlachExperiment<br />

DasStern-Gerlach-ExperimentähneltdenPolarisationsexperimentenbei<br />

Photonen.EswurdeursprünglichvonO.SternundW.GerlachimJahre1922durchgeführt.SieschickteneinenStrahlvonSilber-Atomeninein<br />

inhomogenesMagnetfeldunderhielteneinüberraschendesErgebnis.Das<br />

ExperimentistauchmitanderenAtomenundsogarmitNeutronendurchgeführtworden.<br />

48


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

ZunächstbetrachtenwirdenAusdruck<strong>für</strong>dieEnergieeinesmagnetischenMomentesineinemMagnetfeld<br />

E = −µ · B (2.46)<br />

EingeladenesklassischesTeilchen,dassichdrehtoderaufeinerKreisbahn<br />

läuft,erzeugteinmagnetischesMoment<br />

µ = q<br />

2m · L (2.47)<br />

ListderBahndrehimpuls, qdieLadungund mdieMassedesTeilchens.<br />

DieseBeziehungistnurdannrichtig,wenndieMassenverteilungunddie<br />

LadungsverteilungdesklassischenTeilchensidentischsind.Istdiesnicht<br />

derFall,somussnocheinFaktorberücksichtigtwerden,dasgyromagnetischeVerhältnis<br />

g.<br />

ElementareTeilchenkönnenaber,obwohlsiepunktförmigsind,aucheinen<br />

intrinsischenDrehimpulshaben,denSpin.FüreinTeilchenmitSpin Sund<br />

ohneBahndrehimpulswirdGl.(2.47)zu<br />

µ = g · q<br />

2m · S . (2.48)<br />

Manfindetexperimentell g Elektron ≈ 2.0023.Eswurdeversucht,ausdem<br />

g-FaktorRückschlüsseaufeineeffektiveMassen-undLadungsverteilung<br />

einesklassischenrotierendenObjekteszuschließen,undsodenSpinebenfallsalsBahndrehimpulszudeuten.DieseVersuchewarenjedocherfolglos.DerSpinistkeinDrehimpulseines„rotierendenObjekts”!DierichtigeErklärungdesSpinsalsinternemFreiheitsgraddespunktförmigenElektronsgelangDirac,ausgehendvonderrelativistischenEnergie-Impuls-<br />

Beziehung.<br />

AuchzusammengesetzteTeilchenhabeneinenSpin,z.B. S = /2bei<br />

ProtonundNeutron,wobeidiemagnetischenMomentedurchdiekomplizierteninternenWechselwirkungenbestimmtwerden,mitdenexperimentellenWerten<br />

g Proton ≈ 5.5856und g Neutron ≈ −3.8264.<br />

AusderEnergie(Gl.(2.46))folgtdieKraft,dieaufeinelektrischneutralesAtom(z.B.dieSilber-AtomeimStern–GerlachVersuch)aufgrunddes<br />

49


magnetischenMomentesausgeübtwird 4 :<br />

F = − ∇E<br />

Fα = ∂<br />

3<br />

( µβBβ) =<br />

∂xα<br />

β=1<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

3<br />

µβ · ∂<br />

β=1<br />

∂xα<br />

Bβ<br />

(2.49)<br />

DahertrittnurineineminhomogenenMagnetfeld( ∂ B = 0)eineKraft<br />

∂xα<br />

auf.<br />

FürdenStern-GerlachVersuchwirddieinAbbildung(2.9)und(2.10)<br />

schematischskizzierteAnordnungverwendet.WirlegendieInhomogeni-<br />

Abbildung2.9:AufbaudesStern-Gerlach-Experiments.<br />

tätdesMagnetfeldesinz-Richtung.UmdasExperimentquantitativanalysierenzukönnen,machenwireinigeIdealisierungen.Wirnehmenan,dassdasMagnetfeldaußerhalbderLückezwischendenPolenverschwindet.Außerdemsoll<br />

|Bx| ≪ |Bz|und |By| ≪ |Bz|seinundwirverlangenweiter,dassderFeldgradientzwischendenPolschuhenkonstantin<br />

z-Richtungzeigt.DieKomponentendesmagnetischenFeldessinddann<br />

imIdealfall Bx ≈ By ≈ 0, Bz = z B ′ ,wobei B ′ derFeldgradientist. 5 Dar-<br />

4 AufgeladeneTeilchenwirktzusätzlichdieLorentz-Kraft.<br />

5 Manbeachte,dass Bx = By = 0wegen ∇ B = 0nichtmöglichist,abermankann<br />

zumindesterreichen,dassdieseKomponentendesFeldesgegenüberderz-Komponente<br />

vernachlässigbarsind.IndiesemFallwerdendieKomponentendesmagnetischenMomentsinderxy-Ebenesehrschnellumdiez-AchsepräzedierenunddieEffektederx-y-<br />

KomponentensichzuNullmitteln.<br />

50


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

Abbildung 2.10: Verlauf der magnetischen Feldlinien beim Stern-Gerlach-<br />

Versuch<br />

ausfolgt<br />

Fz = µz · B ′<br />

,<br />

wobei B ′ einevomMagnetenvorgegebeneKonstanteist.Diez-Komponente<br />

µzdesmagnetischenMomentesdereinzelnenSilberatomekannhingegenvariieren.DieTeilchenwerdenalsoimBereichdesMagnetenentsprechendderAusrichtungihresmagnetischenMomentesinz-Richtungabgelenkt.<br />

DiemagnetischenMomentederSilber-Atome,dieausderQuellekommen,sindstatistischverteilt.KlassischsolltedasmagnetischeMomentin<br />

z-Richtung µz = |µ| · cosθkontinuierlichalleWertezwischen − |µ|und<br />

+ |µ|annehmen.WirmessennundieAnzahlderauftreffendenSilber-<br />

AtomeinAbhängigkeitvonderAblenkung z.DasExperimentsollteaus<br />

Sichtderklassischen<strong>Physik</strong>einekontinuierlicheVerteilungliefern,wie<br />

sieinAbbildung(2.11)linksskizziertist.<br />

WasSternundGerlachabergefundenhaben,istinAbbildung(2.11)rechts<br />

dargestellt.ManfindetlediglichzweiHäufungspunkte,d.h.eskommen<br />

nurzweiWerte<strong>für</strong>dieAblenkungenvor!DasErgebniskannnursogedeutetwerden,dassdasmagnetischeMomentimMagnetfeldnurinzweiEinstellungenvorliegenkann.DiedazugehörigenWertedesintrinsischenDrehimpulses(Spins)sind<br />

Sz = ± <br />

2 .DieseEinstellungennennenwirSpinup<br />

undSpindown,mitBezugaufdieRichtungdesMagnetfeldes.<br />

DiesesErgebnisistanalogzudenbeidenlinearenPolarisationsrichtungen,<br />

dieeinPhotonhabenkann.<br />

51


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

Abbildung2.11: SkizzederklassischerwartetenHäufigkeitsverteilung(links)<br />

unddertatsächlichbeobachtetenHäufigkeitsverteilung.<br />

WennderStern-Gerlach-ApparatinirgendeineandereRaumrichtungzeigt,<br />

findetmanebenfallsnurzweiAblenkwinkelderselbenGröße!Fürjede<br />

beliebigeRichtungbestehendeshalbnurgenauzweimöglicheEinstellungen<br />

± <br />

2 desmagnetischenMomentesimjeweiligenMagnetfeld!<br />

UmdenSpingenauerzuuntersuchen,werdenwirvierStern-Gerlach-<br />

Experimentebesprechen,dieaufFeynmanzurückgehenundzudenPolarisationsexperimentenanalogsind,diewirbeiPhotonenbesprochenhaben.<br />

Experiment1<br />

Abbildung2.12:AuswahleinerSpinrichtung:symbolischeDarstellung.<br />

UmdieExperimenteleichterbeschreibenzukönnen,verwendenwir<strong>für</strong><br />

einenStern-Gerlach-Apparat(Abb.2.9)mitInhomogenitätin x (y, z)-Richtung<br />

52


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

Abbildung2.13:Zwei SGZApparatehintereinander.<br />

dieAbkürzung SGx (SGy, SGz). 6<br />

Wirstellenjetzthinter SGzeineBlendeauf,diez.B.denunterenTeilstrahl<br />

ausblendet.InAbbildung(2.12)habenwireinschematischesSymbol<strong>für</strong><br />

einensolchenStern-Gerlach-Apparateingeführt.<br />

Nunstellenwirhinterdenersten SGz,derdenunterenTeilstrahlausblendet,einenzweiten<br />

SGz(sieheAbbildung(2.13)),mitderselbenBlende.Wir<br />

finden,dassalleTeilchen,diedurchdenersten SGzgegangensind,auch<br />

hinterdemzweiten SGznachgewiesenwerden.WennwirimzweitenApparatstattdesunterendenoberenWegausblenden,kommenkeineTeilchenmehrdurch.DasTeilchenensembleamoberenAusgangdesersten<br />

SGzist<br />

offenbarineinemZustandpräpariert,denwirmitdemzweiten SGzüberprüfen<br />

könnenundderzumZustandamunterenAusgangorthogonalist.Wirnennen<br />

denZustandamoberenAusgang |+z〉,weildie z-KomponenteihresSpins<br />

denWert + hat,unddenZustandamunterenAusgang<br />

| − z〉.<br />

2<br />

DasbeschriebeneExperimentzeigt,dassdieZustände | + z〉und | − z〉zueinanderorthonormalsind:<br />

〈+z| + z〉 = 〈−z| − z〉 = 1<br />

〈−z| + z〉 = 〈+z| − z〉 = 0 .<br />

(2.50)<br />

(ZunächstsindnurdieWahrscheinlichkeitenbekannt,alsodieBetragsquadrate<br />

|〈±z| ± z〉| 2 .WeilaberdasSkalarprodukt 〈a|a〉einesVektorsmit<br />

sichselbstreellist,trittbeidenAmplitudenindererstenZeilevonGl.<br />

(2.50)keinPhasenfaktorauf.)<br />

DerobereKanaldes SGzApparateserzeugteinenZustandin | + z〉-Richtung.<br />

6 InFlugrichtung xmussmandasStern-GerlachExperimentdurcheineandereAnordnungzurMessungdesmagnetischenMomentsersetzen.UmdieNotationzuvereinfachen,werdenwirdennochvoneinem„Stern-Gerlach”Experimentsprechen.<br />

53


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

ErentsprichtdaherdemProjektionsoperator |+z〉〈+z|,undderuntereKanaldemProjektionsoperator<br />

| − z〉〈−z|,<br />

DieanalogenErgebnisseerhaltenwir,wennwirimExperimentdie z-<br />

Richtungdurchdie x-oderdie y-Richtungersetzen:dieentsprechenden<br />

ApparateprojizierenaufZustände | + x〉und | − x〉bzw.auf | + y〉und<br />

| − y〉.<br />

Experiment2<br />

Wirverwendenwieder SGzalsFilter,umeinEnsembleimZustand | + z〉zu<br />

präparieren.ImAnschlussplatzierenwireinen SGx-Apparat(sieheAbbildung(2.14)).DasExperimentergibt:DieHälftederTeilchen,diein<br />

SGx<br />

Abbildung2.14: SGzund SGxApparathintereinander.<br />

einfallen,lieferndenMesswert Sx = + <br />

2 ,unddieHälfte Sx = − <br />

2 .Der<br />

(+x)-Zustandundder (−x)-Zustandkommenalsogleichhäufigvor.Das<br />

gleicheResultaterhaltenwir<strong>für</strong>alleanderenKombinationenunterschiedlicherSpinrichtungen.DieentsprechendenWahrscheinlichkeitsamplitudenmüssendeshalb<br />

erfüllen.<br />

|〈±x| ± z〉| 2 = 1/2<br />

|〈±y| ± z〉| 2 = 1/2<br />

|〈±x| ± y〉| 2 = 1/2<br />

(2.51)<br />

BeiPhotonenhabenwirdiegleichenWahrscheinlichkeitengefunden,wenn<br />

derWinkelzwischenzweiPolarisationsrichtungen xund x ′ 45Gradbetrug.BeiSpin-<br />

1<br />

2TeilchenistderentsprechendeWinkel90Grad,z.B.zwi schen xund z!Zuständezuum90GradverdrehtenRichtungendesSpins<br />

stehenbeiSpin- 1<br />

2Teilchennichtsenkrechtaufeinander! 54


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

DiealgebraischeBeschreibung<strong>für</strong>denoberenAusgangdes2.Experiments<br />

inAbb.(2.14)ist<br />

Experiment3<br />

| + x〉 〈+x| + z〉<br />

<br />

auslaufenderZustand<br />

= | + x〉〈+x|<br />

<br />

Projektion<br />

| + z〉<br />

<br />

Zustandnach SGz<br />

WirbringenjetzthinterdieVersuchsanordnungvomzweitenExperiment<br />

eineBlendean,dieZuständemit (+x)herausfiltert.ImAnschlussdaran<br />

platzierenwirwiedereinen SGz,umdieSpinverteilunginz-Richtungzu<br />

messen(sieheAbbildung(2.15).Resultat:DieHälftederTeilchen,diein<br />

Abbildung2.15: SGz, SGxund SGzApparatehintereinander.<br />

dendrittenStern-Gerlach-Apparathineingehen,liefertdenMesswert Sz =<br />

+ <br />

2 unddieHälfteliefert Sz = − <br />

2 .<br />

DerzweiteApparat,dereinEnsemblein | + x〉-Richtungpräpariert,hat<br />

alsosämtlicheInformationüberdieursprüngliche | + z〉-Polarisationvernichtet.Wirschließen,dasseszusätzlichzueinerPolarisationin<br />

±x-Richtung<br />

amAusgangdeszweitenApparateskeineInformationübereine ±z-Polaristion<br />

gibt.Daherist,wieschonzuvermutenwar,derRaumderSpin-Polarisationen<br />

nurzweidimensional,obwohlPolarisationenbezüglichdreierKoordinatenrichtungen<br />

x, y, zmöglichsind!VollständigeorthonormaleBasissystemesinddaher<br />

{ | + x〉, | − x〉 }, oder { | + y〉, | − y〉 }, oder { | + z〉, | − z〉 }.<br />

Wiewirnochsehenwerden,istauch { |+n〉, |−n〉 }bezüglicheinerbeliebigenRichtung<br />

neinsolchesSystem.<br />

WegenderVollständigkeitderBasissolltenauchdieentsprechendenVollständigkeitsrelationenwie<br />

ˆ1 = | + x〉〈+x| + | − x〉〈−x| (2.52)<br />

55<br />

.


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

gelten.DiessehenwirimnächstenExperimenttatsächlich.<br />

Experiment4<br />

WirbaueneinenAnalysatorkreisauf,derinAbbildung(2.16)skizziertist.<br />

DieserApparatistsokonstruiert,dassdiedivergentenTeilchenstrahlen<br />

Abbildung2.16:Analysatorkreis<strong>für</strong>einStern-Gerlach-Experiment.<br />

wiederzusammengeführtwerden. 7 WennmaninternkeineweiterenBlendenanbringt,solltedieserApparatwiederEinheitsoperatorwirken.<br />

WirkönnenmitdiesemApparatdieselbenExperimentewiemitdemeinfachenStern-Gerlach-Apparatdurchführen.DazutauschenwirimExperi-<br />

Abbildung2.17:ModifiziertesStern-Gerlach-ExperimentmitBlende.<br />

ment3denmittlerenApparat SGxgegeneinenAnalysatorkreismitInhomogenitätinx-Richtungaus.ZunächstblendenwirimmittlerenTeileinen<br />

derbeidenTeilstrahlenaus(sieheAbbildung(2.17)).Wirfindendasalte<br />

Ergebnis:wennwirden (−x)-Zustandausblenden,liefern50%derTeilchen<br />

Sz = + <br />

2und50%Sz = −.Dasselbegilt,wennwir | + x〉ausblenden.<br />

2<br />

WirkönnenaberbeideWegefreigeben.Dannbeobachtenwir,dassnach<br />

demdrittenApparatalleTeilchenmit Sz = + <br />

2 herauskommen.DerAna-<br />

7 AlsStern-GerlachExperimentistdieserApparatnichtrealisierbar,wohlaberalseine<br />

äquivalenteAnordnungineinemInterferometer.<br />

56


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

lysatorkreiswirktalsoinderTatwieeinEinheitsoperator,undGl.(2.52)<br />

isterfüllt!DerAnalysatorkreisprägtdenTeilchenkeineInformationbezüglichderx-Richtungauf.DiesesErgebnisistvölliganalogzumentsprechendenExperimentmitPhotonen.<br />

2.5.2 Basisvektoren<strong>für</strong>Spin- 1<br />

2 Teilchen<br />

WirhabenausdemExperimentgelernt,dassderSpinvonSpin- 1<br />

2 Teilchen<br />

durcheinenzwei-dimensionalenVektorraumbeschriebenwird,mitäquivalentenvollständigenundorthonormalenBasissystemen<br />

{ | + x〉, | − x〉 }, oder { | + y〉, | − y〉 }, oder { | + z〉, | − z〉 }.<br />

AusdenbeobachtetenWahrscheinlichkeitenkönnenwirauchdieTransformationenzwischendenBasissystemenherleiten.Wirwerden<br />

|±x〉bzw.<br />

| ± y〉mitHilfederBasisvektoren | ± z〉ausdrücken.<br />

Allgemeinkönnenwirschreiben<br />

| + x〉 = c+ | + z〉 + c− | − z〉 , mit c± = 〈±z| + x〉 ,<br />

mit |c+| 2 + |c−| 2 = 1<strong>für</strong>dieNormierung.AusdemexperimentellenErgebniss<br />

|〈±x| ± z〉| 2 = 1<br />

2 (Gl.(2.51))folgt |c±| = 1 √,also 2<br />

c+ = eiδ +<br />

√2<br />

c− = eiδ− √2<br />

| + x〉 = eiδ +<br />

√2 (| + z〉 + e iδ | − z〉)<br />

, (2.53)<br />

wobei δ±nochunbekanntePhasensindund δ := δ− − δ+.<br />

Genausofolgtaus |〈±y| ± z〉| 2 = 1<br />

2 (Gl.(2.51))dieDarstellung<br />

| + y〉 = eiγ +<br />

√2 (| + z〉 + e iγ | − z〉) . (2.54)<br />

57


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

NunkönnenwirdasSkalarproduktvon | + x〉und | + y〉bilden:<br />

〈+y| + x〉 = e−iγ+ iδ+ e<br />

2<br />

= ei(δ+−γ+) <br />

i(δ−γ)<br />

1 + e<br />

2<br />

<br />

⇒<br />

|〈+y| + x〉| 2 = 1<br />

4 |1 + ei(δ−γ) | 2<br />

= 1<br />

4<br />

〈+z| + e −iγ 〈−z| | + z〉 + e iδ | − z〉 <br />

1 + e i(δ−γ) ∗ 1 + e i(δ−γ) <br />

= 1<br />

(1 + cos(δ − γ)) .<br />

2<br />

UmdiebeobachteteWahrscheinlichkeitsamplitude |〈+y| + x〉| 2 = 1<br />

2zu erhalten,muss δ − γ = ± π<br />

2gelten.Hiermitkannnichtfestgelegtwerde, welcheWerte δund γindividuellannehmen.Ausdenspäterbehandelten<br />

Basistransformationen<strong>für</strong>Spinsfolgt δ = 0und γ = π<br />

2 ,sowie γ+ = δ+ = 0.<br />

DamitwerdendieGleichungen(2.53)bzw.(2.54)zu:<br />

| + x〉 = 1 √ 2 (| + z〉 + | − z〉) (2.55)<br />

| + y〉 = 1 √ 2 (| + z〉 + i| − z〉) . (2.56)<br />

DieOrthogonalitätsbeziehungen 〈−x| + x〉 = 0und 〈−y| + y〉 = 0legen<br />

danndierestlichenZuständebisaufeinenweiterenPhasenfaktorfest,der<br />

sichspäterebenfallsausdemSpin-Rotationsoperatorergebenwird.<br />

| − x〉 = 1<br />

√ 2 (| + z〉 − | − z〉)<br />

| − y〉 = 1<br />

√ 2 (| + z〉 − i| − z〉) .<br />

Esistwichtigzuvermerken,dassdieexperimentellenErgebnisseGl.(2.51)<br />

mitreinreellenZahlen<strong>für</strong>dieWahrscheinlichkeitsamplitudennichterklärtwerdenkönnen.ManbenötigthierzwingendeinenzweidimensionalenkomplexenVektorraum.<br />

58


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

WirwerdenspäterauchdieSpin-Zustände<strong>für</strong>einebeliebigeQuantisierungsrichtung<br />

nberechnen.DerVollständigkeithalberseiensiehierschon<br />

angegeben.BeideZuständesindnurbisaufjeweilseinePhaseeindeutig.<br />

|+n〉 = cos( θ<br />

|−n〉 = sin( θ<br />

SPIN-ZUSTÄNDEINRICH<strong>TU</strong>NG n<br />

2 ) |+z〉 + eiϕ sin( θ<br />

2<br />

2 ) |+z〉 − eiϕ cos( θ<br />

2<br />

) |−z〉<br />

) |−z〉 , (2.57)<br />

wobei θund ϕdieKugelkoordinatendesEinheitsvektorsn = (sin θ cosϕ, sin θ sin ϕ, cosθ)<br />

sind: θistderWinkelzwischenderz-AchseunddemVektor n; ϕistder<br />

Winkelzwischenderx-AchseundderProjektionvon naufdiexy-Ebene.<br />

MitderPhasenkonventionvonGl.(2.57)gilt |+〉−n = |−〉n.DieKurzschreibweise<br />

| + n〉und | − n〉istdahergerechtfertigt.<br />

Charakteristisch<strong>für</strong>Gl.(2.57)istdasAuftretendeshalbenWinkels θ<br />

2 bei<br />

denSpin 1<br />

2 -Teilchen.<br />

WirüberprüfenleichtdieSpezialfälle<strong>für</strong>diedreiKoordinatenachsen n =<br />

êx, n = êy, und n = êz.UmdieüblichePhasenkonvention<strong>für</strong> | − z〉zu<br />

reproduzieren,mussmanhierbei<strong>für</strong>diez-Achse ϕ = πwählen.<br />

Richtung n θ ϕ |+n〉 |−n〉<br />

x<br />

y<br />

π<br />

2 0<br />

π<br />

2<br />

π<br />

2<br />

1<br />

√ 2 (|+z〉 + |−z〉)<br />

1<br />

√ 2 (|+z〉 − |−z〉)<br />

1√ 2 (|+z〉 + i |−z〉) 1 √2 (|+z〉 − i |−z〉)<br />

z 0 π |+z〉 |−z〉<br />

2.5.3 Spin 1<br />

2 Operatoren<br />

BeiMessungdesSpinsindenRichtungen x, y, zhabenwirjeweilsgenau<br />

zweiverschiedeneMessergebnissegefunden,nämlich ± <br />

2 .NachdenPostulateninAbschnitt2.3.1entsprechendiesenMessungenSpin-Operatoren,<br />

59


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

welcheaufdiejeweilserzeugtenZuständeprojizierenunddieMesswerte<br />

alsEigenwertehaben.BeiMessungvon SzzumBeispielsinddieprojiziertenZustände<br />

| ± z〉.DieallgemeineDarstellunginAbschnitt2.3.1wardie<br />

Spektraldarstellung<br />

 = <br />

aj |aj〉〈aj| .<br />

DieSpin-Operatorenkönnenwirdahersofortangeben:<br />

ˆSx = <br />

2<br />

ˆSy = <br />

2<br />

ˆSz = <br />

2<br />

j<br />

SPIN-OPERATOREN<br />

<br />

<br />

| + x〉〈+x| − | − x〉〈−x|<br />

<br />

<br />

| + y〉〈+y| − | − y〉〈−y|<br />

<br />

<br />

| + z〉〈+z| − | − z〉〈−z| .<br />

(2.58)<br />

WirkönnendenSpin-Operatorauchgleichallgemein<strong>für</strong>einebeliebige<br />

Richtung nschreiben:<br />

ˆSn = <br />

2<br />

<br />

<br />

|+ n〉〈+n| − |− n〉〈−n| . (2.59)<br />

DadieEigenwerte ± <br />

2 reellsind,sinddieSpin-Operatorenhermitesch.<br />

Darstellunginder z-Basis<br />

WirberechnennundieDarstellungendieserOperatoreninder Sz-Basis<br />

| ± z〉.UmdieNotationzuvereinfachen,werdenwir(nur<strong>für</strong>dieseRechnung)dieVektoren<br />

| + z〉und | − z〉mit |σ〉bezeichnen, σ = ±1.DieEigenwertgleichung<strong>für</strong><br />

ˆ Szistdann<br />

ˆSz |σ〉 = σ <br />

2<br />

|σ〉 , mit |σ〉 ≡<br />

| + z〉 <strong>für</strong> σ = +1<br />

60<br />

| − z〉 <strong>für</strong> σ = −1 .


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

DieMatrixelementediesesOperatorsinder z-Basissind<br />

〈σ ′ | ˆ Sz|σ〉 = σ <br />

2 〈σ′ |σ〉 = σ <br />

2 δ σσ ′<br />

DieMatrixdarstellungdesOperators ˆ Szinder |±z〉-Basislautetalso<br />

ˆSz<br />

−→<br />

❅<br />

❅σ<br />

σ ❅<br />

′<br />

+1 −1<br />

+1 + <br />

2 0<br />

−1 0 − <br />

2<br />

=<br />

<br />

1 0<br />

2 0 −1<br />

DerPfeilsollda<strong>für</strong>stehen,dassderOperatorindergewählten |±z〉-Basis<br />

indieangegebeneMatrixübergeht.<br />

AnalogerhaltenwirausderSpektraldarstellungvon ˆ SxundderDarstellungderZustände<br />

| ± x〉inder z-Basis<br />

| ± x〉 = 1<br />

√ 2 (| + z〉 ± | − z〉)<br />

(worausmandirektz.B. 〈−x| − z〉 = − 1 √ 2 abliest)<br />

dieMatrixelementeinder z-Basis:<br />

〈σ ′ | ˆ Sx|σ〉 = <br />

2 〈σ′ <br />

<br />

| | + x〉〈+x| − | − x〉〈−x| |σ〉<br />

= <br />

2<br />

<br />

〈σ ′ | + x〉〈+x|σ〉 − 〈σ ′ | − x〉〈−x|σ〉<br />

= <br />

2 (〈σ′ | + x〉 〈σ| + x〉 ∗ − 〈σ ′ | − x〉 〈σ| − x〉 ∗ )<br />

61


=<br />

⎛<br />

= ⎜<br />

⎝<br />

2<br />

❅<br />

❅σ<br />

σ ❅<br />

′<br />

+1 〈+z|+x〉 〈+z|+x〉 ∗<br />

1·1 ∗<br />

2<br />

1·1 ∗<br />

2<br />

-1<br />

− 1·1∗<br />

2<br />

− (−1)·1∗<br />

2<br />

+1 -1<br />

− 〈+z|−x〉 〈+z|−x〉 ∗<br />

〈−z|+x〉 〈+z|+x〉 ∗<br />

− 〈−z|−x〉 〈+z|−x〉 ∗<br />

1·1 ∗<br />

2<br />

1·1 ∗<br />

2<br />

− 1·(−1)∗<br />

2<br />

− (−1)·(−1)∗<br />

2<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

〈+z|+x〉 〈−z|+x〉 ∗<br />

− 〈+z|−x〉 〈−z|−x〉 ∗<br />

〈−z|+x〉 〈−z|+x〉 ∗<br />

− 〈−z|−x〉 〈−z|−x〉 ∗<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠ = <br />

2<br />

0 1<br />

1 0<br />

DieMatrixdarstellungvon ˆ Sxinder z-Basisistalso Sx<br />

ˆ −→ <br />

<br />

0 1<br />

2 1 0<br />

Fürdie y-KomponentendesSpin-Operatorserhaltenwir<br />

〈σ ′ | ˆ Sy|σ〉 = <br />

<br />

2<br />

ˆSy −→ <br />

2<br />

〈σ ′ | + y〉〈σ| + y〉 ∗ − 〈σ ′ | − y〉〈σ| − y〉 ∗<br />

0 −i<br />

i 0<br />

Zusammenfassendfindenwirdie<br />

<br />

DARSTELLUNGDERSPIN- 1<br />

OPERATORENINDER |±z〉-BASIS<br />

2<br />

ˆSx −→ <br />

<br />

0 1<br />

2 1 0<br />

ˆSy −→ <br />

2<br />

<br />

<br />

0 −i<br />

ˆSz −→<br />

+i 0<br />

<br />

<br />

1 0<br />

2 0 −1<br />

=: <br />

2 σx<br />

=: <br />

2 σy<br />

=: <br />

2 σz<br />

62<br />

<br />

<br />

<br />

(2.60)<br />

.


