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Sportforum Ruhr: Dokumentation des Workshops "Sportentwicklung in ...

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<strong>Sportforum</strong> <strong>Ruhr</strong><br />

Workshop »<strong>Sportentwicklung</strong><br />

<strong>in</strong> Metropolen«<br />

<strong>Dokumentation</strong> <strong>des</strong> <strong>Workshops</strong><br />

vom 21. Februar 2008 beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong>


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Regionalverband <strong>Ruhr</strong> (RVR)<br />

Referat Kultur und Sport<br />

Kronpr<strong>in</strong>zenstr. 35<br />

45128 Essen<br />

www.rvr-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Vorträge: Dr. Johannes Euler<strong>in</strong>g,<br />

Paul Lawitzke, Prof. Dr. Christian Wopp,<br />

Prof. Dr. Christoph Breuer<br />

Redaktion: Barbara Underberg, Bochum<br />

Gestaltung: Peter Liffers, Essen<br />

Protokolle <strong>des</strong> <strong>Sportforum</strong>s:<br />

Uwe Wick, Willibald Gebhardt Institut<br />

Essen, 2008<br />

Bildnachweise:<br />

Fotos <strong>des</strong> <strong>Sportforum</strong>s: S. 8, 9, 10, 28,<br />

30, 32, 33, 52, 55, 58, Dirk A. Friedrich.<br />

S. 1, 59: www.karstadt-marathon.de.<br />

S. 12: Klaus H<strong>in</strong>nenkamp. S. 14: Karsten-Thilo<br />

Raab, S. 19: Firo. S. 23, 35:<br />

Stadt Bochum, Presse- und Informationsamt.<br />

S. 38, 40: World Games<br />

2005 GmbH. S. 41: dttb. S. 47 Michael<br />

Gustrau. S. 50: DLV Möldner. S. 57:<br />

Bildschön. S.60: Jochen Färber. Alle<br />

weiteren Fotos: Archiv <strong>des</strong> Regionalverban<strong>des</strong><br />

<strong>Ruhr</strong>


<strong>Sportforum</strong> <strong>Ruhr</strong><br />

Workshop »<strong>Sportentwicklung</strong><br />

<strong>in</strong> Metropolen«<br />

Dank<br />

Wir danken allen Referenten und Diskussionsteilnehmern<br />

für ihre Unterstützung und rege Beteiligung.<br />

Die zur Verfügung gestellten Textgrundlagen wurden<br />

redaktionell bearbeitet, um das Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

dieser <strong>Dokumentation</strong> stilistisch zu vere<strong>in</strong>heitlichen.


4 Inhalt<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

6<br />

8<br />

<br />

10<br />

18<br />

Dr. habil. Thomas Rommelspacher<br />

Allgeme<strong>in</strong>er Vertreter <strong>des</strong> Regionaldirektors im Regionalverband<br />

<strong>Ruhr</strong> (RVR), Bereichsleiter für Planung<br />

Herausforderungen an den<br />

Sport im Ballungsraum <strong>Ruhr</strong><br />

Begrüßung<br />

Dr. Dieter Nellen<br />

Leiter <strong>des</strong> RVR-Referats Kultur und Sport<br />

Lebhafter Gedankenaustausch<br />

ist gefragt<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Sportmetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Dr. Johannes Euler<strong>in</strong>g<br />

Beraten<strong>des</strong> Mitglied der RVR-Verbandsversammlung<br />

Unsere Vision:<br />

Die Sportmetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Vortrag<br />

Paul Lawitzke<br />

RVR-Teamleiter für Freizeitmarket<strong>in</strong>g<br />

Die Sportmetropole <strong>Ruhr</strong><br />

stellt sich vor<br />

Vortrag<br />

<br />

28<br />

30<br />

32<br />

33<br />

34<br />

Stadtentwicklung und<br />

Sport aus kommunaler<br />

und regionaler Sicht<br />

Podiumsdiskussion<br />

Hanns-Ludwig Brauser<br />

Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung<br />

metropoleruhr GmbH<br />

Viele Interessen<br />

unter e<strong>in</strong>en Hut<br />

Dr. Manfred Beck<br />

Stadtrat von Gelsenkirchen für<br />

Kultur, Bildung, Jugend und Sport<br />

Sportevents stellen gute Zusammenarbeit<br />

unter Beweis<br />

Wilfried Cleven<br />

Dezernent der Stadt Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> für<br />

Soziales, Beschäftigung, Gesundheit, Sport<br />

Mülheimer Sportdialog:<br />

Sportgerechte Stadt<br />

an der <strong>Ruhr</strong><br />

Bernd Tischler<br />

Technischer Beigeordneter der Stadt Bottrop<br />

Neue Sportanlagen ohne<br />

neue Kosten<br />

Diskussionsbeiträge<br />

Olympiabewerbung, Fußballmuseum<br />

und regionale<br />

Zusammenarbeit


38<br />

45<br />

E<strong>in</strong> Blick nach draußen<br />

Prof. Dr. Christian Wopp<br />

Universität Osnabrück –<br />

Fachbereich Sport / Sportwissenschaft<br />

Sozialräumliche Analyse zielt auf<br />

Lebensqualität durch Sport<br />

Raus aus der Isolation<br />

der Fachplanung<br />

Vortrag<br />

Prof. Dr. Christoph Breuer<br />

Deutsche Sporthochschule Köln – Institut für<br />

Sportökonomie und Sportmanagement<br />

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

<strong>in</strong> der <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

Bessere Informationen ermöglichen<br />

bessere Planung<br />

Vortrag<br />

<br />

52<br />

55<br />

57<br />

58<br />

Nachgefragt<br />

… aus der Sicht der Stadtpolitik<br />

Christian Hülsmann<br />

Stadtdirektor von Essen<br />

Gutes Rückbaumanagement<br />

ist gefragt<br />

... aus der Sicht der NRW-Lan<strong>des</strong>regierung<br />

Annemarie Erlenwe<strong>in</strong><br />

Leitende M<strong>in</strong>isterialrät<strong>in</strong><br />

Abteilung Sport im Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Profile schärfen,<br />

regional abstimmen<br />

... aus der Sicht <strong>des</strong> organisierten Sports<br />

Andreas Klages<br />

Stellvertretender Direktor <strong>Sportentwicklung</strong><br />

beim Deutschen Olympischen Sportbund<br />

Weniger Konkurrenz,<br />

mehr Kooperation<br />

... aus der Sicht der<br />

Stadt- und Kreissportbünde<br />

Wolfgang Rohrberg<br />

Geschäftsführer <strong>des</strong> Essener Sportbun<strong>des</strong><br />

Überzeugungsarbeit leisten<br />

Inhalt<br />

5


6 Begrüßung<br />

Dr. habil. Thomas Rommelspacher<br />

Allgeme<strong>in</strong>er Vertreter<br />

<strong>des</strong> Regionaldirektors im<br />

Regionalverband <strong>Ruhr</strong>,<br />

Bereichsleiter für Planung<br />

Dr. habil. Thomas Rommelspacher<br />

Herausforderungen an den Sport<br />

im Ballungsraum <strong>Ruhr</strong><br />

Die Verbandsversammlung <strong>des</strong> Regionalverbands<br />

<strong>Ruhr</strong> hat e<strong>in</strong>en Masterplan<br />

Sport <strong>in</strong> Auftrag gegeben, der<br />

drei anspruchsvollen Zielen gerecht<br />

werden soll:<br />

XXSchon<br />

seit geraumer Zeit bef<strong>in</strong>det<br />

sich der Sport <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gründlichen<br />

Wandel. Das betrifft die Art und Weise,<br />

<strong>in</strong> der Menschen Sport treiben,<br />

aber auch ihre Motive. In Frage stehen<br />

zudem die präferierten Sportarten,<br />

und neue soziale Gruppen treiben<br />

ihre Variante von Sport. Betroffen<br />

s<strong>in</strong>d schließlich auch <strong>in</strong> hohem Maße<br />

Kommunen und Vere<strong>in</strong>e als die traditionellen<br />

Träger von Sportangeboten.<br />

Sie sehen sich e<strong>in</strong>er ungewohnten<br />

Konkurrenz durch gew<strong>in</strong>norientierte<br />

Träger ausgesetzt, aber auch immer<br />

mehr Menschen betreiben selbst<br />

organisierte Formen von Sport.<br />

Dies alles hat tief greifende Auswirkungen,<br />

die für den Ballungsraum<br />

<strong>Ruhr</strong> zu analysieren s<strong>in</strong>d.<br />

XXIn<br />

e<strong>in</strong>em dicht besiedelten, polyzentrischen<br />

Ballungsraum wie dem<br />

unseren muss öffentliche Infrastrukturpolitik<br />

stets die Möglichkeit<br />

der Kooperation bedenken. Das gilt<br />

auch für die Sport-Infrastruktur, die<br />

der Regionalverband <strong>Ruhr</strong> und die<br />

Kommunen bereitstellen. Gerade<br />

<strong>in</strong> der Palette der Angebote, die<br />

Kommunen für ihre Bürger erbr<strong>in</strong>gen,<br />

gibt es Überschneidungen. In<br />

Zeiten knapper öffentlicher Kassen<br />

gilt es, sie gründlich <strong>in</strong> den Blick zu<br />

nehmen und neue Formen von Zusammenarbeit<br />

zu entwickeln. Hier<br />

ist auch zu fragen, welche Rolle die<br />

immer stärker am Markt für Sport<br />

und Wellness präsenten gew<strong>in</strong>norientierten<br />

Anbieter leisten können.<br />

XXSchließlich<br />

muss der Masterplan<br />

nach der Rolle der regionalen Ebene<br />

fragen: Wo s<strong>in</strong>d Angebote an die<br />

Bürger, die s<strong>in</strong>nvollerweise nicht<br />

überall flächendeckend vorgehalten<br />

werden müssen? Aber auch:<br />

Wo will die Region Highlights setzen,<br />

mit denen sie im Konzert der<br />

europäischen Sportmetropolen<br />

mitzuspielen gedenkt?


Frei-Räume für Erholung,<br />

Spiel und Sport<br />

Der Regionalverband <strong>Ruhr</strong> und se<strong>in</strong>e<br />

Vorläufer stehen seit über achtzig<br />

Jahren <strong>in</strong> der Verantwortung, die regionalen<br />

Voraussetzungen für Freizeit<br />

und Erholung im <strong>Ruhr</strong>gebiet zu schaffen.<br />

Diesen Auftrag haben sie immer<br />

wieder den sich wandelnden Bed<strong>in</strong>gungen<br />

angepasst. So hielt der Siedlungsverband<br />

<strong>Ruhr</strong>kohlenbezirk <strong>in</strong> den<br />

1920er und 30er Jahren große Räume<br />

von Bebauung frei. Er tat dies um den<br />

Ballungsraum räumlich zu gliedern,<br />

aber auch um den Menschen Frei-<br />

Räume für Erholung, Spiel und Sport<br />

zu schaffen. Der Kommunalverband<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiet errichtete ab den 1970er<br />

und 80er Jahren sieben Revierparks<br />

und begann die Schaffung e<strong>in</strong>es regionalen<br />

Radwegenetzes.<br />

Mit dem weiteren Ausbau <strong>des</strong> regionalen<br />

Radwegenetzes, der Attraktivierung<br />

se<strong>in</strong>er Bäderlandschaft und<br />

dem „Masterplan Sport für die Metropole<br />

<strong>Ruhr</strong>“ führt der Regionalverband<br />

<strong>Ruhr</strong> diese Tradition fort. Im Dialog<br />

mit Kommunen, Vere<strong>in</strong>en und<br />

Verbänden sowie gew<strong>in</strong>norientierten<br />

Anbietern von Sport<strong>in</strong>frastrukturen<br />

und -angeboten wollen wir die<br />

Strukturen ausloten, <strong>in</strong> denen sich<br />

der Sport im Ballungsraum <strong>Ruhr</strong> <strong>in</strong><br />

den nächsten Jahrzehnten bewegt<br />

und die Rolle bestimmen, die die regionale<br />

Ebene hier spielen kann. ◆<br />

Begrüßung<br />

7


8 Moderation<br />

Dr. Dieter Nellen<br />

Leiter <strong>des</strong> Referats<br />

Kultur und Sport beim<br />

Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Dr. Dieter Nellen<br />

Lebhafter Gedankenaustausch<br />

ist gefragt<br />

Me<strong>in</strong>e sehr geehrten Damen und<br />

Herren,<br />

nach Herrn Dr. Rommelspacher als<br />

offiziellem Vertreter der Verbandsleitung<br />

möchte auch ich Sie heute Morgen<br />

hier herzlich begrüßen und mich<br />

dafür bedanken, dass Sie unserer E<strong>in</strong>ladung<br />

so zahlreich gefolgt s<strong>in</strong>d.<br />

Mir selbst fällt heute hier die eher bescheidene<br />

Rolle zu, die unterschiedlichen<br />

Programmetappen unseres<br />

<strong>Workshops</strong> zu moderieren und Sie<br />

zusammen mit Herrn Dr. Euler<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

dem richtigen Wechselspiel von E<strong>in</strong>zelvortrag,<br />

Podiumsdiskussion und<br />

Plenumsbeteiligung durch die nächsten<br />

Stunden zu begleiten. Wir rechnen<br />

mit e<strong>in</strong>em lebhaften Gedankenaustausch.<br />

Beg<strong>in</strong>nen wird heute Herr Dr. Euler<strong>in</strong>g,<br />

der bekanntlich für das weiterführende<br />

Projekt „Masterplan Sport“<br />

im Auftrag der Verbandsversammlung<br />

gewissermaßen die regionalpolitische<br />

Patenschaft übernommen<br />

hat. Herr Euler<strong>in</strong>g kennt wie kaum<br />

e<strong>in</strong> anderer alle Facetten <strong>des</strong> Sports<br />

auf kommunaler, regionaler und <strong>in</strong>ternationaler<br />

Ebene, und ich danke<br />

ihm dafür, dass er mit se<strong>in</strong>er Keynote<br />

heute den <strong>in</strong>haltlichen Aufschlag<br />

macht.<br />

Sport als Querschnitts-<br />

aufgabe<br />

Der Bereich Sport wird bekanntlich<br />

im RVR als Querschnittsaufgabe<br />

wahrgenommen und für das Projekt<br />

Masterplan <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung<br />

<strong>des</strong> Referates Kultur und Sport zusammen<br />

mit dem Team „Freizeitmarket<strong>in</strong>g“<br />

realisiert. Herr Lawitzke wird<br />

<strong>des</strong>halb als zuständiger Teamleiter <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Referat den bisherigen Stand<br />

der sportpolitischen Erkenntnisse, aktuelle<br />

Daten und Fakten sowie den <strong>in</strong>haltlichen<br />

Zuschnitt <strong>des</strong> geplanten<br />

Masterplans Sport erläutern.<br />

Im zweiten Abschnitt <strong>des</strong> Vormittags<br />

werden drei kommunale Beigeordnete,<br />

also gleichermaßen maßgebliche<br />

wie sachkundige Vertreter unser<br />

kommunalen Mitgliedskörperschaften,<br />

sowie Hanns-Ludwig Brauser, der<br />

Geschäftsführer der „Wirtschaftsförderung<br />

metropoleruhr“, zunächst<br />

Impulsreferate für das große Thema<br />

„Stadtentwicklung und Sport aus<br />

kommunaler und regionaler Sicht“<br />

halten – mit e<strong>in</strong>er begleitenden bzw.<br />

anschließenden Podiumsdiskussion.<br />

Blick über den Tellerrand<br />

Der Blick über den Tellerrand ist immer<br />

wieder wichtig, wenn man die


eigenen Stärken und Schwächen<br />

richtig e<strong>in</strong>schätzen will. Nach der<br />

Mittagspause wird uns <strong>des</strong>halb professoraler<br />

bzw. universitärer Sachverstand,<br />

vertreten durch die Herren<br />

Professoren Christian Wopp und<br />

Christoph Breuer, den „Blick nach<br />

draußen“ eröffnen. Sie werden an<br />

den Beispielen von Berl<strong>in</strong> und Stuttgart<br />

die dortige <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

erläutern. Man wird sehen,<br />

wieweit die dortigen Erfahrungen<br />

und Vorgehensweise auf uns übertragbar<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Der letzte Teil der Veranstaltung soll<br />

mit Statements und Diskussionsbeiträgen<br />

sportpolitische E<strong>in</strong>schätzungen<br />

zur Metropole <strong>Ruhr</strong> aus der Sicht der<br />

XXStadtpolitik<br />

XXder<br />

Lan<strong>des</strong>regierung NRW<br />

XX<strong>des</strong><br />

organisierten Sports<br />

XXder<br />

Stadt- und Kreissportbünde<br />

geben. Hierzu begrüße ich schon<br />

jetzt Herrn Stadtdirektor Christian<br />

Hülsmann aus Essen, Frau Annemarie<br />

Erlenwe<strong>in</strong>, Leitende M<strong>in</strong>isterialrät<strong>in</strong><br />

aus der Abteilung Sport im<br />

NRW-Innenm<strong>in</strong>isterium, Herrn Andreas<br />

Klages vom Deutschen Olympischen<br />

Sportbund sowie Herrn Wolfgang<br />

Rohrberg, den Geschäftsführer<br />

vom Essener Sportbund.<br />

Nach diesem kurzen Überblick möchte<br />

ich nun Herrn Dr. Euler<strong>in</strong>g bitten,<br />

mit se<strong>in</strong>em Vortrag zu beg<strong>in</strong>nen. ◆<br />

Moderation<br />

9


10 Vortrag<br />

Dr. Johannes Euler<strong>in</strong>g<br />

Beraten<strong>des</strong> Mitglied der RVR-<br />

Verbandsversammlung<br />

Sport ist wichtiger Teil<br />

der Gegenwartskultur<br />

Dr. Johannes Euler<strong>in</strong>g<br />

Unsere Vision:<br />

Die Sportmetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Wer <strong>in</strong> längst abgelebten Zeiten mit<br />

dem Rucksack, der die Aufschrift trug,<br />

„Olympia <strong>in</strong>s <strong>Ruhr</strong>gebiet“ durch die Alpen<br />

gewandert ist, der hat heute noch<br />

e<strong>in</strong>e doppelte Erfahrung im Gepäck:<br />

E<strong>in</strong>mal das Lächeln der Bergwanderer,<br />

manchmal wohlwollend, oft aber eher<br />

ironisch-nachsichtig; dann natürlich<br />

auch das Erleben, wie hoch die Berge<br />

s<strong>in</strong>d – im wörtlichen wie im übertragenen<br />

S<strong>in</strong>ne. Das Schicksal dieser olympischen<br />

Werbekampagne ist sicher allen<br />

noch <strong>in</strong> deutlicher Er<strong>in</strong>nerung: e<strong>in</strong><br />

misslungener Aufstieg, e<strong>in</strong>e verspielte<br />

Chance für die <strong>Ruhr</strong>metropole. Wer<br />

e<strong>in</strong>mal für die sportbegeisterte Bürgerschaft<br />

der <strong>Ruhr</strong>region angetreten<br />

ist, zum Beispiel bei der Universiade<br />

<strong>in</strong> Duisburg, und von den E<strong>in</strong>wohnern<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neuen Selbstwertgefühl<br />

gehört hat: „Die Welt schaut auf<br />

uns, wir s<strong>in</strong>d wieder wer“, der glaubt<br />

auch heute noch an e<strong>in</strong>e Doppelchance:<br />

für die Menschen <strong>in</strong> dieser Region<br />

und für die Olympische Idee. Immerh<strong>in</strong><br />

heißt das jährliche sportliche Jugendtreffen<br />

- semantisch nicht ganz<br />

korrekt - „<strong>Ruhr</strong>olympiade“. Übrigens<br />

lange bevor der IOC-Präsident Jacques<br />

Rogge se<strong>in</strong>e nicht unumstrittene<br />

Idee von den „Olympischen Ju-<br />

gendspielen“ startete.<br />

Wer selbst e<strong>in</strong>mal an der Entwicklung<br />

<strong>des</strong> Sports im Land mitgearbeitet hat,<br />

den lässt die Vision von der „Sport-Metropole<br />

<strong>Ruhr</strong>“ nicht mehr los. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

lässt ihn auch die Erfahrung nicht<br />

mehr los, dass dieses Ziel immer noch<br />

mehr e<strong>in</strong> Desiderat als erreichte Realität<br />

ist. Entgegen mancher Selbstwahrnehmung<br />

und Selbste<strong>in</strong>schätzung hier<br />

vor Ort hat e<strong>in</strong> Vertreter der Lan<strong>des</strong>regierung<br />

die gegenwärtige Situation <strong>in</strong><br />

unserer Region <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vorbereitenden<br />

Gespräch zum heutigen Veranstaltungsauftakt<br />

auf den Punkt gebracht:<br />

Im Leistungssport ist das <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

gegenüber dem ganzen Land <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren zurückgefallen. Nun soll<br />

es aber im <strong>Sportforum</strong> <strong>Ruhr</strong> nicht nur -<br />

oder auch nur <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie - um den<br />

Leistungssport oder sogar nur um se<strong>in</strong>e<br />

Hochebene, den professionellen<br />

Spitzensport, die Eventkultur, gehen,<br />

sondern ebenso um die Ebenen <strong>des</strong><br />

Vere<strong>in</strong>s- und Schulsports sowie <strong>des</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

Sports im Alltagsleben. Angemerkt<br />

sei nur, dass diese drei Systeme<br />

mehr und mehr von der Tendenz<br />

geprägt werden, sich abzugrenzen und<br />

zu verselbständigen.<br />

Sport ist mehr als Bewegung<br />

Sport ist, um es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gegenwärtig<br />

dom<strong>in</strong>anten Begriff unserer Region<br />

zu fassen, e<strong>in</strong> wesentlicher Teil unserer<br />

Gegenwartskultur.<br />

Oder anders formuliert:<br />

XXSport<br />

ist die Bewegungskultur,<br />

XXdie<br />

Spielkultur,<br />

XXdie<br />

Leibes- oder Körperkultur<br />

XXund<br />

e<strong>in</strong> guter Teil der Geme<strong>in</strong>schaftskultur<br />

<strong>in</strong> der postmodernen Industriegesellschaft.


