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Multitouch-Tische: Analoge und digitale Welt Hand in Hand (Januar ...

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<strong>Multitouch</strong><br />

Dreidimensionale Gesten können <strong>Multitouch</strong>-<strong>Tische</strong> steuern<br />

<strong>Analoge</strong> <strong>und</strong> <strong>digitale</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Hand</strong> <strong>in</strong> <strong>Hand</strong><br />

Die F<strong>in</strong>ger wischen leicht über das Display <strong>und</strong> das dort zu sehende Objekt rotiert um die eigene<br />

Achse, zieht man die F<strong>in</strong>ger ause<strong>in</strong>ander, dehnt es sich aus. Smartphones <strong>und</strong> Tablet PCs lassen<br />

sich auf diese Weise <strong>in</strong>tuitiv bedienen. Ohne Maus, ohne Tastatur. Auf den ersten Blick funktioniert<br />

der so genannte <strong>Multitouch</strong>-Tisch ähnlich, nur ist alles e<strong>in</strong> paar Nummern größer. Auf den<br />

zweiten Blick kündigen sich mit der <strong>Multitouch</strong>-Technik tief greifende Veränderungen an, die<br />

Realität <strong>und</strong> Virtualität näher zue<strong>in</strong>ander führen.<br />

30 ORANGE


So soll es <strong>in</strong> zehn, fünfzehn Jahren serienmäßig<br />

möglich se<strong>in</strong>, dass die Software e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Multitouch</strong>-Tables zum Beispiel mit e<strong>in</strong>em komplett<br />

analogen, dreidimensionalen Schalter, <strong>in</strong><br />

der Informatik „Tangible“ genannt, der auf dem<br />

Display liegt, bedient werden kann. Was kl<strong>in</strong>gt<br />

wie <strong>in</strong> „Raumschiff Enterprise“, kann unter anderem<br />

alten Menschen helfen, deutlich länger<br />

<strong>in</strong> ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben. Sab<strong>in</strong>e<br />

Sachweh, Professor<strong>in</strong> für Softwareentwicklung<br />

an der Fachhochschule Dortm<strong>und</strong>, beschreibt es<br />

so: „E<strong>in</strong>e alte Dame könnte dann auf den Schalter<br />

drücken <strong>und</strong> lässt damit die Rollos zur Nacht<br />

herunter. Dabei spürt sie sogar den gleichen<br />

sanften Druckwiderstand <strong>und</strong> hört das gleiche<br />

leise Klacken des Schalters, ganz wie sie es von<br />

früher kennt.“<br />

Mit demselben <strong>Multitouch</strong>-Gerät kann die<br />

alte Dame anschließend für die nächsten Tage<br />

ihr Mittagessen bestellen <strong>und</strong> ihre Blutdruck<strong>und</strong><br />

Blutzuckerwerte automatisch an den Pflegedienst<br />

übermitteln. „E<strong>in</strong> Vorteil dieser Geräte ist,<br />

dass man die hoch entwickelte Computertechnik<br />

dah<strong>in</strong>ter nicht sieht. Dass sie eher aussehen<br />

wie Fernseher, senkt für ältere <strong>und</strong> technikferne<br />

Menschen die Hemmschwelle“, erklärt Sachweh.<br />

Auch traditionelle Drehregler, Hebel oder Knöpfe<br />

können als Tangibles e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Mehrere Menschen können gleichzeitig<br />

daran arbeiten<br />

Sie leitet das Projekt „Entwicklung, Aufbau <strong>und</strong><br />

Erprobung e<strong>in</strong>es <strong>Multitouch</strong>-<strong>Tische</strong>s als Demonstrator<br />

für Gestensteuerung“, <strong>in</strong> dem neue<br />

Anwendungen für Touchtables erdacht werden.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit ihren Kollegen Professor Carsten<br />

Wolff, für die Hardware zuständig, <strong>und</strong> Professor<br />

Christian Reimann, verantwortlich für die Bedienfre<strong>und</strong>lichkeit,<br />

tüfteln sie <strong>und</strong> die Studierenden<br />

an Ideen, die <strong>Multitouch</strong>-Technik e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Der <strong>Multitouch</strong>-Table hat e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teraktive Oberfläche<br />

