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Das Fischbecker Memorienbuch von 1509 - Concilium medii aevi

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ACHIM BONK: <strong>Das</strong> <strong>Fischbecker</strong> <strong>Memorienbuch</strong> <strong>von</strong> <strong>1509</strong> 187<br />

5. Ergebnisse<br />

Als die Konventualin Agnes Klencke im Jahr <strong>1509</strong> das hier edierte <strong>Memorienbuch</strong><br />

schuf, blickte das Stift Fischbeck bereits auf eine rund 550-jährige Geschichte zurück.<br />

Von der Gründung durch Helmburg <strong>von</strong> Dollberge bis zum beginnenden 16. Jahrhun-<br />

dert hatte es neben äußerem wirtschaftlichen Aufstieg und Niedergang im Inneren einen<br />

„steten Wechsel <strong>von</strong> Reform und Verfall“<br />

Auch das Totengedächtnis hatte im Laufe der Jahrhunderte einen Wandel durchlaufen.<br />

Von der ältesten Aufzeichnung der Verstorbenen und ihrer Nennung im Kapiteloffizium<br />

an ihrem jeweiligen Todestag erfolgte irgendwann der Wechsel zur privaten<br />

Meßfeier an einem der Altäre der Kirche und dem Eintrag der dafür festgelegten Termine<br />

in ein <strong>Memorienbuch</strong>. Ein weiterer Wandel bestand darin, daß aus dem rein individuellen<br />

Gedenken, wie es noch im ältesten überlieferten Necrolog entgegentritt, später<br />

ein Familiengedächtnis, wie es im älteren <strong>Memorienbuch</strong> zu finden ist, wurde. Die<br />

Neuanlage verknappt die Einträge dahingehend, daß <strong>von</strong> jeder Familie nur noch ein<br />

Mitglied stellvertretend für alle Angehörigen übernommen wird.<br />

-<br />

79 erlebt, der durch die Reformen <strong>von</strong><br />

1450 und 1485 80 einen vorläufigen Abschluß erreicht hatte.<br />

In der Gesamtheit der Anlage zeigen die Einträge auch eine Verengung des Fisch<br />

becker Beziehungsraumes auf seine direkte Umgebung. Sind in dem Necrolog und der<br />

urkundlichen Überlieferung noch überregionale Verbindungen auszumachen, so zeigt<br />

bereits das ältere <strong>Memorienbuch</strong> und auch die Neuanlage <strong>1509</strong> einen nur noch als provinziell<br />

zu bezeichnenden Beziehungsradius zur Laienwelt, während Kontakte zu anderen<br />

geistlichen Gemeinschaften längst nicht mehr existieren. Diese Verengung des<br />

Gesichtsfeldes kommt auch in der Zahl der Einträge zum Ausdruck: das <strong>Fischbecker</strong><br />

Necrolog verzeichnet weit über 1000 Personen, 81 im <strong>Memorienbuch</strong> <strong>von</strong> <strong>1509</strong> erscheinen<br />

dagegen nur noch 143 Namen.<br />

So erscheint das <strong>von</strong> der Konventualin Agnes Klencke neu angelegte jüngste und<br />

letzte Exemplar der <strong>Fischbecker</strong> Gedenküberlieferung einerseits als Bemühen, eine<br />

lange Tradition des Gebetsgedenkens fortzuführen und zu bewahren, andererseits ist es<br />

gleichzeitig Ausdruck für den Niedergang dieser Tradition, da außer den Mitgliedern<br />

der eigenen Gemeinschaft kaum noch Laien sich um den Eintrag in das <strong>Memorienbuch</strong><br />

bemühten. Dem entspricht auch der Rückgang der Stiftungen zum Seelenheil, die nach<br />

dem Jahr 1507 in der urkundlichen Überlieferung völlig erlöschen.<br />

79 H. KRUMWIEDE/H. MEYER-BRUCK (1977), S. 8.<br />

80 Vgl. dazu unter Punkt 1, Die <strong>Fischbecker</strong> Gemeinschaft.<br />

81 Vgl. U. RASCHE (1998), S. 55.

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