Bewegung ist e<strong>in</strong>e zentrale Kategorie allen<br />

Lernens und aller Kultur. „Die Essenz<br />

der Metropole liegt <strong>in</strong> der Bewegung …<br />

Der Organismus e<strong>in</strong>er Metropole nährt<br />

sich von der ständigen Bewegung“, so<br />

heißt es z. B. im Konzept für den „Masterplan<br />

Kultur für die Metropole <strong>Ruhr</strong>“.<br />

Spielen lernen die K<strong>in</strong>der heute im Wesentlichen<br />

über die Sportspiele. Diese<br />

Spiele s<strong>in</strong>d die wirkmächtigsten Konkurrenten<br />

zu den bedrohlich ansteigenden,<br />

die Bewegung unterdrückenden<br />

und damit schon alle<strong>in</strong> gesundheitlich<br />

nicht unbedenklichen Computerspielen.<br />

Gesundheit ist e<strong>in</strong> immer teurer<br />

werden<strong>des</strong> Gut. Leibes- bzw. Körperkultur,<br />

wie sie im Sport umfassend vermittelt<br />

wird, vermag hier e<strong>in</strong> vor allem<br />

präventiv wirken<strong>des</strong> Gegengewicht zu<br />

bilden. Das jüngst gestartete Bun<strong>des</strong>programm<br />

müsste <strong>des</strong>wegen auch<br />

nicht „Ernährung und Bewegung“ heißen,<br />

sondern „Ernährung und Sport“.<br />

Denn Sport bedeutet eben schon begrifflich<br />

mehr als die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelstellung<br />

doch recht konturlose „Bewegung“.<br />

20.000 Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> NRW<br />

Sport ist zum Beispiel auch e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Faktor im Geme<strong>in</strong>schaftsleben unserer<br />

Zeit, wenn man nur an die rund<br />

20.000 Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> unserem Land denkt,<br />

an die 500.000 Ehrenamtlichen, die<br />

mit ihrer Freiwilligenarbeit dieses große<br />

Netzwerk tragen, die daran mitwirken,<br />

Fairness - die Kard<strong>in</strong>altugend <strong>des</strong><br />

Sports - auszuformen, Solidarität zu<br />

stiften, Integration zu befördern. Das<br />

Sportvere<strong>in</strong>ssystem ist e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Akteur <strong>in</strong> unserer oft amorphen Gesellschaft,<br />

e<strong>in</strong>e Schlüsselstruktur, die hilft,<br />

dieses Geme<strong>in</strong>wesen zusammenzuhalten,<br />

e<strong>in</strong> gewichtiger Anteil am sozialen<br />

Kapital unserer Städte.<br />

54 Prozent aller Jugendlichen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Sportvere<strong>in</strong>. Diese Zahl ließ unseren<br />

M<strong>in</strong>isterpräsidenten sichtbar aufhorchen,<br />

als wir von der Internationalen<br />

Vere<strong>in</strong>igung Sport- und Freizeite<strong>in</strong>richtungen<br />

(IAKS), Sektion Deutschland,<br />

speziell für die Fragen <strong>des</strong> Sportstättenbaus<br />

zu e<strong>in</strong>em Symposion mit der<br />

Ratifizierung e<strong>in</strong>es „Bündnisses für den<br />

Sport“ zwischen der Lan<strong>des</strong>regierung<br />

und dem Lan<strong>des</strong>SportBund <strong>in</strong> der vergangenen<br />

Woche <strong>in</strong> die Staatskanzlei<br />

geladen waren. Die Lan<strong>des</strong>regierung<br />

wird unter anderem im Zusammenwirken<br />

mit der NRW.Bank e<strong>in</strong> Sportstättenf<strong>in</strong>anzierungsprogramm<br />

mit<br />

e<strong>in</strong>em Volumen von 150 Millionen Euro<br />

zur Verbesserung der Sportstätten<strong>in</strong>frastruktur<br />

auf der Basis z<strong>in</strong>sgünstiger<br />

und durch e<strong>in</strong>e Lan<strong>des</strong>bürgschaft<br />

abgesicherter Darlehen für die Vere<strong>in</strong>e<br />

und Verbände <strong>des</strong> Sports auflegen.<br />

Den Kommunen sollen z<strong>in</strong>sgünstige<br />

Kredite über die Kommunalkredite h<strong>in</strong>aus<br />

<strong>in</strong> diesem Programm erschlossen<br />

werden. Ziel dieses neuen Bündnisses<br />

ist es <strong>in</strong>sgesamt, den „Nutzen<br />

<strong>des</strong> Sports mehr als bisher deutlich zu<br />

machen“.<br />

Nach me<strong>in</strong>er Interpretation geht es darum,<br />

den Sport aus dem gesellschaftlichen<br />

Schlagschatten herauszuholen,<br />

<strong>in</strong> den er - oder doch wichtige Teile<br />

aus se<strong>in</strong>er großen B<strong>in</strong>nenwelt, wie zum<br />

Beispiel der Sportstättenbau - <strong>in</strong> letzter<br />

Zeit geraten s<strong>in</strong>d:<br />

XXaus<br />

dem selbstverschuldeten Dilemma<br />

der radikalen Kommerzialisierung<br />

mit der zerstörerischen Folge<br />

<strong>des</strong> Dop<strong>in</strong>gs, verbunden mit e<strong>in</strong>em<br />

tief greifenden Imageverlust bei den<br />

Eliten <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>;<br />

XXaus<br />

dem tradierten Versprechen der<br />

ewigen Jugend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft<br />

im demographischen Wandel mit<br />

Vortrag<br />

Sport ist <strong>in</strong>s gesellschaftliche<br />

Abseits geraten,<br />

se<strong>in</strong> Image hat<br />

gelitten<br />

11


12 Vortrag<br />

e<strong>in</strong>er rasch alternden Bevölkerung,<br />

die neue sportgeprägte Leitbilder<br />

braucht;<br />

XXaus<br />

dem Schmelzen der Ressourcen<br />

angesichts der F<strong>in</strong>anzengpässe der<br />

öffentlichen Hand, heute 25 Jahre<br />

nach dem Auslaufen <strong>des</strong> „Goldenen<br />

Plans für Gesundheit, Spiel und Erholung“<br />

- sichtbar im Sanierungsstau<br />

der Sportstätten<strong>in</strong>frastruktur,<br />

schamhaft versteckt h<strong>in</strong>ter der Vokabel<br />

„Rückbau“;<br />

XXaus<br />

der Randständigkeit <strong>in</strong> der Stadtentwicklung,<br />

<strong>in</strong> der Stadtplanung;<br />

XXaus<br />

dem Verlust e<strong>in</strong>er tragenden Rolle<br />

<strong>in</strong> Zeiten der Knappheitspolitik <strong>in</strong><br />

der Stadtpolitik, trotz <strong>des</strong> Staatsziels:<br />

Sport ist durch Land und Geme<strong>in</strong>den<br />

zu pflegen und zu fördern (Lan<strong>des</strong>verfassung<br />

§ 18).<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiet als<br />

Sportmetropole<br />

All das vorausgeschickt, stellt sich umso<br />

nachdrücklicher die Doppelfrage: Was<br />

kann dieser Sport zur Entwicklung der<br />

Metropole <strong>Ruhr</strong> beitragen, aber auch<br />

- angesichts se<strong>in</strong>es Wohlfahrtnutzens<br />

und se<strong>in</strong>er Wohlfahrtsleistungen - was<br />

kann der Sport aus der angestrebten<br />

Entwicklung zur Metropole gew<strong>in</strong>nen?<br />

Am nicht sehr kurzen Weg zur Antwort<br />

stehen zusätzlich viele Fragezeichen,<br />

die auf zu klärende Probleme wissenschaftlicher,<br />

politischer oder auch gesellschaftlicher<br />

Art verweisen:<br />

XXWie<br />

sehen die Entwicklungsl<strong>in</strong>ien<br />

<strong>des</strong> künftigen Geme<strong>in</strong>bedarfs<br />

überhaupt aus?<br />

XXWas<br />

wissen wir heute verlässlich<br />

über die <strong>Sportentwicklung</strong> und ihre<br />

Megatrends?<br />

XXKönnen<br />

wir - zugespitzt gefragt -<br />

wissen, wie der Sport <strong>in</strong> fünfzehn<br />

bis zwanzig Jahren gestaltet se<strong>in</strong><br />

wird?<br />

XXWie<br />

ist eigentlich die Prognosewirksamkeit<br />

unserer <strong>Sportentwicklung</strong>splanungen<br />

e<strong>in</strong>zuschätzen?<br />

XXWie<br />

beurteilen wir das wissenschaftlich-theoretische<br />

Gerüst dazu?<br />

XXLässt<br />

sich aus heutigen Sportverhaltensstudien<br />

ableiten, wie unsere<br />

Enkelk<strong>in</strong>der Sport treiben werden?<br />

Deutlich unterschieden werden muss<br />

von der <strong>Sportentwicklung</strong>splanung,<br />

die im Wesentlichen e<strong>in</strong> anderer Name<br />

für Sportpolitik ist, die Sportstättenentwicklungsplanung.<br />

Mit heutigen<br />

Entscheidungen, sei es zur Sanierung,<br />

Modernisierung, Anpassung an die demographischen<br />

Daten, Neubau, aber<br />

eben auch Rückbau, bauen oder ver-


auen wir die Zukunft <strong>des</strong> Sports <strong>in</strong><br />

unserem Land, <strong>in</strong> unserer Region. E<strong>in</strong>fache<br />

Antworten, wie <strong>in</strong> den Zeiten<br />

<strong>des</strong> „Goldenen Plans“ mit se<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

absoluten Mangelsituation geradezu<br />

genialen städtebaulichen Orientierungswerten<br />

„Quadratmeter<br />

Sportfläche pro E<strong>in</strong>wohner“, verbieten<br />

sich heute angesichts der schnell<br />

fortschreitenden Differenzierungen <strong>in</strong><br />

Gesellschaft und Sport.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt der zentrale Wunsch,<br />

das <strong>Ruhr</strong>gebiet als Sportmetropole im<br />

Kreis der Metropolen Europas zu etablieren;<br />

dieser Wunsch wird hier mit all<br />

se<strong>in</strong>en unbeantworteten Imponderabilien<br />

als gegeben vorausgesetzt. Die<br />

Antwortsuche auf unsere oben angeführte<br />

Doppelfrage wollen wir heute<br />

aber noch weiter vertiefen.<br />

Pakt für den Sport<br />

Im erwähnten Bündnis für den Sport<br />

soll es nach dem Willen der Bündnisgenossen<br />

vor allem darum gehen, basierend<br />

auf den Zielsetzungen <strong>des</strong> „Pakts<br />

für den Sport“, neue Partner für die Zukunftsentwicklung<br />

<strong>des</strong> Sports zu gew<strong>in</strong>nen:<br />

die Wirtschaft und Medien, die<br />

Wissenschaft und Bildung, das Gesundheitswesen<br />

und die Kommunen. Wir fügen<br />

h<strong>in</strong>zu, im Blick von außen auf unser<br />

Vorhaben kann darüber h<strong>in</strong>aus besonders<br />

die Stadtentwicklung mit ihren Erkenntnissen<br />

und Planungsprozessen<br />

hilfreich se<strong>in</strong>. <strong>Sportentwicklung</strong> ist heute<br />

e<strong>in</strong>e Querschnittsaufgabe, die von<br />

vielen Politikbereichen bewältigt werden<br />

muss, die Zukunftsgestaltung ist<br />

nicht mehr von e<strong>in</strong>er Fachpolitik Sport<br />

alle<strong>in</strong> zu bewältigen. Diese Erkenntnis<br />

erschwert die Antwortsuche abermals.<br />

Im Blick nach außen wollen wir daher<br />

heute schauen, wie andere Metropolen<br />

unsere Aufgaben lösen. Wie gel<strong>in</strong>gt es<br />

dort, die Basis sportlichen Wachstums<br />

zu sichern? Wie kann man e<strong>in</strong>e Grundversorgung<br />

für den Sport <strong>in</strong> den Me-<br />

tropolen beschreiben? Wer soll <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Entwicklungsprozess zur Metropole<br />

was machen? In den Worten <strong>des</strong> Konzeptentwurfs<br />

zur Kulturmetropole <strong>Ruhr</strong><br />

heißt es: Wo s<strong>in</strong>d die Institutionen und<br />

Akteure, die sich auf e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />

Vorgehen e<strong>in</strong>igen, und wer besitzt überhaupt<br />

die Möglichkeiten und Voraussetzungen<br />

zur professionellen Koord<strong>in</strong>ation<br />

und Anleitung der Umsetzung e<strong>in</strong>er<br />

Metropolenstrategie? Es gilt aber auch<br />

zu klären und zu entscheiden, was die<br />

Mitgliedskommunen selbst regeln können<br />

und was Gegenstand <strong>des</strong> Planungsprozesses<br />

<strong>in</strong> der Region se<strong>in</strong> muss. Wie<br />

muss der angestrebte Masterplan konstruiert<br />

werden, damit er e<strong>in</strong> Kompass<br />

Vortrag<br />

Besonders wichtig für<br />

die Sportplanung ist<br />

die Stadtentwicklung<br />

mit ihrer Planungserfahrung<br />

Richtwertbezogene<br />

Planung verbietet sich<br />

heute<br />

13


14 Vortrag<br />

Die Bevölkerung muss<br />

für die Ideen h<strong>in</strong>ter<br />

dem Masterplan<br />

begeistert werden<br />

„Sportgerechte Metropole“<br />

als Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal<br />

für die Entwicklung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gute Zukunft<br />

wird? Wir s<strong>in</strong>d also mit unseren<br />

unbeantworteten Fragen, dem Berg zu<br />

lösender Probleme, den aufgetürmten<br />

Schwierigkeiten nicht alle<strong>in</strong>. Beim „Blick<br />

über den Zaun“ ist manches zu lernen.<br />

Masterplan Sport für<br />

die Metropole <strong>Ruhr</strong><br />

Ich will daher abrundend versuchen,<br />

e<strong>in</strong> paar Bauste<strong>in</strong>e für die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er Strategie, die zur Sportmetropole<br />

<strong>Ruhr</strong> führen könnte, zu skizzieren; sie<br />

sollten heute aber nachdrücklich kritisch<br />

h<strong>in</strong>terfragt werden. Ausgangspunkt<br />

ist das Vorhaben, im Regionalverband<br />

e<strong>in</strong>en „Masterplan Sport für<br />

die Metropole <strong>Ruhr</strong>“ zu erstellen. Masterplan,<br />

das kl<strong>in</strong>gt heute noch wie e<strong>in</strong>e<br />

Zauberformel, e<strong>in</strong> Zauberwort. London<br />

hat e<strong>in</strong>en Masterplan für die Vorbereitung<br />

der Olympischen Spiele 2012, Essen<br />

berät e<strong>in</strong>en Masterplan für die Gegenwartsentscheidungen<br />

über die zukünftige<br />

Sportstätten<strong>in</strong>frastruktur, und der<br />

Bun<strong>des</strong>tra<strong>in</strong>er Joachim Löw ist sich se<strong>in</strong>er<br />

Sache für die Europameisterschaft<br />

sicher: „… wir wissen genau, wo wir ansetzen<br />

müssen. Wir haben e<strong>in</strong>en Masterplan“.<br />

In diesen offenen Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

modernen Planungs<strong>in</strong>struments<br />

gilt es, die Leitziele und Akteure, die<br />

Bauste<strong>in</strong>e und Realisierungswege für<br />

unser Vorhaben e<strong>in</strong>zuformen.<br />

Die vielleicht schon entscheidende Aufgabe<br />

ist es, die Idee <strong>des</strong> Masterplans<br />

sichtbar zu machen, die Bevölkerung<br />

der Region dafür zu gew<strong>in</strong>nen, ihre Kraft<br />

zur Identifikation frei zu setzen. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>vernehmlich<br />

konzipiertes Leitbild als<br />

so genanntes Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal<br />

könnte dabei wesentlich helfen. Vorschlag:<br />

die „Sportgerechte Metropole“.<br />

Damit könnte der Anschluss an die Gerechtigkeitsdebatte<br />

<strong>in</strong> der Gesellschaft<br />

gefunden werden, die Zugangsgerechtigkeit<br />

für alle E<strong>in</strong>wohner der Metropole<br />

würde wenigstens im Leitbild garantiert,<br />

die Identifikation mit e<strong>in</strong>em<br />

eigenen Sportprofil der Region hätte<br />

gute Anknüpfungspunkte. Dann müssen<br />

die Politik und die sie tragenden<br />

Parteien <strong>in</strong> der Region gewonnen werden.<br />

Wie könnte e<strong>in</strong>e Regionalpolitik<br />

für die Sportmetropole aussehen? Wer<br />

übernimmt die Verantwortungsträgerschaft<br />

für die Zukunft nicht zuerst <strong>des</strong><br />

Sports, sondern für die Menschen <strong>in</strong><br />

der Region, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft im<br />

Wandel mehr denn je auf die Sportkultur<br />

angewiesen s<strong>in</strong>d?<br />

Gute Sport<strong>in</strong>frastruktur<br />

Ferner müssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tiefenanalyse<br />

die Hauptentwicklungsl<strong>in</strong>ien im Sport<br />

selbst untersucht werden. Die Metro-


pole <strong>Ruhr</strong> besitzt e<strong>in</strong>e gute sportliche<br />

Infrastruktur. Sie ist sowohl e<strong>in</strong> harter<br />

Standortfaktor als auch Träger<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational<br />

und national bedeutsamer<br />

Veranstaltungen. Mehr Geme<strong>in</strong>samkeit<br />

bei der E<strong>in</strong>werbung und Durchführung<br />

solcher weltweit wirksamen so<br />

genannten „Events“ ist allerd<strong>in</strong>gs sehr<br />

wünschenswert. Fehlt alle<strong>in</strong> das Dach<br />

e<strong>in</strong>es regionalen Zusammenschlusses,<br />

um die Wirkungen nach <strong>in</strong>nen und außen<br />

zu potenzieren? Vorschlag: Es werden<br />

drei <strong>Workshops</strong> mit Experten aus<br />

der Region, aber auch aus dem ganzen<br />

Bun<strong>des</strong>gebiet sowie aus anderen Fachbereichen<br />

der Stadtpolitik zum Leistungssport,<br />

zum organisierten Sport <strong>in</strong><br />

Schule und Vere<strong>in</strong> und zum allgeme<strong>in</strong>en<br />

Sport im Alltagsleben durchgeführt und<br />

die selbstkritisch erarbeiteten Ergebnisse<br />

<strong>in</strong> die Planungsprozesse e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Gesucht wird im Besonderen e<strong>in</strong>e herausragende<br />

Persönlichkeit <strong>des</strong> Reviers<br />

- möglichst mit e<strong>in</strong>em politischen Amt<br />

- die mit gewachsener Autorität für<br />

die Sportmetropole als repräsentativer<br />

Sprecher <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung tritt, den gesamten<br />

Prozess moderiert. In der ersten<br />

Phase der Olympiabewerbung <strong>des</strong> <strong>Ruhr</strong>gebiets,<br />

auf die dann zu Gunsten <strong>des</strong> geteilten<br />

Berl<strong>in</strong>s verzichtet wurde, war dies<br />

e<strong>in</strong> Oberbürgermeister, e<strong>in</strong> „primus <strong>in</strong>ter<br />

pares“, ke<strong>in</strong> „unus <strong>in</strong>ter pares“ - wie Kard<strong>in</strong>al<br />