<strong>und</strong> lässt sich <strong>in</strong>tuitiv mit den F<strong>in</strong>gern steuern.<br />

Im Unterschied zu herkömmlichen Touchscreens<br />

wie bei Geld- oder Fahrkartenautomaten<br />

kann e<strong>in</strong> Touchtable mehr als e<strong>in</strong>en Berührungspunkt<br />

zur selben Zeit auswerten, es können also<br />

mehrere Menschen gleichzeitig an ihm arbeiten.<br />

Die Unterstützung für älter werdende Menschen<br />

ist nur e<strong>in</strong>e von zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten<br />

für die <strong>Multitouch</strong>-Geräte.<br />

kk<strong>Multitouch</strong>-<strong>Tische</strong><br />

Die Technik gibt es erst seit wenigen Jahren,<br />

Microsoft ist bisher der e<strong>in</strong>zige Serienhersteller<br />

der Hardware. E<strong>in</strong> <strong>Multitouch</strong>-Tisch kostet um die<br />

15.000 Euro. Deshalb <strong>und</strong> um die Technik selbst<br />

kontrollieren zu können, baut die Fachhochschule<br />

eigene <strong>Multitouch</strong>-Geräte.<br />

Das Geheimnis liegt im Zusammenspiel der dicken<br />

Plexiglas-Tischplatte mit Infrarotlicht, das von der<br />

Seite auf die Platte fällt. Durch das Phänomen der<br />

Totalreflexion wird das Licht <strong>in</strong>nerhalb der Platte<br />

vollständig zurückgeworfen. Durch Berührung der<br />

Plexiglasfläche wird die Totalreflexion unterbrochen<br />

<strong>und</strong> Streulicht erzeugt, das die Glasplatte<br />

verlässt. Dieses Streulicht wird von unten mit e<strong>in</strong>er<br />

Infrarotkamera gefilmt. Die Kamerabilder liefern<br />

dem Mauszeiger vergleichbare Ergebnisse <strong>und</strong><br />

sorgen für die Steuerung der Software.<br />

<strong>Multitouch</strong><br />

ORANGE 31


<strong>Multitouch</strong><br />

kkZur<br />

Person:<br />

32 ORANGE<br />

Prof. Dr. Sab<strong>in</strong>e Sachweh<br />

Geboren 1968 <strong>in</strong> Herne<br />

1987 – 1992 Studium der Informatik mit Nebenfach<br />

Betriebswirtschaft an der Universität<br />

Dortm<strong>und</strong>, Abschluss: Diplom-Informatiker<strong>in</strong><br />

1992 – 1994 Wissenschaftliche Angestellte an<br />

der Universität Dortm<strong>und</strong>, Fachbereich Informatik,<br />

Lehrstuhl Softwaretechnik von Prof. Dr. W.<br />

Schäfer<br />

1994 – 1997 Wissenschaftliche Angestellte an<br />

der Universität Paderborn, Fachbereich Mathematik/Informatik,<br />

Arbeitsgruppe Softwaretechnik<br />

von Prof. Dr. W. Schäfer<br />

W<strong>in</strong>tersemester 1996/97 Arbeit am SVRC, Universitiy<br />

of Queensland, Brisbane, Australia<br />

Im vergangenen Sommersemester fand e<strong>in</strong><br />

Sem<strong>in</strong>ar zum Thema „<strong>Multitouch</strong>“ statt, <strong>in</strong> dem<br />

die Studierenden selbst Anwendungsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Applikationen für Touchtable <strong>und</strong><br />