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

σx, σy, σzsinddiePauli-Matrizen.WirstelleneinigewichtigeEigenschaftenzusammen.<br />

EIGENSCHAFTENDERPAULI-MATRIZEN<br />

σα · σβ = δαβ ˆ1 + i <br />

σ 2 α = ˆ1<br />

{σα, σβ} = 2 δαβ<br />

[σα, σβ] = 2i εαβγ σγ<br />

σα = σ † α<br />

det(σα) = −1<br />

Sp(σα) = 0<br />

γ<br />

εαβγ σγ<br />

(2.61)<br />

{A, B}steht<strong>für</strong>denAntikommutator {A, B} := AB + BA,und εαβγistder<br />

totalantisymmetrischeLevi-Civita-Tensor.<br />

ε123 = ε231 = ε312 = +1<br />

ε321 = ε213 = ε132 = −1<br />

LEVI-CIVITA-TENSOR<br />

εαβγ = 0 wennzweiodermehrIndizesgleichsind<br />

(2.62)<br />

EristinvariantgegenzyklischeVertauschungderIndizes: εαβγ = εβγα =<br />

εγαβ.<br />

Diezweite,dritte,undvierteZeileinGl.(2.61)folgendirektausdererstenZeile.DasSummenzeichenindererstenZeilewirdoftweggelassen<br />

(Summationskonvention).<br />

63


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

InderviertenZeilestehtderKommutatorderPauli-Matrizen.Daraus<br />

folgtderKommutatorderSpin- 1<br />

2 Matrizen<br />

[Sα, Sβ] =<br />

2 <br />

[σα, σβ] =<br />

2<br />

2<br />

4 · 2i εαβγ σγ = i εαβγ<br />

<br />

2 σγ = i εαβγ Sγ<br />

Dainendlich-dimensionalenRäumeneinIsomorphismuszwischenden<br />

OperatorenunddenDarstellungenbesteht,giltdieobigeKommutator-<br />

Relationauch<strong>für</strong>dieOperatoren:<br />

ALGEBRADERSPIN-OPERATOREN<br />

[ ˆ Sα, ˆ Sβ] = i εαβγ ˆ Sγ ∀α, β, γ = 1, 2, 3 (2.63)<br />

DieseBeziehunggilt<strong>für</strong>beliebigeDrehimpulse,wiewirspätersehenwerden.EshandeltsichhierumdiesogenannteLie-AlgebraderDrehgruppe.<br />

EineweiterewichtigeBeziehungfolgtaus σ 2 α = ˆ1:<br />

ˆS 2 α<br />

= 2<br />

4 ˆ1 . (2.64)<br />

DiessiehtmanauchdirektausderSpektraldarstellung:<br />

ˆS 2 n<br />

= (<br />

2 )2 |n〉〈n| + ( −<br />

2 )2 |−n〉〈−n| = 2<br />

4<br />

<br />

1 0<br />

Anmerkung:ZusammenmitderEinheitsmatrix<br />

(|n〉〈n| + |−n〉〈−n|) = 2<br />

4 ˆ1 .<br />

0 1<br />

<br />

spannendiePauli-<br />

MatrizendenVektorraumder2×2Matrizenauf.Eslässtsichdemnach<br />

jede2×2Matrixals<br />

M = a0 ˆ1 + a1 · σx + a2 · σy + a3 · σz<br />

(2.65)<br />

mitkomplexenKoeffizienten aidarstellen(s.Übungen).MankanndaherjedenOperatorineinemzweidimensionalenkomplexenVektorraum<br />

64<br />

.


Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />

mitHilfederPauli-Matrizenschreiben.DeswegensinddiePauli-Matrizen<br />

undihreRechenregelnnichtnurbeiSpin- 1<br />

2 Teilchenwichtig,sondernin<br />

jedemquantenmechanischenSystemmitnurzwei(<strong>für</strong>dieAnwendung<br />

relevanten)Zuständen.Beispieleda<strong>für</strong>sindAtome,indeneneinGrundzustandundnureinangeregterZustandwichtigsind,wasetwabeiNMR<br />

undbeimLaservorkommt!<br />

ErwartungswerteundVarianz<br />

MitHilfederSpin-Operatorenkönnenwir ErwartungswertevonMessergebnissenausrechnen.EsseizumBeispieleinEnsembleimZustand<br />

| + x〉 gegeben.Wirmessendiez-KomponentedesSpins,z.B.miteinem<br />

SGzStern-Gerlach-Experiment.DieeinzelnenMessergebnissesind ± <br />

2 ,nämlichdieEigenwertevon<br />

ˆ Sz.WennwirdasExperimentmitvielenunabhängigenidentischpräpariertenTeilchenwiederholen,konvergiertbeizunehmenderZahlvonWiederholungenderMittelwertallerMesswertegegen<br />

denErwartungswert.DieseristhierNull:<br />

〈 ˆ Sz〉 = 〈x| ˆ Sz |x〉 = <br />

<br />

<br />

|z〉〈z| − |− z〉〈−z〉 |x〉 (2.66)<br />

= <br />

2<br />

= <br />

2<br />

|〈x| + z〉|2<br />

<br />

1<br />

2<br />

W(+z|x)<br />

− 1<br />

2<br />

<br />

2 〈x|<br />

+<br />

<br />

− <br />

2<br />

<br />

|〈x| − z〉| 2<br />

<br />

W(−z|x)<br />

(2.67)<br />

= 0 , (2.68)<br />

dennimZustand |x〉werdengleichhäufig <br />

und −<br />

2 2gemessen. DieeinzelnenMesswertestreuenumdenErwartungswert.DasQuadrat<br />

derStreuungistdieVarianz(NotationüblicherweiseohneDach):<br />

〈(∆Sz) 2 〉 :=<br />

<br />

ˆSz − 〈 ˆ 2 Sz〉<br />

≡ 〈 ˆ S 2 z〉 − 〈 ˆ Sz〉 2<br />

= 〈 ˆ S 2 z 〉 − 2〈 ˆ Sz〉〈 ˆ Sz〉 + 〈 ˆ Sz〉 2<br />

DieVarianzvereinfachtsichweiter,weil 〈 ˆ Sz〉 = 0und ˆ S2 z = <br />

2 ˆ1 2<br />

(∆Sz) 2 =<br />

2 <br />

〈x| ˆ1 |x〉<br />

2<br />

= ( <br />

2 )2 .<br />

.<br />

ImZustand | + x〉findetmanalsoimMitteldenMesswert 〈 ˆ Sz〉 = 0,aber<br />

miteinergroßenStreuungvon ∆Sz = <br />

2 .<br />

65


66<br />

Kapitel 2. Zustände und Messungen


Kapitel3<br />

Zeitentwicklung<br />

BisherhabenwirunsmitMomentaufnahmenbefasst.Einwesentliches<br />

Anliegender<strong>Physik</strong>istesaber,vorherzusagen,wiesichderZustandeinesSystemsentwickelt.Fürdie<strong>Quantenmechanik</strong>heißtdas:Wiesiehtder<br />

Zustand ˆρzurZeit t ≥ t0aus,wennerzurZeit t = t0bekanntist?<br />

3.1 Zeitentwicklungsoperator,SchrödingergleichungundWellenfunktion<br />

ZunächstwollenwirunsmitreinenZuständen |ψ(t)〉beschäftigenund<br />

dieZeitentwicklungeinesZustandsvektorsstudieren.DieNormdesZustandesmusszuallenZeitenEinssein<br />

〈ψ(t)|ψ(t)〉 = 1,<br />

denn |〈ψ(t)|ψ(t)〉| 2 istdie„Wahrscheinlichkeit,dasTeilchenimZustand<br />

|ψ(t)〉zufinden,wennesimZustand |ψ(t)〉ist”.DieseWahrscheinlichkeit<br />

istnatürlichgleichEins.<br />

67


Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

DieZeitentwicklungwirddurcheinenunitärenOperatorbeschrieben:<br />

ZEITENTWICKLUNGSOPERATOR<br />

Û(t, t0)<br />

|ψ(t)〉 = Û(t, t0) |ψ(t0)〉 . (3.1)<br />

DieUnitaritätsichert,dasssichdieNormvon |ψ(t)〉nichtändert.<br />

Wirverlangensinnvollerweise,dassdieZeitentwicklunginseparatenZeitschrittendurchgeführtwerdenkann,d.h.essolldiefolgendeGruppeneigenschaftgelten:<br />

Û(t2, t0) = Û(t2, t1) · Û(t1, t0) (3.2)<br />

Um Û(t, t0)zubestimmen,betrachtenwireineinfinitesimaleZeitentwicklung.Mankann<br />

ÛineineTaylorreiheentwickeln,<br />

Û(t0 + dt, t0) = ˆ1 − i<br />

ˆ H dt + . . . , (3.3)<br />

wobeiderFaktor (− i<br />

)eineKonventionist.<br />

DerOperator ˆ HwirdHamilton-Operatorgenannt.ErbeschreibtdasVerhaltendesSystemsbeikleinenzeitlichenÄnderungenundistdasGegenstückzurHamiltonfunktioninderklassischenMechanik(s.u.).Ausder<br />

Unitaritätvon Ûfolgt,dass ˆ Hhermiteschist,denn<br />

ˆ1 ! = Û † (t0 + dt, t0) Û(t0 + dt, t0)<br />

<br />

= ˆ1 + i<br />

ˆ H † <br />

dt ˆ1 − i<br />

ˆ <br />

H dt<br />

= ˆ1 + i<br />

<br />

ˆH †<br />

− Hˆ<br />

+ O<br />

<br />

(dt) 2<br />

⇒ ˆ H = ˆ H †<br />

68<br />

+ O (dt) 2


AusGleichung(3.2)folgt<br />

Û(t + dt, t0) = Û(t + dt, t) · Û(t, t0)<br />

≃ (ˆ1 − i<br />

ˆ =<br />

Hdt) Û(t, t0)<br />

Û(t, t0) − i<br />

ˆ H Û(t, t0)<br />

Û(t + dt, t0) −<br />

dt<br />

Û(t, t0) ≃ − i<br />

ˆ H Û(t, t0) dt .<br />

DiesisteinDifferenzenquotient,undwirerhaltendie<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

SCHRÖDINGERGLEICHUNGFÜRDENZEITENTWICKLUNGSOPERATOR<br />

i d<br />

dt Û(t, t0) = ˆ H · Û(t, t0) (3.4)<br />

AusdieserGleichungleitenwirnundie(äquivalenten)Schrödingergleichungen<strong>für</strong>andereGrößenher,nämlich<strong>für</strong>denZustandsvektor,dieWellenfunktionunddenstatistischenOperator,sowieeineformaleLösung<br />

<strong>für</strong> Ûselber.<br />

DurchAnwendenvonGleichung(3.4)auf |ψ(t0)〉erhältman<br />

alsodie<br />

i d<br />

Û(t, t0)|ψ(t0)〉<br />

dt <br />

|ψ(t)〉<br />

= ˆ H ·<br />

Û(t, t0)|ψ(t0)〉 ,<br />

<br />

|ψ(t)〉<br />

SCHRÖDINGERGLEICHUNGFÜRDENZUSTANDSVEKTOR<br />

i d<br />

dt |ψ(t)〉 = ˆ H |ψ(t)〉 (3.5)<br />

69


Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

Durchvorgegebene„äußere”FelderkannderHamiltonoperator ˆ Heines<br />

Systemsselbstzeitabhängigsein,sowieauchinklassischenSystemen<br />

derErzeugerderZeitentwicklung(Hamilton-Funktion)zeitabhängigsein<br />

kann.EinesolcheexpliziteZeitabhängigkeitdrücktmanoftdurcheinenunterenIndexwiebei„<br />

ˆ Ht”aus,denwiraberderÜbersichtlichkeithalberin<br />

derRegelnichtschreibenwerden.Wenn ˆ HkeineexpliziteZeitabhängigkeit<br />

habendarf,werdenwirdiesausdrücklicherwähnen.<br />

SchrödingergleichungineinerdiskretenBasis<br />

Gleichung(3.5)istdieSchrödingergleichung<strong>für</strong>denZustandsvektor |ψ(t)〉.<br />

WirkönnensieauchineinerBasisschreiben.Esseiz.B.<br />

|ψ(t)〉 = <br />

cj(t) |ej〉<br />

mitdiskretenBasisvektoren |ej〉.Dannist |cj(t)| 2 = |〈ej|ψ〉| 2 dieWahrscheinlichkeit,zurZeit<br />

tdasTeilchenimZustand |ej〉zufinden.DieSchrödingergleichungGl.(3.5)wirddannzu<br />

i d <br />

|ψ(t)〉 ≡ i<br />

dt<br />

j<br />

j<br />

d<br />

dt cj(t) |ej〉 = <br />

undnachMultiplikationvonlinksmit 〈ei|zu<br />

i d<br />

dt ci(t) = <br />

InVektorformgeschriebenergibtdasdie<br />

j<br />

〈ei| ˆ H |ej〉<br />

<br />

Hi,j<br />

j<br />

cj(t) .<br />

cj(t) ˆ H |ej〉<br />

SCHRÖDINGERGL.FÜRDENZUSTAND,INEINERDISKRETENBASIS<br />

i d<br />

c(t) = H · c(t) , (3.6)<br />

dt<br />

wobei cderVektorderEntwicklungskoeffizienten cjistund HdieMatrixdarstellungvon<br />

ˆ HinderBasis |ei〉.<br />

70


Wellenfunktion.SchrödingergleichungimOrtsraum<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

BesonderswichtigistdiekontinuierlicheOrtsraumbasis.DieKoeffizientendesZustandsvektors|ψ(t)〉inderOrtsraumbasisbildendiesogenannte<br />

WELLENFUNKTION<br />

ψ(x, t) = 〈x|ψ(t)〉 (3.7)<br />

Anmerkung:DerÜbersichtlichkeithalberwerdenwirmeistnurdenFall<br />

von1Dimensionschreiben,miteinereinzelnenRaumkoordinate„x”und<br />

∞<br />

demIntegral dx.IndreiDimensionensindda<strong>für</strong> xunddasDreifach-<br />

integral<br />

∞<br />

−∞<br />

−∞<br />

dxzuersetzen.<br />

DieBedeutungderWellenfunktionistanalogzumdiskretenFall:DasBetragsquadrat<br />

|ψ(x, t)| 2 = |〈x|ψ〉| 2 istdieWahrscheinlichkeitsdichteda<strong>für</strong>,zur<br />

Zeit tdasTeilchenamOrt xanzutreffen.DasräumlicheIntegralüberdiese<br />

Dichte<br />

y<br />

x<br />

dx ′ |ψ(x ′ , t)| 2<br />

(3.8)<br />

istdieWahrscheinlichkeit,zurZeit tdasTeilchenimIntervall (x, y)anzutreffen.<br />

InderOrtsraumbasiswirddieSchrödingergleichung(3.5)zu<br />

i d<br />

d<br />

ψ(x, t) ≡ 〈x|i<br />

dt dt |ψ(t)〉 = 〈x| ˆ ∞<br />

H |ψ(t)〉 =<br />

Diesistdie<br />

−∞<br />

dx ′ 〈x| ˆ H|x ′ 〉〈x ′ |ψ(t)〉 .<br />

SCHRÖDINGERGLEICHUNGFÜRDIEWELLENFUNKTION<br />

i d<br />

dt<br />

ψ(x, t) =<br />

∞<br />

−∞<br />

dx ′ H(x, x ′ ) ψ(x ′ , t) (3.9)<br />

mit H(x, x ′ ) = 〈x| ˆ H |x ′ 〉 . (3.10)<br />

71


Schrödingergleichung<strong>für</strong>einengemischtenZustand<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

AusderZeitentwicklungdesZustandsvektorserhaltenwirauchdieZeitentwicklung<strong>für</strong>einengemischtenZustand.EinsolcherZustandwirddurch<br />

einenstatistischenOperator ˆρspezifiziert.<br />

WirbeginnenmitdemstatistischenOperatorzueinemreinenZustand<br />

ˆρ = |Ψ〉〈Ψ|undbenutzen ˆ H = ˆ H † .<br />

i d<br />

<br />

d<br />

ˆρ = i (|Ψ〉〈Ψ|) = i<br />

dt dt d<br />

dt |Ψ〉<br />

<br />

〈Ψ| + |Ψ〉 i d<br />

dt 〈Ψ|<br />

<br />

<br />

= i d<br />

dt |Ψ〉<br />

<br />

〈Ψ| − |Ψ〉 i d<br />

dt |Ψ〉<br />

†<br />

= ˆ †<br />

H |Ψ〉 〈Ψ| − |Ψ〉 ˆH |Ψ〉<br />

= ˆ <br />

H |Ψ〉 〈Ψ| − |Ψ〉 〈Ψ| ˆH<br />

= ˆ H ˆρ − ˆρ ˆ H †<br />

= <br />

H, ˆ ˆρ .<br />

DerstatistischeOperatorzueinembeliebigengemischtenZustandisteineLinearkombinationderstatistischenOperatorenvonreinenZuständen.<br />

DeswegenlautetauchdieSchrödingergleichung<strong>für</strong>einenallgemeinen<br />

statistischenOperator(gemischtenZustand)<br />

ZEITENTWICKLUNGEINESSTATISTISCHENOPERATORS ˆρ<br />

i d<br />

dt ˆρ(t) = [ ˆ H, ˆρ(t)] . (3.11)<br />

72


FormaleLösung<strong>für</strong>denZeitentwicklungsoperator<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

DieSchrödingergleichung(3.4)<strong>für</strong>denZeitentwicklungsoperator,<br />

i d<br />

dt Û(t, t0) = ˆ H Û(t, t0),kannmanformallösen,ineiner<strong>für</strong>dieAnwendungoftnützlichenForm.Wenn<br />

ˆ <br />

HexplizitvonderZeitabhängt,giltim<br />

allgemeinen ˆHt1, ˆ <br />

Ht2 = 0.<br />

<br />

WirbetrachtennurdenhäufigenFall ˆHt1, ˆ <br />

Ht2 = 0.<br />

DannistdieLösungderBewegungsgleichunggegebendurch<br />

ZEITENTWICKLUNGSOPERATORFÜR [ ˆ Ht, ˆ Ht ′] = 0<br />

R<br />

i t<br />

−<br />

Û(t, t0) = e t0 ˆHτ dτ<br />

. (3.12)<br />

Beweis:DieEigenbasisvon ˆ Htkannwegen [ ˆ Ht, ˆ Ht ′] = 0zeitunabhängig<br />

gewähltwerden(s.Anhang).NurdieEigenwertevon ˆ Htsinddortzeitabhängig.DurchEinsetzenderSpektraldarstellung<br />

ˆ Ht = ǫn(t) |ϕn〉〈ϕn|<br />

ergibtsichsofortdieGültigkeitderBewegungsgleichung(3.4),nämlich<br />

i d<br />

dt Û(t, t0) = ˆ H · Û(t, t0), <strong>für</strong>dieLösungGl.(3.12).<br />

Wenn ˆ Hvölligzeitunabhängigist,vereinfachtsichderZeitentwicklungsoperatorweiterzu<br />

ZEITENTWICKLUNGSOPERATORFÜRZEI<strong>TU</strong>NABHÄNGIGES ˆ H<br />

i<br />

−<br />

Û(t, t0) = e (t−t0) ˆ H<br />

. (3.13)<br />

<br />

ImschwierigstenFall,wenn ˆHt1, ˆ <br />

Ht2 = 0,kanndieGleichung(3.4)formalüberdiesogenannteDyson-Reiheaufsummiertwerden,derenBehandlungüberdenRahmendieserVorlesunghinausgeht.<br />

73


3.2 DerHamilton-Operator<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

WirhabendieZeitentwicklungüberdenOperator ˆ Hausgedrückt.Seine<br />

physikalischeBedeutungkannmansichimfolgendenbesonderswichtigenFallveranschaulichen.<br />

3.2.1 StationärerFall:OperatorderGesamtenergie<br />

STATIONÄRERFALL<br />

Vom„stationärenFall”sprichtman,<br />

wennderHamilton-OperatornichtexplizitvonderZeitabhängt.<br />

IndiesemFallistderErwartungswertdesHamiltonoperators<br />

dieGesamtenergiedesSystems.<br />

FormalergibtsichdieseBeziehungausdemweiteruntenbehandelten<br />

Korrespondenzprinzip.<br />

BesonderseinfachistdieSituationbeiEigenzuständenvon ˆ H.Essei |ψn〉<br />

ein(normierter) Eigenzustandvon ˆ HmitEigenwert En:<br />

ˆH |ψn〉 = En |ψn〉 .<br />

Wegen ˆ H = ˆ H † ist Enreell.DerErwartungswertvon ˆ HindiesemZustand<br />

ist En.DiesistdieEnergiedesSystems.<br />

〈ψn| ˆ H|ψn〉 = En 〈ψn|ψn〉 = En . (3.14)<br />

DasSystembefindesichzurZeit t0indiesemEigenzustand.<br />

|ψ(t0)〉 = |ψn〉 .<br />

DannlautetdieZeitentwicklungdesZustands<br />

i<br />

−<br />

|ψ(t)〉 = e ˆ i<br />

H (t−t0) −<br />

|ψ(t0)〉 = e ˆ i<br />

H (t−t0) −<br />

|ψn〉 = e Ên (t−t0)<br />

|ψn〉 .<br />

74


STATIONÄRELÖSUNGDERZEITABHÄNGIGEN<br />

SCHRÖDINGERGLEICHUNG<br />

Essei |ψ(t0)〉einEigenzustandvon ˆ HmitEnergie E:<br />

ˆH |ψ(t0)〉 = E |ψ(t0)〉 .<br />

DannlautetdieZeitentwicklung<br />

i<br />

−<br />

|ψ(t)〉 = e E(t−t0)<br />

|ψ(t0)〉 .<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

EinEigenzustandvon ˆ HändertsichmitderZeitalsonurumeinePhase.<br />

DeshalbsindalleWahrscheinlichkeitenbezüglichdiesesZustandesund<br />

auchdieEnergie E = 〈ψ| ˆ H|ψ〉zeitlichkonstant.<br />

Anmerkungen:<br />

1)EineLinearkombinationvonEigenzuständeneinesOperatorszuverschiedenenEigenwertenistkeinEigenzustand!Beispiel:<br />

Essei ˆ H |ψi〉 = Ei |ψi〉mitvoneinanderverschiedenen Ei.<br />

DieLinearkombination<br />

|ψ(0)〉 := c1 |ψ1〉 + c2 |ψ2〉<br />

istkeinEigenzustandvon ˆ H,denn<br />

ˆH |ψ(0)〉 = E1 c1 |ψ1〉 + E2 c2 |ψ2〉 = E |ψ(0)〉 .<br />

DieZeitentwicklungdiesesZustandes<br />

i<br />

−<br />

|ψ(t)〉 = e ˆHt −<br />

|ψ(0)〉 = e i<br />

Ê1t<br />

i<br />

−<br />

c1 |ψ1〉 + e Ê2t<br />

c2 |ψ2〉<br />

i<br />

− enthälteinezeitabhängigePhasendifferenz e ˆ (E1−E2)tzwischendenbei denSummanden.<br />

2)WennderHamiltonoperator ˆ Hexplizitzeitabhängigist,entspricht<br />

ernichtmehrderGesamtenergiedesSystems.Diesistanalogzur<br />

entsprechendenSitutation<strong>für</strong>dieHamiltonfunktioninderklassischenMechanik(s.u.).<br />

75


Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

3.2.2 Korrespondenzprinzip:DerHamiltonoperator<strong>für</strong>einigewichtigeSysteme<br />

DerHamilton-OperatoreinesquantenmechanischenSystemskorrespondiertdirektzurHamiltonfunktiondesentsprechendenklassischenSystems.<br />

Manerhältihn,indemmandieOrtskoordinaten xdurchdenOrtsoperator<br />

ˆ QunddieImpulskoordinaten pdurchdenImpulsoperator ˆ Persetzt.<br />

DerOrtwirdalsodurchdenimOrtsraumdiagonalenOperatorundder<br />

ImpulsdurchdenimImpulsraumdiagonalenOperatorersetzt!DieseErsetzung(„Korrespondenz”)istnichtoffensichtlich.Sieistletztlichdurchden<br />

Erfolggerechtfertigt.<br />

DurchdieseErsetzungerhaltenwirden<br />

HAMILTONOPERATORFÜREINIGEWICHTIGESYSTEME<br />

1.TeilchenimzeitunabhängigenPotential<br />

ˆH =<br />

ˆP 2<br />

+ V (<br />

2m<br />

kin.Energie<br />

Q) ˆ<br />

<br />

pot.Energie<br />

2.GeladenesTeilchenimäußerenelektromagnetischenFeld<br />

ˆH =<br />

2<br />

ˆP<br />

− eA( ˆQ) 2m<br />

ϕ( ˆ Q):Skalarpotential<br />

A( ˆ Q):Vektorpotential<br />

(3.15)<br />

+ eϕ( ˆ Q) (3.16)<br />

DasKorrespondenzprinziplässtsichallgemeinerformulieren.Mangeht<br />

vomHamilton-FormalismusderklassischenMechanikaus,mitdenverallgemeinertenKoordinaten<br />

pαund qβ.Siewerdendurchverallgemeinerte<br />

Operatoren ˆ Pαund ˆ Qβersetzt,dieVertauschungsrelationenwiedienormalenOrts-undImpulsoperatorengehorchen.DiesentsprichtdemEr-<br />

76


Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

setzenderPoissonklammer {pα, qβ}derklassischenMechanikdurchden<br />

Kommutator i<br />

[ ˆ Pα, ˆ Qβ]inder<strong>Quantenmechanik</strong>.<br />

(BeiunklarerReihenfolge,z.B.beiProdukten ˆ P ˆ Q,istmeistdiehermitescheKombination<br />

( ˆ P ˆ Q + ˆ Q ˆ P)/2korrekt).<br />

TeilchenmitSpin<br />

3.NeutralesSpin 1<br />

2 TeilchenimMagnetfeld.AufdenSpinwirkt<br />

ˆH = −µ B ˆ S (3.17)<br />

B:externesMagnetfeld,experimentellvorgegeben(KeinOperator).<br />

ˆS:Spin-Operator<br />

DieserHamilton-Operatorwirktz.B.imStern-Gerlach-Experiment.ErentsprichtderklassischenEnergiefunktioneinesTeilchensmitDrehmomentineinemMagnetfeld,wobeiaberderSpinnichtzueinerdrehendenBewegunggehört.<br />

DerZustandsvektoreinesTeilchensmitSpinenthältsowohleineOrtsabhängigkeitalsaucheineSpin-Abhängigkeit.DerZustandsvektorgehört<br />

daherzumProduktraumausOrts-undSpin-Abhängigkeit.Esseien |σ〉<br />

dieBasisvektorendesSpinraums.DannsinddieBasisvektorendesProduktraums<br />

|xσ〉 = |x〉 ⊗ |σ〉 undeinVektordesProduktraumsist<br />

|Ψ〉 = <br />

<br />

dx fσ(x) (|x〉 ⊗ |σ〉) . (3.18)<br />

σ<br />

DeraufdasTeilchenwirkendeHamiltonoperatoristdieSummedesHamiltonoperatorsGl.(3.17)<strong>für</strong>denSpinundvonHamiltonoperatorenim<br />

OrtsraumwieGl.(3.15)oder(3.16).DieOperatoren ˆ Qund ˆ Pwirkendabei<br />

nuraufdieBasisvektoren |x〉undderOperator ˆ SnuraufdieBasisvektoren<br />

|σ〉.<br />

77


Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

3.3 ZeitabhängigkeitvonErwartungswerten<br />

WirwollennundieZeitabhängigkeitderErwartungswerteeinesOperatorsberechnen.<br />

3.3.1 Erhaltungsgrößen<br />

WirbetrachtenzunächsteinenOperator Â,dernichtexplizitzeitabhängig<br />

istundmitdemHamiltonoperator ˆ Hvertauscht:<br />

[ Â, ˆ H] = 0 .<br />

DanngibteseinegemeinsameBasisvonEigenvektoren<strong>für</strong> Âund ˆ H(s.Anhang).<br />

WirführennunzurZeit t0eineMessungmitdemOperator Âdurch.DanachistdasSystemineinemEigenzustand<br />

|a〉von Â,d.h. Â |a〉 = a |a〉.<br />

DieserZustandistindergemeinsamenBasisauchEigenzustandvon ˆ H,<br />

also ˆ H |a〉 = Ea |a〉.DieZeitentwicklungnachderMessunglautetdaher<br />

i<br />

−<br />

|ψ(t)〉 = e Ea (t−t0)<br />

|a〉 .<br />

DasSystembleibtalso,wennesnichtmehrgestörtwird,<strong>für</strong>alleZeitenim<br />

Zustand |a〉underhältnureinenzeitabhängigenPhasenfaktor.Deswegen<br />

bleibtauchderErwartungswertvon Âzeitlichkonstant:<br />

〈ψ(t)|<br />

InKurzform:<br />

i<br />

 |ψ(t)〉 = 〈a|e+ Ea (t−t0)<br />

i<br />

−<br />

 e Ea (t−t0)<br />

|a〉 = a 〈a|a〉 = a .<br />

Observable,diemit ˆ Hvertauschen,sindErhaltungsgrößen<br />

BeispielesindetwaderImpulsineinemtranslationsinvariantenSystem,<br />

oderderDrehimpulsineinemrotationsinvariantenFall.<br />

InsbesondereistbeieinemnichtexplizitzeitabhängigenHamiltonoperatordieGesamtenergie<br />

〈 ˆ H〉 = Ezeitlichkonstant.<br />

78


3.3.2 AllgemeinerFall<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

WirberechnennunallgemeindieZeitentwicklungeinesOperators Ât,der<br />

aucheineexpliziteZeitabhängigkeithabendarf(untererIndex).<br />

d<br />

dt 〈Ât〉 = d<br />

=<br />

dt 〈ψ(t)|Ât|ψ(t)〉<br />

<br />

d<br />

dt 〈ψ(t)|<br />

<br />

Ât|ψ(t)〉 + 〈ψ(t)| Ât<br />

WirsetzendieSchrödingergleichung<br />

unddiedazuadjungierteGleichung<br />

ein:<br />

i d<br />

dt |ψ(t)〉 = ˆ H|ψ(t)〉<br />

i d<br />

dt 〈ψ(t)| = 〈ψ(t)| ˆ H<br />

<br />

d<br />

dt |ψ(t)〉<br />

<br />

<br />

d<br />

+ 〈ψ(t)|<br />

dt Ât<br />

<br />

|ψ(t)〉 .<br />

d<br />

dt 〈Ât〉<br />

<br />

d<br />

= 〈ψ(t)|<br />

dt Ât<br />

<br />

|ψ(t)〉 + i<br />

<br />

〈ψ(t)|<br />

<br />

ˆ HÂt|ψ(t)〉 − 〈ψ(t)| Ât ˆ <br />

H|ψ(t)〉<br />

<br />

<br />

d<br />

= 〈ψ(t)|<br />

dt Â(t)<br />

<br />

|ψ(t)〉 − i<br />

〈ψ(t)|[Ât, ˆ H]|ψ(t)〉<br />

oderandersgeschriebenundmit d<br />

dt Ât = ∂<br />

∂t Ât<br />

〈ψ(t)|[ ˆ H, Ât]|ψ(t)〉<br />

ZEITABHÄNGGKEITVONERWAR<strong>TU</strong>NGSWERTEN<br />

d i<br />

〈Â〉 = −<br />

dt 〈[Ât, ˆ H]〉 + 〈 ∂<br />

∂t Ât〉 . (3.19)<br />

79


3.3.3 Beispiel:Spin-Präzession<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

WiruntersuchendieZeitabhängigkeitdesSpin-Erwartungswertes<strong>für</strong>ein<br />