Lehmann gerade se<strong>in</strong>e Rolle <strong>in</strong> der<br />

Bischofskonferenz beschrieben hat.<br />

Sportagentur<br />

<strong>Ruhr</strong>metropole?<br />

Diskutiert werden sollte schließlich<br />

die Bildung e<strong>in</strong>es „<strong>Ruhr</strong>forums für den<br />

Sport“ - analog zum früheren Stadtforum<br />

<strong>des</strong> Sports - als ständiges Organ,<br />

das für die gesamte Region den<br />

Entwicklungsprozess begleitet und legitimiert.<br />

Repräsentanten aller Mitgliedskommunen<br />

im RVR und der hier<br />

ansässigen Institutionen sollten dar<strong>in</strong><br />

vertreten se<strong>in</strong>. So könnte e<strong>in</strong>e neuartige<br />

Organisationsform kooperativen Handelns<br />

entstehen. Auch müssen die Ressourcen<br />

gestärkt werden, sowohl die f<strong>in</strong>anziellen<br />

als auch die personellen. E<strong>in</strong><br />

analoges Vorgehen wie beim schon zitierten<br />

Masterplan Kultur drängt sich<br />

auf. Könnte die Schaffung e<strong>in</strong>er „Sportagentur<br />

<strong>Ruhr</strong>metropole“ mit e<strong>in</strong>er entsprechenden<br />

Ausstattung dazu e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Weichenstellung se<strong>in</strong>?<br />

Als Grundlage für die vielen E<strong>in</strong>zelschritte<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Zukunft der Sportmetropole<br />

<strong>Ruhr</strong> muss aber nach wie vor<br />

der Wille zur Zusammenarbeit gestärkt<br />

werden, ansonsten „bleibt alles anders“.<br />

Die Mühen werden sich lohnen, denn<br />

der Sport und se<strong>in</strong>e Kultur ist <strong>in</strong> Zukunft<br />

noch mehr als bisher e<strong>in</strong> Beitrag zu e<strong>in</strong>em<br />

guten Leben der Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger <strong>in</strong> der <strong>Ruhr</strong>region, der hoffentlich<br />

künftigen „Sportmetropole <strong>Ruhr</strong>“. ◆<br />

Vortrag<br />

Vorschlag: Drei <strong>Workshops</strong><br />

zu Leistungssport,Schul-/Vere<strong>in</strong>ssport<br />

und Alltagssport<br />

Moderation durch herausragendePersönlichkeit<br />

Wille zur Zusammenarbeit<br />

ist die Voraussetzung<br />

15


Sportmetropole<br />

<strong>Ruhr</strong><br />

17


18 Vortrag<br />

Paul Lawitzke<br />

RVR-Teamleiter für<br />

Freizeitmarket<strong>in</strong>g<br />

Sportbegeisterung der<br />

<strong>Ruhr</strong>gebietsbevölkerung<br />

ist sprichwörtlich<br />

Sport ist wichtig für<br />

Lebensqualität, Image,<br />

Beschäftigung, Wirtschaft<br />

und Regionalentwicklung<br />

Paul Lawitzke<br />

Die Sportmetropole <strong>Ruhr</strong> stellt sich vor<br />

Der Ausschuss für Kultur und Sport<br />

<strong>des</strong> Regionalverban<strong>des</strong> <strong>Ruhr</strong> hat die<br />

Verwaltung mit der Erarbeitung e<strong>in</strong>es<br />

regionalen Masterplans Sport<br />

beauftragt. Auf der Basis e<strong>in</strong>er Bestandsaufnahme<br />

der regional bedeutsamen<br />

Sport<strong>in</strong>frastruktur und<br />

der regionalen Sportangebote sollen<br />

Handlungsempfehlungen zu e<strong>in</strong>er<br />

regionalen Entwicklung von Sport,<br />

Freizeit, Gesundheit und Wellness erarbeitet<br />

werden. Diese Erarbeitung<br />

erfolgt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen regionalen Dialog<br />

mit den Akteuren aus dem Sport,<br />

der Sportwirtschaft, der Politik und<br />

der Verwaltung.<br />

Das <strong>Ruhr</strong>gebiet mit se<strong>in</strong>en 5,3 Millionen<br />

E<strong>in</strong>wohnern verfügt über e<strong>in</strong>en<br />

hohen Anteil sportaktiver Bevölkerung.<br />

Die Sportbegeisterung der<br />

<strong>Ruhr</strong>gebietsbevölkerung ist sprichwörtlich.<br />

Sie ist Garant für hohen Zuschauerzuspruch<br />

und bietet darüber<br />

h<strong>in</strong>aus die Chance der Profilierung<br />

als Veranstaltungsort nationaler und<br />

<strong>in</strong>ternationaler Sportereignisse.<br />

Sport hat hohen Stellenwert<br />

Das Thema Sport hat für die Metropole<br />

<strong>Ruhr</strong> unter verschiedenen Aspekten<br />

e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert:<br />

XXQualifizierte<br />

Sportangebote erhöhen<br />

die Lebensqualität und s<strong>in</strong>d damit<br />

e<strong>in</strong> wichtiger Standortfaktor.<br />

XXSportgroßveranstaltungen<br />

leisten<br />

e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Imageförderung.<br />

Die Metropole <strong>Ruhr</strong><br />

wird bun<strong>des</strong>weit - über das Thema<br />

Fußball h<strong>in</strong>aus - <strong>in</strong> hohem Maße<br />

als Sportregion wahrgenommen.<br />

Im europäischen Wettbewerb der<br />

Regionen verzichtet ke<strong>in</strong>e Region<br />

mit Metropolanspruch auf die Besetzung<br />

<strong>des</strong> Themas Sport, um die<br />

eigene Ausstrahlung zu erhöhen.<br />

XXDie<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen Metropole<br />

<strong>Ruhr</strong> und dem Fußball ist eng.<br />

Fußball hat e<strong>in</strong>e hohe Image prägende<br />

Bedeutung für die Region.<br />

Bun<strong>des</strong>weit - und vermutlich auch<br />

<strong>in</strong>ternational - werden Gelsenkirchen<br />

und Dortmund zu allererst<br />

mit Schalke 04 bzw. Borussia Dortmund<br />

assoziiert.<br />

XXDer<br />

Sport ist e<strong>in</strong> wichtiger Beschäftigungs-<br />

und Wirtschaftsfaktor.<br />

Mit der zunehmenden Professionalisierung<br />

der Sportanbieter entstehen<br />

neue Beschäftigungsfelder<br />

und neue Arbeitsplätze.<br />

XXSportveranstaltungen<br />

und <strong>in</strong>sbesondereSportgroßveranstaltungen<br />

b<strong>in</strong>den Kaufkraft <strong>in</strong> der Region<br />

und können bei entsprechender<br />

überregionaler Ausstrahlung zusätzliche<br />

wirtschaftliche Effekte <strong>in</strong><br />

der Region auslösen.<br />

XXFür<br />

wesentliche Zukunftsaufgaben<br />

der Regionalentwicklung, z. B. bei<br />

den Themen Gesundheit oder Tourismus<br />

ist Sport unverzichtbar.


XX<br />

XX<br />

XX<br />

XX<br />

XX<br />

XX<br />

Mehr als drei Millionen Menschen<br />

üben <strong>in</strong> der Metropole <strong>Ruhr</strong> sportliche<br />

Aktivitäten aus. Das Sportverhalten<br />

unterliegt e<strong>in</strong>em starken und<br />

schnellen Wandel, der auf zunehmender<br />

Orientierung an Gesundheit,<br />

Wellness und Trendsport basiert.<br />

Starke Zuwächse zeigen sich bei<br />

den neuen Angeboten kommerzieller<br />

Sportanbieter, der geme<strong>in</strong>nützigen<br />

Sportwirtschaft und bei den selbst<br />

organisierten Sportaktivitäten <strong>in</strong> der<br />

Landschaft. S<strong>in</strong>kende E<strong>in</strong>wohnerzahlen,<br />

die Alterung der Gesellschaft und<br />

der wachsende Anteil der Bevölkerung<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund erfordern<br />

e<strong>in</strong>e Neuausrichtung der öffentlichen<br />

Sport<strong>in</strong>frastruktur und<br />

Programme.<br />

Sportangebote werden zunehmend<br />

im regionalen Maßstab genutzt.<br />

Prof. Horst Hübner von der Bergischen<br />

Universität Wuppertal hat aktuell<br />

ermittelt, dass 25 Prozent aller<br />

XX<br />

XX<br />

XX<br />

XX<br />

XX<br />

Zahlen und Fakten<br />

Sportaktivitäten der Herner Bevölkerung<br />

außerhalb <strong>des</strong> Stadtgebietes<br />

erfolgen.<br />

Sportvere<strong>in</strong>e und<br />

Spitzensport<br />

XX<br />

XX<br />

XX<br />

Sportliche Aktivitäten werden nach<br />

wie vor <strong>in</strong> hohem Maße <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en<br />

ausgeübt. 1,4 Millionen Menschen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> etwa 5.500 Vere<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der<br />

Metropole <strong>Ruhr</strong> organisiert. Das Engagement<br />

der Sportvere<strong>in</strong>e bildet<br />

die Basis für den Leistungs-, Wettkampf-<br />

und Spitzensport. Zur systematischen<br />

Förderung <strong>des</strong> Spitzensports<br />

tragen <strong>in</strong> der Metropole <strong>Ruhr</strong><br />

zahlreiche E<strong>in</strong>richtungen bei: Zwei<br />

Olympiastützpunkte, 24 Leistungszentren,<br />

110 Leistungsstützpunkte<br />

und zwei Eliteschulen <strong>des</strong> Sports.<br />

Teilnehmer aus der Region haben e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl nationaler und <strong>in</strong>ternationaler<br />

Titel errungen.<br />

Vortrag<br />

Wandel durch zunehmende<br />

Orientierung<br />

an Gesundheit, Wellness<br />

und Trendsport<br />

Engagement der<br />

Sportvere<strong>in</strong>e als Basis<br />

für Leistungs-, Wettkampf-<br />

und Spitzensport<br />

19


20 Vortrag<br />

Sporte<strong>in</strong>richtungen<br />

hervorragend geeignet<br />

für nationale und <strong>in</strong>ternationaleSportveranstaltungen<br />

Zahlen und Fakten<br />

Die Metropole <strong>Ruhr</strong> ist mit e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

von Sportgroße<strong>in</strong>richtungen ausgestattet,<br />

die für die Ausrichtung<br />

nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Sportveranstaltungen<br />

hervorragend geeignet<br />

s<strong>in</strong>d. Hierbei handelt es sich unter<br />

anderem um Arenen, Fußballstadien,<br />

Großveranstaltungs- und Mehrzweckhallen,<br />

Sondersportanlagen, Trendsporte<strong>in</strong>richtungen<br />

und nicht zuletzt<br />

Messen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

werden im Folgenden e<strong>in</strong>ige<br />

überregional bedeutsame E<strong>in</strong>richtungen<br />

benannt.<br />

Große<strong>in</strong>richtungen für<br />

Sportevents<br />

Die Velt<strong>in</strong>s-Arena <strong>in</strong> Gelsenkirchen ist<br />

aufgrund ihrer multifunktionellen Nutzbarkeit<br />

und ihres Fassungsvermögens<br />

vielfacher Veranstaltungsort für nationale<br />

und <strong>in</strong>ternationale Sportevents.<br />

Der Signal Iduna Park <strong>in</strong> Dortmund war<br />

Austragungsort der letzten Fußballweltmeisterschaft.<br />

Weitere Fußballstadien<br />

mit überregionaler Bedeutung s<strong>in</strong>d u. a.<br />

das rewirpower Stadion <strong>in</strong> Bochum und<br />

die MSV-Arena <strong>in</strong> Duisburg.


Unter den zahlreichen für Sportgroßveranstaltungen<br />

geeigneten Mehrzweckhallen<br />

besitzt die Westfalenhalle<br />

die größte Tradition. Hier fanden<br />

u. a. Spiele der Handball-WM und die<br />

Eiskunstlauf-WM statt. Als Veranstaltungsort<br />

für Sportevents hat sich die<br />

König-Pilsener-Arena ebenso profiliert<br />

wie die Grugahalle und die RWE<br />

Rhe<strong>in</strong>-<strong>Ruhr</strong> Sporthalle, die ebenfalls<br />

für Sportevents gut geeignet s<strong>in</strong>d.<br />

Aktuell neu h<strong>in</strong>zugekommen ist die<br />

Günter-Hörster-Sporthalle <strong>in</strong> Reckl<strong>in</strong>ghausen.<br />

XX<br />

XX<br />

XX<br />

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XX<br />

XX<br />

XX<br />

Die Messe Essen hat sich als herausragender<br />

Standort für Sport-, Freizeit-<br />

und Gesundheitsmessen mit hohem<br />

Publikumszuspruch e<strong>in</strong>en Namen<br />

gemacht. Zu den bedeutendsten Ereignissen<br />

gehören die Essen Motor<br />

Show, die FIBO, die YOU, die Equitana<br />

und die Gesundheitsmesse.<br />

Spitzene<strong>in</strong>richtungen der<br />

Sportfachverbände<br />

Für die Leichtathletik und das<br />

Schwimmen, die beiden Kerndiszi-<br />

Vortrag<br />

Viele nationale und<br />

<strong>in</strong>ternationale Wettkämpfe<br />

der Fachverbände<br />

f<strong>in</strong>den statt<br />

21


22 Vortrag<br />

pl<strong>in</strong>en der Olympischen Spiele, bestehen<br />

<strong>in</strong> der Metropole <strong>Ruhr</strong> gute Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs-<br />

und Wettkampfe<strong>in</strong>richtungen,<br />

die zum Teil nationales Niveau aufweisen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist die Region<br />

e<strong>in</strong> nationales und <strong>in</strong>ternationales<br />

Zentrum für den Wassersport, <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>in</strong> den Diszipl<strong>in</strong>en Kanu- und<br />

Rudersport. Weiterh<strong>in</strong> bestehen verschiedene<br />

Spezialsportanlagen von<br />

nationaler Bedeutung.<br />

Unter den für den Spitzensport geeigneten<br />

Leichtathletikanlagen s<strong>in</strong>d das<br />

Lohrhei<strong>des</strong>tadion als Austragungsort<br />

für Deutsche Meisterschaften,<br />

das Stadion Rote Erde und die mit e<strong>in</strong>er<br />

Rundlaufbahn ausgestattete Helmut-Körnig-Halle<br />

besonders herauszuheben.<br />

Das Südbad <strong>in</strong> Dortmund und das Maximare<br />

<strong>in</strong> Hamm s<strong>in</strong>d überregional<br />

bedeutsame Wettkampfstätten für<br />

den Schwimmsport. Drei weitere für<br />

den Schwimmsport ganzjährig nutzbare<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsstätten mit 50-Meter-<br />

Bahnen bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Duisburg,<br />

Essen und Bochum. Der Bun<strong>des</strong>leistungsstützpunkt<br />

im Schwimmzentrum<br />

<strong>in</strong> Essen-Rüttenscheid wurde<br />

aktuell um e<strong>in</strong> Teilzeit<strong>in</strong>ternat erweitert.<br />

Für den Wassersport bestehen<br />

zahlreiche Spitzene<strong>in</strong>richtungen, allen<br />

voran die Regattabahn Duisburg-<br />

Wedau als Austragungsort der letzten<br />

Kanu-Weltmeisterschaft. E<strong>in</strong>e<br />

Kanu-Slalom-Anlage bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong><br />

Hagen-Hohenlimburg. Auf dem Baldeneysee<br />

f<strong>in</strong>den <strong>in</strong>ternationale Ruder-Regatten<br />

statt. Dortmund ist<br />

Standort <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>leistungszentrums<br />

Rudern.<br />

Nicht zuletzt bestehen zahlreiche<br />

weitere Sondersportanlagen, bei-<br />

spielsweise für Fußball, Handball,<br />

Basketball, Eissport, Tennis, Golf und<br />

Pfer<strong>des</strong>port. Hervorgehoben werden<br />

hier das Hockey-Waldstadion <strong>in</strong> Mülheim,<br />

das Velt<strong>in</strong>s-Ski-Alp<strong>in</strong>center <strong>in</strong><br />

Bottrop, das Schießsportzentrum <strong>in</strong><br />

Dortmund und der Sportpark <strong>in</strong> Herne.<br />

Die Metropole <strong>Ruhr</strong> ist vielfacher<br />

Austragungsort für nationale und <strong>in</strong>ternationale<br />

Wettkämpfe der Fachverbände.<br />

In den letzten Jahren haben<br />

hier die Eiskunstlauf-WM (2004),<br />

die World Games (2005), die Taekwondo-WM<br />

(2005), die Skateboard-<br />

WM (2005), die Fußball-WM (2006),


die Handball-WM (2007) und die Kanu-WM<br />

(2007) stattgefunden.<br />

Jährlich wiederholend f<strong>in</strong>den mehr<br />

als 25 überregional bis <strong>in</strong>ternational<br />

bedeutsame Sportveranstaltungen<br />

<strong>in</strong> der Region statt. Darunter der<br />

Karstadt <strong>Ruhr</strong>Marathon, der Rhe<strong>in</strong>-<br />

<strong>Ruhr</strong>-Marathon, die <strong>Ruhr</strong>olympiade,<br />

der Sparkassen-Giro, das Dortmunder<br />

6-Tage-Rennen und viele andere.<br />

Zu den weiteren Highlights gehören<br />

die Spiele der Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den Profiligen<br />

Fußball, Handball, Basketball und<br />

Tennis, die im nationalen Maßstab<br />

hochrangigen Wettbewerbe <strong>in</strong> zahlreichen<br />

Diszipl<strong>in</strong>en wie z. B. Beach-<br />

Volleyball, Kanu-Polo, Triathlon und<br />

Wasserball sowie Sonderereignisse<br />

wie das Champions-League F<strong>in</strong>ale<br />

2004 oder Box-Events.<br />

Attraktive E<strong>in</strong>zel-<br />

veranstaltungen<br />

H<strong>in</strong>zu kommen <strong>in</strong> Abhängigkeit von<br />

den Veranstaltungskalendern der<br />

Sportfachverbände jährlich etwa e<strong>in</strong><br />

Dutzend weiterer attraktiver E<strong>in</strong>zelveranstaltungen<br />

mit überregionaler<br />

Bedeutung. Hier e<strong>in</strong>e Auswahl der<br />

Veranstaltungen <strong>des</strong> Jahres 2007:<br />

DFB Fußball-Länderspiel, Frauenfußball<br />

WM-Qualifikation, Handball Super<br />

Cup, Leichtathletik Gala, Schwimmen<br />

Deutsche Mannschafts- und<br />

Kurzbahnmeisterschaften, Triathlon<br />

Deutsche Mannschaftsmeisterschaften,<br />

Ultra-Marathon und Squash<br />

Deutsche Meisterschaft.<br />

Aktuelle Bewerbungen aus der Region<br />

betreffen die Ausrichtung <strong>des</strong><br />

UEFA-Cup-F<strong>in</strong>ales 2010 <strong>in</strong> der Velt<strong>in</strong>s-<br />

Arena, der World Games 2013 und der<br />

Fußball-WM der Frauen.<br />

Der Masterplan Sport <strong>Ruhr</strong><br />

Der Masterplan Sport <strong>Ruhr</strong> soll die<br />

Gestaltungsfähigkeit der Region<br />

beim Thema Sport sichern und entwickeln.<br />

Er ergänzt die kommunalen<br />

Masterpläne zum Sport um die Perspektive<br />

<strong>in</strong>terkommunaler und regionaler<br />

Zusammenarbeit und stellt<br />

die regionalen Gestaltungspotenzia-<br />

Vortrag<br />

Masterplan Sport soll<br />

den geme<strong>in</strong>samen<br />

Auftritt als Sportmetropole<br />

stärken<br />

23


24 Vortrag<br />

Förderung von Modellprojekten<br />

regionaler<br />

Kooperation<br />

Wohnungsnahe und<br />

preiswerte Sportgelegenheiten<br />

sollten geschaffen<br />

werden<br />

Regionaler Teilplan Bäder<br />

<strong>Ruhr</strong> als erstes Leitprojekt<br />

Infrastruktur für<br />

Sportgroßereignisse ist<br />

wichtiges regionales<br />

Entwicklungsziel<br />

le im Sport dar. Der Masterplan Sport<br />

<strong>Ruhr</strong> erarbeitet unter Mitwirkung<br />

der Sportwissenschaft e<strong>in</strong> regionales<br />

Handlungsprogramm und e<strong>in</strong>en Orientierungsrahmen<br />

für kommunales<br />

Handeln, basierend auf der f<strong>in</strong>anziellen<br />

Situation der öffentlichen Haushalte.<br />

Die regional bedeutsamen Akteure<br />

der Sportorganisation, der Sportselbstverwaltung<br />

und der Sportwirtschaft<br />

werden <strong>in</strong> die Erarbeitung <strong>des</strong> regionalen<br />

Masterplans Sport e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Ziel ist die Stärkung <strong>des</strong> geme<strong>in</strong>samen<br />

