Quantenmechanik - TU Graz - Institut für Theoretische Physik ...
Quantenmechanik - TU Graz - Institut für Theoretische Physik ...
Quantenmechanik - TU Graz - Institut für Theoretische Physik ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Quantenmechanik</strong><br />
Sommersemester2007<br />
(SelectedChapters)<br />
H.G.EVERTZ<br />
W.VONDERLINDEN
Inhaltsverzeichnis<br />
Einleitung 1<br />
Literatur 3<br />
1 WellenundTeilchen 7<br />
1.1 DasDoppelspaltexperimentmitklassischenTeilchen . . .. 8<br />
1.1.1 Kugeln ........................... 8<br />
1.1.2 Wasserwellen ....................... 9<br />
1.2 Licht . . .............................. 11<br />
1.3 Elektronen . . ........................... 12<br />
1.3.1 deBroglieWellenlänge. . ................ 14<br />
1.3.2 ExperimentzurBestimmungderTrajektorie ..... 16<br />
1.4 Folgerungen . ........................... 17<br />
2 ZuständeundMessungen 19<br />
2.1 Zustände .............................. 19<br />
2.2 Polarisationsexperimente . ................... 21<br />
2.2.1 Analysatoren ....................... 24<br />
2.3 AlgebraischeBeschreibung ................... 28<br />
2.3.1 VerallgemeinerungenundPostulate . ......... 32<br />
2.4 GemischteZustände:dieDichtematrix. ............ 36<br />
2.4.1 Dichtematrizen . . . ................... 36<br />
2.4.2 UnpolarisierterStrahl . . ................ 40<br />
2.4.3 ReineZuständemitmehrerenFreiheitsgraden:<br />
Produkträume....................... 41<br />
2.4.4 UnvollständigePräparation(unvollständigeMessung)<br />
undFortlassenunwichtigerFreiheitsgrade . ..... 44<br />
2.4.5 ReduzierteDichtematrix. ................ 45<br />
2.5 TeilchenmitSpin 1<br />
2 . ....................... 48<br />
2.5.1 DasStern-GerlachExperiment . ............ 48<br />
Teilchen............ 57<br />
2.5.2 Basisvektoren<strong>für</strong>Spin- 1<br />
2<br />
iii
INHALTSVERZEICHNIS<br />
2.5.3 Spin 1Operatoren<br />
. ................... 59<br />
2<br />
3 Zeitentwicklung 67<br />
3.1 Zeitentwicklungsoperator,Schrödingergleichung,<br />
undWellenfunktion. ....................... 67<br />
3.2 DerHamilton-Operator . . ................... 74<br />
3.2.1 StationärerFall:OperatorderGesamtenergie..... 74<br />
3.2.2 Korrespondenzprinzip:DerHamiltonoperator<strong>für</strong>einigewichtigeSysteme<br />
. . ................ 76<br />
3.3 ZeitabhängigkeitvonErwartungswerten . . ......... 78<br />
3.3.1 Erhaltungsgrößen. . ................... 78<br />
3.3.2 AllgemeinerFall . . ................... 79<br />
3.3.3 Beispiel:Spin-Präzession ................ 80<br />
3.4 Schrödinger-BildundHeisenberg-Bild. ............ 82<br />
3.4.1 Ehrenfest-Theorem:TeilchenimzeitunabhängigenPotential<br />
V (x) . ....................... 84<br />
4 Potentialprobleme 89<br />
4.1 Randbedingungen<strong>für</strong>dieWellenfunktion. . ......... 91<br />
4.1.1 Normierbarkeit,Spektrum . . . ............ 91<br />
4.1.2 Stetigkeit. . . ....................... 92<br />
4.2 KonstantesPotential ....................... 94<br />
4.3 GebundeneZuständeimPotentialtopf............. 95<br />
4.3.1 PotentialtopfmitunendlichhohenWänden. ..... 95<br />
4.3.2 PotentialtopfmitendlicherTiefe ............ 99<br />
4.4 EigenschaftenderEinteilchen-Wellenfunktion . . . .....104<br />
4.4.1 UntereSchranke<strong>für</strong>dieEnergieneinesPotentialproblems.<br />
...........................104<br />
4.4.2 GebundeneZuständein1dsindnichtentartet . . ..105<br />
4.4.3 ExistenzreellwertigerWellenfunktionenin1d . . ..107<br />
4.4.4 Paritätsoperator.ParitätderWellenfunktionenbei<br />
symmetrischenPotentialen . . . ............108<br />
4.4.5 Wahrscheinlichkeits-StromundKontinuitätsgleichung109<br />
4.5 FreieTeilchen ...........................112<br />
4.5.1 deBroglieWellenlänge. . ................114<br />
4.6 FreieTeilchen ...........................115<br />
4.6.1 deBroglieWellenlänge. . ................117<br />
4.7 UnabhängigeFreiheitsgrade:Produktansatz .........118<br />
4.7.1 Wellenpakete .......................120<br />
4.8 UnabhängigeFreiheitsgrade:Produktansatz .........120<br />
4.9 StreuunganeinerPotentialbarriere. . . ............122<br />
iv
INHALTSVERZEICHNIS<br />
4.9.1 AllgemeineLösung. ...................122<br />
4.9.2 HohePotential-Barriere(V0 > E > 0),Raster-Tunnel-<br />
Mikroskop. . .......................129<br />
4.9.3 NiedrigePotential-Barriere(E > V0 > 0)<br />
oderPotential-Mulde(E > 0 > V0)...........131<br />
4.9.4 Aufenthaltswahrscheinlichkeiten............133<br />
4.10 DerHarmonischeOszillator ...................136<br />
4.10.1 MethodevonDirac. ...................137<br />
4.10.2 EigenzuständeundErwartungswerte .........142<br />
4.10.3 GrundzustandinderOrtsdarstellung .........145<br />
4.10.4 AngeregteZuständeinderOrtsdarstellung. .....147<br />
4.10.5 DynamikdesharmonischenOszillators . . . .....150<br />
5 Näherungsverfahren 152<br />
5.1 Variationsansatz. . . .......................152<br />
5.2 ZeitunabhängigeStörungstheorie................155<br />
5.2.1 NichtentarteteStörungstheorie. ............156<br />
5.2.2 Störungstheorie<strong>für</strong>(fast)entarteteZustände .....163<br />
5.3 ZunumerischenVerfahren. ...................167<br />
v
Einleitung<br />
Die<strong>Quantenmechanik</strong>istvonzentralerBedeutung<strong>für</strong>unserVerständnisderNatur.SchoneinfacheExperimentezeigen,wiewirsehenwerden,<br />
dassdasklassischedeterministischeWeltbildmitseinenwohldefinierten<br />
EigenschaftenderMaterieinkorrektist.Amaugenscheinlichstentrittdies<br />
aufmikroskopischerSkalazutage,inderWeltderAtomeundElementarteilchen,diemannurmitHilfeder<strong>Quantenmechanik</strong>beschreibenkann.<br />
AbernatürlichistauchdiemakroskopischeWeltquantenmechanisch,was<br />
z.B.beiPhänomenenwiedemLaser,derLED,derSupraleitung,Ferromagnetismus,beiderKernspinresonanz(MRinderMedizin),oderauchbei<br />
großenObjektenwieNeutronensternenwichtigwird.<br />
EinerderzentralenPunkteder<strong>Quantenmechanik</strong>ist,dassnurAussagen<br />
überWahrscheinlichkeitengemachtwerdenkönnen,andersalsinderklassischendeterministischen<strong>Physik</strong>,indermandasVerhalteneinzelnerTeilchenmittelsderBewegungsgleichungenvorhersagenkann.DieentsprechendeBewegungsgleichunginder<strong>Quantenmechanik</strong>,dieSchrödingergleichung,beschreibtstatteinzelnerTeilchensogenannteWahrscheinlichkeitsamplituden.<br />
DieVorhersagender<strong>Quantenmechanik</strong>undihrerrelativistischenVerallgemeinerung,derQuantenfeldtheorie,habenbisherjederÜberprüfung<br />
standgehalten,inletzterZeitauchaufimmerpräzisereratomarerEbene,<br />
diezuvoroftnurGedankenexperimentenvorbehaltenwar.DieStruktur<br />
der<strong>Quantenmechanik</strong>machtihre„anschauliche”Interpretation(unddamiteinanschaulichesWeltbild!)zueinerschwierigen,aberauchextreminteressantenHerausforderung,derenFragenweiterhinGegenstandaktuellerForschungsind.IndenletztenJahrenhateseinestürmischeEntwicklunginderAnwendungderexperimentellimmerbesserbeherrschbaren<br />
fundamentalen<strong>Quantenmechanik</strong>gegeben,z.B.<strong>für</strong>dieQuanteninforma-<br />
1
Einleitung<br />
tionstheorie,mitzumTeilspektakulärenExperimenten(„Quantenteleportation”),diezentraldienicht-lokalenEigenschaftender<strong>Quantenmechanik</strong>nutzen.GrundlegendequantenmechanischePhänomenewerdenauch<br />
<strong>für</strong>speziellkonstruierteAnwendungenimmerinteressanter,wieetwadie<br />
QuantenkryptographieoderQuantencomputer.<br />
DiesezweistündigeVorlesungvermittelteineEinführungindie<strong>Quantenmechanik</strong>.WirwerdenzunächsteinigegrundlegendeExperimentebesprechenundsehen,dassihreResultateunszumVerlassenderklassischen<strong>Physik</strong>zwingen.SieführenauchzurStrukturder<strong>Quantenmechanik</strong>.AufdiesenGrundlagenaufbauendwerdenwirdieSchrödingergleichungbehandelnundmitihrerHilfequantenmechanischeProblemewie<br />
PotentialtöpfeunddenharmonischenOszillatorberechnen,sowohlexakt<br />
alsauchmitNäherungsverfahren.<br />
WegenderbegrenztenzurVerfügungstehendenZeitmüssenindieser<br />
VorlesungvieleAspekteunbeleuchtetbleiben.Eswirddaherempfohlen,<br />
auchLehrbücherzurErgänzungundVertiefungdesLehrstoffeszubenutzen,vondenenimFolgendeneinigeangegebenwerden.<br />
DiebenötigteundzumTeilungewohnteMathematikwirdimAnhangdiesesVorlesungsskriptsbesprochenundindenerstenWochenderÜbungen<br />
behandelt.FürdasVerständnisder<strong>Quantenmechanik</strong>undzumErlernen<br />
quantenmechanischerRechnungenistdasselbstständigeLösenderÜbungsaufgabenbesonderswichtig.<br />
ZumSchlussdieserEinleitungnocheinAusblickaufweitereVorlesungen:<br />
DieBehandlungder<strong>Quantenmechanik</strong>,hinsichtlichAnwendung,MethodenundInterpretation,wirdinderVorlesungFortgeschrittene<strong>Quantenmechanik</strong>fortgesetzt.DadieSchrödingergleichungdasVerhaltenvonEnsembleseinzelnerTeilchenbeschreibt,mussmandenFormalismus<strong>für</strong>die<br />
BehandlungvonSystemenvielerTeilchenerweitern.DieFortgeschrittene<br />
<strong>Quantenmechanik</strong>wirdeinekurzeEinführungindiesesogenannteZweiteQuantisierungvermitteln.AusführlicherwirddiesoentstehendenichtrelativistischeVielteilchenphysik,GrundlageaktuellerForschunginder<br />
Festkörperphysik,dannimerstenTeilderVorlesungQuantenundFelder<br />
behandelt.ImzweitenTeildieserVorlesungwirddieDirac-Gleichung,<br />
alsodierelativistischequantenmechanischeEinteilchengleichungbesprochenwerden.AlsSynthesevermitteltderdritteTeilschließlicheineEinführunginrelativistischeVielteilchentheorien,dieQuantenfeldtheorien.<br />
2
Literatur<br />
EsgibteinegroßeZahlvonBüchernüberdie<strong>Quantenmechanik</strong>,darunter<br />
auchvieleguteEinführungen.InderfolgendenAuswahlwerdenvorallemeinigeBüchererwähnt,dieimAufbauderVorlesungähnelnoderdie<br />
besondersgutzugänglichsind.<br />
ZugangwieinderVorlesung:<br />
H.MITTER,Quantentheorie,3.Auflage1994.<br />
Gutverständlich.DieVorlesungfolgtimerstenAbschnittzumTeil<br />
diesemBuch.ThemenauswahldesBuchssehrknapp.Vergriffen.Als<br />
Postskripterhältlichunterphysik.kfunigraz.ac.at/˜hem.<br />
R.SHANKAR,PrinciplesofQuantumMechanics,1994.<br />
MitMathematikteil.Rechtausführlich.Inder<strong>TU</strong>BLehrbuchsammlungverfügbar.<br />
J.L.BASDEVANT,J.DALIBARD,QuantumMechanics,2002.<br />
SorgfältigeDarstellung,diesowohlmathematischeGrundlagenund<br />
konzeptionelleFragenalsauchneueExperimenteundAnwendungenbehandelt.DieVorlesungfolgtzumTeildiesemBuch.<br />
J.J.SAKURAI,ModernQuantumMechanics,1994.<br />
EinedererstenDarstellungen,welchedie<strong>Quantenmechanik</strong>über<br />
grundlegendeExperimenteaufbaut.RelativhohesNiveau.Lehrbuchsammlung.<br />
R.P.FEYNMAN,R.B.LEIGHTON,M.SANDS,FeynmanVorlesungenüber<br />
<strong>Physik</strong>III:<strong>Quantenmechanik</strong>,1988.<br />
3
Literatur<br />
FeynmansunverwechselbarerStilmitsehrausführlichenErklärungen.Vorlesungvon1965.Vielleichtnichtsosystematischwieandere<br />
Bücher.Lehrbuchsammlung.<br />
J.S.TOWNSEND,AModernApproachtoQuantumMechanics,1992.<br />
ÄhnlichzuSakurai.NichtsohohesNiveau.Wortreich,abermanchmalschwerverständlich.EinigeRechnungenderVorlesungfolgen<br />
diesemBuch.<br />
L.E.BALLENTINE,QuantumMechanics:AModernDevelopment,1998.<br />
MitMathematikteil.EtwasmathematischformalerundanspruchsvolleralsdieübrigenBücher.DiskutiertauchInterpretationsfragen(z.T.inderVorlesungübernommen)undneuereExperimente.Relativausführlich.Lehrbuchsammlung.<br />
ZugangüberdieSchrödingergleichung:<br />
W.NOLTING,<strong>Quantenmechanik</strong>,2003.<br />
VieledurchgerechneteAufgaben.MitMathematikteil.Ausführlicher<br />
TeilzuExperimenten.<br />
T.FLIESSBACH,<strong>Quantenmechanik</strong>,2005.<br />
KlareundrechtknappeDarstellunginderArteinesVorlesungsskriptes.KurzerMathematikteil.EinführungwieindieserVorlesung.<br />
A.MESSIAH,<strong>Quantenmechanik</strong>I,II,1991.<br />
EinStandardwerk.AusführlicheErklärungen.Lehrbuchsammlung.<br />
E.MERZBACHER,QuantumMechanics,1998.<br />
Sehrausführlichundumfassend,mitdetailliertenRechnungen.Für<br />
eineEinführungeherzuumfangreich.<br />
C.COHEN-TANNOUDJI,B.DIU,F.LALOE,<strong>Quantenmechanik</strong>1,2,1999.<br />
Extremausführlich,abereherunübersichtlich.AlleRechnungenkomplett.Lehrbuchsammlung.<br />
4
ZurInterpretationder<strong>Quantenmechanik</strong>:<br />
Literatur<br />
AuchhiergibteszahlreicheWerke,vondeneneinigewenigeerwähntseien.<br />
E.SQUIRES,TheMysteryoftheQuantumWorld,1994.<br />
Elementarundaufdas„Messproblem”(KollapsderWellenfunktion)<br />
fokussiert.<br />
Y.AHARONOV,D.ROHRLICH,QuantumParadoxes,2004.<br />
ÜbersichtüberdieParadoxieninderInterpretationder<strong>Quantenmechanik</strong>.<br />
J.AUDRETSCH,VerschränkteSysteme,2005.<br />
EinführungindieQuanteninformationstheorie.Mathematikteil.KnappeBesprechungderGrundlagenderQM.Fokusaufnicht-klassische<br />
EigenschaftenalsGrundlagederQuanteninformationstheorie.<br />
Übungsbücher:<br />
S.FLÜGGE,RechenmethodenderQuantentheorieundPracticalQuantumMechanics.VielesystematischgegliederteundgelösteAufgaben.DiebeidenBüchersindzueinemgroßenTeilgleich.Lehrbuchsammlung.<br />
D.GRAU,ÜbungsaufgabenzurQuantentheorie.<br />
Wenigersystematisch.EinExemplarinderHauptbibliothek.<br />
5
6<br />
INHALTSVERZEICHNIS
Kapitel1<br />
WellenundTeilchen<br />
WiealleTheorienkannmanauchdie<strong>Quantenmechanik</strong>nichtherleiten,<br />
genausowenigwieetwadieNewtonschenGesetze.DieEntwicklungeinerTheorieerfolgtanhandexperimentellerBeobachtungen,oftineinemlangenProzessvonVersuchundIrrtum.DabeisindoftneueBegriffsbildungennötig.WenndieTheorienichtnurdiebisherigenBeobachtungen<br />
beschreibt,sonderneigeneAussagekrafthat,folgenausihrVorhersagen<br />
<strong>für</strong>weitereExperimente,dieüberprüfbarsind.WenndieseVorhersagen<br />
eintreffen,istdieTheorieinsoweitbestätigt,abernicht"bewiesen",denn<br />
eskönnteimmerandereExperimentegeben,dienichtrichtigvorhergesagtwerden.TrifftdagegenauchnureineVorhersagederTheorienicht<br />
ein,soistsiefalsifiziert.DieinvielenAspektenzunächstsehrmerkwürdige<br />
<strong>Quantenmechanik</strong>hatbisheralleexperimentellenÜberprüfungenbestens<br />
überstanden,imGegensatzzueinigenvorgeschlagenenAlternativen(z.B.<br />
mit„HiddenVariables”).<br />
WirfolgenindieserVorlesungnichtderhistorischenEntwicklungder<br />
<strong>Quantenmechanik</strong>mitihrenUmwegen,sondernbehandelneinigeSchlüsselexperimente,andenendasVersagenderklassischen<strong>Physik</strong>besonders<br />
klarwird,unddiezudenBegriffender<strong>Quantenmechanik</strong>führen.Dabei<br />
kann,imSinnedesobengesagten,die<strong>Quantenmechanik</strong>nicht„hergeleitet”,sondernnurplausibelgemachtwerden.<br />
DiedrastischsteBeobachtung,diezumVerlassendesklassischenWeltbildesführt,ist,dassalleMaterieundalleStrahlunggleichzeitigTeilchencharakterundWellencharakterhat.BesondersklarwirddiesimsogenanntenDoppelspaltexperiment.DabeilaufenTeilchenoderStrahlenaufeineWandmit<br />
zweiSpaltenzu.DahinterwerdensieaufeinemSchirmdetektiert.<br />
7
Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />
1.1 DasDoppelspaltexperimentmitklassischen<br />
Teilchen<br />
1.1.1 Kugeln<br />
Wiruntersuchen,welchesVerhaltenwirbeiKugelnerwarten,diedurch<br />
dieklassischeNewtonscheMechanikbeschriebenwerden.(Tatsächliche<br />
Kugelnverhaltensichnatürlichquantenmechanisch.DieEffektesindaber<br />
wegenihrerhohenMassenichterkennbar).<br />
Abbildung1.1:DoppelspaltexperimentmitKugeln. HbeschreibtdiebeobachtetenAuftreffhäufigkeiten.<br />
WirmacheneinGedankenexperimentmitdemAufbau,derinAbbildung<br />
(1.1)skizziertist.<br />
–EineQuelleschießtKugelnzufälligindenRaumwinkel ∆Ω.Anden<br />
SpaltenwerdendieKugelngestreut.<br />
–AufdemSchirmSwerdendieKugelnregistriert.DieKoordinateentlangdesSchirmsseix.AusderHäufigkeitdesAuftreffensvonKugelnineinemIntervall<br />
(x, x+∆x)ergibtsichdieWahrscheinlichkeit<br />
P(x)∆x,dasseineKugelindiesemIntervallankommt.<br />
–DieQuellewirdmitsogeringerIntensitätbetrieben,dassdieKugeln<br />
einzelnankommen.<br />
DasExperimentwirdnunaufverschiedeneWeisendurchgeführt:<br />
8
1)NurSpalt1istoffen:diesliefertdieVerteilung P1(x)<br />
2)NurSpalt2istoffen:diesliefertdieVerteilung P2(x)<br />
Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />
3)BeideSpaltesindoffen:diesliefert P12(x),nämlicheinfachdieSumme<br />
P12(x) = P1(x) + P2(x)dervorherigenVerteilungen.<br />
1.1.2 Wasserwellen<br />
WirwiederholendenVersuchmitWasserwellen.DieVersuchsanordnung<br />
istinAbbildung(1.2)dargestellt.<br />
Abbildung1.2: DoppelspaltexperimentmitWasserwellen.<br />
–DieQuelleerzeugtkreisförmigeWellen.<br />
–DieWandhatwiederzweiSpalte.<br />
–DerSchirmSseieinAbsorber,sodasskeineWellenreflektiertwerden.<br />
–Wirfinden,dassdieAuslenkungbeimSchirmmitderZeitoszilliert,<br />
miteinerortsabhängigenAmplitude.<br />
–DerDetektorDmessedieIntensität I = |Amplitude| 2 .<br />
9
Manbeobachtet:<br />
Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />
1.DieIntensität IkannallepositivenWerteannehmen(abhängigvon<br />
derQuelle).EstrittkeineQuantelungauf.<br />
2.WirlassennurSpalt1oder2offenundfinden:<br />
DieIntensitäten I1bzw. I2gleichendenentsprechendenHäufigkeitenbeimExperimentmitKugeln.<br />
3.WirlassenbeideSpalteoffen:<br />
I12(x)zeigteinInterferenzbild; I12 = I1 + I2.<br />
EshängtvomAbstand ∆derSpalteab.<br />
DieInterferenzzwischenbeiden(Teil)WellenistanmanchenStellen<br />
konstruktiv undananderendestruktiv.KonstruktiveInterferenztritt<br />
auf,wenn<br />
Abstand(DetektorzuSpalt1)-Abstand(DetektorzuSpalt2)=n·λ,<br />
wobei λdieWellenlängeist,und n ∈ N.<br />
4.MathematischeBeschreibung:<br />
Esistbequem,zurBeschreibungderzeitlichenOszillationdieFunktion<br />
e iωt = cosωt+i sinωtzuverwenden,vonderhiernurderRealteil<br />
benutztwird.<br />
DiemomentaneAuslenkungamOrtdesDetektorsDist<br />
A1 = Re (a1e iωt ) nurSpalt1offen<br />
A2 = Re (a2e iωt ) nurSpalt2offen<br />
A12 = Re (a1e iωt + a2e iωt ) beideSpalteoffen<br />
a1, a2 ∈ C<br />
DerBezugzudengemessenenIntensitätenist<br />
I1 = |a1e iωt | 2 = |a1| 2<br />
I2 = |a2e iωt | 2 = |a2| 2<br />
I12 = |a1e iωt + a2e iωt | 2 = |a1| 2 +|a2| 2 + 2|a1||a2| cos(δ) <br />
= I1 +I2 + 2|a1||a2| cos(δ) <br />
DerTermindereckigenKlammeristderInterferenzterm,dervonder<br />
Phasendifferenz δabhängt,diesichausdemGangunterschiedergibt.<br />
10<br />
.
1.2 Licht<br />
Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />
DieüblichesehrerfolgreicheBeschreibungvonLichtindermakroskopischenWeltistdieeinerWelle,mitelektrischenundmagnetischenFeldern.<br />
DiedurchExperimentenotwendiggewordeneteilchenartigeBeschreibung<br />
überPhotonenwareineRevolution.<br />
LichtbestehtausPhotonen<br />
VorderBesprechungdesDoppelspaltexperimentsseienkurzeinigefrühe<br />
Experimenteerwähnt,welchedieTeilchennaturvonLichtzeigen.<br />
•DieHohlraumstrahlung,alsodastemperaturabhängigeSpektrum<br />
einesschwarzenKörpers,lässtsichklassischnichtverstehen.Bei<br />
einerklassischenWellennaturdesLichtswürdedieIntensitätdes<br />
SpektrumszuhohenFrequenzenhindivergieren.DieEnergiedichtedeselektromagnetischenFeldeswäreunendlich!DieErklärung<br />
<strong>für</strong>dastatsächlichbeobachteteSpektrumfandPlanckimJahr1900<br />
(amselbenTag,andemerdiegenauenexperimentellenErgebnisse<br />
erfuhr!),indemerpostulierte,dassLichtnurinfestenEinheitender<br />
Energie E = hνabgestrahltwird.DiespäterPhotonengenannten<br />
„Quanten”gabenderQuantentheorieihrenNamen.DiesesPostulat<br />
wareine„Verzweiflungstat”PlancksundstießaufgrosseSkepsis.<br />
Einsteinnanntees„verrückt”.<br />
•BeimPhotoeffektschlägteinPhotonderFrequenz νauseinemMetalleinElektronheraus,dasmitderkinetischenEnergie<br />
hν − Φaustritt,wobei<br />
ΦeineAustrittsarbeitist.EsgibtdahereineSchwelle<br />
<strong>für</strong>dieFrequenzdesPhotons,unterhalbdererkeineElektronenaustreten.Klassischhättemanerwartet,dassbeijederPhotonfrequenzmitzunehmenderLichtintensitätmehrundmehrElektronen„losgeschüttelt”würden.StattdessenbestimmtdieIntensitätdesLichtesnurdieAnzahlderaustretendenElektronenundauchnichtihrekinetischeEnergie.MitderLichtquantenhypothesekonnteEinstein1905<br />
denPhotoeffekterklären.EswardieseArbeit,<strong>für</strong>dieer1921den<br />
Nobelpreiserhielt.<br />
•AuchderComptoneffekt,mitStreuungvonLichtanElektronen,lässt<br />
11
sichnurüberPhotonenerklären.<br />
Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />
•NochdirekterbemerktmandiePartikelstrukturvonLichtmitGeigerzählern,PhotomultipliernodermitCCDs(Digitalkameras!).InteressanterweisekannmansogarmitbloßemAugebeieinerschwach<br />
beleuchtetenWandfleckigeHelligkeitsschwankungenerkennen,die<br />
sichschnelländern.SieberuhenaufderSchwankungderAnzahl<br />
auftreffenderPhotonen,diemanabetwa10pro100msecwahrnehmenkann.<br />
LichthatWellennatur<br />
DieWellennaturdesLichteserkenntmanklaramDoppelspaltexperiment:<br />
AufbauundErgebnisbezüglichderIntensitätenverhaltensichgenauwie<br />
beimExperimentmitWasserwellen.InderMaxwelltheorieistdieIntensitätdesLichtsproportionalzumQuadratderAmplitudedeselektrischen<br />
Feldes I ∼ E 2 ,alsovonderselbenStrukturwiebeidenWasserwellen,nur<br />
dassjetztdaselektrischeunddasmagnetischeFelddieRollederAmplitudespielen.<br />
GanzandersalsbeiWasserwellenistaberdasAuftreffendesLichtesauf<br />
denSchirm:diePhotonentreffeneinzelnauf,jeweilsmitderEnergie hν,<br />
underzeugentrotzdemeinInterferenzbild,wenn2Spaltegeöffnetsind!<br />
DerAuftreffpunkteineseinzelnenPhotonslässtsichdabeinichtvorhersagen,sondernnurdiezugehörigeWahrscheinlichkeitsverteilung!<br />
1.3 Elektronen<br />
NochetwasdeutlicherwirddieProblematikvonTeilchen-undWellennaturimFallvonMaterie,wieElektronenoderAtomen.Die„Teilchennatur”isthiersehrklar.ZumBeispielkannman<strong>für</strong>eineinzelnesElektron<br />
LadungundMassebestimmen.<br />
InterferenzvonElektronen<br />
DasVerhaltenamDoppelspaltzeigtaberwiederWellennatur(sieheAbbildung1.3)!ExperimentelleBeobachtungen:<br />
12
Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />
Abbildung1.3: DoppelspaltexperimentmitElektronen.<br />
1.DieElektronenkommen(wieklassischeTeilchen)alsEinheitenam<br />
Detektoran.<br />
2.InAbhängigkeitvomOrtdesDetektorsvariiertdieZählrate.<br />
3.GemessenwirdeineHäufigkeitsverteilung,d.h.dieAuftreffwahrscheinlichkeit.<br />
4.ÖffnetmannurSpalt1odernurSpalt2,sotritteineHäufigkeitsverteilungwiebeiKugeln(oderbeiWellenmitnur1offenenSpalt)<br />
auf.<br />
5.ÖffnetmandagegenbeideSpalte,sobeobachtetmaneinInterferenzmuster,alsowiedereineWahrscheinlichkeitsverteilung<br />
P12 =<br />
P1 + P2.InsbesonderesinktdurchdasÖffnendes2.SpaltesanmanchenStellensogardieAuftreffwahrscheinlichkeitaufNull.<br />
DasselbeVerhaltenhatmanauchmitNeutronen,AtomenundsogarFulleren-<br />
Molekülenbeobachtet!DieMathematikzurkorrektenBeschreibungdes<br />
ExperimentsistinihrerStruktursehreinfach.Wirkönnen,wiebeiWellen,<br />
komplexwertigeAmplituden,sogenannte„Wahrscheinlichkeitsamplituden”<br />
ϕ1und ϕ2definieren,ausdenenwirdieIntensität(=Auftreffwahrscheinlichkeit)<br />
alsBetragsquadraterhalten<br />
P1 = |ϕ1| 2<br />
P2 = |ϕ2| 2<br />
P1,2 = |ϕ1 + ϕ2| 2<br />
13
Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />
DiesistanalogzuWellen.BeiklassischenWellensinddiekomplexenZahleneinmathematischerTrickzurVereinfachung,vondenennurderRealteilverwendetwird.Quantenmechanischstelltsichheraus,dass<strong>für</strong>dieWahrscheinlichkeitsamplitudekomplexeZahlenverwendetwerdenmüssen.<br />
MankanndieBahneineseinzelnenElektronsnichtvorhersagen,sondern<br />
nurdieWahrscheinlichkeitsverteilungeinesganzenEnsemblesvonElektronen!<br />
1.3.1 deBroglieWellenlänge<br />
DierelevanteLängenskala<strong>für</strong>freiequantenmechanischeTeilchen,sowohl<br />
PhotonenalsauchElektronen(!),istdie<br />
DE-BROGLIE-WELLENLÄNGE<br />
λ = 2π<br />
k<br />
= h<br />
p<br />
(1.1)<br />
FürnichtrelativistischeElektronenistderImpulsdurch p 2 /2m = Ekingegeben,allgemeindurch<br />
p = mv/ 1 − v 2 /c 2 = E 2 ges − m2 .AuchPhotonenbesitzeneinenimExperimentmessbarenImpulsderGröße<br />
p = k =<br />
2π<br />
λ .<br />
DieseLängenskala λerscheintsowohlimDoppelspaltexperiment,alsauch<br />
z.B.beiderStreuungvonTeilchenmitImpuls paneinemKristall.Man<br />
erhältdorteinInterferenzbild(Davisson-Germer-Experiment),undzwar<br />
<strong>für</strong>ElektronenmitImpuls pdasselbewie<strong>für</strong>PhotonenmitdemselbenImpuls!<br />
WiewirinKap.??sehenwerden,werdenfreieElektronenquantenmechanischdurcheineWarscheinlichkeitsamplitudeinderFormeinerebenen<br />
Welle e ipx beschrieben.<br />
14
Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />
QuantenmechanischeEffektewerdenunterhalbeinerLängenskaladerGrößenordnungderde-Broglie-Wellenlängeλwichtig.SiebeträgtzumBeispielbei<br />
Protonen: λ ≃<br />
Elektronen: λ ≃<br />
Photonen: λ ≃<br />
0.28 ◦<br />
A<br />
Ekin/eV<br />
12 ◦<br />
A<br />
Ekin/eV<br />
380 ◦<br />
A<br />
Ekin/eV<br />
(1.2)<br />
ZufreienPhotonenwiezufreienMaterieteilchengehörtaucheine,zuerst<br />
ebenfallsvondeBrogliepostulierte,charakteristischeFrequenz νmit<br />
MehrdazuimKapitel.<br />
Ekin = hν = ω . (1.3)<br />
EineanderefundamentaleLängeistdieCompton-Wellenlänge<br />
λ C = h<br />
. (1.4)<br />
mc<br />
SiehängtnichtvomImpulsab.Sieistgleichderde-BroglieWellenlängeeinesmassivenTeilchensmitImpuls<br />
p = mc.Andersgesagt:EinPhotonmit<br />
derWellenlänge λC hatdieselbeEnergiewieeinruhendesTeilchender<br />
Masse m.FüreinElektronbeträgtdieCompton-Wellenlänge 0.024 ◦<br />
A.DieseWellenlängeistbeiderCompton-Streuungundinderrelativistischen<br />
Quantenfeldtheorierelevant.<br />
15
Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />
1.3.2 ExperimentzurBestimmungderTrajektorie<br />
DadieElektronenimDoppelspaltexperimenteinzelnamDetektoreintreffen,kannmanvermuten,dassjedesElektronnurentwederdurchSpalt1oderdurchSpalt2geht.WirwiederholendaherdasDoppelspaltexperimentmitzweigeöffnetenSpalten.GleichzeitigzumSignal,daswiram<br />
Schirmmessen,wollenwirversuchenfestzustellen,durchwelchenSpalt<br />
dasElektrongeht.ZudiesemZweckplatzierenwirhinterdemDoppel-<br />
Abbildung1.4:ExperimentzurBestimmungderTrajektorie.<br />
spalteineLichtquelle,wieinAbbildung1.4.WenneinElektrondurch<br />
einenderSpaltefliegt,entstehtdurchStreuungvonPhotonenamElektron<br />
imzugehörigenDetektoreinLichtblitz.Mankannalsoausdemjeweiligen<br />
Lichtblitzfolgern,durchwelchenSpaltdasElektrongeflogenist.<br />
WennmandasExperimentdurchführt,beobachtetman,dassesmitjedemaufdemSchirmnachgewiesenenElektronnureinenLichtblitzgibt,entwedervonSpalt1odervonSpalt2.WennwirallerdingsdieortsaufgelösteAuftreffrateanalysieren,findenwirnun<br />
P12 ≃ P1 + P2<br />
,<br />
wobei P1, P2dieWahrscheinlichkeitendesEinfachspalt-Experimentessind;<br />
d.h.dieInterferenzistdurchEinschaltenderLichtquelle(fast)verschwunden!SchaltenwirdasLichtwiederaus,istdieInterferenzwiederda.<br />
OffensichtlichhatdieElektron-Licht-WechselwirkungdieElektronendrastischgestört!<br />
16
Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />
Mankönntedarandenken,dieLichtintensitätzureduzieren.Dabeizeigt<br />
sichjedoch,dassnunnichtmehrgleichzeitigzujedemDetektorsignal<br />
einLichtblitzauftritt.Diesliegtdaran,dasszuwenigePhotonenausder<br />
Lichtquelleaustreten.WennwirdieFälleuntersuchen,beideneneinLichtblitzaufgetretenist,erhaltenwirnachwievorkeineInterferenz.UmgekehrtzeigtdieAuftreffratederjenigenElektronen,beiderenDurchgang<br />
keinLichtblitzregistriertwurde,wiedereinInterferenzbild.<br />
EsgibtabernocheineandereMöglichkeit,denEinflussderPhotonenauf<br />
dieElektronenzureduzieren.DasElektronwirdinunseremVersuchdetektiert,indemzumindest1PhotonamElektrongestreutwird,wodurch<br />
gleichzeitigdieBahndesElektronsgestörtwird.DieImpulsänderungdes<br />
ElektronshängtvomImpulsdesPhotonsab.ZwischendemImpuls pund<br />
derWellenlänge λbestehtdieBeziehung p = h/λ.UmdenImpulsdes<br />
PhotonsundsomitdenImpulsübertragaufdasElektronzureduzieren,<br />
mussdieWellenlängedesLichtesvergrößertwerden.Wennwirdastun,<br />
beobachtenwir,dassoberhalbeinercharakteristischenWellenlängedas<br />
Interferenzbildwiederauftaucht.DiecharakteristischeWellenlängeentsprichtdemAbstandderSpalte,istalsogeradesogroß,dasswirnunnicht<br />
mehrgenausagenkönnen,durchwelchenSpaltdasElektrongegangenist<br />
!<br />
1.4 Folgerungen<br />
DiebeschriebenenExperimentelegeneineReihevonSchlussfolgerungen<br />
nahe.DieallgemeineGültigkeitdieserFolgerungenzeigtsichdurchdie<br />
dargestelltenundvieleandereExperimenteundderentheoretischeBeschreibung.<br />
DieTeilchenkommenimDoppelspaltexperimentanscheinendanzufälligenOrtenan.Tatsächlichzeigtessich,dassderAuftrefforteineseinzelnen<br />
Teilchensnichtvorhergesagtwerdenkann.Allgemeingilt<br />
17
Kapitel 1. Wellen und Teilchen<br />
•DeterministischeAussagenüberdasVerhalteneinzelnerTeilchensind<br />
inderRegelnichtmöglich.BerechnenkannmannurWahrscheinlichkeiten<strong>für</strong>einEnsemblevongleichartigpräpariertenTeilchen.Diese<br />
Wahrscheinlichkeitensindwohldeterminiert.<br />
•ElektronenundPhotonenkommeneinzelnalsTeilchenan.IhreAuftreff-WahrscheinlichkeitistwiedieIntensitätvonWellenverteilt.<br />
•DieWahrscheinlichkeit,dasseinExperimenteinenbestimmtenAusgangnimmt,istdurchdasBetragsquadrateinerkomplexenZahl<br />
ϕ,<br />
der„Wahrscheinlichkeitsamplitude”gegeben.<br />
P = |ϕ| 2<br />
(1.5)<br />
•WenneinEreignisaufverschiedenenWegen ierreichtwerdenkann,<br />
sinddieWahrscheinlichkeitsamplituden<strong>für</strong>dieEinzelereignisseaufzusummieren<br />
(wiedieAmplitudenbeiWellen)<br />
ϕ =<br />
m<br />
i=1<br />
ϕi<br />
HierdurchtrittInterferenzauf.<br />
(1.6)<br />
Beimakroskopischer<strong>Physik</strong>sindInterferenztermeinderRegelsowinzig,<br />
dasssienichtmehrbeobachtbarsind.Dadurchwirddiemakroskopische<br />
<strong>Physik</strong>„klassisch”.<br />
Wellen-undTeilcheneigenschaftenwerdeninder<strong>Quantenmechanik</strong>mit<br />
Hilfeder„Wahrscheinlichkeitsamplitude”beschrieben.Elektronenund<br />
PhotonensindwederklassischeTeilchennochklassischeWellen.<br />
18
Kapitel2<br />
ZuständeundMessungen<br />
JedephysikalischeTheorieenthältphysikalischeKonzepte,einenmathematischenApparatundeinenSatzvonKorrespondenzregeln,derdieKonzeptemitdermathematischenBeschreibungverbindet.DieseKorrespondenzensindoftso„offensichtlich”,dassmannichtweiterdarübernachdenkt,wiezumBeispielbeiderBeschreibungdesOrteseinesTeilchens<br />
durchreelleZahlen.DermathematischeApparatder<strong>Quantenmechanik</strong><br />
unddiezugehörigenKorrespondenzregelnsindwenigerintuitivundbedürfensorgfältigerÜberlegungen.<br />
2.1 Zustände<br />
Wirhabenschonerfahren,dassbeiMessungenbeliebigerGrößen(„Observablen”)nurWahrscheinlichkeiten<strong>für</strong>dieErgebnisseangegebenwerdenkönnen.DieseWahrscheinlichkeitenhängen<strong>für</strong>einezumessendephysikalischeGröße(etwadenAuftrefforteinesElektronsaufeinemSchirm)<br />
vonderPräparationdergemessenenObjekteab.DerAuftrefforteines<br />
Elektronsistabernichtdeterministischbestimmt.ZweigleichartigpräparierteElektronenwerdenimallgemeinenanverschiedenenOrtenauftreffen.DieWahrscheinlichkeiten<strong>für</strong>dieverschiedenenAuftreffortesinddagegenwohldeterminiert.EsmachtdaherSinn,dieElektronendurchsolcheWahrscheinlichkeitenzucharakterisieren,oderäquivalentdurchdie<br />
Präparation:<br />
19
ZUSTAND<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
EnsemblevonTeilchen,diegleichartigpräpariertsind.<br />
Äquivalent:DurchdiegleichartigePräparationsinddieWahrscheinlichkeitsverteilungenallerObservablenbestimmt.<br />
DerZustandsbegriffisteinesdermeistdiskutiertenKonzepteder<strong>Quantenmechanik</strong>.EsgibtdabeivorallemunterschiedlicheZugängezurBetrachtungeinzelnerTeilchen,diehiernurganzkurzangesprochenwerden<br />
können.<br />
1.IndertraditionellenKopenhagenerInterpretationder<strong>Quantenmechanik</strong>wirdauchvomZustandoderderWellenfunktioneineseinzelnenTeilchensgesprochen.EinsolcherZustandmussmehrereMessergebnisse(z.B.Auftrefforte)erlauben.WenneinesdieserMessergebnissetatsächlicheingetretenist(dasElektronistaneinembestimmtenOrtgemessenworden)dannsprichtmanindiesemZugangvoneinem„KollapsderWellenfunktion”:nachderMessungistderOrtdeseinzelnenTeilchenseindeutigbekannt.SeineWellenfunktion(seinZustand)hatsichalsoplötzlichgeändert.Diesführt<br />