TeilchenineinemäußerenMagnetfeld.DasFeldsollin z-Richtungzeigen.<br />

ˆH = −µ · B · ˆ S<br />

B = B · ez ⇒ ˆ H = −µB ˆ Sz<br />

DieStärke BdesMagnetfeldesisthiereinParameter.InderQuantenelektrodynamikistauch<br />

Bquantisiert.Hieristaber ˆ SzdereinzigeOperator.Wiruntersuchen,wiesichderMittelwert<br />

〈 ˆ Sα〉zeitlichverändert,mit<br />

α = 1, 2, 3oder x, y, z.GemäßGl.(3.19)gilt,da ∂<br />

∂t ˆ Sz = 0<br />

d<br />

dt 〈 ˆ Sα〉 = − i<br />

〈[ˆ Sα, ˆ H]〉<br />

[ ˆ Sα, ˆ H]enthältdenKommutatorvonzweiSpin-Operatoren,denwiraus<br />

Gl.(2.63))kennen:<br />

[ ˆ Sα, ˆ H] = −µ·B [ ˆ Sα, ˆ Sz] = −µ·B·i εαzβ ˆ Sβ (Summationskonvention!) .<br />

Einsetzenergibt<br />

d<br />

dt 〈 ˆ Sα〉 = −µB εαzβ 〈Sβ〉 . (3.20)<br />

Bei α = zverschwindetder ε-Tensor.Daherist d<br />

dt 〈 ˆ Sz〉 = 0.<br />

EineerneuteZeitableitungliefert<strong>für</strong> α = z<br />

d 2<br />

dt 2 〈 ˆ Sα〉 = −µBεαzβ<br />

d<br />

dt 〈 ˆ Sβ〉<br />

<br />

−µBεβzγ〈ˆSγ〉<br />

= −(µB) 2 εαzβ εγzβ〈<br />

<br />

ˆ Sγ〉 = −(µB) 2 〈 ˆ Sα〉<br />

⇒ 〈 ˆ Sα〉 = Cα cos(µBt) + Dα sin(µBt)<br />

d<br />

dt 〈 ˆ Sα〉 = −CαµB sin(µBt) + DαµB cos(µBt)<br />

80<br />

δαγ


ZumZeitpunktt=0:<br />

〈 ˆ Sα〉0 = Cα<br />

d<br />

dt 〈 ˆ Sα〉0 = DαµB<br />

AndererseitsgiltnachGl.(3.20)<br />

d<br />

dt 〈 ˆ Sα〉0 = −µB εαzβ 〈 ˆ Sβ〉0<br />

Darausfolgt<br />

DieallgemeineLösunglautetsomit<br />

Dα = −εαzβ 〈 ˆ Sβ〉0<br />

〈 ˆ Sα〉t = 〈 ˆ Sα〉0 cos(µBt) + εαβz 〈 ˆ Sβ〉0 sin(µBt) ,<br />

bzw.<strong>für</strong>dieeinzelnenkartesischenKomponenten<br />

〈 ˆ Sx〉t = 〈 ˆ Sx〉0 cos(µBt) + εxβz〈 ˆ Sβ〉0 sin(µBt)<br />

<br />

〈 ˆ Sy〉0<br />

= 〈 ˆ Sx〉0 cos(µBt) + 〈 ˆ Sy〉0 sin(µBt)<br />

〈 ˆ Sy〉t = 〈 ˆ Sy〉0 cos(µBt) + εyxz〈 ˆ Sx〉0 sin(µBt)<br />

= 〈 ˆ Sy〉0 cos(µBt) − 〈 ˆ Sx〉0 sin(µBt)<br />

〈 ˆ Sz〉t = 〈 ˆ Sz〉0<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

InMatrixschreibweisevereinfachensichdieAusdrückezu<br />

⎛<br />

〈<br />

⎜<br />

⎝<br />

ˆ Sx〉t<br />

〈 ˆ Sy〉t<br />

〈 ˆ ⎞ ⎛<br />

⎞⎛<br />

cos(µ B t) sin(µ B t) 0 〈<br />

⎟<br />

⎠ = ⎝ − sin(µ B t) cos(µ B t) 0 ⎠⎜<br />

⎝<br />

Sz〉t<br />

0 0 1<br />

ˆ Sx〉0<br />

〈 ˆ Sy〉0<br />

〈 ˆ ⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Sz〉0<br />

undmanerkennteinePräzession:DerVektor 〈 ˆ S〉rotiertmitderWinkelgeschwindigkeitderGröße<br />

µBumdieRichtungdesMagnetfeldes!<br />

81


Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

3.4 Schrödinger-BildundHeisenberg-Bild<br />

BisherhabenwirdieZeitabhängigkeitdesSystemsdurchVeränderung<br />

desZustandsvektorsbeschrieben.<br />

|Ψ〉 → |Ψ ′ 〉 =<br />

Û|Ψ〉 .<br />

DieOperatorenbleibendabeiunverändert.DieserZugangzur<strong>Quantenmechanik</strong>wirdSchrödinger-Bildgenannt.<br />

DiesesVorgehenistallerdingsnichtdieeinzigeMöglichkeit.Manerkennt<br />

das,wennmanuntersucht,wiesichphysikalischbeobachtbareGrößen,<br />

nämlichErwartungswertevonOperatoren Ô,untereinerunitärenTransformationverhalten:<br />

〈 Ô〉 = 〈ψ| Ô |ψ〉 → 〈Ô〉′ = 〈Ψ|U † ÔU|Ψ〉 .<br />

DenselbenErwartungswerterhaltenwir,wennwiralternativdieZuständefesthaltenundstattdessendieOperatorentransformieren.<br />

Ô → Ô′ = U † Ô U . (3.21)<br />

DiesenZugangnenntmanHeisenberg-Bild.<br />

FürdieallgemeineBeschreibunglassenwirauchOperatoren Ôtzu,die<br />

schonimSchrödinger-Bildeineexplizite,vonaußenvorgegebeneZeitabhängigkeithaben,wasdurchdenunterenIndex<br />

tgekennzeichnetwird.(In<br />

denmeistenFällengibteskeinesolcheZeitabhängigkeit;dannist Ôt = Ô<br />

zeitunabhängig.)<br />

InderallgemeinenDefinitiongehtmanzueinemZeitpunkt t0vondem<br />

einenzumanderenBildüber.Bei t0sollenbeideBildergleichsein.<br />

SCHRÖDINGER-UNDHEISENBERGBILD<br />

Schrödingerbild: |ψ(t)〉 = Û(t, t0)|ψ(t0)〉; Ô S t<br />

(t) = Ôt(t0)<br />

Heisenbergbild: |ψ〉 ≡ |ψ(t0)〉; Ô H (t) = Û † (t, t0)<br />

82<br />

Ôt(t0) Û(t, t0)<br />

(3.22)


Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

DenSchrödinger-Operator ÔS t (t0)schreibenwirkürzerals Ôt,<br />

mit ∂<br />

∂tÔt = d<br />

dtÔt.DerIndex S<strong>für</strong>dieOperatorenimSchrödingerbildwird<br />

oftweggelassen.BeimHeisenberg-Operator OH (t)könntemanauchnoch<br />

einenunterenIndex tzurKennzeichnungderexplizitenZeitabhängigkeit<br />

schreiben.<br />

WirleitennundieBewegungsgleichung<strong>für</strong>dieHeisenberg-Operatoren<br />

ab.<br />

d<br />

dt ÔH = d<br />

<br />

Û<br />

dt<br />

† (t, t0)<br />

<br />

d<br />

=<br />

dt Û † (t, t0)<br />

<br />

Ôt Û(t, t0)<br />

<br />

+ Û † <br />

d<br />

(t, t0)<br />

Ôt Û(t, t0) + Û † (t, t0) Ôt<br />

dt Ôt<br />

<br />

Û(t, t0)<br />

<br />

d<br />

Û(t, t0)<br />

dt<br />

Mit d<br />

dtÛ(t, t0) = − i<br />

ˆ d HÛund dtÛ † (t, t0) = + i<br />

Û † HergebensichSumman-<br />

ˆ<br />

denderForm<br />

Esfolgtdie<br />

Û † Hˆ Ôt Û = U † Hˆ Û<br />

ˆH H<br />

Û † Ôt Û<br />

<br />

ÔH BEWEGUNGSGLEICHUNGFÜROPERATORENIMHEISENBERGBILD<br />

d<br />

dt ÔH (t) = i<br />

[ ˆ H H (t), ÔH (t)] + Û † <br />

∂<br />

(t, t0)<br />

∂t ÔH t<br />

.<br />

<br />

Û(t, t0) . (3.23)<br />

DiemeistenOperatoren,mitdenenmanesinder<strong>Quantenmechanik</strong>zu<br />

tunhat,sindnichtexplizitzeitabhängig.IndiesemFallvereinfachtsich<br />

dieBewegungsgleichung<br />

83


BEWEGUNGSGLEICHUNGFÜR<br />

NICHTEXPLIZITZEITABHÄNGIGEOPERATOREN<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

d<br />

dt ÔH (t) = i<br />

[ ˆ H H (t), ÔH (t)] . (3.24)<br />

DerHamiltonoperatorselberistmeistentwedernichtexplizitzeitabhängigoderdieexpliziteZeitabhängigkeitbestehtauseinemVorfaktor,der<br />

mit ˆ Hvertauscht,sodass [ ˆ Ht, ˆ Ht ′] = 0.IndiesemFallgiltmitGl.(3.12)<br />

ˆH H t<br />

i<br />

<br />

(t) = e<br />

Rt<br />

t 0<br />

ˆHτdτ<br />

i<br />

− <br />

ˆHt e<br />

Rt<br />

t 0<br />

ˆHτdτ<br />

= ˆ Ht .<br />

[ ˆ Ht, ˆ Ht ′] = 0 ⇒ ˆ H H t (t) = ˆ Ht (3.25)<br />

3.4.1 Ehrenfest-Theorem:TeilchenimzeitunabhängigenPotential<br />

V (x)<br />

WirbehandelndieBewegungeinesTeilchensineinemPotential V (x)im<br />

Heisenbergbild.AbsofortwerdenwirdenOrtsoperatorauchmitdenSymbolen<br />

ˆ X, ˆ Y , ˆ Zbzw. ˆ X1, ˆ X2, ˆ X3schreiben.DerHamiltonoperatorlautetdamit<br />

ˆP ˆH =<br />

2<br />

2m + V ( ˆ2 X) ˆ<br />

P1 +<br />

= ˆ P 2 2 + ˆ P 2 3<br />

+ V (<br />

2m<br />

ˆ X1, ˆ X2, ˆ X3)<br />

IndiesemAbschnittsindalleOperatorenimHeisenbergbildgemeint.Um<br />

dieFormelnnichtmitIndizeszuüberladen,lassenwirindiesemBeispielden<br />

oberenIndex H,<strong>für</strong>Heisenbergbild,weg.<br />

84


AusGl.(3.24)folgt<br />

d<br />

dt ˆ Xα = i<br />

<br />

= i<br />

<br />

ˆP 2<br />

2m + V ( ˆ X) , ˆ Xα<br />

1<br />

2m [ ˆ P 2 , ˆ Xα] + [V ( ˆ X), ˆ Xα]<br />

<br />

=0<br />

<br />

<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

. (3.26)<br />

ImFolgendenbenötigenwirdieKommutatorenvonOrts-undImpulsoperatoren.DieseimAnhanghergeleitenKommutatorengeltenimSchrödinger-<br />

Bild.FürdieKommutatorenimHeisenbergbildmussbeachtetwerden,<br />

dasswegen ÂH Bˆ H = Û † ÂS †<br />

Û Û ˆB <br />

ˆ1<br />

S Û gilt<br />

[ ÂH , ˆ B H ] = Û † [ ÂS , ˆ B S ]<br />

Û . (3.27)<br />

HierbeidürfendieOperatoren Âund ˆ BauchbeliebigeFunktionenandererOperatorensein,dennwegenderUnitaritätvon<br />

Ûistallgemein<br />

unddaher<br />

( ÂH ) n ( ˆ B H ) m = Û † ( ÂS ) n ( ˆ B S ) m Û<br />

f( ÂH , ˆ B H , . . .) = Û † f( ÂS , ˆ B S , . . .) Û . (3.28)<br />

WirkönnennunmitderBerechnungderHeisenbergschenBewegungsgleichungGl.(3.26)fortfahren.Wirbenutzen<br />

[AB, C] = A[B, C]+[A, C]B.<br />

d<br />

dt ˆ Xα(t) = i<br />

<br />

ˆPβ [<br />

2m<br />

ˆ Pβ, ˆ Xα] + [<br />

<br />

ˆ Pβ, ˆ <br />

Xα] ˆPβ)<br />

<br />

= ˆ Pα<br />

m = ∂ ˆ H<br />

∂ ˆ Pα<br />

−iˆ1δαβ<br />

−iˆ1δαβ<br />

. (3.29)<br />

also ˆ Pα = m d<br />

dt ˆ Xα. ErneuteAbleitungnachderZeitliefert<br />

d<br />

dt ˆ Pα = i<br />

[ ˆ H, ˆ Pα] = i<br />

[V ( X), ˆ Pα] ˆ = i ∂<br />

(i<br />

∂ ˆ V (<br />

Xα<br />

X)) ˆ<br />

= − ∂<br />

∂ ˆ V (<br />

Xα<br />

X) ˆ<br />

∂<br />

= − ˆ H<br />

∂ ˆ .<br />

Xα<br />

(3.30)<br />

Gleichung(3.29)und(3.30)zusammenzeigen,dass<strong>für</strong>einTeilchenin<br />

einemzeitunabhängigenPotential V (x)dieHeisenberg-Operatorendie<br />

HamiltonschenBewegungsgleichungenerfüllen!<br />

85


KräftefreierFall<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

ImkräftefreienFallistdasPotential V (x)konstant.Darausresultiert<br />

d<br />

dt ˆ Pα = 0 ⇒ ˆ Pα(t) = ˆ Pα(0) =: ˆ Pα<br />

DurchIntegration<br />

ˆXα(t) = ˆ Xα + ˆ t<br />

Pα<br />

m<br />

d<br />

dt ˆ Xα = ˆ Pα(t)<br />

m = ˆ Pα<br />

m<br />

erhaltenwirdasausderklassischen<strong>Physik</strong>vertrauteErgebnis,aber<strong>für</strong><br />

dieOperatorenstatt<strong>für</strong>dieklassischenGrößen.Hierausleitetsichallerdingseineinteressante,klassischnichtzuverstehendeEigenschaftab<br />

[ ˆ Xα(t), ˆ Xβ(t ′<br />

)] = [( ˆ Xα + ˆ t<br />

Pα<br />

m ), ( ˆ Xβ + ˆ t<br />

Pβ<br />

′<br />

m )]<br />

= [ ˆ Xα, ˆ Xβ] + t<br />

m [ ˆ Pα, ˆ Xβ] + t′<br />

m [ ˆ Xα, ˆ Pβ] + tt′<br />

m 2[ ˆ Pα, ˆ Pβ]<br />

= t′ − t<br />

m [ ˆ Xα, ˆ Pβ] = i δαβ<br />

.<br />

t ′ − t<br />

m ˆ1 .<br />

DieOrtsoperatorenzuverschiedenenZeitenvertauschenalsonichtmehr<br />

miteinander!DarausfolgtmitGl.(??)<br />

∆Qα(t) ∆Qα(0) ≥<br />

t<br />

2m<br />

. (3.31)<br />

Dasbedeutet,dassdasklassischeKonzeptderTrajektorieinder<strong>Quantenmechanik</strong>auchbeieinemfreienTeilchennichtmehrexistiert!Wirkönnen<br />

denOrtdesTeilchensnichtmehrzuallenZeitenbeliebigscharfangeben.<br />

86


AllgemeinerFall<br />

AllgemeinfolgtausGleichung(3.30)<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

m d2<br />

dt2 ˆX = − ∇Xˆ V ( X) ˆ (3.32)<br />

DiesistdasquantenmechanischeAnalogonzurNewtonschenBewegungsgleichung.DieGleichung(3.32)giltabernurimHeisenbergbild.<br />

AusdieserOperatorgleichungleitenwirsofortdasEhrenfestscheTheorem<br />

ab,indemwiraufbeidenSeitendenErwartungswertmitdemzeitunabhängigenHeisenberg-Zustand<br />

|ψ〉bilden.DannkönnenwirdieZeitableitung<br />

außenschreibenunderhalten:<br />

EHRENFESTSCHESTHEOREM<br />

m d2<br />

dt 2 〈 ˆ Xα〉 = 〈− ∂<br />

∂ ˆ Xα<br />

V ( ˆ X)〉 (3.33)<br />

DaessichhierumErwartungswertehandelt,giltdasEhrenfestscheTheoremsowohlimSchrödinger-alsauchimHeisenbergbild.<br />

Gl.(3.33)siehtfastauswiedieklassischeBewegungsgleichung.Manbeachteaber,dasslinkseinErwartungswertabgeleitetwird,währendrechts<br />

dieAbleitunginnerhalbdesErwartungswertessteht.<br />

87


QuadratischerFall<br />

Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />

DieSituationvereinfachtsich,wenndasPotential V ( X)quadratischist,<br />

ˆ<br />

d.h.<br />

V ( X) ˆ = V0 + <br />

Vα ˆ Xα + <br />

Wαβ ˆ Xα ˆ Xβ .<br />

α<br />

DiesistinsbesonderebeimharmonischenOszillatorderFall.Dannfolgt<br />

∂V ( ˆ X)<br />

∂ ˆ Xα<br />

〈 ∂V ( ˆ X)<br />

∂ ˆ Xα<br />

αβ<br />

= Vα + <br />

(Wαβ + Wβα) ˆ Xβ<br />

⇒<br />

β<br />

〉 = Vα + <br />

(Wαβ + Wβα)〈 ˆ Xβ〉<br />

=<br />

β<br />

∂<br />

∂〈 ˆ Xα〉 V (〈 ˆ X〉) .<br />

DasEhrenfestscheTheorembesagtindiesemFall,dass<strong>für</strong>dieMittelwerte<br />

qα := 〈 ˆ Xα〉dieklassischenBewegungsgleichungengelten(!)<br />

m d2<br />

dt2qα = − ∂<br />

V (qα) .<br />

∂qα<br />

Manbeachte,dassdasnichtmehrzutrifft,wenndasPotentialhöherePotenzenvon<br />

xenthält.<br />

88


Kapitel4<br />

Potentialprobleme<br />

WirwerdennundieSchrödingergleichunginderOrtsdarstellung<strong>für</strong>einigeeinfachePotentialproblemelösen.IndenBeispielenbeschränkenwir<br />

unsdabeiaufeindimensionaleProbleme.<br />

WirbetrachtenzunächstallgemeineinspinlosesTeilchenderMasse m,<br />

dassichindreiDimensionenineinemPotentialbewegenkann.DerHamiltonoperatoristalsonachGl.(3.15)<br />

ˆHt =<br />

ˆP 2<br />

2m<br />

<br />

kin. Teil<br />

+ V ( ˆ Q, t)<br />

<br />

pot. Teil<br />

DasPotentialsollnurvonOrtundZeitabhängen.DenOperator ˆ V ( ˆ Q, t)<br />

desPotentialskannmandeshalbmitHilfederSpektraldarstellungdes<br />

ˆQ<br />

∞<br />

Ortsoperators = dx x |x〉〈x| unddesSpektralsatzesschreiben:<br />

ˆV ( ˆ <br />

Q, t) =<br />

−∞<br />

dx V (x, t) |x〉〈x| ⇔ 〈x| ˆ V ( ˆ Q, t)|x ′ 〉 = V (x, t) δ (3) (x−x ′ ) .<br />

.<br />

(4.1)<br />

DieZeitentwicklungdesZustandeswirddurchdiezeitabhängigeSchrödingergleichung<br />

i ∂<br />

∂t |ψ(t)〉 = ˆ Ht |ψ〉<br />

beschrieben.InderOrtsdarstellungwirdaus ˆ PαdieAbleitung <br />

i<br />

manerhältbeiobigemPotentialdie<br />

89<br />

∂<br />

∂xα und


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

ZEITABHÄNGIGESCHRÖDINGERGLEICHUNGIMORTSRAUM<br />

i ∂<br />

2<br />

Ψ(x, t) = −<br />

∂t 2m ∇2 Ψ(x, t) + V (x, t) Ψ(x, t) (4.2)<br />

mit ∇ 2 = ∂2<br />

∂x 2 + ∂2<br />

∂y 2 + ∂2<br />

∂z 2.<br />

ImFolgendensollnundasPotentialzeitunabhängigsein,alsoauchder<br />

Hamiltonoperator.DiesistdersogenanntestationaereFall.Wirbetrachten<br />

dieEigenzuständevon ˆ H,mit ˆ H |Ψ〉 = E|Ψ〉.WiewirinKap.3.2.1gese-<br />

i<br />

− henhaben,besitzensiedieeinfacheZeitabhängigkeit |Ψ(t)〉 = e Et |Ψ(0)〉.<br />

DerHamiltonoperatoristdannderOperatorderGesamtenergie E.Wirerhaltendaherdie<br />

STATIONÄRESCHRÖDINGERGLEICHUNGFÜRDIE<br />

EIGENFUNKTIONENVON ˆ HINEINEMZEI<strong>TU</strong>NABHÄNGIGEN<br />

<br />

− 2<br />

2m ∇2 <br />

+ V (x)<br />

POTENTIAL<br />

ψ(x) = E ψ(x) (4.3)<br />

i<br />

−<br />

mit Ψ(x, t) = e Et ψ(x) . (4.4)<br />

DieseGleichungwerdenwirimFolgendenineinigeneinfachenFällen<br />

lösen.DieallgemeineLösungerhältmanalsLinearkombinationderEigenfunktionen,i.a.mitunterschiedlichenEnergien,alsounterschiedlichen<br />

Zeitentwicklungen(s.S.75).<br />

90


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

4.1 Randbedingungen<strong>für</strong>dieWellenfunktion<br />

ZuerstleitenwirRandbedingungenderOrtsraum-Wellenfunktion<strong>für</strong>die<br />

Eigenzuständevon ˆ Hher.<br />

4.1.1 Normierbarkeit,Spektrum<br />

WirwerdenzunächstvorallemgebundeneZuständebehandeln.Dies<br />

sindZustände,indenendasTeilchenineinemendlichenVolumenlokalisiertist.Da〈Ψ|Ψ〉dieGesamtwahrscheinlichkeitist,dasTeilchenirgendwozufinden,gilt:<br />

Also<br />

1 = 〈ψ|ψ〉 =<br />

GebundeneZuständesindnormierbar .<br />

∞<br />

−∞<br />

dx 〈ψ|x〉 〈x|ψ〉 =<br />

∞<br />

−∞<br />

|ψ(x)| 2 d D x =<br />

<br />

<br />

dΩ<br />

wobei D<strong>für</strong>dieDimensiondesjeweiligenProblemssteht(D=1,2,3).Damit<br />

dasIntegralüberdenRadialanteilkonvergiert,mussgelten:<br />

|ψ| 2 mussimbeigroßen rschnellerals r −D abfallen.<br />

i<br />

− WegenderunitärenZeitentwicklung Ψ(x, t) = e ˆ HtΨ(x, 0)bleibtdieNormierung<strong>für</strong>alleZeitenerhalten.<br />

IneinemendlichenVolumenistderHilbertraumabzählbar(diskreteWellenzahlen).DeswegenistdasEnergiespektrumvongebundenenZuständen<br />

diskret(z.B.diegebundenenZuständevonElektronenineinemAtom).<br />

UngebundeneZuständebeschreibendagegensichausbreitendeTeilchen,<br />

zumBeispielinderArteiner(nichtnormierbaren)ebenenWelle.DasEnergiespektrumvonungebundenenZuständenistkontinuierlich.Wirwerden<br />

siespäternäherbehandeln.<br />

91<br />

0<br />

∞<br />

dr (|ψ(x)| 2 r D−1 ,


4.1.2 Stetigkeit<br />

WirbehandelnzunächstdeneindimensionalenFall.<br />

1) DieWellenfunktion ψ(x) istimmerstetig.<br />

Beweis:Wirbetrachten<br />

<br />

x0+ε<br />

x0−ε<br />

<br />

d<br />

dx ψ(x)<br />

<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

dx = ψ(x0 + ε) − ψ(x0 − ε) .<br />

Wäre ψunstetigbei x0,sowürdedierechteSeite<strong>für</strong> ε → 0nichtverschwinden.Dasbedeutetaber,dass<br />

d ψ(x) ∝ δ(x − x0)undsomitwürde<br />

dx<br />

diekinetischeEnergiedivergieren:<br />

Ekin = < ψ| ˆ P 2<br />

= +2<br />

2m<br />

∝<br />

∞<br />

−∞<br />

2m<br />

∞<br />

−∞<br />

|ψ > = −2<br />

2m<br />

∞<br />

−∞<br />

ψ ∗ (x) d2<br />

dx2ψ(x) dx<br />

<br />

d<br />

dx ψ∗ <br />

d<br />

(x) ·<br />

dx ψ(x)<br />

<br />

dx = 2<br />

2m<br />

∞<br />

−∞<br />

δ(x − x0) · δ(x − x0) dx = δ(0) = ∞ .<br />

<br />

d<br />

dx ψ(x) 2 dx<br />

DadiekinetischeEnergieendlichist,mussalso ψ(x)überallstetigsein.<br />

2) DieAbleitung dψ<br />

dx istbeiendlichenPotentialenstetig.<br />

WirintegrierendieSchrödingergleichungvon x0 − εbis x0 + ε<br />

− 2<br />

2m<br />

x0+ε <br />

x0−ε<br />

d2 dx2ψ(x) dx +<br />

<br />

x0+ε<br />

x0−ε<br />

V (x)ψ(x) dx = E<br />

<br />

x0+ε<br />

x0−ε<br />

ψ(x) dx .<br />

DierechteSeitederGleichung(4.5)istvonderOrdnung O(ε),da ψ(x)<br />

keine δ-Beiträgebesitzt,dennsonstwürdediekinetischeEnergieerstrecht<br />

divergieren.Alsogilt<br />

<br />

lim ψ<br />

ε→0<br />

′ (x0 + ε) − ψ ′ <br />

(x0 − ε)<br />

92<br />

= − 2m<br />

2 lim<br />

ε→0<br />

<br />

x0+ε<br />

x0−ε<br />

V (x)ψ(x) dx .(4.5)


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Wenn V (x)überallendlichist,verschwindetdierechteSeite.Alsoist ∂<br />

∂x ψ(x)<br />

stetig.<br />

3) SprungderAbleitungvon ψbeiPotentialenmit δ-Anteil<br />

Wenn V (x)einen δ-Funktionsbeitrag V (x) = C · δ(x − x0)+(endlicheAnteile)enthält,danngilt<br />

<br />

x0+ε<br />

x0−ε<br />

V (x) ψ(x) dx =<br />

<br />

x0+ε<br />

x0−ε<br />

C · δ(x − x0) ψ(x) dx = C ψ(x0)<br />

EinsolchesPotentialwirdz.B.verwendet,umPotentialbarrierenzubeschreiben.DamitwirdausGl.(4.5)einSprunginderAbleitungvon<br />

ψ(x):<br />

<br />

lim ψ<br />

ε→0<br />

′ (x0 + ε) − ψ ′ <br />

(x0 − ε)<br />

= 2m<br />

2 C ψ(x0) (4.6)<br />

4) DieWellenfunktionverschwindetbeiunendlichemPotential<br />

Wenn V (x) = ∞ineinemIntervall x ∈ (xa, xb),dannverschwindetdie<br />

WellenfunktionimdiesemIntervall,dasonstdiepotentielleEnergieunendlichwäre.<br />

5) Unstetigkeitvon dψ<br />

dx amRandeinesunendlichenPotentials<br />

Wenn V (x) = ∞ineinemIntervall x ∈ (xa, xb),dannistzwardieWellenfunktionNullimIntervall,undüberallstetig,aberdieAbleitungwirdin<br />

derRegelandenGrenzendesIntervallsunstetigsein.<br />

RandbedingungendreidimensionalerProbleme<br />

AusähnlichenÜberlegungenfolgtebensoindreiDimensionen,dassdie<br />

WellenfunktionundderenpartielleAbleitungenüberallstetigseinmüssen,wenndasPotentialüberallendlichist.WeitereallgemeineEigenschaftenderWellenfunktionwerdenwirspäterbesprechen.<br />

93


4.2 KonstantesPotential<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

BesonderswichtigbeiPotentialproblemenistderFall,dassdasPotential<br />

ineinemIntervallkonstantist.WirbehandelndaseindimensionaleProblem.Esseialso<br />

V (x) = V =konst. <strong>für</strong> a < x < b .<br />

IndiesemIntervallwirddanndieSchrödingergleichungGl.(4.3)zu<br />

− 2<br />

2m ψ′′ (x) = (E − V ) ψ(x) , (4.7)<br />

mitderallgemeinenLösung<br />

LÖSUNGDERSCHRÖDINGERGLEICHUNGFÜRKONSTANTES<br />

κ x<br />

ψ(x) = a1 e<br />

i k x<br />

= a2 e<br />

POTENTIAL<br />

−κ x<br />

+ b1 e<br />

−i k x<br />

+ b2 e<br />

(4.8a)<br />

(4.8b)<br />

= a3 cos(kx) + b3 sin(kx) , (4.8c)<br />

mit k 2 = −κ 2 = 2m<br />

(E − V ) (4.8d)<br />

2 DiesedreiLösungensindäquivalent!<br />

Wenn E < V,dannist κreell,unddieFormulierungdererstenZeileist<br />

bequem.DieWellenfunktion ψ(x)hatdannimIntervall [a, b]i.a.exponentiellansteigendeundabfallendeAnteile!<br />