Auftritts als Sportmetropole <strong>Ruhr</strong>.<br />

Es wird vorgeschlagen, den Masterplan<br />

Sport <strong>Ruhr</strong> <strong>in</strong>haltlich <strong>in</strong> drei<br />

Teilabschnitte zu gliedern: regionale<br />

Kooperation im Sport, Sportgroßereignisse<br />

und regionales Sportengagement<br />

<strong>des</strong> RVR.<br />

Regionale Kooperation<br />

im Sport<br />

Auf der Basis aktueller Sporttrends<br />

und unter Zugrundelegung der kommunalen<br />

Sportkonzepte werden die<br />

für e<strong>in</strong>e verstärkte regionale Kooperation<br />

relevanten Sporte<strong>in</strong>richtungen<br />

festgelegt und Modellprojekte<br />

regionaler Kooperation gefördert.<br />

Der gesellschaftliche Wertewandel,<br />

der sich <strong>in</strong> zunehmender Individualisierung<br />

und Pluralisierung ausdrückt,<br />

führt zu e<strong>in</strong>er vermehrten Nachfrage<br />

nach differenzierten Leistungsangeboten<br />

im Sport, die e<strong>in</strong>er flexiblen<br />

Angebots- und Organisationsstruktur<br />

bedürfen.<br />

Der gesellschaftspolitische Beitrag<br />

<strong>des</strong> Sports wird unter den Aspekten<br />

Gesundheit und Bewegung, Präven-<br />

tion und Gesundheitsvorsorge sowie<br />

Integration an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.<br />

Die hohe strukturelle Arbeitslosigkeit<br />

und die Herausbildung von Verarmungsquartieren<br />

im <strong>Ruhr</strong>gebiet erfordern<br />

e<strong>in</strong> besonderes Augenmerk<br />

auf die Entwicklung wohnungsnaher<br />

und preiswerter Sportgelegenheiten<br />

für breite Bevölkerungsschichten.<br />

Ziel ist e<strong>in</strong>e soziale Gestaltung <strong>des</strong><br />

Wandels im Sport und durch den<br />

Sport. Als e<strong>in</strong> erstes Leitprojekt wird<br />

e<strong>in</strong> regionaler Teilplan Bäder <strong>Ruhr</strong> erarbeitet.<br />

Sportgroßereignisse<br />

Sportevents s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> unverzichtbarer<br />

Beitrag zur Positionierung im Wettbewerb<br />

der Metropolregionen. Sicherung<br />

und Ausbau regional be-


deutsamer Sport<strong>in</strong>frastruktur als<br />

Basis für den Wettkampfsport und<br />

die Durchführung nationaler und <strong>in</strong>ternationaler<br />

Sportveranstaltungen<br />

ist e<strong>in</strong> wichtiges regionales Entwicklungsziel.<br />

Die Bewerbung und Ausrichtung<br />

überregional bedeutsamer<br />

Sportgroßereignisse soll auch künftig<br />

weiter gefördert werden. Dabei<br />

hat die Unterstützung der Aktivitäten<br />

zur Kulturhauptstadt 2010 durch<br />

den Sport derzeit e<strong>in</strong>en besonderen<br />

Stellenwert.<br />

Die Aktivitäten <strong>des</strong> RVR im Themenfeld<br />

Sport durch das Referat Kultur<br />

und Sport, die Freizeitbeteiligungen,<br />

<strong>Ruhr</strong>Grün, die Arbeit der <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

Tourismus GmbH und der Wirtschaftsförderung<br />

metropoleruhr<br />

GmbH s<strong>in</strong>d verstärkt aufe<strong>in</strong>ander<br />

abzustimmen. Dabei handelt es sich<br />

<strong>in</strong>sbesondere um<br />

XXdie<br />

Entwicklung regionaler Wegenetze<br />

für Radfahren, Wandern, Reiten<br />

und Wasserwandern,<br />

XXdie<br />

Entwicklung von Sportangeboten<br />

<strong>in</strong> der Landschaft, wie Paraglid<strong>in</strong>g,<br />

Mounta<strong>in</strong>bik<strong>in</strong>g, Volksgolf, ...<br />

XXden<br />

Betrieb von Sportangeboten<br />

<strong>in</strong> den Revierparks und Freizeitzentren<br />

mit RVR-Beteiligung, wie z. B.<br />

Spiel + Sport, Aquafitness, Eislaufen,<br />

Segeln, Surfen, Wakeboard<strong>in</strong>g<br />

und neue Gesundheitsangebote,<br />

XXdie<br />

<strong>Ruhr</strong>olympiade,<br />

XXBeratungen<br />

der Kommunen zur<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>,<br />

XXUnterstützung<br />

von Sportereignissen.<br />

Die nächsten Schritte<br />

Der heutige Workshop wird dokumentiert<br />

und im Herbst 2008 vorgelegt.<br />

E<strong>in</strong>e Expertise zum regionalen Sportverhalten<br />

wird unmittelbar beauftragt.<br />

E<strong>in</strong>e Expertise zur Positionierung der<br />

Städte <strong>in</strong> NRW als Orte von Sportgroßveranstaltungen<br />

wurde vom Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

NRW, Abteilung<br />

Sport, beauftragt. Nach Veröffentlichung<br />

der Studie wird e<strong>in</strong>e spezifische<br />

Auswertung der Metropole <strong>Ruhr</strong><br />

angestrebt.<br />

Expertengespräche vervollständigen<br />

die aktuelle Bestandsübersicht und<br />

dienen der Vorbereitung e<strong>in</strong>es regionalen<br />

Abstimmungsprozesses über<br />

die Zielstellung e<strong>in</strong>es regionalen Masterplans<br />

Sport. ◆<br />

Vortrag<br />

Folgende RVR-Arbeitsfelder<br />

sollten verstärkt<br />

aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt<br />

werden: die<br />

regionalen Wege-<br />

netze, Sportangebote<br />

<strong>in</strong> Landschaft, Revierparks<br />

und Freizeitzentren,<br />

die <strong>Ruhr</strong>-<br />

olympiade sowie<br />

Beratung und Veranstaltungsunterstützung<br />

Als Nächstes:<br />

<strong>Dokumentation</strong>,<br />

Expertisen, Expertengespräche<br />

25


Stadtentwicklung<br />

und Sport aus<br />

kommunaler und<br />

regionaler Sicht<br />

27


28 Podiumsdiskussion<br />

Hanns-Ludwig Brauser<br />

Geschäftsführer der<br />

Wirtschaftsförderung<br />

metropoleruhr GmbH<br />

„Pakt für den Sport“<br />

ist schlechtes Beispiel<br />

Konkrete Interessen<br />

der Städte müssen gebündelt<br />

werden<br />

Jugendarbeit als zentrale<br />

Aufgabe<br />

Sportmarket<strong>in</strong>g muss<br />

besser werden<br />

Hanns-Ludwig Brauser<br />

Viele Interessen unter e<strong>in</strong>en Hut<br />

Masterpläne müssen konkrete Umsetzungsschritte<br />

enthalten. Andernfalls<br />

br<strong>in</strong>gen sie wenig bis nichts, das<br />

zeigt die Erfahrung. E<strong>in</strong> schlechtes<br />

Beispiel ist der „Pakt für den Sport“,<br />

der im Januar 2002 geschlossen<br />

wurde. Nachdem im April 2003 die<br />

Olympiabewerbung <strong>des</strong> <strong>Ruhr</strong>gebiets<br />

gescheitert war, wurde der Pakt sang-<br />

und klanglos zu den Akten gelegt.<br />

Die Interessen der 53 <strong>Ruhr</strong>gebietskommunen<br />

unter e<strong>in</strong>en Hut zu bekommen,<br />

ist nicht immer ganz e<strong>in</strong>fach.<br />

Das gilt auch für das Thema<br />

Sport und das geme<strong>in</strong>same Auftreten<br />

der Städte <strong>in</strong> Sportfragen. In der<br />

Wirtschaftsförderung kann man immer<br />

wieder erleben, dass es e<strong>in</strong>e stabile<br />

Kooperationsbasis gibt, wenn die<br />

konkreten Interessen der Städte gebündelt<br />

werden.<br />

Enge f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen<br />

Der Kampf um die f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen<br />

wird härter. Für freiwillige<br />

Aufgaben, zu denen der Sport gehört,<br />

besteht <strong>in</strong> Haushaltssicherungsgeme<strong>in</strong>den<br />

kaum Spielraum. Die meisten<br />

<strong>Ruhr</strong>gebietskommunen s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>em strengen F<strong>in</strong>anzdiktat unterworfen.<br />

Die Geme<strong>in</strong>schaft der Kommunen<br />

kann hier helfen und Spielräu-<br />

me eröffnen, wenn die Arbeitsfelder<br />

präzise benannt werden.<br />

E<strong>in</strong>e zentrale Aufgabe <strong>des</strong> Sports <strong>in</strong><br />

der Metropole <strong>Ruhr</strong> ist e<strong>in</strong>e breit gefächerte<br />

Jugendarbeit. Sport ist <strong>in</strong><br />

schwierigen Stadtteilen oft die e<strong>in</strong>zige<br />

Chance, an Jugendliche heranzukommen,<br />

die aus dem normalen Bildungsprozess<br />

herausgefallen s<strong>in</strong>d.<br />

Sport kann die Motivation der Jugendlichen<br />

wecken und stärken. Natürlich<br />

löst er nicht die Probleme,<br />

aber er kann e<strong>in</strong>e wichtige Hilfe se<strong>in</strong>.<br />

Obwohl es viele Jugendliche gibt, die<br />

ihre Zeit mehr oder weniger totschlagen,<br />

herrscht e<strong>in</strong> Mangel an Facharbeitern.<br />

S<strong>in</strong>d Jugendliche nicht motiviert<br />

und nicht qualifiziert, können<br />

sie zu e<strong>in</strong>em der großen Probleme der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Region werden.<br />

Das Sportmarket<strong>in</strong>g der Metropole<br />

<strong>Ruhr</strong> muss deutlich besser werden.<br />

Außerhalb von NRW kennt man Borrussia<br />

Dortmund und Schalke 04, die<br />

Region hat aber deutlich mehr zu bieten.<br />

Sie muss sich <strong>in</strong>tensiv um <strong>in</strong>ternationale<br />

Sportereignisse bemühen.<br />

Diese s<strong>in</strong>d für mediale Aufmerksamkeit<br />

und das regionale Image unerlässlich.<br />

Die Loveparade ist e<strong>in</strong> gutes<br />

Beispiel dafür, wie ohne größere Investitionen<br />

überregionale Aufmerk-


samkeit geweckt und die Bekanntheit<br />

gesteigert werden kann.<br />

Wellness und Gesundheitsvorsorge<br />

Die Olympiabewerbung der Metropole<br />

<strong>Ruhr</strong> ist <strong>des</strong>halb <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit Düsseldorf erfolgt, weil das <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

nicht genug Hotelkapazitäten<br />

hat. Die Kriterien <strong>des</strong> Internationalen<br />

Olympischen Komitees (IOC) erfordern<br />

e<strong>in</strong>e bestimmte Anzahl Hotelbetten<br />

der gehobenen und hohen<br />

Kategorie. Diese kann das <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

alle<strong>in</strong> nicht bieten.<br />

Wellness und Gesundheitsprophylaxe<br />

s<strong>in</strong>d wichtige Querschnittbereiche<br />

im Themenfeld Sport. Die Sportverbände<br />

sollten dies besser kommuni-<br />

zieren. Der Sport muss mehr zeigen,<br />

welche wirtschaftliche Bedeutung er<br />

erlangen kann. Die ökonomische Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Sports wird öffentlich<br />

selten ausreichend dargestellt. Die<br />

reale Wertschöpfung <strong>in</strong> vielen Sportarten<br />

und im Freizeitbereich werden<br />

von den Mediawelten dom<strong>in</strong>iert. Hier<br />

wäre e<strong>in</strong>e detaillierte Market<strong>in</strong>gstrategie<br />

s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Die metropoleruhr GmbH als regionale<br />

Wirtschaftsförderung wirkt gern<br />

beim Masterplan Sport mit. Das „Konzept<br />

<strong>Ruhr</strong>“, die Strategie zur nachhaltigen<br />

Stadt- und Regionalentwicklung<br />

im <strong>Ruhr</strong>gebiet für die nächste<br />

Dekade, ist e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaftsleistung<br />

der <strong>Ruhr</strong>gebietskommunen. Die<br />

Projekte aus dem Konzept <strong>Ruhr</strong> sollten<br />

im Masterplan Sport Berücksichtigung<br />

f<strong>in</strong>den. ◆<br />

Podiumsdiskussion<br />

Sport muss se<strong>in</strong>e wirtschaftliche<br />

Bedeutung<br />

deutlich machen<br />

29


30 Podiumsdiskussion<br />

Dr. Manfred Beck<br />

Stadtrat von Gelsenkirchen<br />

für Kultur, Bildung,<br />

Jugend und Sport<br />

Großereignisse können<br />

regionales Selbstbewusstse<strong>in</strong><br />

stärken<br />

Dr. Manfred Beck<br />

Sportevents stellen gute<br />

Zusammenarbeit unter Beweis<br />

Vorweg: Natürlich gehört das Deutsche<br />

Fußballmuseum nach Gelsenkirchen.<br />

Und natürlich ist Schalke 04<br />

durchaus auch <strong>in</strong>ternational ähnlich<br />

bekannt wie Borussia Dortmund.<br />

In den <strong>Ruhr</strong>gebietskommunen, auch<br />

<strong>in</strong> Gelsenkirchen, neigen die Bürger<br />

dazu, sich selbst und ihre Stadt kle<strong>in</strong><br />

zu reden. Großereignisse, ob im Sport<br />

oder <strong>in</strong> anderen Bereichen, können<br />

dazu beitragen, dies positiv zu verändern<br />

und das Selbstbewusstse<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

der Region zu stärken. Drei Beispiele<br />

demonstrieren das anschaulich: Die<br />

Olympiabewerbung 2012, die Fußball-<br />

Weltmeisterschaft 2006 und die Kulturhauptstadt<br />

<strong>Ruhr</strong>.2010.<br />

Wenig parteipolitische<br />

Konflikte<br />

Allerd<strong>in</strong>gs hat sich das <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

mit der Beteiligung Düsseldorfs bei<br />

der Olympiabewerbung ke<strong>in</strong>en Gefallen<br />

getan. Die Region wäre besser<br />

alle<strong>in</strong> angetreten. Obwohl die Bewerbung<br />

gescheitert ist, stellt sie e<strong>in</strong> ermutigen<strong>des</strong><br />

Beispiel für die Zusammenarbeit<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong> <strong>Ruhr</strong>gebiets<br />

dar. Im Sport ist e<strong>in</strong>e erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

zwischen den Städten<br />

eher als <strong>in</strong> anderen Bereichen möglich,<br />

weil hier wenig parteipolitische<br />

Konflikte ausgetragen werden.<br />

Auch die Fußball-WM 2006 hat die<br />

gute Zusammenarbeit unter Beweis<br />

gestellt, über die beiden WM-Standorte<br />

Dortmund und Gelsenkirchen<br />

h<strong>in</strong>aus. Ohne die Nachbarstädte wären<br />

die WM-Spiele für Gelsenkirchen<br />

alle<strong>in</strong>e nicht zu organisieren gewesen,<br />

schon mit Blick auf die Übernachtungskapazitäten.<br />

In Gelsenkirchen<br />

konnte man durch die WM e<strong>in</strong><br />

neues „Wir packen es“-Bewusstse<strong>in</strong><br />

beobachten.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Beweis für die gute Zusammenarbeit:<br />

Die erfolgreiche Bewerbung<br />

<strong>des</strong> <strong>Ruhr</strong>gebiets mit dem<br />

Flaggschiff Essen als Kulturhauptstadt<br />

Europas. Wichtig für diesen Erfolg<br />

war nicht zuletzt die gelungene<br />

Moderation von Prof. Oliver Scheytt.<br />

Die Kulturhauptstadt zeigt auch, wie<br />

bedeutend e<strong>in</strong>e moderne Fußballarena<br />

wie die Velt<strong>in</strong>s-Arena für das gesamte<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiet ist. Die Arena wird<br />

bekanntlich nicht nur für Fußballspiele,<br />

sondern auch für kulturelle Veranstaltungen<br />

genutzt. Zum Beispiel bei<br />

der Eröffnung der <strong>Ruhr</strong>.2010.<br />

Schub für Integration<br />

Große Events s<strong>in</strong>d vor allem <strong>des</strong>halb<br />

s<strong>in</strong>nvoll, weil sie lokal und regional<br />

e<strong>in</strong> neues Bewusstse<strong>in</strong> für den<br />

Sport schaffen. Überdies profitieren


viele Bürger von der Infrastruktur, die<br />

für solche Ereignisse verbessert wird.<br />

In Gelsenkirchen waren das im Zuge<br />

der WM die neue Abfahrt der A 42 und<br />

der neue Hauptbahnhof. Beide wären<br />

ohne die Weltmeisterschaft nicht so<br />

schnell gebaut worden. Der Essener<br />

Hauptbahnhof wird nun nur wegen<br />

der Kulturhauptstadt 2010 komplett<br />

renoviert.<br />

Nachdem Gelsenkirchen Spielort für<br />

die WM 2006 wurde, g<strong>in</strong>g durch die<br />

Gelsenkirchener e<strong>in</strong> richtiger „Ruck“.<br />

Auch bei den sozial Benachteiligten<br />

war das zu beobachten. Insofern hat<br />

die WM auch für die Integration e<strong>in</strong>en<br />

Schub gebracht. In vielerlei H<strong>in</strong>sicht<br />

hat die Fußball-Weltmeisterschaft<br />

nachhaltige Spuren h<strong>in</strong>terlassen.<br />

Kultur und Sport s<strong>in</strong>d zwei e<strong>in</strong>deutige<br />

Stärken <strong>des</strong> <strong>Ruhr</strong>gebiets. Neben Fuß-<br />

ball und Velt<strong>in</strong>s-Arena setzt Gelsenkirchen<br />

aber auch auf weitere Sportarten<br />

und Sportstätten. Zum Beispiel<br />

war das Amphitheater Gelsenkirchen<br />

2007 Schauplatz <strong>des</strong> F<strong>in</strong>ales der<br />

Deutschen Mannschaftsmeisterschaften<br />

im Triathlon und wird hoffentlich<br />

2010 Ort der Europameisterschaften<br />

im Triathlon.<br />

Gelsenkirchen steht zwar unter dem<br />

Haushaltssicherungsgesetz, trotzdem<br />

ist die Stadt im Bereich Sport noch<br />

handlungsfähig. Das liegt an „Gelsensport“,<br />

dem Zusammenschluss der<br />

städtischen Sportverwaltung und der<br />

kommunalen Selbstverwaltung <strong>des</strong><br />

Sports unter e<strong>in</strong>em Dach. Mit Gelsensport<br />

als quasi privatem Partner können<br />

für den Gelsenkirchener Sport<br />

trotz Haushaltssicherungsgesetz zusätzliche<br />

f<strong>in</strong>anzielle Mittel erschlossen<br />

werden. ◆<br />

Podiumsdiskussion<br />

Verbesserte Infrastruktur<br />

durch Events<br />

Durch Gelsensport<br />

Spielraum trotz Haushaltssicherungsgesetz<br />

31


32 Podiumsdiskussion<br />

Wilfried Cleven<br />

Dezernent der Stadt<br />

Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> für<br />

Soziales, Beschäftigung,<br />

Gesundheit, Sport (ab August<br />

2008 im Ruhestand)<br />

Umfassender <strong>Sportentwicklung</strong>sprozess<br />

als Modellprojekt<br />

Pakt für den Mülheimer<br />

Sport<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>splan<br />

neuen Typs<br />

Wilfried Cleven<br />

Mülheimer Sportdialog:<br />

Sportgerechte Stadt an der <strong>Ruhr</strong><br />

Mit dem „Mülheimer Sportdialog“ hat<br />

die Stadt Mülheim bereits 2001 die Probleme<br />

am Schopf gepackt. Der Mülheimer<br />

Sportservice (MSS) sollte geme<strong>in</strong>sam<br />

mit dem Mülheimer Sportbund<br />

die <strong>Sportentwicklung</strong>splanung der<br />

Stadt vorantreiben. Der MSS, das ehemalige<br />

Sport- und Bäderamt, ist heute<br />

e<strong>in</strong>e eigenbetriebsähnliche E<strong>in</strong>richtung<br />

der Stadt. Dabei geht es auch<br />

um E<strong>in</strong>sparpotenziale - jedoch durch<br />

den Sport, nicht am Sport soll gespart<br />

werden. Hieraus ist <strong>in</strong> der Folge der<br />

Wunsch entstanden, e<strong>in</strong>en umfassenden<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>sprozess anzustoßen.<br />