zuInterpretationsschwierigkeiten.<br />
2.DieseSchwierigkeitenverringertman,wennmandaraufverzichtet,<br />
vondemZustandeineseinzelnenTeilchenszusprechen,sondern<br />
nurunendlichgroßeEnsemblesgleichartigpräparierterTeilchenbetrachtet.Hier<strong>für</strong>sindWahrscheinlichkeitsverteilungen<strong>für</strong>alleMessungenwohldefiniert.DaseinzelneMessergebnisändertnichtsan<br />
diesenVerteilungen.(WennmanaberTeilchenmiteinem bestimmtenMessergebnisnachderMessungselektiert,dannistdasEnsemblesolcherTeilchenneupräpariertundimallgemeinenandersalszuvor.)DieseSichtweisewirdz.B.imBuchvonBallentineausführlichdiskutiert.<br />
WirwerdenindieserVorlesungsolcheInterpretationsfragenweitgehend<br />
zurückstellenundunsaufdietatsächlichenAussagenderQuantenmecha-<br />
20
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
nik<strong>für</strong>denAusgangvonExperimentenkonzentrieren.Hierüberherrscht<br />
EinigkeitundÜbereinstimmungmitdenexperimentellenErgebnissen.<br />
Abkürzend(undweildieserSprachgebrauchsehrüblichist)werdenwir<br />
auchgelegentlichvomeinem„TeilchenimZustand...”sprechen.Damit<br />
sollaberimmerdasentsprechendeEnsemblegemeintsein.<br />
WirbehandelnindieserVorlesungdie<strong>Quantenmechanik</strong>vonEnsembles<br />
einzelnerTeilchen,dienichtmiteinanderwechselwirken.EinStrahlvon<br />
Teilchensollz.B.soverdünntsein,dassdieeinzelnenTeilchennichtsvoneinandermerken.DieUmgebung,wiez.B.magnetischeFelderoderdas<br />
Coulomb-PotentialeinesAtomkerns,betrachtenwiralsfestvorgegeben,<br />
ohneRückwirkungderquantenmechanischbehandeltenTeilchenaufdieseUmgebung.DieBerücksichtigungdieserRückwirkungbedarfderVielteilchen-<strong>Quantenmechanik</strong>,welcheinspäterenVorlesungenbehandeltwerdenwird.<br />
Inder<strong>Quantenmechanik</strong>benötigtmanauchsogenanntegemischteZustände.DiesesindausTeilenaufgebaut,dieperDefinitionunterscheidbarsindundnichtmiteinanderinterferierenkönnen,sodasssichdiezugehörigenWahrscheinlichkeiten(stattderWahrscheinlichkeitsamplituden)<br />
addieren.SiewerdenzumBeispielbenötigt,umunpolarisierteEnsembles<br />
vonTeilchenzubeschreiben,oderdenZustand,dernacheinersogenanntenunvollständigenMessungentsteht.GemischteZuständewerdenübersogenannteDichtematrizenbeschrieben.DieWahrscheinlichkeitsverteilungenallerObservableningemischtenZuständensindwohldefiniert.Wir<br />
werdensiespäterdiskutieren.ImFolgendenbehandelnwirvorerstnur<br />
dienichtgemischten,sogenanntenreinenZustände.Siebestehenaus<br />
Teilchen,diebezüglicheinermaximalmöglichenAnzahlvonEigenschaften(wieEnergie,Spin,...)präpariertwurden.IhregenaueUnterscheidungvondengemischtenZuständenwerdenwirzusammenmitderDichtematrixbesprechen.<br />
2.2 Polarisationsexperimente<br />
WirwerdennuneinigeeinfacheExperimentemitpolarisiertemLichtdiskutieren.DieswirdunsanschließendzurmathematischenBeschreibung<br />
der<strong>Quantenmechanik</strong>führen.<br />
21
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
Wirhabenschongesehen,dassLichtausPhotonenbesteht,dieeinzeln<br />
beieinemDetektoreintreffen.WirwerdendieExperimentedahermittelsPhotonenbeschreibenmüssen.DieExperimentekannmanbeihohen<br />
LichtintensitätenauchalleimWellenbildverstehen,d.h.mitelektrischen<br />
undmagnetischenFeldern.BeigeringenIntensitäten(unddeswegenauch<br />
imallgemeinenFall)machtdieBeschreibungüberFelderwegenderTeilchennaturdesLichtesaberkeinenSinn.TatsächlichsiehtmaninderrelativistischenQuantenfeldtheorie,dassein„elektrischesFeld”eineseinzelnenPhotonskeinvernünftigesKonzeptist.WaswirausdenExperimentenlernenwerden,giltauchanderswo,woeskeineentsprechende<br />
klassischesBeschreibungdurchFeldergibt.Polarisationsexperimentemit<br />
Photonensindgünstig,weilsiebesonderseinfachstrukturiertsind,weil<br />
sienahezuidealdurchführbarsind,undweildiePhotonenuntereinander<br />
sogutwienichtwechselwirken.<br />
WirbetrachtenimFolgendeneinenzunächstunpolarisiertenStrahlvon<br />
PhotonenmitIntensität I0,dersichinz-Richtungbewegt.EristdurchdieseRichtungundseineFrequenz(alsodieEnergiedereinzelnenPhotonen)<br />
charakterisiert.<br />
z<br />
00000000<br />
11111111<br />
00000000<br />
11111111<br />
00000000<br />
11111111 00000 11111<br />
00000000<br />
11111111<br />
0000 1111 000 111 00000 11111<br />
00000000<br />
11111111<br />
0000 1111 000 111 00000 11111<br />
00000000<br />
11111111<br />
0000 1111 00000 11111<br />
00000000<br />
11111111 00000 11111<br />
00000000<br />
11111111 00000 11111<br />
00000000<br />
11111111<br />
00000000<br />
11111111<br />
00000000<br />
11111111<br />
00000000<br />
11111111<br />
00000000<br />
11111111<br />
00000000<br />
11111111<br />
00000000<br />
11111111<br />
I I 1<br />
2<br />
θ<br />
θ<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
000000000000000<br />
111111111111111<br />
y<br />
0000 1111<br />
0000 1111 0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
Abbildung2.1: EinLichtstrahlfälltvonrechtsaufzweizueinanderumden<br />
Winkel θgedrehtelinearePolarisatoren.<br />
WirschickenihndurcheinPolarisationsfilterin y-Richtungundstellenso<br />
einenlinearpolarisiertenStrahlderIntensität I1her.Diesenschickenwir<br />
durcheinzweitesPolarisationsfilter,dasumeinenWinkel θgegendaserste<br />
Filterverdrehtist.WirmessendieIntensitätundfinden<br />
I2 = I1 cos 2 θ .<br />
InsbesonderepassiertderStrahldenzweitenPolarisatorungeschwächt,<br />
wenndiesersowiederersteausgerichtetist,undwirdvollständigabsorbiert,wennderWinkel<br />
90 0 beträgt.<br />
22<br />
I 0
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
ImRahmenderklassischenElektrodynamikistdasVerhaltenleichterklärbar:Einein<br />
z-RichtunglaufendeebeneelektromagnetischeWelleerhält<br />
durchdenerstenPolarisatoreinePolarisationin y-Richtung.Derzweite<br />
PolarisatorlässtnurdenAnteildesLichtesdurch,dessenelektrischesFeld<br />
parallelzurneuenPolarisationsrichtungist,alsodieProjektionvon Eaufdie<br />
neueRichtung,mitGröße | E| cosθ.DiedazusenkrechteKomponentewird<br />
absorbiert.DieIntensitätistproportionalzumQuadratderAmplitudedes<br />
elektrischenFeldes E 2 ,d.h.zu cos 2 θ.HinterdemzweitenPolarisatorzeigt<br />
daselektrischeFelddanninRichtung θ.<br />
WennwirdieExistenzvonPhotonenberücksichtigen,sehenwir,dasswir<br />
mitdemerstenPolarisatoreinEnsemblevonTeilchenhergestellthaben,<br />
dasin y-Richtungpolarisiertist.DiesePolarisationkönnenwirmitdem<br />
zweitenPolarisatormessen:<br />
DasEnsembleistgenaudannineinemZustandmitPolarisation θ,wennesden<br />
PolarisatorinRichtung θungeschwächtpassiert.<br />
Wirbenötigen<strong>für</strong>dieseCharakterisierungnichtdasKonzepteineselektrischenFeldes.<br />
ÜberdiePolarisationeineseinzelnengemessenenPhotonserhaltenwirbei<br />
derMessungkeineInformation,denneskannauseinembeliebigen,relativzummessendenPolarisatorgedrehtenEnsemblestammen(mitAusnahmeeinerzumPolarisatorgenausenkrechtenPolarisation).<br />
WenndiebeidenPolarisatorengegeneinandergedrehtsind,könnteman<br />
vermuten,dassdieIntensitätdadurchverringertwird,dassdiePhotonen<br />
vielleicht„gespalten”werden,undnureinTeiljedesPhotonsdurchden<br />
zweitenPolarisatorgeht.Diesistnichtso,denndiePhotonenhinterdem2.<br />
PolarisatorhabendieselbeFrequenz(unddamitdieselbeEnergie)wiedavor.EineAbnahmederIntensitätbedeutetdaherdieAbnahmederAnzahl<br />
derPhotonen:SiepassierenmitderWahrscheinlichkeit cos 2 θdenzweiten<br />
Polarisator.<br />
Wirhabengesehen,dassdasEnsemblederPhotonenhinterdemersten<br />
PolarisatordiePolarisation yhat.HinterdemzweitenPolarisatorhaben<br />
diePhotonenabereineneuePolarisationsrichtung θ!Dieswissenwir<br />
schonausdemWellenbild.WirkönntenesmitHilfeeinesdrittenPolarisationsfiltersverifizieren.<br />
DieMessungderPolarisationmitdemzweiten<br />
PolarisatorverändertselberdenZustandderPhotonen!<br />
23
2.2.1 Analysatoren<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
WirerweiternjetztunserenMessapparat,indemwirstatteineseinfachen<br />
PolarisatorseinendoppeltbrechendenKristall(z.B.Kalkspat)verwenden.<br />
Dieseristanisotrop.ErhatverschiedeneBrechungsindizes<strong>für</strong>horizontale<br />
und<strong>für</strong>vertikalePolarisation.ErspaltetdeneinlaufendenLichtstrahlin<br />
zweiStrahlenauf,diesenkrechtzueinanderlinearpolarisiertsind.(Den<br />
dabeizwischendenStrahlenauftretendenPhasenunterschiedkannman<br />
wiederaufheben).SchematischisterinAbb.2.2undsymbolischinAbb.<br />
2.3dargestellt.DerLichtstrahlläuftvonrechtsein.ErwirdinzweiStrahlenmitPolarisationin<br />
x-bzw. y-Richtungaufgespalten.<br />
x<br />
y<br />
Abbildung2.2: SchematischerStrahlengangineinemdoppeltbrechendenKristall.<br />
x<br />
y<br />
Abbildung2.3: SymbolischeDarstellungeinesPolarisationsanalysators.<br />
WirschaltenzweidieserKristallehintereinander,wieinAbb.2.4gezeigt.<br />
DerersteKristallstellteinenin x-RichtungpolarisiertenStrahlderInten-<br />
I2<br />
I3<br />
x<br />
y<br />
01<br />
01<br />
01<br />
01<br />
I1<br />
Abbildung2.4:ZweihintereinandergeschaltetePolarisationsanalysatoren.<br />
24<br />
x<br />
y<br />
I0
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
sität I1her.Diesenschickenwirindenzweiten,gegenüberdemersten<br />
gedrehtenKristall,derinRichtung x ′ und y ′ polarisiert.DerWinkelzwischen<br />
xund x ′ betrage θ.(Deniny-RichtungpolarisiertenStrahldesersten<br />
Kristallsblockierenwir.)WirfindendieIntensitäten<br />
I2 = I1 cos 2 θ und I3 = I1 sin 2 θ .<br />
ZusammenhabendiebeidenauslaufendenStrahlendieIntensität<br />
I1 cos 2 θ + I1 sin 2 θ = I1:EsgehenimAnalysatorkeinePhotonenverloren!<br />
1 MitWahrscheinlichkeit cos 2 θgelangendiePhotonenindeneinen<br />
Ausgangsstrahlundmit sin 2 θindenanderen.<br />
WirerkennenauchleichteineReihegrundlegenderEigenschaftenquantenmechanischerMessungen,dieallgemeingelten:<br />
1.JedesineinenAnalysatoreinlaufendePhotonverlässtdenAnalysatorentwederdurchdeneinenoderdenanderenAusgangskanal,<br />
niedurchbeide.JedeeinzelneMessungderPolarisationdurchden<br />
Analysatorergibtdeswegenimmernureinender hierzweimöglichenEinzelmesswerte,entsprechenddenbeidenKanälendesAnalysators,nieeineKombinationderbeiden.Diesgiltunabhängig<br />
vomZustanddeseinlaufendenStrahls.Wirwerdensehen,dasseine<br />
analogeCharakterisierungvonEinzelmesswerten<strong>für</strong>jedeMessung<br />
gilt!<br />
2.DagegenenthältderMittelwertderMessungenInformationüber<br />
denuntersuchtenZustand.Quantifiziertmanz.B.inobigemExperimentdiePolarisationsrichtung<br />
x ′ durchden„Messwert1”und y ′<br />
durchden„Messwert-1”,soistseinErwartungswertdort<br />
<br />
Messwerte<br />
<br />
<br />
Messwert ×Häufigkeit<br />
→ cos 2 θ − sin 2 θ<br />
undkann,abhängigvomWinkel θ,beliebigeWertezwischen-1und<br />
+1annehmen.<br />
3.DieMessung(alsoderAnalysator)ändertdenZustandderPhotonen,dennhinterdemerstenKristallsindallePhotonenin<br />
x-Richtung<br />
polarisiert,hinterdemzweitenKristallin x ′ bzw. y ′ -Richtung.Dies<br />
könnenwirverifizieren,indemwirlinkseinendrittenAnalysator<br />
25
I4<br />
I5<br />
x<br />
y<br />
I2<br />
x<br />
y<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
Abbildung2.5:DerMessapparatändertdenZustand.<br />
mitunveränderterRichtunghinzufügen(Abb.2.5).Wirfinden<br />
I1<br />
I4 = I2 und I5 = 0 :<br />
HinterdemerstenAnalysatorhabendiePhotonendiePolarisation<br />
x,aberhinterdemzweitenAnalysatordiePolarisation x ′ .DieMessungistselbereineneuePräparation.<br />
Wirsehenauch,dasswirdenganzenPhotonenstrahlinzweiStrahlenaufteilenkönnen,welchejeweilsgenaudiezueinandersenkrechtenPolarisationsrichtungen<br />
xund yhaben.DiesklassifiziertdiePolarisationvollständig,indemSinnedasseinin<br />
x-RichtungpolarisierterStrahlkeinenAnteil<br />
von y-Polarisationenthält.(cosθ = 0).ZusätzlicheRichtungenbenötigen<br />
wirbeiPhotonendeswegennicht. 2 GenausokönnenwiraberdiePhotonenindiePolarisationsrichtungen<br />
x ′ und y ′ auftrennen.Offenbarstellen<br />
dieRichtungen x, yund x ′ , y ′ jeweilssoetwaswieeineBasisdar.Wirwerdendiesetwasspäterweiterdiskutieren.<br />
WirkönnendenAnalysatorauchumgekehrtverwenden,sodassdiebeidengetrenntenStrahlenwiederzueinemStrahlzusammengefügtwerden.(DazumussmanindeneinenKanaleinlaufzeitverzögerndesStück<br />
Plastikeinfügen,umdenLaufzeitunterschiedauszugleichen,bzw.inder<br />
BeschreibungalsWellen,umdiePhasenbeziehungderEinzelstrahlenwiederherzustellen)DieKombinationeinesAnalysatorsmiteinemgleichartigenumgekehrtenAnalysatornennenwireinenAnalysatorkreis(Abb.2.6).<br />
WirverwendeneinesolcheAnordnungineinemweiterenVersuch(Abb.<br />
2.7),denwirinmehrerenVariantendurchführen.RechtsläufteinStrahl<br />
1 ImexperimentellnahezuerreichbarenidealisiertenFall.<br />
2 ObwohldiePhotonenSpin1besitzen,gibteswegenihrerMasselosigkeitnurzwei<br />
Polarisationsrichtungen<br />
26<br />
x<br />
y<br />
I 0
x<br />
01<br />
01<br />
y<br />
01<br />
01<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
Abbildung2.6:Analysatorkreis:AnalysatorundumgekehrterAnalysator.<br />
I7<br />
I8<br />
x<br />
y<br />
01<br />
01<br />
01<br />
01<br />
00 11<br />
00 11 I2<br />
x x x<br />
I6<br />
y<br />
Abbildung2.7:ExperimentmiteinemAnalysatorkreis.<br />
mitPolarisation xein.HinterdemerstenPolarisatorgibtesdanneinen<br />
StrahlmitPolarisation x ′ undIntensität I2 = I1 cos 2 θ,sowieeinenStrahl<br />
mitPolarisation y ′ undIntensität I3 = I1 sin 2 θ.Zunächstblockierenwir<br />
denStrahl y ′ .DannhatderStrahlbei I6weiterhindiePolarisation x ′ und<br />
dieIntensität I2.ErtrifftaufdenletztenAnalysator,derihnwiederin xund<br />
y-Richtungpolarisiert,mitdemerwartetenErgebnis I7 = I6 cos 2 θ =<br />
I1 cos 4 θ.AnalogverläuftdasExperiment,wennder x ′ -Strahlblockiert<br />
wird.<br />
WennwirnunvordemumgekehrtenAnalysatorbeideStrahlenfreigeben,<br />
würdenwir<strong>für</strong>klassischeTeilchenerwarten,dasssichdiebeidenebenermitteltenIntensitäteneinfachaddieren.Stattdessenfindenwirkomplette<br />
Auslöschungbei I8!:<br />
I7 = I1 und I8 = 0 !<br />
DerStrahlhinterdemumgedrehtenAnalysatoristnunoffenbarwiederin<br />
dieursprüngliche x-Richtungpolarisiert.ErhatalleInformationüberdie<br />
vorhergehendePolarisationin x ′ -Richtungund y ′ -Richtung„vergessen”!<br />
InderTeilchenbeschreibungistdieshöchstüberraschend.<br />
Inder(<strong>für</strong>Photonennichtzutreffenden!)BeschreibungüberFelderistdiesesErgebnisabererwartet:DerVektordeszunächstinx-RichtungpolarisiertenelektrischenFeldeswirdvomerstenAnalysatorinKomponenten<br />
parallelzu x ′ und y ′ aufgespalten.DiesewerdenvomumgekehrtenAnalysatorwiederzusammengefügt,sodasswiedereinVektorin<br />
x-Richtung<br />
entsteht.FürdiekorrektequantenmechanischeBeschreibungbenötigen<br />
y<br />
27<br />
01<br />
01<br />
I3<br />
y<br />
01<br />
01<br />
01<br />
01<br />
I1<br />
x
wireinenFormalismus,derdiesebenfallsleistenkann.<br />
2.3 AlgebraischeBeschreibung<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
WirbeschreibennundieErgebnissedergeschildertenExperimentealgebraisch.MathematischeDefinitionenundErläuterungenwerdenimAnhanggegeben.WirbetrachtenvorerstnurdiePolarisationderPhotonen-<br />
Ensembles.AusbreitungsrichtungundFrequenzsindfestvorgegebenund<br />
ändernsichnicht.SiewerdendeshalbimFolgendennichtweiterspezifiziert.<br />
Wirhabengesehen,dasssichdiePhotonenbeimAnalysatorvollständig<br />
aufeinevonnurzweiPolarisationsrichtungenwie xund yverteilen,oder<br />
beigedrehtemAnalysator x ′ und y ′ .MankanndenPhotonenstrahlspezifizieren,indemmandieStärkedesBeitragsbeiderRichtungenangibt.DiesentsprichtderAngabevonKoordinaten<strong>für</strong>einenVektorraum.Tatsächlichkorrespondieren(reine)ZuständezuVektoren|ψ〉ineinerspeziellenKlassevonVektorräumen,denHilberträumen.FürdiePolarisationvonPhotonenhatdieserVektorraumlediglichdieDimension2.DiezugehörigenBasisvektorenstehen<strong>für</strong>diePolarisationsrichtungen,z.B.sollbeider<br />
DiskussionderPhotonpolarisationennun<br />
|x〉 , |y〉<br />
dieBasisvektorensein,dielinearePolarisationin xbzw. y-Richtungbeschreiben.DieBasisvektorensollenorthonormiertsein:<br />
〈x|y〉 = 0 , 〈x|x〉 = 〈y|y〉 = 1 . (2.1)<br />
Wiewirsehenwerden,entsprichtdiesdenExperimenten,diezeigen,dass<br />
zweihintereinandergeschaltetePolarisatoreningleicherRichtungdieIntensitätnichtändern,undinzueinandersenkrechterRichtungIntensität<br />
Nullergeben.<br />
EinallgemeinerVektorindiesemVektorraumistdann<br />
|ψ〉 = cx |x〉 + cy |y〉 (2.2)<br />
mitimallgemeinenkomplexenKoeffizienten cx, cy.DieserVektorwird<br />
ebenfallsals„Zustand”bezeichnet.<br />
28
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
WiekannmaneinenApparatwiez.B.einenPolarisator,Analysator,oder<br />
anderenMessapparatalgebraischbeschreiben?EinApparatwirktauf<br />
einenZustandundverändertihnimallgemeinen.DiesentsprichtalgebraischeinemOperator,deraufeinenZustandsvektorwirktundwieder<br />
einenZustandsvektorerzeugt.<br />
BesonderseinfachderFalldesPolarisators.EinPolarisator(Polarisationsfilter)in<br />
x-Richtungerzeugt,sozeigtdasExperiment,einEnsemblevon<br />
in x-RichtungpolarisiertenTeilchen,d.h.einenZustandproportionalzu<br />
|x〉.AußerdemänderterdieIntensitäteinesschonzuvorsopolarisierten<br />
Ensemblesnicht.DergeeigneteOperatoristderProjektionsoperator:<br />
ˆPx = |x〉〈x| . (2.3)<br />
InderTatist ˆ Px |x〉 = |x〉, ˆ Px |y〉 = 0, und ˆ Px |ψ〉 ∼ |x〉<strong>für</strong>jedenVektor<br />
|ψ〉.<br />
Mankannauch ˆ PxaufeinenVektorineinerbeliebigenanderenRichtung<br />
anwenden.DiesbeschreibtdieAnwendungdesPolarisators<strong>für</strong>die x-<br />
Richtungaufeinenz.B.in x ′ -RichtungpolarisiertenStrahl.Manerhält<br />
ˆPx |x ′ 〉 = |x〉 〈x|x ′ 〉<br />
<br />
Zahl<br />
AusdemKoeffizienten 〈x|x ′ 〉mussoffenbardieIntensitätdesentstehendenStrahlsherauszulesensein,alsodieWahrscheinlichkeit<br />
W(x|x ′ )(„Wahrscheinlichkeit,<br />
xzuerhalten,wenn x ′ gegebenist)dassdiePhotonendes<br />
in x ′ -RichtungpolarisiertenStrahlsnachherin x-Richtungpolarisiertsind.<br />
WirhabenschonbeimDoppelspaltexperimentgesehen,dasssolcheWahrscheinlichkeitendieGestalteinesBetragsquadrats<br />
|ϕ| 2 einerWahrscheinlichkeitsamplitudehabenmüssen.DiekorrekteIdentifikationist<br />
.<br />
W(x|x ′ ) = |〈x|x ′ 〉| 2 . (2.4)<br />
(Postulat!)DiesistdieWahrscheinlichkeit,beiVorliegendesZustands |x ′ 〉<br />
ineinerMessungdenZustand |x〉zufinden,durchProjektionmitHilfedes<br />
PolarisatorsoderAnalysators.Sieliegtzwischen0und1.AusderStruktur<br />
vonGl.(2.4)folgtdieSymmetrie W(A|B) = W(B|A),wasauchallgemein<br />
gilt.<br />
Wirwissenschon,dassdieseWahrscheinlichkeit W(x|x ′ ) = cos 2 θist.ZumindestbisaufeinenPhasenfaktor<br />
e iδ desBetrags1giltdaher<strong>für</strong>die<br />
29
Wahrscheinlichkeitsamplitude<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
〈x|x ′ 〉 = cos θ , (2.5)<br />
wobei θderWinkelzwischendenRichtungen xund x ′ ist.DenPhasenfaktorkannmanhierzu1wählen.(Dasistnichtgenerellmöglich,wiewirbei<br />
derallgemeinenDiskussionvonBasistransformationensehenwerden.)<br />
DieBeschreibungeinesAnalysatorsistetwaskomplexer,dennerpräpariertPhotonen-EnsemblesanzweiunterscheidbarenAusgängen.DieEnsemblesunterscheidensichinderPolarisationundimAusgangskanal,der<br />
deshalbimZustandsvektorebenfallsspezifiziertwerdenmuss.Anjedem<br />
dieserAusgängeentsprichtdieWirkungeinemPolarisator.Wirkönnen<br />
denAnalysatorinAbb.2.3daheralgebraischalseinenOperator<br />
 = |x,1.Kanal〉〈x| + |y,2.Kanal〉〈y| (2.6)<br />
beschreiben.Angewandtz.B.aufeinenZustandmitPolarisationin x-Richtung<br />
stelltereinenZustandmitgleicherPolarisationim1.Ausgangskanalher.<br />
IneinemZustandsvektorwie |x, 1.Kanal〉 istjetztsowohldiePolarisationsrichtung<br />
e = x, y alsauchderKanal k = 1, 2 spezifiziert.Der<br />
zueinemsolchenKet-Vektor |e, k〉korrespondierendeBra-Vektor 〈e, k|ist<br />
eineAbbildungmitderEigenschaft<br />
〈e, k| |e ′ , k ′ 〉 = 〈e, k|e ′ , k ′ 〉 = δee ′ δkk ′ . (2.7)<br />
EinumgekehrterAnalysatorwieinAbb.2.6entsprichteinemOperator<br />
ÂU = |x ′ 〉〈x ′ ,1.Kanal| + |y ′ 〉〈y ′ ,2.Kanal| (2.8)<br />
BeimAnalysatorkreisinAbb.2.6werdendiebeidenauf x ′ bzw. y ′ projiziertenStrahlenwiederzueinemeinzelnenStrahlzusammengeführt.DiePhotonenkönnendabeiaufzweiverschiedenenWegenzumAusganggelangen.WirhattenimvorigenKapitelgesehen,dassmandanndie<br />
Wahrscheinlichkeitsamplitudenaddierenmuss.DieformaleBeschreibung<br />
erhaltenwir,indemwirdenAnalysatorausGl.(2.6)unddenumgekehrtenAnalysatorausGl.(2.8)hintereinanderschalten.AuseinemVektor<br />
|ψ〉<br />
wird ÂU Â |ψ〉.DerOperatorist,mitdenPolarisationsrichtungen x′ , y ′ aus<br />
Abb.2.6:<br />
ÂU Â = ( |x′ 〉〈x ′ ,1.Kanal| + |y ′ 〉〈y ′ ,2.Kanal| ) ×<br />
( |x ′ ,1.Kanal〉〈x ′ | + |y ′ ,2.Kanal〉〈y ′ | )<br />
30<br />
= |x ′ 〉〈x ′ | + |y ′ 〉〈y ′ | = ˆ1 .
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
Hierhabenwirbenutzt,dass |x ′ 〉〈x ′ ,1.Kanal| |x ′ ,1.Kanal〉〈x ′ | = |x ′ 〉〈x ′ |.<br />
Wirsehen:derAnalysatorkreisentsprichtdemEinheitsoperator!IndieserFormulierungistdasErgebnisdesExperimentsinAbb.2.7einleuchtend:dereinlaufende<br />
x-polarisierteStrahlwirddurchdenAnalysatorkreis<br />
unverändertweitergegeben,bleibtdaherin x-Richtungpolarisiert.Dieses<br />
ErgebnisunterscheidetsichvondembeiklassischenTeilchen,dennesentstehtdurchdieAdditionderWahrscheinlichkeitsamplituden.<br />
WennwirzweiProjektionsoperatorenzuverschiedenenRichtungenhintereinanderschalten,z.B.PolarisationsfilteroderAnalysatorenzuverschiedenenRichtungen,erhaltenwireinenOperator,derkeinProjektionsoperatormehrist:<br />
ˆPx ′ ˆ Px = |x ′ 〉〈x ′ | |x〉〈x| = |x ′ 〉 〈x ′ |x〉<br />
<br />
Zahl<br />
〈x| = 〈x ′ |x〉<br />
<br />
Zahl<br />
|x ′ 〉〈x|<br />
<br />
Operator<br />
Erprojiziertzunächstaufdie |x〉-Richtung,erzeugtabereinenVektor<br />
inRichtung |x ′ 〉.SchonohnedenFaktor 〈x ′ |x〉istdieserOperator<br />
bei x = x ′ nichtidempotent:<br />
|x ′ 〉〈x| |x ′ 〉〈x| = 〈x|x ′ 〉<br />
<br />
=1<br />
|x ′ 〉〈x| .<br />
OffensichtlichistinGl.(2.9)dieReihenfolgederProjektionenwichtig:<br />
ˆPx ′ Px<br />
ˆ = ˆ Px ˆ Px ′ .<br />
(2.9)<br />
ImeinenFallwirdeinVektorinRichtung |x〉erzeugt,imanderenFallein<br />
VektorinRichtung |x ′ 〉.Diebeiden<br />
Projektionsoperatorenkommutierennicht!(außerwenn x = x ′ ).<br />
31
2.3.1 VerallgemeinerungenundPostulate<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
BeiSystemenmitmehrunabhängigendiskretenEinstellmöglichkeiten,z.B.<br />
AtomenmithöheremSpin,lässtsichdiebisherigeDiskussionleichtverallgemeinern.<br />
3 Wirbetrachtenweiterhin„reineZustände”.<br />
EinAnalysatorhatdann N Ausgangskanäle,wieinAbb.2.8skizziert.<br />
WenndieeinlaufendenTeilchen<strong>für</strong>jedenbeliebigeneinlaufendenZu-<br />
Abbildung2.8:AnalysatormitNAusgängen.<br />
standwiederalleinjeweilsgenaueinenderAusgangskanälegelangen,<br />
alsokeineIntensitätverlorengeht,nenntmandie NZuständevollständig.<br />
DerzugehörigeHilbertraumistdann N-dimensional,mitorthonormalen<br />
Basisvektoren |ej〉, j = 1 . . .N,diezudenZuständenandenAusgängen<br />
desAnalysatorskorrespondieren.EinallgemeinerVektorist<br />
|ψ〉 = <br />
ci |ei〉 (2.10)<br />
i<br />
mitkomplexenKoeffizienten ci.AuseinemAnalysatorundseinerUmkehrungkannmanwiedereinenEinheitsoperatorbauen,mathematisch<br />
ausgedrücktdurchdieSumme<br />
ˆ1 =<br />
N<br />
|ei〉〈ei| . (2.11)<br />
i=1<br />
Dieskorrespondiertdazu,dasskeinesdereinlaufendenTeilchenverlorengeht.<br />
BlockiertmanalleAusgangskanäleeinesAnalysatorsbisaufdenKanal j,<br />
soerhältmaneinenPolarisator,mathematischdenProjektionsoperator<br />
ˆPj = |ej〉〈ej| .<br />
3 MathematischschwierigerwirddiesbeiSystemen,diedurchkontinuierlicheMessgrößenwiezumBeispieleinenOrtbeschriebenwerdenmüssen.Dieswerdenwirspäter<br />
diskutieren.<br />
32
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
DaseinlaufendeEnsembleistgenaudannimZustand j,wenndieauslaufendeIntensitäthinterdiesemProjektorgleichdereinlaufendenIntensität<br />
ist.<br />
WirassoziierennunzumKanal jdesAnalysatorseinenMesswert aj<strong>für</strong><br />
diedurchdenAnalysatorgemesseneGröße,z.B.einenDrehimpuls.Die<br />
Messwerte ajseienallevoneinanderverschieden.JedeEinzelmessungergibtgenaueinenderWerte<br />
aj,nieeineMischung,dajedeseinlaufende<br />
TeilchendurchnureinenKanalauslaufenkann.<br />
DieWahrscheinlichkeit,beieinembeliebigeneinlaufendenZustanddenMesswert<br />
ajzuerhalten,istperPostulat(s.Gl.(2.4))<br />
WAHRSCHEINLICHKEITFÜREINMESSERGEBNIS ajIMZUSTAND |ψ〉<br />
W(aj|ψ) = |〈ej|ψ〉| 2<br />
(2.12)<br />
AusdenWahrscheinlichkeitenbeiderMessungmiteinemAnalysatorerhaltenwirauchdenErwartungswertderEinzelmesswerte:<br />
Erwartungswert = <br />
Messwerte<br />
→ <br />
j<br />
Messwert ×Häufigkeit<br />
aj |〈ej|ψ〉| 2 = <br />
= <br />
〈ψ| aj |ej〉〈ej|<br />
<br />
j<br />
Â<br />
j<br />
|ψ〉 = 〈ψ|<br />
aj 〈ψ|ej〉 〈ej|ψ〉<br />
 |ψ〉<br />
DervorletzteAusdruckist(beireellen aj)dieSpektraldarstellungeines<br />
hermiteschenOperators(s.Anhang)!ErhängtoffenbarmitdergemessenenphysikalischenGrößezusammen.<br />
33
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
Wirhabenschongesehen,dassjedeMessunginderformalenBeschreibungeinemOperatorentspricht,deraufeinenZustandwirktundeinen<br />
neuenZustandergibt.<br />
InderTatzeigtsichallgemeindieGültigkeitdesfolgendenPostulats:<br />
Jedephysikalische„Observable”(Energie,Ort,Drehimpuls,...)korrespondiertformalzueinemhermiteschenOperator<br />
 = <br />
j<br />
aj |aj〉〈aj|<br />
mitreellenEigenwerten ajundEigenvektoren |aj〉.<br />
DieMessungderObservablenentsprichtderAnwendungeinesAnalysatorsmitAusgangskanälen<strong>für</strong>dieZustände|aj〉.JedeEinzelmessungkorrespondiertzueinerProjektion<br />
|aj〉〈aj|aufeinenderEigenzuständedes<br />
Operators(entsprechendeinemKanaldesAnalysators,durchdendasgemesseneTeilchenaustritt)undliefertdenMesswertaj.NurdieEigenwertedesOperatorskommenalsEinzelmesswertevor!DerobigeOperator<br />
enthältdieProjektionaufdiezurObservablengehörigenBasiszustände<br />
(z.B. |x〉, |y〉beiderPolarisation),zusammenmitderInformationüberdie<br />
zugehörigenMesswerte.<br />
WirfassendiebisherigenErkenntnisseundPostulatenocheinmalzusammen.<br />
34
POS<strong>TU</strong>LATE<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
•JedephysikalischeObservablekorrespondiertzueinemhermiteschen<br />
Operator Â.Erhat(ineinemendlichenoderabzählbarunendlichen<br />
Hilbertraum)dieSpektraldarstellung<br />
 = <br />
j<br />
aj |aj〉〈aj| . (2.13)<br />
•JedeEinzelmessungderObservablenergibteinenderEigenwerte aj<br />
alsErgebnis.IhreGesamtheitnenntmandasSpektrumdesOperators.<br />
•DasEnsemblederTeilchenmitMessergebnis ajistnachderMessungimzugehörigenEigenzustand<br />
|aj〉desMessoperators.<br />
•DieWahrscheinlichkeit,denEigenzustand |aj〉zuerhalten,istbei<br />
einemEnsembleimursprünglichenreinenZustand |ψ〉<br />
W = |〈aj|ψ〉| 2<br />
(2.14)<br />
WennderEigenwert ajnichtentartetist,dannistdiesauchdieWahrscheinlichkeit<strong>für</strong>denMesswert<br />
aj,ansonstenistdieSummevon W<br />
überdieentartetenEigenvektorenzubilden.<br />
•DerErwartungswertderMessungenderObservablenineinemreinen<br />
Zustand |ψ〉ergibtsichdarauszu<br />
〈 Â〉 = 〈ψ| Â |ψ〉 . (2.15)<br />
DerZustandsvektor |ψ〉selberistnichtbeobachtbar,sondernnurEinzel-<br />
Messergebnisse,ihreWahrscheinlichkeitenundihreMittelwerte.Ausden<br />
obigenGleichungensehenwir,dassdiesephysikalischenWertesichnicht<br />
ändern,wennman |ψ〉miteinemPhasenfaktor e iα multipliziert.DerZustandsvektoreinesGesamtsystemsistdahernurbisaufeinePhasebestimmt.<br />
Manbeachteaber:beiTeilsystemen,diemiteinanderinterferierenkönnen,<br />
istdierelativePhasewichtig,dennsiebeeinflusstdieInterferenz.<br />
35
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
2.4 GemischteZustände:dieDichtematrix<br />
WieinKap.2.1schonkurzangesprochenwurde,istesoftnötig,auch<br />
GemischeausreinenZuständenzuverwenden,dienichtmiteinanderinterferieren.DannaddierensichdiezugehörigenWahrscheinlichkeiten,statt<br />
derWahrscheinlichkeitsamplituden.Diesisteinerseitsbequem,wenndie<br />
tatsächlicheInterferenzderTeilzuständevernachlässigbarkleinist,etwa,<br />
weilsieweitvoneinanderentfernteTeilsystemebeschreiben.<br />
GemischteZuständesindaberandererseitsnötig,wiewirsehenwerden,<br />
umdenZustandnacheiner„unvollständigen”Messungzubeschreiben,<br />
dienichtallemessbarenEigenschaftendesSystemsfestgelegthat.Hierunterfälltz.B.einunpolarisierterStrahl,odereinSystembeieinerendlichenTemperatur,d.h.imKontaktmiteinemäußerenWärmebad,dessenquantenmechanischerZustandunbestimmtist.<br />
GemischteZuständesinddieallgemeinstenquantenmechanischenZustände.ReineZuständeergebensichalsSpezialfall.UmgemischteZustände<br />
zubeschreiben,müssenwirdasPostulatGl.(2.14)(unddamitauch(2.15))<br />
verallgemeinern.<br />
2.4.1 Dichtematrizen<br />
WirbetrachtenzunächstnocheinmaleinenreinenZustand |ψ〉.DieimvorigenKapitelbesprocheneWahrscheinlichkeit(2.14),beieinerMessung<br />
<br />
deshermiteschenOperators  = i ai |ai〉〈ai|indiesemreinenZustand<br />
einenEndzustand |ai〉zuerhalten,unddamiteinenMesswert ai,kann<br />
manumschreiben:<br />
W(ai) = |〈ai|ψ〉| 2 = 〈ai |ψ〉〈ψ| ai〉 . (2.16)<br />
<br />
MankanndieseWahrscheinlichkeitalsomitHilfeeinesOperators<br />
ˆρψ = |ψ〉〈ψ|ausdrücken.<br />
IneinemgemischtenZustandsollensichdieseWahrscheinlichkeiten<strong>für</strong><br />
diebeitragendenreinenZuständeaddieren,stattderWahrscheinlichkeitsamplituden.DasgeeignetObjektzurBeschreibungsolchergemischterZuständeisteineLinearkombinationvonOperatorenwie<br />
ˆρψ,nämlichder<br />
36<br />
ˆρψ
ˆρ = <br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
DERSTATISTISCHEOPERATOR=DICHTEMATRIX<br />
ν<br />
λν |ϕν〉〈ϕν| mit <br />
λν = 1 . (2.17)<br />
Hierbeisind |ϕν〉normierteVektoren,diei.a.nichtorthogonalzuseinbrauchen,und<br />
λν ∈ [0, 1]sindGewichte<strong>für</strong>diebeitragendenreinenZustände<br />
|ϕν〉.DieserOperatorwirdauchZustandsoperatoroderDichteoperatoroder<br />
GemischterZustandgenannt,EristperKonstruktionhermitesch.DerstatistischeOperator<br />
ˆρenthältdiegesamteWahrscheinlichkeitsinformation<br />
einesQuantensystems.<br />
FüreinSystem,dasimZustand ˆρpräpariertwurde,postuliertmannun<br />
stattGl.(2.14)beieinerMessungdesOperators Âdie<br />
WAHRSCHEINLICHKEITFÜRDENMESSWERT ajIMZUSTAND ˆρ<br />
ν<br />
W(aj) = 〈aj| ˆρ |aj〉 ≡ <br />
λν |〈ai|ϕν〉| 2 . (2.18)<br />
Rechnungzum2.Teil: 〈aj|ˆρ|aj〉 = 〈aj| <br />
ν λν |ϕν〉〈ϕν| |aj〉 =<br />
<br />
ν λν 〈aj| |ϕν〉〈ϕν| |aj〉 = <br />
ν λν |〈aj|ϕν〉| 2 . Diesistwiegewünschtdie<br />
SummederWahrscheinlichkeiten<strong>für</strong>diebeitragendenreinenZustände<br />
|ϕν〉,mitGewichten λν.<br />
WenndieVektoren |ϕν〉orthogonalsind,dannistGl.(2.17)dieSpektraldarstellungderDichtematrix(=DarstellungmittelsEigenvektoren)unddie<br />
λνsinddanndieWahrscheinlichkeiten,denZustand |ϕν〉beiUntersuchung<br />
desgemischtenZustands ˆρzufinden.<br />
37<br />
ν
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
AusGl.(2.18)ergibtsichmit tr |ϕ〉〈ϕ| = 〈ϕ|Â|ϕ〉 (Gl.(??))derErwartungswertdesOperators<br />
ÂimZustand ˆρ :<br />
〈 Â〉 = <br />
j<br />
= tr ˆρ <br />
aj W(aj) = <br />
j<br />
aj |aj〉〈aj|<br />
<br />
= Â<br />
j<br />
aj 〈aj| ˆρ |aj〉 = <br />
aj tr ˆρ |aj〉〈aj〉<br />
= tr ˆρ Â .<br />
DasErgebniskönnenwirmittelsGl.(2.17)umschreiben:<br />
<br />
tr ˆρ Â = tr<br />
ν<br />
λν |ϕν〉〈ϕν|<br />
= <br />
λν 〈ϕν| Â |ϕν〉 .<br />
ν<br />
<br />
 = λν tr |ϕν〉〈ϕν| Â<br />
ERWAR<strong>TU</strong>NGSWERTEINESOPERATORS ÂIMZUSTAND ˆρ<br />
〈 Â〉 = tr<br />
<br />
ˆρ Â<br />
<br />
ν<br />
= <br />
λν 〈ϕν| Â |ϕν〉 . (2.19)<br />
DieseBeziehungistaufgrundderInvarianzderSpurunabhängigvonder<br />
gewähltenBasis.<br />
DerFall  = ˆ1ergibtmit 〈ˆ1〉 = 1:<br />
ReineZustände<br />
ν<br />
tr ˆρ = 1 . (2.20)<br />
ReineZuständesindeinSpezialfall.DerstatistischeOperator<strong>für</strong>einen<br />
reinenZustand |ψ〉hatdieFormvon ˆρψinGl.(2.16),<br />
ˆρ = |ψ〉〈ψ| , (2.21)<br />
ohneLinearkombination.DerErwartungswerteinerObservablen Ageht<br />
dannwiederindieeinfacheForm<br />
über.<br />
〈 Â〉 = 〈ψ|Â|ψ〉 (2.22)<br />
38<br />
j
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
DerZustandsvektor |ψ〉zueinemreinenZustandistnurbisaufeinePhase<br />