Wenn E > V,dannist kreell,unddiezweiteoderdritteZeilesind,jenach<br />

Randbedingugen,bequemeFormulierungen.DieWellenfunktionzeigtdann<br />

imIntervall [a, b]oszillierendesVerhalten.<br />

94


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

4.3 GebundeneZuständeimPotentialtopf<br />

4.3.1 PotentialtopfmitunendlichhohenWänden<br />

DerPotentialtopfmitunendlichhohenWänden,derinAbbildung(4.1)<br />

skizziertist,kannalsstarkidealisierterFestkörperbetrachtetwerden.Die<br />

ElektronenverspüreneinkonstantesPotentialimFestkörperundwerden<br />

durchunendlichhoheWändedarangehindert,denFestkörperzuverlassen.DasPotentiallautet<br />

Abbildung4.1:PotentialtopfmitunendlichhohenWänden<br />

V (x) =<br />

V0 = 0 <strong>für</strong> 0 < x < L<br />

∞ sonst<br />

Esgibtalsodiedreiskizzierten,qualitativverschiedenenTeilgebiete.Eine<br />

oftsinnvolleStrategiebeisolchenPotentialproblemenist,zuerstallgemeineLösungen<strong>für</strong>dieWellenfunktionindenTeilgebietenzufinden,und<br />

diesedannmitdenRandbedingungengeeignetzusammenzusetzen.<br />

DieEnergie E,alsoderEigenwertvon ˆ H,istnichtortsabhängig!(Sonst<br />

wärez.B.dieStetigkeitvon ψ(x, t)zuanderenZeitenverletzt).<br />

FürdenunendlichhohenPotentialtopffindenwir:<br />

GebieteI&III:Hierist V (x) = ∞unddaher ψ(x) ≡ 0,dasonst<br />

<br />

Epot = V (x) |ψ(x)| 2 dx = ∞<br />

GebietII:HieristdasPotentialkonstant.<br />

95


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

1.Versuch:Wirsetzen E < V0 = 0anundverwendenGl.(4.8a):<br />

mitreellem κ =<br />

2m<br />

2 (V0 − E).<br />

ψ(x) = a e κx + b e −κx<br />

DieStetigkeitderWellenfunktionbei x = 0verlangt ψ(0) = 0,also a = −b.<br />

DieStetigkeitbei x = Lverlangt ψ(L) = 0,also e κL − e −κL = 0.Daraus<br />

folgt κ = 0unddamit ψ(x) = a(e 0 − e 0 ) ≡ 0.WirfindenalsokeineLösung<br />

mit E < 0!Späterwerdenwirallgemeinsehen,dassbeigebundenen<br />

ZuständendieEnergie EimmergrößeralsdasMinimumdesPotentials<br />

seinmuss.<br />

2.Versuch:Wirsetzen E > V0 = 0anundverwenden(wegenderRandbedingungen)Gl.(4.8c):<br />

ψ(x) = a sin kx + b coskx (4.9)<br />

mit k =<br />

<br />

2mE<br />

, a, b ∈ C .<br />

2<br />

DieWellenfunktionmussmehrereBedingungenerfüllen:<br />

1.DieStetigkeitderWellenfunktionergibthierdieRandbedingungen<br />

ψ(0) = 0und ψ(L) = 0,unddaher<br />

b = 0<br />

a sin(kL) = 0 .<br />

DiezweiteBedingungzusammenmitderNormierungkannnurmit<br />

sin(kL) = 0erfülltwerden,damit a = 0dieWellenfunktionwieder<br />

identischverschwindenwürde.Alsomuss k = nπ<br />

L miteinerganzzahligenQuantenzahlngelten,diedengebundenenZustandcharakterisiert.DerWert<br />

n = 0istausgeschlossen,dadannwieder ψ ≡ 0<br />

wäre.Wirkönnenunsaufpositive nbeschränken,dennnegative n<br />

ergebenmit sin(−nkx) = −sin(nkx)bisaufdiePhase (−1)dieselbe<br />

Wellenfunktion.<br />

2.DieAbleitungderWellenfunktiondarfbei x = 0und x = Lbeliebig<br />

unstetigsein,dadortdasPotentialunendlichist.Hierauserhalten<br />

wirimvorliegendenFallkeineweiterenBedingungenan ψ.<br />

96


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

3.NormierungderWellenfunktion:Zumeinenmuss ψ(x)überhaupt<br />

normierbarsein,wasindemendlichenIntervall [0, L]keinProblem<br />

ist.ZumanderenkönnenwirdieNormierungskonstante ainAbhängigkeitvonderQuantenzahl<br />

nberechnen:<br />

1 = 〈ψ|ψ〉 =<br />

= |a| 2<br />

L<br />

0<br />

2 L<br />

= |a|<br />

nπ<br />

2 L<br />

= |a|<br />

nπ<br />

∞<br />

−∞<br />

dx |ψ(x)| 2<br />

dx sin 2 ( nπ<br />

L x)<br />

nπ<br />

0<br />

nπ<br />

2<br />

dy sin 2 y mit y = nπ<br />

L x<br />

= |a|2 L<br />

2 .<br />

Also |a| 2 = 2,mitbeliebigerPhase<strong>für</strong><br />

a,welcheswirreellwählen.<br />

L<br />

Insgesamterhaltenwirdie<br />

LÖSUNGFÜREINTEILCHENIMUNENDLICHHOHENPOTENTIALTOPF<br />

ψn(x) =<br />

kn = nπ<br />

L<br />

2<br />

L sin(knx) , 0 < x < L ; (ψ(x) = 0sonst) (4.10)<br />

En = 2π2 n2<br />

2mL2 ; n = 1, 2, . . . (4.11)<br />

(4.12)<br />

DerImpulszurLösung ψnist pn = kn.EssindalsohierEnergieund<br />

Impulsquantisiert,mitnurdiskretenmöglichenWerten,inAbhängigkeit<br />

vonderQuantenzahl n.DieEnergienimmtmit n 2 zuundmit 1/L 2 ab.<br />

InAbbildung(4.2)sindWellenfunktionenzudendreitiefstenEigenwertendargestellt.Mannerkennt,dassdieWellenfunktiondesGrundzustandsnuramRandNullwird.BeijederAnregungkommteinweitererNulldurchgang(„Knoten")hinzu.<br />

97


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Abbildung4.2:WellenfunktionenzudendreiniedrigstenEigenwerten.Hier<br />

sinddünndieEigenenergiengezeichnet,undaufHöhederEigenenergienjeweils<br />

dieWellenfunktionen.<br />

KraftübertragungaufdieWände<br />

DieKrafterrechnetsichausderEnergie<br />

F = − dE<br />

dL<br />

= 2π2n2 2<br />

·<br />

2m L3 = 2π2n2 mL3 .<br />

DieEnergieeinesZustandsisteineinembreiterenTopfgeringer.DeswegenwirkteineKraftaufdieWände,dieversucht,sieauseinanderzuschieben!<br />

98


4.3.2 PotentialtopfmitendlicherTiefe<br />

WirbetrachtennuneinenPotentialtopfmitendlicherTiefe<br />

V (x) =<br />

V0 < 0 <strong>für</strong> |x| ≤ L<br />

2<br />

0 sonst<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

, (4.13)<br />

wieerinAbbildung(4.3)skizziertist.WirhabenhierdenKoordinatenur-<br />

Abbildung4.3:PotentialtopfendlicherTiefe.<br />

sprungimVergleichzumvorherigenBeispielum − L<br />

2 verschoben.DadurchwirddasPotentialinxsymmetrischunddieRechnungenvereinfachensich.WirbehandelnindiesemAbschnittgebundeneZustände,das<br />

heißtimFalldesvorliegendenPotentials E ≤ 0.DerandereFall(E > 0)<br />

wirdanschließendbesprochen.Wirwerdenbaldallgemeinzeigen,dass<br />

dieEnergieeinesgebundenenZustandsgrößeralsdasPotential-Minimum<br />

seinmuss,insgesamtalsohier V0 < E ≤ 0.<br />

WirunterscheidenwiederdiedreiBereichekonstantenPotentials,wiein<br />

Abbildung(4.3)skizziert.DieSchrödingergleichunglautetbeikonstantem<br />

Potential<br />

− 2<br />

2m ψ′′ (x) = (E − V ) ψ(x) ,<br />

99


wieinAbschnitt4.2besprochen.<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

IndenBereichenIundIIIist V = 0unddieallgemeineLösunghatdie<br />

Form<br />

mit κ =<br />

ψ(x) = A1e −κx + A2e +κx<br />

2m(−E)<br />

2<br />

(4.14)<br />

und E < 0.ImBereichImuss A1 = 0sein,dadieWellenfunktionansonsten<strong>für</strong><br />

x → −∞exponentiellanwachsenwürdeundsomitnichtnormierbarwäre.AusdemselbenGrundist<br />

A2 = 0imBereichIII.<br />

ImBereichIIist V = V0 < 0unddieallgemeineLösunglautet<br />

ψ(x) = B1e ikx + B2e −ikx<br />

<br />

2m 2m <br />

mit k = (E − V0) = (|V0| − |E|)<br />

DiegesamteWellenfunktionenistsomit<br />

⎧<br />

⎪⎨<br />

ψ(x) = B1 e<br />

⎪⎩<br />

ikx + B2 e−ikx ; −L 2<br />

2<br />

2<br />

A1 eκx ; x < −L 2<br />

L ≤ x ≤ 2<br />

A2 e−κx ; x > L<br />

2<br />

. (4.15)<br />

. (4.16)<br />

DenGrenzfall E = 0müssenwirvorabseparatdiskutieren.Hierbeiist<br />

κ = 0.DieWellenfunktionistdannindenäußerenBereichenIundIII<br />

konstant.DieKonstantemussNullsein,dadieWellenfunktionsonstnicht<br />

normierbarwäre.DieAbleitungderWellenfunktionistdannindenBereichenIundIIIebenfallsNull.Bei<br />

x = ± L<br />

2müssenbeidestetigsein.Damit istdasProblemimBereichIIsowiebeimPotentialtopfproblemmitunendlichhohenWänden.VondenLösungendiesesProblemswissenwirbereits,dassnurdieWellenfunktionenandenPotentialwändenverschwinden,nichtaberihreAbleitungen.WennauchdieAbleitungverschwindet,istdieWellenfunktionkomplettNull.DiesistaberkeinephysikalischakzeptableLösung.DahergibteskeineLösungzu<br />

E = 0.Wirhabendeshalb<br />

dieEinschränkung V0 < E < 0.<br />

Wiewirbaldzeigenwerden,kannmanbeieinemsymmetrischenPotential(V<br />

(x) = V (−x))dieEigenfunktionenvon Hinsymmetrischeundanti-<br />

100


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

symmetrischeFunktionentrennen.DieWellenfunktionenlautendann<br />

⎧<br />

⎪⎨ As e<br />

symmetrisch ψs(x) =<br />

⎪⎩<br />

κx ; x ≤ −L 2<br />

Bs cos(kx) ; −L L ≤ x ≤ 2 2<br />

(4.17a)<br />

⎧<br />

⎪⎨<br />

anti-symmetrisch ψa(x) =<br />

⎪⎩<br />

ψ ′<br />

s (L<br />

2 ) : −As<br />

L<br />

−κ( e 2 ) = −k κ Bs sin(k L<br />

2 )<br />

As e −κx ; x ≥ L<br />

2<br />

Aa eκx ; x ≤ −L 2<br />

Ba sin(kx) ; −L L ≤ x ≤ 2 2<br />

−Aa e−κx ; x ≥ L<br />

2<br />

(4.17b)<br />

NunwertenwirdieRandbedingungenzurBestimmungderKonstanten<br />

aus<br />

ψs( L<br />

2 ) : As<br />

L<br />

−κ( e 2 ) = Bs cos(k L<br />

2 )<br />

⎫<br />

⎪⎬<br />

κ<br />

⇒ tan(kL ) =<br />

⎪⎭ 2 k<br />

ψa( L<br />

2 ) : −Aa<br />

L<br />

−κ( e 2 ) = Ba sin(k L<br />

2 )<br />

ψ ′<br />

a (L<br />

2 ) : Aa<br />

L<br />

−κ( e 2 ) = k<br />

κ Ba cos(k L<br />

2 )<br />

⎫<br />

⎪⎬<br />

⎪⎭<br />

⇒ tan(kL ) = −k<br />

2 κ<br />

(4.18a)<br />

(4.18b)<br />

Bei x = −L 2 ergebensichkeineneuenBeziehungen.DiesebeidenGleichungenlieferndieQuantisierungsbedingungen<strong>für</strong>dieerlaubtenEnergieeigenwerte.EsgibtallerdingskeinedirektealgebraischeLösung<strong>für</strong>dieEigenenergien.Mankannsienumerischbestimmen.SehrvielmehrersiehtmanaberauseinergraphischenDarstellung.Dazuistessinnvoll,zu<br />

dimensionslosenGrößenüberzugehen.Wirdefinieren η = k L<br />

2unddrücken dieEnergie EüberGl.(4.15)durch ηaus<br />

<br />

2m<br />

2 η = k L<br />

2 =<br />

<br />

(|V0| − |E|)<br />

k2 = 4<br />

L2 η2 = 2m<br />

2 <br />

|V0| − |E|<br />

<br />

2 mL |V0|<br />

⇒ 2m<br />

2 |E| = 4<br />

L 2<br />

⇒<br />

κL<br />

2<br />

≡ L<br />

2<br />

2 2<br />

−η 2<br />

<br />

eV0<br />

2 <br />

= V0 − η2 .<br />

2m|E|<br />

101


tan(η)<br />

10<br />

5<br />

0<br />

−5<br />

κ/k<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

−k/κ<br />

−10<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Abbildung4.4:GraphischeBestimmungderEnergie-EigenwerteimPotential-<br />

<br />

topf.Aufgetragenist tan(η)über η ∈ (0, V0)undaußerdemdieFunktionen<br />

− k κ<br />

und κ k .Eswurde V0 = 100gewählt.<br />

DieGröße V0istebenfallsdimensionslos.SiespezifiziertdieTiefedesPotentialsin„natürlichen”EinheitendesSystems.DiezurWellenzahlproportionaleVariableηparametrisiertdieLösungen.DerBereichdererlaub-<br />

<br />

tenEnergien, V0 ≤ E < 0,korrespondiertzumWertebereich 0 < η < V0.<br />

<br />

Bei η = V0wird κ = 0.<br />

ZusammenmitGl.(4.14)wirdausdenBedingungsgleichungen(4.18a)<br />

und(4.18b)<br />

<br />

V0 − η2 symmetrisch: tan(η)<br />

anti-symmetrisch: tan(η)<br />

!<br />

=<br />

!<br />

η<br />

= −<br />

κ L<br />

2<br />

k L<br />

2<br />

k L<br />

2<br />

κ L<br />

2<br />

=<br />

η<br />

η<br />

= −<br />

V0 − η2 DiegraphischeLösungdieserGleichungenerhältmanausdenSchnittpunktenderinAbbildung(4.4)dargestelltenKurven<br />

κbzw.<br />

−k<br />

k κmitder <br />

Kurvezu tan(η)imBereich 0 < η < V0.<br />

102<br />

.


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

<br />

SymmetrischeLösungen:Wenn ηvon 0bis V0variiert,nimmt κ<br />

kdieWerte ∞bisNullan.Dahertrittunabhängigvon V0immereinSchnittpunktmit<br />

tanηauf.Esexistiertsomitimmermindestenseinsymmetrischer,gebundener<br />

Zustand.WirkönnenleichtdieZahldergebundenenZuständebeigegebenemPotentialparameter<br />

V0bestimmen:DerTangenshatNullstellenbei<br />

η = nπ.DieZahlderSchnittpunktevon κ<br />

mit tan(η)nimmtimmerum<br />

k Einszu,wennderMaximalwertvon η,also V0,dieWerte nπüberschrei-<br />

√<br />

eV0<br />

tet.DieZahldersymmetrischenEigenwerteistsomit N+ = int( + 1).<br />

AntisymmetrischeLösungen:DieZahlderSchnittpunktevon −kmit tan(η)<br />

<br />

κ<br />

wächstumEins,wenn V0dieWerte nπ +π/2überschreitet.DieZahlder<br />

√<br />

eV0<br />

anti-symmetrischenEigenwerteistdemnach N+ = int( + 1/2).<br />

ZurFestlegungderWellenfunktionGl.(4.17)nutzenwirdieStetigkeitsbedingungenGl.(4.18a)undGl.(4.18b)<br />

L<br />

κ<br />

As = Bs e 2 cos(k L<br />

2 )<br />

L<br />

κ<br />

Aa = −Ba e 2 sin(k L<br />

2 )<br />

ausunderhaltendarausmitderdimensionslosenLänge ξ = x/( L<br />

2 )und<br />

η = k L<br />

2<br />

⎧<br />

⎪⎨<br />

Ψs(ξ) = Bs<br />

⎪⎩<br />

cos(η) e κ(ξ+1) , ξ < −1<br />

cos(ηξ) , −1 ≤ ξ ≤ +1<br />

cos(η) e −κ(ξ−1) , ξ > +1<br />

⎧<br />

⎪⎨ − sin(η) e<br />

Ψa(ξ) = Ba<br />

⎪⎩<br />

κ(ξ+1) , ξ < −1<br />

sin(ηξ)<br />

sin(η) e<br />

, −1 ≤ ξ ≤ +1<br />

−κ(ξ−1) , ξ > +1<br />

DieParameter Ba,sergebensichausderNormierung.<br />

π<br />

π<br />

(4.19a)<br />

. (4.19b)<br />

DiemöglichengebundenenZuständedesPotentialtopfsmit V0 = 13sind<br />

inderAbbildung(4.5)dargestellt.DieWellenfunktionzurtiefstenEnergieistsymmetrisch.SiehatkeineNullstelle.DieZahlderNullstellenist<br />

103


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Abbildung4.5:Wellenfunktionen Ψn(ξ)zudendreiEigenwerten EndesPotentialtopfesmiteinerPotentialhöhe<br />

V0 = 13.<br />

n − 1,wobeidieQuantenzahl n = 1, 2, 3 . . . dieerlaubtenEnergien En<br />

durchnumeriert.InAbbildung(4.5)gibtdieNull-LiniederWellenfunktionengleichzeitigaufderrechtenAchsediezugehörigeEigenenergie<br />

En<br />

an.IndenverwendetenEinheitenbefindensichdiePotentialwändebei<br />

±1.Manerkennt,dassdieWellenfunktionmitsteigenderQuantenzahl n<br />

zunehmendausdemPotentialbereichhinausragt.<br />

4.4 EigenschaftenderEinteilchen-Wellenfunktion<br />

NachdemwirandenBeispielendeseindimensionalenPotentialtopfestypischeLösungenderSchrödingergleichunggesehenhaben,stellenwirnuneinigeallgemeineEigenschaftenderWellenfunktionzusammen.DieRandbedingungenwurdenschoninAbschnitt4.1besprochen.<br />

4.4.1 UntereSchranke<strong>für</strong>dieEnergieneinesPotentialproblems<br />

DieEigenwertgleichungdesHamiltonoperatorslautet<br />

ˆP 2<br />

2m + V ( <br />

X) ˆ |ΨE〉 = E |ΨE〉 .<br />

104


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Wirmultiplizierenvonlinksmit 〈ΨE|underhaltenunterderAnnahme,<br />

dassdieEigenvektorenaufEinsnormiertsind<br />

E = 1<br />

2m 〈ΨE| ˆ P 2 |ΨE〉 + 〈ΨE| V ( ˆ X) |ΨE〉 .<br />

DieOperatoren ˆ PαsindhermiteschundhabenalssolchereelleEigenwer-<br />

te.DemzufolgesinddieEigenwertevon Pˆ 2größerodergleichNull.Das liefertdieUngleichung<br />

E ≥ 〈ΨE| V ( <br />

X) ˆ |ΨE〉 = Ψ ∗ E (x) V (x) ΨE(x) d D x<br />

<br />

Ψ ∗ E(x) ΨE(x) d D x<br />

≥ Vmin<br />

≥ Vmin .<br />

Hierbeiist VminderMinimalwertdesPotentials.DieGleichheitkannnur<br />

vorliegen,wenn 〈ΨE| ˆ Pα 2 |ΨE〉 = 0<strong>für</strong> α = 1, 2, 3,d.h.wenndieuntere<br />

SchrankeallerdreiErwartungswerteangenommenwird.Dasistnurder<br />

Fall,wenn |ΨE〉Eigenvektoraller ˆ P 2 α zumEigenwertNullist.DieseEigenfunktionhatdieallgemeineGestalt<br />

ΨE=0(x) = a0 +<br />

3<br />

α=1<br />

bαxα + <br />

α=β<br />

α,β=1<br />

cαβxαxβ<br />

undistnichtnormierbar.WirhabensomitdasErgebnis<br />

FÜRDIEENERGIE-EIGENWERTENORMIERBARERZUSTÄNDEGILT<br />

E > min<br />

x V (x) . (4.20)<br />

4.4.2 GebundeneZuständein1dsindnichtentartet<br />

Wirzeigen,dasseindimensionalePotentialproblemekeine„entarteten"gebundenenEigenzuständebesitzen,d.h.mehrerelinearunabhängigege-<br />

105


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

bundeneZuständezurselbenEnergie.DazugehenwirvomGegenteilaus<br />

undnehmenan,esgäbezweientarteteEigenvektoren ψ1und ψ2zumselbenEigenwert<br />

E,d.h.<br />

− 2<br />

2m ψ′′<br />

1 (x) + V (x)ψ1(x) = Eψ1(x) (4.21a)<br />

− 2<br />

2m ψ′′<br />

2 (x) + V (x)ψ2(x) = Eψ2(x) . (4.21b)<br />

MultiplizierenwirGleichung(4.21a)vonlinksmit ψ2undGleichung(4.21b)<br />

mit ψ1undsubtrahierendieseGleichungenvoneinandersoerhaltenwir<br />

⇒<br />

− 2<br />

2m<br />

′′<br />

′′<br />

(ψ2(x)ψ 1 (x) − ψ1(x)ψ 2 (x)) = 0<br />

d<br />

dx (ψ2(x)ψ ′ 1 (x) − ψ1(x)ψ ′ 2 (x)) = 0<br />

⇒ ψ2(x)ψ ′ 1 (x) − ψ1(x)ψ ′ 2<br />

(x) = c<br />

DieKonstante cistunabhängigvon xundlässtsichinsbesondereaus<br />

demVerhalten<strong>für</strong> x → ∞bestimmen.ImFallegebundenerZuständeverschwindendieWellenfunktionenundihreAbleitungenimUnendlichen.<br />

Darausfolgt<br />

undsomit<br />

<br />

c = lim<br />

x→∞<br />

ψ2(x)ψ ′ 1 (x) − ψ1(x)ψ ′ 2 (x)<br />

<br />

= 0 .<br />

ψ2(x)ψ ′ 1(x) = ψ1(x)ψ ′ 2(x)<br />

ψ ′ 1 (x)<br />

ψ1(x) = ψ′ 2 (x)<br />

ψ2(x)<br />

d<br />

dx ln ψ1(x) = d<br />

dx ln ψ2(x) .<br />

DieDifferentialgleichungkannunmittelbarintegriertwerden<br />

ln ψ1(x) = ln ψ2(x) + d<br />

ψ1(x) = ψ2(x) · e d ∝ ψ2(x)<br />

Dasheißt,dassdiebeidenZuständesichnurdurcheinenPhasenfaktor<br />

unterscheidenundphysikalischidentischsind.Diesbeweistdieeingangs<br />

aufgestellteBehauptung.<br />

106


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

4.4.3 ExistenzreellwertigerWellenfunktionenin1d<br />

InbeliebigerDimensiongilt,dasszujederLösung ψ(x)auch ψ ∗ (x)Lösung<br />

derSchrödingergleichung<br />

− 2<br />

∆ψ(x) + V (x)ψ(x) = Eψ(x)<br />

2m<br />

ist,wennkeinmagnetischesFeldanliegt.IndiesemFallgilt V (x) = V ∗ (x)<br />

unddiekonjugiertkomplexeSchrödingergleichunglautet<br />

− 2<br />

2m ∆ψ(x)∗ + V (x)ψ(x) ∗ = Eψ(x) ∗<br />

D.h., ψ ∗ (x)erfülltunabhängigvonderDimensiondesProblemsdieselbe<br />

Schrödingergleichungwie ψ(x)zurselbenEnergie.DamitistauchjedeLinearkombinationLösungdesEigenwertproblemszurselbenEnergie.Wir<br />

könnenspezielldiereellwertigenKombinationen<br />

wählen.<br />

ψr(x) = ψ(x) + ψ∗ (x)<br />

2<br />

ψi(x) = ψ(x) − ψ∗ (x)<br />

2i<br />

BeieindimensionalenProblemengilt<strong>für</strong>diegebundenenZuständezusätzlich,dasienichtentartetseinkönnen,dassbeideLösungenidentisch<br />

sind.Wirhabensomitgezeigt:<br />

DieWellenfunktionendergebundenenZuständeeineseindimensionalen<br />

PotentialproblemsohneMagnetfeldkönnenimmerreellgewähltwerden.<br />

WieinAbschnitt4.4.5gezeigtwird,verschwindetindiesemFallauchder<br />

Strom,unddieAufenthaltswahrscheinlichkeitistzeitunabhängig.<br />

107<br />

.


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

4.4.4 Paritätsoperator.ParitätderWellenfunktionenbei<br />

symmetrischenPotentialen<br />

Wirwollenhieruntersuchen,welcheallgemeinenEigenschaftenmanableitenkann,wenndasPotentialsymmetrischist,d.h.wenn<br />

V (−x) = V (x).<br />

WirbetrachtenzunächstdenParitäts-Operator ˆ S(oftauch Pgenannt),der<br />

imArgumenteinerFunktioneineSpiegelungamKoordinaten-Ursprung<br />

bewirkt<br />

ˆS ψ(x) := ψ(−x) ⇔ 〈x| ˆ S |ψ〉 = ψ(−x) ⇔ 〈x| ˆ S = 〈−x| (4.22)<br />

WenndasPotentialsymmetrischist,d.h. V (x) = V (−x),dannvertauscht<br />

ˆSmitdemHamiltonoperator H(s.Übungen).Darausfolgt,dass Hund ˆ S<br />

einengemeinsamen,vollständigenSatzvonEigenvektorenbesitzen.<br />

EinigeEigenschaftenderEigenzuständevon ˆ Slassensichleichtbestimmen.<br />

DieEigenwertgleichunglautet<br />

ˆS |ψs〉 = s |ψs〉 .<br />

Aus ˆ S 2 = ˆ1folgt s 2 = 1,d.h.,dieEigenwertedesParitäts-Operators ˆ Ssind<br />

s = ±1.Dasbedeutetmit<br />

ψs(−x) = 〈x| ˆ S |ψs〉 = ±ψs(x) ,<br />

aberauch,dassdieEigenvektorenvon ˆ SinderOrtsraumdarstellungsymmetrischebzw.anti-symmetrischeFunktionensind.MansprichtvonWellenfunktionengeraderbzw.ungeraderParität.DaeseingemeinsamesSystemvonEigenvektorenvon<br />

ˆ Sund Hgibt,gilt:<br />

BeieinemsymmetrischenPotentialkannmandieEigenvektorenvon Hso<br />

wählen,dasssiegeradebzw.ungeradeParitätbesitzen.<br />

WennEigenwertevonHentartetsind,könnendieWellenfunktionenunterschiedlicherParitätgemischtwerden.Beinicht-entartetenEigenwertenerhältmanjedochzwingendEigenfunktionenfesterParität.Dasgiltinsbesondere<strong>für</strong>gebundeneZuständeineindimensionalenPotentialproblemen.<br />

108


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

4.4.5 Wahrscheinlichkeits-StromundKontinuitätsgleichung<br />

WirbetrachteneinTeilchenineinemzeitunabhängigenäußerenPotentialohneMagnetfeld.DannistderHamiltonoperatorreell.<br />

1 DieSchrödingergleichungundihrkomplexKonjugierteslautendann<br />

− i<br />

<br />

<br />

<br />

i<br />

<br />

− 2<br />

2m<br />

− 2<br />

2m<br />

<br />

∆ + V (x) Ψ(x, t) = ∂<br />

Ψ(x, t) (4.23a)<br />

∂t<br />

<br />

∆ + V (x) Ψ ∗ (x, t) = ∂<br />

∂t Ψ∗ (x, t) (4.23b)<br />

DieWahrscheinlichkeitsdichte ρ(x, t),dasquantenmechanischeTeilchen<br />

zurZeit tamOrt xanzutreffen,istbekanntlichgegebendurch<br />

ρ(x, t) = |Ψ(x, t)| 2<br />

(4.24)<br />

WirberechnennundiezeitlicheAbleitungderWahrscheinlichkeitsdichte.<br />

AusGl.(4.23a)undGl.(4.23b)erhaltenwir<br />

∂ ∂<br />

ρ(x, t) = (<br />

∂t ∂t Ψ∗ (x, t)) · Ψ(x, t) + Ψ ∗ (x, t) · ∂<br />

Ψ(x, t)<br />

∂t<br />

= i<br />

−<br />

<br />

2<br />

<br />

∆ + V (x) Ψ 2m ∗ <br />

(x, t) · Ψ(x, t)<br />

<br />

∆ + V (x) Ψ(x, t)<br />

<br />

−Ψ ∗ <br />

(x, t) − 2<br />

2m<br />

= −i <br />

<br />

Ψ(x, t)∆Ψ<br />

2m<br />

∗ (x, t) − Ψ<br />

<br />

z<br />

∗ (x, t)∆Ψ(x, t)<br />

<br />

z∗ <br />

= −i <br />

2m (−2i)Im<br />

<br />

Ψ ∗ <br />

(x, t)∆Ψ(x, t)<br />

= − <br />

m Im<br />

<br />

Ψ ∗ <br />

(x, t)∆Ψ(x, t)<br />

1 DasistnichtmehrderFall,wenneinmagnetischesFeldanliegt,weildannderIm-<br />

pulsoperatoran Akoppelt(Gl.(3.16)).<br />

109<br />

.