E<strong>in</strong> Modellprojekt, für das der<br />

Lan<strong>des</strong>SportBund NRW als Kooperationspartner<br />

mit <strong>in</strong>s Boot geholt wurde.<br />

Der Mülheimer Sportdialog ist mehr<br />

als e<strong>in</strong> Sportprojekt. Es ist e<strong>in</strong> echter<br />

Dialog zwischen Politikern, Fachleuten,<br />

gesellschaftlichen Gruppen und<br />

Bürgern, bei dem Sportvere<strong>in</strong>e und<br />

Bürger im Mittelpunkt stehen und<br />

die Situation <strong>des</strong> Sports umfassend<br />

analysiert wird. Ganz entscheidend<br />

ist e<strong>in</strong> Leitbild und die konkrete Def<strong>in</strong>ition<br />

von Zielen. Unser Leitbild: „Mülheim<br />

- die sportgerechte Stadt an der<br />

<strong>Ruhr</strong>“. Unsere Ziele: Moderne Stadtgestaltung<br />

und -entwicklung, f<strong>in</strong>anzielle<br />

Planungssicherheit, Stärkung der<br />

Ehrenamtlichkeit, auch über die Vere<strong>in</strong>e,<br />

Sport als gleichberechtigtes Politikfeld<br />

neben Jugend-, Sozial- und Gesundheitspolitik.<br />

Zwischen 2002 und heute ist viel passiert.<br />

19 konkrete Entwicklungsfelder<br />

setzten das Leitbild um, die Situation<br />

<strong>des</strong> Sports wurde analysiert, externe<br />

Gutachter wurden e<strong>in</strong>geschaltet, namentlich<br />

die Professoren Rittner und<br />

Breuer von der Deutschen Sporthochschule<br />

Köln sowie Professor Hübner<br />

von der Universität Wuppertal. Des Weiteren<br />

erstellten die Beteiligten e<strong>in</strong>en<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>splan neuen Typs, der<br />

e<strong>in</strong>en offenen, dialogorientierten Prozess<br />

<strong>in</strong> Gang setzte, um die vere<strong>in</strong>barten<br />

Ziele geme<strong>in</strong>sam zu erreichen.<br />

Am Ende entstand der vom Rat der<br />

Stadt beschlossene „Pakt für den Mülheimer<br />

Sport“. Obwohl das Geld knapp<br />

ist, hat er f<strong>in</strong>anzielle Planungssicherheit<br />

bis 2009 gebracht. Inzwischen<br />

wurde der Pakt bis 2013 verlängert. Die<br />

Zusammenarbeit mit dem Mülheimer<br />

Sportbund als gleichberechtigtem<br />

Partner hat sich gut entwickelt, es gibt<br />

mit der Sportkonferenz e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Steuerungsgruppe.<br />

Die f<strong>in</strong>anzielle Knappheit <strong>in</strong> den Kommunen<br />

wird auch im Sport immer<br />

wieder die Frage nach Öffentlich-Privaten<br />

Partnerschaften aufwerfen.<br />

Wünschenswert ist auch im Sport e<strong>in</strong>e<br />

engere <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit.<br />

Die Stärken <strong>in</strong> der Metropole <strong>Ruhr</strong><br />

zu bündeln und e<strong>in</strong> eigenes regionales<br />

Sportprofil zu entwickeln, sollte e<strong>in</strong> Ziel<br />

se<strong>in</strong>. Wichtig für den Erfolg der regionalen<br />

Kooperation, die nur freiwillig zustande<br />

kommen kann, ist die Qualität<br />

der Moderation. Von zentraler Bedeutung<br />

wird also se<strong>in</strong>, wer diese Moderatorenrolle<br />

übernimmt. ◆


Bernd Tischler<br />

Neue Sportanlagen<br />

ohne neue Kosten<br />

Der Sport sollte die Mechanismen der<br />

Stadtplanung nutzen. Zwei Bottroper<br />

Beispiele zeigen, dass das erfolgreich<br />

funktionieren kann. E<strong>in</strong> Fußballplatz<br />

muss aus Immissionsschutzgründen<br />

verlagert werden. Auf e<strong>in</strong>er Brachfläche<br />

wird e<strong>in</strong>e neue Sportanlage mit<br />

zwei Plätzen gebaut - und zwar kostenneutral.<br />

Geschafft hat Bottrop dies durch den<br />

Verkauf <strong>des</strong> alten Sportplatzgelän<strong>des</strong>.<br />

Des Weiteren wird zurzeit an der<br />

Parkstraße e<strong>in</strong> modernes Hallenbad<br />

neu gebaut. Es ersetzt das alte Hallenbad<br />

aus den 1950er Jahren, das<br />

am Berl<strong>in</strong>er Platz e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>kaufszentrum<br />

weichen musste. Der Neubau<br />

wird f<strong>in</strong>anziert durch die Verkaufserlöse<br />

der E<strong>in</strong>zelhandelsflächen.<br />

Diese beiden Beispiele zeigen, dass<br />

Kommunen trotz f<strong>in</strong>anziell schwieriger<br />

Zeiten das Sportangebot <strong>in</strong> ihrer<br />

Stadt verbessern können.<br />

Alp<strong>in</strong>center <strong>Ruhr</strong><br />

Im <strong>Ruhr</strong>gebiet gibt es mehrere sehr<br />

attraktive Sportstätten wie zum Beispiel<br />

die Velt<strong>in</strong>s-Arena. Auch Bottrop<br />

verfügt mit dem Alp<strong>in</strong>center <strong>Ruhr</strong><br />

über e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Sportanlage.<br />

Der „Masterplan Sport für die Metropole<br />

<strong>Ruhr</strong>“ muss mehr se<strong>in</strong> als e<strong>in</strong> Stapel<br />

Papier. Wichtig ist zum e<strong>in</strong>en, dass<br />

die sportlichen Projekte räumlich verankert<br />

werden. Es sollte e<strong>in</strong>e Art Flächenentwicklungsplan<br />

für den Sport<br />

aufgestellt werden. Dabei sollte auch<br />

das „Konzept <strong>Ruhr</strong>“ berücksichtigt werden,<br />

bei dem die Stadt Bottrop die Moderation<br />

e<strong>in</strong>er der drei <strong>in</strong>terkommunalen<br />

Arbeitsgruppen übernommen<br />

hat („Städte der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

2030“). Zum anderen ist für den Masterplan<br />

Sport e<strong>in</strong> Leitbild entscheidend<br />

- das kann eigentlich nur die „sportgerechte<br />

Metropole <strong>Ruhr</strong>“ se<strong>in</strong>. ◆<br />

Podiumsdiskussion<br />

Bernd Tischler<br />

Technischer Beigeordneter<br />

der Stadt Bottrop<br />

33


34 Podiumsdiskussion<br />

Fußballmuseum zu<br />

wenig als regionales<br />

Projekt betrachtet<br />

Engere regionale Zusammenarbeitwichtige<br />

Aufgabe <strong>des</strong> Masterplans<br />

Zusammenfassung der Diskussionsbeiträge<br />

Olympiabewerbung,<br />

Fußballmuseum und<br />

regionale Zusammenarbeit<br />

Die Diskussion dreht sich <strong>in</strong>sbesondere<br />

um die Olympiabewerbung von<br />

Düsseldorf Rhe<strong>in</strong>-<strong>Ruhr</strong> und um das<br />

Deutsche Fußballmuseum, für <strong>des</strong>sen<br />

Standort sich mit Dortmund, Gelsenkirchen<br />

und Oberhausen gleich drei<br />

<strong>Ruhr</strong>gebietsstädte beworben haben.<br />

Zur Olympiabewerbung melden<br />

sich Hanns-Ludwig Brauser, Christian<br />

Hülsmann, Dr. Johannes Euler<strong>in</strong>g<br />

und Annemarie Erlenwe<strong>in</strong> zu Wort.<br />

Zwei unterschiedliche Standpunkte<br />

werden deutlich. Die e<strong>in</strong>e Seite<br />

ist der Auffassung, e<strong>in</strong>e Bewerbung<br />

wäre ohne die Beteiligung Düsseldorfs<br />

erfolgreicher verlaufen. Die andere<br />

Seite me<strong>in</strong>t, aufgrund der IOC-<br />

Bed<strong>in</strong>gungen wäre e<strong>in</strong>e Bewerbung<br />

<strong>des</strong> <strong>Ruhr</strong>gebiets alle<strong>in</strong> von vornhere<strong>in</strong><br />

chancenlos gewesen.<br />

Zum Thema Deutsches Fußballmuseum<br />

gibt es Wortmeldungen von Dr.<br />

Manfred Beck, Hanns-Ludwig Brauser,<br />

Christian Hülsmann, Wolfgang<br />

Rohrberg und Annemarie Erlenwe<strong>in</strong>.<br />

Unter dem Strich wird die Bewerbung<br />

um den Standort für das Deutsche<br />

Fußballmuseum zu wenig als<br />

regionales Projekt betrachtet. Jedoch<br />

bedeutet <strong>in</strong> den Augen der Diskutanten<br />

e<strong>in</strong> Deutsches Fußballmuseum<br />

im <strong>Ruhr</strong>gebiet für den Sport ke<strong>in</strong>es-<br />

falls das, was <strong>Ruhr</strong>.2010 für die Kultur<br />

bedeutet.<br />

Bewegliche Gebietskulissen<br />

Die Sportbegeisterung betont Annemarie<br />

Erlenwe<strong>in</strong> als Kapital <strong>des</strong> <strong>Ruhr</strong>gebiets.<br />

Sie sieht e<strong>in</strong>e engere regionale<br />

Zusammenarbeit als wichtige<br />

Aufgabe <strong>des</strong> Masterplans. Der Sport<br />

müsse laut Erlenwe<strong>in</strong> als weicher<br />

Standortfaktor se<strong>in</strong>e Bedeutung hervorheben,<br />

beispielsweise bei der Integration<br />

der Bürger mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Am Beispiel der neuen<br />

Regattabahn Duisburg-Wedau und<br />

der Kanu-WM 2007 sehe man, dass<br />

auch Städte, die unter das Haushaltssicherungsgesetz<br />

fallen, <strong>in</strong> Sportanlagen<br />

<strong>in</strong>vestieren können, um weiterh<strong>in</strong><br />

sportliche Großveranstaltungen<br />

auszutragen.<br />

Düsseldorf und Duisburg haben sich<br />

geme<strong>in</strong>sam um die Austragung der<br />

World Games 2013 beworben. Dr. Dieter<br />

Nellen sieht dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Beleg für<br />

se<strong>in</strong>e These der „beweglichen Gebietskulissen“.<br />

Das bedeutet, dass <strong>Ruhr</strong>gebietsstädte<br />

mit Nachbarstädten, die<br />

nicht zum <strong>Ruhr</strong>gebiet gehören, kooperieren,<br />

ohne ihre <strong>Ruhr</strong>gebietszugehörigkeit<br />

<strong>in</strong> Frage zu stellen.


Das aktuelle Essener Bäderkonzept<br />

zeigt laut Christian Hülsmann die<br />

fehlende regionale Abstimmung.<br />

Nachbarstädte von Essen stimmten<br />

ihre Bäder-Neubauten nicht mit Essen<br />

ab, Essen jedoch berücksichtige<br />

diese im Essener Bäderkonzept.<br />

Zu sehr herrsche noch e<strong>in</strong> Denken <strong>in</strong><br />

Stadtgrenzen vor.<br />

Mehr Kommunikation<br />

gefordert<br />

Mehr Kommunikation zwischen den<br />

Kommunen fordert Wolfgang Rohrberg.<br />

Der Sport stelle sich nicht richtig<br />

auf, es herrsche zu sehr die Stadtteilperspektive<br />

vor. E<strong>in</strong> positives Beispiel<br />

für Kooperation ist laut Rohrberg die<br />

MEO-Runde, also e<strong>in</strong> Dialog zwischen<br />

den Städten Mülheim, Essen und<br />

Oberhausen.<br />

Professor Jürgen Schwark berichtet<br />

von e<strong>in</strong>er aktuellen Untersuchung.<br />

Die wirtschaftlichen Effekte ausgewählter<br />

Sportereignisse auf deutsche<br />

Großstädte wurden analysiert und<br />

e<strong>in</strong> entsprechen<strong>des</strong> Rank<strong>in</strong>g erstellt.<br />

Duisburg liege als beste Revierstadt<br />

auf Platz acht. Zählt man die größten<br />

<strong>Ruhr</strong>gebietsstädte zusammen, sei<br />

das Revier <strong>in</strong> Deutschland Sportregion<br />

Nummer e<strong>in</strong>s. Sogar vor der bestplatzierten<br />

Stadt Hamburg.<br />

Auf den gewaltigen Sanierungsbedarf<br />

der Sportanlagen <strong>in</strong> den <strong>Ruhr</strong>gebietskommunen<br />

weist Friedrich Corzilius<br />

h<strong>in</strong>. Er betont die wachsende<br />

Konkurrenz für die Sportvere<strong>in</strong>e durch<br />

kommerzielle Anbieter. Der Vere<strong>in</strong>ssport<br />

als traditioneller Träger <strong>des</strong> Breitensports<br />

stehe vor großen f<strong>in</strong>anziellen<br />

Herausforderungen. ◆<br />

Podiumsdiskussion<br />

Essener Bäderkonzept<br />

zeigt bisher fehlende<br />

regionale Abstimmung<br />

Im Sport herrscht zu<br />

sehr Stadtteilperspektive<br />

vor<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiet ist Sportregion<br />

Nummer e<strong>in</strong>s<br />

35


»E<strong>in</strong> Blick<br />

nach draußen«<br />

37


38 Vortrag<br />

Prof. Dr. Christian Wopp<br />

Universität Osnabrück<br />

– Fachbereich Sport /<br />

Sportwissenschaft<br />

Qualitative Neuorientierung<br />

durch Integration<br />

der <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

<strong>in</strong> die<br />

Stadtentwicklung<br />

Prof. Dr. Christian Wopp<br />

Sozialräumliche Analyse zielt auf Lebensqualität durch Sport<br />

Raus aus der Isolation der Fachplanung<br />

Sport hat die Aufgabe, die Lebensqualität<br />

der Menschen <strong>in</strong> ihrer sozialen<br />

und räumlichen Umgebung zu<br />

verbessern. Diese Sozialraumorientierung<br />

steht im Zentrum der seit vielen<br />

Jahren durchgeführten Forschungsarbeiten.<br />

Die Universität Osnabrück<br />

erprobt und nutzt <strong>in</strong> mehreren Kommunen<br />

- u. a. <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Lübeck und<br />

Hannover - Strategien, die die <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

<strong>in</strong> die Stadtentwicklung<br />

<strong>in</strong>tegrieren. Dies gewährleistet<br />

e<strong>in</strong>e qualitative Neuorientierung<br />

Globaler<br />

Wettbewerb<br />

Öffentliche<br />

F<strong>in</strong>anzen<br />

Herausforderungen<br />

der Sportstättenentwicklungsplanung:<br />

Sie ist Bauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er umfassenden<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>splanung,<br />

die wiederum Teil der übergeordneten<br />

Stadtentwicklung ist.<br />

Bevölkerungsrückgang sowie Veränderungen<br />

<strong>in</strong> der Alters- und Sozialstruktur<br />

vollziehen sich <strong>in</strong> Deutschland<br />

regional sehr unterschiedlich.<br />

Bei der <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

s<strong>in</strong>d mehrere Herausforderungen zu<br />

bewältigen.<br />

Demografischer<br />

Wandel Veränderte<br />

Sportnachfrage<br />

Zeitgemäße<br />

Sportraumstruktur<br />

Abbildung 1: Herausforderungen für die <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

Verändertes<br />

Bildungssystem<br />

Gesundheitliche<br />

Probleme<br />

Sozialer<br />

Zusammenhalt


Bevölkerungsrückgang sowie Veränderungen<br />

<strong>in</strong> der Alters- und Sozialstruktur<br />

vollziehen sich <strong>in</strong> Deutschland<br />

regional sehr unterschiedlich.<br />

Die <strong>Sportentwicklung</strong>splanung soll<br />

Antworten auf die Fragen geben,<br />

welche Sporträume, -angebote, -organisationsformen<br />

und -förder<strong>in</strong>strumente<br />

angesichts <strong>des</strong> demographischen<br />

Wandels erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />

Verlagerung der<br />

Sportnachfrage<br />

Bevölkerungsbefragungen haben gezeigt,<br />

dass es bei der Sportnachfrage<br />

große Verlagerungen gibt. Angebote<br />

<strong>in</strong> den Bereichen Gesundheit, Ausdauer<br />

und Fitness stehen angesichts e<strong>in</strong>er<br />

älter werdenden Bevölkerung im Mittelpunkt.<br />

Demgegenüber werden leistungssportlich<br />

orientierte Angebote<br />

von immer weniger Menschen betrieben.<br />

All dies wirkt sich auf die Sport<strong>in</strong>frastruktur<br />

aus. Die gesundheitlichen<br />

Probleme, u. a. ausgelöst durch Übergewicht,<br />

nehmen zu. Daher möchten<br />

immer mehr Menschen durch Sport<br />

e<strong>in</strong>e Gewichtsreduzierung, Stabilisierung<br />

<strong>des</strong> Herz-Kreislauf-Systems und<br />

Stärkung <strong>des</strong> Muskelsystems erreichen.<br />

Darauf müssen sich Sportanbieter<br />

mit entsprechenden Angeboten<br />

und Räumen e<strong>in</strong>stellen.<br />

Der Zuzug von Menschen <strong>in</strong> die Großstädte<br />

verteilte sich räumlich nicht<br />

gleichmäßig, sondern erfolgte <strong>in</strong> „Natural<br />

Areas“. Dies s<strong>in</strong>d abgegrenzte<br />

soziale Räume, <strong>in</strong> denen die unterschiedlichen<br />

Bevölkerungsgruppen<br />

ihren jeweils charakteristischen Lebensstil<br />

praktizieren. Folge der Wan-<br />

derungsbewegungen ist e<strong>in</strong>e sozialräumliche<br />

Polarisierung. Darauf<br />

muss die <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

mit differenzierten, nutzerorientierten<br />

Konzepten reagieren, um im und<br />

durch Sport sozialen Zusammenhalt<br />

und Integration zu fördern.<br />

Schulsport verändert sich<br />

Die Ganztagsschule wird <strong>in</strong> den kommenden<br />

Jahren zur Regelschule. Dies<br />

wird erhebliche Auswirkungen auf<br />

das Organisationsgefüge <strong>des</strong> Sports<br />

haben. Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, die<br />

bisher nachmittags die Sportvere<strong>in</strong>e<br />

besuchten, werden ihre sportliche Sozialisation<br />

künftig überwiegend <strong>in</strong> den<br />

Schulen durchlaufen. Das wirkt sich<br />

auf die soziale Vernetzung der Schulen<br />

<strong>in</strong> den Stadtquartieren und auf<br />

die räumlichen Bed<strong>in</strong>gungen für den<br />

Schulsport aus. Schulsport wird über<br />

den ganzen Tag verteilt sowohl <strong>in</strong> traditionellen<br />

Sportanlagen als auch auf<br />

Schulhöfen und <strong>in</strong> nahe gelegenen<br />

Räumen wie Parks, Vere<strong>in</strong>ssportanlagen<br />

und Fitnesscentern stattf<strong>in</strong>den.<br />

Sanierungsbedarf bei<br />

Sportanlagen<br />

Bei den Sportstätten gibt es e<strong>in</strong>en großen<br />

Sanierungsbedarf. Demographischer<br />

Wandel, veränderte Sportnachfrage<br />

und steigende Energiekosten<br />

lassen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Sanierung vieler<br />

Sportanlagen wenig s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>en.<br />

Notwendig ist vielmehr, neben e<strong>in</strong>er<br />

baulichen Bestandsaufnahme e<strong>in</strong>e<br />

sozialräumliche Umfeldanalyse durchzuführen.<br />

So lässt sich der künftige Be-<br />

Vortrag<br />

Gesundheit, Ausdauer<br />

und Fitness werden<br />

wichtiger, Leistungssport<br />

nimmt ab<br />

Sozialräumliche Polarisierung<br />

erfordert differenzierte<br />

Konzepte<br />

Neupositionierung<br />

<strong>des</strong> Schulsports<br />

39


40 Vortrag<br />

Bedarfse<strong>in</strong>schätzung<br />

durch sozialräumliche<br />

Umfeldanalyse<br />

Sport wird zunehmend<br />

Teil <strong>des</strong> Stadtmarket<strong>in</strong>gs<br />

darf e<strong>in</strong>schätzen und e<strong>in</strong>e zukunftsorientierte<br />