Smartphones entwickelt <strong>und</strong> umgesetzt haben.<br />

Die Studierenden sollten so spielerisch an die<br />

<strong>Multitouch</strong>-Technik herangeführt werden. Und<br />

wer sich dafür begeistern kann, f<strong>in</strong>det bei Interesse<br />

Platz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der Forschungsprojekte. Die<br />

unterschiedlichsten Ideen kamen bei dem Sem<strong>in</strong>ar<br />

heraus: Für Projekt- <strong>und</strong> Term<strong>in</strong>planung lässt<br />

sich die neue Technik e<strong>in</strong>setzen, für die Navigation<br />

<strong>in</strong> der Schifffahrt oder für Videokonferenzen.<br />

In e<strong>in</strong>er anschließenden Bachelorarbeit wurde<br />

außerdem e<strong>in</strong>e Benutzungsschnittstelle entwickelt,<br />

mit der auf demselben Touchtable mehrere<br />

Menschen gleichzeitig mit derselben geografischen<br />

Karte arbeiten können.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Idee nutzt den <strong>Multitouch</strong>-Table<br />

zur Erleichterung <strong>und</strong> Beschleunigung von Gruppen-Moderationsmethoden<br />

wie der Metaplan-<br />

Technik. Der Moderator steht dabei am Touchtable<br />

statt an e<strong>in</strong>er Metaplantafel. Die Teilnehmer<br />

s<strong>in</strong>d über ihre Smartphones mit dem Tisch verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> füllen virtuelle Kärtchen auf den<br />

Smartphones aus, die an den Touchtable gesendet<br />

werden. „Vorteil gegenüber der klassischen<br />

Metaplan-Technik ist, dass das Ganze viel<br />

schneller geht <strong>und</strong> man automatisch e<strong>in</strong>e Dokumentation<br />

hat. Jeder kann von se<strong>in</strong>em Platz aus<br />

mitmachen, der ganze Tumult verschw<strong>in</strong>det“, so<br />

die Professor<strong>in</strong>.<br />

1998 Erziehungsurlaub <strong>und</strong> Fortsetzung der<br />

Dissertation, Abschluss: Doktor der Naturwissenschaften<br />

(Informatik)<br />

1999 – 2000 Object Factory, Dortm<strong>und</strong>, Abwicklung<br />

von Softwareprojekten <strong>in</strong> der Touristikbranche<br />

2000 – 2002 Verantwortlich für den Produktentwicklungsprozess<br />

bei der myview technologies<br />

GmbH, Paderborn<br />

2003 – 2006 Unterricht der Fächer Mathematik<br />

<strong>und</strong> Programmentwicklung an der Fachschule<br />

des Berufskollegs Castrop-Rauxel, Abschluss des<br />

Quere<strong>in</strong>stiegs: Studienrät<strong>in</strong><br />

seit 2006 Professor<strong>in</strong> für Softwareentwicklung,<br />

Methoden <strong>und</strong> Werkzeuge am Fachbereich Informatik<br />

an der Fachhochschule Dortm<strong>und</strong>


Älteren Menschen das Leben erleichtern<br />

Besonderes Augenmerk legt Sab<strong>in</strong>e Sachweh<br />

auf das Zukunftsfeld „Ambient Assisted Liv<strong>in</strong>g“<br />

(AAL), was übersetzt soviel heißt wie „Altersgerechte<br />

Assistenzsysteme für e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>es <strong>und</strong><br />

unabhängiges Leben“. Die gleichnamige europäische<br />

Initiative ist <strong>in</strong> Deutschland angesiedelt<br />

beim B<strong>und</strong>esforschungsm<strong>in</strong>isterium. Es geht<br />

dabei um die Entwicklung von Konzepten, Produkten<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen, die neue Technologien<br />

mit dem herkömmlichen sozialen Umfeld<br />

verb<strong>in</strong>den, um die Lebensqualität für Menschen<br />

<strong>in</strong> allen Lebensabschnitten zu erhöhen. Deutschland<br />

wird im Jahr 2035 e<strong>in</strong>e der ältesten Bevölkerungen<br />

der <strong>Welt</strong> haben. Mehr als die Hälfte der<br />

Menschen wird dann 50 Jahre <strong>und</strong> älter, jeder<br />

Dritte älter als 60 se<strong>in</strong>. Der Bedarf an s<strong>in</strong>nvollen<br />

Unterstützungssystemen <strong>in</strong>sbesondere für ältere<br />

Menschen wächst also.<br />

Aktuell erforscht die Fachhochschule, wie<br />

groß die Bereitschaft älterer Menschen ist, die<br />

<strong>Multitouch</strong>-Technik selbst zu nutzen. „Solange<br />

das Gerät relativ groß ist <strong>und</strong> die Bedienung<br />

möglichst e<strong>in</strong>fach, klappt es“, stellt Projektleiter<strong>in</strong><br />