bestimmt.DiesePhasehebtsichinGl.(2.21)heraus,sodassderstatistische<br />
Operator ˆρzueinemreinenZustandeindeutigbestimmtist.<br />
Umzuentscheiden,obeingegebenerDichteoperator ˆρeinreinerZustand<br />
ist,gibtesmehrereMöglichkeiten.EineeindeutigeCharakterisierungist<br />
dieForm(2.21).(Dagegenkanneinnicht-reinerZustandnuralsLinearkombinationvonmehrerenTermenderForm(2.21)geschriebenwerden.)<br />
EineweiterenotwendigeundhinreichendeCharakterisierungeinesreinenZustandesistdieBedingung<br />
ˆρ 2 = ˆρ . (2.23)<br />
Sieistnotwendig,daGl.(2.21)dasunmittelbarverlangt.Dasssiehinreichendist,kannmanüberdieSpektraldarstellungvon<br />
ˆρzeigen.<br />
Ebenfallsnotwendigundhinreichendistdie(aufdenerstenBlickschwächere)Bedingung<br />
tr ˆρ 2 = 1 . (2.24)<br />
NichteindeutigkeitderDarstellungnicht-reinerZustände<br />
JedeLinearkombination<br />
ˆρ = <br />
j<br />
cj ˆρj<br />
vonzweiodermehrstatistischenOperatoren ˆρjbildetwiedereinenstatistischenOperator,wenn<br />
0 ≤ cj ≤ 1und <br />
j cj = 1.EinsolcherOperator<br />
wirdkonvexeKombinationderMenge { ˆρj}genannt.<br />
JederstatistischeOperatoristnachDefinitionGl.(2.17)einekonvexeKombinationvoneinzelnenstatistischenOperatoren<br />
|ϕν〉〈ϕν|.<br />
DieZerlegungdesstatistischenOperatorsinreineZuständeistnichteindeutig,denni.a.isteinekonvexeZerlegungnichteindeutig!<br />
Beispiel:WirbetrachtendenstatistischenOperator<br />
ˆρ = c |ψ〉〈ψ| + (1 − c) |ψ ′ 〉〈ψ ′ | ,<br />
mit 0 < c < 1undzweibeliebigen,orthonormalenVektoren |ψ〉und |ψ ′ 〉.<br />
39
WirdefinierenzweineueZustände<br />
|ϕ〉 = √ c |ψ〉 + √ 1 − c |ψ ′ 〉<br />
|ϕ ′ 〉 = √ c |ψ〉 − √ 1 − c |ψ ′ 〉 .<br />
Mankann ˆρauchmitdiesenZuständenschreiben:<br />
ˆρ = 1<br />
2<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
|ϕ〉〈ϕ| + 1<br />
2 |ϕ′ 〉〈ϕ ′ | .<br />
EinallgemeinerZustandkannzwaralsstatistischesGemischreinerZuständebetrachtetwerden.JedochistdieserBegriffistetwasirreführend,weildieZerlegunginreineZuständenichteindeutigist.DieNichteindeutigkeitderDarstellungvonˆρalskonvexeKombinationhataberkeinephysikalischeAuswirkung:AlleWahrscheinlichkeitsverteilungensinddurch<br />
denstatistischenOperator ˆρeindeutigbestimmt.<br />
2.4.2 UnpolarisierterStrahl<br />
WiekannmaneinenunpolarisiertenStrahlbeschreiben?DiesisteinEnsemblevonTeilchen,dessenPolarisationnichtfestgelegt(präpariert,„gemessen”)wordenist.BeieinerMessungderPolarisationandiesemEnsemblemussmanmitgleicherWahrscheinlichkeit<br />
|x〉wie |y〉finden,bezüglichjederbeliebigenBasis<br />
|x〉, |y〉.<br />
Esliegtzunächstnahe,dieBeschreibungmiteinemreinenZustandwie<br />
|ψ〉 = 1 √ 2 ( |x〉 + |y〉 )<br />
zuversuchen.DieseLinearkombinationbeschreibtaberkeinenunpolarisiertenStrahl,sonderneinenpolarisiertenStrahlmiteineranderenRichtung,hierum45Gradgegenüber<br />
|x〉gedreht.<br />
UmunsereÜberlegungenzuquantifizieren,definierenwir(nur<strong>für</strong>diesenAbschnitt)einenOperator<br />
ˆ R,derdieRichtungderPolarisationeines<br />
Photon-Ensemblesmisst,z.B.mit<br />
ˆR |ϕ〉 := cos(2ϕ) |ϕ〉 ,<br />
wobei ϕdieWinkelkoordinateeinesEinheitsvektorsinderEbeneseinsoll<br />
und |ϕ〉derzugehörigeBasisvektor.Dannist<br />
ˆR |x〉 = 1 |x〉 , ˆ R |y〉 = −1 |y〉<br />
40
WirsucheneinenZustandmit 〈 ˆ R〉 = 0.<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
DiegeeigneteBeschreibungdieserSituationistdergemischteZustand<br />
ˆρ = 1 1<br />
|x〉〈x| + |y〉〈y| . (2.25)<br />
2 2<br />
PerKonstruktionbeschreibtereineKombinationvonreinenZuständen<br />
mitPolarisationinx-bzw.y-Richtung,diemitgleicherWahrscheinlichkeit<br />
1<br />
2 auftreten.DerErwartungswert 〈 ˆ R〉derRichtungindiesemZustand<br />
ergibtsichmit tr |α〉〈α| Â = 〈α|Â|α〉(Gl.(??))tatsächlichzu<br />
〈 ˆ R〉 = tr ˆρ ˆ R = tr<br />
wiegewünscht.<br />
<br />
1<br />
2 |x〉〈x| ˆ R + 1<br />
2 |y〉〈y| ˆ <br />
R<br />
= 1<br />
2 〈x| ˆ R|x〉<br />
<br />
1<br />
+ 1<br />
2 〈y| ˆ R|y〉<br />
<br />
−1<br />
= 0 ,<br />
InGl.(2.25)erkenntman,dassderDichteoperator ˆρ<strong>für</strong>dasunpolarisierte<br />
Ensembleeinfachder(passendnormierte)Einheitsoperatorist!Daherkann<br />
manihnauchinjederanderenBasisschreiben:<br />
ˆρ = 1<br />
2 ˆ1 = 1<br />
2 |x′ 〉〈x ′ | + 1<br />
2 |y′ 〉〈y ′ | . (2.26)<br />
DiePolarisationindiesemgemischtenZustandistalsoauchbezüglichjederanderenBasisNull.DiesistaucheinweiteresBeispielda<strong>für</strong>,dassdie<br />
Darstellungvon ˆρnichteindeutigist.<br />
2.4.3 ReineZuständemitmehrerenFreiheitsgraden:<br />
Produkträume<br />
<strong>Physik</strong>alischeSystemebesitzeninderRegelvieleFreiheitsgrade.EineinfachesBeispielistdasDoppelspaltexperiment,z.B.mitPhotonen.HierhabenwirbishernurdenOrtdesDurchgangsbeschrieben,nämlichSpalt1<br />
oder2,aberdiePolarisationderPhotonenignoriert.<br />
WirbeschreibennocheinmalnurdenOrt:Hier<strong>für</strong>gibtesdiezweimöglichenMessergebnisse(„Quantenzahlen”)Spalt1undSpalt2.ZudenMessergebnissengehörenBasisvektoren,<br />
|s1〉und |s2〉.Quantenmechanischsind<br />
41
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
auchLinearkombinationendieserBasiszuständemöglich.EinreinerZustand,derdenOrtdesDurchgangsbeschreibt,istdaher<br />
|O〉 = c1 |s1〉 + c2 |s2〉 . (2.27)<br />
DieserZustandistElementeinesVektorraums VO.BeieinerBlendemit NO<br />
SpaltenhättedieserVektorraumdieDimension NO.<br />
Wirwissen,dassdiePhotonenauchdenFreiheitsgradderPolarisation<br />
besitzen,mit(z.B.)denBasisvektoren |ex〉und |ey〉.EinreinerZustand,<br />
dernurdiePolarisationeinesPhotonensemblesbeschreibt,ist<br />
|ϕ〉 = ax |ex〉 + ay |ey〉 . (2.28)<br />
DieserZustandistElementeinesVektorraums Vϕ,mitDimension Nϕ = 2.<br />
EinevollständigereBeschreibungdesquantenmechanischenSystemssolltebeideFreiheitsgradeumfassen.DazubeschreibtmandieFreiheitsgrade<br />
weiterhinunabhängigvoneinander.FormalbildetmaneinProdukt,das<br />
sogenannteTensorprodukt(keinSkalarproduktundauchkeinäußeresProdukt),welcheskommutativseinsoll:<br />
|ϕ, O〉 := |ϕ〉 ⊗ |O〉 ≡ |O〉 ⊗ |ϕ〉 ≡ |ϕ〉 |O〉 . (2.29)<br />
Dassolleinfachbedeuten:DasPhotonensemblebefindetsichbezüglich<br />
derPolarisationimZustand |ϕ〉undbezüglichdesOrtesimZustand |O〉.<br />
EinesolcheBeschreibunghabenwirschoneinmalbeimAnalysatorbenutzt.DerVektor<br />
|ϕ, O〉beschreibteinen reinenZustandmitdenFreiheitsgradenPolarisationundOrt.<br />
EristElementdesProduktraums Vϕ ⊗ VOmitDimension Nϕ·NO.DieBasisvektorendesProduktraumssinddieVektoren<br />
|ei, sj〉.DasSkalarprodukt<br />
isteinfachdasProduktderEinzel-Skalarprodukte:<br />
Dannsind<br />
〈ϕ, O|ϕ ′ , O ′<br />
〉 := 〈ϕ|ϕ ′ 〉 〈O|O ′<br />
〉 . (2.30)<br />
|ei, sj〉〈ei, sj|<br />
ProjektionsoperatorenimProduktraum,undderEinheitsoperatorimProduktraumlässtsichalsSummeüberdieseProjektionsoperatorenschreiben:<br />
<br />
|ei, sj〉〈ei, sj| = ˆ1. (2.31)<br />
i<br />
j<br />
42
i<br />
j<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
JederZustandimProduktraumkanndamitnachdenBasisvektorenentwickeltwerden:<br />
ˆ1<br />
<br />
<br />
|ϕ, O〉 = |ei, sj〉〈ei, sj| ϕ, O〉 = <br />
|ei, sj〉 〈ei|ϕ〉 〈sj|O〉 .<br />
<br />
DenProduktraumformuliertmangenausoimFallvonvielenTeilräumen.<br />
EinOperator,derüberseineWirkungineinemderTeilräumedefiniertist,<br />
wirktauchweiterhinnurindiesemTeilraum,z.B.ist<br />
mitMatrixelementen<br />
i<br />
ˆR |ϕ, O〉 = ˆ R |ϕ〉 ⊗ |O〉 , (2.32)<br />
〈ei, sk| ˆ R|ej, sl〉 = 〈ei| ˆ R|ej〉 〈sk|sl〉<br />
<br />
EinOperator,dernuraufdenOrtwirkt,wäre<br />
Ô |ϕ, O〉 = |ϕ〉 ⊗<br />
j<br />
δkl<br />
ϕi<br />
Oj<br />
. (2.33)<br />
Ô |O〉 . (2.34)<br />
EskönnenimallgemeinenFallauchOperatorenauftreten,dieinbeiden<br />
Teilräumewirken,undz.B.OrtundPolarisationverknüpfen.DerallgemeinsteOperatorhatdieGestalt<br />
<br />
iji ′ j ′<br />
SolcheOperatorenerzeugenz.B.Zuständewie<br />
aiji ′ j ′ |i′ , j ′ 〉〈i, j| . (2.35)<br />
1<br />
√ 2 ( |ex, 1〉 + |ey, 2〉 ) , (2.36)<br />
wiesieunsschonbeidenPolarisationsexperimentenbegegnetsind.IndiesemZustandsindPolarisationundOrtkorreliert(verschränkt).MehrzuverschränktenZuständen,insbesonderebeiSystemenmitmehrerenTeilchen,findetmaninderVorlesungzurFortgeschrittenen<strong>Quantenmechanik</strong>undinBüchernzurQuanteninformationstheorie.<br />
43
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
2.4.4 UnvollständigePräparation(unvollständigeMessung)<br />
undFortlassenunwichtigerFreiheitsgrade<br />
EinquantenmechanischesSystem(Atomstrahl,Festkörper,...)hattypischerweisevieleFreiheitsgrade(Orte,Polarisationen,Energieniveaus,...).Eine<br />
typischePräparationwirdnureinigedieserFreiheitsgradefestlegen(z.B.<br />
denOrtbeimDurchgangdurcheinenDoppelspalt),andereabernicht(z.B.<br />
diePolarisationdesStrahlsdurchdenDoppelspalt).<br />
Beispiel:EinStrahl,derdurchSpalt1gegangenundnichtpolarisiertist.<br />
DieBasiszustände<strong>für</strong>diesesSystemsind |ei, sj〉.WennsowohlderSpalt<br />
1gemessenwäre,alsauchdiePolarisation(z.B.als |ex〉),dannwäreder<br />
ZustanddesSystemsderreineZustand |ex, s1〉,oderäquivalentdieDichtematrix<br />
|ex, s1〉〈ex, s1| .<br />
UmdieunpolarisierteSituationzubeschreiben,müssenwirwieinAbschnitt2.4.2überdiePolarisationsrichtungensummieren.DerunpolarisierteStrahldurchSpalt1istdahereingemischterZustandmitderDichtematrix<br />
mit Nϕ = 2.<br />
ˆρ = 1<br />
Nϕ<br />
<br />
FortlassenunwichtigerFreiheitsgrade<br />
i<br />
|ei, s1〉〈ei, s1| , (2.37)<br />
WirbeschreibenjetztetwasallgemeinerdieSituation,dassderStrahldurch<br />
Spalt1gegangenist,abereinebeliebigePolarisationhat(z.B.auchunpolarisiert).InderDichtematrixsummierenwirdazuüberdiePolarisationsrichtungenmitGewichten<br />
λνund <br />
ν λν = 1.DerStrahldurchSpalt1ist<br />
danndergemischteZustand<br />
ˆρ = <br />
ν<br />
λν |eν, s1〉〈eν, s1| . (2.38)<br />
WennwirindiesemZustanddenOrtmessen,spieltdiePolarisationkeine<br />
Rolle,weildieMatrixelementeinsolcheüberdenOrtundüberdiePola-<br />
44
isationfaktorisieren:<br />
〈 Ô〉 = tr ˆρ Ô = <br />
= <br />
ν<br />
λν<br />
<br />
=1<br />
ν<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
λν 〈eν, 1| Ô |eν, 1〉<br />
〈eν|eν〉 〈1| Ô |1〉 = 〈1| Ô |1〉 . (2.39)<br />
<br />
=1<br />
GenausospieltbeiMessungderPolarisationderOrtkeineRolle:<br />
〈 ˆ R〉 = tr ˆρ ˆ R = <br />
λν 〈eν, 1| ˆ R |eν, 1〉<br />
= <br />
ν<br />
ν<br />
λν 〈eν| ˆ R |eν〉 〈1|1〉<br />
<br />
=1<br />
. (2.40)<br />
Daherkönnenwir,wennwirnuranderBeschreibungdesOrtesinteressiertsind,diePolarisationganzignorieren,undumgekehrt.<br />
2.4.5 ReduzierteDichtematrix<br />
WirbetrachtennundenallgemeinenFallmitvielenFreiheitsgraden.Zum<br />
eigentlichbetrachteten„System”sollendieFreiheitsgrade(Quantenzahlen)<br />
s1, s2, . . .gehören,undzueiner„Umgebung”dieFreiheitsgrade u1, u2, . . ..<br />
UmdieGleichungenbesserlesbarzumachen,schreibenwirkurz s<strong>für</strong><br />
s1, s2, . . .und u<strong>für</strong> u1, u2, . . ..DerallgemeinsteZustandentsprichteiner<br />
Dichtematrix<br />
ˆρ = <br />
λus |u, s〉〈u, s| . (2.41)<br />
u<br />
s<br />
WirbetrachtennunOperatoren Â,dienuraufdas„System”wirken.Dann<br />
kannmanihrenErwartungswertvereinfachen.Wirschreiben tr u<strong>für</strong>die<br />
45
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
SpurimRaumderFreiheitsgrade u,undentsprechend tr sbzw. tr us.<br />
〈 Â〉 = tr ˆρ Â = <br />
= <br />
us<br />
= <br />
s<br />
= tr s<br />
us<br />
λus tr us<br />
<br />
λus 〈us| Â |us〉 =<br />
<br />
u<br />
λus<br />
<br />
=: e λs<br />
λs |s〉〈s|<br />
<br />
=: ê ρ<br />
〈s| Â|s〉<br />
<br />
Â<br />
<br />
|us〉〈us| Â<br />
<br />
us<br />
= tr s ˆρ Â<br />
λus 〈s| Â |s〉 〈u|u〉<br />
<br />
=1<br />
Wirsehen: 〈 Â〉kannwieeinErwartungswerteinesisolierten„Systems”<br />
geschriebenwerden,miteinerSpurnurüberdieFreiheitsgradedesSystems,abermitder<br />
ˆρ = <br />
s<br />
REDUZIERTENDICHTEMATRIX<br />
λs |s〉〈s| , mit (2.42)<br />
λs = <br />
u<br />
λus , (2.43)<br />
inderenGewichte λsderEinflussder„Umgebung”eingeht.<br />
Beispiel:EinSystemseiinKontaktmiteinemäußeren„Wärmebad”beieinerfestenTemperatur<br />
T.OftkannmandieDetailsderWechselwirkungen<br />
mitdemBadvernachlässigen,bisaufdenEffektderTemperatur,dieda<strong>für</strong><br />
sorgt,dassdieZuständedesSystemsabhängigvonihrerEnergie Eimit<br />
demBoltzmanngewicht<br />
gewichtetwerden.<br />
λi ∝ exp(− Ei<br />
) (2.44)<br />
kBT<br />
46
UnabhängigeSysteme<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
DieSituation,dassdas“System”unddie“Umgebung”völligunabhängig<br />
sind,wirddurchGewichte λusbeschrieben,dieinAnteiledesSystemsund<br />
derUmgebungfaktorisieren:<br />
Dannistauch<br />
Mankannsiegetrenntnormieren:<br />
.<br />
AusGl.(2.43)wird<br />
λs = λs<br />
λus = λu λs .<br />
ˆρ = ˆρu ˆρs .<br />
tr uˆρu = tr sˆρs = 1<br />
<br />
u<br />
λu<br />
<br />
=1<br />
= λs . (2.45)<br />
DieUmgebunghatdannkeinenEinflussmehraufdieErwartungswerte<br />
imSystemundkannvölligfortgelassenwerden.<br />
47
2.5 TeilchenmitSpin 1<br />
2<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
EsgibtzweiKlassenvonelementarenTeilchen,diesichinihremintrinsischenDrehimpuls,demsogenannten„Spin”(s.u.)unterscheiden.EinkurzerAusflug:<br />
Bosonen,insbesonderedasPhoton,habeneinenSpin,dereinganzzahligesVielfachesderEinheit<br />
ist.BeimPhotonistderSpingenau .IneinemQuantenzustandkönnensichbeliebigvieleelementareBosonenbefinden.BosonensindTeilchen,dieWechselwirkungvermitteln(imSinnederQuantenfeldtheorie).BeiPhotonenistdiesdieelektromagnetischeWechselwirkungzwischengeladenenTeilchen.WeitereelementareBosonenmitSpin<br />
sinddieVermittlerderstarkenWechselwirkung(Gluonen)<br />
undderelektroschwachenWechselwirkung(Z-undW-Bosonen).DasGravitonbesitztSpin<br />
2.<br />
ElementareFermionen,insbesondereElektronen,habendenSpin S = /2.<br />
FürdieseTeilchengiltdasPauli-Prinzip:InjedemQuantenzustandkann<br />
sichnurhöchstenseinesvonmehrerengleichartigen(d.h.ununterscheidbaren)Fermionenbefinden.FermionensinddieBausteinederMaterie.WeitereelementareFermionensindQuarks,Neutrinos,undschwerereVariantendesElektrons(MyonundTau-Lepton).<br />
AlleanderenTeilchensindausdenelementarenBosonenundFermionen<br />
zusammengesetzt,wiez.B.ProtonenoderAtome.DiezusammengesetztenTeilchenkönnenauchhöhereSpinsbesitzen,wiez.B.<br />
S = 3<br />
2.Wenn dieserSpinhalbzahligist,sinddiezusammengesetztenTeilchenFermionen,<strong>für</strong>diedasPauli-Prinzipgilt.BeiganzzahligemSpinnenntmanauch<br />
diezusammengesetztenTeilchen„Bosonen”.<br />
2.5.1 DasStern-GerlachExperiment<br />
DasStern-Gerlach-ExperimentähneltdenPolarisationsexperimentenbei<br />
Photonen.EswurdeursprünglichvonO.SternundW.GerlachimJahre1922durchgeführt.SieschickteneinenStrahlvonSilber-Atomeninein<br />
inhomogenesMagnetfeldunderhielteneinüberraschendesErgebnis.Das<br />
ExperimentistauchmitanderenAtomenundsogarmitNeutronendurchgeführtworden.<br />
48
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
ZunächstbetrachtenwirdenAusdruck<strong>für</strong>dieEnergieeinesmagnetischenMomentesineinemMagnetfeld<br />
E = −µ · B (2.46)<br />
EingeladenesklassischesTeilchen,dassichdrehtoderaufeinerKreisbahn<br />
läuft,erzeugteinmagnetischesMoment<br />
µ = q<br />
2m · L (2.47)<br />
ListderBahndrehimpuls, qdieLadungund mdieMassedesTeilchens.<br />
DieseBeziehungistnurdannrichtig,wenndieMassenverteilungunddie<br />
LadungsverteilungdesklassischenTeilchensidentischsind.Istdiesnicht<br />
derFall,somussnocheinFaktorberücksichtigtwerden,dasgyromagnetischeVerhältnis<br />
g.<br />
ElementareTeilchenkönnenaber,obwohlsiepunktförmigsind,aucheinen<br />
intrinsischenDrehimpulshaben,denSpin.FüreinTeilchenmitSpin Sund<br />
ohneBahndrehimpulswirdGl.(2.47)zu<br />
µ = g · q<br />
2m · S . (2.48)<br />
Manfindetexperimentell g Elektron ≈ 2.0023.Eswurdeversucht,ausdem<br />
g-FaktorRückschlüsseaufeineeffektiveMassen-undLadungsverteilung<br />
einesklassischenrotierendenObjekteszuschließen,undsodenSpinebenfallsalsBahndrehimpulszudeuten.DieseVersuchewarenjedocherfolglos.DerSpinistkeinDrehimpulseines„rotierendenObjekts”!DierichtigeErklärungdesSpinsalsinternemFreiheitsgraddespunktförmigenElektronsgelangDirac,ausgehendvonderrelativistischenEnergie-Impuls-<br />
Beziehung.<br />
AuchzusammengesetzteTeilchenhabeneinenSpin,z.B. S = /2bei<br />
ProtonundNeutron,wobeidiemagnetischenMomentedurchdiekomplizierteninternenWechselwirkungenbestimmtwerden,mitdenexperimentellenWerten<br />
g Proton ≈ 5.5856und g Neutron ≈ −3.8264.<br />
AusderEnergie(Gl.(2.46))folgtdieKraft,dieaufeinelektrischneutralesAtom(z.B.dieSilber-AtomeimStern–GerlachVersuch)aufgrunddes<br />
49
magnetischenMomentesausgeübtwird 4 :<br />
F = − ∇E<br />
Fα = ∂<br />
3<br />
( µβBβ) =<br />
∂xα<br />
β=1<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
3<br />
µβ · ∂<br />
β=1<br />
∂xα<br />
Bβ<br />
(2.49)<br />
DahertrittnurineineminhomogenenMagnetfeld( ∂ B = 0)eineKraft<br />
∂xα<br />
auf.<br />
FürdenStern-GerlachVersuchwirddieinAbbildung(2.9)und(2.10)<br />
schematischskizzierteAnordnungverwendet.WirlegendieInhomogeni-<br />
Abbildung2.9:AufbaudesStern-Gerlach-Experiments.<br />
tätdesMagnetfeldesinz-Richtung.UmdasExperimentquantitativanalysierenzukönnen,machenwireinigeIdealisierungen.Wirnehmenan,dassdasMagnetfeldaußerhalbderLückezwischendenPolenverschwindet.Außerdemsoll<br />
|Bx| ≪ |Bz|und |By| ≪ |Bz|seinundwirverlangenweiter,dassderFeldgradientzwischendenPolschuhenkonstantin<br />
z-Richtungzeigt.DieKomponentendesmagnetischenFeldessinddann<br />
imIdealfall Bx ≈ By ≈ 0, Bz = z B ′ ,wobei B ′ derFeldgradientist. 5 Dar-<br />
4 AufgeladeneTeilchenwirktzusätzlichdieLorentz-Kraft.<br />
5 Manbeachte,dass Bx = By = 0wegen ∇ B = 0nichtmöglichist,abermankann<br />
zumindesterreichen,dassdieseKomponentendesFeldesgegenüberderz-Komponente<br />
vernachlässigbarsind.IndiesemFallwerdendieKomponentendesmagnetischenMomentsinderxy-Ebenesehrschnellumdiez-AchsepräzedierenunddieEffektederx-y-<br />
KomponentensichzuNullmitteln.<br />
50
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
Abbildung 2.10: Verlauf der magnetischen Feldlinien beim Stern-Gerlach-<br />
Versuch<br />
ausfolgt<br />
Fz = µz · B ′<br />
,<br />
wobei B ′ einevomMagnetenvorgegebeneKonstanteist.Diez-Komponente<br />
µzdesmagnetischenMomentesdereinzelnenSilberatomekannhingegenvariieren.DieTeilchenwerdenalsoimBereichdesMagnetenentsprechendderAusrichtungihresmagnetischenMomentesinz-Richtungabgelenkt.<br />
DiemagnetischenMomentederSilber-Atome,dieausderQuellekommen,sindstatistischverteilt.KlassischsolltedasmagnetischeMomentin<br />
z-Richtung µz = |µ| · cosθkontinuierlichalleWertezwischen − |µ|und<br />
+ |µ|annehmen.WirmessennundieAnzahlderauftreffendenSilber-<br />
AtomeinAbhängigkeitvonderAblenkung z.DasExperimentsollteaus<br />
Sichtderklassischen<strong>Physik</strong>einekontinuierlicheVerteilungliefern,wie<br />
sieinAbbildung(2.11)linksskizziertist.<br />
WasSternundGerlachabergefundenhaben,istinAbbildung(2.11)rechts<br />
dargestellt.ManfindetlediglichzweiHäufungspunkte,d.h.eskommen<br />
nurzweiWerte<strong>für</strong>dieAblenkungenvor!DasErgebniskannnursogedeutetwerden,dassdasmagnetischeMomentimMagnetfeldnurinzweiEinstellungenvorliegenkann.DiedazugehörigenWertedesintrinsischenDrehimpulses(Spins)sind<br />
Sz = ± <br />
2 .DieseEinstellungennennenwirSpinup<br />
undSpindown,mitBezugaufdieRichtungdesMagnetfeldes.<br />
DiesesErgebnisistanalogzudenbeidenlinearenPolarisationsrichtungen,<br />
dieeinPhotonhabenkann.<br />
51
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
Abbildung2.11: SkizzederklassischerwartetenHäufigkeitsverteilung(links)<br />
unddertatsächlichbeobachtetenHäufigkeitsverteilung.<br />
WennderStern-Gerlach-ApparatinirgendeineandereRaumrichtungzeigt,<br />
findetmanebenfallsnurzweiAblenkwinkelderselbenGröße!Fürjede<br />
beliebigeRichtungbestehendeshalbnurgenauzweimöglicheEinstellungen<br />
± <br />
2 desmagnetischenMomentesimjeweiligenMagnetfeld!<br />
UmdenSpingenauerzuuntersuchen,werdenwirvierStern-Gerlach-<br />
Experimentebesprechen,dieaufFeynmanzurückgehenundzudenPolarisationsexperimentenanalogsind,diewirbeiPhotonenbesprochenhaben.<br />
Experiment1<br />
Abbildung2.12:AuswahleinerSpinrichtung:symbolischeDarstellung.<br />
UmdieExperimenteleichterbeschreibenzukönnen,verwendenwir<strong>für</strong><br />
einenStern-Gerlach-Apparat(Abb.2.9)mitInhomogenitätin x (y, z)-Richtung<br />
52
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
Abbildung2.13:Zwei SGZApparatehintereinander.<br />
dieAbkürzung SGx (SGy, SGz). 6<br />
Wirstellenjetzthinter SGzeineBlendeauf,diez.B.denunterenTeilstrahl<br />
ausblendet.InAbbildung(2.12)habenwireinschematischesSymbol<strong>für</strong><br />
einensolchenStern-Gerlach-Apparateingeführt.<br />
Nunstellenwirhinterdenersten SGz,derdenunterenTeilstrahlausblendet,einenzweiten<br />
SGz(sieheAbbildung(2.13)),mitderselbenBlende.Wir<br />
finden,dassalleTeilchen,diedurchdenersten SGzgegangensind,auch<br />
hinterdemzweiten SGznachgewiesenwerden.WennwirimzweitenApparatstattdesunterendenoberenWegausblenden,kommenkeineTeilchenmehrdurch.DasTeilchenensembleamoberenAusgangdesersten<br />
SGzist<br />
offenbarineinemZustandpräpariert,denwirmitdemzweiten SGzüberprüfen<br />
könnenundderzumZustandamunterenAusgangorthogonalist.Wirnennen<br />
denZustandamoberenAusgang |+z〉,weildie z-KomponenteihresSpins<br />
denWert + hat,unddenZustandamunterenAusgang<br />
| − z〉.<br />
2<br />
DasbeschriebeneExperimentzeigt,dassdieZustände | + z〉und | − z〉zueinanderorthonormalsind:<br />
〈+z| + z〉 = 〈−z| − z〉 = 1<br />
〈−z| + z〉 = 〈+z| − z〉 = 0 .<br />
(2.50)<br />
(ZunächstsindnurdieWahrscheinlichkeitenbekannt,alsodieBetragsquadrate<br />
|〈±z| ± z〉| 2 .WeilaberdasSkalarprodukt 〈a|a〉einesVektorsmit<br />
sichselbstreellist,trittbeidenAmplitudenindererstenZeilevonGl.<br />
(2.50)keinPhasenfaktorauf.)<br />
DerobereKanaldes SGzApparateserzeugteinenZustandin | + z〉-Richtung.<br />
6 InFlugrichtung xmussmandasStern-GerlachExperimentdurcheineandereAnordnungzurMessungdesmagnetischenMomentsersetzen.UmdieNotationzuvereinfachen,werdenwirdennochvoneinem„Stern-Gerlach”Experimentsprechen.<br />
53
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
ErentsprichtdaherdemProjektionsoperator |+z〉〈+z|,undderuntereKanaldemProjektionsoperator<br />
| − z〉〈−z|,<br />
DieanalogenErgebnisseerhaltenwir,wennwirimExperimentdie z-<br />
Richtungdurchdie x-oderdie y-Richtungersetzen:dieentsprechenden<br />
ApparateprojizierenaufZustände | + x〉und | − x〉bzw.auf | + y〉und<br />
| − y〉.<br />
Experiment2<br />
Wirverwendenwieder SGzalsFilter,umeinEnsembleimZustand | + z〉zu<br />
präparieren.ImAnschlussplatzierenwireinen SGx-Apparat(sieheAbbildung(2.14)).DasExperimentergibt:DieHälftederTeilchen,diein<br />
SGx<br />
Abbildung2.14: SGzund SGxApparathintereinander.<br />
einfallen,lieferndenMesswert Sx = + <br />
2 ,unddieHälfte Sx = − <br />
2 .Der<br />
(+x)-Zustandundder (−x)-Zustandkommenalsogleichhäufigvor.Das<br />
gleicheResultaterhaltenwir<strong>für</strong>alleanderenKombinationenunterschiedlicherSpinrichtungen.DieentsprechendenWahrscheinlichkeitsamplitudenmüssendeshalb<br />
erfüllen.<br />
|〈±x| ± z〉| 2 = 1/2<br />
|〈±y| ± z〉| 2 = 1/2<br />
|〈±x| ± y〉| 2 = 1/2<br />
(2.51)<br />
BeiPhotonenhabenwirdiegleichenWahrscheinlichkeitengefunden,wenn<br />
derWinkelzwischenzweiPolarisationsrichtungen xund x ′ 45Gradbetrug.BeiSpin-<br />
1<br />
2TeilchenistderentsprechendeWinkel90Grad,z.B.zwi schen xund z!Zuständezuum90GradverdrehtenRichtungendesSpins<br />
stehenbeiSpin- 1<br />
2Teilchennichtsenkrechtaufeinander! 54
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
DiealgebraischeBeschreibung<strong>für</strong>denoberenAusgangdes2.Experiments<br />
inAbb.(2.14)ist<br />
Experiment3<br />
| + x〉 〈+x| + z〉<br />
<br />
auslaufenderZustand<br />
= | + x〉〈+x|<br />
<br />
Projektion<br />
| + z〉<br />
<br />
Zustandnach SGz<br />
WirbringenjetzthinterdieVersuchsanordnungvomzweitenExperiment<br />
eineBlendean,dieZuständemit (+x)herausfiltert.ImAnschlussdaran<br />
platzierenwirwiedereinen SGz,umdieSpinverteilunginz-Richtungzu<br />
messen(sieheAbbildung(2.15).Resultat:DieHälftederTeilchen,diein<br />
Abbildung2.15: SGz, SGxund SGzApparatehintereinander.<br />
dendrittenStern-Gerlach-Apparathineingehen,liefertdenMesswert Sz =<br />
+ <br />
2 unddieHälfteliefert Sz = − <br />
2 .<br />
DerzweiteApparat,dereinEnsemblein | + x〉-Richtungpräpariert,hat<br />
alsosämtlicheInformationüberdieursprüngliche | + z〉-Polarisationvernichtet.Wirschließen,dasseszusätzlichzueinerPolarisationin<br />
±x-Richtung<br />
amAusgangdeszweitenApparateskeineInformationübereine ±z-Polaristion<br />
gibt.Daherist,wieschonzuvermutenwar,derRaumderSpin-Polarisationen<br />
nurzweidimensional,obwohlPolarisationenbezüglichdreierKoordinatenrichtungen<br />
x, y, zmöglichsind!VollständigeorthonormaleBasissystemesinddaher<br />
{ | + x〉, | − x〉 }, oder { | + y〉, | − y〉 }, oder { | + z〉, | − z〉 }.<br />
Wiewirnochsehenwerden,istauch { |+n〉, |−n〉 }bezüglicheinerbeliebigenRichtung<br />
neinsolchesSystem.<br />
WegenderVollständigkeitderBasissolltenauchdieentsprechendenVollständigkeitsrelationenwie<br />
ˆ1 = | + x〉〈+x| + | − x〉〈−x| (2.52)<br />
55<br />
.
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
gelten.DiessehenwirimnächstenExperimenttatsächlich.<br />
Experiment4<br />
WirbaueneinenAnalysatorkreisauf,derinAbbildung(2.16)skizziertist.<br />
DieserApparatistsokonstruiert,dassdiedivergentenTeilchenstrahlen<br />
Abbildung2.16:Analysatorkreis<strong>für</strong>einStern-Gerlach-Experiment.<br />
wiederzusammengeführtwerden. 7 WennmaninternkeineweiterenBlendenanbringt,solltedieserApparatwiederEinheitsoperatorwirken.<br />
WirkönnenmitdiesemApparatdieselbenExperimentewiemitdemeinfachenStern-Gerlach-Apparatdurchführen.DazutauschenwirimExperi-<br />
Abbildung2.17:ModifiziertesStern-Gerlach-ExperimentmitBlende.<br />
ment3denmittlerenApparat SGxgegeneinenAnalysatorkreismitInhomogenitätinx-Richtungaus.ZunächstblendenwirimmittlerenTeileinen<br />
derbeidenTeilstrahlenaus(sieheAbbildung(2.17)).Wirfindendasalte<br />
Ergebnis:wennwirden (−x)-Zustandausblenden,liefern50%derTeilchen<br />
Sz = + <br />
2und50%Sz = −.Dasselbegilt,wennwir | + x〉ausblenden.<br />
2<br />
WirkönnenaberbeideWegefreigeben.Dannbeobachtenwir,dassnach<br />
demdrittenApparatalleTeilchenmit Sz = + <br />
2 herauskommen.DerAna-<br />
7 AlsStern-GerlachExperimentistdieserApparatnichtrealisierbar,wohlaberalseine<br />
äquivalenteAnordnungineinemInterferometer.<br />
56
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
lysatorkreiswirktalsoinderTatwieeinEinheitsoperator,undGl.(2.52)<br />
isterfüllt!DerAnalysatorkreisprägtdenTeilchenkeineInformationbezüglichderx-Richtungauf.DiesesErgebnisistvölliganalogzumentsprechendenExperimentmitPhotonen.<br />
2.5.2 Basisvektoren<strong>für</strong>Spin- 1<br />
2 Teilchen<br />
WirhabenausdemExperimentgelernt,dassderSpinvonSpin- 1<br />
2 Teilchen<br />
durcheinenzwei-dimensionalenVektorraumbeschriebenwird,mitäquivalentenvollständigenundorthonormalenBasissystemen<br />
{ | + x〉, | − x〉 }, oder { | + y〉, | − y〉 }, oder { | + z〉, | − z〉 }.<br />
AusdenbeobachtetenWahrscheinlichkeitenkönnenwirauchdieTransformationenzwischendenBasissystemenherleiten.Wirwerden<br />
|±x〉bzw.<br />
| ± y〉mitHilfederBasisvektoren | ± z〉ausdrücken.<br />
Allgemeinkönnenwirschreiben<br />
| + x〉 = c+ | + z〉 + c− | − z〉 , mit c± = 〈±z| + x〉 ,<br />
mit |c+| 2 + |c−| 2 = 1<strong>für</strong>dieNormierung.AusdemexperimentellenErgebniss<br />
|〈±x| ± z〉| 2 = 1<br />
2 (Gl.(2.51))folgt |c±| = 1 √,also 2<br />
c+ = eiδ +<br />
√2<br />
c− = eiδ− √2<br />
| + x〉 = eiδ +<br />
√2 (| + z〉 + e iδ | − z〉)<br />
, (2.53)<br />
wobei δ±nochunbekanntePhasensindund δ := δ− − δ+.<br />
Genausofolgtaus |〈±y| ± z〉| 2 = 1<br />
2 (Gl.(2.51))dieDarstellung<br />
| + y〉 = eiγ +<br />
√2 (| + z〉 + e iγ | − z〉) . (2.54)<br />
57
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
NunkönnenwirdasSkalarproduktvon | + x〉und | + y〉bilden:<br />
〈+y| + x〉 = e−iγ+ iδ+ e<br />
2<br />
= ei(δ+−γ+) <br />
i(δ−γ)<br />
1 + e<br />
2<br />
<br />
⇒<br />
|〈+y| + x〉| 2 = 1<br />
4 |1 + ei(δ−γ) | 2<br />
= 1<br />
4<br />
〈+z| + e −iγ 〈−z| | + z〉 + e iδ | − z〉 <br />
1 + e i(δ−γ) ∗ 1 + e i(δ−γ) <br />
= 1<br />
(1 + cos(δ − γ)) .<br />
2<br />
UmdiebeobachteteWahrscheinlichkeitsamplitude |〈+y| + x〉| 2 = 1<br />
2zu erhalten,muss δ − γ = ± π<br />
2gelten.Hiermitkannnichtfestgelegtwerde, welcheWerte δund γindividuellannehmen.Ausdenspäterbehandelten<br />
Basistransformationen<strong>für</strong>Spinsfolgt δ = 0und γ = π<br />
2 ,sowie γ+ = δ+ = 0.<br />
DamitwerdendieGleichungen(2.53)bzw.(2.54)zu:<br />
| + x〉 = 1 √ 2 (| + z〉 + | − z〉) (2.55)<br />
| + y〉 = 1 √ 2 (| + z〉 + i| − z〉) . (2.56)<br />
DieOrthogonalitätsbeziehungen 〈−x| + x〉 = 0und 〈−y| + y〉 = 0legen<br />
danndierestlichenZuständebisaufeinenweiterenPhasenfaktorfest,der<br />
sichspäterebenfallsausdemSpin-Rotationsoperatorergebenwird.<br />
| − x〉 = 1<br />
√ 2 (| + z〉 − | − z〉)<br />
| − y〉 = 1<br />
√ 2 (| + z〉 − i| − z〉) .<br />
Esistwichtigzuvermerken,dassdieexperimentellenErgebnisseGl.(2.51)<br />
mitreinreellenZahlen<strong>für</strong>dieWahrscheinlichkeitsamplitudennichterklärtwerdenkönnen.ManbenötigthierzwingendeinenzweidimensionalenkomplexenVektorraum.<br />
58
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
WirwerdenspäterauchdieSpin-Zustände<strong>für</strong>einebeliebigeQuantisierungsrichtung<br />
nberechnen.DerVollständigkeithalberseiensiehierschon<br />
angegeben.BeideZuständesindnurbisaufjeweilseinePhaseeindeutig.<br />
|+n〉 = cos( θ<br />
|−n〉 = sin( θ<br />
SPIN-ZUSTÄNDEINRICH<strong>TU</strong>NG n<br />
2 ) |+z〉 + eiϕ sin( θ<br />
2<br />
2 ) |+z〉 − eiϕ cos( θ<br />
2<br />
) |−z〉<br />
) |−z〉 , (2.57)<br />
wobei θund ϕdieKugelkoordinatendesEinheitsvektorsn = (sin θ cosϕ, sin θ sin ϕ, cosθ)<br />
sind: θistderWinkelzwischenderz-AchseunddemVektor n; ϕistder<br />
Winkelzwischenderx-AchseundderProjektionvon naufdiexy-Ebene.<br />
MitderPhasenkonventionvonGl.(2.57)gilt |+〉−n = |−〉n.DieKurzschreibweise<br />
| + n〉und | − n〉istdahergerechtfertigt.<br />
Charakteristisch<strong>für</strong>Gl.(2.57)istdasAuftretendeshalbenWinkels θ<br />
2 bei<br />
denSpin 1<br />
2 -Teilchen.<br />
WirüberprüfenleichtdieSpezialfälle<strong>für</strong>diedreiKoordinatenachsen n =<br />
êx, n = êy, und n = êz.UmdieüblichePhasenkonvention<strong>für</strong> | − z〉zu<br />
reproduzieren,mussmanhierbei<strong>für</strong>diez-Achse ϕ = πwählen.<br />
Richtung n θ ϕ |+n〉 |−n〉<br />
x<br />
y<br />
π<br />
2 0<br />
π<br />
2<br />
π<br />
2<br />
1<br />
√ 2 (|+z〉 + |−z〉)<br />
1<br />
√ 2 (|+z〉 − |−z〉)<br />
1√ 2 (|+z〉 + i |−z〉) 1 √2 (|+z〉 − i |−z〉)<br />
z 0 π |+z〉 |−z〉<br />
2.5.3 Spin 1<br />
2 Operatoren<br />
BeiMessungdesSpinsindenRichtungen x, y, zhabenwirjeweilsgenau<br />
zweiverschiedeneMessergebnissegefunden,nämlich ± <br />
2 .NachdenPostulateninAbschnitt2.3.1entsprechendiesenMessungenSpin-Operatoren,<br />
59
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
welcheaufdiejeweilserzeugtenZuständeprojizierenunddieMesswerte<br />
alsEigenwertehaben.BeiMessungvon SzzumBeispielsinddieprojiziertenZustände<br />
| ± z〉.DieallgemeineDarstellunginAbschnitt2.3.1wardie<br />
Spektraldarstellung<br />
 = <br />
aj |aj〉〈aj| .<br />
DieSpin-Operatorenkönnenwirdahersofortangeben:<br />
ˆSx = <br />
2<br />
ˆSy = <br />
2<br />
ˆSz = <br />
2<br />
j<br />
SPIN-OPERATOREN<br />
<br />
<br />
| + x〉〈+x| − | − x〉〈−x|<br />
<br />
<br />
| + y〉〈+y| − | − y〉〈−y|<br />
<br />
<br />
| + z〉〈+z| − | − z〉〈−z| .<br />
(2.58)<br />
WirkönnendenSpin-Operatorauchgleichallgemein<strong>für</strong>einebeliebige<br />
Richtung nschreiben:<br />
ˆSn = <br />
2<br />
<br />
<br />
|+ n〉〈+n| − |− n〉〈−n| . (2.59)<br />
DadieEigenwerte ± <br />
2 reellsind,sinddieSpin-Operatorenhermitesch.<br />
Darstellunginder z-Basis<br />
WirberechnennundieDarstellungendieserOperatoreninder Sz-Basis<br />
| ± z〉.UmdieNotationzuvereinfachen,werdenwir(nur<strong>für</strong>dieseRechnung)dieVektoren<br />
| + z〉und | − z〉mit |σ〉bezeichnen, σ = ±1.DieEigenwertgleichung<strong>für</strong><br />
ˆ Szistdann<br />
ˆSz |σ〉 = σ <br />
2<br />
|σ〉 , mit |σ〉 ≡<br />
| + z〉 <strong>für</strong> σ = +1<br />
60<br />
| − z〉 <strong>für</strong> σ = −1 .
