CL 44 - Cthulhus Ruf
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Uwe Voehl: Ja, so meine ich das. Er hatte ja kaum Zeit,<br />
außer Heftromanen etwas anderes zu schreiben. Leider. Und<br />
leider ist er auch viel zu früh verstorben.<br />
<strong>CL</strong>: Was darf der geneigte Leser von Die Teufelsanbeter<br />
erwarten? Ist es eine bunte Mischung oder wurden die<br />
Geschichten thematisch ausgewählt?<br />
Uwe Voehl: Es ist eher „ein Kessel Buntes“, wenngleich<br />
sich der Teufel ungewöhnlich oft ein Stelldichein gibt. Neal<br />
Davenports titelgebender Roman Die Teufelsanbeter ist ein<br />
typischer Exorzist-beeinflusster Roman der Siebziger Jahre.<br />
Der Teufel spielt auch bei Christian Endres eine Rolle.<br />
Seine Story Tanz der Teufel liegt mir übrigens besonders am<br />
Herzen. Christian gehört für mich zu den wenigen ganz<br />
jungen Autoren, denen ich zutraue, ganz nach oben zu<br />
kommen. Kai Meyers Das Haus des Kuckucks erschien<br />
ursprünglich als Heftroman, später dann in Frank Festas<br />
längst vergriffener Edition Metzengerstein. Für Die<br />
Teufelsanbeter hat Kai den Roman noch einmal<br />
überarbeitet. Malte S. Sembtens Der Problemopa ist eine<br />
echt fiese Krankenhausgeschichte, bei der man sich fragt,<br />
ob der reale Horror nicht weit furchteinflößender ist als jede<br />
Phantasie. Die Blutwand von Ernst Vlcek ist so eines seiner<br />
Meisterwerke, die ich angesprochen habe. Ein kleines<br />
Kammerstück, in dem zwei Personen interagieren. Ein<br />
Mieter bezieht seine neue Wohnung und gerät allmählich in<br />
einen teuflischen Strudel. Die Story könnte von Topor<br />
stammen oder von Polanski verfilmt worden sein … Auch<br />
überraschte mich beim Wiederlesen, das die in der Story<br />
enthaltenen Obszönitäten, abgesehen von der gesamten<br />
unterschwellig vorhandenen Sexualität, die Freiwillige<br />
Selbstkontrolle der Siebziger Jahre offensichtlich<br />
unbeschadet umschifft hatten. Markus K. Korb gehört zu<br />
den Autoren, die ausschließlich Novellen und<br />
Kurzgeschichten schreiben – und das auf einem seit<br />
Anbeginn unglaublich hohem Niveau. Unsittliche<br />
Berührungen ist eine eher untypischen, allerdings sehr<br />
eindringlich erzählte Geschichte von ihm, bei der sich die<br />
„unsittlichen Berührungen“ als ganz anders erweisen, als<br />
zunächst vermutet. Timothy Stahl hat für diese Anthologie<br />
einen Professor Zamorra-Roman so umgeschrieben, dass<br />
man im Falle von Verfluchte Märchen fast von einem<br />
Originalbeitrag sprechen kann. Boris Koch rundet die<br />
Anthologie mit einer feinen, fiesen Story über Hölle auf<br />
Rädern ab.<br />
<strong>CL</strong>: Was ist das Reizvolle zum einem am Autorendasein,<br />
und zum anderen an der Tätigkeit als Herausgeber? Entsteht<br />
da nicht ein gewisser Widerstreit?<br />
Uwe Voehl: Nein, als Herausgeber stellst du dich als Autor<br />
erst einmal hintenan, das gehört sich so. Es macht mir<br />
einfach Spaß, zu gestalten. Neuen, guten Autoren eine<br />
Plattform zu geben, aber auch bekannte gute Autoren für<br />
eine bestimmte Sache zu begeistern. Es ist wirklich in erster<br />
Linie der Spaß, denn als Herausgeber verdienst du nur ein<br />
Taschengeld, bürdest dir aber eine Mords-Arbeit auf.<br />
Trotzdem bin ich ständiger Wiederholungstäter.<br />
<strong>CL</strong>: In den 70ern erschienen in der VAMPIR-Reihe auch<br />
Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen<br />
Sprachraum. In den neuen VAMPIR Ausgaben finden sich<br />
bisher nur deutschsprachige Schriftsteller. Wird es auch<br />
wieder Übersetzungen geben, oder verlässt sich der<br />
Zaubermond Verlag auf nationale Schriftsteller?<br />
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