Modernisierung planen.<br />

F<strong>in</strong>anzsituation der<br />

Kommunen<br />

Viele Kommunen s<strong>in</strong>d hoch verschuldet.<br />

In den kommenden Jahren werden<br />

nur begrenzt zusätzliche F<strong>in</strong>anzmittel<br />

für den Sport zur Verfügung stehen. Erforderlich<br />

ist daher, e<strong>in</strong>e bedürfnisgerechte<br />

und Betriebskosten m<strong>in</strong>imierende<br />

Sport<strong>in</strong>frastruktur zu schaffen.<br />

Städte stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schärfer werdenden<br />

nationalen und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Wettbewerb. Für viele Kommunen<br />

stellt Sport e<strong>in</strong>en „weichen“ Standortfaktor<br />

dar. Erfolgreiche Spitzenmannschaften<br />

und Spitzensportler<strong>in</strong>nen<br />

und -sportler ebenso wie e<strong>in</strong>e hohe Lebensqualität<br />

durch wohnortnahe und<br />

hochwertige Sport<strong>in</strong>frastruktur s<strong>in</strong>d<br />

für die Selbstdarstellung der Kommunen<br />

wichtig. Diese werden den Sport <strong>in</strong><br />

6.<br />

Kont<strong>in</strong>uierliche<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

1.<br />

Ist-Analyse<br />

Problemorientierte<br />

dialogische<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

5.<br />

Realisierung<br />

Abbildung 2: Prozess der <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

den kommenden Jahren verstärkt als<br />

Teil <strong>des</strong> Stadtmarket<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>setzen.<br />

Kriterien der <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

Das Instrumentarium, das die Universität<br />

Osnabrück bei der <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

anwendet, folgt<br />

bestimmten Kriterien: Es ist problem-<br />

und lösungsorientiert, transparent<br />

und nachvollziehbar sowie e<strong>in</strong>fach anwendbar.<br />

Die Planungen können daher<br />

von den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern<br />

<strong>in</strong> den Kommunen überwiegend<br />

selbständig durchgeführt werden.<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>splanung ist<br />

e<strong>in</strong> dialogischer Problemlösungsprozess,<br />

durch den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

gesichert und entwickelt werden, die<br />

möglichst vielen Menschen Chancen<br />

für sportliche Aktivitäten eröffnen. E<strong>in</strong>e<br />

vollständige <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

be<strong>in</strong>haltet folgende Bauste<strong>in</strong>e:<br />

2.<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>sziele<br />

3.<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>splan<br />

4.<br />

Sportmasterplan


Im Zentrum steht die Erarbeitung e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>splans. Dazu<br />

wird zunächst e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Ist-Analyse durchgeführt.<br />

Gleichzeitig werden Ziele<br />

formuliert, die für die <strong>Sportentwicklung</strong><br />

Perspektiven bis 2020 aufzeigen.<br />

Unterschieden wird zwischen<br />

strategischen und operativen Zielen.<br />

Anschließend erfolgt die Erstellung<br />

<strong>des</strong> eigentlichen <strong>Sportentwicklung</strong>splans,<br />

der Aussagen über die<br />

vorrangigen Herausforderungen und<br />

Maßnahmen enthält. Die politischen<br />

Gremien entscheiden, welche Empfehlungen<br />

aus dem <strong>Sportentwicklung</strong>splan<br />

übernommen werden und<br />

wer diese bis wann bearbeitet. Dadurch<br />

entsteht e<strong>in</strong> Sportmasterplan.<br />

Sportengagement<br />

Organisationsformen<br />

Sportf<strong>in</strong>anzierung/<br />

-förderung<br />

Abb. 3: Schwerpunktthemen der kommunalen <strong>Sportentwicklung</strong><br />

Vier Themenfelder<br />

Die <strong>Sportentwicklung</strong>splanung, wie<br />

sie die Universität Osnabrück durchführt,<br />

konzentriert sich auf vier Themenfelder:<br />

Formen und Wünsche<br />

sportlichen Handelns der Bevölkerung;<br />

Sportangebote und Organisationsformen;<br />

Sporträume sowie<br />

Mittel und Instrumente zur F<strong>in</strong>anzierung<br />

und Förderung <strong>des</strong> Sports.<br />

Weitere für die Kommune bedeutsame<br />

Themen wie beispielsweise die<br />

Umwandlung e<strong>in</strong>es Konversionsgelän<strong>des</strong>,<br />

der Ausbau e<strong>in</strong>es Leistungssportzentrums<br />

oder der Bau e<strong>in</strong>er<br />

Wassersportanlage können bei Bedarf<br />

h<strong>in</strong>zukommen.<br />

Sporträume<br />

Themenfelder<br />

der<br />

<strong>Sportentwicklung</strong><br />

Weitere<br />

Themen<br />

Vortrag<br />

Aus Ist-Analyse, Zielformulierung<br />

und<br />

Maßnahmenkatalog<br />

entsteht nach politischer<br />

Entscheidung der<br />

Sportmasterplan<br />

41


42 Vortrag<br />

Begriff „Sportraum“<br />

s<strong>in</strong>nvoller als „Sportstätte“,<br />

da er den Sozialraum<br />

e<strong>in</strong>bezieht<br />

Wichtig s<strong>in</strong>d Zielgruppenorientierung,Wohnungsnähe,Barrierefreiheit<br />

und Nachhaltigkeit<br />

Nur e<strong>in</strong> Viertel aller<br />

Sportaktivitäten <strong>in</strong><br />

traditionellen Sportstätten<br />

Die Übersicht zeigt, dass die Sporträume<br />

e<strong>in</strong> zentrales, jedoch nicht das<br />

alle<strong>in</strong>ige Thema der <strong>Sportentwicklung</strong><br />

s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e isolierte Betrachtung<br />

der Sporträume unabhängig von ihrer<br />

sozialräumlichen Umgebung, die<br />

prägend ist für Sportengagement,<br />

Sportangebote und Sport-F<strong>in</strong>anzmittel,<br />

führt wie bereits beschrieben<br />

zu problematischen Schlussfolgerungen.<br />

Auch <strong>des</strong>halb wird<br />

hier nicht der Begriff der Sportstätte,<br />

sondern der <strong>des</strong> Sportraums verwendet.<br />

„Sportraum“ be<strong>in</strong>haltet alle<br />

Orte und Grundstücksflächen mit<br />

bestehender oder möglicher Sport-,<br />

Spiel- und Bewegungsnutzung. Von<br />

dieser Def<strong>in</strong>ition ausgehend wurde<br />

e<strong>in</strong>e Systematik entwickelt, die<br />

zwischen Außen- und Innenräumen<br />

unterscheidet und die jeweils unter<br />

qualitativen Aspekten wie z. B. Sportfunktionalität<br />

und quantitativen Aspekten<br />

wie z. B. Nutzfläche betrachtet<br />

wird.<br />

Sporthalle<br />

Hallenbad/<br />

Freibad<br />

Sportplatz<br />

9 %<br />

9 %<br />

Fitness-Center<br />

Spezielle Sportstätte<br />

6 %<br />

11 %<br />

Zuhause<br />

5 %<br />

Vernetzte Sportraum-<br />

<strong>in</strong>frastruktur<br />

Die Sportanlagen und die allgeme<strong>in</strong>en<br />

Freizeit- und Erholungsbereiche<br />

der Kommunen sollen e<strong>in</strong>e vernetzte<br />

Sportraumstruktur bilden, die e<strong>in</strong>e hohe<br />

Lebensqualität sicherstellt. Die qualitative<br />

Entwicklung der Sporträume<br />

hat gestützt auf quantitative Orientierungshilfen<br />

Vorrang. Angestrebt wird e<strong>in</strong>e<br />

Sportraumentwicklung, die sich auszeichnet<br />

durch Zielgruppenorientierung,<br />

Wohnungsnähe, Barrierefreiheit und<br />

ökologische Nachhaltigkeit.<br />

Die Bevölkerungsbefragung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> hat<br />

ergeben, dass nur e<strong>in</strong> Viertel aller sportlichen<br />

Aktivitäten <strong>in</strong> traditionellen Sportstätten<br />

durchgeführt werden. Die Befragungsergebnisse<br />

veranschaulichen die<br />

Notwendigkeit, bei der <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

nicht nur die traditionellen<br />

Sportanlagen, sondern auch Räume<br />

<strong>in</strong> der Natur, auf den Straßen und öffentlichen<br />

Plätzen zu berücksichtigen.<br />

Abbildung 4: Sportraumnutzung: Ergebnisse der Berl<strong>in</strong>er Bevölkerungsbefragung (2007)<br />

2 %<br />

11 %<br />

Tennis /Squash-Center<br />

28 %<br />

19 %<br />

Natur<br />

Straße


Analyse der Sporträume<br />

Bei der Analyse und Entwicklung der<br />

Sporträume geht die Universität Osnabrück<br />

wie folgt vor:<br />

1. Quantitativer Bestand und Bedarf<br />

an öffentlichen Sportanlagen werden<br />

mit Hilfe von Orientierungswerten<br />

ermittelt und berechnet.<br />

2. Die Nutzer (Schulen, Sportvere<strong>in</strong>e)<br />

bewerten die öffentlichen Sportanlagen.<br />

3. Die tatsächliche Nutzung der öffentlichen<br />

Sportanlagen wird ermittelt.<br />

4. Der Spezialbedarf für K<strong>in</strong>dertagesstätten,<br />

Schulen und Seniorene<strong>in</strong>richtungen<br />

wird berechnet.<br />

5. Privatwirtschaftliche Sportanlagen<br />

werden berücksichtigt.<br />

6. Der Bedarf an quartiersbezogenen<br />

Freizeitanlagen wird ermittelt.<br />

7. Qualitätskriterien zur Sportraumentwicklung<br />

werden formuliert.<br />

8. Sanierung und Modernisierung vorhandener<br />

Sportanlagen sowie eventueller<br />

Neubaubedarf werden <strong>in</strong><br />

Form von Szenarien vorgeschlagen.<br />

Die quantitative Bilanzierung der öffentlichen<br />

Sportanlagen weist zunächst<br />

e<strong>in</strong> flächenmäßig vorhandenes<br />

Defizit oder e<strong>in</strong>en Überhang an<br />

Sportaußen- und Sport<strong>in</strong>nenanlagen<br />

aus. Hierzu werden die von der Universität<br />

Osnabrück <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit der Planungsgruppe Koch<br />

aus Oldenburg erarbeiteten Orientierungswerte<br />

genutzt. Angehörige<br />

verschiedener Altersgruppen haben<br />

unterschiedliche Flächenbedarfe. Beispielsweise<br />

benötigen K<strong>in</strong>der im Alter<br />

zwischen sechs und zwölf Jahren<br />

etwa zehn Quadratmeter an Außen-<br />

und 1,3 Quadratmeter an Innenflächen<br />

für sportliche Aktivitäten. Ausgehend<br />

von der aktuellen und der<br />

prognostizierten Altersstruktur <strong>in</strong><br />

den jeweiligen Kommunen lässt sich<br />

für die verschiedenen Sozialräume der<br />

gegenwärtige Sportflächenbedarf als<br />

grobe Orientierungshilfe ermitteln.<br />

Da mittlerweile Prognosen über Bevölkerungsentwicklungen<br />

<strong>in</strong> allen<br />

Gebietskörperschaften vorliegen, ist<br />

es so möglich, den Sportflächenbedarf<br />

bis etwa 2020 zu ermitteln. Der<br />

Vorteil dieses an der Altersstruktur<br />

orientierten Verfahrens ist die leichte<br />

Durchführbarkeit für jede Kommune.<br />

Wichtige H<strong>in</strong>weise zur Verbesserung<br />

der Sportraumstruktur liefern die<br />

Bewertung der öffentlichen Sportanlagen<br />

durch die Nutzer und die<br />

Erkenntnisse zur tatsächlichen Auslastung<br />

der Sportanlagen. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus wird der besondere Bedarf an<br />

Sportanlagen <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagesstätten,<br />

Schulen und Seniorene<strong>in</strong>richtungen,<br />

der nur teilweise durch die vorhandenen<br />

Sportanlagen abgedeckt wird,<br />

berücksichtigt.<br />

Die Entwicklung der Sporträume bezieht<br />

sich auf alle Räume, die für den<br />

Sport genutzt werden können. Deshalb<br />

werden auch privatwirtschaftlich<br />

betriebene Sportanlagen und für<br />

Sport nutzbare Freizeitanlagen <strong>in</strong> die<br />

Ermittlung <strong>des</strong> Sportraumbedarfs<br />

e<strong>in</strong>bezogen. Neben den öffentlichen<br />

und gewerblichen Sportanlagen gehören<br />

dazu Parks, Wege, Spielplätze,<br />

Parkplätze oder Brachen. Zur quantitativen<br />

und qualitativen Erfassung<br />

dieser Räume gibt es zurzeit noch<br />

ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Verfahren. Hilfen<br />

Unterschiedliche<br />

Flächenbedarfe je<br />

nach Alter<br />

Vortrag<br />

43


44 Vortrag<br />

Vorrangig Optimierung<br />

und teilweise<br />

Rückbau statt Neubau<br />

von Sportanlagen<br />

Segregationsanalysen<br />

sollten zentrales Instrument<br />

bei <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

se<strong>in</strong><br />

Zentral ist Gestaltung<br />

von Bewegungs-, Spiel-<br />

und Sporträumen <strong>in</strong><br />

Wohnquartieren<br />

bieten hier Orientierungswerte aus<br />

der Grünflächenplanung.<br />

Qualitative Entwicklung der<br />

Sportanlagen<br />

E<strong>in</strong>e qualitative Entwicklung der Sportanlagen<br />

hat Vorrang vor e<strong>in</strong>er flächenmäßigen<br />

Ausweitung. Daher werden<br />

Qualitätskriterien festgelegt, die zeigen,<br />

bei welchen vorhandenen Sportanlagen<br />

qualitative Verbesserungen <strong>in</strong><br />

Form von Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen<br />

erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />

Mittlerweile eher selten s<strong>in</strong>d Empfehlungen<br />

zum Neubau von Sportanlagen.<br />

Dies kann jedoch im E<strong>in</strong>zelfall s<strong>in</strong>nvoll<br />

se<strong>in</strong>, wenn sich der Sanierungsaufwand<br />

für vorhandene Sportanlagen<br />

als zu hoch erweist oder wenn Neubaugebiete<br />

erschlossen werden. Vorrangig<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den meisten Kommunen<br />

aufgrund der demographischen<br />

Entwicklung aber die Optimierung<br />

und teilweise der Rückbau vorhandener<br />

Sportanlagen.<br />

Bei der Sportraumentwicklung, wie<br />

sie die Universität Osnabrück durchführt,<br />

stehen weniger die Gebietskörperschaften<br />

als vielmehr die verschiedenen<br />

Sozialräume im Mittelpunkt<br />

der Analysen und Empfehlungen.<br />

Dies liegt an der Zunahme sozialer<br />

Ungleichheit, die <strong>in</strong> den Wohnquartieren<br />

beobachtbar ist. Die Sozialräume<br />

s<strong>in</strong>d zwar nicht die Ursache für soziale<br />

Ungleichheit, können sie jedoch<br />

verstärken.Segregationsanalysen<br />

s<strong>in</strong>d mittlerweile das zentrale Instrument<br />

der Stadtforschung und sollten<br />

es auch bei der <strong>Sportentwicklung</strong>s-<br />

planung se<strong>in</strong>. Die Großsiedlungsprojekte<br />

<strong>in</strong> den 1970er und 1980er Jahren<br />

s<strong>in</strong>d gescheitert. Das zeigt, dass<br />

pauschale Analysen und Verfahren,<br />

wie sie zum Beispiel bei den Richtwerten<br />

der Deutschen Olympischen<br />

Gesellschaft oder im Leitfaden zur<br />

Sportstättenentwicklungsplanung<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><strong>in</strong>stituts für Sportwissenschaft<br />

vorgenommen werden, <strong>in</strong><br />

Zeiten wachsender sozialräumlicher<br />

Heterogenität für die Sport(stätten)<br />

entwicklungsplanung nicht geeignet<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Soziale Bezüge entstehen durch bauliche<br />

Arrangements und durch Interaktionen,<br />

die sich stark an sozialer<br />

Homogenität orientieren. Insbesondere<br />

K<strong>in</strong>der, ältere Menschen, Familien<br />

und Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

verbr<strong>in</strong>gen viel Zeit ihres<br />

Alltags <strong>in</strong> Wohnungsnähe. Daher<br />

ist die Gestaltung von Bewegungs-,<br />

Spiel- und Sporträumen <strong>in</strong> den Wohnquartieren<br />

von zentraler Bedeutung.<br />

Neben der Qualität der Sporträume<br />

s<strong>in</strong>d zum Beispiel zielgruppenorientierte<br />

Sportangebote, qualifizierte<br />

Übungsleiter<strong>in</strong>nen und Übungsleiter<br />

oder die Übernahme von Verantwortung<br />

für Sporträume von zentraler<br />

Bedeutung für die Lebensqualität<br />

<strong>in</strong> den Wohnquartieren. Sportraumentwicklung<br />

ist daher nur e<strong>in</strong> Teil<br />

der umfassenden <strong>Sportentwicklung</strong>,<br />

die wiederum <strong>in</strong>tegriert se<strong>in</strong> sollte<br />

<strong>in</strong> die jeweilige Stadtentwicklung.<br />

Sportstättenplanung war häufig e<strong>in</strong>e<br />

isolierte Fachplanung. Das hier<br />

beschriebene Instrumentarium soll<br />

veranschaulichen, wie diese Isolation<br />

überwunden werden kann. ◆


Prof. Dr. Christoph Breuer<br />

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

<strong>in</strong> der <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

Bessere Informationen ermöglichen<br />

bessere Planung<br />

Geht es um <strong>Sportentwicklung</strong>splanung,<br />

stellt sich die Frage, ob ausschließlich<br />

die Sportstättenentwicklungsplanung<br />

<strong>in</strong> den Blick genommen<br />

wird, oder auch Sportförderung, Organisations-<br />

und Angebotsentwicklung<br />

betrachtet werden.<br />

Die Sonderauswertung der <strong>Ruhr</strong>gebietssportvere<strong>in</strong>e<br />

aus dem <strong>Sportentwicklung</strong>sbericht<br />

für Deutschland/<br />

Welle 2 von 2007 br<strong>in</strong>gt aufschlussreiche<br />

Daten hervor. Für die Sportvere<strong>in</strong>e<br />

im <strong>Ruhr</strong>gebiet s<strong>in</strong>d Zustand,<br />

zeitliche Verfügbarkeit oder Eignung<br />

der Sportanlagen nicht das entscheidende<br />

Problem. Auf e<strong>in</strong>er Skala von 1<br />

bis 5 (ke<strong>in</strong> Problem - sehr großes Problem)<br />

stellen sie mit Werten von 2,1,<br />

2,0 und 1,7 untergeordnete Schwierigkeiten<br />

dar.<br />

Wesentlich bedeutender s<strong>in</strong>d andere<br />

Probleme, <strong>in</strong> Klammern entsprechend<br />

die Bewertung von 1 bis 5:<br />

XXEhrenamtliche<br />

Funktionsträger, jugendliche<br />

Leistungssportler, Übungsleiter<br />

und Mitglieder zu gew<strong>in</strong>nen<br />

und zu b<strong>in</strong>den (3,4; 3,1; 2,9; 2,6).<br />

XXDie<br />

demographische Entwicklung<br />

<strong>des</strong> <strong>Ruhr</strong>gebiets (2,4).<br />

XXDie<br />

Anzahl von Gesetzen, Verordnungen<br />

und Vorschriften (2,4).<br />

XXDie<br />

Kosten <strong>des</strong> Wettkampfbetriebes<br />

(2,3).<br />

XXDie<br />

f<strong>in</strong>anzielle Situation und die<br />

Unklarheit der Zukunft der Vere<strong>in</strong>e<br />

(2,2; 2,1).<br />

Umfassende Sport-<br />

entwicklungsplanung<br />

Wenn die Sportmetropole <strong>Ruhr</strong> sich<br />

das strategische Ziel setzt, mit der<br />

<strong>Sportentwicklung</strong> die Sportvere<strong>in</strong>e<br />

zu unterstützen, sollte e<strong>in</strong>e umfassende<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

vorgenommen werden, ke<strong>in</strong>e enge<br />

Sportstättenentwicklungsplanung.<br />

Den Sportvere<strong>in</strong>en sollte also <strong>in</strong> ihren<br />

zentralen oben skizzierten Problemfeldern<br />

geholfen werden.<br />

Konzentriert man sich dennoch auf<br />

die Sportstättenentwicklungsplanung<br />

gibt es aus Sicht der Sportmanagementlehre<br />

verschiedene Planungsansätze.<br />

Generell müssen<br />

Managementansätze h<strong>in</strong>sichtlich ihrer<br />

Effektivität, also ihrer Wirksamkeit,<br />

und ihrer Effizienz, also Wirtschaftlichkeit,<br />

bewertet werden. Optimal<br />

ist, wenn sie beiden Kriterien h<strong>in</strong>reichend<br />

genügen.<br />

Vortrag<br />

Prof. Dr. Christoph Breuer<br />

Deutsche Sporthochschule Köln<br />

– Institut für Sportökonomie<br />

und Sportmanagement<br />

Größtes Problem der<br />

Sportvere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Gew<strong>in</strong>nung<br />

und B<strong>in</strong>dung<br />

aktiver Mitglieder<br />

Will die Region die<br />

Sportvere<strong>in</strong>e unterstützen,<br />

sollte sie sich<br />

nicht auf Sportstättenentwicklungsplanung<br />

beschränken<br />

45


46 Vortrag<br />

Richtwertmethode<br />

nicht ausreichend<br />

effektiv<br />

Verhaltensorientierter<br />

Ansatz durch vier Modelle<br />

weiterentwickelt<br />

Effektiv und effizient<br />

Im Zuge <strong>des</strong> Goldenen Plans <strong>in</strong> den<br />

1950er und 1960er Jahren führte<br />

die sogenannte Richtwertmethode<br />

- Sportfläche pro E<strong>in</strong>wohner - zu e<strong>in</strong>er<br />

guten Versorgung mit Sportanlagen.<br />

Auch aus heutiger Sicht handelt<br />

es sich hierbei um e<strong>in</strong>e effiziente Methode.<br />

Ohne großen Aufwand können<br />

die Akteure <strong>in</strong> den Sportämtern<br />

erkennen, ob ihre Kommune ausreichend<br />

viele Anlagenflächen hat. Hat<br />

sie zu wenige, muss sie zusätzliche<br />

Flächen bereitstellen. Die Richtwertmethode<br />

ist aus heutiger Sicht allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht h<strong>in</strong>reichend effektiv. Die<br />