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
DieMatrixelementediesesOperatorsinder z-Basissind<br />
〈σ ′ | ˆ Sz|σ〉 = σ <br />
2 〈σ′ |σ〉 = σ <br />
2 δ σσ ′<br />
DieMatrixdarstellungdesOperators ˆ Szinder |±z〉-Basislautetalso<br />
ˆSz<br />
−→<br />
❅<br />
❅σ<br />
σ ❅<br />
′<br />
+1 −1<br />
+1 + <br />
2 0<br />
−1 0 − <br />
2<br />
=<br />
<br />
1 0<br />
2 0 −1<br />
DerPfeilsollda<strong>für</strong>stehen,dassderOperatorindergewählten |±z〉-Basis<br />
indieangegebeneMatrixübergeht.<br />
AnalogerhaltenwirausderSpektraldarstellungvon ˆ SxundderDarstellungderZustände<br />
| ± x〉inder z-Basis<br />
| ± x〉 = 1<br />
√ 2 (| + z〉 ± | − z〉)<br />
(worausmandirektz.B. 〈−x| − z〉 = − 1 √ 2 abliest)<br />
dieMatrixelementeinder z-Basis:<br />
〈σ ′ | ˆ Sx|σ〉 = <br />
2 〈σ′ <br />
<br />
| | + x〉〈+x| − | − x〉〈−x| |σ〉<br />
= <br />
2<br />
<br />
〈σ ′ | + x〉〈+x|σ〉 − 〈σ ′ | − x〉〈−x|σ〉<br />
= <br />
2 (〈σ′ | + x〉 〈σ| + x〉 ∗ − 〈σ ′ | − x〉 〈σ| − x〉 ∗ )<br />
61
=<br />
⎛<br />
= ⎜<br />
⎝<br />
2<br />
❅<br />
❅σ<br />
σ ❅<br />
′<br />
+1 〈+z|+x〉 〈+z|+x〉 ∗<br />
1·1 ∗<br />
2<br />
1·1 ∗<br />
2<br />
-1<br />
− 1·1∗<br />
2<br />
− (−1)·1∗<br />
2<br />
+1 -1<br />
− 〈+z|−x〉 〈+z|−x〉 ∗<br />
〈−z|+x〉 〈+z|+x〉 ∗<br />
− 〈−z|−x〉 〈+z|−x〉 ∗<br />
1·1 ∗<br />
2<br />
1·1 ∗<br />
2<br />
− 1·(−1)∗<br />
2<br />
− (−1)·(−1)∗<br />
2<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
〈+z|+x〉 〈−z|+x〉 ∗<br />
− 〈+z|−x〉 〈−z|−x〉 ∗<br />
〈−z|+x〉 〈−z|+x〉 ∗<br />
− 〈−z|−x〉 〈−z|−x〉 ∗<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ = <br />
2<br />
0 1<br />
1 0<br />
DieMatrixdarstellungvon ˆ Sxinder z-Basisistalso Sx<br />
ˆ −→ <br />
<br />
0 1<br />
2 1 0<br />
Fürdie y-KomponentendesSpin-Operatorserhaltenwir<br />
〈σ ′ | ˆ Sy|σ〉 = <br />
<br />
2<br />
ˆSy −→ <br />
2<br />
〈σ ′ | + y〉〈σ| + y〉 ∗ − 〈σ ′ | − y〉〈σ| − y〉 ∗<br />
0 −i<br />
i 0<br />
Zusammenfassendfindenwirdie<br />
<br />
DARSTELLUNGDERSPIN- 1<br />
OPERATORENINDER |±z〉-BASIS<br />
2<br />
ˆSx −→ <br />
<br />
0 1<br />
2 1 0<br />
ˆSy −→ <br />
2<br />
<br />
<br />
0 −i<br />
ˆSz −→<br />
+i 0<br />
<br />
<br />
1 0<br />
2 0 −1<br />
=: <br />
2 σx<br />
=: <br />
2 σy<br />
=: <br />
2 σz<br />
62<br />
<br />
<br />
<br />
(2.60)<br />
.
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
σx, σy, σzsinddiePauli-Matrizen.WirstelleneinigewichtigeEigenschaftenzusammen.<br />
EIGENSCHAFTENDERPAULI-MATRIZEN<br />
σα · σβ = δαβ ˆ1 + i <br />
σ 2 α = ˆ1<br />
{σα, σβ} = 2 δαβ<br />
[σα, σβ] = 2i εαβγ σγ<br />
σα = σ † α<br />
det(σα) = −1<br />
Sp(σα) = 0<br />
γ<br />
εαβγ σγ<br />
(2.61)<br />
{A, B}steht<strong>für</strong>denAntikommutator {A, B} := AB + BA,und εαβγistder<br />
totalantisymmetrischeLevi-Civita-Tensor.<br />
ε123 = ε231 = ε312 = +1<br />
ε321 = ε213 = ε132 = −1<br />
LEVI-CIVITA-TENSOR<br />
εαβγ = 0 wennzweiodermehrIndizesgleichsind<br />
(2.62)<br />
EristinvariantgegenzyklischeVertauschungderIndizes: εαβγ = εβγα =<br />
εγαβ.<br />
Diezweite,dritte,undvierteZeileinGl.(2.61)folgendirektausdererstenZeile.DasSummenzeichenindererstenZeilewirdoftweggelassen<br />
(Summationskonvention).<br />
63
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
InderviertenZeilestehtderKommutatorderPauli-Matrizen.Daraus<br />
folgtderKommutatorderSpin- 1<br />
2 Matrizen<br />
[Sα, Sβ] =<br />
2 <br />
[σα, σβ] =<br />
2<br />
2<br />
4 · 2i εαβγ σγ = i εαβγ<br />
<br />
2 σγ = i εαβγ Sγ<br />
Dainendlich-dimensionalenRäumeneinIsomorphismuszwischenden<br />
OperatorenunddenDarstellungenbesteht,giltdieobigeKommutator-<br />
Relationauch<strong>für</strong>dieOperatoren:<br />
ALGEBRADERSPIN-OPERATOREN<br />
[ ˆ Sα, ˆ Sβ] = i εαβγ ˆ Sγ ∀α, β, γ = 1, 2, 3 (2.63)<br />
DieseBeziehunggilt<strong>für</strong>beliebigeDrehimpulse,wiewirspätersehenwerden.EshandeltsichhierumdiesogenannteLie-AlgebraderDrehgruppe.<br />
EineweiterewichtigeBeziehungfolgtaus σ 2 α = ˆ1:<br />
ˆS 2 α<br />
= 2<br />
4 ˆ1 . (2.64)<br />
DiessiehtmanauchdirektausderSpektraldarstellung:<br />
ˆS 2 n<br />
= (<br />
2 )2 |n〉〈n| + ( −<br />
2 )2 |−n〉〈−n| = 2<br />
4<br />
<br />
1 0<br />
Anmerkung:ZusammenmitderEinheitsmatrix<br />
(|n〉〈n| + |−n〉〈−n|) = 2<br />
4 ˆ1 .<br />
0 1<br />
<br />
spannendiePauli-<br />
MatrizendenVektorraumder2×2Matrizenauf.Eslässtsichdemnach<br />
jede2×2Matrixals<br />
M = a0 ˆ1 + a1 · σx + a2 · σy + a3 · σz<br />
(2.65)<br />
mitkomplexenKoeffizienten aidarstellen(s.Übungen).MankanndaherjedenOperatorineinemzweidimensionalenkomplexenVektorraum<br />
64<br />
.
Kapitel 2. Zustände und Messungen<br />
mitHilfederPauli-Matrizenschreiben.DeswegensinddiePauli-Matrizen<br />
undihreRechenregelnnichtnurbeiSpin- 1<br />
2 Teilchenwichtig,sondernin<br />
jedemquantenmechanischenSystemmitnurzwei(<strong>für</strong>dieAnwendung<br />
relevanten)Zuständen.Beispieleda<strong>für</strong>sindAtome,indeneneinGrundzustandundnureinangeregterZustandwichtigsind,wasetwabeiNMR<br />
undbeimLaservorkommt!<br />
ErwartungswerteundVarianz<br />
MitHilfederSpin-Operatorenkönnenwir ErwartungswertevonMessergebnissenausrechnen.EsseizumBeispieleinEnsembleimZustand<br />
| + x〉 gegeben.Wirmessendiez-KomponentedesSpins,z.B.miteinem<br />
SGzStern-Gerlach-Experiment.DieeinzelnenMessergebnissesind ± <br />
2 ,nämlichdieEigenwertevon<br />
ˆ Sz.WennwirdasExperimentmitvielenunabhängigenidentischpräpariertenTeilchenwiederholen,konvergiertbeizunehmenderZahlvonWiederholungenderMittelwertallerMesswertegegen<br />
denErwartungswert.DieseristhierNull:<br />
〈 ˆ Sz〉 = 〈x| ˆ Sz |x〉 = <br />
<br />
<br />
|z〉〈z| − |− z〉〈−z〉 |x〉 (2.66)<br />
= <br />
2<br />
= <br />
2<br />
|〈x| + z〉|2<br />
<br />
1<br />
2<br />
W(+z|x)<br />
− 1<br />
2<br />
<br />
2 〈x|<br />
+<br />
<br />
− <br />
2<br />
<br />
|〈x| − z〉| 2<br />
<br />
W(−z|x)<br />
(2.67)<br />
= 0 , (2.68)<br />
dennimZustand |x〉werdengleichhäufig <br />
und −<br />
2 2gemessen. DieeinzelnenMesswertestreuenumdenErwartungswert.DasQuadrat<br />
derStreuungistdieVarianz(NotationüblicherweiseohneDach):<br />
〈(∆Sz) 2 〉 :=<br />
<br />
ˆSz − 〈 ˆ 2 Sz〉<br />
≡ 〈 ˆ S 2 z〉 − 〈 ˆ Sz〉 2<br />
= 〈 ˆ S 2 z 〉 − 2〈 ˆ Sz〉〈 ˆ Sz〉 + 〈 ˆ Sz〉 2<br />
DieVarianzvereinfachtsichweiter,weil 〈 ˆ Sz〉 = 0und ˆ S2 z = <br />
2 ˆ1 2<br />
(∆Sz) 2 =<br />
2 <br />
〈x| ˆ1 |x〉<br />
2<br />
= ( <br />
2 )2 .<br />
.<br />
ImZustand | + x〉findetmanalsoimMitteldenMesswert 〈 ˆ Sz〉 = 0,aber<br />
miteinergroßenStreuungvon ∆Sz = <br />
2 .<br />
65
66<br />
Kapitel 2. Zustände und Messungen
Kapitel3<br />
Zeitentwicklung<br />
BisherhabenwirunsmitMomentaufnahmenbefasst.Einwesentliches<br />
Anliegender<strong>Physik</strong>istesaber,vorherzusagen,wiesichderZustandeinesSystemsentwickelt.Fürdie<strong>Quantenmechanik</strong>heißtdas:Wiesiehtder<br />
Zustand ˆρzurZeit t ≥ t0aus,wennerzurZeit t = t0bekanntist?<br />
3.1 Zeitentwicklungsoperator,SchrödingergleichungundWellenfunktion<br />
ZunächstwollenwirunsmitreinenZuständen |ψ(t)〉beschäftigenund<br />
dieZeitentwicklungeinesZustandsvektorsstudieren.DieNormdesZustandesmusszuallenZeitenEinssein<br />
〈ψ(t)|ψ(t)〉 = 1,<br />
denn |〈ψ(t)|ψ(t)〉| 2 istdie„Wahrscheinlichkeit,dasTeilchenimZustand<br />
|ψ(t)〉zufinden,wennesimZustand |ψ(t)〉ist”.DieseWahrscheinlichkeit<br />
istnatürlichgleichEins.<br />
67
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
DieZeitentwicklungwirddurcheinenunitärenOperatorbeschrieben:<br />
ZEITENTWICKLUNGSOPERATOR<br />
Û(t, t0)<br />
|ψ(t)〉 = Û(t, t0) |ψ(t0)〉 . (3.1)<br />
DieUnitaritätsichert,dasssichdieNormvon |ψ(t)〉nichtändert.<br />
Wirverlangensinnvollerweise,dassdieZeitentwicklunginseparatenZeitschrittendurchgeführtwerdenkann,d.h.essolldiefolgendeGruppeneigenschaftgelten:<br />
Û(t2, t0) = Û(t2, t1) · Û(t1, t0) (3.2)<br />
Um Û(t, t0)zubestimmen,betrachtenwireineinfinitesimaleZeitentwicklung.Mankann<br />
ÛineineTaylorreiheentwickeln,<br />
Û(t0 + dt, t0) = ˆ1 − i<br />
ˆ H dt + . . . , (3.3)<br />
wobeiderFaktor (− i<br />
)eineKonventionist.<br />
DerOperator ˆ HwirdHamilton-Operatorgenannt.ErbeschreibtdasVerhaltendesSystemsbeikleinenzeitlichenÄnderungenundistdasGegenstückzurHamiltonfunktioninderklassischenMechanik(s.u.).Ausder<br />
Unitaritätvon Ûfolgt,dass ˆ Hhermiteschist,denn<br />
ˆ1 ! = Û † (t0 + dt, t0) Û(t0 + dt, t0)<br />
<br />
= ˆ1 + i<br />
ˆ H † <br />
dt ˆ1 − i<br />
ˆ <br />
H dt<br />
= ˆ1 + i<br />
<br />
ˆH †<br />
− Hˆ<br />
+ O<br />
<br />
(dt) 2<br />
⇒ ˆ H = ˆ H †<br />
68<br />
+ O (dt) 2
AusGleichung(3.2)folgt<br />
Û(t + dt, t0) = Û(t + dt, t) · Û(t, t0)<br />
≃ (ˆ1 − i<br />
ˆ =<br />
Hdt) Û(t, t0)<br />
Û(t, t0) − i<br />
ˆ H Û(t, t0)<br />
Û(t + dt, t0) −<br />
dt<br />
Û(t, t0) ≃ − i<br />
ˆ H Û(t, t0) dt .<br />
DiesisteinDifferenzenquotient,undwirerhaltendie<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
SCHRÖDINGERGLEICHUNGFÜRDENZEITENTWICKLUNGSOPERATOR<br />
i d<br />
dt Û(t, t0) = ˆ H · Û(t, t0) (3.4)<br />
AusdieserGleichungleitenwirnundie(äquivalenten)Schrödingergleichungen<strong>für</strong>andereGrößenher,nämlich<strong>für</strong>denZustandsvektor,dieWellenfunktionunddenstatistischenOperator,sowieeineformaleLösung<br />
<strong>für</strong> Ûselber.<br />
DurchAnwendenvonGleichung(3.4)auf |ψ(t0)〉erhältman<br />
alsodie<br />
i d<br />
Û(t, t0)|ψ(t0)〉<br />
dt <br />
|ψ(t)〉<br />
= ˆ H ·<br />
Û(t, t0)|ψ(t0)〉 ,<br />
<br />
|ψ(t)〉<br />
SCHRÖDINGERGLEICHUNGFÜRDENZUSTANDSVEKTOR<br />
i d<br />
dt |ψ(t)〉 = ˆ H |ψ(t)〉 (3.5)<br />
69
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
Durchvorgegebene„äußere”FelderkannderHamiltonoperator ˆ Heines<br />
Systemsselbstzeitabhängigsein,sowieauchinklassischenSystemen<br />
derErzeugerderZeitentwicklung(Hamilton-Funktion)zeitabhängigsein<br />
kann.EinesolcheexpliziteZeitabhängigkeitdrücktmanoftdurcheinenunterenIndexwiebei„<br />
ˆ Ht”aus,denwiraberderÜbersichtlichkeithalberin<br />
derRegelnichtschreibenwerden.Wenn ˆ HkeineexpliziteZeitabhängigkeit<br />
habendarf,werdenwirdiesausdrücklicherwähnen.<br />
SchrödingergleichungineinerdiskretenBasis<br />
Gleichung(3.5)istdieSchrödingergleichung<strong>für</strong>denZustandsvektor |ψ(t)〉.<br />
WirkönnensieauchineinerBasisschreiben.Esseiz.B.<br />
|ψ(t)〉 = <br />
cj(t) |ej〉<br />
mitdiskretenBasisvektoren |ej〉.Dannist |cj(t)| 2 = |〈ej|ψ〉| 2 dieWahrscheinlichkeit,zurZeit<br />
tdasTeilchenimZustand |ej〉zufinden.DieSchrödingergleichungGl.(3.5)wirddannzu<br />
i d <br />
|ψ(t)〉 ≡ i<br />
dt<br />
j<br />
j<br />
d<br />
dt cj(t) |ej〉 = <br />
undnachMultiplikationvonlinksmit 〈ei|zu<br />
i d<br />
dt ci(t) = <br />
InVektorformgeschriebenergibtdasdie<br />
j<br />
〈ei| ˆ H |ej〉<br />
<br />
Hi,j<br />
j<br />
cj(t) .<br />
cj(t) ˆ H |ej〉<br />
SCHRÖDINGERGL.FÜRDENZUSTAND,INEINERDISKRETENBASIS<br />
i d<br />
c(t) = H · c(t) , (3.6)<br />
dt<br />
wobei cderVektorderEntwicklungskoeffizienten cjistund HdieMatrixdarstellungvon<br />
ˆ HinderBasis |ei〉.<br />
70
Wellenfunktion.SchrödingergleichungimOrtsraum<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
BesonderswichtigistdiekontinuierlicheOrtsraumbasis.DieKoeffizientendesZustandsvektors|ψ(t)〉inderOrtsraumbasisbildendiesogenannte<br />
WELLENFUNKTION<br />
ψ(x, t) = 〈x|ψ(t)〉 (3.7)<br />
Anmerkung:DerÜbersichtlichkeithalberwerdenwirmeistnurdenFall<br />
von1Dimensionschreiben,miteinereinzelnenRaumkoordinate„x”und<br />
∞<br />
demIntegral dx.IndreiDimensionensindda<strong>für</strong> xunddasDreifach-<br />
integral<br />
∞<br />
−∞<br />
−∞<br />
dxzuersetzen.<br />
DieBedeutungderWellenfunktionistanalogzumdiskretenFall:DasBetragsquadrat<br />
|ψ(x, t)| 2 = |〈x|ψ〉| 2 istdieWahrscheinlichkeitsdichteda<strong>für</strong>,zur<br />
Zeit tdasTeilchenamOrt xanzutreffen.DasräumlicheIntegralüberdiese<br />
Dichte<br />
y<br />
x<br />
dx ′ |ψ(x ′ , t)| 2<br />
(3.8)<br />
istdieWahrscheinlichkeit,zurZeit tdasTeilchenimIntervall (x, y)anzutreffen.<br />
InderOrtsraumbasiswirddieSchrödingergleichung(3.5)zu<br />
i d<br />
d<br />
ψ(x, t) ≡ 〈x|i<br />
dt dt |ψ(t)〉 = 〈x| ˆ ∞<br />
H |ψ(t)〉 =<br />
Diesistdie<br />
−∞<br />
dx ′ 〈x| ˆ H|x ′ 〉〈x ′ |ψ(t)〉 .<br />
SCHRÖDINGERGLEICHUNGFÜRDIEWELLENFUNKTION<br />
i d<br />
dt<br />
ψ(x, t) =<br />
∞<br />
−∞<br />
dx ′ H(x, x ′ ) ψ(x ′ , t) (3.9)<br />
mit H(x, x ′ ) = 〈x| ˆ H |x ′ 〉 . (3.10)<br />
71
Schrödingergleichung<strong>für</strong>einengemischtenZustand<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
AusderZeitentwicklungdesZustandsvektorserhaltenwirauchdieZeitentwicklung<strong>für</strong>einengemischtenZustand.EinsolcherZustandwirddurch<br />
einenstatistischenOperator ˆρspezifiziert.<br />
WirbeginnenmitdemstatistischenOperatorzueinemreinenZustand<br />
ˆρ = |Ψ〉〈Ψ|undbenutzen ˆ H = ˆ H † .<br />
i d<br />
<br />
d<br />
ˆρ = i (|Ψ〉〈Ψ|) = i<br />
dt dt d<br />
dt |Ψ〉<br />
<br />
〈Ψ| + |Ψ〉 i d<br />
dt 〈Ψ|<br />
<br />
<br />
= i d<br />
dt |Ψ〉<br />
<br />
〈Ψ| − |Ψ〉 i d<br />
dt |Ψ〉<br />
†<br />
= ˆ †<br />
H |Ψ〉 〈Ψ| − |Ψ〉 ˆH |Ψ〉<br />
= ˆ <br />
H |Ψ〉 〈Ψ| − |Ψ〉 〈Ψ| ˆH<br />
= ˆ H ˆρ − ˆρ ˆ H †<br />
= <br />
H, ˆ ˆρ .<br />
DerstatistischeOperatorzueinembeliebigengemischtenZustandisteineLinearkombinationderstatistischenOperatorenvonreinenZuständen.<br />
DeswegenlautetauchdieSchrödingergleichung<strong>für</strong>einenallgemeinen<br />
statistischenOperator(gemischtenZustand)<br />
ZEITENTWICKLUNGEINESSTATISTISCHENOPERATORS ˆρ<br />
i d<br />
dt ˆρ(t) = [ ˆ H, ˆρ(t)] . (3.11)<br />
72
FormaleLösung<strong>für</strong>denZeitentwicklungsoperator<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
DieSchrödingergleichung(3.4)<strong>für</strong>denZeitentwicklungsoperator,<br />
i d<br />
dt Û(t, t0) = ˆ H Û(t, t0),kannmanformallösen,ineiner<strong>für</strong>dieAnwendungoftnützlichenForm.Wenn<br />
ˆ <br />
HexplizitvonderZeitabhängt,giltim<br />
allgemeinen ˆHt1, ˆ <br />
Ht2 = 0.<br />
<br />
WirbetrachtennurdenhäufigenFall ˆHt1, ˆ <br />
Ht2 = 0.<br />
DannistdieLösungderBewegungsgleichunggegebendurch<br />
ZEITENTWICKLUNGSOPERATORFÜR [ ˆ Ht, ˆ Ht ′] = 0<br />
R<br />
i t<br />
−<br />
Û(t, t0) = e t0 ˆHτ dτ<br />
. (3.12)<br />
Beweis:DieEigenbasisvon ˆ Htkannwegen [ ˆ Ht, ˆ Ht ′] = 0zeitunabhängig<br />
gewähltwerden(s.Anhang).NurdieEigenwertevon ˆ Htsinddortzeitabhängig.DurchEinsetzenderSpektraldarstellung<br />
ˆ Ht = ǫn(t) |ϕn〉〈ϕn|<br />
ergibtsichsofortdieGültigkeitderBewegungsgleichung(3.4),nämlich<br />
i d<br />
dt Û(t, t0) = ˆ H · Û(t, t0), <strong>für</strong>dieLösungGl.(3.12).<br />
Wenn ˆ Hvölligzeitunabhängigist,vereinfachtsichderZeitentwicklungsoperatorweiterzu<br />
ZEITENTWICKLUNGSOPERATORFÜRZEI<strong>TU</strong>NABHÄNGIGES ˆ H<br />
i<br />
−<br />
Û(t, t0) = e (t−t0) ˆ H<br />
. (3.13)<br />
<br />
ImschwierigstenFall,wenn ˆHt1, ˆ <br />
Ht2 = 0,kanndieGleichung(3.4)formalüberdiesogenannteDyson-Reiheaufsummiertwerden,derenBehandlungüberdenRahmendieserVorlesunghinausgeht.<br />
73
3.2 DerHamilton-Operator<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
WirhabendieZeitentwicklungüberdenOperator ˆ Hausgedrückt.Seine<br />
physikalischeBedeutungkannmansichimfolgendenbesonderswichtigenFallveranschaulichen.<br />
3.2.1 StationärerFall:OperatorderGesamtenergie<br />
STATIONÄRERFALL<br />
Vom„stationärenFall”sprichtman,<br />
wennderHamilton-OperatornichtexplizitvonderZeitabhängt.<br />
IndiesemFallistderErwartungswertdesHamiltonoperators<br />
dieGesamtenergiedesSystems.<br />
FormalergibtsichdieseBeziehungausdemweiteruntenbehandelten<br />
Korrespondenzprinzip.<br />
BesonderseinfachistdieSituationbeiEigenzuständenvon ˆ H.Essei |ψn〉<br />
ein(normierter) Eigenzustandvon ˆ HmitEigenwert En:<br />
ˆH |ψn〉 = En |ψn〉 .<br />
Wegen ˆ H = ˆ H † ist Enreell.DerErwartungswertvon ˆ HindiesemZustand<br />
ist En.DiesistdieEnergiedesSystems.<br />
〈ψn| ˆ H|ψn〉 = En 〈ψn|ψn〉 = En . (3.14)<br />
DasSystembefindesichzurZeit t0indiesemEigenzustand.<br />
|ψ(t0)〉 = |ψn〉 .<br />
DannlautetdieZeitentwicklungdesZustands<br />
i<br />
−<br />
|ψ(t)〉 = e ˆ i<br />
H (t−t0) −<br />
|ψ(t0)〉 = e ˆ i<br />
H (t−t0) −<br />
|ψn〉 = e Ên (t−t0)<br />
|ψn〉 .<br />
74
STATIONÄRELÖSUNGDERZEITABHÄNGIGEN<br />
SCHRÖDINGERGLEICHUNG<br />
Essei |ψ(t0)〉einEigenzustandvon ˆ HmitEnergie E:<br />
ˆH |ψ(t0)〉 = E |ψ(t0)〉 .<br />
DannlautetdieZeitentwicklung<br />
i<br />
−<br />
|ψ(t)〉 = e E(t−t0)<br />
|ψ(t0)〉 .<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
EinEigenzustandvon ˆ HändertsichmitderZeitalsonurumeinePhase.<br />
DeshalbsindalleWahrscheinlichkeitenbezüglichdiesesZustandesund<br />
auchdieEnergie E = 〈ψ| ˆ H|ψ〉zeitlichkonstant.<br />
Anmerkungen:<br />
1)EineLinearkombinationvonEigenzuständeneinesOperatorszuverschiedenenEigenwertenistkeinEigenzustand!Beispiel:<br />
Essei ˆ H |ψi〉 = Ei |ψi〉mitvoneinanderverschiedenen Ei.<br />
DieLinearkombination<br />
|ψ(0)〉 := c1 |ψ1〉 + c2 |ψ2〉<br />
istkeinEigenzustandvon ˆ H,denn<br />
ˆH |ψ(0)〉 = E1 c1 |ψ1〉 + E2 c2 |ψ2〉 = E |ψ(0)〉 .<br />
DieZeitentwicklungdiesesZustandes<br />
i<br />
−<br />
|ψ(t)〉 = e ˆHt −<br />
|ψ(0)〉 = e i<br />
Ê1t<br />
i<br />
−<br />
c1 |ψ1〉 + e Ê2t<br />
c2 |ψ2〉<br />
i<br />
− enthälteinezeitabhängigePhasendifferenz e ˆ (E1−E2)tzwischendenbei denSummanden.<br />
2)WennderHamiltonoperator ˆ Hexplizitzeitabhängigist,entspricht<br />
ernichtmehrderGesamtenergiedesSystems.Diesistanalogzur<br />
entsprechendenSitutation<strong>für</strong>dieHamiltonfunktioninderklassischenMechanik(s.u.).<br />
75
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
3.2.2 Korrespondenzprinzip:DerHamiltonoperator<strong>für</strong>einigewichtigeSysteme<br />
DerHamilton-OperatoreinesquantenmechanischenSystemskorrespondiertdirektzurHamiltonfunktiondesentsprechendenklassischenSystems.<br />
Manerhältihn,indemmandieOrtskoordinaten xdurchdenOrtsoperator<br />
ˆ QunddieImpulskoordinaten pdurchdenImpulsoperator ˆ Persetzt.<br />
DerOrtwirdalsodurchdenimOrtsraumdiagonalenOperatorundder<br />
ImpulsdurchdenimImpulsraumdiagonalenOperatorersetzt!DieseErsetzung(„Korrespondenz”)istnichtoffensichtlich.Sieistletztlichdurchden<br />
Erfolggerechtfertigt.<br />
DurchdieseErsetzungerhaltenwirden<br />
HAMILTONOPERATORFÜREINIGEWICHTIGESYSTEME<br />
1.TeilchenimzeitunabhängigenPotential<br />
ˆH =<br />
ˆP 2<br />
+ V (<br />
2m<br />
kin.Energie<br />
Q) ˆ<br />
<br />
pot.Energie<br />
2.GeladenesTeilchenimäußerenelektromagnetischenFeld<br />
ˆH =<br />
2<br />
ˆP<br />
− eA( ˆQ) 2m<br />
ϕ( ˆ Q):Skalarpotential<br />
A( ˆ Q):Vektorpotential<br />
(3.15)<br />
+ eϕ( ˆ Q) (3.16)<br />
DasKorrespondenzprinziplässtsichallgemeinerformulieren.Mangeht<br />
vomHamilton-FormalismusderklassischenMechanikaus,mitdenverallgemeinertenKoordinaten<br />
pαund qβ.Siewerdendurchverallgemeinerte<br />
Operatoren ˆ Pαund ˆ Qβersetzt,dieVertauschungsrelationenwiedienormalenOrts-undImpulsoperatorengehorchen.DiesentsprichtdemEr-<br />
76
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
setzenderPoissonklammer {pα, qβ}derklassischenMechanikdurchden<br />
Kommutator i<br />
[ ˆ Pα, ˆ Qβ]inder<strong>Quantenmechanik</strong>.<br />
(BeiunklarerReihenfolge,z.B.beiProdukten ˆ P ˆ Q,istmeistdiehermitescheKombination<br />
( ˆ P ˆ Q + ˆ Q ˆ P)/2korrekt).<br />
TeilchenmitSpin<br />
3.NeutralesSpin 1<br />
2 TeilchenimMagnetfeld.AufdenSpinwirkt<br />
ˆH = −µ B ˆ S (3.17)<br />
B:externesMagnetfeld,experimentellvorgegeben(KeinOperator).<br />
ˆS:Spin-Operator<br />
DieserHamilton-Operatorwirktz.B.imStern-Gerlach-Experiment.ErentsprichtderklassischenEnergiefunktioneinesTeilchensmitDrehmomentineinemMagnetfeld,wobeiaberderSpinnichtzueinerdrehendenBewegunggehört.<br />
DerZustandsvektoreinesTeilchensmitSpinenthältsowohleineOrtsabhängigkeitalsaucheineSpin-Abhängigkeit.DerZustandsvektorgehört<br />
daherzumProduktraumausOrts-undSpin-Abhängigkeit.Esseien |σ〉<br />
dieBasisvektorendesSpinraums.DannsinddieBasisvektorendesProduktraums<br />
|xσ〉 = |x〉 ⊗ |σ〉 undeinVektordesProduktraumsist<br />
|Ψ〉 = <br />
<br />
dx fσ(x) (|x〉 ⊗ |σ〉) . (3.18)<br />
σ<br />
DeraufdasTeilchenwirkendeHamiltonoperatoristdieSummedesHamiltonoperatorsGl.(3.17)<strong>für</strong>denSpinundvonHamiltonoperatorenim<br />
OrtsraumwieGl.(3.15)oder(3.16).DieOperatoren ˆ Qund ˆ Pwirkendabei<br />
nuraufdieBasisvektoren |x〉undderOperator ˆ SnuraufdieBasisvektoren<br />
|σ〉.<br />
77
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
3.3 ZeitabhängigkeitvonErwartungswerten<br />
WirwollennundieZeitabhängigkeitderErwartungswerteeinesOperatorsberechnen.<br />
3.3.1 Erhaltungsgrößen<br />
WirbetrachtenzunächsteinenOperator Â,dernichtexplizitzeitabhängig<br />
istundmitdemHamiltonoperator ˆ Hvertauscht:<br />
[ Â, ˆ H] = 0 .<br />
DanngibteseinegemeinsameBasisvonEigenvektoren<strong>für</strong> Âund ˆ H(s.Anhang).<br />
WirführennunzurZeit t0eineMessungmitdemOperator Âdurch.DanachistdasSystemineinemEigenzustand<br />
|a〉von Â,d.h. Â |a〉 = a |a〉.<br />
DieserZustandistindergemeinsamenBasisauchEigenzustandvon ˆ H,<br />
also ˆ H |a〉 = Ea |a〉.DieZeitentwicklungnachderMessunglautetdaher<br />
i<br />
−<br />
|ψ(t)〉 = e Ea (t−t0)<br />
|a〉 .<br />
DasSystembleibtalso,wennesnichtmehrgestörtwird,<strong>für</strong>alleZeitenim<br />
Zustand |a〉underhältnureinenzeitabhängigenPhasenfaktor.Deswegen<br />
bleibtauchderErwartungswertvon Âzeitlichkonstant:<br />
〈ψ(t)|<br />
InKurzform:<br />
i<br />
 |ψ(t)〉 = 〈a|e+ Ea (t−t0)<br />
i<br />
−<br />
 e Ea (t−t0)<br />
|a〉 = a 〈a|a〉 = a .<br />
Observable,diemit ˆ Hvertauschen,sindErhaltungsgrößen<br />
BeispielesindetwaderImpulsineinemtranslationsinvariantenSystem,<br />
oderderDrehimpulsineinemrotationsinvariantenFall.<br />
InsbesondereistbeieinemnichtexplizitzeitabhängigenHamiltonoperatordieGesamtenergie<br />
〈 ˆ H〉 = Ezeitlichkonstant.<br />
78
3.3.2 AllgemeinerFall<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
WirberechnennunallgemeindieZeitentwicklungeinesOperators Ât,der<br />
aucheineexpliziteZeitabhängigkeithabendarf(untererIndex).<br />
d<br />
dt 〈Ât〉 = d<br />
=<br />
dt 〈ψ(t)|Ât|ψ(t)〉<br />
<br />
d<br />
dt 〈ψ(t)|<br />
<br />
Ât|ψ(t)〉 + 〈ψ(t)| Ât<br />
WirsetzendieSchrödingergleichung<br />
unddiedazuadjungierteGleichung<br />
ein:<br />
i d<br />
dt |ψ(t)〉 = ˆ H|ψ(t)〉<br />
i d<br />
dt 〈ψ(t)| = 〈ψ(t)| ˆ H<br />
<br />
d<br />
dt |ψ(t)〉<br />
<br />
<br />
d<br />
+ 〈ψ(t)|<br />
dt Ât<br />
<br />
|ψ(t)〉 .<br />
d<br />
dt 〈Ât〉<br />
<br />
d<br />
= 〈ψ(t)|<br />
dt Ât<br />
<br />
|ψ(t)〉 + i<br />
<br />
〈ψ(t)|<br />
<br />
ˆ HÂt|ψ(t)〉 − 〈ψ(t)| Ât ˆ <br />
H|ψ(t)〉<br />
<br />
<br />
d<br />
= 〈ψ(t)|<br />
dt Â(t)<br />
<br />
|ψ(t)〉 − i<br />
〈ψ(t)|[Ât, ˆ H]|ψ(t)〉<br />
oderandersgeschriebenundmit d<br />
dt Ât = ∂<br />
∂t Ât<br />
〈ψ(t)|[ ˆ H, Ât]|ψ(t)〉<br />
ZEITABHÄNGGKEITVONERWAR<strong>TU</strong>NGSWERTEN<br />
d i<br />
〈Â〉 = −<br />
dt 〈[Ât, ˆ H]〉 + 〈 ∂<br />
∂t Ât〉 . (3.19)<br />
79
3.3.3 Beispiel:Spin-Präzession<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
WiruntersuchendieZeitabhängigkeitdesSpin-Erwartungswertes<strong>für</strong>ein<br />
TeilchenineinemäußerenMagnetfeld.DasFeldsollin z-Richtungzeigen.<br />
ˆH = −µ · B · ˆ S<br />
B = B · ez ⇒ ˆ H = −µB ˆ Sz<br />
DieStärke BdesMagnetfeldesisthiereinParameter.InderQuantenelektrodynamikistauch<br />
Bquantisiert.Hieristaber ˆ SzdereinzigeOperator.Wiruntersuchen,wiesichderMittelwert<br />
〈 ˆ Sα〉zeitlichverändert,mit<br />
α = 1, 2, 3oder x, y, z.GemäßGl.(3.19)gilt,da ∂<br />
∂t ˆ Sz = 0<br />
d<br />
dt 〈 ˆ Sα〉 = − i<br />
〈[ˆ Sα, ˆ H]〉<br />
[ ˆ Sα, ˆ H]enthältdenKommutatorvonzweiSpin-Operatoren,denwiraus<br />
Gl.(2.63))kennen:<br />
[ ˆ Sα, ˆ H] = −µ·B [ ˆ Sα, ˆ Sz] = −µ·B·i εαzβ ˆ Sβ (Summationskonvention!) .<br />
Einsetzenergibt<br />
d<br />
dt 〈 ˆ Sα〉 = −µB εαzβ 〈Sβ〉 . (3.20)<br />
Bei α = zverschwindetder ε-Tensor.Daherist d<br />
dt 〈 ˆ Sz〉 = 0.<br />
EineerneuteZeitableitungliefert<strong>für</strong> α = z<br />
d 2<br />
dt 2 〈 ˆ Sα〉 = −µBεαzβ<br />
d<br />
dt 〈 ˆ Sβ〉<br />
<br />
−µBεβzγ〈ˆSγ〉<br />
= −(µB) 2 εαzβ εγzβ〈<br />
<br />
ˆ Sγ〉 = −(µB) 2 〈 ˆ Sα〉<br />
⇒ 〈 ˆ Sα〉 = Cα cos(µBt) + Dα sin(µBt)<br />
d<br />
dt 〈 ˆ Sα〉 = −CαµB sin(µBt) + DαµB cos(µBt)<br />
80<br />
δαγ
ZumZeitpunktt=0:<br />
〈 ˆ Sα〉0 = Cα<br />
d<br />
dt 〈 ˆ Sα〉0 = DαµB<br />
AndererseitsgiltnachGl.(3.20)<br />
d<br />
dt 〈 ˆ Sα〉0 = −µB εαzβ 〈 ˆ Sβ〉0<br />
Darausfolgt<br />
DieallgemeineLösunglautetsomit<br />
Dα = −εαzβ 〈 ˆ Sβ〉0<br />
〈 ˆ Sα〉t = 〈 ˆ Sα〉0 cos(µBt) + εαβz 〈 ˆ Sβ〉0 sin(µBt) ,<br />
bzw.<strong>für</strong>dieeinzelnenkartesischenKomponenten<br />
〈 ˆ Sx〉t = 〈 ˆ Sx〉0 cos(µBt) + εxβz〈 ˆ Sβ〉0 sin(µBt)<br />
<br />
〈 ˆ Sy〉0<br />
= 〈 ˆ Sx〉0 cos(µBt) + 〈 ˆ Sy〉0 sin(µBt)<br />
〈 ˆ Sy〉t = 〈 ˆ Sy〉0 cos(µBt) + εyxz〈 ˆ Sx〉0 sin(µBt)<br />
= 〈 ˆ Sy〉0 cos(µBt) − 〈 ˆ Sx〉0 sin(µBt)<br />
〈 ˆ Sz〉t = 〈 ˆ Sz〉0<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
InMatrixschreibweisevereinfachensichdieAusdrückezu<br />
⎛<br />
〈<br />
⎜<br />
⎝<br />
ˆ Sx〉t<br />
〈 ˆ Sy〉t<br />
〈 ˆ ⎞ ⎛<br />
⎞⎛<br />
cos(µ B t) sin(µ B t) 0 〈<br />
⎟<br />
⎠ = ⎝ − sin(µ B t) cos(µ B t) 0 ⎠⎜<br />
⎝<br />
Sz〉t<br />
0 0 1<br />
ˆ Sx〉0<br />
〈 ˆ Sy〉0<br />
〈 ˆ ⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
Sz〉0<br />
undmanerkennteinePräzession:DerVektor 〈 ˆ S〉rotiertmitderWinkelgeschwindigkeitderGröße<br />
µBumdieRichtungdesMagnetfeldes!<br />
81
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
3.4 Schrödinger-BildundHeisenberg-Bild<br />
BisherhabenwirdieZeitabhängigkeitdesSystemsdurchVeränderung<br />
desZustandsvektorsbeschrieben.<br />
|Ψ〉 → |Ψ ′ 〉 =<br />
Û|Ψ〉 .<br />
DieOperatorenbleibendabeiunverändert.DieserZugangzur<strong>Quantenmechanik</strong>wirdSchrödinger-Bildgenannt.<br />
DiesesVorgehenistallerdingsnichtdieeinzigeMöglichkeit.Manerkennt<br />
das,wennmanuntersucht,wiesichphysikalischbeobachtbareGrößen,<br />
nämlichErwartungswertevonOperatoren Ô,untereinerunitärenTransformationverhalten:<br />
〈 Ô〉 = 〈ψ| Ô |ψ〉 → 〈Ô〉′ = 〈Ψ|U † ÔU|Ψ〉 .<br />
DenselbenErwartungswerterhaltenwir,wennwiralternativdieZuständefesthaltenundstattdessendieOperatorentransformieren.<br />
Ô → Ô′ = U † Ô U . (3.21)<br />
DiesenZugangnenntmanHeisenberg-Bild.<br />
