Kognitionslinguistische und lernpsychologische ... - Cognitive Science
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Schüler hingegen, der sich im schulischen Kontext für eine bestimmte Sprache entscheidet,<br />
mag das Bedürfnis nach Zustimmung <strong>und</strong> Anerkennung aus dem Kreise der Familie eine<br />
Rolle spielen. 69 Diese Arten von Motivation lassen sich jedoch nur schwerlich erzeugen, noch<br />
dazu von einem unbelebten Programm. Dies zu versuchen sei, so meint Spitzer sinnbildlich,<br />
in etwa so, als wollte man jemandem Hunger beibringen. Man könne ihm zwar Appetit<br />
machen, aber auch nur auf der Basis von Hunger. Ganz ohne Hunger gehe es eben nicht.<br />
2.1.9. Bedeutungen im Gehirn<br />
Auch in Bezug auf diese Arbeit gibt es etwas, ohne dass es nicht geht <strong>und</strong> dabei handelt es<br />
sich um einen weiteren Blick auf die Gehirnforschung. Ohne ihn kann der Bereich der<br />
psychologischen Gr<strong>und</strong>lagen nicht abgeschlossen werden. Auf eine wesentliche Frage ist die<br />
Arbeit nämlich noch nicht zu sprechen gekommen. Zwar wurde schon beobachtet, wie aus<br />
hirnbiologischer Sicht Lernen allgemein vonstatten geht. Außerdem wurden auch einige<br />
Aspekte der Sprachverarbeitung angesprochen. Über die spezifische Repräsentation von<br />
Wörtern wurde indes erst wenig gesagt. Anlass sich darüber Gedanken zu machen, haben<br />
immer wieder Untersuchungen an Menschen mit unfall- oder krankheitsbedingten<br />
Sprachstörungen gegeben. An zahlreichen Patienten wurden nach Schlaganfällen <strong>und</strong> anderen<br />
Hirnschädigungen anstatt massiver Sprachausfälle nur selektive Schwierigkeiten beim<br />
Benennen bestimmter Kategorien von Gegenständen festgestellt. Es gibt mittlerweile eine<br />
ganze Reihe von Studien, die derartige Defizite dokumentieren. Die Probanden in diesen<br />
Studien konnten in der Regel alles benennen außer beispielsweise Körperteile, Tiere, Möbel<br />
oder Obst <strong>und</strong> Gemüse. Da nachweislich immer nur Schädigungen in einzelnen Teilen des<br />
Gehirns vorlagen, drängte sich die Hypothese, dass die Gegenstände bestimmter Kategorien<br />
in lokal verschiedenen Arealen des Gehirns abgespeichert sein müssten, geradezu auf. Man<br />
ging also davon aus, dass es Bedeutungskarten im Kopf geben müsse, ohne dabei jedoch zu<br />
sehr zu vereinfachen. Man hielt es durchaus für wahrscheinlich, dass eine bestimmte<br />
Kategorie mehr als nur ein einziges Mal im Kortex abgespeichert sei. Es erschien denkbar,<br />
dass mehrere Karten für unterschiedliche Abstraktionsebenen – wie z.B. für Aspekte der<br />
Beschaffenheit, des Zwecks, der persönlichen Wertigkeit u.a. - verantwortlich wären. 70 Dies<br />
setzt natürlich voraus, dass während des Abstraktionsprozesses extrahierte Ähnlichkeiten<br />
zwischen verschiedenen Gegenständen, direkt durch eine entsprechende räumliche Nähe der<br />
neuronalen Repräsentationen wiedergespiegelt werden.<br />
69 Ähnlich argumentiert auch Leupold (2004), S. 67f.<br />
70 Vgl. Spitzer (2000), S. 258f.<br />
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