Richtwerte spiegeln nicht wirklich wider,<br />

welche Anlagenfläche e<strong>in</strong>e Kommune<br />

real benötigt. Das Sportverhalten<br />

ist <strong>in</strong> jeder Stadt unterschiedlich,<br />

bee<strong>in</strong>flusst von Sporttraditionen, Bevölkerungszusammensetzung<br />

und<br />

vielem mehr. Daher sollte es ke<strong>in</strong>e<br />

allgeme<strong>in</strong> gültigen Richtwerte für alle<br />

Geme<strong>in</strong>den gleicher E<strong>in</strong>wohnerzahl<br />

geben.<br />

Verhaltensorientierter<br />

Ansatz<br />

Aus diesen Gründen wurde der verhaltensorientierte<br />

Ansatz entwickelt.<br />

Die Effektivität soll hier vor allem<br />

durch die ausdrückliche Berücksichtigung<br />

der Bevölkerung, also e<strong>in</strong>e<br />

Befragung der Menschen zu ihrem<br />

Sportverhalten, deutlich erhöht werden.<br />

Wie hoch der Bedarf an Sportanlagen<br />

zukünftig ist, wird mit den<br />

Befragungsergebnissen sowie Prognosen<br />

zum demographischen Wan-<br />

del und Bestandsdaten bestehender<br />

Sportanlagen berechnet. Die Komplexität<br />

dieses Verfahrens, also auch der<br />

Aufwand, ist ungleich höher als bei<br />

der Richtwertmethode. Die Effektivität<br />

<strong>des</strong> verhaltensorientierten Ansatzes<br />

ist so zwar gestiegen, gleichzeitig<br />

ist se<strong>in</strong>e Effizienz aber deutlich gesunken.<br />

Unsere Forschungsarbeiten hatten<br />

das Ziel, den verhaltensorientierten<br />

Ansatz weiterzuentwickeln. In vier<br />

Bereichen konnten Fortschritte erzielt<br />

werden, die die Effektivität der


<strong>Sportentwicklung</strong>splanung nochmals<br />

steigern. E<strong>in</strong>geführt wurden folgende<br />

vier Modelle:<br />

XXDemo-ökonomische<br />

Modelle: Die<br />

Verb<strong>in</strong>dung demographischer und<br />

wirtschaftlicher Aspekte.<br />

XXRaumelastizitätskonzepte:<br />

Aspekte<br />

der Akzeptanz räumlicher Entfernungen.<br />

X XMehrebenen-Modelle<br />

: Aspekte verschiedener<br />

Zielgruppen.<br />

XXGeoreferenzierte<br />

Modelle: räumliche<br />

Aspekte unabhängig von politischen<br />

Grenzen.<br />

Demo-ökonomische Modelle<br />

Mit Hilfe demo-ökonomischer Modelle<br />

wurde e<strong>in</strong>e Nachfragetheorie<br />

<strong>in</strong> den verhaltensorientierten Ansatz<br />

e<strong>in</strong>gefügt. Damit ergeben sich zahlreiche<br />

Möglichkeiten, Daten auszuwerten<br />

und Szenarien zu erstellen.<br />

Das demo-ökonomische Modell beruht<br />

auf der neuen Haushaltsökonomie<br />

von Gary Becker, für die er den<br />

Ökonomie-Nobelpreis erhielt. Der<br />

Ausgangspunkt: Frei verfügbares E<strong>in</strong>kommen,<br />

Freizeitbudget und Bildung<br />

bee<strong>in</strong>flussen die Entscheidungen e<strong>in</strong>es<br />

Menschen auch <strong>in</strong> Bezug auf<br />

Sport. Diese Annahme wurde zu demographischen<br />

Parametern <strong>in</strong> Bezug<br />

gesetzt. Das Alter und <strong>in</strong>sbesondere<br />

Migration spielten hier e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Erhebungen zeigen, dass das explosive<br />

Gemisch <strong>in</strong> der Verb<strong>in</strong>dung aus<br />

Alterung und steigender Internationalisierung<br />

der Bevölkerung besteht.<br />

Dies wird zu fundamentalen Veränderungen<br />

<strong>in</strong> der Sportnachfrage führen.<br />

Der E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> wachsenden Anteils<br />

von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

wurde bislang stark vernachlässigt.<br />

Unsere Erhebungen, geme<strong>in</strong>sam<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> durchgeführt mit dem<br />

Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung,<br />

belegen jedoch, dass sich<br />

die Wahl der Sportarten und die Entscheidung<br />

für e<strong>in</strong>en Sportvere<strong>in</strong> fundamental<br />

zwischen Jugendlichen mit<br />

und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden.<br />

So spielen Jugendliche<br />

mit türkischem Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

wesentlich häufiger Basketball<br />

und Fußball als Jugendliche ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Wächst<br />

Vortrag<br />

Verb<strong>in</strong>dung aus Alterung<br />

und Internationalisierung<br />

ist explosives<br />

Gemisch und führt<br />

zu fundamentalen<br />

Veränderungen<br />

47


48 Vortrag<br />

Türkischstämmige Bevölkerung<br />

verfolgt<br />

klassisches Sportalterskonzept<br />

Tendenz sollte zu größeren<br />

Sportkomplexen<br />

gehen, die <strong>in</strong> zwanzig<br />

M<strong>in</strong>uten erreichbar<br />

s<strong>in</strong>d<br />

Weniger Menschen<br />

mittleren und höheren<br />

Alters werden Sport<br />

treiben<br />

Mit zielgruppenorientierten<br />

Angeboten lassen<br />

sich sportpolitische<br />

Ziele ansteuern<br />

also der Anteil türkischstämmiger Jugendlicher,<br />

steigt auch die Nachfrage<br />

nach Angeboten im Jugendfußball<br />

und -basketball, auch wenn <strong>in</strong>sgesamt<br />

die Zahl der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen<br />

s<strong>in</strong>kt. Das hat Folgen für den Sportraumbedarf.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus verfolgt die türkischstämmige<br />

Bevölkerung e<strong>in</strong> klassisches<br />

Sportalterskonzept. Während die deutsche<br />

Bevölkerung oft lebenslang Sport<br />

treibt, hören die Menschen mit türkischem<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> der<br />

Regel mit dem aktiven Sporttreiben<br />

auf, wenn sie <strong>in</strong>s Berufsleben e<strong>in</strong>treten.<br />

Nimmt man diese beiden Entwicklungen<br />

zusammen, heißt das, <strong>in</strong> Zukunft<br />

werden voraussichtlich weniger<br />

Menschen mittleren und höheren Alters<br />

sportlich aktiv se<strong>in</strong>. Auch dies hat<br />

erhebliche Folgen für die Bedarfsanalyse<br />

und die Bereitstellung von Sporträumen.<br />

Die Differenzierung soziologischer<br />

Effekte (Alters-, Perioden- und<br />

Kohorteneffekte) hilft auch, Prognosen<br />

besser abschätzen zu können. Die<br />

Berücksichtigung der beschriebenen<br />

E<strong>in</strong>flüsse <strong>in</strong> der <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

steigert ihre Effektivität deutlich.<br />

Raumelastizitätskonzepte<br />

Welche Entfernung sportaktive Menschen<br />

maximal <strong>in</strong> Kauf nehmen, um<br />

ihr Sportangebot zu erreichen, zeigen<br />

Raumelastizitätskonzepte. Dies s<strong>in</strong>d<br />

wichtige Informationen für den Neubau<br />

von Sportanlagen, weil hiermit e<strong>in</strong>e<br />

effizientere räumliche Verteilung<br />

von Sportanlagen gel<strong>in</strong>gen kann. S<strong>in</strong>d<br />

Menschen, die aktiv bestimmte Sport-<br />

arten betreiben, bereit, größere Entfernungen<br />

zurückzulegen, kann dies<br />

<strong>in</strong> der Planung berücksichtigt werden.<br />

Auch aufgrund ökonomischer Vorteile<br />

sollte die Tendenz e<strong>in</strong>erseits zu größeren<br />

Sportkomplexen gehen, die andererseits<br />

von allen Bürgern <strong>in</strong> zwanzig<br />

M<strong>in</strong>uten erreicht werden können. Diese<br />

Ansätze <strong>des</strong> Raumelastizitätskonzeptes<br />

können sowohl beim Neubau<br />

als auch beim Rückbau angewandt<br />

werden. Der Rückbau von Sportanlagen<br />

kann so gestaltet werden, dass<br />

entweder bei e<strong>in</strong>er bestimmten sportlichen<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung die E<strong>in</strong>sparung<br />

möglichst hoch ist oder dass<br />

bei e<strong>in</strong>er bestimmten E<strong>in</strong>sparung die<br />

sportliche Bee<strong>in</strong>trächtigung möglichst<br />

ger<strong>in</strong>g ist.<br />

Mehrebenen-Modelle<br />

Mehrebenen-Modelle ermöglichen<br />

den Zuschnitt von Sportangeboten<br />

und -anlagen auf bestimmte Zielgruppen<br />

wie zum Beispiel Senioren, Jugendliche<br />

und Frauen, um deren sportliche<br />

Aktivität zu verbessern. Dies kann<br />

unabhängig von sozio-demographischen<br />

Faktoren wie Alter, Bildung, E<strong>in</strong>kommen<br />

und Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

erfolgen. E<strong>in</strong> Beispiel aus Stuttgart: Im<br />

Stadtbezirk Stuttgart-West könnten<br />

mit der verbesserten Versorgung an<br />

öffentlichen Bädern mehr Mädchen<br />

und Frauen zum Sporttreiben animiert<br />

werden. Wollen die Stuttgarter<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>splaner die Sportaktivität<br />

von Migranten steigern, müssten<br />

sie mehr öffentliche Spielflächen<br />

wie Bolzplätze und Halfpipes anbieten.<br />

Mit diesem Ansatz lassen sich also<br />

auch sportpolitische Ziele ansteuern.


Georeferenzierte Modelle<br />

Georeferenzierte Modelle ergänzen die<br />

verhaltensorientierte <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

um weitere Erkenntnisse.<br />

Insbesondere <strong>in</strong> Metropolregionen<br />

gibt es nämlich bei der Sportstättenentwicklungsplanung<br />

häufig e<strong>in</strong> Problem:<br />

Die Datenbestände lassen sich zwar<br />

auf Stadtbezirks- oder gar Stadtteilebene<br />

herunterbrechen, die tatsächlichen<br />

Planungszellen wie Neubaugebiete,<br />

neu zu bauende oder zurückzubauende<br />

Sportkomplexe halten sich jedoch<br />

nicht an Stadtbezirksgrenzen. Solche<br />

Planungszellen liegen häufig im<br />

Schnittfeld mehrerer Stadtbezirke. Mit<br />

geokodierten Daten kann man daher<br />

unabhängig von Stadtbezirksgrenzen<br />

beliebige Ausschnitte der Metropolregion<br />

betrachten und so Sportstätten<br />

zielgenau und detailgerecht planen.<br />

<strong>Sportentwicklung</strong>splanung sollte<br />

grundsätzlich mehr se<strong>in</strong> als re<strong>in</strong>e<br />

Sportstättenentwicklungsplanung.<br />

Gerade die zentralen Probleme der<br />

Sportvere<strong>in</strong>e zeigen, dass Sportanlagenprobleme<br />

derzeit nicht ausschlaggebend<br />

s<strong>in</strong>d. Nimmt man dennoch die<br />

Sportstättenentwicklungsplanung <strong>in</strong><br />

den Blick, sollten die vorliegenden<br />

Forschungserkenntnisse <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die Steigerung der Effektivität <strong>des</strong><br />

verhaltensorientierten Ansatzes genutzt<br />

werden. In der Sportmetropole<br />

<strong>Ruhr</strong> bieten sich für e<strong>in</strong>e Steuerung<br />

der <strong>Sportentwicklung</strong> <strong>in</strong>sbesondere<br />

die demo-ökonomischen, die Mehrebenen-<br />

und die georeferenzierten<br />

Modelle an. Die hierzu notwendigen<br />

Instrumente und Technologien s<strong>in</strong>d<br />

entwickelt und erprobt. ◆<br />

Vortrag<br />

Tatsächliche Planungszellen<br />

passen <strong>in</strong> Metropolregionen<br />

nicht zu<br />

Stadtbezirksgrenzen<br />

Sportanlagenprobleme<br />

derzeit nicht ausschlaggebend<br />

Anwendung von<br />

demo-ökonomischen,<br />

Mehrebenen- und<br />

georeferenzierten<br />

Modellen im <strong>Ruhr</strong>-<br />

gebiet empfohlen<br />

49


Nachgefragt ...<br />

51


52 Statement<br />

Christian Hülsmann<br />

Stadtdirektor von Essen<br />

Immenser Instandhaltungsstau<br />

Mehr Sport außerhalb<br />

klassischer Sportstätten<br />

Christian Hülsmann<br />

Nachgefragt ... aus der Sicht der Stadtpolitik<br />

Gutes Rückbaumanagement<br />

ist gefragt<br />

In der Analyse sche<strong>in</strong>en die am ersten<br />

<strong>Sportforum</strong> <strong>Ruhr</strong> Beteiligten sich recht<br />

e<strong>in</strong>ig zu se<strong>in</strong>. Unterschiede gibt es zwischen<br />

den e<strong>in</strong>zelnen Städten aufgrund<br />

der verschiedenen demographischen<br />

Entwicklung. Der im <strong>Sportforum</strong> vorgetragene<br />

akademische Sachverstand<br />

zeigt, dass die Stadt Essen mit ihren<br />

Überlegungen zum Masterplan Sport<br />

und mit ihrem Bäderkonzept grundsätzlich<br />

richtig liegt.<br />

Gravierend s<strong>in</strong>d die Veränderungen <strong>in</strong><br />

der <strong>Sportentwicklung</strong>splanung vom<br />

Ende der 60er Jahre bis heute. Hat<br />

man sich damals strikt an den Empfehlungen<br />

<strong>des</strong> „Goldenen Plans“ orientiert,<br />

kämpft man heute mit e<strong>in</strong>em<br />

immensen Instandhaltungsstau. In<br />

den 60er und 70er Jahren konnte man<br />

nicht viel falsch machen und plante<br />

viele neue Sportstätten und Bäder, da<br />

überall die Nachfrage stieg. Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

drehten sich höchstens<br />

um die exakte Sportflächengröße<br />

pro E<strong>in</strong>wohner. „Je<strong>des</strong> Jahr e<strong>in</strong> Bad<br />

im Bau“ war <strong>in</strong> den 60er Jahren e<strong>in</strong><br />

populärer Slogan <strong>in</strong> Essen, der die damalige<br />

Philosophie gut zusammenfasst.<br />

Neue Sportstätten entstanden<br />

also zahlreich, woh<strong>in</strong>gegen die bauliche<br />

Unterhaltung aufgrund knapper<br />

werdender f<strong>in</strong>anzieller Ressourcen<br />

mehr und mehr vernachlässigt wurde.<br />

Den Beg<strong>in</strong>n dieses „Sündenfalls“<br />

kann man <strong>in</strong> der Stadt Essen etwa am<br />

Jahr 1980 festmachen.<br />

Bädergutachten<br />

Bis heute hat sich e<strong>in</strong>e Fülle von Problemen<br />

angesammelt, die nun gelöst<br />

werden müssen. Man muss sich<br />

den harten Realitäten stellen und darauf<br />

reagieren. Die verschlechterten f<strong>in</strong>anziellen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen haben<br />

den Instandhaltungsstau massiv<br />

wachsen lassen. E<strong>in</strong> Bädergutachten<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>fachverbands Öffentliche<br />

Bäder und <strong>des</strong> RVR hat für die 15 Bäder<br />

der Stadt Essen e<strong>in</strong>en Instandhaltungsstau<br />

von 40 Millionen Euro<br />

festgestellt. H<strong>in</strong>zu kommen rund 25<br />

Millionen Euro bei den anderen Sportstätten<br />

sowie den Turn- und Sporthallen<br />

- die Turn- und Sporthallen der<br />

Schulen nicht mitgerechnet.<br />

Auf gravierende Veränderungen wurde<br />

nicht rechtzeitig reagiert. Dabei<br />

hat sich das Sport- und Freizeitverhalten<br />

im Laufe der Jahre deutlich verändert.<br />

So wird heute Sport immer<br />

häufiger außerhalb der klassischen<br />

kommunalen Sportstätten und Bäder<br />

getrieben (zum Beispiel Jogg<strong>in</strong>g,<br />

Radfahren oder Nordic Walk<strong>in</strong>g). Besonders<br />

deutlich ist diese Entwicklung<br />

auch an den Besucherzahlen der


Bäder ablesbar. Das Bädergutachten<br />

zeigt, dass die Besuche pro Person und<br />

Jahr von fünfmal (1980) auf 3,1-mal<br />

(2006) zurückgegangen s<strong>in</strong>d. Berücksichtigt<br />

man dann noch die gesunkene<br />

Bevölkerungszahl, entspricht dies<br />

e<strong>in</strong>er Halbierung der Bäderbesuche.<br />

Dagegen hat sich die Zahl der Bäder,<br />

wenn überhaupt, kaum verr<strong>in</strong>gert.<br />

Doch nicht nur die E<strong>in</strong>wohnerzahl<br />

ist gesunken, <strong>in</strong>sbesondere die Zahl<br />

der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ist zurückgegangen<br />

und wird weiter zurückgehen.<br />

E<strong>in</strong> Trend, der auch <strong>in</strong> den<br />

meisten anderen Großstädten zu beobachten<br />

ist.<br />

Um überhaupt e<strong>in</strong>e ausreichende<br />

und funktionsfähige Sport<strong>in</strong>frastruktur<br />

auf Dauer aufrechterhalten und f<strong>in</strong>anzieren<br />

zu können, muss zurückgebaut<br />

werden. Hierfür ist wichtig, dass<br />

die Wissenschaft Daten, Erkenntnisse<br />

und Analysen liefert. Allerd<strong>in</strong>gs muss<br />

man sich darauf e<strong>in</strong>stellen, dass die<br />

Betroffenen den Rückbauprozess trotz<br />

guter Argumente nicht ohne Weiteres<br />

akzeptieren.<br />

Rückbaumanagement<br />

Was noch fehlt für e<strong>in</strong> Rückbaumanagement,<br />

ist e<strong>in</strong>e veränderte Grundlage<br />

hierfür, also auch e<strong>in</strong>e bessere<br />

Abstimmung widersprüchlicher politischer<br />

Vorgaben. E<strong>in</strong>ige Beispiele zeigen,<br />

wo kommunales Handeln durch solche<br />

Widersprüche erschwert wird. Das Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

und die Kommunalaufsicht<br />

der Bezirksregierung fordern<br />

von den Städten strikte Haushaltskonsolidierung<br />

und konkret den Rückbau<br />

von Infrastruktur. Dies br<strong>in</strong>gt die Bürger<br />

gegen die Städte auf und sie greifen<br />

zum Instrument <strong>des</strong> Bürgerbegehrens.<br />

Vor e<strong>in</strong>igen Jahren haben sich die<br />

Fraktionen im Landtag mit Forderungen<br />

nach immer kle<strong>in</strong>eren Quoren für<br />

Bürgerbegehren gegenseitig überboten.<br />

Die Hürde <strong>des</strong> Quorums ist heutzutage<br />

relativ leicht zu nehmen, <strong>in</strong> Es-<br />

Statement<br />

Rückbau zw<strong>in</strong>gend erforderlich<br />

Politische Vorgaben<br />

müssen besser abgestimmt<br />

werden<br />

53


54 Statement<br />

Stadt- und Kreissportbünden<br />

kommt wichtige<br />

Rolle zu<br />

sen s<strong>in</strong>d dafür lediglich rund 15.000<br />

Unterschriften erforderlich. Da der<br />

Stadtrat <strong>in</strong> der Regel den Wünschen<br />

<strong>des</strong> Bürgerbegehrens nicht nachkommen<br />

kann, zieht dies e<strong>in</strong>en Bürgerentscheid<br />

nach sich, der <strong>in</strong> Essen Kosten<br />

von 800.000 Euro verursacht.<br />

Weiteres Beispiel: Das e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>isterium<br />