DierechteSeitekannmitderIdentität<br />

<br />

∇Im Ψ ∗ (x, t) <br />

∇Ψ(x, t) = Im ∇ Ψ ∗ (x, t) <br />

∇Ψ(x, t)<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

<br />

= Im ( ∇Ψ(x, t)) ∗ ( ∇Ψ(x, t)) +Ψ<br />

<br />

∗ (x, t) ∇ ∇<br />

= Im<br />

∈R<br />

<br />

Ψ ∗ <br />

(x, t) ∆ Ψ(x, t)<br />

<br />

∆<br />

weitervereinfachtwerden,undwirerhaltenschließlichdieKontinuitätsgleichungmitdersogenanntenWahrscheinlichkeitsstromdichtej(x,<br />

t)<br />

KONTINUITÄTSGLEICHUNG<br />

<br />

Ψ(x, t)<br />

∂<br />

∂t ρ(x, t) = − ∇j(x, t) (4.25a)<br />

j = <br />

m Im<br />

<br />

Ψ ∗ (x, t) <br />

∇ Ψ(x, t) (4.25b)<br />

Esistinteressant,dieWellenfunktionnachBetragundPhasezutrennen:<br />

Ψ(x, t) = i ϕ(x,t)<br />

ρ(x, t) e<br />

⇒ Ψ ∗ (x, t) ∇Ψ(x, t) = ρ(x, t)e −iϕ(x,t)<br />

<br />

∇ <br />

ρ(x, t) e iϕ(x,t)<br />

<br />

Im<br />

Ψ ∗ (x, t) <br />

∇Ψ(x, t)<br />

+ ρ(x, t)e −iϕ(x,t) ρ(x, t)e iϕ(x,t) i ∇ϕ(x, t)<br />

(4.26)<br />

= <br />

ρ(x, t) ∇ <br />

ρ(x, t) +<br />

<br />

∈R<br />

<br />

ρ(x, t) ρ(x, t) i ∇ϕ(x, t)<br />

= ρ(x, t) ∇ϕ(x, t)<br />

⇒ j(x, t) = <br />

m ρ(x, t) ∇ϕ(x, t) (4.27)<br />

DerStromwirdvonderPhase"getragen".WenndieWellenfunktionreell<br />

110


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

ist,dannistdiePhase ϕNull,unddamitauchderStrom.DannverschwindetauchdieDivergenzdesStromesundmitderKontinuitätsgleichung<br />

ebenfallsdieZeitabhängigkeitderWahrscheinlichkeitsdichte:<br />

ϕ = 0 ⇒ j(x) = 0 ⇒ ∇j(x, t) = 0 ⇒ ∂<br />

.Esgiltdaher<br />

ρ(x, t) = 0<br />

∂t<br />

ReelleWellenfunktionenliefernkeinenStrom.<br />

BeireellenWellenfunktionenist ρ(x, t)zeitunabhängig.<br />

StrommitelektromagnetischemFeld<br />

Essollnocherwähntwerden,wiedieKontinuitätsgleichungaussieht,wenn<br />

einelektromagnetischesFeldanliegt.IndiesemFallgehendasPotential<br />

undderImpulsgemäßGl.(3.16)überin<br />

V (x) −→ V (x) + q Φ(x)<br />

<br />

skalaresPotential<br />

ˆP −→ Pˆ − q A(x) <br />

<br />

.<br />

Vektorpotential<br />

( Pˆ − qA) 2 <br />

enthältdieKopplung ˆP A.DieKontinuitätsgleichungbleibtin<br />

<br />

AnwesenheitdeselektromagnetischenFeldesweitergültig,esändertsich<br />

lediglichdieWahrscheinlichkeitsstromdichte:<br />

j(x, t) = <br />

m Im<br />

<br />

Ψ ∗ (x, t) <br />

∇Ψ(x, t) − q<br />

m A ρ(x) . (4.28)<br />

ZusätzlichzudemTerm,denwirbereitsabgeleitethaben,trägtnochdas<br />

VektorpotentialzurStromdichtebei.<br />

111


4.5 FreieTeilchen<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Wirbetrachtenjetztnicht-gebundeneTeilchen.WenndasPotentialkonstant<br />

ist,d.h.unabhängigvomOrt,sinddieTeilchenfrei.MittelseinerVerschiebungdesEnergienullpunkteskannmandasPotentialaufNullschieben.<br />

WirbetrachtendaherderEinfachheithalberdenFall V = 0,sowie1Dimension.IndreiDimensionenmussman<br />

xund kdurch xund kersetzen.<br />

DieLösungenderSchrödingergleichung<strong>für</strong>einkonstantesPotentialhabenwirschoninAbschnitt4.2kennengelernt.WenneskeineOrtsabhängigkeitimPotentialgibt,machenexponentielleLösungen,diezu<br />

x = −∞<br />

oder x = ∞hindivergieren,keinenSinn.FreieTeilchenwerdendurchdie<br />

oszillierendenLösungenderSchrödingergleichungbeschrieben:<br />

mit k =<br />

ψ(x) = a e ikx + be −ikx<br />

2mE<br />

2 und E > 0 .<br />

EinsolcherZustandistnichtnormierbar<br />

<br />

+∞<br />

−∞<br />

|ψ(x)| 2 dx = ∞ .<br />

(4.29)<br />

ErbeschreibtnichteineinzelnesTeilchen,sondern,wiewirgleichsehen<br />

werden,rechts-undlinkslaufendeStrömevonunabhängigenTeilchenfesterEnergie<br />

E,inderArtvonebenenWellen.<br />

FürdiestationäreSchrödingergleichungistdieZeitabhängigkeitdesZustandesGl.(4.3)<br />

i<br />

−<br />

Ψ(x, t) = e Et ψ(x) .<br />

DiesisteineSchwingungderForm e −i ωt mit<br />

E = ω = h ν . (4.30)<br />

FürdieWellenfunktionGl.(4.35)lautetdieZeitentwicklung<br />

Ψ(x, t) = a e i(kx−ωt) + b e −i(kx+ωt) . (4.31)<br />

112


OrtkonstanterPhase<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Wiruntersuchen,wiesichbeidenebenenWellenGl.(4.37)derOrt ˜xfester<br />

Phasezeitlichverändert.WirbetrachtenzunächstdenTerm e i(kx−ωt) :<br />

kx − ωt = const ⇒ x = ω const<br />

t +<br />

k k<br />

= vPhase t + x0<br />

DieseGleichungdefinierteinetypischeGeschwindigkeitdesProblems:<br />

PHASENGESCHWINDIGKEIT<br />

vPhase = ω<br />

k<br />

(4.32)<br />

DerTerm e i(kx−ωt) ,mitdieserpositivenPhasengeschwindigkeit,beschreibt<br />

einerechts-laufendeWelle,da<strong>für</strong>konstantePhasebeizunehmenderZeit t<br />

auchderOrt xzunimmt.DazukorrespondierendistdieFunktion e i(kx−ωt)<br />

eineEigenfunktionderImpulsoperatorsmitEigenwert p = k.<br />

EntsprechendbeschreibtderTerm e −i(kx+ωt) einelinkslaufendeWellemit<br />

Impuls −k.<br />

Wahrscheinlichkeitsstromdichte<br />

ZunächstbestimmenwirdenBeitrag,dervonderrechtslaufendenWelle<br />

geliefertwird<br />

ψr = a e i k x e −iωt<br />

jr = <br />

m Im<br />

<br />

∗ d<br />

ψ<br />

dx ψ<br />

<br />

= <br />

m |a|2 2 k<br />

· k = |a|<br />

m<br />

= <br />

m |a|2 <br />

Im ψ ∗ ik e −i k x <br />

i k x<br />

e<br />

= |a|2 p<br />

m .<br />

2 −p<br />

AnalogliefertdielinkslaufendeWelledieStromdichte jl = |b| m .<br />

113


4.5.1 deBroglieWellenlänge<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

DiequantenmechanischeWellenfunktionGl.(4.35)istperiodischmitder<br />

Wellenlänge λ = 2π/k.MaterieteilchenmitImpuls phabenalsoeineWellenlänge<br />

λ = h<br />

p !Diesistdie<br />

λ = 2π<br />

k<br />

= h<br />

p =<br />

DE-BROGLIE-WELLENLÄNGE<br />

h<br />

√ 2mEkin<br />

(4.33)<br />

Auch<strong>für</strong>PhotonengiltdieseBeziehung:siebesitzeneinenimExperiment<br />

messbarenImpulsderGröße p = k = 2π<br />

λ .<br />

BeiMaterieteilchenmitImpuls perscheintdiecharakteristischeLängenskalaλz.B.imDoppelspaltexperiment,oderz.B.beiderStreuungvonTeilchenmitImpuls<br />

paneinemKristall.ManerhältdorteinInterferenzbild<br />

(Davisson-Germer-Experiment)wiebeiPhotonenmitdemselbenImpuls!<br />

QuantenmechanischeEffektewerdenunterhalbeinerLängenskaladerGrößenordnungderde-Broglie-Wellenlängeλwichtig.SiebeträgtzumBeispielbei<br />

Protonen: λ ≃<br />

Elektronen: λ ≃<br />

Photonen: λ ≃<br />

0.28 ◦<br />

A<br />

Ekin/eV<br />

12 ◦<br />

A<br />

Ekin/eV<br />

380 ◦<br />

A<br />

Ekin/eV<br />

114<br />

(4.34)


4.6 FreieTeilchen<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Wirbetrachtenjetztnicht-gebundeneTeilchen.WenndasPotentialkonstant<br />

ist,d.h.unabhängigvomOrt,sinddieTeilchenfrei.MittelseinerVerschiebungdesEnergienullpunkteskannmandasPotentialaufNullschieben.<br />

WirbetrachtendaherderEinfachheithalberdenFall V = 0,sowie1Dimension.IndreiDimensionenmussman<br />

xund kdurch xund kersetzen.<br />

DieLösungenderSchrödingergleichung<strong>für</strong>einkonstantesPotentialhabenwirschoninAbschnitt4.2kennengelernt.WenneskeineOrtsabhängigkeitimPotentialgibt,machenexponentielleLösungen,diezu<br />

x = −∞<br />

oder x = ∞hindivergieren,keinenSinn.FreieTeilchenwerdendurchdie<br />

oszillierendenLösungenderSchrödingergleichungbeschrieben:<br />

mit k =<br />

ψ(x) = a e ikx + be −ikx<br />

2mE<br />

2 und E > 0 .<br />

EinsolcherZustandistnichtnormierbar<br />

<br />

+∞<br />

−∞<br />

|ψ(x)| 2 dx = ∞ .<br />

(4.35)<br />

ErbeschreibtnichteineinzelnesTeilchen,sondern,wiewirgleichsehen<br />

werden,rechts-undlinkslaufendeStrömevonunabhängigenTeilchenfesterEnergie<br />

E,inderArtvonebenenWellen.<br />

FürdiestationäreSchrödingergleichungistdieZeitabhängigkeitdesZustandesGl.(4.3)<br />

i<br />

−<br />

Ψ(x, t) = e Et ψ(x) .<br />

DiesisteineSchwingungderForm e −i ωt mit<br />

E = ω = h ν . (4.36)<br />

FürdieWellenfunktionGl.(4.35)lautetdieZeitentwicklung<br />

Ψ(x, t) = a e i(kx−ωt) + b e −i(kx+ωt) . (4.37)<br />

115


OrtkonstanterPhase<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Wiruntersuchen,wiesichbeidenebenenWellenGl.(4.37)derOrt ˜xfester<br />

Phasezeitlichverändert.WirbetrachtenzunächstdenTerm e i(kx−ωt) :<br />

kx − ωt = const ⇒ x = ω const<br />

t +<br />

k k<br />

= vPhase t + x0<br />

DieseGleichungdefinierteinetypischeGeschwindigkeitdesProblems:<br />

PHASENGESCHWINDIGKEIT<br />

vPhase = ω<br />

k<br />

(4.38)<br />

DerTerm e i(kx−ωt) ,mitdieserpositivenPhasengeschwindigkeit,beschreibt<br />

einerechts-laufendeWelle,da<strong>für</strong>konstantePhasebeizunehmenderZeit t<br />

auchderOrt xzunimmt.DazukorrespondierendistdieFunktion e i(kx−ωt)<br />

eineEigenfunktionderImpulsoperatorsmitEigenwert p = k.<br />

EntsprechendbeschreibtderTerm e −i(kx+ωt) einelinkslaufendeWellemit<br />

Impuls −k.<br />

Wahrscheinlichkeitsstromdichte<br />

ZunächstbestimmenwirdenBeitrag,dervonderrechtslaufendenWelle<br />

geliefertwird<br />

ψr = a e i k x e −iωt<br />

jr = <br />

m Im<br />

<br />

∗ d<br />

ψ<br />

dx ψ<br />

<br />

= <br />

m |a|2 2 k<br />

· k = |a|<br />

m<br />

= <br />

m |a|2 <br />

Im ψ ∗ ik e −i k x <br />

i k x<br />

e<br />

= |a|2 p<br />

m .<br />

2 −p<br />

AnalogliefertdielinkslaufendeWelledieStromdichte jl = |b| m .<br />

116


4.6.1 deBroglieWellenlänge<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

DiequantenmechanischeWellenfunktionGl.(4.35)istperiodischmitder<br />

Wellenlänge λ = 2π/k.MaterieteilchenmitImpuls phabenalsoeineWellenlänge<br />

λ = h<br />

p !Diesistdie<br />

λ = 2π<br />

k<br />

= h<br />

p =<br />

DE-BROGLIE-WELLENLÄNGE<br />

h<br />

√ 2mEkin<br />

(4.39)<br />

Auch<strong>für</strong>PhotonengiltdieseBeziehung:siebesitzeneinenimExperiment<br />

messbarenImpulsderGröße p = k = 2π<br />

λ .<br />

BeiMaterieteilchenmitImpuls perscheintdiecharakteristischeLängenskalaλz.B.imDoppelspaltexperiment,oderz.B.beiderStreuungvonTeilchenmitImpuls<br />

paneinemKristall.ManerhältdorteinInterferenzbild<br />

(Davisson-Germer-Experiment)wiebeiPhotonenmitdemselbenImpuls!<br />

QuantenmechanischeEffektewerdenunterhalbeinerLängenskaladerGrößenordnungderde-Broglie-Wellenlängeλwichtig.SiebeträgtzumBeispielbei<br />

Protonen: λ ≃<br />

Elektronen: λ ≃<br />

Photonen: λ ≃<br />

0.28 ◦<br />

A<br />

Ekin/eV<br />

12 ◦<br />

A<br />

Ekin/eV<br />

380 ◦<br />

A<br />

Ekin/eV<br />

117<br />

(4.40)


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

4.7 UnabhängigeFreiheitsgrade:Produktansatz<br />

OfthatdasbetrachtetephysikalischeSystemmehrereFreiheitsgrade,die<br />

nichtmiteinanderwechselwirken(s.a.Kap.2.4).MöglicheBeispiele:RäumlichgetrennteTeil-Systeme;oderOrtundImpulszuverschiedenenRaumrichtungen;...ObdieFreiheitsgradewirklichunabhängigsind,hängtvondentatsächlichenWechselwirkungen,d.h.vomjeweiligenHamiltonoperatorab.<br />

WirbetrachtenzweiFreiheitsgrade Aund B,mitzugehörigenBasisvektoren<br />

|ϕA〉und |ϕB〉.DerzugehörigeProduktraumwirdvondenBasisvektoren<br />

|ϕA, ϕB〉 = |ϕA〉⊗|ϕB〉aufgespannt.DieFreiheitsgrade Aund Bsind<br />

tatsächlichunabhängig,wennderHamiltonoperatorauszweiTeilen ˆ HA<br />

und ˆ HBbesteht,diegetrenntaufdieFreiheitsgrade Abzw. Bwirken:<br />

ˆH = HA<br />

ˆ + ˆ HB , mit (4.41)<br />

<br />

ˆHA |ϕA, ϕB〉 = ˆHA |ϕA〉 ⊗ |ϕB〉 und (4.42)<br />

ˆHB |ϕA, ϕB〉 = |ϕA〉 ⊗<br />

Danngiltauch<br />

<br />

ˆHB |ϕB〉<br />

[ ˆ HA, ˆ HB] = 0 .<br />

. (4.43)<br />

DieLösungenderEigenwertgleichung<strong>für</strong>denGesamt-Hamiltonoperator<br />

ˆH |Ψ〉 = E |Ψ〉<br />

bekommtmannuneinfachdurchdenProduktansatz<br />

|Ψ〉 = |ψA〉 ⊗ |ψB〉 , (4.44)<br />

wobei |ψA,B〉LösungenderEigenwertgleichungenzu ˆ HAbzw. ˆ HBsind:<br />

Beweis:<br />

ˆH |Ψ〉 =<br />

=<br />

ˆHA,B |ψA,B〉 = EA,B |ψA,B〉 . (4.45)<br />

ˆHA + ˆ HB<br />

<br />

ˆHA |ψA〉<br />

= EA |Ψ〉 + EB |Ψ〉<br />

= (EA + EB) |Ψ〉 .<br />

<br />

|ψA〉 ⊗ |ψB〉<br />

⊗ |ψB〉 + |ψA〉 ⊗<br />

118<br />

<br />

ˆHB |ψB〉


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

DieGesamtenergieistsomiteinfachdieSummederEinzelenergien.<br />

Beispiel:WirbetrachteneinTeilchenmitSpin 1<br />

2 ,dassichineinemräumlichkonstantenMagnetfeld<br />

BundeinemortsabhängigenPotential V (x)<br />

bewegt.DasTeilchenhateinenOrtsfreiheitsgradmitBasisvektoren |x〉,<br />

undeinenSpinfreiheitsgradmitBasisvektoren {|σ〉} := {| ± z〉}.DerProduktraumwirdvondenBasisvektoren<br />

|x, σ〉 = |x〉 ⊗ |σ〉aufgespannt.Der<br />

Hamiltonoperatoristdann,wieschoninKap.3.2.2erwähnt,<br />

ˆH = ˆ p 2<br />

2m + ˆ V ( ˆ Q)<br />

<br />

=: ˆHx<br />

− µ B ˆ S<br />

<br />

=: ˆ Hσ<br />

. (4.46)<br />

ˆHxwirktnurauf |x〉und ˆ Hσwirktnurauf |σ〉.DieEigenvektorenvon ˆ H<br />

kannmandeshalbalsProdukt<br />

schreiben,wobei<br />

|ψ〉 =<br />

<br />

|Ψ〉 = |ψ〉 ⊗ |χ〉 (4.47)<br />

d 3 xψ(x) |x〉 ¸und |χ〉 = <br />

σ=±<br />

Eigenvektorenvon ˆ Hxbzw. ˆ Hσseinmüssen,d.h.<br />

ˆHx ψ(x) = EA ψ(x) und ˆ Hσ |χ〉 = EB |χ〉 .<br />

119<br />

χσ |σ〉 (4.48)


4.7.1 Wellenpakete<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

DieEigenzustände(4.35)sindräumlichausgedehntundnichtnormierbar.<br />

Ausihnenkönnenaber,durchgeeigneteLinearkombinationvonLösungenzuverschiedenenEnergien,lokalisierteZuständekonstruiertwerden,<br />

sogenannteWellenpakete(s.Übungen)<br />

∞<br />

ψ(x) = a(k) e ikx dk ,<br />

−∞<br />

fallsdieEntwicklungskoeffizienten a(k)geeignetgewähltwerden.Wenn<br />

derZustand |ψ〉normiertist,beschreibtereinEnsemblevoneinzelnen<br />

propagierendenTeilchen.EristjedochkeinEigenzustanddesHamiltonoperatorsmehrundzerfällt(zerfließt)mitderZeit!<br />

4.8 UnabhängigeFreiheitsgrade:Produktansatz<br />

OfthatdasbetrachtetephysikalischeSystemmehrereFreiheitsgrade,die<br />

nichtmiteinanderwechselwirken(s.a.Kap.2.4).MöglicheBeispiele:RäumlichgetrennteTeil-Systeme;oderOrtundImpulszuverschiedenenRaumrichtungen;...ObdieFreiheitsgradewirklichunabhängigsind,hängtvondentatsächlichenWechselwirkungen,d.h.vomjeweiligenHamiltonoperatorab.<br />

WirbetrachtenzweiFreiheitsgrade Aund B,mitzugehörigenBasisvektoren<br />

|ϕA〉und |ϕB〉.DerzugehörigeProduktraumwirdvondenBasisvektoren<br />

|ϕA, ϕB〉 = |ϕA〉⊗|ϕB〉aufgespannt.DieFreiheitsgrade Aund Bsind<br />

tatsächlichunabhängig,wennderHamiltonoperatorauszweiTeilen ˆ HA<br />

und ˆ HBbesteht,diegetrenntaufdieFreiheitsgrade Abzw. Bwirken:<br />

ˆH = HA<br />

ˆ + ˆ HB , mit (4.49)<br />

<br />

ˆHA |ϕA, ϕB〉 = ˆHA |ϕA〉 ⊗ |ϕB〉 und (4.50)<br />

ˆHB |ϕA, ϕB〉 = |ϕA〉 ⊗<br />

Danngiltauch<br />

<br />

ˆHB |ϕB〉<br />

[ ˆ HA, ˆ HB] = 0 .<br />

120<br />

. (4.51)


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

DieLösungenderEigenwertgleichung<strong>für</strong>denGesamt-Hamiltonoperator<br />

ˆH |Ψ〉 = E |Ψ〉<br />

bekommtmannuneinfachdurchdenProduktansatz<br />

|Ψ〉 = |ψA〉 ⊗ |ψB〉 , (4.52)<br />

wobei |ψA,B〉LösungenderEigenwertgleichungenzu ˆ HAbzw. ˆ HBsind:<br />

Beweis:<br />

ˆH |Ψ〉 =<br />

=<br />

ˆHA,B |ψA,B〉 = EA,B |ψA,B〉 . (4.53)<br />

ˆHA + ˆ HB<br />

<br />

ˆHA |ψA〉<br />

= EA |Ψ〉 + EB |Ψ〉<br />

= (EA + EB) |Ψ〉 .<br />

<br />

|ψA〉 ⊗ |ψB〉<br />

⊗ |ψB〉 + |ψA〉 ⊗<br />

<br />

ˆHB |ψB〉<br />

DieGesamtenergieistsomiteinfachdieSummederEinzelenergien.<br />

Beispiel:WirbetrachteneinTeilchenmitSpin 1<br />

2 ,dassichineinemräumlichkonstantenMagnetfeld<br />

BundeinemortsabhängigenPotential V (x)<br />

bewegt.DasTeilchenhateinenOrtsfreiheitsgradmitBasisvektoren |x〉,<br />

undeinenSpinfreiheitsgradmitBasisvektoren {|σ〉} := {| ± z〉}.DerProduktraumwirdvondenBasisvektoren<br />

|x, σ〉 = |x〉 ⊗ |σ〉aufgespannt.Der<br />

Hamiltonoperatoristdann,wieschoninKap.3.2.2erwähnt,<br />

ˆH = ˆ p 2<br />

2m + ˆ V ( ˆ Q)<br />

<br />

=: ˆ Hx<br />

− µ B ˆ S<br />

<br />

=: ˆ Hσ<br />

. (4.54)<br />

ˆHxwirktnurauf |x〉und ˆ Hσwirktnurauf |σ〉.DieEigenvektorenvon ˆ H<br />

kannmandeshalbalsProdukt<br />

|Ψ〉 = |ψ〉 ⊗ |χ〉 (4.55)<br />

schreiben,wobei<br />

|ψ〉 =<br />

<br />

d 3 xψ(x) |x〉 ¸und |χ〉 = <br />

χσ |σ〉 (4.56)<br />

σ=±<br />

Eigenvektorenvon ˆ Hxbzw. ˆ Hσseinmüssen,d.h.<br />

ˆHx ψ(x) = EA ψ(x) und ˆ Hσ |χ〉 = EB |χ〉 .<br />

121


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

4.9 StreuunganeinerPotentialbarriere<br />

Abbildung4.6:StreuunganderPotential-Barriere.<br />

WiruntersuchennunquantenmechanischdieStreuungvonTeilchenan<br />

einemPotential.GebundeneZuständehabenwirbereitsimletztenAbschnittbehandelt;wirkonzentrierenunshieraufungebundeneZustände.WirbetrachtensowohldenFalleinerPotential-Barriere,sowieerinAbbildung(4.6)dargestelltist(V0<br />

> 0),alsauchdenFalleinerPotential-Mulde<br />

(V0 < 0).InbeidenFälleninteressierenunsaberungebundeneZustände,<br />

d.h.Energien E > 0.<br />

VonlinkstreffenTeilchenaufdasPotential.WirwerdendieIntensität<br />

RderrückgestreutenunddieIntensität T dertransmittiertenTeilchen<br />

berechnen. Rund TbezeichnetmanauchalsReflexionskoeffizientenbzw.<br />

Transmissionskoeffizienten.Siesinddefiniertals<br />

R = ZahlderreflektiertenTeilchen<br />

ZahldereinfallendenTeilchen<br />

T = ZahldertransmittiertenTeilchen<br />

ZahldereinfallendenTeilchen<br />

4.9.1 AllgemeineLösung<br />

KlassischeBehandlung<br />

FürdieklassischeBehandlungistessinnvoll,dasPotentialabzurunden<br />

(sieheAbbildung(4.7)),damitkeine δ-förmigeKräftenauftreten.ZuBeginn,d.h.weitvorderPotential-Barriere,istdiekinetischeEnergie<br />

Ekin<br />

122<br />

.


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Abbildung4.7:KlassischeBehandlungderPotentialbarriere.<br />

gleichderGesamtenergie E.ImBereichdesPotentialsgilt Ekin = E − V (x).<br />

DasTeilchenwirdjenachVorzeichendesPotentialsvonihmabgebremst<br />

oderbeschleunigt.EsmüssenklassischzweiFälleunterschiedenwerden:<br />

1.WenndieGesamtenergiegrößeristalsdiePotential-Barriere,wirddas<br />

TeilchennichtreflektiertundfliegtüberdiePotential-Barrierehinweg.<br />

Diesgiltinsbesondere<strong>für</strong>einePotential-Mulde(V0 < 0).<br />

2.IstdiePotential-BarrierehingegengrößeralsdieGesamtenergie,sowerdenalleTeilchenanderBarrierereflektiert.ZurRuhekommensiedabei<br />

aneinemUmkehrpunkt x0,andem Ekin = 0,d.h.wenn V (x0) = E.Klassischgiltalso:<br />

1. V0 > E ⇒ R = 1, T = 0<br />

2. V0 < E ⇒ R = 0, T = 1<br />

IndieseÜberlegungengehtdietatsächlicheFormdesPotentialsnichtein.<br />

Fürdie<strong>Quantenmechanik</strong>istesleichter,mitdemrechteckigenPotential<br />

ausAbbildung(4.2)zurechnen.<br />

QuantenmechanischeBehandlung<br />

IndenBereichenIundIIIistdieallgemeineLösung<br />

mitderWellenzahl k =<br />

ψ(x) = A1 · e ikx + A2 · e −ikx<br />

123<br />

2mE<br />

2<br />

und E > 0. (4.57)


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

DieseWellenfunktionist,wiewirschongesehenhaben,nichtnormierbar,<br />

undbeschreibteinenStromvonnachrechtseinlaufendenundeinenStrom<br />

vonnachlinksreflektiertenTeilchen,mitderWellenzahl k.<br />

EinzelneTeilchendagegenentsprechenWellenpaketen,alsoLinearkombinationenvonLösungenzuverschiedenenWellenzahlen.UmdieRechnungeinfacherzuhalten,betrachtenwirimFolgendendieImpulseigenzuständeGl.(4.57).<br />

HinterderBarriere(BereichIII)kannes,wegendervorgegebenenSitutationmitvonlinkseinlaufendenTeilchen,nurnachrechtsauslaufendeTeilchen(Wellen)geben.Dahermussdort<br />

A2 = 0sein.<br />

ImBereichIIgilt<br />

ψ(x) = B1 · e κx + B2 · e −κx<br />

mit κ =<br />

2m(V0 − E)<br />

2<br />

=<br />

|κ| E ≤ V0<br />

i|κ| E > V0<br />

, (4.58)<br />

d.h.dieWellenfunktionistimBereichIIwellenartig,wenn E > V0,und<br />

exponentiellwenn E < V0.<br />

DiegesamteWellenfunktionlautetsomit<br />

ψ(x) =<br />

⎧<br />

⎪⎨<br />

⎪⎩<br />

A1 eikx + A2 e−ikx ; x ≤ −L 2<br />

B1 eκx + B2 e−κx ; −L L ≤ x ≤ 2 2<br />

C eikx ; x ≥ L<br />

2<br />

DieStetigkeitsbedingungenvon ψ(x)und ψ ′<br />

(x)liefern4RandbedingungenzurFestlegungder5Unbekannten.Zusätzlichmüssenwirnochfestlegen,wievieleTeilchenproZeiteinheiteinfallen.DieKonstante<br />

A1hängt<br />

direktmitderStromdichteGl.(4.39)dereinfallendenTeilchenzusammen<br />

je = <br />

m |A1| 2 · k<br />

124<br />

.


