13.07.2013 Aufrufe

Das Schlagzeug - Couven-Gymnasium Aachen

Das Schlagzeug - Couven-Gymnasium Aachen

Das Schlagzeug - Couven-Gymnasium Aachen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

14<br />

Kultur & Kreatives . Kunst | Musik<br />

SERIE Musikinstrumente | Teil 6<br />

<strong>Das</strong> <strong>Schlagzeug</strong><br />

Dörte Schulz sprach für KingKalli mit Yann Le Roux und Harald Ingenhag<br />

über <strong>Schlagzeug</strong>, Cajon und Bodypercussion.<br />

Gibt es ein optimales alter, um das schlagzeugspielen zu erlernen?<br />

Yann: Vor allem Jungs im Alter von 6 bis 10 Jahren wollen E-Gitarre oder<br />

<strong>Schlagzeug</strong> lernen. Meine jüngsten Schüler sind 6 Jahre. Den Kindern, die<br />

musikalische Früherziehung hatten, fällt es natürlich leichter, <strong>Schlagzeug</strong> zu<br />

lernen, aber das betrifft ja jedes Instrument.<br />

Harald: <strong>Das</strong> <strong>Schlagzeug</strong> ist eine Kombination verschiedener<br />

Schlaginstrumente, so steht das Erlernen in engem Zusammenhang mit seinem<br />

Aufbau. Es unterscheidet sich von der Masse anderer Instrumente dadurch,<br />

dass es nicht nur mit beiden Händen, sondern auch mit beiden Füßen<br />

gespielt wird, die Hand-Fuß-Koordination ist wesentlicher Bestandteil des<br />

Lernprozesses. Deshalb sollten die Kinder schon im Schulalter sein.<br />

aus welchen elementen besteht denn ein schlagzeug?<br />

Yann: <strong>Das</strong> <strong>Schlagzeug</strong> besteht aus der Bass-Drum (große Trommel), der Snare-<br />

Drum mit Spiralteppich (kleine Trommel) und dem Hi-Hat. Alles andere sind<br />

Erweiterungen, wie zum Beispiel Tom-Toms, Becken, Kleinpercussion etc.<br />

stichwort „üben“...<br />

Yann: Entscheidend ist doch, was derjenige mit dem Instrument machen will.<br />

Optimal ist, jeden Tag zu üben, aber zwingen kann man niemanden dazu.<br />

Harald: Wer‘s ernst meint, setzt sich regelmäßig hin, um zu üben. Nur in den<br />

einzelnen Musikstunden zu spielen, das bringt nichts.<br />

stichwort „lautstärke“...<br />

Yann: Die wenigsten meiner Schüler sind in der komfortablen Situation, das<br />

<strong>Schlagzeug</strong> im Keller des elterlichen Eigenheims stehen zu haben, wo es egal<br />

ist, wie laut man ist. Wohnt man in einer Mietwohnung, kann man den Raum<br />

entsprechend dämmen oder das <strong>Schlagzeug</strong> an sich, oder es empfiehlt sich als<br />

letzter Ausweg, wenn man gar keinen Lärm machen darf, ein elektronisches<br />

<strong>Schlagzeug</strong> anzuschaffen.<br />

Harald: Zu Beginn müssen die Schüler nicht unbedingt ein Instrument zur<br />

Verfügung haben. Oft sind die Eltern nämlich noch nicht sicher, ob ihr Kind<br />

dabeibleibt, oder ob sie als Eltern es mittragen wollen. Daher fangen zumindest<br />

bei mir alle mit Stöcken und einem Practice Pad (Übematte) an und<br />

selbstverständlich hat da Bodypercussion auch schon einen Platz.<br />

Später haben die Schüler dann ein Instrument. Man muss es sich ja nicht<br />

mit den Nachbarn verscherzen und eben Kompromisse finden, also nun nicht<br />

gerade nach 20 Uhr üben. Außerdem kann man <strong>Schlagzeug</strong> auch behutsam<br />

spielen.<br />

seit wann gibt es das schlagzeug?<br />

Yann: Seit etwa hundert Jahren. [<strong>Das</strong> erste komplette <strong>Schlagzeug</strong> kam<br />