FürdieallgemeineBeschreibunglassenwirauchOperatoren Ôtzu,die<br />
schonimSchrödinger-Bildeineexplizite,vonaußenvorgegebeneZeitabhängigkeithaben,wasdurchdenunterenIndex<br />
tgekennzeichnetwird.(In<br />
denmeistenFällengibteskeinesolcheZeitabhängigkeit;dannist Ôt = Ô<br />
zeitunabhängig.)<br />
InderallgemeinenDefinitiongehtmanzueinemZeitpunkt t0vondem<br />
einenzumanderenBildüber.Bei t0sollenbeideBildergleichsein.<br />
SCHRÖDINGER-UNDHEISENBERGBILD<br />
Schrödingerbild: |ψ(t)〉 = Û(t, t0)|ψ(t0)〉; Ô S t<br />
(t) = Ôt(t0)<br />
Heisenbergbild: |ψ〉 ≡ |ψ(t0)〉; Ô H (t) = Û † (t, t0)<br />
82<br />
Ôt(t0) Û(t, t0)<br />
(3.22)
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
DenSchrödinger-Operator ÔS t (t0)schreibenwirkürzerals Ôt,<br />
mit ∂<br />
∂tÔt = d<br />
dtÔt.DerIndex S<strong>für</strong>dieOperatorenimSchrödingerbildwird<br />
oftweggelassen.BeimHeisenberg-Operator OH (t)könntemanauchnoch<br />
einenunterenIndex tzurKennzeichnungderexplizitenZeitabhängigkeit<br />
schreiben.<br />
WirleitennundieBewegungsgleichung<strong>für</strong>dieHeisenberg-Operatoren<br />
ab.<br />
d<br />
dt ÔH = d<br />
<br />
Û<br />
dt<br />
† (t, t0)<br />
<br />
d<br />
=<br />
dt Û † (t, t0)<br />
<br />
Ôt Û(t, t0)<br />
<br />
+ Û † <br />
d<br />
(t, t0)<br />
Ôt Û(t, t0) + Û † (t, t0) Ôt<br />
dt Ôt<br />
<br />
Û(t, t0)<br />
<br />
d<br />
Û(t, t0)<br />
dt<br />
Mit d<br />
dtÛ(t, t0) = − i<br />
ˆ d HÛund dtÛ † (t, t0) = + i<br />
Û † HergebensichSumman-<br />
ˆ<br />
denderForm<br />
Esfolgtdie<br />
Û † Hˆ Ôt Û = U † Hˆ Û<br />
ˆH H<br />
Û † Ôt Û<br />
<br />
ÔH BEWEGUNGSGLEICHUNGFÜROPERATORENIMHEISENBERGBILD<br />
d<br />
dt ÔH (t) = i<br />
[ ˆ H H (t), ÔH (t)] + Û † <br />
∂<br />
(t, t0)<br />
∂t ÔH t<br />
.<br />
<br />
Û(t, t0) . (3.23)<br />
DiemeistenOperatoren,mitdenenmanesinder<strong>Quantenmechanik</strong>zu<br />
tunhat,sindnichtexplizitzeitabhängig.IndiesemFallvereinfachtsich<br />
dieBewegungsgleichung<br />
83
BEWEGUNGSGLEICHUNGFÜR<br />
NICHTEXPLIZITZEITABHÄNGIGEOPERATOREN<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
d<br />
dt ÔH (t) = i<br />
[ ˆ H H (t), ÔH (t)] . (3.24)<br />
DerHamiltonoperatorselberistmeistentwedernichtexplizitzeitabhängigoderdieexpliziteZeitabhängigkeitbestehtauseinemVorfaktor,der<br />
mit ˆ Hvertauscht,sodass [ ˆ Ht, ˆ Ht ′] = 0.IndiesemFallgiltmitGl.(3.12)<br />
ˆH H t<br />
i<br />
<br />
(t) = e<br />
Rt<br />
t 0<br />
ˆHτdτ<br />
i<br />
− <br />
ˆHt e<br />
Rt<br />
t 0<br />
ˆHτdτ<br />
= ˆ Ht .<br />
[ ˆ Ht, ˆ Ht ′] = 0 ⇒ ˆ H H t (t) = ˆ Ht (3.25)<br />
3.4.1 Ehrenfest-Theorem:TeilchenimzeitunabhängigenPotential<br />
V (x)<br />
WirbehandelndieBewegungeinesTeilchensineinemPotential V (x)im<br />
Heisenbergbild.AbsofortwerdenwirdenOrtsoperatorauchmitdenSymbolen<br />
ˆ X, ˆ Y , ˆ Zbzw. ˆ X1, ˆ X2, ˆ X3schreiben.DerHamiltonoperatorlautetdamit<br />
ˆP ˆH =<br />
2<br />
2m + V ( ˆ2 X) ˆ<br />
P1 +<br />
= ˆ P 2 2 + ˆ P 2 3<br />
+ V (<br />
2m<br />
ˆ X1, ˆ X2, ˆ X3)<br />
IndiesemAbschnittsindalleOperatorenimHeisenbergbildgemeint.Um<br />
dieFormelnnichtmitIndizeszuüberladen,lassenwirindiesemBeispielden<br />
oberenIndex H,<strong>für</strong>Heisenbergbild,weg.<br />
84
AusGl.(3.24)folgt<br />
d<br />
dt ˆ Xα = i<br />
<br />
= i<br />
<br />
ˆP 2<br />
2m + V ( ˆ X) , ˆ Xα<br />
1<br />
2m [ ˆ P 2 , ˆ Xα] + [V ( ˆ X), ˆ Xα]<br />
<br />
=0<br />
<br />
<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
. (3.26)<br />
ImFolgendenbenötigenwirdieKommutatorenvonOrts-undImpulsoperatoren.DieseimAnhanghergeleitenKommutatorengeltenimSchrödinger-<br />
Bild.FürdieKommutatorenimHeisenbergbildmussbeachtetwerden,<br />
dasswegen ÂH Bˆ H = Û † ÂS †<br />
Û Û ˆB <br />
ˆ1<br />
S Û gilt<br />
[ ÂH , ˆ B H ] = Û † [ ÂS , ˆ B S ]<br />
Û . (3.27)<br />
HierbeidürfendieOperatoren Âund ˆ BauchbeliebigeFunktionenandererOperatorensein,dennwegenderUnitaritätvon<br />
Ûistallgemein<br />
unddaher<br />
( ÂH ) n ( ˆ B H ) m = Û † ( ÂS ) n ( ˆ B S ) m Û<br />
f( ÂH , ˆ B H , . . .) = Û † f( ÂS , ˆ B S , . . .) Û . (3.28)<br />
WirkönnennunmitderBerechnungderHeisenbergschenBewegungsgleichungGl.(3.26)fortfahren.Wirbenutzen<br />
[AB, C] = A[B, C]+[A, C]B.<br />
d<br />
dt ˆ Xα(t) = i<br />
<br />
ˆPβ [<br />
2m<br />
ˆ Pβ, ˆ Xα] + [<br />
<br />
ˆ Pβ, ˆ <br />
Xα] ˆPβ)<br />
<br />
= ˆ Pα<br />
m = ∂ ˆ H<br />
∂ ˆ Pα<br />
−iˆ1δαβ<br />
−iˆ1δαβ<br />
. (3.29)<br />
also ˆ Pα = m d<br />
dt ˆ Xα. ErneuteAbleitungnachderZeitliefert<br />
d<br />
dt ˆ Pα = i<br />
[ ˆ H, ˆ Pα] = i<br />
[V ( X), ˆ Pα] ˆ = i ∂<br />
(i<br />
∂ ˆ V (<br />
Xα<br />
X)) ˆ<br />
= − ∂<br />
∂ ˆ V (<br />
Xα<br />
X) ˆ<br />
∂<br />
= − ˆ H<br />
∂ ˆ .<br />
Xα<br />
(3.30)<br />
Gleichung(3.29)und(3.30)zusammenzeigen,dass<strong>für</strong>einTeilchenin<br />
einemzeitunabhängigenPotential V (x)dieHeisenberg-Operatorendie<br />
HamiltonschenBewegungsgleichungenerfüllen!<br />
85
KräftefreierFall<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
ImkräftefreienFallistdasPotential V (x)konstant.Darausresultiert<br />
d<br />
dt ˆ Pα = 0 ⇒ ˆ Pα(t) = ˆ Pα(0) =: ˆ Pα<br />
DurchIntegration<br />
ˆXα(t) = ˆ Xα + ˆ t<br />
Pα<br />
m<br />
d<br />
dt ˆ Xα = ˆ Pα(t)<br />
m = ˆ Pα<br />
m<br />
erhaltenwirdasausderklassischen<strong>Physik</strong>vertrauteErgebnis,aber<strong>für</strong><br />
dieOperatorenstatt<strong>für</strong>dieklassischenGrößen.Hierausleitetsichallerdingseineinteressante,klassischnichtzuverstehendeEigenschaftab<br />
[ ˆ Xα(t), ˆ Xβ(t ′<br />
)] = [( ˆ Xα + ˆ t<br />
Pα<br />
m ), ( ˆ Xβ + ˆ t<br />
Pβ<br />
′<br />
m )]<br />
= [ ˆ Xα, ˆ Xβ] + t<br />
m [ ˆ Pα, ˆ Xβ] + t′<br />
m [ ˆ Xα, ˆ Pβ] + tt′<br />
m 2[ ˆ Pα, ˆ Pβ]<br />
= t′ − t<br />
m [ ˆ Xα, ˆ Pβ] = i δαβ<br />
.<br />
t ′ − t<br />
m ˆ1 .<br />
DieOrtsoperatorenzuverschiedenenZeitenvertauschenalsonichtmehr<br />
miteinander!DarausfolgtmitGl.(??)<br />
∆Qα(t) ∆Qα(0) ≥<br />
t<br />
2m<br />
. (3.31)<br />
Dasbedeutet,dassdasklassischeKonzeptderTrajektorieinder<strong>Quantenmechanik</strong>auchbeieinemfreienTeilchennichtmehrexistiert!Wirkönnen<br />
denOrtdesTeilchensnichtmehrzuallenZeitenbeliebigscharfangeben.<br />
86
AllgemeinerFall<br />
AllgemeinfolgtausGleichung(3.30)<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
m d2<br />
dt2 ˆX = − ∇Xˆ V ( X) ˆ (3.32)<br />
DiesistdasquantenmechanischeAnalogonzurNewtonschenBewegungsgleichung.DieGleichung(3.32)giltabernurimHeisenbergbild.<br />
AusdieserOperatorgleichungleitenwirsofortdasEhrenfestscheTheorem<br />
ab,indemwiraufbeidenSeitendenErwartungswertmitdemzeitunabhängigenHeisenberg-Zustand<br />
|ψ〉bilden.DannkönnenwirdieZeitableitung<br />
außenschreibenunderhalten:<br />
EHRENFESTSCHESTHEOREM<br />
m d2<br />
dt 2 〈 ˆ Xα〉 = 〈− ∂<br />
∂ ˆ Xα<br />
V ( ˆ X)〉 (3.33)<br />
DaessichhierumErwartungswertehandelt,giltdasEhrenfestscheTheoremsowohlimSchrödinger-alsauchimHeisenbergbild.<br />
Gl.(3.33)siehtfastauswiedieklassischeBewegungsgleichung.Manbeachteaber,dasslinkseinErwartungswertabgeleitetwird,währendrechts<br />
dieAbleitunginnerhalbdesErwartungswertessteht.<br />
87
QuadratischerFall<br />
Kapitel 3. Zeitentwicklung<br />
DieSituationvereinfachtsich,wenndasPotential V ( X)quadratischist,<br />
ˆ<br />
d.h.<br />
V ( X) ˆ = V0 + <br />
Vα ˆ Xα + <br />
Wαβ ˆ Xα ˆ Xβ .<br />
α<br />
DiesistinsbesonderebeimharmonischenOszillatorderFall.Dannfolgt<br />
∂V ( ˆ X)<br />
∂ ˆ Xα<br />
〈 ∂V ( ˆ X)<br />
∂ ˆ Xα<br />
αβ<br />
= Vα + <br />
(Wαβ + Wβα) ˆ Xβ<br />
⇒<br />
β<br />
〉 = Vα + <br />
(Wαβ + Wβα)〈 ˆ Xβ〉<br />
=<br />
β<br />
∂<br />
∂〈 ˆ Xα〉 V (〈 ˆ X〉) .<br />
DasEhrenfestscheTheorembesagtindiesemFall,dass<strong>für</strong>dieMittelwerte<br />
qα := 〈 ˆ Xα〉dieklassischenBewegungsgleichungengelten(!)<br />
m d2<br />
dt2qα = − ∂<br />
V (qα) .<br />
∂qα<br />
Manbeachte,dassdasnichtmehrzutrifft,wenndasPotentialhöherePotenzenvon<br />
xenthält.<br />
88
Kapitel4<br />
Potentialprobleme<br />
WirwerdennundieSchrödingergleichunginderOrtsdarstellung<strong>für</strong>einigeeinfachePotentialproblemelösen.IndenBeispielenbeschränkenwir<br />
unsdabeiaufeindimensionaleProbleme.<br />
WirbetrachtenzunächstallgemeineinspinlosesTeilchenderMasse m,<br />
dassichindreiDimensionenineinemPotentialbewegenkann.DerHamiltonoperatoristalsonachGl.(3.15)<br />
ˆHt =<br />
ˆP 2<br />
2m<br />
<br />
kin. Teil<br />
+ V ( ˆ Q, t)<br />
<br />
pot. Teil<br />
DasPotentialsollnurvonOrtundZeitabhängen.DenOperator ˆ V ( ˆ Q, t)<br />
desPotentialskannmandeshalbmitHilfederSpektraldarstellungdes<br />
ˆQ<br />
∞<br />
Ortsoperators = dx x |x〉〈x| unddesSpektralsatzesschreiben:<br />
ˆV ( ˆ <br />
Q, t) =<br />
−∞<br />
dx V (x, t) |x〉〈x| ⇔ 〈x| ˆ V ( ˆ Q, t)|x ′ 〉 = V (x, t) δ (3) (x−x ′ ) .<br />
.<br />
(4.1)<br />
DieZeitentwicklungdesZustandeswirddurchdiezeitabhängigeSchrödingergleichung<br />
i ∂<br />
∂t |ψ(t)〉 = ˆ Ht |ψ〉<br />
beschrieben.InderOrtsdarstellungwirdaus ˆ PαdieAbleitung <br />
i<br />
manerhältbeiobigemPotentialdie<br />
89<br />
∂<br />
∂xα und
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
ZEITABHÄNGIGESCHRÖDINGERGLEICHUNGIMORTSRAUM<br />
i ∂<br />
2<br />
Ψ(x, t) = −<br />
∂t 2m ∇2 Ψ(x, t) + V (x, t) Ψ(x, t) (4.2)<br />
mit ∇ 2 = ∂2<br />
∂x 2 + ∂2<br />
∂y 2 + ∂2<br />
∂z 2.<br />
ImFolgendensollnundasPotentialzeitunabhängigsein,alsoauchder<br />
Hamiltonoperator.DiesistdersogenanntestationaereFall.Wirbetrachten<br />
dieEigenzuständevon ˆ H,mit ˆ H |Ψ〉 = E|Ψ〉.WiewirinKap.3.2.1gese-<br />
i<br />
− henhaben,besitzensiedieeinfacheZeitabhängigkeit |Ψ(t)〉 = e Et |Ψ(0)〉.<br />
DerHamiltonoperatoristdannderOperatorderGesamtenergie E.Wirerhaltendaherdie<br />
STATIONÄRESCHRÖDINGERGLEICHUNGFÜRDIE<br />
EIGENFUNKTIONENVON ˆ HINEINEMZEI<strong>TU</strong>NABHÄNGIGEN<br />
<br />
− 2<br />
2m ∇2 <br />
+ V (x)<br />
POTENTIAL<br />
ψ(x) = E ψ(x) (4.3)<br />
i<br />
−<br />
mit Ψ(x, t) = e Et ψ(x) . (4.4)<br />
DieseGleichungwerdenwirimFolgendenineinigeneinfachenFällen<br />
lösen.DieallgemeineLösungerhältmanalsLinearkombinationderEigenfunktionen,i.a.mitunterschiedlichenEnergien,alsounterschiedlichen<br />
Zeitentwicklungen(s.S.75).<br />
90
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
4.1 Randbedingungen<strong>für</strong>dieWellenfunktion<br />
ZuerstleitenwirRandbedingungenderOrtsraum-Wellenfunktion<strong>für</strong>die<br />
Eigenzuständevon ˆ Hher.<br />
4.1.1 Normierbarkeit,Spektrum<br />
WirwerdenzunächstvorallemgebundeneZuständebehandeln.Dies<br />
sindZustände,indenendasTeilchenineinemendlichenVolumenlokalisiertist.Da〈Ψ|Ψ〉dieGesamtwahrscheinlichkeitist,dasTeilchenirgendwozufinden,gilt:<br />
Also<br />
1 = 〈ψ|ψ〉 =<br />
GebundeneZuständesindnormierbar .<br />
∞<br />
−∞<br />
dx 〈ψ|x〉 〈x|ψ〉 =<br />
∞<br />
−∞<br />
|ψ(x)| 2 d D x =<br />
<br />
<br />
dΩ<br />
wobei D<strong>für</strong>dieDimensiondesjeweiligenProblemssteht(D=1,2,3).Damit<br />
dasIntegralüberdenRadialanteilkonvergiert,mussgelten:<br />
|ψ| 2 mussimbeigroßen rschnellerals r −D abfallen.<br />
i<br />
− WegenderunitärenZeitentwicklung Ψ(x, t) = e ˆ HtΨ(x, 0)bleibtdieNormierung<strong>für</strong>alleZeitenerhalten.<br />
IneinemendlichenVolumenistderHilbertraumabzählbar(diskreteWellenzahlen).DeswegenistdasEnergiespektrumvongebundenenZuständen<br />
diskret(z.B.diegebundenenZuständevonElektronenineinemAtom).<br />
UngebundeneZuständebeschreibendagegensichausbreitendeTeilchen,<br />
zumBeispielinderArteiner(nichtnormierbaren)ebenenWelle.DasEnergiespektrumvonungebundenenZuständenistkontinuierlich.Wirwerden<br />
siespäternäherbehandeln.<br />
91<br />
0<br />
∞<br />
dr (|ψ(x)| 2 r D−1 ,
4.1.2 Stetigkeit<br />
WirbehandelnzunächstdeneindimensionalenFall.<br />
1) DieWellenfunktion ψ(x) istimmerstetig.<br />
Beweis:Wirbetrachten<br />
<br />
x0+ε<br />
x0−ε<br />
<br />
d<br />
dx ψ(x)<br />
<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
dx = ψ(x0 + ε) − ψ(x0 − ε) .<br />
Wäre ψunstetigbei x0,sowürdedierechteSeite<strong>für</strong> ε → 0nichtverschwinden.Dasbedeutetaber,dass<br />
d ψ(x) ∝ δ(x − x0)undsomitwürde<br />
dx<br />
diekinetischeEnergiedivergieren:<br />
Ekin = < ψ| ˆ P 2<br />
= +2<br />
2m<br />
∝<br />
∞<br />
−∞<br />
2m<br />
∞<br />
−∞<br />
|ψ > = −2<br />
2m<br />
∞<br />
−∞<br />
ψ ∗ (x) d2<br />
dx2ψ(x) dx<br />
<br />
d<br />
dx ψ∗ <br />
d<br />
(x) ·<br />
dx ψ(x)<br />
<br />
dx = 2<br />
2m<br />
∞<br />
−∞<br />
δ(x − x0) · δ(x − x0) dx = δ(0) = ∞ .<br />
<br />
d<br />
dx ψ(x) 2 dx<br />
DadiekinetischeEnergieendlichist,mussalso ψ(x)überallstetigsein.<br />
2) DieAbleitung dψ<br />
dx istbeiendlichenPotentialenstetig.<br />
WirintegrierendieSchrödingergleichungvon x0 − εbis x0 + ε<br />
− 2<br />
2m<br />
x0+ε <br />
x0−ε<br />
d2 dx2ψ(x) dx +<br />
<br />
x0+ε<br />
x0−ε<br />
V (x)ψ(x) dx = E<br />
<br />
x0+ε<br />
x0−ε<br />
ψ(x) dx .<br />
DierechteSeitederGleichung(4.5)istvonderOrdnung O(ε),da ψ(x)<br />
keine δ-Beiträgebesitzt,dennsonstwürdediekinetischeEnergieerstrecht<br />
divergieren.Alsogilt<br />
<br />
lim ψ<br />
ε→0<br />
′ (x0 + ε) − ψ ′ <br />
(x0 − ε)<br />
92<br />
= − 2m<br />
2 lim<br />
ε→0<br />
<br />
x0+ε<br />
x0−ε<br />
V (x)ψ(x) dx .(4.5)
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Wenn V (x)überallendlichist,verschwindetdierechteSeite.Alsoist ∂<br />
∂x ψ(x)<br />
stetig.<br />
3) SprungderAbleitungvon ψbeiPotentialenmit δ-Anteil<br />
Wenn V (x)einen δ-Funktionsbeitrag V (x) = C · δ(x − x0)+(endlicheAnteile)enthält,danngilt<br />
<br />
x0+ε<br />
x0−ε<br />
V (x) ψ(x) dx =<br />
<br />
x0+ε<br />
x0−ε<br />
C · δ(x − x0) ψ(x) dx = C ψ(x0)<br />
EinsolchesPotentialwirdz.B.verwendet,umPotentialbarrierenzubeschreiben.DamitwirdausGl.(4.5)einSprunginderAbleitungvon<br />
ψ(x):<br />
<br />
lim ψ<br />
ε→0<br />
′ (x0 + ε) − ψ ′ <br />
(x0 − ε)<br />
= 2m<br />
2 C ψ(x0) (4.6)<br />
4) DieWellenfunktionverschwindetbeiunendlichemPotential<br />
Wenn V (x) = ∞ineinemIntervall x ∈ (xa, xb),dannverschwindetdie<br />
WellenfunktionimdiesemIntervall,dasonstdiepotentielleEnergieunendlichwäre.<br />
5) Unstetigkeitvon dψ<br />
dx amRandeinesunendlichenPotentials<br />
Wenn V (x) = ∞ineinemIntervall x ∈ (xa, xb),dannistzwardieWellenfunktionNullimIntervall,undüberallstetig,aberdieAbleitungwirdin<br />
derRegelandenGrenzendesIntervallsunstetigsein.<br />
RandbedingungendreidimensionalerProbleme<br />
AusähnlichenÜberlegungenfolgtebensoindreiDimensionen,dassdie<br />
WellenfunktionundderenpartielleAbleitungenüberallstetigseinmüssen,wenndasPotentialüberallendlichist.WeitereallgemeineEigenschaftenderWellenfunktionwerdenwirspäterbesprechen.<br />
93
4.2 KonstantesPotential<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
BesonderswichtigbeiPotentialproblemenistderFall,dassdasPotential<br />
ineinemIntervallkonstantist.WirbehandelndaseindimensionaleProblem.Esseialso<br />
V (x) = V =konst. <strong>für</strong> a < x < b .<br />
IndiesemIntervallwirddanndieSchrödingergleichungGl.(4.3)zu<br />
− 2<br />
2m ψ′′ (x) = (E − V ) ψ(x) , (4.7)<br />
mitderallgemeinenLösung<br />
LÖSUNGDERSCHRÖDINGERGLEICHUNGFÜRKONSTANTES<br />
κ x<br />
ψ(x) = a1 e<br />
i k x<br />
= a2 e<br />
POTENTIAL<br />
−κ x<br />
+ b1 e<br />
−i k x<br />
+ b2 e<br />
(4.8a)<br />
(4.8b)<br />
= a3 cos(kx) + b3 sin(kx) , (4.8c)<br />
mit k 2 = −κ 2 = 2m<br />
(E − V ) (4.8d)<br />
2 DiesedreiLösungensindäquivalent!<br />
Wenn E < V,dannist κreell,unddieFormulierungdererstenZeileist<br />
bequem.DieWellenfunktion ψ(x)hatdannimIntervall [a, b]i.a.exponentiellansteigendeundabfallendeAnteile!<br />
Wenn E > V,dannist kreell,unddiezweiteoderdritteZeilesind,jenach<br />
Randbedingugen,bequemeFormulierungen.DieWellenfunktionzeigtdann<br />
imIntervall [a, b]oszillierendesVerhalten.<br />
94
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
4.3 GebundeneZuständeimPotentialtopf<br />
4.3.1 PotentialtopfmitunendlichhohenWänden<br />
DerPotentialtopfmitunendlichhohenWänden,derinAbbildung(4.1)<br />
skizziertist,kannalsstarkidealisierterFestkörperbetrachtetwerden.Die<br />
ElektronenverspüreneinkonstantesPotentialimFestkörperundwerden<br />
durchunendlichhoheWändedarangehindert,denFestkörperzuverlassen.DasPotentiallautet<br />
Abbildung4.1:PotentialtopfmitunendlichhohenWänden<br />
V (x) =<br />
V0 = 0 <strong>für</strong> 0 < x < L<br />
∞ sonst<br />
Esgibtalsodiedreiskizzierten,qualitativverschiedenenTeilgebiete.Eine<br />
oftsinnvolleStrategiebeisolchenPotentialproblemenist,zuerstallgemeineLösungen<strong>für</strong>dieWellenfunktionindenTeilgebietenzufinden,und<br />
diesedannmitdenRandbedingungengeeignetzusammenzusetzen.<br />
DieEnergie E,alsoderEigenwertvon ˆ H,istnichtortsabhängig!(Sonst<br />
wärez.B.dieStetigkeitvon ψ(x, t)zuanderenZeitenverletzt).<br />
FürdenunendlichhohenPotentialtopffindenwir:<br />
GebieteI&III:Hierist V (x) = ∞unddaher ψ(x) ≡ 0,dasonst<br />
<br />
Epot = V (x) |ψ(x)| 2 dx = ∞<br />
GebietII:HieristdasPotentialkonstant.<br />
95
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
1.Versuch:Wirsetzen E < V0 = 0anundverwendenGl.(4.8a):<br />
mitreellem κ =<br />
2m<br />
2 (V0 − E).<br />
ψ(x) = a e κx + b e −κx<br />
DieStetigkeitderWellenfunktionbei x = 0verlangt ψ(0) = 0,also a = −b.<br />
DieStetigkeitbei x = Lverlangt ψ(L) = 0,also e κL − e −κL = 0.Daraus<br />
folgt κ = 0unddamit ψ(x) = a(e 0 − e 0 ) ≡ 0.WirfindenalsokeineLösung<br />
mit E < 0!Späterwerdenwirallgemeinsehen,dassbeigebundenen<br />
ZuständendieEnergie EimmergrößeralsdasMinimumdesPotentials<br />
seinmuss.<br />
2.Versuch:Wirsetzen E > V0 = 0anundverwenden(wegenderRandbedingungen)Gl.(4.8c):<br />
ψ(x) = a sin kx + b coskx (4.9)<br />
mit k =<br />
<br />
2mE<br />
, a, b ∈ C .<br />
2<br />
DieWellenfunktionmussmehrereBedingungenerfüllen:<br />
1.DieStetigkeitderWellenfunktionergibthierdieRandbedingungen<br />
ψ(0) = 0und ψ(L) = 0,unddaher<br />
b = 0<br />
a sin(kL) = 0 .<br />
DiezweiteBedingungzusammenmitderNormierungkannnurmit<br />
sin(kL) = 0erfülltwerden,damit a = 0dieWellenfunktionwieder<br />
identischverschwindenwürde.Alsomuss k = nπ<br />
L miteinerganzzahligenQuantenzahlngelten,diedengebundenenZustandcharakterisiert.DerWert<br />
n = 0istausgeschlossen,dadannwieder ψ ≡ 0<br />
wäre.Wirkönnenunsaufpositive nbeschränken,dennnegative n<br />
ergebenmit sin(−nkx) = −sin(nkx)bisaufdiePhase (−1)dieselbe<br />
Wellenfunktion.<br />
2.DieAbleitungderWellenfunktiondarfbei x = 0und x = Lbeliebig<br />
unstetigsein,dadortdasPotentialunendlichist.Hierauserhalten<br />
wirimvorliegendenFallkeineweiterenBedingungenan ψ.<br />
96
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
3.NormierungderWellenfunktion:Zumeinenmuss ψ(x)überhaupt<br />
normierbarsein,wasindemendlichenIntervall [0, L]keinProblem<br />
ist.ZumanderenkönnenwirdieNormierungskonstante ainAbhängigkeitvonderQuantenzahl<br />
nberechnen:<br />
1 = 〈ψ|ψ〉 =<br />
= |a| 2<br />
L<br />
0<br />
2 L<br />
= |a|<br />
nπ<br />
2 L<br />
= |a|<br />
nπ<br />
∞<br />
−∞<br />
dx |ψ(x)| 2<br />
dx sin 2 ( nπ<br />
L x)<br />
nπ<br />
0<br />
nπ<br />
2<br />
dy sin 2 y mit y = nπ<br />
L x<br />
= |a|2 L<br />
2 .<br />
Also |a| 2 = 2,mitbeliebigerPhase<strong>für</strong><br />
a,welcheswirreellwählen.<br />
L<br />
Insgesamterhaltenwirdie<br />
LÖSUNGFÜREINTEILCHENIMUNENDLICHHOHENPOTENTIALTOPF<br />
ψn(x) =<br />
kn = nπ<br />
L<br />
2<br />
L sin(knx) , 0 < x < L ; (ψ(x) = 0sonst) (4.10)<br />
En = 2π2 n2<br />
2mL2 ; n = 1, 2, . . . (4.11)<br />
(4.12)<br />
DerImpulszurLösung ψnist pn = kn.EssindalsohierEnergieund<br />
Impulsquantisiert,mitnurdiskretenmöglichenWerten,inAbhängigkeit<br />
vonderQuantenzahl n.DieEnergienimmtmit n 2 zuundmit 1/L 2 ab.<br />
InAbbildung(4.2)sindWellenfunktionenzudendreitiefstenEigenwertendargestellt.Mannerkennt,dassdieWellenfunktiondesGrundzustandsnuramRandNullwird.BeijederAnregungkommteinweitererNulldurchgang(„Knoten")hinzu.<br />
97
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Abbildung4.2:WellenfunktionenzudendreiniedrigstenEigenwerten.Hier<br />
sinddünndieEigenenergiengezeichnet,undaufHöhederEigenenergienjeweils<br />
dieWellenfunktionen.<br />
KraftübertragungaufdieWände<br />
DieKrafterrechnetsichausderEnergie<br />
F = − dE<br />
dL<br />
= 2π2n2 2<br />
·<br />
2m L3 = 2π2n2 mL3 .<br />
DieEnergieeinesZustandsisteineinembreiterenTopfgeringer.DeswegenwirkteineKraftaufdieWände,dieversucht,sieauseinanderzuschieben!<br />
98
4.3.2 PotentialtopfmitendlicherTiefe<br />
WirbetrachtennuneinenPotentialtopfmitendlicherTiefe<br />
V (x) =<br />
V0 < 0 <strong>für</strong> |x| ≤ L<br />
2<br />
0 sonst<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
, (4.13)<br />
wieerinAbbildung(4.3)skizziertist.WirhabenhierdenKoordinatenur-<br />
Abbildung4.3:PotentialtopfendlicherTiefe.<br />
sprungimVergleichzumvorherigenBeispielum − L<br />
2 verschoben.DadurchwirddasPotentialinxsymmetrischunddieRechnungenvereinfachensich.WirbehandelnindiesemAbschnittgebundeneZustände,das<br />
heißtimFalldesvorliegendenPotentials E ≤ 0.DerandereFall(E > 0)<br />
wirdanschließendbesprochen.Wirwerdenbaldallgemeinzeigen,dass<br />
dieEnergieeinesgebundenenZustandsgrößeralsdasPotential-Minimum<br />
seinmuss,insgesamtalsohier V0 < E ≤ 0.<br />
WirunterscheidenwiederdiedreiBereichekonstantenPotentials,wiein<br />
Abbildung(4.3)skizziert.DieSchrödingergleichunglautetbeikonstantem<br />
Potential<br />
− 2<br />
2m ψ′′ (x) = (E − V ) ψ(x) ,<br />
99
wieinAbschnitt4.2besprochen.<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
IndenBereichenIundIIIist V = 0unddieallgemeineLösunghatdie<br />
Form<br />
mit κ =<br />
ψ(x) = A1e −κx + A2e +κx<br />
2m(−E)<br />
2<br />
(4.14)<br />
und E < 0.ImBereichImuss A1 = 0sein,dadieWellenfunktionansonsten<strong>für</strong><br />
x → −∞exponentiellanwachsenwürdeundsomitnichtnormierbarwäre.AusdemselbenGrundist<br />
A2 = 0imBereichIII.<br />
ImBereichIIist V = V0 < 0unddieallgemeineLösunglautet<br />
ψ(x) = B1e ikx + B2e −ikx<br />
<br />
2m 2m <br />
mit k = (E − V0) = (|V0| − |E|)<br />
DiegesamteWellenfunktionenistsomit<br />
⎧<br />
⎪⎨<br />
ψ(x) = B1 e<br />
⎪⎩<br />
ikx + B2 e−ikx ; −L 2<br />
2<br />
2<br />
A1 eκx ; x < −L 2<br />
L ≤ x ≤ 2<br />
A2 e−κx ; x > L<br />
2<br />
. (4.15)<br />
. (4.16)<br />
DenGrenzfall E = 0müssenwirvorabseparatdiskutieren.Hierbeiist<br />
κ = 0.DieWellenfunktionistdannindenäußerenBereichenIundIII<br />
konstant.DieKonstantemussNullsein,dadieWellenfunktionsonstnicht<br />
normierbarwäre.DieAbleitungderWellenfunktionistdannindenBereichenIundIIIebenfallsNull.Bei<br />
x = ± L<br />
2müssenbeidestetigsein.Damit istdasProblemimBereichIIsowiebeimPotentialtopfproblemmitunendlichhohenWänden.VondenLösungendiesesProblemswissenwirbereits,dassnurdieWellenfunktionenandenPotentialwändenverschwinden,nichtaberihreAbleitungen.WennauchdieAbleitungverschwindet,istdieWellenfunktionkomplettNull.DiesistaberkeinephysikalischakzeptableLösung.DahergibteskeineLösungzu<br />
E = 0.Wirhabendeshalb<br />
dieEinschränkung V0 < E < 0.<br />
Wiewirbaldzeigenwerden,kannmanbeieinemsymmetrischenPotential(V<br />
(x) = V (−x))dieEigenfunktionenvon Hinsymmetrischeundanti-<br />
100
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
symmetrischeFunktionentrennen.DieWellenfunktionenlautendann<br />
⎧<br />
⎪⎨ As e<br />
symmetrisch ψs(x) =<br />
⎪⎩<br />
κx ; x ≤ −L 2<br />
Bs cos(kx) ; −L L ≤ x ≤ 2 2<br />
(4.17a)<br />
⎧<br />
⎪⎨<br />
anti-symmetrisch ψa(x) =<br />
⎪⎩<br />
ψ ′<br />
s (L<br />
2 ) : −As<br />
L<br />
−κ( e 2 ) = −k κ Bs sin(k L<br />
2 )<br />
As e −κx ; x ≥ L<br />
2<br />
Aa eκx ; x ≤ −L 2<br />
Ba sin(kx) ; −L L ≤ x ≤ 2 2<br />
−Aa e−κx ; x ≥ L<br />
2<br />
(4.17b)<br />
NunwertenwirdieRandbedingungenzurBestimmungderKonstanten<br />
aus<br />
ψs( L<br />
2 ) : As<br />
L<br />
−κ( e 2 ) = Bs cos(k L<br />
2 )<br />
⎫<br />
⎪⎬<br />
κ<br />
⇒ tan(kL ) =<br />
⎪⎭ 2 k<br />
ψa( L<br />
2 ) : −Aa<br />
L<br />
−κ( e 2 ) = Ba sin(k L<br />
2 )<br />
ψ ′<br />
a (L<br />
2 ) : Aa<br />
L<br />
−κ( e 2 ) = k<br />
κ Ba cos(k L<br />
2 )<br />
⎫<br />
⎪⎬<br />
⎪⎭<br />
⇒ tan(kL ) = −k<br />
2 κ<br />
(4.18a)<br />
(4.18b)<br />
Bei x = −L 2 ergebensichkeineneuenBeziehungen.DiesebeidenGleichungenlieferndieQuantisierungsbedingungen<strong>für</strong>dieerlaubtenEnergieeigenwerte.EsgibtallerdingskeinedirektealgebraischeLösung<strong>für</strong>dieEigenenergien.Mankannsienumerischbestimmen.SehrvielmehrersiehtmanaberauseinergraphischenDarstellung.Dazuistessinnvoll,zu<br />
dimensionslosenGrößenüberzugehen.Wirdefinieren η = k L<br />
2unddrücken dieEnergie EüberGl.(4.15)durch ηaus<br />
<br />
2m<br />
2 η = k L<br />
2 =<br />
<br />
(|V0| − |E|)<br />
k2 = 4<br />
L2 η2 = 2m<br />
2 <br />
|V0| − |E|<br />
<br />
2 mL |V0|<br />
⇒ 2m<br />
2 |E| = 4<br />
L 2<br />
⇒<br />
κL<br />
2<br />
≡ L<br />
2<br />
2 2<br />
−η 2<br />
<br />
eV0<br />
2 <br />
= V0 − η2 .<br />
2m|E|<br />
101
tan(η)<br />
10<br />
5<br />
0<br />
−5<br />
κ/k<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
−k/κ<br />
−10<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Abbildung4.4:GraphischeBestimmungderEnergie-EigenwerteimPotential-<br />
<br />
topf.Aufgetragenist tan(η)über η ∈ (0, V0)undaußerdemdieFunktionen<br />
− k κ<br />
und κ k .Eswurde V0 = 100gewählt.<br />
DieGröße V0istebenfallsdimensionslos.SiespezifiziertdieTiefedesPotentialsin„natürlichen”EinheitendesSystems.DiezurWellenzahlproportionaleVariableηparametrisiertdieLösungen.DerBereichdererlaub-<br />
<br />
tenEnergien, V0 ≤ E < 0,korrespondiertzumWertebereich 0 < η < V0.<br />
<br />
Bei η = V0wird κ = 0.<br />
ZusammenmitGl.(4.14)wirdausdenBedingungsgleichungen(4.18a)<br />
und(4.18b)<br />
<br />
V0 − η2 symmetrisch: tan(η)<br />
anti-symmetrisch: tan(η)<br />
!<br />
=<br />
!<br />
η<br />
= −<br />
κ L<br />
2<br />
k L<br />
2<br />
k L<br />
2<br />
κ L<br />
2<br />
=<br />
η<br />
η<br />
= −<br />
V0 − η2 DiegraphischeLösungdieserGleichungenerhältmanausdenSchnittpunktenderinAbbildung(4.4)dargestelltenKurven<br />
κbzw.<br />
−k<br />
k κmitder <br />
Kurvezu tan(η)imBereich 0 < η < V0.<br />
102<br />
.