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

UnsinteressierenderReflektions-undderTransmissionskoeffizient<br />

R =<br />

<br />

jr<br />

2<br />

<br />

|A2|<br />

je<br />

=<br />

|A1| 2<br />

je; jr . . .einfallende;reflektierteStromdichte<br />

T =<br />

<br />

jt<br />

|C|2<br />

<br />

=<br />

|A1| 2 .<br />

je<br />

DerStromdereinfallendenTeilchenwirdexperimentellvorgegeben.Wir<br />

könnenihnjedochbeliebigwählen,z.B. A1 = 1,dain Rund Tnurdie<br />

Verhältnisseeingehen.<br />

EsbleibtalsoalsLösung<br />

⎧<br />

⎪⎨<br />

ψ(x) =<br />

⎪⎩<br />

eikx + A e−ikx ; x ≤ −L<br />

2<br />

L ≤ x ≤ 2 2<br />

B1 e κx + B2 e −κx ; − L<br />

C e ikx ; x ≥ L<br />

2<br />

. (4.59)<br />

DierestlichenKonstantenkannmannunüberdieRandbedingungenbestimmen.DieRechnungdazuistrelativaufwendig.<br />

ψ(− L<br />

L<br />

2 ) : eik(− 2 ) L<br />

−ik(− + A · e 2 ) L<br />

κ(− = B1 · e 2 ) L<br />

−κ(− + B2 · e 2 )<br />

ψ ′<br />

ψ( L<br />

L<br />

2 ) : C · eik( 2 ) L<br />

κ( = B1 · e 2 ) L<br />

−κ( + B2 · e 2 )<br />

(−L L L<br />

L L<br />

ik −κ κ<br />

2 ) : e−ik 2 − Ae 2 = −iρ(B1e 2 − B2e 2 )<br />

ψ ′<br />

( L<br />

L<br />

L<br />

L<br />

κ −κ<br />

2 ) : Ceik 2 = −iρ(B1e 2 − B2e 2 )<br />

mit ρ := κ<br />

k .InMatrixschreibweiseundmitderAbkürzung q = eκL folgt<br />

i)<br />

ii)<br />

<br />

<br />

L<br />

−ik e 2<br />

0<br />

L<br />

−ik e 2<br />

0<br />

<br />

<br />

L<br />

ik + e 2<br />

L<br />

ik − e 2<br />

<br />

<br />

A<br />

C<br />

A<br />

C<br />

<br />

<br />

=<br />

<br />

= iρ<br />

q−1 2 q 1<br />

2<br />

q 1<br />

2 q−1 2<br />

<br />

<br />

=:M<br />

<br />

125<br />

−q −1<br />

2 q 1<br />

2<br />

<br />

q 1<br />

2 −q−1 2<br />

B1<br />

B2<br />

<br />

<br />

=:N<br />

<br />

<br />

B1<br />

B2<br />

<br />

.


DasInversederMatrix Mlautet<br />

M −1 1<br />

=<br />

(q − q−1 <br />

)<br />

−q−1 2 q 1<br />

2<br />

q 1<br />

2 −q−1 2<br />

Wirmultiplizieren i)vonlinksmit M−1 ⇒<br />

<br />

B1<br />

B2<br />

= M −1 ·<br />

L<br />

−ik e 2<br />

0<br />

L<br />

ik<br />

+ e 2 M −1<br />

<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

<br />

A<br />

C<br />

=<br />

1<br />

(q − q −1 ) N<br />

<br />

(4.60)<br />

undsetzendasErgebnisin ii)ein.MitAbkürzungensh := sinh(κL)und ch := cosh(κL)<br />

führtdaszu<br />

<br />

L<br />

ik<br />

e 2<br />

L<br />

−ik e 2<br />

0<br />

<br />

L<br />

ik<br />

− e 2<br />

<br />

<br />

ˆ1 + iρN M −1<br />

A<br />

C<br />

A<br />

C<br />

<br />

<br />

= iρN M −1<br />

=<br />

<br />

L<br />

−ik e 2<br />

0<br />

<br />

ˆ1 − iρN M −1<br />

<br />

<br />

L<br />

ik<br />

+ e 2 iρN M −1<br />

L<br />

−ik e 2<br />

0<br />

Wirerhaltensomit<strong>für</strong>dieKoeffizienten Aund CdasZwischenergebnis<br />

<br />

A<br />

= e<br />

C<br />

−ikL<br />

<br />

ˆ1 + iρN M −1<br />

−1 ˆ1 − iρN M −1<br />

<br />

<br />

1<br />

. (4.61)<br />

0<br />

<br />

K<br />

Nungiltes,dieMatrixKzuberechnen.Dazubenötigenwirzunächst<br />

N · M −1 =<br />

Darauserhaltenwir<br />

1<br />

q − q −1 N 2 =<br />

<br />

ˆ1 − iρN M −1<br />

<br />

<br />

ˆ1 + iρN M −1<br />

−1 =<br />

=<br />

1<br />

q − q−1 <br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

1 − iρch<br />

sh<br />

+ iρ<br />

sh<br />

1 + iρch<br />

sh<br />

= 1 ⎜<br />

⎝<br />

det<br />

q + q −1 −2<br />

−2 q + q −1<br />

− iρ<br />

sh<br />

⎛<br />

1 + iρch<br />

sh<br />

iρ<br />

sh<br />

126<br />

+ iρ<br />

sh<br />

1 − iρch<br />

sh<br />

− iρ<br />

sh<br />

1 + iρch<br />

sh<br />

iρ<br />

sh<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

1 + iρch<br />

sh<br />

−1<br />

<br />

⎞<br />

<br />

= 1<br />

<br />

sh<br />

⎟<br />

⎠ .<br />

.<br />

<br />

ch −1<br />

−1 ch<br />

A<br />

C<br />

<br />

<br />

.


MitderDeterminantenderMatrix (ˆ1 + iρN M −1 )<br />

det =<br />

<br />

1 + iρch<br />

2 sh<br />

berechnetsichdieMatrix Kzu<br />

K =<br />

sh<br />

(1 − ρ2 ) + 2 iρch<br />

sh<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

+ ρ2<br />

2 = 1 + 2iρch<br />

sh sh − ρ2ch2 − 1<br />

sh 2 = 1 − ρ2 + 2 iρch<br />

sh<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

(1 + ρ 2 ) 2 iρ<br />

sh<br />

2 iρ<br />

sh<br />

(1 + ρ 2 )<br />

MitGl.(4.61)undGl.(4.60)lautendieKoeffizienten<br />

<br />

<br />

A<br />

C<br />

B1<br />

B2<br />

<br />

<br />

=<br />

=<br />

=<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠ .<br />

e−ikL (1 − ρ2 ⎛<br />

(1 + ρ<br />

⎜<br />

⎝<br />

)sh + 2iρch<br />

2 ⎞<br />

)sh<br />

⎟<br />

⎠<br />

2iρ<br />

e−ikL/2 (1 − ρ2 )sh + 2iρch M−1<br />

<br />

(1 − ρ2 )sh + 2iρch + (1 + ρ2 )sh<br />

2iρ<br />

2e−ikL/2 (1 − ρ2 )sh + 2iρch M−1<br />

<br />

sh + iρch<br />

.<br />

iρ<br />

DasErgebnis<strong>für</strong>diegesuchtenKonstantenderWellenfunktionlautet<br />

A = 1<br />

Z e−ikL (1 + ρ 2 ) sinh(κL)<br />

C = 1 i 2ρ e−ikL<br />

Z<br />

B1 = − 1<br />

Z e−ikL/2 (1 − iρ) e −κL/2<br />

B1 = 1<br />

Z e−ikL/2 (1 + iρ) e +κL/2<br />

Z = (1 − ρ 2 ) sinh(κL) + 2iρ cosh(κL) .<br />

Darauserhältman<br />

127<br />

<br />

(4.62)


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

REFLEXIONS-UNDTRANSMISSIONSKOEFFIZIENT<br />

R = |A| 2 = (1 + ρ2 ) 2 · sinh 2 (κL)<br />

(1 + ρ 2 ) 2 sinh 2 (κL) + 4ρ 2<br />

T = |C| 2 =<br />

4ρ2 (1 + ρ2 ) 2 sinh 2 κ<br />

= 1 − R, mit ρ =<br />

(κL) + 4ρ2 k .<br />

(4.63)<br />

DiewegenderStromerhaltung je = jt + jrnotwendigeSummenregel<br />

R + T = 1istautomatischerfüllt.DieErgebnissehängenvondendimensionslosenGrößen<br />

ρ = κ/kund κ · Lab,dieausdenursprünglich3Parametern<br />

L, V0und EdesProblemsgebildetsind.Mankannsiealternativ<br />

auchals<br />

κ · L = λ · √ 1 − ǫ<br />

ρ = κ<br />

k =<br />

<br />

1 − ǫ<br />

ǫ<br />

mit λ = L<br />

<br />

√ 2mV0<br />

ǫ = E<br />

V0<br />

(4.64)<br />

schreiben,mitdendimensionslosenGrößen„reduzierteLänge” λund„reduzierteEnergie”<br />

ǫ.<br />

WirwerdendiebeidenFälle,diesichauchklassischunterscheiden,nämlich<br />

1.hohePotential-Barriere(V0 > E > 0)<br />

2.niedrigePotential-Barrieremit E > V0 > 0oderPotential-Mulde E ><br />

0 > V0,<br />

imFolgendenseparatdiskutieren.<br />

128


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

4.9.2 HohePotential-Barriere(V0 > E > 0),Raster-Tunnel-<br />

Mikroskop<br />

WirbetrachtenzunächstdenFall,dassdieEnergiedesTeilchensklassisch<br />

nichtausreicht,dieBarrierezuüberwinden.DieSituationistinAbb.(4.8)<br />

skizziert.Hierist 1 > ǫ = E > 0unddaher k ∈ Rund κ ∈ R.DieWel-<br />

V0<br />

Abbildung4.8:EnergiegeringeralsPotential-Barriere.<br />

lenfunktionzeigtalsooszillierendesVerhaltenaußerhalbdesBarrieren-<br />

BereichsundeinenexponentiellenAbfall 2 imBarrieren-Bereich.Wiedie<br />

obigeRechnunggezeigthat,gibtesquantenmechanisch–imWiderspruch<br />

zurklassischenErwartung–dennocheinenicht-verschwindendeWahrscheinlichkeit,dassdasTeilchendiePotentialbarriereüberwindet.Man<br />

sprichtvomTunneleffekt.IndenGleichungen(4.63)und(4.64)sindalle<br />

Größenreell.<br />

WirbetrachtendenSpezialfalleinersehrbreitenund/oderhohenBarriere<br />

1 > 1<br />

2 DerexponentiellansteigendeBeitragverschwindetnicht,wirdabervomabfallenden<br />

Teildominiert.<br />

129<br />

.


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

DerTransmissionskoeffizientverschwindetalsoexponentiellmitderBarrierenbreiteundderBarrierenhöhe.Erwirdabernur<strong>für</strong>unendlichbreite<br />

oderunendlichhohePotentialbarrierenzuNull.<br />

WirbetrachtennuneineAnwendungdesTunneleffektes.<br />

Raster-Tunnel-Mikroskop<br />

(Nobelpreis1986H.Rohrer,G.Binnig(IBM-Rüschlikon))<br />

BeimScanningTunnelingMikroscope(STM)wirdeineMetallspitzeüber<br />

eineProbenoberflächemittels„Piezoantrieb”geführt,sieheAbbildung(4.9).<br />

Dieleitende(oderleitendgemachte)Probewirdzeilenweiseabgetastet.<br />

ZwischenderSpitzeundderProbewirdeinPotentialangelegt,wodurch<br />

ein„Tunnel-Strom”fließt,dervomAbstandderSpitzezurlokalenProbenoberflächeabhängt.MitHilfeeinerPiezo-MechanikkanndieSpitzeauchsenkrechtzurProbenoberflächebewegtwerden.EsgibtverschiedeneArten,dasTunnel-Mikroskopzubetreiben.IneinerBetriebsartwird<br />

dieSpitzeimmersonachjustiert,dassderTunnel-Stromkonstantist.Die<br />

hier<strong>für</strong>notwendigeVerschiebungisteinMaß<strong>für</strong>dieHöhederProbenoberfläche.<br />

Abbildung4.9:Raster-Tunnel-Mikroskop.<br />

EinSTMhatatomareAuflösung.Daserscheintzunächstunglaubwürdig,<br />

dadieSpitzemakroskopischeDimensionenhat.DerGrundist,dasswegenderexponentiellenAbhängigkeitdesTunnel-StromesvomAbstanddas„untersteAtom”derSpitzedendominantenBeitragzumStromliefert(sieheAbbildung(4.10)).<br />

130


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Abbildung4.10:SpitzedesRaster-Tunnel-Mikroskops.<br />

4.9.3 NiedrigePotential-Barriere(E > V0 > 0)<br />

oderPotential-Mulde(E > 0 > V0)<br />

WirbetrachtennundieFälle,indenendasTeilchenklassischnichtander<br />

Barrierereflektiertwürde(R = 0; T = 1),alsodeninAbbildung(4.11)<br />

dargestelltenFalleinerniedrigenPotential-Barriere,unddenFalleiner<br />

Potential-Mulde.Quantenmechanischwirddieunshierinteressierende<br />

Abbildung4.11:EnergiegrößeralsPotential-Barriere.<br />

SituationebenfallsdurchdieGleichungen(4.63)und(4.64)beschrieben.<br />

EswerdenallerdingseinigeParameterimaginärundesistsinnvoll,dies<br />

explizitzuberücksichtigen.EssinddieFälle ǫ > 1und ǫ < 0möglich.Für<br />

beideFällewirdausGl.(4.63)undGl.(4.64)<br />

131


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

REFLEXIONS-UNDTRANSMISSIONSKOEFFIZIENT(E > max{0, V0})<br />

T =<br />

4ρ 2<br />

(1 − ρ 2 ) 2 sin 2 (κL) + 4ρ 2<br />

R = 1 − T<br />

mit κ · L = λ · |1 − ǫ| , ρ = κ<br />

k =<br />

<br />

| 1 − ǫ<br />

|<br />

ǫ<br />

und λ = . ǫ = E<br />

.<br />

L<br />

<br />

√ 2m|V0|<br />

ImBarrierenbereichistdieLösungnunauchoszillierend:<br />

mit |κ| =<br />

V0<br />

ψII = B1e i|κ|x + B2e −i|κ|x<br />

2m<br />

2 (E − V0) .<br />

(4.65)<br />

(4.66)<br />

QuantenmechanischkannauchderklassischeWert T = 1(bzw. R = 0)<br />

erreichtwerden.DasistimmerdannderFall,wenn sin |κL| = 0,bzw.<br />

|κ|L = nπ.QuantenmechanischwirdderklassischeWert T = 1(bzw.<br />

R = 0)immerdannerreicht,wenn sin |κL| = 0,bzw. |κ|L = nπ.Anschaulichbedeutetdas,dassdieBarrierenbreiteeinhalbzahligesVielfachesder<br />

Wellenlänge λ = 2π/κistunddieWelleindiePotentialbarriere„hineinpasst”.WennmandieAusbreitungeinesWellenpaketesuntersucht,sofindetman,dassdasTeilchenindiesenFällenbesonderslangeimPotentialbereichanzutreffenist.DiesesPhänomennenntmanStreuresonanz.EsistauchalsRamsauer-Effektbekannt,nachdem1921vonRamsauerbeobachtetenEffekt,dassElektronenbestimmterEnergieninEdelgasennicht<br />

absorbiertwerden.InAbbildung(4.12)istderTransmissionskoeffizient<br />

einmalalsFunktionderreduziertenEnergie ǫundeinmalalsFunktion<br />

derreduziertenLänge λaufgetragen.ImletzterenBilderkenntmandas<br />

Resonanzphänomen.<br />

132


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Abbildung4.12:TransmissionskoeffizientinAbhängigkeitvon ǫ<strong>für</strong> λ = 7<br />

(links)undalsFunktionvon λ<strong>für</strong> ǫ = 1.05(rechts).<br />

DaobigeÜberlegungenauch<strong>für</strong> V0 < 0gelten,besagtdiequantenmechanischeRechnung,dassesauchanniedrigenPotentialtöpfenundPotentialmuldenReflektionengibt.Dieswäreklassischkeinesfallsmöglich.<br />

4.9.4 Aufenthaltswahrscheinlichkeiten<br />

DieAufenthaltswahrscheinlichkeiteinesquantenmechanischenTeilchens<br />

imIntervall (x, x + dx)errechnetsichausdenGleichungen(4.59)<br />

I) |ψ(x)| 2 = 1 + |A| 2 + 2 Re (A ∗ e 2ikx )<br />

<br />

|A|cos(2kx−ϕ)<br />

A = |A| · e iϕ<br />

R = |A| 2<br />

|ψ(x)| 2 = 1 + R + 2 √ R cos(2kx − ϕ)<br />

II) |ψ(x)| 2 = |B1| 2 e 2κx + |B2| 2 e −2κx + 2Re (B ∗ 1B2)<br />

III) |ψ(x)| 2 = |C| 2 = T = 1 − R<br />

133


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

DieAufenthaltswahrscheinlichkeitistinAbbildung(4.13)<strong>für</strong>diedreidiskutiertenFälleaufgetragen.<br />

ImGebiet I)entstehendurchReflexionenanderPotential-Barriereauch<br />

Wellen,dienachlinkslaufen.DarausresultierteineInterferenz,die,wie<br />

inAbbildung(4.13)dargestellt,zueineroszillierendenAufenthaltswahrscheinlichkeitführt.<br />

ImGebiet II)hängtesdavonab,ob E < V0oder E > V0,alsoob κreell<br />

oderimaginärist.Wenn κreellist,sofindetmaneinexponentiellesAbklingen.Wenn<br />

κaberimaginärist,sobeobachtetmanauchimBereichder<br />

PotentialbarriereoszillierendesVerhalten.<br />

ImGebiet III)läuftdieWellenurnachrechts,eskannalsokeineInterferenzgeben.DieAufenthaltswahrscheinlichkeitistüberallkonstant.<br />

WirhabenhiernurdeneherunrealistischenFallbehandelt,dassdieeinlaufendenTeilchenimImpulseigenzustandpräpariertwerdenundräumlichvölligunbestimmtsind.DerinteressantereFallistsicherlichder,dassdieeinfallendenTeilchenalsWellenpaketpräpariertwerden.DiemathematischeBehandlungistdannwesentlichkomplizierter,liefertaberdieselben<br />

Reflexions-undTransmissionskoeffizienten.DieRechnungkannz.B.im<br />

BuchvonShankharnachgelesenwerden.<br />

134


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Abbildung4.13:AufenthaltswahrscheinlichkeitenbeimStreuproblem<strong>für</strong>die<br />

dreidiskutiertenFälle V0 > E > 0, E > V0 > 0und E > 0 > V0.<br />

135


4.10 DerHarmonischeOszillator<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

ZumharmonischenOszillatorgehörtklassischdieHamiltonfunktion<br />

H = p2 k<br />

+<br />

2m 2 x2 . (4.67)<br />

Damitwirdz.B.näherungsweisedieBewegungvoneinzelnenAtomenin<br />

einemFestkörperbeschrieben,hierin1Dimension.WenndieAtomein<br />

derGleichgewichtslagesind,sowirktkeineKraft.LenktmaneinAtom<br />

ausderRuhelageum xaus,sowirktaufdasAtomeinerücktreibende<br />

Kraft f(x).DieseKraftkannmanineineTaylorreiheentwickeln<br />

f(x) = f(0) − k · x + . . .<br />

InderRuhelageverschwindetdieangreifendeKraft(f(0) = 0)undder<br />

Kraft −k · xentsprichtdasPotential k<br />

2 x2 .<br />

DieklassischeBewegungsgleichung m · ¨x = −k · xhatdieLösung<br />

x(t) = a cos(ωt) + b sin(ωt)<br />

mit ω 2 = k<br />

m<br />

(4.68)<br />

DieHamiltonfunktion Hlässtsichsomitauchschreibenals<br />

H = p2<br />

2m + ω2m 2 x2 . (4.69)<br />

DerÜbergangzur<strong>Quantenmechanik</strong>erfolgtmittelsErsetzenderdynamischenVariablendurchOperatoren.DerHamilton-Operatorlautetdann<br />

ˆH = ˆ P 2<br />

2m + ω2m ˆQ<br />

2<br />

2 . (4.70)<br />

Eristnichtexplizitzeitabhängig.Wirmüssendahernurdiestationäre<br />

Schrödingergleichung<br />

ˆH|ψ〉 = E|ψ〉<br />

lösen.Eineeinfache,elegante,algebraischeLösungdiesesEigenwertproblemsgehtaufDiraczurück.SievermeidetdasexpliziteLöseneinerDifferentialgleichung.EinenvölliganalogenFormalismusbenutztmaninderVielteilchenphysikundderQuantenfeldtheoriezurBeschreibungvonSystemenmitvielenTeilchen.<br />

136


4.10.1 MethodevonDirac<br />

DerHamilton-Operatorlässtsichzu<br />

ˆH = mω2<br />

2<br />

<br />

ˆQ 2 <br />

ˆP<br />

2 +<br />

mω<br />

.<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

umschreiben.Wirformenihnweiterum.WenndieOperatorenvertauschenwürden,könntedieeckigeKlammerals<br />

Qˆ ˆ <br />

P − i ˆQ ˆ <br />

P + i ge-<br />

mω mω<br />

schriebenwerden.AufgrundderVertauschungsrelationenerhaltenwir<br />

<strong>für</strong>diesesProduktjedoch<br />

<br />

ˆQ−i ˆ <br />

P<br />

ˆQ+i<br />

mω<br />

ˆ <br />

P<br />

mω<br />

=<br />

<br />

ˆQ 2 <br />

ˆP<br />

2 + −<br />

mω<br />

i<br />

mω [ ˆ P, ˆ Q] =<br />

DamitkannmandenHamilton-Operatorfolgendermaßenschreiben<br />

ˆH = mω2<br />

<br />

ˆQ − i<br />

2<br />

ˆ <br />

P<br />

mω<br />

= ω<br />

mω<br />

2<br />

ˆQ + i ˆ <br />

P<br />

mω<br />

<br />

ˆQ<br />

Pˆ<br />

<br />

− i<br />

mω<br />

mω<br />

2<br />

+ ω<br />

2 ˆ1<br />

<br />

ˆQ<br />

Pˆ<br />

<br />

+ i<br />

mω<br />

<br />

<br />

ˆQ 2 <br />

ˆP<br />

2 + −<br />

mω<br />

<br />

mω ˆ1 .<br />

+ 1<br />

2 ˆ1<br />

<br />

DieAusdrückeinKlammernnennenwir„Leiteroperatoren”oder<br />

ERZEUGUNGS-UNDVERNICH<strong>TU</strong>NGSOPERATOREN<br />

a † <br />

mω<br />

=<br />

2 ( ˆ Q − i ˆ P<br />

mω )<br />

<br />

mω<br />

a =<br />

2 ( ˆ Q + i ˆ P<br />

) .<br />

mω<br />

.<br />

(4.71)<br />

DieNamenwerdenspätererläutert.Weil ˆ Pund ˆ Qselbstadjungiertsind,<br />

sinddieseOperatorenzueinanderadjungiert:<br />

(a) † = a †<br />

und<br />

Wirdefinierennochdensogenannten<br />

a † † = a . (4.72)<br />

137


ANZAHL-OPERATOR ˆ N<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

ˆN = a † a , (4.73)<br />

Esgilt ˆ N † = ˆ N.DamitwirdderHamilton-Operatorformalsehreinfach:<br />

HAMILTON-OPERATORDESHARMONISCHENOSZILLATORS<br />

ˆH = ω (a † a + 1<br />

2 ˆ1) = ω ( ˆ N + 1<br />

2 ˆ1) . (4.74)<br />

BesonderswichtigsinddieVertauschungsrelationenvonErzeugungs-und<br />

Vernichtungsoperatoren<br />

[a , a † ] = mω<br />

<br />

(<br />

2<br />

ˆ Q + i ˆ P<br />

mω ) , ( ˆ Q − i ˆ P<br />

mω )<br />

<br />

= mω<br />

<br />

[<br />

2<br />

ˆ Q, ˆ Q] + (<br />

<br />

=0<br />

i i<br />

)(−<br />

mω mω ) [ ˆ P, ˆ P]<br />

<br />

=0<br />

= ˆ1<br />

VERTAUSCHUNGSRELATIONENVON<br />

− i <br />

[ Q, ˆ P] ˆ − [ P, ˆ Q] ˆ<br />

mω <br />

<br />

ERZEUGUNGS-UNDVERNICH<strong>TU</strong>NGSOPERATOREN<br />

aa † − a † a ≡ [a , a † ] = ˆ1<br />

[a , a ] = 0<br />

[a † , a † ] = 0<br />

138<br />

2[ ˆ Q, ˆ P]=2i ˆ1<br />

. (4.75)


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Wegen ˆ H = ω ( ˆ N + 1<br />

2 ˆ1)vertauschen ˆ Nund ˆ Hmiteinander,undsiehaben<br />

deshalbdieselbenEigenvektoren.Dasiehermiteschsind,sinddieEigenwertereell.<br />

Wenn N|n〉 ˆ = n|n〉 , dann H|n〉 ˆ<br />

1<br />

= ω (n + ) |n〉 .<br />

2<br />

Daherhat ˆ HdieEigenwerte ω(n + 1<br />

2 ).Wirmüssennunherausfinden,<br />

welcheEigenwerte ndesAnzahloperatorsmöglichsind.Dazubetrachten<br />

wirdieVertauschungsrelationenvon ˆ Nmit aund a †<br />

[ ˆ N, a † ] = [a † a , a † ] = a † a a †<br />

<br />

a † −a<br />

a+ˆ1<br />

† a † a (4.76a)<br />

= a † a † a + a † − a † a † a = a †<br />

(4.76b)<br />

[ ˆ N, a ] = [a † a , a ] = a † a a − a a †<br />

<br />

a † a (4.76c)<br />

a +ˆ1<br />

= a † a a − a † a a − a = −a (4.76d)<br />

WirwendendieVertauschungsrelation [ ˆ N, a † ] = a † aufeinenVektor |n〉an<br />

undbenutzen ˆ N|n〉 = n|n〉:<br />

Analog<br />

[ ˆ N, a † ] |n〉 = a † |n〉<br />

⇔ ˆ Na † |n〉 − a † n |n〉 = a † |n〉<br />

⇔ ˆ Na † |n〉 = (n + 1)a † |n〉 (4.77)<br />

ˆN a |n〉 = (n − 1) a |n〉 (4.78)<br />

Wennalso |n〉Eigenvektorvon ˆ NzumEigenwert nist,soist<br />

a † |n〉 EigenvektorzumEigenwert(n+1)<br />

a |n〉 EigenvektorzumEigenwert(n–1)<br />

(Mannennt a † denErzeugungsoperatorund a denVernichtungsoperatorin<br />

AnalogiezurQuantenfeldtheorie.DortwerdenformalgleichartigeOperatorenbenutztund<br />

nsteht<strong>für</strong>eineTeilchenzahl.DieOperatoren a † und<br />

aänderndortdieTeilchenzahlum1.)<br />

139


DerVektor a |n〉istsomitzu |n − 1〉proportional:<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

a |n〉 = c · |n−1〉 . (4.79)<br />

DasAdjungiertedieserGleichunglautet<br />

〈n| a † = 〈n−1| c ∗ . (4.80)<br />

NachlinksangewandtwirktderErzeugungsoperatoralsowieeinVernichtungsoperator(undumgekehrt)!<br />

WirberechnennundenProportionalitätsfaktor.DieEigenvektoren |n〉sollennormiertsein.Zumeinengilt<br />

〈n|a † a|n〉 = 〈n| ˆ N|n〉<br />

<br />

n|n〉<br />

= n 〈n|n〉<br />

<br />

=1<br />

= n .<br />

Zumanderenkönnenwir a † nachlinksund anachrechtsanwenden:<br />

〈n|a † a|n〉 = c ∗ c 〈n − 1|n − 1〉 = |c| 2<br />

DahermussderNormierungsfaktor |c| 2 = nerfüllen.Wirwählen c = √ n.<br />

Darausfolgt<br />

.<br />

a |n〉 = √ n |n − 1〉 (4.81)<br />

Insbesonderegilt a |0〉 = 0. AnalogeÜberlegungen<strong>für</strong> a † |n〉<br />

liefern<br />

a † |n〉 = c |n + 1〉<br />

〈n|aa † |n〉 = |c| 2<br />

〈n|aa † |n〉 = 〈n|ˆ1 + ˆ N|n〉 = n + 1 ! = |c| 2<br />

a † |n〉 = √ n + 1 |n + 1〉 (4.82)<br />

WirkönnennunmiteinembeliebigenEigenzustand |n〉beginnenundden<br />

Operator a wiederholtanwenden<br />

a |n〉 = √ n |n − 1〉<br />

a a |n〉 = n(n − 1) |n − 2〉<br />

a m |n〉 = n · (n − 1) · (n − 2) · · ·(n − m + 1) |n − m〉 (4.83)<br />

140


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

SoerhaltenwirdieEigenzustände |n−m〉zuimmerkleinerwerdenden<br />

Eigenwerten (n − m)von ˆ N.Dasbedeutet,dassimPrinzipnegativeEigenwerteerzeugtwerdenkönnten.JederEigenvektorvon<br />

ˆ Hmussaber<br />

normierbarsein.Insbesonderegilt<br />

m = 〈m| ˆ N|m〉 = 〈m|a †<br />

a|m〉<br />

<br />

〈ψ| |ψ〉<br />

= ||ψ|| 2 ≥ 0 .<br />

DahermussdieFolgeinGl.(4.83)abbrechen.Diesgeschiehtgenaudann,<br />

wenn npositivganzzahligist,weildann a |0〉 = 0 auftritt.Wirerhalten:DieEigenwertedesAnzahloperators<br />

