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Kognitionslinguistische und lernpsychologische ... - Cognitive Science

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Nick Ellis hat eine Vielzahl solcher Studien zusammengefasst 31 <strong>und</strong> folgende<br />

Erkenntnisse herausgearbeitet. Personen, welche die Fähigkeit zum expliziten Lernen verloren<br />

hatten, waren trotzdem in der Lage, die formalen Aspekte (Schriftbild <strong>und</strong> Klang) neuer<br />

Worte, oder auch Nicht-Worte, zu erlernen. Es scheint daher plausibel anzunehmen, dass der<br />

physisch wahrnehmbare Teil eines Wortes implizit, also automatisch erlernt wird. Die<br />

verantwortlichen Synapsengewichte im Gehirn ändern sich durch die Häufigkeit des Kontakts<br />

mit einem Wort. Auch im Bereich des Erlernens der motorischen Aspekte für die schriftliche<br />

<strong>und</strong> die mündliche Produktion neuer Worte zeigten Amnesiepatienten einen normalen<br />

Erwerbsverlauf. Daraus ergibt sich, dass auch hier implizite Lernprozesse zu Gr<strong>und</strong>e liegen<br />

müssen. In wiederholter Konfrontation liegt erneut der Schlüssel zum Verständnis. Beim<br />

Erlernen des konzeptuellem Wissens um ein neues Wort, traten bei den Amnesiepatienten<br />

jedoch gravierende Defizite zu Tage. Sie waren völlig unfähig, neue semantische<br />

Verbindungen herzustellen. Es scheint daher, als wäre das Erlernen der Bedeutung eines<br />

neuen Wortes abhängig von der Fähigkeit, deklaratives Wissen im Gedächtnis<br />

abzuspeichern. 32<br />

Da es beim Vokabelerwerb jedoch sowohl um den Bereich der Wortform als auch um<br />

den der Wortbedeutung geht, müssen für beide Bereiche im Tool so weit wie möglich<br />

optimale Lernbedingen geschaffen werden. Während implizites Lernen wiederholten Kontakt<br />

erfordert, so dürfte explizites Lernen vor allem durch Bewusstmachung begünstigt werden.<br />

Man sollte es mit der Modularisierung der Teilaspekte indes nicht übertreiben. Schließlich<br />

wird eine Zeichenkette erst durch die Verbindung mit einer Bedeutung zum Wort. Um dieses<br />

flüssig benutzen zu können, müssen daher auch die als deklaratives Wissen erlernten Aspekte<br />

automatisiert werden. 33<br />

2.1.5. Die Verarbeitung komplexen Inputs<br />

Macht man sich Gedanken zum Erwerb von Wortschatz, so tut man dies in der Regel auch vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> eigener Erfahrungen. Dabei werden wissenschaftliche Erkenntnisse mitunter<br />

einer kritischen Überprüfung unterzogen. Sicher mag es Anhaltspunkte dafür geben, dass<br />

Wortbedeutungen explizit gelernt werden, doch ist das gleichbedeutend damit, dass dies auch<br />

bewusst geschieht? Hat man nicht auch während des Lesens, also quasi unbewusst, sein<br />

Vokabular erweitert? Experimentelle Untersuchungen deuten tatsächlich in diese Richtung.<br />

31 Ibid, S. 227-237.<br />

32 Ibid, S. 237.<br />

33 Vgl. Traoré (2002), S. 22.<br />

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