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Interview
Frau Dr. Mooseder-Spelitz
von Hon.-Prof. Dipl.-Ing. Mag. Dr. Hermann Sikora
Frau Dr. Mooseder-Spelitz ist
Chefjuristin der Technologie- und
Marketingsgesellschaft (TMG) des
Landes OÖ.
Wie sehen Sie den Nutzen einer AHS-
Matura?
Eine gute Ausbildung ist auch in unserer
Zeit der fortschreitenden Spezialisierung
wichtig. Sie vermittelt ein Weltbild auf der
Grundlage anerkannter Werte und schafft
so die Basis für jede Weiterbildung in praktischer
oder theoretischer Form. Den Absolventen
der AHS stehen durch ihre breite
Vorbildung alle Studienrichtungen und
Ausbildungsmöglichkeiten offen. Auf dieser
umfassenden allgemeinen Grundlage können
auch spezielle praktische Ausbildungen
relativ leicht nachgeholt werden. Damit
sind alle Berufschancen gewahrt.
Was möchten Sie jungen Frauen, die vor
einer Studienwahl stehen, besonders
ans Herz legen?
Grundsätzlich sollte keine Studienrichtung
ausgeschlossen werden. Frauen haben in
der Zukunft auch Chancen in Berufen, die
früher Männern vorbehalten waren, weil sie
unter Umständen besondere Fähigkeiten
mitbringen, die insbesondere auch im
Bereich des Einfühlungsvermögens liegen.
Je nach Lebensplanung sollten junge
Frauen auch die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf im Auge behalten, was übrigens
auch für Männer gilt.
Warum haben Sie sich für das Studium
der Rechtswissenschaften entschieden?
Das Zusammenleben der Menschen ist
ohne fundierte Rechtsordnung und deren
Kenntnis kaum denkbar. Durch das Studium
der Rechtswissenschaften und die Ausübung
eines entsprechenden Berufes
schien es mir möglich, einen Beitrag zum
Gelingen der Gesellschaft zu leisten. Diese
Möglichkeit beginnt im Bereich der Familie
und setzt sich über die kleineren
Gemeinschaften bis hin zur Tätigkeit im
Staat fort. Somit ist in den juristischen
Berufen besonders auch für Frauen ein
breites Betätigungsfeld gegeben.
Könnten Sie uns Ihren derzeitigen
Arbeitsbereich/Ihre Verantwortlichkeiten
kurz beschreiben?
Zu meinem Arbeitsbereich gehört die rechtliche
Beratung von Unternehmen der TMG-
Gruppe, insbesondere der jeweiligen
Geschäftsführung. Ich begleite aber auch
Aufsichtsratssitzungen und Generalversammlungen
der Gesellschaften. Somit ist
das Gesellschaftsrecht für mich ein zentraler
Rechtsbereich. Auch im Bereich des
Privat- und Unternehmensrechts im wei-
testen Sinn habe ich die Möglichkeit, insbesondere
durch Vertragserstellungen und
-prüfungen sowie durch Rechtsberatung und
Erstellung kurzer Rechtsgutachten einen
Beitrag zu leisten. Da es sich bei der OÖ.
Technologie- und Marketinggesellschaft
m.b.H. aufgrund ihrer Gesellschafterstruktur
und ihres Aufgabenbereichs um
einen öffentlichen Auftraggeber handelt,
ergeben sich auch im öffentlichen Recht,
insbesondere im Verwaltungsrecht bzw.
Europarecht, interessante Fragen.
Was ist für Sie das besonders
Spannende an Ihrem Beruf?
Ich habe immer wieder die Möglichkeit, an
der Lösung von interessanten und oft auch
anspruchsvollen Rechtsfragen mitzuwirken.
Es ist mir immer ein besonderes Anliegen,
für die reibungslose Abwicklung von
Projekten in rechtlicher Hinsicht Sorge zu
tragen und dadurch zu ihrem Gelingen beizutragen.
Mein Arbeitsgebiet eröffnet mir
aber auch eine wirtschaftliche Perspektive,
die über die rein juristische Tätigkeit hinausgeht.
Besonders interessant an meiner
Tätigkeit ist, dass sie nicht in einer engen
Spezialisierung mündet, sondern allumfassende
juristische Aspekte aufweist. Dies
stellt eine bleibende Herausforderung dar.
Sie tragen auch einen internationalen
Abschluss, den „LL.M.“ - was verbirgt
sich dahinter?
Der Titel „LL.M.“ bedeutet „Master of
Laws“. Zur Erreichung dieses Titels habe
ich ein Post-Graduate-Studium im Bereich
des Europarechts absolviert. Durch den EU-
Beitritt Österreichs ergibt sich ein immer
größerer unmittelbarer Anwendungsbereich
des EU-Rechts sowie ein immer stärkerer
Einfluss desselben auf unser nationales
Recht. Durch meine Ausbildung wollte ich
dieser Entwicklung Rechnung tragen.
Die TMG ist eine Standort- und Innovationsagentur
des Landes Oberösterreich.
Seit 1991 hat sie 477 Projekte betreut und
dadurch in Oberösterreich 13.182 Arbeitsplätze
geschaffen. Sie gestaltet die oberösterreichische
Standort- und Innovationspolitik
und dient Unternehmen als zentrale
Kontaktstelle („one-stop-shop“) für Betriebsansiedlungen
in Oberösterreich.
Zu den Geschäftsbereichen der TMG zählen
u.a. auch Innovation und Technologie. In diesem
Sinne ist sie auch Haupteigentümer des
Education Highways (EDUHI), eines in
Schulen in ganz Österreich bekannten
Technologieproviders, der u.a. Projekte wie
„EDUMOODLE“ oder „Bildung:TV“ gemeinnützig
durchführt.
Können Sie Beruf und Familie vereinbaren?
Die Vereinbarung von Beruf und Familie ist
nicht immer einfach. Dank der Hilfestellung
durch den Staat (Kindergarten, Hort, etc.)
und der Unterstützung meiner Eltern bei
der Betreuung meiner Tochter gelingt es
mir, den Anforderungen meiner Familie einigermaßen
gerecht zu werden.
Jetzt noch eine fachliche Frage: Was ist
gegenwärtig die größte Herausforderung
im Bereich der Rechtswissenschaften?
Zu den größten Herausforderungen im
Rechtsbereich gehört meines Erachtens,
der zunehmenden Verrechtlichung Einhalt
zu gebieten, um einen gewissen Spielraum
für die Menschen zu erhalten. Ein besonderes
Augenmerk sollte meiner Ansicht nach
der Übersichtlichkeit und Klarheit der
Gesetze gewidmet werden, um das
Vertrauen der Bürger in den Rechtsstaat zu
erhalten. Dabei geht es auch darum, eine
angemessene Bewertung der verschiedenen
Rechtsgüter zu bewahren. Die Fragen
der Grundrechte dürfen bei dieser
Betrachtung angesichts des technischen
Fortschritts - man denke etwa an die
Gentechnik oder Kommunikationstechnologie
- nicht ausgeklammert werden.
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