Zur Referenz der französischen Pronomina il, lui ... - Cognitive Science

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In Y a-t-il un IL ostensif? (Anaphores et Pronoms, 1994) untersucht Georges Kleiber desweiteren, ob das konjunktive Personalpronomen eine demonstrative Funktion einnehmen kann und argumentiert, dass selbst in Situationen wo dies scheinbar der Fall ist, il dennoch nicht als ostensiv bezeichnet werden könne, sondern die Hervorhebung seines Antezedens durch andere Faktoren bewirkt werde. Um dies zu verdeutlichen analysiert er sowohl die Funktion der geste d’ostension als auch die des Personalpronomens. Eine zeigende Geste sei nur dann adäquat, wenn das Bezugsobjekt für den Gesprächspartner bisher noch nicht hervorstechend war und die Salienz des Referenten entstehe zudem allein durch die Geste, nicht aber durch seine Eigenschaften. Il hingegen könne sich nur auf einen Referenten beziehen, der sich durch den Kontext oder die gegebene Situation bereits in hervorgehobener Position befindet, bzw. ein Hauptakteur ist. Entsprechend seien konjunktives Personalpronomen und demonstrative Geste inkompatibel (vgl. Kleiber, 1994a). Die Funktion der Hervorhebung übernehmen indessen die disjunktiven Personalpronomina. 2.2. Die disjunktiven Personalpronomina Die disjunktiven oder betonten Personalpronomina, bestehen aus den Formen moi, toi, lui, elle, nous, vous, eux, elles, wobei für die 3. Person Singular und Plural im Femininum, sowie für die 1. und 2. Person Plural konjunktive und disjunktive Form identisch sind. Sie finden als Subjekt immer dann Verwendung, wenn ihr Antezedens in irgendeiner Form hervorgehoben werden soll, sei es zum Beispiel durch Dislokation (6), durch adverbiale Ergänzungen, die das Pronomen vom Verb trennen (7) oder auch durch Ergänzungen zum Personalpronomen wie aussi (auch), même (selbst) oder seul (allein) (8). (6) {Moi/*Je}, je n’ai pas été invité. ICH, ich bin nicht eingeladen worden. (7) {Lui/*Il} cependant n’a jamais été à Paris. ER allerdings ist noch nie in Paris gewesen. (8) {Eux/*Ils} aussi viendront dîner ce soir. SIE werden auch heute Abend zum Essen kommen. 12
Auch wenn das Personalpronomen zu einer komplexen, aus mehreren Substantiven bestehenden Nominalphrase gehört, steht im Französischen das pronom disjoint (9), außerdem in Sätzen ohne Verb (10), als Parenthese zur Betonung des Subjekts (11), im Relativsatz (12), oder in der mise en relief (13) (vgl. Riegel, 2009: 370f; Sandfeld, 1965: 71ff). (9) Mes parents et {moi/*je} partirons en vacances la semaine prochaine. Meine Eltern und ich werden nächste Woche in die Ferien fahren. (10) Qu’est-ce que tu as préparé pour repas ? – {Moi/Je*}, rien. Was hast du zum Essen vorbereitet? – ICH, nichts. (11) Paul, {lui/*il}, a toujours la flemme d’écrire. PAUL ist immer schreibfaul. (12) {Lui/*Il} qui s’est tellement acharné sur son travail a bien réussi aux examens. ER, der so verbissen gearbeitet hat, hat die Prüfungen gut bestanden. (13) C’est {lui/*il} qui a cassé le vase. ER ist es, der die Vase zerbrochen hat. In vielen Fällen wird das disjunktive Pronomen verwendet, um einen Kontrast zwischen verschiedenen Personen im Kontext zu etablieren. Der Referent soll durch eine bestimmte Eigenschaft von anderen abgegrenzt werden, manchmal auch zum Zweck eines Vorwurfs. So könnte der Sprecher von Beispielsatz (12) implizieren, dass sein Gesprächspartner seine Prüfungen bestanden hätte, wäre er auch etwas fleißiger gewesen. Auch in (14), wo offensichtlich der Kontrast im Vordergrund steht, kann nur das disjunktive Pronomen stehen: (14) Moi, j’ai nettoyé toute la maison, tandis que {lui/*il} n’a fait que regarder la télé. ICH habe das ganze Haus geputzt, wohingegen ER nichts getan hat als fernzusehen. Eine Besonderheit bei den pronoms disjoints besteht darin, dass die Formen moi und toi nicht allein als direktes Subjekt stehen können, sondern wie in Beispiel (6) durch die konjunktive Form wiederaufgenommen werden müssen (reprise) (vgl. Caddéo, 2004), welche sich in der Position des Subjekts befindet 13
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