Sab<strong>in</strong>e Sachweh als vorläufiges Fazit fest.<br />

Als hilfreich erweist sich, wenn bei allen Anwendungen<br />

immer die selben Knöpfe die gleichen<br />

Funktionen erfüllen, also zum Beispiel der Fernseher<br />

genauso „an“ <strong>und</strong> „aus“ oder „laut“ <strong>und</strong><br />

„leise“ gestellt wird wie das Radio.<br />

Die Fachhochschule hat e<strong>in</strong>en Forschungsantrag<br />

bei der AAL-Initiative e<strong>in</strong>gereicht. Durch Virtualisierung<br />

soll der Alltag e<strong>in</strong>facher werden, ältere<br />

Menschen sollen länger als bisher alle<strong>in</strong>e leben<br />

können <strong>und</strong> die Pflegekosten langfristig gesenkt<br />

werden. Dazu gehört auch e<strong>in</strong>e aus der Ferne<br />

engere Verb<strong>in</strong>dung der älteren Menschen zu den<br />

Pflegediensten. Projektleiter<strong>in</strong> Sachweh erläutert<br />

das am Beispiel e<strong>in</strong>es Menübr<strong>in</strong>gdienstes. Mit<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Benutzungsschnittstelle könnte<br />

e<strong>in</strong> älteres Ehepaar über den <strong>Multitouch</strong>-Tisch<br />

se<strong>in</strong> Mittagessen auswählen <strong>und</strong> automatisch<br />

an den Pflegedienst übermitteln. Wenn e<strong>in</strong>er von<br />

beiden aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Erkrankung bestimmte<br />

Lebensmittel nicht vertrage, könnte dies dann<br />

ganz e<strong>in</strong>fach „onl<strong>in</strong>e“ mit dem Pflegeservice<br />

abgeklärt werden. Solche Anwendungsmöglichkeiten<br />

für die <strong>Multitouch</strong>-Technik wollen Sab<strong>in</strong>e<br />

Sachweh <strong>und</strong> ihr Team entwickeln <strong>und</strong> erproben.<br />

Damit die Anwendungen möglichst praxisnah an<br />

<strong>Multitouch</strong><br />

ORANGE 33


<strong>Multitouch</strong><br />

Ismihan Tepeci<br />

die Bedürfnisse der älteren Menschen angelehnt<br />

s<strong>in</strong>d, arbeitet die Fachhochschule mit e<strong>in</strong>em<br />

Dortm<strong>und</strong>er Pflegedienstleister zusammen.<br />

Heute noch futuristisch, bald schon Alltag<br />

Doch mit dem <strong>Multitouch</strong>-Table hört die Entwicklung<br />

nicht auf. Die Professor<strong>in</strong> verknüpft diese<br />

Technik mit e<strong>in</strong>er 3D-Kamera, die eigentlich zu<br />

e<strong>in</strong>er Computerspielkonsole gehört. Wird die<br />

3D-Kamera über dem <strong>Multitouch</strong>-Tisch angebracht,<br />

kann der Touchtable mehrere Benutzer<br />

unterscheiden <strong>und</strong> ihnen ihre E<strong>in</strong>gaben zuordnen.<br />

Noch e<strong>in</strong> Vorteil durch die Kamera: Der<br />

Touchtable kann so dreidimensionale Gestern<br />

verarbeiten, die <strong>in</strong> der Luft über ihm gemacht<br />

werden. Die Interaktionsmöglichkeiten wachsen<br />

dadurch noch e<strong>in</strong>mal erheblich <strong>und</strong> ermöglichen<br />

e<strong>in</strong>e leicht erlernbare, <strong>in</strong>tuitive Bedienung. Was<br />

