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Kognitionslinguistische und lernpsychologische ... - Cognitive Science

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Sprachproduktion an das mentale Lexikon stellen. Die Bedeutungskomponente sei eher so<br />

strukturiert, dass sie die Sprachplanung unterstütze, wohingegen die Wortform eher bei der<br />

Spracherkennung von Vorteil sei, weil über sie alle ähnlich klingenden Wörter verfügbar<br />

gemacht werden könnten. 91 Um diese Aussagen besser verstehen zu können, sollen die beiden<br />

Prozesse nun jedoch im Einzelnen genauer betrachtet werden.<br />

Rückschlüsse auf die Sprachproduktion lassen sich vor allem aus der Analyse von<br />

Versprechern ziehen. Erst durch die Verschiedenartigkeit der zu beobachtenden Fehler<br />

vermittelt sich ein Bild der Komplexität der beteiligten Prozesse. Man kann Versprecher ganz<br />

grob in drei Kategorien einteilen. Zum einen gibt es diejenigen, die ihren Ursprung<br />

ausschließlich auf der Bedeutungsebene haben, wie z.B. in dem Satz: „He is the white* (black)<br />

sheep of the family“. Zum anderen wären da solche, die auf Schwierigkeiten bei der lautlichen<br />

Umsetzung zurück gehen, wie etwa, wenn jemand von einer reciprocal* question spricht,<br />

obgleich er wohl eher a rhetorical question meinte. Schließlich begegnet man Versprechern,<br />

bei denen sowohl Lautung als auch Bedeutung eine Rolle gespielt haben dürften. In dem<br />

folgenden Satz beispielsweise: „Look at this badger* (beaver)“ stimmt nämlich sowohl der<br />

phonologische als auch der semantische Rahmen des fälschlicherweise ausgesprochenen<br />

Wortes. Aufgr<strong>und</strong> zahlreicher ähnlicher Beobachtungen gehen Forscher mittlerweile davon<br />

aus, dass zwei völlig verschiedene Operationen daran beteiligt sind, ein Wort sprachlich zu<br />

äußern. Auf der einen Seite steht die Auswahl der abstrakten Bedeutung <strong>und</strong> der Wortart <strong>und</strong><br />

auf der anderen die Suche nach der passenden Wortform. 92<br />

Ausgehend von dieser Prämisse evaluiert Aitchison verschiedene Modelle zur<br />

Wortproduktion <strong>und</strong> stellt folgende Forderungen: Obwohl die Lemmata vermutlich von den<br />

Wortformen getrennt gespeichert sind, kann diese Trennung nicht absolut sein. Es muss in<br />

einem validen Modell also davon ausgegangen werden, dass beide Komponenten sich bei der<br />

Wortwahl wechselseitig beeinflussen. Andernfalls wären die Versprecher, die sowohl auf<br />

Bedeutungs- als auch auf Lautungsähnlichkeiten beruhen, nicht erklärbar. Außerdem muss ein<br />

Modell die Beobachtung erklären können, dass die groben Umrisse eines Wortes richtig, die<br />

Details jedoch falsch sein können <strong>und</strong> schließlich sollte es berücksichtigen, dass i.d.R.<br />

verschiedene Wörter bei der Auswahl miteinander konkurrieren. 93<br />

Die betrachteten Modelle werden alle, bis auf eines, schon aufgr<strong>und</strong> der ersten<br />

Forderung verworfen, da sie eine gerichtete Verarbeitung von der Bedeutung hin zur Lautung<br />

suggerieren. Die Gr<strong>und</strong>annahme, dass Sprachplanung zunächst immer auf der semantischen<br />

91 Vgl. Aitchison (1997), S. 292.<br />

92 Vgl. Ibid, S. 263.<br />

93 Vgl. Ibid, S. 264.<br />

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