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Kognitionslinguistische und lernpsychologische ... - Cognitive Science

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der Zeit auch untereinander vernetzt, wobei die Unterschiede zwischen der L1 <strong>und</strong> der L2<br />

diesen Prozess begünstigen, die Ähnlichkeiten indes eine hemmende Wirkung haben. 145<br />

Das entstehende fremdsprachliche Wortnetz bleibt dennoch von einem<br />

muttersprachlichen verschieden – vor allem in Bezug auf seinen Umfang. In<br />

psycholinguistischen Untersuchungen wurde nämlich beobachtet, dass Fremdsprachenlerner<br />

sich beim Wortschatzerwerb vorwiegend auf unmarkierte Wörter mittleren<br />

Abstraktionsniveaus beschränken, die sehr generalisierungsfähig sind. Angereichert wird<br />

dieser F<strong>und</strong>us lediglich durch eine Reihe soziokultureller Schlüsselwörter sowie einige<br />

private Wörter, die als Zugang zu bestimmten Sachnetzen fungieren. Solch selektive<br />

Mechanismen sind im Gr<strong>und</strong>e der Versuch, den offenen, unbegrenzten Wortschatzes zu<br />

reduzieren <strong>und</strong> ihn gleichzeitig möglichst schnell in stabilen Netzen zu organisieren. Vor<br />

allem das Bedürfnis nach Stabilität hat zur Folge, dass sich in lernersprachlichen Netzen i.d.R.<br />

nur einige wenige, dafür aber relativ feste Verbindungen herausbilden. Anfangs steigert dies<br />

zwar die Effizienz des Systems, auf lange Sicht behindert dies jedoch Umstrukturierungen<br />

<strong>und</strong> Verfeinerungen. 146<br />

Allein aufgr<strong>und</strong> der allgemeinen Bemerkungen zum mentalen Lexikon eines<br />

Fremdsprachenlerners drängen sich in Bezug auf das Tool einige Forderungen geradezu auf.<br />

Da ein Lernernetzwerk scheinbar die Tendenz zu einer frühen Fossilisierung hat, sollte die<br />

Wortschatzvernetzung im Tool so erfolgen, dass sie immer wieder zu partiellen<br />

Umstrukturierungen anregt. Außerdem sollte eine Möglichkeit gef<strong>und</strong>en werden, eine zu<br />

eingeschränkte Auswahl an Vokabeln offensichtlich zu machen, um den Lerner zu animieren,<br />

sich auch weniger allgemeine, dafür aber präzisere Wörter anzueignen. Auch soll an dieser<br />

Stelle der Forderung nach ausreichender Konfrontation mit authentischem Input noch einmal<br />

Nachdruck verliehen werden, da nur so der Lerner sowohl veranlasst als auch befähigt werden<br />

kann, genuine fremdsprachliche Netze aufzubauen. Weitere mögliche Forderungen sollen erst<br />

am Ende des nächsten Unterpunktes formuliert werden, wenn sie durch zusätzliche<br />

Argumente untermauert werden können.<br />

2.2.2.2. Entwicklung des nichtmuttersprachlichen mentalen Lexikons<br />

Nach den allgemeinen Bemerkungen zum mentalen Lexikon eines Fremdsprachenlerners<br />

könnte man den Eindruck gewinnen, die Wörter der Fremdsprache wären hier gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

anders systematisiert, als im mentalen Lexikon eines Muttersprachlers. In der Forschung<br />

145 Rickheit (1999), S.43.<br />

146 Vgl. Kielhöfer (1994), S. 218.<br />

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