Das Schlagzeug - Couven-Gymnasium Aachen
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Kultur & Kreatives . Kunst | Musik<br />
SERIE Musikinstrumente | Teil 6<br />
<strong>Das</strong> <strong>Schlagzeug</strong><br />
Dörte Schulz sprach für KingKalli mit Yann Le Roux und Harald Ingenhag<br />
über <strong>Schlagzeug</strong>, Cajon und Bodypercussion.<br />
Gibt es ein optimales alter, um das schlagzeugspielen zu erlernen?<br />
Yann: Vor allem Jungs im Alter von 6 bis 10 Jahren wollen E-Gitarre oder<br />
<strong>Schlagzeug</strong> lernen. Meine jüngsten Schüler sind 6 Jahre. Den Kindern, die<br />
musikalische Früherziehung hatten, fällt es natürlich leichter, <strong>Schlagzeug</strong> zu<br />
lernen, aber das betrifft ja jedes Instrument.<br />
Harald: <strong>Das</strong> <strong>Schlagzeug</strong> ist eine Kombination verschiedener<br />
Schlaginstrumente, so steht das Erlernen in engem Zusammenhang mit seinem<br />
Aufbau. Es unterscheidet sich von der Masse anderer Instrumente dadurch,<br />
dass es nicht nur mit beiden Händen, sondern auch mit beiden Füßen<br />
gespielt wird, die Hand-Fuß-Koordination ist wesentlicher Bestandteil des<br />
Lernprozesses. Deshalb sollten die Kinder schon im Schulalter sein.<br />
aus welchen elementen besteht denn ein schlagzeug?<br />
Yann: <strong>Das</strong> <strong>Schlagzeug</strong> besteht aus der Bass-Drum (große Trommel), der Snare-<br />
Drum mit Spiralteppich (kleine Trommel) und dem Hi-Hat. Alles andere sind<br />
Erweiterungen, wie zum Beispiel Tom-Toms, Becken, Kleinpercussion etc.<br />
stichwort „üben“...<br />
Yann: Entscheidend ist doch, was derjenige mit dem Instrument machen will.<br />
Optimal ist, jeden Tag zu üben, aber zwingen kann man niemanden dazu.<br />
Harald: Wer‘s ernst meint, setzt sich regelmäßig hin, um zu üben. Nur in den<br />
einzelnen Musikstunden zu spielen, das bringt nichts.<br />
stichwort „lautstärke“...<br />
Yann: Die wenigsten meiner Schüler sind in der komfortablen Situation, das<br />
<strong>Schlagzeug</strong> im Keller des elterlichen Eigenheims stehen zu haben, wo es egal<br />
ist, wie laut man ist. Wohnt man in einer Mietwohnung, kann man den Raum<br />
entsprechend dämmen oder das <strong>Schlagzeug</strong> an sich, oder es empfiehlt sich als<br />
letzter Ausweg, wenn man gar keinen Lärm machen darf, ein elektronisches<br />
<strong>Schlagzeug</strong> anzuschaffen.<br />
Harald: Zu Beginn müssen die Schüler nicht unbedingt ein Instrument zur<br />
Verfügung haben. Oft sind die Eltern nämlich noch nicht sicher, ob ihr Kind<br />
dabeibleibt, oder ob sie als Eltern es mittragen wollen. Daher fangen zumindest<br />
bei mir alle mit Stöcken und einem Practice Pad (Übematte) an und<br />
selbstverständlich hat da Bodypercussion auch schon einen Platz.<br />
Später haben die Schüler dann ein Instrument. Man muss es sich ja nicht<br />
mit den Nachbarn verscherzen und eben Kompromisse finden, also nun nicht<br />
gerade nach 20 Uhr üben. Außerdem kann man <strong>Schlagzeug</strong> auch behutsam<br />
spielen.<br />
seit wann gibt es das schlagzeug?<br />
Yann: Seit etwa hundert Jahren. [<strong>Das</strong> erste komplette <strong>Schlagzeug</strong> kam<br />
1918 in den Handel. A. d. R.] Aber getrommelt wurde immer;<br />
zuerst gab es die Stimme, dann gab es die Trommel und dann<br />
kamen alle anderen Instrumente hinzu.<br />
Yann, du spielst Cajon – was ist das für ein instrument?<br />
Yann: Ein Cajon besteht grundsätzlich aus Holz und ist im Prinzip<br />
ein hohler Quader. Die Hauptschlagplatte ist auf der Frontseite<br />
angebracht; eine Resonanzöffnung befindet sich meist auf der<br />
Rückseite. Die meisten Cajons sind darauf ausgelegt, dass man sie<br />
benutzt, während man darauf sitzt.<br />
Yann Le Roux<br />