1918 in den Handel. A. d. R.] Aber getrommelt wurde immer;<br />

zuerst gab es die Stimme, dann gab es die Trommel und dann<br />

kamen alle anderen Instrumente hinzu.<br />

Yann, du spielst Cajon – was ist das für ein instrument?<br />

Yann: Ein Cajon besteht grundsätzlich aus Holz und ist im Prinzip<br />

ein hohler Quader. Die Hauptschlagplatte ist auf der Frontseite<br />

angebracht; eine Resonanzöffnung befindet sich meist auf der<br />

Rückseite. Die meisten Cajons sind darauf ausgelegt, dass man sie<br />

benutzt, während man darauf sitzt.<br />

Yann Le Roux<br />

Yann Le Roux wurde 1972 in Brest/Frankreich<br />

geboren, ist verheiratet und hat drei Kinder. Mit 13<br />

Jahren begann er mit dem <strong>Schlagzeug</strong>unterricht<br />

bei Thomas Gerke, danach folgten diverse<br />

Lehrer. Von 1994 bis 1997 studierte er am<br />

Conservatorium in Maastricht <strong>Schlagzeug</strong> und<br />

Percussion. Seit 1998 ist er als freiberuflicher<br />

Musiker tätig und gibt privaten <strong>Schlagzeug</strong>-<br />

und Percussionunterricht, seit 2006 auch als<br />

<strong>Schlagzeug</strong>lehrer an der Jugendmusikschule<br />

Heinsberg.<br />

aktuelle Bands sind:<br />

Lagerfeuer, parajubu<br />

(am 25.3. CD-Präsentation<br />

im Musikbunker <strong>Aachen</strong>),<br />

Renaud Marquart,<br />

travail sonique,<br />

White Elephants<br />

infos: www.yannleroux.de<br />

Heike Scheidt<br />

15


Fotos: BF | Schlaginstrumente: iStock<br />

16<br />

Kultur & Kreatives . Musik<br />

<strong>Schlagzeug</strong><br />

1: Crashbecken<br />

2: Floortoms<br />

3: Tom Tom<br />

4: Bass-Drum (große Trommel)<br />

5: Snare-Drum (kleine Trommel)<br />

6: Hi-Hat<br />

Yann, wo kommt das Cajon denn her?<br />

Yann: Die Idee auf einer Kiste zu trommeln entstand während der<br />

Kolonialherrschaft des 19. Jahrhunderts in Peru. Den Sklaven, die<br />

in die „Neue Welt“ verbracht wurden, verbot man, ihre Trommeln<br />

zu benutzen („No-Drumming-Laws“). Grund dafür war die Angst<br />

der Gutsherren, die Sklaven würden sich durch die Töne miteinander<br />

verständigen und gegen die Sklaverei rebellieren. Da die<br />

rhythmische Musik ein fester Bestandteil der kulturellen Identität<br />

der Afroamerikaner war, nutzten sie fortan die Transportkisten, die<br />

jederzeit verfügbar waren.<br />

Mit der Zeit etablierte sich das Cajon als fester Bestandteil in der<br />

Flamencoszene und verbreitete sich mit der Musik und dem Tanz in<br />

Europa. Als Erster, der ein Cajon auf der Bühne eingesetzt hat, gilt<br />

der Percussionist von Paco de Lucia in den 1960-er Jahren. Seitdem<br />

wird das Cajon in nahezu jeder Musikrichtung eingesetzt.<br />

und wie bist Du darauf gestoßen?<br />

Was das Cajon betrifft, da bin ich Autodidakt. Ich hab es zu meinem<br />

32. Geburtstag geschenkt bekommen und dann stand es erst mal<br />

rum. In den ersten Konzerten mit Lagerfeuer hab ich Congas gespielt,<br />

das hat aber nicht gerockt, dann hab ich das Cajon benutzt, weil<br />

es klingt wie ein <strong>Schlagzeug</strong>; es ist eigentlich eine Mischung aus<br />

<strong>Schlagzeug</strong> und Djembe.<br />

unterrichtest du auch Cajon?<br />

Yann: Ja, ich gebe auch Unterricht, zum Beispiel an der<br />

Hauptschule Heinsberg, da haben wir auch mal Cajons selbst<br />

1<br />

2<br />

4<br />

3<br />

gebaut. Der Vorteil ist, dass man kein Vorwissen braucht, man kann<br />

einfach anfangen. Und Cajon ist in einer Gruppe besser und leichter<br />

zu spielen als <strong>Schlagzeug</strong>. Und da man mit den Händen trommelt,<br />

ist das Spiel direkter, als würdest du mit den Händen singen.<br />

Harald, nun zu einem deiner lieblingsthemen –<br />

Bodypercussion, worum geht’s dabei?<br />

Harald: Die Hauptfunktion des <strong>Schlagzeug</strong>s in einer Band ist ja<br />

das Erzeugen eines Grundrhythmus, der die Band trägt. Bei der<br />

Bodypercussion schlagen, schnipsen, stampfen und klatschen wir<br />

auf und mit unserem Körper, lernen erst einfache Grundfiguren,<br />

bevor wir komplexe Rhythmen erlernen. <strong>Das</strong> Spiel in der Gruppe<br />

macht besonderen Spaß, zum einen, weil es dadurch viel besser zu<br />

hören ist und weil wir so viel mehr Möglichkeiten haben, uns<br />

auszuprobieren. In einer Gruppe kann man eben auch Formationen<br />

bilden, ähnlich wie beim Tanzen. Zum Beispiel steht man einander<br />

gegenüber und klatscht sich in die Hände.<br />

Bodypercussion ersetzt natürlich kein <strong>Schlagzeug</strong>, ist aber als<br />