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
<br />
SymmetrischeLösungen:Wenn ηvon 0bis V0variiert,nimmt κ<br />
kdieWerte ∞bisNullan.Dahertrittunabhängigvon V0immereinSchnittpunktmit<br />
tanηauf.Esexistiertsomitimmermindestenseinsymmetrischer,gebundener<br />
Zustand.WirkönnenleichtdieZahldergebundenenZuständebeigegebenemPotentialparameter<br />
V0bestimmen:DerTangenshatNullstellenbei<br />
η = nπ.DieZahlderSchnittpunktevon κ<br />
mit tan(η)nimmtimmerum<br />
k Einszu,wennderMaximalwertvon η,also V0,dieWerte nπüberschrei-<br />
√<br />
eV0<br />
tet.DieZahldersymmetrischenEigenwerteistsomit N+ = int( + 1).<br />
AntisymmetrischeLösungen:DieZahlderSchnittpunktevon −kmit tan(η)<br />
<br />
κ<br />
wächstumEins,wenn V0dieWerte nπ +π/2überschreitet.DieZahlder<br />
√<br />
eV0<br />
anti-symmetrischenEigenwerteistdemnach N+ = int( + 1/2).<br />
ZurFestlegungderWellenfunktionGl.(4.17)nutzenwirdieStetigkeitsbedingungenGl.(4.18a)undGl.(4.18b)<br />
L<br />
κ<br />
As = Bs e 2 cos(k L<br />
2 )<br />
L<br />
κ<br />
Aa = −Ba e 2 sin(k L<br />
2 )<br />
ausunderhaltendarausmitderdimensionslosenLänge ξ = x/( L<br />
2 )und<br />
η = k L<br />
2<br />
⎧<br />
⎪⎨<br />
Ψs(ξ) = Bs<br />
⎪⎩<br />
cos(η) e κ(ξ+1) , ξ < −1<br />
cos(ηξ) , −1 ≤ ξ ≤ +1<br />
cos(η) e −κ(ξ−1) , ξ > +1<br />
⎧<br />
⎪⎨ − sin(η) e<br />
Ψa(ξ) = Ba<br />
⎪⎩<br />
κ(ξ+1) , ξ < −1<br />
sin(ηξ)<br />
sin(η) e<br />
, −1 ≤ ξ ≤ +1<br />
−κ(ξ−1) , ξ > +1<br />
DieParameter Ba,sergebensichausderNormierung.<br />
π<br />
π<br />
(4.19a)<br />
. (4.19b)<br />
DiemöglichengebundenenZuständedesPotentialtopfsmit V0 = 13sind<br />
inderAbbildung(4.5)dargestellt.DieWellenfunktionzurtiefstenEnergieistsymmetrisch.SiehatkeineNullstelle.DieZahlderNullstellenist<br />
103
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Abbildung4.5:Wellenfunktionen Ψn(ξ)zudendreiEigenwerten EndesPotentialtopfesmiteinerPotentialhöhe<br />
V0 = 13.<br />
n − 1,wobeidieQuantenzahl n = 1, 2, 3 . . . dieerlaubtenEnergien En<br />
durchnumeriert.InAbbildung(4.5)gibtdieNull-LiniederWellenfunktionengleichzeitigaufderrechtenAchsediezugehörigeEigenenergie<br />
En<br />
an.IndenverwendetenEinheitenbefindensichdiePotentialwändebei<br />
±1.Manerkennt,dassdieWellenfunktionmitsteigenderQuantenzahl n<br />
zunehmendausdemPotentialbereichhinausragt.<br />
4.4 EigenschaftenderEinteilchen-Wellenfunktion<br />
NachdemwirandenBeispielendeseindimensionalenPotentialtopfestypischeLösungenderSchrödingergleichunggesehenhaben,stellenwirnuneinigeallgemeineEigenschaftenderWellenfunktionzusammen.DieRandbedingungenwurdenschoninAbschnitt4.1besprochen.<br />
4.4.1 UntereSchranke<strong>für</strong>dieEnergieneinesPotentialproblems<br />
DieEigenwertgleichungdesHamiltonoperatorslautet<br />
ˆP 2<br />
2m + V ( <br />
X) ˆ |ΨE〉 = E |ΨE〉 .<br />
104
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Wirmultiplizierenvonlinksmit 〈ΨE|underhaltenunterderAnnahme,<br />
dassdieEigenvektorenaufEinsnormiertsind<br />
E = 1<br />
2m 〈ΨE| ˆ P 2 |ΨE〉 + 〈ΨE| V ( ˆ X) |ΨE〉 .<br />
DieOperatoren ˆ PαsindhermiteschundhabenalssolchereelleEigenwer-<br />
te.DemzufolgesinddieEigenwertevon Pˆ 2größerodergleichNull.Das liefertdieUngleichung<br />
E ≥ 〈ΨE| V ( <br />
X) ˆ |ΨE〉 = Ψ ∗ E (x) V (x) ΨE(x) d D x<br />
<br />
Ψ ∗ E(x) ΨE(x) d D x<br />
≥ Vmin<br />
≥ Vmin .<br />
Hierbeiist VminderMinimalwertdesPotentials.DieGleichheitkannnur<br />
vorliegen,wenn 〈ΨE| ˆ Pα 2 |ΨE〉 = 0<strong>für</strong> α = 1, 2, 3,d.h.wenndieuntere<br />
SchrankeallerdreiErwartungswerteangenommenwird.Dasistnurder<br />
Fall,wenn |ΨE〉Eigenvektoraller ˆ P 2 α zumEigenwertNullist.DieseEigenfunktionhatdieallgemeineGestalt<br />
ΨE=0(x) = a0 +<br />
3<br />
α=1<br />
bαxα + <br />
α=β<br />
α,β=1<br />
cαβxαxβ<br />
undistnichtnormierbar.WirhabensomitdasErgebnis<br />
FÜRDIEENERGIE-EIGENWERTENORMIERBARERZUSTÄNDEGILT<br />
E > min<br />
x V (x) . (4.20)<br />
4.4.2 GebundeneZuständein1dsindnichtentartet<br />
Wirzeigen,dasseindimensionalePotentialproblemekeine„entarteten"gebundenenEigenzuständebesitzen,d.h.mehrerelinearunabhängigege-<br />
105
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
bundeneZuständezurselbenEnergie.DazugehenwirvomGegenteilaus<br />
undnehmenan,esgäbezweientarteteEigenvektoren ψ1und ψ2zumselbenEigenwert<br />
E,d.h.<br />
− 2<br />
2m ψ′′<br />
1 (x) + V (x)ψ1(x) = Eψ1(x) (4.21a)<br />
− 2<br />
2m ψ′′<br />
2 (x) + V (x)ψ2(x) = Eψ2(x) . (4.21b)<br />
MultiplizierenwirGleichung(4.21a)vonlinksmit ψ2undGleichung(4.21b)<br />
mit ψ1undsubtrahierendieseGleichungenvoneinandersoerhaltenwir<br />
⇒<br />
− 2<br />
2m<br />
′′<br />
′′<br />
(ψ2(x)ψ 1 (x) − ψ1(x)ψ 2 (x)) = 0<br />
d<br />
dx (ψ2(x)ψ ′ 1 (x) − ψ1(x)ψ ′ 2 (x)) = 0<br />
⇒ ψ2(x)ψ ′ 1 (x) − ψ1(x)ψ ′ 2<br />
(x) = c<br />
DieKonstante cistunabhängigvon xundlässtsichinsbesondereaus<br />
demVerhalten<strong>für</strong> x → ∞bestimmen.ImFallegebundenerZuständeverschwindendieWellenfunktionenundihreAbleitungenimUnendlichen.<br />
Darausfolgt<br />
undsomit<br />
<br />
c = lim<br />
x→∞<br />
ψ2(x)ψ ′ 1 (x) − ψ1(x)ψ ′ 2 (x)<br />
<br />
= 0 .<br />
ψ2(x)ψ ′ 1(x) = ψ1(x)ψ ′ 2(x)<br />
ψ ′ 1 (x)<br />
ψ1(x) = ψ′ 2 (x)<br />
ψ2(x)<br />
d<br />
dx ln ψ1(x) = d<br />
dx ln ψ2(x) .<br />
DieDifferentialgleichungkannunmittelbarintegriertwerden<br />
ln ψ1(x) = ln ψ2(x) + d<br />
ψ1(x) = ψ2(x) · e d ∝ ψ2(x)<br />
Dasheißt,dassdiebeidenZuständesichnurdurcheinenPhasenfaktor<br />
unterscheidenundphysikalischidentischsind.Diesbeweistdieeingangs<br />
aufgestellteBehauptung.<br />
106
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
4.4.3 ExistenzreellwertigerWellenfunktionenin1d<br />
InbeliebigerDimensiongilt,dasszujederLösung ψ(x)auch ψ ∗ (x)Lösung<br />
derSchrödingergleichung<br />
− 2<br />
∆ψ(x) + V (x)ψ(x) = Eψ(x)<br />
2m<br />
ist,wennkeinmagnetischesFeldanliegt.IndiesemFallgilt V (x) = V ∗ (x)<br />
unddiekonjugiertkomplexeSchrödingergleichunglautet<br />
− 2<br />
2m ∆ψ(x)∗ + V (x)ψ(x) ∗ = Eψ(x) ∗<br />
D.h., ψ ∗ (x)erfülltunabhängigvonderDimensiondesProblemsdieselbe<br />
Schrödingergleichungwie ψ(x)zurselbenEnergie.DamitistauchjedeLinearkombinationLösungdesEigenwertproblemszurselbenEnergie.Wir<br />
könnenspezielldiereellwertigenKombinationen<br />
wählen.<br />
ψr(x) = ψ(x) + ψ∗ (x)<br />
2<br />
ψi(x) = ψ(x) − ψ∗ (x)<br />
2i<br />
BeieindimensionalenProblemengilt<strong>für</strong>diegebundenenZuständezusätzlich,dasienichtentartetseinkönnen,dassbeideLösungenidentisch<br />
sind.Wirhabensomitgezeigt:<br />
DieWellenfunktionendergebundenenZuständeeineseindimensionalen<br />
PotentialproblemsohneMagnetfeldkönnenimmerreellgewähltwerden.<br />
WieinAbschnitt4.4.5gezeigtwird,verschwindetindiesemFallauchder<br />
Strom,unddieAufenthaltswahrscheinlichkeitistzeitunabhängig.<br />
107<br />
.
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
4.4.4 Paritätsoperator.ParitätderWellenfunktionenbei<br />
symmetrischenPotentialen<br />
Wirwollenhieruntersuchen,welcheallgemeinenEigenschaftenmanableitenkann,wenndasPotentialsymmetrischist,d.h.wenn<br />
V (−x) = V (x).<br />
WirbetrachtenzunächstdenParitäts-Operator ˆ S(oftauch Pgenannt),der<br />
imArgumenteinerFunktioneineSpiegelungamKoordinaten-Ursprung<br />
bewirkt<br />
ˆS ψ(x) := ψ(−x) ⇔ 〈x| ˆ S |ψ〉 = ψ(−x) ⇔ 〈x| ˆ S = 〈−x| (4.22)<br />
WenndasPotentialsymmetrischist,d.h. V (x) = V (−x),dannvertauscht<br />
ˆSmitdemHamiltonoperator H(s.Übungen).Darausfolgt,dass Hund ˆ S<br />
einengemeinsamen,vollständigenSatzvonEigenvektorenbesitzen.<br />
EinigeEigenschaftenderEigenzuständevon ˆ Slassensichleichtbestimmen.<br />
DieEigenwertgleichunglautet<br />
ˆS |ψs〉 = s |ψs〉 .<br />
Aus ˆ S 2 = ˆ1folgt s 2 = 1,d.h.,dieEigenwertedesParitäts-Operators ˆ Ssind<br />
s = ±1.Dasbedeutetmit<br />
ψs(−x) = 〈x| ˆ S |ψs〉 = ±ψs(x) ,<br />
aberauch,dassdieEigenvektorenvon ˆ SinderOrtsraumdarstellungsymmetrischebzw.anti-symmetrischeFunktionensind.MansprichtvonWellenfunktionengeraderbzw.ungeraderParität.DaeseingemeinsamesSystemvonEigenvektorenvon<br />
ˆ Sund Hgibt,gilt:<br />
BeieinemsymmetrischenPotentialkannmandieEigenvektorenvon Hso<br />
wählen,dasssiegeradebzw.ungeradeParitätbesitzen.<br />
WennEigenwertevonHentartetsind,könnendieWellenfunktionenunterschiedlicherParitätgemischtwerden.Beinicht-entartetenEigenwertenerhältmanjedochzwingendEigenfunktionenfesterParität.Dasgiltinsbesondere<strong>für</strong>gebundeneZuständeineindimensionalenPotentialproblemen.<br />
108
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
4.4.5 Wahrscheinlichkeits-StromundKontinuitätsgleichung<br />
WirbetrachteneinTeilchenineinemzeitunabhängigenäußerenPotentialohneMagnetfeld.DannistderHamiltonoperatorreell.<br />
1 DieSchrödingergleichungundihrkomplexKonjugierteslautendann<br />
− i<br />
<br />
<br />
<br />
i<br />
<br />
− 2<br />
2m<br />
− 2<br />
2m<br />
<br />
∆ + V (x) Ψ(x, t) = ∂<br />
Ψ(x, t) (4.23a)<br />
∂t<br />
<br />
∆ + V (x) Ψ ∗ (x, t) = ∂<br />
∂t Ψ∗ (x, t) (4.23b)<br />
DieWahrscheinlichkeitsdichte ρ(x, t),dasquantenmechanischeTeilchen<br />
zurZeit tamOrt xanzutreffen,istbekanntlichgegebendurch<br />
ρ(x, t) = |Ψ(x, t)| 2<br />
(4.24)<br />
WirberechnennundiezeitlicheAbleitungderWahrscheinlichkeitsdichte.<br />
AusGl.(4.23a)undGl.(4.23b)erhaltenwir<br />
∂ ∂<br />
ρ(x, t) = (<br />
∂t ∂t Ψ∗ (x, t)) · Ψ(x, t) + Ψ ∗ (x, t) · ∂<br />
Ψ(x, t)<br />
∂t<br />
= i<br />
−<br />
<br />
2<br />
<br />
∆ + V (x) Ψ 2m ∗ <br />
(x, t) · Ψ(x, t)<br />
<br />
∆ + V (x) Ψ(x, t)<br />
<br />
−Ψ ∗ <br />
(x, t) − 2<br />
2m<br />
= −i <br />
<br />
Ψ(x, t)∆Ψ<br />
2m<br />
∗ (x, t) − Ψ<br />
<br />
z<br />
∗ (x, t)∆Ψ(x, t)<br />
<br />
z∗ <br />
= −i <br />
2m (−2i)Im<br />
<br />
Ψ ∗ <br />
(x, t)∆Ψ(x, t)<br />
= − <br />
m Im<br />
<br />
Ψ ∗ <br />
(x, t)∆Ψ(x, t)<br />
1 DasistnichtmehrderFall,wenneinmagnetischesFeldanliegt,weildannderIm-<br />
pulsoperatoran Akoppelt(Gl.(3.16)).<br />
109<br />
.
DierechteSeitekannmitderIdentität<br />
<br />
∇Im Ψ ∗ (x, t) <br />
∇Ψ(x, t) = Im ∇ Ψ ∗ (x, t) <br />
∇Ψ(x, t)<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
<br />
= Im ( ∇Ψ(x, t)) ∗ ( ∇Ψ(x, t)) +Ψ<br />
<br />
∗ (x, t) ∇ ∇<br />
= Im<br />
∈R<br />
<br />
Ψ ∗ <br />
(x, t) ∆ Ψ(x, t)<br />
<br />
∆<br />
weitervereinfachtwerden,undwirerhaltenschließlichdieKontinuitätsgleichungmitdersogenanntenWahrscheinlichkeitsstromdichtej(x,<br />
t)<br />
KONTINUITÄTSGLEICHUNG<br />
<br />
Ψ(x, t)<br />
∂<br />
∂t ρ(x, t) = − ∇j(x, t) (4.25a)<br />
j = <br />
m Im<br />
<br />
Ψ ∗ (x, t) <br />
∇ Ψ(x, t) (4.25b)<br />
Esistinteressant,dieWellenfunktionnachBetragundPhasezutrennen:<br />
Ψ(x, t) = i ϕ(x,t)<br />
ρ(x, t) e<br />
⇒ Ψ ∗ (x, t) ∇Ψ(x, t) = ρ(x, t)e −iϕ(x,t)<br />
<br />
∇ <br />
ρ(x, t) e iϕ(x,t)<br />
<br />
Im<br />
Ψ ∗ (x, t) <br />
∇Ψ(x, t)<br />
+ ρ(x, t)e −iϕ(x,t) ρ(x, t)e iϕ(x,t) i ∇ϕ(x, t)<br />
(4.26)<br />
= <br />
ρ(x, t) ∇ <br />
ρ(x, t) +<br />
<br />
∈R<br />
<br />
ρ(x, t) ρ(x, t) i ∇ϕ(x, t)<br />
= ρ(x, t) ∇ϕ(x, t)<br />
⇒ j(x, t) = <br />
m ρ(x, t) ∇ϕ(x, t) (4.27)<br />
DerStromwirdvonderPhase"getragen".WenndieWellenfunktionreell<br />
110
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
ist,dannistdiePhase ϕNull,unddamitauchderStrom.DannverschwindetauchdieDivergenzdesStromesundmitderKontinuitätsgleichung<br />
ebenfallsdieZeitabhängigkeitderWahrscheinlichkeitsdichte:<br />
ϕ = 0 ⇒ j(x) = 0 ⇒ ∇j(x, t) = 0 ⇒ ∂<br />
.Esgiltdaher<br />
ρ(x, t) = 0<br />
∂t<br />
ReelleWellenfunktionenliefernkeinenStrom.<br />
BeireellenWellenfunktionenist ρ(x, t)zeitunabhängig.<br />
StrommitelektromagnetischemFeld<br />
Essollnocherwähntwerden,wiedieKontinuitätsgleichungaussieht,wenn<br />
einelektromagnetischesFeldanliegt.IndiesemFallgehendasPotential<br />
undderImpulsgemäßGl.(3.16)überin<br />
V (x) −→ V (x) + q Φ(x)<br />
<br />
skalaresPotential<br />
ˆP −→ Pˆ − q A(x) <br />
<br />
.<br />
Vektorpotential<br />
( Pˆ − qA) 2 <br />
enthältdieKopplung ˆP A.DieKontinuitätsgleichungbleibtin<br />
<br />
AnwesenheitdeselektromagnetischenFeldesweitergültig,esändertsich<br />
lediglichdieWahrscheinlichkeitsstromdichte:<br />
j(x, t) = <br />
m Im<br />
<br />
Ψ ∗ (x, t) <br />
∇Ψ(x, t) − q<br />
m A ρ(x) . (4.28)<br />
ZusätzlichzudemTerm,denwirbereitsabgeleitethaben,trägtnochdas<br />
VektorpotentialzurStromdichtebei.<br />
111
4.5 FreieTeilchen<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Wirbetrachtenjetztnicht-gebundeneTeilchen.WenndasPotentialkonstant<br />
ist,d.h.unabhängigvomOrt,sinddieTeilchenfrei.MittelseinerVerschiebungdesEnergienullpunkteskannmandasPotentialaufNullschieben.<br />
WirbetrachtendaherderEinfachheithalberdenFall V = 0,sowie1Dimension.IndreiDimensionenmussman<br />
xund kdurch xund kersetzen.<br />
DieLösungenderSchrödingergleichung<strong>für</strong>einkonstantesPotentialhabenwirschoninAbschnitt4.2kennengelernt.WenneskeineOrtsabhängigkeitimPotentialgibt,machenexponentielleLösungen,diezu<br />
x = −∞<br />
oder x = ∞hindivergieren,keinenSinn.FreieTeilchenwerdendurchdie<br />
oszillierendenLösungenderSchrödingergleichungbeschrieben:<br />
mit k =<br />
ψ(x) = a e ikx + be −ikx<br />
2mE<br />
2 und E > 0 .<br />
EinsolcherZustandistnichtnormierbar<br />
<br />
+∞<br />
−∞<br />
|ψ(x)| 2 dx = ∞ .<br />
(4.29)<br />
ErbeschreibtnichteineinzelnesTeilchen,sondern,wiewirgleichsehen<br />
werden,rechts-undlinkslaufendeStrömevonunabhängigenTeilchenfesterEnergie<br />
E,inderArtvonebenenWellen.<br />
FürdiestationäreSchrödingergleichungistdieZeitabhängigkeitdesZustandesGl.(4.3)<br />
i<br />
−<br />
Ψ(x, t) = e Et ψ(x) .<br />
DiesisteineSchwingungderForm e −i ωt mit<br />
E = ω = h ν . (4.30)<br />
FürdieWellenfunktionGl.(4.35)lautetdieZeitentwicklung<br />
Ψ(x, t) = a e i(kx−ωt) + b e −i(kx+ωt) . (4.31)<br />
112
OrtkonstanterPhase<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Wiruntersuchen,wiesichbeidenebenenWellenGl.(4.37)derOrt ˜xfester<br />
Phasezeitlichverändert.WirbetrachtenzunächstdenTerm e i(kx−ωt) :<br />
kx − ωt = const ⇒ x = ω const<br />
t +<br />
k k<br />
= vPhase t + x0<br />
DieseGleichungdefinierteinetypischeGeschwindigkeitdesProblems:<br />
PHASENGESCHWINDIGKEIT<br />
vPhase = ω<br />
k<br />
(4.32)<br />
DerTerm e i(kx−ωt) ,mitdieserpositivenPhasengeschwindigkeit,beschreibt<br />
einerechts-laufendeWelle,da<strong>für</strong>konstantePhasebeizunehmenderZeit t<br />
auchderOrt xzunimmt.DazukorrespondierendistdieFunktion e i(kx−ωt)<br />
eineEigenfunktionderImpulsoperatorsmitEigenwert p = k.<br />
EntsprechendbeschreibtderTerm e −i(kx+ωt) einelinkslaufendeWellemit<br />
Impuls −k.<br />
Wahrscheinlichkeitsstromdichte<br />
ZunächstbestimmenwirdenBeitrag,dervonderrechtslaufendenWelle<br />
geliefertwird<br />
ψr = a e i k x e −iωt<br />
jr = <br />
m Im<br />
<br />
∗ d<br />
ψ<br />
dx ψ<br />
<br />
= <br />
m |a|2 2 k<br />
· k = |a|<br />
m<br />
= <br />
m |a|2 <br />
Im ψ ∗ ik e −i k x <br />
i k x<br />
e<br />
= |a|2 p<br />
m .<br />
2 −p<br />
AnalogliefertdielinkslaufendeWelledieStromdichte jl = |b| m .<br />
113
4.5.1 deBroglieWellenlänge<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
DiequantenmechanischeWellenfunktionGl.(4.35)istperiodischmitder<br />
Wellenlänge λ = 2π/k.MaterieteilchenmitImpuls phabenalsoeineWellenlänge<br />
λ = h<br />
p !Diesistdie<br />
λ = 2π<br />
k<br />
= h<br />
p =<br />
DE-BROGLIE-WELLENLÄNGE<br />
h<br />
√ 2mEkin<br />
(4.33)<br />
Auch<strong>für</strong>PhotonengiltdieseBeziehung:siebesitzeneinenimExperiment<br />
messbarenImpulsderGröße p = k = 2π<br />
λ .<br />
BeiMaterieteilchenmitImpuls perscheintdiecharakteristischeLängenskalaλz.B.imDoppelspaltexperiment,oderz.B.beiderStreuungvonTeilchenmitImpuls<br />
paneinemKristall.ManerhältdorteinInterferenzbild<br />
(Davisson-Germer-Experiment)wiebeiPhotonenmitdemselbenImpuls!<br />
QuantenmechanischeEffektewerdenunterhalbeinerLängenskaladerGrößenordnungderde-Broglie-Wellenlängeλwichtig.SiebeträgtzumBeispielbei<br />
Protonen: λ ≃<br />
Elektronen: λ ≃<br />
Photonen: λ ≃<br />
0.28 ◦<br />
A<br />
Ekin/eV<br />
12 ◦<br />
A<br />
Ekin/eV<br />
380 ◦<br />
A<br />
Ekin/eV<br />
114<br />
(4.34)
4.6 FreieTeilchen<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Wirbetrachtenjetztnicht-gebundeneTeilchen.WenndasPotentialkonstant<br />
ist,d.h.unabhängigvomOrt,sinddieTeilchenfrei.MittelseinerVerschiebungdesEnergienullpunkteskannmandasPotentialaufNullschieben.<br />
WirbetrachtendaherderEinfachheithalberdenFall V = 0,sowie1Dimension.IndreiDimensionenmussman<br />
xund kdurch xund kersetzen.<br />
DieLösungenderSchrödingergleichung<strong>für</strong>einkonstantesPotentialhabenwirschoninAbschnitt4.2kennengelernt.WenneskeineOrtsabhängigkeitimPotentialgibt,machenexponentielleLösungen,diezu<br />
x = −∞<br />
oder x = ∞hindivergieren,keinenSinn.FreieTeilchenwerdendurchdie<br />
oszillierendenLösungenderSchrödingergleichungbeschrieben:<br />
mit k =<br />
ψ(x) = a e ikx + be −ikx<br />
2mE<br />
2 und E > 0 .<br />
EinsolcherZustandistnichtnormierbar<br />
<br />
+∞<br />
−∞<br />
|ψ(x)| 2 dx = ∞ .<br />
(4.35)<br />
ErbeschreibtnichteineinzelnesTeilchen,sondern,wiewirgleichsehen<br />
werden,rechts-undlinkslaufendeStrömevonunabhängigenTeilchenfesterEnergie<br />
E,inderArtvonebenenWellen.<br />
FürdiestationäreSchrödingergleichungistdieZeitabhängigkeitdesZustandesGl.(4.3)<br />
i<br />
−<br />
Ψ(x, t) = e Et ψ(x) .<br />
DiesisteineSchwingungderForm e −i ωt mit<br />
E = ω = h ν . (4.36)<br />
FürdieWellenfunktionGl.(4.35)lautetdieZeitentwicklung<br />
Ψ(x, t) = a e i(kx−ωt) + b e −i(kx+ωt) . (4.37)<br />
115
OrtkonstanterPhase<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Wiruntersuchen,wiesichbeidenebenenWellenGl.(4.37)derOrt ˜xfester<br />
Phasezeitlichverändert.WirbetrachtenzunächstdenTerm e i(kx−ωt) :<br />
kx − ωt = const ⇒ x = ω const<br />
t +<br />
k k<br />
= vPhase t + x0<br />
DieseGleichungdefinierteinetypischeGeschwindigkeitdesProblems:<br />
PHASENGESCHWINDIGKEIT<br />
vPhase = ω<br />
k<br />
(4.38)<br />
DerTerm e i(kx−ωt) ,mitdieserpositivenPhasengeschwindigkeit,beschreibt<br />
einerechts-laufendeWelle,da<strong>für</strong>konstantePhasebeizunehmenderZeit t<br />
auchderOrt xzunimmt.DazukorrespondierendistdieFunktion e i(kx−ωt)<br />
eineEigenfunktionderImpulsoperatorsmitEigenwert p = k.<br />
EntsprechendbeschreibtderTerm e −i(kx+ωt) einelinkslaufendeWellemit<br />
Impuls −k.<br />
Wahrscheinlichkeitsstromdichte<br />
ZunächstbestimmenwirdenBeitrag,dervonderrechtslaufendenWelle<br />
geliefertwird<br />
ψr = a e i k x e −iωt<br />
jr = <br />
m Im<br />
<br />
∗ d<br />
ψ<br />
dx ψ<br />
<br />
= <br />
m |a|2 2 k<br />
· k = |a|<br />
m<br />
= <br />
m |a|2 <br />
Im ψ ∗ ik e −i k x <br />
i k x<br />
e<br />
= |a|2 p<br />
m .<br />
2 −p<br />
AnalogliefertdielinkslaufendeWelledieStromdichte jl = |b| m .<br />
116
4.6.1 deBroglieWellenlänge<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
DiequantenmechanischeWellenfunktionGl.(4.35)istperiodischmitder<br />
Wellenlänge λ = 2π/k.MaterieteilchenmitImpuls phabenalsoeineWellenlänge<br />
λ = h<br />
p !Diesistdie<br />
λ = 2π<br />
k<br />
= h<br />
p =<br />
DE-BROGLIE-WELLENLÄNGE<br />
h<br />
√ 2mEkin<br />
(4.39)<br />
Auch<strong>für</strong>PhotonengiltdieseBeziehung:siebesitzeneinenimExperiment<br />
messbarenImpulsderGröße p = k = 2π<br />
λ .<br />
BeiMaterieteilchenmitImpuls perscheintdiecharakteristischeLängenskalaλz.B.imDoppelspaltexperiment,oderz.B.beiderStreuungvonTeilchenmitImpuls<br />
paneinemKristall.ManerhältdorteinInterferenzbild<br />
(Davisson-Germer-Experiment)wiebeiPhotonenmitdemselbenImpuls!<br />
QuantenmechanischeEffektewerdenunterhalbeinerLängenskaladerGrößenordnungderde-Broglie-Wellenlängeλwichtig.SiebeträgtzumBeispielbei<br />
Protonen: λ ≃<br />
Elektronen: λ ≃<br />
Photonen: λ ≃<br />
0.28 ◦<br />
A<br />
Ekin/eV<br />
12 ◦<br />
A<br />
Ekin/eV<br />
380 ◦<br />
A<br />
Ekin/eV<br />
117<br />
(4.40)
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
4.7 UnabhängigeFreiheitsgrade:Produktansatz<br />
OfthatdasbetrachtetephysikalischeSystemmehrereFreiheitsgrade,die<br />
nichtmiteinanderwechselwirken(s.a.Kap.2.4).MöglicheBeispiele:RäumlichgetrennteTeil-Systeme;oderOrtundImpulszuverschiedenenRaumrichtungen;...ObdieFreiheitsgradewirklichunabhängigsind,hängtvondentatsächlichenWechselwirkungen,d.h.vomjeweiligenHamiltonoperatorab.<br />
WirbetrachtenzweiFreiheitsgrade Aund B,mitzugehörigenBasisvektoren<br />
|ϕA〉und |ϕB〉.DerzugehörigeProduktraumwirdvondenBasisvektoren<br />
|ϕA, ϕB〉 = |ϕA〉⊗|ϕB〉aufgespannt.DieFreiheitsgrade Aund Bsind<br />
tatsächlichunabhängig,wennderHamiltonoperatorauszweiTeilen ˆ HA<br />
und ˆ HBbesteht,diegetrenntaufdieFreiheitsgrade Abzw. Bwirken:<br />
ˆH = HA<br />
ˆ + ˆ HB , mit (4.41)<br />
<br />
ˆHA |ϕA, ϕB〉 = ˆHA |ϕA〉 ⊗ |ϕB〉 und (4.42)<br />
ˆHB |ϕA, ϕB〉 = |ϕA〉 ⊗<br />
Danngiltauch<br />
<br />
ˆHB |ϕB〉<br />
[ ˆ HA, ˆ HB] = 0 .<br />
. (4.43)<br />
DieLösungenderEigenwertgleichung<strong>für</strong>denGesamt-Hamiltonoperator<br />
ˆH |Ψ〉 = E |Ψ〉<br />
bekommtmannuneinfachdurchdenProduktansatz<br />
|Ψ〉 = |ψA〉 ⊗ |ψB〉 , (4.44)<br />
wobei |ψA,B〉LösungenderEigenwertgleichungenzu ˆ HAbzw. ˆ HBsind:<br />
Beweis:<br />
ˆH |Ψ〉 =<br />
=<br />
ˆHA,B |ψA,B〉 = EA,B |ψA,B〉 . (4.45)<br />
ˆHA + ˆ HB<br />
<br />
ˆHA |ψA〉<br />
= EA |Ψ〉 + EB |Ψ〉<br />
= (EA + EB) |Ψ〉 .<br />
<br />
|ψA〉 ⊗ |ψB〉<br />
⊗ |ψB〉 + |ψA〉 ⊗<br />
118<br />
<br />
ˆHB |ψB〉
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
DieGesamtenergieistsomiteinfachdieSummederEinzelenergien.<br />
Beispiel:WirbetrachteneinTeilchenmitSpin 1<br />
2 ,dassichineinemräumlichkonstantenMagnetfeld<br />
BundeinemortsabhängigenPotential V (x)<br />
bewegt.DasTeilchenhateinenOrtsfreiheitsgradmitBasisvektoren |x〉,<br />
undeinenSpinfreiheitsgradmitBasisvektoren {|σ〉} := {| ± z〉}.DerProduktraumwirdvondenBasisvektoren<br />
|x, σ〉 = |x〉 ⊗ |σ〉aufgespannt.Der<br />
Hamiltonoperatoristdann,wieschoninKap.3.2.2erwähnt,<br />
ˆH = ˆ p 2<br />
2m + ˆ V ( ˆ Q)<br />
<br />
=: ˆHx<br />
− µ B ˆ S<br />
<br />
=: ˆ Hσ<br />
. (4.46)<br />
ˆHxwirktnurauf |x〉und ˆ Hσwirktnurauf |σ〉.DieEigenvektorenvon ˆ H<br />
kannmandeshalbalsProdukt<br />
schreiben,wobei<br />
|ψ〉 =<br />
<br />
|Ψ〉 = |ψ〉 ⊗ |χ〉 (4.47)<br />
d 3 xψ(x) |x〉 ¸und |χ〉 = <br />
σ=±<br />
Eigenvektorenvon ˆ Hxbzw. ˆ Hσseinmüssen,d.h.<br />
ˆHx ψ(x) = EA ψ(x) und ˆ Hσ |χ〉 = EB |χ〉 .<br />
119<br />
χσ |σ〉 (4.48)
4.7.1 Wellenpakete<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
DieEigenzustände(4.35)sindräumlichausgedehntundnichtnormierbar.<br />
Ausihnenkönnenaber,durchgeeigneteLinearkombinationvonLösungenzuverschiedenenEnergien,lokalisierteZuständekonstruiertwerden,<br />
sogenannteWellenpakete(s.Übungen)<br />
∞<br />
ψ(x) = a(k) e ikx dk ,<br />
−∞<br />
fallsdieEntwicklungskoeffizienten a(k)geeignetgewähltwerden.Wenn<br />
derZustand |ψ〉normiertist,beschreibtereinEnsemblevoneinzelnen<br />
propagierendenTeilchen.EristjedochkeinEigenzustanddesHamiltonoperatorsmehrundzerfällt(zerfließt)mitderZeit!<br />
4.8 UnabhängigeFreiheitsgrade:Produktansatz<br />
OfthatdasbetrachtetephysikalischeSystemmehrereFreiheitsgrade,die<br />
nichtmiteinanderwechselwirken(s.a.Kap.2.4).MöglicheBeispiele:RäumlichgetrennteTeil-Systeme;oderOrtundImpulszuverschiedenenRaumrichtungen;...ObdieFreiheitsgradewirklichunabhängigsind,hängtvondentatsächlichenWechselwirkungen,d.h.vomjeweiligenHamiltonoperatorab.<br />
WirbetrachtenzweiFreiheitsgrade Aund B,mitzugehörigenBasisvektoren<br />
|ϕA〉und |ϕB〉.DerzugehörigeProduktraumwirdvondenBasisvektoren<br />
|ϕA, ϕB〉 = |ϕA〉⊗|ϕB〉aufgespannt.DieFreiheitsgrade Aund Bsind<br />
tatsächlichunabhängig,wennderHamiltonoperatorauszweiTeilen ˆ HA<br />
und ˆ HBbesteht,diegetrenntaufdieFreiheitsgrade Abzw. Bwirken:<br />
ˆH = HA<br />
ˆ + ˆ HB , mit (4.49)<br />
<br />
ˆHA |ϕA, ϕB〉 = ˆHA |ϕA〉 ⊗ |ϕB〉 und (4.50)<br />
ˆHB |ϕA, ϕB〉 = |ϕA〉 ⊗<br />
Danngiltauch<br />
<br />
ˆHB |ϕB〉<br />
[ ˆ HA, ˆ HB] = 0 .<br />
120<br />
. (4.51)
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
DieLösungenderEigenwertgleichung<strong>für</strong>denGesamt-Hamiltonoperator<br />
ˆH |Ψ〉 = E |Ψ〉<br />
bekommtmannuneinfachdurchdenProduktansatz<br />
|Ψ〉 = |ψA〉 ⊗ |ψB〉 , (4.52)<br />
wobei |ψA,B〉LösungenderEigenwertgleichungenzu ˆ HAbzw. ˆ HBsind:<br />
Beweis:<br />
ˆH |Ψ〉 =<br />
=<br />
ˆHA,B |ψA,B〉 = EA,B |ψA,B〉 . (4.53)<br />
ˆHA + ˆ HB<br />
<br />
ˆHA |ψA〉<br />
= EA |Ψ〉 + EB |Ψ〉<br />
= (EA + EB) |Ψ〉 .<br />
<br />
|ψA〉 ⊗ |ψB〉<br />
⊗ |ψB〉 + |ψA〉 ⊗<br />
<br />
ˆHB |ψB〉<br />
DieGesamtenergieistsomiteinfachdieSummederEinzelenergien.<br />
Beispiel:WirbetrachteneinTeilchenmitSpin 1<br />
2 ,dassichineinemräumlichkonstantenMagnetfeld<br />
BundeinemortsabhängigenPotential V (x)<br />
bewegt.DasTeilchenhateinenOrtsfreiheitsgradmitBasisvektoren |x〉,<br />
undeinenSpinfreiheitsgradmitBasisvektoren {|σ〉} := {| ± z〉}.DerProduktraumwirdvondenBasisvektoren<br />
|x, σ〉 = |x〉 ⊗ |σ〉aufgespannt.Der<br />
Hamiltonoperatoristdann,wieschoninKap.3.2.2erwähnt,<br />
ˆH = ˆ p 2<br />
2m + ˆ V ( ˆ Q)<br />
<br />
=: ˆ Hx<br />
− µ B ˆ S<br />
<br />
=: ˆ Hσ<br />
. (4.54)<br />
ˆHxwirktnurauf |x〉und ˆ Hσwirktnurauf |σ〉.DieEigenvektorenvon ˆ H<br />
kannmandeshalbalsProdukt<br />
|Ψ〉 = |ψ〉 ⊗ |χ〉 (4.55)<br />
schreiben,wobei<br />
|ψ〉 =<br />
<br />
d 3 xψ(x) |x〉 ¸und |χ〉 = <br />
χσ |σ〉 (4.56)<br />
σ=±<br />
Eigenvektorenvon ˆ Hxbzw. ˆ Hσseinmüssen,d.h.<br />
ˆHx ψ(x) = EA ψ(x) und ˆ Hσ |χ〉 = EB |χ〉 .<br />
121
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
4.9 StreuunganeinerPotentialbarriere<br />
Abbildung4.6:StreuunganderPotential-Barriere.<br />
WiruntersuchennunquantenmechanischdieStreuungvonTeilchenan<br />
einemPotential.GebundeneZuständehabenwirbereitsimletztenAbschnittbehandelt;wirkonzentrierenunshieraufungebundeneZustände.WirbetrachtensowohldenFalleinerPotential-Barriere,sowieerinAbbildung(4.6)dargestelltist(V0<br />
> 0),alsauchdenFalleinerPotential-Mulde<br />
(V0 < 0).InbeidenFälleninteressierenunsaberungebundeneZustände,<br />
d.h.Energien E > 0.<br />
VonlinkstreffenTeilchenaufdasPotential.WirwerdendieIntensität<br />
RderrückgestreutenunddieIntensität T dertransmittiertenTeilchen<br />
berechnen. Rund TbezeichnetmanauchalsReflexionskoeffizientenbzw.<br />
Transmissionskoeffizienten.Siesinddefiniertals<br />
R = ZahlderreflektiertenTeilchen<br />
ZahldereinfallendenTeilchen<br />
T = ZahldertransmittiertenTeilchen<br />
ZahldereinfallendenTeilchen<br />
4.9.1 AllgemeineLösung<br />
KlassischeBehandlung<br />
FürdieklassischeBehandlungistessinnvoll,dasPotentialabzurunden<br />
(sieheAbbildung(4.7)),damitkeine δ-förmigeKräftenauftreten.ZuBeginn,d.h.weitvorderPotential-Barriere,istdiekinetischeEnergie<br />
Ekin<br />
122<br />
.
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Abbildung4.7:KlassischeBehandlungderPotentialbarriere.<br />
gleichderGesamtenergie E.ImBereichdesPotentialsgilt Ekin = E − V (x).<br />
DasTeilchenwirdjenachVorzeichendesPotentialsvonihmabgebremst<br />
oderbeschleunigt.EsmüssenklassischzweiFälleunterschiedenwerden:<br />
1.WenndieGesamtenergiegrößeristalsdiePotential-Barriere,wirddas<br />
TeilchennichtreflektiertundfliegtüberdiePotential-Barrierehinweg.<br />
Diesgiltinsbesondere<strong>für</strong>einePotential-Mulde(V0 < 0).<br />
2.IstdiePotential-BarrierehingegengrößeralsdieGesamtenergie,sowerdenalleTeilchenanderBarrierereflektiert.ZurRuhekommensiedabei<br />
aneinemUmkehrpunkt x0,andem Ekin = 0,d.h.wenn V (x0) = E.Klassischgiltalso:<br />
1. V0 > E ⇒ R = 1, T = 0<br />
2. V0 < E ⇒ R = 0, T = 1<br />
IndieseÜberlegungengehtdietatsächlicheFormdesPotentialsnichtein.<br />
Fürdie<strong>Quantenmechanik</strong>istesleichter,mitdemrechteckigenPotential<br />
ausAbbildung(4.2)zurechnen.<br />
QuantenmechanischeBehandlung<br />
IndenBereichenIundIIIistdieallgemeineLösung<br />
mitderWellenzahl k =<br />
ψ(x) = A1 · e ikx + A2 · e −ikx<br />
123<br />
2mE<br />
2<br />
und E > 0. (4.57)
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
DieseWellenfunktionist,wiewirschongesehenhaben,nichtnormierbar,<br />
undbeschreibteinenStromvonnachrechtseinlaufendenundeinenStrom<br />
vonnachlinksreflektiertenTeilchen,mitderWellenzahl k.<br />
EinzelneTeilchendagegenentsprechenWellenpaketen,alsoLinearkombinationenvonLösungenzuverschiedenenWellenzahlen.UmdieRechnungeinfacherzuhalten,betrachtenwirimFolgendendieImpulseigenzuständeGl.(4.57).<br />
HinterderBarriere(BereichIII)kannes,wegendervorgegebenenSitutationmitvonlinkseinlaufendenTeilchen,nurnachrechtsauslaufendeTeilchen(Wellen)geben.Dahermussdort<br />
A2 = 0sein.<br />
ImBereichIIgilt<br />
ψ(x) = B1 · e κx + B2 · e −κx<br />
mit κ =<br />
2m(V0 − E)<br />
2<br />
=<br />
|κ| E ≤ V0<br />
i|κ| E > V0<br />
, (4.58)<br />
d.h.dieWellenfunktionistimBereichIIwellenartig,wenn E > V0,und<br />
exponentiellwenn E < V0.<br />
DiegesamteWellenfunktionlautetsomit<br />
ψ(x) =<br />
⎧<br />
⎪⎨<br />
⎪⎩<br />
A1 eikx + A2 e−ikx ; x ≤ −L 2<br />
B1 eκx + B2 e−κx ; −L L ≤ x ≤ 2 2<br />
C eikx ; x ≥ L<br />
2<br />
DieStetigkeitsbedingungenvon ψ(x)und ψ ′<br />
(x)liefern4RandbedingungenzurFestlegungder5Unbekannten.Zusätzlichmüssenwirnochfestlegen,wievieleTeilchenproZeiteinheiteinfallen.DieKonstante<br />
A1hängt<br />
direktmitderStromdichteGl.(4.39)dereinfallendenTeilchenzusammen<br />
je = <br />
m |A1| 2 · k<br />
124<br />
.
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
UnsinteressierenderReflektions-undderTransmissionskoeffizient<br />
R =<br />
<br />
jr<br />
2<br />
<br />
|A2|<br />
je<br />
=<br />
|A1| 2<br />
je; jr . . .einfallende;reflektierteStromdichte<br />
T =<br />
<br />
jt<br />
|C|2<br />
<br />
=<br />
|A1| 2 .<br />
je<br />
DerStromdereinfallendenTeilchenwirdexperimentellvorgegeben.Wir<br />
könnenihnjedochbeliebigwählen,z.B. A1 = 1,dain Rund Tnurdie<br />
Verhältnisseeingehen.<br />
EsbleibtalsoalsLösung<br />
⎧<br />
⎪⎨<br />
ψ(x) =<br />
⎪⎩<br />
eikx + A e−ikx ; x ≤ −L<br />
2<br />
L ≤ x ≤ 2 2<br />
B1 e κx + B2 e −κx ; − L<br />
C e ikx ; x ≥ L<br />
2<br />
. (4.59)<br />
DierestlichenKonstantenkannmannunüberdieRandbedingungenbestimmen.DieRechnungdazuistrelativaufwendig.<br />
ψ(− L<br />
L<br />
2 ) : eik(− 2 ) L<br />
−ik(− + A · e 2 ) L<br />
κ(− = B1 · e 2 ) L<br />
−κ(− + B2 · e 2 )<br />
ψ ′<br />
ψ( L<br />
L<br />
2 ) : C · eik( 2 ) L<br />
κ( = B1 · e 2 ) L<br />
−κ( + B2 · e 2 )<br />
(−L L L<br />
L L<br />
ik −κ κ<br />
2 ) : e−ik 2 − Ae 2 = −iρ(B1e 2 − B2e 2 )<br />
ψ ′<br />
( L<br />
L<br />
L<br />
L<br />
κ −κ<br />
2 ) : Ceik 2 = −iρ(B1e 2 − B2e 2 )<br />
mit ρ := κ<br />
k .InMatrixschreibweiseundmitderAbkürzung q = eκL folgt<br />
i)<br />
ii)<br />
<br />
<br />
L<br />
−ik e 2<br />
0<br />
L<br />
−ik e 2<br />
0<br />
<br />
<br />
L<br />
ik + e 2<br />
L<br />
ik − e 2<br />
<br />
<br />
A<br />
C<br />
A<br />
C<br />
<br />
<br />
=<br />
<br />
= iρ<br />
q−1 2 q 1<br />
2<br />
q 1<br />
2 q−1 2<br />
<br />
<br />
=:M<br />
<br />
125<br />
−q −1<br />
2 q 1<br />
2<br />
<br />
q 1<br />
2 −q−1 2<br />
B1<br />
B2<br />
<br />
<br />
=:N<br />
<br />
<br />
B1<br />
B2<br />
<br />
.