fordert e<strong>in</strong>en Rückbau der Infrastruktur,<br />

das andere M<strong>in</strong>isterium beachtet<br />

die Faktoren demographische<br />

Entwicklung und Haushaltskonsolidierung<br />

bei se<strong>in</strong>en Richtl<strong>in</strong>ien, etwa<br />

für das Schulschwimmen, so gut wie<br />

nicht. H<strong>in</strong>zu kommen die Forderungen<br />

der Fachverbände. Vor e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

wurde die notwendige Hallenhöhe<br />

beim Volleyball angehoben. Das hatte<br />

zur Folge, dass selbst unterklassige<br />

Mannschaften nicht mehr <strong>in</strong> Normalturnhallen<br />

spielen können, sondern <strong>in</strong><br />

Dreifachturnhallen spielen müssen, wo<br />

der Druck sowieso schon sehr hoch ist.<br />

Differenzierte<br />

<strong>Sportentwicklung</strong><br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist an manchen Stellen<br />

nach wie vor der Neubau von Turn-<br />

und Sporthallen erforderlich, vor allem<br />

dort, wo Gesamtschulen entstehen.<br />

Häufig gibt es dort aber ke<strong>in</strong>e ausrei-<br />

chende Nachfrage durch Sportvere<strong>in</strong>e.<br />

Auf der anderen Seite werden <strong>in</strong> anderen<br />

Stadtteilen Schulen geschlossen<br />

und die Gebäude müssen vermarktet<br />

werden. Hier stellt sich die Frage,<br />

was mit den Hallen passiert, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Schulgebäude baulich <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d,<br />

und bei denen e<strong>in</strong>e starke Vere<strong>in</strong>snachfrage<br />

herrscht. <strong>Sportentwicklung</strong><br />

muss also differenziert betrachtet<br />

werden. Hierfür haben sich die Städte<br />

noch nicht richtig positioniert.<br />

Damit der Sport <strong>in</strong> den Kommunen<br />

bei den f<strong>in</strong>anziellen Verteilungskämpfen<br />

vor Ort nicht auf der Strecke<br />

bleibt, brauchen die Sport- und Bäderämter<br />

starke Partner <strong>in</strong> der Sportselbstverwaltung.<br />

Diese Rolle können<br />

nur die Stadt- und Kreissportbünde<br />

erfüllen. Nachdem sie über Jahrzehnte<br />

vom Lan<strong>des</strong>SportBund NRW eher<br />

als e<strong>in</strong>e Art Randgruppe behandelt<br />

wurden, hat der LSB nun erkannt, dass<br />

die Stadt- und Kreissportbünde wichtige<br />

strategische Partner s<strong>in</strong>d. Denn<br />

sie und nicht die Fachverbände tragen<br />

<strong>in</strong> den Kommunen die Gefechte<br />

aus. Daher ist sehr zu begrüßen, dass<br />

der LSB se<strong>in</strong>e Haltung zu den Stadt-<br />

und Kreissportbünden zu verändern<br />

beg<strong>in</strong>nt. Auch wenn dies noch nicht<br />

ausreicht, ist es e<strong>in</strong> Schritt <strong>in</strong> die richtige<br />

Richtung. ◆


Annemarie Erlenwe<strong>in</strong><br />

Nachgefragt ... aus der Sicht der NRW-Lan<strong>des</strong>regierung<br />

Profile schärfen, regional abstimmen<br />

Laut e<strong>in</strong>er Studie zum Sportverhalten<br />

im <strong>Ruhr</strong>gebiet von 1992 betrieben<br />

damals 23 Prozent der Revierbürger<br />

Sport im Vere<strong>in</strong>, 20 Prozent <strong>in</strong><br />

kommerziellen Anlagen. Nach aktuellen<br />

Studien, die sich nicht nur auf<br />

das <strong>Ruhr</strong>gebiet beziehen, betreiben<br />

42 Prozent der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen Sport<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

weiß man, dass es neue Beweggründe<br />

zum Sporttreiben gibt, genormte<br />

Anlagen weniger genutzt werden<br />

und von den vorhandenen Sportanlagen<br />

die Bäder am meisten nachgefragt<br />

werden.<br />

Vergleichbar der abnehmenden B<strong>in</strong>dungskraft<br />

bei anderen Organisationen<br />

zeigt sich auch e<strong>in</strong>e Tendenz<br />

zur Abwendung von Sportvere<strong>in</strong>en.<br />

Diese sollte aufgehalten werden, <strong>in</strong>dem<br />

zum Beispiel die Sportvere<strong>in</strong>e<br />

und ihre Angebote attraktiver werden.<br />

Sportvere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d für das soziale<br />

Zusammenleben und die Integration<br />

wichtig, sie stellen e<strong>in</strong>en<br />

Gegenpol zur wachsenden Individualisierung<br />

der Gesellschaft dar. Auf<br />

der anderen Seite muss die Individualisierung<br />

bei der Weiterentwicklung<br />

von Sporträumen, das heißt<br />

von Anlagen und von Angeboten berücksichtigt<br />

werden.<br />

Verhaltensorientierte<br />

Planung<br />

Die Entwicklung verhaltensorientierter<br />

Planungs<strong>in</strong>strumentarien ist<br />

wichtig, damit die Kommunen ihre<br />

Ressourcen s<strong>in</strong>nvoll für die Zukunft<br />

e<strong>in</strong>setzen können. Es gibt bereits<br />

Sportstätten, die nicht mehr benötigt<br />

werden. Diese Flächen sollten dem<br />

Sport erhalten bleiben, <strong>in</strong>dem sie zu<br />

Stätten für nachgefragte Sportarten<br />

umgewandelt werden. Auf Sportstättenentwicklungsplanung<br />

kann<br />

daher <strong>in</strong> Zukunft noch weniger als<br />

bisher verzichtet werden.<br />

Für den „Masterplan Sport für die<br />

Metropole <strong>Ruhr</strong>“ muss zunächst def<strong>in</strong>iert<br />

werden, welches Ziel er haben<br />

soll. Geht es um die E<strong>in</strong>werbung von<br />

Sport-Großveranstaltungen oder um<br />

e<strong>in</strong>en Sportstättenentwicklungsplan<br />

für das <strong>Ruhr</strong>gebiet? Für Sportstätten,<br />

die die sportliche Grundversorgung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil sichern,<br />

ist er nicht erforderlich. Es bedarf<br />

aber e<strong>in</strong>er regionalen Abstimmung<br />

bei größeren Sportstätten, die e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>zugsbereich über die Stadtgrenzen<br />

h<strong>in</strong>aus besitzen, wie zum<br />

Beispiel Bäder. Hier wäre e<strong>in</strong> Masterplan<br />

Sport gerade im <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

wichtig.<br />

Statement<br />

Annemarie Erlenwe<strong>in</strong>,<br />

Leitende M<strong>in</strong>isterialrät<strong>in</strong><br />

Abteilung Sport im<br />

Innenm<strong>in</strong>isterium <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Abwendung von<br />

Sportvere<strong>in</strong>en durch<br />

attraktive Angebote<br />

aufhalten<br />

Sportstättenentwicklungsplanung<br />

ist unverzichtbar<br />

Regionale Abstimmung<br />

bei größeren<br />

Sportanlagen wichtig<br />

55


56 Statement<br />

Förderung von Sportstätten<br />

für den allgeme<strong>in</strong>en<br />

Sport nur<br />

durch Sportpauschale<br />

Zuschauersportanlagen<br />

für unterschiedliche<br />

Sportarten entwickeln<br />

Sportpauschale<br />

Nach E<strong>in</strong>führung der Sportpauschale<br />

für die Sportstätten hat das Land ke<strong>in</strong>e<br />

f<strong>in</strong>anziellen Steuerungsmöglichkeiten<br />

mehr. Die Bereitstellung und<br />

Entwicklung von Sportstätten ist e<strong>in</strong>e<br />

kommunale Aufgabe, e<strong>in</strong>e regionale<br />

Sportstättenförderung durch<br />

das Land ist ebenfalls nicht möglich.<br />

Das Land fördert jedoch Sportstätten<br />

für den Hochleistungssport,<br />

Zuschauersportstätten für national<br />

und <strong>in</strong>ternational bedeutende Sportveranstaltungen<br />

sowie Sportschulen<br />

der Verbände. Bei den Zuschauersportanlagen<br />

s<strong>in</strong>d unterschiedliche<br />

Schwerpunktsetzungen unter Beteiligung<br />

der Städte wichtig. Sie sollten<br />

Konkurrenzen vermeiden und besondere<br />

Profile erarbeiten. Dabei kann<br />

e<strong>in</strong> „Masterplan Sport für die Metropole<br />

<strong>Ruhr</strong>“ helfen. ◆


Andreas Klages<br />

Nachgefragt ... aus der Sicht <strong>des</strong> organisierten Sports<br />

Weniger Konkurrenz, mehr Kooperation<br />

Sport ist e<strong>in</strong> wichtiges Politikfeld mit<br />

hoher gesellschaftspolitischer Bedeutung.<br />

Jeden Monat werden <strong>in</strong><br />

den Sportvere<strong>in</strong>en 45,2 Millionen Arbeitsstunden<br />

ehrenamtlich geleistet.<br />

Damit leistet der Sport auch ökonomisch<br />

betrachtet bedeutende Arbeit,<br />

er ist ke<strong>in</strong> weicher, sondern e<strong>in</strong> harter<br />

Standortfaktor. Der Titel <strong>des</strong> <strong>Workshops</strong><br />

kann daher auch umgedeutet<br />

werden: Es gibt nicht nur e<strong>in</strong>e <strong>Sportentwicklung</strong><br />

<strong>in</strong> Metropolen, sondern<br />

auch e<strong>in</strong>e Metropolenentwicklung<br />

durch den Sport.<br />

Heute ist viel zu häufig e<strong>in</strong>e defensive<br />

kommunale Sportpolitik zu beobachten,<br />

<strong>in</strong> vielen Städten kommt<br />

dem Sport e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle<br />

zu. Dabei ist er gerade im Nahbereich<br />

wichtig. Die Sportvere<strong>in</strong>e mit ihrer<br />

Angebotsvielfalt leisten viel: für Menschen<br />

mit Beh<strong>in</strong>derung, im sozialen<br />

Bereich, im Wohnquartier, für gesundheitliche<br />

Fitness und weiteres. Sport<br />

darf nicht nur als Zuschauersport gesehen<br />

werden. Breitensportliche Aktivitäten<br />

und Angebote der Vere<strong>in</strong>e<br />

s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens ebenso bedeutend.<br />

Vere<strong>in</strong>sentwicklungs-<br />

programme<br />

Auf die aktuellen Herausforderungen<br />

für die Sportvere<strong>in</strong>e, etwa durch den<br />

demografischen Wandel, muss man<br />

reagieren. Zum Beispiel s<strong>in</strong>d Vere<strong>in</strong>sentwicklungsprogramme<br />

erforderlich,<br />

um die Sportvere<strong>in</strong>e wieder als Orte<br />

der Selbstorganisation mit ihren Ressourcen<br />

zu stärken. Bei der Sportstätten-<br />

und <strong>Sportentwicklung</strong>splanung<br />

müssen die Sportvere<strong>in</strong>e und -verbände<br />

stärker e<strong>in</strong>gebunden werden, und<br />

zwar verb<strong>in</strong>dlich. Umgekehrt sollten<br />

sich Sportvere<strong>in</strong>e nicht nur mit den<br />

Sportämtern, sondern vermehrt auch<br />

mit anderen Ämtern austauschen und<br />

stärker vor Ort vernetzen. Der Rhe<strong>in</strong>-<br />

Ma<strong>in</strong>-Raum, der sich über drei Bun<strong>des</strong>länder<br />

erstreckt, ist e<strong>in</strong> Beispiel für<br />

regionale Kooperation im Sport. Auch<br />

dort wird auf regionaler Ebene mehr<br />

Kooperation anstelle von Konkurrenz<br />

angestrebt.<br />

Kommunale und regionale Entwicklungskonzeptionen<br />

im Sport nützen<br />

den Sportvere<strong>in</strong>en und -verbänden<br />

und können dazu beitragen, ihre Handlungsfähigkeit<br />

zu erweitern. An diesen<br />

Prozessen sollten die Sportorganisationen<br />

unter dem Dach <strong>des</strong> Deutschen<br />

Olympischen Sportbun<strong>des</strong> aktiv und<br />

umfassend beteiligt werden. <strong>Sportentwicklung</strong>skonzeptionen<br />

müssen<br />

über den Leistungssport und die Großveranstaltungen<br />

h<strong>in</strong>aus den Vere<strong>in</strong>s-<br />

und Breitensport und <strong>des</strong>sen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> den Blick nehmen. Bei<br />

<strong>in</strong>terkommunalen oder regionalen Ansätzen<br />

sollten die Lan<strong>des</strong>sportbünde<br />

e<strong>in</strong>gebunden werden. ◆<br />

Statement<br />

Andreas Klages<br />

Stellvertretender Direktor<br />

<strong>Sportentwicklung</strong> beim<br />

Deutschen Olympischen<br />

Sportbund<br />

Sport als harter Standortfaktor<br />

Sportvere<strong>in</strong>e und -verbände<br />

bei Sportplanung<br />

e<strong>in</strong>beziehen<br />

<strong>Sportentwicklung</strong><br />

muss Vere<strong>in</strong>s- und<br />

Breitensport berücksichtigen<br />

57


58<br />

Statement<br />

Wolfgang Rohrberg<br />

Geschäftsführer <strong>des</strong><br />

Essener Sportbun<strong>des</strong><br />

Kle<strong>in</strong>ere Kreissportbünde<br />

besser stellen<br />

Formulierung von M<strong>in</strong>imalstandards,<br />

die alle<br />

Städte anerkennen<br />

Vere<strong>in</strong>e akzeptieren<br />

Folgen <strong>des</strong> demographischen<br />

Wandels<br />

nicht immer<br />

Wolfgang Rohrberg<br />

Nachgefragt ... aus der Sicht der Stadt- und Kreissportbünde<br />

Überzeugungsarbeit leisten<br />

Es gibt im <strong>Ruhr</strong>gebiet erhebliche Unterschiede<br />

zwischen den verschiedenen<br />

Stadt- und Kreissportbünden.<br />

Das muss man bei jeder Sportplanung<br />

beachten. Die kle<strong>in</strong>eren Kreissportbünde<br />

sollten besser gestellt<br />

werden, will man den Sport <strong>in</strong> der Region<br />

stärken. Dies sollte e<strong>in</strong>e Leitl<strong>in</strong>ie<br />

<strong>des</strong> „Masterplans Sport für die Metropole<br />

<strong>Ruhr</strong>“ se<strong>in</strong>, um überall gleiche<br />

Voraussetzungen zu schaffen. Der<br />

Masterplan kann e<strong>in</strong>e wichtige Klammer<br />

darstellen, den Sport <strong>in</strong> der Region<br />

voranzubr<strong>in</strong>gen. Wichtig ist, dass<br />

die Städte lernen, auch im Bereich<br />

Sport regional zusammenzuarbeiten.<br />

Als gutes Beispiel präsentiert sich<br />

hier die MEO-Region, <strong>in</strong> der die Städte<br />

Mülheim, Essen und Oberhausen<br />

kooperieren. Durch die Zusammenarbeit<br />

gibt es e<strong>in</strong>en regelmäßigen Austausch<br />

und schnellen Informationsfluss<br />

zwischen den Beteiligten. So<br />

erfahren diese von Problemen <strong>in</strong> der<br />

Region und können geme<strong>in</strong>sam nach<br />

Lösungen suchen.<br />

Masterplan als Richtschnur<br />

für die Städte<br />

Der Masterplan Sport kann e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Richtschnur zur Beurteilung der<br />

Sport<strong>in</strong>frastruktur werden. Derzeit<br />

plant jede Kommune für sich alle<strong>in</strong>,<br />

das sollte sich ändern. Im Masterplan<br />

lassen sich M<strong>in</strong>imalstandards formu-<br />

lieren, die die Städte für ihre Planung<br />

anerkennen. Damit werden regionale<br />

Unterschiede vermieden und Standards<br />

vere<strong>in</strong>heitlicht. Das Geld <strong>in</strong> den<br />

Städten ist knapp. Auch hier kann der<br />

regionale Fokus helfen zu beurteilen,<br />

wie viele Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen<br />

tatsächlich gebraucht werden.<br />

Am Beispiel e<strong>in</strong>es Bäderkonzepts lassen<br />

sich die Vorteile regionaler Abstimmung<br />

demonstrieren: Hätte das<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiet e<strong>in</strong>e abgestimmte E<strong>in</strong>schätzung,<br />

wie viele Bäder erforderlich<br />

s<strong>in</strong>d und wie sie ausgestattet<br />

se<strong>in</strong> sollen, könnten die entsprechenden<br />

Informationen und Daten bei<br />

der Bäderplanung der Städte berücksichtigt<br />

werden. Damit ließe sich vermeiden,<br />

dass jede Stadt e<strong>in</strong> eigenes<br />

Spaßbad glaubt anbieten zu müssen,<br />

obwohl die Besucherzahlen <strong>in</strong> Wahrheit<br />

zum wirtschaftlichen Betrieb oft<br />

nicht ausreichen. Hier e<strong>in</strong>gesparte<br />

Mittel könnten für s<strong>in</strong>nvollere Sportprojekte<br />

verwendet werden. Dieses<br />

Beispiel ist auf alle anderen Sportbereiche<br />

übertragbar.<br />

Zurzeit arbeiten fast alle Kommunen<br />

an e<strong>in</strong>em Masterplan Sport. H<strong>in</strong>weise<br />

auf das regionale Angebot werden<br />

häufig belächelt. Das hat damit<br />

zu tun, dass die Folgen <strong>des</strong> demographischen<br />

Wandels noch nicht überall<br />

präsent s<strong>in</strong>d, weder bei der Bevölkerung<br />

noch bei den Vere<strong>in</strong>en. Darü-


er h<strong>in</strong>aus wollen die Vere<strong>in</strong>e die Veränderungen<br />

<strong>des</strong> Sportverhaltens oft<br />

nicht akzeptieren. Will man die Vere<strong>in</strong>e<br />

bei der künftigen Planung e<strong>in</strong>beziehen,<br />

will man, dass sie mit an<br />

e<strong>in</strong>em Strang ziehen, muss Überzeugungsarbeit<br />

geleistet werden.<br />

Events als Market<strong>in</strong>g-<br />

<strong>in</strong>strument<br />

Weiterh<strong>in</strong> ist für die Planung wichtig<br />

zu berücksichtigen, dass Spitzensport<br />

und Breitensport aufe<strong>in</strong>ander angewiesen<br />

s<strong>in</strong>d. Große Events s<strong>in</strong>d für<br />

die Region ebenso wichtig wie der Alltagssport,<br />

sie fördern das Image und<br />

stellen e<strong>in</strong> wichtiges Market<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strument<br />

dar. Hier ist Zusammenarbeit<br />

gefragt, nicht Konkurrenz. Der Regionalverband<br />

<strong>Ruhr</strong> sollte mehr Sport-<br />

events fördern und für e<strong>in</strong>e faire räumliche<br />

Verteilung der Veranstaltungen<br />

<strong>in</strong> der <strong>Ruhr</strong>metropole werben.<br />

E<strong>in</strong> „Masterplan Sport für die Metropole<br />

<strong>Ruhr</strong>“ ist sehr wünschenswert.<br />

Will der RVR diese Entwicklung unterstützen<br />

und aktiv gestalten, muss<br />

er sich auch entsprechend personell<br />

aufstellen. E<strong>in</strong> Sportteam bestehend<br />

aus zwei Mitarbeitern reicht<br />

hierfür nicht aus. Wenn das <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

e<strong>in</strong>e engere Abstimmung bei der<br />

Sportplanung will, ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere<br />

Moderation <strong>in</strong> der Region erforderlich.<br />

E<strong>in</strong>e bessere personelle Ausstattung<br />

<strong>des</strong> RVR-Sportbüros ist dann<br />

unerlässlich. ◆<br />

Statement<br />

Vere<strong>in</strong>e müssen überzeugt<br />

und e<strong>in</strong>gebunden<br />

werden<br />

Faire räumliche Verteilung<br />

von Events<br />

RVR-Sportbüro muss<br />

personell aufgestockt<br />

werden<br />

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