06.07.2013 Aufrufe

Das Fischbecker Memorienbuch von 1509 - Concilium medii aevi

Das Fischbecker Memorienbuch von 1509 - Concilium medii aevi

Das Fischbecker Memorienbuch von 1509 - Concilium medii aevi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

130<br />

ACHIM BONK: <strong>Das</strong> <strong>Fischbecker</strong> <strong>Memorienbuch</strong> <strong>von</strong> <strong>1509</strong><br />

morienbuch die Namen der zu kommemorierenden Personen nicht nach ihren Todesdaten,<br />

sondern nach bereits vorher festgelegten Terminen. 15<br />

C. Formale Anlage des <strong>Memorienbuch</strong>es<br />

Alle Seiten enthalten durch Blindritzung vorgeprägte Zeilen und Kolumnen. Die<br />

Anordnung der Einträge erfolgt nach einem gleichbleibenden Schema: Ganz links finden<br />

sich zu einzelnen Tagen Zahlzeichen, die der Berechnung der zyklischen Neumonde<br />

dienten; 16 rechts daneben bezeichnen die Buchstaben A – g den jeweiligen<br />

Wochentag (A = Sonntag, in roter Tinte); es folgen, mit roter Tinte geschrieben, die<br />

Zahlzeichen der römischen Kalenderzählung und wiederum rechts daneben das jeweilige<br />

Heiligenfest des Tages; jedoch sind bei weitem nicht alle Tage mit Heiligennamen<br />

versehen, viele bleiben frei und ohne nähere Bezeichnung. Direkt unter den Namen der<br />

Heiligen folgen ohne Abstand die Namenseintragungen der Personen, deren Memorie<br />

an diesem Tag begangen werden sollte. Die Heiligenfeste sind in der Regel mit<br />

schwarzer Tinte eingetragen; hohe kirchliche Festtage, zum Beispiel die Herren- und<br />

Marienfesttage, oder solche, die für die <strong>Fischbecker</strong> Kommunität besondere Bedeutung<br />

hatten, wie etwa die Johannesfesttage 17 oder die Kirchweihe (25.6.), sind in roter<br />

Tinte verzeichnet. Ebenfalls in roter Tinte sind die Abkürzungen für die Kalenden, die<br />

jeweiligen Monatsanfänge, eingetragen, diese auch in übergroßer Schrift. Jedem Monat<br />

vorangestellt erscheint in rot gleichsam als Überschrift die Anzahl seiner Tage.<br />

Auf den ersten Blättern des <strong>Memorienbuch</strong>es ist der Abstand zwischen den einzelnen<br />

Tagen und damit der Raum für mögliche Einträge der Anniversarien noch großzügig<br />

bemessen; jeweils fünf bis sieben Tage finden hier auf einer Seite Platz. Doch<br />

scheint der Schreiberin über kurzem bewußt geworden zu sein, daß die relativ kleine<br />

Anzahl der vorhandenen Pergamentblätter eine solche Großzügigkeit nicht zuließe, so<br />

daß bereits ab fol. 144v die Zahl der Tageseinträge zwischen neun und zwölf je Seite<br />

beträgt.<br />

Nicht dem <strong>Memorienbuch</strong> vorangestellt, sondern in den laufenden Text integriert ist<br />

eine kurze Notiz über die Gründung des Stifts. Sie ist auf der Versoseite des ersten<br />

Blattes (fol. 139v) über den Raum <strong>von</strong> drei Tagen (7.-9. Januar), an denen keine Heiligenfeste<br />

einzutragen waren, eingefügt. Als Gründungszeitpunkt wird allerdings fälsch-<br />

15 Vgl. P.-J. SCHULER (1987), S. 86f.<br />

16 Vgl. H. GROTEFEND (1982), S. 137.<br />

17 Die <strong>Fischbecker</strong> Kirche war seit 1254 Johannes dem Täufer als zweitem Patron neben der Gottesmutter<br />

Maria geweiht; auch bewahrte sie mit dem Kopfreliquiar eine wertvolle Reliquie dieses Heiligen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!