DasInversederMatrix Mlautet<br />
M −1 1<br />
=<br />
(q − q−1 <br />
)<br />
−q−1 2 q 1<br />
2<br />
q 1<br />
2 −q−1 2<br />
Wirmultiplizieren i)vonlinksmit M−1 ⇒<br />
<br />
B1<br />
B2<br />
= M −1 ·<br />
L<br />
−ik e 2<br />
0<br />
L<br />
ik<br />
+ e 2 M −1<br />
<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
<br />
A<br />
C<br />
=<br />
1<br />
(q − q −1 ) N<br />
<br />
(4.60)<br />
undsetzendasErgebnisin ii)ein.MitAbkürzungensh := sinh(κL)und ch := cosh(κL)<br />
führtdaszu<br />
<br />
L<br />
ik<br />
e 2<br />
L<br />
−ik e 2<br />
0<br />
<br />
L<br />
ik<br />
− e 2<br />
<br />
<br />
ˆ1 + iρN M −1<br />
A<br />
C<br />
A<br />
C<br />
<br />
<br />
= iρN M −1<br />
=<br />
<br />
L<br />
−ik e 2<br />
0<br />
<br />
ˆ1 − iρN M −1<br />
<br />
<br />
L<br />
ik<br />
+ e 2 iρN M −1<br />
L<br />
−ik e 2<br />
0<br />
Wirerhaltensomit<strong>für</strong>dieKoeffizienten Aund CdasZwischenergebnis<br />
<br />
A<br />
= e<br />
C<br />
−ikL<br />
<br />
ˆ1 + iρN M −1<br />
−1 ˆ1 − iρN M −1<br />
<br />
<br />
1<br />
. (4.61)<br />
0<br />
<br />
K<br />
Nungiltes,dieMatrixKzuberechnen.Dazubenötigenwirzunächst<br />
N · M −1 =<br />
Darauserhaltenwir<br />
1<br />
q − q −1 N 2 =<br />
<br />
ˆ1 − iρN M −1<br />
<br />
<br />
ˆ1 + iρN M −1<br />
−1 =<br />
=<br />
1<br />
q − q−1 <br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
1 − iρch<br />
sh<br />
+ iρ<br />
sh<br />
1 + iρch<br />
sh<br />
= 1 ⎜<br />
⎝<br />
det<br />
q + q −1 −2<br />
−2 q + q −1<br />
− iρ<br />
sh<br />
⎛<br />
1 + iρch<br />
sh<br />
iρ<br />
sh<br />
126<br />
+ iρ<br />
sh<br />
1 − iρch<br />
sh<br />
− iρ<br />
sh<br />
1 + iρch<br />
sh<br />
iρ<br />
sh<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
1 + iρch<br />
sh<br />
−1<br />
<br />
⎞<br />
<br />
= 1<br />
<br />
sh<br />
⎟<br />
⎠ .<br />
.<br />
<br />
ch −1<br />
−1 ch<br />
A<br />
C<br />
<br />
<br />
.
MitderDeterminantenderMatrix (ˆ1 + iρN M −1 )<br />
det =<br />
<br />
1 + iρch<br />
2 sh<br />
berechnetsichdieMatrix Kzu<br />
K =<br />
sh<br />
(1 − ρ2 ) + 2 iρch<br />
sh<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
+ ρ2<br />
2 = 1 + 2iρch<br />
sh sh − ρ2ch2 − 1<br />
sh 2 = 1 − ρ2 + 2 iρch<br />
sh<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
(1 + ρ 2 ) 2 iρ<br />
sh<br />
2 iρ<br />
sh<br />
(1 + ρ 2 )<br />
MitGl.(4.61)undGl.(4.60)lautendieKoeffizienten<br />
<br />
<br />
A<br />
C<br />
B1<br />
B2<br />
<br />
<br />
=<br />
=<br />
=<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ .<br />
e−ikL (1 − ρ2 ⎛<br />
(1 + ρ<br />
⎜<br />
⎝<br />
)sh + 2iρch<br />
2 ⎞<br />
)sh<br />
⎟<br />
⎠<br />
2iρ<br />
e−ikL/2 (1 − ρ2 )sh + 2iρch M−1<br />
<br />
(1 − ρ2 )sh + 2iρch + (1 + ρ2 )sh<br />
2iρ<br />
2e−ikL/2 (1 − ρ2 )sh + 2iρch M−1<br />
<br />
sh + iρch<br />
.<br />
iρ<br />
DasErgebnis<strong>für</strong>diegesuchtenKonstantenderWellenfunktionlautet<br />
A = 1<br />
Z e−ikL (1 + ρ 2 ) sinh(κL)<br />
C = 1 i 2ρ e−ikL<br />
Z<br />
B1 = − 1<br />
Z e−ikL/2 (1 − iρ) e −κL/2<br />
B1 = 1<br />
Z e−ikL/2 (1 + iρ) e +κL/2<br />
Z = (1 − ρ 2 ) sinh(κL) + 2iρ cosh(κL) .<br />
Darauserhältman<br />
127<br />
<br />
(4.62)
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
REFLEXIONS-UNDTRANSMISSIONSKOEFFIZIENT<br />
R = |A| 2 = (1 + ρ2 ) 2 · sinh 2 (κL)<br />
(1 + ρ 2 ) 2 sinh 2 (κL) + 4ρ 2<br />
T = |C| 2 =<br />
4ρ2 (1 + ρ2 ) 2 sinh 2 κ<br />
= 1 − R, mit ρ =<br />
(κL) + 4ρ2 k .<br />
(4.63)<br />
DiewegenderStromerhaltung je = jt + jrnotwendigeSummenregel<br />
R + T = 1istautomatischerfüllt.DieErgebnissehängenvondendimensionslosenGrößen<br />
ρ = κ/kund κ · Lab,dieausdenursprünglich3Parametern<br />
L, V0und EdesProblemsgebildetsind.Mankannsiealternativ<br />
auchals<br />
κ · L = λ · √ 1 − ǫ<br />
ρ = κ<br />
k =<br />
<br />
1 − ǫ<br />
ǫ<br />
mit λ = L<br />
<br />
√ 2mV0<br />
ǫ = E<br />
V0<br />
(4.64)<br />
schreiben,mitdendimensionslosenGrößen„reduzierteLänge” λund„reduzierteEnergie”<br />
ǫ.<br />
WirwerdendiebeidenFälle,diesichauchklassischunterscheiden,nämlich<br />
1.hohePotential-Barriere(V0 > E > 0)<br />
2.niedrigePotential-Barrieremit E > V0 > 0oderPotential-Mulde E ><br />
0 > V0,<br />
imFolgendenseparatdiskutieren.<br />
128
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
4.9.2 HohePotential-Barriere(V0 > E > 0),Raster-Tunnel-<br />
Mikroskop<br />
WirbetrachtenzunächstdenFall,dassdieEnergiedesTeilchensklassisch<br />
nichtausreicht,dieBarrierezuüberwinden.DieSituationistinAbb.(4.8)<br />
skizziert.Hierist 1 > ǫ = E > 0unddaher k ∈ Rund κ ∈ R.DieWel-<br />
V0<br />
Abbildung4.8:EnergiegeringeralsPotential-Barriere.<br />
lenfunktionzeigtalsooszillierendesVerhaltenaußerhalbdesBarrieren-<br />
BereichsundeinenexponentiellenAbfall 2 imBarrieren-Bereich.Wiedie<br />
obigeRechnunggezeigthat,gibtesquantenmechanisch–imWiderspruch<br />
zurklassischenErwartung–dennocheinenicht-verschwindendeWahrscheinlichkeit,dassdasTeilchendiePotentialbarriereüberwindet.Man<br />
sprichtvomTunneleffekt.IndenGleichungen(4.63)und(4.64)sindalle<br />
Größenreell.<br />
WirbetrachtendenSpezialfalleinersehrbreitenund/oderhohenBarriere<br />
1 > 1<br />
2 DerexponentiellansteigendeBeitragverschwindetnicht,wirdabervomabfallenden<br />
Teildominiert.<br />
129<br />
.
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
DerTransmissionskoeffizientverschwindetalsoexponentiellmitderBarrierenbreiteundderBarrierenhöhe.Erwirdabernur<strong>für</strong>unendlichbreite<br />
oderunendlichhohePotentialbarrierenzuNull.<br />
WirbetrachtennuneineAnwendungdesTunneleffektes.<br />
Raster-Tunnel-Mikroskop<br />
(Nobelpreis1986H.Rohrer,G.Binnig(IBM-Rüschlikon))<br />
BeimScanningTunnelingMikroscope(STM)wirdeineMetallspitzeüber<br />
eineProbenoberflächemittels„Piezoantrieb”geführt,sieheAbbildung(4.9).<br />
Dieleitende(oderleitendgemachte)Probewirdzeilenweiseabgetastet.<br />
ZwischenderSpitzeundderProbewirdeinPotentialangelegt,wodurch<br />
ein„Tunnel-Strom”fließt,dervomAbstandderSpitzezurlokalenProbenoberflächeabhängt.MitHilfeeinerPiezo-MechanikkanndieSpitzeauchsenkrechtzurProbenoberflächebewegtwerden.EsgibtverschiedeneArten,dasTunnel-Mikroskopzubetreiben.IneinerBetriebsartwird<br />
dieSpitzeimmersonachjustiert,dassderTunnel-Stromkonstantist.Die<br />
hier<strong>für</strong>notwendigeVerschiebungisteinMaß<strong>für</strong>dieHöhederProbenoberfläche.<br />
Abbildung4.9:Raster-Tunnel-Mikroskop.<br />
EinSTMhatatomareAuflösung.Daserscheintzunächstunglaubwürdig,<br />
dadieSpitzemakroskopischeDimensionenhat.DerGrundist,dasswegenderexponentiellenAbhängigkeitdesTunnel-StromesvomAbstanddas„untersteAtom”derSpitzedendominantenBeitragzumStromliefert(sieheAbbildung(4.10)).<br />
130
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Abbildung4.10:SpitzedesRaster-Tunnel-Mikroskops.<br />
4.9.3 NiedrigePotential-Barriere(E > V0 > 0)<br />
oderPotential-Mulde(E > 0 > V0)<br />
WirbetrachtennundieFälle,indenendasTeilchenklassischnichtander<br />
Barrierereflektiertwürde(R = 0; T = 1),alsodeninAbbildung(4.11)<br />
dargestelltenFalleinerniedrigenPotential-Barriere,unddenFalleiner<br />
Potential-Mulde.Quantenmechanischwirddieunshierinteressierende<br />
Abbildung4.11:EnergiegrößeralsPotential-Barriere.<br />
SituationebenfallsdurchdieGleichungen(4.63)und(4.64)beschrieben.<br />
EswerdenallerdingseinigeParameterimaginärundesistsinnvoll,dies<br />
explizitzuberücksichtigen.EssinddieFälle ǫ > 1und ǫ < 0möglich.Für<br />
beideFällewirdausGl.(4.63)undGl.(4.64)<br />
131
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
REFLEXIONS-UNDTRANSMISSIONSKOEFFIZIENT(E > max{0, V0})<br />
T =<br />
4ρ 2<br />
(1 − ρ 2 ) 2 sin 2 (κL) + 4ρ 2<br />
R = 1 − T<br />
mit κ · L = λ · |1 − ǫ| , ρ = κ<br />
k =<br />
<br />
| 1 − ǫ<br />
|<br />
ǫ<br />
und λ = . ǫ = E<br />
.<br />
L<br />
<br />
√ 2m|V0|<br />
ImBarrierenbereichistdieLösungnunauchoszillierend:<br />
mit |κ| =<br />
V0<br />
ψII = B1e i|κ|x + B2e −i|κ|x<br />
2m<br />
2 (E − V0) .<br />
(4.65)<br />
(4.66)<br />
QuantenmechanischkannauchderklassischeWert T = 1(bzw. R = 0)<br />
erreichtwerden.DasistimmerdannderFall,wenn sin |κL| = 0,bzw.<br />
|κ|L = nπ.QuantenmechanischwirdderklassischeWert T = 1(bzw.<br />
R = 0)immerdannerreicht,wenn sin |κL| = 0,bzw. |κ|L = nπ.Anschaulichbedeutetdas,dassdieBarrierenbreiteeinhalbzahligesVielfachesder<br />
Wellenlänge λ = 2π/κistunddieWelleindiePotentialbarriere„hineinpasst”.WennmandieAusbreitungeinesWellenpaketesuntersucht,sofindetman,dassdasTeilchenindiesenFällenbesonderslangeimPotentialbereichanzutreffenist.DiesesPhänomennenntmanStreuresonanz.EsistauchalsRamsauer-Effektbekannt,nachdem1921vonRamsauerbeobachtetenEffekt,dassElektronenbestimmterEnergieninEdelgasennicht<br />
absorbiertwerden.InAbbildung(4.12)istderTransmissionskoeffizient<br />
einmalalsFunktionderreduziertenEnergie ǫundeinmalalsFunktion<br />
derreduziertenLänge λaufgetragen.ImletzterenBilderkenntmandas<br />
Resonanzphänomen.<br />
132
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Abbildung4.12:TransmissionskoeffizientinAbhängigkeitvon ǫ<strong>für</strong> λ = 7<br />
(links)undalsFunktionvon λ<strong>für</strong> ǫ = 1.05(rechts).<br />
DaobigeÜberlegungenauch<strong>für</strong> V0 < 0gelten,besagtdiequantenmechanischeRechnung,dassesauchanniedrigenPotentialtöpfenundPotentialmuldenReflektionengibt.Dieswäreklassischkeinesfallsmöglich.<br />
4.9.4 Aufenthaltswahrscheinlichkeiten<br />
DieAufenthaltswahrscheinlichkeiteinesquantenmechanischenTeilchens<br />
imIntervall (x, x + dx)errechnetsichausdenGleichungen(4.59)<br />
I) |ψ(x)| 2 = 1 + |A| 2 + 2 Re (A ∗ e 2ikx )<br />
<br />
|A|cos(2kx−ϕ)<br />
A = |A| · e iϕ<br />
R = |A| 2<br />
|ψ(x)| 2 = 1 + R + 2 √ R cos(2kx − ϕ)<br />
II) |ψ(x)| 2 = |B1| 2 e 2κx + |B2| 2 e −2κx + 2Re (B ∗ 1B2)<br />
III) |ψ(x)| 2 = |C| 2 = T = 1 − R<br />
133
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
DieAufenthaltswahrscheinlichkeitistinAbbildung(4.13)<strong>für</strong>diedreidiskutiertenFälleaufgetragen.<br />
ImGebiet I)entstehendurchReflexionenanderPotential-Barriereauch<br />
Wellen,dienachlinkslaufen.DarausresultierteineInterferenz,die,wie<br />
inAbbildung(4.13)dargestellt,zueineroszillierendenAufenthaltswahrscheinlichkeitführt.<br />
ImGebiet II)hängtesdavonab,ob E < V0oder E > V0,alsoob κreell<br />
oderimaginärist.Wenn κreellist,sofindetmaneinexponentiellesAbklingen.Wenn<br />
κaberimaginärist,sobeobachtetmanauchimBereichder<br />
PotentialbarriereoszillierendesVerhalten.<br />
ImGebiet III)läuftdieWellenurnachrechts,eskannalsokeineInterferenzgeben.DieAufenthaltswahrscheinlichkeitistüberallkonstant.<br />
WirhabenhiernurdeneherunrealistischenFallbehandelt,dassdieeinlaufendenTeilchenimImpulseigenzustandpräpariertwerdenundräumlichvölligunbestimmtsind.DerinteressantereFallistsicherlichder,dassdieeinfallendenTeilchenalsWellenpaketpräpariertwerden.DiemathematischeBehandlungistdannwesentlichkomplizierter,liefertaberdieselben<br />
Reflexions-undTransmissionskoeffizienten.DieRechnungkannz.B.im<br />
BuchvonShankharnachgelesenwerden.<br />
134
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Abbildung4.13:AufenthaltswahrscheinlichkeitenbeimStreuproblem<strong>für</strong>die<br />
dreidiskutiertenFälle V0 > E > 0, E > V0 > 0und E > 0 > V0.<br />
135
4.10 DerHarmonischeOszillator<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
ZumharmonischenOszillatorgehörtklassischdieHamiltonfunktion<br />
H = p2 k<br />
+<br />
2m 2 x2 . (4.67)<br />
Damitwirdz.B.näherungsweisedieBewegungvoneinzelnenAtomenin<br />
einemFestkörperbeschrieben,hierin1Dimension.WenndieAtomein<br />
derGleichgewichtslagesind,sowirktkeineKraft.LenktmaneinAtom<br />
ausderRuhelageum xaus,sowirktaufdasAtomeinerücktreibende<br />
Kraft f(x).DieseKraftkannmanineineTaylorreiheentwickeln<br />
f(x) = f(0) − k · x + . . .<br />
InderRuhelageverschwindetdieangreifendeKraft(f(0) = 0)undder<br />
Kraft −k · xentsprichtdasPotential k<br />
2 x2 .<br />
DieklassischeBewegungsgleichung m · ¨x = −k · xhatdieLösung<br />
x(t) = a cos(ωt) + b sin(ωt)<br />
mit ω 2 = k<br />
m<br />
(4.68)<br />
DieHamiltonfunktion Hlässtsichsomitauchschreibenals<br />
H = p2<br />
2m + ω2m 2 x2 . (4.69)<br />
DerÜbergangzur<strong>Quantenmechanik</strong>erfolgtmittelsErsetzenderdynamischenVariablendurchOperatoren.DerHamilton-Operatorlautetdann<br />
ˆH = ˆ P 2<br />
2m + ω2m ˆQ<br />
2<br />
2 . (4.70)<br />
Eristnichtexplizitzeitabhängig.Wirmüssendahernurdiestationäre<br />
Schrödingergleichung<br />
ˆH|ψ〉 = E|ψ〉<br />
lösen.Eineeinfache,elegante,algebraischeLösungdiesesEigenwertproblemsgehtaufDiraczurück.SievermeidetdasexpliziteLöseneinerDifferentialgleichung.EinenvölliganalogenFormalismusbenutztmaninderVielteilchenphysikundderQuantenfeldtheoriezurBeschreibungvonSystemenmitvielenTeilchen.<br />
136
4.10.1 MethodevonDirac<br />
DerHamilton-Operatorlässtsichzu<br />
ˆH = mω2<br />
2<br />
<br />
ˆQ 2 <br />
ˆP<br />
2 +<br />
mω<br />
.<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
umschreiben.Wirformenihnweiterum.WenndieOperatorenvertauschenwürden,könntedieeckigeKlammerals<br />
Qˆ ˆ <br />
P − i ˆQ ˆ <br />
P + i ge-<br />
mω mω<br />
schriebenwerden.AufgrundderVertauschungsrelationenerhaltenwir<br />
<strong>für</strong>diesesProduktjedoch<br />
<br />
ˆQ−i ˆ <br />
P<br />
ˆQ+i<br />
mω<br />
ˆ <br />
P<br />
mω<br />
=<br />
<br />
ˆQ 2 <br />
ˆP<br />
2 + −<br />
mω<br />
i<br />
mω [ ˆ P, ˆ Q] =<br />
DamitkannmandenHamilton-Operatorfolgendermaßenschreiben<br />
ˆH = mω2<br />
<br />
ˆQ − i<br />
2<br />
ˆ <br />
P<br />
mω<br />
= ω<br />
mω<br />
2<br />
ˆQ + i ˆ <br />
P<br />
mω<br />
<br />
ˆQ<br />
Pˆ<br />
<br />
− i<br />
mω<br />
mω<br />
2<br />
+ ω<br />
2 ˆ1<br />
<br />
ˆQ<br />
Pˆ<br />
<br />
+ i<br />
mω<br />
<br />
<br />
ˆQ 2 <br />
ˆP<br />
2 + −<br />
mω<br />
<br />
mω ˆ1 .<br />
+ 1<br />
2 ˆ1<br />
<br />
DieAusdrückeinKlammernnennenwir„Leiteroperatoren”oder<br />
ERZEUGUNGS-UNDVERNICH<strong>TU</strong>NGSOPERATOREN<br />
a † <br />
mω<br />
=<br />
2 ( ˆ Q − i ˆ P<br />
mω )<br />
<br />
mω<br />
a =<br />
2 ( ˆ Q + i ˆ P<br />
) .<br />
mω<br />
.<br />
(4.71)<br />
DieNamenwerdenspätererläutert.Weil ˆ Pund ˆ Qselbstadjungiertsind,<br />
sinddieseOperatorenzueinanderadjungiert:<br />
(a) † = a †<br />
und<br />
Wirdefinierennochdensogenannten<br />
a † † = a . (4.72)<br />
137
ANZAHL-OPERATOR ˆ N<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
ˆN = a † a , (4.73)<br />
Esgilt ˆ N † = ˆ N.DamitwirdderHamilton-Operatorformalsehreinfach:<br />
HAMILTON-OPERATORDESHARMONISCHENOSZILLATORS<br />
ˆH = ω (a † a + 1<br />
2 ˆ1) = ω ( ˆ N + 1<br />
2 ˆ1) . (4.74)<br />
BesonderswichtigsinddieVertauschungsrelationenvonErzeugungs-und<br />
Vernichtungsoperatoren<br />
[a , a † ] = mω<br />
<br />
(<br />
2<br />
ˆ Q + i ˆ P<br />
mω ) , ( ˆ Q − i ˆ P<br />
mω )<br />
<br />
= mω<br />
<br />
[<br />
2<br />
ˆ Q, ˆ Q] + (<br />
<br />
=0<br />
i i<br />
)(−<br />
mω mω ) [ ˆ P, ˆ P]<br />
<br />
=0<br />
= ˆ1<br />
VERTAUSCHUNGSRELATIONENVON<br />
− i <br />
[ Q, ˆ P] ˆ − [ P, ˆ Q] ˆ<br />
mω <br />
<br />
ERZEUGUNGS-UNDVERNICH<strong>TU</strong>NGSOPERATOREN<br />
aa † − a † a ≡ [a , a † ] = ˆ1<br />
[a , a ] = 0<br />
[a † , a † ] = 0<br />
138<br />
2[ ˆ Q, ˆ P]=2i ˆ1<br />
. (4.75)
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Wegen ˆ H = ω ( ˆ N + 1<br />
2 ˆ1)vertauschen ˆ Nund ˆ Hmiteinander,undsiehaben<br />
deshalbdieselbenEigenvektoren.Dasiehermiteschsind,sinddieEigenwertereell.<br />
Wenn N|n〉 ˆ = n|n〉 , dann H|n〉 ˆ<br />
1<br />
= ω (n + ) |n〉 .<br />
2<br />
Daherhat ˆ HdieEigenwerte ω(n + 1<br />
2 ).Wirmüssennunherausfinden,<br />
welcheEigenwerte ndesAnzahloperatorsmöglichsind.Dazubetrachten<br />
wirdieVertauschungsrelationenvon ˆ Nmit aund a †<br />
[ ˆ N, a † ] = [a † a , a † ] = a † a a †<br />
<br />
a † −a<br />
a+ˆ1<br />
† a † a (4.76a)<br />
= a † a † a + a † − a † a † a = a †<br />
(4.76b)<br />
[ ˆ N, a ] = [a † a , a ] = a † a a − a a †<br />
<br />
a † a (4.76c)<br />
a +ˆ1<br />
= a † a a − a † a a − a = −a (4.76d)<br />
WirwendendieVertauschungsrelation [ ˆ N, a † ] = a † aufeinenVektor |n〉an<br />
undbenutzen ˆ N|n〉 = n|n〉:<br />
Analog<br />
[ ˆ N, a † ] |n〉 = a † |n〉<br />
⇔ ˆ Na † |n〉 − a † n |n〉 = a † |n〉<br />
⇔ ˆ Na † |n〉 = (n + 1)a † |n〉 (4.77)<br />
ˆN a |n〉 = (n − 1) a |n〉 (4.78)<br />
Wennalso |n〉Eigenvektorvon ˆ NzumEigenwert nist,soist<br />
a † |n〉 EigenvektorzumEigenwert(n+1)<br />
a |n〉 EigenvektorzumEigenwert(n–1)<br />
(Mannennt a † denErzeugungsoperatorund a denVernichtungsoperatorin<br />
AnalogiezurQuantenfeldtheorie.DortwerdenformalgleichartigeOperatorenbenutztund<br />
nsteht<strong>für</strong>eineTeilchenzahl.DieOperatoren a † und<br />
aänderndortdieTeilchenzahlum1.)<br />
139
DerVektor a |n〉istsomitzu |n − 1〉proportional:<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
a |n〉 = c · |n−1〉 . (4.79)<br />
DasAdjungiertedieserGleichunglautet<br />
〈n| a † = 〈n−1| c ∗ . (4.80)<br />
NachlinksangewandtwirktderErzeugungsoperatoralsowieeinVernichtungsoperator(undumgekehrt)!<br />
WirberechnennundenProportionalitätsfaktor.DieEigenvektoren |n〉sollennormiertsein.Zumeinengilt<br />
〈n|a † a|n〉 = 〈n| ˆ N|n〉<br />
<br />
n|n〉<br />
= n 〈n|n〉<br />
<br />
=1<br />
= n .<br />
Zumanderenkönnenwir a † nachlinksund anachrechtsanwenden:<br />
〈n|a † a|n〉 = c ∗ c 〈n − 1|n − 1〉 = |c| 2<br />
DahermussderNormierungsfaktor |c| 2 = nerfüllen.Wirwählen c = √ n.<br />
Darausfolgt<br />
.<br />
a |n〉 = √ n |n − 1〉 (4.81)<br />
Insbesonderegilt a |0〉 = 0. AnalogeÜberlegungen<strong>für</strong> a † |n〉<br />
liefern<br />
a † |n〉 = c |n + 1〉<br />
〈n|aa † |n〉 = |c| 2<br />
〈n|aa † |n〉 = 〈n|ˆ1 + ˆ N|n〉 = n + 1 ! = |c| 2<br />
a † |n〉 = √ n + 1 |n + 1〉 (4.82)<br />
WirkönnennunmiteinembeliebigenEigenzustand |n〉beginnenundden<br />
Operator a wiederholtanwenden<br />
a |n〉 = √ n |n − 1〉<br />
a a |n〉 = n(n − 1) |n − 2〉<br />
a m |n〉 = n · (n − 1) · (n − 2) · · ·(n − m + 1) |n − m〉 (4.83)<br />
140
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
SoerhaltenwirdieEigenzustände |n−m〉zuimmerkleinerwerdenden<br />
Eigenwerten (n − m)von ˆ N.Dasbedeutet,dassimPrinzipnegativeEigenwerteerzeugtwerdenkönnten.JederEigenvektorvon<br />
ˆ Hmussaber<br />
normierbarsein.Insbesonderegilt<br />
m = 〈m| ˆ N|m〉 = 〈m|a †<br />
a|m〉<br />
<br />
〈ψ| |ψ〉<br />
= ||ψ|| 2 ≥ 0 .<br />
DahermussdieFolgeinGl.(4.83)abbrechen.Diesgeschiehtgenaudann,<br />
wenn npositivganzzahligist,weildann a |0〉 = 0 auftritt.Wirerhalten:DieEigenwertedesAnzahloperators<br />
ˆ NsinddienatürlichenZahlen<br />
N0.Außerdemgilt,dassdieEigenwertevon ˆ Hnichtentartetsind(s.u.).<br />
DeshalbsinddieEigenzustände |n〉orthonormal.<br />
EIGENWERTEUNDEIGENVEKTORENDESANZAHL-OPERATORS<br />
ˆN|n〉 = n |n〉 ∀n ∈ N0 ,<br />
〈n|m〉 = δn,m .<br />
Darausfolgtschließlich<br />
• n ∈ N0<br />
EIGENWERTEDESHARMONISCHENOSZILLATORS<br />
(4.84)<br />
En = ω(n + 1<br />
) (4.85)<br />
2<br />
•DieEnergiedesHarmonischenOszillatorsistinEinheiten ωquantisiert.<br />
•ImGrundzustandhatdasTeilchendieNullpunktsenergie ω<br />
2 .<br />
•OrtundImpulssindauchimGrundzustandunscharf,wieschonaus<br />
derUnschärferelationfolgt.<br />
141
4.10.2 EigenzuständeundErwartungswerte<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Wirwissennun,dassdern-teangeregteZustandausdemGrundzustand<br />
|0〉durchn-fachesAnwendenvon a † erzeugtwerdenkann.Esgilt<br />
|n〉 =<br />
. . .<br />
=<br />
1<br />
√ n a † |n − 1〉<br />
1<br />
√ n ·<br />
1<br />
√ . . .<br />
n − 1 1<br />
√ (a<br />
1 † ) n |0〉<br />
|n〉 = 1<br />
√ n! (a † ) n |0〉 (4.86)<br />
DiesistdereinzigeZustandzurEnergie En = ω(n + 1<br />
2 ),dawirbereits<br />
allgemeingezeigthaben,dassgebundeneZuständeineindimensionalen<br />
Problemennichtentartetsind.UngebundeneZuständegibtesbeimharmonischenOszillatorwegendesunbeschränktenPotentialsnicht.<br />
WirwollennundiemittlereAuslenkung 〈n| ˆ Q|n〉,denmittlerenImpuls<br />
〈n| ˆ P |n〉unddieVarianzenimZustand |n〉berechnen.Wirkönnendie<br />
RechnungenalgebraischmitHilfederOperatoren aund a † durchführen,<br />
ohnez.B. ˆ PalsDifferentialoperatorschreibenzumüssen.Dazudrücken<br />
wir ˆ Qund ˆ Pwiederdurch a und a † aus.MitGl.(4.71)gilt<br />
ˆQ =<br />
ˆP = i<br />
<br />
<br />
2mω (a† + a) =: x0<br />
√2 (a † + a) (4.87)<br />
<br />
mω<br />
2<br />
(a † − a) =: i p0 (a † − a) (4.88)<br />
Hierhabenwiraucheine<strong>für</strong>denharmonischenOszillatorcharakteristischeLängenskala<br />
x0undeineImpulsskala p0definiert.(DerFaktor √ 2ist<br />
Konvention.)<br />
142
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
EinsetzenindieMittelwertederAuslenkungunddesImpulsesliefert<br />
〈n| ˆ Q|n〉 =<br />
〈n| ˆ P |n〉 = i<br />
<br />
2mω<br />
mω<br />
2<br />
<br />
〈n| a|n〉<br />
<br />
√ n|n−1〉<br />
<br />
⊥=0<br />
<br />
〈n| a|n〉<br />
<br />
√ n|n−1〉<br />
<br />
⊥=0<br />
+ 〈n| a † <br />
|n〉 = 0<br />
<br />
√<br />
n+1|n+1〉<br />
<br />
⊥=0<br />
− 〈n| a † |n〉<br />
<br />
√ n+1|n+1〉<br />
<br />
⊥=0<br />
<br />
= 0<br />
IneinemEigenzustandvon ˆ HsinddieMittelwertesomitNull.Diestrifft<br />
aberi.a.nicht<strong>für</strong>eineLinearkombinationvonEigenzuständenzu(s.Übungen).<br />
NunberechnenwirdenErwartungswertvon ˆ Q 2 imZustand |n〉.<br />
〈n| ˆ Q 2 |n〉 =<br />
=<br />
=<br />
<br />
2mω 〈n|<br />
<br />
<br />
2mω 〈n|<br />
<br />
2mω<br />
a + a †<br />
2<br />
|n〉<br />
<br />
a 2 + a † 2 + a a † + a † a<br />
<br />
|n〉<br />
<br />
〈n|a 2 |n〉 + 〈n|a † 2 |n〉 + 〈n| a a † |n〉 + 〈n| a † <br />
a |n〉<br />
DieErwartungswertelassensichmitGl.(4.81)undGl.(4.82)leichtberechnen<br />
〈n|a 2 |n〉 ∼ 〈n|n − 2〉 =0<br />
〈n| a † 2 |n〉 ∼ 〈n|n + 2〉 =0<br />
〈n|a a † |n〉 = (n + 1) 〈n + 1|n + 1〉 =n + 1<br />
〈n|a † a |n〉 = 〈n| ˆ N|n〉 = n 〈n|n〉 =n .<br />
(4.89)<br />
DieletztenbeidenTermevonGl.(4.89)kannmanauchmitHilfederVertauschungsrelation<br />
a a † − a † a ≡ [a, a † ] = ˆ1 vereinfachen:<br />
also<br />
a a †<br />
<br />
=a † a+ˆ1<br />
+ a † a = 2a † a + ˆ1 = 2 ˆ N + ˆ1 , (4.90)<br />
〈n| a a † + a † a |n〉 = 〈n| 2 ˆ N + ˆ1 |n〉 = 2n + 1 .<br />
143
Zusammenmit 〈ˆn| ˆ Q|n〉 = 0erhaltenwirdieUnschärfe<br />
〈n|(∆ ˆ Q) 2 |n〉 = <br />
mω<br />
(n + 1<br />
2 ) = x2 0<br />
Speziell<strong>für</strong>denGrundzustand(n = 0)ist<br />
〈0|(∆ ˆ Q) 2 |0〉 = <br />
2mω = x20 2<br />
AnalogeÜberlegungen<strong>für</strong>denImpulsliefern<br />
(∆ ˆ P) 2 = ˆ P 2 = − mω †<br />
a − a<br />
2<br />
a − a †<br />
= − mω <br />
2 † 2 † †<br />
a + a − a a − aa<br />
2<br />
<br />
〈n|(∆ ˆ P) 2 |n〉 = mω<br />
2<br />
= mω (n + 1<br />
2 ) = 2p20 (n + 1<br />
) .<br />
2<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
1<br />
(n + ) .<br />
2<br />
〈n|a † a |n〉 + 〈n| a a † |n〉 <br />
FürdenGrundzustandistdieUnschärfeimImpuls<br />
Zusammenfassend:<br />
〈0|(∆ ˆ P) 2 |0〉 = mω<br />
2<br />
〈n| ˆ Q|n〉 = 0<br />
= p 2 0 .<br />
〈n| ˆ P |n〉 = 0<br />
〈n|(∆ ˆ Q) 2 |n〉 = x2 0<br />
2n + 1<br />
2<br />
〈n|(∆ ˆ P) 2 |n〉 = p 2 <br />
0 2n + 1 ,<br />
FürdiegesamteUnschärfebeimharmonischenOszillatorerhaltenwir<br />
〈n| (∆ ˆ Q)(∆ ˆ P) |n〉 = x0<br />
.<br />
(4.91)<br />
√<br />
2 p0 (n + 1 <br />
) = (2n + 1) . (4.92)<br />
2 2<br />
ImGrundzustanddesharmonischenOszillatorsnimmtdieUnschärfesomitihrenminimalenWert<br />
<br />
2 an!<br />
144
4.10.3 GrundzustandinderOrtsdarstellung<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
WirhabenbisherdieEigenzustände |n〉von ˆ Hnurabstraktausgedrückt.<br />
DieWellenfunktion,d.h.dieKoeffizientenvon |n〉inderOrtsdarstellung,<br />
sind<br />
〈x|n〉 =: ψn(x) . (4.93)<br />
DiesistdieWahrscheinlichkeitsamplitude,dasquantenmechanischeTeilchenamOrt<br />
xanzutreffen,wennessichimEigenzustand |n〉befindet.<br />
DieGrundzustandswellenfunktion ψ0(x)kannmitHilfevon a |0〉 = 0berechnetwerden.WirmultiplizierendieseGleichungvonlinksmit<br />
〈x|,d.h.<br />
wirbetrachtensieimOrtsraum:<br />
<br />
mω<br />
0 = 〈x| a |0〉 = 〈x|<br />
2<br />
ˆ Q |0〉 + i<br />
mω 〈 x| ˆ <br />
P |0〉<br />
<br />
mω<br />
= x ψ0(x) +<br />
2<br />
d<br />
mω dx ψ0(x)<br />
<br />
⇒ dψ0(x) x<br />
= −<br />
dx x2 ψ0(x) .<br />
0<br />
DieLösungdieserGleichungistdie<br />
GRUNDZUSTANDSWELLENFUNKTIONDESHARMONISCHEN<br />
OSZILLATORS<br />
ψ0(x) = πx 2 0<br />
DiesisteinenormierteGaußscheFunktionmit σ = x0.<br />
1 −<br />
−4 e<br />
x2<br />
2x2 0 (4.94)<br />
DieWahrscheinlichkeit,einTeilchenimIntervall (x, x + dx)anzutreffen,<br />
istquantenmechanisch<br />
dP(x) = |ψ0(x)| 2 x2<br />
−<br />
x dx ∼ e 2 0 dx .<br />
BeimklassischenharmonischenOszillatoristdieWahrscheinlichkeitproportionalzurVerweildauer<br />
∆tdesTeilchensimbetrachtetenIntervall<br />
P(x ′ ∈ (x, x + ∆x)) ∼ ∆t = ∆x<br />
|v(x)|<br />
145<br />
.
