Das Fischbecker Memorienbuch von 1509 - Concilium medii aevi
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ACHIM BONK: <strong>Das</strong> <strong>Fischbecker</strong> <strong>Memorienbuch</strong> <strong>von</strong> <strong>1509</strong><br />
morienbuch die Namen der zu kommemorierenden Personen nicht nach ihren Todesdaten,<br />
sondern nach bereits vorher festgelegten Terminen. 15<br />
C. Formale Anlage des <strong>Memorienbuch</strong>es<br />
Alle Seiten enthalten durch Blindritzung vorgeprägte Zeilen und Kolumnen. Die<br />
Anordnung der Einträge erfolgt nach einem gleichbleibenden Schema: Ganz links finden<br />
sich zu einzelnen Tagen Zahlzeichen, die der Berechnung der zyklischen Neumonde<br />
dienten; 16 rechts daneben bezeichnen die Buchstaben A – g den jeweiligen<br />
Wochentag (A = Sonntag, in roter Tinte); es folgen, mit roter Tinte geschrieben, die<br />
Zahlzeichen der römischen Kalenderzählung und wiederum rechts daneben das jeweilige<br />
Heiligenfest des Tages; jedoch sind bei weitem nicht alle Tage mit Heiligennamen<br />
versehen, viele bleiben frei und ohne nähere Bezeichnung. Direkt unter den Namen der<br />
Heiligen folgen ohne Abstand die Namenseintragungen der Personen, deren Memorie<br />
an diesem Tag begangen werden sollte. Die Heiligenfeste sind in der Regel mit<br />
schwarzer Tinte eingetragen; hohe kirchliche Festtage, zum Beispiel die Herren- und<br />
Marienfesttage, oder solche, die für die <strong>Fischbecker</strong> Kommunität besondere Bedeutung<br />
hatten, wie etwa die Johannesfesttage 17 oder die Kirchweihe (25.6.), sind in roter<br />
Tinte verzeichnet. Ebenfalls in roter Tinte sind die Abkürzungen für die Kalenden, die<br />
jeweiligen Monatsanfänge, eingetragen, diese auch in übergroßer Schrift. Jedem Monat<br />
vorangestellt erscheint in rot gleichsam als Überschrift die Anzahl seiner Tage.<br />
Auf den ersten Blättern des <strong>Memorienbuch</strong>es ist der Abstand zwischen den einzelnen<br />
Tagen und damit der Raum für mögliche Einträge der Anniversarien noch großzügig<br />
bemessen; jeweils fünf bis sieben Tage finden hier auf einer Seite Platz. Doch<br />
scheint der Schreiberin über kurzem bewußt geworden zu sein, daß die relativ kleine<br />
Anzahl der vorhandenen Pergamentblätter eine solche Großzügigkeit nicht zuließe, so<br />
daß bereits ab fol. 144v die Zahl der Tageseinträge zwischen neun und zwölf je Seite<br />
beträgt.<br />
Nicht dem <strong>Memorienbuch</strong> vorangestellt, sondern in den laufenden Text integriert ist<br />
eine kurze Notiz über die Gründung des Stifts. Sie ist auf der Versoseite des ersten<br />
Blattes (fol. 139v) über den Raum <strong>von</strong> drei Tagen (7.-9. Januar), an denen keine Heiligenfeste<br />
einzutragen waren, eingefügt. Als Gründungszeitpunkt wird allerdings fälsch-<br />
15 Vgl. P.-J. SCHULER (1987), S. 86f.<br />
16 Vgl. H. GROTEFEND (1982), S. 137.<br />
17 Die <strong>Fischbecker</strong> Kirche war seit 1254 Johannes dem Täufer als zweitem Patron neben der Gottesmutter<br />
Maria geweiht; auch bewahrte sie mit dem Kopfreliquiar eine wertvolle Reliquie dieses Heiligen.