„Alle S<strong>in</strong>ne müssen angesprochen werden“<br />

ORANGE: Was halten Sie von Hightech für ältere<br />

Menschen?<br />

Tepeci: Das ist tolle Zukunftsmusik. Es wird ja<br />

noch e<strong>in</strong>ige Jahre dauern, bis diese Technik <strong>in</strong><br />

unseren Alltag e<strong>in</strong>zieht. In zehn Jahren etwa wird<br />

sich auch die ältere Generation verändert <strong>und</strong><br />

an die neuen Möglichkeiten gewöhnt haben.<br />

heute noch futuristisch anmutet, wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Jahrzehnten vermutlich Alltag se<strong>in</strong>.<br />

Zurzeit bef<strong>in</strong>det sich die <strong>Multitouch</strong>-Technik<br />

noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen. 2006 tauchten erste<br />

Experimente im Internet auf, erst 2009 stellte<br />

Microsoft se<strong>in</strong>en <strong>Multitouch</strong>-Tisch auf der CeBIT<br />

vor. Das selbstgebaute Modell der Fachhochschule<br />

bee<strong>in</strong>druckt daher auch nicht durch die<br />

Optik – e<strong>in</strong>e schlichte Holzkiste mit Plexiglasplatte<br />

–, sondern durch die unendlich vielfältigen<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten <strong>in</strong> der Zukunft. Sab<strong>in</strong>e<br />

Sachweh <strong>und</strong> ihr Team bauen zurzeit e<strong>in</strong>en<br />

zweiten <strong>Multitouch</strong>-Table, der noch mehr kann<br />

als der erste. E<strong>in</strong> Student aus dem Fachbereich<br />

Design ist ebenfalls dabei <strong>und</strong> wird für e<strong>in</strong> angemessen<br />

zukunftsträchtiges Äußeres sorgen.<br />

Barbara Underberg<br />

Die Fachhochschule führt mit der Caritas Gelsenkirchen zurzeit e<strong>in</strong> Projekt durch, das die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er Benutzungsschnittstelle für <strong>Multitouch</strong>-<strong>Tische</strong> im Pflegebereich unterstützt. Ismihan Tepeci<br />

arbeitet dort als Kranken- <strong>und</strong> Altenpfleger<strong>in</strong> <strong>und</strong> erklärt, worauf es dabei ankommt.<br />

ORANGE: Welche Anwendungsmöglichkeiten<br />

wünschen Sie sich?<br />

Tepeci: Ich habe viel mit alten <strong>und</strong> kranken Menschen<br />

zu tun, die nicht mehr sehr mobil s<strong>in</strong>d. Für<br />

sie wäre zum Beispiel hilfreich, wenn sie e<strong>in</strong>e<br />

solche Technik nutzen könnten, um ihre E<strong>in</strong>kaufslisten<br />

zu übermitteln. Wenn sie daraufh<strong>in</strong> automatisch<br />

e<strong>in</strong>e Bestellbestätigung erhalten <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>en Lieferzeitpunkt genannt bekommen, wissen<br />

sie gleichzeitig, dass sie um e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Uhrzeit die Tür öffnen können, ohne Angst vor ungebetenem<br />

Besuch haben zu müssen.<br />

ORANGE: Worauf kommt es bei der Bedienfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

der <strong>Multitouch</strong>-Technik besonders an,<br />

wenn sie älteren Menschen helfen soll?<br />

Tepeci: Ab 70 lassen die kognitiven Fähigkeiten<br />

nach. Heute s<strong>in</strong>d hochbetagte Menschen im<br />

Schnitt 80 bis 90 Jahre alt. In e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

werden die Hochbetagten immer häufiger 90<br />

<strong>und</strong> 100 Jahre alt se<strong>in</strong>. Sämtliche S<strong>in</strong>ne funktionieren<br />

dann nicht mehr so gut, vor allem können<br />

sie sehr schlecht sehen. Daher ist es besonders<br />

wichtig, dass die alten Menschen mehrere Signale<br />

von technischen Geräten erhalten. E<strong>in</strong>e<br />

Bestellbestätigung zum Beispiel muss nicht nur<br />

visuell, sondern auch akkustisch <strong>und</strong> per Vibration<br />

erfolgen. Alle S<strong>in</strong>ne müssen angesprochen<br />

werden.<br />

34 ORANGE

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