Ergänzung hervorragend geeignet, übrigens auch für andere<br />

Instrumentalisten. Bei Kindern, die Blasinstrumente wie Querflöte,<br />

Trompete oder Klarinette spielen, stellt man häufig fest, dass sie<br />

Pausen oder lange Noten nicht lang genug „aushalten“, d. h. zu früh<br />

weiterspielen, den Wert einer Note nicht richtig einschätzen.<br />

Bodypercussion kann dem mit Erfolg entgegenwirken, weil es die<br />

rhythmische Sicherheit, die für jeden, der ein Instrument spielt,<br />

unverzichtbar ist, verfestigt.<br />

5<br />

6<br />

Cajon<br />

Wie geht man dabei vor?<br />

Harald: Rhythmen werden nicht nach Noten gespielt, sondern durch Imitation<br />

von Schritten und Klanggesten angeeignet. Bodypercussion greift Anregungen<br />

aus Kinder- und Bewegungsspielen, aus Tänzen, Trommelrhythmen und<br />

Rhythmusübungen vieler Kulturen auf und systematisiert sie zu spezifischen<br />

Übungsfolgen, kleinen Stücken und Spielen. Klatschen, Schnipsen, Klopfen<br />

auf den Körper, Stampfen etc. sind die Körperklänge. Bei den meisten<br />

Bodypercussionübungen wird im Stehen gearbeitet. Stehend gibt es den<br />

Vorteil, dass die Füße die metrische Basis (Beat und Taktlänge) darstellen<br />

können, indem man, wie man es vom Gehen gewohnt ist, das Körpergewicht<br />

an den Boden abgibt. Die Hände sind frei zur rhythmischen Gestaltung.<br />

Warum Bodypercussion?<br />

Harald: Bodypercussion erfordern zu Beginn kein Erlernen schwieriger<br />

Techniken, jeder kann mitmachen – Rhythmus ist Gruppengeschehen, ist<br />

Bewegung. Dabei werden Schnelligkeit, Lockerheit und Genauigkeit verbessert,<br />

der Gleichgewichts- und der Tastsinn geübt, die Entwicklung von Grob- und<br />

Feinmotorik und die Koordination verschiedener Bewegungsabläufe miteinander<br />

gefördert.<br />

Habt ihr noch weitere Pläne?<br />

Yann: Als Musiker natürlich! Aber was das Unterrichten betrifft, da bin ich<br />

momentan völlig ausgelastet.<br />

Harald: Klar. Weitere tolle Bandprojekte und mehr Arbeit mit Bodypercussion-<br />

Gruppen, mit dem Ziel, das Ganze irgendwann mal aufzuführen.<br />

Percussion-Instrumente<br />

Harald Ingenhag<br />

Harald Ingenhag wurde 1964 in Nettetal geboren<br />

und begann mit neun Jahren, <strong>Schlagzeug</strong> und<br />

Akkordeon zu lernen und im Kinderchor zu singen.<br />

Mit zwanzig Jahren kaufte er sich endlich ein<br />

Klavier und begann auch schon bald danach zu<br />

komponieren. Nach Abitur und Zivildienst studierte<br />

er Germanistik und Philosophie in Düsseldorf und<br />

wechselte dann zum Musikstudium nach Duisburg,<br />

wo er schon bald in verschiedenen Bands spielte<br />

und auf diese Weise schnell zum Profimusiker<br />

avancierte.<br />

Im Laufe der Jahre wirkte er auf etwa einem<br />

Dutzend CDs unterschiedlichster Projekte mit.<br />

Mit seinem Trio Cattleya, für das er hauptsächlich<br />

die Musik schreibt, gab er eine Vielzahl von<br />

Konzerten im In- und Ausland.<br />

Seit 1997 gibt er an der Musikschule <strong>Aachen</strong><br />

<strong>Schlagzeug</strong>- und Percussionunterricht; seit<br />

2008 arbeitet er auch als Musiklehrer am <strong>Couven</strong><br />

<strong>Gymnasium</strong>.<br />

aktuelle Bands sind:<br />

Frank Sichmann Trio (hier steht eine neue CD-<br />

Produktion an), Cattleya, Falk-Riefenhagen-<br />

Quartett, Raed-Khoshaba-Quartett, Ulrike Haller<br />

infos: drumming@gmx.net<br />

Klatschen, Schnipsen, Klopfen auf den Körper: Harald Ingenhag demonstriert Bodypercussion.<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!