Yann Le Roux wurde 1972 in Brest/Frankreich<br />
geboren, ist verheiratet und hat drei Kinder. Mit 13<br />
Jahren begann er mit dem <strong>Schlagzeug</strong>unterricht<br />
bei Thomas Gerke, danach folgten diverse<br />
Lehrer. Von 1994 bis 1997 studierte er am<br />
Conservatorium in Maastricht <strong>Schlagzeug</strong> und<br />
Percussion. Seit 1998 ist er als freiberuflicher<br />
Musiker tätig und gibt privaten <strong>Schlagzeug</strong>-<br />
und Percussionunterricht, seit 2006 auch als<br />
<strong>Schlagzeug</strong>lehrer an der Jugendmusikschule<br />
Heinsberg.<br />
aktuelle Bands sind:<br />
Lagerfeuer, parajubu<br />
(am 25.3. CD-Präsentation<br />
im Musikbunker <strong>Aachen</strong>),<br />
Renaud Marquart,<br />
travail sonique,<br />
White Elephants<br />
infos: www.yannleroux.de<br />
Heike Scheidt<br />
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Fotos: BF | Schlaginstrumente: iStock<br />
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Kultur & Kreatives . Musik<br />
<strong>Schlagzeug</strong><br />
1: Crashbecken<br />
2: Floortoms<br />
3: Tom Tom<br />
4: Bass-Drum (große Trommel)<br />
5: Snare-Drum (kleine Trommel)<br />
6: Hi-Hat<br />
Yann, wo kommt das Cajon denn her?<br />
Yann: Die Idee auf einer Kiste zu trommeln entstand während der<br />
Kolonialherrschaft des 19. Jahrhunderts in Peru. Den Sklaven, die<br />
in die „Neue Welt“ verbracht wurden, verbot man, ihre Trommeln<br />
zu benutzen („No-Drumming-Laws“). Grund dafür war die Angst<br />
der Gutsherren, die Sklaven würden sich durch die Töne miteinander<br />
verständigen und gegen die Sklaverei rebellieren. Da die<br />
rhythmische Musik ein fester Bestandteil der kulturellen Identität<br />
der Afroamerikaner war, nutzten sie fortan die Transportkisten, die<br />
jederzeit verfügbar waren.<br />
Mit der Zeit etablierte sich das Cajon als fester Bestandteil in der<br />
Flamencoszene und verbreitete sich mit der Musik und dem Tanz in<br />
Europa. Als Erster, der ein Cajon auf der Bühne eingesetzt hat, gilt<br />
der Percussionist von Paco de Lucia in den 1960-er Jahren. Seitdem<br />
wird das Cajon in nahezu jeder Musikrichtung eingesetzt.<br />
und wie bist Du darauf gestoßen?<br />
Was das Cajon betrifft, da bin ich Autodidakt. Ich hab es zu meinem<br />
32. Geburtstag geschenkt bekommen und dann stand es erst mal<br />
rum. In den ersten Konzerten mit Lagerfeuer hab ich Congas gespielt,<br />
das hat aber nicht gerockt, dann hab ich das Cajon benutzt, weil<br />
es klingt wie ein <strong>Schlagzeug</strong>; es ist eigentlich eine Mischung aus<br />
<strong>Schlagzeug</strong> und Djembe.<br />
unterrichtest du auch Cajon?<br />
Yann: Ja, ich gebe auch Unterricht, zum Beispiel an der<br />
Hauptschule Heinsberg, da haben wir auch mal Cajons selbst<br />
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gebaut. Der Vorteil ist, dass man kein Vorwissen braucht, man kann<br />
einfach anfangen. Und Cajon ist in einer Gruppe besser und leichter<br />
zu spielen als <strong>Schlagzeug</strong>. Und da man mit den Händen trommelt,<br />
ist das Spiel direkter, als würdest du mit den Händen singen.<br />
Harald, nun zu einem deiner lieblingsthemen –<br />
Bodypercussion, worum geht’s dabei?<br />
Harald: Die Hauptfunktion des <strong>Schlagzeug</strong>s in einer Band ist ja<br />
das Erzeugen eines Grundrhythmus, der die Band trägt. Bei der<br />
Bodypercussion schlagen, schnipsen, stampfen und klatschen wir<br />
auf und mit unserem Körper, lernen erst einfache Grundfiguren,<br />
bevor wir komplexe Rhythmen erlernen. <strong>Das</strong> Spiel in der Gruppe<br />
macht besonderen Spaß, zum einen, weil es dadurch viel besser zu<br />
hören ist und weil wir so viel mehr Möglichkeiten haben, uns<br />
auszuprobieren. In einer Gruppe kann man eben auch Formationen<br />