ˆ NsinddienatürlichenZahlen<br />

N0.Außerdemgilt,dassdieEigenwertevon ˆ Hnichtentartetsind(s.u.).<br />

DeshalbsinddieEigenzustände |n〉orthonormal.<br />

EIGENWERTEUNDEIGENVEKTORENDESANZAHL-OPERATORS<br />

ˆN|n〉 = n |n〉 ∀n ∈ N0 ,<br />

〈n|m〉 = δn,m .<br />

Darausfolgtschließlich<br />

• n ∈ N0<br />

EIGENWERTEDESHARMONISCHENOSZILLATORS<br />

(4.84)<br />

En = ω(n + 1<br />

) (4.85)<br />

2<br />

•DieEnergiedesHarmonischenOszillatorsistinEinheiten ωquantisiert.<br />

•ImGrundzustandhatdasTeilchendieNullpunktsenergie ω<br />

2 .<br />

•OrtundImpulssindauchimGrundzustandunscharf,wieschonaus<br />

derUnschärferelationfolgt.<br />

141


4.10.2 EigenzuständeundErwartungswerte<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Wirwissennun,dassdern-teangeregteZustandausdemGrundzustand<br />

|0〉durchn-fachesAnwendenvon a † erzeugtwerdenkann.Esgilt<br />

|n〉 =<br />

. . .<br />

=<br />

1<br />

√ n a † |n − 1〉<br />

1<br />

√ n ·<br />

1<br />

√ . . .<br />

n − 1 1<br />

√ (a<br />

1 † ) n |0〉<br />

|n〉 = 1<br />

√ n! (a † ) n |0〉 (4.86)<br />

DiesistdereinzigeZustandzurEnergie En = ω(n + 1<br />

2 ),dawirbereits<br />

allgemeingezeigthaben,dassgebundeneZuständeineindimensionalen<br />

Problemennichtentartetsind.UngebundeneZuständegibtesbeimharmonischenOszillatorwegendesunbeschränktenPotentialsnicht.<br />

WirwollennundiemittlereAuslenkung 〈n| ˆ Q|n〉,denmittlerenImpuls<br />

〈n| ˆ P |n〉unddieVarianzenimZustand |n〉berechnen.Wirkönnendie<br />

RechnungenalgebraischmitHilfederOperatoren aund a † durchführen,<br />

ohnez.B. ˆ PalsDifferentialoperatorschreibenzumüssen.Dazudrücken<br />

wir ˆ Qund ˆ Pwiederdurch a und a † aus.MitGl.(4.71)gilt<br />

ˆQ =<br />

ˆP = i<br />

<br />

<br />

2mω (a† + a) =: x0<br />

√2 (a † + a) (4.87)<br />

<br />

mω<br />

2<br />

(a † − a) =: i p0 (a † − a) (4.88)<br />

Hierhabenwiraucheine<strong>für</strong>denharmonischenOszillatorcharakteristischeLängenskala<br />

x0undeineImpulsskala p0definiert.(DerFaktor √ 2ist<br />

Konvention.)<br />

142


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

EinsetzenindieMittelwertederAuslenkungunddesImpulsesliefert<br />

〈n| ˆ Q|n〉 =<br />

〈n| ˆ P |n〉 = i<br />

<br />

2mω<br />

mω<br />

2<br />

<br />

〈n| a|n〉<br />

<br />

√ n|n−1〉<br />

<br />

⊥=0<br />

<br />

〈n| a|n〉<br />

<br />

√ n|n−1〉<br />

<br />

⊥=0<br />

+ 〈n| a † <br />

|n〉 = 0<br />

<br />

√<br />

n+1|n+1〉<br />

<br />

⊥=0<br />

− 〈n| a † |n〉<br />

<br />

√ n+1|n+1〉<br />

<br />

⊥=0<br />

<br />

= 0<br />

IneinemEigenzustandvon ˆ HsinddieMittelwertesomitNull.Diestrifft<br />

aberi.a.nicht<strong>für</strong>eineLinearkombinationvonEigenzuständenzu(s.Übungen).<br />

NunberechnenwirdenErwartungswertvon ˆ Q 2 imZustand |n〉.<br />

〈n| ˆ Q 2 |n〉 =<br />

=<br />

=<br />

<br />

2mω 〈n|<br />

<br />

<br />

2mω 〈n|<br />

<br />

2mω<br />

a + a †<br />

2<br />

|n〉<br />

<br />

a 2 + a † 2 + a a † + a † a<br />

<br />

|n〉<br />

<br />

〈n|a 2 |n〉 + 〈n|a † 2 |n〉 + 〈n| a a † |n〉 + 〈n| a † <br />

a |n〉<br />

DieErwartungswertelassensichmitGl.(4.81)undGl.(4.82)leichtberechnen<br />

〈n|a 2 |n〉 ∼ 〈n|n − 2〉 =0<br />

〈n| a † 2 |n〉 ∼ 〈n|n + 2〉 =0<br />

〈n|a a † |n〉 = (n + 1) 〈n + 1|n + 1〉 =n + 1<br />

〈n|a † a |n〉 = 〈n| ˆ N|n〉 = n 〈n|n〉 =n .<br />

(4.89)<br />

DieletztenbeidenTermevonGl.(4.89)kannmanauchmitHilfederVertauschungsrelation<br />

a a † − a † a ≡ [a, a † ] = ˆ1 vereinfachen:<br />

also<br />

a a †<br />

<br />

=a † a+ˆ1<br />

+ a † a = 2a † a + ˆ1 = 2 ˆ N + ˆ1 , (4.90)<br />

〈n| a a † + a † a |n〉 = 〈n| 2 ˆ N + ˆ1 |n〉 = 2n + 1 .<br />

143


Zusammenmit 〈ˆn| ˆ Q|n〉 = 0erhaltenwirdieUnschärfe<br />

〈n|(∆ ˆ Q) 2 |n〉 = <br />

mω<br />

(n + 1<br />

2 ) = x2 0<br />

Speziell<strong>für</strong>denGrundzustand(n = 0)ist<br />

〈0|(∆ ˆ Q) 2 |0〉 = <br />

2mω = x20 2<br />

AnalogeÜberlegungen<strong>für</strong>denImpulsliefern<br />

(∆ ˆ P) 2 = ˆ P 2 = − mω †<br />

a − a<br />

2<br />

a − a †<br />

= − mω <br />

2 † 2 † †<br />

a + a − a a − aa<br />

2<br />

<br />

〈n|(∆ ˆ P) 2 |n〉 = mω<br />

2<br />

= mω (n + 1<br />

2 ) = 2p20 (n + 1<br />

) .<br />

2<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

1<br />

(n + ) .<br />

2<br />

〈n|a † a |n〉 + 〈n| a a † |n〉 <br />

FürdenGrundzustandistdieUnschärfeimImpuls<br />

Zusammenfassend:<br />

〈0|(∆ ˆ P) 2 |0〉 = mω<br />

2<br />

〈n| ˆ Q|n〉 = 0<br />

= p 2 0 .<br />

〈n| ˆ P |n〉 = 0<br />

〈n|(∆ ˆ Q) 2 |n〉 = x2 0<br />

2n + 1<br />

2<br />

〈n|(∆ ˆ P) 2 |n〉 = p 2 <br />

0 2n + 1 ,<br />

FürdiegesamteUnschärfebeimharmonischenOszillatorerhaltenwir<br />

〈n| (∆ ˆ Q)(∆ ˆ P) |n〉 = x0<br />

.<br />

(4.91)<br />

√<br />

2 p0 (n + 1 <br />

) = (2n + 1) . (4.92)<br />

2 2<br />

ImGrundzustanddesharmonischenOszillatorsnimmtdieUnschärfesomitihrenminimalenWert<br />

<br />

2 an!<br />

144


4.10.3 GrundzustandinderOrtsdarstellung<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

WirhabenbisherdieEigenzustände |n〉von ˆ Hnurabstraktausgedrückt.<br />

DieWellenfunktion,d.h.dieKoeffizientenvon |n〉inderOrtsdarstellung,<br />

sind<br />

〈x|n〉 =: ψn(x) . (4.93)<br />

DiesistdieWahrscheinlichkeitsamplitude,dasquantenmechanischeTeilchenamOrt<br />

xanzutreffen,wennessichimEigenzustand |n〉befindet.<br />

DieGrundzustandswellenfunktion ψ0(x)kannmitHilfevon a |0〉 = 0berechnetwerden.WirmultiplizierendieseGleichungvonlinksmit<br />

〈x|,d.h.<br />

wirbetrachtensieimOrtsraum:<br />

<br />

mω<br />

0 = 〈x| a |0〉 = 〈x|<br />

2<br />

ˆ Q |0〉 + i<br />

mω 〈 x| ˆ <br />

P |0〉<br />

<br />

mω<br />

= x ψ0(x) +<br />

2<br />

d<br />

mω dx ψ0(x)<br />

<br />

⇒ dψ0(x) x<br />

= −<br />

dx x2 ψ0(x) .<br />

0<br />

DieLösungdieserGleichungistdie<br />

GRUNDZUSTANDSWELLENFUNKTIONDESHARMONISCHEN<br />

OSZILLATORS<br />

ψ0(x) = πx 2 0<br />

DiesisteinenormierteGaußscheFunktionmit σ = x0.<br />

1 −<br />

−4 e<br />

x2<br />

2x2 0 (4.94)<br />

DieWahrscheinlichkeit,einTeilchenimIntervall (x, x + dx)anzutreffen,<br />

istquantenmechanisch<br />

dP(x) = |ψ0(x)| 2 x2<br />

−<br />

x dx ∼ e 2 0 dx .<br />

BeimklassischenharmonischenOszillatoristdieWahrscheinlichkeitproportionalzurVerweildauer<br />

∆tdesTeilchensimbetrachtetenIntervall<br />

P(x ′ ∈ (x, x + ∆x)) ∼ ∆t = ∆x<br />

|v(x)|<br />

145<br />

.


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

BeieinerklassischenOszillatorbewegungmitAmplitude Agilt<br />

x(t) = A · cos(ωt)<br />

|v(x)| = | ˙x| = |ω · A| · | sin(ωt)| = |ωA| 1 − cos2 (ωt)<br />

<br />

= ωA 1 − ( x<br />

A )2 .<br />

NachderNormierungauf1erhaltenwir<br />

dP(x ′ ∈ (x, x + dx)) = 1<br />

πA<br />

1<br />

dx x 1 − ( )2<br />

A<br />

DieklassischeAufenthaltswahrscheinlichkeitistvollständigdurchdiemaximaleAuslenkungAfestgelegt.DieseGrößekommtinderquantenmechanischenBeschreibungnichtvor.UmbeideVerteilungsfunktionenmiteinandervergleichenzukönnen,wählenwirdieParameterso,dassdie<br />

Energiengleichsind,also<br />

ω2m 2 A2 = ω (n + 1<br />

) .<br />

2<br />

Esfolgt A2 = <br />

mω (2n + 1) = x20 (2n + 1) .DannsindauchdieVarianzen<br />

(∆Q) 2klassischundquantenmechanischgleich!Bei n = 0istdaher A =<br />

x0.<br />

Abbildung4.14:VergleichderWahrscheinlichkeitsdichteρ(x)desharmonischen<br />

Oszillators.GestrichelteLinie:klassischesErgebnis.DurchgezogeneLinie:quantenmechanischesErgebnis<br />

ρ(x) = |ψn(x)| 2 <strong>für</strong> n = 0.DieAuslenkung xistin<br />

Einheitenvon x0angegeben.<br />

InAbbildung(4.14)sinddieklassischeund(<strong>für</strong> n = 0)diequantenmechanischeWahrscheinlichkeitsdichte<strong>für</strong>denGrundzustanddargestellt.Sie<br />

unterscheidensichdrastisch.<br />

146


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

4.10.4 AngeregteZuständeinderOrtsdarstellung<br />

Dern-teangeregteZustandkanndurchn-fachesAnwendendesErzeugungsoperatorsausdemGrundzustanderzeugtwerden.Daswollenwirausnutzen,umdieangeregtenZuständeinderOrtsdarstellungzubestimmen<br />

ψn(x) := 〈x|n〉 = 1<br />

√ n! 〈x|(a † ) n |0〉<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

(mit: z = x<br />

) =<br />

x0<br />

1<br />

√ (<br />

n! mω<br />

2<br />

1<br />

√ (<br />

n! mω<br />

2<br />

<br />

n<br />

) 2 〈x| ˆQ − i ˆ P<br />

<br />

n<br />

) 2<br />

1 n<br />

− √ 2 2 x<br />

n! −n<br />

<br />

0<br />

1<br />

√ n! 2<br />

n<br />

− 2<br />

1 n<br />

− √ 2 2<br />

n!<br />

x<br />

x0<br />

1<br />

4√ π<br />

x − <br />

mω<br />

<br />

x 2 0<br />

mω<br />

d<br />

dx<br />

n<br />

|0〉<br />

n<br />

ψ0(x)<br />

x − x 2 n d<br />

0 ψ0(x)<br />

dx<br />

− d<br />

d( x<br />

x0 )<br />

n 1<br />

4√<br />

π<br />

<br />

1<br />

√ z −<br />

x0<br />

d<br />

n e<br />

dz<br />

1<br />

√ e<br />

x0<br />

−(x/x 0 )2<br />

2<br />

z2<br />

− 2<br />

<br />

z= x<br />

x 0<br />

DieinderletztenKlammerauftretendenFunktionenbezeichnetmanals<br />

Hermite-Polynome.<br />

DIEANGEREGTENZUSTÄNDEINDERORTSDARSTELLUNG<br />

ψn(x) =<br />

1 n<br />

− √ 2 2<br />

n!<br />

1<br />

4√ π<br />

1<br />

<br />

z2<br />

−<br />

√ e 2 hn(z)<br />

x0<br />

z= x<br />

x0 hn(z) : Hermite-Polynomn-tenGrades<br />

• hn(z):reellesPolynomderOrdnung nin z<br />

• hn(z)hatgeradeoderungeradeParität: hn(−z) = (−1) n hn(z)<br />

147<br />

(4.95)


Beispiele:<br />

(z − d z2<br />

z2<br />

−<br />

)e− 2 = ze<br />

dz<br />

2 + ( 2z<br />

2<br />

)e− z2<br />

2 = 2z<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

<br />

h1(z)<br />

z2<br />

−<br />

e 2<br />

(z − d<br />

dz )2 z2<br />

−<br />

e 2 = (z − d z2<br />

)2ze− 2 = 2(z<br />

dz 2 z2<br />

−<br />

e 2 − d z2<br />

(ze− 2 ))<br />

dz<br />

= 2(z 2 − 1 + z 2 z2<br />

−<br />

)e 2<br />

= 2(2z 2 − 1)<br />

<br />

h2(z)<br />

z2<br />

−<br />

e 2<br />

DieEigenvektoren |n〉deshermiteschenOperators ˆ Hsindvollständig,<br />

undzueinanderorthonormal.DarausfolgteineentsprechendeOrthogonalitätderHermite-Polynome<br />

∞<br />

∞<br />

∞<br />

∞<br />

ψ ∗ n(x)ψm(x) dx = δn,m ⇔<br />

e −z2<br />

hn(z)hm(z)dz = δn,m n! √ π 2 n .<br />

DieWahrscheinlichkeitsdichteeinigerZuständeistinAbbildung(4.15)<br />

dargestelltundmitdemErgebnisderklassischenMechanikverglichen.<br />

DieWahrscheinlichkeitsdichte<strong>für</strong>denZustand |n〉hatnNullstellen.Der<br />

<br />

AbstandderNullstellenistungefähr ∆N.S. ≈ 2A/(n + 1) ≈ x0 8/n<strong>für</strong><br />

n ≥ 2.QualitativnähertsichdasquantenmechanischeErgebnis<strong>für</strong> n → ∞<br />

demklassischenErgebnisan.EsbleibenaberdeutlicheUnterschiede:<br />

• nNullstellen<br />

•dieMaximasinddoppeltsohochwieimklassischenErgebnis.<br />

ExperimentellhabenwiraberimmereineendlicheAuflösung ∆x.DieexperimentelleWahrscheinlichkeitsdichteistdaher<br />

˜ρ(x) =<br />

x+∆x/2<br />

x−∆x/2<br />

∆x<br />

ρ(x) dx<br />

FürmakroskopischeschwingendeTeilchenist x0sehrklein(x0 ≈ 10 −16 m<br />

<strong>für</strong>m=1gund ω=1/sec)undbeimakroskopischerAmplitudeentsprechend<br />

148


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

Abbildung4.15:VergleichderWahrscheinlichkeitsdichtedesharmonischenOszillators.GestrichelteLinie:klassischesErgebnis.DurchgezogeneLinie:quantenmechanischesErgebnis<strong>für</strong><br />

n = 0, n = 1, n = 2und n = 20(vonobennach<br />

unten).DieAuslenkung xistwiederinEinheitenvon x0angegeben.<br />

149


Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

dieQuantenzahl nsehrgroß.DannistderAbstandderNullstellensehr<br />

vielkleineralsdieexperimentelleAuflösungunddieKurvenstimmen<br />

auchquantitativüberein.<br />

4.10.5 DynamikdesharmonischenOszillators<br />

WirwollenhierdieZeitentwicklungderWellenfunktionimPotentialdes<br />

harmonischenOszillatorsuntersuchen.ZurZeit t = 0seiderZustand<br />

|Φ0〉.ZueinemspäterenZeitpunkt t > 0ister<br />

t<br />

−i<br />

|Φ(t)〉 = e ˆ H<br />

|Φ0〉 , (4.96)<br />

daderHamilton-OperatordesharmonischenOszillatorsnichtexplizitvon<br />

derZeitabhängt.WirentwickelndenAnfangszustand |Φ0〉nachdenEigenzuständendesharmonischenOszillators<br />

|Φ0〉 =<br />

∞<br />

cn |n〉 (4.97)<br />

n=0<br />

cn = 〈n|Φ0〉 =<br />

∞<br />

−∞<br />

〈n|x〉〈x|Φ0〉 dx =<br />

∞<br />

−∞<br />

Ψ ∗ n(x)Φ0(x) dx . (4.98)<br />

In1DimensionkönnenalleKoeffizienten cnreellgewähltwerden,wie<br />

auchdieEigenfunktionen Ψn(x).EinsetzeninGl.(4.96)liefert<br />

Φ(x, t) ≡ 〈x|Φ(t)〉 =<br />

∞<br />

n=0<br />

= e −iωt/2<br />

cnΨn(x) e −iωt(n+1<br />

2 )<br />

∞<br />

cnΨn(x) e −iωtn<br />

n=0<br />

. (4.99)<br />

DieWellenfunktionzurZeit tbestehtsomitauseinerSummevonSchwingungenmitFrequenzen<br />

(n + 1<br />

2 )ω.WeilalledieseFrequenzenganzzahlige<br />

Vielfachevon ωsind,istdiegesamteWellenfunktionperiodischinder<br />

Zeit,mitderPeriode T = 2π/ω.DiesistauchdieSchwingungsdauerdes<br />

klassischenOszillators.<br />

Φ(x, t + T) = e −iπ<br />

<br />

−1<br />

e −iωt/2<br />

∞<br />

n=0<br />

cnΨn(x) e −iωtn e −i2πn<br />

<br />

1<br />

(4.100)<br />

= −Φ(x, t) . (4.101)<br />

150


DernegativeVorfaktorhatkeinenEinflussaufMessgrößen.<br />

Kapitel 4. Potentialprobleme<br />

WirberechnennundaszeitlicheVerhaltenvon 〈 ˆ Q〉imZustand |Φ(t)〉 =<br />

∞ n=0 cn e−i(n+1 2 )ωt |n〉,mitreellenKoeffizienten cn.AusdemEhrenfestschen<br />

Theoremwissenwirschon,dass 〈 ˆ Q〉dieklassischeBewegungsgleichung<br />

<strong>für</strong>denharmonischenOszillatorerfüllt.WirerwartendeshalbbeipassendenAnfangsbedingungeneineSchwingungmitFrequenz<br />

ω.<br />

〈Φ(t)| ˆ Q |Φ(t)〉 = x0<br />

√2 〈Φ(t)| a † + a |Φ(t)〉<br />

= x0<br />

<br />

<br />

√2<br />

n=m+1<br />

= x0<br />

√2<br />

= x0<br />

√2<br />

n,m<br />

<br />

m<br />

cn cm〈n| e i(n+1<br />

2 )ωt e −i(m+1<br />

2 )ωt √ m + 1 |m + 1〉 + h.c.<br />

<br />

<br />

cm+1cm e iωt <br />

+ h.c.<br />

m<br />

|cm+1 cm| 2 2 cosωt<br />

<br />

. (4.102)<br />

Hiersteht”h.c.”<strong>für</strong>dashermiteschKonjugiertedesvorherigenTermsund<br />

wirhabenausgenutzt,dass 〈Φ|a † |Φ〉derzu 〈Φ| a |Φ〉hermiteschkonjugierteAusdruckist.<br />

ImErgebnissehenwirtatsächlich,dassderErwartungswertdesOrtsoperatorsinderRegelmit<br />

cos ωtschwingt,allerdingsnur,fallsesimAnfangszustand<br />

|Φ0〉Terme cn+1cn = 0gibt.Dagegenist 〈 ˆ Q〉z.B.ineinemEigenzustand<br />

|n〉desHamiltonoperatorszeitunabhängigNull.<br />

EinbesondererFallsindkohärenteZustände(s.Übungen).DortistdieWellenfunktionzuallenZeitenGauß-förmigwieimGrundzustanddesharmonischenOszillators,dahermitminimalerUnschärfe,undschwingtals<br />

GanzesmitderFrequenz ω.EinsolcherZustandistvonallenZuständen<br />

desquantenmechanischenharmonischenOszillatorseinemklassischenTeilchenamähnlichsten.<br />

151


Kapitel5<br />

Näherungsverfahren<br />

EinezentraleAufgabebeimLösenquantenmechanischerProblemeistdie<br />

BestimmungderEigenwerteundEigenvektorenhermitescherOperatoren,vorallemdesHamiltonoperators<br />

ˆH|ψ〉 = E |ψ〉 . (5.1)<br />

EsistallerdingsnurindenwenigstenFällenmöglich,dasEigenwertproblemanalytischexaktzulösen.DarüberhinausverwendetmananalytischeundnumerischeNäherungsverfahren.WirbesprechenhierdenVariationsansatzunddiezeitunabhängigeStörungstheorie.EsgibtzahlreicheweitereNäherungsverfahren.Einigedavon,insbesonderediezeitabhängigeStörungstheorie,werdeninderVorlesungzurFortgeschrittenen<br />

<strong>Quantenmechanik</strong>behandeltwerden.<br />

5.1 Variationsansatz<br />

DerVariationsansatzistfastimmeranwendbar.Erkannbesondershilfreichsein,umdieGrundzustandsenergieeinesSystemsabzuschätzen,wenndieexakteLösungnichtbekanntistundwennauchkeinkleinerStörtermvorliegt.DieIdeedesVariationsansatzesbestehtdarin,einephysikalischmotivierte„Testwellenfunktion”mitfreienParameternzuformulieren.DieParameterwerdensobestimmt,dassdieTestwellenfunktion<br />

dieEigenwertgleichung„sogutwiemöglicherfüllt”.Diesistwegendes<br />

folgendenSatzesbesondershilfreich:<br />

152


Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

SCHRANKENFÜRDIEENERGIEEINESBELIEBIGENNORMIERBAREN<br />

ZUSTANDSVEKTORS |ψ〉<br />

E0 ≤ 〈ψ| ˆ H|ψ〉<br />

〈ψ|ψ〉 ≤ Emax . (5.2)<br />

DieseSchranken<strong>für</strong>einenreinenZustand |ψ〉übertragensichdurchLinearkombinationunmittelbaraufbeliebigenormierbareZustände:<br />

E0 <br />

≤<br />

Sp ˆρ ˆ <br />

H ≤ Emax.<br />

DerErwartungswertderEnergieineinemnormierbarenZustandliegtalsoimmerimEigenwertspektrumvon<br />

ˆ Hundistinsbesondereimmergrößer(odergleich)alsdiewahreGrundzustandsenergieE0.DerErwartungswertdesHamiltonoperatorsineinerTestwellenfunktionliefertalsoimmer<br />

eineobereSchranke<strong>für</strong>dieexakteGrundzustandsenergie!<br />

ZumBeweisgehenwirvoneinembeliebigennormierbarenZustandsvektor<br />

|ψ〉ausundentwickelnihnnachdenEigenzuständen |n〉von ˆ H<br />

|ψ〉 = <br />

|n〉 〈n|ψ〉 .<br />

n<br />

DerEnergie-ErwartungswertimZustand |Ψ〉ist<br />

E = 〈ψ| ˆ H|ψ〉<br />

〈ψ|ψ〉 =<br />

<br />

<br />

=<br />

=<br />

n,n ′〈ψ|n〉<br />

Enδn,n ′<br />

<br />

〈n| ˆ H|n ′ 〉〈n ′ |ψ〉<br />

n,n ′〈ψ|n〉 〈n|n ′ 〉 〈n ′ |ψ〉 =<br />

<br />

δ n,n ′<br />

<br />

n |〈ψ|n〉|2 (En − E0 + E0)<br />

<br />

<br />

≥0<br />

n |〈ψ|n〉| 2<br />

n |〈ψ|n〉|2<br />

≥0<br />

<br />

<br />

(En − E0)<br />

<br />

n |〈ψ|n〉|2<br />

<br />

≥0<br />

+<br />

<br />

n |〈ψ|n〉|2 E0<br />

<br />

n |〈ψ|n〉|2<br />

<br />

E0<br />

<br />

n |〈ψ|n〉|2 En<br />

<br />

n |〈n|ψ〉|2<br />

≥ E0<br />

DarausfolgtalsodasgesuchteErgebnis E ≥ E0.DieGleichheit E = E0<br />

153


Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

liegtdannundnurdannvor,wenn |ψ〉 = |0〉,wennalso |ψ〉derGrundzustandsvektorist.MitanalogenÜberlegungenzeigtman,dass<br />

E ≤ Emax.<br />

Zusätzlichhilft,dasseinschlechterTestvektorimmernocheinerelativguteEnergieliefernkann,denneineNäherungderOrdnung<br />

O(ǫ)<strong>für</strong>den<br />

TestvektorergibteineNäherungderOrdnung O(ǫ 2 )<strong>für</strong>dieGrundzustandsenergie<br />

|ψ〉 = |0〉 + O(ǫ) ⇒ E = E0 + O(ǫ 2 )<br />

Beweis:<br />

WirdrückendenTestzustand |ψ〉durchdenGrundzustand |0〉undden<br />

Korrekturvektor |∆〉aus,dervonderOrdnung O(ε)seinsoll.<br />

E =<br />

<br />

〈0| + 〈∆| ˆH |0〉 + |∆〉<br />

<br />

〈0| + 〈∆| |0〉 + |∆〉<br />

= 〈0| ˆ H|0〉 + 〈0| ˆ H|∆〉 + 〈∆| ˆ H|0〉 + 〈∆| ˆ H|∆〉<br />

〈0|0〉 + 〈0|∆〉 + 〈∆|0〉 + 〈∆|∆〉<br />

= E0〈0|0〉 + E0〈0|∆〉 + E0〈∆|0〉 + 〈∆| ˆ H|∆〉<br />

〈0|0〉 + 〈0|∆〉 + 〈∆|0〉 + 〈∆|∆〉<br />

<br />

<br />

E0 〈0|0〉 + 〈0|∆〉 + 〈∆|0〉 + 〈∆|∆〉 − 〈∆|∆〉 + 〈∆|<br />

=<br />

ˆ H|∆〉<br />

〈0|0〉 + 〈0|∆〉 + 〈∆|0〉 + 〈∆|∆〉<br />

O(ǫ 2 )<br />

<br />

〈∆| ˆH − E0 |∆〉<br />

= E0 +<br />

〈ψ|ψ〉<br />

<br />

O(1)<br />

FürdasVariationsverfahrenwähltmaneinegeeigneteScharvonVektoren<br />

|ψ(λ)〉alsTestvektoren.DieseWahlistderIntuitionbzw.Erfahrung<br />

überlassen.DieVektoren |ψ(λ)〉solltensinnvoll,aberauchmathematisch<br />

einfachsein,d.h.dieErwartungswertesolltenberechenbarsein.DerbesteZustandsvektorinnerhalbdergewähltenScharistdannjener,derden<br />

Energie-Erwartungswertminimiert:<br />

154


Also<br />

VARIATIONSVERFAHREN<br />

Minimiere E(λ) = 〈ψ(λ)| ˆ H|ψ(λ)〉<br />

〈ψ(λ)|ψ(λ)〉<br />

∂<br />

∂λ E(λ) = 0 ⇒ λopt ⇒ E opt = E(λopt)<br />

Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

. (5.3)<br />

WenndieZustände |ψ(λ)〉normiertgewähltsind,istderNennerinGl.<br />

(5.3)gleichEins.<br />

5.2 ZeitunabhängigeStörungstheorie<br />

EinapproximativesVerfahrenzurLösungdesEigenwertproblemsbietet<br />

dieStörungstheorie.Umsieanwendenzukönnen,mussfolgendesgelten:<br />

1.DerHamiltonoperatormusssichaufspaltenlassen: ˆ H = ˆ H0 + ˆ H(λ),<br />

wobeidie’Störung’ ˆ HmeistvoneinemParameter λabhängt.<br />

2.DieEigenwertgleichungvon ˆ H0mussgelöstsein.<br />

ˆH0 |Φ (0)<br />

n 〉 = E(0) n |Φ(0) n<br />

3.DieStörungmusskleinsein:„ ˆ H ≪ ˆ H0”<br />

〉 . (5.4)<br />

BeivielenpraktischenProblemenlässtsich ˆ HinderTatsozerlegen.Der<br />

einfachsteFallistder,dassdieStörungzu λproportionalist:<br />

ˆH = ˆ H0 + λ ˆ H1 . (5.5)<br />

DiesenFallwerdenwirimFolgendenbetrachten.WirwerdendieEigenwertgleichungnachPotenzenvon<br />

