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Kognitionslinguistische und lernpsychologische ... - Cognitive Science

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offenbart eklatante Mängel. Während in Finnland, Australien <strong>und</strong> Schweden jeweils mehr als<br />

70 Prozent der Schulabsolventen ein mindestens vierjähriges Studium aufnehmen, sind es in<br />

Deutschland gerade mal 35 Prozent. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der in der Studie eindeutig<br />

nachgewiesenen Korrelation von Bildungsniveau <strong>und</strong> Bruttosozialprodukt einer Gesellschaft<br />

kann man der Warnung Andreas Schleichers, des Leiters der Abteilung für Bildungsanalysen<br />

der OECD Zentrale in Paris, gar nicht genug Gehöhr schenken: „Reiche Länder, die ihr<br />

Humankapital verwahrlosen lassen, werden in Zukunft verarmen.“ 4<br />

Auch wenn Schleicher hier vornehmlich auf die finanziellen Aspekte von<br />

Bildungsförderung anspielt, sollte man sich keinen Illusionen hingeben. Wenn man nämlich<br />

bedenkt, dass von den 35 Prozent der Studenten, die sich in Deutschland für ein Studium<br />

entscheiden, nur 19 Prozent letztendlich einen Abschluss erwerben, so muss man auch im<br />

System selbst nach Ursachen suchen. Man sollte beispielweise überlegen, was denn einen<br />

erfolgreichen von einem weniger erfolgreichen Studenten unterscheidet. In erster Linie, denke<br />

ich, ist es die Fähigkeit, das Lernen in die eigene Hand zu nehmen. Man könnte hierbei<br />

geradezu von einer Schlüsselkompetenz für das Studium sprechen. Fehlt nun diese selbst bei<br />

vielen Studenten, so muss man das als quasi symptomatisch für das gesamte System<br />

betrachten.<br />

Wie groß die Defizite im Bereich des autonomen Lernens sein können, mag ein erster<br />

Blick auf die Ergebnisse einer im Rahmen dieser Arbeit vorgenommenen Untersuchung<br />

verdeutlichen. Um exemplarisch eine Möglichkeit der Lernerevaluation in einem durch<br />

weitgehende Freiheit gekennzeichneten Tool zum Wortschatzerwerb vorführen zu können,<br />

habe ich von Lernern verschiedener Niveaustufen eine Zeichnung beschreiben lassen, welche<br />

den Hausbesuch eines Arztes zum Gegenstand hat. In einer dieser Gruppen konnte ich<br />

darüber hinaus jedoch noch einen zusätzlichen Test durchführen, <strong>und</strong> zwar zu<br />

verhältnismäßig einfachem Vokabular aus dem selben Themenbereich. Die Ergebnisse dieses<br />

Tests sollen mir hier als Argumentationsgr<strong>und</strong>lage dienen. Bei der untersuchten Gruppe<br />

handelt es sich um Studenten der Anglistik/Amerikanistik im Gr<strong>und</strong>studium. Ihre Aufgabe<br />

bestand darin, eine Reihe von gezeichneten Gegenständen auf englisch schriftlich zu<br />

benennen. Die Ergebnisse waren ernüchternd. Von den 16 abgebildeten Dingen konnten im<br />

Durchschnitt nur etwa sechs richtig benannt werden, wobei hier schon die orthographisch<br />

falschen mitgewertet wurden. Obwohl die Zahlen im Einzelnen zwischen elf <strong>und</strong> zwei<br />

schwankten, war die Standardabweichung – das Maß für die durchschnittliche Schwankung<br />

4 Ibid.<br />

2

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