bilden, ähnlich wie beim Tanzen. Zum Beispiel steht man einander<br />
gegenüber und klatscht sich in die Hände.<br />
Bodypercussion ersetzt natürlich kein <strong>Schlagzeug</strong>, ist aber als<br />
Ergänzung hervorragend geeignet, übrigens auch für andere<br />
Instrumentalisten. Bei Kindern, die Blasinstrumente wie Querflöte,<br />
Trompete oder Klarinette spielen, stellt man häufig fest, dass sie<br />
Pausen oder lange Noten nicht lang genug „aushalten“, d. h. zu früh<br />
weiterspielen, den Wert einer Note nicht richtig einschätzen.<br />
Bodypercussion kann dem mit Erfolg entgegenwirken, weil es die<br />
rhythmische Sicherheit, die für jeden, der ein Instrument spielt,<br />
unverzichtbar ist, verfestigt.<br />
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Cajon<br />
Wie geht man dabei vor?<br />
Harald: Rhythmen werden nicht nach Noten gespielt, sondern durch Imitation<br />
von Schritten und Klanggesten angeeignet. Bodypercussion greift Anregungen<br />
aus Kinder- und Bewegungsspielen, aus Tänzen, Trommelrhythmen und<br />
Rhythmusübungen vieler Kulturen auf und systematisiert sie zu spezifischen<br />
Übungsfolgen, kleinen Stücken und Spielen. Klatschen, Schnipsen, Klopfen<br />
auf den Körper, Stampfen etc. sind die Körperklänge. Bei den meisten<br />
Bodypercussionübungen wird im Stehen gearbeitet. Stehend gibt es den<br />
Vorteil, dass die Füße die metrische Basis (Beat und Taktlänge) darstellen<br />
können, indem man, wie man es vom Gehen gewohnt ist, das Körpergewicht<br />
an den Boden abgibt. Die Hände sind frei zur rhythmischen Gestaltung.<br />
Warum Bodypercussion?<br />
Harald: Bodypercussion erfordern zu Beginn kein Erlernen schwieriger<br />
Techniken, jeder kann mitmachen – Rhythmus ist Gruppengeschehen, ist<br />
Bewegung. Dabei werden Schnelligkeit, Lockerheit und Genauigkeit verbessert,<br />
der Gleichgewichts- und der Tastsinn geübt, die Entwicklung von Grob- und<br />
Feinmotorik und die Koordination verschiedener Bewegungsabläufe miteinander<br />
gefördert.<br />
Habt ihr noch weitere Pläne?<br />
Yann: Als Musiker natürlich! Aber was das Unterrichten betrifft, da bin ich<br />
momentan völlig ausgelastet.<br />
Harald: Klar. Weitere tolle Bandprojekte und mehr Arbeit mit Bodypercussion-<br />
Gruppen, mit dem Ziel, das Ganze irgendwann mal aufzuführen.<br />
Percussion-Instrumente<br />
Harald Ingenhag<br />
Harald Ingenhag wurde 1964 in Nettetal geboren<br />
und begann mit neun Jahren, <strong>Schlagzeug</strong> und<br />
Akkordeon zu lernen und im Kinderchor zu singen.<br />
Mit zwanzig Jahren kaufte er sich endlich ein<br />
Klavier und begann auch schon bald danach zu<br />
komponieren. Nach Abitur und Zivildienst studierte<br />
er Germanistik und Philosophie in Düsseldorf und<br />
wechselte dann zum Musikstudium nach Duisburg,<br />
wo er schon bald in verschiedenen Bands spielte<br />
und auf diese Weise schnell zum Profimusiker<br />
avancierte.<br />
Im Laufe der Jahre wirkte er auf etwa einem<br />
Dutzend CDs unterschiedlichster Projekte mit.<br />
Mit seinem Trio Cattleya, für das er hauptsächlich<br />
die Musik schreibt, gab er eine Vielzahl von<br />
Konzerten im In- und Ausland.<br />
Seit 1997 gibt er an der Musikschule <strong>Aachen</strong><br />
<strong>Schlagzeug</strong>- und Percussionunterricht; seit<br />
2008 arbeitet er auch als Musiklehrer am <strong>Couven</strong><br />
<strong>Gymnasium</strong>.<br />
aktuelle Bands sind:<br />
Frank Sichmann Trio (hier steht eine neue CD-<br />
Produktion an), Cattleya, Falk-Riefenhagen-<br />
Quartett, Raed-Khoshaba-Quartett, Ulrike Haller<br />
infos: drumming@gmx.net<br />
Klatschen, Schnipsen, Klopfen auf den Körper: Harald Ingenhag demonstriert Bodypercussion.<br />
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