λsortieren.DiesesNäherungsverfahren<br />

nenntmanSchrödingerscheStörungsrechnung.<br />

155


5.2.1 NichtentarteteStörungstheorie<br />

Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

WirbehandelnzunächstdenFall,dass E (0)<br />

n nichtentartetist.Weiternehmenwiran,dassdieEigenwerteundEigenvektorenvon<br />

ˆ Hnach λentwickeltwerdenkönnen<br />

|Φn〉 = |Φ (0)<br />

n<br />

En = E (0)<br />

n<br />

〉 + λ |Φ(1) n 〉 + λ2<br />

+ λ E(1)<br />

n<br />

+ λ2<br />

|Φ (2)<br />

n 〉 + · · ·<br />

E (2)<br />

n<br />

+ · · · (5.6)<br />

(EsgibtaberauchFälle,diezueinemnichtanalytischenErgebnisführen,<br />

dassichnichtnach λum λ = 0entwickelnlässt,wiez.B.dieFunktion<br />

a<br />

− e λ.)DieEigenvektoren |Φ (0) 〉desungestörtenProblemssollennormiert<br />

sein.<br />

EinsetzenindieEigenwertgleichung ˆ H |ψ〉 = E |ψ〉liefert<br />

ˆH0 + λ ˆ H1<br />

= E (0)<br />

n<br />

|Φ (0)<br />

n<br />

〉 + λ|Φ(1)<br />

n 〉 + λ2 |Φ (2)<br />

n 〉 + · · · =<br />

+ λE(1) n + λ2E (2)<br />

n + · · · |Φ (0)<br />

n<br />

〉 + λ|Φ(1)<br />

n 〉 + λ2 |Φ (2)<br />

n<br />

〉 + · · ·<br />

WirsortierendiesnachPotenzenvon λ:<br />

ˆH0|Φ (0)<br />

<br />

n 〉 + λ ˆH1|Φ (0)<br />

n 〉 + ˆ H0|Φ (1)<br />

n 〉<br />

<br />

+ λ 2<br />

<br />

ˆH1|Φ (1)<br />

n 〉 + ˆ H0|Φ (2)<br />

n 〉<br />

<br />

+ . . . =<br />

E (0)<br />

n |Φ (0)<br />

<br />

n 〉 + λ E (1)<br />

n |Φ (0)<br />

n 〉 + E (0)<br />

n |Φ (1)<br />

<br />

n 〉<br />

+ λ 2<br />

<br />

E (2)<br />

n |Φ(0) n 〉 + E(1) n |Φ(1) n 〉 + E(0) n |Φ(2) n 〉<br />

<br />

+ . . . (5.7)<br />

DadieTaylorentwicklung<strong>für</strong>beliebige λgeltensoll,müssendieeinzelnen<br />

Ordnungenindividuellverschwinden.<br />

O(λ 0 ) :<br />

O(λ 1 ) : ˆ H1|Φ (0)<br />

H0|Φ ˆ (0)<br />

n 〉 = E(0) n |Φ(0) n<br />

n 〉 + ˆ H0|Φ (1)<br />

n<br />

〉 = E(1)<br />

n |Φ(0) n<br />

〉 (5.8a)<br />

〉 + E(0)<br />

n |Φ(1) n<br />

〉 (5.8b)<br />

O(λ 2 ) : ˆ H1|Φ (1)<br />

n 〉 + ˆ H0|Φ (2)<br />

n 〉 = E (2)<br />

n |Φ (0)<br />

n 〉 + E (1)<br />

n |Φ (1)<br />

n 〉 + E (0)<br />

n |Φ (2)<br />

n 〉<br />

(5.8c)<br />

EnergiekorrekturersterOrdnung<br />

DieGleichung0-terOrdnung(5.8a)entsprichtdemEigenwertproblemdes<br />

ungestörtenHamiltonoperators.UmdieEnergiekorrekturersterOrdnung<br />

156


Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

zuerhalten,multiplizierenwirGl.(5.8b)vonlinksmit 〈Φ (0)<br />

n |<br />

〈Φ (0)<br />

n | ˆ H1|Φ (0)<br />

n 〉 + 〈Φ (0)<br />

<br />

n | ˆ H0<br />

E (0)<br />

n 〈Φ (0)<br />

n |<br />

|Φ (1)<br />

n 〉 = E (0)<br />

n 〈Φ (0)<br />

n |Φ (1)<br />

n 〉 + E (1)<br />

n 〉<br />

<br />

1<br />

n 〈Φ (0)<br />

n |Φ (0)<br />

DieEnergiekorrekturersterOrdnungistsomiteinfachderErwartungswertdesStöroperatorsimEigenzustand<br />

|Φ (0)<br />

n 〉desungestörtenSystems.<br />

ENERGIEKORREK<strong>TU</strong>RERSTERORDNUNG<br />

E (1)<br />

n = 〈Φ (0)<br />

n | ˆ H1|Φ (0)<br />

n 〉 . (5.9)<br />

Dasbedeutetauch,dassdieGesamtenergiebiszurerstenOrdnungdurch<br />

denErwartungswertdesGesamt-Hamiltonoperators<br />

En = 〈Φ (0)<br />

n | ˆ H|Φ (0)<br />

n 〉<br />

imEigenzustand |Φ (0)<br />

n 〉desungestörtenSystemsgegebenist!<br />

VektorkorrekturersterOrdnung<br />

AlsnächstessolldieKorrektur<strong>für</strong>denEigenvektorgefundenwerden.DazumultiplizierenwirGl.(5.8b)vonlinksmit<br />

〈Φ (0)<br />

m |<strong>für</strong> m = n<br />

〈Φ (0)<br />

m | ˆ H1|Φ (0)<br />

n<br />

〉 + 〈Φ(0) m | ˆ H0<br />

<br />

E (0)<br />

m 〈Φ (0)<br />

m |<br />

〈Φ (0)<br />

m | ˆ H1|Φ (0)<br />

n<br />

⇒ 〈Φ (0)<br />

|Φ (1)<br />

n 〉 = E(0) n 〈Φ(0) m |Φ(1) n<br />

〉 =<br />

<br />

E (0)<br />

n<br />

− E(0)<br />

m<br />

m |Φ(1)<br />

〈Φ(0) m |<br />

n 〉 = ˆ H1|Φ (0)<br />

n 〉<br />

E (0)<br />

n − E (0)<br />

m<br />

157<br />

〉 + E(1) n 〈Φ(0) m |Φ(0) n 〉<br />

<br />

=0<br />

<br />

〈Φ (0)<br />

m |Φ(1)<br />

n 〉<br />

(5.10)


Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

Damitkennenwir,bisauf m = n,alleKoeffizientenderEntwicklungdes<br />

Vektors |Φ (1)<br />

<br />

n 〉nachdemBasissystem |Φ (0)<br />

<br />

m 〉 :<br />

|Φ (1)<br />

n 〉 = <br />

m<br />

|Φ (0)<br />

m 〉 〈Φ (0)<br />

m |Φ (1)<br />

n 〉<br />

= |Φ (0)<br />

n 〉〈Φ(0) n |Φ(1) n<br />

= |Φ (0)<br />

n 〉〈Φ(0) n |Φ(1) n<br />

〉 + <br />

m=n<br />

〉 + <br />

m=n<br />

|Φ (0)<br />

m 〉 〈Φ(0) m |Φ(1) n 〉<br />

|Φ (0)<br />

m<br />

〈Φ(0) m |<br />

〉 ˆ H1|Φ (0)<br />

n 〉<br />

E (0)<br />

n − E (0)<br />

m<br />

(5.11)<br />

DerEntwicklungskoeffizient 〈Φ (0)<br />

n |Φ (1)<br />

n 〉istdurchGl.(5.8b)nichtfestgelegt.<br />

Wirzeigennun,dasserzuNullgewähltwerdenkann.Umdieszusehen,<br />

mussdieNormierungdesVektors |Φn〉inderbetrachtetenOrdnungin λ<br />

berücksichtigtwerden<br />

|Φn〉 =<br />

=<br />

=<br />

!<br />

|Φ (0)<br />

n 〉 + λ|Φ (1)<br />

n 〉 + O(λ2 )<br />

<br />

〈Φ (0)<br />

n | + λ〈Φ (1)<br />

n | + O(λ2 <br />

) |Φ (0)<br />

n 〉 + λ|Φ (1)<br />

n 〉 + O(λ2 1/2 )<br />

|Φ (0)<br />

n 〉 + λ|Φ (1)<br />

n 〉 + O(λ 2 )<br />

<br />

〈Φ (0)<br />

n |Φ (0)<br />

n 〉 +λ<br />

<br />

=1<br />

〈Φ (0)<br />

n |Φ (1)<br />

n 〉 + 〈Φ (1)<br />

n |Φ (0)<br />

n 〉 <br />

+O(λ<br />

<br />

=:κ<br />

2 1/2 )<br />

<br />

1 − 1<br />

2 λκ + O(λ2 <br />

) |Φ (0)<br />

n 〉 + λ|Φ (1)<br />

n 〉 + O(λ 2 <br />

)<br />

= |Φ (0)<br />

n<br />

〉 + λ|Φ(1)<br />

n 〉 + O(λ2 )<br />

DurchdieNormierungdarfsichdasErgebnis<strong>für</strong> |Φn〉inderbetrachteten<br />

Ordnung λnichtändern.Alsomussgelten<br />

κ = 0 + O(λ) .<br />

DieserreichtmanamEinfachstendurchdieWahl 〈Φ (0)<br />

n |Φ (1)<br />

n 〉 = 0.DerKorrekturvektor<br />

|Φ (1)<br />

n 〉istalsoorthogonalzu |Φ (0)<br />

n 〉.Wirerhaltendamitdie<br />

158


〈Φ (0)<br />

n |Φ(1) n<br />

Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

KORREK<strong>TU</strong>RERSTERORDNUNGDESEIGENVEKTORS<br />

|Φ (1)<br />

<br />

n 〉 =<br />

m=n<br />

|Φ (0)<br />

m<br />

〈Φ(0) m |<br />

〉 ˆ H1|Φ (0)<br />

n 〉<br />

E (0)<br />

n − E (0)<br />

m<br />

(5.12)<br />

〉 = 0 . (5.13)<br />

Wirkönnennunauchquantifizieren,was„ ˆ H ≪ ˆ H0”bedeutet.DamitGl.<br />

(5.12)eineguteNäherungist,mussgelten<br />

<br />

<br />

<br />

λ <br />

<br />

〈Φ (0)<br />

m | ˆ H1|Φ (0)<br />

E (0)<br />

n − E (0)<br />

m<br />

<br />

n 〉<br />

<br />

<br />

≪ 1 ∀ m = n (5.14)<br />

<br />

BeiderStörungstheoriegehtmannurseltenüberdieKorrekturersterOrdnung<strong>für</strong>dieVektorenhinaus.Allerdingsistesoftnotwendig,EnergiekorrekturenzweiterOrdnungzuberechnen,insbesonderewennderBeitragersterOrdnungverschwindet,z.B.ausSymmetriegründen.WenndieStörungkleinist,genügteshäufig,denerstennicht-verschwindendenBeitrag<br />

zuberechnen.FallsdieReihenichtschnellgenugkonvergiert,kannesaber<br />

nötigwerden,bestimmteBeiträgezurStörungstheoriebiszuunendlicher<br />

Ordnungaufzusummieren.Hier<strong>für</strong>gibtessogenanntediagrammatische<br />

Methoden.<br />

EnergiekorrekturzweiterOrdnung<br />

WirmultiplizierenGl.(5.8c)vonlinksmit 〈Φ (0)<br />

n |underhalten<br />

〈Φ (0)<br />

n | ˆ H1|Φ (1)<br />

n 〉 +<br />

E (0)<br />

n 〈Φ (0)<br />

n |Φ (2)<br />

n 〉<br />

<br />

〈Φ (0)<br />

n | ˆ H0|Φ (2)<br />

n 〉<br />

E (2)<br />

n<br />

EinsetzenderGl.(5.12)liefertsomit<br />

E (2)<br />

n<br />

<br />

=<br />

m=n<br />

〈Φ (0)<br />

n | ˆ H1|Φ (0)<br />

= E (2)<br />

n + E (1)<br />

n<br />

= 〈Φ(0) n | ˆ H1|Φ (1)<br />

n 〉<br />

m 〉〈Φ(0)<br />

m | ˆ H1|Φ (0)<br />

E (0)<br />

n − E (0)<br />

m<br />

159<br />

n 〉<br />

.<br />

0<br />

<br />

<br />

〈Φ (0)<br />

n |Φ (1)<br />

n 〉 +E (0)<br />

n 〈Φ (0)<br />

n |Φ (2)<br />

n 〉


ENERGIEKORREK<strong>TU</strong>RZWEITERORDNUNG<br />

E (2)<br />

n =<br />

<br />

N<br />

<br />

〈Φ (0)<br />

m | ˆ H1|Φ (0)<br />

<br />

<br />

n 〉<br />

m=1<br />

m=n<br />

E (0)<br />

n − E (0)<br />

m<br />

Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

2<br />

. (5.15)<br />

•DieKorrektur2.OrdnungzumGrundzustand(n=0)istimmernega-<br />

tiv,da E (0)<br />

0<br />

− E(0)<br />

m < 0 ∀ m = 0<br />

•PaarevonNiveaus n, m„stoßensichab” (Anti-level-crossing)<br />

Beispiel:Spin-1/2TeilchenimexternenMagnetfeld<br />

WirwollennuneineinfachesBeispielexaktlösenundanschließendmit<br />

demErgebnisderStörungstheorievergleichen.<br />

WirbetrachteneinSpin- 1<br />

2 TeilchenineinemexternenMagnetfeld B = Bzez<br />

inz-Richtung, Bz > 0.DerHamiltonoperatordiesesSystemslautet<br />

ˆH = −gBz ˆ Sz.DieEigenvektorendazusinddieEigenvektorenvon ˆ Sz,d.h.<br />

|±z〉,mitdenEigenwerten ∓gBz <br />

2 .<br />

AlsStörungschaltenwirnuneinschwaches B-Feldinx-Richtunghinzu.<br />

DerHamiltonoperatorlautetdann<br />

ˆH = −gBz ˆ Sz − gBx ˆ Sx , mit Bx<br />

Inder Sz-BasisistdieHamilton-Matrix<br />

Bz<br />

|+z〉 |−z〉<br />

|+z〉 −g <br />

2 Bz −g <br />

2 Bx<br />

|−z〉 −g <br />

2 Bx g <br />

2 Bz<br />

=: λ, |λ| ≪ 1 .<br />

(5.16)<br />

DieEigenwertgleichung ˆ H|ψ〉 = E|ψ〉lautetdaherinMatrixform<br />

− g<br />

<br />

Bz<br />

2<br />

Bx<br />

<br />

ψ1 ψ1<br />

= E . (5.17)<br />

Bx −Bz<br />

EinenichttrivialeLösungexistiertnur,wenn<br />

<br />

<br />

<br />

−g 2<br />

Bz Bx<br />

Bx −Bz<br />

ψ2<br />

<br />

<br />

− ˆ1E <br />

= E2 − (g <br />

160<br />

ψ2<br />

2 )2 (B 2 x + B2 z )<br />

!<br />

= 0 .


Darausfolgt<br />

Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

E± = ±g <br />

2 B , mit B := B 2 x + B2 z . (5.18)<br />

DiesesErgebnisistunmittelbareinsichtig:dadasphysikalischeProblem<br />

rotationsinvariantist,könntemandiez-AchseauchinRichtungdesGesamt-<br />

MagnetfeldesderStärke Blegen.<br />

AlsnächstesbestimmenwirdieEigenvektoren.EinsetzenderEigenwerte<br />

±gB <br />

2 indieEigenwertgleichung(5.17)liefert<br />

Bz Bx<br />

Bx −Bz<br />

<br />

<br />

ψ1<br />

± ˆ1B<br />

ψ2<br />

<br />

= 0<br />

AufgrundderverschwindendenDeterminantegenügtes,dieersteGleichungzuerfüllen,<br />

(Bz ± B) ψ1 + Bx ψ2 = 0.BisaufdieNormierunglautet<br />

derEigenvektoralso<br />

ψ1<br />

ψ2<br />

<br />

∼<br />

<br />

Bx<br />

−(Bz ± B)<br />

ZumspäterenVergleichentwickelnwirdieexakteLösungnachdemkleinen<br />

Parameter λ = Bx/Bz.<br />

E± = ±g <br />

B2 z + B<br />

2<br />

2 x<br />

<br />

= ±g<br />

2 Bz<br />

√ <br />

1 + λ2 = ±g<br />

2 Bz<br />

FürdenEigenvektorzu E+lautetdieReihenentwicklung<br />

ψ1<br />

ψ2<br />

<br />

+<br />

∼<br />

und<strong>für</strong>denEigenvektorzu E−<br />

ψ1<br />

ψ2<br />

<br />

−<br />

∼<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

<br />

<br />

− λ<br />

<br />

1<br />

2 0<br />

+ λ<br />

<br />

0<br />

2 1<br />

161<br />

<br />

<br />

.<br />

<br />

1 + 1<br />

2 λ2 + O(λ 4 <br />

)<br />

(5.19)<br />

+ O(λ 2 ) (5.20)<br />

+ O(λ 2 ) . (5.21)<br />

.


Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

WirwollennundasProblemstörungstheoretischbehandeln.Wiridentifizieren<br />

ˆH0 = −gBz ˆ Sz und ˆ H1 = −gBx ˆ Sx .<br />

DieEigenlösungvon ˆ H0ist<br />

<br />

<br />

Φ (0)<br />

1,2<br />

<br />

= |±z〉 ; E (0)<br />

1,2 = ∓g <br />

2 Bz .<br />

DieMatrixelementevon ˆ H1sindinder z-Basisproportionalzu σx = 01<br />

. 10<br />

Dahergilt E (1)<br />

n = 〈Φ (0)<br />

n | ˆ Sx|Φ (0)<br />

n 〉 = 0undsomitverschwindetdieEnergiekorrekturersterOrdnung.HierhabenwiresalsomiteinemFallzutun,<br />

indemesnotwendigist,dieKorrekturzweiterOrdnungzubestimmen.<br />

FürdieNichtdiagonalelemente(d.h. n = m)von ˆ H1gilt 〈Φ (0)<br />

n | ˆ H1|Φ (0)<br />

m 〉 =<br />

−g <br />

2 Bxund<br />

E (2)<br />

n<br />

E (2)<br />

1/2<br />

<br />

=<br />

m=n<br />

= ∓g<br />

2 Bx<br />

<br />

<br />

〈Φ (0)<br />

m | ˆ H1|Φ (0)<br />

<br />

<br />

n 〉<br />

E (0)<br />

n − E (0)<br />

m<br />

Bx<br />

2Bz<br />

2<br />

=<br />

<br />

g 2 Bx<br />

2 2E (0)<br />

n<br />

DieKorrekturersterOrdnung<strong>für</strong>denEigenzustandlautet:<br />

|Φ (1)<br />

<br />

n 〉 =<br />

m=n<br />

|Φ (0)<br />

m<br />

〈Φ(0) m |<br />

〉 ˆ H1|Φ (0)<br />

n 〉<br />

E (0)<br />

n − E (0)<br />

m<br />

g 2 = − Bx<br />

2E (0)<br />

n<br />

<br />

m=n<br />

|Φ (0) Bx<br />

m 〉 = ±<br />

2Bz<br />

<br />

m=n<br />

|Φ (0)<br />

m 〉<br />

InTabelle5.2.1sinddieErgebnisse<strong>für</strong>dieEigenwerteundEigenvektorenzusammengefasst.SiestimmeninderbetrachtetenOrdnungmitden<br />

exaktenErgebnissenindenGl.(5.19,5.20und5.21)überein.<br />

n |Φ (0)<br />

n 〉 E (0)<br />

n<br />

1 |+z〉 − gBz<br />

2<br />

2 |−z〉<br />

gBz<br />

2<br />

E (0)<br />

n + E (2)<br />

n<br />

− gBz <br />

1 1 +<br />

2<br />

gBz<br />

2<br />

|Φ (1)<br />

n 〉<br />

2λ2 λ<br />

2 |−z〉<br />

<br />

1 1 + 2λ2 −λ 2 |+z〉<br />

Tabelle5.1:BeiträgezurStörungstheorie.<br />

162<br />

(5.22)


Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

5.2.2 Störungstheorie<strong>für</strong>(fast)entarteteZustände<br />

WirwendenunsnundemFallzu,dasses<strong>für</strong>denbetrachtetenZustand<br />

|Φ (0)<br />

n0 〉mindestenseinenweiterenZustand |Φ (0)<br />

m 〉gibt,<strong>für</strong>dengilt<br />

<br />

<br />

<br />

λ <br />

<br />

〈Φ (0)<br />

n0 | ˆ H1|Φ (0)<br />

E (0)<br />

n0 − E (0)<br />

m<br />

<br />

m 〉<br />

<br />

<br />

≪ 1 .<br />

<br />

IndiesemFallbrichtderbisherbetrachteteFormalismuszusammen.Den<br />

ExtremfallstellenentarteteZuständedar,beidenen E (0)<br />

n0 − E (0)<br />

m = 0<strong>für</strong><br />

bestimmte m = nist.<br />

<br />

E (0)<br />

na<br />

<br />

E (0)<br />

<br />

n0<br />

E (0)<br />

nb<br />

Abbildung5.1:Eigenwertspektrum<br />

✲ E<br />

WirbetrachtendasEigenwertspektrumvon ˆ H0(Abb.5.1).DieEigenzuständevon<br />

ˆ H0benutzenwiralsBasis.WirwähleneinenReferenz-Zustand<br />

n0unddessenNachbarschaft na < n0 < nbso,dassaußerhalbdiesesBereichskeinEntartungsproblemauftaucht:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

n 〉<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

〈Φ (0)<br />

n0 | ˆ H1|Φ (0)<br />

E (0)<br />

n0 − E (0)<br />

n<br />

≪ 1 ∀ n /∈ N ,<br />

mitderIndexmenge N = {na, na + 1, · · · , n0, · · · , nb}.<br />

DerProjektions-Operator<br />

ˆP = <br />

i∈N<br />

|Φ (0)<br />

i 〉〈Φ(0)<br />

i | ,<br />

projiziert„auf N”,alsoindenRaumderjenigenEigenzuständevon ˆ H0,<br />

diemit n0(fast)entartetsind.DasKomplementvon ˆ Pist<br />

ˆQ = ˆ1 − ˆ P = <br />

163<br />

i/∈N<br />

|Φ (0)<br />

i 〉〈Φ(0)<br />

i | .


Wirteilennun ˆ Hwiefolgtauf<br />

ˆH = ˆ H0 + ( ˆ P + ˆ Q)<br />

<br />

=ˆ1<br />

= ˆ H0 + ˆ P ˆ H1 ˆ P<br />

<br />

= ê H0<br />

= ˆ H0 + ˆ H1<br />

ˆH1 ( ˆ P + ˆ Q)<br />

<br />

=ˆ1<br />

+ ˆ P ˆ H1 ˆ Q + ˆ Q ˆ H1 ˆ P + ˆ Q ˆ H1 ˆ Q<br />

<br />

= ê H1<br />

Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

DerOperator ˆ H0hataußerhalbvon NwegenderProjektion ˆ Pdieselben<br />

Matrixelementewie ˆ H0.DieMatrixelementezwischenZuständeninnerhalbundaußerhalbvon<br />

N sindwegenderProjektion ˆ PNull.Dagegen<br />

hat ˆ H0innerhalbvon NdieMatrixelemente<br />

Amn := H 0 mn<br />

= δmnE (0)<br />

n<br />

+ 〈Φ(0)<br />

m | ˆ H1|Φ (0)<br />

n<br />

〉 , m, n ∈ N .<br />

DieMatrixdarstellungvon ˆ H0hatsomitfolgendeBlockgestalt:<br />

N N<br />

N A 0<br />

N 0 ∆<br />

∆isteineDiagonalmatrix ∆nn ′ = δnn ′E(0) n .<br />

(5.23)<br />

Mankann ˆ H0inDiagonalformbringen,indemmandieMatrix Adiagonalisiert.DiesstelltinderRegelkeinProblemdar,daderRaumder(fast)<br />

entartetenZuständekleinist(Dimension


Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

mit ˆ H0 = ˆ H0 + ˆ P ˆ H1 ˆ Pund ˆ H1 = ˆ P ˆ H1 ˆ Q + ˆ Q ˆ H1 ˆ P + ˆ Q ˆ H1 ˆ Q.WirwarenursprünglichamZustand<br />

n0interessiert.Wirkönnenaberauchgleichdie<br />

Korrekturen<strong>für</strong>alleanderenZuständein Nuntersuchen.FürdieseZuständeberechnenwirjetztdieKorrekturenzuEnergieundZustandsvek-<br />

toraufgrundvon ˆ H1.<br />

DieEnergiekorrekturersterOrdnungist<br />

E (1)<br />

n = 〈 Φ (0)<br />

n | ˆ H1| Φ (0)<br />

n 〉<br />

Für n ∈ Nist | Φ 0 n〉eineLinearkombinationderZuständeausdemvon ˆ P<br />

aufgespanntenRaum.Dahergilt ˆ Q| Φ 0 n 〉 = 0.Weilnun ˆ QinjedemTerm<br />

von ˆ H1vorkommt,ist<br />

ENERGIEKORREK<strong>TU</strong>RERSTERORDNUNGINNERHALBVON N BEI<br />

E (1)<br />

n<br />

ENTAR<strong>TU</strong>NG<br />

= 0 ; n ∈ N . (5.24)<br />

DielinearenEinflüssevon ˆ H1wurdenalsobereitsbeiderDiagonalisie-<br />

rungvon ˆ H0berücksichtigt.<br />

WirberechnennundieKorrekturderZustandsvektoren.Für n ∈ Ngilt<br />

|Φ (1)<br />

<br />

n 〉 = |<br />

m=n<br />

Φ (0)<br />

ˆP | Φ (0)<br />

n 〉 = | Φ (0)<br />

n 〉<br />

ˆQ| Φ (0)<br />

n 〉 = 0<br />

|Φ (1)<br />

<br />

n 〉 = |<br />

m=n<br />

Φ (0)<br />

m | ˆ H1| Φ (0)<br />

n 〉<br />

m 〉〈 Φ (0)<br />

E (0)<br />

n − E (0)<br />

m<br />

<br />

⇒ ˆ H1| Φ (0)<br />

n 〉 = ˆ Q ˆ H1| Φ (0)<br />

n 〉<br />

m 〉 〈 Φ (0)<br />

m | ˆ Q ˆ H1| Φ (0)<br />

m ∈ N ⇒ 〈 Φ (0)<br />

m | ˆ Q = 0<br />

<br />

m /∈ N ⇒<br />

n 〉<br />

E (0)<br />

n − E (0)<br />

m<br />

〈 Φ (0)<br />

m | = 〈Φ (0)<br />

m |<br />

E (0)<br />

m = E (0)<br />

m<br />

165


Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

SomitsiehtdieEnergiekorrekturzweiterOrdnungbeim(fast-)entarteten<br />

Spektrumvon H0formalähnlichauswiebeimnichtentartetenSpektrum.<br />

KORREK<strong>TU</strong>RERSTERORDNUNGZUMZUSTANDSVEKTORBEI<br />

|Φ (1)<br />

n 〉 = <br />

m/∈N<br />

| Φ (0)<br />

ENTAR<strong>TU</strong>NG<br />

m 〉 〈 Φ (0)<br />

m | ˆ H1| Φ (0)<br />

E (0)<br />

n − E (0)<br />

m<br />

n 〉<br />

; n ∈ N . (5.25)<br />

Wiewirgeradegezeigthaben,sinddieindieserBeziehungauftauchenden<br />

Matrixelementevon ˆ H1dieselbenwievon ˆ H1.<br />

MitanalogenÜberlegungenerhaltenwirauchdie<br />

ENERGIEKORREK<strong>TU</strong>RZWEITERORDNUNGBEIENTAR<strong>TU</strong>NG<br />

E (2)<br />

n<br />

<br />

<br />

〈<br />

= Φ (0)<br />

m | ˆ H1| Φ (0)<br />

<br />

<br />

n 〉<br />

E (0)<br />

n − E (0)<br />

m<br />

m/∈N<br />

2<br />

; n ∈ N . (5.26)<br />

InGl.(5.25)und(5.26)tragennurnochZustände m /∈ Nbei,sodass–wie<br />

esdasZielunsererÜberlegungenwar–derNennerjetztnichtmehrzu<br />

kleinwird.DieGrundlagen<strong>für</strong>dieAnwendbarkeitderStörungstheorie<br />

<br />

<br />

( 〈Φ(0) m | ˆ H1|Φ (0) <br />

n 〉 <br />

≪ 1)sinddadurchsichergestellt.<br />

E (0)<br />

n −E (0)<br />

m<br />

DieEnergienundEigenvektorenzu n /∈ Nmüssenseparatberechnetwerden;entwedermitdenFormelndernicht-entartetenStörungstheorieoder<br />

indemindenobigenÜberlegungen nalsneuerBezugspunkt n0gewählt<br />

wird.<br />

166


5.3 ZunumerischenVerfahren<br />

Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />

NebenanalytischenMethodengibteseineReihesehrleistungsstarkernumerischerVerfahrenzumLösenvonEigenwertproblemen.Umsieanwendbarzumachen,stelltmanzunächstdasEigenwertproblemineinerendlichenBasis<br />

|i〉(i = 1, 2, . . ., N)dar<br />

ˆH |ψ〉 = E |ψ〉 (5.27)<br />

N<br />

mit |ψ〉 = ci |i〉 (5.28)<br />

i=1<br />

und Hij = 〈i| ˆ H|j〉 .<br />

EntwederistderbetrachteteVektorraumvonvornhereinendlich,oderer<br />

wirddurcheinephysikalischmotivierte,endlicheBasisapproximiert.Je<br />

nachderDimension NderBasiswendetmanunterschiedlicheVerfahren<br />

an:<br />

N ≤ 10 3 :StandardverfahrendernumerischenMathematik:<br />

liefernvollständigesSpektrumundalleEigenvektoren<br />

10 3 ≤ N ≤ 10 10 :Lanczos-Verfahren:exaktesiterativesVerfahren<br />

<strong>für</strong>tiefliegendeEigenwerteund-zustände<br />

10 10 ≤ N ≤ 10 ≈105<br />

:Quanten-Monte-Carlo-Verfahren:<br />

zurBestimmungthermodynamischerMittelwerte;<br />

oderzurBestimmungdesGrundzustandesund<br />

tiefliegenderEigenzustände;sowiedynamischerEigenschaften.<br />

EinigeVerfahrensindstatistischexakt,d.h. E QMC = E exakt ± σ<br />

√ NMC .<br />

167

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