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
BeieinerklassischenOszillatorbewegungmitAmplitude Agilt<br />
x(t) = A · cos(ωt)<br />
|v(x)| = | ˙x| = |ω · A| · | sin(ωt)| = |ωA| 1 − cos2 (ωt)<br />
<br />
= ωA 1 − ( x<br />
A )2 .<br />
NachderNormierungauf1erhaltenwir<br />
dP(x ′ ∈ (x, x + dx)) = 1<br />
πA<br />
1<br />
dx x 1 − ( )2<br />
A<br />
DieklassischeAufenthaltswahrscheinlichkeitistvollständigdurchdiemaximaleAuslenkungAfestgelegt.DieseGrößekommtinderquantenmechanischenBeschreibungnichtvor.UmbeideVerteilungsfunktionenmiteinandervergleichenzukönnen,wählenwirdieParameterso,dassdie<br />
Energiengleichsind,also<br />
ω2m 2 A2 = ω (n + 1<br />
) .<br />
2<br />
Esfolgt A2 = <br />
mω (2n + 1) = x20 (2n + 1) .DannsindauchdieVarianzen<br />
(∆Q) 2klassischundquantenmechanischgleich!Bei n = 0istdaher A =<br />
x0.<br />
Abbildung4.14:VergleichderWahrscheinlichkeitsdichteρ(x)desharmonischen<br />
Oszillators.GestrichelteLinie:klassischesErgebnis.DurchgezogeneLinie:quantenmechanischesErgebnis<br />
ρ(x) = |ψn(x)| 2 <strong>für</strong> n = 0.DieAuslenkung xistin<br />
Einheitenvon x0angegeben.<br />
InAbbildung(4.14)sinddieklassischeund(<strong>für</strong> n = 0)diequantenmechanischeWahrscheinlichkeitsdichte<strong>für</strong>denGrundzustanddargestellt.Sie<br />
unterscheidensichdrastisch.<br />
146
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
4.10.4 AngeregteZuständeinderOrtsdarstellung<br />
Dern-teangeregteZustandkanndurchn-fachesAnwendendesErzeugungsoperatorsausdemGrundzustanderzeugtwerden.Daswollenwirausnutzen,umdieangeregtenZuständeinderOrtsdarstellungzubestimmen<br />
ψn(x) := 〈x|n〉 = 1<br />
√ n! 〈x|(a † ) n |0〉<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
(mit: z = x<br />
) =<br />
x0<br />
1<br />
√ (<br />
n! mω<br />
2<br />
1<br />
√ (<br />
n! mω<br />
2<br />
<br />
n<br />
) 2 〈x| ˆQ − i ˆ P<br />
<br />
n<br />
) 2<br />
1 n<br />
− √ 2 2 x<br />
n! −n<br />
<br />
0<br />
1<br />
√ n! 2<br />
n<br />
− 2<br />
1 n<br />
− √ 2 2<br />
n!<br />
x<br />
x0<br />
1<br />
4√ π<br />
x − <br />
mω<br />
<br />
x 2 0<br />
mω<br />
d<br />
dx<br />
n<br />
|0〉<br />
n<br />
ψ0(x)<br />
x − x 2 n d<br />
0 ψ0(x)<br />
dx<br />
− d<br />
d( x<br />
x0 )<br />
n 1<br />
4√<br />
π<br />
<br />
1<br />
√ z −<br />
x0<br />
d<br />
n e<br />
dz<br />
1<br />
√ e<br />
x0<br />
−(x/x 0 )2<br />
2<br />
z2<br />
− 2<br />
<br />
z= x<br />
x 0<br />
DieinderletztenKlammerauftretendenFunktionenbezeichnetmanals<br />
Hermite-Polynome.<br />
DIEANGEREGTENZUSTÄNDEINDERORTSDARSTELLUNG<br />
ψn(x) =<br />
1 n<br />
− √ 2 2<br />
n!<br />
1<br />
4√ π<br />
1<br />
<br />
z2<br />
−<br />
√ e 2 hn(z)<br />
x0<br />
z= x<br />
x0 hn(z) : Hermite-Polynomn-tenGrades<br />
• hn(z):reellesPolynomderOrdnung nin z<br />
• hn(z)hatgeradeoderungeradeParität: hn(−z) = (−1) n hn(z)<br />
147<br />
(4.95)
Beispiele:<br />
(z − d z2<br />
z2<br />
−<br />
)e− 2 = ze<br />
dz<br />
2 + ( 2z<br />
2<br />
)e− z2<br />
2 = 2z<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
<br />
h1(z)<br />
z2<br />
−<br />
e 2<br />
(z − d<br />
dz )2 z2<br />
−<br />
e 2 = (z − d z2<br />
)2ze− 2 = 2(z<br />
dz 2 z2<br />
−<br />
e 2 − d z2<br />
(ze− 2 ))<br />
dz<br />
= 2(z 2 − 1 + z 2 z2<br />
−<br />
)e 2<br />
= 2(2z 2 − 1)<br />
<br />
h2(z)<br />
z2<br />
−<br />
e 2<br />
DieEigenvektoren |n〉deshermiteschenOperators ˆ Hsindvollständig,<br />
undzueinanderorthonormal.DarausfolgteineentsprechendeOrthogonalitätderHermite-Polynome<br />
∞<br />
∞<br />
∞<br />
∞<br />
ψ ∗ n(x)ψm(x) dx = δn,m ⇔<br />
e −z2<br />
hn(z)hm(z)dz = δn,m n! √ π 2 n .<br />
DieWahrscheinlichkeitsdichteeinigerZuständeistinAbbildung(4.15)<br />
dargestelltundmitdemErgebnisderklassischenMechanikverglichen.<br />
DieWahrscheinlichkeitsdichte<strong>für</strong>denZustand |n〉hatnNullstellen.Der<br />
<br />
AbstandderNullstellenistungefähr ∆N.S. ≈ 2A/(n + 1) ≈ x0 8/n<strong>für</strong><br />
n ≥ 2.QualitativnähertsichdasquantenmechanischeErgebnis<strong>für</strong> n → ∞<br />
demklassischenErgebnisan.EsbleibenaberdeutlicheUnterschiede:<br />
• nNullstellen<br />
•dieMaximasinddoppeltsohochwieimklassischenErgebnis.<br />
ExperimentellhabenwiraberimmereineendlicheAuflösung ∆x.DieexperimentelleWahrscheinlichkeitsdichteistdaher<br />
˜ρ(x) =<br />
x+∆x/2<br />
x−∆x/2<br />
∆x<br />
ρ(x) dx<br />
FürmakroskopischeschwingendeTeilchenist x0sehrklein(x0 ≈ 10 −16 m<br />
<strong>für</strong>m=1gund ω=1/sec)undbeimakroskopischerAmplitudeentsprechend<br />
148
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
Abbildung4.15:VergleichderWahrscheinlichkeitsdichtedesharmonischenOszillators.GestrichelteLinie:klassischesErgebnis.DurchgezogeneLinie:quantenmechanischesErgebnis<strong>für</strong><br />
n = 0, n = 1, n = 2und n = 20(vonobennach<br />
unten).DieAuslenkung xistwiederinEinheitenvon x0angegeben.<br />
149
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
dieQuantenzahl nsehrgroß.DannistderAbstandderNullstellensehr<br />
vielkleineralsdieexperimentelleAuflösungunddieKurvenstimmen<br />
auchquantitativüberein.<br />
4.10.5 DynamikdesharmonischenOszillators<br />
WirwollenhierdieZeitentwicklungderWellenfunktionimPotentialdes<br />
harmonischenOszillatorsuntersuchen.ZurZeit t = 0seiderZustand<br />
|Φ0〉.ZueinemspäterenZeitpunkt t > 0ister<br />
t<br />
−i<br />
|Φ(t)〉 = e ˆ H<br />
|Φ0〉 , (4.96)<br />
daderHamilton-OperatordesharmonischenOszillatorsnichtexplizitvon<br />
derZeitabhängt.WirentwickelndenAnfangszustand |Φ0〉nachdenEigenzuständendesharmonischenOszillators<br />
|Φ0〉 =<br />
∞<br />
cn |n〉 (4.97)<br />
n=0<br />
cn = 〈n|Φ0〉 =<br />
∞<br />
−∞<br />
〈n|x〉〈x|Φ0〉 dx =<br />
∞<br />
−∞<br />
Ψ ∗ n(x)Φ0(x) dx . (4.98)<br />
In1DimensionkönnenalleKoeffizienten cnreellgewähltwerden,wie<br />
auchdieEigenfunktionen Ψn(x).EinsetzeninGl.(4.96)liefert<br />
Φ(x, t) ≡ 〈x|Φ(t)〉 =<br />
∞<br />
n=0<br />
= e −iωt/2<br />
cnΨn(x) e −iωt(n+1<br />
2 )<br />
∞<br />
cnΨn(x) e −iωtn<br />
n=0<br />
. (4.99)<br />
DieWellenfunktionzurZeit tbestehtsomitauseinerSummevonSchwingungenmitFrequenzen<br />
(n + 1<br />
2 )ω.WeilalledieseFrequenzenganzzahlige<br />
Vielfachevon ωsind,istdiegesamteWellenfunktionperiodischinder<br />
Zeit,mitderPeriode T = 2π/ω.DiesistauchdieSchwingungsdauerdes<br />
klassischenOszillators.<br />
Φ(x, t + T) = e −iπ<br />
<br />
−1<br />
e −iωt/2<br />
∞<br />
n=0<br />
cnΨn(x) e −iωtn e −i2πn<br />
<br />
1<br />
(4.100)<br />
= −Φ(x, t) . (4.101)<br />
150
DernegativeVorfaktorhatkeinenEinflussaufMessgrößen.<br />
Kapitel 4. Potentialprobleme<br />
WirberechnennundaszeitlicheVerhaltenvon 〈 ˆ Q〉imZustand |Φ(t)〉 =<br />
∞ n=0 cn e−i(n+1 2 )ωt |n〉,mitreellenKoeffizienten cn.AusdemEhrenfestschen<br />
Theoremwissenwirschon,dass 〈 ˆ Q〉dieklassischeBewegungsgleichung<br />
<strong>für</strong>denharmonischenOszillatorerfüllt.WirerwartendeshalbbeipassendenAnfangsbedingungeneineSchwingungmitFrequenz<br />
ω.<br />
〈Φ(t)| ˆ Q |Φ(t)〉 = x0<br />
√2 〈Φ(t)| a † + a |Φ(t)〉<br />
= x0<br />
<br />
<br />
√2<br />
n=m+1<br />
= x0<br />
√2<br />
= x0<br />
√2<br />
n,m<br />
<br />
m<br />
cn cm〈n| e i(n+1<br />
2 )ωt e −i(m+1<br />
2 )ωt √ m + 1 |m + 1〉 + h.c.<br />
<br />
<br />
cm+1cm e iωt <br />
+ h.c.<br />
m<br />
|cm+1 cm| 2 2 cosωt<br />
<br />
. (4.102)<br />
Hiersteht”h.c.”<strong>für</strong>dashermiteschKonjugiertedesvorherigenTermsund<br />
wirhabenausgenutzt,dass 〈Φ|a † |Φ〉derzu 〈Φ| a |Φ〉hermiteschkonjugierteAusdruckist.<br />
ImErgebnissehenwirtatsächlich,dassderErwartungswertdesOrtsoperatorsinderRegelmit<br />
cos ωtschwingt,allerdingsnur,fallsesimAnfangszustand<br />
|Φ0〉Terme cn+1cn = 0gibt.Dagegenist 〈 ˆ Q〉z.B.ineinemEigenzustand<br />
|n〉desHamiltonoperatorszeitunabhängigNull.<br />
EinbesondererFallsindkohärenteZustände(s.Übungen).DortistdieWellenfunktionzuallenZeitenGauß-förmigwieimGrundzustanddesharmonischenOszillators,dahermitminimalerUnschärfe,undschwingtals<br />
GanzesmitderFrequenz ω.EinsolcherZustandistvonallenZuständen<br />
desquantenmechanischenharmonischenOszillatorseinemklassischenTeilchenamähnlichsten.<br />
151
Kapitel5<br />
Näherungsverfahren<br />
EinezentraleAufgabebeimLösenquantenmechanischerProblemeistdie<br />
BestimmungderEigenwerteundEigenvektorenhermitescherOperatoren,vorallemdesHamiltonoperators<br />
ˆH|ψ〉 = E |ψ〉 . (5.1)<br />
EsistallerdingsnurindenwenigstenFällenmöglich,dasEigenwertproblemanalytischexaktzulösen.DarüberhinausverwendetmananalytischeundnumerischeNäherungsverfahren.WirbesprechenhierdenVariationsansatzunddiezeitunabhängigeStörungstheorie.EsgibtzahlreicheweitereNäherungsverfahren.Einigedavon,insbesonderediezeitabhängigeStörungstheorie,werdeninderVorlesungzurFortgeschrittenen<br />
<strong>Quantenmechanik</strong>behandeltwerden.<br />
5.1 Variationsansatz<br />
DerVariationsansatzistfastimmeranwendbar.Erkannbesondershilfreichsein,umdieGrundzustandsenergieeinesSystemsabzuschätzen,wenndieexakteLösungnichtbekanntistundwennauchkeinkleinerStörtermvorliegt.DieIdeedesVariationsansatzesbestehtdarin,einephysikalischmotivierte„Testwellenfunktion”mitfreienParameternzuformulieren.DieParameterwerdensobestimmt,dassdieTestwellenfunktion<br />
dieEigenwertgleichung„sogutwiemöglicherfüllt”.Diesistwegendes<br />
folgendenSatzesbesondershilfreich:<br />
152
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
SCHRANKENFÜRDIEENERGIEEINESBELIEBIGENNORMIERBAREN<br />
ZUSTANDSVEKTORS |ψ〉<br />
E0 ≤ 〈ψ| ˆ H|ψ〉<br />
〈ψ|ψ〉 ≤ Emax . (5.2)<br />
DieseSchranken<strong>für</strong>einenreinenZustand |ψ〉übertragensichdurchLinearkombinationunmittelbaraufbeliebigenormierbareZustände:<br />
E0 <br />
≤<br />
Sp ˆρ ˆ <br />
H ≤ Emax.<br />
DerErwartungswertderEnergieineinemnormierbarenZustandliegtalsoimmerimEigenwertspektrumvon<br />
ˆ Hundistinsbesondereimmergrößer(odergleich)alsdiewahreGrundzustandsenergieE0.DerErwartungswertdesHamiltonoperatorsineinerTestwellenfunktionliefertalsoimmer<br />
eineobereSchranke<strong>für</strong>dieexakteGrundzustandsenergie!<br />
ZumBeweisgehenwirvoneinembeliebigennormierbarenZustandsvektor<br />
|ψ〉ausundentwickelnihnnachdenEigenzuständen |n〉von ˆ H<br />
|ψ〉 = <br />
|n〉 〈n|ψ〉 .<br />
n<br />
DerEnergie-ErwartungswertimZustand |Ψ〉ist<br />
E = 〈ψ| ˆ H|ψ〉<br />
〈ψ|ψ〉 =<br />
<br />
<br />
=<br />
=<br />
n,n ′〈ψ|n〉<br />
Enδn,n ′<br />
<br />
〈n| ˆ H|n ′ 〉〈n ′ |ψ〉<br />
n,n ′〈ψ|n〉 〈n|n ′ 〉 〈n ′ |ψ〉 =<br />
<br />
δ n,n ′<br />
<br />
n |〈ψ|n〉|2 (En − E0 + E0)<br />
<br />
<br />
≥0<br />
n |〈ψ|n〉| 2<br />
n |〈ψ|n〉|2<br />
≥0<br />
<br />
<br />
(En − E0)<br />
<br />
n |〈ψ|n〉|2<br />
<br />
≥0<br />
+<br />
<br />
n |〈ψ|n〉|2 E0<br />
<br />
n |〈ψ|n〉|2<br />
<br />
E0<br />
<br />
n |〈ψ|n〉|2 En<br />
<br />
n |〈n|ψ〉|2<br />
≥ E0<br />
DarausfolgtalsodasgesuchteErgebnis E ≥ E0.DieGleichheit E = E0<br />
153
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
liegtdannundnurdannvor,wenn |ψ〉 = |0〉,wennalso |ψ〉derGrundzustandsvektorist.MitanalogenÜberlegungenzeigtman,dass<br />
E ≤ Emax.<br />
Zusätzlichhilft,dasseinschlechterTestvektorimmernocheinerelativguteEnergieliefernkann,denneineNäherungderOrdnung<br />
O(ǫ)<strong>für</strong>den<br />
TestvektorergibteineNäherungderOrdnung O(ǫ 2 )<strong>für</strong>dieGrundzustandsenergie<br />
|ψ〉 = |0〉 + O(ǫ) ⇒ E = E0 + O(ǫ 2 )<br />
Beweis:<br />
WirdrückendenTestzustand |ψ〉durchdenGrundzustand |0〉undden<br />
Korrekturvektor |∆〉aus,dervonderOrdnung O(ε)seinsoll.<br />
E =<br />
<br />
〈0| + 〈∆| ˆH |0〉 + |∆〉<br />
<br />
〈0| + 〈∆| |0〉 + |∆〉<br />
= 〈0| ˆ H|0〉 + 〈0| ˆ H|∆〉 + 〈∆| ˆ H|0〉 + 〈∆| ˆ H|∆〉<br />
〈0|0〉 + 〈0|∆〉 + 〈∆|0〉 + 〈∆|∆〉<br />
= E0〈0|0〉 + E0〈0|∆〉 + E0〈∆|0〉 + 〈∆| ˆ H|∆〉<br />
〈0|0〉 + 〈0|∆〉 + 〈∆|0〉 + 〈∆|∆〉<br />
<br />
<br />
E0 〈0|0〉 + 〈0|∆〉 + 〈∆|0〉 + 〈∆|∆〉 − 〈∆|∆〉 + 〈∆|<br />
=<br />
ˆ H|∆〉<br />
〈0|0〉 + 〈0|∆〉 + 〈∆|0〉 + 〈∆|∆〉<br />
O(ǫ 2 )<br />
<br />
〈∆| ˆH − E0 |∆〉<br />
= E0 +<br />
〈ψ|ψ〉<br />
<br />
O(1)<br />
FürdasVariationsverfahrenwähltmaneinegeeigneteScharvonVektoren<br />
|ψ(λ)〉alsTestvektoren.DieseWahlistderIntuitionbzw.Erfahrung<br />
überlassen.DieVektoren |ψ(λ)〉solltensinnvoll,aberauchmathematisch<br />
einfachsein,d.h.dieErwartungswertesolltenberechenbarsein.DerbesteZustandsvektorinnerhalbdergewähltenScharistdannjener,derden<br />
Energie-Erwartungswertminimiert:<br />
154
Also<br />
VARIATIONSVERFAHREN<br />
Minimiere E(λ) = 〈ψ(λ)| ˆ H|ψ(λ)〉<br />
〈ψ(λ)|ψ(λ)〉<br />
∂<br />
∂λ E(λ) = 0 ⇒ λopt ⇒ E opt = E(λopt)<br />
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
. (5.3)<br />
WenndieZustände |ψ(λ)〉normiertgewähltsind,istderNennerinGl.<br />
(5.3)gleichEins.<br />
5.2 ZeitunabhängigeStörungstheorie<br />
EinapproximativesVerfahrenzurLösungdesEigenwertproblemsbietet<br />
dieStörungstheorie.Umsieanwendenzukönnen,mussfolgendesgelten:<br />
1.DerHamiltonoperatormusssichaufspaltenlassen: ˆ H = ˆ H0 + ˆ H(λ),<br />
wobeidie’Störung’ ˆ HmeistvoneinemParameter λabhängt.<br />
2.DieEigenwertgleichungvon ˆ H0mussgelöstsein.<br />
ˆH0 |Φ (0)<br />
n 〉 = E(0) n |Φ(0) n<br />
3.DieStörungmusskleinsein:„ ˆ H ≪ ˆ H0”<br />
〉 . (5.4)<br />
BeivielenpraktischenProblemenlässtsich ˆ HinderTatsozerlegen.Der<br />
einfachsteFallistder,dassdieStörungzu λproportionalist:<br />
ˆH = ˆ H0 + λ ˆ H1 . (5.5)<br />
DiesenFallwerdenwirimFolgendenbetrachten.WirwerdendieEigenwertgleichungnachPotenzenvon<br />
λsortieren.DiesesNäherungsverfahren<br />
nenntmanSchrödingerscheStörungsrechnung.<br />
155
5.2.1 NichtentarteteStörungstheorie<br />
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
WirbehandelnzunächstdenFall,dass E (0)<br />
n nichtentartetist.Weiternehmenwiran,dassdieEigenwerteundEigenvektorenvon<br />
ˆ Hnach λentwickeltwerdenkönnen<br />
|Φn〉 = |Φ (0)<br />
n<br />
En = E (0)<br />
n<br />
〉 + λ |Φ(1) n 〉 + λ2<br />
+ λ E(1)<br />
n<br />
+ λ2<br />
|Φ (2)<br />
n 〉 + · · ·<br />
E (2)<br />
n<br />
+ · · · (5.6)<br />
(EsgibtaberauchFälle,diezueinemnichtanalytischenErgebnisführen,<br />
dassichnichtnach λum λ = 0entwickelnlässt,wiez.B.dieFunktion<br />
a<br />
− e λ.)DieEigenvektoren |Φ (0) 〉desungestörtenProblemssollennormiert<br />
sein.<br />
EinsetzenindieEigenwertgleichung ˆ H |ψ〉 = E |ψ〉liefert<br />
ˆH0 + λ ˆ H1<br />
= E (0)<br />
n<br />
|Φ (0)<br />
n<br />
〉 + λ|Φ(1)<br />
n 〉 + λ2 |Φ (2)<br />
n 〉 + · · · =<br />
+ λE(1) n + λ2E (2)<br />
n + · · · |Φ (0)<br />
n<br />
〉 + λ|Φ(1)<br />
n 〉 + λ2 |Φ (2)<br />
n<br />
〉 + · · ·<br />
WirsortierendiesnachPotenzenvon λ:<br />
ˆH0|Φ (0)<br />
<br />
n 〉 + λ ˆH1|Φ (0)<br />
n 〉 + ˆ H0|Φ (1)<br />
n 〉<br />
<br />
+ λ 2<br />
<br />
ˆH1|Φ (1)<br />
n 〉 + ˆ H0|Φ (2)<br />
n 〉<br />
<br />
+ . . . =<br />
E (0)<br />
n |Φ (0)<br />
<br />
n 〉 + λ E (1)<br />
n |Φ (0)<br />
n 〉 + E (0)<br />
n |Φ (1)<br />
<br />
n 〉<br />
+ λ 2<br />
<br />
E (2)<br />
n |Φ(0) n 〉 + E(1) n |Φ(1) n 〉 + E(0) n |Φ(2) n 〉<br />
<br />
+ . . . (5.7)<br />
DadieTaylorentwicklung<strong>für</strong>beliebige λgeltensoll,müssendieeinzelnen<br />
Ordnungenindividuellverschwinden.<br />
O(λ 0 ) :<br />
O(λ 1 ) : ˆ H1|Φ (0)<br />
H0|Φ ˆ (0)<br />
n 〉 = E(0) n |Φ(0) n<br />
n 〉 + ˆ H0|Φ (1)<br />
n<br />
〉 = E(1)<br />
n |Φ(0) n<br />
〉 (5.8a)<br />
〉 + E(0)<br />
n |Φ(1) n<br />
〉 (5.8b)<br />
O(λ 2 ) : ˆ H1|Φ (1)<br />
n 〉 + ˆ H0|Φ (2)<br />
n 〉 = E (2)<br />
n |Φ (0)<br />
n 〉 + E (1)<br />
n |Φ (1)<br />
n 〉 + E (0)<br />
n |Φ (2)<br />
n 〉<br />
(5.8c)<br />
EnergiekorrekturersterOrdnung<br />
DieGleichung0-terOrdnung(5.8a)entsprichtdemEigenwertproblemdes<br />
ungestörtenHamiltonoperators.UmdieEnergiekorrekturersterOrdnung<br />
156
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
zuerhalten,multiplizierenwirGl.(5.8b)vonlinksmit 〈Φ (0)<br />
n |<br />
〈Φ (0)<br />
n | ˆ H1|Φ (0)<br />
n 〉 + 〈Φ (0)<br />
<br />
n | ˆ H0<br />
E (0)<br />
n 〈Φ (0)<br />
n |<br />
|Φ (1)<br />
n 〉 = E (0)<br />
n 〈Φ (0)<br />
n |Φ (1)<br />
n 〉 + E (1)<br />
n 〉<br />
<br />
1<br />
n 〈Φ (0)<br />
n |Φ (0)<br />
DieEnergiekorrekturersterOrdnungistsomiteinfachderErwartungswertdesStöroperatorsimEigenzustand<br />
|Φ (0)<br />
n 〉desungestörtenSystems.<br />
ENERGIEKORREK<strong>TU</strong>RERSTERORDNUNG<br />
E (1)<br />
n = 〈Φ (0)<br />
n | ˆ H1|Φ (0)<br />
n 〉 . (5.9)<br />
Dasbedeutetauch,dassdieGesamtenergiebiszurerstenOrdnungdurch<br />
denErwartungswertdesGesamt-Hamiltonoperators<br />
En = 〈Φ (0)<br />
n | ˆ H|Φ (0)<br />
n 〉<br />
imEigenzustand |Φ (0)<br />
n 〉desungestörtenSystemsgegebenist!<br />
VektorkorrekturersterOrdnung<br />
AlsnächstessolldieKorrektur<strong>für</strong>denEigenvektorgefundenwerden.DazumultiplizierenwirGl.(5.8b)vonlinksmit<br />
〈Φ (0)<br />
m |<strong>für</strong> m = n<br />
〈Φ (0)<br />
m | ˆ H1|Φ (0)<br />
n<br />
〉 + 〈Φ(0) m | ˆ H0<br />
<br />
E (0)<br />
m 〈Φ (0)<br />
m |<br />
〈Φ (0)<br />
m | ˆ H1|Φ (0)<br />
n<br />
⇒ 〈Φ (0)<br />
|Φ (1)<br />
n 〉 = E(0) n 〈Φ(0) m |Φ(1) n<br />
〉 =<br />
<br />
E (0)<br />
n<br />
− E(0)<br />
m<br />
m |Φ(1)<br />
〈Φ(0) m |<br />
n 〉 = ˆ H1|Φ (0)<br />
n 〉<br />
E (0)<br />
n − E (0)<br />
m<br />
157<br />
〉 + E(1) n 〈Φ(0) m |Φ(0) n 〉<br />
<br />
=0<br />
<br />
〈Φ (0)<br />
m |Φ(1)<br />
n 〉<br />
(5.10)
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
Damitkennenwir,bisauf m = n,alleKoeffizientenderEntwicklungdes<br />
Vektors |Φ (1)<br />
<br />
n 〉nachdemBasissystem |Φ (0)<br />
<br />
m 〉 :<br />
|Φ (1)<br />
n 〉 = <br />
m<br />
|Φ (0)<br />
m 〉 〈Φ (0)<br />
m |Φ (1)<br />
n 〉<br />
= |Φ (0)<br />
n 〉〈Φ(0) n |Φ(1) n<br />
= |Φ (0)<br />
n 〉〈Φ(0) n |Φ(1) n<br />
〉 + <br />
m=n<br />
〉 + <br />
m=n<br />
|Φ (0)<br />
m 〉 〈Φ(0) m |Φ(1) n 〉<br />
|Φ (0)<br />
m<br />
〈Φ(0) m |<br />
〉 ˆ H1|Φ (0)<br />
n 〉<br />
E (0)<br />
n − E (0)<br />
m<br />
(5.11)<br />
DerEntwicklungskoeffizient 〈Φ (0)<br />
n |Φ (1)<br />
n 〉istdurchGl.(5.8b)nichtfestgelegt.<br />
Wirzeigennun,dasserzuNullgewähltwerdenkann.Umdieszusehen,<br />
mussdieNormierungdesVektors |Φn〉inderbetrachtetenOrdnungin λ<br />
berücksichtigtwerden<br />
|Φn〉 =<br />
=<br />
=<br />
!<br />
|Φ (0)<br />
n 〉 + λ|Φ (1)<br />
n 〉 + O(λ2 )<br />
<br />
〈Φ (0)<br />
n | + λ〈Φ (1)<br />
n | + O(λ2 <br />
) |Φ (0)<br />
n 〉 + λ|Φ (1)<br />
n 〉 + O(λ2 1/2 )<br />
|Φ (0)<br />
n 〉 + λ|Φ (1)<br />
n 〉 + O(λ 2 )<br />
<br />
〈Φ (0)<br />
n |Φ (0)<br />
n 〉 +λ<br />
<br />
=1<br />
〈Φ (0)<br />
n |Φ (1)<br />
n 〉 + 〈Φ (1)<br />
n |Φ (0)<br />
n 〉 <br />
+O(λ<br />
<br />
=:κ<br />
2 1/2 )<br />
<br />
1 − 1<br />
2 λκ + O(λ2 <br />
) |Φ (0)<br />
n 〉 + λ|Φ (1)<br />
n 〉 + O(λ 2 <br />
)<br />
= |Φ (0)<br />
n<br />
〉 + λ|Φ(1)<br />
n 〉 + O(λ2 )<br />
DurchdieNormierungdarfsichdasErgebnis<strong>für</strong> |Φn〉inderbetrachteten<br />
Ordnung λnichtändern.Alsomussgelten<br />
κ = 0 + O(λ) .<br />
DieserreichtmanamEinfachstendurchdieWahl 〈Φ (0)<br />
n |Φ (1)<br />
n 〉 = 0.DerKorrekturvektor<br />
|Φ (1)<br />
n 〉istalsoorthogonalzu |Φ (0)<br />
n 〉.Wirerhaltendamitdie<br />
158
〈Φ (0)<br />
n |Φ(1) n<br />
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
KORREK<strong>TU</strong>RERSTERORDNUNGDESEIGENVEKTORS<br />
|Φ (1)<br />
<br />
n 〉 =<br />
m=n<br />
|Φ (0)<br />
m<br />
〈Φ(0) m |<br />
〉 ˆ H1|Φ (0)<br />
n 〉<br />
E (0)<br />
n − E (0)<br />
m<br />
(5.12)<br />
〉 = 0 . (5.13)<br />
Wirkönnennunauchquantifizieren,was„ ˆ H ≪ ˆ H0”bedeutet.DamitGl.<br />
(5.12)eineguteNäherungist,mussgelten<br />
<br />
<br />
<br />
λ <br />
<br />
〈Φ (0)<br />
m | ˆ H1|Φ (0)<br />
E (0)<br />
n − E (0)<br />
m<br />
<br />
n 〉<br />
<br />
<br />
≪ 1 ∀ m = n (5.14)<br />
<br />
BeiderStörungstheoriegehtmannurseltenüberdieKorrekturersterOrdnung<strong>für</strong>dieVektorenhinaus.Allerdingsistesoftnotwendig,EnergiekorrekturenzweiterOrdnungzuberechnen,insbesonderewennderBeitragersterOrdnungverschwindet,z.B.ausSymmetriegründen.WenndieStörungkleinist,genügteshäufig,denerstennicht-verschwindendenBeitrag<br />
zuberechnen.FallsdieReihenichtschnellgenugkonvergiert,kannesaber<br />
nötigwerden,bestimmteBeiträgezurStörungstheoriebiszuunendlicher<br />
Ordnungaufzusummieren.Hier<strong>für</strong>gibtessogenanntediagrammatische<br />
Methoden.<br />
EnergiekorrekturzweiterOrdnung<br />
WirmultiplizierenGl.(5.8c)vonlinksmit 〈Φ (0)<br />
n |underhalten<br />
〈Φ (0)<br />
n | ˆ H1|Φ (1)<br />
n 〉 +<br />
E (0)<br />
n 〈Φ (0)<br />
n |Φ (2)<br />
n 〉<br />
<br />
〈Φ (0)<br />
n | ˆ H0|Φ (2)<br />
n 〉<br />
E (2)<br />
n<br />
EinsetzenderGl.(5.12)liefertsomit<br />
E (2)<br />
n<br />
<br />
=<br />
m=n<br />
〈Φ (0)<br />
n | ˆ H1|Φ (0)<br />
= E (2)<br />
n + E (1)<br />
n<br />
= 〈Φ(0) n | ˆ H1|Φ (1)<br />
n 〉<br />
m 〉〈Φ(0)<br />
m | ˆ H1|Φ (0)<br />
E (0)<br />
n − E (0)<br />
m<br />
159<br />
n 〉<br />
.<br />
0<br />
<br />
<br />
〈Φ (0)<br />
n |Φ (1)<br />
n 〉 +E (0)<br />
n 〈Φ (0)<br />
n |Φ (2)<br />
n 〉
ENERGIEKORREK<strong>TU</strong>RZWEITERORDNUNG<br />
E (2)<br />
n =<br />
<br />
N<br />
<br />
〈Φ (0)<br />
m | ˆ H1|Φ (0)<br />
<br />
<br />
n 〉<br />
m=1<br />
m=n<br />
E (0)<br />
n − E (0)<br />
m<br />
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
2<br />
. (5.15)<br />
•DieKorrektur2.OrdnungzumGrundzustand(n=0)istimmernega-<br />
tiv,da E (0)<br />
0<br />
− E(0)<br />
m < 0 ∀ m = 0<br />
•PaarevonNiveaus n, m„stoßensichab” (Anti-level-crossing)<br />
Beispiel:Spin-1/2TeilchenimexternenMagnetfeld<br />
WirwollennuneineinfachesBeispielexaktlösenundanschließendmit<br />
demErgebnisderStörungstheorievergleichen.<br />
WirbetrachteneinSpin- 1<br />
2 TeilchenineinemexternenMagnetfeld B = Bzez<br />
inz-Richtung, Bz > 0.DerHamiltonoperatordiesesSystemslautet<br />
ˆH = −gBz ˆ Sz.DieEigenvektorendazusinddieEigenvektorenvon ˆ Sz,d.h.<br />
|±z〉,mitdenEigenwerten ∓gBz <br />
2 .<br />
AlsStörungschaltenwirnuneinschwaches B-Feldinx-Richtunghinzu.<br />
DerHamiltonoperatorlautetdann<br />
ˆH = −gBz ˆ Sz − gBx ˆ Sx , mit Bx<br />
Inder Sz-BasisistdieHamilton-Matrix<br />
Bz<br />
|+z〉 |−z〉<br />
|+z〉 −g <br />
2 Bz −g <br />
2 Bx<br />
|−z〉 −g <br />
2 Bx g <br />
2 Bz<br />
=: λ, |λ| ≪ 1 .<br />
(5.16)<br />
DieEigenwertgleichung ˆ H|ψ〉 = E|ψ〉lautetdaherinMatrixform<br />
− g<br />
<br />
Bz<br />
2<br />
Bx<br />
<br />
ψ1 ψ1<br />
= E . (5.17)<br />
Bx −Bz<br />
EinenichttrivialeLösungexistiertnur,wenn<br />
<br />
<br />
<br />
−g 2<br />
Bz Bx<br />
Bx −Bz<br />
ψ2<br />
<br />
<br />
− ˆ1E <br />
= E2 − (g <br />
160<br />
ψ2<br />
2 )2 (B 2 x + B2 z )<br />
!<br />
= 0 .
Darausfolgt<br />
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
E± = ±g <br />
2 B , mit B := B 2 x + B2 z . (5.18)<br />
DiesesErgebnisistunmittelbareinsichtig:dadasphysikalischeProblem<br />
rotationsinvariantist,könntemandiez-AchseauchinRichtungdesGesamt-<br />
MagnetfeldesderStärke Blegen.<br />
AlsnächstesbestimmenwirdieEigenvektoren.EinsetzenderEigenwerte<br />
±gB <br />
2 indieEigenwertgleichung(5.17)liefert<br />
Bz Bx<br />
Bx −Bz<br />
<br />
<br />
ψ1<br />
± ˆ1B<br />
ψ2<br />
<br />
= 0<br />
AufgrundderverschwindendenDeterminantegenügtes,dieersteGleichungzuerfüllen,<br />
(Bz ± B) ψ1 + Bx ψ2 = 0.BisaufdieNormierunglautet<br />
derEigenvektoralso<br />
ψ1<br />
ψ2<br />
<br />
∼<br />
<br />
Bx<br />
−(Bz ± B)<br />
ZumspäterenVergleichentwickelnwirdieexakteLösungnachdemkleinen<br />
Parameter λ = Bx/Bz.<br />
E± = ±g <br />
B2 z + B<br />
2<br />
2 x<br />
<br />
= ±g<br />
2 Bz<br />
√ <br />
1 + λ2 = ±g<br />
2 Bz<br />
FürdenEigenvektorzu E+lautetdieReihenentwicklung<br />
ψ1<br />
ψ2<br />
<br />
+<br />
∼<br />
und<strong>für</strong>denEigenvektorzu E−<br />
ψ1<br />
ψ2<br />
<br />
−<br />
∼<br />
0<br />
1<br />
1<br />
0<br />
<br />
<br />
− λ<br />
<br />
1<br />
2 0<br />
+ λ<br />
<br />
0<br />
2 1<br />
161<br />
<br />
<br />
.<br />
<br />
1 + 1<br />
2 λ2 + O(λ 4 <br />
)<br />
(5.19)<br />
+ O(λ 2 ) (5.20)<br />
+ O(λ 2 ) . (5.21)<br />
.
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
WirwollennundasProblemstörungstheoretischbehandeln.Wiridentifizieren<br />
ˆH0 = −gBz ˆ Sz und ˆ H1 = −gBx ˆ Sx .<br />
DieEigenlösungvon ˆ H0ist<br />
<br />
<br />
Φ (0)<br />
1,2<br />
<br />
= |±z〉 ; E (0)<br />
1,2 = ∓g <br />
2 Bz .<br />
DieMatrixelementevon ˆ H1sindinder z-Basisproportionalzu σx = 01<br />
. 10<br />
Dahergilt E (1)<br />
n = 〈Φ (0)<br />
n | ˆ Sx|Φ (0)<br />
n 〉 = 0undsomitverschwindetdieEnergiekorrekturersterOrdnung.HierhabenwiresalsomiteinemFallzutun,<br />
indemesnotwendigist,dieKorrekturzweiterOrdnungzubestimmen.<br />
FürdieNichtdiagonalelemente(d.h. n = m)von ˆ H1gilt 〈Φ (0)<br />
n | ˆ H1|Φ (0)<br />
m 〉 =<br />
−g <br />
2 Bxund<br />
E (2)<br />
n<br />
E (2)<br />
1/2<br />
<br />
=<br />
m=n<br />
= ∓g<br />
2 Bx<br />
<br />
<br />
〈Φ (0)<br />
m | ˆ H1|Φ (0)<br />
<br />
<br />
n 〉<br />
E (0)<br />
n − E (0)<br />
m<br />
Bx<br />
2Bz<br />
2<br />
=<br />
<br />
g 2 Bx<br />
2 2E (0)<br />
n<br />
DieKorrekturersterOrdnung<strong>für</strong>denEigenzustandlautet:<br />
|Φ (1)<br />
<br />
n 〉 =<br />
m=n<br />
|Φ (0)<br />
m<br />
〈Φ(0) m |<br />
〉 ˆ H1|Φ (0)<br />
n 〉<br />
E (0)<br />
n − E (0)<br />
m<br />
g 2 = − Bx<br />
2E (0)<br />
n<br />
<br />
m=n<br />
|Φ (0) Bx<br />
m 〉 = ±<br />
2Bz<br />
<br />
m=n<br />
|Φ (0)<br />
m 〉<br />
InTabelle5.2.1sinddieErgebnisse<strong>für</strong>dieEigenwerteundEigenvektorenzusammengefasst.SiestimmeninderbetrachtetenOrdnungmitden<br />
exaktenErgebnissenindenGl.(5.19,5.20und5.21)überein.<br />
n |Φ (0)<br />
n 〉 E (0)<br />
n<br />
1 |+z〉 − gBz<br />
2<br />
2 |−z〉<br />
gBz<br />
2<br />
E (0)<br />
n + E (2)<br />
n<br />
− gBz <br />
1 1 +<br />
2<br />
gBz<br />
2<br />
|Φ (1)<br />
n 〉<br />
2λ2 λ<br />
2 |−z〉<br />
<br />
1 1 + 2λ2 −λ 2 |+z〉<br />
Tabelle5.1:BeiträgezurStörungstheorie.<br />
162<br />
(5.22)
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
5.2.2 Störungstheorie<strong>für</strong>(fast)entarteteZustände<br />
WirwendenunsnundemFallzu,dasses<strong>für</strong>denbetrachtetenZustand<br />
|Φ (0)<br />
n0 〉mindestenseinenweiterenZustand |Φ (0)<br />
m 〉gibt,<strong>für</strong>dengilt<br />
<br />
<br />
<br />
λ <br />
<br />
〈Φ (0)<br />
n0 | ˆ H1|Φ (0)<br />
E (0)<br />
n0 − E (0)<br />
m<br />
<br />
m 〉<br />
<br />
<br />
≪ 1 .<br />
<br />
IndiesemFallbrichtderbisherbetrachteteFormalismuszusammen.Den<br />
ExtremfallstellenentarteteZuständedar,beidenen E (0)<br />
n0 − E (0)<br />
m = 0<strong>für</strong><br />
bestimmte m = nist.<br />
<br />
E (0)<br />
na<br />
<br />
E (0)<br />
<br />
n0<br />
E (0)<br />
nb<br />
Abbildung5.1:Eigenwertspektrum<br />
✲ E<br />
WirbetrachtendasEigenwertspektrumvon ˆ H0(Abb.5.1).DieEigenzuständevon<br />
ˆ H0benutzenwiralsBasis.WirwähleneinenReferenz-Zustand<br />
n0unddessenNachbarschaft na < n0 < nbso,dassaußerhalbdiesesBereichskeinEntartungsproblemauftaucht:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
n 〉<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
〈Φ (0)<br />
n0 | ˆ H1|Φ (0)<br />
E (0)<br />
n0 − E (0)<br />
n<br />
≪ 1 ∀ n /∈ N ,<br />
mitderIndexmenge N = {na, na + 1, · · · , n0, · · · , nb}.<br />
DerProjektions-Operator<br />
ˆP = <br />
i∈N<br />
|Φ (0)<br />
i 〉〈Φ(0)<br />
i | ,<br />
projiziert„auf N”,alsoindenRaumderjenigenEigenzuständevon ˆ H0,<br />
diemit n0(fast)entartetsind.DasKomplementvon ˆ Pist<br />
ˆQ = ˆ1 − ˆ P = <br />
163<br />
i/∈N<br />
|Φ (0)<br />
i 〉〈Φ(0)<br />
i | .
Wirteilennun ˆ Hwiefolgtauf<br />
ˆH = ˆ H0 + ( ˆ P + ˆ Q)<br />
<br />
=ˆ1<br />
= ˆ H0 + ˆ P ˆ H1 ˆ P<br />
<br />
= ê H0<br />
= ˆ H0 + ˆ H1<br />
ˆH1 ( ˆ P + ˆ Q)<br />
<br />
=ˆ1<br />
+ ˆ P ˆ H1 ˆ Q + ˆ Q ˆ H1 ˆ P + ˆ Q ˆ H1 ˆ Q<br />
<br />
= ê H1<br />
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
DerOperator ˆ H0hataußerhalbvon NwegenderProjektion ˆ Pdieselben<br />
Matrixelementewie ˆ H0.DieMatrixelementezwischenZuständeninnerhalbundaußerhalbvon<br />
N sindwegenderProjektion ˆ PNull.Dagegen<br />
hat ˆ H0innerhalbvon NdieMatrixelemente<br />
Amn := H 0 mn<br />
= δmnE (0)<br />
n<br />
+ 〈Φ(0)<br />
m | ˆ H1|Φ (0)<br />
n<br />
〉 , m, n ∈ N .<br />
DieMatrixdarstellungvon ˆ H0hatsomitfolgendeBlockgestalt:<br />
N N<br />
N A 0<br />
N 0 ∆<br />
∆isteineDiagonalmatrix ∆nn ′ = δnn ′E(0) n .<br />
(5.23)<br />
Mankann ˆ H0inDiagonalformbringen,indemmandieMatrix Adiagonalisiert.DiesstelltinderRegelkeinProblemdar,daderRaumder(fast)<br />
entartetenZuständekleinist(Dimension
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
mit ˆ H0 = ˆ H0 + ˆ P ˆ H1 ˆ Pund ˆ H1 = ˆ P ˆ H1 ˆ Q + ˆ Q ˆ H1 ˆ P + ˆ Q ˆ H1 ˆ Q.WirwarenursprünglichamZustand<br />
n0interessiert.Wirkönnenaberauchgleichdie<br />
Korrekturen<strong>für</strong>alleanderenZuständein Nuntersuchen.FürdieseZuständeberechnenwirjetztdieKorrekturenzuEnergieundZustandsvek-<br />
toraufgrundvon ˆ H1.<br />
DieEnergiekorrekturersterOrdnungist<br />
E (1)<br />
n = 〈 Φ (0)<br />
n | ˆ H1| Φ (0)<br />
n 〉<br />
Für n ∈ Nist | Φ 0 n〉eineLinearkombinationderZuständeausdemvon ˆ P<br />
aufgespanntenRaum.Dahergilt ˆ Q| Φ 0 n 〉 = 0.Weilnun ˆ QinjedemTerm<br />
von ˆ H1vorkommt,ist<br />
ENERGIEKORREK<strong>TU</strong>RERSTERORDNUNGINNERHALBVON N BEI<br />
E (1)<br />
n<br />
ENTAR<strong>TU</strong>NG<br />
= 0 ; n ∈ N . (5.24)<br />
DielinearenEinflüssevon ˆ H1wurdenalsobereitsbeiderDiagonalisie-<br />
rungvon ˆ H0berücksichtigt.<br />
WirberechnennundieKorrekturderZustandsvektoren.Für n ∈ Ngilt<br />
|Φ (1)<br />
<br />
n 〉 = |<br />
m=n<br />
Φ (0)<br />
ˆP | Φ (0)<br />
n 〉 = | Φ (0)<br />
n 〉<br />
ˆQ| Φ (0)<br />
n 〉 = 0<br />
|Φ (1)<br />
<br />
n 〉 = |<br />
m=n<br />
Φ (0)<br />
m | ˆ H1| Φ (0)<br />
n 〉<br />
m 〉〈 Φ (0)<br />
E (0)<br />
n − E (0)<br />
m<br />
<br />
⇒ ˆ H1| Φ (0)<br />
n 〉 = ˆ Q ˆ H1| Φ (0)<br />
n 〉<br />
m 〉 〈 Φ (0)<br />
m | ˆ Q ˆ H1| Φ (0)<br />
m ∈ N ⇒ 〈 Φ (0)<br />
m | ˆ Q = 0<br />
<br />
m /∈ N ⇒<br />
n 〉<br />
E (0)<br />
n − E (0)<br />
m<br />
〈 Φ (0)<br />
m | = 〈Φ (0)<br />
m |<br />
E (0)<br />
m = E (0)<br />
m<br />
165
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
SomitsiehtdieEnergiekorrekturzweiterOrdnungbeim(fast-)entarteten<br />
Spektrumvon H0formalähnlichauswiebeimnichtentartetenSpektrum.<br />
KORREK<strong>TU</strong>RERSTERORDNUNGZUMZUSTANDSVEKTORBEI<br />
|Φ (1)<br />
n 〉 = <br />
m/∈N<br />
| Φ (0)<br />
ENTAR<strong>TU</strong>NG<br />
m 〉 〈 Φ (0)<br />
m | ˆ H1| Φ (0)<br />
E (0)<br />
n − E (0)<br />
m<br />
n 〉<br />
; n ∈ N . (5.25)<br />
Wiewirgeradegezeigthaben,sinddieindieserBeziehungauftauchenden<br />
Matrixelementevon ˆ H1dieselbenwievon ˆ H1.<br />
MitanalogenÜberlegungenerhaltenwirauchdie<br />
ENERGIEKORREK<strong>TU</strong>RZWEITERORDNUNGBEIENTAR<strong>TU</strong>NG<br />
E (2)<br />
n<br />
<br />
<br />
〈<br />
= Φ (0)<br />
m | ˆ H1| Φ (0)<br />
<br />
<br />
n 〉<br />
E (0)<br />
n − E (0)<br />
m<br />
m/∈N<br />
2<br />
; n ∈ N . (5.26)<br />
InGl.(5.25)und(5.26)tragennurnochZustände m /∈ Nbei,sodass–wie<br />
esdasZielunsererÜberlegungenwar–derNennerjetztnichtmehrzu<br />
kleinwird.DieGrundlagen<strong>für</strong>dieAnwendbarkeitderStörungstheorie<br />
<br />
<br />
( 〈Φ(0) m | ˆ H1|Φ (0) <br />
n 〉 <br />
≪ 1)sinddadurchsichergestellt.<br />
E (0)<br />
n −E (0)<br />
m<br />
DieEnergienundEigenvektorenzu n /∈ Nmüssenseparatberechnetwerden;entwedermitdenFormelndernicht-entartetenStörungstheorieoder<br />
indemindenobigenÜberlegungen nalsneuerBezugspunkt n0gewählt<br />
wird.<br />
166
5.3 ZunumerischenVerfahren<br />
Kapitel 5. Näherungsverfahren<br />
NebenanalytischenMethodengibteseineReihesehrleistungsstarkernumerischerVerfahrenzumLösenvonEigenwertproblemen.Umsieanwendbarzumachen,stelltmanzunächstdasEigenwertproblemineinerendlichenBasis<br />
|i〉(i = 1, 2, . . ., N)dar<br />
ˆH |ψ〉 = E |ψ〉 (5.27)<br />
N<br />
mit |ψ〉 = ci |i〉 (5.28)<br />
i=1<br />
und Hij = 〈i| ˆ H|j〉 .<br />
EntwederistderbetrachteteVektorraumvonvornhereinendlich,oderer<br />
wirddurcheinephysikalischmotivierte,endlicheBasisapproximiert.Je<br />
nachderDimension NderBasiswendetmanunterschiedlicheVerfahren<br />
an:<br />
N ≤ 10 3 :StandardverfahrendernumerischenMathematik:<br />
liefernvollständigesSpektrumundalleEigenvektoren<br />
10 3 ≤ N ≤ 10 10 :Lanczos-Verfahren:exaktesiterativesVerfahren<br />
<strong>für</strong>tiefliegendeEigenwerteund-zustände<br />
10 10 ≤ N ≤ 10 ≈105<br />
:Quanten-Monte-Carlo-Verfahren:<br />
zurBestimmungthermodynamischerMittelwerte;<br />
oderzurBestimmungdesGrundzustandesund<br />
tiefliegenderEigenzustände;sowiedynamischerEigenschaften.<br />
EinigeVerfahrensindstatistischexakt,d.h. E QMC = E exakt ± σ<br />
√ NMC .<br />
167